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TRADERS´COVERSTORY 
Der Schlüssel zu besseren Trading-Entscheidungen 
Behavioral Finance 
Die vorherrschende Kapitalmarkttheorie basiert auf der Annahme, dass alle Individuen ein rationales Verhalten an den Tag legen. Dabei wird unterstellt, 
dass die Nutzenmaximierung im Mittelpunkt des Handelns aller Akteure steht und Entscheidungen stets auf der Basis einer vollständigen Verarbeitung 
aller wesentlichen Informationen getroffen werden. Dass dem in der Praxis nicht so ist, kann wohl jeder Trader bestätigen. Daher sorgte nicht zuletzt die 
Finanzmarktkrise für ein Umdenken und machte deutlich, dass die bisherigen Theorien der Realität angepasst und deshalb neu überdacht werden müssen. 
o Behavioral Finance = Ökonomie + Psychologie 
Der noch relativ junge Forschungszweig der Behavioral 
Finance, der Ökonomie mit Psychologie verknüpft, setzt 
genau hier an. Der Psychologe Amos Tversky legte mit dem 
späteren Ökonomie-Nobelpreisträger Daniel Kahnemann die 
Grundlagen für die verhaltensorientierte Kapitalmarktfor-schung. 
Die Wissenschaftler machten Verhaltensmuster trans-parent, 
die bis dahin von den Verfechtern rationaler Entschei-dungen 
ignoriert wurden. Diese Verhaltensmuster entstehen, 
weil das logische Denken – insbesondere in Situationen der 
Unsicherheit – häufig von Gefühlen überlagert und außer 
10 August 2012 | www.traders-mag.com 
Kraft gesetzt wird. Nicht nur für Wissenschaftler, sondern 
gerade für Anleger und Trader lohnt sich daher ein genauer 
Blick hinter die Kulissen des menschlichen Handelns. 
Warum sich der Mensch selbst im Weg steht 
Zu den wichtigsten Ursachen für das irrationale Verhalten 
gehören – neben der Gehirnarchitektur selbst – psycho-logische 
Beweggründe. Zum einen möchte der Mensch 
seine eigene Lage und die der unmittelbaren Umwelt so 
gut wie möglich unter Kontrolle halten. Aber weshalb hat 
der Mensch ein Kontrollbedürfnis? Die Theorie des Kont-rollmotivs 
geht davon aus, dass jeder Mensch das Bedürfnis 
hat, sich als Verursacher von Veränderungen seiner Umwelt 
wahrzunehmen, genauer gesagt: Ein Bedürfnis, der Über-zeugung 
zu sein, Kontrolle über seine Umwelt und sein 
Handeln zu besitzen. Hierdurch entsteht das Gefühl der 
Kompetenz und der eigenen Wertschätzung, was zu einer 
Steigerung des Selbstwertgefühls führt. Ein Verlust der Kon-trolle 
kann dagegen schwerwiegende negative Auswirkun-gen 
auf das Wohlbefinden haben. 
Ein typischer Fall beim Trading: Viele Trader – aber auch 
Analysten – wollen mit aller Gewalt die zukünftige Kursent-wicklung 
vorhersagen statt einfach dem jeweiligen Markt 
zu folgen und sich bei Bedarf schnell anzupassen. Dabei 
sollte jedem klar sein, dass die krampfhafte Suche nach dem 
Kognitive Dissonanzen 
Nach fast allen Entscheidungen, bei denen die Wahl zwischen mehreren 
Alternativen bestand, geraten Menschen in einen Zwiespalt. Dieser entsteht, wenn 
die Alternative, für die sich die Person entschieden hat, negative Eigenschaften 
besitzt und die verworfene Möglichkeit positive Merkmale aufweist. Dieser Zustand 
löst ein unangenehmes Gefühl aus und wird in der Psychologie als „kognitive 
Dissonanz“ bezeichnet. Die Dissonanztheorie besagt, dass jeder Mensch versucht, 
Unstimmigkeiten in Wahrnehmung und Denken möglichst schnell zu beseitigen, 
weil diese ein unangenehmes Gefühl auslösen. Je größer die kognitive Dissonanz 
ist, desto stärker ist der Drang, sie zu reduzieren. Besteht eine starke emotionale 
Bindung zwischen Entscheider und der Entscheidung selbst (hohes Commitment), 
kann ein Rückgängigmachen der Entscheidung unmöglich werden.
TRADERS´COVERSTORY 
Relativer Gewinn 
B1) Dispositionseffekt 
Relativer Verlust 
Euro 
Bewertung 
Die Grafik zeigt, wie der Mensch Wertveränderungen wahrnimmt. Der Bezugspunkt in der Mitte repräsentiert 
den Einstandskurs. Rechts vom Bezugspunkt zeigt sich eine positive (Gewinnzone), links davon eine negative 
Bewertung (Verlustzone). Mit zunehmender Entfernung vom Bezugspunkt nimmt die Bewertung eines identischen 
Geldbetrags ab. Zudem sieht man, dass die Wertfunktion im Verlustbereich steiler als im Gewinnbereich verläuft, 
Verluste werden also meist stärker bewertet als Gewinne gleicher Höhe. Mit diesem Konzept lässt sich u.a. der 
Dispositionseffekt erklären. 
Quelle: TRADERS´ Grafik 
perfekten Einstieg und Ausstieg unmöglich ist. Und auch gar 
nicht nötig, um beim Trading Geld zu verdienen. 
12 August 2012 | www.traders-mag.com 
Um dieses Kontrollbedürfnis befriedigen zu können, ist 
eine Auflösung sogenannter „kognitiver Dissonanzen“not­wendig, 
die nach einer Entscheidung entstehen können. 
Diese treten dann auf, wenn der Mensch bemerkt, dass eine 
getroffene Entscheidung ungünstig war. Ist dies der Fall, lässt 
sich die Dissonanz auf zwei Wegen verringern: Entweder 
wird die Entscheidung – in der rationalen Variante – revidiert 
oder man „korrigiert“ seine Einstellung mittels selektiver 
Wahrnehmung so, dass die Entscheidung anscheinend nicht 
mehr im Widerspruch zur Realität steht. Beispielsweise nei-gen 
Anleger dazu, schlechte Nachrichten zu einer Aktie, die 
sie im Depot haben, herunterzuspielen, während positive 
Informationen übergewichtet werden. 
Vereinfachen und schnell urteilen – Heuristiken 
Menschen, die sich am Börsengeschehen beteiligen, stehen 
häufig vor der schwierigen Aufgabe, in kurzer Zeit aus der 
Menge der Informationen richtige Schlüsse ziehen zu müs-sen. 
Die Behavioral Finance beschäftigt sich daher intensiv 
mit der Anwendung von Daumenregeln, den sogenannten 
„Heuristiken“. Es handelt sich hierbei um einen Automatis-mus, 
der zur Reduzierung der Komplexität sowie zu einer 
schnellen – aber in vielen Fällen nicht optimalen – Urteils-findung 
eingesetzt wird. Dies kann sowohl bewusst als auch 
unbewusst geschehen. Nachfolgend werden die wichtigsten 
Heuristiken beschrieben. 
Mentale Buchführung 
Mit mentaler Buchführung wird die Gewohnheit des Men-schen 
bezeichnet, die mögliche Abhängigkeit zwischen 
den einzelnen in Frage kommenden Engagements und 
Projekten zu vernachlässigen. Menschen haben daher nicht 
die Gesamtheit aller Projekte und deren wechselseitigen 
Auswirkungen im Kopf, sondern führen mehrere separate, 
sogenannte „mentale“ Konten. Werden zum Beispiel das 
Engagement in Aktie A und Aktie B (Annahme: Aktien wei-sen 
keine Korrelation auf) isoliert voneinander bewertet, 
könnte sich der Anleger aufgrund des hohen Risikos der bei-den 
einzelnen Aktien dazu entschließen, von einem Invest-ment 
abzusehen. Dabei übersieht er den Diversifikationsef-fekt 
und verschenkt mögliche Gewinnchancen. 
Wie uns Erfahrungen 
und Zufallszahlen beeinflussen 
Zur Reduzierung der Komplexität eines Sachverhalts wird 
auch die Verfügbarkeitsheuristik eingesetzt. So hält ein 
Anleger, der bereits einen Aktienmarktcrash miterlebt hat, 
die Wahrscheinlichkeit eines Kurseinbruchs für viel höher als 
ein Anleger, der bisher keine derartigen Erfahrungen gesam-melt 
hat. Um schnell zu einem Urteil zu kommen, erfolgt 
häufig der Rückgriff auf den „Ankereffekt“. So wird die Nei-gung 
der Menschen bezeichnet, ihre Einschätzungen mit – 
oftmals willkürlichen und daher falschen – Referenzwerten 
ihres Gedächtnisses zu verknüpfen. Dies geschieht insbe-sondere 
dann, wenn bestimmte Informationen nicht sofort 
eingeordnet und bewertet werden können. Bei Kursprogno-sen 
dienen meist „runde“ Kursniveaus, Höchst- oder Tiefst-kurse 
oder das aktuelle Niveau als Anker. So dürfte aktuell 
Mentale Buchführung 
Fall A: Herr Mustermann hat eine Theaterkarte zum Preis von 100 Euro erworben. 
Vor dem Theater angekommen, stellt er fest, dass er die Karte verloren hat. An der 
Kasse gibt es noch Karten der gleichen Preisklasse. Wird Herr Mustermann eine 
neue Karte kaufen? 
Fall B: Herr Mustermann hat sich eine Theaterkarte an der Abendkasse reservieren 
lassen. Vor dem Schauspielhaus angekommen, stellt er fest, dass er 100 Euro aus 
seinem Geldbeutel verloren hat. Wird er die Karte kaufen, wenn er noch genügend 
Geld dabei hat? 
Aus ökonomischer Sicht sind beide Fälle identisch. Empirische Untersuchungen 
zeigen jedoch, dass die Mehrheit der Befragten im Fall A von einem Theaterbesuch 
absieht, aber im Fall B die reservierte Eintrittskarte einlöst. Man erkennt an 
diesem Beispiel, dass durch das Führen zweier separater Konten („Theaterkonto“ 
und „Geldkonto“) das Entscheidungsverhalten in einer ökonomisch identischen 
Situation unterschiedlich sein kann. 
Der Ankereffekt 
In einem Experiment wurden Probanden befragt, wie hoch sie den prozentualen 
Anteil der afrikanischen Staaten an den Vereinten Nationen schätzen. Dazu wurden 
sie in mehrere Gruppen eingeteilt. Vor dem Beantworten der Frage wurde jeder 
Gruppe eine Zufallszahl zwischen null und 100 präsentiert. Anschließend mussten 
die Versuchspersonen angeben, ob ihre Schätzung über oder unter der Zufallszahl 
lag. In einem weiteren Schritt wurden die Teilnehmer des Experiments nach 
der konkreten Zahl befragt. Hierbei zeigte sich, dass die vom Glücksrad zufällig 
ermittelte Zahl eine deutliche Auswirkung auf das Resultat hatte: In der Gruppe, 
bei der die Zufallszahl zehn lautete, betrug die Antwort 25 Prozent. Die andere 
Gruppe, bei der die Zufallszahl 65 ermittelt wurde, kam auf einen deutlich höheren 
Wert von 45 Prozent.
TRADERS´COVERSTORY 
B2a) Trade-Phase 1: Long-Einstieg 
Nach einem erfolgreichen Pullback an die 6500er Zone leitet der DAX im März 2011 eine dynamische 
Aufwärtsbewegung ein. Wenige Wochen später wird das letzte Verlaufshoch bei 7442 Punkten geknackt, sodass 
der Trader am 29. April eine Long-Position bei 7475 Punkten eröffnet. Als Ziel wird der Bereich der 8000-Punkte- 
Marke angepeilt, ein Stopp für die Position existiert nicht. 
Quelle: www.tradesignalonline.com 
B2b) Trade-Phase 2: Breakout mutiert zum Fakeout 
August 2012 | www.traders-mag.com 13 
beim DAX die 6000-Punkte-Marke für viele Anleger im Fokus 
stehen, obwohl sie aus dem analytischen Betrachtungswin-kel 
irrelevant ist. Die Orientierung an einem willkürlichen 
und damit falschen Bezugspunkt verhindert eine neutrale 
Bewertung und führt daher häufig zu Fehlentscheidungen. 
Der Ankereffekt ist auch beim täglichen Einkaufen zu beob-achten: 
Hier dient die unverbindliche Preisempfehlung des 
Herstellers, die meist vom jeweiligen Händler unterboten 
wird, als Anker für den Kaufinteressenten. Empirische Unter-suchungen 
zeigen, dass selbst Zufallszahlen die Einschät-zung 
stark beeinflussen können. 
Zusammenhänge, die es gar nicht gibt 
Ein anderes Phänomen zur schnellen Urteilsfindung ist die 
sogenannte „Repräsentativitätsheuristik“. Repräsentativität 
lässt sich am einfachsten mit dem Begriff „Schema“ erklären. 
So hat jeder Mensch eine Vielzahl von Schemata im Kopf, die 
er sich durch Erfahrungen oder durch Lernen angeeignet hat. 
Probanden, die beurteilen sollen, welche Folge von Münz-würfen 
wahrscheinlicher ist – KKKK oder KZZK (K = Kopf, Z 
= Zahl) – halten meist die letztere Konstellation für wahr-scheinlicher. 
Statistisch betrachtet handelt es sich jedoch um 
jeweils unabhängige Ereignisse und die Wahrscheinlichkeit 
für beide Szenarien beträgt 6,25 Prozent. 
Da das menschliche Gehirn dafür gemacht ist, Muster 
intuitiv zu erkennen, führt uns das Denksystem oft in die Irre. 
So ist zu beobachten, dass Menschen Wahrscheinlichkei-ten 
von repräsentativen Ereignissen überschätzen. Ebenso 
häufig werden empirische und kausale Zusammenhänge 
überbewertet beziehungsweise auch dann gesehen, wenn 
gar keine vorhanden sind. Letzteres kann mit dem eingangs 
beschriebenen Kontrollbedürfnis in Verbindung gebracht 
werden. Per Saldo zeigt sich, dass die Anwendung von Heu-ristiken 
häufig zu Fehleinschätzungen und zu nicht optima-len 
Entscheidungen führt. 
Renditekiller Nummer Eins: Der Dispositionseffekt 
Neben den aufgeführten Heuristiken spielt die Tatsache, dass 
Menschen stets relativ bewerten, eine große Rolle innerhalb 
der Behavioral Finance und erklärt damit zahlreiche Verhal-tensanomalien. 
Beispielsweise belegen Studien, dass die 
meisten Menschen lieber in einer Umwelt leben würden, 
in der sie 100 000 Euro besäßen und der Durchschnitt der 
Bevölkerung nur 50 000 Euro, als in einer Umwelt, in der sie 
200 000 Euro, alle anderen aber noch mehr, nämlich 300 000 
Euro hätten. Die relative Wahrnehmung und Bewertung hin-terlässt 
auch beim Investorenverhalten deutliche Spuren. 
Jeder Anleger hat schon einmal die Erfahrung gemacht, dass 
er Aktien, die über die Jahre hohe Kursgewinne verzeichnet 
haben, zu früh verkauft hat und diejenigen, die von Tief zu 
Tief dümpeln, immer noch besitzt. Selbst erfahrene Investo-ren 
laufen immer wieder in die gleiche Falle. Woran liegt das? 
Die Wissenschaft erklärt dieses Verhalten so: Für den 
Anleger fungiert der Einstiegskurs als Bezugspunkt und defi-niert 
damit die Gewinn- und Verlustzone. Fällt der Kurs unter 
den Einstandswert, fällt der Verkauf des Wertpapiers des-halb 
so schwer, weil Gewinne und Verluste nicht gleich stark 
empfunden werden. Verluste wiegen schwerer als Gewinne. 
Der Reflection-Effekt 
Es stehen folgende Alternativen zur Auswahl: 
Fall A: Sicherer Gewinn von 1000 Euro 
Fall B: Gewinn von 2000 Euro mit 50 Prozent Wahrscheinlichkeit 
Die Mehrheit wählt A und verhält sich damit risikoavers. Bei einer Wiederholung 
des Versuchs mit umgekehrten Vorzeichen – es stehen 1000 Euro sicherer Verlust 
oder 2000 Euro Verlust mit 50 Prozent Wahrscheinlichkeit zur Auswahl – werden 
die Probanden überraschenderweise risikofreudig und wählen die letztgenannte 
Alternative. Grund: Der unsichere Verlust wird subjektiv weniger negativ bewertet 
als der sichere Verlust in Höhe von 1000 Euro. 
Die Freude nach dem Einstieg in die Long-Position währt nicht lange. Nach einem kurzen Sprung auf 7600 Punkte dreht 
der DAX wieder gen Süden. Der Trader befindet sich nunmehr im Minus und wird nervös. Als der Leitindex wieder an der 
7000-Punkte-Marke nach oben dreht, keimt aber wieder Hoffnung auf, sodass der Trader weiter an der Position festhält. 
Quelle: www.tradesignalonline.com
TRADERS´COVERSTORY 
14 August 2012 | www.traders-mag.com 
Verlustbereich zeigt die abnehmende Sensitivität zunächst 
die gleiche Wirkung: Der Ärger über den ersten Euro Verlust 
ist am höchsten und nimmt dann immer mehr ab. Dies hat 
fatale Folgen, denn mit jedem weiteren Abgleiten in die Ver-lustzone 
gewinnt der Faktor Hoffnung an Bedeutung – meist 
mit negativem Ausgang. Die Bilder 2a bis 3b zeigen den Dis-positionseffekt 
in der Praxis: Verluste werden laufen gelas-sen 
und Gewinne begrenzt. 
Total irrational: Der Reflection-Effekt 
Eine höchst irrationale Verhaltensform, die sich aus der 
abnehmenden Sensitivität gegenüber Wertveränderungen 
ergibt, ist der Reflection-Effekt. So ist hinsichtlich riskanter 
Alternativen zu beobachten, dass sich die Entscheider beim 
Übergang von Gewinnen zu Verlusten genau umgekehrt 
und damit in höchstem Maße irrational verhalten. Das Bei-spiel 
aus dem Infokasten soll dies im Detail verdeutlichen. 
Hinterher ist jeder klüger 
Nachdem die wichtigsten „Rationalitätsfallen“ dargestellt 
wurden, stellt sich nun die Frage nach der Umsetzbarkeit 
in der Praxis. Gerade an der Börse zeigt sich nämlich, dass 
immer wieder aufs Neue klassische Fehler begangen wer-den. 
Zum Beispiel ist der sogenannte „Rückschaueffekt“ oft 
zu beobachten. Fragt man heute beispielsweise einen Inves-tor, 
Analyst oder Wissenschaftler, ob er den Dotcom-Crash 
oder die Finanzkrise vorausgesehen hat, dürfte die Antwort 
sehr häufig mit einem Kopfnicken bejaht werden – auch 
wenn die damalige Einschätzung komplett daneben lag. 
Woran liegt das? Hand aufs Herz: Keiner gibt gerne zu, wenn 
er falsch lag. Die Gefahr dieser Neigung liegt vor allem in der 
Überschätzung. Wer glaubt, er habe in der Vergangenheit 
vieles richtig prognostiziert, wird dies fälschlicherweise auch 
von der Zukunft annehmen. Ein Lerneffekt kann sich folglich 
nicht einstellen. 
Professionelle Trader und vor allem diejenigen, die es 
werden wollen, kommen daher nicht um ein Trading-Tage-buch 
herum. Erst mit dem Führen eines Journals, das alle 
Parameter der Trades enthält und damit die Basis für eine 
umfassende Fehleranalyse darstellt, lässt sich die Perfor-mance 
so richtig erhöhen. 
Überlisten Sie sich selbst 
Die Behavioral Finance zeigt, dass das Verhalten der Markt-teilnehmer 
alles andere als vollständig rational ist. Emotionen 
und Erfahrungen spielen eine große Rolle. Die Rationalitätsfal-len 
– zum Beispiel das Anwenden von Heuristiken, das relative 
Bewerten und das Streben nach Dissonanzfreiheit – stehen im 
klaren Gegensatz zur Theorie des Homo Oeconomicus und 
machen klar, dass erst die Zusammenführung von Finanz- und 
Sozialwissenschaft zu einem besseren Verständnis über die 
Finanzmärkte beiträgt. Der einzelne Anleger kann von den 
Erkenntnissen ebenfalls profitieren; denn wer typische Ver-haltensfehler 
bei sich selbst erkennt, kann seine eigenen Ent-scheidungen 
verbessern. Gleichzeitig kann man die durch das 
Fehlverhalten anderer entstehenden Ineffizienzen nutzen. 
Der Contrarian-Ansatz, also das „Schwimmen 
gegen den Strom“, wird am Kapitalmarkt oft mit einer 
Als die 7000-Punkte-Marke beim vierten Test unterschritten wird, kommt es zu einer Verkaufslawine, die den 
Index bis September um rund 2000 Punkte einbrechen lässt. Der Trader missachtet selbst glasklare Verkaufssignale 
und bleibt in der Long-Position, weil die Hoffnung auf einen Turnaround mit jedem weiteren Absturz größer wird, 
die Verluste aber immer weniger wahrgenommen werden. Ein klassischer Fall des Dispositionseffekts, der zeigt, 
dass ein Absicherungsstopp und ein Trading-Plan das A und O beim Trading sind. 
Quelle: www.tradesignalonline.com 
B2c) Trade-Phase 3: DAX-Crash 
So ärgern wir uns über einen Verlust von X Euro mehr, als wir 
uns über einen Gewinn von X Euro freuen. Anfängliche Kurs-gewinne 
sorgen für Freude beim Anleger, die Intensität des 
positiven Gefühls nimmt jedoch mit dem weiteren Anstieg 
der Buchgewinne nur noch unterproportional zu. Bei zwi-schenzeitlichen 
Rückschlägen steigt daher die Tendenz 
deutlich an, den Gewinn – meist zu früh – mitzunehmen. Im 
Die Flaggen-Formation bei der Apple-Aktie liefert Anfang Juli 2011 ein Kaufsignal. Der Trader eröffnet am 7. Juli 
folglich eine Long-Position bei 355 Dollar und freut sich über den schnellen und dynamischen Anstieg in den 
Folgemonaten. Als die Aktie im Bereich der 426-Dollar-Marke zweimal nicht mehr weiterkommt und mit einer 
Inselumkehr reagiert, entscheidet sich der Trader am 10. November für einen Ausstieg bei 391 Dollar – ganz nach 
dem Motto: „Lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach“. Der Trade generiert damit einen Gewinn 
von zehn Prozent. 
Quelle: www.tradesignalonline.com 
B3a) Long-Einstieg und Sicherheitsverkauf
TRADERS´COVERSTORY 
August 2012 | www.traders-mag.com 15 
überdurchschnittlichen Rendite belohnt, insbesondere 
dann, wenn Extreme wie Gier und Panik zu beobachten 
sind. Die Aktienmarktentwicklung im Jahr 2009 bietet sich 
hierzu als exzellentes Beispiel an. Per saldo gilt: Je neutra-ler 
und rationaler eine Entscheidung getroffen wird, desto 
besser – auch wenn wir uns der Tatsache hingeben müs-sen, 
dass wir auch in Finanzfragen wohl niemals vollständig 
rational handeln werden. Die nachfolgenden Tipps sollen 
Anlegern und Tradern helfen, ihre Performance nachhaltig 
zu verbessern: 
• Konzentrieren Sie sich auf die wesentlichen Informatio-nen 
und analysieren Sie diese genau. 
• Nachrichten, die schnell und einfach greifbar erscheinen, 
sind auch für andere leicht verfügbar. Die Gefahr, dass 
diese bereits in die Kurse eingeflossen sind, ist daher 
hoch. 
• Wenn Sie eine Meinung zu einem bestimmten Markt 
oder Wertpapier haben, versuchen Sie Menschen zu 
finden, die eine konträre Sicht haben. Marktteilnehmer, 
die Ihren Analysen zustimmen, haben häufig die gleiche 
Position wie Sie selbst und sind daher alles andere als 
neutral. 
• Lassen Sie sich nicht von „Stimmungsmache“ ablenken, 
sondern treffen Sie Ihre eigene Entscheidung. 
• Sorgen Sie für eine ausreichende Diversifikation Ihrer 
Anlagen. 
• Gehen Sie diszipliniert vor. Setzen Sie sich bereits vor der 
Transaktion Kauf- und Verkaufsziele. Eine gute Trade- 
Planung leistet hierbei wertvolle Dienste. 
• Behalten Sie das große Bild im Auge, anstatt auf jede 
gerade verfügbare Neuigkeit zu reagieren. 
• Vermeiden Sie Entscheidungen, die von Panik oder 
Euphorie getragen werden. 
• Erkennen Sie eigene Fehler und sehen Sie diese als 
Chance an, daraus zu lernen. n 
Bereits wenige Tage nach dem Verkauf der Apple-Aktie kommt es zu einer massiven Rallye, die den Titel 
binnen weniger Monate von 363 Dollar auf über 600 Dollar katapultiert. Der Trader, der nun realisiert, dass er 
zu früh ausgestiegen ist, bereut seine Entscheidung; er schafft es aber nicht mehr, auf den fahrenden Zug 
aufzusteigen. Zu frühe Gewinnmitnahmen lassen sich – ebenso wie das Laufenlassen von Verlusten – anhand 
des Dispositionseffekts erklären. 
Quelle: www.tradesignalonline.com 
B3b) Die Rallye geht weiter 
David Pieper verfügt über das Analystendiplom CIIA und 
beschäftigt sich seit Ende der 1990er Jahre mit dem Thema 
Börse. Schon während seines BWL-Studiums und seiner späteren 
Tätigkeit als Investmentanalyst bei einer Bank verknüpfte er die 
Fundamentalanalyse mit den Vorzügen der Technischen Analyse. 
Pieper konzentriert sich auf den Handel mit CFDs und ist als freier 
Autor im Bereich Kapitalmärkte tätig. Weitere Informationen 
finden Sie unter www.trade4life.de. 
Kontakt: david.pieper@traders-mag.com 
David Pieper

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Behavioral Finance - Grundlagen für Anleger und Trader

  • 1. TRADERS´COVERSTORY Der Schlüssel zu besseren Trading-Entscheidungen Behavioral Finance Die vorherrschende Kapitalmarkttheorie basiert auf der Annahme, dass alle Individuen ein rationales Verhalten an den Tag legen. Dabei wird unterstellt, dass die Nutzenmaximierung im Mittelpunkt des Handelns aller Akteure steht und Entscheidungen stets auf der Basis einer vollständigen Verarbeitung aller wesentlichen Informationen getroffen werden. Dass dem in der Praxis nicht so ist, kann wohl jeder Trader bestätigen. Daher sorgte nicht zuletzt die Finanzmarktkrise für ein Umdenken und machte deutlich, dass die bisherigen Theorien der Realität angepasst und deshalb neu überdacht werden müssen. o Behavioral Finance = Ökonomie + Psychologie Der noch relativ junge Forschungszweig der Behavioral Finance, der Ökonomie mit Psychologie verknüpft, setzt genau hier an. Der Psychologe Amos Tversky legte mit dem späteren Ökonomie-Nobelpreisträger Daniel Kahnemann die Grundlagen für die verhaltensorientierte Kapitalmarktfor-schung. Die Wissenschaftler machten Verhaltensmuster trans-parent, die bis dahin von den Verfechtern rationaler Entschei-dungen ignoriert wurden. Diese Verhaltensmuster entstehen, weil das logische Denken – insbesondere in Situationen der Unsicherheit – häufig von Gefühlen überlagert und außer 10 August 2012 | www.traders-mag.com Kraft gesetzt wird. Nicht nur für Wissenschaftler, sondern gerade für Anleger und Trader lohnt sich daher ein genauer Blick hinter die Kulissen des menschlichen Handelns. Warum sich der Mensch selbst im Weg steht Zu den wichtigsten Ursachen für das irrationale Verhalten gehören – neben der Gehirnarchitektur selbst – psycho-logische Beweggründe. Zum einen möchte der Mensch seine eigene Lage und die der unmittelbaren Umwelt so gut wie möglich unter Kontrolle halten. Aber weshalb hat der Mensch ein Kontrollbedürfnis? Die Theorie des Kont-rollmotivs geht davon aus, dass jeder Mensch das Bedürfnis hat, sich als Verursacher von Veränderungen seiner Umwelt wahrzunehmen, genauer gesagt: Ein Bedürfnis, der Über-zeugung zu sein, Kontrolle über seine Umwelt und sein Handeln zu besitzen. Hierdurch entsteht das Gefühl der Kompetenz und der eigenen Wertschätzung, was zu einer Steigerung des Selbstwertgefühls führt. Ein Verlust der Kon-trolle kann dagegen schwerwiegende negative Auswirkun-gen auf das Wohlbefinden haben. Ein typischer Fall beim Trading: Viele Trader – aber auch Analysten – wollen mit aller Gewalt die zukünftige Kursent-wicklung vorhersagen statt einfach dem jeweiligen Markt zu folgen und sich bei Bedarf schnell anzupassen. Dabei sollte jedem klar sein, dass die krampfhafte Suche nach dem Kognitive Dissonanzen Nach fast allen Entscheidungen, bei denen die Wahl zwischen mehreren Alternativen bestand, geraten Menschen in einen Zwiespalt. Dieser entsteht, wenn die Alternative, für die sich die Person entschieden hat, negative Eigenschaften besitzt und die verworfene Möglichkeit positive Merkmale aufweist. Dieser Zustand löst ein unangenehmes Gefühl aus und wird in der Psychologie als „kognitive Dissonanz“ bezeichnet. Die Dissonanztheorie besagt, dass jeder Mensch versucht, Unstimmigkeiten in Wahrnehmung und Denken möglichst schnell zu beseitigen, weil diese ein unangenehmes Gefühl auslösen. Je größer die kognitive Dissonanz ist, desto stärker ist der Drang, sie zu reduzieren. Besteht eine starke emotionale Bindung zwischen Entscheider und der Entscheidung selbst (hohes Commitment), kann ein Rückgängigmachen der Entscheidung unmöglich werden.
  • 2. TRADERS´COVERSTORY Relativer Gewinn B1) Dispositionseffekt Relativer Verlust Euro Bewertung Die Grafik zeigt, wie der Mensch Wertveränderungen wahrnimmt. Der Bezugspunkt in der Mitte repräsentiert den Einstandskurs. Rechts vom Bezugspunkt zeigt sich eine positive (Gewinnzone), links davon eine negative Bewertung (Verlustzone). Mit zunehmender Entfernung vom Bezugspunkt nimmt die Bewertung eines identischen Geldbetrags ab. Zudem sieht man, dass die Wertfunktion im Verlustbereich steiler als im Gewinnbereich verläuft, Verluste werden also meist stärker bewertet als Gewinne gleicher Höhe. Mit diesem Konzept lässt sich u.a. der Dispositionseffekt erklären. Quelle: TRADERS´ Grafik perfekten Einstieg und Ausstieg unmöglich ist. Und auch gar nicht nötig, um beim Trading Geld zu verdienen. 12 August 2012 | www.traders-mag.com Um dieses Kontrollbedürfnis befriedigen zu können, ist eine Auflösung sogenannter „kognitiver Dissonanzen“not­wendig, die nach einer Entscheidung entstehen können. Diese treten dann auf, wenn der Mensch bemerkt, dass eine getroffene Entscheidung ungünstig war. Ist dies der Fall, lässt sich die Dissonanz auf zwei Wegen verringern: Entweder wird die Entscheidung – in der rationalen Variante – revidiert oder man „korrigiert“ seine Einstellung mittels selektiver Wahrnehmung so, dass die Entscheidung anscheinend nicht mehr im Widerspruch zur Realität steht. Beispielsweise nei-gen Anleger dazu, schlechte Nachrichten zu einer Aktie, die sie im Depot haben, herunterzuspielen, während positive Informationen übergewichtet werden. Vereinfachen und schnell urteilen – Heuristiken Menschen, die sich am Börsengeschehen beteiligen, stehen häufig vor der schwierigen Aufgabe, in kurzer Zeit aus der Menge der Informationen richtige Schlüsse ziehen zu müs-sen. Die Behavioral Finance beschäftigt sich daher intensiv mit der Anwendung von Daumenregeln, den sogenannten „Heuristiken“. Es handelt sich hierbei um einen Automatis-mus, der zur Reduzierung der Komplexität sowie zu einer schnellen – aber in vielen Fällen nicht optimalen – Urteils-findung eingesetzt wird. Dies kann sowohl bewusst als auch unbewusst geschehen. Nachfolgend werden die wichtigsten Heuristiken beschrieben. Mentale Buchführung Mit mentaler Buchführung wird die Gewohnheit des Men-schen bezeichnet, die mögliche Abhängigkeit zwischen den einzelnen in Frage kommenden Engagements und Projekten zu vernachlässigen. Menschen haben daher nicht die Gesamtheit aller Projekte und deren wechselseitigen Auswirkungen im Kopf, sondern führen mehrere separate, sogenannte „mentale“ Konten. Werden zum Beispiel das Engagement in Aktie A und Aktie B (Annahme: Aktien wei-sen keine Korrelation auf) isoliert voneinander bewertet, könnte sich der Anleger aufgrund des hohen Risikos der bei-den einzelnen Aktien dazu entschließen, von einem Invest-ment abzusehen. Dabei übersieht er den Diversifikationsef-fekt und verschenkt mögliche Gewinnchancen. Wie uns Erfahrungen und Zufallszahlen beeinflussen Zur Reduzierung der Komplexität eines Sachverhalts wird auch die Verfügbarkeitsheuristik eingesetzt. So hält ein Anleger, der bereits einen Aktienmarktcrash miterlebt hat, die Wahrscheinlichkeit eines Kurseinbruchs für viel höher als ein Anleger, der bisher keine derartigen Erfahrungen gesam-melt hat. Um schnell zu einem Urteil zu kommen, erfolgt häufig der Rückgriff auf den „Ankereffekt“. So wird die Nei-gung der Menschen bezeichnet, ihre Einschätzungen mit – oftmals willkürlichen und daher falschen – Referenzwerten ihres Gedächtnisses zu verknüpfen. Dies geschieht insbe-sondere dann, wenn bestimmte Informationen nicht sofort eingeordnet und bewertet werden können. Bei Kursprogno-sen dienen meist „runde“ Kursniveaus, Höchst- oder Tiefst-kurse oder das aktuelle Niveau als Anker. So dürfte aktuell Mentale Buchführung Fall A: Herr Mustermann hat eine Theaterkarte zum Preis von 100 Euro erworben. Vor dem Theater angekommen, stellt er fest, dass er die Karte verloren hat. An der Kasse gibt es noch Karten der gleichen Preisklasse. Wird Herr Mustermann eine neue Karte kaufen? Fall B: Herr Mustermann hat sich eine Theaterkarte an der Abendkasse reservieren lassen. Vor dem Schauspielhaus angekommen, stellt er fest, dass er 100 Euro aus seinem Geldbeutel verloren hat. Wird er die Karte kaufen, wenn er noch genügend Geld dabei hat? Aus ökonomischer Sicht sind beide Fälle identisch. Empirische Untersuchungen zeigen jedoch, dass die Mehrheit der Befragten im Fall A von einem Theaterbesuch absieht, aber im Fall B die reservierte Eintrittskarte einlöst. Man erkennt an diesem Beispiel, dass durch das Führen zweier separater Konten („Theaterkonto“ und „Geldkonto“) das Entscheidungsverhalten in einer ökonomisch identischen Situation unterschiedlich sein kann. Der Ankereffekt In einem Experiment wurden Probanden befragt, wie hoch sie den prozentualen Anteil der afrikanischen Staaten an den Vereinten Nationen schätzen. Dazu wurden sie in mehrere Gruppen eingeteilt. Vor dem Beantworten der Frage wurde jeder Gruppe eine Zufallszahl zwischen null und 100 präsentiert. Anschließend mussten die Versuchspersonen angeben, ob ihre Schätzung über oder unter der Zufallszahl lag. In einem weiteren Schritt wurden die Teilnehmer des Experiments nach der konkreten Zahl befragt. Hierbei zeigte sich, dass die vom Glücksrad zufällig ermittelte Zahl eine deutliche Auswirkung auf das Resultat hatte: In der Gruppe, bei der die Zufallszahl zehn lautete, betrug die Antwort 25 Prozent. Die andere Gruppe, bei der die Zufallszahl 65 ermittelt wurde, kam auf einen deutlich höheren Wert von 45 Prozent.
  • 3. TRADERS´COVERSTORY B2a) Trade-Phase 1: Long-Einstieg Nach einem erfolgreichen Pullback an die 6500er Zone leitet der DAX im März 2011 eine dynamische Aufwärtsbewegung ein. Wenige Wochen später wird das letzte Verlaufshoch bei 7442 Punkten geknackt, sodass der Trader am 29. April eine Long-Position bei 7475 Punkten eröffnet. Als Ziel wird der Bereich der 8000-Punkte- Marke angepeilt, ein Stopp für die Position existiert nicht. Quelle: www.tradesignalonline.com B2b) Trade-Phase 2: Breakout mutiert zum Fakeout August 2012 | www.traders-mag.com 13 beim DAX die 6000-Punkte-Marke für viele Anleger im Fokus stehen, obwohl sie aus dem analytischen Betrachtungswin-kel irrelevant ist. Die Orientierung an einem willkürlichen und damit falschen Bezugspunkt verhindert eine neutrale Bewertung und führt daher häufig zu Fehlentscheidungen. Der Ankereffekt ist auch beim täglichen Einkaufen zu beob-achten: Hier dient die unverbindliche Preisempfehlung des Herstellers, die meist vom jeweiligen Händler unterboten wird, als Anker für den Kaufinteressenten. Empirische Unter-suchungen zeigen, dass selbst Zufallszahlen die Einschät-zung stark beeinflussen können. Zusammenhänge, die es gar nicht gibt Ein anderes Phänomen zur schnellen Urteilsfindung ist die sogenannte „Repräsentativitätsheuristik“. Repräsentativität lässt sich am einfachsten mit dem Begriff „Schema“ erklären. So hat jeder Mensch eine Vielzahl von Schemata im Kopf, die er sich durch Erfahrungen oder durch Lernen angeeignet hat. Probanden, die beurteilen sollen, welche Folge von Münz-würfen wahrscheinlicher ist – KKKK oder KZZK (K = Kopf, Z = Zahl) – halten meist die letztere Konstellation für wahr-scheinlicher. Statistisch betrachtet handelt es sich jedoch um jeweils unabhängige Ereignisse und die Wahrscheinlichkeit für beide Szenarien beträgt 6,25 Prozent. Da das menschliche Gehirn dafür gemacht ist, Muster intuitiv zu erkennen, führt uns das Denksystem oft in die Irre. So ist zu beobachten, dass Menschen Wahrscheinlichkei-ten von repräsentativen Ereignissen überschätzen. Ebenso häufig werden empirische und kausale Zusammenhänge überbewertet beziehungsweise auch dann gesehen, wenn gar keine vorhanden sind. Letzteres kann mit dem eingangs beschriebenen Kontrollbedürfnis in Verbindung gebracht werden. Per Saldo zeigt sich, dass die Anwendung von Heu-ristiken häufig zu Fehleinschätzungen und zu nicht optima-len Entscheidungen führt. Renditekiller Nummer Eins: Der Dispositionseffekt Neben den aufgeführten Heuristiken spielt die Tatsache, dass Menschen stets relativ bewerten, eine große Rolle innerhalb der Behavioral Finance und erklärt damit zahlreiche Verhal-tensanomalien. Beispielsweise belegen Studien, dass die meisten Menschen lieber in einer Umwelt leben würden, in der sie 100 000 Euro besäßen und der Durchschnitt der Bevölkerung nur 50 000 Euro, als in einer Umwelt, in der sie 200 000 Euro, alle anderen aber noch mehr, nämlich 300 000 Euro hätten. Die relative Wahrnehmung und Bewertung hin-terlässt auch beim Investorenverhalten deutliche Spuren. Jeder Anleger hat schon einmal die Erfahrung gemacht, dass er Aktien, die über die Jahre hohe Kursgewinne verzeichnet haben, zu früh verkauft hat und diejenigen, die von Tief zu Tief dümpeln, immer noch besitzt. Selbst erfahrene Investo-ren laufen immer wieder in die gleiche Falle. Woran liegt das? Die Wissenschaft erklärt dieses Verhalten so: Für den Anleger fungiert der Einstiegskurs als Bezugspunkt und defi-niert damit die Gewinn- und Verlustzone. Fällt der Kurs unter den Einstandswert, fällt der Verkauf des Wertpapiers des-halb so schwer, weil Gewinne und Verluste nicht gleich stark empfunden werden. Verluste wiegen schwerer als Gewinne. Der Reflection-Effekt Es stehen folgende Alternativen zur Auswahl: Fall A: Sicherer Gewinn von 1000 Euro Fall B: Gewinn von 2000 Euro mit 50 Prozent Wahrscheinlichkeit Die Mehrheit wählt A und verhält sich damit risikoavers. Bei einer Wiederholung des Versuchs mit umgekehrten Vorzeichen – es stehen 1000 Euro sicherer Verlust oder 2000 Euro Verlust mit 50 Prozent Wahrscheinlichkeit zur Auswahl – werden die Probanden überraschenderweise risikofreudig und wählen die letztgenannte Alternative. Grund: Der unsichere Verlust wird subjektiv weniger negativ bewertet als der sichere Verlust in Höhe von 1000 Euro. Die Freude nach dem Einstieg in die Long-Position währt nicht lange. Nach einem kurzen Sprung auf 7600 Punkte dreht der DAX wieder gen Süden. Der Trader befindet sich nunmehr im Minus und wird nervös. Als der Leitindex wieder an der 7000-Punkte-Marke nach oben dreht, keimt aber wieder Hoffnung auf, sodass der Trader weiter an der Position festhält. Quelle: www.tradesignalonline.com
  • 4. TRADERS´COVERSTORY 14 August 2012 | www.traders-mag.com Verlustbereich zeigt die abnehmende Sensitivität zunächst die gleiche Wirkung: Der Ärger über den ersten Euro Verlust ist am höchsten und nimmt dann immer mehr ab. Dies hat fatale Folgen, denn mit jedem weiteren Abgleiten in die Ver-lustzone gewinnt der Faktor Hoffnung an Bedeutung – meist mit negativem Ausgang. Die Bilder 2a bis 3b zeigen den Dis-positionseffekt in der Praxis: Verluste werden laufen gelas-sen und Gewinne begrenzt. Total irrational: Der Reflection-Effekt Eine höchst irrationale Verhaltensform, die sich aus der abnehmenden Sensitivität gegenüber Wertveränderungen ergibt, ist der Reflection-Effekt. So ist hinsichtlich riskanter Alternativen zu beobachten, dass sich die Entscheider beim Übergang von Gewinnen zu Verlusten genau umgekehrt und damit in höchstem Maße irrational verhalten. Das Bei-spiel aus dem Infokasten soll dies im Detail verdeutlichen. Hinterher ist jeder klüger Nachdem die wichtigsten „Rationalitätsfallen“ dargestellt wurden, stellt sich nun die Frage nach der Umsetzbarkeit in der Praxis. Gerade an der Börse zeigt sich nämlich, dass immer wieder aufs Neue klassische Fehler begangen wer-den. Zum Beispiel ist der sogenannte „Rückschaueffekt“ oft zu beobachten. Fragt man heute beispielsweise einen Inves-tor, Analyst oder Wissenschaftler, ob er den Dotcom-Crash oder die Finanzkrise vorausgesehen hat, dürfte die Antwort sehr häufig mit einem Kopfnicken bejaht werden – auch wenn die damalige Einschätzung komplett daneben lag. Woran liegt das? Hand aufs Herz: Keiner gibt gerne zu, wenn er falsch lag. Die Gefahr dieser Neigung liegt vor allem in der Überschätzung. Wer glaubt, er habe in der Vergangenheit vieles richtig prognostiziert, wird dies fälschlicherweise auch von der Zukunft annehmen. Ein Lerneffekt kann sich folglich nicht einstellen. Professionelle Trader und vor allem diejenigen, die es werden wollen, kommen daher nicht um ein Trading-Tage-buch herum. Erst mit dem Führen eines Journals, das alle Parameter der Trades enthält und damit die Basis für eine umfassende Fehleranalyse darstellt, lässt sich die Perfor-mance so richtig erhöhen. Überlisten Sie sich selbst Die Behavioral Finance zeigt, dass das Verhalten der Markt-teilnehmer alles andere als vollständig rational ist. Emotionen und Erfahrungen spielen eine große Rolle. Die Rationalitätsfal-len – zum Beispiel das Anwenden von Heuristiken, das relative Bewerten und das Streben nach Dissonanzfreiheit – stehen im klaren Gegensatz zur Theorie des Homo Oeconomicus und machen klar, dass erst die Zusammenführung von Finanz- und Sozialwissenschaft zu einem besseren Verständnis über die Finanzmärkte beiträgt. Der einzelne Anleger kann von den Erkenntnissen ebenfalls profitieren; denn wer typische Ver-haltensfehler bei sich selbst erkennt, kann seine eigenen Ent-scheidungen verbessern. Gleichzeitig kann man die durch das Fehlverhalten anderer entstehenden Ineffizienzen nutzen. Der Contrarian-Ansatz, also das „Schwimmen gegen den Strom“, wird am Kapitalmarkt oft mit einer Als die 7000-Punkte-Marke beim vierten Test unterschritten wird, kommt es zu einer Verkaufslawine, die den Index bis September um rund 2000 Punkte einbrechen lässt. Der Trader missachtet selbst glasklare Verkaufssignale und bleibt in der Long-Position, weil die Hoffnung auf einen Turnaround mit jedem weiteren Absturz größer wird, die Verluste aber immer weniger wahrgenommen werden. Ein klassischer Fall des Dispositionseffekts, der zeigt, dass ein Absicherungsstopp und ein Trading-Plan das A und O beim Trading sind. Quelle: www.tradesignalonline.com B2c) Trade-Phase 3: DAX-Crash So ärgern wir uns über einen Verlust von X Euro mehr, als wir uns über einen Gewinn von X Euro freuen. Anfängliche Kurs-gewinne sorgen für Freude beim Anleger, die Intensität des positiven Gefühls nimmt jedoch mit dem weiteren Anstieg der Buchgewinne nur noch unterproportional zu. Bei zwi-schenzeitlichen Rückschlägen steigt daher die Tendenz deutlich an, den Gewinn – meist zu früh – mitzunehmen. Im Die Flaggen-Formation bei der Apple-Aktie liefert Anfang Juli 2011 ein Kaufsignal. Der Trader eröffnet am 7. Juli folglich eine Long-Position bei 355 Dollar und freut sich über den schnellen und dynamischen Anstieg in den Folgemonaten. Als die Aktie im Bereich der 426-Dollar-Marke zweimal nicht mehr weiterkommt und mit einer Inselumkehr reagiert, entscheidet sich der Trader am 10. November für einen Ausstieg bei 391 Dollar – ganz nach dem Motto: „Lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach“. Der Trade generiert damit einen Gewinn von zehn Prozent. Quelle: www.tradesignalonline.com B3a) Long-Einstieg und Sicherheitsverkauf
  • 5. TRADERS´COVERSTORY August 2012 | www.traders-mag.com 15 überdurchschnittlichen Rendite belohnt, insbesondere dann, wenn Extreme wie Gier und Panik zu beobachten sind. Die Aktienmarktentwicklung im Jahr 2009 bietet sich hierzu als exzellentes Beispiel an. Per saldo gilt: Je neutra-ler und rationaler eine Entscheidung getroffen wird, desto besser – auch wenn wir uns der Tatsache hingeben müs-sen, dass wir auch in Finanzfragen wohl niemals vollständig rational handeln werden. Die nachfolgenden Tipps sollen Anlegern und Tradern helfen, ihre Performance nachhaltig zu verbessern: • Konzentrieren Sie sich auf die wesentlichen Informatio-nen und analysieren Sie diese genau. • Nachrichten, die schnell und einfach greifbar erscheinen, sind auch für andere leicht verfügbar. Die Gefahr, dass diese bereits in die Kurse eingeflossen sind, ist daher hoch. • Wenn Sie eine Meinung zu einem bestimmten Markt oder Wertpapier haben, versuchen Sie Menschen zu finden, die eine konträre Sicht haben. Marktteilnehmer, die Ihren Analysen zustimmen, haben häufig die gleiche Position wie Sie selbst und sind daher alles andere als neutral. • Lassen Sie sich nicht von „Stimmungsmache“ ablenken, sondern treffen Sie Ihre eigene Entscheidung. • Sorgen Sie für eine ausreichende Diversifikation Ihrer Anlagen. • Gehen Sie diszipliniert vor. Setzen Sie sich bereits vor der Transaktion Kauf- und Verkaufsziele. Eine gute Trade- Planung leistet hierbei wertvolle Dienste. • Behalten Sie das große Bild im Auge, anstatt auf jede gerade verfügbare Neuigkeit zu reagieren. • Vermeiden Sie Entscheidungen, die von Panik oder Euphorie getragen werden. • Erkennen Sie eigene Fehler und sehen Sie diese als Chance an, daraus zu lernen. n Bereits wenige Tage nach dem Verkauf der Apple-Aktie kommt es zu einer massiven Rallye, die den Titel binnen weniger Monate von 363 Dollar auf über 600 Dollar katapultiert. Der Trader, der nun realisiert, dass er zu früh ausgestiegen ist, bereut seine Entscheidung; er schafft es aber nicht mehr, auf den fahrenden Zug aufzusteigen. Zu frühe Gewinnmitnahmen lassen sich – ebenso wie das Laufenlassen von Verlusten – anhand des Dispositionseffekts erklären. Quelle: www.tradesignalonline.com B3b) Die Rallye geht weiter David Pieper verfügt über das Analystendiplom CIIA und beschäftigt sich seit Ende der 1990er Jahre mit dem Thema Börse. Schon während seines BWL-Studiums und seiner späteren Tätigkeit als Investmentanalyst bei einer Bank verknüpfte er die Fundamentalanalyse mit den Vorzügen der Technischen Analyse. Pieper konzentriert sich auf den Handel mit CFDs und ist als freier Autor im Bereich Kapitalmärkte tätig. Weitere Informationen finden Sie unter www.trade4life.de. Kontakt: david.pieper@traders-mag.com David Pieper