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Cluster für Einsteiger
von Katrin Schaaps mehr unter https://profbeisserstein.wordpress.com/
Prof. Dr. Dr. Beißerstein von der Universität Meerstadt besucht eine Schulklasse
eines Wirtschaftsgymnasiums. Der erfahrene Wirtschaftsprofessor soll dort eine
Unterrichtsstunde zum Thema Cluster und Clusterpolitik halten. Hoch motiviert
und bester Laune betritt er den Klassenraum:
„Guten Morgen, liebe Kinder!“
„Guten Morgen, Herr Professor!“, rufen die ungeduldigen Schülerinnen und
Schüler.
„Ich möchte euch heute einen Einblick in den spannenden Bereich ‚Cluster’ ge-
ben….“
„Was ist ‚Cluster’?“, fragt René.
„Hat das ein Herr Cluster erfunden?“, fragt Marie.
„Nein,“ antwortet der Professor lachend, „einen Herrn Cluster gibt es nicht. Ein
Cluster in der Wirtschaft ist eine Ansammlung von vielen Unternehmen die in
einer Wertschöpfungskette zusammenarbeiten“, erklärt der Professor.
„Und was ist nun eine Wertschöpfungskette?“, fragt René erneut ratlos.
„Das bedeutet, dass mehrere Unternehmen notwendig sind, ein Produkt herzu-
stellen…“.
„Ist das also wie, wenn Lisa, Caro und ich ein Referat machen? Lisa schreibt den
Text, Caro bastelt ein Plakat und ich halte den Vortrag“, sagt Chantalle.
Der Professor seufzt: „Naja… im weitesten Sinne…“
„Sind wir dann so ein Cluster?“, fragt Chantalle weiter.
Der Professor atmet tief durch: „ Zunächst einmal seid ihr keine Unternehmer.
Unternehmen sind z.B. Firmen wie Apple, Sony oder Mercedes. Damit beispiels-
weise ein Auto gebaut werden kann, sind allerlei einzelne Teile notwendig. Teil-
weise werden diese vom Autohersteller selbst produziert, teilweise aber auch von
anderen Unternehmen. So werden sie z.B. mit Klebstoff oder Farblack beliefert.
Da Autobauer sehr viel Klebstoff und Lack brauchen, ist es wichtig, dass die
Hersteller räumlich sehr nah sind.“
„Warum?“, fragt Marie neugierig.
„Der Transport von einer großen Menge Lack ist sehr teuer. Daher sollten die
Wege möglichst kurz sein. Außerdem müssen die Chefs der Unternehmen häufig
miteinander sprechen um z.B. Preise zu verhandeln oder neue Farben auszuden-
ken“, antwortet der Professor. „Lisa, Caro und ich wohnen aber auch sehr nah
beieinander!“, wirft Chantalle ein.
„Das mag sein“, seufzt der Professor. „Vielleicht ist es einfacher, wenn ich euch
ein Tafelbild schreibt:
Im nächsten Schritt braucht der Lackhersteller für den Transport entsprechende
Verpackungen. Dafür muss eine passende entwickelt werden. Zum einen wird
dafür ein Unternehmen benötigt, das Verpackungen produziert. Zum anderen
wird aber auch jemand benötigt, der sich mit den Eigenschaften von Lack aus-
kennt und eine funktionsfähige Verpackung entwickeln kann. Denn flüssigen
Lack kann man schlecht in einem Pappkarton transportieren.“ Die Schüler la-
chen. „In Forschungseinrichtungen, wie Universitäten, arbeiten Leute, die sich
besonders gut damit auskennen. Sie können sowohl dem Verpackungsunterneh-
men helfen, eine gute Verpackung herzustellen als auch dem Lackhersteller, ei-
nen besonders guten Lack für Autos zu produzieren.“
„Heißt das, dass sich Cluster bilden damit ein bestimmtes Produkt hergestellt
werden kann?“, fragt René.
„Es kann so sein, muss aber nicht“, antwortet der Professor. „Im Ruhrgebiet gab
es viel Braun- und Steinkohle. Dort haben sich viele Unternehmen angesammelt,
die viel Energie in Form von Kohle benötigen, zum Bespiel für die Verarbeitung
von Stahl. Die Ursache für die Bildung eines Clusters können Erfindungen wie
das Auto, aber auch von der Natur gegebene Umstände sein.“
„Es gibt aber ja nicht nur einen Autohersteller oder einen Lackproduzenten“,
meldet sich Marie zu Wort.
„Das stimmt. Innerhalb eines Clusters können Unternehmen aus derselbe Bran-
che stammen und miteinander konkurrieren“, erklärt der Professor.
„Aber warum arbeiten die Unternehmen überhaupt zusammen? Haben sie keine
Angst, dass ihnen die Ideen geklaut werden oder Aufträge geklaut werden?“,
fragt René
„Ja, da hast du recht. Misstrauen ist bei vielen Unternehmen vorhanden und sie
sehen andere Unternehmen vor allem als Konkurrenten. Es ist wichtig, ihnen
aber bewusst wird, wie sie voneinander profitieren können indem sie zusammen-
arbeiten und Vertrauen aufbauen“, erklärt der Professor
„Warum?“, fragt Marie.
„Wenn ihr euch wieder den Verpackungsunternehmer vorstellt: Er bekommt ei-
nen großen Auftrag, für den Lackhersteller eine bestimmte Verpackung zu pro-
duzieren. Dafür benötigt er eine besondere Maschine. Seine Angestellten werden
dazu ausgebildet, Maschinen zu bedienen. Sie können sie aber nicht bauen. Da-
für benötigt der Verpackungshersteller eine andere Firma, die sich damit aus-
kennt: Einen Maschinenhersteller. Auf der anderen Seite hilft es diesem auch
nicht, Maschinen zu bauen, die kein Unternehmer brauchen kann. Die beiden
müssen sich also austauschen und einander vertrauen um besser und erfolgrei-
cher arbeiten zu können. Da sich keiner von beiden mit Eigenschaften des Ver-
packungsmaterials auskennt brauchen sie noch jemanden, der sich auf diesem
Gebiet besonders gut auskennt: Forschungsinstitute.
Wenn sich diese drei mit weiteren Unternehmen zusammenschließen und sie
zusammenarbeiten um neue Maschinen zu erfinden oder weiterzuentwickeln,
dann spricht man von einer Clusterinitiative“, trägt der Professor vor.
„So ganz verstanden habe ich das nicht! Wo genau liegt den nun der Unterschied
zwischen einem Cluster und einer Clusterinitiative?“, fragt mal wieder Chantal-
le.
„Der Unterschied ist sehr einfach: ein Cluster entsteht, wenn man so will, zufäl-
lig, aus historischen oder praktischen Gründen. Eine Clusterinitiative wird von
den Beteiligten gegründet und ist daher geplant. Sie soll die Unternehmen, die in
einem Cluster sind, näher zusammenbringen, Vertrauen aufbauen und helfen
wirtschaftlich zu wachsen, indem Ideen oder Projekte weiterentwickelt, verbes-
sert oder deren Umsetzung überhaupt erst möglich werden.“
„Woher wissen denn die Unternehmer, wer was kann? Die haben ja keinen Klas-
senraum, in dem sie sich austauschen können, wie wir!“, fragt Chantalle.
„Stimmt einen Klassenraum haben sie nicht. Wenn an einer Clusterinitiative nur
sehr wenige Unternehmen beteiligt sind, ist es überschaubar und die Firmen
kennen sich untereinander. Sie wissen dann, wer ihnen bei ihren Problemen wei-
terhelfen kann. Wenn es aber viele Teilnehmer sind gibt es Personen, die einen
Überblick haben und z.B. Veranstaltungen organisieren, bei denen sich die Un-
ternehmen besser kennen lernen können und sich miteinander vernetzten kön-
nen. Letztlich ist eine Clusterinitiative ein Netzwerk...“
„Ein Netzwerk? Wie Facebook?“, unterbricht die aufgeregte Chantalle den Pro-
fessor.
„So ähnlich. Dort gibt man ja auch ein Profil an, wer man ist, was man gerne
macht oder z.B. welche Schule man besucht. Soweit ich alter Professor weiß,
könnt ihr dann sehen, wer noch auf eurer Schule ist und bei Facebook angemel-
det ist. Mit dem könnt ihr euch dann ‚befreunden’ oder einfach auch vernetzen.“
„Und wie läuft das bei Unternehmen? Haben die auch Facebook?“, fragt René.
„Nein, natürlich nicht. Sie haben aber ein sogenanntes Clustermanagement, das
einen Überblick über alle beteiligten Unternehmen in einem Cluster hat und die
Unternehmen zusammenbringen kann, die sich nicht kennen. Im Unterschied zu
Facebook findet die Kommunikation nicht virtuell im Internet statt. Im Gegen-
teil: Um das Vertrauen zwischen den Unternehmen zu stärken ist der persönli-
che Kontakt umso wichtiger. Das Clustermanagement hat aber auch die Aufga-
be, Kontakte zu anderen Clusterinitiativen aufzubauen und zu pflegen. Aber die
weitere Rolle des Clustermanagements erzähle ich euch vielleicht in der nächs-
ten Stunde“, sagt der Professor erschöpft. „Was ihr euch bis dahin merken solltet
ist also folgendes:
So...das war’s fürs Erste. Ich hoffe es hat euch gefallen und vielleicht komme ich
ja bald wieder und erzähle euch noch weiteres Interessantes zum Thema Cluster.
Vielen Dank für Euer Zuhören“, schließt der Professor müde die Stunde. Das
hatte er sich wohl leichter vorgestellt.

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Cluster für Einsteiger

  • 1. Cluster für Einsteiger von Katrin Schaaps mehr unter https://profbeisserstein.wordpress.com/ Prof. Dr. Dr. Beißerstein von der Universität Meerstadt besucht eine Schulklasse eines Wirtschaftsgymnasiums. Der erfahrene Wirtschaftsprofessor soll dort eine Unterrichtsstunde zum Thema Cluster und Clusterpolitik halten. Hoch motiviert und bester Laune betritt er den Klassenraum: „Guten Morgen, liebe Kinder!“ „Guten Morgen, Herr Professor!“, rufen die ungeduldigen Schülerinnen und Schüler. „Ich möchte euch heute einen Einblick in den spannenden Bereich ‚Cluster’ ge- ben….“ „Was ist ‚Cluster’?“, fragt René. „Hat das ein Herr Cluster erfunden?“, fragt Marie. „Nein,“ antwortet der Professor lachend, „einen Herrn Cluster gibt es nicht. Ein Cluster in der Wirtschaft ist eine Ansammlung von vielen Unternehmen die in einer Wertschöpfungskette zusammenarbeiten“, erklärt der Professor. „Und was ist nun eine Wertschöpfungskette?“, fragt René erneut ratlos. „Das bedeutet, dass mehrere Unternehmen notwendig sind, ein Produkt herzu- stellen…“. „Ist das also wie, wenn Lisa, Caro und ich ein Referat machen? Lisa schreibt den Text, Caro bastelt ein Plakat und ich halte den Vortrag“, sagt Chantalle. Der Professor seufzt: „Naja… im weitesten Sinne…“ „Sind wir dann so ein Cluster?“, fragt Chantalle weiter. Der Professor atmet tief durch: „ Zunächst einmal seid ihr keine Unternehmer. Unternehmen sind z.B. Firmen wie Apple, Sony oder Mercedes. Damit beispiels- weise ein Auto gebaut werden kann, sind allerlei einzelne Teile notwendig. Teil- weise werden diese vom Autohersteller selbst produziert, teilweise aber auch von anderen Unternehmen. So werden sie z.B. mit Klebstoff oder Farblack beliefert. Da Autobauer sehr viel Klebstoff und Lack brauchen, ist es wichtig, dass die Hersteller räumlich sehr nah sind.“ „Warum?“, fragt Marie neugierig. „Der Transport von einer großen Menge Lack ist sehr teuer. Daher sollten die Wege möglichst kurz sein. Außerdem müssen die Chefs der Unternehmen häufig miteinander sprechen um z.B. Preise zu verhandeln oder neue Farben auszuden- ken“, antwortet der Professor. „Lisa, Caro und ich wohnen aber auch sehr nah beieinander!“, wirft Chantalle ein. „Das mag sein“, seufzt der Professor. „Vielleicht ist es einfacher, wenn ich euch ein Tafelbild schreibt:
  • 2. Im nächsten Schritt braucht der Lackhersteller für den Transport entsprechende Verpackungen. Dafür muss eine passende entwickelt werden. Zum einen wird dafür ein Unternehmen benötigt, das Verpackungen produziert. Zum anderen wird aber auch jemand benötigt, der sich mit den Eigenschaften von Lack aus- kennt und eine funktionsfähige Verpackung entwickeln kann. Denn flüssigen Lack kann man schlecht in einem Pappkarton transportieren.“ Die Schüler la- chen. „In Forschungseinrichtungen, wie Universitäten, arbeiten Leute, die sich besonders gut damit auskennen. Sie können sowohl dem Verpackungsunterneh- men helfen, eine gute Verpackung herzustellen als auch dem Lackhersteller, ei- nen besonders guten Lack für Autos zu produzieren.“ „Heißt das, dass sich Cluster bilden damit ein bestimmtes Produkt hergestellt werden kann?“, fragt René. „Es kann so sein, muss aber nicht“, antwortet der Professor. „Im Ruhrgebiet gab es viel Braun- und Steinkohle. Dort haben sich viele Unternehmen angesammelt, die viel Energie in Form von Kohle benötigen, zum Bespiel für die Verarbeitung von Stahl. Die Ursache für die Bildung eines Clusters können Erfindungen wie das Auto, aber auch von der Natur gegebene Umstände sein.“ „Es gibt aber ja nicht nur einen Autohersteller oder einen Lackproduzenten“, meldet sich Marie zu Wort. „Das stimmt. Innerhalb eines Clusters können Unternehmen aus derselbe Bran- che stammen und miteinander konkurrieren“, erklärt der Professor.
  • 3. „Aber warum arbeiten die Unternehmen überhaupt zusammen? Haben sie keine Angst, dass ihnen die Ideen geklaut werden oder Aufträge geklaut werden?“, fragt René „Ja, da hast du recht. Misstrauen ist bei vielen Unternehmen vorhanden und sie sehen andere Unternehmen vor allem als Konkurrenten. Es ist wichtig, ihnen aber bewusst wird, wie sie voneinander profitieren können indem sie zusammen- arbeiten und Vertrauen aufbauen“, erklärt der Professor „Warum?“, fragt Marie. „Wenn ihr euch wieder den Verpackungsunternehmer vorstellt: Er bekommt ei- nen großen Auftrag, für den Lackhersteller eine bestimmte Verpackung zu pro- duzieren. Dafür benötigt er eine besondere Maschine. Seine Angestellten werden dazu ausgebildet, Maschinen zu bedienen. Sie können sie aber nicht bauen. Da- für benötigt der Verpackungshersteller eine andere Firma, die sich damit aus- kennt: Einen Maschinenhersteller. Auf der anderen Seite hilft es diesem auch nicht, Maschinen zu bauen, die kein Unternehmer brauchen kann. Die beiden müssen sich also austauschen und einander vertrauen um besser und erfolgrei- cher arbeiten zu können. Da sich keiner von beiden mit Eigenschaften des Ver- packungsmaterials auskennt brauchen sie noch jemanden, der sich auf diesem Gebiet besonders gut auskennt: Forschungsinstitute. Wenn sich diese drei mit weiteren Unternehmen zusammenschließen und sie zusammenarbeiten um neue Maschinen zu erfinden oder weiterzuentwickeln, dann spricht man von einer Clusterinitiative“, trägt der Professor vor. „So ganz verstanden habe ich das nicht! Wo genau liegt den nun der Unterschied zwischen einem Cluster und einer Clusterinitiative?“, fragt mal wieder Chantal- le. „Der Unterschied ist sehr einfach: ein Cluster entsteht, wenn man so will, zufäl- lig, aus historischen oder praktischen Gründen. Eine Clusterinitiative wird von den Beteiligten gegründet und ist daher geplant. Sie soll die Unternehmen, die in einem Cluster sind, näher zusammenbringen, Vertrauen aufbauen und helfen wirtschaftlich zu wachsen, indem Ideen oder Projekte weiterentwickelt, verbes- sert oder deren Umsetzung überhaupt erst möglich werden.“
  • 4. „Woher wissen denn die Unternehmer, wer was kann? Die haben ja keinen Klas- senraum, in dem sie sich austauschen können, wie wir!“, fragt Chantalle. „Stimmt einen Klassenraum haben sie nicht. Wenn an einer Clusterinitiative nur sehr wenige Unternehmen beteiligt sind, ist es überschaubar und die Firmen kennen sich untereinander. Sie wissen dann, wer ihnen bei ihren Problemen wei- terhelfen kann. Wenn es aber viele Teilnehmer sind gibt es Personen, die einen Überblick haben und z.B. Veranstaltungen organisieren, bei denen sich die Un- ternehmen besser kennen lernen können und sich miteinander vernetzten kön- nen. Letztlich ist eine Clusterinitiative ein Netzwerk...“ „Ein Netzwerk? Wie Facebook?“, unterbricht die aufgeregte Chantalle den Pro- fessor. „So ähnlich. Dort gibt man ja auch ein Profil an, wer man ist, was man gerne macht oder z.B. welche Schule man besucht. Soweit ich alter Professor weiß, könnt ihr dann sehen, wer noch auf eurer Schule ist und bei Facebook angemel- det ist. Mit dem könnt ihr euch dann ‚befreunden’ oder einfach auch vernetzen.“ „Und wie läuft das bei Unternehmen? Haben die auch Facebook?“, fragt René. „Nein, natürlich nicht. Sie haben aber ein sogenanntes Clustermanagement, das einen Überblick über alle beteiligten Unternehmen in einem Cluster hat und die Unternehmen zusammenbringen kann, die sich nicht kennen. Im Unterschied zu Facebook findet die Kommunikation nicht virtuell im Internet statt. Im Gegen- teil: Um das Vertrauen zwischen den Unternehmen zu stärken ist der persönli- che Kontakt umso wichtiger. Das Clustermanagement hat aber auch die Aufga- be, Kontakte zu anderen Clusterinitiativen aufzubauen und zu pflegen. Aber die weitere Rolle des Clustermanagements erzähle ich euch vielleicht in der nächs- ten Stunde“, sagt der Professor erschöpft. „Was ihr euch bis dahin merken solltet ist also folgendes:
  • 5. So...das war’s fürs Erste. Ich hoffe es hat euch gefallen und vielleicht komme ich ja bald wieder und erzähle euch noch weiteres Interessantes zum Thema Cluster. Vielen Dank für Euer Zuhören“, schließt der Professor müde die Stunde. Das hatte er sich wohl leichter vorgestellt.