Manager, die auf Nachhaltigkeit setzen statt auf schnelle Renditen sind die Zukunft! Wir präsentieren Euch bis Weihnachten jede Woche einen gewissenhaften Manager aus Deutschland - einen Moral-Macher. Heute: Claudia Langer, die Multiaktivistin der Internetplattform Utopia.
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Neue Manager braucht die Welt - Claudia Langer
1. :::NEUE MANAGER BRAUCHT DIE WELT:::
:::Claudia Langer:::
Ihre Internetplattform Utopia gilt als eine der
einflussreichsten Verbraucher und
Nachhaltigkeitsorganisationen Deutschlands mit einer
Community von 65.000 Mitgliedern
2.
3. Claudia Langer, Jahrgang 1965, ist Gründerin von
Utopia. Die Internet-Plattform will das Konsum-
verhalten der Menschen ändern.
»Utopisten« nennen sich die mehr als 65 000 Mit-
glieder ihrer Community, die Wirtschaft und
Unternehmen mit ökologisch korrektem Konsum
und Nicht-Konsum in eine nachhaltigere und bes-
sere Welt treiben wollen. Unter den Mitgliedern
sind namhafte Unterstützer wie der Schauspieler
Axel Milberg und die TV-Moderatorin Sandra
Maischberger.
Neben der Aktiengesellschaft Utopia AG gibt es
auch eine eigenständige Stiftung samt Kuratorium,
das unter anderem aus Beratern, Wissenschaft-
lern und Unternehmern besteht. Seit 2009 gibt es
bei Utopia das »Changemaker Manifest«, in dem
sich Unternehmen öffentlich zu einer nachhaltigen
Firmenpolitik verpflichten. Als erster Dax-Konzern
hat im April 2010 die Deutsche Telekom das Doku-
ment unterzeichnet.
Langer, Mutter von drei Kindern, war früher Mit-
inhaberin der Werbeagentur »Start«.
4. Adieu Marketing oder E.ON ausdachte. Zeitweise betreute die
Firma Jahresbudgets von mehr als 60 Millionen
Damit eines klar ist: Claudia Langer ist keine Euro. Ende 2004 verkaufte Langer sämtliche
Moral-Macherin. Darauf legt sie Wert, großen Gesellschafteranteile an dieser Agentur für ein
Wert sogar. »Ich bin engagiert und besorgt und ordentliches Geld und stieg gemeinsam mit
fühle mich aufgerufen, etwas zu tun, aber ich ihrem Mann aus – aus der wilden und
würde mich nie als moralisches Vorbild be- wundersamen Werbewelt. Um ein Haus zu
zeichnen«, sagt sie. »Weil ich um die Brüche bauen und endlich, endlich mehr Zeit für die
weiß in meinem Leben, die mir auch zu schaffen Familie zu haben.
machen.« Langer »will einfach nicht in den Him- Seit dem 8. November 2007 baut sie aber auch
mel gehoben werden. Ich bin ein total irdischer an Utopia, einer Internet-Plattform, die mit-
Mensch und ich bin jeden Tag in Situationen, in tlerweile eine der einflussreichsten Verbraucher
denen ich nicht den moralischen Standard lebe, und Nachhaltigkeitsorganisationen Deutschlands
den ich leben müsste. Der Personenkult, der um ist. Offiziell heißt Utopia »Community für strat-
mich entstanden ist, der macht mir Angst.« egischen Konsum und nachhaltigen Lebensstil«.
Das also ist sie, die Vielunternehmerin aus Ihre Mit-glieder, es sind mehr als 65 000, nennen
München. Die schon als 16-Jährige ein sich »Utopisten«. Bald sind die Utopisten schon
zweiwöchiges Kleinkunstfestival in München mehr als die Liberalen der FDP mit ihren 72 000.
organisiert hat und während ihres Abiturs eine Utopia sei »durch ein klares, inneres Bild
Eventagentur und eine Modemesse namens entstanden, das ich hatte. Dass ich nach der
Avantgarde gründete. Und eine der auffälligsten Werbung etwas tun würde, was der
Werbeagenturen Deutschlands führte, die Allgemeinheit etwas bringt.«
»Start« hieß, und sich mit Dutzenden von
Mitarbeitern Kampagnen für MTV, Burger King
5. Von der Angst nach dem Frontalaufprall fühlte mich schwach und ausgelaugt und es hat
eine ganze Weile gedauert, bis ich unsere
Davor, da war sie einfach nur ausgebrannt. »Aus Auszeit genießen konnte.«
›Start‹ rauszugehen war keine Taktik, sondern Und dann kam das Jahr 2006. Der Frühling vor
schiere Notwendigkeit. Mein Mann und ich dem märchenhaften Sommer der Fußballwelt-
hatten zu diesem Zeitpunkt zwei Kinder, aber meisterschaft in Deutschland. Eher zufällig
keine ordentliche Work-Life-Balance. Wir haben schauten sich die Aussteiger kurz hintereinander
unsere Kinder aber bewusst bekommen und drei düstere Filme an, in denen es um den
wollten die Familie an den ersten Platz stellen. Klimawandel ging und darum, was und wie wir
Das ging nur mit einem entschlossenen Schritt in essen. Einer der Filme war Al Gores »Eine
Richtung Privatleben.« Also begannen sie es zu unbequeme Wahrheit«. Fehlte nur noch Langers
suchen, das Leben. Raus aus den schnieken Cousin, der Bio-Bauer ist und Geschäftsführer
Agenturbüros. Keine Show mehr, keine Präsen- der Bayerischen Fleischkontrolle: »Der kam
tationen, keine Akquise und keine spaßigen irgendwann zu uns zum Abendessen, konnte
Hubschrauberflüge über das Monument Valley – aber nicht essen, weil er gerade aus einer
für diese und jene Werbespots. Wie ein Frontal- Gammelfleisch-Halle mit sieben Tonnen Gam-
aufprall sei es gewesen, so Langer: »Vom Voll- melfleisch kam. Wir haben den ganzen Abend
Speed in die Ruhe. Das ist eine wahnsinnig über diesen Wahnsinn geredet. All diese Ein-
schwere Umstellung und eine ganze Weile kon- drücke kamen innerhalb von vier Wochen.«
nte ich mich darüber gar nicht freuen. Eine Firma
gibt einem ja eine Menge Energie und hat eine
eigene ›Betriebsspannung‹. Als die wegfiel, bin
ich erst mal in mich zusammengesackt. Ich
6. Möchten Sie mehr über Götz W. Werner
oder andere gewissenhafte Manager in
Deutschland erfahren? Dann Lesen Sie:
Jobst-Ulrich Brand I Christoph Elflein
Carin Pawlak I Stefan Ruzas
Die Moral-Macher
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Redline Verlag, München 2010