3. 3
WEGBEREITER _
Vorwort des Vorstandes
Der SCHUFA-Vorstand: Peter Villa, Dr. Michael Freytag (Vorsitzender), Holger Severitt
WEGBEREITER_
Die meisten modernen Geschäfte sind Kreditgeschäfte. Rund um die Uhr Waren online
bestellen und erst später bezahlen, spontan an der Kasse einen Ratenkauf abschließen
oder einen Bankkredit aufnehmen – Basis all dessen ist das gegenseitige Vertrauen der
Geschäftspartner. Dieses Vertrauen stellen die 700 Mitarbeiter der SCHUFA her. Da-
durch vereinfachen und beschleunigen sie wirtschaftliche Entscheidungsprozesse. 1927
gegründet, ist die SCHUFA die führende Auskunftei Deutschlands. Sie ist Schutzpatron
für Unternehmen und Verbraucher und stellt ihren Partnern rund 655 Millionen Daten zu
4 Millionen Unternehmen und 66,2 Millionen Menschen zur Verfügung. Bei 275.000
Anfragen pro Tag entsteht somit ein enormer volkswirtschaftlicher Nutzen. Zu mehr als
91 Prozent der Personen ist ausschließlich Positives gespeichert. 97,5 Prozent aller
Konsumentenkredite werden ordnungsgemäß zurückgezahlt. Diese hohe Quote blieb
in den letzten zehn Jahren konstant, obwohl die Zahl der Kredite in diesem Zeitraum
um 50 Prozent gestiegen ist.
Die SCHUFA ist Wegbereiter für Wirtschaft und Verbraucher gleichermaßen: Seit
86 Jahren. Diese Tradition ist für uns das Fundament. Auch in Zeiten des Wandels. Wir
verbinden wirtschaftlichen Erfolg mit gesellschaftlicher Verantwortung. Unser be-
sonderer Dank gilt den Kunden und Mitarbeitern, die 2012 den bisher höchsten Umsatz
in der Geschichte der SCHUFA bewirkt haben!
Dieser Unternehmensbericht soll die vielen Facetten unseres Unternehmens reflektieren.
Wir wünschen Ihnen eine inspirierende Lektüre.
4. 4
WEGBEREITER _
Die Fakten
DER DEUTSCHEN KENNEN DIE SCHUFA
94%
+50%INNERHALB DER VERGANGENEN 10 JAHRE
IST DIE ZAHL DER VERBRAUCHERKREDITE
UM MEHR ALS 50 PROZENT GESTIEGEN
RATENKREDITE LAUFEN DERZEIT
IN DEUTSCHLAND
17,4Mio.
1,5 MIO REGISTRIERTE BENUTZER
www.meineSCHUFA.de
DEUTSCHER E-COMMERCE-UMSATZ
IN MILLIARDEN EURO
29,5
2012
21,9
2009
INTERESSE AN KREDITEN NIMMT
WEITER ZU
(ANFRAGEN VON BANKEN NACH EINER
SCHUFA-AUSKUNFT IN 1.000)
2012
19.432
2010
16.827
2011
18.407
Quelle: SCHUFA Holding AG, Handelsverband Deutschland
GRÜNDUNGSJAHR DER SCHUFA
*1927
ALLER KONSUMENTENKREDITE WERDEN
ORDNUNGSGEMÄSS ZURÜCKBEZAHLT
97,5%
5. 5
WEGBEREITER _
Die Fakten
Datenbestand
Gespeicherte Informationen zu natürlichen Personen und Unternehmen (Mio.) 655
Natürliche Personen (Mio.) 66,2
Unternehmen (Mio.) 4
Kunden
Anzahl Firmenkunden 8.000
Anzahl Privatkunden (Mio.) 1,5
Produkte und Dienstleistungen
Auskünfte und Nachmeldungen an Firmenkunden (Mio.) 106,6
Auskünfte für Verbraucher (Mio.) 1,6
Geschäftszahlen
Umsatz (in TEUR) 119.943
Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (in TEUR) 24.024
Mitarbeiter (zum 31.12.2012) 700
SCHUFA in Zahlen 2012
6. 6
8
Vom Wandel
26
Auf dem Weg
20
Lebensläufe
30
Hand in Hand
14
Die große Freiheit
WEGBEREITER _
Inhalt
7. 7
Die finanzielle Ausbildung Heranwachsender
ist ein Schwerpunkt des gesellschaftlichen
Engagements. Die neue Bildungsinitiative
„WirtschaftsWerkstatt“ will ihnen ökonomische
Kompetenz vermitteln.
auf dem weg
S. 26–29
700 Frauen und Männer aus 17 Nationen
bilden das Fundament der führenden Auskunftei
Deutschlands. Viele sind nicht nur beruflich
engagiert. Einige von ihnen stellen sich vor.
lebensläufe
S. 20–25
wegbereiter _
Inhalt
SCHUFA-Vorstandsvorsitzender Dr. Michael
Freytag und Museumsdirektor Dr. Alexander Klar
im Gespräch über Kunst als Quelle der Inspiration
und als Spiegel der Gesellschaft.
Vom Wandel
S. 8–13
Sehr junge und ältere Menschen haben viel
gemeinsam – sie spielen die Hauptrolle beim
demografischen Wandel. Aktuelle Studien der
SCHUFA liefern neue Denkansätze.
DIE grosse freiheit
S. 14–19
Die SCHUFA leistet seit Jahrzehnten Hilfe in
Entwicklungs- und Schwellenländern. Durch
ihr Know-how wird Kreditwirtschaft für
Verbraucher möglich.
hand in hand
S. 30–35
Zahlen sprechen Bände. Wissenswerte Daten
aus der Welt der SCHUFA, deren Name
für „Schutzgemeinschaft für allgemeine
Kreditsicherung“ steht.
die fakten
S. 4–5
8. Sie arbeiten in verschiedenen Welten: Der eine ist SCHUFA-
Vorstandsvorsitzender, der andere Museumsdirektor. Gemeinsam
ist ihnen die Liebe zur Kunst. Kunst als unerschöpfliche Quelle der
Inspiration und als Spiegel der Gesellschaft. Gedankenaustausch
zwischen Dr. Michael Freytag und Dr. Alexander Klar.
VOM
WANDEL
FOTOGRAFIE_ Marcus Pietrek
8
10. 10
wegbereiter _
Vom Wandel
Große gesellschaftliche Veränderungen bestimmen unsere
Gegenwart und noch mehr die Zukunft. Zunehmende Komple-
xität und Digitalisierung, Informationsfülle, interkulturelles
Zusammenleben und herausfordernder Berufsalltag ... Welche
Bedeutung hat angesichts dieser Themen die Kunst? Welchen
Stellenwert kann sie in unserer immer schnelllebigeren Zeit für
die Gesellschaft und für den Einzelnen haben? Fragen, die
auch den SCHUFA-Vorsitzenden und Kunstliebhaber Dr. Michael
Freytag und Kunsthistoriker Dr. Alexander Klar, Direktor des
Museums Wiesbaden, beschäftigen. Sie trafen sich in den Räu-
men der hessischen Kunstsammlung, die Gemälde, Skulptu-
ren, Objekte, Installationen und Arbeiten auf Papier aus der Zeit
vom 12. bis 21. Jahrhundert vereint, zu einem Gespräch über
Kunst und die Welt, die Welt der Kunst und die Welt, in der
sie leben. Dabei besuchten sie den Saal mit den berühmten
„Cubes“ des Donald Clarence Judd (1928 –1994). Der US-
amerikanische Maler, Bildhauer und Architekt Donald Judd ist
einer der Hauptvertreter des Minimalismus, der sich Mitte der
1960er Jahre in New York entwickelte. Er war einer der ersten,
der in seinen freistehenden oder freihängenden Objekten Malerei
und Skulptur verschmolz.
dr. michael freytag_ Eine fantastische Ausstellung.
dr. alexander klar_ Ja, wir sind stolz, Judd hier zeigen zu können.
Dieser Raum ist wie für ihn geschaffen. Wie fühlen Sie sich?
dr. michael freytag_ Sehr gut. Kunst steigert das Wohlbe-
finden. Kunst ist ein Fenster zur Seele. Daraus beziehe ich Kraft
und Kreativität. Vor allem Farben und Formen inspirieren mich,
weil sie so gar nichts mit Daten und Zahlen zu tun haben, die
sonst meinen Alltag bestimmen. Moderne Kunst wirkt auf mich
entspannend. Ich bin fest davon überzeugt, dass Menschen nur
richtig gut und erfolgreich in ihrer Arbeit sein können, wenn
sie solch einen Ausgleich finden, der die Konzentration auf sich
zieht. Das kann auch Musik sein oder Sport oder ein erfüllen-
des Hobby. Unser Leben ist heute stark von Technik und einer
immerwährenden Informationsflut beeinflusst, dem muss man
einen Moment der Ruhe entgegenstellen. Bei mir ist es die
Kunst. Sie können sich glücklich schätzen, sich hauptberuflich
damit zu beschäftigen.
dr. alexander klar_ Oh ja, ich bin da in einer privilegierten
Position. Auch für Kunsthistoriker ist es nicht selbstverständlich,
tatsächlich in einer Kunstsammlung zu landen. Aber glauben
Sie mir, ich habe auch sehr viel mit Zahlen zu tun. Ein großes
Museum wie dieses ist schließlich ein Wirtschaftsunternehmen.
Die kostbaren Ausstellungen und der Kauf neuer Werke wollen
finanziert sein, die Besucherzahlen müssen stimmen. Wir haben
seit einiger Zeit zweimal in der Woche abends bis 20 Uhr ge-
öffnet, um neue Zielgruppen zu erschließen. Dies ist ein Service,
den ich bieten möchte, um auch Menschen zu erreichen, die
vielleicht bislang wenig mit einem Museum dieser Art zu tun
hatten und sich abends ungezwungen umsehen möchten. Der
Besuch soll ein Erlebnis sein.
dr. michael freytag_ Das ist genau das, was ich meine. Wer
sich auf Kunst einlässt und sich wirklich in ein Werk vertieft,
die Farben und Formen auf sich wirken lässt, erlebt etwas. Kunst
ist Emotion, setzt Empfindungen und Gedanken frei. Auch in
der Finanzbranche arbeiten erfolgreich Kunsthistoriker, obwohl
sie eigentlich einen ganz anderen akademischen Background
haben. Aber das Zahlenwerk ist Handwerk, das kann man sich
aneignen. Dafür bringen diese Mitarbeiter wichtige Fähigkeiten
wie Intuition und Einfühlungsvermögen mit, das ist zum Beispiel
im Umgang mit Kunden und in der Kommunikation entschei-
dend. Kunst ist auch Kommunikation, es entsteht ja gewisser-
maßen ein Dialog zwischen dem Betrachter und dem Werk.
Das kann man aber nur erfahren, wenn es reale Kunst ist. Wir
befinden uns in einer Zeit, in der wir alles virtuell aus dem Inter-
net auf den Bildschirm holen können. Aber nur erlebte Kunst ist
wirklich authentisch. Ich bin sicher, dass auch die Kunstsamm-
lung der SCHUFA positiv und inspirierend auf den Arbeitsalltag
unserer Mitarbeiter einwirkt.
11. 11
WEGBEREITER _
Vom Wandel
Kunsthistoriker Dr. Alexander Klar prägt seit November 2010 das
Ausstellungskonzept des Museums Wiesbaden.
»Ich möchte, dass Kunst weniger
mit dem Kopf und mehr mit dem
Gefühl erlebt wird. Kunst soll
Bereicherung des Lebens sein.«
DR. ALEXANDER KLAR, Direktor des Museums Wiesbaden
12. 12
WEGBEREITER _
Vom Wandel
Zeitgenössische Malerei: Dr. Alexander Klar und Dr. Michael Freytag zwischen zwei Werken von Friedrich Vordemberge-Gildewart (1899–1962).
Links die „Komposition 133“ von 1942 und rechts die „Komposition 151“ von 1945/46.
DR. MICHAEL FREYTAG, SCHUFA-Vorstandsvorsitzender
»Kunst ist ein Fenster zur Seele.
Daraus beziehe ich Kraft und
Kreativität. Vor allem Farben und
Formen inspirieren mich, weil
sie so gar nichts mit Daten und
Zahlen zu tun haben, die sonst
meinen Alltag bestimmen.«
13. 13
WEGBEREITER _
Vom Wandel
Seit 2006 gibt es das Samm-
lungskonzept FARBRAUM-
WELTEN im SCHUFA Unterneh-
menssitz in Wiesbaden. Es soll
zentrale Aspekte der Firmenphi-
losophie wie Transparenz und
Offenheit widerspiegeln. Gleich-
zeitig wird es als kommunikative
Herausforderung verstanden. Die
Kunstsammlung umfasst 25 Werke zeitgenössischer Künstler, die sich intensiv
mit Farbe, Form, Licht und Raum beschäftigen. Das umfangreichste Kunst-
werk ist von der international renommierten Künstlerin Katharina Grosse, die
die Wände des fünfstöckigen Treppenhauses mit Sprühfarbe (Foto) gestal-
tete. Eine liegende Plastik aus Kunstharzscheiben schuf der Nürnberger
Harald Pompl. Zudem sind Wandobjekte aus geschichteten Paraffinen und
Wachsen von Bim Koehler zu sehen und eine weitläufige Wandarbeit
des französischen Künstlers Daniel Buren, der den bedeutenden Kunstpreis
„Praemium Imperiale“ erhielt. Objekte aus fluoreszierendem Acrylglas kre-
ierte die Kölnerin Regine Schumann, und die Künstlerin Alexandra Deutsch
aus Wiesbaden fertigte farbenprächtige Wandobjekte aus handgeschöpftem
Papier. Einmal im Jahr können externe Besucher die Sammlung besichtigen.
MODERNE KUNST HAUTNAH
DR. ALEXANDER KLAR_ Dem habe ich nichts hinzuzufügen.
Aber nicht jeder ist so aufgeschlossen wie Sie. Gerade bei der
zeitgenössischen Kunst beobachte ich immer wieder ein
Phänomen, das mir – verzeihen Sie das Stereotyp – sehr deutsch
erscheint: Kunst als Bildungsveranstaltung, die man durch-
dringen muss, verstehen will. Das Gegenteil habe ich bei südeuro-
päischen und angelsächsischen Ausstellungsbesuchern erlebt.
Sie gehen unbedarft und neugierig heran, ohne vor Respekt zu
erstarren und sich die Frage zu stellen, was der Künstler sagen
will, was das Werk bedeutet. Wichtiger ist mir, eine Hilfestellung
zum genauen Hinsehen zu bieten und zum Dialog.
D R . M I C H A E L F R E Y TA G _ Das möchten wir auch mit unserer
Unternehmenssammlung erreichen – die Menschen ins Ge-
spräch bringen. Allein die Vorstellung, dass ein Maler diesen
Strich an diese Stelle gesetzt hat, und man steht jetzt davor...
DR. ALEXANDER KLAR_ Sie beschreiben das sehr schön. Das will
ich gern vermitteln, dass Kunst immer in ihrer Zeit zeitgenös-
sisch ist. Die aus unserer Sicht alten Meister waren zu Lebzeiten
selbst Zeitgenossen. Aber in dem Moment, da der Künstler
etwas erschafft, ist es schon Geschichte. Zeitgenössische Kunst
bedeutet nicht, dass die Werke gestern oder letztes Jahr ent-
standen sind, sie bedeutet, dass sie in der Gegenwart des Be-
trachters bedeutsam ist. Ich meine, das drücken die Exponate
im Unternehmensgebäude der SCHUFA erfreulich deutlich aus.
DR. MICHAEL FREYTAG_ Wir wählen unsere Kunstwerke auch
konsequent passend zur Philosophie unseres Unternehmens
aus, die auf Offenheit und Transparenz basiert. Die Sammlung
soll unser zentrales Leitbild transportieren, das heißt „Vertrau-
en schaffen“. Offensichtlich sind wir auf dem richtigen Weg:
Seit 2010 ist die Zahl unserer Privatkunden um 50 Prozent auf
1,5 Millionen gestiegen. Die SCHUFA versteht sich als Mittler
zwischen Wirtschaft und Verbrauchern.
DR. ALEXANDER KLAR_ Ist es in der Öffentlichkeit denn
fest verankert, dass sich die SCHUFA auch um Privatpersonen
kümmert?
DR. MICHAEL FREYTAG_ Uns kennen 94 Prozent der Deutschen.
Aber noch weiß nicht jeder, dass wir nichts verhindern, sondern
im Gegenteil, vieles ermöglichen. Wussten Sie, dass zu mehr als
91 Prozent der Personen ausschließlich positive Informationen
zu vertragsgemäßem Zahlungsverhalten vorliegen? Eine SCHUFA-
Auskunft trägt also in fast allen Fällen dazu bei, dass ein Kredit
vergeben werden kann und somit eine wirtschaftliche Beziehung
entsteht. Unsere Arbeit kann man nur nicht sehen. Das ge-
schieht ja im Hintergrund innerhalb von Sekunden, dass beispiels-
weise ein Mobilfunkvertrag abgeschlossen werden kann oder
jemand etwas im Online-Versand bestellt. Wir werden künftig
weitere Produkte entwickeln, die Vertrauen schaffen, die
das Leben sicherer machen, die dem Verbraucher ökonomische
Sicherheit geben.
DR. ALEXANDER KLAR_ Auch im Museumsbetrieb wird heute
der Besucher mehr als Verbraucher betrachtet, dem wir etwas
bieten wollen. Das fängt bei der Raumgestaltung an, beinhal-
tet gastronomischen Service und reicht bis zu Angeboten für
Kinder oder Senioren. Mir ist wichtig, dass der Aufenthalt in
einem Kunstmuseum als ein sinnliches, inspirierendes Erlebnis
erfahren wird, dass es so nirgendwo anders gibt. Ich wünsche
mir, dass Kunst weniger mit dem Kopf und mehr mit dem Ge-
fühl erlebt wird. Kunst soll Bereicherung des Lebens sein.
14. 14
FOTOGRAFIE_ Justin Pumfrey, Fuse
Was haben sehr junge und ältere Menschen gemeinsam?
Sie sind unsere Zukunft. Als Konsumenten wünschen sie
sich Qualität und Nachhaltigkeit. Sie spielen die Hauptrolle
beim demografischen Wandel. Aktuelle Studien der
SCHUFA liefern neue Denkansätze.
DIE GROSSE
FREIHEIT
16. 16
Der demographische Wandel wird spürbar. Früh morgens flitzen
Flotten mobiler Altenpfleger durch die Straßen, Begriffe wie
‚Generation 60plus‘ oder ‚Silver Ager‘ lösen das Wort Senioren ab,
es entsteht ein 50plus-Markt mit neuen Produkten und Services,
die Münchner Messe „Die 66“ verzeichnete im Frühjahr 2013
Besucherrekord und expandiert nach Leipzig. Realität gewor-
dene Statistik: Die Lebenserwartung ist in den letzten 50 Jahren
um elf Jahre gestiegen. Frauen werden heute durchschnittlich
83 Jahre alt, Männer 78.
Da die Geburtenzahlen weiter sinken, sehen Pessimisten schwarz
für die Zukunft der Deutschen. Viele sehen das anders, denn
der demografische Wandel ist die Chance unserer Gesellschaft
zur Erneuerung. Seine Gestaltung wird aber nur gelingen, wenn
alle staatlichen Ebenen, Wirtschaft, Politik, Sozialpartner und wei-
tere gesellschaftliche Akteure zusammenwirken.
Wegen der wichtigen gesellschaftlichen Bedeutung hat die SCHUFA
2012 den demographischen Wandel zum Thema ihrer jährlichen
Studie „SCHUFA Kredit-Kompass“ gemacht und eine große Dis-
kussionsveranstaltung initiiert. Den Kredit-Kompass veröffentlicht
die SCHUFA jedes Jahr und beauftragt regelmäßig die Gesell-
schaft für Konsumforschung (GfK), Umfragen dazu durchzu-
führen. Er präsentiert Fakten und Trends zur Aufnahme von Konsu-
mentenkrediten, leistet einen objektiven Beitrag zur Diskussion
über aktuelle Finanzkultur und Konsumverhalten. Die Ergebnisse
spiegeln aber auch die Stimmungslage der Verbraucher wider.
Das Statistische Bundesamt prognostiziert, dass Deutschlands
Bevölkerung bis zum Jahr 2060 um bis zu 17 Millionen Men-
schen zurückgehen kann. 2030 werden bereits fast 37 Prozent
60 Jahre und älter sein, 2060 sogar mehr als 40 Prozent (2010
26,3 Prozent). Entscheidend dabei ist, dass diese Alten anders
sind als bisherige Generationen. Sie fühlen sich jünger, aktiver
und sind es: Der Gesundheitszustand 70-Jähriger entspricht dem
der 63-Jährigen von vor 30 Jahren. Die Erwartungen der 55-
bis 70-Jährigen hinsichtlich des eigenen Alterns sind erstaunlich
optimistisch. Mehr als 80 Prozent glauben nicht, im Alter einsam
zu sein. Die Familie gibt Sicherheit.
DAS BILD VOM ALTER WIRD SICH ÄNDERN
Das unterscheidet sie von ihren Enkeln. „Familiengründung ist
heute eine Option, nicht der Regelfall, die Monopolstellung der
traditionellen Familie verschwindet“, sagt Professor Norbert F.
Schneider, Direktor des Bundesinstituts für Bevölkerungsfor-
schung in Wiesbaden. „Menschen werden heute nicht mehr
selbstverständlich Eltern, sondern sie müssen sich bewusst dazu
entschließen – und viele tun es nicht.“ Hinzu komme ein Sozial-
struktureffekt. „Sich sehr spät für Nachwuchs zu entscheiden,
führt zunehmend zu unfreiwilliger Kinderlosigkeit.“ Das be-
deute, dass die Zahl älterer Menschen, die keine Kinder und
keinen Partner haben, rasch steigen werde. Außerdem fehlen
die vielen erwerbstätigen Frauen in der Angehörigenpflege. „Es
muss neue Modelle für die Altenbetreuung geben“, so der Be-
völkerungsforscher. Ihm ist wichtig, dass sich unser Bild vom
26,3%
2010
36,8%
2030
40,5%
2060Anteil der deutschen Bevölkerung im Alter von
60 und mehr Jahren. Ab 2030 Schätzwerte der
12. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung
des Statistischen Bundesamts.
Quelle: GfK 2011/2013
Die Generation 60plus wächst
WEGBEREITER _
Die große Freiheit
17. 17
Alter ändert. Noch orientiere sich unser Gesellschaftsmodell an
einem dreiteiligen Lebenslauf: Ausbildungsphase, Aktivitätsphase
und Ruhestand. Obwohl es sich um oft gesunde, ökonomisch gut
gestellte, sehr leistungsbereite Menschen handele, „folgt unsere
Gesellschaft nach wie vor dem alten Muster, Alter heiße Rück-
zug und Ausgliederung“, so der Soziologe. Er definiert ein drittes
Alter zwischen 60 und 75 Jahren für den Ruhestandsbeginn, ein
viertes zwischen 75 und 85 Jahren, wo die Einen noch sehr fit, die
Anderen schon sehr eingeschränkt sein können, sowie ein fünftes
Alter jenseits von 85. „Ein neues Altersbild würde einen flexiblen,
individuellen Ruhestandsbeginn erlauben.“ Wer sich mit 70 noch
fit fühlt, möchte vielleicht noch zehn Stunden pro Woche arbeiten,
was das derzeitige Rentensystem nicht vorsieht.
Eins steht fest: Alte sind die einzige wachsende Kundengruppe
der nächsten Jahre. „Die Seniorenwirtschaft boomt“, sagt
Professor Dr. Gerhard Naegele, Direktor des Instituts für Ge-
rontologie (Wissenschaft vom Altern) an der TU Dortmund.
Zur Seniorenwirtschaft gehören nicht nur Gesundheits- und
Sozialwirtschaft, sondern auch Dienstleistungen, die zur Er-
höhung der Lebensqualität beitragen wie Kultur, Bildung, Frei-
zeit, Tourismus, Sport, Wellness, Technik, die selbstständige
Lebensführung ermöglicht, und altersbezogene Finanzdienstleis-
tungen. Ihr Geld investieren 55- bis 70-Jährige in Reisen und
alle Facetten des Wohnens und des Gartens. Seit der Finanzkri-
se 2009 ist eine Rückbesinnung auf die „eigenen vier Wände“
zu beobachten: Einerseits ist der Konsum von Luxus- und Premi-
umartikeln wie Champagner oder hochwertigen Lebensmitteln
enorm gestiegen. Andererseits haben Investitionen in Renovie-
rung und Verschönerung des Zuhauses deutlich zugenommen.
Das zeigt die Zahl aufgenommener Kredite. Der Anteil der
Personen mit Kredit bei den 60- bis 64-Jährigen erhöhte sich
von 10,9 Prozent im Jahr 2002 auf 15,7 Prozent 2012. Bei
den über 74-Jährigen verdoppelte sich der Anteil im gleichen
Zeitraum. Der Bedarf an Kreditfinanzierungen wird in der
Generation 60plus weiter wachsen. Für Neuwagen zum Beispiel,
für energetische Sanierungen des Eigenheims und für Umbau-
maßnahmen zum altersgerechten Wohnen.
Während Heranwachsende, die so genannten Digital Natives,
bevorzugt im Internet kaufen und sich in Communities infor-
Der neue Trend zur Nachhaltigkeit
In Prozent.
60 Jahre und älter
15 bis 24 Jahre
ANSPRUCHSVOLL
GENIESSEN
2006 2011
33
34
38
FRISCHE-ORIENTIERUNG
2006 2011
35
42
2006 2011
PRO DEUTSCHE
PRODUKTE
36
57
2006 2011
CONVENIENCE-
ORIENTIERUNG
48
42
33
Quelle: GfK 2011/2013 NATURBELASSENHEIT
2006 2011
18
41
13
24
26
»Stand Jugend früher für eine Zeit
der Befreiung von Zwängen, über-
wiegt heute der Wunsch nach
Befreiung von Entscheidung und
das Bedürfnis nach Authentizität.«
KARSTEN JOHN, Division Manager Finanzmarktforschung
bei der GfK SE
WEGBEREITER _
Die große Freiheit
18. 18
mieren, schätzen Ältere die persönliche Beratung. Trotzdem hat
E-Commerce die Großeltern erreicht. 54 Prozent der 60- bis
64-Jährigen nutzen das Internet zumindest gelegentlich zum
Einkaufen. Zwar fehlen dort direkter Dialog und emotionales
Einkaufserlebnis. Dafür ist der Kauf im Netz bequemer. Web-
Anbieter werden sich in Angebot und Ansprache auf diese
neuen Konsumenten einstellen müssen. Sie nutzen moderne
Medien, ohne ihre Überzeugung über Bord zu werfen: Erhalt
des Bewährten. Schließlich waren sie es, die als junge Familien
die ersten „Ölkrisen“ mit autofreien Sonntagen in den Sieb-
ziger Jahren und die Geburtsstunde der Umweltschutzbe-
wegung in den Achtzigern erlebten. Diese Generation han-
delte oft schon nachhaltig, als es das Wort noch nicht in aller
Munde gab.„Dies äußert sich im Wunsch nach frischen Bio-
Lebensmitteln, vertrauensvollen Produkten aus der Region und
auch Vertrauen in das Unternehmen, bei dem sie kaufen“, so
Karsten John, Division Manager Finanzmarktforschung bei der
GfK SE.
Darin ist die ältere Generation der jungen ganz nah. Wobei die
Gründe unterschiedlich sind, wie die Ergebnisse der GfK-Studie
im Rahmen des SCHUFA Kredit-Kompasses 2013 zeigen. Viele
Jugendliche und junge Erwachsene empfinden ihr Leben als
anstrengend. „Wer sich permanent flexibel zeigen und Selbst-
vermarktung als zentrale Fähigkeit für beruflichen Erfolg mit-
bringen muss, braucht Ausgleich im Privatleben“, erklärt John.
„Doch durch Social Media wird auch das Private zur offenen
Bühne, auf der man sich darstellen und mitspielen muss.“
Stand Jugend früher für eine Zeit der Befreiung von Zwängen,
„überwiegen heute der Wunsch nach Befreiung von ständiger
Entscheidung und das Bedürfnis nach Authentizität.“ Das zeige
sich bereits im Kaufverhalten: „Die Jungen geben gesunden,
natürlichen und regionalen Alltagsprodukten den Vorzug und
orientieren sich stärker an der Qualität als am Preis.“ So sind
die Ausgaben für Bioprodukte in der Zielgruppe der 15- bis 24-
Jährigen in den vergangenen fünf Jahren um 60 Prozent gestie-
gen und jene für Naturkosmetik um 22 Prozent.
DIE ZUKUNFT SIND GENERATIONENTANDEMS
Was die über 60-Jährigen auszeichnet, ist ihre Gelassenheit.
„Sie nehmen äußere Zwänge weniger wichtig, verfügen über
viel Wissen und haben ihr Selbstbild präzisiert“, sagt Professor
Andreas Kruse, Direktor des Instituts für Gerontologie an der
Universität Heidelberg. Diese Generation besitze einen reichen
Erfahrungsschatz, hat viel erlebt und sich erarbeitet.„Damit
verfügt sie über ein großes Potential an Fähigkeiten, das bislang
von Gesellschaft und Politik vernachlässigt wurde.“ Erste
positive Ansätze sieht Kruse: Angesichts steigenden Fachkräfte-
mangels beginnen Unternehmen, ältere Mitarbeiter für Spe-
zialaufgaben aus dem Ruhestand zurück zu holen. „Dort trifft
in Generationentandems die Innovationsfähigkeit der Jüngeren
auf den Wissensfundus der Älteren“, so Gerontologe Kruse. „Wenn
es gelingt, diese beiden Aspekte zusammenzuführen, kann der
demografische Wandel eine bemerkenswerte Chance bedeuten.“
Wir haben die große Freiheit, diese Chance zu nutzen.
Die neue Generation 60plus fühlt sich jung, ist aktiv und komsumfreudig.
WEGBEREITER _
Die große Freiheit
»Die Monopolstellung der traditionellen
Familie verschwindet. Menschen werden
heute nicht mehr selbstverständlich
Eltern, sondern müssen sich bewusst dazu
entschließen – und viele tun es nicht.
Daher muss es neue Modelle für die Alten-
betreuung geben.«
PROFESSOR DR. NORBERT F. SCHNEIDER, Direktor des Bundesinstituts für
Bevölkerungsforschung in Wiesbaden
19. 19
Wofür Ältere Kredite aufnehmen
60 Jahre und älter. In Prozent.
RENOVIERUNG, UMZUG
3%
GEBRAUCHTWAGEN
20%
13%
UNTERHALTUNGSELEKTRONIK
AUSGLEICH DES
DISPOSITIONSKREDITS
7%
BEKLEIDUNG, SCHMUCK
7%
MÖBEL, KÜCHEN
7%
10%
HAUSHALTSGERÄTE
NEUWAGEN
53%
Quelle: GfK Finanzmarktpanel 2011.
Die Kaufkraft
älterer Konsumenten
In Milliarden Euro.
Quelle: Technische Universität Dortmund
3162007
4132030
WEGBEREITER _
Die große Freiheit
20. 20
700 Frauen und Männer aus 17 Nationen arbeiten bei der
SCHUFA in ganz unterschiedlichen Berufen. Zentrale Werte
innerhalb der Unternehmenskultur heißen Teamgeist und
Engagement. Nicht nur beruflich, sondern auch privat.
Lernen Sie SCHUFA-Mitarbeiter kennen.
LEBENSLÄUFE
FOTOGRAFIE_ M. Haslauer, T. Arendt, S. Freund
21. 21
DIE ENTDECKERIN
Mi-Hae Kim liebt es, sich in der Natur zu bewegen. Sie geht lange spazieren und läuft regelmäßig, manchmal
mit den Kollegen direkt nach der Arbeit, schwimmt, macht Fitnessübungen. „Ich verfolge einen ganzheitli-
chen Ansatz“, sagt sie, „um meine Leistungsfähigkeit zu erhalten.“ Es geht ihr nicht um Erfolge, sondern um
„Beweglichkeit für Leib und Seele“, so die Diplom-Psychologin, die seit 2006 bei der SCHUFA arbeitet.
Zunächst startete die gebürtige Leverkusenerin koreanischer Abstammung als Referentin im Personalwesen,
wurde Abteilungsleiterin und ist heute Human Resources Consultant. „Ich habe eine der schönsten Aufgaben“,
ist sie überzeugt. Weil es erfüllend sei, bei der Gewinnung neuer Mitarbeiter von Anfang an dabei zu sein und
diese dann auf ihrem Karriereweg zu begleiten. Trockene Begriffe wie ‚Potenzialanalyse‘ und ‚Personalplatzierung‘
füllt Mi-Hae Kim mit Leben. „Das ist eine abwechslungsreiche, verantwortungsvolle Aufgabe, die mir viel Frei-
raum lässt.“ Die Auswahl und Qualifikation eines potentiellen Kollegen sei nur eine Seite. „Teamintegrität ist
ebenso wichtig, es muss passen.“ Hin und wieder hält sie Vorträge bei Absolventenkongressen, um Interesse
an der SCHUFA als attraktivem Arbeitgeber zu wecken. Die jungen Akademiker staunen dann, „welche vitalen
Geister bei uns arbeiten.“
22. 22
DER TEAMSCHMIED
Seit 2009 besitzt die SCHUFA ein Drachenboot und Philipp Wahle (stehend)
ist der Team-Kapitän. Er führte den Drachenbootsport ein, trainiert die
Crew in Kondition, Kraft und Technik und versucht, die verschiedenen Per-
sönlichkeiten in Gleichtakt zu bringen. 20 Leute paddeln gleichzeitig in
dem zwölf Meter langen Drachenboot, „das erfordert Harmonie und Rück-
sicht.“ Wahle selbst ist ambitionierter Drachenbootsportler und führt das
SCHUFA-Team – darunter auch Vorstandsmitglieder – zweimal im Jahr zu
Wettrennen. Was an dem Trendsport fasziniert? „Das Naturerlebnis, das
Gemeinschaftliche, sich auszupowern, den Kopf freizukriegen, durchzuhal-
ten“, meint Wahle. Bei Managern beobachte er, „wie sie es genießen, mal
die Verantwortung abzugeben.“ Beruflich ist der Vater zweier Kinder ty-
pischer Quereinsteiger. Eigentlich Bildhauer, drückte er erneut die Schulbank
und schloss eine Ausbildung zum System- und Netzwerkadministrator ab.
Heute ist er als fachlicher Anbindungsmanager im Technischen Vertragspart-
ner Support tätig. Er berät neue und bestehende Vertragspartner technisch
und inhaltlich, die an das SCHUFA-System angebunden werden wollen.
DIE VIELSEITIGE
Anna Herbel stand vor der Wahl – Abitur oder Ausbildung. Sie
entschied sich für den Mittelweg. Das Fachabitur durch eine
Ausbildung zur Bürokauffrau – in der ersten Azubigeneration
der SCHUFA. „Eine kluge Entscheidung“, sagt sie heute. Sie
konnte Einblick in alle Abteilungen erhalten und ihre Aufgaben
mitgestalten. „Ich hatte viel Freiheit, um mich persönlich
weiterzuentwickeln und beruflich zu entfalten.“ Noch vor der
Abschlussprüfung wurde sie Assistentin im Vertragspartner
Servicemanagement, spezialisierte sich im Vertrieb auf das Online-
Marketing und absolvierte ein berufsbegleitendes Studium.
Heute, acht Jahre später, arbeitet sie als Referentin im Marketing.
„Das war oft kräftezehrend, aber ich konnte immer auf die
Unterstützung meiner Kollegen und Vorgesetzten vertrauen“,
erzählt Anna Herbel. Ihre Passion ist ihr Hobby. Seit sie zwölf
ist, tanzt sie in der Großen Garde des Niederwallufer Carneval
Vereins, ihrem Heimatort im Rheingau, jene Formationstänze,
die spezielle Tanzschritte mit akrobatischen Elementen vereinen.
Als Vorstandsmitglied des Vereins lässt sie ihr Wissen rund um
Kommunikation und Marketing einfließen und ist für die Öffent-
lichkeitsarbeit zuständig. Da bleibt besonders in den Faschings-
monaten kaum mehr eine ruhige Minute. „Das macht mir Spaß,
da steckt mein Herz drin.“ Das ehrenamtliche Engagement
bedeutet ihr viel. „Gemeinsam mit anderen etwas zu schaffen,
das macht mich zufrieden.“
WEGBEREITER _
Lebensläufe
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DER DYNAMISCHE
Vierter der Amateur-Weltrangliste in den lateinamerikanischen Tänzen, sechsmal in Folge Landesmeister
Rheinland-Pfalz in der Königsdisziplin Zehn-Tänze und im Semifinale der Weltmeisterschaft – die aktuelle sportliche
Bilanz Christoph Rummels ist beeindruckend. Vor allem deshalb, weil der Senior Account Manager Genossen-
schaftsbanken Vertrieb im Außendienst für die SCHUFA arbeitet. Vier von fünf Tagen pro Woche ist er zwischen
Flensburg und Rosenheim unterwegs, einmal im Monat geht’s in die Firmenzentrale. Die drei bis vier wöchent-
lichen Trainingseinheiten mit seiner Tanzpartnerin Jutta Wießmann „sind der perfekte Ausgleich, da kann ich mich
auspowern und abschalten.“ Christoph Rummel tanzt seit Teenagertagen, pausierte allerdings zwölf Jahre, um
sich zum Bankkaufmann und Betriebswirt aus- und weiterbilden zu lassen und die Karriere zu starten. Als „Senior“
stieg er dann wieder in den Turniersport ein, Spaß und Ehrgeiz kamen zurück. „Wer tanzt, muss selbstbewusst,
extrovertiert und kommunikativ sein“, sagt er. „Genau das, was ich für meine Arbeit brauche.“ Rummel betreut die
Bestandskunden, betreibt Neukundengeschäft von der Beratung über Verkauf der Produkte, Implementierung und
Hilfestellung. „Das ist fantastisch abwechslungsreich“, sagt er auch noch nach zwölf SCHUFA-Jahren.
WEGBEREITER _
Lebensläufe
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DIE MOBILE
Svenja Wortmann war noch in der Elternzeit, als sie der Anruf von SCHUFA-Vorstand Holger Severitt
erreichte. Ob sie Abteilungsleiterin des Verbraucherservicezentrums in Hannover werden möchte. Eigentlich
wollte sie nicht gleich in Vollzeit zurückkehren. Doch heute ist die Juristin die Chefin von 68 Mitarbeitern.
Seither pendelt sie zwischen Hannover, Wiesbaden und ihrem Wohnort nahe Osnabrück. „Alles muss gut
organisiert sein“, so Svenja Wortmann, die 2006 bei der SCHUFA einstieg. Großeltern, Ehemann und Tages-
mutter kümmern sich um den Kleinen, notfalls arbeitet Mama im Home-Office. Ihr großes Team widmet
sich allen Verbraucherfragen, „meistens können wir helfen.“ Auf ihre Führungsrolle wurde Svenja Wortmann
vorbereitet, ihre kommunikative Art und Entscheidungsfreude brachte sie mit. Ja, ihr Leben sei anstrengend,
„aber ich habe viel Energie.“ Ein langer Heimweg habe auch Vorteile: „Zuhause angekommen, ist der
Tag schon verarbeitet und ich bin ganz da“, beschreibt sie. „Wir nutzen unsere wenige gemeinsame Zeit
intensiv.“ Sie habe gelernt, privat ihren Perfektionismus zu verabschieden: „Dreijährige Geburtstagsgäste
stört es nicht, wenn der Kuchen mal nicht selbstgebacken ist.“
WEGBEREITER _
Lebensläufe
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DIE AUSGLEICHENDE
Ihre Arbeit erfordert Geduld und Sorgfalt. Dr. Annette
Frenzel ist die rechte Hand des Ombudsmanns Prof.
Dr. Winfried Hassemer. Der ehemalige Vizepräsident des
Bundesverfassungsgerichtes ist Ansprechpartner für
Personen, deren Anliegen der SCHUFA-Verbraucherservice
nicht klären konnte. Als Schlichter behebt er Missverständ-
nisse zwischen Unternehmen und Verbrauchern. „Meistens
geht es um den Wunsch, ein Negativmerkmal zu löschen“,
sagt Dr. Annette Frenzel. Die Kunsthistorikerin prüft jeden
Fall anhand der Gesetzeslage und erarbeitet Lösungen.
2012 gab es rund 300 Fälle, zwölfmal ist der SCHUFA ein
Fehler unterlaufen, „was bei 275.000 Anfragen pro Tag
verschwindend wenig ist.“ Kraft und Ruhe findet sie im
Shivananda Yoga, das sie seit zwölf Jahren intensiv übt.
„Yoga stellt die innere Harmonie wieder her.“ Für sie ist
die Bewegungslehre mehr als Körpertraining. „Es ist
eine Lebenseinstellung: die Achtsamkeit mit sich selbst
und anderen, die ich versuche, in den Job einfließen zu
lassen.“
DER ENGAGIERTE
„Das Großartige ist, dass man keine stupiden Aufgaben bekommt, sondern
Verantwortung übernehmen kann und auf Augenhöhe behandelt wird.“
Sven Labenz studiert in Wiesbaden, um Bachelor of Arts Media Manage-
ment zu werden und ist seit zwei Jahren einer der Werkstudenten der
SCHUFA. 20 Stunden pro Woche arbeitet der Mainzer meistens in der Online-
Kommunikation. In seiner freien Zeit ist Sven Labenz Basketballer mit
Leib und Seele. Schon als Schüler war er Leistungssportler und machte mit
15 die erste Trainerlizenz. Heute betreibt er keinen Leistungssport mehr,
ist umso aktiver als Trainer. Er leitet die Basketballsparte des DJK Nieder-Olm
mit 300 Sportlern, trainiert eine Oberliga-Damenmannschaft und ist
Pressesprecher in der zweiten Herren-Bundesliga. Seit Anfang 2013 übt er
mit 18- bis 24-jährigen Insassen der Justizvollzugsanstalt Wiesbaden,
„eine außergewöhnliche Erfahrung.“ Einerseits möchte er seinem Sport,
„dem ich viel verdanke“, etwas zurückgeben, andererseits „ist es doch
wichtig, sich sozial zu engagieren“, so Labenz. „Sport überwindet eben
Grenzen.“
WEGBEREITER _
Lebensläufe
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AUF
DEM WEG
Die finanzielle Ausbildung Heranwachsender ist Schwerpunkt des
gesellschaftlichen Engagements der SCHUFA. Seit Jahren gibt es
Projekte mit Schulen und sozialen Einrichtungen. Sie werden nun
um die Bildungsinitiative WirtschaftsWerkstatt erweitert.
FOTOGRAFIE_ Odilon Dimier, Malte Jaeger
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Einige Jahre nach Gründung der Holding meldeten sich immer
häufiger Lehrer und Schüler bei der SCHUFA und baten um
Unterstützung. Sie suchten nach Informationsmaterial zu Wirt-
schafts- und Finanzthemen, zur Schuldenprävention, aber auch
zur Arbeit der Auskunftei selbst. Der Bedarf nach altersgerech-
tem Unterrichtsmaterial war immens. Kurzerhand entwickelte
die SCHUFA gemeinsam mit Pädagogen das Bildungsprogramm
„SCHUFA macht Schule“. Bisher wurden diese Informations-
pakete 25.000 Mal von Lehrern, Mitarbeitern in Schuldnerbera-
tungen oder kirchlichen Einrichtungen angefordert.
Um diesen Multiplikatoren das umfangreiche Unterrichtsmaterial
zu erläutern, organisierte die SCHUFA zahllose Fortbildungen
und Vorträge. Immer kostenfrei und mit dem engagierten Ziel,
„jungen Menschen eine finanzielle Allgemeinbildung zu ge-
ben, damit sie wirtschaftliche Zusammenhänge verstehen und
Handlungskompetenz als Verbraucher erwerben", so Dr. Astrid
Kasper, Leiterin Public Affairs & CSR.
Erkenntnisse, wie es dem Nachwuchs diesbezüglich geht, liefert
der SCHUFA Kredit-Kompass 2013. Im Mittelpunkt der großen
Studie, für die die SCHUFA seit einigen Jahren die Gesellschaft
für Konsumforschung (GfK) mit Umfragen beauftragt, stehen
Jugendliche und junge Erwachsene. Die Ergebnisse sind erfreu-
lich: „Jugendliche sind sehr diszipliniert, was die Aufnahme
von Krediten betrifft, und die Rückzahlungs-Quote beträgt 96,6
Prozent“, fasst Dr. Astrid Kasper zusammen. Die Analyse belegt,
dass 98,8 Prozent aller 18- und 19-Jährigen eine positive Kredit-
biografie und 82 Prozent noch nie einen Bankkredit aufgenom-
men haben. Die meisten Jugendlichen und jungen Erwachse-
nen kommen mit ihrem Geld aus. Mehr als die Hälfte der
15- bis 24-Jährigen spart sogar regelmäßig. Dennoch sind Geld-
sorgen ein Thema: Knapp 60 Prozent der Befragten kennen
zumindest gelegentliche Engpässe und jeden Zehnten kümmern
manchmal echte Probleme.
Einen deutlichen Wertewandel bei den jungen Menschen
erkennt Karsten John, Division Manager Finanzmarktforschung
bei der GfK. „Es ist eine Generation, die oft sehr konservativ,
sehr seriös, sehr solide ist, aber das eben auch ein bisschen sein
muss, weil sie in einer Welt aufwächst, in der viele Sicherhei-
ten verschwunden sind, die wir Älteren als Jugendliche hatten“,
sagt John und ergänzt: „Die jungen Leute geben ihr Geld
verantwortungsvoll aus.“ Fast 80 Prozent empfinden Schulden
als belastend. Die Gefahr der Überschuldung sei rückläufig.
JUNGE MENSCHEN MÖCHTEN WIRTSCHAFTSKOMPETENZ
Auffällig ist die große Unsicherheit. Nur gut 30 Prozent der
bis 24-Jährigen fühlen sich über Finanzthemen ausreichend infor-
miert, und nur etwa 50 Prozent kümmern sich allein um ihre
Gelddinge. Fast drei Viertel der Jugendlichen meinen, dass „fi-
nanzielle Angelegenheiten so komplex sind, dass man als
normaler Kunde kaum noch versteht, was gut und was schlecht
ist.“ Zumal sich viele Finanzentscheidungen auf die gesamte
Lebensplanung auswirken können. Wer einige Jahre im Ausland
leben und arbeiten oder ein Sabbatical einlegen möchte, tut
sich mit einer unflexiblen Privatrente keinen Gefallen. Ist der
Wechsel in die private Krankenversicherung sinnvoll, wenn man
Wofür junge Menschen Kredite aufnehmen
In Prozent. 15- bis 24-Jährige.
43%TECHNISCHE GERÄTE
13% BEKLEIDUNG, SCHMUCK
11%
AUSBILDUNG,
LEHRE, SCHULE
8%
LEBENSUNTERHALT
FINANZIEREN
26%SONSTIGES
12%
REISEN, URLAUB
8%
AUTOKAUF
Quelle: GfK 2013
WEGBEREITER _
Auf dem Weg
29. 29
später Kinder möchte? Dabei sind Eltern oder Großeltern kaum
kompetente Ratgeber, da sie weniger private Vorsorge treffen
mussten und es das Gros der Finanzprodukte vor 20 Jahren noch
gar nicht gab. „Es ist weitgehend anerkannt, dass die ökono-
mischen Herausforderungen des Lebens seit Jahren beschleunigt
zunehmen, die ökonomische Grundbildung jedoch weit hinter
diesen Anforderungen zurückbleibt“, so Karsten John von der
GfK.
Jugendliche und junge Erwachsene wünschen sich mehr Hilfe
bei Finanzfragen, die sie sich zu Beginn ihres Berufslebens und
beim Erwachsenwerden stellen. Die Hälfte der Jugendlichen
hätte gern das Schulfach Wirtschaft, möglichst konkret und
alltagstauglich gestaltet. Die sehr besonnene und vorsichtige
Einstellung zum eigenen Geld, der Respekt vor der Schulden-
gefahr und die große Neugier auf Wirtschaftsthemen ändern
nichts am Nachholbedarf bei Aufklärung und Information. Er-
schreckt hat beispielsweise Dr. Astrid Kasper, „dass nur sechs
Prozent der Jugendlichen immer die AGBs lesen.“
Deshalb erweitert die SCHUFA jetzt ihr gesellschaftliches En-
gagement mit der bundesweiten Bildungsinitiative „Wirtschafts-
Werkstatt“. Während sich „SCHUFA macht Schule“ an Lehrer
richtet, ist das neue Projekt direkt für Jugendliche und junge
Erwachsene zwischen 15 und 20 Jahren konzipiert. In Zusam-
menarbeit mit der Non-Profit-Organisation „Helliwood media&
education“ werden ein digitales, interaktives Lernsystem und
eine Website mit Social-Media-Elementen aufgebaut. Helliwood
ist Spezialist für Bildung im Zusammenhang mit neuen Medien,
verfügt über langjährige Erfahrung beim Erstellen und Betreuen
innovativer Tools wie beispielsweise ePortfolios. Ein elektroni-
sches Portfolio ist die digitale Form des alten Papierkonzeptes.
Es besteht aus digitalen „Sammelmappen“, mit denen Nutzer
ihren Lernprozess dokumentieren und reflektieren können. Eine
Art Lerntagebuch.
Mit der „WirtschaftsWerkstatt“ will die SCHUFA in den nächsten
drei Jahren Jugendliche und junge Erwachsene bei alltäglichen
Finanzthemen unterstützen, ihnen Sicherheit bei finanziellen Ent-
scheidungen und im Umgang mit persönlichen Daten vermit-
teln. Das beinhaltet auch, Beurteilungsvermögen und Entschei-
dungsfähigkeit, Eigenverantwortung, Folgebewusstsein und
Konfliktfähigkeit zu lernen. Dabei setzt die SCHUFA nach wie
vor auf enge Zusammenarbeit mit Pädagogen. Themenschwer-
punkte sind Kredite und Verträge, Konsumverhalten, Daten-
schutz und Privatsphäre. Getragen werden alle Projekte von
dem Anliegen, junge Menschen auf ihrem Weg zu finanzieller
Kompetenz zu begleiten.
Die unabhängige Bildungsinitiative COE wird von mehr als 100 Förderern
und Partnern aus Unternehmen, Institutionen, Stiftungen, Verbänden,
Hochschulen, Forschungseinrichtungen und Schulen aus sieben europä-
ischen Ländern getragen. Sie führt regionale Projekte in Deutschland,
Ungarn und Polen durch. Ziel ist es, Nachwuchstalente in der Ausbildung,
bei der Berufs- und Karriereplanung systematisch zu unterstützen. Seit
Gründung 2005 hat COE rund 720 Unternehmensstipendien vergeben.
Die SCHUFA ist Platinpartner und unterstützt beispielsweise das Projekt
Zukunft MINT. Dessen Ziel ist, Heranwachsende für die MINT-Fächer Mathe-
matik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik zu begeistern und
berufliche Perspektiven aufzuzeigen. Teilnehmer werden fünf Jahre intensiv
von der neunten Jahrgangsstufe in der Schule bis zum Ende ihres Studi-
ums begleitet. Explizit sollen auch begabte, wirtschaftlich benachteiligte
Schülerinnen und Schüler oder jene mit Migrationshintergrund gefördert
werden. Die SCHUFA pflegt eine Patenschaft mit 20 Wiesbadener Schülern.
Viele Jugendliche fühlen sich bei Wirtschaftsthemen alleingelassen.
C AMPUS OF EXCELLENCE – DIE TALENTSCHMIEDE
WEGBEREITER _
Auf dem Weg
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Was die Wenigsten wissen: Die SCHUFA leistet seit Jahrzehnten
wertvolle Hilfe in Entwicklungs- und Schwellenländern. Indem sie
ihr Know-how weitergibt und Kreditwirtschaft für Privatpersonen
ermöglicht. Der volkswirtschaftliche Nutzen ist spür- und messbar.
HAND
IN HAND
fotografie_ Claus-Dieter Braun
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Stellen Sie sich folgendes Szenario vor: Ein fliegender Händler
in Uganda möchte sich Geld leihen, um Ware zu kaufen. Dazu
muss er sich ausweisen. Er geht zum Amt und beantragt einen
Pass. Der Beamte fragt, wie er heiße. Mamadoo. Wann geboren?
Als die große Überschwemmung war. Aha, Februar 1975 wird
eingetragen. Mit dem Pass bekommt der Händler seinen Kredit.
Er zahlt ihn aber nicht zurück, sondern zieht zu Verwandten in
eine andere Stadt, geht zum Amt und besorgt sich einen neuen
Pass. Name? Papadoo. Wann geboren? Als die große Dürre war.
Im Juni 1976 also. Da ein Nachbar bei der Bank arbeitet, erhält er
einen weiteren Kredit mit Wucherzinsen. Den kann er niemals
abbezahlen, weil die Geschäfte schlecht gehen. Die Not seiner
Familie wächst, und die Bank geht in Konkurs, weil sie zu oft
derlei Ausfälle verzeichnete.
Die für Ostafrika exemplarische Szene zeigt, warum Wirtschaft
und sicheres Kreditwesen untrennbar miteinander verknüpft
sind. Uganda hat wie viele andere Staaten in Afrika das Problem
der eindeutigen Identifizierung von Kreditantragstellern. „Es
gibt kein funktionierendes Melderegister oder Ausweissystem“,
weiß Claus-Dieter Braun. Der Auslandsexperte und langjäh-
rige SCHUFA-Manager wurde 2000 zum ersten Key Account
Manager Internationale Projekte der SCHUFA ernannt. Im
Auftrag der Bundesregierung schrieb 2008 die Kreditanstalt
für Wiederaufbau (KfW), die größte nationale Förderbank der
Welt, gemeinsam mit der Nationalbank in Uganda ein Projekt
aus, das den Aufbau eines Kreditsystems beratend begleiten
und die Verwendung der Fördergelder kontrollieren sollte. Die
SCHUFA erhielt – zusammen mit der Firma GBDS Global Banking
Development Solutions in Berlin – den Zuschlag, da sie schon
vergleichbare Projekte erfolgreich abgeschlossen hatte. „In
vielen Entwicklungs- und Schwellenländern ist das Kreditge-
schäft im Konsumentenbereich erst im Aufbau“, so Claus-
Dieter Braun. „Obwohl kleine Kredite weltweit als der mit Ab-
stand bedeutendste Ausweg aus der Armut anerkannt sind.“
MIKROKREDITE ALS AUSWEG AUS DER ARMUT
Die privaten Banken in Schwellenländern betreiben ihr Kredit-
geschäft überwiegend mit Unternehmen. Mit der Einrichtung
von Kreditauskunfteien und Geldern der Geberorganisationen,
wie der Weltbank (IFC), der Asian Development Bank (ADB)
oder der European Bank for Reconstruction and Development
(EBRD), wird das Kreditgeschäft an Privatpersonen und kleine
Händler ausgeweitet. Die Gelder der Geberorganisationen sind
an die Auflage gebunden, zinsgünstige Darlehen zu vergeben.
Für Privatleute gibt es Micro Finance Institutions (MFI) ohne
Bankschalter in Cotonou, Benin in Westafrika.
WEGBEREITER _
Hand in Hand
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Bankstatus, Credit Unions (Genossenschaftsbanken) und ähnliche
Finanzierungsinstitute. MFI werden meistens auf privatwirt-
schaftlicher Basis (Investoren) oder durch die Geberorganisatio-
nen gegründet und teilweise unterstützt. Mit Vergabe günstiger
Kleinkredite sollen Landwirtschaft und Handel angekurbelt wer-
den. Damit sich die Bevölkerung aus eigener Kraft aus der Armut
befreien kann. Dabei geht es oft nur um Beträge von 100 oder
200 US-Dollar. Das genügt aber schon, um ein kleines Business
zu starten, das die ganze Familie ernährt. Als Sicherheit dienen
zumeist lokale Bürgen(gemeinschaften), die aufpassen, dass das
Geld zurückgezahlt wird.
Um Betrug und Überschuldung zu vermeiden, braucht es den ein-
deutigen Identitätsnachweis – durch Iriserkennung oder Fingerab-
druck. In Uganda entschied man sich für das Zehn-Finger-Abdruck-
verfahren auf einer „financial card“. Wer einen Kredit beantragt,
muss im Besitz der Karte sein. „Das Fingerprint-System erforderte,
ein technisches Starterkit bei allen Banken und MFI einzusetzen,
einen Scanner und eine Fotokamera samt Software, um die Karten
herzustellen zu können“, erzählt Claus-Dieter Braun. Fast 300
Niederlassungen der Institute wurden ausgerüstet. „Wir agierten
als Berater für die Nationalbank Ugandas und unterstützten
bei Themen wie Datenschutz und Kreditbürogesetz“, so Braun.
DAS PRINZIP „HILFE ZUR SELBSTHILFE“
„Seit dem Start des Kreditbüros ist die Zahl der Auskünfte
ständig gestiegen und somit auch die der bewilligten Kredite“,
beschreibt Claus-Dieter Braun den Erfolg in Uganda. „Man
muss viel Geduld mitbringen und starke Nerven, aber es ist eine
zutiefst befriedigende Arbeit“, so Braun, der einst als 21-jähri-
ger Industriekaufmann bei der SCHUFA einstieg. „Es macht Spaß,
etwas aufzubauen, zu sehen, wie es gedeiht, zu wissen, dass
es wirkt.“ Das Mikrokreditsystem hilft dem einzelnen Bauern,
Ladenbesitzer oder Händler und längerfristig der gesamten
Volkswirtschaft. Als Urvater dieser Idee gilt der bangladesische
Wirtschaftswissenschaftler Muhammad Yunus, der 1983 in
seinem Heimatland die Grameen Bank gründete. Dieses Mikro-
finanz-Institut vergibt ohne klassische Sicherheiten Mikrodar-
lehen an Gruppen. In den ersten fünfzehn Jahren wurde über
zwölf Millionen Menschen in Bangladesh mit Kleinstkrediten
geholfen. Heute sind es mehr als doppelt so viele. Dafür erhiel-
ten die Grameen Bank und Yunus 2006 den Friedensnobel-
preis und 2009 die Presidential Medal of Freedom (Freiheitsme-
daille des Präsidenten), eine der höchsten zivilen Auszeichnun-
gen der USA. Das Konzept der Bank wird heute in 60 Entwick-
lungsländern angewandt. Heute weiß man, dass Mikrokredite
nachhaltige Entwicklungshilfe leisten, wenn sie an strikte Regeln
Straßenhändlerinnen im „Schatten“ der Zentralbank von Kinshasa, Uganda.
WEGBEREITER _
Hand in Hand
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Der Auslandsbeauftragte Braun widmete zunächst etwa zehn
Prozent seiner Arbeitszeit den globalen Aufgaben. „In den
letzten Jahren waren es 90 Prozent“, so der Wahl-Kölner, der
dadurch die halbe Welt bereiste.
EINE ERFOLGSGESCHICHTE AUS ASIEN
„Das erste Großprojekt begann 2004 in Kirgisistan“, erzählt
Claus-Dieter Braun. Dort war 2003 das Kreditbüro CIB Credit
Claus-Dieter Braun mit Mitarbeitern des Kreditbüros CIB Ishenim in Kirgisistan.
gebunden sind und an Frauen gehen. Männer sind oft als
Wanderarbeiter unterwegs, während Frauen im Dorf leben.
Sie gewinnen Unabhängigkeit und investieren in das Wohl
ihrer Familie.
Das Prinzip, Hilfe zur Selbsthilfe durch das Verleihen kleiner
Geldbeträge zu leisten, ist nicht neu. Im 15. Jahrhundert
entstanden in Westafrika organisierte Spargruppen, deren
Mitglieder in eine gemeinsame Kasse zahlten, um sich dann
reihum jeweils einen größeren Betrag leihen zu können. Diese
Rotationsfonds existieren bis heute vielerorts parallel zum
Bankensystem. Im 18. Jahrhundert gründeten in Deutschland
verarmte Bauern und Handwerker Selbsthilfeorganisationen,
aus denen später die Sparkassen, Raiffeisen- und Volksbanken
hervorgingen. Die SCHUFA engagiert sich seit vielen Jahrzehn-
ten international. Anfangs nur sporadisch, wenn ausländische
Banken um Informationen baten. Ab den 1980er Jahren
nahmen Besuche ausländischer Organisationen rasant zu. Die
SCHUFA erarbeitete Vorträge und Seminare, um ihr Fachwissen
weiterzugeben. Unentgeltlich. Der Ruf als Wissensführer sprach
sich weltweit herum. Über die Mitgliedschaft bei ACCIS
(Association of Consumer Credit Information Suppliers), dem
Verband europäischer Kreditbüros, tauscht sie seit Jahren
permanent Erfahrungen mit internationalen Auskunfteien aus.
WEGBEREITER _
Hand in Hand
»In vielen Entwicklungs- und
Schwellenländern ist das Kredit-
geschäft im Konsumentenbereich
erst im Aufbau, obwohl kleine
Kredite weltweit als der mit Ab-
stand bedeutendste Ausweg aus
der Armut anerkannt sind.«
CLAUS-DIETER BRAUN, langjähriger Key Account Manager
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Information Bureau „Ishenim“ gegründet worden, „doch das
lief nicht.“ Die Deutsche Botschaft im zentralasiatischen
Binnenstaat knüpfte die Verbindung, Reisekosten und Unter-
kunft zahlten Geberorganisationen. „Die ersten vier Wochen
Arbeitszeit haben wir geschenkt“, so Braun. „Später arbeiteten
wir immerhin kostendeckend, aber nie gewinnorientiert“,
sagt er. „Das ist eine Art Missionsarbeit.“ Dazu gehöre auch,
„für jedes Land ein individuelles Modell zu entwickeln.“ Braun
betreute, zeitweise von Kolleginnen und Kollegen unterstützt,
die Entwicklung der Auskunftei in Kirgisistan: „Das umfasste
die gesamte Palette des Kreditbüros, von der Organisation über
Produkte und Services, Aufbau leistungsstarker Software bis
zur Beratung bei der Gesetzgebung.“ Doch im März 2005 gab
es nach der Parlamentswahl die „Tulpenrevolution“, die zum
Sturz des Präsidenten Akajew führte. „Ich dachte, jetzt ist alles
aus“, erinnert sich Braun, der die Straßenkämpfe und Verwüs-
tungen hautnah erlebte. „Ein derber Rückschlag für unser
Projekt.“ Nachdem sich die politische Lage beruhigt hatte, ging
es weiter, bis heute. „Immer, wenn sich wieder ein Geldgeber
gefunden hatte, konnten wir erneut für zwei bis drei Wochen
anreisen, die Kollegen schulen, die Organisation strukturieren,
Infomaterial konzipieren.“ Seit 2006 erzielt das kirgisische Kredit-
büro CIB moderate Gewinne. Das geduldige Engagement der
SCHUFA zahlt sich im wahrsten Sinne des Wortes aus.
MISSION ENT WICKLUNGSHILFE
Kirgisistan. Seit Juni 2004 wird die Entwick-
lung des Kreditbüros CIB Credit Information
Bureau „Ishenim“ begleitet.
Tadschikistan, Aserbaidschan, Kirgisistan und
Usbekistan. Im Auftrag der Weltbank-Gruppe (IFC)
gibt die SCHUFA 2009 Seminare über Aufbau und
Entwicklung von Kreditbüros für Repräsentanten der
Nationalbanken, Bank- und Mikrofinanzverbände.
Burkina Faso, Benin, Senegal, Togo,
Elfenbeinküste, Mali, Niger, Guinea
Bissau. Seit 2005 geht es in den Ländern
der Westafrikanischen Währungsunion
(UMOA) um Markt- und Bestandsana-
lysen und Aufbau eines Kreditbüros.
Uganda. Unterstützung und Beratung
der Bank of Uganda bei Entwicklung ihrer
Kreditbüros, Einführung einer financial
card und eines Kreditbürogesetzes.
Benin, West Afrika. Studie über das
existierende Kreditbüro, um internatio-
nalen Standard zu erreichen.
Ungarn. Seminare zu Aufbau, Betrieb
und Optimierung der Auskunfteien und
Kreditbüros.
Österreich. Installation eines Scoring Systems.
Niederlande. Installation eines Scoring Systems.
Litauen. Installation eines Scoring Systems.
Demokratische Republik Kongo. Seit 2010 werden im
Auftrag der KfW für die Zentralbank im Kongo Markt-
analysen und Businesspläne erstellt sowie die Ausschrei-
bung zur Gründung eines Kreditbüros erarbeitet.
Chisinau, Republik Moldau. Seminar und Fachge-
spräche zum Aufbau eines gegründeten, aber noch
inaktiven Kreditbüros in Moldawien.
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Hand in Hand