Exposé des Dissertationsvorhabens.
Zusammenfassung:
Mit der Expansion digitaler Formen von Öffentlichkeit innerhalb der letzten Dekade und der
Verbreitung der technischen Zugangsmittel geht eine Vielzahl an Transformationsprozessen
einher, die die dominanten Wege medialer Informationsvermittlung tiefgreifender
Änderungen unterwerfen. Zur gleichen Zeit scheint in der öffentlichen Wahrnehmung der
Typus des Intellektuellen eine immer weniger relevante Rolle zu spielen. Bisherige
Vorarbeiten legen nahe, dass es sich dabei um eine reziproke Entwicklung innerhalb der
öffentlichen Sphäre handelt, deren Ursachen im Spannungsgeflecht zwischen politischem,
journalistischem und wissenschaftlich-kulturellem Feld liegen und die unterschiedliche
Verfallsformen eines klassischen Intellektuellentyps hervorgebracht hat. Es ist das Ziel des
vorliegenden Dissertationsvorhabens, im Spiegel der sich neu ausrichtenden Massenmedien
die Potentiale und Chancen neuartiger Formen intellektuellen Agierens aufzudecken und
hieraus einen oder mehrere neue Typen intellektueller Akteure zu definieren. Die Grundlage
hierzu bildet ein bereits in Vorarbeiten entwickeltes Konzept der Intellektuellendefinition, das
in erster Linie auf ein praxisqualifizierendes Element und politische Krisenbewältigung durch
Herstellung von Öffentlichkeit rekurriert. Die angestrebte Vorgehensweise umfasst dabei
qualitative Analysen digitaler Formen von Öffentlichkeit sowie intellektueller Interventionen,
um eine sinnvolle, die tatsächlichen Transformationsprozesse bürgerlicher Öffentlichkeit
abdeckende Konzeption eines Intellektuellentypus zu schaffen, der den Anforderungen der
aktuellen gesellschaftlichen und politischen Krisenentwicklungen entspricht.
Schiller, Jan: Intellektuelle Transformationsperspektiven in digitalen Öffentlichkeiten - Exposé
1. Projektbeschreibung
Titel des Dissertationsvorhabens:
Intellektuelle Transformationsperspektiven in digitalen Öffentlichkeiten
Zusammenfassung:
Mit der Expansion digitaler Formen von Öffentlichkeit innerhalb der letzten Dekade und der
Verbreitung der technischen Zugangsmittel geht eine Vielzahl an Transformationsprozessen
einher, die die dominanten Wege medialer Informationsvermittlung tiefgreifender
Änderungen unterwerfen. Zur gleichen Zeit scheint in der öffentlichen Wahrnehmung der
Typus des Intellektuellen eine immer weniger relevante Rolle zu spielen. Bisherige
Vorarbeiten legen nahe, dass es sich dabei um eine reziproke Entwicklung innerhalb der
öffentlichen Sphäre handelt, deren Ursachen im Spannungsgeflecht zwischen politischem,
journalistischem und wissenschaftlich-kulturellem Feld liegen und die unterschiedliche
Verfallsformen eines klassischen Intellektuellentyps hervorgebracht hat. Es ist das Ziel des
vorliegenden Dissertationsvorhabens, im Spiegel der sich neu ausrichtenden Massenmedien
die Potentiale und Chancen neuartiger Formen intellektuellen Agierens aufzudecken und
hieraus einen oder mehrere neue Typen intellektueller Akteure zu definieren. Die Grundlage
hierzu bildet ein bereits in Vorarbeiten entwickeltes Konzept der Intellektuellendefinition, das
in erster Linie auf ein praxisqualifizierendes Element und politische Krisenbewältigung durch
Herstellung von Öffentlichkeit rekurriert. Die angestrebte Vorgehensweise umfasst dabei
qualitative Analysen digitaler Formen von Öffentlichkeit sowie intellektueller Interventionen,
um eine sinnvolle, die tatsächlichen Transformationsprozesse bürgerlicher Öffentlichkeit
abdeckende Konzeption eines Intellektuellentypus zu schaffen, der den Anforderungen der
aktuellen gesellschaftlichen und politischen Krisenentwicklungen entspricht.
Angestrebter Abschluss: Dr. phil. Soziologie
2. Titel
Der Arbeitstitel „Intellektuelle Transformationsperspektiven in digitalen Öffentlichkeiten“
beinhaltet die bisher für das Dissertationsprojekt als zentral erachteten Dimensionen des
Untersuchungsgegenstands. Hierzu zählen insbesondere der Bezug auf bereits vorhandene,
unserer Ansicht nach jedoch überkommene Versuche den Typus des Intellektuellen zu
fassen, der als konstitutiv erachtete Zusammenhang zwischen Intellektuellem und der
Öffentlichkeit sowie die damit verbundenen zwangsweise einhergehenden beidseitigen
Veränderungen im Zuge der Etablierung neuer, digitaler Formen von bürgerlicher
Öffentlichkeit. Da der Ausgang gerade der geplanten empirischen Komponenten jedoch zu
einem gewissen Teil ungewiss bleibt, mag eine Abänderung zu einem späteren Zeitpunkt
notwendig erscheinen.
Forschungsfrage
Der Begriff des Intellektuellen stellt seit seinem Entstehen einen Reizpunkt innerhalb des
öffentlichen Diskurses dar. Er war dabei stets Gegenstand verschiedenster
Deutungskonflikte, die einen hochgradig diffusen und vielfältig konnotierten Begriff
hervorbrachten. Anschließend an vorangegangene Arbeiten zum Thema lässt sich
festhalten, dass der Intellektuelle „klassischer“ Ausprägung heute kaum mehr vorhanden ist,
auch wenn die Vokabel weiterhin Verwendung findet. Besonders im Zusammenhang mit der
Entwicklung und Verbreitung neuer Formen medialer Öffentlichkeit taucht der Typus des
„Medienintellektuellen“ auf, wobei der Begriff ebenso schwammig bleibt und sich höchstens
über seine Eigenschaft als Verfallsform fassen lässt. Da sich unserer Meinung nach in den
aktuellen Diskursen kaum Ansätze finden diesen Umstand zu bereinigen, soll im Zuge des
Dissertationsvorhabens eine sinnvolle Neuausrichtung des Intellektuellenbegriffs im
Zusammenhang digitaler Formen von Öffentlichkeit unternommen werden. Dabei scheint
unerlässlich, das weit verzweigte Netz der oft gegensätzlichen Konnotationen des
Grundbegriffs vom „Intellektuellen“ aufzuklären, um eine Abgrenzung zu den bestehenden
Ansätzen zu ermöglichen.
Forschungsstand
Die heutige Literatur zu Formen von Intellektualität zeigt sich ebenso uneinheitlich wie der
Begriff selbst. Die umfassendste begriffshistorische Untersuchung der „Intellektuellen“ stellt
der 2010 erschienene Band Die Epoche der Intellektuellen – 1898 – 2001. Geburt. Begriff.
Grabmal von Dietz Bering dar, der in konsequenter Weise die Inkonsequenz historisch
sichtbarer Intellektuellenbegriffe darstellt. Bering verzichtet dabei darauf, eigene
3. Konstitutivelemente zu formulieren und verbleibt bei der Analyse als intellektuell
bezeichneter Akteure oder Gruppen.
Die meiste Literatur zu den Themenbereichen Intellektualität und Neue Medien verbleibt in
ihren jeweils angestammten Bereichen, was sich ebenso in den Formen der angebrachten
Analysen ausdrückt. Stehen auf der einen Seite aktuelle medienwissenschaftliche
Untersuchungen zur inneren Struktur der Medien und ihrer Funktionsmechanismen, so
liegen die strukturstärksten Intellektuellenkonzepte meist schon einige Zeit zurück. An dieser
Stelle seien vor allem Bourdieu, Foucault, Oevermann und Lepsius genannt.
Das Beziehungsgeflecht zwischen den sogenannten Intellektuellen und dem Feld der
Medien wird in der einschlägigen Literatur demnach auch meist am Rande behandelt, es
unterbleibt dabei meist eine differenzierte Ausarbeitung eines sinnvollen
Intellektuellenbegriffs. Stattdessen rekurriert eine Vielzahl der Autoren relativ unkritisch und
ohne eigene empirische Verifikation auf bestehende Konzepte von Intellektualität oder
verbleibt gleich in den abstrakteren Dimensionen von gesellschaftlicher Kritik oder
moralischer Autorität. Untersuchungen zu den Potentialen, Realitäten und Mechanismen der
sogenannten Neuen Medien, hier relevant vor allem im Zusammenhang mit Formen von
Öffentlichkeit internetgestützter Kommunikationssysteme, sind zwar vielzählig, aber ebenso
wenig auf Intellektualität ausgerichtet als vielmehr auf jeweils spezifische Nutzergruppen.
Aus der großen Bandbreite der empirischen Forschung lässt sich nur eine sehr geringe
Anzahl Veröffentlichungen ausmachen, die sich mit dem speziellen Verhältnis von
Transformationsformen „klassischer“ Intellektualität und der beschleunigten
Diskussionskultur im Netz befassen. Hierbei fallen vor allem im Netz veröffentlichte Artikel
der Akteure klassischer Printmedien auf, die jedoch in ihrem üblichen Umfang nicht über
Oberflächenanalysen oder impulsgebende Verkürzungen hinausreichen. Das Anliegen der
Promotion wäre es, nicht nur die vielfältigen Zusammenhänge intellektuellen Agierens und
dem Feld der Medien herauszuarbeiten, sondern im Detail auf die spezifischen
Anforderungen, Möglichkeiten und inneren Strukturmechanismen digitaler Formen von
Öffentlichkeit zu blicken und anhand empirischer Analysen ihnen immanente Formen
tatsächlicher Intellektualität zu postulieren.
Theoretische und Methodische Vorgehensweise
Das Dissertationsprojekt wird nach jetziger Planung in seinen Theorieschwerpunkten an
Erkenntnisse aus der vorangegangenen Magisterarbeit anknüpfen. Hierzu zählen
insbesondere die grundlegenden Strukturmerkmale der „klassischen“ Intellektuellenbegriffe
sowie die real entwickelten Transformationstypen, deren differenzierte Ausarbeitung das
theoretische Zentrum der geplanten Arbeit bilden soll. Im Gegensatz zur Magisterarbeit, die
sich im wesentlichen mit den strukturellen Widrigkeiten intellektuellen Agierens in
4. Fernsehformaten beschäftigte, soll an dieser Stelle ein noch relativ ergebnisoffenes, durch
die geplanten empirischen Erhebungen auszuarbeitendes Konzept neuer Formen von
Intellektualität stehen, deren Existenz und Funktionsweisen im Anschluss an speziellen
Fallstudien zu verifizieren sein werden. Daraus folgernd werden sowohl quantitative als auch
qualitative Instrumente eingesetzt werden, wenn auch erstere in verringertem Umfang.
Anhand der theoretischen Ausgangslage würde sich an die vorangestellten Vorüberlegungen
zu den spezifischen Ausprägungen digitaler Formen intellektuellen Agierens und eine
begrenzte Darstellung der bisherigen Erkenntnisse medialer Intellektualität eine qualitativ-
empirische Absteckung des Untersuchungsgebiets anschließen. Hierbei wäre eine Erhebung
über signifikante Formen der Theorie entsprechenden Arten intellektuellen Handelns
denkbar, die die verschiedenen Diskurstypen kategorial abgrenzt und die Vorjustierung der
späteren Untersuchungsinstrumente darstellt. Nachdem in dieser Weise das
Untersuchungsfeld definiert wurde, soll die Spur tatsächlicher intellektueller Handlungen in
einer sich anschließenden fallstudienbasierten Diskursanalyse verfolgt werden, innerhalb
derer nach Möglichkeit die zuvor formulierten Prämissen zu verifizieren sind. Dabei würden
sich, unter Vorbehalt, z.B. Onlinepetitionen, Leitartikel in Onlinemedien oder sogenannte
Web2.0-Inhalte anbieten. Am Ende soll dabei eine differenzierte Darstellung struktureller und
möglicher persönlicher Eigenschaften eines Intellektuellentypus stehen, die das
Relationsgeflecht zwischen öffentlicher Krise, Diskurs und Intervention in das Politische im
Zusammenhang der Möglichkeiten der sogenannten Neuen Medien aufklärt.
Bisherige Vorarbeiten
Wie oben bereits ausgeführt basiert ein wesentlicher Teil des hier neu auszurichtenden
Intellektuellenkonzepts auf Erkenntnissen der vorangegangen Magisterarbeit, die die
mediale Gestalt des Intellektuellen im Fernsehen zum Gegenstand hatte. Grundlegende
Schlussfolgerungen wie Instrumente können aus naheliegendem Grund nicht direkt
übernommen werden und müssen ebenso angepasst oder neu geschaffen werden. Die
theoretische Ausgangslage für die in der Magisterarbeit durchgeführten Fallstudienanalysen
war grob umrissen folgende:
Basierend auf den Intellektuellenbegriffen Oevermanns und Bourdieus sowie einer
ausführlichen Beleuchtung feldspezifischer Strukturmerkmale des journalistischen Felds
entwickelte sich ein Intellektuellenbegriff, der vor allem auf die Kategorien der
gesellschaftlichen Krise, des öffentlichen Diskurses sowie einer auf universalen Werten
beruhende Argumentation mit politischer Folge rekurrierte. Dazu war es notwendig, nicht nur
eine Vielzahl historischer Intellektuellentypen zu betrachten, sondern vor allem das
Spannungsfeld zwischen Politik, massenmedialer Informationsvermittlung und den Formen
intellektueller Intervention in den Fokus zu nehmen. Die Untersuchungen der
5. feldspezifischen Wirkmechanismen, Zugangsschranken und Hierarchien wurden dabei um
eine historische Linie ergänzt, die die Genese und Transformationsprozesse des
literarischen beziehungsweise journalistischen sowie des politischen Felds abdeckte und auf
diese Weise die Feldtheorie Bourdieus mit dem Intellektuellenkonzept verband.
Daran anschießend erfolgte eine Verifizierung der grundlegenden Hypothesen anhand
zweier Fallstudien („Anne Will“ und „Scobel extra“), deren Auswahl nach der Prämisse
erfolgte, die erwarteten Phänomene besonders deutlich aufzuweisen. Dazu musste eine
Anzahl unterschiedlicher vorwiegend qualitativer Instrumente geschaffen werden, um die
beiden Hauptdimensionen der strukturellen Analyse abzudecken: Die grundlegende
Sendungsmechanik und der spezifische Gesprächsverlauf.
Abschließend kam die Arbeit zu dem Ergebnis, dass das innerhalb des Mediums
herrschende Primat der Struktur, getragen von den feldspezifischen Mechanismen des
journalistischen Felds, eine nahezu unüberwindbare Hürde für intellektuelle Ansätze
darstellt. In diesem Umstand drückt sich zudem ein Verfall der der intellektuellen Handlung
zugrunde liegenden Kategorien aus, indem die Verschiebung der Leitmedien die intellektuell
konstitutive Verbindung zwischen Akteur und Öffentlichkeit bedroht.
Geplante Arbeitsschritte
Ausgehend von dem hier dargelegten Intellektuellenkonzept ergibt sich sinnvoller Weise
folgende Agenda:
In einem ersten Schritt wird eine Einführung in das allgemeine Thema des
Intellektuellenbegriffs in seiner historischen und systematischen Dimension erfolgen, die im
Wesentlichen auf den Erkenntnissen der Vorarbeiten beruht und die Basis für die eigentliche
Arbeit darstellt. Im Detail werden hier eine verkürzte Fassung des Intellektuellenkonzepts
sowie seine Funktionsweisen und –grenzen innerhalb des journalistischen Felds dargelegt
werden, die insbesondere das praxisqualifizierende Fundament, das Spannungsfeld
zwischen journalistischem und politischem Feld samt der Position potentieller Intellektueller
sowie das diagnostizierte Primat der Struktur im Zusammenhang mit den erarbeiteten
Verfallsformen von Intellektualität umfasst. Im Umfang und Zeitaufwand wird dieser Teil dem
eines erweiterten Aufsatzes mit etwa 40-50 Seiten entsprechen, um zwar dezidiert, jedoch
zielstrebig in die Materie und die Hauptproblematik einzuleiten und im Zuge dessen die
Hauptfragen der späteren Untersuchung vorzubereiten. Ein Zeitaufwand von etwa 2
Monaten erscheint hierbei realistisch.
Ein zweiter Schritt muss dann in das Feld der digitalen Öffentlichkeiten einführen, um die
Verknüpfung des hier vertretenen Intellektuellenkonzepts und dem angestrebten
Wirkungsbereich herzustellen. Da in beiden Fällen die Grenzen und Ausprägungen nur
anhand einiger Grundelemente verankert sind, muss zunächst ein Überblick über die
6. verschiedenen potentiell geeigneten Formen digitaler Öffentlichkeiten in der Art einer
Bestandsaufnahme erfolgen, um dann hieraus Möglichkeiten und Chancen intellektuellen
Agierens abzuschätzen. Dabei bietet sich eine zu etwa gleichen Teilen auf
Literaturauswertung und qualitativer Erhebung basierende Erschließung des Feldes an. Da
in dieser Richtung die bereits erfolgten Vorarbeiten sich auf die Formulierung einer
Forschungsperspektive beschränken, ist mit einem erhöhten Arbeitsaufwand zu rechnen.
Anschließend an eine allgemeine Übersicht muss im Sinne des Vorhabens eine Bewertung
und Einordnung erfolgen, um die Verbindung von Intellektuellenkonzept und Öffentlichkeit im
Fokus zu halten und für den folgenden Teil geeignete Diskursformen herauszufiltern. Um in
den anschließenden Schritten präzise auf die hier erarbeiteten Ergebnisse Bezug nehmen zu
können und allgemeine Übersicht zu schaffen, ist eine Typisierung ratsam, die nach einem
strukturell einheitlichen Aufbau erfolgt. Dabei ist der Fokus auf den unterschiedlichen
Chancen intellektuellen Handelns beziehungsweise der sich daraus ergebenden
Anforderungen an potentielle Intellektuelle zu legen. Die dafür benötigten
Untersuchungsinstrumente werden dabei zwischen Literaturanalyse und Auswertung
eingeführt und stellen gleichzeitig in ihren Ausprägungen die Grundlage für die Instrumente
der späteren Fallstudienanalyse dar. Der Aufbau des zweiten Untersuchungsteils zeichnet
sich folglich durch eine einleitende literaturgestützte Absteckung des Rahmens und einer
Unterteilung in verschiedene Arten von Öffentlichkeit ab, auf die eine mit qualitativ-
empirischen Mitteln geführte Ausarbeitung einzelner Diskurstypen folgt. Im Abschluss
schließt sich mit einer zusammenfassenden Bewertung die Verbindung zum
Intellektuellenbegriff und damit dem dritten Teil der Untersuchung an. Da der Umfang dieses
zweiten Arbeitsschrittes sich sinnvoller Weise im Bereich von 70-100 Seiten bewegen sollte
(abhängig von der Eignung der Erhebungsergebnisse), muss eine Bearbeitungszweit von
mindestens 6, höchstens jedoch 8 Monaten veranschlagt werden.
Aufbauend auf der Analyse digitaler Öffentlichkeitsformen ist dann die Möglichkeit gegeben,
auf Grundlage der herrschenden Funktionsmechanismen die Chancen und Ansprüche
intellektueller Handlungen per definitionem herauszuarbeiten. Dieser dritte Schritt stellt dabei
den Hauptteil der Untersuchung dar und muss in sich weiter ausdifferenziert werden, um zu
einem vollständigen Ergebnis zu führen: Nicht nur müssen die abgeleiteten Möglichkeiten
intellektuellen Agierens in Handlungsanweisungen übersetzt werden, die daraus in einem
weiteren Schritt konstruierten archetypischen Aktionsmuster sind so auszuarbeiten, dass sie
im abschließenden vierten Teil anhand von Fallstudien zu verifizieren sind. Dabei wird auf
die im zweiten Teil systematisierten Typen von Öffentlichkeit zurückgegriffen, um im weit
verzweigten Geflecht der unterschiedlichen Typen strukturelle Gemeinsamkeiten und
spezifische Chancen besonders herausstellen zu können. Um eine stringente und
transparente Vorgehensweise zu gewährleisten, müsste sich also zunächst eine
7. Übersetzung der Ergebnisse des zweiten Teils in Anforderungen und Chancen an potentiell
intellektuelle Akteure erfolgen, deren Ausprägung in gewisser Weise die folgenden Schritte
vorprogrammiert. Je nach Ausgang wird im Anschluss aus diesen Möglichkeitsräumen in
einem zweiten Schritt eine Mehrzahl archetypischer Handlungsweisen abgeleitet werden, die
den jeweiligen spezifischen Ausprägungen der unterschiedlichen Typen von digitalen
Öffentlichkeiten entsprechen. Da dieser Arbeitsschritt in seinem Umfang zwangsweise von
den Ergebnissen des zweiten Teils abhängig ist, sind etwa 80-120 Seiten zu veranschlagen,
bei einer Bearbeitungszeit von etwa 6 Monaten. Da mit diesem Schritt die theoretischen
Vorarbeiten zum größten Teil abgeschlossen sind, sollten etwa zwei Drittel des späteren
Umfangs erreicht sein.
Um die erarbeiteten Konzeptionen von intellektuellen Handlungsoptionen an den realen
Verhältnissen als funktionierend nachzuweisen, ist eine anschließende Verifikation durch
Fallstudien unerlässlich. Da diese im Verhältnis von Inhalt und Text sehr schnell im Umfang
anwachsen, wird in diesem Teil die Dichte zugunsten der empirischen Vollständigkeit
nachlassen. Die Fallstudien sind aufgrund der offenen Ergebnislage zum jetzigen Zeitpunkt
in ihrer Art noch nicht abzusehen, es lassen sich aber bereits einige Grundzüge vorzeichnen.
Um ihrem Zweck, der plausiblen Verifikation der weiter oben aufgestellten hypothetischen
Typen intellektueller Akteure gerecht zu werden, müssen die Fallstudien so ausgewählt
werden, dass sie einen möglichst weiten Rahmen im Bezug auf intellektuelle
Handlungsspielräume umfassen. Auf diese Weise erlangen die erarbeiteten hypothetischen
Möglichkeiten und Widrigkeiten intellektuellen Agierens innerhalb digitaler
Öffentlichkeitsformen eine Gestalt, während sich im gleichen Zuge ihre spezifischen
Ausprägungen und Wirkungen, Reichweiten und Beständigkeiten beschreiben und
überprüfen lassen. Je nach Art des zu untersuchenden Materials ergibt sich dabei eine
Vielzahl an empirischen Analysemethoden, die ihre jeweils eigenen Instrumente erfordern.
Denkbar wären dabei natürlich alle textbezogenen Formen qualitativer Art sowie
Inhaltsanalysen audio-visueller Natur. Die relative Offenheit der Ergebnisse des zweiten und
des dritten Arbeitsabschnitts lässt hier noch keine weitere Spezifizierung zu, es ist allerdings
aufgrund der bisherigen Erkenntnisse davon auszugehen, dass sich mehrere Ausprägungen
eines Zentralaspekts intellektuellen Agierens in verschiedenen Akteuren mit
unterschiedlichen medialen Kommunikationsmitteln ergeben. Um Umfang und Zielsetzung
der Arbeit nicht unnötig zu strapazieren, werden hier je nach Ergiebigkeit zwei bis vier
Fallstudien als ausreichend betrachtet. Da je nach Analyseform der Textumfang aus
Erfahrung schnell anwächst, sollten etwa 100 Seiten bei einer Bearbeitungszeit von 5 bis 8
Monaten veranschlagt werden. Dabei ist zu beachten, dass ein erster Teil der Zeit auf die
Sichtung und Beschaffung der Fallstudien zu verwenden sein wird, der sich aus jetziger Sicht
nur schwer abschätzen lässt.
8. Ein fünfter und letzter Abschnitt der Arbeit ist dann erforderlich, um die Ergebnisse der Arbeit
in aufbereiteter Form darzustellen und zusammenzufassen. Hierbei stehen insbesondere die
tatsächlichen Formen und Möglichkeiten intellektueller Handlungen und ihrer Akteure im
Vordergrund, wie sie sich anhand der Fallstudien erkennen ließen. Als Abschluss der Arbeit
sollten hier 10 Seiten kaum überschritten werden, die Arbeitszeit ist damit auch relativ
gering.
Im Anschluss an die inhaltliche Fertigstellung der Arbeit muss eine Nachbearbeitungszeit
von mindestens 3 Monaten veranschlagt werden, um auf der einen Seite die Qualität des
Textes zu gewährleisten und aber ebenso die Möglichkeit zu gewährleisten, auf relevante
aktuelle Entwicklungen Bezug nehmen zu können. Da es sich bei den untersuchten Formen
von Öffentlichkeit gerade bei Online-Kommunikationsmitteln um sehr schnelllebige und
ständiger Veränderung unterworfener Systeme handelt, solle hierfür ausreichend Zeit zur
Verfügung stehen.
Wesentliche Literatur
Beck, Hanno: Medienökonomie. Print, Fernsehen und Multimedia, dritte überarbeitete
Auflage, Berlin 2011.
Bering, Dietz: Die Epoche der Intellektuellen 1898-2001. Geburt – Begriff – Grabmal, Berlin
University Press, Berlin 2010.
Bourdieu, Pierre: Das politische Feld. Zur Kritik der politischen Vernunft, in: Schultheis, Franz
und Pinto, Louis (hrsg.): édition discours. Klassische und Zeitgenössische Texte der
französischsprachigen Humanwissenschaften, Band 29, UVK Verlagsgesellschaft,
Konstanz, 2001.
Bourdieu, Pierre: Über das Fernsehen, Suhrkamp, Frankfurt am Main, 1998.
Bourdieu, Pierre: Fieldwork in Philosophy, in: ders.: Rede und Antwort, Frankfurt am Main,
1992, S. 15-48. Erstmals erschienen unter dem Titel: Der Kampf um die symbolische
Ordnung. Pierre Bourdieu im Gespräch mit Axel Honneth, Hermann Kocyba und
Bernd Schwibs, in: Ästhetik und Kommunikation 16, 61/62, 1986.
Bourdieu, Pierre: Das intellektuelle Feld. Eine Welt für sich, in: ders.: Rede und Antwort,
Frankfurt am Main 1992, S. 155-167. Interview mit Karl Otto Maue, Klaus Jarchow
und H.G. Winter für den Norddeutschen Rundfunk, Hamburg, Dezember 1985.
Bourdieu, Pierre: Die Regeln der Kunst. Genese und Struktur des literarischen Feldes,
Frankfurt am Main 1999.
Bourdieu, Pierre: Mit den Waffen der Kritik…, in: ders.: Satz und Gegensatz. Über die
Verantwortung des Intellektuellen, Frankfurt am Main, 1993.
9. Foucault, Michel: Dispositive der Macht. Michel Foucault über Sexualität, Wissen und
Wahrheit, Berlin 1978.
Kondylis, Panajotis: Der Niedergang der bürgerlichen Denk- und Lebensform. Die liberale
Moderne und die massendemokratische Postmoderne, Weinheim, 1991.
Lepsius, M. Rainer: Kritik als Beruf. Zur Soziologie der Intellektuellen, in: Friedrichs,
Jürgen/Mayer, Karl Ulrich/Schluchter, Wolfgang: Soziologische Theorie und Empirie,
Opladen, 1997, S. 503-519.
Merz-Benz, Peter-Ulrich: Die Hyperrealität der Medien das Ende der Öffentlichkeit und die
Wiederkunft der Religion, gehalten am 29.09.2011, MS 1-7. (Neuer Strukturwandel
der Öffentlichkeit. Dritter gemeinsamer Kongress für Soziologie der DGS, ÖGS und
SGS vom 29.09. – 1.10. 2011, Innsbruck.)
Oevermann, Ulrich: Der Intellektuelle. Soziologische Grundbestimmungen des
Komplementär von Öffentlichkeit, in: Franzmann, Andreas (hrsg.): Die Macht des
Geistes. Soziologische Fallanalysen zum Strukturtyp des Intellektuellen, Frankfurt am
Main, 2001, S. 13-75.
Renner, Rolf Günter: Die Postmoderne Konstellation. Theorie, Text und Kunst im Ausgang
der Moderne, Freiburg, 1988.