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26 Trendmonitor 2 . 2014 Fokusthema 6
Die Graubündner Kantonalbank zeigt,
wie mittels evidenzbasiertem strategischem
Personalmanagement Veränderungsprozesse
zum Erfolg werden und die Arbeitgeber­
attraktivität auch in Zeiten der Generation
Y nachhaltig maximiert werden kann.
Die Graubündner Kantonalbank (GKB)
kann mit ihrer beinah 150-jährigen Ge-
schichte und einer starken regionalen
Verwurzelung durchaus als Traditionsun-
ternehmen bezeichnet werden. Gleichzei-
tig wird bei einer differenzierteren Be-
trachtung des Bankhauses schnell deut-
lich, dass Tradition nicht mit Stagnation
gleichzusetzen ist.
Erfolg bedeutet Veränderungsfähig-
keit
Die GKB mit ihren rund 1 000 Mitar-
beitern und 60 Standorten beweist viel-
mehr, dass der langfristige Erfolg von
Unternehmen häufig auf die Stärke zu-
rückzuführen ist, pro aktiv auf ein dyna-
misches Marktumfeld zu reagieren. Dass
dies im besonderen Masse gelingt, ver-
deutlicht der aktuelle Geschäftsbericht
für das Geschäftsjahr 2013. Der CEO
der Bank, Alois Vinzens, fasste die zen-
tralen Aussagen des Berichts mit den
Worten «Das Geschäftsergebnis 2013
übertraf unsere Erwartungen und bestä-
tigt die Richtigkeit der strategischen und
operationellen Entscheidungen» zusam-
men. Dass es der GKB erstmals in ihrer
langen Geschichte gelang, bei der Bilanz-
summe die 20-Milliarden-Franken-Gren-
ze zu überschreiten und der Konzernge-
winn erneut um 1,6 Prozent gesteigert
werden konnte, unterstreicht Vinzens
Aussage.
Für den CEO ist ein solches Geschäfts-
ergebnis auch erneute Bestätigung für
seine bei Amtsantritt 2002 gefasste Ent-
scheidung, mit der traditionellen Aus-
richtung als Universalbank zu brechen.
Ihm lagen 2002 Analysen vor, die für
ihn nur den Schluss zuliessen, dass sich
die Bank nach langen Jahren kontinuier-
lichen Wachstums in einer Stagnations-
phase befand. Statt dies auf generell ver-
schlechterte Marktbedingungen, die
2002 durch eine Rezession und einen
steigenden Wettbewerbsdruck gekenn-
zeichnet waren, zu schieben, beschloss
der neu ernannte CEO zu handeln. Mit
der klaren Überzeugung, «Stagnation
kann keine Zukunft sein, wir müssen
raus aus der Komfortzone, um die Bank
zu retten», überzeugte er die Entschei-
dungsträger des Bankhauses zu einer
strategischen Neuausrichtung. Vinzens
Ziel dabei: Die Transformation der Uni-
versalbank in eine «moderne, schlanke
Vertriebsbank» im Rahmen einer Custo-
mer-Centricity-Strategie.
Die erfolgreiche Umsetzung dieser Stra-
tegie, das war allen Beteiligten schnell
deutlich, war nur durch einen konse-
quenten Kulturwandel innerhalb der
GKB möglich.
Die GKB setzt auf evidenzbasiertes
Personalmanagement
Am Beispiel der strategischen Neuaus-
richtung der GKB wird deutlich, welche
zentrale Bedeutung evidenzbasiertem
Personalmanagement in einem solchen
Veränderungsprozess zukommt und wie
durch den Einsatz des am Institut für
Führung und Personalmanagement­
(I.FPM) der Universität St. Gallen, unter
Leitung von Professor Heike Bruch, ent-
wickelten Messmodells der «Organisa­
tionalen Energie» Mitarbeiterbegeiste-
rung mobilisiert und langfristig erhalten
werden kann. Der GKB hat dies nicht
nur bei der höchst erfolgreichen strate-
gischen Neuausrichtung entscheidend ge-
Die Autoren
Prof. Dr. Heike Bruch ist Direktorin des Instituts für
Führung und Personalmanagement (I.FPM) der
Universität St. Gallen.
Dr. Justus Julius Kunz ist Senior Consultant bei
­energy factory St. Gallen AG.
Heike Bruch
Justus Julius Kunz
Organisationale Energie als Erfolgsfaktor evidenzbasier-
ten Personalmanagements
27 Trendmonitor 2 . 2014Fokusthema 6
tion Y in der Regel nur schwer mit gän-
gigen Karrierepfaden zu motivieren sind.
Die Ansprüche, die die Generation Y an
Unternehmen stellt, verdeutlicht einmal
mehr die Notwendigkeit, Mitarbeiterbe-
geisterung gezielt zu messen, zu mobili-
sieren und zu erhalten. Nur so kann sich
ein Unternehmen nachhaltig als attrak-
tiver Arbeitgeber positionieren und sich
auf motivierte und veränderungsfähige
Mitarbeiter verlassen. Entscheidend hier-
bei ist, nicht allein auf sein Bauchgefühl
zu vertrauen. Gerade in Zeiten gestiege-
ner Anforderungen von Seiten der Ar-
beitnehmer, aber auch durch Kosten-
und Effizienzdruck, müssen Unterneh-
men bei ihrem Personalmanagement sys-
tematisch und zahlengestützt vorgehen.
Nur so sind gezielte Interventionsmass-
nahmen möglich, die einen maximalen
Nutzen, sowohl für die Mitarbeiter wie
auch für die Gesamtorganisation, ver-
sprechen.
Evidenzbasiertes Personalmanage-
ment mit Organisationaler Energie
Evidenzbasiertes Personalmanagement
bezeichnet den bewussten Gebrauch
bestmöglicher wissenschaftlicher Metho-
den und Befunde im Zusammenhang
mit Managemententscheidungen. Ob-
wohl man davon ausgehen sollte, dass
dies als Selbstverständlichkeit angesehen
werden muss, zeigen aktuelle Studien,
dass gerade in Unternehmen professio-
nelle Entscheidungen häufig immer noch
durch persönliche Präferenzen und un-
systematische Erfahrungswerte einzelner
Führungskräfte beeinflusst werden.
­Michael Skapinker brachte es 2008 in
der Financial Times auf den Punkt: «Es
gibt keine Disziplin mit einem grösseren
Abstand zwischen Forschern und Prakti-
kern als im Management […] Wirt-
schaftswissenschaftler fordern zu wenig
Aufmerksamkeit von Managern ein.»
Dabei sollten die Nachteile von Bauch-
entscheidungen vielen Betroffenen be-
kannt vorkommen. Da werden alte Ide-
en mit neuen Worthülsen neu verpackt
und als brandneu verkauft. Immer neue
«bahnbrechende» Konzepte und die Aus-
gen Arbeitnehmer, die gesamthaft als Ge-
neration Y bezeichnet werden, zwingen
Personaler nämlich zu einem Umdenk-
prozess. Im Gegensatz zu vorangegan­
genen Generationen charakterisiert die
Generation Y ein Arbeitsverständnis, das
Karrierestreben nicht zum Selbstzweck
erhebt. Häufig steht eher die Frage nach
dem Sinn oder dem Spass an der aus­
geübten Tätigkeit im Vordergrund. Für
Unternehmen, die sich der Generation
Y als attraktive Arbeitgeber präsentier-
ten wollen, bedeutet dies, dass sie auf
diese spezifischen Bedürfnisse eingehen
­müssen.
Eine spannende und vielfältige Arbeits-
aufgabe ist hierbei ein entscheidender
Faktor, um dem Wunsch nach einer
sinnhaften Tätigkeit Rechnung zu tra-
gen. Da sich die Generation Y auch
durch ein hohes Mass an Technikaffinität
auszeichnet und bevorzugt onlinebasierte
Kommunikationskanäle nutzt, stellt sie
hohe Erwartungen an die technische In-
frastruktur in Unternehmen. Um sicher-
zustellen, dass die jungen Arbeitnehmer
kommunikativ eng mit den Kollegen
vernetzt sind, liegt es an den Unterneh-
men, ihre klassischen Kommunikations-
formate auf den Prüfstand zu stellen und
sich für neue Kommunikationsformen
und Wege zu öffnen.
Die grösste Herausforderung dürfte für
viele Unternehmen allerdings die Adap-
tion ihres Führungsklimas an die Bedürf-
nisse der Generation Y darstellen.
Das klassische transaktionale Führungs-
leitbild, das nach dem Prinzip von Be-
lohnung und Bestrafung ausschliesslich
auf die extrinsische Motivation von Mit-
arbeitern setzt, verspricht für sich allein
wenig Erfolg, wenn Mitglieder der Ge-
neration Y für die Unternehmensziele
gewonnen werden sollen. Vielmehr ist
auch im Hinblick auf die Führungskul-
tur die Vermittlung des Sinns der Arbeit
von zentraler Bedeutung. Durch ein
transformationales Führungsverhalten ist
es möglich, intrinsische Motivation zu
wecken und beim einzelnen Mitarbeiter
eine Identifikation mit der Arbeitsaufga-
be zu erreichen. Dies ist umso entschei-
dender, da die Angehörigen der Genera-
holfen, sondern ermöglicht es der Bank
ausserdem, gezielt auf neue Anforderun-
gen an das Personalmanagement, wie
beispielsweise ein erfolgreiches Recruiting
der Generation Y, zu reagieren.
Dass die GKB im Bereich Personalma-
nagement mittlerweile eine Vorreiterrolle
einnimmt, wird durch aktuelle Auszeich-
nung eindrücklich bewiesen. So wurde
die Bank 2013 im Rahmen einer unab-
hängigen Studie des CRF Instituts wie-
derholt mit dem Gütesiegel «Top Arbeit-
geber Schweiz» ausgezeichnet. Auch über
den ersten Platz und den Titel «Bran-
chensieger» für das beste Personalmarke-
ting unter den 26 geprüften, grössten
Schweizer Banken konnte sich die GKB
im Wettbewerb Best Recruiter Schweiz
2013/2014 freuen.
Dr. Alex Villiger, Leiter Personal der
GKB, betont hierbei vor allem die füh-
rende Rolle der GKB in den Bereichen
Personalmarketing sowie der Beurteilung
der Aus- und Weiterbildung und den
Karrieremöglichkeiten. Er sieht sich in
seiner bisherigen Arbeit bestätigt und
hält ein solches Ergebnis im Kontext
­eines sich verschärfenden Wettbewerbs
um die besten Fachkräfte für ausseror-
dentlich wichtig: «Aus Bankensicht liegt
Graubünden am Rand der Schweiz. Des-
halb fördern wir die Stärken der eigenen
Leute.»
Wie gut dies zu gelingen scheint, ver-
deutlichen zwei Auszeichnungen durch
die Mitarbeiter-Bewertungsplattform
kununu.com. Eine solch positive externe
und interne Beurteilung des Personalma-
nagements ist deshalb besonders hervor-
zuheben, da die sogenannte Generation
Y diesen Aufgabenbereich vor ganz neue
Herausforderungen stellt.
Generation Y – eine Herausforde-
rung für das Personalmanagement
Mitten in die Debatte über einen Fach-
kräftemangel und geeignete Reaktionen
im Bereich der Personalarbeit rückt die
Generation der zwischen 1980 und 2000
Geborenen in den Aufmerksamkeitsfokus
vieler Personalverantwortlicher. Die jun-
28 Fokusthema 6Trendmonitor 2 . 2014
tematische Personalarbeit. Doch eine
fundierte Analysephase allein kann nur
den Startpunkt eines solchen Prozesses
bilden. Ebenso wichtig ist es, in einem
zweiten Schritt die Erkenntnisse in ge-
eigneter Form zurückzumelden und die
Führungskräfte in einen nachhaltigen
Folgeprozess zu involvieren. Nur so kön-
nen handlungsrelevante Konsequenzen
aus Befragungsergebnissen gezogen wer-
den und langfristige Verhaltensänderun-
gen erzielt werden, die dazu geeignet
sind Mitarbeiterbegeisterung zu erhalten
und weiter zu fördern.
Wie ein solches Vorgehen gestaltet wer-
den kann, verdeutlicht der Einsatz des
Konzepts der Organisationalen Energie
in zwei Kulturanalysen, die die GKB zur
Unterstützung ihres Veränderungsprozes-
ses durchgeführt hat.
Energie- und Kulturanalysen bei der
Graubündner Kantonalbank
Den Verantwortlichen der GKB war be-
reits früh klar, dass bei der Umsetzung
der neuen Strategie Veränderungswider-
stand von Seiten der Mitarbeiter der
grösste Gegner sein könnte. Vinzens,
­Villiger und Stefan Sigron, Leiter Unter-
Innovation zu begeistern. Die Mitarbei-
ter konnten von der Notwendigkeit der
Veränderung überzeugt werden, kennen
ihren Beitrag und streben danach, eine
gemeinsame Vision erfolgreich umzuset-
zen. Das Ausmass aktivierter Organisati-
onaler Energie hat einen systematischen
Einfluss auf leistungsrelevante Kennzah-
len von Unternehmen: Unternehmen
mit hoher produktiver Organisationaler
Energie zeigen unter anderem eine er-
höhte Profitabilität, hohe Mitarbeiterzu-
friedenheit und generell bessere Ergeb-
nisse als Unternehmen, die ihr energeti-
sches Potenzial nicht voll aktiviert haben.
Organisationale Energie kann sowohl auf
Gesamtunternehmensebene, aber auch
auf Ebene einzelner Abteilungen oder
Teams mit einem standardisierten Frage-
bogen erfasst werden. Abbildung 1 zeigt
die Ergebnisdarstellung einer solchen
Messung. Dies macht es möglich, das
«Bauchgefühl», das viele Führungskräfte
hinsichtlich des Energiezustandes ihres
Teams besitzen, zu objektivieren.
Die Erfassung der Organisationalen
Energie als entscheidender Richtwert zur
Beurteilung der empfundenen Arbeitsbe-
geisterung bei einer gleichzeitigen Mes-
sung des wahrgenommenen Führungskli-
mas bildet den Grundstein für eine sys-
sagen sogenannter «Management-Gurus»
werden unreflektiert übernommen. Wi-
dersprüchliche Evidenz wird hierbei ab-
gelehnt oder schlicht ignoriert. Die sich
hieraus ergebenden populären Manage-
ment-Mythen, beispielsweise «Materielle
Anreize steigern Leistung», «Ohne Druck
geschieht nichts» oder «Wenn es nicht
kaputt ist, ändere es nicht», werden in
der Folge von vielen Führungskräften
immer noch vertreten, obwohl wissen-
schaftliche Befunde längst das Gegenteil
bewiesen haben.
Das Konzept der Organisationalen Ener-
gie, das an der Universität St. Gallen
wissenschaftlich erforscht und validiert
wurde, senkt die Hemmschwelle zum
Einsatz wissenschaftlicher Befunde im
Rahmen eines evidenzbasierten Personal-
managements. Das für Praktiker gut ver-
ständliche und leicht anwendbare Inst-
rument erlaubt eine gezielte und genaue
Erfassung der Mitarbeiterbegeisterung im
Unternehmen und ermöglicht deren ge-
zielte Steuerung. In diesem Zusammen-
hang beschreibt das Konzept, in wel-
chem Ausmass Unternehmen das emoti-
onale, kognitive und verhaltensbezogene
Potenzial ihrer Mitarbeitenden zur Ver-
folgung zentraler Unternehmensziele ak-
tivieren. Die umfangreiche Forschung
am I.FPM belegt, wie entscheidend die
Stärke und Qualität der Organisationa-
len Energie dafür ist, ob ein Unterneh-
men schnell und effizient auf Verände-
rungen reagiert, oder ob es träge und
veränderungsresistent agiert und letzt-
endlich scheitert. Die sogenannte Pro-
duktive Energie stellt dabei den wün-
schenswerten Energiezustand innerhalb
eines Unternehmens dar. Es herrschen
ein hohes Mass an Engagement und Ein-
satz für das Unternehmen sowie starke
gemeinsame Emotionen, wie Begeiste-
rung, Freude oder Leidenschaft bei der
Arbeit, vor. Erfolgskritische Initiativen
im Rahmen von Veränderungsmassnah-
men werden mit grosser Kraft vorange-
trieben.
Ein hohes Mass an produktiver Energie
ist ein Zeichen dafür, dass es gelungen
ist, die Mitarbeitenden mehrheitlich für
ihre Tätigkeit und gleichsam auch für die
Notwendigkeit von Veränderungen und
Abb. 1: Beispiel Energieanalyse – Energieprofil mit Benchmarks
0
25
50
75
100
Produktive
Energie
Angenehme
Energie
Resignative
Trägheit
Korrosive
Energie
Mitarbeiterbefragung 2014
Benchmark
MB 2014
Ø
Produktive Energie
Angenehme Energie
Resignative Trägheit
Korrosive Energie
68
65
27
32
Benchmark
Ø
85
81
10
13
+
+
+
+
29 Trendmonitor 2 . 2014Fokusthema 6
lyse aber auch besondere Stärken der
GKB aus: Die Mitarbeiter empfanden
ausserordentlich viel Stolz, bei der GKB
zu arbeiten – ein besonderes Potenzial,
das für die Bank bis dato zwar spürbar,
aber nicht objektiv einschätzbar war.
Dank der evidenzbasiert eindeutig iden-
tifizierten Handlungsfelder und Ressour-
cen leitete die GKB 2010 gezielt weitere
Massnahmen ein und setzte genau an
den drei entscheidenden Stellen des Ma-
nagementsystems an – Vision / Strategie,
Führung und vertrauensvolle Unterneh-
menskultur. Die Bank schärfte in diesem
Zusammenhang ihre Vision («Führend
in Graubünden») und initiierte Strategie-
anlässe für alle Mitarbeiter (dreimal mit
je 350 Mitarbeitern), um eine hierarchie-
übergreifende Kommunikation von Vi­
sion und Strategie sicherzustellen.
Im Bereich der Führung wurde der in-
terne Führungskräfteentwicklungs-Pro-
zess gezielt an die in der Befragung auf-
gedeckten Handlungsfelder angepasst.
Zudem wurde der Fokus nun noch stär-
ker auf das Vorbildhandeln des oberen
Managements gelegt. Diese Themen
wurden im Rahmen der jährlich stattfin-
denden Leadership-Seminare mit sämtli-
chen Führungskräften der Bank disku-
tiert und im Verhaltensrepertoire der
Führungskräfte verankert. Weitere Pro-
zessverbesserungen, unter anderem in der
Zusammenarbeit zwischen ­Front- und
Backoffice, wurden umgesetzt. Hierzu
haben Front- wie Backoffice-Vertreter am
runden Tisch Ideen und Massnahmen
für eine künftig verbesserte Zusammen-
arbeit entwickelt. So wurden beispiels-
weise Beraterstellen (advisory-desk) zur
fachlichen Unterstützung der Frontmit-
arbeitenden eingerichtet, vermehrt Stage­
einsätze für das bessere gegenseitige Ver-
ständnis organisiert oder auch Massnah-
men zur Steigerung der Fachkompeten-
zen bei den Kundenberatern realisiert.
Als dritte Säule wurden Module zur Ver-
besserung der Feedbackkultur in die
Leadership­-Seminare integriert. Weiter
haben junge Talente für alle Mitarbeiten-
den der GKB Feedback-Workshops mo-
deriert und das Thema «direktes Feed-
back» in den Arbeitsalltag der Bank
ments wollte das Trio Klarheit darüber
erhalten, bis zu welchem Punkt die GKB
ihr Veränderungsvorhaben hatte umset-
zen können. Auf Basis einer solchen
Standortbestimmung sollten dann gezielt
Optimierungsfelder identifiziert und mit
Massnahmen hinterlegt werden.
In Zusammenarbeit mit dem I.FPM und
der energy factory St. Gallen AG konzi-
pierte die GKB eine Kulturanalyse mit
der Möglichkeit zu internem und exter-
nem Benchmarking. Die Kulturanalyse
basierte auf dem Konzept der Organisa-
tionalen Energie. Neben Fragen zur sys-
tematischen Erfassung des Führungskli-
mas wurden unter anderem das Strate-
gieverständnis, das Prozessmanagement
und die Qualität der Zusammenarbeit an
Schnittstellen erfasst. Zirka 88 Prozent
der Mitarbeiter beteiligten sich an der
Analyse und trugen damit zur Weiterent-
wicklung der Unternehmenskultur in der
GKB bei.
Nach einer Tiefenanalyse der Ergebnisse
wurde deutlich, dass die Bank seit 2005
insgesamt einen erfolgreichen Kultur-
wandel durchlaufen hatte. Die Untersu-
chung zeigte jedoch auch, in welchen
Bereichen angesetzt werden konnte, um
sich noch weiterzuentwickeln und Kun-
denorientierung und Mitarbeiterbegeis-
terung nachhaltig im Unternehmen zu
fördern. Eine von Vinzens, Villiger und
Sigron im Vorfeld der Energie- und Kul-
turanalyse wahrgenommene «gewisse
Trägheit» und «Verwaltungsmentalität»
konnte durch die Energiemessung klar
quantifiziert werden. Die Detailbetrach-
tung der Ergebnisse der Kultur­und
Energieanalyse zeigte klare Optimie-
rungsfelder in den Bereichen Leadership,
Strategiekommunikation und Feedback-
kultur auf. Die Energie war noch nicht
genügend auf die Strategie fokussiert, die
Strategie noch nicht auf allen Mitarbei-
terebenen angekommen und verinner-
licht. Es gab Konflikte vor allem an der
Schnittstelle zwischen ­Front- und Back-
office, die Qualität der Führung konnte
noch verbessert werden, und die Feed-
backkultur, insbesondere der Umgang
mit kritischem Mitarbeiterfeedback, zeig-
te weiteres Entwicklungspotenzial. Zu-
gleich wies die Energie- und Kulturana-
nehmensentwicklung, massen einem sys-
tematisch gesteuerten Kulturwandel des-
halb eine hohe Priorität bei. Bereits im
Jahr 2005 gaben sie deshalb den Leitsatz
«Kundenorientierung lebt davon, dass
wir Kundenorientierung leben!» vor. Um
eine solche gelebte Kundenorientierung
zu etablieren, konzentrierten sie sich in
der Folge darauf, einen dauerhaften
Wandel im Denken und Handeln der
Mitarbeiter herbeizuführen. Vinzens,
­Villiger und Sigron wollten erreichen,
dass der Arbeitsalltag aller Mitarbeiter
durch zwei zentrale Fragen geprägt sein
sollte. Zu Beginn des Arbeitstages durch
die Frage «Was kann ich heute für die
Kunden tun?» und am Ende des Arbeits-
tages durch die Reflexion «Was habe ich
heute für die Kunden getan?»
Doch welche Rahmenbedingungen füh-
ren zu einem solchen Kulturwandel, der
die neue Strategie so stark im Ar-
beitsalltag verwurzelt? Rückblickend
stellte Vinzens fest, dass dieser zweite
Schritt des Veränderungsprozesses, der
aktive Kulturwandel, die grösste Heraus-
forderung darstellte: «Die erste Phase,
der Change­-Prozess, war einfach. Die
zweite Phase ist jedoch viel schwieriger,
da geht es auch um Leadership, um Ver-
änderungsprozesse im Kopf der Mitar-
beiter.»
Erfolgreich war die zweite Phase, weil die
Verantwortlichen in den Folgejahren die
Unternehmenskultur durch ein Massnah-
menpaket bewusst beeinflussten: Sie ver-
änderten die Unternehmenskommunika-
tion nach innen und aussen und analy-
sierten das Verhalten ihrer Mitarbeiter
im Kundenkontakt. Sie entwickelten ge-
zielt ihr Führungsklima hin zu einem
inspirierenden (transformationalen) Füh-
rungsverständnis. Auch das Personalma-
nagement wurde neu ausgerichtet, wobei
der HR-­Bereich als echter Business-Part-
ner positioniert wurde.
Nach Abschluss dieser ersten grossen
Veränderungsbemühungen entschieden
Vinzens, Villiger und Sigron Ende 2009,
dass der weitere Erfolg des kulturellen
Wandels von gezielten Interventions-
massnahmen abhängig war. Im Sinne ei-
nes evidenzbasierten Personalmanage-
30 Trendmonitor 2 . 2014 Fokusthema 6
Zusammenfassung
Am Beispiel des erfolgreichen Verände-
rungsprozesses der GKB, der gleichzeitig
zu einer Optimierung der Arbeitgeberat-
traktivität der Bank beitragen konnte,
wird deutlich, welchen Nutzen Unter-
nehmen aus einem evidenzbasiertem Per-
sonalmanagement generieren können.
Vor diesem Hintergrund kann man sich
nur verwundert darüber zeigen, dass sich
im Gegensatz zu vielen anderen Berei-
chen, beispielsweise in der Medizin,
Krankenpflege und Strafjustiz, in man-
chem Unternehmen bis heute der My-
thos hält, dass Managemententscheidun-
gen keiner wissenschaftlichen Grundlage
bedürfen oder Datenanalysen für solche
Entscheidungen einen unnötigen Kos-
tenfaktor darstellen. Vielmehr sollte man
sich fragen, welche Kosten durch bauch-
geleitete Fehlentscheidungen, Personal-
und Organisationsentwicklungsmassnah-
men nach dem «Giesskannenprinzip»
und fehlende Nutzen-Evaluation von
Massnahmen entstehen.
Gerade vor dem Hintergrund der neu-
en Herausforderungen, vor denen Un-
ternehmen im Umgang mit der Gene-
ration Y in Zeiten eines sich verschär-
fenden Fachkräftemangels stehen, kann
die Notwendigkeit eines professionellen,
effi­zienten und insbesondere effektiven
Personalmanagements nicht bestritten
werden. Die Messung und der geziel-
te Erhalt von Mitarbeiterbegeisterung
mittels des Konzepts der Organisationa-
len Energie, dies zeigt das Beispiel der
GKB, kann hierbei ein wichtiger Schritt
sein, um sicherzustellen, dass das eigene
Unternehmen dynamisch und verände-
rungsfähig bleibt – auch wenn es keine
Kantonalbank ist.
zahlt hat. Statt mit ungerichteten Mass-
nahmen den Veränderungsprozess voran-
zutreiben und dabei zu riskieren, dass
Ressourcen verschwendet und/oder Mit-
arbeiter frustriert werden, konnte syste-
matisch dort eingegriffen werden, wo
Optimierungsbedarf bestand. Gleichzei-
tig konnte durch eine gezielte Weiterent-
wicklung der Führungskräfteentwicklung
ein starkes transformationales Führungs-
klima etabliert und – in Kombination
mit bei den Mitarbeitenden direkt ge-
setzten Impulsen – ein stabiles Vertrau-
ensklima gefördert werden. Auch spezi-
fische Führungskräftetrainings zu den
Herausforderungen in der Führung der
Generation Y wurden implementiert und
ein Positionierungskonzept zur besseren
Ansprache der Generation Y für die
GKB entwickelt.
Die gezielte Analyse und die abgeleiteten
Massnahmen haben somit nicht nur den
Veränderungsprozess der GKB vorange-
trieben, sondern auch zu einer hervorra-
genden Arbeitgeberattraktivität beigetra-
gen. Somit zieht die Bank gleich in zwei
Dimensionen grossen Nutzen aus ihrem
evidenzbasierten Personalmanagement:
Ein erfolgreich umgesetzter Verände-
rungsprozess und eine hervorragende
Ausgangslage im Wettstreit um qualifi-
zierte Fachkräfte am Arbeitsmarkt, die
wiederum durch den Gewinn verschie-
dener Awards im Bereich Personalmarke-
ting untermauert wird. Die verbesserte
Führungsqualität und die gesteigerte pro-
duktive Energie bei den Mitarbeitenden
mündeten zudem in einem starken, ren-
tablen Wachstum der Bank.
überführt. Zudem wurden die Ergebnis-
se der Energie- und Kulturanalyse in ei-
nem kaskadierenden Prozess im Unter-
nehmen kommuniziert. Dies diente als
weitere Stärkung des Vertrauens im Un-
ternehmen.
Im Jahr 2012 erfolgte eine zweite Ener-
gie- und Kulturanalyse, um die Wirk-
samkeit der realisierten Massnahmen zu
überprüfen. Das Befragungsinstrument
wurde im Vergleich zur vorangegangenen
Messung nur in Nuancen angepasst, um
eine möglichst hohe Vergleichbarkeit der
Ergebnisse sicherzustellen. Wiederum lag
die Teilnahmequote bei den Mitarbeitern
sehr hoch, was auf eine hohe Akzeptanz
für das Instrument hinweist. Die Ergeb-
nisse der zweiten Analyse wurden von
allen Beteiligten mit Spannung erwartet.
Nicht nur, weil man hoffte, den weiteren
Fortschritt im Rahmen des Verände-
rungsprozesses in Zahlen abgebildet zu
sehen. Für Vinzens, Villiger und Sigron
stand auch die Frage im Raum, ob es
ihnen mit den auf Basis der vorangegan-
genen Befragungsdaten abgeleiteten
Massnahmen tatsächlich gelungen war,
gezielt und systematisch einzelne Hand-
lungsfelder zu verbessern. Die Ergebnis-
se waren in dieser Beziehung zur Freude
aller eindeutig. Mit geradezu chirurgi-
scher Präzision hatten die gewählten
Massnahmen die Rückmeldungen insbe-
sondere in denjenigen Bereichen verbes-
sert, die in der vorangegangenen Befra-
gung als Handlungsfelder identifiziert
worden waren.
Vinzens, Villiger und Sigron bewerten
dies als eindeutiges Zeichen hierfür, dass
sich die Investition in ein für evidenzba-
siertes Personalmanagement notwendiges
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Organisationale-Energie-GKB-Heike-Bruch-DE

  • 1. 26 Trendmonitor 2 . 2014 Fokusthema 6 Die Graubündner Kantonalbank zeigt, wie mittels evidenzbasiertem strategischem Personalmanagement Veränderungsprozesse zum Erfolg werden und die Arbeitgeber­ attraktivität auch in Zeiten der Generation Y nachhaltig maximiert werden kann. Die Graubündner Kantonalbank (GKB) kann mit ihrer beinah 150-jährigen Ge- schichte und einer starken regionalen Verwurzelung durchaus als Traditionsun- ternehmen bezeichnet werden. Gleichzei- tig wird bei einer differenzierteren Be- trachtung des Bankhauses schnell deut- lich, dass Tradition nicht mit Stagnation gleichzusetzen ist. Erfolg bedeutet Veränderungsfähig- keit Die GKB mit ihren rund 1 000 Mitar- beitern und 60 Standorten beweist viel- mehr, dass der langfristige Erfolg von Unternehmen häufig auf die Stärke zu- rückzuführen ist, pro aktiv auf ein dyna- misches Marktumfeld zu reagieren. Dass dies im besonderen Masse gelingt, ver- deutlicht der aktuelle Geschäftsbericht für das Geschäftsjahr 2013. Der CEO der Bank, Alois Vinzens, fasste die zen- tralen Aussagen des Berichts mit den Worten «Das Geschäftsergebnis 2013 übertraf unsere Erwartungen und bestä- tigt die Richtigkeit der strategischen und operationellen Entscheidungen» zusam- men. Dass es der GKB erstmals in ihrer langen Geschichte gelang, bei der Bilanz- summe die 20-Milliarden-Franken-Gren- ze zu überschreiten und der Konzernge- winn erneut um 1,6 Prozent gesteigert werden konnte, unterstreicht Vinzens Aussage. Für den CEO ist ein solches Geschäfts- ergebnis auch erneute Bestätigung für seine bei Amtsantritt 2002 gefasste Ent- scheidung, mit der traditionellen Aus- richtung als Universalbank zu brechen. Ihm lagen 2002 Analysen vor, die für ihn nur den Schluss zuliessen, dass sich die Bank nach langen Jahren kontinuier- lichen Wachstums in einer Stagnations- phase befand. Statt dies auf generell ver- schlechterte Marktbedingungen, die 2002 durch eine Rezession und einen steigenden Wettbewerbsdruck gekenn- zeichnet waren, zu schieben, beschloss der neu ernannte CEO zu handeln. Mit der klaren Überzeugung, «Stagnation kann keine Zukunft sein, wir müssen raus aus der Komfortzone, um die Bank zu retten», überzeugte er die Entschei- dungsträger des Bankhauses zu einer strategischen Neuausrichtung. Vinzens Ziel dabei: Die Transformation der Uni- versalbank in eine «moderne, schlanke Vertriebsbank» im Rahmen einer Custo- mer-Centricity-Strategie. Die erfolgreiche Umsetzung dieser Stra- tegie, das war allen Beteiligten schnell deutlich, war nur durch einen konse- quenten Kulturwandel innerhalb der GKB möglich. Die GKB setzt auf evidenzbasiertes Personalmanagement Am Beispiel der strategischen Neuaus- richtung der GKB wird deutlich, welche zentrale Bedeutung evidenzbasiertem Personalmanagement in einem solchen Veränderungsprozess zukommt und wie durch den Einsatz des am Institut für Führung und Personalmanagement­ (I.FPM) der Universität St. Gallen, unter Leitung von Professor Heike Bruch, ent- wickelten Messmodells der «Organisa­ tionalen Energie» Mitarbeiterbegeiste- rung mobilisiert und langfristig erhalten werden kann. Der GKB hat dies nicht nur bei der höchst erfolgreichen strate- gischen Neuausrichtung entscheidend ge- Die Autoren Prof. Dr. Heike Bruch ist Direktorin des Instituts für Führung und Personalmanagement (I.FPM) der Universität St. Gallen. Dr. Justus Julius Kunz ist Senior Consultant bei ­energy factory St. Gallen AG. Heike Bruch Justus Julius Kunz Organisationale Energie als Erfolgsfaktor evidenzbasier- ten Personalmanagements
  • 2. 27 Trendmonitor 2 . 2014Fokusthema 6 tion Y in der Regel nur schwer mit gän- gigen Karrierepfaden zu motivieren sind. Die Ansprüche, die die Generation Y an Unternehmen stellt, verdeutlicht einmal mehr die Notwendigkeit, Mitarbeiterbe- geisterung gezielt zu messen, zu mobili- sieren und zu erhalten. Nur so kann sich ein Unternehmen nachhaltig als attrak- tiver Arbeitgeber positionieren und sich auf motivierte und veränderungsfähige Mitarbeiter verlassen. Entscheidend hier- bei ist, nicht allein auf sein Bauchgefühl zu vertrauen. Gerade in Zeiten gestiege- ner Anforderungen von Seiten der Ar- beitnehmer, aber auch durch Kosten- und Effizienzdruck, müssen Unterneh- men bei ihrem Personalmanagement sys- tematisch und zahlengestützt vorgehen. Nur so sind gezielte Interventionsmass- nahmen möglich, die einen maximalen Nutzen, sowohl für die Mitarbeiter wie auch für die Gesamtorganisation, ver- sprechen. Evidenzbasiertes Personalmanage- ment mit Organisationaler Energie Evidenzbasiertes Personalmanagement bezeichnet den bewussten Gebrauch bestmöglicher wissenschaftlicher Metho- den und Befunde im Zusammenhang mit Managemententscheidungen. Ob- wohl man davon ausgehen sollte, dass dies als Selbstverständlichkeit angesehen werden muss, zeigen aktuelle Studien, dass gerade in Unternehmen professio- nelle Entscheidungen häufig immer noch durch persönliche Präferenzen und un- systematische Erfahrungswerte einzelner Führungskräfte beeinflusst werden. ­Michael Skapinker brachte es 2008 in der Financial Times auf den Punkt: «Es gibt keine Disziplin mit einem grösseren Abstand zwischen Forschern und Prakti- kern als im Management […] Wirt- schaftswissenschaftler fordern zu wenig Aufmerksamkeit von Managern ein.» Dabei sollten die Nachteile von Bauch- entscheidungen vielen Betroffenen be- kannt vorkommen. Da werden alte Ide- en mit neuen Worthülsen neu verpackt und als brandneu verkauft. Immer neue «bahnbrechende» Konzepte und die Aus- gen Arbeitnehmer, die gesamthaft als Ge- neration Y bezeichnet werden, zwingen Personaler nämlich zu einem Umdenk- prozess. Im Gegensatz zu vorangegan­ genen Generationen charakterisiert die Generation Y ein Arbeitsverständnis, das Karrierestreben nicht zum Selbstzweck erhebt. Häufig steht eher die Frage nach dem Sinn oder dem Spass an der aus­ geübten Tätigkeit im Vordergrund. Für Unternehmen, die sich der Generation Y als attraktive Arbeitgeber präsentier- ten wollen, bedeutet dies, dass sie auf diese spezifischen Bedürfnisse eingehen ­müssen. Eine spannende und vielfältige Arbeits- aufgabe ist hierbei ein entscheidender Faktor, um dem Wunsch nach einer sinnhaften Tätigkeit Rechnung zu tra- gen. Da sich die Generation Y auch durch ein hohes Mass an Technikaffinität auszeichnet und bevorzugt onlinebasierte Kommunikationskanäle nutzt, stellt sie hohe Erwartungen an die technische In- frastruktur in Unternehmen. Um sicher- zustellen, dass die jungen Arbeitnehmer kommunikativ eng mit den Kollegen vernetzt sind, liegt es an den Unterneh- men, ihre klassischen Kommunikations- formate auf den Prüfstand zu stellen und sich für neue Kommunikationsformen und Wege zu öffnen. Die grösste Herausforderung dürfte für viele Unternehmen allerdings die Adap- tion ihres Führungsklimas an die Bedürf- nisse der Generation Y darstellen. Das klassische transaktionale Führungs- leitbild, das nach dem Prinzip von Be- lohnung und Bestrafung ausschliesslich auf die extrinsische Motivation von Mit- arbeitern setzt, verspricht für sich allein wenig Erfolg, wenn Mitglieder der Ge- neration Y für die Unternehmensziele gewonnen werden sollen. Vielmehr ist auch im Hinblick auf die Führungskul- tur die Vermittlung des Sinns der Arbeit von zentraler Bedeutung. Durch ein transformationales Führungsverhalten ist es möglich, intrinsische Motivation zu wecken und beim einzelnen Mitarbeiter eine Identifikation mit der Arbeitsaufga- be zu erreichen. Dies ist umso entschei- dender, da die Angehörigen der Genera- holfen, sondern ermöglicht es der Bank ausserdem, gezielt auf neue Anforderun- gen an das Personalmanagement, wie beispielsweise ein erfolgreiches Recruiting der Generation Y, zu reagieren. Dass die GKB im Bereich Personalma- nagement mittlerweile eine Vorreiterrolle einnimmt, wird durch aktuelle Auszeich- nung eindrücklich bewiesen. So wurde die Bank 2013 im Rahmen einer unab- hängigen Studie des CRF Instituts wie- derholt mit dem Gütesiegel «Top Arbeit- geber Schweiz» ausgezeichnet. Auch über den ersten Platz und den Titel «Bran- chensieger» für das beste Personalmarke- ting unter den 26 geprüften, grössten Schweizer Banken konnte sich die GKB im Wettbewerb Best Recruiter Schweiz 2013/2014 freuen. Dr. Alex Villiger, Leiter Personal der GKB, betont hierbei vor allem die füh- rende Rolle der GKB in den Bereichen Personalmarketing sowie der Beurteilung der Aus- und Weiterbildung und den Karrieremöglichkeiten. Er sieht sich in seiner bisherigen Arbeit bestätigt und hält ein solches Ergebnis im Kontext ­eines sich verschärfenden Wettbewerbs um die besten Fachkräfte für ausseror- dentlich wichtig: «Aus Bankensicht liegt Graubünden am Rand der Schweiz. Des- halb fördern wir die Stärken der eigenen Leute.» Wie gut dies zu gelingen scheint, ver- deutlichen zwei Auszeichnungen durch die Mitarbeiter-Bewertungsplattform kununu.com. Eine solch positive externe und interne Beurteilung des Personalma- nagements ist deshalb besonders hervor- zuheben, da die sogenannte Generation Y diesen Aufgabenbereich vor ganz neue Herausforderungen stellt. Generation Y – eine Herausforde- rung für das Personalmanagement Mitten in die Debatte über einen Fach- kräftemangel und geeignete Reaktionen im Bereich der Personalarbeit rückt die Generation der zwischen 1980 und 2000 Geborenen in den Aufmerksamkeitsfokus vieler Personalverantwortlicher. Die jun-
  • 3. 28 Fokusthema 6Trendmonitor 2 . 2014 tematische Personalarbeit. Doch eine fundierte Analysephase allein kann nur den Startpunkt eines solchen Prozesses bilden. Ebenso wichtig ist es, in einem zweiten Schritt die Erkenntnisse in ge- eigneter Form zurückzumelden und die Führungskräfte in einen nachhaltigen Folgeprozess zu involvieren. Nur so kön- nen handlungsrelevante Konsequenzen aus Befragungsergebnissen gezogen wer- den und langfristige Verhaltensänderun- gen erzielt werden, die dazu geeignet sind Mitarbeiterbegeisterung zu erhalten und weiter zu fördern. Wie ein solches Vorgehen gestaltet wer- den kann, verdeutlicht der Einsatz des Konzepts der Organisationalen Energie in zwei Kulturanalysen, die die GKB zur Unterstützung ihres Veränderungsprozes- ses durchgeführt hat. Energie- und Kulturanalysen bei der Graubündner Kantonalbank Den Verantwortlichen der GKB war be- reits früh klar, dass bei der Umsetzung der neuen Strategie Veränderungswider- stand von Seiten der Mitarbeiter der grösste Gegner sein könnte. Vinzens, ­Villiger und Stefan Sigron, Leiter Unter- Innovation zu begeistern. Die Mitarbei- ter konnten von der Notwendigkeit der Veränderung überzeugt werden, kennen ihren Beitrag und streben danach, eine gemeinsame Vision erfolgreich umzuset- zen. Das Ausmass aktivierter Organisati- onaler Energie hat einen systematischen Einfluss auf leistungsrelevante Kennzah- len von Unternehmen: Unternehmen mit hoher produktiver Organisationaler Energie zeigen unter anderem eine er- höhte Profitabilität, hohe Mitarbeiterzu- friedenheit und generell bessere Ergeb- nisse als Unternehmen, die ihr energeti- sches Potenzial nicht voll aktiviert haben. Organisationale Energie kann sowohl auf Gesamtunternehmensebene, aber auch auf Ebene einzelner Abteilungen oder Teams mit einem standardisierten Frage- bogen erfasst werden. Abbildung 1 zeigt die Ergebnisdarstellung einer solchen Messung. Dies macht es möglich, das «Bauchgefühl», das viele Führungskräfte hinsichtlich des Energiezustandes ihres Teams besitzen, zu objektivieren. Die Erfassung der Organisationalen Energie als entscheidender Richtwert zur Beurteilung der empfundenen Arbeitsbe- geisterung bei einer gleichzeitigen Mes- sung des wahrgenommenen Führungskli- mas bildet den Grundstein für eine sys- sagen sogenannter «Management-Gurus» werden unreflektiert übernommen. Wi- dersprüchliche Evidenz wird hierbei ab- gelehnt oder schlicht ignoriert. Die sich hieraus ergebenden populären Manage- ment-Mythen, beispielsweise «Materielle Anreize steigern Leistung», «Ohne Druck geschieht nichts» oder «Wenn es nicht kaputt ist, ändere es nicht», werden in der Folge von vielen Führungskräften immer noch vertreten, obwohl wissen- schaftliche Befunde längst das Gegenteil bewiesen haben. Das Konzept der Organisationalen Ener- gie, das an der Universität St. Gallen wissenschaftlich erforscht und validiert wurde, senkt die Hemmschwelle zum Einsatz wissenschaftlicher Befunde im Rahmen eines evidenzbasierten Personal- managements. Das für Praktiker gut ver- ständliche und leicht anwendbare Inst- rument erlaubt eine gezielte und genaue Erfassung der Mitarbeiterbegeisterung im Unternehmen und ermöglicht deren ge- zielte Steuerung. In diesem Zusammen- hang beschreibt das Konzept, in wel- chem Ausmass Unternehmen das emoti- onale, kognitive und verhaltensbezogene Potenzial ihrer Mitarbeitenden zur Ver- folgung zentraler Unternehmensziele ak- tivieren. Die umfangreiche Forschung am I.FPM belegt, wie entscheidend die Stärke und Qualität der Organisationa- len Energie dafür ist, ob ein Unterneh- men schnell und effizient auf Verände- rungen reagiert, oder ob es träge und veränderungsresistent agiert und letzt- endlich scheitert. Die sogenannte Pro- duktive Energie stellt dabei den wün- schenswerten Energiezustand innerhalb eines Unternehmens dar. Es herrschen ein hohes Mass an Engagement und Ein- satz für das Unternehmen sowie starke gemeinsame Emotionen, wie Begeiste- rung, Freude oder Leidenschaft bei der Arbeit, vor. Erfolgskritische Initiativen im Rahmen von Veränderungsmassnah- men werden mit grosser Kraft vorange- trieben. Ein hohes Mass an produktiver Energie ist ein Zeichen dafür, dass es gelungen ist, die Mitarbeitenden mehrheitlich für ihre Tätigkeit und gleichsam auch für die Notwendigkeit von Veränderungen und Abb. 1: Beispiel Energieanalyse – Energieprofil mit Benchmarks 0 25 50 75 100 Produktive Energie Angenehme Energie Resignative Trägheit Korrosive Energie Mitarbeiterbefragung 2014 Benchmark MB 2014 Ø Produktive Energie Angenehme Energie Resignative Trägheit Korrosive Energie 68 65 27 32 Benchmark Ø 85 81 10 13 + + + +
  • 4. 29 Trendmonitor 2 . 2014Fokusthema 6 lyse aber auch besondere Stärken der GKB aus: Die Mitarbeiter empfanden ausserordentlich viel Stolz, bei der GKB zu arbeiten – ein besonderes Potenzial, das für die Bank bis dato zwar spürbar, aber nicht objektiv einschätzbar war. Dank der evidenzbasiert eindeutig iden- tifizierten Handlungsfelder und Ressour- cen leitete die GKB 2010 gezielt weitere Massnahmen ein und setzte genau an den drei entscheidenden Stellen des Ma- nagementsystems an – Vision / Strategie, Führung und vertrauensvolle Unterneh- menskultur. Die Bank schärfte in diesem Zusammenhang ihre Vision («Führend in Graubünden») und initiierte Strategie- anlässe für alle Mitarbeiter (dreimal mit je 350 Mitarbeitern), um eine hierarchie- übergreifende Kommunikation von Vi­ sion und Strategie sicherzustellen. Im Bereich der Führung wurde der in- terne Führungskräfteentwicklungs-Pro- zess gezielt an die in der Befragung auf- gedeckten Handlungsfelder angepasst. Zudem wurde der Fokus nun noch stär- ker auf das Vorbildhandeln des oberen Managements gelegt. Diese Themen wurden im Rahmen der jährlich stattfin- denden Leadership-Seminare mit sämtli- chen Führungskräften der Bank disku- tiert und im Verhaltensrepertoire der Führungskräfte verankert. Weitere Pro- zessverbesserungen, unter anderem in der Zusammenarbeit zwischen ­Front- und Backoffice, wurden umgesetzt. Hierzu haben Front- wie Backoffice-Vertreter am runden Tisch Ideen und Massnahmen für eine künftig verbesserte Zusammen- arbeit entwickelt. So wurden beispiels- weise Beraterstellen (advisory-desk) zur fachlichen Unterstützung der Frontmit- arbeitenden eingerichtet, vermehrt Stage­ einsätze für das bessere gegenseitige Ver- ständnis organisiert oder auch Massnah- men zur Steigerung der Fachkompeten- zen bei den Kundenberatern realisiert. Als dritte Säule wurden Module zur Ver- besserung der Feedbackkultur in die Leadership­-Seminare integriert. Weiter haben junge Talente für alle Mitarbeiten- den der GKB Feedback-Workshops mo- deriert und das Thema «direktes Feed- back» in den Arbeitsalltag der Bank ments wollte das Trio Klarheit darüber erhalten, bis zu welchem Punkt die GKB ihr Veränderungsvorhaben hatte umset- zen können. Auf Basis einer solchen Standortbestimmung sollten dann gezielt Optimierungsfelder identifiziert und mit Massnahmen hinterlegt werden. In Zusammenarbeit mit dem I.FPM und der energy factory St. Gallen AG konzi- pierte die GKB eine Kulturanalyse mit der Möglichkeit zu internem und exter- nem Benchmarking. Die Kulturanalyse basierte auf dem Konzept der Organisa- tionalen Energie. Neben Fragen zur sys- tematischen Erfassung des Führungskli- mas wurden unter anderem das Strate- gieverständnis, das Prozessmanagement und die Qualität der Zusammenarbeit an Schnittstellen erfasst. Zirka 88 Prozent der Mitarbeiter beteiligten sich an der Analyse und trugen damit zur Weiterent- wicklung der Unternehmenskultur in der GKB bei. Nach einer Tiefenanalyse der Ergebnisse wurde deutlich, dass die Bank seit 2005 insgesamt einen erfolgreichen Kultur- wandel durchlaufen hatte. Die Untersu- chung zeigte jedoch auch, in welchen Bereichen angesetzt werden konnte, um sich noch weiterzuentwickeln und Kun- denorientierung und Mitarbeiterbegeis- terung nachhaltig im Unternehmen zu fördern. Eine von Vinzens, Villiger und Sigron im Vorfeld der Energie- und Kul- turanalyse wahrgenommene «gewisse Trägheit» und «Verwaltungsmentalität» konnte durch die Energiemessung klar quantifiziert werden. Die Detailbetrach- tung der Ergebnisse der Kultur­und Energieanalyse zeigte klare Optimie- rungsfelder in den Bereichen Leadership, Strategiekommunikation und Feedback- kultur auf. Die Energie war noch nicht genügend auf die Strategie fokussiert, die Strategie noch nicht auf allen Mitarbei- terebenen angekommen und verinner- licht. Es gab Konflikte vor allem an der Schnittstelle zwischen ­Front- und Back- office, die Qualität der Führung konnte noch verbessert werden, und die Feed- backkultur, insbesondere der Umgang mit kritischem Mitarbeiterfeedback, zeig- te weiteres Entwicklungspotenzial. Zu- gleich wies die Energie- und Kulturana- nehmensentwicklung, massen einem sys- tematisch gesteuerten Kulturwandel des- halb eine hohe Priorität bei. Bereits im Jahr 2005 gaben sie deshalb den Leitsatz «Kundenorientierung lebt davon, dass wir Kundenorientierung leben!» vor. Um eine solche gelebte Kundenorientierung zu etablieren, konzentrierten sie sich in der Folge darauf, einen dauerhaften Wandel im Denken und Handeln der Mitarbeiter herbeizuführen. Vinzens, ­Villiger und Sigron wollten erreichen, dass der Arbeitsalltag aller Mitarbeiter durch zwei zentrale Fragen geprägt sein sollte. Zu Beginn des Arbeitstages durch die Frage «Was kann ich heute für die Kunden tun?» und am Ende des Arbeits- tages durch die Reflexion «Was habe ich heute für die Kunden getan?» Doch welche Rahmenbedingungen füh- ren zu einem solchen Kulturwandel, der die neue Strategie so stark im Ar- beitsalltag verwurzelt? Rückblickend stellte Vinzens fest, dass dieser zweite Schritt des Veränderungsprozesses, der aktive Kulturwandel, die grösste Heraus- forderung darstellte: «Die erste Phase, der Change­-Prozess, war einfach. Die zweite Phase ist jedoch viel schwieriger, da geht es auch um Leadership, um Ver- änderungsprozesse im Kopf der Mitar- beiter.» Erfolgreich war die zweite Phase, weil die Verantwortlichen in den Folgejahren die Unternehmenskultur durch ein Massnah- menpaket bewusst beeinflussten: Sie ver- änderten die Unternehmenskommunika- tion nach innen und aussen und analy- sierten das Verhalten ihrer Mitarbeiter im Kundenkontakt. Sie entwickelten ge- zielt ihr Führungsklima hin zu einem inspirierenden (transformationalen) Füh- rungsverständnis. Auch das Personalma- nagement wurde neu ausgerichtet, wobei der HR-­Bereich als echter Business-Part- ner positioniert wurde. Nach Abschluss dieser ersten grossen Veränderungsbemühungen entschieden Vinzens, Villiger und Sigron Ende 2009, dass der weitere Erfolg des kulturellen Wandels von gezielten Interventions- massnahmen abhängig war. Im Sinne ei- nes evidenzbasierten Personalmanage-
  • 5. 30 Trendmonitor 2 . 2014 Fokusthema 6 Zusammenfassung Am Beispiel des erfolgreichen Verände- rungsprozesses der GKB, der gleichzeitig zu einer Optimierung der Arbeitgeberat- traktivität der Bank beitragen konnte, wird deutlich, welchen Nutzen Unter- nehmen aus einem evidenzbasiertem Per- sonalmanagement generieren können. Vor diesem Hintergrund kann man sich nur verwundert darüber zeigen, dass sich im Gegensatz zu vielen anderen Berei- chen, beispielsweise in der Medizin, Krankenpflege und Strafjustiz, in man- chem Unternehmen bis heute der My- thos hält, dass Managemententscheidun- gen keiner wissenschaftlichen Grundlage bedürfen oder Datenanalysen für solche Entscheidungen einen unnötigen Kos- tenfaktor darstellen. Vielmehr sollte man sich fragen, welche Kosten durch bauch- geleitete Fehlentscheidungen, Personal- und Organisationsentwicklungsmassnah- men nach dem «Giesskannenprinzip» und fehlende Nutzen-Evaluation von Massnahmen entstehen. Gerade vor dem Hintergrund der neu- en Herausforderungen, vor denen Un- ternehmen im Umgang mit der Gene- ration Y in Zeiten eines sich verschär- fenden Fachkräftemangels stehen, kann die Notwendigkeit eines professionellen, effi­zienten und insbesondere effektiven Personalmanagements nicht bestritten werden. Die Messung und der geziel- te Erhalt von Mitarbeiterbegeisterung mittels des Konzepts der Organisationa- len Energie, dies zeigt das Beispiel der GKB, kann hierbei ein wichtiger Schritt sein, um sicherzustellen, dass das eigene Unternehmen dynamisch und verände- rungsfähig bleibt – auch wenn es keine Kantonalbank ist. zahlt hat. Statt mit ungerichteten Mass- nahmen den Veränderungsprozess voran- zutreiben und dabei zu riskieren, dass Ressourcen verschwendet und/oder Mit- arbeiter frustriert werden, konnte syste- matisch dort eingegriffen werden, wo Optimierungsbedarf bestand. Gleichzei- tig konnte durch eine gezielte Weiterent- wicklung der Führungskräfteentwicklung ein starkes transformationales Führungs- klima etabliert und – in Kombination mit bei den Mitarbeitenden direkt ge- setzten Impulsen – ein stabiles Vertrau- ensklima gefördert werden. Auch spezi- fische Führungskräftetrainings zu den Herausforderungen in der Führung der Generation Y wurden implementiert und ein Positionierungskonzept zur besseren Ansprache der Generation Y für die GKB entwickelt. Die gezielte Analyse und die abgeleiteten Massnahmen haben somit nicht nur den Veränderungsprozess der GKB vorange- trieben, sondern auch zu einer hervorra- genden Arbeitgeberattraktivität beigetra- gen. Somit zieht die Bank gleich in zwei Dimensionen grossen Nutzen aus ihrem evidenzbasierten Personalmanagement: Ein erfolgreich umgesetzter Verände- rungsprozess und eine hervorragende Ausgangslage im Wettstreit um qualifi- zierte Fachkräfte am Arbeitsmarkt, die wiederum durch den Gewinn verschie- dener Awards im Bereich Personalmarke- ting untermauert wird. Die verbesserte Führungsqualität und die gesteigerte pro- duktive Energie bei den Mitarbeitenden mündeten zudem in einem starken, ren- tablen Wachstum der Bank. überführt. Zudem wurden die Ergebnis- se der Energie- und Kulturanalyse in ei- nem kaskadierenden Prozess im Unter- nehmen kommuniziert. Dies diente als weitere Stärkung des Vertrauens im Un- ternehmen. Im Jahr 2012 erfolgte eine zweite Ener- gie- und Kulturanalyse, um die Wirk- samkeit der realisierten Massnahmen zu überprüfen. Das Befragungsinstrument wurde im Vergleich zur vorangegangenen Messung nur in Nuancen angepasst, um eine möglichst hohe Vergleichbarkeit der Ergebnisse sicherzustellen. Wiederum lag die Teilnahmequote bei den Mitarbeitern sehr hoch, was auf eine hohe Akzeptanz für das Instrument hinweist. Die Ergeb- nisse der zweiten Analyse wurden von allen Beteiligten mit Spannung erwartet. Nicht nur, weil man hoffte, den weiteren Fortschritt im Rahmen des Verände- rungsprozesses in Zahlen abgebildet zu sehen. Für Vinzens, Villiger und Sigron stand auch die Frage im Raum, ob es ihnen mit den auf Basis der vorangegan- genen Befragungsdaten abgeleiteten Massnahmen tatsächlich gelungen war, gezielt und systematisch einzelne Hand- lungsfelder zu verbessern. Die Ergebnis- se waren in dieser Beziehung zur Freude aller eindeutig. Mit geradezu chirurgi- scher Präzision hatten die gewählten Massnahmen die Rückmeldungen insbe- sondere in denjenigen Bereichen verbes- sert, die in der vorangegangenen Befra- gung als Handlungsfelder identifiziert worden waren. Vinzens, Villiger und Sigron bewerten dies als eindeutiges Zeichen hierfür, dass sich die Investition in ein für evidenzba- siertes Personalmanagement notwendiges Analysewerkzeug vollumfänglich ausge-