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Postkoloniale Perspektive auf Begegnung im Kontext „Globalen Lernen“
Chancen
Spannungsfelder
Hypothesen
Empfehlungen
Abdou Rahime Diallo,
VENROB e.V. / Diaspora Policy Institute – DPI
Transkultur – interkulturelle Projektagentur
BBE – Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement
Berlin 2015
Globales (voneinander) Lernen und
interkulturelle Begegnung als einzige Chance
Globales Lernen im Spannungsfeld
unterschiedlicher Stakeholder & Perspektiven
Grundannahmen a)
Die Rahmenbedingungen für Interkulturelle Begegnung und Interaktion sind von vornherein von Dominanz- &
Inferioritätsrelationen und Inkompatibilitäten geprägt, wie z.B.:
◦ Kontemporäre, stereotype Gesellschaftsbilder (z.B. defizitäres Afrikabild in europäischen, idealtypisches Europabild in
afrikanischen Gesellschaften)
◦ Mono-perspektivische Verständnisse / Haltungen, Überzeugungen / Begriffe (z.B. Geschichtsverständnis: Eurozentrismus im
Geschichtsverständnis / Uns geht es gut bzw. besser - Grundhaltung / Entwicklungs-, Armuts-, Demokratiebegriffe bzw.
Definitionen)
◦ Regionale Disparitäten bezüglich Partizipationsmöglichkeiten (Mobilität, finanzielle Ausstattung, Partnerschaftlichkeit,
Augenhöhe)
◦ Differierende politische Zielsetzungen, Intentionen, Verständnisse zwischen den PartnerInnen bezüglich Austausch/Begegnung
Für partnerschaftliche Begegnung, Interaktion, gleichberechtigte Partizipation und Globales Voneinander Lernen
(GVL) müssen die Rahmenbedingungen erst de- & anschließend rekonstruiert werden
Grundannahmen b)
Die Dekonstruktion & Rekonstruktion im Sinne der Postkolonialen Perspektive setzt für „privilegierte Akteure“, die
ehrliche, kritische und multiperspektivische Auseinandersetzung besonders im
◦ soziohistorischen: z.B. kritische Analyse der Geschichte Europas / der USA.
◦ Papstbulle 1493 Alexander VI / USA: Aufbau, Fortführung einer auf Imperialismus, Sklavenhandel, Genozid an den Native American basierenden Gesellschaft
◦ soziokulturellen: z.B. kritischer Reflexion der Wissenschaft, Medien, Kunst
◦ Identifizierung des Rassismus in der Wissenschaft (Hegel, Kant, Nietzsche, Voltaire, Rousseau, Carl von Linné)
◦ sozio- und globalpolitischen: z.B. kritische Auseinandersetzung mit EU-Handels-, Sicherheit- und Außenpolitik
◦ Economic Partnership Agreements – EPA, Mare Nostrum  Triton,
◦ sozioökonomischen: z.B. kritische Auseinandersetzung mit der Fortschritts- und Wachstumstheorie unter dem
Nachhaltigkeitsaspekt
◦ Vergleich von Nachhaltigkeitskonzepten der Native-Australian mit der westlichen Fortschrittsgesellschaft
Kontext mit sich selbst und der eigenen Gesellschaft voraus.
PARADIGMA Bewusste, kritische Auseinandersetzung mit sich selbst ist sowohl für Privilegierte als auch für
Nichtprivilegierte problematisch
Grundannahmen c)
Die Dekonstruktion & Rekonstruktion im Sinne der Postkolonialen Perspektive setzt für „benachteiligte Akteure“, die
mentale Emanzipation vom kolonialen Erbe und die Rückbesinnung auf prä- & postkoloniale Werte, Normen, Ethiken
und Identitäten voraus, in Bezug auf
◦ Soziohistorische Aspekte: z.B. Historik aus eigener Perspektive (Cheikh Anta Diop, Hamidou Kane, Joseph Ki-Zerbo)
◦ Soziokulturelle Aspekte: z.B. Ubuntu, Buen Vivir, Guéno-Philosophie
◦ sozio- und globalpolitische Aspekte: z.B. kritische Auseinandersetzung mit EU-Handels-, Sicherheit- und Außenpolitik
◦ Sozioökonomische Aspekte: z.B. kritische Auseinandersetzung mit der Fortschritts- und Wachstumstheorie im Sinne des
Nachhaltigkeitsverständnisses
◦ Nachhaltigkeitskonzepten der Native-Australian (nachhaltiges Naturraum-Management), Native American (Eine-Welt-Philosophie: Wir sind
gleichberechtigter, nicht superiorer Teil der Schöpfungsgemeinschaft) versus westlicher Fortschritts- & Wachstumsgesellschaft
Hier ergibt sich ein PARADIGMA Bewusste, kritische Auseinandersetzung mit sich selbst ist sowohl für Privilegierte
als auch für Nichtprivilegierte problematisch
Abdou Rahime Diallo: Postkoloniale Perspektive auf Begegnung im Kontext „Globalen Lernen“
FRAGEN & ANREGUNGEN

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Abdou Rahime Diallo: Postkoloniale Perspektive auf Begegnung im Kontext „Globalen Lernen“

  • 1. Postkoloniale Perspektive auf Begegnung im Kontext „Globalen Lernen“ Chancen Spannungsfelder Hypothesen Empfehlungen Abdou Rahime Diallo, VENROB e.V. / Diaspora Policy Institute – DPI Transkultur – interkulturelle Projektagentur BBE – Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement Berlin 2015
  • 2. Globales (voneinander) Lernen und interkulturelle Begegnung als einzige Chance
  • 3. Globales Lernen im Spannungsfeld unterschiedlicher Stakeholder & Perspektiven
  • 4. Grundannahmen a) Die Rahmenbedingungen für Interkulturelle Begegnung und Interaktion sind von vornherein von Dominanz- & Inferioritätsrelationen und Inkompatibilitäten geprägt, wie z.B.: ◦ Kontemporäre, stereotype Gesellschaftsbilder (z.B. defizitäres Afrikabild in europäischen, idealtypisches Europabild in afrikanischen Gesellschaften) ◦ Mono-perspektivische Verständnisse / Haltungen, Überzeugungen / Begriffe (z.B. Geschichtsverständnis: Eurozentrismus im Geschichtsverständnis / Uns geht es gut bzw. besser - Grundhaltung / Entwicklungs-, Armuts-, Demokratiebegriffe bzw. Definitionen) ◦ Regionale Disparitäten bezüglich Partizipationsmöglichkeiten (Mobilität, finanzielle Ausstattung, Partnerschaftlichkeit, Augenhöhe) ◦ Differierende politische Zielsetzungen, Intentionen, Verständnisse zwischen den PartnerInnen bezüglich Austausch/Begegnung Für partnerschaftliche Begegnung, Interaktion, gleichberechtigte Partizipation und Globales Voneinander Lernen (GVL) müssen die Rahmenbedingungen erst de- & anschließend rekonstruiert werden
  • 5. Grundannahmen b) Die Dekonstruktion & Rekonstruktion im Sinne der Postkolonialen Perspektive setzt für „privilegierte Akteure“, die ehrliche, kritische und multiperspektivische Auseinandersetzung besonders im ◦ soziohistorischen: z.B. kritische Analyse der Geschichte Europas / der USA. ◦ Papstbulle 1493 Alexander VI / USA: Aufbau, Fortführung einer auf Imperialismus, Sklavenhandel, Genozid an den Native American basierenden Gesellschaft ◦ soziokulturellen: z.B. kritischer Reflexion der Wissenschaft, Medien, Kunst ◦ Identifizierung des Rassismus in der Wissenschaft (Hegel, Kant, Nietzsche, Voltaire, Rousseau, Carl von Linné) ◦ sozio- und globalpolitischen: z.B. kritische Auseinandersetzung mit EU-Handels-, Sicherheit- und Außenpolitik ◦ Economic Partnership Agreements – EPA, Mare Nostrum  Triton, ◦ sozioökonomischen: z.B. kritische Auseinandersetzung mit der Fortschritts- und Wachstumstheorie unter dem Nachhaltigkeitsaspekt ◦ Vergleich von Nachhaltigkeitskonzepten der Native-Australian mit der westlichen Fortschrittsgesellschaft Kontext mit sich selbst und der eigenen Gesellschaft voraus. PARADIGMA Bewusste, kritische Auseinandersetzung mit sich selbst ist sowohl für Privilegierte als auch für Nichtprivilegierte problematisch
  • 6. Grundannahmen c) Die Dekonstruktion & Rekonstruktion im Sinne der Postkolonialen Perspektive setzt für „benachteiligte Akteure“, die mentale Emanzipation vom kolonialen Erbe und die Rückbesinnung auf prä- & postkoloniale Werte, Normen, Ethiken und Identitäten voraus, in Bezug auf ◦ Soziohistorische Aspekte: z.B. Historik aus eigener Perspektive (Cheikh Anta Diop, Hamidou Kane, Joseph Ki-Zerbo) ◦ Soziokulturelle Aspekte: z.B. Ubuntu, Buen Vivir, Guéno-Philosophie ◦ sozio- und globalpolitische Aspekte: z.B. kritische Auseinandersetzung mit EU-Handels-, Sicherheit- und Außenpolitik ◦ Sozioökonomische Aspekte: z.B. kritische Auseinandersetzung mit der Fortschritts- und Wachstumstheorie im Sinne des Nachhaltigkeitsverständnisses ◦ Nachhaltigkeitskonzepten der Native-Australian (nachhaltiges Naturraum-Management), Native American (Eine-Welt-Philosophie: Wir sind gleichberechtigter, nicht superiorer Teil der Schöpfungsgemeinschaft) versus westlicher Fortschritts- & Wachstumsgesellschaft Hier ergibt sich ein PARADIGMA Bewusste, kritische Auseinandersetzung mit sich selbst ist sowohl für Privilegierte als auch für Nichtprivilegierte problematisch