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DatenWahn



                  Immer mehr Speicherplatz für immer mehr
              Informationen: Was sich mit diesen Datenmas-
         sen anstellen lässt, erfahren Sie in diesem Themen-
      special von BusinessVALUE24.


    Lesen Sie jede Woche mehr auf businessvalue24.de



                   Dieses Themenspecial entstand in
           Kooperation mit der Hochschule Neu-Ulm.
© secretgarden / photocase.com
© JoeEsco / photocase.com




                            VORWORT
                            Daten sind international zu einem wichtigen Rohstoff geworden. Die Umsätze einer Ladenzeile, der Heizölver-
                            brauch einer Siedlung, Nutzerdaten von Telefonierern – das alles lässt sich zu Geld machen, wenn man es klug
                            anstellt. „Big Data“ ist das Schlagwort dafür. Für die deutschen Unternehmen, besonders für die Mittelständler,
                            ist dieses Thema noch Neuland. Sie stehen häufig zunächst vor der Aufgabe, ihr eigenes Datenmaterial ge-
                            schickt zu verwalten. In diesem Zusammenhang gewinnt die Technologie des Cloud Computing immer mehr an
                            Bedeutung. Dennoch wirft „Big Data“ auch Fragen auf. Gerade die Deutschen plagen vor allem Sicherheitsbe-
                            denken. Dieses Special greift die wichtigsten Debatten um Big Data auf, zeigt Techniken, Chancen, Risiken und
                            Lösungen. Im Mittelpunkt stehen Anwendungen für kleinere und mittlere Firmen.

                            Das aktuelle Themenspecial ist aus einer Kooperation zwischen der Hochschule Neu-Ulm (HNU) und Business-
                            VALUE24 entstanden. Alle Artikel dieses E-Papers haben Studierende verfasst. Wir danken allen Teilnehmern
                            des Seminars „ Textwerkstatt“ für ihre Mitarbeit.

                            Über uns: BusinessVALUE24 ist ein Online-Wirtschaftsmagazin für den Mittelstand. Wir berichten schwerpunkt-
                            mäßig über Social Media-Trends, Marketing im Web 2.0 und neue Technologien.




                                                                                                                                                   1
Inhalt
Tabellen können
lügen
BAHAR BAKHTIARY
Das menschliche Gehirn ist mit zusammenhanglo-
sen Zahlenkolonnen schnell überfordert. Wenn Da-
ten in Bilder übersetzt werden, lassen sich leichter
Strukturen und Muster erkennen.
                                                   3



Der verborgene Schatz - Wie Unternehmen
Open Data nutzen können

JANET DANIEL
Open Data sind frei verfügbare Daten, die kosten-
los zur Verfügung gestellt werden. Aus dem Daten-
material lassen sich neue Informationen gewinnen
und neue Geschäftsmodelle entwickeln.
                                                   5


Was Windeln mit Bier
zu tun haben
PATRICK NOTHELFER UND SIMON NIEDERER

Mit Hilfe von Business Intelligence (BI) soll die kom-
plexe Informations-Welt auf Knopfdruck in struktu-
rierte Datenreihen und bunte Grafiken umgewan-
delt werden.

                                                   8


Kann man den Wolken
trauen?
MIRIAM SCHLECHTER
Beim Cloud Computing werden Firmendaten auf
externen Servern gespeichert. Viele Mittelständler
haben Datenschutzbedenken und schöpfen die
Möglichkeiten des Cloud Computing nicht aus.
                                                  11


Webcontrolling:
Ein Schlüssel zum Unternehmenserfolg

VOLKER REICHERT
Wer eine Webseite anwählt, hinterlässt einen gro-
ßen Daten-Fußabdruck. Diese Informationen kön-
nen Firmen nutzen, um ihr Angebot auf die Bedürf-
nisse ihrer Kunden abzustimmen.
                                                  14



                                                         2
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                             Tabellen können
                             lügen
                             VON BAHAR BAKHTIARY. Kurven, Kuchen, Diagramme: Grafisch aufbereitete Fakten ermöglichen Unternehmern
                             die Übersicht zu behalten. Denn in Firmen fallen täglich große Mengen von Daten an. Zahlen, Entwicklungen und
                             Zusammenhänge werden für ein besseres Verständnis visualisiert, damit Führungskräfte daraus die richtigen Schlüsse
                             ziehen können.

                             Bedeutung korrekter Datenvisualisierung für das Unter-       eine Rolle. Nach dem Absturz der US-Raumfähre
                             nehmen                                                       „Columbia“ kam eine Untersuchungskommission
                             „Das menschliche Gehirn ist bei der Präsentation             zu dem Schluss, dass Fehlentscheidungen wegen
                             von zu vielen Dateneinheiten schnell überfordert“     ,      schlechter Aufbereitung der Informationen getroffen
                             erklärt das Vorstandsmitglied der Bensheimer Soft-           wurden. Wären Zusammenhänge und Auswirkun-
                             wareschmiede Tonbeller AG, Sebastian Hetzler. Vi-            gen besser dargestellt worden, hätte die Katastro-
                             sualisierung ist für ihn besonders wichtig, da es mit        phe verhindert werden können, so das Ergebnis der
                             ihrer Hilfe möglich ist, aus einzelnen Einheiten zusam-      Untersuchung. Im unternehmerischen Alltag geht es
                             menhängende Muster zu machen. Meistens geht es               zwar zumeist nicht um Menschenleben, aber lang-
                             darum, Fakten darzustellen, die Entscheidungen auf           fristig hängt von den richtigen Entscheidungen das
                             operativer oder strategischer Ebene unterstützen             Überleben des Unternehmens ab.
                             sollen. Aber auch das „Wie“ der Aufbereitung spielt


                                                                                                                                                  3
Umsetzung und Grenzen der Datenvisualisierung           der Blick auf zusätzliche Software sinnvoll sein, wie
Zur Datenvisualisierung stehen Unternehmen heu-         Kohlhammer feststellt.
te vielfältige Werkzeuge zur Verfügung. Vieles lasse
sich schon mit den Bordmitteln von Bürosoftware         Am Ende entscheidet der Mensch
wie Microsoft Excel erreichen, sagt Sebastian Hetz-     Manager sollten immer dann vorsichtig sein, wenn
ler. Entsprechend sind Lösungen ohne zusätzliche        die Darstellung versucht, Entscheidungen vorweg-
Kosten verfügbar. Daneben nutzen Unternehmen            zunehmen. Ein Beispiel dafür sind die häufig an-
immer häufiger technisch ausgefeilte Datensamm-         zutreffenden Ampeldarstellungen, die versuchen
lungen mit dazugehörigen grafischen Darstel-            Zusammenhänge in Rot-Gelb-Grün zusammen-
lungen der Informationen, den sogenannten Ma-           zufassen: „Eine Ampelschaltung basiert immer nur
nagement-Cockpits. Die Technik allein kann jedoch       auf definierten Regeln“ sagt Visualisierungsexper-
                                                                                 ,
nicht verhindern, dass die Aufbereitung hinter den      te Hetzler. Wichtige weitere Faktoren, die nicht zur
Erwartungen zurückbleibt und nicht als Grundlage        automatisierten Berechnung der Ampel gehören,
für Entscheidungen geeignet ist. Die Visualisierung     können dabei unberücksichtigt bleiben. Für Fraun-
sollte bestimmte Grundregeln einhalten, wie Jörn        hofer-Forscher Kohlhammer ist immer die mensch-
Kohlhammer vom Fraunhofer Institut für Grafische        liche Entscheidung maßgeblich, da automatische
Datenverarbeitung (IGD) betont: „Durch das fal-         Methoden keine abschließenden Antworten geben
sche Design können die Darstellungen schnell un-        könnten. Bei Visualisierung geht es somit um eine
leserlich werden und wichtige Informationen ge-         Hilfestellung, denn je besser Fakten und Zusam-
hen unter.“ Ein häufiges Problem sei, dass die in       menhänge bekannt sind, desto besser können sie
Bürosoftware und in sogenannten Management-             bei der Entscheidungsfindung berücksichtigt wer-
Cockpits vorgegebenen Darstellungen für die Er-         den. Wenn zukünftig das Volumen der verfügbaren
kennung von Zusammenhängen ungeeignet sind.             Daten weiterhin zunimmt, wird die Bedeutung der
Gerade in letzteren gelten Tachodarstellungen           sinnvollen Aufbereitung von Informationen wach-
als modern. Diese ermöglichen jedoch nicht das          sen. Entscheider sollten daher nicht darauf verzich-
wichtige Erkennen von Mustern und liefern wenig         ten, sich frühzeitig mit Datenvisualisierung ausein-
Information auf großem Raum, so Softwarespezia-         anderzusetzen.
list Sebastian Hetzler. Im schlimmsten Fall wird da-
durch die Entscheidung fehlgeleitet, ohne dass das
dem Unternehmer überhaupt bewusst ist.

Darüber hinaus wird die Aktualität der Daten im-           Autorin
mer wichtiger. „Eine Modefirma, die vor 10 Jahren          Bahar Bakhtiary
noch vier Kollektionen herausgebracht hat, bringt
heutzutage zwölf und mehr auf den Markt“ lautet
                                              ,
ein Beispiel von Jörn Kohlhammer. Wie wichtig die
Aktualität ist, hängt letztendlich auch von der Bran-
che ab. Für den Fraunhofer-Experten gilt in jedem
Fall: „Wichtig ist, dass der Benutzer genau weiß,
wie aktuell und sicher die Daten sind.“ Die Visuali-
sierung sollte einen entsprechenden Hinweis dazu
enthalten.

Datenvisualisierung in mittelständischen Unternehmen
Gerade für Mittelständler ist interessant, dass es
sich nicht um aufwendige technische Lösungen
handeln muss, sondern um Methoden, die jeder
auch mit der einfachen Bürosoftware nachvoll-              Bahar Bakhtiary studiert im sechsten Semester
                                                           Informationsmanagement und Unternehmens-
ziehen kann. Sebastian Hetzler sieht Vorteile der
                                                           kommunikation an der Hochschule Neu-Ulm.
grafischen Aufbereitung von Informationen für              Im Umfeld Kennzahlen und Visualisierung absol-
alle Unternehmen: „Datenvisualisierung ist für je-         vierte sie vor zwei Semestern ihr Praktikum. Ein
den wichtig, der Entscheidungen treffen muss.“             weiterer Interessenschwerpunkt liegt im Bereich
Die Größe des Unternehmens spielt dabei keine              Marketing/PR. In diesem Umfeld möchte sie im
Rolle. Bei Fragen zu geeigneten Kennzahlen oder            nächsten Semester Ihre Bachelorarbeit schreiben
der Technik, können der Einsatz von Beratern und           und sieht auch dort ihre zukünftige Karriere.

                                                                                                                4
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Der verborgene Schatz
Wie Unternehmen Open Data nutzen können
VON JANET DANIEL. Öffentliche Ämter haben in den letzten Jahrzehnten massenhaft Daten gesammelt und archi-
viert. Bei der Idee von Open Data sollen diese Fakten transparent und für jeden zugänglich gemacht werden. Doch
die Nutzung von offenen Daten kommt in Deutschland erst langsam in Schwung. Dabei ist dieses Material Gold wert.



Ein Beispiel: Stefanie ist neu in Bremen. Weil sie          Michael Radomski, Geschäftsführer einer Agen-
sich noch nicht gut auskennt, braucht sie meist             tur für Citymarketing, hat den Bedarf von Bürgern
etwas länger, bis sie den nächsten Bäcker, einen            und das Datenangebot der Stadt Bremen zusam-
Badeort oder einen schönen Spazierweg für sich              mengebracht. Seine Agentur hat die mobile An-
und ihren Hund gefunden hat. Die Informationen,             wendung „Cityguide Bremen“ entwickelt, die mit
die Stefanie braucht, hat die Stadt Bremen                  den kommunalen Daten über wichtige Fragen in-
archiviert. Sie hat Daten über die ansässigen               formiert. Diese Idee gefiel auch der Jury vom ers-
Firmen, die Wasserqualität der Bäder und über               ten deutschen Open Data-Wettbewerb „Apps für
die Hundekotbehälter in Parks gesammelt und                 Deutschland“ Sie vergab 2010 für den Cityguide
                                                                         .
unter www.daten.bremen.de frei zur Verfügung                Bremen in der Kategorie „Applikationen Unter-
gestellt – kurz: zu Open Data gewandelt. Das                nehmen“ den ersten Preis. Radomski findet, dass
Problem: Die Daten haben eine komplizierte                  das Erfolgspotenzial von offenen Daten auf der
Struktur und sind nicht automatisch auszuwerten.            Hand liegt: „Aus meiner Sicht ist Open Data nichts


                                                                                                                       5
Was ist "Open Data" & "Open                          Beirat Linz und Herausgeber des Handbuchs für
   Government"?                                         kommunale Netzpolitik „Freiheit vor Ort“ Er findet,
                                                                                               .
                                                        dass es gerade für mittelständische Firmen eine
   Hinter „Open Data“ steckt die Idee, Daten            Chance ist, Open Data wirtschaftlich zu nutzen.
   ganz ohne Nutzungsbeschränkungen zur                 „Diese Unternehmen sind in der Region ansässig
   Verfügung zu stellen. Sie werden somit als           und wissen, wo und wie sich lokale Daten am bes-
   Gemeingut verstanden. Herausgeber der                ten in Dienstleistungen verwenden lassen.“
   Daten können zum Beispiel staatliche Ein-
   richtungen, Unternehmen, Verbände oder               Open Data-Portale machen die Daten kostenfrei
   gemeinnützige Organisationen sein. Weil              und idealerweise automatisiert zugänglich. Fors-
   Behörden ohnehin bereits über mehrere                terleitner sieht noch einen weiteren Vorteil: „Es
   Jahre Daten erhoben und dies mit Steuer-             müssen keine Rechte abgeklärt werden, stattdes-
   geldern finanziert haben, sind sie momentan          sen kann sofort mit vorhandenen Datenbeständen
   die erste Anlaufstelle, um offene Daten be-          experimentiert und diese können in eine bestehen-
   reit zu stellen.                                     de Dienstleistung einbezogen werden.“ In seinem
   Haben staatliche Einrichtungen die Absicht,          Handbuch zieht er das Fazit, dass eine Kultur des
   die eigenen Vorgänge transparenter zu ma-            offenen Zugangs und des freien Wissens Rahmen-
   chen und Bürger an politischen Prozessen             bedingungen für lokale Innovation in den Berei-
   teilhaben zu lassen, so bezeichnet man dies          chen Wissenschaft, Wirtschaft sowie Kunst und Kul-
                                                        tur schafft. Mittels freier Datensätze können also
   als „Open Government“    .
                                                        nicht nur Software-Firmen wie die Cityguide AG
                                                        erfolgreich sein, sondern Unternehmen aus allen
                                                        Branchen. Immobilienfirmen beispielsweise könn-
                                                        ten Informationen über die soziale Infrastruktur
                                                        eines Stadtgebiets wie die Anzahl der Schulen, Po-
anderes als das, was Google macht: Daten zu digi-       lizeistationen oder kulturellen Einrichtungen dafür
talisieren und zur Verfügung zu stellen.“               nutzen, den Wert von Häusern und Grundstücken
                                                        besser einzuschätzen.
Wie werden Daten offen?
Google ist eine sprudelnde Informationsquelle.
Die Suchmaschine steht aber auch immer wieder
in der Kritik, Urheberrechte oder den Datenschutz          Open Data-Beispiele:
zu ignorieren. Die Informationen, die Open Data
                                                           • Apps für Deutschland:
liefern, sollen diese Rechte nicht verletzen. Die Or-      	       www.apps4deutschland.de
ganisation Open Data Network hat 2010 die Prin-            • Bürgerhaushalte in Deutschland:
zipien für offene Daten veröffentlicht, um Behörden        	       www.buergerhaushalt.org
in Deutschland bei der Öffnung ihrer Datensätze            • Code for America:
zu helfen. Die Ämter sollen demnach alle Daten             	       www.codeforamerica.org
herausgeben, die keine Rechte verletzen oder die           • Open Data Showroom:
Sicherheit beschränken. Damit möglichst viele              	       www.opendata-showroom.org
Nutzer auf die Daten zugreifen können, sollen sie          • Weltbank:
                                                           	       data.worldbank.org
dabei nicht durch eine erforderliche Registrierung
beeinträchtigt werden. Weiterhin müssen die Da-
ten in einem einheitlichen Format bereitstehen und
maschinenlesbar sein.
                                                           Video "What is open Data?"

Kommunale Daten für den Mittelstand
Vereinzelte Behörden im deutschsprachigen Raum
haben diese Anforderungen schon umgesetzt und
Auszüge ihrer gesammelten Daten veröffentlicht.
Die Städte Berlin, Bremen, Linz, München und
Wien sind Vorreiter beim Thema Open Data. Chris-
tian Forsterleitner ist Mitglied im Open Commons



                                                                                                              6
Frei und preiswert                                      Das Bundesinnenministerium gab dieses Jahr eine
Ausschlaggebend für erfolgreiche Innovationen,          Studie in Auftrag, um Fragen zu Open Government
die auf Open Data beruhen, sind zwei Aspekte:           zu klären und „mit mehr Transparenz, Teilhabe
Einerseits entscheidet die innovative Weitsicht der     und Zusammenarbeit eine stärkere Öffnung des
Behörden darüber, welche der Daten als nächstes         Staates gegenüber der Gesellschaft“ anzustre-
zur Verfügung gestellt werden. Andererseits liegt es    ben, heißt es in einer Pressemitteilung. Das Bun-
an der Kreativität der einzelnen Unternehmen, aus       desministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit
Open Data neue Geschäftsmodelle zu entwickeln.          und Entwicklung ist schon einen Schritt weiter und
Doch ist eine kommerzielle Nutzung von kostenfrei-      macht unter www.buergerhaushalt.org deutlich,
en Daten grundsätzlich legitim? Michael Radomski        welche Kommunen ihre Bürgerinnen und Bürger
von Cityguide hat dazu eine klare Meinung: „Open        bei der Haushaltsplanung mit einbeziehen. Im Jahr
Data sollte grundsätzlich nichts kosten. Wenn ein       2013 soll unter www.daten-deutschland.de die
Unternehmen Open Data so erfolgreich umsetzt,           Open Data-Plattform von Bund und Ländern an
dass es dadurch Gewinne macht, sind die Steuern         den Start gehen.
eine Gegenleistung. Zudem sind die Daten bereits
vorhanden und die Kosten für die Bereitstellung
sind nicht besonders hoch.“ Bei vielen Datenab-
fragen steigt allerdings auch die Serverauslastung.
Radomski schlägt in diesem Fall vor, dass massive
Nutzer ab einer bestimmten Anzahl von Abfragen
zahlen müssten. „Wenn der Preis auf wenige Cents
pro Abfrage festgelegt ist, tut das keinem weh und
die Serverkosten können ausgeglichen werden“    .

Politik wird offen für Transparenz
Weil die Daten bisher in erster Linie von Behörden
bereitgestellt werden, spielt die Politik bei der Um-
setzung von Open Data eine tragende Rolle. „Als
Wettbewerbsthema ist Open Data deutlich erkenn-            Gastautorin
bar, und es wird auch in der Politik massiv voran-
getrieben. Aber gerade hier gibt es auch Hürden.
                                                           JANET DANIEL
Denn Daten verfügbar zu machen, bedeutet, sie
transparent zu machen. Das ist nicht immer von al-
len gewünscht“ so Radomski. Ausschreibungen wie
                 ,
„Apps für Deutschland“ demonstrieren die Bereit-
schaft einzelner Politiker, sich mehr für Open Data
einzusetzen.




                                                          Janet Daniel studiert Informationsmanagement
                                                          und Unternehmenskommunikation an der Hoch-
                                                          schule Neu-Ulm. Ihre Interessenschwerpunkte
                                                          liegen im Informationsdesign und in der effizien-
                                                          ten Datenkollaboration. Für die deutschlandwei-
                                                          te Studenteninitiative Weitblick errichtete sie eine
                                                          Plattform für das Wissensmanagement. Auf Twit-
                                                          ter ist sie unter @goldfisch zu erreichen.


                                                                                                                 7
© selimaksan / iStockphoto




                             Was Windeln mit Bier
                             zu tun haben
                             VON PATRICK NOTHELFER UND SIMON NIEDERER. Das im Jahr 2012 erzeugte weltweite Datenvolumen wird laut
                             einer Studie des Marktforschungsunternehmens IDC 2,7 Zetabytes betragen. In Bytes ausgedrückt ist das eine Zahl mit
                             21 Stellen. Oder 2,6 Billionen Festplatten zu je einem Gigabyte. Die gewaltige Datenflut findet durchaus Platz, denn
                             die Preise für Speicher sinken seit Jahren. Das Sammeln und Verarbeiten der Daten benötigt aber viel Zeit – und die
                             ist bekanntlich knapp, vor allem in Unternehmen. Das Zauberwort für dieses Problem heißt „Business Intelligence“ (BI).

                             BI verspricht auf Knopfdruck strukturierte                     geben, damit es wichtige Entscheidungen für das
                             Datenreihen und bunte Grafiken. Doch der Weg                   Unternehmen treffen kann“ so Dieing.
                                                                                                                    ,
                             dahin ist lang. „Die Welt ist komplexer geworden“
                             sagt Karl Dieing. Er ist IT-Leiter beim schwäbischen           An sich ist das nichts Neues. Seit jeher sammeln
                             Aluminium-Schmelzwerk Oetinger:„Globalisierung,                Unternehmen Informationen aus Produktion, Ver-
                             mehr Wettbewerb und immer leistungsfähigere                    trieb oder Marketing um Rückschlüsse auf die
                             Informationssysteme bewirken, dass zunehmend                   Geschäftssituation abzuleiten. Doch wo früher ein
                             Daten gesammelt werden“ Diese zu strukturieren,
                                                          .                                 handgeschriebener Zettel mit den Zahlen der Ta-
                             auszuwerten und grafisch darzustellen ist Aufgabe              gesproduktion durchaus zweckmäßig war, erfor-
                             der Business Intelligence (kurz: BI). „Ziel ist es,            dern explosionsartig steigende Datenmengen heut-
                             dem Management Informationen an die Hand zu                    zutage intelligente Business-Informationssysteme.



                                                                                                                                                      8
Data-Warehousing                                      arbeiterin Margit Sauter: „In Sachen Benutzer-
                                                         freundlichkeit haben viele BI-Anwendungen noch
   Das sind große Datenbanksysteme. Die Daten            Optimierungspotential. Das Ganze kann für den
   werden im ersten Schritt aus dem ERP-System           einzelnen Benutzer ziemlich unübersichtlich und
   eines Unternehmens extrahiert, bereinigt, struk-      verwirrend sein“ Dies ist oftmals der immensen
                                                                          .
   turiert und dann in die Datenbank eingespielt.        Menge an unterschiedlichen Datenstrukturen ge-
   Derart aufbereitet, können die Daten beim Data
                                                         schuldet. Gezielte Schulungen schaffen Abhilfe,
   Mining analysiert werden.
                                                         werden aber von Unternehmen in der Praxis zu sel-
                                                         ten angeboten. Hier macht Sauter Nachholbedarf
                                                         aus und sieht die Firmen in der Pflicht.
Die Grundlage für alle BI-Systeme sind „Data-
Warehouses“ Hinter diesem Begriff verbergen sich
              .
riesige Datensilos, die viele Terabyte groß sein kön-
nen. Durch eine Datenbankanbindung können zum               Data Mining
Beispiel Produktion, Vertrieb oder Geschäftsleitung
selektiv auf die gespeicherten Daten zugreifen: „Je         Das Mining (engl.: Bergbau) ist bildlich zu verste-
nach Informationsbedarf können Vertriebs- und               hen. Auch der Datenberg kann wertvolle Schätze
Absatzzahlen oder Produktionsdaten in Echtzeit              bergen, die durch das Data Mining sichtbar wer-
abgerufen werden“ erklärt Dieing und fügt hinzu
                    ,                                       den. Bei diesem Analyseverfahren werden große
„die Daten sind strukturiert, visuell aufbereitet und       Datenreihen, die scheinbar nicht zusammenhän-
deshalb gut vergleichbar.“                                  gen auf signifikante Wechselbeziehungen unter-
                                                            sucht.
Bier und Windeln
Eine verbreitete Methode, an gewinnbringende In-
formationen zu gelangen, ist das „Data Mining“ –
ein spezielles Analyseverfahren, das oft im Einzel-
handel verwendet wird. Dabei werden Datenreihen
nach Zusammenhängen, die so nicht offensichtlich
sind, durchleuchtet. Der weltgrößte Einzelhändler,          Gastautor
Walmart, soll so durch eine Warenkorbanalyse                PATRICK NOTHELFER
herausgefunden haben, dass freitagabends Bier
in Kombination mit Windeln besonders oft gekauft
wird. Die Erklärung: Junge Männer kaufen sich
Bier, während sie von den Frauen zusätzlich beauf-
tragt werden, für den gemeinsamen Nachwuchs
Windeln zu besorgen. Der Supermarktriese will mit
dieser Erkenntnis ein Vermögen verdient haben, in-
dem er Bier neben Windeln ausgelegt hat.

Für mittelständische Unternehmen stellen sich trotz
der Goldgräberstimmung, die sich angesichts ei-
nes solchen Beispiels einstellen mag, anfangs vie-
le Fragen: Lohnt sich das? Brauche ich das? Ab
welcher Datenmenge macht BI überhaupt Sinn?
Pauschal lässt sich das nicht beantworten. Der              Patrick Nothelfer studiert Informationsmanage-
Aufbau eines solchen Systems benötigt Zeit und              ment und Unternehmenskommunikation an der
Durchhaltevermögen: Bevor man aussagekräftige               Hochschule Neu-Ulm. Besonders interssieren ihn
Analysen erwarten kann, müssen vorhandene Da-               die Bereiche Personalmanagement und Unter-
ten bereinigt, gegliedert und eingepflegt werden.           nehmenskommunikation.
Hierbei ist zu berücksichtigen, dass dieses Material        Derzeit absolviert er sein Praxissemester in der
einheitlich erfasst wird. Ansonsten fließt es nicht in      Human Resources Abteilung bei Cassidian in
die Analyse ein.                                            Ulm. Dort liegt sein Fokus auf der Betreuung
                                                            von Praktikanten und der Organisation von Re-
                                                            cruiting- und Einführungsveranstaltungen für den
Dies ist nicht das einzige Hindernis, das eine Aus-
                                                            HR-Bereich..
wertung erschweren kann, weiß Oetinger Mit-

                                                                                                                  9
Implementierung variieren je nach Umfang stark.
                                                     Neben kostenpflichtiger Software haben sich
                                                     auch Open-Source-Lösungen auf dem Markt
  ©Erdbeermarmelade / photocase.com




                                                     etabliert. Die Software ist kostenlos, jedoch in
                                                     ihrer Funktionalität oftmals eingeschränkt. Erwei-
                                                     terungen, Schulungen und Handbücher kosten
                                                     auch hier Geld.

                                                     Zukunft ist mobil
                                                     Einige Anbieter stellen bereits mobile Erweite-
                                                     rungen zur Verfügung. „An der Visualisierung und
                                                     an der Verarbeitung großer Datenmengen muss
                                                     zwar noch gearbeitet werden, aber der Trend hat
                                                     Potenzial“ glaubt Dieing.
                                                                ,

                                                     So könnten Quartalszahlen auf dem Smartphone
                                                     oder dem Tablet-PC bald zum Büroalltag gehö-
   Das Business Application Research Center          ren. Entscheidungsträger können diese bequem
   (BARC) ist ein Forschungs- und Beratungsin-       mobil abrufen und sind immer auf dem aktuel-
   stitut für Unternehmenssoftware mit Fokus auf     len Stand. Dann bleibt auch mehr Zeit für die
   die Bereiche Business Intelligence, Enterprise    wirklich wichtigen Sachen, zum Beispiel für den
   Content Management (ECM) und Enterprise           nächsten Einkauf im Supermarkt – mit Bier und
   Resource Planning.                                Windeln vielleicht.
   BARC ist Herausgeber der bekannten Studie
   „Business Intelligence“, in der alle führenden
   Anwenderwerkzeuge für Reporting, Analyse
   und Co. getestet und bewertet werden. Da-
                                                       Autor
   neben gibt es auch eine Studie über Open-           SIMON NIEDERER
   Source-Anwendungen im BI-Bereich. Beide
   Studien sind kostenpflichtig.




30 Minuten gespart
Beherrscht man jedoch die Abfragen, so bietet
das System viele Möglichkeiten und spart Zeit:
„Wir sparen bis zu 30 Minuten pro Abfrage“ er-
                                             ,
klärt Sauter. Multipliziert man das mit den Mitar-
beitern und Reports, die täglich in einem mittel-
ständischen Unternehmen zusammenkommen,
ergibt sich ein gewaltiges Einsparpotenzial. Das
Zusammenspiel der verschiedenen Datenbanken            Simon Niederer studiert Informationsmanage-
ermöglicht es, „Daten mit einem anderen Blick-         ment und Unternehmenskommunikation an der
winkel zu betrachten und lässt Prognosen zu, die       Hochschule Neu-Ulm. Als freischaffender Bild-
einen ausschlaggebenden Wettbewerbsvorteil             und Textgestalter mit über 8 Jahren Berufserfah-
                                                       rung in Druckereien, Agenturen und Marketin-
liefern können“ rechtfertigt Dieing die Kosten für
                ,
                                                       gabteilungen berät er heute Unternehmen und
BI-Systeme. Diese können leicht in den sechsstel-      Vereine bei ihren Online- und Offlinestrategien.
ligen Bereich gehen.                                   Während seines Praxissemesters bei ulrich medi-
                                                       cal, einem Medizintechnikunternehmen aus Ulm,
Bereitgestellt werden die Systemlösungen von           plant er den Relaunch der Website, entwirft cross-
Softwareherstellern, unter ihnen Schwergewich-         mediale Kampagnen für Neuprodukte oder feilt
te wie SAP, IBM und Oracle. Die Kosten für die         an einem frischen Corporate Design.


                                                                                                            10
© AndreasF / photocase.com




                             Kann man den Wolken
                             trauen?
                             VON MIRIAM SCHLECHTER. Cloud Computing hat viele Vorteile. Von jedem Ort aus kann man unkompliziert auf
                             Unternehmensdaten und -prozesse zuzugreifen. Doch laut einer Studie der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesell-
                             schaft PwC nutzen es bisher nur wenige mittelständische Unternehmen. Die meisten Firmen trauen der neuen IT-Lösung
                             in puncto Datenschutz nicht über den Weg. Woran liegt das? Und was tun Anbieter um die Cloud („Wolke“) in ein
                             besseres Licht zu rücken?


                             Wenn Unternehmen Cloud Computing betreiben,                  den. Das heißt, dass die über das Netz bezogenen
                             schicken sie ihre Daten und Anwendungen zwar                 Dienste dem jeweils aktuellen Bedarf an Speicher-
                             nicht himmelwärts, aber zumindest lagern sie au-             platz, Rechenleistung oder Softwarenutzung ange-
                             ßerhalb des eigenen Rechenzentrums. Diese Daten              passt werden. Somit werden den Nutzern nur die
                             und Programme lassen sich dann nur über das In-              Dienstleistungen berechnet, die auch tatsächlich
                             ternet abrufen.                                              in Anspruch genommen wurden. Und wie die Da-
                                                                                          ten vom E-Mail-Account können auf diese Weise
                             Das Prinzip ist nichts Neues. Im Grunde funktioniert         selbst komplexe Geschäftsanwendungen zu jeder
                             jedes beliebige E-Mail Programm auf diese Wei-               Zeit, von überall auf der Welt abgerufen werden.
                             se. Der neue Ansatz der Cloud Dienste liegt darin,
                             dass die vom Unternehmen angeforderten IT-In-                Trotz dieser Vorteile verlagern laut einer Studie
                             frastrukturen dynamisch zur Verfügung gestellt wer-          der PwC nur etwa 12 Prozent der deutschen Mit-

                                                                                                                                                  11
telständler ihre IT-Ressourcen in die Cloud. Die im    Computing geht. Unter den zahlreichen Anbietern,
Februar 2011 durchgeführte Studie ergab weiterhin,     die ihre persönlichen Versionen einer sicheren Cloud
dass über 70 Prozent der gut 350 befragten Füh-        präsentierten, war auch die Deutsche Telekom. Ihr
rungskräfte aus dem deutschen Mittelstand, dem         Stichwort zum Thema Datensicherheit ist Transpa-
Trend wegen Sicherheitsbedenken skeptisch ge-          renz. So wissen die Kunden der Telekom stets, wo
genüberstehen. Nach Meinung des Bundesdaten-           ihre Daten gespeichert werden, erläutert die Tele-
schutzbeauftragten Peter Schaar ist vor allem bei      kom-Mitarbeiterin Caroline Bergmann. „In aller
Cloud Services „die Vertrauenswürdigkeit des An-       Regel sind das bei uns hochsichere, TÜV-zertifizierte
bieters von entscheidender Bedeutung“ da derje-
                                         ,             Rechenzentren in Deutschland.“ Damit sollen vor al-
nige der in die Cloud geht „ein Stück der eigenen      lem die Bedenken der Mittelständler zerstreut wer-
Kontrolle über die Datenverarbeitungseinrichtun-       den. Denn wenn die Daten in Deutschland lagern,
gen“ an ihn übergibt. Praktisch geht es um ein Stück   unterliegen sie einer der sichersten Datenschutz-
Privatsphäre.                                          richtlinie der Welt. „Die Kunden haben Recht, wenn
                                                       sie genau hinschauen, wem sie ihre Daten anver-
Das Risiko von Datenverlust und Datenklau hängt        trauen und welche Cloud-Lösung sie wählen. Wir
aber nicht nur vom Anbieter, sondern vor allem von     beraten Kunden, welche Daten sie in die öffentliche
der Form der Cloud ab. Bei der Private Cloud bei-      Cloud legen können und für welche Daten sie die
spielsweise werden alle Daten im eigenen Rechen-       noch besser geschützte Private Cloud wählen soll-
zentrum gelagert und nur an Endgeräte vergeben,        ten“ sagt Bergmann.
                                                           ,
die Zugriff auf das private Netzwerk oder Intranet
haben. Im Gegensatz dazu lagern die Daten inner-       Aber nicht nur durch Transparenz kann Vertrauen
halb einer Public Cloud auf einem fremden Server,      und Sicherheit in der Cloud gewährleistet werden.
auf den das Unternehmen selbst keinen Zugriff hat.     Die Nürnberger Firma BioID setzt bei ihrem Sicher-
Der Gedanke, wichtige Firmendaten Fremden zu           heitssystem vor allem auf das Thema Zugriffsschutz.
überlassen, löst bei den meisten Mittelständlern Un-   Ob Facebook, eBay oder Amazon – bisher wur-
behagen aus und steigert vor allem deren Sicher-       de der Zugriff auf Internetportale durch die Abfra-
heitserwartungen an die Cloud Dienste.                 ge eines Usernamens und Passworts beschränkt.
                                                       Die Sicherheit dieser Zugriffsmechanismen steht
Auch das diesjährige Motto der Cebit „Managing         aufgrund der jüngsten Datenpannen immer mehr
Trust“ beweist, dass Datenschutz immer noch ei-        in Frage. Um die sensiblen Daten in der Cloud
nes der wichtigsten Themen ist, wenn es um Cloud       solchen Angriffen nicht aussetzen zu müssen, hat




                                                                                        Grafik: BioID




                                                                                                               12
BioID einen neuen Authentifikations-Service entwi-
ckelt. Bei diesem Verfahren werden Zugriffsberech-
tigte mit Hilfe von biometrischer Gesichtserken-
nung erkannt. So kann mit einer handelsüblichen
Webcam, die keinerlei weitere Software bedarf, si-
chergestellt werden, dass nur berechtigte Personen
auf die Daten zugreifen können.

Konzepte für die Sicherheitsanforderungen von
Cloud Computing gibt es also genug. Trotzdem
sollte jedes Unternehmen im Vorhinein die Gefah-
ren, die mit der Auslagerung der Daten verbunden
sind, richtig einschätzen. Nur so kann der Bedarf
an Sicherheit erkannt und die richtige Lösung ge-
funden werden. Laut Einschätzung des Bereichslei-
ters für IT Service des Branchenverbands Bitkom,
Mathias Weber, werden die Bedenken, die der Mit-
telstand gegenüber Cloud Computing noch hat,
schnell abgebaut werden. Auch die voranschrei-
tenden Entwicklungen der Cloud Sicherheit werden
ein Stück dazu beitragen, die Vorstellung der Ge-
witterwolke zu vertreiben.




                                                     Autorin
                                                     MIRIAM SCHLECHTER




                                                     Miriam Schlechter studiert Informationsmanage-
                                                     ment und Unternehmenskommunikation an der
                                                     Hochschule Neu-Ulm. Sie fühlt sich in der Online
                                                     Welt zuhause und kann sich dabei unter ande-
                                                     rem für die Konzeptentwicklung von Webseiten
                                                     und anderen Online-Marketing Maßnahmen
                                                     begeistern. Zurzeit absolviert sie bei der Wer-
                                                     beagentur Serviceplan in München ihr Praxisse-
                                                     mester im Bereich Konzeption und Informations-
                                                     architektur.



                                                                                                        13
© complize / photocase.com




                             Web Controlling:
                             Ein Schlüssel zum Unternehmenserfolg
                             VON VOLKER REICHERT. Was machen Besucher eigentlich auf einer Website? Wo halten sie sich auf und welche
                             Möglichkeiten gibt es, ihre Aktivitäten zu steuern? Solche Fragen lassen sich mit Hilfe moderner Web-Analytics Tools
                             leicht beantworten. Wertvoll sind die erhobenen Daten jedoch erst, wenn man sie korrekt zu deuten und anzuwenden
                             weiß.

                             Sogenannte Web-Analytics Tools, auch Web-Con-                 überraschend einfach, erklärt der Herausgeber der
                             trolling oder Web-Tracking genannt, machen es                 Blogs Web Analytics Europa, Ralf Haberich: „Ruft
                             möglich, Bewegungen und Aktivitäten von Besu-                 ein Nutzer eine Website auf, wird mit dieser auch
                             chern auf Internetseiten zu beobachten. Die somit             ein winziges, unsichtbares Pixel vom entsprechen-
                             gewonnen Daten enthalten wertvolle Informatio-                den Analyticsserver mitgeladen.“ Dieses soge-
                             nen über das spezifische Nutzerverhalten und wer-             nannte Zählpixel misst, analysiert und gibt in Echt-
                             den meist mit Hilfe von Grafiken und Kennzahlen               zeit Auskunft darüber, wo sich ein Nutzer auf der
                             dargestellt. Ziel ist es, die Ergebnisse auszuwerten          Website aufhält und welchen Weg er beschreitet.
                             und sie zu verwenden, um den Webauftritt zu ver-              Entscheidend ist dabei die korrekte Einbindung auf
                             bessern.                                                      die einzelnen Websites, nur so sind fehlerfreie und
                                                                                           aussagekräftige Analysen möglich.
                             Ein Pixel mit großer Wirkung                                  In der schnelllebigen Internetwelt ist es wichtig,
                             Die Funktionsweise hinter diesem Instrument ist               seine Webseite ständig zu verbessern. Die Opti-

                                                                                                                                                    14
mierung sollte als Zyklus angesehen werden der          Web-Analytics „als kontinuierlicher Prozess im Un-
einmal abgeschlossen, unmittelbar wieder von            ternehmen etabliert werden, mit klaren Ressourcen
vorne beginnt. Bezogen auf Web Controlling wird         und Verantwortlichkeiten.“
hier von einem Zyklus in vier Schritten gesprochen:
So werden im ersten Schritt, Ziele und gewünschte       Qualität statt Sammelwut
Soll-Werte festgelegt. Ein solches Ziel könnte zum      Um den Webauftritt nutzerfreundlicher gestalten zu
Beispiel sein, dass sich mehr Besucher über ein         können, gilt es Lücken aufzuspüren. Hier hilft Web-
Online-Formular registrieren.                           Analytics. Wichtig ist jedoch, dass sich die Anwen-
                                                        der auch mit den entdeckten Schwachstellen aus-
Der darauf aufbauende zweite Schritt besteht aus        einandersetzen, um geeignete Lösungen zu finden.
dem eigentlichen Analyse Tool. In welcher Reihen-       Andernfalls bliebe es bei der Analyse – und der
folge werden die Felder ausgefüllt? Was passiert        Effekt wäre dahin.
auf der Registrierungsstrecke? Wo sind Stellen, an
denen Besucher zögern oder gar abbrechen? Es            Vordergründig kommt es also nicht auf die Menge
werden also Daten und Informationen von Be-             der gesammelten Daten an, sondern vielmehr auf
suchern erfasst, die für das jeweilige Ziel hilfreich   die korrekte Website-Anbindung, die richtige Inter-
sind. Daraus werden nun im nächsten Schritt die         pretation relevanter Daten sowie auf die Kontinu-
tatsächlich erreichten Ist-Werte abgeleitet. Ver-       ität, mit der gemessen wird. Zudem sollte genau
gleicht man nun anschließend Soll- und Ist-Werte        überlegt werden, was von einem Analyse-Tool er-
miteinander und stellt Abweichungen fest, gilt es       wartet wird, um bei der Wahl des geeigneten Sys-
die entsprechenden Schwachstellen zu optimieren.        tems Fehler zu vermeiden. Denn natürlich ist auch
„Der Zyklus beginnt von Neuem, wenn die Wirk-           in diesem Bereich Software nicht gleich Software.
samkeit dieser Optimierungen gemessen wird“ er-  ,      Mittlerweile gibt es ein breites Angebot, ob für
läutert der Geschäftsführer beim Softwarehersteller     Privatpersonen, kleine und mittlere Unternehmen
etracker, Christian Bennefeld. Um Schwachstellen        oder globale Großkonzerne.
unablässig auszumachen und zu beheben, müsse




                                                                                                              15
Sämtliche dieser Schritte gilt es zu beachten, bevor   Daten aus allen Bereichen
mit teuren Marketingmaßnahmen auf die Internet-        Neben dem Datenschutz wird es zukünftig im-
präsenz aufmerksam gemacht wird. Das Risiko            mer mehr auf die Verschmelzung von Informati-
von enttäuschten Besuchern und einer negativen         onen aus Online- sowie Offline-Bereichen an-
Resonanz ist hoch, überstürzt man derartige Wer-       kommen. Das heißt auch soziodemografische
bemaßnahmen, ohne den Webauftritt vorher auf           Merkmale wie Alter, Bildung und Einkommen
Herz und Nieren getestet zu haben.                     werden vermehrt in die Web-Analysen einflie-
                                                       ßen. Dadurch werden diese noch genauer und
Heikles Thema Datenschutz                              Webseiten können nutzerfreundlicher gestaltet
„Webseiten-Betreiber unterliegen dem Teleme-           werden. Die Anzahl der Unternehmen, die auf
diengesetz und – sofern sie personenbezogene           Web-Controlling setzen, steigt von Jahr zu Jahr
Daten erfassen – auch dem Bundesdatenschutz-           weiter an, denn der Nutzen ist beträchtlich: Be-
gesetz,” erklärt Bennefeld. Zum Schutz der per-        reits kleinere Optimierungen der Website kön-
sönlichen Daten ist es beispielsweise nicht erlaubt,   nen helfen, Besucher zu binden, sie richtig zu
die vollständige IP-Adresse eines Besuchers zu         führen und somit den Unternehmenserfolg zu
speichern. „Wenn eine Website besucht wird, muss       steigern.
es dort die Möglichkeit geben, nicht analysiert
zu werden, und die IP-Adresse ist vom Analyse-
Anbieter unkenntlich zu machen“ so Blogger Ha-
                                   ,
berich. Aktuell sieht es in der Praxis jedoch etwas
anders aus. Bis dato gibt es nur auf wenigen Web-
seiten (beispielsweise: www.bbc.com), die Opti-
on, ob man als Besucher seine Daten übermitteln
möchte oder nicht.

Viele Software Anbieter arbeiten deswegen mit
Zertifikaten und Signets, die datenschutzkonformes
Web-Analytics garantieren. Denn das Bewusst-
sein der Nutzer zum Thema Internet und Sicher-              Autor
heit wurde durch die wiederholt aufkommenden
Datenpannen der vergangenen Jahre weiter ge-                VOLKER REICHERT
schärft. Der sorgfältige Umgang mit persönlichen
Angaben wird langfristig gesehen ein zentraler
Bestandteil von Web-Controlling bleiben.




                                                            Volker Reichert studiert im 4. Semester an der
                                                            Hochschule Neu-Ulm Informationsmanage-
                                                            ment und Unternehmenskommunikation. Mo-
                                                            mentan absolviert er sein Praxissemester bei
                                                            der Voith GmbH im Konzernbereich Voith Hyd-
                                                            ro. Dort unterstützt er internationale Kommuni-
                                                            kationsprojekte im Bereich Erneuerbare Ener-
                                                            gien, Wasserkraft.



                                                                                                              16
Impressum
                                             Herausgeber:

                                             VALUE24 Businessportale Deutschland GmbH

                                             Jarrestraße 80
                                             22303 Hamburg

                                             Tel: +49 (0)40 / 28 41 756-51
                                             Fax: +49 (0)40 / 28 41 756-40
                                             Internet: www.businessvalue24.de
                                             Email: info@businessvalue24.de

                                             Geschäftsführer: Steffen Kneist

                                             Redaktion: Julia Räsch
                                             Layout und Illustration: Monika Antecka

                                             Text: Julia Räsch, Bahar Bakhtiary, Janet Daniel,
                                             Patrick Nothelfer, Simon Niederer, Miriam
                                             Schlechter, Volker Reichert

                                             Fotos: photocase.com (JoeEsco, jock+scott, mis-
Unser nächstes Themenspecial                 terQM, AndreasF., Erdbeermarmelade, complize),
„Sharing – Der Spaß am Teilen“               iStockphoto (selimaksan), Bahar Bakhtiary, Janet
erscheint im März 2013.                      Daniel, Patrick Nothelfer, Simon Niederer, Miriam
                                             Schlechter, Volker Reichert, BioID

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Datenwahn - Themenspecial von BusinessVALUE24

  • 1. DatenWahn Immer mehr Speicherplatz für immer mehr Informationen: Was sich mit diesen Datenmas- sen anstellen lässt, erfahren Sie in diesem Themen- special von BusinessVALUE24. Lesen Sie jede Woche mehr auf businessvalue24.de Dieses Themenspecial entstand in Kooperation mit der Hochschule Neu-Ulm.
  • 2. © secretgarden / photocase.com © JoeEsco / photocase.com VORWORT Daten sind international zu einem wichtigen Rohstoff geworden. Die Umsätze einer Ladenzeile, der Heizölver- brauch einer Siedlung, Nutzerdaten von Telefonierern – das alles lässt sich zu Geld machen, wenn man es klug anstellt. „Big Data“ ist das Schlagwort dafür. Für die deutschen Unternehmen, besonders für die Mittelständler, ist dieses Thema noch Neuland. Sie stehen häufig zunächst vor der Aufgabe, ihr eigenes Datenmaterial ge- schickt zu verwalten. In diesem Zusammenhang gewinnt die Technologie des Cloud Computing immer mehr an Bedeutung. Dennoch wirft „Big Data“ auch Fragen auf. Gerade die Deutschen plagen vor allem Sicherheitsbe- denken. Dieses Special greift die wichtigsten Debatten um Big Data auf, zeigt Techniken, Chancen, Risiken und Lösungen. Im Mittelpunkt stehen Anwendungen für kleinere und mittlere Firmen. Das aktuelle Themenspecial ist aus einer Kooperation zwischen der Hochschule Neu-Ulm (HNU) und Business- VALUE24 entstanden. Alle Artikel dieses E-Papers haben Studierende verfasst. Wir danken allen Teilnehmern des Seminars „ Textwerkstatt“ für ihre Mitarbeit. Über uns: BusinessVALUE24 ist ein Online-Wirtschaftsmagazin für den Mittelstand. Wir berichten schwerpunkt- mäßig über Social Media-Trends, Marketing im Web 2.0 und neue Technologien. 1
  • 3. Inhalt Tabellen können lügen BAHAR BAKHTIARY Das menschliche Gehirn ist mit zusammenhanglo- sen Zahlenkolonnen schnell überfordert. Wenn Da- ten in Bilder übersetzt werden, lassen sich leichter Strukturen und Muster erkennen. 3 Der verborgene Schatz - Wie Unternehmen Open Data nutzen können JANET DANIEL Open Data sind frei verfügbare Daten, die kosten- los zur Verfügung gestellt werden. Aus dem Daten- material lassen sich neue Informationen gewinnen und neue Geschäftsmodelle entwickeln. 5 Was Windeln mit Bier zu tun haben PATRICK NOTHELFER UND SIMON NIEDERER Mit Hilfe von Business Intelligence (BI) soll die kom- plexe Informations-Welt auf Knopfdruck in struktu- rierte Datenreihen und bunte Grafiken umgewan- delt werden. 8 Kann man den Wolken trauen? MIRIAM SCHLECHTER Beim Cloud Computing werden Firmendaten auf externen Servern gespeichert. Viele Mittelständler haben Datenschutzbedenken und schöpfen die Möglichkeiten des Cloud Computing nicht aus. 11 Webcontrolling: Ein Schlüssel zum Unternehmenserfolg VOLKER REICHERT Wer eine Webseite anwählt, hinterlässt einen gro- ßen Daten-Fußabdruck. Diese Informationen kön- nen Firmen nutzen, um ihr Angebot auf die Bedürf- nisse ihrer Kunden abzustimmen. 14 2
  • 4. © misterQM / photocase.com Tabellen können lügen VON BAHAR BAKHTIARY. Kurven, Kuchen, Diagramme: Grafisch aufbereitete Fakten ermöglichen Unternehmern die Übersicht zu behalten. Denn in Firmen fallen täglich große Mengen von Daten an. Zahlen, Entwicklungen und Zusammenhänge werden für ein besseres Verständnis visualisiert, damit Führungskräfte daraus die richtigen Schlüsse ziehen können. Bedeutung korrekter Datenvisualisierung für das Unter- eine Rolle. Nach dem Absturz der US-Raumfähre nehmen „Columbia“ kam eine Untersuchungskommission „Das menschliche Gehirn ist bei der Präsentation zu dem Schluss, dass Fehlentscheidungen wegen von zu vielen Dateneinheiten schnell überfordert“ , schlechter Aufbereitung der Informationen getroffen erklärt das Vorstandsmitglied der Bensheimer Soft- wurden. Wären Zusammenhänge und Auswirkun- wareschmiede Tonbeller AG, Sebastian Hetzler. Vi- gen besser dargestellt worden, hätte die Katastro- sualisierung ist für ihn besonders wichtig, da es mit phe verhindert werden können, so das Ergebnis der ihrer Hilfe möglich ist, aus einzelnen Einheiten zusam- Untersuchung. Im unternehmerischen Alltag geht es menhängende Muster zu machen. Meistens geht es zwar zumeist nicht um Menschenleben, aber lang- darum, Fakten darzustellen, die Entscheidungen auf fristig hängt von den richtigen Entscheidungen das operativer oder strategischer Ebene unterstützen Überleben des Unternehmens ab. sollen. Aber auch das „Wie“ der Aufbereitung spielt 3
  • 5. Umsetzung und Grenzen der Datenvisualisierung der Blick auf zusätzliche Software sinnvoll sein, wie Zur Datenvisualisierung stehen Unternehmen heu- Kohlhammer feststellt. te vielfältige Werkzeuge zur Verfügung. Vieles lasse sich schon mit den Bordmitteln von Bürosoftware Am Ende entscheidet der Mensch wie Microsoft Excel erreichen, sagt Sebastian Hetz- Manager sollten immer dann vorsichtig sein, wenn ler. Entsprechend sind Lösungen ohne zusätzliche die Darstellung versucht, Entscheidungen vorweg- Kosten verfügbar. Daneben nutzen Unternehmen zunehmen. Ein Beispiel dafür sind die häufig an- immer häufiger technisch ausgefeilte Datensamm- zutreffenden Ampeldarstellungen, die versuchen lungen mit dazugehörigen grafischen Darstel- Zusammenhänge in Rot-Gelb-Grün zusammen- lungen der Informationen, den sogenannten Ma- zufassen: „Eine Ampelschaltung basiert immer nur nagement-Cockpits. Die Technik allein kann jedoch auf definierten Regeln“ sagt Visualisierungsexper- , nicht verhindern, dass die Aufbereitung hinter den te Hetzler. Wichtige weitere Faktoren, die nicht zur Erwartungen zurückbleibt und nicht als Grundlage automatisierten Berechnung der Ampel gehören, für Entscheidungen geeignet ist. Die Visualisierung können dabei unberücksichtigt bleiben. Für Fraun- sollte bestimmte Grundregeln einhalten, wie Jörn hofer-Forscher Kohlhammer ist immer die mensch- Kohlhammer vom Fraunhofer Institut für Grafische liche Entscheidung maßgeblich, da automatische Datenverarbeitung (IGD) betont: „Durch das fal- Methoden keine abschließenden Antworten geben sche Design können die Darstellungen schnell un- könnten. Bei Visualisierung geht es somit um eine leserlich werden und wichtige Informationen ge- Hilfestellung, denn je besser Fakten und Zusam- hen unter.“ Ein häufiges Problem sei, dass die in menhänge bekannt sind, desto besser können sie Bürosoftware und in sogenannten Management- bei der Entscheidungsfindung berücksichtigt wer- Cockpits vorgegebenen Darstellungen für die Er- den. Wenn zukünftig das Volumen der verfügbaren kennung von Zusammenhängen ungeeignet sind. Daten weiterhin zunimmt, wird die Bedeutung der Gerade in letzteren gelten Tachodarstellungen sinnvollen Aufbereitung von Informationen wach- als modern. Diese ermöglichen jedoch nicht das sen. Entscheider sollten daher nicht darauf verzich- wichtige Erkennen von Mustern und liefern wenig ten, sich frühzeitig mit Datenvisualisierung ausein- Information auf großem Raum, so Softwarespezia- anderzusetzen. list Sebastian Hetzler. Im schlimmsten Fall wird da- durch die Entscheidung fehlgeleitet, ohne dass das dem Unternehmer überhaupt bewusst ist. Darüber hinaus wird die Aktualität der Daten im- Autorin mer wichtiger. „Eine Modefirma, die vor 10 Jahren Bahar Bakhtiary noch vier Kollektionen herausgebracht hat, bringt heutzutage zwölf und mehr auf den Markt“ lautet , ein Beispiel von Jörn Kohlhammer. Wie wichtig die Aktualität ist, hängt letztendlich auch von der Bran- che ab. Für den Fraunhofer-Experten gilt in jedem Fall: „Wichtig ist, dass der Benutzer genau weiß, wie aktuell und sicher die Daten sind.“ Die Visuali- sierung sollte einen entsprechenden Hinweis dazu enthalten. Datenvisualisierung in mittelständischen Unternehmen Gerade für Mittelständler ist interessant, dass es sich nicht um aufwendige technische Lösungen handeln muss, sondern um Methoden, die jeder auch mit der einfachen Bürosoftware nachvoll- Bahar Bakhtiary studiert im sechsten Semester Informationsmanagement und Unternehmens- ziehen kann. Sebastian Hetzler sieht Vorteile der kommunikation an der Hochschule Neu-Ulm. grafischen Aufbereitung von Informationen für Im Umfeld Kennzahlen und Visualisierung absol- alle Unternehmen: „Datenvisualisierung ist für je- vierte sie vor zwei Semestern ihr Praktikum. Ein den wichtig, der Entscheidungen treffen muss.“ weiterer Interessenschwerpunkt liegt im Bereich Die Größe des Unternehmens spielt dabei keine Marketing/PR. In diesem Umfeld möchte sie im Rolle. Bei Fragen zu geeigneten Kennzahlen oder nächsten Semester Ihre Bachelorarbeit schreiben der Technik, können der Einsatz von Beratern und und sieht auch dort ihre zukünftige Karriere. 4
  • 6. © jock+scott / photocase.com Der verborgene Schatz Wie Unternehmen Open Data nutzen können VON JANET DANIEL. Öffentliche Ämter haben in den letzten Jahrzehnten massenhaft Daten gesammelt und archi- viert. Bei der Idee von Open Data sollen diese Fakten transparent und für jeden zugänglich gemacht werden. Doch die Nutzung von offenen Daten kommt in Deutschland erst langsam in Schwung. Dabei ist dieses Material Gold wert. Ein Beispiel: Stefanie ist neu in Bremen. Weil sie Michael Radomski, Geschäftsführer einer Agen- sich noch nicht gut auskennt, braucht sie meist tur für Citymarketing, hat den Bedarf von Bürgern etwas länger, bis sie den nächsten Bäcker, einen und das Datenangebot der Stadt Bremen zusam- Badeort oder einen schönen Spazierweg für sich mengebracht. Seine Agentur hat die mobile An- und ihren Hund gefunden hat. Die Informationen, wendung „Cityguide Bremen“ entwickelt, die mit die Stefanie braucht, hat die Stadt Bremen den kommunalen Daten über wichtige Fragen in- archiviert. Sie hat Daten über die ansässigen formiert. Diese Idee gefiel auch der Jury vom ers- Firmen, die Wasserqualität der Bäder und über ten deutschen Open Data-Wettbewerb „Apps für die Hundekotbehälter in Parks gesammelt und Deutschland“ Sie vergab 2010 für den Cityguide . unter www.daten.bremen.de frei zur Verfügung Bremen in der Kategorie „Applikationen Unter- gestellt – kurz: zu Open Data gewandelt. Das nehmen“ den ersten Preis. Radomski findet, dass Problem: Die Daten haben eine komplizierte das Erfolgspotenzial von offenen Daten auf der Struktur und sind nicht automatisch auszuwerten. Hand liegt: „Aus meiner Sicht ist Open Data nichts 5
  • 7. Was ist "Open Data" & "Open Beirat Linz und Herausgeber des Handbuchs für Government"? kommunale Netzpolitik „Freiheit vor Ort“ Er findet, . dass es gerade für mittelständische Firmen eine Hinter „Open Data“ steckt die Idee, Daten Chance ist, Open Data wirtschaftlich zu nutzen. ganz ohne Nutzungsbeschränkungen zur „Diese Unternehmen sind in der Region ansässig Verfügung zu stellen. Sie werden somit als und wissen, wo und wie sich lokale Daten am bes- Gemeingut verstanden. Herausgeber der ten in Dienstleistungen verwenden lassen.“ Daten können zum Beispiel staatliche Ein- richtungen, Unternehmen, Verbände oder Open Data-Portale machen die Daten kostenfrei gemeinnützige Organisationen sein. Weil und idealerweise automatisiert zugänglich. Fors- Behörden ohnehin bereits über mehrere terleitner sieht noch einen weiteren Vorteil: „Es Jahre Daten erhoben und dies mit Steuer- müssen keine Rechte abgeklärt werden, stattdes- geldern finanziert haben, sind sie momentan sen kann sofort mit vorhandenen Datenbeständen die erste Anlaufstelle, um offene Daten be- experimentiert und diese können in eine bestehen- reit zu stellen. de Dienstleistung einbezogen werden.“ In seinem Haben staatliche Einrichtungen die Absicht, Handbuch zieht er das Fazit, dass eine Kultur des die eigenen Vorgänge transparenter zu ma- offenen Zugangs und des freien Wissens Rahmen- chen und Bürger an politischen Prozessen bedingungen für lokale Innovation in den Berei- teilhaben zu lassen, so bezeichnet man dies chen Wissenschaft, Wirtschaft sowie Kunst und Kul- tur schafft. Mittels freier Datensätze können also als „Open Government“ . nicht nur Software-Firmen wie die Cityguide AG erfolgreich sein, sondern Unternehmen aus allen Branchen. Immobilienfirmen beispielsweise könn- ten Informationen über die soziale Infrastruktur eines Stadtgebiets wie die Anzahl der Schulen, Po- anderes als das, was Google macht: Daten zu digi- lizeistationen oder kulturellen Einrichtungen dafür talisieren und zur Verfügung zu stellen.“ nutzen, den Wert von Häusern und Grundstücken besser einzuschätzen. Wie werden Daten offen? Google ist eine sprudelnde Informationsquelle. Die Suchmaschine steht aber auch immer wieder in der Kritik, Urheberrechte oder den Datenschutz Open Data-Beispiele: zu ignorieren. Die Informationen, die Open Data • Apps für Deutschland: liefern, sollen diese Rechte nicht verletzen. Die Or- www.apps4deutschland.de ganisation Open Data Network hat 2010 die Prin- • Bürgerhaushalte in Deutschland: zipien für offene Daten veröffentlicht, um Behörden www.buergerhaushalt.org in Deutschland bei der Öffnung ihrer Datensätze • Code for America: zu helfen. Die Ämter sollen demnach alle Daten www.codeforamerica.org herausgeben, die keine Rechte verletzen oder die • Open Data Showroom: Sicherheit beschränken. Damit möglichst viele www.opendata-showroom.org Nutzer auf die Daten zugreifen können, sollen sie • Weltbank: data.worldbank.org dabei nicht durch eine erforderliche Registrierung beeinträchtigt werden. Weiterhin müssen die Da- ten in einem einheitlichen Format bereitstehen und maschinenlesbar sein. Video "What is open Data?" Kommunale Daten für den Mittelstand Vereinzelte Behörden im deutschsprachigen Raum haben diese Anforderungen schon umgesetzt und Auszüge ihrer gesammelten Daten veröffentlicht. Die Städte Berlin, Bremen, Linz, München und Wien sind Vorreiter beim Thema Open Data. Chris- tian Forsterleitner ist Mitglied im Open Commons 6
  • 8. Frei und preiswert Das Bundesinnenministerium gab dieses Jahr eine Ausschlaggebend für erfolgreiche Innovationen, Studie in Auftrag, um Fragen zu Open Government die auf Open Data beruhen, sind zwei Aspekte: zu klären und „mit mehr Transparenz, Teilhabe Einerseits entscheidet die innovative Weitsicht der und Zusammenarbeit eine stärkere Öffnung des Behörden darüber, welche der Daten als nächstes Staates gegenüber der Gesellschaft“ anzustre- zur Verfügung gestellt werden. Andererseits liegt es ben, heißt es in einer Pressemitteilung. Das Bun- an der Kreativität der einzelnen Unternehmen, aus desministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit Open Data neue Geschäftsmodelle zu entwickeln. und Entwicklung ist schon einen Schritt weiter und Doch ist eine kommerzielle Nutzung von kostenfrei- macht unter www.buergerhaushalt.org deutlich, en Daten grundsätzlich legitim? Michael Radomski welche Kommunen ihre Bürgerinnen und Bürger von Cityguide hat dazu eine klare Meinung: „Open bei der Haushaltsplanung mit einbeziehen. Im Jahr Data sollte grundsätzlich nichts kosten. Wenn ein 2013 soll unter www.daten-deutschland.de die Unternehmen Open Data so erfolgreich umsetzt, Open Data-Plattform von Bund und Ländern an dass es dadurch Gewinne macht, sind die Steuern den Start gehen. eine Gegenleistung. Zudem sind die Daten bereits vorhanden und die Kosten für die Bereitstellung sind nicht besonders hoch.“ Bei vielen Datenab- fragen steigt allerdings auch die Serverauslastung. Radomski schlägt in diesem Fall vor, dass massive Nutzer ab einer bestimmten Anzahl von Abfragen zahlen müssten. „Wenn der Preis auf wenige Cents pro Abfrage festgelegt ist, tut das keinem weh und die Serverkosten können ausgeglichen werden“ . Politik wird offen für Transparenz Weil die Daten bisher in erster Linie von Behörden bereitgestellt werden, spielt die Politik bei der Um- setzung von Open Data eine tragende Rolle. „Als Wettbewerbsthema ist Open Data deutlich erkenn- Gastautorin bar, und es wird auch in der Politik massiv voran- getrieben. Aber gerade hier gibt es auch Hürden. JANET DANIEL Denn Daten verfügbar zu machen, bedeutet, sie transparent zu machen. Das ist nicht immer von al- len gewünscht“ so Radomski. Ausschreibungen wie , „Apps für Deutschland“ demonstrieren die Bereit- schaft einzelner Politiker, sich mehr für Open Data einzusetzen. Janet Daniel studiert Informationsmanagement und Unternehmenskommunikation an der Hoch- schule Neu-Ulm. Ihre Interessenschwerpunkte liegen im Informationsdesign und in der effizien- ten Datenkollaboration. Für die deutschlandwei- te Studenteninitiative Weitblick errichtete sie eine Plattform für das Wissensmanagement. Auf Twit- ter ist sie unter @goldfisch zu erreichen. 7
  • 9. © selimaksan / iStockphoto Was Windeln mit Bier zu tun haben VON PATRICK NOTHELFER UND SIMON NIEDERER. Das im Jahr 2012 erzeugte weltweite Datenvolumen wird laut einer Studie des Marktforschungsunternehmens IDC 2,7 Zetabytes betragen. In Bytes ausgedrückt ist das eine Zahl mit 21 Stellen. Oder 2,6 Billionen Festplatten zu je einem Gigabyte. Die gewaltige Datenflut findet durchaus Platz, denn die Preise für Speicher sinken seit Jahren. Das Sammeln und Verarbeiten der Daten benötigt aber viel Zeit – und die ist bekanntlich knapp, vor allem in Unternehmen. Das Zauberwort für dieses Problem heißt „Business Intelligence“ (BI). BI verspricht auf Knopfdruck strukturierte geben, damit es wichtige Entscheidungen für das Datenreihen und bunte Grafiken. Doch der Weg Unternehmen treffen kann“ so Dieing. , dahin ist lang. „Die Welt ist komplexer geworden“ sagt Karl Dieing. Er ist IT-Leiter beim schwäbischen An sich ist das nichts Neues. Seit jeher sammeln Aluminium-Schmelzwerk Oetinger:„Globalisierung, Unternehmen Informationen aus Produktion, Ver- mehr Wettbewerb und immer leistungsfähigere trieb oder Marketing um Rückschlüsse auf die Informationssysteme bewirken, dass zunehmend Geschäftssituation abzuleiten. Doch wo früher ein Daten gesammelt werden“ Diese zu strukturieren, . handgeschriebener Zettel mit den Zahlen der Ta- auszuwerten und grafisch darzustellen ist Aufgabe gesproduktion durchaus zweckmäßig war, erfor- der Business Intelligence (kurz: BI). „Ziel ist es, dern explosionsartig steigende Datenmengen heut- dem Management Informationen an die Hand zu zutage intelligente Business-Informationssysteme. 8
  • 10. Data-Warehousing arbeiterin Margit Sauter: „In Sachen Benutzer- freundlichkeit haben viele BI-Anwendungen noch Das sind große Datenbanksysteme. Die Daten Optimierungspotential. Das Ganze kann für den werden im ersten Schritt aus dem ERP-System einzelnen Benutzer ziemlich unübersichtlich und eines Unternehmens extrahiert, bereinigt, struk- verwirrend sein“ Dies ist oftmals der immensen . turiert und dann in die Datenbank eingespielt. Menge an unterschiedlichen Datenstrukturen ge- Derart aufbereitet, können die Daten beim Data schuldet. Gezielte Schulungen schaffen Abhilfe, Mining analysiert werden. werden aber von Unternehmen in der Praxis zu sel- ten angeboten. Hier macht Sauter Nachholbedarf aus und sieht die Firmen in der Pflicht. Die Grundlage für alle BI-Systeme sind „Data- Warehouses“ Hinter diesem Begriff verbergen sich . riesige Datensilos, die viele Terabyte groß sein kön- nen. Durch eine Datenbankanbindung können zum Data Mining Beispiel Produktion, Vertrieb oder Geschäftsleitung selektiv auf die gespeicherten Daten zugreifen: „Je Das Mining (engl.: Bergbau) ist bildlich zu verste- nach Informationsbedarf können Vertriebs- und hen. Auch der Datenberg kann wertvolle Schätze Absatzzahlen oder Produktionsdaten in Echtzeit bergen, die durch das Data Mining sichtbar wer- abgerufen werden“ erklärt Dieing und fügt hinzu , den. Bei diesem Analyseverfahren werden große „die Daten sind strukturiert, visuell aufbereitet und Datenreihen, die scheinbar nicht zusammenhän- deshalb gut vergleichbar.“ gen auf signifikante Wechselbeziehungen unter- sucht. Bier und Windeln Eine verbreitete Methode, an gewinnbringende In- formationen zu gelangen, ist das „Data Mining“ – ein spezielles Analyseverfahren, das oft im Einzel- handel verwendet wird. Dabei werden Datenreihen nach Zusammenhängen, die so nicht offensichtlich sind, durchleuchtet. Der weltgrößte Einzelhändler, Gastautor Walmart, soll so durch eine Warenkorbanalyse PATRICK NOTHELFER herausgefunden haben, dass freitagabends Bier in Kombination mit Windeln besonders oft gekauft wird. Die Erklärung: Junge Männer kaufen sich Bier, während sie von den Frauen zusätzlich beauf- tragt werden, für den gemeinsamen Nachwuchs Windeln zu besorgen. Der Supermarktriese will mit dieser Erkenntnis ein Vermögen verdient haben, in- dem er Bier neben Windeln ausgelegt hat. Für mittelständische Unternehmen stellen sich trotz der Goldgräberstimmung, die sich angesichts ei- nes solchen Beispiels einstellen mag, anfangs vie- le Fragen: Lohnt sich das? Brauche ich das? Ab welcher Datenmenge macht BI überhaupt Sinn? Pauschal lässt sich das nicht beantworten. Der Patrick Nothelfer studiert Informationsmanage- Aufbau eines solchen Systems benötigt Zeit und ment und Unternehmenskommunikation an der Durchhaltevermögen: Bevor man aussagekräftige Hochschule Neu-Ulm. Besonders interssieren ihn Analysen erwarten kann, müssen vorhandene Da- die Bereiche Personalmanagement und Unter- ten bereinigt, gegliedert und eingepflegt werden. nehmenskommunikation. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass dieses Material Derzeit absolviert er sein Praxissemester in der einheitlich erfasst wird. Ansonsten fließt es nicht in Human Resources Abteilung bei Cassidian in die Analyse ein. Ulm. Dort liegt sein Fokus auf der Betreuung von Praktikanten und der Organisation von Re- cruiting- und Einführungsveranstaltungen für den Dies ist nicht das einzige Hindernis, das eine Aus- HR-Bereich.. wertung erschweren kann, weiß Oetinger Mit- 9
  • 11. Implementierung variieren je nach Umfang stark. Neben kostenpflichtiger Software haben sich auch Open-Source-Lösungen auf dem Markt ©Erdbeermarmelade / photocase.com etabliert. Die Software ist kostenlos, jedoch in ihrer Funktionalität oftmals eingeschränkt. Erwei- terungen, Schulungen und Handbücher kosten auch hier Geld. Zukunft ist mobil Einige Anbieter stellen bereits mobile Erweite- rungen zur Verfügung. „An der Visualisierung und an der Verarbeitung großer Datenmengen muss zwar noch gearbeitet werden, aber der Trend hat Potenzial“ glaubt Dieing. , So könnten Quartalszahlen auf dem Smartphone oder dem Tablet-PC bald zum Büroalltag gehö- Das Business Application Research Center ren. Entscheidungsträger können diese bequem (BARC) ist ein Forschungs- und Beratungsin- mobil abrufen und sind immer auf dem aktuel- stitut für Unternehmenssoftware mit Fokus auf len Stand. Dann bleibt auch mehr Zeit für die die Bereiche Business Intelligence, Enterprise wirklich wichtigen Sachen, zum Beispiel für den Content Management (ECM) und Enterprise nächsten Einkauf im Supermarkt – mit Bier und Resource Planning. Windeln vielleicht. BARC ist Herausgeber der bekannten Studie „Business Intelligence“, in der alle führenden Anwenderwerkzeuge für Reporting, Analyse und Co. getestet und bewertet werden. Da- Autor neben gibt es auch eine Studie über Open- SIMON NIEDERER Source-Anwendungen im BI-Bereich. Beide Studien sind kostenpflichtig. 30 Minuten gespart Beherrscht man jedoch die Abfragen, so bietet das System viele Möglichkeiten und spart Zeit: „Wir sparen bis zu 30 Minuten pro Abfrage“ er- , klärt Sauter. Multipliziert man das mit den Mitar- beitern und Reports, die täglich in einem mittel- ständischen Unternehmen zusammenkommen, ergibt sich ein gewaltiges Einsparpotenzial. Das Zusammenspiel der verschiedenen Datenbanken Simon Niederer studiert Informationsmanage- ermöglicht es, „Daten mit einem anderen Blick- ment und Unternehmenskommunikation an der winkel zu betrachten und lässt Prognosen zu, die Hochschule Neu-Ulm. Als freischaffender Bild- einen ausschlaggebenden Wettbewerbsvorteil und Textgestalter mit über 8 Jahren Berufserfah- rung in Druckereien, Agenturen und Marketin- liefern können“ rechtfertigt Dieing die Kosten für , gabteilungen berät er heute Unternehmen und BI-Systeme. Diese können leicht in den sechsstel- Vereine bei ihren Online- und Offlinestrategien. ligen Bereich gehen. Während seines Praxissemesters bei ulrich medi- cal, einem Medizintechnikunternehmen aus Ulm, Bereitgestellt werden die Systemlösungen von plant er den Relaunch der Website, entwirft cross- Softwareherstellern, unter ihnen Schwergewich- mediale Kampagnen für Neuprodukte oder feilt te wie SAP, IBM und Oracle. Die Kosten für die an einem frischen Corporate Design. 10
  • 12. © AndreasF / photocase.com Kann man den Wolken trauen? VON MIRIAM SCHLECHTER. Cloud Computing hat viele Vorteile. Von jedem Ort aus kann man unkompliziert auf Unternehmensdaten und -prozesse zuzugreifen. Doch laut einer Studie der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesell- schaft PwC nutzen es bisher nur wenige mittelständische Unternehmen. Die meisten Firmen trauen der neuen IT-Lösung in puncto Datenschutz nicht über den Weg. Woran liegt das? Und was tun Anbieter um die Cloud („Wolke“) in ein besseres Licht zu rücken? Wenn Unternehmen Cloud Computing betreiben, den. Das heißt, dass die über das Netz bezogenen schicken sie ihre Daten und Anwendungen zwar Dienste dem jeweils aktuellen Bedarf an Speicher- nicht himmelwärts, aber zumindest lagern sie au- platz, Rechenleistung oder Softwarenutzung ange- ßerhalb des eigenen Rechenzentrums. Diese Daten passt werden. Somit werden den Nutzern nur die und Programme lassen sich dann nur über das In- Dienstleistungen berechnet, die auch tatsächlich ternet abrufen. in Anspruch genommen wurden. Und wie die Da- ten vom E-Mail-Account können auf diese Weise Das Prinzip ist nichts Neues. Im Grunde funktioniert selbst komplexe Geschäftsanwendungen zu jeder jedes beliebige E-Mail Programm auf diese Wei- Zeit, von überall auf der Welt abgerufen werden. se. Der neue Ansatz der Cloud Dienste liegt darin, dass die vom Unternehmen angeforderten IT-In- Trotz dieser Vorteile verlagern laut einer Studie frastrukturen dynamisch zur Verfügung gestellt wer- der PwC nur etwa 12 Prozent der deutschen Mit- 11
  • 13. telständler ihre IT-Ressourcen in die Cloud. Die im Computing geht. Unter den zahlreichen Anbietern, Februar 2011 durchgeführte Studie ergab weiterhin, die ihre persönlichen Versionen einer sicheren Cloud dass über 70 Prozent der gut 350 befragten Füh- präsentierten, war auch die Deutsche Telekom. Ihr rungskräfte aus dem deutschen Mittelstand, dem Stichwort zum Thema Datensicherheit ist Transpa- Trend wegen Sicherheitsbedenken skeptisch ge- renz. So wissen die Kunden der Telekom stets, wo genüberstehen. Nach Meinung des Bundesdaten- ihre Daten gespeichert werden, erläutert die Tele- schutzbeauftragten Peter Schaar ist vor allem bei kom-Mitarbeiterin Caroline Bergmann. „In aller Cloud Services „die Vertrauenswürdigkeit des An- Regel sind das bei uns hochsichere, TÜV-zertifizierte bieters von entscheidender Bedeutung“ da derje- , Rechenzentren in Deutschland.“ Damit sollen vor al- nige der in die Cloud geht „ein Stück der eigenen lem die Bedenken der Mittelständler zerstreut wer- Kontrolle über die Datenverarbeitungseinrichtun- den. Denn wenn die Daten in Deutschland lagern, gen“ an ihn übergibt. Praktisch geht es um ein Stück unterliegen sie einer der sichersten Datenschutz- Privatsphäre. richtlinie der Welt. „Die Kunden haben Recht, wenn sie genau hinschauen, wem sie ihre Daten anver- Das Risiko von Datenverlust und Datenklau hängt trauen und welche Cloud-Lösung sie wählen. Wir aber nicht nur vom Anbieter, sondern vor allem von beraten Kunden, welche Daten sie in die öffentliche der Form der Cloud ab. Bei der Private Cloud bei- Cloud legen können und für welche Daten sie die spielsweise werden alle Daten im eigenen Rechen- noch besser geschützte Private Cloud wählen soll- zentrum gelagert und nur an Endgeräte vergeben, ten“ sagt Bergmann. , die Zugriff auf das private Netzwerk oder Intranet haben. Im Gegensatz dazu lagern die Daten inner- Aber nicht nur durch Transparenz kann Vertrauen halb einer Public Cloud auf einem fremden Server, und Sicherheit in der Cloud gewährleistet werden. auf den das Unternehmen selbst keinen Zugriff hat. Die Nürnberger Firma BioID setzt bei ihrem Sicher- Der Gedanke, wichtige Firmendaten Fremden zu heitssystem vor allem auf das Thema Zugriffsschutz. überlassen, löst bei den meisten Mittelständlern Un- Ob Facebook, eBay oder Amazon – bisher wur- behagen aus und steigert vor allem deren Sicher- de der Zugriff auf Internetportale durch die Abfra- heitserwartungen an die Cloud Dienste. ge eines Usernamens und Passworts beschränkt. Die Sicherheit dieser Zugriffsmechanismen steht Auch das diesjährige Motto der Cebit „Managing aufgrund der jüngsten Datenpannen immer mehr Trust“ beweist, dass Datenschutz immer noch ei- in Frage. Um die sensiblen Daten in der Cloud nes der wichtigsten Themen ist, wenn es um Cloud solchen Angriffen nicht aussetzen zu müssen, hat Grafik: BioID 12
  • 14. BioID einen neuen Authentifikations-Service entwi- ckelt. Bei diesem Verfahren werden Zugriffsberech- tigte mit Hilfe von biometrischer Gesichtserken- nung erkannt. So kann mit einer handelsüblichen Webcam, die keinerlei weitere Software bedarf, si- chergestellt werden, dass nur berechtigte Personen auf die Daten zugreifen können. Konzepte für die Sicherheitsanforderungen von Cloud Computing gibt es also genug. Trotzdem sollte jedes Unternehmen im Vorhinein die Gefah- ren, die mit der Auslagerung der Daten verbunden sind, richtig einschätzen. Nur so kann der Bedarf an Sicherheit erkannt und die richtige Lösung ge- funden werden. Laut Einschätzung des Bereichslei- ters für IT Service des Branchenverbands Bitkom, Mathias Weber, werden die Bedenken, die der Mit- telstand gegenüber Cloud Computing noch hat, schnell abgebaut werden. Auch die voranschrei- tenden Entwicklungen der Cloud Sicherheit werden ein Stück dazu beitragen, die Vorstellung der Ge- witterwolke zu vertreiben. Autorin MIRIAM SCHLECHTER Miriam Schlechter studiert Informationsmanage- ment und Unternehmenskommunikation an der Hochschule Neu-Ulm. Sie fühlt sich in der Online Welt zuhause und kann sich dabei unter ande- rem für die Konzeptentwicklung von Webseiten und anderen Online-Marketing Maßnahmen begeistern. Zurzeit absolviert sie bei der Wer- beagentur Serviceplan in München ihr Praxisse- mester im Bereich Konzeption und Informations- architektur. 13
  • 15. © complize / photocase.com Web Controlling: Ein Schlüssel zum Unternehmenserfolg VON VOLKER REICHERT. Was machen Besucher eigentlich auf einer Website? Wo halten sie sich auf und welche Möglichkeiten gibt es, ihre Aktivitäten zu steuern? Solche Fragen lassen sich mit Hilfe moderner Web-Analytics Tools leicht beantworten. Wertvoll sind die erhobenen Daten jedoch erst, wenn man sie korrekt zu deuten und anzuwenden weiß. Sogenannte Web-Analytics Tools, auch Web-Con- überraschend einfach, erklärt der Herausgeber der trolling oder Web-Tracking genannt, machen es Blogs Web Analytics Europa, Ralf Haberich: „Ruft möglich, Bewegungen und Aktivitäten von Besu- ein Nutzer eine Website auf, wird mit dieser auch chern auf Internetseiten zu beobachten. Die somit ein winziges, unsichtbares Pixel vom entsprechen- gewonnen Daten enthalten wertvolle Informatio- den Analyticsserver mitgeladen.“ Dieses soge- nen über das spezifische Nutzerverhalten und wer- nannte Zählpixel misst, analysiert und gibt in Echt- den meist mit Hilfe von Grafiken und Kennzahlen zeit Auskunft darüber, wo sich ein Nutzer auf der dargestellt. Ziel ist es, die Ergebnisse auszuwerten Website aufhält und welchen Weg er beschreitet. und sie zu verwenden, um den Webauftritt zu ver- Entscheidend ist dabei die korrekte Einbindung auf bessern. die einzelnen Websites, nur so sind fehlerfreie und aussagekräftige Analysen möglich. Ein Pixel mit großer Wirkung In der schnelllebigen Internetwelt ist es wichtig, Die Funktionsweise hinter diesem Instrument ist seine Webseite ständig zu verbessern. Die Opti- 14
  • 16. mierung sollte als Zyklus angesehen werden der Web-Analytics „als kontinuierlicher Prozess im Un- einmal abgeschlossen, unmittelbar wieder von ternehmen etabliert werden, mit klaren Ressourcen vorne beginnt. Bezogen auf Web Controlling wird und Verantwortlichkeiten.“ hier von einem Zyklus in vier Schritten gesprochen: So werden im ersten Schritt, Ziele und gewünschte Qualität statt Sammelwut Soll-Werte festgelegt. Ein solches Ziel könnte zum Um den Webauftritt nutzerfreundlicher gestalten zu Beispiel sein, dass sich mehr Besucher über ein können, gilt es Lücken aufzuspüren. Hier hilft Web- Online-Formular registrieren. Analytics. Wichtig ist jedoch, dass sich die Anwen- der auch mit den entdeckten Schwachstellen aus- Der darauf aufbauende zweite Schritt besteht aus einandersetzen, um geeignete Lösungen zu finden. dem eigentlichen Analyse Tool. In welcher Reihen- Andernfalls bliebe es bei der Analyse – und der folge werden die Felder ausgefüllt? Was passiert Effekt wäre dahin. auf der Registrierungsstrecke? Wo sind Stellen, an denen Besucher zögern oder gar abbrechen? Es Vordergründig kommt es also nicht auf die Menge werden also Daten und Informationen von Be- der gesammelten Daten an, sondern vielmehr auf suchern erfasst, die für das jeweilige Ziel hilfreich die korrekte Website-Anbindung, die richtige Inter- sind. Daraus werden nun im nächsten Schritt die pretation relevanter Daten sowie auf die Kontinu- tatsächlich erreichten Ist-Werte abgeleitet. Ver- ität, mit der gemessen wird. Zudem sollte genau gleicht man nun anschließend Soll- und Ist-Werte überlegt werden, was von einem Analyse-Tool er- miteinander und stellt Abweichungen fest, gilt es wartet wird, um bei der Wahl des geeigneten Sys- die entsprechenden Schwachstellen zu optimieren. tems Fehler zu vermeiden. Denn natürlich ist auch „Der Zyklus beginnt von Neuem, wenn die Wirk- in diesem Bereich Software nicht gleich Software. samkeit dieser Optimierungen gemessen wird“ er- , Mittlerweile gibt es ein breites Angebot, ob für läutert der Geschäftsführer beim Softwarehersteller Privatpersonen, kleine und mittlere Unternehmen etracker, Christian Bennefeld. Um Schwachstellen oder globale Großkonzerne. unablässig auszumachen und zu beheben, müsse 15
  • 17. Sämtliche dieser Schritte gilt es zu beachten, bevor Daten aus allen Bereichen mit teuren Marketingmaßnahmen auf die Internet- Neben dem Datenschutz wird es zukünftig im- präsenz aufmerksam gemacht wird. Das Risiko mer mehr auf die Verschmelzung von Informati- von enttäuschten Besuchern und einer negativen onen aus Online- sowie Offline-Bereichen an- Resonanz ist hoch, überstürzt man derartige Wer- kommen. Das heißt auch soziodemografische bemaßnahmen, ohne den Webauftritt vorher auf Merkmale wie Alter, Bildung und Einkommen Herz und Nieren getestet zu haben. werden vermehrt in die Web-Analysen einflie- ßen. Dadurch werden diese noch genauer und Heikles Thema Datenschutz Webseiten können nutzerfreundlicher gestaltet „Webseiten-Betreiber unterliegen dem Teleme- werden. Die Anzahl der Unternehmen, die auf diengesetz und – sofern sie personenbezogene Web-Controlling setzen, steigt von Jahr zu Jahr Daten erfassen – auch dem Bundesdatenschutz- weiter an, denn der Nutzen ist beträchtlich: Be- gesetz,” erklärt Bennefeld. Zum Schutz der per- reits kleinere Optimierungen der Website kön- sönlichen Daten ist es beispielsweise nicht erlaubt, nen helfen, Besucher zu binden, sie richtig zu die vollständige IP-Adresse eines Besuchers zu führen und somit den Unternehmenserfolg zu speichern. „Wenn eine Website besucht wird, muss steigern. es dort die Möglichkeit geben, nicht analysiert zu werden, und die IP-Adresse ist vom Analyse- Anbieter unkenntlich zu machen“ so Blogger Ha- , berich. Aktuell sieht es in der Praxis jedoch etwas anders aus. Bis dato gibt es nur auf wenigen Web- seiten (beispielsweise: www.bbc.com), die Opti- on, ob man als Besucher seine Daten übermitteln möchte oder nicht. Viele Software Anbieter arbeiten deswegen mit Zertifikaten und Signets, die datenschutzkonformes Web-Analytics garantieren. Denn das Bewusst- sein der Nutzer zum Thema Internet und Sicher- Autor heit wurde durch die wiederholt aufkommenden Datenpannen der vergangenen Jahre weiter ge- VOLKER REICHERT schärft. Der sorgfältige Umgang mit persönlichen Angaben wird langfristig gesehen ein zentraler Bestandteil von Web-Controlling bleiben. Volker Reichert studiert im 4. Semester an der Hochschule Neu-Ulm Informationsmanage- ment und Unternehmenskommunikation. Mo- mentan absolviert er sein Praxissemester bei der Voith GmbH im Konzernbereich Voith Hyd- ro. Dort unterstützt er internationale Kommuni- kationsprojekte im Bereich Erneuerbare Ener- gien, Wasserkraft. 16
  • 18. Impressum Herausgeber: VALUE24 Businessportale Deutschland GmbH Jarrestraße 80 22303 Hamburg Tel: +49 (0)40 / 28 41 756-51 Fax: +49 (0)40 / 28 41 756-40 Internet: www.businessvalue24.de Email: info@businessvalue24.de Geschäftsführer: Steffen Kneist Redaktion: Julia Räsch Layout und Illustration: Monika Antecka Text: Julia Räsch, Bahar Bakhtiary, Janet Daniel, Patrick Nothelfer, Simon Niederer, Miriam Schlechter, Volker Reichert Fotos: photocase.com (JoeEsco, jock+scott, mis- Unser nächstes Themenspecial terQM, AndreasF., Erdbeermarmelade, complize), „Sharing – Der Spaß am Teilen“ iStockphoto (selimaksan), Bahar Bakhtiary, Janet erscheint im März 2013. Daniel, Patrick Nothelfer, Simon Niederer, Miriam Schlechter, Volker Reichert, BioID Feedback: Sie haben Fragen oder Anregungen Besuchen Sie uns auch auf Facebook: zu unserem Special? Dann mailen Sie uns: facebook.com/businessVALUE24 redaktion@businessvalue24.de oder besuchen Sie unsere Webseite und Folgen Sie uns bei Twitter: diskutieren mit: www.businessvalue24.de twitter.com/businessVALUE24 17