1. Presseinformation
Stuttgart, 07. September 2011
von Arnim E. Kogge
Die Marktmeinung aus Stuttgart
Aktienmärkte kämpfen gegen ein zweites 2008
Der Ton wird rauer, die Wirtschaftsindikatoren signalisieren eine
Abschwächung und einige Ökonomen sehen die Lage sogar
äußerst trübe. 2008 lässt grüßen, da sich manche Pessimisten
bereits vor einer zweiten Weltrezession sehen. Sicherlich ist der
Senkrechtabsturz der Aktienkurse im Monat August und nun
auch zu Beginn des Septembers erschreckend und erschwert
eine Bodenbildung. Wobei die Stimmung schlechter ist als die
eigentliche Lage, doch dies nützt nicht viel, da von Seiten der
Politik insbesondere in Europa der Markt mehr verunsichert als
beruhigt wird. Weiß die italienische Regierung überhaupt noch,
was sie will? Der Zickzackkurs zur Bekämpfung der eigenen
Schulden zeigt ein diffuses Bild. Auch die deutsche Regierung
kann es nicht lassen, sich ständig zu widersprechen bezüglich
eines eventuellen Austritts Griechenlands aus der EU. Dies sind
keine Voraussetzungen, die ein positives Vorwärtsdenken mit
sich bringen könnten. Einen mutigen Schritt hat die Schweizer
Notenbank nun getan, indem sie ihre Währung an den Euro
angekoppelt hat und mit 1,20 zum Euro eine markante Vorgabe
setzt, die alle Devisenspekulanten herausfordert und deren
Einhaltung die Schweizerische Nationalbank mittelfristig
überfordern könnte.
Wie nervös die Aktienmärkte in diesem Umfeld sind, zeigt allein
die Bayer-Aktie, die nur aufgrund einer kritischen Stellungnahme
.
.
2. der US-Zulassungsbehörde FDA für ein neues Präparat
13 Prozent Kursverlust hinnehmen musste, während der
Kooperationspartner von Bayer, Johnson & Johnson, sich mit
1 Prozent Kursverlust zufrieden geben durfte. Das starke
Vorausrennen des DAX gegenüber den anderen Indizes im
Jahre 2009 und 2010 sowie das hohe Niveau in den ersten zwei
Monaten des Jahres 2011 machen sich nun als Belastung
bemerkbar und führen zu einem überproportionalen Rückschlag
gegenüber dem EuroStoxx50 und insbesondere dem Dow-
Jones-Index.
Charttechnisch stehen wir vor der wichtigen psychologischen
5.000-Punkte-Marke im DAX, darunter liegen noch 4.800 und
4.500 Punkte. Technisch sind solche bizarren Bilder durchaus
denkbar, von den Wirtschaftsindikatoren her lässt sich das Jahr
2011 nicht mit 2008 vergleichen, die Hausaufgaben,
insbesondere in Deutschland, wurden gemacht. Der EuroStoxx50
befindet sich knapp oberhalb seiner Unterstützungslinie von
2.000 Punkten, darunter liegt noch die Marke 1.850 Punkte. Der
Dow-Jones-Index bleibt in seiner breiten Spannbreite zwischen
11.500 und 10.500 Punkten.
Sicherlich ist die Gesamtsituation kritisch, doch ein bisschen
mehr Besonnenheit wäre ratsam, da die wirtschaftliche Lage der
Unternehmen nach wie vor wesentlich besser ist als 2008.
Insofern sollte keine politisch herbeigeredete Rezession die
Unternehmen dazu verleiten, ihre Auftragsbücher
zurückzufahren. Sollte die EZB analog 2008 ihre Zinserhöhung
wieder kurzfristig zurücknehmen, wäre dies ein falsches Signal,
denn es würde nur verdeutlichen, dass die
Wachstumsprognosen extrem nach unten korrigiert werden
müssten, was die Stimmung weiter belasten würde. Nach
heutigem Stand sollte die EZB ihre Zinsen weiter auf dem
augenblicklichen Niveau belassen. Das teilweise panische
2
3. Verhalten an den Aktienmärkten wird für Investoren zu einer
extremen Geduldsprobe. Verkäufe auf diesem Niveau sind nicht
empfehlenswert, im Gegenteil, starke Abstrafungen, wie es sie
zum Beispiel bei der Bayer-Aktie gab, sollten eher als Kauf
genutzt werden. Dies gilt auch innerhalb der Pharmabranche für
einen Wert wie Lonza, der zusätzlich von den Maßnahmen der
Schweizerischen Notenbank profitieren wird. Insgesamt erweist
sich die Strategie, in defensive Branchen den Schwerpunkt zu
setzen, als richtig. Damit bleiben wir auch weiter positiv für die
Chemiebranche, hier insbesondere für DSM, aber auch die
Agrarsparte, etwa Kali & Salz und das norwegische
Unternehmen Yara, bietet sich an.
Kontakt für den Leser:
Bankhaus ELLWANGER & GEIGER KG
Arnim E. Kogge
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Leiter Institutional Banking
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