1. skinial info pdf narben
- 1. Medizinische Inforeihe – SKINIAL Tattooentfernung ohne Laser
Skinial veröffentlicht zukünftig in loser Folge Informationen zum Thema
Tattooentfernung mit dem Ziel teilweise komplizierte medizinische Zusammenhänge
kurz und verständlich darzustellen. Die Autoren sind Spezialisten unterschiedlicher
Fachrichtungen.
1. Narben – Entstehung und Therapie
Überblick über ein schwieriges und dennoch alltägliches Problem
erläutert von Dr. med. Cato Lattacher
Was sind Narben
Narben sind natürliche Reaktionen des Körpers auf zum Teil tiefer reichende
Hautverletzungen und stellen eine Defektheilung des Gewebes dar. In
unserem überwiegend an Ästhetik orientierten Schönheitsideal stellen Narben
gelegentlich ein großes Problem für die betroffene Person dar. Daher wird
sowohl in der Kosmetik als auch der Medizin seit längerem versucht, sichtbare
Narben zu verbessern, zu entfernen, oder schon bei ihrer Entstehung positiv
darauf einzuwirken. So ist die Prävention und Früherkennung von
Narbenbildungen bei willkürlich zugefügten Hautverletzungen ganz
besonders wichtig.
In der vorliegenden Betrachtung konzentrieren wir uns hauptsächlich auf
Narbenbildungen, wie sie z.B. als seltene und unerwünschte Nebenwirkung
durch eine Tattooentfernungen entstehen können. Diese Ausführungen gelten
natürlich grundsätzlich auch für alle anderen Narben (Bsp. Brandnarben,
Unfallnarben, Operationsnarben, Verätzungen, usw.). Allerdings sind diese
Narbenbildungen ursächlich bedingt in Ausmaß und Tiefe meist sehr
unterschiedlich und daher in ihrer Form und ihrem Aussehen sehr
verschieden. Letztere zeigen wegen der Narbenzugbildung sehr oft auch eine
Funktionseinschränkung des betroffenen Areals oder Organs.
Narbenbildung bei Behandlungen
Jede Art von Tattooentfernung, ja sogar das Tätowieren selbst, sowie das
Permanent Makeup stellen prinzipiell eine Hautverletzung dar und haben nach
der Abheilung immer das potentiellen Risiko einer Narbenbildung. Nicht alle
Narbenbildungen sind für das Auge gleichermaßen sichtbar, da sie in ihrer
Ausprägung, Dicke und Aussehen unterschiedlich sind. Diese Betrachtung
befasst sich ausschließlich mit den sichtbaren Narbenbildungen nach einer
Behandlung.
Treten sichtbare Narbenbildungen als Nebenwirkung einer Tattooentfernung
auf, so liegt ein gestörter Heilungsprozess des betroffenen Hautareals vor.
Ein gestörter Heilungsprozess kann ursächlich in einer überschießenden
Reparatur-Reaktion des Organismus bedingt sein, die individuell
unterschiedlich stark ablaufen kann. Weiter ist die Tiefe der Hautverletzung
ein wichtiges Kriterium, ebenso wie die flächenmäßige Ausprägung der
Schädigung. Ebenso von Bedeutung für eine pathologische Wundheilung, ob
Copyright © - Skinial ®
- 2. Medizinische Inforeihe – SKINIAL Tattooentfernung ohne Laser
in der Heilungsphase eine umschriebene Infektion vorliegt und mit welchen
Substanzen eine Wunde bei der Heilung in Berührung kam.
Mechanische Beanspruchungen einer abheilenden Wunde (reibende Kleidung
usw.) führen oft zu einer überschießenden Reaktion und damit zu einer
hypertrophen Heilung der Haut.
Große und tiefe Wunden, wo bei der Regeneration viel fehlende Hautsubstanz
ausgeglichen werden muss, sind prädestiniert pathologisch abzuheilen und
damit Narben zu entwickeln. Wenn der Heilungsverlauf zusätzlich verlangsamt
oder ständig gestört wird, steigt das Risiko eines unschönen oder funktionell
ungünstigen Narbengewebes deutlich an. Infektionen, aber auch
Durchblutungsstörungen, Bluthochdruck, Alkohol, Drogen, Einnahme von
Medikamenten sowie Zytostatika (das Zellwachstum beeinflussende
Substanzen, z.B. Krebsmedikamente, etc ...) und Immunsuppresiva
(Medikamente bei Organtransplantationen etc) aber auch Diabetes Melitus
(Blutzucker) können die Heilung negativ beeinflussen und die Narbenbildung
begünstigen.
Narbentypen
Im Wesentlichen betrachten wir zwei verschiedene Typen von Narben:
• hypertrophe
Narben
• Keloide
(Wulstnarben).
Hypertrophe Narben entstehen noch im Verlauf oder kurz nach der
Wundheilung durch übermäßige Neubildung von Bindegewebsfasern. Die
hypertrophen Narben sind meist rot, wulstartig und ragen deutlich über das
umgebende Hautniveau. Diese Hypertrophie beschränkt sich auf die
ursprünglich verletzten Hautareale.
Keloide (Wulstnarben) stellen gutartige Hauttumore dar, die durch
überschießendes Wachstum von Fibroblasten (Aufbau des kollagenen
Bindegewebes) in der Haut entstehen und über die betroffenen Wundränder in
die gesunde Haut ragen. Das Gewebe weitet sich über die Ränder der
ursprünglichen Wunde aus, entwickelt sich normalerweise nicht spontan
zurück. Ein Keloid entsteht häufig nach Operationen oder Verletzungen,
können aber auch spontan entstehen. Es liegt hier ein Ungleichgewicht der
dermalen Synthese und Abbaus von Kollagen vor. Keloide stellen eine
Erkrankung dar, deren Therapiekosten i.d.R. von der Krankenkasse
übernommen werden.
Wie entstehen hypertrophe Narben:
Bei der Verletzung oder Entzündung der Basalmembran der Epidermis
(Oberhaut) entstehen komplexe Abläufe an deren Ende eine Defektheilung
steht, d.h. dass zu einer Narbenbildung kommt. Hypertrophe Narben
entstehen bereits unmittelbar nach oder während der primären Wundheilung.
Ursachen können Wundinfektionen, erhöhte Spannungen der Narbe,
mechanische Belastungen, Verbrennungen und tiefere Verletzungen der Haut
sein, wie z.B. operative Eingriffe. Oft wird die Bildung von hypertrophen
Narben von Juckreiz begleitet.
Copyright © - Skinial ®
- 3. Medizinische Inforeihe – SKINIAL Tattooentfernung ohne Laser
Begünstigt wird das Auftreten von Stoffwechselstörungen, Fremdkörpern in
der Wunde starkem Rauchen oder Manipulation während der Wundheilung
(z.B. das Reiben der Kleidung auf der Wunde).
Wie entsteht ein Keloid:
Keloide entstehen in der Regel erst nach dem Abheilen der verletzten Haut,
oftmals erst nach Monaten. Sie werden begleitet von Juckreiz und Schmerzen.
Auslöser für die Entstehung sind Verletzungen der Haut, chirurgischen
Eingriffen aber auch Akne oder Insektenstiche.
Die Neigung zu Keloiden ist vererblich. Dunkelhäutige Menschen sind zehn
Mal öfter davon betroffen. Sie treten jedoch auch bei sehr hellhäutigen und
rothaarigen Personen sowie verstärkt bei Jugendlichen zwischen 12 und 18
Jahren auf. Daher vermutet man auch, dass Hormone das Geschehen mit
beeinflussen.
Welche Therapien sind zu empfehlen?
Therapie:
Die Deutsche Dermatologische Gesellschaft (DDG) teilt die verschiedenen
Therapien nach etablierten, ungenügend belegten und gelegentlich
angewandten Methoden ein.
Therapieverfahren bei pathologischen Narben (DDG)
Status Therapieverfahren
Etabliert Corticosteroide, Radiatio,
Kryochirurgie, Druck, chirurgische
Verfahren
Ungenügend verifizierte oder Topisches Silikongel und –folien,
fragliche Wirkung Laser, Interfernon – y und a, Externa
Aus Einzelfallberichten Calciumantagonisten, Pentoxifyllin,
Colchicin, Vitamin E, Zink,
intraläsionales Bleomycin und 5-
Flurouracil
Nützliche Hinweise aus der medizinischen Praxis:
Allgemeine Hinweise:
Frische Wunden müssen vor Reizung und Infektionen geschützt werden. Ein
äußerst hygienischer Umgang zur Vermeidung von Wundinfektionen ist
selbstverständlich. Zug, Druck und Dehnung einer Wunde sollte während der
Heilungsphase vermieden werden, ebenso wie scheuernde Kleidung direkt an
der Wunde. Vorsicht bei Sport und Dehnungsübungen, aber auch starke
Temperaturreize, intensive UV Strahlung, Solarien, Sauna oder extreme Kälte
sollten Sie vermeiden.
Copyright © - Skinial ®
- 4. Medizinische Inforeihe – SKINIAL Tattooentfernung ohne Laser
Da der neuen Haut noch Pigmentzellen zur Melaninproduktion (Schutzfilter
der Haut – Bräunung) fehlen, muss sie vor Sonneneinstrahlung geschützt
werden. Verwenden Sie hohe Lichtschutzfaktoren.
Erfahrung bei der Behandlung von Narben nach Tattooentfernungen lassen
keine eindeutigen Präferenzen für die Eine, sichere Behandlung geben. Die
Wahl der Therapie hängt vom Alter, Größe und Ausmaß der Narbe ab und
bedarf ausreichender Erfahrung seitens des Behandlers. Grundsätzlich gilt,
dass die besten Ergebnisse durch eine kombinierte Anwendung verschiedener
Verfahren erzielt werden.
In jedem Fall ist die Beschaffenheit und das Stadium, in der sich die Narbe
befindet, entscheidend für die Auswahl einer geeigneten
Behandlungsmethode.
Beobachtungen aus unsere Praxis:
Eine professionelle Drucktherapie kommt vor allem bei Verbrennungsnarben
zum Einsatz. Sie darf jedoch für Ihre Wirksamkeit täglich nur max. eine halbe
Stunde unterbrochen werden.
Wichtig ist die Früherkennung von entstehenden Narben. Auch Laien können
wirksam und mit geringen Mitteln zur Linderung und Reduktion von
hypertrophen Narben beitragen. Sobald die Wunde verschlossen und der
Schorf abgefallen ist, ist sollte das frische hypertrophe Hautgewebe mehrmals
täglich unter leichtem Druck mindestens mit einer entsprechenden Creme
behandelt werden. Dabei darf die Narbe nicht quer, sondern nur in ihrem
Längsverlauf stimuliert werden. Cremes versorgen die Narbe mit pflegenden
Substanzen und der dringend benötigten zusätzlichen Feuchtigkeit. Die
Skinial-ScarCare Creme mit ihrer hohen Konzentration an Pflegesubstanzen
ist in jedem Skinial Studio erhältlich.
Corticoid-Einspritzungen sollten nicht mehr als drei bis fünfmal in größeren
zeitlichen Abständen durchgeführt werden, wegen der möglichen
unerwünschten Nebenwirkungen.
Da Keloide meist basierend auf einer angeborenen genetischen Disposition
entstehen, kann es bei jeder Verletzung auf der Haut zur Bildung von Keloiden
kommen. Daher kann jede chirurgische Keloid-Entfernung zum Entstehen
eines neuen größeren Keloids führen.
Je früher bei hypertrophen Narben ein Silikon Gel einsetzt wird, desto
deutlicher hat sich in den meisten Fällen ein Heilerfolg eingestellt. Silikongel
Folien bewirken eine Reduktion der Angiogenese (Wachstum von kleinen
Blutgefäßen durch Sprossung) und somit indirekt eine verminderte Produktion
von Kollagenen.
Mehrere Therapeuten berichten bei der Kryptherapie mit Erfolgsquote von
über 70%.
Copyright © - Skinial ®
- 5. Medizinische Inforeihe – SKINIAL Tattooentfernung ohne Laser
Heilungsverlauf:
Hypertrope Narben können schrumpfen, sich verhärten und können sich aber
auch spontan wieder zurückbilden. Innerhalb eines individuell
unterschiedlichen Zeitraums zwischen einem halben und drei Jahren kann es
zu der erwähnten langsamen Rückbildung kommen. Die Gründe hierfür sind
noch nicht erforscht.
Keloide haben keine Rückbildungstendenz. Aufgrund Ihrer Wachstumstendenz
habe sie insgesamt eine schlechte Prognose und können oft nur durch
mehrere Methoden behandelt werden.
Seltener sind sogenannte atrophe Narben (Vertiefungen in der Narbe). Sie
sind oft das Ergebnis schlecht heilender Wunden. In solchen Fällen sind die
Zellen nicht in der Lage in ausreichender Menge Bindegewebsfasern zu bilden,
um den Hautdefekt aufzufüllen.
Ausblick:
Im Ergebnis ist die aktuelle Situation möglicherweise unbefriedigend für den
Einzelnen, aber derzeit gibt es noch keine 100 % sichere Methode, mit der
man Keloide und hypertrophe Narben in jedem Fall zufriedenstellend
behandeln kann.
Dr. Lattacher, Klagenfurt im Januar 2012
Der Autor: Dr. med. Cato Lattacher, Chirurg in Klagenfurt, Österreich
Copyright © - Skinial ®