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86   CENTRAL URBAN MOBILITY
Velo City Girl Jools Walker
Die Bloggerin vereint Stil mit Rad
und stellt London gern als „Cycle
City“ dar – allein um der Bewegung
mehr Momentum zu geben
CYCLE
REVOLUTION
LONDON
URBAN MOBILITY
Die 8,5-Millionen-Metropole will
Fahrradstadt werden. Knapp
1,3 Milliarden Euro gibt London für
Infrastruktur und politische Initia-
tiven aus, um den Radverkehr zu
vervier­fachen. Die wahren Revo-
lutionäre sind Designer, Kreative,
Hipster, Über­zeugte mit natürli-
chem Trend­bewusstsein. Und der
Kraft zur Innovation.
TEXT NORA MANTHEY
FOTOS HORST A. FRIEDRICHS
88   CENTRAL URBAN MOBILITY
Erholung bei der Generalüberholung
Cafés wie das Look Mum No Hands
sind Treffpunkte der wachsenden
und bunten Radgemeinde. Hier trinkt
man Kaffee, wäh­rend das Bike in der
angeschlossenen Fahrradwerkstatt
flottgemacht wird. Oder man trifft
sich vor dem morgendlichen Ausritt
90   CENTRAL URBAN MOBILITY
Verkehr lahmgelegt
Zur regelmäßigen
„Die-in-Demo“ legen
Aktivisten den Verkehr
lahm, um verunfallter
Radler zu gedenken
und mehr Sicherheit
zu fordern. In London
endet eine von 500000
Radfahrten mit einem
schweren Unfall – Ten-
denz fallend
URBAN MOBILITY CENTRAL   93
Fahrrad als Kunstobjekt
Das Design Museum London
widmet dem Zweirad eine
ganze Ausstellung, welche die
britische Radkultur feiert
Gesehen werden
ist alles im Londoner
Stadtverkehr – und
Neon-Jacken eine
Alltäglichkeit
Rad als Lebensstil
Die Londoner Radfahrer
bekennen sich offen zum
Fortbewegungsmittel
ihrer Wahl
Die Cycle Superhigh­
ways sind ein separates
Radwegenetz entlang
geschäftiger Verkehrs­
adern. Und sie sind ein
Prestigeprojekt
London, das sind rote
Doppeldecker-Busse, schwarze Taxis, sto-
ckender Verkehr, überfüllte U-Bahn-Züge
und hastende Menschenmassen. Doch
noch etwas bewegt sich in der großen
Metropole. Eine Revolution ist im Gange,
bei der sich alles um das Zweirad dreht.
Die Bewegung wird von Kreativen
und Arbeitern vorangetrieben, die mög-
lichst schnell, schick und günstig von A
nach B kommen wollen. Einfach macht
es ihnen die Stadt dabei nicht, denn es
mangelt an Infrastruktur und Raum für
Fahrradfahrer im dichten Stadtverkehr.
Ausbremsen lassen die Londoner
sich davon nicht. Sie drängen auf ihren
Platz. Ihre Zahl hat sich seit der Jahrtau-
sendwende verdoppelt. Mit dem „Cycle
to Work“- (mit dem Rad zur Arbeit)
Pro­gramm ist die Zahl derer, die täglich
Kraft ihrer Beine ins Büro kommen,
innerhalb von zehn Jahren von 77 000
auf 155 000 angestiegen. Lobbygruppen
erkämpfen Großprojekte wie die „Rad-
autobahnen“, sogenannte Cycle Super-
highways, und sie haben Bürgermeister
Boris Johnson auf ihrer Seite. Die stetig
wachsende Metropole braucht Radfahrer,
will sie den Verkehr im Fluss halten. Ih-
ren Anfang aber nahm die „Cycle Revo-
lution“ im Londoner East End.
Im Bezirk Hackney ist für fast 25
Prozent der hippen Anwohner das Rad
Transportmittel Nummer eins. Dabei
spielen sowohl Lebensstil als auch prak-
tische Erwägungen eine Rolle.
Der Osten war schlecht angebunden.
Das änderte sich mit der Olympiade 2012.
Der resultierende Anschluss an die öf-
fentlichen Verkehrsmittel tat dem Trend
zum Zweirad aber keinen Abbruch. Im
Gegenteil: Team Britain fuhr Medaillen
im Radsport ein und löste einen regel-
rechten Boom aus, der den Kreis der Rad-
ler über die Hipster hinaus erweiterte.
So war die erste Garde der Radfahrer
überwiegend männlich und eng in
Lycra gehüllt. Heute sind damals gegrün-
dete Amateur-Teams „fast professionell“
unterwegs, weiß Fahrrad-Fotograf Angus
Sung. Doch selbst wenn die Italiener
oder Franzosen bei Olympia erfolgreich
gewesen wären, hätte es der „multikul-
turellen Radszene der Stadt einen Kick
gegeben“, denkt Sung.
London wäre nicht London, wenn
die Radkultur reiner Transport wäre.
Donna Loveday widmet als Kuratorin
des Design-Museums der Zweiradindus­
URBAN MOBILITY CENTRAL   95
Geschwindigkeitsrausch
Der Erfolg britischer Rad­­
sportler löst 2012 einen Boom
aus. Selbst urbane Amateure
sind voll ausgestattet und
nutzen die Straßen der Stadt
als Abenteuer-Rennstrecke
Sir Paul Smith
Sir Paul Smith,
Jahrgang 1946, ist der
bekannteste britische
Modedesigner
6000 Leihräder
animieren Touristen
wie Anwohner zum
Auf- und Umstieg
auf das Rad
Die öffentliche
Fahrradpumpe
von Cyclehoop
liefert an mittler-
weile 25 Orten
Luft
trie eine ganze Ausstellung. Sie sagt:
„Die Cycle Revolution hat das Fahrrad
als ikonisches Design-Produkt etabliert.“
Radfahren als Trend ist „von Kreati-
ven getrieben“, sagt Schuhdesignerin
Tracey Neuls. Ihre Pumps für Radle-
rinnen haben Leuchtstreifen, und die
gebogenen Absätze aus Gummi bieten
sicheren Halt. Die Londoner „machen
aus allem einen Trend, das ist die Natur
der Briten“, bestätigt Otto Lauterbach,
der Regencapes herstellt. Neben einer
Stilfrage ist die Mode aus Notwendigkeit
geboren. Sicherheit ist ein zentrales The-
ma für Radfahrer in London. MAMILs
(mittelalte Männer in Lycra) und Pendler
mit Neon-Jacken gibt es nach wie vor,
doch holen Alternativen auf. Marken wie
Rapha oder Vulpine hatten ihre Anfänge
auf der Insel. Sie bieten urbane Kollektio-
nen, in denen Reflektoren im Hosensaum
unterkommen. Designer Guy Hills von
Dashing Tweeds webt in seine Wollstoff­
anzüge reflektierenden Zwirn ein.
Die Start-up-Gründerin Emily Brooke
bietet eine technische Lösung, um
gesehen zu werden. Ihre junge Firma
Blaze produziert das „Laserlight“. Die
Radlampe projiziert ein grünes Rad
auf die Straße und warnt so andere,
noch bevor sie das Fahrrad selbst sehen.
Auch Sara Henrichs wittert ihre Chance
in der Fahrradindustrie. In Hamburg
aufgewachsen, kennt sie Radfahren als
„gemeinschaftliche Transportlösung“. Sie
entwirft reflektierende Capes, die über
jede Jacke passen und die grellen Sicher-
heitswesten ablösen sollen.
London ist spät dran mit dem Aufstieg
auf das Fahrrad. Kopenhagen oder
Amsterdam begannen in den 70er-Jahren
damit, ihre Wege fahrradfreundlicher zu
gestalten und gelten heute als Fahrrad-
städte. Berlin zählt seit 2004 dazu. Ist
einmal die kritische Masse erreicht, wird
das Rad schnell zum Transportmittel für
jedermann. Auf der Insel sind Fahrrad-
fahrer noch Enthusiasten – wie Lawrence
Porter. Er hat in Skandinavien studiert
Guy Hills webt
reflektierendes
Garn in Tweed und
gestaltet Sicher-
heit dezent
Radfahren ist für mich, wenn der Wind mir
angenehm ins Gesicht pustet, es ist das Gefühl
der Freiheit und Offenheit. Ich liebe die
Freiheit, die das Fahrrad mit sich bringt. 
Umsteigen leicht gemacht
Im Bahnhof Paddington
harren Fahrräder jeden
Morgen ihrer pendelnden
Besitzer, die die letzte Meile
zur Arbeit in London radeln.
Parken ist kostenlos
Cally Callomon
Cally Callomon, Manager,
Fahr­radsammler und Präsident
vom Veteran-Cycle Club in
London
Kompaktheit
ist auch die Idee
hinter den
­handgefertigten
Cargo-Bikes
von Porterlight
Bicycles
und „wahre Radkultur“ kennengelernt.
Während in Dänemark „alle Rad fahren,
braucht es in England Hingabe“. Er ver­
sucht mit dem Cargo-Bike Porterlight
Bicycles, das Rad als Nutzfahrzeug zu
po­si­tionieren.
Jools Walker, stadtbekannte Bloggerin
und Radlerin, begleitet die Com-
munity seit fünf Jahren auf ihrem Velo.
Auch sie spricht vom „Spirit der Londo-
ner“. Was sie zusammenschweißt, sei die
„Liebe zum Rad“, so die Bloggerin.
Bürgermeister Boris Johnson ist der
offizielle „Vorradler“ der Stadt. Unter
seiner Ägide wurde das Leihradsystem
gestartet. Banker, Anwälte und Touristen
gondeln vor den roten Bussen her. Seit
ihrer Einführung 2010 wurden sie über
46 Millionen Mal genutzt.
Ken Livingston, Vorgänger von
Johnson und Labour-Mitglied, hatte die
Idee zu den Cycle Superhighways. Die
„Rad-Autobahnen“ verlaufen entlang
stark befahrener Pendler-Routen von den
Außenbezirken in die Innenstadt. Fünf
gibt es. Geplant sind mindestens neun.
Um die Umsetzung kümmert sich der
Cycle Commissioner Andrew Gilligan.
Radpolitik in London ist pikant und laut
Gilligan ein langwieriger Prozess.
Eine Frage stellt er immer wieder:
„Habt ihr gemacht, was ich gefordert
habe?“ Denn es braucht den Bürger­
meister und willige Bezirke, um eine
Radstrecke zu beschließen und zu bauen.
Die Cycle Superhighways sind ein
Prestigeprojekt, das beinahe schiefge­
gangen wäre. Bei der Einführung 2011
malte man lediglich blaue Streifen auf
Straßen auf. Manchmal endeten die
Radwege abrupt vor dem Kreisverkehr,
oft wurden sie von Bussen befahren
oder gleich zugeparkt. Es gab Tote und
Verletzte und schließlich Proteste. Jetzt
reagiert London und teilt die blauen
Schnellstrecken weitgehend auf.
Bei bereits überzeugten Radlern kom­
men die Bemühungen an. Claire Morti-
mer, die jeden Morgen von Oxford pen-
delt, empfindet die Radautobahnen als
URBAN MOBILITY CENTRAL   97
Das kompakte
Faltrad wird in
London hergestellt
und ist perfekt auf
die Enge der Stadt
abgestimmt
Meine Hoffnung für die Zukunft des Radfahrens
ist die Vergangenheit. Ich möchte zurück zu
den einfachen Materialien und langsameren
Fahrrädern, die schwieriger zu fahren sind.
Fahrrad-Fashion
Style ist alles in London,
das gilt für Fahrrad und
FahrerIn gleichermaßen
Gut zu wissen: Interessante Infos zur Fahrradstadt London
Sara Henrichs
entwirft
reflektierende
Umhänge,
die über jedes
Outfit passen
Bike-Bauer fertigen
auf Bestellung
Rahmen und ganze
Räder für Individua-
listen her
den richtigen Weg. Pendler Alan Lee, der
mit dem Zug in Paddington ankommt,
glaubt, dass „in der Tat eine Revolution
stattgefunden hat“.
Eine Besonderheit Londons kommt
dem Rad zugute. Der Verkehr ist bes­
tenfalls zähfließend und in der Rush-
­hour im Schnitt nicht schneller als 25
km/h. Und Radfahrer dürfen die Bus­
spu­ren nutzen. Schneller als mit dem
Rad kommt man kaum durch London.
Das bestätigt Steve Kim, ein Fixie-Fahrer,
der ohne Bremsen unterwegs ist und die
Stadt als „ideal für Fahrräder“ erachtet.
Heute fordert die Radler-Lobby neben
Infrastruktur auch das Verbot schwerer
Laster in der Stadt – oder zumindest de­-
ren Ausstattung mit Kameras und Senso-
ren für den toten Winkel – und verkehrs­­
beruhigte Zonen. Simon Munk von der
London Cycling Campaign will „drin-
gend mehr, nicht weniger Infrastruktur
– und das noch viel schneller als bisher.“
Auch Terrence Stamp von der „Stop Kil-
ling Cyclists“-Kampagne zeigt sich von
Londons infrastrukturellen Maßnahmen
immerhin schon mal beeindruckt, fordert
aber eine wesentlich schnellere Gangart
vom Bürgermeister.
Noch immer sterben Radfahrer auf
Londons Straßen, und diese offensicht-
liche Bedrohung ist der am häufigsten
genannte Grund, nicht Fahrrad zu fah­
ren. Gary Schroeder arbeitet mit solch
verzagten Anfängern. „Das Einzige, was
die Leute abhält, ist Angst“, so der Rad­
fahr­lehrer. Doch einmal aufgesessen,
seien die meisten kaum mehr vom Rad
runterzukriegen. Schroeder rät: „Ver-
schafft euch Platz und lasst euch nicht an
den Straßenrand drängen.“
In London geht es in Zukunft darum,
das Rad zum Massentransportmittel zu
machen. Für die Radkultur gilt: je mehr,
desto besser. Und die Radfahrgemeinde
ist enthusiastisch und hartnäckig. In
einem Punkt sind sich alle einig: London
hat das Potenzial zur Fahrradstadt. Wenn
die Stadt sich bewegt, dann sicher mit
ganz eigenem, typisch britischem Stil.   C
URBAN MOBILITY CENTRAL   99
Gary Schroeder
führt Amateure
zu sportlichen
Ausfahrten aus
und bringt An-
fängern sicheres
Fahren bei
37 km wird das
Netzwerk der Cycle
Superhighways, der
Radautobahnen
Londons, umfassen.
Die Strecken führen
entlang von Haupt­
verkehrsadern.
Vier Cycle Super­-
highways sind (fast)
fertiggestellt.
–––
223 Millionen Fahrten
mit dem Rad wurden
2014 in London ge-
zählt, eine Verdoppe-
lung gegenüber 2000.
Unzählige „Quiet-
ways“, ruhige Neben-
straßen und Kanalwe-
ge, sind das natürliche
Radwegenetz der
Stadt, doch für viele
noch unbekannt.
–––
11 500 Leihräder ste-
hen an 750 Stationen
bereit. Jede halbe
Stunde kostet zwei
Pfund (2,70 Euro). Es
braucht keine Anmel-
dung, sondern nur
eine Bankkarte, um sie
nutzen zu können. 	
20 Meilen pro Stun-
de (30 km/h) als ­
Geschwindigkeits­
begrenzung werden
von vielen Londoner
Bezirken als Instru-
ment zur Verkehrs­
reduktion eingesetzt.
Je langsamer die
Autos, desto attrakti-
ver wird das Rad.
–––
Sieben NGOs (Nicht-
regierungsorgani-
sationen) promoten
Radfahren in UK. Die
London Cycling Cam-
paign konzen­triert sich
allein auf die britische
Hauptstadt und zählt
12 000 Mitglieder.
–––
25km/hist die Durch­
schnittsgeschwindigkeit
in der Londoner Rush­
hour. Mitschwimmen
im Verkehr ist leicht,
Mutige überholen.

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  • 1. 86   CENTRAL URBAN MOBILITY Velo City Girl Jools Walker Die Bloggerin vereint Stil mit Rad und stellt London gern als „Cycle City“ dar – allein um der Bewegung mehr Momentum zu geben CYCLE REVOLUTION LONDON URBAN MOBILITY Die 8,5-Millionen-Metropole will Fahrradstadt werden. Knapp 1,3 Milliarden Euro gibt London für Infrastruktur und politische Initia- tiven aus, um den Radverkehr zu vervier­fachen. Die wahren Revo- lutionäre sind Designer, Kreative, Hipster, Über­zeugte mit natürli- chem Trend­bewusstsein. Und der Kraft zur Innovation. TEXT NORA MANTHEY FOTOS HORST A. FRIEDRICHS
  • 2. 88   CENTRAL URBAN MOBILITY Erholung bei der Generalüberholung Cafés wie das Look Mum No Hands sind Treffpunkte der wachsenden und bunten Radgemeinde. Hier trinkt man Kaffee, wäh­rend das Bike in der angeschlossenen Fahrradwerkstatt flottgemacht wird. Oder man trifft sich vor dem morgendlichen Ausritt
  • 3. 90   CENTRAL URBAN MOBILITY Verkehr lahmgelegt Zur regelmäßigen „Die-in-Demo“ legen Aktivisten den Verkehr lahm, um verunfallter Radler zu gedenken und mehr Sicherheit zu fordern. In London endet eine von 500000 Radfahrten mit einem schweren Unfall – Ten- denz fallend
  • 4. URBAN MOBILITY CENTRAL   93 Fahrrad als Kunstobjekt Das Design Museum London widmet dem Zweirad eine ganze Ausstellung, welche die britische Radkultur feiert Gesehen werden ist alles im Londoner Stadtverkehr – und Neon-Jacken eine Alltäglichkeit Rad als Lebensstil Die Londoner Radfahrer bekennen sich offen zum Fortbewegungsmittel ihrer Wahl Die Cycle Superhigh­ ways sind ein separates Radwegenetz entlang geschäftiger Verkehrs­ adern. Und sie sind ein Prestigeprojekt London, das sind rote Doppeldecker-Busse, schwarze Taxis, sto- ckender Verkehr, überfüllte U-Bahn-Züge und hastende Menschenmassen. Doch noch etwas bewegt sich in der großen Metropole. Eine Revolution ist im Gange, bei der sich alles um das Zweirad dreht. Die Bewegung wird von Kreativen und Arbeitern vorangetrieben, die mög- lichst schnell, schick und günstig von A nach B kommen wollen. Einfach macht es ihnen die Stadt dabei nicht, denn es mangelt an Infrastruktur und Raum für Fahrradfahrer im dichten Stadtverkehr. Ausbremsen lassen die Londoner sich davon nicht. Sie drängen auf ihren Platz. Ihre Zahl hat sich seit der Jahrtau- sendwende verdoppelt. Mit dem „Cycle to Work“- (mit dem Rad zur Arbeit) Pro­gramm ist die Zahl derer, die täglich Kraft ihrer Beine ins Büro kommen, innerhalb von zehn Jahren von 77 000 auf 155 000 angestiegen. Lobbygruppen erkämpfen Großprojekte wie die „Rad- autobahnen“, sogenannte Cycle Super- highways, und sie haben Bürgermeister Boris Johnson auf ihrer Seite. Die stetig wachsende Metropole braucht Radfahrer, will sie den Verkehr im Fluss halten. Ih- ren Anfang aber nahm die „Cycle Revo- lution“ im Londoner East End. Im Bezirk Hackney ist für fast 25 Prozent der hippen Anwohner das Rad Transportmittel Nummer eins. Dabei spielen sowohl Lebensstil als auch prak- tische Erwägungen eine Rolle. Der Osten war schlecht angebunden. Das änderte sich mit der Olympiade 2012. Der resultierende Anschluss an die öf- fentlichen Verkehrsmittel tat dem Trend zum Zweirad aber keinen Abbruch. Im Gegenteil: Team Britain fuhr Medaillen im Radsport ein und löste einen regel- rechten Boom aus, der den Kreis der Rad- ler über die Hipster hinaus erweiterte. So war die erste Garde der Radfahrer überwiegend männlich und eng in Lycra gehüllt. Heute sind damals gegrün- dete Amateur-Teams „fast professionell“ unterwegs, weiß Fahrrad-Fotograf Angus Sung. Doch selbst wenn die Italiener oder Franzosen bei Olympia erfolgreich gewesen wären, hätte es der „multikul- turellen Radszene der Stadt einen Kick gegeben“, denkt Sung. London wäre nicht London, wenn die Radkultur reiner Transport wäre. Donna Loveday widmet als Kuratorin des Design-Museums der Zweiradindus­
  • 5. URBAN MOBILITY CENTRAL   95 Geschwindigkeitsrausch Der Erfolg britischer Rad­­ sportler löst 2012 einen Boom aus. Selbst urbane Amateure sind voll ausgestattet und nutzen die Straßen der Stadt als Abenteuer-Rennstrecke Sir Paul Smith Sir Paul Smith, Jahrgang 1946, ist der bekannteste britische Modedesigner 6000 Leihräder animieren Touristen wie Anwohner zum Auf- und Umstieg auf das Rad Die öffentliche Fahrradpumpe von Cyclehoop liefert an mittler- weile 25 Orten Luft trie eine ganze Ausstellung. Sie sagt: „Die Cycle Revolution hat das Fahrrad als ikonisches Design-Produkt etabliert.“ Radfahren als Trend ist „von Kreati- ven getrieben“, sagt Schuhdesignerin Tracey Neuls. Ihre Pumps für Radle- rinnen haben Leuchtstreifen, und die gebogenen Absätze aus Gummi bieten sicheren Halt. Die Londoner „machen aus allem einen Trend, das ist die Natur der Briten“, bestätigt Otto Lauterbach, der Regencapes herstellt. Neben einer Stilfrage ist die Mode aus Notwendigkeit geboren. Sicherheit ist ein zentrales The- ma für Radfahrer in London. MAMILs (mittelalte Männer in Lycra) und Pendler mit Neon-Jacken gibt es nach wie vor, doch holen Alternativen auf. Marken wie Rapha oder Vulpine hatten ihre Anfänge auf der Insel. Sie bieten urbane Kollektio- nen, in denen Reflektoren im Hosensaum unterkommen. Designer Guy Hills von Dashing Tweeds webt in seine Wollstoff­ anzüge reflektierenden Zwirn ein. Die Start-up-Gründerin Emily Brooke bietet eine technische Lösung, um gesehen zu werden. Ihre junge Firma Blaze produziert das „Laserlight“. Die Radlampe projiziert ein grünes Rad auf die Straße und warnt so andere, noch bevor sie das Fahrrad selbst sehen. Auch Sara Henrichs wittert ihre Chance in der Fahrradindustrie. In Hamburg aufgewachsen, kennt sie Radfahren als „gemeinschaftliche Transportlösung“. Sie entwirft reflektierende Capes, die über jede Jacke passen und die grellen Sicher- heitswesten ablösen sollen. London ist spät dran mit dem Aufstieg auf das Fahrrad. Kopenhagen oder Amsterdam begannen in den 70er-Jahren damit, ihre Wege fahrradfreundlicher zu gestalten und gelten heute als Fahrrad- städte. Berlin zählt seit 2004 dazu. Ist einmal die kritische Masse erreicht, wird das Rad schnell zum Transportmittel für jedermann. Auf der Insel sind Fahrrad- fahrer noch Enthusiasten – wie Lawrence Porter. Er hat in Skandinavien studiert Guy Hills webt reflektierendes Garn in Tweed und gestaltet Sicher- heit dezent Radfahren ist für mich, wenn der Wind mir angenehm ins Gesicht pustet, es ist das Gefühl der Freiheit und Offenheit. Ich liebe die Freiheit, die das Fahrrad mit sich bringt. 
  • 6. Umsteigen leicht gemacht Im Bahnhof Paddington harren Fahrräder jeden Morgen ihrer pendelnden Besitzer, die die letzte Meile zur Arbeit in London radeln. Parken ist kostenlos Cally Callomon Cally Callomon, Manager, Fahr­radsammler und Präsident vom Veteran-Cycle Club in London Kompaktheit ist auch die Idee hinter den ­handgefertigten Cargo-Bikes von Porterlight Bicycles und „wahre Radkultur“ kennengelernt. Während in Dänemark „alle Rad fahren, braucht es in England Hingabe“. Er ver­ sucht mit dem Cargo-Bike Porterlight Bicycles, das Rad als Nutzfahrzeug zu po­si­tionieren. Jools Walker, stadtbekannte Bloggerin und Radlerin, begleitet die Com- munity seit fünf Jahren auf ihrem Velo. Auch sie spricht vom „Spirit der Londo- ner“. Was sie zusammenschweißt, sei die „Liebe zum Rad“, so die Bloggerin. Bürgermeister Boris Johnson ist der offizielle „Vorradler“ der Stadt. Unter seiner Ägide wurde das Leihradsystem gestartet. Banker, Anwälte und Touristen gondeln vor den roten Bussen her. Seit ihrer Einführung 2010 wurden sie über 46 Millionen Mal genutzt. Ken Livingston, Vorgänger von Johnson und Labour-Mitglied, hatte die Idee zu den Cycle Superhighways. Die „Rad-Autobahnen“ verlaufen entlang stark befahrener Pendler-Routen von den Außenbezirken in die Innenstadt. Fünf gibt es. Geplant sind mindestens neun. Um die Umsetzung kümmert sich der Cycle Commissioner Andrew Gilligan. Radpolitik in London ist pikant und laut Gilligan ein langwieriger Prozess. Eine Frage stellt er immer wieder: „Habt ihr gemacht, was ich gefordert habe?“ Denn es braucht den Bürger­ meister und willige Bezirke, um eine Radstrecke zu beschließen und zu bauen. Die Cycle Superhighways sind ein Prestigeprojekt, das beinahe schiefge­ gangen wäre. Bei der Einführung 2011 malte man lediglich blaue Streifen auf Straßen auf. Manchmal endeten die Radwege abrupt vor dem Kreisverkehr, oft wurden sie von Bussen befahren oder gleich zugeparkt. Es gab Tote und Verletzte und schließlich Proteste. Jetzt reagiert London und teilt die blauen Schnellstrecken weitgehend auf. Bei bereits überzeugten Radlern kom­ men die Bemühungen an. Claire Morti- mer, die jeden Morgen von Oxford pen- delt, empfindet die Radautobahnen als URBAN MOBILITY CENTRAL   97 Das kompakte Faltrad wird in London hergestellt und ist perfekt auf die Enge der Stadt abgestimmt Meine Hoffnung für die Zukunft des Radfahrens ist die Vergangenheit. Ich möchte zurück zu den einfachen Materialien und langsameren Fahrrädern, die schwieriger zu fahren sind.
  • 7. Fahrrad-Fashion Style ist alles in London, das gilt für Fahrrad und FahrerIn gleichermaßen Gut zu wissen: Interessante Infos zur Fahrradstadt London Sara Henrichs entwirft reflektierende Umhänge, die über jedes Outfit passen Bike-Bauer fertigen auf Bestellung Rahmen und ganze Räder für Individua- listen her den richtigen Weg. Pendler Alan Lee, der mit dem Zug in Paddington ankommt, glaubt, dass „in der Tat eine Revolution stattgefunden hat“. Eine Besonderheit Londons kommt dem Rad zugute. Der Verkehr ist bes­ tenfalls zähfließend und in der Rush- ­hour im Schnitt nicht schneller als 25 km/h. Und Radfahrer dürfen die Bus­ spu­ren nutzen. Schneller als mit dem Rad kommt man kaum durch London. Das bestätigt Steve Kim, ein Fixie-Fahrer, der ohne Bremsen unterwegs ist und die Stadt als „ideal für Fahrräder“ erachtet. Heute fordert die Radler-Lobby neben Infrastruktur auch das Verbot schwerer Laster in der Stadt – oder zumindest de­- ren Ausstattung mit Kameras und Senso- ren für den toten Winkel – und verkehrs­­ beruhigte Zonen. Simon Munk von der London Cycling Campaign will „drin- gend mehr, nicht weniger Infrastruktur – und das noch viel schneller als bisher.“ Auch Terrence Stamp von der „Stop Kil- ling Cyclists“-Kampagne zeigt sich von Londons infrastrukturellen Maßnahmen immerhin schon mal beeindruckt, fordert aber eine wesentlich schnellere Gangart vom Bürgermeister. Noch immer sterben Radfahrer auf Londons Straßen, und diese offensicht- liche Bedrohung ist der am häufigsten genannte Grund, nicht Fahrrad zu fah­ ren. Gary Schroeder arbeitet mit solch verzagten Anfängern. „Das Einzige, was die Leute abhält, ist Angst“, so der Rad­ fahr­lehrer. Doch einmal aufgesessen, seien die meisten kaum mehr vom Rad runterzukriegen. Schroeder rät: „Ver- schafft euch Platz und lasst euch nicht an den Straßenrand drängen.“ In London geht es in Zukunft darum, das Rad zum Massentransportmittel zu machen. Für die Radkultur gilt: je mehr, desto besser. Und die Radfahrgemeinde ist enthusiastisch und hartnäckig. In einem Punkt sind sich alle einig: London hat das Potenzial zur Fahrradstadt. Wenn die Stadt sich bewegt, dann sicher mit ganz eigenem, typisch britischem Stil.   C URBAN MOBILITY CENTRAL   99 Gary Schroeder führt Amateure zu sportlichen Ausfahrten aus und bringt An- fängern sicheres Fahren bei 37 km wird das Netzwerk der Cycle Superhighways, der Radautobahnen Londons, umfassen. Die Strecken führen entlang von Haupt­ verkehrsadern. Vier Cycle Super­- highways sind (fast) fertiggestellt. ––– 223 Millionen Fahrten mit dem Rad wurden 2014 in London ge- zählt, eine Verdoppe- lung gegenüber 2000. Unzählige „Quiet- ways“, ruhige Neben- straßen und Kanalwe- ge, sind das natürliche Radwegenetz der Stadt, doch für viele noch unbekannt. ––– 11 500 Leihräder ste- hen an 750 Stationen bereit. Jede halbe Stunde kostet zwei Pfund (2,70 Euro). Es braucht keine Anmel- dung, sondern nur eine Bankkarte, um sie nutzen zu können. 20 Meilen pro Stun- de (30 km/h) als ­ Geschwindigkeits­ begrenzung werden von vielen Londoner Bezirken als Instru- ment zur Verkehrs­ reduktion eingesetzt. Je langsamer die Autos, desto attrakti- ver wird das Rad. ––– Sieben NGOs (Nicht- regierungsorgani- sationen) promoten Radfahren in UK. Die London Cycling Cam- paign konzen­triert sich allein auf die britische Hauptstadt und zählt 12 000 Mitglieder. ––– 25km/hist die Durch­ schnittsgeschwindigkeit in der Londoner Rush­ hour. Mitschwimmen im Verkehr ist leicht, Mutige überholen.