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JOCHEN SCHWENK!

Maverick Buying

Etymologie:
Maverick-Buying

Anarchie im Indirect Procurement

Im E i n k a u f s te h t Ma v e r i c k
Buying für die eigenmächtig
durchgeführte Beschaffung von
Gütern und Dienstleistungen,
ohne die Einkaufsorganisation zu
involvieren. Im Direct- und
In d i r e c t Pr o c u r e m e n t i s t
Maverick Buying das Gegenteil
eines str ukturierten und
effizienten Beschaffungsprozesses
und nicht best practice.
In t r a n s p a r e n z , p e r s ö n l i c h e
Präferenzen zu Lieferanten, keine

s t r u k t u r i e r te S e l e k t i o n d e r
Supplier, Verhandlungen von
Personen im Unternehmen mit
Suppliern ohne Verhandlungskompetenz aus Technik, Finance,
Marketing usw., nicht genutzte
Rahmenverträge - um nur einige
Beispiele zu nennen. In jedem
Fall vernichtet Maverick Buying
sehr
viel
Kapital
im
Unternehmen.

ANARCHIE IM EINKAUF
Es gibt mehrere Synonyme für Maverick Buying,
die im deutschen Sprachraum verwendet werden:
„wilder Einkauf“, „unkontrollierter Einkauf“ oder
„eigenmächtiger
Einkauf“.
Eine
Einkaufsorganisation verfügt über verschiedene,
effektive Methoden zur strategischen und
effizienten Beschaffung von Gütern und
Dienstleistungen. Dazu gehören neben hohem
Fachwissen synchronisierte Prozesse, um durch
Au s s c h r e i b u n g e n , Pr e i s v e r g l e i c h e , Pr e i s -

WWW.SCHWENKCONSULTING.BIZ!

DEZEMBER 2011

Samuel Augustus Maverick
(1803-1870)
war
ein
Te x a n i s c h e r
Re c h t s g e l e h r t e r,
Po l i t i ke r,
Gr o ß g r u n d b e s i t z e r u n d
Un t e r z e i c h n e r
der
T e x a n i s c h e n
Unabhängigkeitserklärung.
Maverick lehnte es aus
Tierschutzgründen
kategorisch ab, seine Rinder
zu brandmarken - in der
damaligen Zeit undenkbar.
Obwohl andere Farmer ihm
unterstellten, dass er so alle
nicht-markierten Rinder
einfangen und deren Besitz
für sich beanspruchen
k ö n n te , ko n n te e r s i c h
durchsetzen. Diese Sturheit
sorgte
d a f ü r,
dass
„ Ma v e r i c k “
in
den
e n g l i s c h e n Wo r t s c h a t z
Einzug fand - als Synonym
für „nicht gebrandmarkte
Ti e r e “
und
umgangssprachlichen
Au s d r u c k
für
eine
„eigensinnige“, starrköpfige,
störrische Unabhängigkeit“.

verhandlungen, Stückzahlen, Bündeleffekte und
Preisvorteile durch Rahmenverträge bessere Preise
zu erzielen. Auch die Berücksichtigung des TCOAnsatzes wird von der Einkaufsorganisation
geleistet. Diese Leistungen können einzelne
Personen in den Fachabteilungen naturgemäß nicht
erbringen. Es ist daher nicht im Sinne des
Unternehmens, dass einzelne Personen durch
eigenständiges Handeln die Einkaufsprozesse
umgehen und vermeiden.

SEITE 1
WHITE PAPER

JOCHEN SCHWENK!

Auf den ersten Blick hat Maverick Buying
durchaus Vorteile. Die hohe Flexibilität erlaubt
auch kurzfristige Beschaffungsvorgänge. Vorteile
bei der Geschwindigkeit lassen sich ebenfalls
nicht von der Hand weisen, es ist zweifellos
schneller, wenn der Mitarbeiter einer Bedarfsstelle
e i n f a c h z u m Te l e f o n g r e i f t u n d e i n e
Dienstleistung beauftragt. Wenn die Rechnung
des Dienstleisters eintrifft, wird diese einfach
f reigezeichnet und zur Zahlung gegeben.
Individuelle Wünsche können viel einfacher
berücksichtigt werden. Die richtige Frage an
dieser Stelle: dient diese Flexibilität dem
Unternehmen oder eher den persönlichen
Neigungen und Wünschen der Mitarbeiter?
Die finanziellen Folgen des Maverick Buying sind
massiv. Entgangene Savings durch nicht genutzte
Rahmenverträge, höhere Preise durch nicht bzw.
unprofessionell geführte Verhandlungen, höhere
Preise aufgrund fehlender Volumenbündelung und
fehlender Preisvergleich durch die Maverick Buyer
sind leicht nachvollziehbar. Die Folgen sind
jedoch noch tiefgreifender: für das Unternehmen
nachteilige Verträge werden aufgrund fehlender
Fa c h ke n n t n i s u n d n i c h t v o r h a n d e n e m
Bewusstsein unterzeichnet, die (Rechts-)Folgen
können sehr viel Geld kosten. Die Supplier Base
w i r d a u f g e b l ä h t , i n te r n e n t s te h e n d u r c h
Pflegeaufwand etc. hohe Transaktionskosten pro
geführtem Lieferant. Kostentransparenz wird
durch Maverick-Buying torpediert.
Mitarbeiter in den Fachabteilungen kennen häufig
nicht das Gesamtbild und verfügen nicht über die
erforderlichen Ressourcen sowie Zahlenmaterial.
Der Ansatz des Total Cost of Ownership kann von
d e n Ma v e r i c k- B u y e r n i m Re g e l f a l l n i c h t
sichergestellt werden.
Generell
lassen
sich
verschiedene
Erscheinungsformen von Ma verick-Buying
unterscheiden:
• u n b e w u s s t e s Ma v e r i c k- B u y i n g ( z . B .
Rahmenver träge im Unter nehmen nicht
bekannt)
• n o t g e d r u n g e n e s Ma v e r i c k- B u y i n g ( z . B .
Linienleiter in der Nachtschicht beauftragt
eigenmächtig einen Ser vicetechniker um
drohenden Produktionsstillstand abzuwenden)
• beabsichtigtes Maverick-Buying (z.B. „politische
Gründe“ Einzelner im Unternehmen)

WWW.SCHWENKCONSULTING.BIZ!

DEZEMBER 2011

• kriminelles Maverick-Buying (Bevorzugung
bestimmter Lieferanten durch Fachbereich, ggf.
unter Vorteilsnahme)
Die Ursachen für das Ma verick-Buying in
Unternehmen sind vielschichtig. Im schlechtesten
Fall wird Maverick-Buying vom Management nicht
unterbunden und die Einkaufsprozesse bzw.
Policies nicht entsprechend gestaltet. In diesem
Fall hat das Management die Entscheidung
getroffen, dass eine Beschaffungsorganisation
ke i n e n P l a t z i m Un t e r n e h m e n h a t , d a s
Beschaffungsvolumen intransparent bleibt und
keine Vorteile einer Beschaffungsorganisation für
das Unternehmen genutzt werden sollen. In
diesen Unternehmen wird häufig das Rohmaterial
für
Fe r t i g u n g s p r o z e s s e
von
einem
Materialexperten beschafft, aber der Indirect
Spend wird auf Zuruf per Telefon oder Email von
jedem Mitarbeiter im Unternehmen platziert, der
einen Bedarf zu decken hat. Diese Ausprägung ist
häufig bei KMU anzutreffen, häufig sind die
Strukturen noch nicht proportional zur
Unternehmensgrößen gewachsen. Abhilfe schafft
hier letztlich nur die Schaffung einer originären
Einkaufsorganisation mit einer entsprechenden
Management-Decision.
Vi e l e E i n k a u f s o r g a n i s a t i o n e n n a c h e i n e r
Umstrukturierung haben mit Maverick Buying zu
kämpfen. Nach Neuorganisation in getrennte
Organisationen Direct Material und Indirect
S p e n d s i n d d i e He r a u s f o r d e r u n g e n
erfahrungsgemäß am größten. Während die
Verantwortung für Direct Material schon lange in
der Einkaufsorganisation la g, konnten die
Fa c h b e r e i c h e
In d i r e k t e
Güter
und
Dienstleistungen selbst beschaffen. Diese
Fachabteilungen werden nun per Management
Decision quasi „entmündigt“, die Tätigkeit auf die
Erstellung einer Bedarfsanforderung im System
reduziert. Neben Abteilungsegoismus kommen
noch Machtspiele einzelner Personen oder
Führungskräfte dazu.
Oft sind auch die Beziehungen vom Fachbereich
zu einzelnen Lieferanten über Jahre gewachsen.
Die Betreuung wird nun auf die
Einkaufsorganisation übertragen, im Regelfall
wird der Fachbereich im eigenen Unternehmen
davon nicht begeistert sein. Auch der Lieferant
fürchtet berechtigte Nachteile: Einkäufer werden
über die Preise reden wollen oder gar die
angebotene Leistung auf dem Markt ausschreiben.

SEITE 2
WHITE PAPER

JOCHEN SCHWENK!

Der Lieferant fürchtet - nicht ohne Grund - um
den Auftrag. Gewiefte Verkäufer werden alle
Hebel in Bewegung setzen, um den Einkauf
gemeinsam mit der Bedarfsstelle gezielt zu
umgehen. In diesem Fall helfen nur klare
Entscheidungen und Anweisungen des
Management, sinnvoll ist auch die gemeinsame
Betreuung des Lieferanten durch den Fachbereich
(in fachlichen Fragen) und den Einkauf (alle
kaufmännische Fragen).
Direkt nach der Transition und Management
Decision sind unter den Bedarfsstellen immer
wieder Klagen zu hören wie z.B. „als wir noch
selbst eingekauft haben, war alles viel einfacher“
und ähnliche Aussagen dieser Art. Gerade
Fachbereiche, die schlechte Erfahrungen mit der
Einkaufsorganisation gesammelt haben, z.B.
falsche Ware, nicht angebrachte Arroganz oder
behördenähnliche Beschaffungsvorgänge sind
besonders motiviert, den Einkauf zu umgehen.
Aus menschlicher und fachlicher Sicht durchaus
verständlich, in diesem Fall muss schnell durch
entsprechende Kompetenzen Abhilfe verschafft
werden.
Eine
Ke n n z a h l
kann
die
Reklamationsquote in der Einkaufsabteilung
darstellen. Die Transaktionsprozesse müssen
beschleunigt werden, denkbar ist in diesem Fall
die Einführung einer Kennzahl zur Darstellung
der Zeit von Erstellung der Bedarfsanforderung
im System bis zur Übermittlung der Purchase
Order an den Lieferanten. Mangelndes Vertrauen
in die Einkaufsorganisation und deren
bevorzugten Lieferanten muss mit Erfolgen und
Leistung ausgeglichen werden. Eine Roadshow der
Führungskräfte aus der Einkaufsorganisation
verhilft im Unternehmen zu einer Positionierung
als kompetenter Dienstleister und schafft das
überaus wichtige Netzwerk im Unternehmen.

DEZEMBER 2011

i n f o r m i e r t ü b e r Au s s c h r e i b u n g s g r e n z e n ,
Einkaufsprozesse und eigene Kompetenzen.
Kommunizierte Transparenz und Erfolge der
Einkaufsorganisation verhelfen ebenfalls zu
höherem Vertrauen.
Zur Beschleunigung der Transaktionsprozesse und
Ü b e r t r a g u n g v o n Ve r a n t w o r t u n g a u f d i e
B e d a r f s s te l l e n k a n n e - p r o c u r e m e n t g u te
Lösungsansätze bieten, in diesem Rahmen können
Mitarbeiter in elektronischen Katalogen die
definierten Produkte und Dienstleistungen selbst
beauftragen. Grundlage für diese Kataloge sind
vom Einkauf verhandelte Rahmenverträge.
Investitionen in ein e-procurement-System
können sich nur bezahlt machen, wenn
Skaleneffekte erreicht werden und ein möglichst
hohes Bündelungsvolumen erzielt wird.
Auch die Beschaffung von Kleinbedarfen bis zu
einer definierten Grenze über
eine
Reisekostenabrechnung oder Firmenkreditkarte
kann Vorteile bieten: kurzfristige Beschaffungen
werden so möglich gemacht, persönliche
Befindlichkeiten der einzelnen Mitarbeiter
werden berücksichtigt und, besonders
e n t s c h e i d e n d f ü r d a s Un t e r n e h m e n , d i e
Transaktionskosten werden gesenkt.
Einkaufsorganisationen mit hohem Reifegrad
streben nach einer Maverickquote, die im Indirect
Procurement deutlich unter 3% des gesamten
Beschaffungsvolumens liegt. Nur so können die
enormen Potenziale durch die strategische
Bearbeitung einzelner Kategorien genutzt werden.
Viele Unternehmen sind von diesem Wert
deutlich entfernt, selbst bei großen
mittelständischen Unternehmen sind regelmäßig
>30% anzutreffen.

G e h t e s d e m Ma v e r i c k- B u y e r j e d o c h u m
Ausübung seiner Macht oder Geltungsbedürfnis,
hilft letztlich nur eine klare Manegement
Decision. Häufig sind diese Buyer gleichzeitig im
Unternehmen unantastbar, aufgrund von Stellung,
Leistungen oder Seilschaften. Diese Mitarbeiter
sind oft auch Zuträger von Informationen an das
Management und genießen einen besonderen
Status. In diesem Fall hilft nur Diplomatie und
offene Kommunikation.

Copyright Jochen Schwenk, Senior Partner. 2011.
All rights reserved.

Die mehrfach genannte Management-Decision
sollte in jedem Fall mit einer entsprechend
gestalteten Einkaufs -Policy in der Praxis
umgesetzt werden. Nur so ist jeder Mitarbeiter

Magirus-Deutz-Str. 12, 89077 Ulm

WWW.SCHWENKCONSULTING.BIZ!

Schwenk Consulting Ltd.
Kaiser-Franz-Josef-Str. 61
A-6845 Hohenems
Deutsche Niederlassung:
www.schwenkconsulting.biz

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  • 1. WHITE PAPER JOCHEN SCHWENK! Maverick Buying Etymologie: Maverick-Buying Anarchie im Indirect Procurement Im E i n k a u f s te h t Ma v e r i c k Buying für die eigenmächtig durchgeführte Beschaffung von Gütern und Dienstleistungen, ohne die Einkaufsorganisation zu involvieren. Im Direct- und In d i r e c t Pr o c u r e m e n t i s t Maverick Buying das Gegenteil eines str ukturierten und effizienten Beschaffungsprozesses und nicht best practice. In t r a n s p a r e n z , p e r s ö n l i c h e Präferenzen zu Lieferanten, keine s t r u k t u r i e r te S e l e k t i o n d e r Supplier, Verhandlungen von Personen im Unternehmen mit Suppliern ohne Verhandlungskompetenz aus Technik, Finance, Marketing usw., nicht genutzte Rahmenverträge - um nur einige Beispiele zu nennen. In jedem Fall vernichtet Maverick Buying sehr viel Kapital im Unternehmen. ANARCHIE IM EINKAUF Es gibt mehrere Synonyme für Maverick Buying, die im deutschen Sprachraum verwendet werden: „wilder Einkauf“, „unkontrollierter Einkauf“ oder „eigenmächtiger Einkauf“. Eine Einkaufsorganisation verfügt über verschiedene, effektive Methoden zur strategischen und effizienten Beschaffung von Gütern und Dienstleistungen. Dazu gehören neben hohem Fachwissen synchronisierte Prozesse, um durch Au s s c h r e i b u n g e n , Pr e i s v e r g l e i c h e , Pr e i s - WWW.SCHWENKCONSULTING.BIZ! DEZEMBER 2011 Samuel Augustus Maverick (1803-1870) war ein Te x a n i s c h e r Re c h t s g e l e h r t e r, Po l i t i ke r, Gr o ß g r u n d b e s i t z e r u n d Un t e r z e i c h n e r der T e x a n i s c h e n Unabhängigkeitserklärung. Maverick lehnte es aus Tierschutzgründen kategorisch ab, seine Rinder zu brandmarken - in der damaligen Zeit undenkbar. Obwohl andere Farmer ihm unterstellten, dass er so alle nicht-markierten Rinder einfangen und deren Besitz für sich beanspruchen k ö n n te , ko n n te e r s i c h durchsetzen. Diese Sturheit sorgte d a f ü r, dass „ Ma v e r i c k “ in den e n g l i s c h e n Wo r t s c h a t z Einzug fand - als Synonym für „nicht gebrandmarkte Ti e r e “ und umgangssprachlichen Au s d r u c k für eine „eigensinnige“, starrköpfige, störrische Unabhängigkeit“. verhandlungen, Stückzahlen, Bündeleffekte und Preisvorteile durch Rahmenverträge bessere Preise zu erzielen. Auch die Berücksichtigung des TCOAnsatzes wird von der Einkaufsorganisation geleistet. Diese Leistungen können einzelne Personen in den Fachabteilungen naturgemäß nicht erbringen. Es ist daher nicht im Sinne des Unternehmens, dass einzelne Personen durch eigenständiges Handeln die Einkaufsprozesse umgehen und vermeiden. SEITE 1
  • 2. WHITE PAPER JOCHEN SCHWENK! Auf den ersten Blick hat Maverick Buying durchaus Vorteile. Die hohe Flexibilität erlaubt auch kurzfristige Beschaffungsvorgänge. Vorteile bei der Geschwindigkeit lassen sich ebenfalls nicht von der Hand weisen, es ist zweifellos schneller, wenn der Mitarbeiter einer Bedarfsstelle e i n f a c h z u m Te l e f o n g r e i f t u n d e i n e Dienstleistung beauftragt. Wenn die Rechnung des Dienstleisters eintrifft, wird diese einfach f reigezeichnet und zur Zahlung gegeben. Individuelle Wünsche können viel einfacher berücksichtigt werden. Die richtige Frage an dieser Stelle: dient diese Flexibilität dem Unternehmen oder eher den persönlichen Neigungen und Wünschen der Mitarbeiter? Die finanziellen Folgen des Maverick Buying sind massiv. Entgangene Savings durch nicht genutzte Rahmenverträge, höhere Preise durch nicht bzw. unprofessionell geführte Verhandlungen, höhere Preise aufgrund fehlender Volumenbündelung und fehlender Preisvergleich durch die Maverick Buyer sind leicht nachvollziehbar. Die Folgen sind jedoch noch tiefgreifender: für das Unternehmen nachteilige Verträge werden aufgrund fehlender Fa c h ke n n t n i s u n d n i c h t v o r h a n d e n e m Bewusstsein unterzeichnet, die (Rechts-)Folgen können sehr viel Geld kosten. Die Supplier Base w i r d a u f g e b l ä h t , i n te r n e n t s te h e n d u r c h Pflegeaufwand etc. hohe Transaktionskosten pro geführtem Lieferant. Kostentransparenz wird durch Maverick-Buying torpediert. Mitarbeiter in den Fachabteilungen kennen häufig nicht das Gesamtbild und verfügen nicht über die erforderlichen Ressourcen sowie Zahlenmaterial. Der Ansatz des Total Cost of Ownership kann von d e n Ma v e r i c k- B u y e r n i m Re g e l f a l l n i c h t sichergestellt werden. Generell lassen sich verschiedene Erscheinungsformen von Ma verick-Buying unterscheiden: • u n b e w u s s t e s Ma v e r i c k- B u y i n g ( z . B . Rahmenver träge im Unter nehmen nicht bekannt) • n o t g e d r u n g e n e s Ma v e r i c k- B u y i n g ( z . B . Linienleiter in der Nachtschicht beauftragt eigenmächtig einen Ser vicetechniker um drohenden Produktionsstillstand abzuwenden) • beabsichtigtes Maverick-Buying (z.B. „politische Gründe“ Einzelner im Unternehmen) WWW.SCHWENKCONSULTING.BIZ! DEZEMBER 2011 • kriminelles Maverick-Buying (Bevorzugung bestimmter Lieferanten durch Fachbereich, ggf. unter Vorteilsnahme) Die Ursachen für das Ma verick-Buying in Unternehmen sind vielschichtig. Im schlechtesten Fall wird Maverick-Buying vom Management nicht unterbunden und die Einkaufsprozesse bzw. Policies nicht entsprechend gestaltet. In diesem Fall hat das Management die Entscheidung getroffen, dass eine Beschaffungsorganisation ke i n e n P l a t z i m Un t e r n e h m e n h a t , d a s Beschaffungsvolumen intransparent bleibt und keine Vorteile einer Beschaffungsorganisation für das Unternehmen genutzt werden sollen. In diesen Unternehmen wird häufig das Rohmaterial für Fe r t i g u n g s p r o z e s s e von einem Materialexperten beschafft, aber der Indirect Spend wird auf Zuruf per Telefon oder Email von jedem Mitarbeiter im Unternehmen platziert, der einen Bedarf zu decken hat. Diese Ausprägung ist häufig bei KMU anzutreffen, häufig sind die Strukturen noch nicht proportional zur Unternehmensgrößen gewachsen. Abhilfe schafft hier letztlich nur die Schaffung einer originären Einkaufsorganisation mit einer entsprechenden Management-Decision. Vi e l e E i n k a u f s o r g a n i s a t i o n e n n a c h e i n e r Umstrukturierung haben mit Maverick Buying zu kämpfen. Nach Neuorganisation in getrennte Organisationen Direct Material und Indirect S p e n d s i n d d i e He r a u s f o r d e r u n g e n erfahrungsgemäß am größten. Während die Verantwortung für Direct Material schon lange in der Einkaufsorganisation la g, konnten die Fa c h b e r e i c h e In d i r e k t e Güter und Dienstleistungen selbst beschaffen. Diese Fachabteilungen werden nun per Management Decision quasi „entmündigt“, die Tätigkeit auf die Erstellung einer Bedarfsanforderung im System reduziert. Neben Abteilungsegoismus kommen noch Machtspiele einzelner Personen oder Führungskräfte dazu. Oft sind auch die Beziehungen vom Fachbereich zu einzelnen Lieferanten über Jahre gewachsen. Die Betreuung wird nun auf die Einkaufsorganisation übertragen, im Regelfall wird der Fachbereich im eigenen Unternehmen davon nicht begeistert sein. Auch der Lieferant fürchtet berechtigte Nachteile: Einkäufer werden über die Preise reden wollen oder gar die angebotene Leistung auf dem Markt ausschreiben. SEITE 2
  • 3. WHITE PAPER JOCHEN SCHWENK! Der Lieferant fürchtet - nicht ohne Grund - um den Auftrag. Gewiefte Verkäufer werden alle Hebel in Bewegung setzen, um den Einkauf gemeinsam mit der Bedarfsstelle gezielt zu umgehen. In diesem Fall helfen nur klare Entscheidungen und Anweisungen des Management, sinnvoll ist auch die gemeinsame Betreuung des Lieferanten durch den Fachbereich (in fachlichen Fragen) und den Einkauf (alle kaufmännische Fragen). Direkt nach der Transition und Management Decision sind unter den Bedarfsstellen immer wieder Klagen zu hören wie z.B. „als wir noch selbst eingekauft haben, war alles viel einfacher“ und ähnliche Aussagen dieser Art. Gerade Fachbereiche, die schlechte Erfahrungen mit der Einkaufsorganisation gesammelt haben, z.B. falsche Ware, nicht angebrachte Arroganz oder behördenähnliche Beschaffungsvorgänge sind besonders motiviert, den Einkauf zu umgehen. Aus menschlicher und fachlicher Sicht durchaus verständlich, in diesem Fall muss schnell durch entsprechende Kompetenzen Abhilfe verschafft werden. Eine Ke n n z a h l kann die Reklamationsquote in der Einkaufsabteilung darstellen. Die Transaktionsprozesse müssen beschleunigt werden, denkbar ist in diesem Fall die Einführung einer Kennzahl zur Darstellung der Zeit von Erstellung der Bedarfsanforderung im System bis zur Übermittlung der Purchase Order an den Lieferanten. Mangelndes Vertrauen in die Einkaufsorganisation und deren bevorzugten Lieferanten muss mit Erfolgen und Leistung ausgeglichen werden. Eine Roadshow der Führungskräfte aus der Einkaufsorganisation verhilft im Unternehmen zu einer Positionierung als kompetenter Dienstleister und schafft das überaus wichtige Netzwerk im Unternehmen. DEZEMBER 2011 i n f o r m i e r t ü b e r Au s s c h r e i b u n g s g r e n z e n , Einkaufsprozesse und eigene Kompetenzen. Kommunizierte Transparenz und Erfolge der Einkaufsorganisation verhelfen ebenfalls zu höherem Vertrauen. Zur Beschleunigung der Transaktionsprozesse und Ü b e r t r a g u n g v o n Ve r a n t w o r t u n g a u f d i e B e d a r f s s te l l e n k a n n e - p r o c u r e m e n t g u te Lösungsansätze bieten, in diesem Rahmen können Mitarbeiter in elektronischen Katalogen die definierten Produkte und Dienstleistungen selbst beauftragen. Grundlage für diese Kataloge sind vom Einkauf verhandelte Rahmenverträge. Investitionen in ein e-procurement-System können sich nur bezahlt machen, wenn Skaleneffekte erreicht werden und ein möglichst hohes Bündelungsvolumen erzielt wird. Auch die Beschaffung von Kleinbedarfen bis zu einer definierten Grenze über eine Reisekostenabrechnung oder Firmenkreditkarte kann Vorteile bieten: kurzfristige Beschaffungen werden so möglich gemacht, persönliche Befindlichkeiten der einzelnen Mitarbeiter werden berücksichtigt und, besonders e n t s c h e i d e n d f ü r d a s Un t e r n e h m e n , d i e Transaktionskosten werden gesenkt. Einkaufsorganisationen mit hohem Reifegrad streben nach einer Maverickquote, die im Indirect Procurement deutlich unter 3% des gesamten Beschaffungsvolumens liegt. Nur so können die enormen Potenziale durch die strategische Bearbeitung einzelner Kategorien genutzt werden. Viele Unternehmen sind von diesem Wert deutlich entfernt, selbst bei großen mittelständischen Unternehmen sind regelmäßig >30% anzutreffen. G e h t e s d e m Ma v e r i c k- B u y e r j e d o c h u m Ausübung seiner Macht oder Geltungsbedürfnis, hilft letztlich nur eine klare Manegement Decision. Häufig sind diese Buyer gleichzeitig im Unternehmen unantastbar, aufgrund von Stellung, Leistungen oder Seilschaften. Diese Mitarbeiter sind oft auch Zuträger von Informationen an das Management und genießen einen besonderen Status. In diesem Fall hilft nur Diplomatie und offene Kommunikation. Copyright Jochen Schwenk, Senior Partner. 2011. All rights reserved. Die mehrfach genannte Management-Decision sollte in jedem Fall mit einer entsprechend gestalteten Einkaufs -Policy in der Praxis umgesetzt werden. Nur so ist jeder Mitarbeiter Magirus-Deutz-Str. 12, 89077 Ulm WWW.SCHWENKCONSULTING.BIZ! Schwenk Consulting Ltd. Kaiser-Franz-Josef-Str. 61 A-6845 Hohenems Deutsche Niederlassung: www.schwenkconsulting.biz SEITE 3