1. Das Wertequadrat / Das innere Team Friedemann Schulz von Thun
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Schiestl Daniel, Holzer Andreas
Das Wertequadrat
Teil 1 – Schiestl Daniel
Werte sind wichtig für unser Leben. Unternehmen beschäftigen sich mit
Unternehmenswerten, die Kirche beschäftigt sich mit Werten, viele Institutionen
wollen uns ihre Werte vorgeben.
Aber: Was sind unsere eigenen Werte und wie komme wir zu ihnen?
Welche Modelle kann ich über meine Werte entwickeln?
Werte bestimmen:
Wie ich handle!
Und wie ich mein Handeln und das Handeln anderer bewerte!
Definition: Werte sind all das, was mir im Leben wichtig ist!
Welcher Ansatz ergibt sich daraus? Der Ansatz lautet…..
Ansatz: Was ist mir wichtig? (Karriere, Familie, Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit, usw.).
Man bereift, dass man eine enorme Anzahl an Werten hat.
Haben Werte eine Hierarchie? Gibt es Werte die höher gelagert sind und Werte, die
eher weiter hinten stehen?
Ja, Werte haben eine Hierarchie, sonst würden sich verschiedene Werte in die Quere
kommen. Stellt euch z. B. vor ihr müsstet euch zwischen zwei Werten wie Freiheit
und Sicherheit entscheiden. Mache ich mich selbstständig (Freiheit) oder bleibe ich in
einem Angestelltenverhältnis (Sicherheit)? Die Entscheidung wird zu allererst von
unseren Werten getroffen werden.
Ich darf euch jetzt ein ganz pragmatisches (sachbezogenes) Modell vorstellen, mit
dem ihr eine ganze Menge für eure Werte erreichen könnt, auch im Alltag. In unserer
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Gesellschaft haben wir oft das Problem, dass wir Werte zweiteilen. Einerseits gibt es
die positiven Werte, wie Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit, Liebe, Karriere, usw.
andererseits die Unwerte wie Unzuverlässigkeit, Unpünktlichkeit, Hass, usw.
Die Frage die sich hier stellt, ist: Gibt es nicht mehr als schwarz – weiß, oben – unten
oder rechts – links.
Das gibt es, und in diese Richtung geht das Modell von Schulz von Thun, er nennt es
das Wertequadrat.
Der Wertebegriff ist meist bipolar aufgehangen, d. h., es gibt etwas Positives und
dazu etwas Negatives.
Das Wertequadrat zeigt, dass es auch etwas dazwischen gibt, nämlich viele
Graustufen.
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Beispiel:
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Nehmen wir den Wert Sparsamkeit. Sparsamkeit ist wie ich meine bei den meisten
Menschen ein positiver Wert. Und was ist das Gegenteil zu Sparsamkeit, das
Gegenteil ist verschwenderisch. Sparsamkeit und sein Gegenteil verschwenderisch,
aber gibt es da mehr – ja, in diesem Modell schon. Stellt euch vor, dass man
Sparsamkeit übertreiben könnte. Kann man Sparsamkeit übertreiben? Etwas
Positives kann man doch nicht übertreiben! Doch, nehmt z. B. jemanden, der zu
sparsam ist, jemand der diese Sparsamkeit übertreibt und übertreibt und übertreibt.
Wo landet er, beim Geiz. Das heißt also, diese Sparsamkeit braucht etwas, einen
positiven Schwesterwert, etwas das ihn davon abhält in diesen Geiz abzudriften.
Was könnte uns daran hindern, immer sparsamer zu werden, bis hin zum Geiz.
Großzügigkeit vielleicht? Wir haben jetzt 4 Werte entwickelt, auf der einen Seite
Sparsamkeit, die wir übertreiben können bis zum Geiz, auf der anderen Seite die
Großzügigkeit, dessen Übertreibung in der Verschwendung liegt.
Sparsamkeit und Großzügigkeit sind positiv konnotiert, sie bedingen einander –
brauchen einander. Sie verhindern, dass wir in die jeweilige Extreme abschweifen, in
den Geiz bzw. in die Verschwendung. Das gilt für viele Werte, alle Werte.
Dieses Wertequadrat kann man mit jedem beliebigen Wert machen, darin liegt auch
der Nutzen dieses Modells. Dass man nämlich für sich selbst erkennt, dass ein Wert
für sich alleine nicht stehen kann.
Denn ein Wert wie Sparsamkeit braucht auf der anderen Seite seinen positiven
Schwesterwert Großzügigkeit um zu verhinder, dass wir in das Extreme abrutschen.
1. Für uns selbst, so können wir z. B. unsere eigenen Werte mit diesem
Wertemodell verdoppeln. Wenn wir zu einem unserer Werte ein Wertemodell
machen. Beispiel: Wenn wir auf der einen Seite Großzügigkeit haben kommt
auf der anderen Seite automatisch Sparsamkeit dazu und wir hätten unser
eigenes internes Wertesystem um 100 % erweitert.
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Wie kann ich dieses Wertequadrat praktisch nutzen?
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4. Das Wertequadrat / Das innere Team Friedemann Schulz von Thun
2. In der Begegnung anderer Menschen, was manchmal noch viel wichtiger ist.
Beispiel: Wir treffen auf einen Menschen, von dem wir sagen, er sei geizig.
Dann wissen wir jetzt, dass in diesem Geiz ein positiver Gegenwert steckt,
nämlich der positive Kern der Sparsamkeit. D. h. es gibt nichts perse
Negatives, in jedem Negativen steckt auch etwas Positives und auf der
anderen Seite steck auch in jedem Positiven etwas Negatives, wenn man es
übertreibt. So könnten wir anderen Menschen ganz anders begegnen, sie
nicht diskreditieren oder sogar abwerten, sonder sagen, egal was mir
begegnet, da steckt ein positiver Kern dahinter.
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Das innere Team
Teil 2 – Holzer Andreas
Das Modell „innere Team“ hat Friedmann Schulz von Thun im Jahre 1998 publiziert.
In der Kommunikation ist es zu einem seiner wichtigsten Modelle geworden.
Beim inneren Team handelt es sich um eine Metapher, ein Vorstellungsbild, um die
seelischen Vorgänge im inneren eines Menschen greifbar zu machen und um diese
in Worte und Bilder zu fassen. Natürlich sind diese inneren Teammitglieder keine
kleinen Männchen und Weibchen, die uns lenken und vorantreiben. Dies geschieht
nach wie vor im Gehirn, doch Schulz von Thun möchte anhand des innern Teams
den Leuten verständlich machen, wie man diese inneren, tatendurstigen Gesellen
verstehen lernt und wie man damit umgehen könnte. Schon Goethe hat in seinem
Werk „Faust“ geschrieben, dass zwei Seelen in seiner Brust wohnen. Daran möchte
Schulz von Thun anknüpfen und herausfinden, wie man diese inneren
Stimmungsmacher miteinander in ein Gleichgewicht bringen könnte, sodass es
menschengemäß ist und man dazu stehen kann.
Deshalb ist für Schulz von Thun der Umgang mit der inneren Pluralität, wie er es
nennt, zu einer Schlüsselqualifikation geworden. Sowohl in menschlicher als auch in
professioneller Hinsicht. Innere Pluralität ist ein alltägliches, menschliches
5. Das Wertequadrat / Das innere Team Friedemann Schulz von Thun
Phänomen. Sie ist eine Not und eine Tugend zugleich. Eine Not, weil die inneren
Wortmelder nicht alle das Gleiche wollen und sie sich häufig uneinig sind. Eine
potenzielle Tugend, wenn wir ihre Weisheit zusammenführen. Dann kann es
gelingen, dass hier eine Teamleistung entsteht, eine innere Synergie sozusagen, und
dass wir vom inneren Reichtum profitieren können.
Menschlich kommt es darauf an, mit sich selber ein bisschen mehr ein Herz und eine
Seele zu werden, mit sich selber in guter Gesellschaft zu sein. Außerdem muss man
mit sich selber und mit allen Lebensgeistern, die da mitwirken wollen, befreundet
sein. Das ist ein wichtiges menschliches Ziel, um mit sich selber in Einklang zu
kommen.
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Bevor wir aber das innere Team genießen können, müssen wir zuerst den
zerstrittenen Haufen bewältigen.
Aber auch professionell ist der Umgang mit der inneren Pluralität höchst bedeutend.
Es kommt zum Beispiel darauf an, in herausfordernden Situationen „gut aufgestellt
zu sein“ und „alle guten Geister beisammen zu haben“.
Anhand eines Beispiels, das sich auf eine Lehrperson bezieht, möchte Schulz von
Thun den zukünftigen Lehrern und Lehrerinnen einen Weg zeigen, wie man
professionell mit diesem inneren Team umgeht.
Stellt euch einen Lehrer vor, der vor einer Klasse steht. Was braucht dieser?
Es braucht erst einmal einen disziplinierenden Ordnungsmenschen, der fähig ist, in
dieses „Wespennest“ eine Struktur zu bringen. Du dort hin und du da hin und jetzt
folgende Reihenfolge usw. Er braucht sozusagen eine ordnende Hand als ein
Teammitglied in seiner inneren Mannschaftsaufstellung.
Er braucht aber auch jemanden, der herzlich und einfühlsam ist gegenüber Kindern,
ja diese sogar gerne hat. Er braucht also einen Pädagogen, der ein Herz für sein
Gegenüber hat- einen Herzlichen.
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Dann braucht er aber auch einen Strengen, der sich abgrenzen kann und der auch
einmal etwas fordert. Der auch mal Nein sagen kann und der ruft: „Ich verlange 1., 2.,
3.!“ Nicht nur den Herzlichen, sondern auch den Abgrenzungsfähigen, der laut
werden kann, der auch böse werden kann. So einen braucht der Lehrer auch in
seinem inneren Team. Stellt euch vor, der Lehrer hätte den nicht. Was dann wohl los
wäre?
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Und viertens braucht er auch einen, der für Lebendigkeit sorgt, vielleicht sogar
einmal für eine Überraschung. Einer, der vielleicht einmal ein Kaninchen über den
Tisch hoppeln lässt, anstatt immer nur aus dem Buch die wissenswerten
Eigenschaften eines Kaninchens abschreiben lässt. Der also ein bisschen Leben „in
die Bude“ bringt, der sich mal was einfallen lässt, der ein bisschen ein bunter Vogel
ist. Stellt euch vor, der Lehrer hätte den nicht in sich.
Also, alleine aus diesen Andeutungen seht ihr, dass vier wichtige Mitglieder des
inneren Teams zusammenwirken müssen, wenn der Lehrer seiner Rolle gerecht
werden möchte.
Ihr seht also: Sowohl menschlich als auch professionell steckt einiges drinnen in
diesem Modell und wir haben ein Leben lang damit zu tun.
Schiestl Daniel, Holzer Andreas