1. Erfahrungsbericht IDUMO Plymouth
Das Erste was einem zu England einfällt, ist das „gute“ Essen und, dass es zehn Monate im Jahr
regnet und zwei Monate schüttet. Beides sind natürlich Vorurteile und beide kann ich einigermaßen
entkräften, aber ich fange mit der Vorbereitung an.
Vorbereitung und Abreise
Begonnen hat alles mit einem achtwöchigen Vorbereitungskurs in Deutschland. Dort hatten wir unter
anderem eine Einheit in Länderkunde und einen Englischsprachkurs, um das etwas eingestaubte
Englisch aufzufrischen. Im Nachhinein kann ich sagen, dass der Kurs sehr hilfreich war. Insgesamt
hat mir die Vorbereitung schon geholfen. Irgendwann rückte dann der Tag der Abreise näher und die
letzten fehlenden Kleidungsstücke sowie Gepäckstücke wurden eingekauft.
Am Tag der Abreise trafen wir uns um 7 Uhr morgens am Flughafen, um das Flugzeug um 8:30 Köln
Richtung London-Heathrow zu nehmen. In Heathrow nahmen wir um 14.30 den Bus nach Plymouth,
wo wir um circa 19 Uhr ankamen. Dann wurden wir von unseren Gastfamilien abgeholt. Ich hatte
Glück und war mit einem anderen Teilnehmer in einer tollen Gastfamilie.
Unterkunft und Sprachkurs
Von unserer Gastfamilie wurden wir sehr herzlich aufgenommen. Wir waren sehr glücklich darüber,
dass diese uns am ersten Abend eine Stadtrundfahrt vorschlug. So lernte ich quasi schon am ersten
Abend die Highlights von Plymouth kennen. Als erstes ging es durch das Altstadtviertel „Barbican“,
einen sehr netten Stadtteil mit kleinen Gässchen direkt am Hafen. Danach ging es direkt am Hafen
entlang, an den „Mayflower-Steps“ vorbei hinauf in Richtung „The Hoe“, was ein sehr netter
Aussichtspunkt auf das Meer und die Bucht von Plymouth ist. Anschließend ging unsere Rundreise in
Richtung Innenstadt und dort vorbei am „Theatre Royal“, unserem üblichen Gruppentreffpunkt zu
meinem englischen Zuhause. Dort angekommen, haben wir erst einmal unser Gepäck auf unsere
Zimmer gebracht und unser erstes Abendessen in England miterlebt.
Am zweiten Tag haben wir dann die Innenstadt von Plymouth genauer erkundet. An diesem Tag
bekamen wir auch unsere englischen Telefonkarten. Danach erkundeten wir den Rest des
Nachmittags das sonntägliche City Centre. Für die meisten von uns war es eine sehr große
Umstellung, dass der Verkehr in England auf der anderen Seite unterwegs ist. Dem folgend ging es
zu Fuß nach Hause zum Abendessen. Bei uns gab es immer frisch zubereitete Speisen, immer
pünktlich um 18:30 oder zumindest fast immer pünktlich. Abends habe ich dann noch eine
Nachtwanderung mit einem anderen Teilnehmer durch die Umgebung unternommen.
Am nächsten Nachmittag begann dann unser intensiver Sprachkurs. Die Lehrerin vom Sprachkurs
war wirklich sehr nett und engagiert. Aber es ist halt schwierig, einen Sprachkurs für eine Gruppe von
14 Personen durchzuführen, die ein völlig unterschiedliches Niveau der englischen Sprache haben,
sodass für mich das Niveau des Sprachkurses leider zu niedrig war. Es wäre für mich besser
gewesen einen Kursus zu belegen, der ein höheres Niveau vorausgesetzt hätte. An einem
Nachmittag hatte ich dann mit 4 weiteren aus der Gruppe eine extra Einheit Englischunterricht für
Fortgeschrittene. Ich hatte für mich das Gefühl, dass mir dieser Nachmittag inhaltlich mehr gebracht
hat als alle anderen Tage zusammen.
[…]
2. Praktika
Am darauffolgenden Tag hat dann für die meisten die Arbeit auf den Praktikumsstellen begonnen. Ich
habe mein Praktikum am Donnerstag im „Endsleigh Garden Centre“ begonnen. Das Gartencenter ist
wirklich riesig und liegt direkt an der Autobahn. Es gab dort wirklich diverse verschiedene Sachen zu
kaufen, dies ging von Pflanzen bis hin zu Büchern, Kleidung oder irgendwelchen Tieren wie z.B.
Schlangen. Im Gartencenter wurden sogar touristische Führungen angeboten.
Es hat circa 40 verschiedene Abteilungen gegeben. Ich wurde im Warenhaus eingesetzt. Dort habe
ich meine wirklich netten neuen Arbeitskollegen kennengelernt. Ich habe direkt gemerkt, dass ich da
sehr nette Menschen angetroffen habe. In der ersten Zeit habe ich zwar nur etliche Kisten
aufgeräumt und an die richtigen Stellen umgeräumt, um so für etwas mehr Ordnung zu sorgen, aber
das war für mich völlig in Ordnung, da ich wirklich die Dankbarkeit und die Anerkennung für meine
Arbeit gespürt habe. Ich habe dort jeden Werktag von 9 Uhr bis 16 Uhr gearbeitet, inklusive einer
Stunde Mittagspause, die wir in einem Pausenraum verbracht haben. Am allerersten Nachmittag
habe ich dann ein paar Dokumente sortiert. Nach der Arbeit bin ich dann, wie übrigens jeden
Donnerstag, mit dem Bus zu unserem Gruppen-Meeting gefahren und abends nach Hause
gewandert. In der nächsten Zeit habe ich dann gemerkt, dass ich immer mehr in die Arbeitsabläufe
eingebunden wurde, sodass ich dann mit der Zeit auch anspruchsvollere Arbeiten bekommen habe.
[…] Dabei habe ich dann Kisten über Kisten mit gültigen Preisen versorgt. Hierfür hatte ich dann eine
gesamte Arbeitswoche wirklich ordentlich zu tun. In der späteren Zeit durfte ich dann auch dabei
helfen, die eingelieferten Waren mit den dafür notwendigen Gerätschaften in das System
einzuchecken beziehungsweise aus dem System auszuchecken, bevor sie in den Laden gebracht
wurden. Dabei habe ich aber auch gemerkt, dass ich zusammen mit meinem Chef für gute Stimmung
sorgen konnte, so dass ich dort eine sehr angenehme Zeit hatte. Insgesamt hat sich hierbei dann
sogar ein routiniertes Arbeiten für mich entwickelt, worüber ich ein klein wenig überrascht war. Ich
habe dabei wirklich immer recht viel zu tun gehabt, nicht so sehr für den Kopf, aber dafür eher
körperlich. Ab und zu habe ich dann auch dabei geholfen die etwas sperrigeren Dinge in den Laden
zu befördern.
Ausflüge am Wochenende
In den ersten Wochen fuhren wir an einem Samstag mit dem Zug nach St. Ives gefahren. St. Ives ist
ein wunderschöner Ort mit Palmen und einem Sandstrand, an dem man direkt am Meer entlang
gehen konnte und das Meer richtig fühlbar machte, direkt an der Atlantikküste. Wir haben dann die
Küste von St.Ives erkundet. Zum Abend hin sind wir dann mit dem Zug zurückgefahren.
An einem anderen Samstag haben wir zusammen mit unserer Englischlehrerin einen Ausflug nach
Cawsand gemacht, ein nettes kleines Dörfchen in Cornwall direkt am Meer. Für die Überfahrt nutzten
wir eine Fähre. […]. In Cawsand angekommen, haben wir eine Wanderung direkt an der Küste
entlang auf einem unbefestigten Weg gemacht. Am Meer angekommen, hatten wir einen
wunderbaren Ausblick. Einige, darunter unter anderem der Autor dieses Erfahrungsberichtes sind
danach noch einen steilen kurvigen Weg hinauf zu den übergebliebenen Resten einer alten Kapelle
gegangen. Während des Aufstiegs hat es dann heftig angefangen zu hageln. Später waren einige
von uns, unter anderem ich, bei der Bonfire Nacht. Das ist ein kulturhistorisches Ereignis in
Großbritannien. Heutzutage wird dafür ein Feuer angezündet und ein kleines Feuerwerk gezündet.
Am nächsten Wochenende haben wir einen Ausflug mit der Gruppe in einem Kleinbus in Richtung
Dartmoor unternommen. Zuerst ging es in Richtung des Trinkwasserreservoirs von Plymouth, das vor
der beeindruckenden Kulisse eines Hügels liegt. Nach unserem Aufenthalt rund um das Reservoir
3. ging es nach Tavistock, wo wir einen Markt besucht haben. Es war interessant zu sehen, was es dort
alles gab. Das ging wirklich von Lebensmitteln bis hin zu Kleidung und Postkarten. Nach unserem
Aufenthalt in Tavistock sind wir wieder mehr ins Innere des Nationalparks gefahren. Anschließend
haben wir noch das Museum des Nationalparks besichtigt und mit dem Bus in verschiedenen kleinen
Dörfern mitten im Nationalpark angehalten, bevor sich dann auch dieser Tag seinem Ende zuneigte.
An unserem letzten gemeinsamen Wochenende ging es dann zum Eden Project. Das ist eine riesige
Gartenanlage, auf die die Engländer sehr stolz sind. Zuerst bin ich mit einer Gruppe in die erste der
zwei Kuppeln gegangen, wo es eine sehr hohe Luftfeuchtigkeit gab. Es wurden die verschiedenen
Facetten des Regenwaldes dargestellt, so gibt es Bereiche, wo z.B. Regenwaldregionen
Südamerikas nachgestellt werden aber es wurden dort auch Regionen aus Thailand oder Malaysia
vorgestellt, was mich logischerweise an meine Praktikumsstelle im Gartencenter erinnerte. In der
zweiten Kuppel wurde die mediterrane Klimazone nachgestellt. Hier gab es eine wirklich angenehme
Luftfeuchtigkeit. Interessant fand ich dort besonders, zu sehen, wie man es verstand, das typische
mediterrane Feeling mit Hilfe von z.B. Steingärten zu vermitteln.
Abschied und Fazit
In der letzten Woche hieß es dann langsam Abschied nehmen, zuerst von meinem
Praktikumsbetrieb, was wirklich sehr traurig war, denn ich gehörte mittlerweile wirklich dazu. Ich habe
dann sogar ein sehr nettes Abschiedsgeschenk bekommen, worüber ich mich sehr gefreut habe. Ich
habe an diesem Abend auch schon wieder meine 23 Kilo in den Koffer gepackt, sodass ich den
letzten Tag ganz für Plymouth hatte. An unserem letzten Tag bin ich dann noch einmal in die City
gefahren. Abends war eigentlich geplant, gemeinsam den Weihnachtsmarkt von Plymouth zu
besuchen, da dort die Beleuchtung feierlich eingeschaltet werden sollte, was jedoch leider aufgrund
von Regen und starkem Wind abgesagt wurde. Der nächste Morgen war dann allerdings sehr traurig,
denn es hieß nun auch Abschied von den Gasteltern zu nehmen, was nicht ohne Tränen ablief.
Auf dem Rückweg nach Deutschland konnte ich dann noch einmal über meine Zeit in England
nachdenken und zusammenfassend kann ich sagen, dass mir der Aufenthalt in England zum Einen
natürlich sehr gut gefallen hat, zum Anderen für meine Persönlichkeit sehr gut getan hat. Ich muss
aber außerdem noch sehr vielen Menschen für die wirklich nette Atmosphäre in England danken. In
meiner Praktikumsstelle habe ich mich wirklich sehr wohlgefühlt. Ich hatte auch nicht das Gefühl,
dass die typischen englischen Vorurteile wegen des Essens, die auch ich vorher gepflegt habe, erfüllt
worden sind. Irgendwann später, wieder zurück in heimischen Gefilden, habe ich dann angefangen
meine Erfahrungen über die Zeit im Ausland und über das ganze Projekt aufzuschreiben und habe
mich natürlich als erstes mit den typisch britischen Vorurteilen auseinandergesetzt, aber ich sollte
vorne anfangen. ….