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Gebirgsforschung: Mensch und Umwelt
Tourismus in peripheren Berggebieten
– Heilsbringer oder falsche Hoffnung?




                        PD Dr. Oliver Bender
          Österreichische Akademie der Wissenschaften
        Institut für Gebirgsforschung: Mensch und Umwelt
                              Innsbruck                  1
Gebirgsforschung: Mensch und Umwelt



Regionalforschung – Projekte & Produkte

                     www.galpis.at




                                                           2
Gebirgsforschung: Mensch und Umwelt



Überblick
1. Einleitung: Problementwicklung
   •   Zunehmende räumliche Disparitäten in den Alpen
   •   Forderung nach „nachhaltiger Regionalentwicklung“

2. Tourismus als Lösungsansatz?
   •   Entwicklungsgeschichte des Tourismus in den Alpen
   •   Struktur des österreichischen Tourismus

3. Fazit und Ausblick




                                                                            3
Gebirgsforschung: Mensch und Umwelt



Räumliche Disparitäten in den Alpen
• Der Druck auf die Bergregionen wird immer größer
  (Messerli 2008)

• Die Alpen zwischen Verstädterung und Verödung
  (Bätzing et al. 1994)

• Die Alpen – gefährdeter Lebensraum im Gebirge
  (Birkenhauer 1988)
• Landwirtschaft im Alpenraum: Unverzichtbar, aber
  zukunftslos (EURAC Tagungsband 1996)

• Welche Zukunft für strukturschwache nicht-touristische
  Alpentäler? (Bätzing 1990)

                                                                      4
Gebirgsforschung: Mensch und Umwelt


        Bevölkerungsveränderung
        1991–2001




F




A


                                                  Tappeiner et al. 2008: Alpenatlas
    5                                                                             5
Gebirgsforschung: Mensch und Umwelt


        Betriebsaufgaben
        in der Landwirtschaft
        1990–2000




F




A



                                            Tappeiner et al. 2008: Alpenatlas
    6                                                                           6
Gebirgsforschung: Mensch und Umwelt



Nachhaltige Regionalentwicklung: Ziele

Alpenkonvention (Rahmenkonvention 1995):
•   „Erhaltung und Förderung der ... Eigenständigkeit der … Bevölkerung und der
    Sicherstellung ihrer Lebensgrundlagen, … der umweltverträglichen Besiedlung
    und wirtschaftlichen Entwicklung“


Arge-Alp (www.argealp.org):
•   „Der Tourismus als … wichtigste Wirtschaftsalternative peripherer Gebiete ist zu
    sichern und den ökologischen … Voraussetzungen entsprechend maßvoll zu
    entwickeln.
•   In den bereits hochentwickelten Gebieten sollen Überbelastungen vermieden
    und … Schädigungen behoben werden,
•   während in schwach … entwickelten, für den Tourismus geeigneten Bereichen
    umweltverträgliche Tourismusformen gestärkt werden sollen.“

                                                                                       7
Gebirgsforschung: Mensch und Umwelt



Entdeckungszeit (1765–1880)




        Dachau 1998 (Bildband mit zeitgen. Ansichten)
                                                                   8
Gebirgsforschung: Mensch und Umwelt



  Belle-Epoque-Phase (1880–1914)




J. Scotti: Sonnenaufgang am Rigi. In: Das Buch für alle, 1890

                                                                                 9
Gebirgsforschung: Mensch und Umwelt



Zwischenkriegszeit (1918–1955)




                                                 Predigstuhlbahn,
                                 Bad Reichenhall (BY, D), von 1928,
           älteste original erhaltene Großkabinenseilbahn der Welt
            (zeitgenössisches Werbeplakat, Farblithogr. um 1935 )
                                                                   10
Gebirgsforschung: Mensch und Umwelt



Alpine „Goldgräberzeit“ (1955–1985)




Sölden (Tirol, A), 1368 m
                                                                  11
Gebirgsforschung: Mensch und Umwelt



„Zug nach oben“
                                                            25


        N          Tiroler Zentralalpen            S        20
4000

3500                                                        15
                                     Dolomiten
3000   Kalkalpen                                            10
2500                                                                                          Sommersaison
                                                               5
2000                                                                                          Wintersaison
                                                               0
1500

1000                                                                        Übernachtungen in Tirol
 500                                                Gardasee                    (in Mio.) 1949–2004
   0                                                                              (Quelle: Job 2005)
            Wintersport                   Sommertourismus
            Sommer- und
                                          Naherholung
            Wintertourismus

Höhengliederung des Saisonverlaufs in den
Ostalpen (Quelle: Lichtenberger 1976)
                                                                                                             12
Gebirgsforschung: Mensch und Umwelt



Reife- bzw.                          Phase der
Stagnationsphase            Neuerschließungen
(1985–1999)                        (ab 1999–?)




                  Skipistenbau:
            der Berg wird neu geformt!
                                                               13
Gebirgsforschung: Mensch und Umwelt



Große Tourismusgemeinden
 15 Gemeinden mit über 1 Mio. Nächtigungen:
 Wien, Salzburg, Sölden, Saalbach-Hinterglemm,
 Mittelberg, Mayrhofen, Ischgl, Zell am See,
 Innsbruck, Neustift im Stubaital, Bad Gastein,
 Bad Hofgastein, Sankt Anton am Arlberg,
 Serfaus, Seefeld in Tirol
       Anteil Sommersaison
       Anteil Wintersaison
                                                                            z“
                                                                         vin
          „Deutsche Provinz“                                          Pro
                                                                 err.
                                                              st
                                                           „Ö




 © GALPIS, IGF 2011


Dargestellt: Gemeinden mit mehr als 400.000 Nächtigungen im Jahr 2010 (%-Punkte)

                                                                                    14
Gebirgsforschung: Mensch und Umwelt




Saisonverlauf der Übernachtungen im österreichischen Tourismus.
(Bender et al. 2007: Landscape, Seasonality, and tourism. A survey with examples from
Central Europe. In: Palang et al.: Seasonal Landscapes. Boston, Springer, 181–213.)
                                                                                        15
Gebirgsforschung: Mensch und Umwelt



Tourismus – Saisonalität (Trend langfristig)
                          Österreich: +25%


     Keine Wintersaison




 © GALPIS, IGF 2011


Veränderung des Winteranteils an den Nächtigungen 1970–2010 (%-Punkte)

                                                                                   16
Gebirgsforschung: Mensch und Umwelt



Tourismus – Saisonalität (Trend kurzfristig)
                          Österreich: +3%


     Keine Wintersaison




 © GALPIS, IGF 2011

Veränderung des Winteranteils an den Nächtigungen 2000–2010 (%-Punkte)

                                                                                  17
Gebirgsforschung: Mensch und Umwelt



Tourismus-Konzentration (Lorenzkurve)
% der Übernachtungen




                       1
                       1   10   20   30   40    50       60      70      80          90   100
                                          % der Gemeinden
                                                                                                18
Gebirgsforschung: Mensch und Umwelt



Tourismus-Konzentration (Lorenzkurve)
% der Übernachtungen




                       Die 25% der Gemeinden mit den meisten Übernachtungen
                                                                                    19
Gebirgsforschung: Mensch und Umwelt



Beispiel 1: Bschlabertal/Ausserfern (Tirol)
Wie ein Tal stirbt

 Während in den Fremdenverkehrsfabriken der Alpen der Tourismus
 brummt, meiden Besucher die abgelegenen Regionen der Bergwelt.
 Die meisten Bewohner wandern ab, ihr Lebensraum verödet.

 … „Das Tal ist fast ein hoffnungsloser Fall“, sagt Bernd Huber.
 „Wie lange ich selbst noch hierbleibe, weiß ich nicht.“
 Der 30jährige ist einer der wenigen seiner Generation, die nicht
 fortgezogen sind. …



                                      Quelle: Die Zeit, Nr. 31, 28. Juli 2011
                                                                                20
Gebirgsforschung: Mensch und Umwelt



Beispiel 2: Virgental (Osttirol)




                                       Übernachtungen insgesamt




                                       Anteil der Wintersaison (%)




Virgen von Westen, Blick in Richtung Matrei (Foto: Otterstädt 2002)
                                                                             21
Gebirgsforschung: Mensch und Umwelt



Beispiel 3: Seefelder Plateau (Nordtirol)




Übernachtungen insgesamt




Anteil der Wintersaison (%)




Seefelder Plateau von Süden (Foto: Bender 2010)
                                                                           22
Gebirgsforschung: Mensch und Umwelt



Zuwachs/Rückgang Tourismus 1990–2010
                      Österreich: +1,13%

                      Bsp.: Frankenfels
                      1990–2000: –60%
                      2000–2010: +53%




 © GALPIS, IGF 2011


Veränderung in der Anzahl der Nächtigungen 1990–2010 (in %)

                                                                                 23
Gebirgsforschung: Mensch und Umwelt



Fazit: selten ein Heilsbringer!
   „In zahlreichen Programmen … wird der ländliche Tourismus, gemeinsam
    mit der ökologischen … Landwirtschaft als Leitbranche für eine nachhaltige
    Regionalentwicklung in peripheren Gebieten genannt.
   Verschiedene Modelle haben … dem Alpentourismus Impulse gegeben, die
    erwarteten wirtschaftlichen Effekte – trotz beachtlicher öffentlicher
    Investitionen – blieben gerade in den … Peripherien eher aus.
   Die … Globalisierung und die Budgetprobleme der öffentlichen Hand lassen
    vermuten, dass die Chancen dieser Regionen, sich durch steigende
    touristische Nachfrage in ihren wirtschaftlichen Entwicklungen zu
    stabilisieren, geringer werden.
   Anstelle nachhaltiger Alternativen wird in ländlichen Regionen wieder
    verstärkt über Investitionen in große touristische Infrastrukturen
    nachgedacht, potente Investoren finden sich kaum.“

(Zimmermann, F.: Tourismus zwischen Masse und Qualität.
Quelle: http://www.oeaw.ac.at/isr/raumalp/mitarbeiter/tourismus.html )

                                                                              24
Gebirgsforschung: Mensch und Umwelt



Klimawandel   „Beschneiung“ – der künstliche Winter




                    Obergurgl, Tirol (Foto: Borsdorf 2005)
                                                        25
Gebirgsforschung: Mensch und Umwelt



„Berge ohne Sex-Appeal“
 „… Doch mittlerweile schwächelt der touristische Selbstläufer, die
  Gästezahlen stagnieren. Händeringend sucht die Branche nach
  Konzepten angesichts zunehmender Konkurrenz erfolgreich am
  Markt zu bestehen. …
 Die Alpen sind schlecht aufgestellt. Seit dem Zweiten Weltkrieg
  hat man sich zu sehr auf die Wintersaison konzentriert. Doch die
  kalte Jahreszeit ist kurz, und die Konkurrenz schläft nicht. …
 Am schnelllebigen Markt werden die Alpen mit ihrem verstaubten
  Image aber nicht bestehen können. Um ganzjährig und nachhaltig
  zu funktionieren, bedarf es eines Faceliftings. Wie das aussehen
  und funktionieren soll, daran scheiden sich aber vorerst noch die
  Geister.“

                                    Quelle: Die Zeit, Nr. 31, 28. Juli 2011
                                                                              26
Gebirgsforschung: Mensch und Umwelt



Ausblick: Renaissance der Sommerfrische?
   1860                             1960                                 2060?
  Summer                            Summer                              Summer
  Mountain                            Sea                               Mountain



 Spring & Autumn   Ski, naturism,                     Climate
  Piedmont lakes   heliotropism                       change




   Winter                            Winter                              Winter
    Sea                             Mountain                              Sea


 Towards a New Seasonal Turnaround of Tourism Polarities? (Bourdeau 2008)

                                                                                   27
Gebirgsforschung: Mensch und Umwelt



Literaturhinweise
   Bätzing, W. 2003: Geschichte und Zukunft einer europäischen
    Kulturlandschaft. München, Beck.
   Bender, O. et al. 2011: Mountains under Climate and Global Change
    Conditions. Research Results in the Alps. In: Climate Change –
    Geophysical Foundations and Ecological Effects. Rijeka, InTech, 403–422.
   Borsdorf, A. (Hg.) 2005: Das neue Bild Österreichs. Strukturen und
    Entwicklungen im Alpenraum und den Vorländern. Wien, ÖAW.
   Bourdeau, P. 2008: The Alps in the age of new style tourism: between
    diversification and post-tourism. In: IGF-Forschungsberichte 2, 81–86.
   Job, H. 2005: Die Alpen als Destination – Eine Analyse in vier
    Dimensionen. In: Mitt. der Österr. Geograph. Ges. 147, 113–138.
   Lichtenberger, E. 1965: Das Bergbauernproblem in den österreichischen
    Alpen. Perioden und Typen der Entsiedlung. In: Erdkunde 19, 39–57.
   Tappeiner, U. et al. (eds.) 2008: Alpenatlas. Heidelberg, Spektrum.
   YEAN 2005: TirolCITY. New urbanity in the Alps. Neue Urbanität in den
    Alpen. Wien, Folio.


                                                                               28
Gebirgsforschung: Mensch und Umwelt


Danke für die Aufmerksamkeit!




                  PD Dr. Oliver Bender
     Österreichische Akademie der Wissenschaften
               oliver.bender@oeaw.ac.at
                                                          29

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Dr. Oliver Bender - Akademie der Wissenschaften - Tourismus in peripheren Berggebieten - Heilsbringer oder falsche Hoffnung

  • 1. Gebirgsforschung: Mensch und Umwelt Tourismus in peripheren Berggebieten – Heilsbringer oder falsche Hoffnung? PD Dr. Oliver Bender Österreichische Akademie der Wissenschaften Institut für Gebirgsforschung: Mensch und Umwelt Innsbruck 1
  • 2. Gebirgsforschung: Mensch und Umwelt Regionalforschung – Projekte & Produkte www.galpis.at 2
  • 3. Gebirgsforschung: Mensch und Umwelt Überblick 1. Einleitung: Problementwicklung • Zunehmende räumliche Disparitäten in den Alpen • Forderung nach „nachhaltiger Regionalentwicklung“ 2. Tourismus als Lösungsansatz? • Entwicklungsgeschichte des Tourismus in den Alpen • Struktur des österreichischen Tourismus 3. Fazit und Ausblick 3
  • 4. Gebirgsforschung: Mensch und Umwelt Räumliche Disparitäten in den Alpen • Der Druck auf die Bergregionen wird immer größer (Messerli 2008) • Die Alpen zwischen Verstädterung und Verödung (Bätzing et al. 1994) • Die Alpen – gefährdeter Lebensraum im Gebirge (Birkenhauer 1988) • Landwirtschaft im Alpenraum: Unverzichtbar, aber zukunftslos (EURAC Tagungsband 1996) • Welche Zukunft für strukturschwache nicht-touristische Alpentäler? (Bätzing 1990) 4
  • 5. Gebirgsforschung: Mensch und Umwelt Bevölkerungsveränderung 1991–2001 F A Tappeiner et al. 2008: Alpenatlas 5 5
  • 6. Gebirgsforschung: Mensch und Umwelt Betriebsaufgaben in der Landwirtschaft 1990–2000 F A Tappeiner et al. 2008: Alpenatlas 6 6
  • 7. Gebirgsforschung: Mensch und Umwelt Nachhaltige Regionalentwicklung: Ziele Alpenkonvention (Rahmenkonvention 1995): • „Erhaltung und Förderung der ... Eigenständigkeit der … Bevölkerung und der Sicherstellung ihrer Lebensgrundlagen, … der umweltverträglichen Besiedlung und wirtschaftlichen Entwicklung“ Arge-Alp (www.argealp.org): • „Der Tourismus als … wichtigste Wirtschaftsalternative peripherer Gebiete ist zu sichern und den ökologischen … Voraussetzungen entsprechend maßvoll zu entwickeln. • In den bereits hochentwickelten Gebieten sollen Überbelastungen vermieden und … Schädigungen behoben werden, • während in schwach … entwickelten, für den Tourismus geeigneten Bereichen umweltverträgliche Tourismusformen gestärkt werden sollen.“ 7
  • 8. Gebirgsforschung: Mensch und Umwelt Entdeckungszeit (1765–1880) Dachau 1998 (Bildband mit zeitgen. Ansichten) 8
  • 9. Gebirgsforschung: Mensch und Umwelt Belle-Epoque-Phase (1880–1914) J. Scotti: Sonnenaufgang am Rigi. In: Das Buch für alle, 1890 9
  • 10. Gebirgsforschung: Mensch und Umwelt Zwischenkriegszeit (1918–1955) Predigstuhlbahn, Bad Reichenhall (BY, D), von 1928, älteste original erhaltene Großkabinenseilbahn der Welt (zeitgenössisches Werbeplakat, Farblithogr. um 1935 ) 10
  • 11. Gebirgsforschung: Mensch und Umwelt Alpine „Goldgräberzeit“ (1955–1985) Sölden (Tirol, A), 1368 m 11
  • 12. Gebirgsforschung: Mensch und Umwelt „Zug nach oben“ 25 N Tiroler Zentralalpen S 20 4000 3500 15 Dolomiten 3000 Kalkalpen 10 2500 Sommersaison 5 2000 Wintersaison 0 1500 1000 Übernachtungen in Tirol 500 Gardasee (in Mio.) 1949–2004 0 (Quelle: Job 2005) Wintersport Sommertourismus Sommer- und Naherholung Wintertourismus Höhengliederung des Saisonverlaufs in den Ostalpen (Quelle: Lichtenberger 1976) 12
  • 13. Gebirgsforschung: Mensch und Umwelt Reife- bzw. Phase der Stagnationsphase Neuerschließungen (1985–1999) (ab 1999–?) Skipistenbau: der Berg wird neu geformt! 13
  • 14. Gebirgsforschung: Mensch und Umwelt Große Tourismusgemeinden 15 Gemeinden mit über 1 Mio. Nächtigungen: Wien, Salzburg, Sölden, Saalbach-Hinterglemm, Mittelberg, Mayrhofen, Ischgl, Zell am See, Innsbruck, Neustift im Stubaital, Bad Gastein, Bad Hofgastein, Sankt Anton am Arlberg, Serfaus, Seefeld in Tirol Anteil Sommersaison Anteil Wintersaison z“ vin „Deutsche Provinz“ Pro err. st „Ö © GALPIS, IGF 2011 Dargestellt: Gemeinden mit mehr als 400.000 Nächtigungen im Jahr 2010 (%-Punkte) 14
  • 15. Gebirgsforschung: Mensch und Umwelt Saisonverlauf der Übernachtungen im österreichischen Tourismus. (Bender et al. 2007: Landscape, Seasonality, and tourism. A survey with examples from Central Europe. In: Palang et al.: Seasonal Landscapes. Boston, Springer, 181–213.) 15
  • 16. Gebirgsforschung: Mensch und Umwelt Tourismus – Saisonalität (Trend langfristig) Österreich: +25% Keine Wintersaison © GALPIS, IGF 2011 Veränderung des Winteranteils an den Nächtigungen 1970–2010 (%-Punkte) 16
  • 17. Gebirgsforschung: Mensch und Umwelt Tourismus – Saisonalität (Trend kurzfristig) Österreich: +3% Keine Wintersaison © GALPIS, IGF 2011 Veränderung des Winteranteils an den Nächtigungen 2000–2010 (%-Punkte) 17
  • 18. Gebirgsforschung: Mensch und Umwelt Tourismus-Konzentration (Lorenzkurve) % der Übernachtungen 1 1 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 % der Gemeinden 18
  • 19. Gebirgsforschung: Mensch und Umwelt Tourismus-Konzentration (Lorenzkurve) % der Übernachtungen Die 25% der Gemeinden mit den meisten Übernachtungen 19
  • 20. Gebirgsforschung: Mensch und Umwelt Beispiel 1: Bschlabertal/Ausserfern (Tirol) Wie ein Tal stirbt Während in den Fremdenverkehrsfabriken der Alpen der Tourismus brummt, meiden Besucher die abgelegenen Regionen der Bergwelt. Die meisten Bewohner wandern ab, ihr Lebensraum verödet. … „Das Tal ist fast ein hoffnungsloser Fall“, sagt Bernd Huber. „Wie lange ich selbst noch hierbleibe, weiß ich nicht.“ Der 30jährige ist einer der wenigen seiner Generation, die nicht fortgezogen sind. … Quelle: Die Zeit, Nr. 31, 28. Juli 2011 20
  • 21. Gebirgsforschung: Mensch und Umwelt Beispiel 2: Virgental (Osttirol) Übernachtungen insgesamt Anteil der Wintersaison (%) Virgen von Westen, Blick in Richtung Matrei (Foto: Otterstädt 2002) 21
  • 22. Gebirgsforschung: Mensch und Umwelt Beispiel 3: Seefelder Plateau (Nordtirol) Übernachtungen insgesamt Anteil der Wintersaison (%) Seefelder Plateau von Süden (Foto: Bender 2010) 22
  • 23. Gebirgsforschung: Mensch und Umwelt Zuwachs/Rückgang Tourismus 1990–2010 Österreich: +1,13% Bsp.: Frankenfels 1990–2000: –60% 2000–2010: +53% © GALPIS, IGF 2011 Veränderung in der Anzahl der Nächtigungen 1990–2010 (in %) 23
  • 24. Gebirgsforschung: Mensch und Umwelt Fazit: selten ein Heilsbringer!  „In zahlreichen Programmen … wird der ländliche Tourismus, gemeinsam mit der ökologischen … Landwirtschaft als Leitbranche für eine nachhaltige Regionalentwicklung in peripheren Gebieten genannt.  Verschiedene Modelle haben … dem Alpentourismus Impulse gegeben, die erwarteten wirtschaftlichen Effekte – trotz beachtlicher öffentlicher Investitionen – blieben gerade in den … Peripherien eher aus.  Die … Globalisierung und die Budgetprobleme der öffentlichen Hand lassen vermuten, dass die Chancen dieser Regionen, sich durch steigende touristische Nachfrage in ihren wirtschaftlichen Entwicklungen zu stabilisieren, geringer werden.  Anstelle nachhaltiger Alternativen wird in ländlichen Regionen wieder verstärkt über Investitionen in große touristische Infrastrukturen nachgedacht, potente Investoren finden sich kaum.“ (Zimmermann, F.: Tourismus zwischen Masse und Qualität. Quelle: http://www.oeaw.ac.at/isr/raumalp/mitarbeiter/tourismus.html ) 24
  • 25. Gebirgsforschung: Mensch und Umwelt Klimawandel „Beschneiung“ – der künstliche Winter Obergurgl, Tirol (Foto: Borsdorf 2005) 25
  • 26. Gebirgsforschung: Mensch und Umwelt „Berge ohne Sex-Appeal“  „… Doch mittlerweile schwächelt der touristische Selbstläufer, die Gästezahlen stagnieren. Händeringend sucht die Branche nach Konzepten angesichts zunehmender Konkurrenz erfolgreich am Markt zu bestehen. …  Die Alpen sind schlecht aufgestellt. Seit dem Zweiten Weltkrieg hat man sich zu sehr auf die Wintersaison konzentriert. Doch die kalte Jahreszeit ist kurz, und die Konkurrenz schläft nicht. …  Am schnelllebigen Markt werden die Alpen mit ihrem verstaubten Image aber nicht bestehen können. Um ganzjährig und nachhaltig zu funktionieren, bedarf es eines Faceliftings. Wie das aussehen und funktionieren soll, daran scheiden sich aber vorerst noch die Geister.“ Quelle: Die Zeit, Nr. 31, 28. Juli 2011 26
  • 27. Gebirgsforschung: Mensch und Umwelt Ausblick: Renaissance der Sommerfrische? 1860 1960 2060? Summer Summer Summer Mountain Sea Mountain Spring & Autumn Ski, naturism, Climate Piedmont lakes heliotropism change Winter Winter Winter Sea Mountain Sea Towards a New Seasonal Turnaround of Tourism Polarities? (Bourdeau 2008) 27
  • 28. Gebirgsforschung: Mensch und Umwelt Literaturhinweise  Bätzing, W. 2003: Geschichte und Zukunft einer europäischen Kulturlandschaft. München, Beck.  Bender, O. et al. 2011: Mountains under Climate and Global Change Conditions. Research Results in the Alps. In: Climate Change – Geophysical Foundations and Ecological Effects. Rijeka, InTech, 403–422.  Borsdorf, A. (Hg.) 2005: Das neue Bild Österreichs. Strukturen und Entwicklungen im Alpenraum und den Vorländern. Wien, ÖAW.  Bourdeau, P. 2008: The Alps in the age of new style tourism: between diversification and post-tourism. In: IGF-Forschungsberichte 2, 81–86.  Job, H. 2005: Die Alpen als Destination – Eine Analyse in vier Dimensionen. In: Mitt. der Österr. Geograph. Ges. 147, 113–138.  Lichtenberger, E. 1965: Das Bergbauernproblem in den österreichischen Alpen. Perioden und Typen der Entsiedlung. In: Erdkunde 19, 39–57.  Tappeiner, U. et al. (eds.) 2008: Alpenatlas. Heidelberg, Spektrum.  YEAN 2005: TirolCITY. New urbanity in the Alps. Neue Urbanität in den Alpen. Wien, Folio. 28
  • 29. Gebirgsforschung: Mensch und Umwelt Danke für die Aufmerksamkeit! PD Dr. Oliver Bender Österreichische Akademie der Wissenschaften oliver.bender@oeaw.ac.at 29