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Führungspersonal für die digitale Transformation
Neue Köpfe für die Life-Sciences-
Industrie sind gesucht
Medtech und Pharma, lange geschützt durch hohe Margen auf
geschlossenen Absatzmärkten, müssen ihr Geschäftsmodell für die digitale
Zukunft überdenken. Hierfür brauchen sie branchenfremde Führungskräfte.
Die Life-Sciences-Industrie stand bisher eher
im Windschatten, als der Orkan der
Digitalisierung über die Wirtschafts-
landschaft hinwegfegte. Banken, Transport-
branche, Medien, Hotellerie: Sie alle müssen
ihr Geschäftsmodell bereits heute
grundlegend neu strukturieren, um
zukunftsfähig zu bleiben. Medizintechnik-
und Pharmafirmen waren, mit ihren
margenträchtigen Produkten und ge-
festigten Absatzmärkten, von diesem neuen
Zeitalter bis anhin weniger gefährdet als
andere Branchen.
Gedanken zur digitalen Strategie lohnen sich
jedoch nur schon deshalb, weil die
Gesundheitsindustrie inzwischen auch
anderen grossen Herausforderungen gegen-
übersteht: Preisdruck, steigende Pro-
duktionskosten und somit sinkende
Gewinnmargen, kürzere Produktlebens-
zyklen und enorm gestiegene regulatorische
Anforderungen zur Produktzulassung. Die
alten Erfolgsrezepte allein werden in Zukunft
nicht mehr ausreichen. Neue Führungskräfte
aus anderen Branchen sind daher gefordert,
um ein neues Rezept zu entwickeln.
Der Fortschritt ist nicht aufzuhalten
Dachte man vor zehn Jahren beim Begriff
Digitalisierung noch an höhere Vernetzung
und auf Konsumenten ausgerichtete
Applikationen sowie eCommerce, so ist
heute im Gesundheitsbereich darunter weit
mehr zu verstehen.
Die Patientenbehandlung mag zwar auch
unabhängig von der Digitalisierung
Fortschritte machen. Die Art und
Geschwindigkeit der Diagnosestellung
jedoch und die Behandlungsplanung gerade
in Bereichen, die von der Medizintechnik
beherrscht werden, sind einem rasanten
Wandel unterzogen: EKGs werden auf die
Smartphones piketthaltender Ärzte über-
mittelt, Operationen dank ausgeklügelter
Anwendungen am Computer geplant,
Medikationen und deren mögliche Inter-
aktionen mittels Software überwacht, und es
wird automatisch auf Risiken hingewiesen.
Überwachungsgeräte,Sonden undSensoren
kommen immer mehr zum Einsatz. Und das
Potenzial ist noch längst nicht ausgeschöpft.
Die Entwicklungstendenzen werden derweil
mehr und mehr von agilen Technologie-
firmen vorgespurt: Es hat einen Grund,
warum auch Google sich langsam aber
sicher in Richtung Medtech bewegt und
Allianzen mit Pharmafirmen wie Abbvie
eingeht. Projektmitarbeiter von Google
Die alten Erfolgsrezepte werden in Zukunft
nicht mehr ausreichen.
schillingnews flash 3 | 2016
sollen sich bereits mit der amerikanischen
Gesundheitsbehörde getroffen haben.
Spekuliert wird über ein neuartiges
Medizintechnik-Produkt.
Google gibt den Takt an
Die Frage ist somit, wie Life-Sciences-
Unternehmen den Stier an den Hörnern
packen und ihre Forschungs- und
Entwicklungsarbeit, ihr Marketing, ihre
Produkt- undVerkaufsstrategie den digitalen
Möglichkeiten entsprechend neu aufstellen
können. Die Lösung liegt in einer rigorosen
Überprüfung der eigenen (Personal-)
Strategie. Welche Führungskräfte und
welche neuen Rollen braucht es, um diesen
Wandel einzuleiten?
Zunächst einmal kann Digitalkompetenz
nicht an einzelne Experten im Haus delegiert
werden. Der CIO muss vom «Hüter» der IT-
Geheimnisse zum Moderator und Übersetzer
werden, der die anderen dazu befähigt,
wichtige digitale Techniken und Werkzeuge
selbst zu verstehen und einzusetzen. Die
Produktentwicklung muss ein Gespür dafür
erhalten, welche neuen Möglichkeiten die
Digitalisierung bietet. Der CIO muss Inputs
von der digitalen Front in das Unternehmen
hineintragen, für deren Umsetzung ist er
aber nicht allein verantwortlich. Technische
Expertise genügt für diese Rolle nicht mehr;
von zentraler Bedeutung sind auch starke
soziale, kommunikative sowie Moderations-
fähigkeiten um heterogene Projektteams
führen zu können.
Der CEO wiederum muss die digitale
Strategie und Vision vorgeben und vorleben.
Er muss die zugrunde liegenden Tech-
nologien dabei nicht im Detail studiert
haben, brauchtaber das Verständnis, wiesie
eigene Produkte veredeln können und wie
sich damit neue Marktlücken erschliessen
lassen. Er muss Skeptiker im Führungsteam
überzeugen und sicherstellen, dass die
ganze Organisation den Aufbruch mitträgt.
Gewisse Medien- und Finanzhäuser haben
diese Aufgaben in der Funktion eines Chief
Digital Officer, kurz CDO, gebündelt. Ein
gangbarer Weg, doch muss ein solcher
digitaler Leader organisatorisch richtig
eingebettetsein und den vollen Rückhalt des
CEO spüren, damit er wirklich Einfluss
nehmen kann.
Ob mit oder ohne CDO: Die Beherrschung
des technologisch-digitalen Fortschritts wird
zu einer Kernkompetenz für Pharma-,
Medtech- und Biotechunternehmen. Daher
braucht es nebst CEO und CIO noch weitere
Kräfte im Kader, die ein intrinsisches
Interesse an neuen Technologien zeigen und
den Wandel unterstützen können --- Kräfte,
die meist von Branchen dazustossen, welche
ihre digitale Transformation bereits erleben
oder erlebt haben.
Natürlich blieben die Verantwortlichen der
Life-Sciences-Industrie nicht untätig. In
aktuellen Suchen nach Mitgliedern der
obersten Führungsgremien ist immer
häufiger der Anspruch nach Expertise mit
digitalen Plattformen und Berufserfahrung
aus Technologieunternehmen zu finden. Der
CEO eines Schweizer Medtech-Unter-
nehmens formulierte diesen Anspruch
unlängst so: «Ich brauche einen Forschungs-
leiter, der ein Gespür für neuartige
Technologien hat. Einen marktorientierten
Profi, der selber schon eine digitale Trans-
formation mitgemacht hat.»
Eine Aufgabe, nicht bloss ein Job
Gefunden wurde die entsprechende
Führungskraft nicht bei, aber unweit von
Googles Hauptsitz in Kalifornien, bei einem
der innovativsten Automobilunternehmen
der Welt. Die Suche wurde bewusst aus-
serhalb des branchentypischen Umfelds
vorgenommen; dem Aufbau entsprechender
digitaler Fähigkeiten in den eigenen Reihen
wurde in den Life Sciences bisher wenig
Beachtung geschenkt.
schillingnews flash 4 | 2016 Seite 2 von 3
schillingnews flash 3 | 2016
Für eine Übergangsphase mag dieser Ansatz
richtig sein. Führend werden künftig jedoch
diejenigen Unternehmen sein, die gezielt die
digitale Kompetenz ihrer eigenen Talente
fördern.
Aus Sicht des Executive Searchs stellt sich
natürlich noch eine praktische Heraus-
forderung: Die geeigneten Kandidaten
lassen sich zwar identifizieren, doch müssen
sie auch von einem Wechsel in ein Life-
Sciences-Unternehmen überzeugt werden.
Finanzielle Argumente reichen dabei im
Normalfall nicht aus. Die gesuchten
Experten fürs Change Management,
insbesondere der jüngeren Generation,
verfügen meist über eine starke intrinsische
Arbeitsmotivation:Sie suchen keinen Job,sie
wollen eine Aufgabe. Wer sie überzeugen
will, muss sie begeistern mit einer starken
digitalen Vision. Man muss ihnen zeigen,
wohin das Unternehmen steuert und
welchen Beitrag sie dazu leisten können.
Auch moderne Arbeitszeitmodelle und
-bedingungen tragen zu einem über-
zeugenden Gesamtpaket bei.
Die digitale Uhr ist noch nichtabgelaufen für
die Life-Sciences-Industrie, doch es ist
höchste Zeit, dass sich die Pharma- und
Medtech-Unternehmen über ihre Strategie
und deren Umsetzung Gedanken machen.
Impressum
schillingnews flash ist eine Publikation von
guido schilling ag Tel. +41 44 366 63 33,
info@guidoschilling.ch, www.guidoschilling.ch
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Foto Gilgian Eisner: Günter Bolzern, bolzern.tv
Zitate dürfen nur mit Quellenangabe wiedergegeben
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Executive Search für höchste Ansprüche. Die guido schilling ag und die schilling
partners ag bieten ihren Kunden sich ergänzende Executive-Search-Kompetenz auf
höchstem Niveau. Die guido schilling ag ist auf die Besetzung ausgesuchter
Spitzenpositionen der Verwaltungsrats- und Geschäftsleitungsebene spezialisiert. Ihre
Kunden profitieren von Guido Schillings tiefem Marktverständnis und seiner
persönlichen, langjährigen Erfahrung als Executive Searcher, Unternehmer und
Verwaltungsrat von diversen Dienstleistungsorganisationen. In Ergänzung zur guido
schilling ag wurde 2010 von Guido Schilling die schilling partners ag gegründet. Das von
langjährig erfolgreichen Partnern geführte Unternehmen besetzt Führungspositionen auf
Ebene der Geschäftsleitung sowie hoch angesiedelte Expertenfunktionen --- methodisch,
effizient und diskret. Ihre Partner und Consultants fokussieren auf definierte
Marktgebiete und verfügen daher über ein dichtes, branchenspezifisches Netzwerk und
ausgezeichnete Marktkenntnisse.
www.guidoschilling.ch www.schillingpartners.ch
Gilgian Eisner
Partner und Practice Leader Life Sciences
gilgian.eisner@schillingpartners.ch
T direct +41 44 366 63 76
Als Practice-Leader Life Sciences verantwortet
Gilgian Eisner Executive Searches auf C-Level und
im Top-Management. Vor seinem Einstieg bei
schillingpartners war er in verschiedenen
Führungsfunktionen beim Medtech-Unternehmen
Synthes tätig, bis zur erfolgreichen Integration in
Johnson & Johnson 2012. In den letzten 12
Monaten besetzte er 4 Führungspositionen in der
Medtech- und Pharmabranche durch hochkarätige
Kandidaten mit digitalem Hintergrund.
schillingnews flash 4 | 2016 Seite 3 von 3

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schillingnews flash - Neue Köpfe für die Life-Sciences-Industrie

  • 1. 3 | 2016 schillingnews flash 4 | 2016 Seite 1 von 3 Führungspersonal für die digitale Transformation Neue Köpfe für die Life-Sciences- Industrie sind gesucht Medtech und Pharma, lange geschützt durch hohe Margen auf geschlossenen Absatzmärkten, müssen ihr Geschäftsmodell für die digitale Zukunft überdenken. Hierfür brauchen sie branchenfremde Führungskräfte. Die Life-Sciences-Industrie stand bisher eher im Windschatten, als der Orkan der Digitalisierung über die Wirtschafts- landschaft hinwegfegte. Banken, Transport- branche, Medien, Hotellerie: Sie alle müssen ihr Geschäftsmodell bereits heute grundlegend neu strukturieren, um zukunftsfähig zu bleiben. Medizintechnik- und Pharmafirmen waren, mit ihren margenträchtigen Produkten und ge- festigten Absatzmärkten, von diesem neuen Zeitalter bis anhin weniger gefährdet als andere Branchen. Gedanken zur digitalen Strategie lohnen sich jedoch nur schon deshalb, weil die Gesundheitsindustrie inzwischen auch anderen grossen Herausforderungen gegen- übersteht: Preisdruck, steigende Pro- duktionskosten und somit sinkende Gewinnmargen, kürzere Produktlebens- zyklen und enorm gestiegene regulatorische Anforderungen zur Produktzulassung. Die alten Erfolgsrezepte allein werden in Zukunft nicht mehr ausreichen. Neue Führungskräfte aus anderen Branchen sind daher gefordert, um ein neues Rezept zu entwickeln. Der Fortschritt ist nicht aufzuhalten Dachte man vor zehn Jahren beim Begriff Digitalisierung noch an höhere Vernetzung und auf Konsumenten ausgerichtete Applikationen sowie eCommerce, so ist heute im Gesundheitsbereich darunter weit mehr zu verstehen. Die Patientenbehandlung mag zwar auch unabhängig von der Digitalisierung Fortschritte machen. Die Art und Geschwindigkeit der Diagnosestellung jedoch und die Behandlungsplanung gerade in Bereichen, die von der Medizintechnik beherrscht werden, sind einem rasanten Wandel unterzogen: EKGs werden auf die Smartphones piketthaltender Ärzte über- mittelt, Operationen dank ausgeklügelter Anwendungen am Computer geplant, Medikationen und deren mögliche Inter- aktionen mittels Software überwacht, und es wird automatisch auf Risiken hingewiesen. Überwachungsgeräte,Sonden undSensoren kommen immer mehr zum Einsatz. Und das Potenzial ist noch längst nicht ausgeschöpft. Die Entwicklungstendenzen werden derweil mehr und mehr von agilen Technologie- firmen vorgespurt: Es hat einen Grund, warum auch Google sich langsam aber sicher in Richtung Medtech bewegt und Allianzen mit Pharmafirmen wie Abbvie eingeht. Projektmitarbeiter von Google Die alten Erfolgsrezepte werden in Zukunft nicht mehr ausreichen.
  • 2. schillingnews flash 3 | 2016 sollen sich bereits mit der amerikanischen Gesundheitsbehörde getroffen haben. Spekuliert wird über ein neuartiges Medizintechnik-Produkt. Google gibt den Takt an Die Frage ist somit, wie Life-Sciences- Unternehmen den Stier an den Hörnern packen und ihre Forschungs- und Entwicklungsarbeit, ihr Marketing, ihre Produkt- undVerkaufsstrategie den digitalen Möglichkeiten entsprechend neu aufstellen können. Die Lösung liegt in einer rigorosen Überprüfung der eigenen (Personal-) Strategie. Welche Führungskräfte und welche neuen Rollen braucht es, um diesen Wandel einzuleiten? Zunächst einmal kann Digitalkompetenz nicht an einzelne Experten im Haus delegiert werden. Der CIO muss vom «Hüter» der IT- Geheimnisse zum Moderator und Übersetzer werden, der die anderen dazu befähigt, wichtige digitale Techniken und Werkzeuge selbst zu verstehen und einzusetzen. Die Produktentwicklung muss ein Gespür dafür erhalten, welche neuen Möglichkeiten die Digitalisierung bietet. Der CIO muss Inputs von der digitalen Front in das Unternehmen hineintragen, für deren Umsetzung ist er aber nicht allein verantwortlich. Technische Expertise genügt für diese Rolle nicht mehr; von zentraler Bedeutung sind auch starke soziale, kommunikative sowie Moderations- fähigkeiten um heterogene Projektteams führen zu können. Der CEO wiederum muss die digitale Strategie und Vision vorgeben und vorleben. Er muss die zugrunde liegenden Tech- nologien dabei nicht im Detail studiert haben, brauchtaber das Verständnis, wiesie eigene Produkte veredeln können und wie sich damit neue Marktlücken erschliessen lassen. Er muss Skeptiker im Führungsteam überzeugen und sicherstellen, dass die ganze Organisation den Aufbruch mitträgt. Gewisse Medien- und Finanzhäuser haben diese Aufgaben in der Funktion eines Chief Digital Officer, kurz CDO, gebündelt. Ein gangbarer Weg, doch muss ein solcher digitaler Leader organisatorisch richtig eingebettetsein und den vollen Rückhalt des CEO spüren, damit er wirklich Einfluss nehmen kann. Ob mit oder ohne CDO: Die Beherrschung des technologisch-digitalen Fortschritts wird zu einer Kernkompetenz für Pharma-, Medtech- und Biotechunternehmen. Daher braucht es nebst CEO und CIO noch weitere Kräfte im Kader, die ein intrinsisches Interesse an neuen Technologien zeigen und den Wandel unterstützen können --- Kräfte, die meist von Branchen dazustossen, welche ihre digitale Transformation bereits erleben oder erlebt haben. Natürlich blieben die Verantwortlichen der Life-Sciences-Industrie nicht untätig. In aktuellen Suchen nach Mitgliedern der obersten Führungsgremien ist immer häufiger der Anspruch nach Expertise mit digitalen Plattformen und Berufserfahrung aus Technologieunternehmen zu finden. Der CEO eines Schweizer Medtech-Unter- nehmens formulierte diesen Anspruch unlängst so: «Ich brauche einen Forschungs- leiter, der ein Gespür für neuartige Technologien hat. Einen marktorientierten Profi, der selber schon eine digitale Trans- formation mitgemacht hat.» Eine Aufgabe, nicht bloss ein Job Gefunden wurde die entsprechende Führungskraft nicht bei, aber unweit von Googles Hauptsitz in Kalifornien, bei einem der innovativsten Automobilunternehmen der Welt. Die Suche wurde bewusst aus- serhalb des branchentypischen Umfelds vorgenommen; dem Aufbau entsprechender digitaler Fähigkeiten in den eigenen Reihen wurde in den Life Sciences bisher wenig Beachtung geschenkt. schillingnews flash 4 | 2016 Seite 2 von 3
  • 3. schillingnews flash 3 | 2016 Für eine Übergangsphase mag dieser Ansatz richtig sein. Führend werden künftig jedoch diejenigen Unternehmen sein, die gezielt die digitale Kompetenz ihrer eigenen Talente fördern. Aus Sicht des Executive Searchs stellt sich natürlich noch eine praktische Heraus- forderung: Die geeigneten Kandidaten lassen sich zwar identifizieren, doch müssen sie auch von einem Wechsel in ein Life- Sciences-Unternehmen überzeugt werden. Finanzielle Argumente reichen dabei im Normalfall nicht aus. Die gesuchten Experten fürs Change Management, insbesondere der jüngeren Generation, verfügen meist über eine starke intrinsische Arbeitsmotivation:Sie suchen keinen Job,sie wollen eine Aufgabe. Wer sie überzeugen will, muss sie begeistern mit einer starken digitalen Vision. Man muss ihnen zeigen, wohin das Unternehmen steuert und welchen Beitrag sie dazu leisten können. Auch moderne Arbeitszeitmodelle und -bedingungen tragen zu einem über- zeugenden Gesamtpaket bei. Die digitale Uhr ist noch nichtabgelaufen für die Life-Sciences-Industrie, doch es ist höchste Zeit, dass sich die Pharma- und Medtech-Unternehmen über ihre Strategie und deren Umsetzung Gedanken machen. Impressum schillingnews flash ist eine Publikation von guido schilling ag Tel. +41 44 366 63 33, info@guidoschilling.ch, www.guidoschilling.ch schilling partners ag Tel. +41 44 366 63 00, info@schillingpartners.ch, www.schillingpartners.ch Prime Tower, Hardstrasse 201, CH 8005 Zürich © März 2016 by guido schilling ag Foto Titelseite: Getty Images Foto Gilgian Eisner: Günter Bolzern, bolzern.tv Zitate dürfen nur mit Quellenangabe wiedergegeben werden. Executive Search für höchste Ansprüche. Die guido schilling ag und die schilling partners ag bieten ihren Kunden sich ergänzende Executive-Search-Kompetenz auf höchstem Niveau. Die guido schilling ag ist auf die Besetzung ausgesuchter Spitzenpositionen der Verwaltungsrats- und Geschäftsleitungsebene spezialisiert. Ihre Kunden profitieren von Guido Schillings tiefem Marktverständnis und seiner persönlichen, langjährigen Erfahrung als Executive Searcher, Unternehmer und Verwaltungsrat von diversen Dienstleistungsorganisationen. In Ergänzung zur guido schilling ag wurde 2010 von Guido Schilling die schilling partners ag gegründet. Das von langjährig erfolgreichen Partnern geführte Unternehmen besetzt Führungspositionen auf Ebene der Geschäftsleitung sowie hoch angesiedelte Expertenfunktionen --- methodisch, effizient und diskret. Ihre Partner und Consultants fokussieren auf definierte Marktgebiete und verfügen daher über ein dichtes, branchenspezifisches Netzwerk und ausgezeichnete Marktkenntnisse. www.guidoschilling.ch www.schillingpartners.ch Gilgian Eisner Partner und Practice Leader Life Sciences gilgian.eisner@schillingpartners.ch T direct +41 44 366 63 76 Als Practice-Leader Life Sciences verantwortet Gilgian Eisner Executive Searches auf C-Level und im Top-Management. Vor seinem Einstieg bei schillingpartners war er in verschiedenen Führungsfunktionen beim Medtech-Unternehmen Synthes tätig, bis zur erfolgreichen Integration in Johnson & Johnson 2012. In den letzten 12 Monaten besetzte er 4 Führungspositionen in der Medtech- und Pharmabranche durch hochkarätige Kandidaten mit digitalem Hintergrund. schillingnews flash 4 | 2016 Seite 3 von 3