4. Themen Seite
1. Die Stuttgarter Sicherheitspartnerschaft 6
2. Kriminalpräventive Projekte – Handlungsfelder 9
2.1 Eine gute Sozialpolitik ist die beste Prävention 9
Freunde schaffen Erfolg 9
Agabey-Abla, großer Bruder – große Schwester 10
JobConnections 11
Pro Kids – Prävention und Hilfen für Kinder aus suchtbelasteten
Familien und für ihre Eltern 11
Yes, you can! 12
2.2 Sicherheitspartnerschaft umfasst alle Lebensbereiche und
Bevölkerungsgruppen 14
Gefahrenlagen an Schulen 14
Selbstbehauptungskurse für Mädchen und junge Frauen 14
Anti-Gewalt-Training 15
Hinschauen und Eingreifen 16
NERO und NEROkidz – Beratung 2010 16
STOP – Stuttgarter Ordnungspatenschaft gegen häusliche Gewalt 17
Das Fair-Streit-Training häusliche Gewalt 18
PengA – Perspektiven nach gemeinnütziger Arbeit 19
Sicher mobil 50 plus 20
Starthilfe 20
Online-Beratungsstelle U-Turn 20
Wir können Fans sein 21
2.3 Sicherheit für unsere Kinder 22
Aktion Gute Fee – gemeinsam für ein kinderfreundliches Stuttgart 22
Aufgepasst mit ADACUS 23
Geh Wald statt Gewalt! 23
Mädchen.Machen.Medien II 24
Medienfluten 25
Stark durch Musik 26
Aktion sicherer Schulweg – Schulwegtraining 27
Aktion sicherer Schulweg – Radfahrausbildung 28
Verkehrssicherheitstraining im Kindergarten 28
POWER CHILD 30
Alkoholmissbrauch vorbeugen 30
2.4 Bündnis für Integration 31
Transfer Interkulturelle Kompetenz (TIK) 31
Brückenbauer Botnang 32
2.5 Prävention durch Sport 33
Gemeinschaftserlebnis Sport (GES) 33
Spannung unterm Korb – Basketball gegen Gewalt 33
Kick mit – Fußball verbindet 34
Nachtaktiv 35
Zweikampfverhalten – Coolnesstraining im Jugendfußball 36
2
5. Themen Seite
2.6 Vorbeugung und Bekämpfung von Jugendkriminalität 37
Haus des Jugendrechts 37
Bleib Cool! 38
Deeskalationstraining für gewaltbereite Mädchen 39
FreD 40
Kater 40
Gemeinsam vorbeugen gegen die Sucht 40
Theater- und Schreibwerkstatt 42
Wut im Bauch – Umgang mit Aggressionen im Schulalltag 42
2.7 Sicherheit auf Straßen und Plätzen 43
Frühlingsfest und Volksfest 43
Nightwatch – die Aktion für ein sicheres Nachtleben in Stuttgart 44
2.8 Sicherheit in öffentlichen Verkehrsmitteln 45
Aktion-tu-was – eine Initiative für mehr Zivilcourage 45
ÖPNV – Sicherheitstraining „Generation 65+“ 46
2.9 Sicherheit und Sauberkeit 47
Graffiti – Gestaltung auf legalen Flächen 47
Let’s putz Stuttgart 48
Ordnungspatenschaften für Spielplätze, Grünanlagen, Bäume und
Hundetütenspender 49
2.10 Kriminalprävention und Städtebau 50
Mit Kunst gegen Vandalismus 50
Jugendtreff Tapachtal 51
3. Förderverein Sicheres und Sauberes Stuttgart e.V. 52
4. Zentrale Ansprechpartner und Kontakte 53
5. Dezentrale Ansprechpartner und Kontakte, 54
Stadtbezirke und Polizeireviere
3
6. Vorwort Präventionsbericht 2010
Sehr geehrte Leserinnen und Leser,
nie zuvor wurden höhere Zufriedenheitswerte Der Präventionsbericht 2010
in den Sicherheitsfragen erzielt, als in der aktu- • präsentiert einen Ausschnitt der Maßnah-
ellen Bürgerumfrage. Die öffentliche Sicher- men unserer Stuttgarter Sicherheitspart-
heit und Ordnung sowie das Sicherheitsge- nerschaft
fühl auf den Straßen und in den öffentlichen • zeigt auf, welch aktives Netzwerk sich in
Verkehrsmitteln wurden deutlich seltener als der Präventionsarbeit engagiert und
Problem genannt, als dies noch vor 10 Jahren • soll alle Interessierten informieren und
der Fall war. 64 Prozent der Stuttgarterinnen durch Beispiele dazu anregen, sich aktiv
und Stuttgarter sind mit der öffentlichen zu beteiligen.
Sicherheit in ihrer Stadt „sehr zufrieden“
oder „zufrieden“. Die Verbesserung des Wir danken allen, die sich in unserer Partner-
Sicherheitsgefühls zieht sich dabei durch schaft engagieren und damit die Basis für
alle Altersklassen und steigt seit 10 Jahren eine hohe Lebensqualität legen. Unsere
kontinuierlich an. Diese Erfolge sind auch Anerkennung gilt ganz ausdrücklich auch all
das Ergebnis langjährig bewährter und wei- jenen, deren Arbeit in diesem Bericht leider
terentwickelter Präventionsarbeit. nicht ausführlich dargestellt werden kann.
Durch zahlreiche Maßnahmen werden die
Wir dürfen auf diese Ergebnisse und die Werte vermittelt, die eine gewaltfreie Gesell-
positive Rückmeldung der Bevölkerung sehr schaft tragen, Menschen davor schützen
stolz sein. Opfer von Straftaten zu werden und Straf-
tätern eine Perspektive für ein Leben ohne
Zugleich wird dies auch als Verpflichtung Gewalt und Drogen geben.
betrachtet, in den Bemühungen für eine
sichere Landeshauptstadt Stuttgart nicht Damit wir auch in Zukunft in einer sicheren
nachzulassen. Dass wir dabei auf einem und sauberen Stadt leben können, bedarf
guten Weg sind, zeigen die in diesem Bericht es weiterhin gemeinsamer Anstrengungen.
dargestellten präventiven Projekte und Pro- Bitte engagieren Sie sich deshalb in der
gramme. Es handelt sich dabei nur um eine Kommunalen Kriminalprävention – auch
Auswahl aus der Gesamtpalette mit einem in Ihrem eigenen Interesse.
Querschnitt, der vom Kindergarten bis zu
Senioren und vom häuslichen bis zum städte-
baulichen Bereich reicht.
4
7. Vorwort Präventionsbericht 2010
Dr. Wolfgang Schuster Siegfried Stumpf Dr. Martin Schairer Claudia Diem
Oberbürgermeister Polizeipräsident Bürgermeister für Recht, Vorsitzende Förderverein Sicheres
Sicherheit und Ordnung und Sauberes Stuttgart e.V.
Dr. Wolfgang Schuster Siegfried Stumpf
Dr. Martin Schairer Claudia Diem
5
8. 1. Die Stuttgarter Sicherheitspartnerschaft Präventionsbericht 2010
1. Die Stuttgarter Sicherheitspartnerschaft
Stuttgart ist eine der sichersten Großstädte In Stuttgart wurden Strukturen geschaffen,
Deutschlands und wird auch als solche wahr- die bereits seit Jahren im Rahmen der Stutt-
genommen. Sowohl die stark gesunkene Zahl garter Sicherheitspartnerschaft zu guten
an polizeilich registrierten Straftaten, als auch Erfolgen führen: Kriminalprävention ist in
die Aussagen des Sicherheitsgefühls der Bür- Stuttgart Chefsache, damit die Arbeitsergeb-
gerinnen und Bürger im Rahmen von Bürger- nisse nachhaltig und umfassend umgesetzt
umfragen zeigen dies. Die Bürgerumfrage werden können. Deshalb leitet und kontrol-
aus dem Jahr 2009 zeigt erneut einen starken liert eine Lenkungsgruppe unter dem Vorsitz
positiven Anstieg in der Wahrnehmung der des Oberbürgermeisters und des Polizeipräsi-
Sicherheitslage der Landeshauptstadt. Es denten die kriminalpräventive Arbeit.
ist ein markanter Rückgang hinsichtlich der
Unsicherheit auf Straßen festzustellen und Die eigentliche kriminalpräventive Arbeit
auch die Fakten sprechen bei Sicherheit und erfolgt in den zentralen Stabsstellen im Bür-
Ordnung sprechen sehr stark für den Erfolg germeisteramt und im Polizeipräsidium sowie
der Stuttgarter Sicherheitspartnerschaft. dezentral in den Stadtbezirken. Wir haben
Die Broschüre
Stuttgarter Sicherheits-
partnerschaft
Stuttgarter
Sicherheitspartnerschaft
6
9. 1. Die Stuttgarter Sicherheitspartnerschaft Präventionsbericht 2010
professionelles Handeln und bürgerschaftli-
ches Engagement im Förderverein Sicheres
und Sauberes Stuttgart e.V. und den vielen
örtlichen Bürgervereinen und Bürgeraktivitä-
ten verbunden, damit unsere Sicherheitspart-
nerschaft auf drei Säulen steht: Bürgerschaft,
Rathaus und Polizei.
Unser gemeinsames Ziel ist auch weiterhin:
Stuttgart soll auf Dauer eine der sichersten
Großstädte bleiben, damit sich alle Bürgerin-
nen und Bürger auch in Zukunft sicher füh-
len. Dazu bedarf es einer Fortsetzung unserer
Sicherheitspartnerschaft, die viele erfolgrei-
che große und kleine Aktionen initiiert hat
und bis heute durchführt.
Im Folgenden werden die Handlungsfelder,
Projekte und Aktionen dargestellt, die einen
Beitrag zur Sicherheit in unserer Stadt gelei-
stet haben und geeignet sind, als Beispiel im
Sinne von „best practice“ für andere Stadt-
teile und nachhaltige Sicherheit zu dienen.
Umgesetzt wurden alle Projekte nach den
Grundsätzen, die der Sicherheitsarbeit in
Stuttgart zu Grunde liegen:
• Wehret den Anfängen!
• Keine Verwahrlosung des öffentlichen
Raums
• Mehr Sauberkeit
• Neue Qualität der Behördenzusammen-
arbeit durch gemeinsam definierte Ziele
• Vernetztes, gemeinsames Vorgehen der
Behörden
• Neue Qualität durch Verknüpfung von
professionellem Handeln und bürger-
schaftlichem Engagement
• Ursachen orientierte Bekämpfung der
Kriminalität
• Bekämpfung der Kriminalität dort, wo
sie entsteht
7
10. 1. Die Stuttgarter Sicherheitspartnerschaft Präventionsbericht 2010
Organisation der Sicherheitspartnerschaft
Lenkungsgruppe
Vorsitz: Oberbürgermeister und Polizeipräsident
Bürgerschaftliche
Stadt Polizei
Organisationen
Stabsstelle zur Koordinierung der Förderverein
Stabsstelle Prävention beim
Sicherheitspartnerschaft beim Sicheres und Sauberes
Polizeipräsidium Stuttgart
Bürgermeisteramt Stuttgart e.V.
Fachdezernate der Kriminalpolizei Kooperationspartner:
Städtische Ämter und
und Dienststellen der Sozialdienste, kirchliche Dienste,
Eigenbetriebe
Schutzpolizei Vereine, Unternehmen usw.
Polizeireviere mit
Sicherheitsbeiräte in den Bürgervereine
Präventionsbeamten in den
Stadtbezirken in allen Stadtbezirken
Stadtbezirken
Kooperation ist eine der Voraussetzungen für den Erfolg der Sicherheitspartnerschaft.
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11. 2.1 Eine gute Sozialpolitik ist die beste Prävention Präventionsbericht 2010
2. Handlungsfelder
2.1 Eine gute Sozialpolitik ist die beste Prävention
Bereits der Kriminologe Franz von Liszt hat • Zugänge zu Praktika und Ausbildungsplät-
vor über hundert Jahren festgestellt, dass zen erleichtern
eine gute Sozialpolitik die beste Kriminalprä-
vention ist. Diese Erkenntnis hat auch heute Ziel ist es, die Anzahl der Ausbildungsabbrüche
noch Gültigkeit. Wer soziale Brennpunkte zu verringern, soziale Kompetenzen zu stär-
entschärft, der stärkt das Miteinander in einer ken, Berufsorientierung zu schaffen und die
Stadt und verhindert Kriminalität sowie vor Ausbildungsreife der Jugendlichen zu fördern.
allem auch die Furcht der Bürgerinnen und Seit Beginn des Projektes verbesserten die mei-
Bürger vor Kriminalität. sten Schülerinnen und Schüler ihre Schullei-
stungen erheblich. Die persönliche Einstellung
zu Bewerbungen und die Ausbildungsplatz-
Beispiele suche hat sich positiv verändert. Das Schuljahr
2009/2010 konnte an die hervorragenden
Vermittlungszahlen der Vorjahre anknüpfen:
Freunde schaffen Erfolg Berufsausbildungen (3 Vermittlungen), Berufs-
Das seit vier Jahren erfolgreich durchgeführte einstiegsjahr (19), weiterführende Schule (7),
Projekt „Freunde schaffen Erfolg“ richtet sich FSJ (1) und Berufsvorbereitungsjahr (3).
an Schülerinnen und Schüler der Klassen acht
bis neun und Jugendliche im ersten Ausbil- Dank der Förderung durch den Verein Her-
dungsjahr. Seit 2006 wurden über 70 Haupt- zenssache e.V. wurde das Projekt an sechs
schülerinnen und Hauptschüler der Rosen- weiteren Standorten angeboten, die von der
steinschule und Lerchenrainschule von so Mobilen Jugendarbeit des Caritasverbandes
genannten Peers begleitet. Peers sind junge für Stuttgart e.V. betreut werden.
Erwachsene, die aus demselben Stadtteil stam-
men, über ausländische Wurzeln verfügen und Projektpartner
inzwischen erfolgreich im Berufsleben stehen. • Caritasverband für Stuttgart e.V.
Ein Peer betreut zwischen zwei und drei Schü- • Mahle
lerinnen bzw. Schüler über einen Zeitraum von • Esselte
zweieinhalb Jahren mit den Schwerpunkten: • Stuttgarter Wohnungs- und Städte-
baugesellschaft mbH
• motivieren und Selbstwertgefühl stärken • Stiftungskreis „Chancen für Bildung
• berufliche Perspektiven aufzeigen und Arbeit“
• Hilfe bei Bewerbungsschreiben geben • Stabsabteilung Integrationspolitik
Die Peers übernehmen
Patenschaften für
Schülerinnen und
Schüler.
9
12. 2.1 Eine gute Sozialpolitik ist die beste Prävention Präventionsbericht 2010
Agabey-Abla, großer Bruder – tung. Bei den außerschulischen Aktivitäten
große Schwester haben die Mentoren durch den gleichen kul-
„Agabey-Abla“ ist Türkisch und bedeutet auf turellen Hintergrund einen leichteren Zugang
Deutsch „großer Bruder – große Schwester“. zur Familie der Kinder.
Bei dem Projekt unterstützen türkischstäm-
mige Mentoren den Bildungserfolg von Schü- Das Projekt wird vom Deutsch-Türkischen
lern gleicher Herkunft. Dies erfolgt durch Forum organisiert und von der Robert Bosch
individuellen Förderunterricht, außerschuli- Stiftung gefördert. 2010 wurden ca. 50 Ver-
sche Aktivitäten und einen engen Kontakt zu anstaltungen durchgeführt und ca. 2.000
Eltern und Lehrern der Kinder. Der wöchent- Personen erreicht.
liche Förderunterricht in den Kernfächern
Deutsch, Mathematik und Englisch findet in Projektpartner
den Schulen und in Absprache mit den Leh- • Deutsch-Türkisches Forum Stuttgart e.V.
rern statt. Diese systematische und individu- • Grund- und Werkrealschule Ostheim
elle Förderung türkischstämmiger Schülerin- • Lerchenrainschule
nen und Schüler unterstützt die emotionale • Rosensteinschule
und soziale Entwicklung der durch zwei Kul- • Rosenschule
turen geprägten Kinder und soll ihren schuli- • Leibnizgymnasium
schen Erfolg steigern sowie zur Entfaltung • Stadt Stuttgart
ihrer Persönlichkeit beitragen. • Museumspädagogischer Dienst
• Baydur Stiftung „Zukunftsmusik“
Darüber hinaus pflegen die Mentoren ein • Landesmuseum Württemberg
enges Verhältnis mit den betreuten Schülern • Staatstheater Stuttgart
und ihren Familien, um ihnen bei Schwierig-
keiten im Alltag mit Rat und Tat zur Seite zu
stehen und beispielsweise bei schulischen
Konflikten vermitteln zu können. Gemein-
same Besuche von Büchereien, Museen oder
Konzerten geben den Kindern Anregungen
für eine abwechslungsreiche Freizeitgestal-
Gemeinsam für den
Erfolg von Kindern
sorgen
10
13. 2.1 Eine gute Sozialpolitik ist die beste Prävention Präventionsbericht 2010
JobConnections Im Jahr 2010 kamen 461 junge Menschen
„JobConnections“ ist ein bewährtes Ange- zur Beratung und Vermittlung. Das Bewer-
bot für junge Menschen zwischen 17 und bungscenter wurde 5.845-mal in Anspruch
27 Jahren aus Stuttgart, bei denen es beruf- genommen.
lich nicht mehr weitergeht. Meistens haben
sie die falsche Berufswahl getroffen, schlechte Projektpartner
Schulnoten oder benutzen falsche Bewer- • „JobConnections“
bungsstrategien. Ihnen wird schnell und • Berufsberatung
unbürokratisch geholfen. Es werden ihnen • Agentur für Arbeit
ihre beruflichen Möglichkeiten aufgezeigt • JobCenter
und sie werden dabei unterstützt, passende • Mobile Jugendarbeit
Angebote zu finden. • verschiedene Personalvermittlungsfirmen
• Träger für Hilfe zur Erziehung und viele mehr
Sobald von den Beratenen eine Entscheidung
getroffen wurde, stellt „JobConnections“ den
Kontakt mit dem zuständigen Ansprechpart- Pro Kids – Prävention und Hilfen
ner her und vermittelt die betreffende Person. für Kinder aus suchtbelasteten
Die Berater üben mit den Jugendlichen erfolg- Familien und für ihre Eltern
reiche Vorstellungsgespräche zu führen und Das Projekt „Pro Kids“ hilft Kindern aus
trainieren die überzeugende Kontaktauf- suchtbelasteten Familien. Das gruppenpä-
nahme bei der betreffenden Firma. Auf die- dagogische Konzept zum Tabuthema Sucht
sem Wege werden sie gut auf ihr weiteres ermöglicht den Kindern mit Gleichbetroffe-
Berufsleben vorbereitet. Außerdem haben nen Solidarität zu üben, mit der Sucht ihrer
Jugendliche, welche keinen eigenen PC besit- Eltern umzugehen, ihrer eigenen Wahrneh-
zen, die Möglichkeit, ihre Bewerbungen im mung zu vertrauen und eigene Interessen
Bewerbungscenter an elf Computerarbeits- zu finden.
plätzen zu erstellen. PC, Scanner und Drucker
sind kostenlos nutzbar. Die Berater nehmen Die Kinder lernen:
sich Zeit den jungen Menschen bei schriftli- • sich zu entspannen
chen und Online-Bewerbungen zu helfen. • offen für Neues zu sein
Unterstützung für die
richtige Berufswahl
11
14. 2.1 Eine gute Sozialpolitik ist die beste Prävention Präventionsbericht 2010
• ihre Ängste zu überwinden (z.B. im Yes, you can!
Rahmen eines Kletterkurses während Schon junge Menschen können das Gefühl
der Sommerferien) haben, mit ihrem Leben in einer Sackgasse
• ihren Bewegungsdrang beim Reiten und zu stecken. Oft kommt Vieles zusammen:
Wandern in der Natur auszuleben Sie sind arbeitslos, haben Schulden oder Pro-
bleme mit den Eltern und den Behörden.
In Gesprächen mit den Eltern wurden Häufig wissen sie nicht, wie es weiter gehen
u.a. Erziehungsfragen thematisiert: soll. Das Projekt „Yes, you can!“ der Evange-
• Wie spreche ich altersgemäß mit meinen lische Gesellschaft (eva) und des Caritasver-
Kindern über das Thema Alkohol/Drogen? bandes im Auftrag des JobCenters Stuttgart
• Wie gehe ich mit meinen Schuldgefühlen will diesen jungen Menschen helfen, ihr
gegenüber meinen Kindern um? Leben wieder zu ordnen und im Berufsleben
• Wie kann ich dafür sorgen, dass Regeln erfolgreich Fuß zu fassen.
eingehalten werden, die den Alltag erleich-
tern? Erreicht werden sollen junge Menschen, die
Arbeitslosgeld 2 beziehen und vom JobCen-
Durch solche Fragen fühlen sich die Eltern ter U25 betreut werden. Mit seinem bisheri-
oft verunsichert. Der Austausch mit anderen gen Angebot konnte das JobCenter nicht alle
Eltern und das Gespräch mit den Mitarbeite- jungen Erwachsenen erreichen, die vielfältige
rinnen wirken unterstützend und tragen zur Problemlagen zu bewältigen haben. Dazu
Klärung bei. So werden konkrete persönliche gehören die Bereiche Schulden, Familienkon-
Strategien entwickelt, die die Eltern im Erzie- flikte, Wohnverhältnisse, Gesundheit, Sucht,
hungsalltag stärken. Straffälligkeit und fehlende Schulabschlüsse.
Bausteine des Projektes sind: In diesen Fällen blieb bisher nur noch konse-
• Gruppenangebot: fünf Mädchen und quent die gesetzlichen Sanktionsmöglich-
sechs Jungs im Alter von 6–12 Jahren keiten anzuwenden. Das bedeutet häufig,
• Mutter-Kind-Freizeit: acht Mütter und elf dass sie aufgrund einer „Null-Kürzung“
Kinder im Alter von 2–18 Jahren drei Monate lang keinerlei Leistungen zum
• Gruppen- /Einzelbetreuung und Freizeiten: Lebensunterhalt bekommen. Straffälligkeit
26 Familien müsste die logische Folge sein, da auch vom
• Freizeitaktivitäten: Übernachtungswochen- persönlichen Umfeld keine finanzielle Unter-
ende, einwöchiges Ferienangebot, Reit- stützung möglich ist. Für sie ist das Projekt
wochenende und Mutter-Kind-Freizeit „Yes you can“ eine große Chance.
Die Kinder sind von dem Gruppenangebot Ziele von „Yes, you can!“ sind:
begeistert und die Treffen bilden das „High- • stabilisieren und motivieren zur Verbes-
light“ der Woche. serung der eigenen Lebenssituation
• Alltagstruktur aufbauen
Projektpartner • neue realistische Perspektiven zu ent-
• Caritas wickeln
• Suchthilfeverbund Stuttgart, insbesondere • Kontakt zum Jobcenter herstellen
Suchtberatungsstellen • Teilnahme an qualifizierenden Maßnah-
• ASD/ Beratungszentren men ermöglichen
• Die Brücke • in Arbeit und Ausbildung zu vermitteln
12
15. 2.1 Eine gute Sozialpolitik ist die beste Prävention Präventionsbericht 2010
Der ganzheitliche Arbeitsansatz
besteht in
• aufsuchender Sozialarbeit, vor allem zu
Projektbeginn
• Einzelfallarbeit, orientiert an den Bedürf-
nissen der jungen Leute
• aktivierende Angebote in Kleingruppen,
wie z.B. Sport, Gesundheit, kreatives
Arbeiten, Deutsch und Mathematik
In der Regel dauert das Projekt „Yes, you
can!“ maximal neun Monate. Bei Bedarf
kann es auf zwölf Monate verlängert werden.
Das Projekt läuft seit August 2009. Alle 56
Plätze wurden 2010 vom JobCenter durch-
gängig besetzt.
Projektpartner
• Caritas Stuttgart
• eva
• Jobcenter
13
16. 2.2 Sicherheitspartnerschaft umfasst alle Lebensbereiche und Bevölkerungsgruppen Präventionsbericht 2010
2.2 Sicherheitspartnerschaft umfasst alle Lebensbereiche und
Bevölkerungsgruppen
Die objektive Sicherheit und das Sicherheits- Schließlich gab es für jedes Krisenteam noch
empfinden werden von einer Vielzahl von ein Handbuch sowie für alle Mitarbeiterinnen
Faktoren beeinflusst: Bildung, Erziehung, und Mitarbeiter der Schulen einen Notfallflyer,
Integration, soziale Ausgewogenheit, gute mit Notrufnummern und Verhaltenstipps.
Wirtschaftsbedingungen, Arbeitsmarkt, Bür-
gernähe der Verwaltung, Polizei, Justiz, Stadt Projektpartner
und Verkehrsentwicklung, Kultur sowie Kin- • Polizeipräsidium
derfreundlichkeit, um nur einige zu nennen. • Staatliches Schulamt
Deshalb umfasst die Sicherheitspartnerschaft • Branddirektion
alle Lebensbereiche, bis hin zum geschützten • Deutsches Rotes Kreuz
Bereich der Familie.
Selbstbehauptungskurse für
Beispiele Mädchen und junge Frauen
Bei diesem Projekt geht es um die Gesund-
heitsförderung, Sexualerziehung, Sucht- und
Gefahrenlagen an Schulen Gewaltprävention von Mädchen und jungen
Nach der Amoktat von Winnenden wurde ein Frauen im Alter zwischen 8 und 20 Jahren.
Schulungskonzept für Lehrkräfte und andere Durch die starken körperlichen Veränderun-
Schulbedienstete über lebensbedrohende gen während der Pubertät sind Mädchen ver-
Gefahrenlagen – wie Amoksituationen oder unsichert. Es können mädchenspezifische
Geiselnahmen – entwickelt. Jeweils zwei Mit- Gesundheitsstörungen wie zum Beispiel Ess-
glieder der Krisenteams aller Stuttgarter Schu- störungen, selbstverletzendes Verhalten und
len erhielten bei den zweitägigen Fortbildungs- erhöhter Medikamentenkonsum auftreten.
veranstaltungen Informationen durch Vertreter Diese weisen darauf hin, dass sich durch die
des Polizeipräsidiums, der schulpsychologi- Manipulation des Körpers Befindlichkeits-
schen Beratungsstelle und der Feuerwehr. Die
Inhalte wurden durch Rollenspiele und kleine
Übungen vertieft. Dabei wurden unter ande-
rem Verhaltenshinweise für den Ernstfall und
Ratschläge zu Unterstützungsmöglichkeiten
gegeben, um die Handlungssicherheit in und
nach einer Krisensituation zu verbessern.
Im Jahr 2010 wurden bei insgesamt 22 Ver-
anstaltungen 400 Schulbeschäftigte von 221
Schulen fortgebildet. Sämtliche Schularten bis
hin zur Berufsfachschule waren beteiligt. Die
ausgebildeten Krisenteammitglieder gaben
in der Folge ihr erworbenes Wissen in ihren
Schulen weiter.
Da den Schulsekretärinnen im Gefahrenfall
häufig eine entscheidende Bedeutung
zukommt, beschulte die Polizei im Juli 2010
in drei Fortbildungsveranstaltungen zusätzlich
235 Schulsekretärinnen.
14
17. 2.2 Sicherheitspartnerschaft umfasst alle Lebensbereiche und Bevölkerungsgruppen Präventionsbericht 2010
störungen, pubertätsbedingte Schwierigkei- Anti-Gewalt-Training
ten, sexuelle Ängste und andere Probleme Das „Anti-Gewalt-Training“ (AGT) richtet sich
ergeben. an männliche Erwachsene ab 18 Jahre, die
auf Grund richterlicher Auflagen oder freiwil-
Ziel ist es, Mädchen und junge Frauen darin lig, aktiv an ihrem gewalttätigem Verhalten
zu unterstützen, ein positives Selbstbild und arbeiten, um eine Basis für ein gewalt- und
Körpergefühl zu entwickeln. Es soll eine Aus- straffreies Leben zu schaffen.
einandersetzung mit ihrer Situation als heran-
reifende Frau ermöglicht und Weichen für Durch Rollenspiele, erlebnispädagogische
die Akzeptanz der eigenen Sexualität und Maßnahmen, Körpersprache- und Entspan-
Weiblichkeit gestellt werden. Aufgeklärte nungsübungen sollen die Teilnehmer:
und selbstbewusste Mädchen sind eher in
der Lage, Schwierigkeiten offen anzugehen • die eigene Wahrnehmung für gewalt-
anstatt auf selbstzerstörerische, nach innen tätiges Verhalten schärfen
gerichtete Art und Weise. • aggressionsauslösende Faktoren
aufdecken
2010 nahmen an den 41 Selbstbehauptungs- • friedliche Methoden der Konflikt-
kursen insgesamt 338 Mädchen und junge bewältigung erlernen
Frauen teil. • Verantwortung für das eigene Handeln
übernehmen
Projektpartner • Empathie entwickeln
• GesundheitsLaden e.V. • sich verantwortungsvoll verhalten
• Schulen • ihre sozialen Kompetenzen steigern
• Gesundheitsamt
• Jugendamt Durch das Herbeiführen einer Verhaltensän-
• AG Gender derung bei Tätern schützt man zugleich die
Opfer. Getreu diesem Motto ist das mittelfri-
stige Ziel die eigenständige aktive Erarbeitung
durch Rollenspiele oder erlebnispädagogische Selbstbewusste
Elemente wie z.B. ein Ausflug in den Kletter- Mädchen bewältigen
garten, um eine Verhaltensänderung der Teil- Herausforderungen
nehmer herbeizuführen. So sollen weitere leichter.
Gewalttaten verhindert und eine Perspektive
aufgezeigt werden.
Um dieses Ziel erfolgreich umzusetzen gibt
der Anti-Aggressivitätstrainer wöchentliche
Gruppentrainings, die jeweils 3,5 Stunden
dauern. Das AGT dauert bis zu fünf Monate
und umfasst ca. 90 Kursstunden. Im Bedarfs-
fall werden Einzelgespräche mit den Teilneh-
mern geführt und diese an begleitende Hilfe-
systeme (z.B. „Arbeit und Lernen“) vermittelt.
Nach dem letzten Gruppenabend finden in
monatlichen Abständen Nachtreffen statt, in
denen Erfahrungen untereinander ausge-
tauscht werden.
15
18. 2.2 Sicherheitspartnerschaft umfasst alle Lebensbereiche und Bevölkerungsgruppen Präventionsbericht 2010
Jedes Jahr finden zwei Anti-Gewalt-Trainings Bisherige Veranstaltungen im Projekt:
statt. Im Jahr 2010 haben 21 Personen am • Den Stadtteil erforschen
Training teilgenommen. Das Projekt wird • Coolnesstraining – Deeskalationstraining
von berufserfahrenen Sozialpädagogen mit für Jugendliche
Zusatzausbildung (Anti-Aggressivitäts- & • Gewalt und Aggression von Kindern und
Coolness Trainer) unter der Leitung der Jugendlichen
Sozialberatung Stuttgart e.V. angeboten. • Das kleine ABC der Gewalt
• Ich trau mich – Gewaltopfern beistehen
Projektpartner • Wenn Jugendliche gewalttätig werden
• Sozialberatung Stuttgart e.V. 2010 nahmen ca. 250 Personen an den Ver-
• Gerichte anstaltungen teil, die von den Mitgliedern
• Neustadt Bewährungshilfe e.V. des Forums Jugend Süd, Mitarbeitern der
• Arbeitshilfeträger in Stuttgart Bereitschaftspolizei Böblingen und Anti-
• Fachdienste (eva, Caritasverband, etc) Gewalt-Trainern durchgeführt wurden.
Projektpartner
Hinschauen und Eingreifen • Evangelische Jugend Stuttgart
Vor allem durch das Tötungsdelikt an einem • Caritas – HZE Stuttgart Süd
Münchner S-Bahnhof rückte das Thema Zivil- • Lehenschule
courage wieder mehr in den Fokus. Um • Mobile Jugendarbeit Fangelsbach
diesem Bedarf nachzukommen, wurde in • Gemeinschaftserlebnis Sport
Stuttgart-Süd das Projekt „Hinschauen – • Polizeipräsidium
Eingreifen“ gestartet. Es wendet sich an Men- • Jugendhaus Heslach
schen aus unterschiedlichen Institutionen und • Mobile Jugendarbeit Süd
das Thema Gewalt wird auf vielfältige Weise • Jugendgerichtshilfe
erörtert. Hierdurch soll die Bereitschaft zur • Lerchenrainschule
Zivilcourage gestärkt werden. Dies soll erreicht • Heusteigschule
werden, indem Handlungsstrategien für all- • Gesundheitsamt
tägliche Konfliktsituationen in unterschiedli- • Beratungszentrum Süd
chen Situationen kennen gelernt und erprobt
werden. Dadurch wird Handlungssicherheit
hergestellt. Schlüsselfragen wie: „Warum hel- NERO und NEROkidz-Beratung
fen Menschen nicht, obwohl sie eine Notlage 2010
erkennen?“ oder „Wie kann ich helfen, ohne 14 Anwälte engagierten sich im Jahr 2010
selbst vom Täter angegriffen zu werden?“ bei PräventSozial gGmbH für NERO und
sollen auf diesem Wege analysiert und eine NEROkidz. NERO steht für „Netzwerk enga-
geeignete Lösung dargestellt werden. gierter Rechtsanwälte für Opferschutz“.
NERO-Anwälte engagierten sich in der Be-
Den Teilnehmern wird gezeigt, dass sie durch ratung einzelner Ratsuchender, aber auch
ihr Handeln nicht den Täter stoppen, sondern für die Weiterentwicklung und praktische
Opfern helfen sollen. Es gibt ausreichend Zeit Umsetzung von Opferschutzthemen. Mit
um Fragen zu stellen, persönliche Erfahrun- Flyern, Informationsveranstaltungen und
gen einzubringen und von Experten Anre- Vorträgen wurden Menschen über verschie-
gungen und Tipps zu erhalten. Unsicherhei- dene Rechtslagen wie Sexualdelikte, Zeugen-
ten können somit verringert und die begleitung oder Gewaltdelikte informiert
Bereitschaft zu helfen gesteigert werden. und beraten.
16
19. 2.2 Sicherheitspartnerschaft umfasst alle Lebensbereiche und Bevölkerungsgruppen Präventionsbericht 2010
Immer wieder taucht das Thema „Sexualde- ren mit Fragen in verschiedenen Rechtsge-
likte unter Jugendlichen“ auf, bei denen es bieten. Junge Täter und Opfer konnten erste
oft um sexuelle Grenzverletzungen bis hin zu straf- oder zivilrechtliche Fragen klären und
Vergewaltigungen, meist nach Alkoholkon- mögliche nächste Schritte besprechen.
sum, geht. Viele Strafanzeigen enden mit Ver-
fahrenseinstellungen oder Freisprüchen, weil Die niederschwellige Rechtsinformation trägt
es der Justiz im Nachhinein nicht möglich ist, dazu bei, unnötige Belastungen für Jugend-
dem Angeklagten eine Sexualstraftat nachzu- liche und ihre Familien zu vermeiden. Im
weisen. Durch das Beratungsangebot kann Idealfall geschieht dies vor Erstattung einer
der Betroffene im Vorfeld auf den unsicheren Strafanzeige.
Ausgang des Strafverfahrens vorbereitet
werden. Ein Anwalt kann in Absprache mit Projektpartner
Polizei, Staatsanwaltschaft und Gericht die • PräventSozial gGmbH
nächsten Schritte planen und frühzeitig ange- • Zeugenbegleitung im Amts- und Land-
messene Opferschutzmöglichkeiten anregen. gerichtbezirk Stuttgart
Aber auch für die Beschuldigten gibt es Bera-
tungsmöglichkeiten. Wenn das Strafverfah-
ren an seine Grenzen stößt, können weitere STOP – Stuttgarter Ordnungspart-
Interventionsmöglichkeiten genutzt werden, nerschaft gegen häusliche Gewalt
um weiteren Übergriffen vorzubeugen. Sicherheit darf nicht an der Haustür aufhö-
ren. Daher wurde die Stuttgarter Ordnungs-
Durch eine funktionierende Kooperation aller partnerschaft gegen häusliche Gewalt (STOP)
am Verfahren Beteiligter können häufig für gegründet, die von der städtischen Abteilung
beide Seiten akzeptable Lösungen gefunden für individuelle Chancengleichheit koordiniert
werden. In der NERO-Beratung erhielten wird. Verschiedene Institutionen und Bera-
45 Opfer von Gewalttaten kostenfrei recht- tungsstellen aus dem polizeilichen, juristi-
liche Informationen. Die NEROkidz-Beratung schen und dem psychosozialen Bereich ar-
nutzten 29 junge Menschen bis etwa 21 Jah- beiten gemeinsam an einer wirkungsvollen
Rechtsanwälte geben
ehrenamtlich Informa-
tionen zu Rechts-
fragen.
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20. 2.2 Sicherheitspartnerschaft umfasst alle Lebensbereiche und Bevölkerungsgruppen Präventionsbericht 2010
Gewaltprävention und -intervention, die dieses Problems anzunehmen und die STOP-
folgende Module hat: Fachtagung 2010 zum Thema „Interkultu-
relle Kompetenz im Umgang mit häuslicher
• Platzverweis für Täter/in Gewalt“ zu veranstaltet. Das große Interesse
• konsequente Strafverfolgung der 190 Teilnehmer bestätigte die Bedeut-
• zivilrechtliche Schutzmaßnahmen samkeit der Problematik.
• zeitnahe Beratung
• Hilfe für Opfer und Täter/in Projektpartner
• Amt für öffentliche Ordnung
In Stuttgart gibt es Jahr für Jahr etwa 600 bis • Polizeipräsidium
700 Polizeieinsätze wegen häuslicher Gewalt. • Jugendamt
Leidtragende sind in den meisten Fällen • Krisen- und Notfalldienst
Frauen, wobei in über 65% der Fälle auch Kin- • Fraueninterventionsstelle (FIS)
der involviert sind. 2010 wurde in 317 Fällen • Männerinterventionsstelle (MIS)
aufgrund der bedrohlichen Situation oder der • Staatsanwaltschaft
Schwere der Tat von der Polizei ein mündlicher • Gerichtshilfe
Platzverweis ausgesprochen, bei dem der Täter • Kinderschutzzentrum
die Wohnung verlassen musste. Dieser Platz- • Zeugenbegleitung
verweis setzt das STOP-Interventionsverfahren • Stabsstelle für individuelle Chancen-
in Gang: Mit der Meldung an das Amt für gleichheit
öffentliche Ordnung wird anschließend der
Allgemeine soziale Dienst des Jugendamtes
informiert. Von hier aus erfolgt unter anderem Das Fair-Streit-Training häusliche
die Information an die Fraueninterventions- Gewalt
stelle, die mit den Opfern Kontakt aufnimmt. Nicht nur auf der Straße gibt es Opfer von
Sind Kinder involviert, kann das Kinderschutz- Straf- und Gewalttaten, es gibt sie auch im
Zentrum hinzugezogen werden. Gewalttätig häuslichen Bereich! Mit diesem Thema
gewordene Männer suchen selten von sich befasst sich das Projekt „Fair-Streit-Training“,
aus Beratung und Hilfe. Sie neigen dazu, ihre welches von Karl-Heinz Moosig entwickelt
Gewalttaten zu leugnen, zu bagatellisieren wurde. Im Rahmen der Stuttgarter Ordnungs-
oder zu rechtfertigen. Die Staatsanwaltschaft partnerschaft gegen häusliche Gewalt (siehe
kann hier die Motivation zu einer Täterbera- STOP) wurde das Projekt 2010 für die Belange
tung oder zu einem Anti-Gewalttraining stär- von Paaren maßgeschneidert und erstmals
ken, indem sie Strafverfahren mit Zustimmung mit fünf Paaren durchgeführt.
der Beschuldigten gegen die Auflage, an einer
Beratung bzw. einem Anti-Gewalttraining teil- Erfahrungen der Beratungsstellen zeigen, dass
zunehmen, vorläufig einstellt. 60–70% der Opfer von häuslicher Gewalt
wieder zu ihrem Partner bzw. zu ihrer Partne-
Im Jahr 2010 lag der Fokus auf der Verände- rin zurückkehren. In der bisherigen Praxis
rung und Entwicklung der Paarbeziehungen geschah dies weitgehend unbegleitet: Frauen
in den betroffenen Familien (siehe Fair-Streit- und Männer wurden bei Interventionsstellen
Training). beraten und nahmen anschließend meist ihr
gemeinsames Leben unvorbereitet wieder auf.
Weitere Schwerpunkte des Jahres 2010 Um zukünftige Eskalationen miteinander ver-
waren Migration und häusliche Gewalt. meiden zu können, benötigen Paare gemein-
55% der Täter und 50% der Opfer waren same Strategien. Hierzu lernen Paare beim
ausländischer Herkunft. Grund genug, sich „Fair-Streit-Training“ ihr eigenes Konfliktver-
18
21. 2.2 Sicherheitspartnerschaft umfasst alle Lebensbereiche und Bevölkerungsgruppen Präventionsbericht 2010
halten kennen, erfahren wie man faire Streit- PengA – Perspektiven nach
gespräche führt und Konflikte löst. Vor allem gemeinnütziger Arbeit
werden sie ermutigt, neue Verhaltensmuster „PengA“ ist ein Jugendarbeitsprojekt für
während einer Streitsituation auszuprobieren. straffällig gewordene Jugendliche und junge
Durch vorherige Einzelgespräche mit den Erwachsene im Alter von 14 bis 27 Jahren,
Beratern wird eine Vertrauensbasis geschaf- die zur Ableistung gemeinnütziger Arbeits-
fen, welche die Hemmschwelle für das stunden verurteilt worden sind. Das durch
gemeinsame Training deutlich senkt. Beson- das Jugendamt Stuttgart geförderte Projekt
ders im Hinblick auf die Kinder, die in gewalt- verbindet Sanktionen der Jugendstrafrechts-
bereiten Familien leben, bedeutet eine verän- pflege mit Maßnahmen der Jugendhilfe.
derte Konfliktlösungsstrategie innerhalb der
Familie eine große Hilfe, um ein friedliches Junge Menschen, die ohne Beschäftigung
Leben führen zu können. Studien belegen, und Perspektive sind und aufgrund ihres
dass Kinder, die in ihren Familien Gewalt als schwierigen Sozialverhaltens oder der spezi-
Konfliktlösungsmuster kennen gelernt, selbst ,fischen Straftat ihre Sozialstunden in keiner
erlebt oder beobachtet haben, später dazu anderen gemeinnützigen Einrichtung ablei-
neigen, selbst gewalttätig zu sein oder Opfer sten können, sollen in diesem Projekt eine
von Partnergewalt zu werden. Diese Entwick- letzte Chance bekommen und an das Quali-
lung kann durch das Vorleben einer veränder- fizierungs- und Beschäftigungssystem heran-
ten Streit- und Konfliktbewältigungskultur geführt werden.
verhindert werden. Die ersten Erfahrungen
mit dem Fair-Streit-Training sind sehr viel ver- 317 Projektteilnehmerinnen und -teilnehmer
sprechend. Die teilnehmenden Paare bewerte- leisteten im Jahr 2010 insgesamt rund 16.000
ten das Training durchweg mit sehr gut und Sozialstunden in den gemeinnützigen und im
gut. Besonders positiv herausgestellt wurden: öffentlichen Interesse liegenden Arbeitsberei-
chen der SBR ab. Die Tätigkeitsfelder reichen
• der gemeinsame Austausch in der Gruppe über den Arbeitseinsatz im Handwerk, im
• das „Fair-streiten“ lernen Dienstleistungsbereich, in der Gastronomie
• die Vielfalt der Methoden und der städtischen Grünflächenpflege bis
hin zu kreativen Gestaltungsmöglichkeiten in
Die Gruppe trifft sich nach Abschluss des der Floristik. Die Jugendlichen wirken auch
Projekts weiterhin in einer begleiteten Selbst- bei der Anti-Graffiti-Initiative im Rahmen der
hilfegruppe, da sich die fünf Termine als zu Stuttgarter Sicherheitspartnerschaft mit.
wenig herausgestellt haben.
Projektpartner
Finanziert wurde das Projekt von der Abtei- • Gemeinnützige Gesellschaft für Schulung
lung individuelle Chancengleichheit der LHS und berufliche Reintegration mbH
Stuttgart und dem internationalen Frauen- • Jugendgerichtshilfe
netzwerk Soroptimist Stuttgart Zwei. • Haus des Jugendrechts
• PräventSozial – Bewährungshilfe
Projektpartner Stuttgart e.V.
• Männerinterventionsstelle (MIS) • Bewährungshilfe – Neustart gGmbH
• Fraueninterventionsstelle (FIS)
• Karl-Heinz Moosig
• LHS, Abteilung individuelle Chancen-
gleichheit
19
22. 2.2 Sicherheitspartnerschaft umfasst alle Lebensbereiche und Bevölkerungsgruppen Präventionsbericht 2010
Sicher mobil 50 plus nahmen sind Bußgelder, die von den Stutt-
Um eine sichere Teilnahme am Straßenver- garter Amtsgerichten und der Staatsanwalt-
kehr zu ermöglichen, gibt es für alle Men- schaft Stuttgart zugewiesen werden. Im Jahre
schen Angebote, die auf deren Bedürfnisse 2010 wurden ca. 300 Personen dazu verur-
zugeschnitten sind. Besonders gefährdete teilt an den Starthilfe e.V. zu zahlen. Etwa
Gruppen stehen dabei im Fokus der Verkehrs- 150 geschädigten Personen kam das Geld
sicherheitsarbeit. zugute.
An die Gruppe der über 50jährigen richtet Projektpartner
sich das Projekt „Sicher mobil 50 plus“. Der • Starthilfe e.V.
ADAC Württemberg bietet gemeinsam mit • Amtsgericht Stuttgart
der Stadt Stuttgart Vorträge an, die über • Amtsgericht Bad Cannstatt
altersspezifische Themen informieren, da sich • Staatsanwaltschaft
bei Menschen dieser Altersgruppe Anzeichen
auf körperliche Veränderungsprozesse zeigen
können. Online-Beratungsstelle U-Turn
Manche Menschen, die straffällig und gewalt-
Um dies zu kompensieren, gibt es Informatio- tätig werden, möchten nicht zu öffentlichen
nen über Kfz-Technik, Kindersicherung im Hilfs- und Beratungsorganisationen gehen.
Auto, Sicherung von Ladung sowie Sehen, Sie wünschen sich schnelle und anonyme Hilfe
Hören und Reagieren im Alter. Ebenfalls wird von Fachleuten zu diesen Themen. Deswegen
über Neuerungen in der Straßenverkehrsord- bietet die Sozialberatung Stuttgart e.V. seit
nung aufgeklärt. April 2010 die neue Online-Beratungsstelle
U-Turn zu den Themen Straffälligkeit und
2010 fanden insgesamt drei Veranstaltungen Gewalt an. Das Angebot stellt eine zeitge-
statt, an denen jeweils 110 Senioren teilnah- mäße und ansprechende Ergänzung der be-
men. stehenden Beratungsangebote dar. Es schließt
eine Lücke im bisherigen Hilfesystem.
Projektpartner
• ADAC Jugendliche und junge Erwachsene, die von
• Stadt Stuttgart Haft bedroht bzw. straffällig geworden sind,
Angehörige von Inhaftierten sowie Men-
schen, die von häuslicher Gewalt bzw. Stra-
Starthilfe ßengewalt betroffen sind, können sich erst-
Das Projekt wendet sich an Straffällige und mals im Internet an ein speziell ausgebildetes
Opfer zugleich. Es soll zum einen mittellosen und erfahrenes Team von Beraterinnen und
straffälligen Jugendlichen und Heranwachsen- Beratern wenden. Ziel des neuen Online-
den bedarfsgerechte materielle Hilfen anbie- Angebots ist es, Menschen mit Fragen zum
ten, z.B. in Form von zinslosen Darlehen zur Thema Straffälligkeit und Gewalt früher
Schuldenregulierung, um dadurch ihre soziale zu erreichen. Dazu ist es notwendig, die
Integration zu fördern. Zum anderen werden Zugangshemmnisse zum Hilfeangebot zu
an die Opfer von Straftaten finanzielle Scha- senken. Der Umgang mit den Themen Straf-
denswiedergutmachungen geleistet, nach- fälligkeit und Gewalt ist für Betroffene oft
dem die mittellosen Täter unentgeltliche und schambehaftet – der anonyme Zugang zum
gemeinnützige Arbeit abgeleistet haben. Die Hilfesystem bietet nun die Chance auch diese
Einnahmen und Ausgaben belaufen sich pro Menschen zu erreichen. Es ist lediglich eine
Jahr auf ca. 40.000 €. Ein großer Teil der Ein- einmalige und kostenfreie Registrierung auf
20
23. 2.2 Sicherheitspartnerschaft umfasst alle Lebensbereiche und Bevölkerungsgruppen Präventionsbericht 2010
der Internetseite www.sozialberatung-stutt- gewaltbereiter Fans anhand von gezielten
gart.de erforderlich. Dort finden sich auch Fragestellungen auseinander.
weitere Informationen rund um das Hilfean-
gebot der Sozialberatung Stuttgart e.V. Wie Die Kinder und Jugendlichen beobachten
groß die Anfrage nach der neuen Onlinebera- Spiele der unteren Ligen und Bundesligabe-
tungsstelle ist, zeigen die bisherigen Erfolge: gegnungen. Sie dokumentieren, wie sich
Seit Projektbeginn gab es 2.532 Klicks und 21 die Fans vor dem Spiel, währenddessen und
Anfragen. auch danach verhalten. Anschließend werden
im Schulunterricht die Ergebnisse und Aus-
In der zweijährigen Modellphase, die vom wirkungen auf den Veranstaltungsverlauf
Deutschen Hilfswerk über die ARD-Fernseh- gemeinsam mit den Lehrkräften reflektiert,
lotterie „Ein Platz an der Sonne“ unterstützt um die Jugendlichen in ihrem künftigen
wird, soll erprobt werden, wie und von wel- eigenen Handeln bei Sportveranstaltungen
cher Zielgruppe das Angebot angenommen positiv zu stärken. Die Projektverantwort-
wird. 2012 wird über eine Ausweitung des lichen erhoffen sich langfristig auch Verhal-
Angebots entschieden. tensänderungen bei Fußballfans, die zu
Gewalt neigen.
Projektpartner
• Sozialberatung Stuttgart e.V. Bei dem Projekt, das seit 2009 angeboten
• Deutsches Hilfswerk wird, beteiligen sich Schülerinnen und Schü-
ler der Jörg-Ratgeb-Schule, Schillerschule,
Lerchenrainschule, Körschtalschule und der
Wir können Fans sein Lindenrealschule.
Gewalt rund um den Fußballsport ist Thema
des Präventionsprojekts „Wir können Fans Projektpartner
sein“. Schülerinnen und Schüler im Alter von • Polizeipräsidium
zwölf bis 18 Jahren setzen sich nicht nur mit • VfB Stuttgart 1893 e.V.
der Begeisterung der Zuschauer bei Fußball- • Landesinstitut für Schulsport
spielen, sondern auch mit dem Verhalten • Staatliches Schulamt Stuttgart
Faires Verhalten
auf und neben
dem Sportplatz
21
24. 2.3 Sicherheit für unsere Kinder Präventionsbericht 2010
2.3 Sicherheit für unsere Kinder
Kinder sind unsere Zukunft. Deshalb hat es
sich Stuttgart zum Ziel gesetzt, die kinder-
freundlichste Großstadt Deutschlands zu sein.
Kinderfreundlichkeit ist Standortfaktor und
Leitziel in allen Bereichen der kommunalen
Verwaltung. Kinder sind die schwächsten
Glieder unserer Gesellschaft und bedürfen
unserer besonderen Aufmerksamkeit und
Fürsorge. Deshalb legt auch das Kuratorium
Kinderfreundliches Stuttgart einen Schwer-
punkt auf die Verbesserung der Sicherheit
für Kinder.
Zur Sicherheit gehört nach unserem Verständ-
nis aber auch, dass die Kinder und Jugend-
lichen zur Schule gehen. Schule schwänzen
schadet den Kindern. Deshalb gibt es Pro-
jekte, damit die Grundlage für Bildung und
Beruf gelegt wird.
Beispiele
Aktion Gute Fee – gemeinsam für unkompliziert Hilfe und Ratschläge bekom-
ein kinderfreundliches Stuttgart men können.
Die „Bürgeraktion Gute Fee“ hat mehr als
1.000 Aktionspartner, welche für Notfälle im Dinge wie etwa ein Pflaster bei einer kleinen
Kinderalltag im Stadtgebiet Stuttgart zur Ver- Schramme, ein Telefon, um zu Hause anzu-
fügung stehen. Wo immer Kinder dieses Zei- rufen, ein gutes Wort und ein wenig Mithilfe
chen auf Eingangstüren und Schaufenstern bei den kleinen Problemen des Alltags, sind
von Geschäften oder auf Fahrzeugen der Kleinigkeiten und Gesten, die in unserer heu-
Stuttgarter Straßenbahnen AG sehen, können tigen Wohnumwelt und Gesellschaft nicht
sie auf Hilfe vertrauen. Alle Aktionspartner ver- mehr selbstverständlich sind. Hier möchten
stehen sich als Stützpunkte für die Notfälle im wir ansetzen. Mit mehr Menschlichkeit,
Alltag Ihrer Kinder. Eltern sollen die Gewissheit Gefühl und Toleranz.
haben, dass es auch außerhalb des Elternhau-
ses verlässliche Partner gibt, die für die Gebor- Die Partner der „Aktion Gute Fee“ erklären
genheit und Sicherheit ihrer Kinder und für ein sich bereit, als Ansprechpartner und Verbün-
gutes soziales Klima eintreten wollen. dete für die Kinder zu wirken und sind damit
offen für deren kleine Probleme, Sorgen und
Kinder benötigen gerade in Großstädten wie Nöte. Ob es um etwas zu trinken oder ein
Stuttgart Ansprechpartner und Verbündete, kurzes Telefonat nach Hause geht, es sind die
um sorglos und alleine spielen zu können. kleinen Gesten, die viel Vertrauen bewirken.
Auf dem Weg zum Kindergarten und zur
Schule oder beim Spielen sind sie auf Perso- Unsere Kinder brauchen ein Stück Geborgen-
nen und Orte angewiesen, an denen sie heit und Sicherheit in ihrem Stadtteil. Dies
22
25. 2.3 Sicherheit für unsere Kinder Präventionsbericht 2010
Aufgepasst mit ADACUS Die Aktion Gute Fee
Sicheres Verhalten im Straßenverkehr zu trai- bietet Kindern in allen
nieren ist schon für die jüngsten Verkehrsteil- Stadtteilen Hilfe auch
nehmer sehr wichtig. Das Projekt „Aufgepasst in kleinen Nöten.
mit ADACUS“ führt junge Verkehrsteilnehmer
im Vorschulalter spielerisch an ihre Rolle als
Fußgänger heran. Dabei werden persönliche
Erfahrungen der Kinder aufgegriffen und
besprochen. Die kleinen Verkehrsteilnehmer
nehmen die Rolle von Fußgänger, Auto und
Motorrad ein, um das Miteinander der jewei-
ligen Verkehrsteilnehmergruppen zu erleben.
Damit der Spaß nicht zu kurz kommt, führt
der Kinderliebling „ADACUS“, eine wissbe-
gierige Puppe, durch das Programm. Lernziel
der Veranstaltung ist, notwendige Verhaltens-
weisen bei der Überquerung der Fahrbahn an
Fußgängerampel und Zebrastreifen zu verin-
nerlichen.
Im Jahr 2010 führte der ADAC Württemberg
drei Veranstaltungen mit jeweils 60 Vorschul-
kindern in Stuttgart durch.
wollen die Projektpartner durch ein soziales
Netzwerk verwirklichen und zugleich ein Projektpartner
Zeichen setzen, damit Stuttgart noch lebens- • ADAC
werter und kinderfreundlicher wird! Die • Kindergärten
jeweiligen Aktionsgruppen sollen das bürger-
schaftliche Engagement und Miteinander im
Stadtbezirk fördern und weiterentwickeln. Geh Wald statt Gewalt!
Knoten üben, Seiltechniken erlernen, Wetter-
Für Unterstützung in jeglicher Hinsicht sind kunde, ein Baumhaus bauen, Erste-Hilfe-
die Projektpartner sehr dankbar. Insbesondere Kenntnisse erwerben, einfach mal die Ohren
Eltern können wesentlich zum Erfolg der spitzen und die Geräusche wahrnehmen,
„Aktion Gute Fee“ beitragen, indem sie Ihre welche der Wald und der Wind machen. All
Kinder mit der Idee vertraut machen und sie diese Dinge lernen die Kinder bei dem Projekt
auf die vielen Aktionspartner, die sich als gute „Geh Wald – statt Gewalt“. Ausgebildete
Feen „ausgezeichnet“ haben, hinweisen. Erlebnispädagogen begleiten die Kinder im
Vorschulalter in wöchentlichen Angeboten
Projektpartner oder Zweitagesblöcken. Ziel ist es, das Selbst-
• Förderverein Sicheres und Sauberes wertgefühl der Kinder zu stärken und Erfolgs-
Stuttgart e.V. erlebnisse zu vermitteln. Gleichzeitig werden
• Stuttgarter Straßenbahnen AG Fertigkeiten in gewaltfreier Kommunikation,
• Einzelhandel Konfliktfähigkeit und Achtsamkeit vermittelt.
Die Kinder lernen sich selbst und ihre Mit-
schüler besser kennen und üben respektvol-
23
26. 2.3 Sicherheit für unsere Kinder Präventionsbericht 2010
In der Natur Grenzen
erfahren und Regeln
erlernen
len Umgang miteinander. Eigene Schwächen chen dazu veranlassen, sich einfallsreich mit
und Stärken werden erfahren und akzeptiert. den Themen Selbstbild und eigene Identität
auseinander zu setzen. Zum anderen wurden
Das Programm läuft über mindestens ein auch Anregungen zur Berufswahl und Ein-
Schuljahr, damit die Veränderungen im Sozi- blick in verschiedene kreative Berufssparten
alverhalten nachhaltig wirken können. 2010 gegeben. Denn schulische und berufliche
wurden ca. 100 Kinder pro Woche betreut. Perspektiven bieten einen hohen Anreiz, das
eigene riskante Konsumverhalten zu über-
Projektpartner denken und positiv zu verändern.
• AVENTERRA e.V.
• Deutsch-französische Grundschule Schülerinnen und Bewohnerinnen der päda-
• Fuchsrainschule gogisch-therapeutischen Wohngruppe
• ganz und gar betreuung e.V. für Mädchen mit Drogenproblemen JELLA
nahmen teil und waren zwischen 15 und
18 Jahre alt.
Mädchen.Machen.Medien II
„Die Vielfalt von Mädchen-Sein heute“ – Thematischer Ausgangspunkt war die Dar-
unter diesem Motto startete im September stellung von Mädchen und Frauen in den
2010 das Folgeprojekt von „Mädchen. Medien. Hierzu setzten sich die Teilnehmerin-
Machen.Medien“. nen, begleitet durch Pädagogen, mit ihren
Stärken und Schwächen, Talenten und Vor-
Nach der erfolgreichen Plakatkampagne bildern auseinander. Die Mädchen suchten
gegen riskanten Alkoholkonsum von 2009, und gestalteten ihre eigenen Antworten auf
lag beim neuen Projekt der Schwerpunkt Identitätsfragen wie „Wie bin ich?“, „Wie
auf Bildgestaltung und Fotografie. Die Idee will ich sein?“, „Wie will ich mich zeigen?“.
dahinter: Zum einen sollte das Projekt Mäd- Im Anschluss wurden von den Mädchen
24
27. 2.3 Sicherheit für unsere Kinder Präventionsbericht 2010
aussagekräftige Fotomotive entwickelt und Medienfluten
als Höhepunkt gemeinsam mit einer Foto- „Medienfluten“ ist ein Projekt, mit dem unter-
grafin und einer Visagistin in einem zweitägi- schiedliche Medien bewusst und konstruktiv
gen professionellen Fotoshooting in Szene genutzt werden. Es besteht aus verschiedenen
gesetzt. Zudem gab es einen Blick in Kommu- Modulen für Schüler, Lehrer und Eltern.
nikationspolitik (Kommunikation zwischen
Organisation und Umwelt/Zielgruppe), Gra- Die Schülerinnen und Schüler bekommen die
fik-Design und hinter die Kulissen des Staats- Aufgabe, ihren Medienkonsum und soziale
theaters. Zusammenhänge zu reflektieren und zu dis-
kutieren sowie gesellschaftliche und persön-
Entstanden sind interessante, spannende und liche Werte und das eigene Verhalten zu
zum Teil lustige Fotomotive, die bei der Vernis- hinterfragen. Mit dem Projekt als Auftakt
sage That’s me! – Mädchenwelten in Szene können Schulen das Thema Medienerziehung
gesetzt wurde. Am 8.12.2010 konnten die nachhaltig in den Alltag integrieren. Beson-
stolzen Mädchen in den Räumen von Lagaya ders Eltern werden in die Arbeit mit einbe-
e.V. zahlreiche Gäste davon überzeugen. zogen, denn viele Erwachsene stehen dem
Medienkonsum ihrer Kinder hilflos oder
Projektpartner gleichgültig gegenüber. Weiter dient Medien-
• Lagaya e.V. fluten als Fortbildung für Lehrkräfte und
• Milla und Partner Agentur & Ateliers Schulsozialarbeiter, die nach der Schulung
• Staatstheater Stuttgart das Thema selbstständig vertiefen können.
• Schlossrealschule für Mädchen
• Berufsbildende Schulen Internationaler Das Projekt wird an fünf Terminen in der Klas-
Bund e.V. senstufe sieben durchgeführt und zusätzlich
• Laura Siemon, Jessica Mayer ein Elternabend für die gesamte Schule an-
Mit professioneller
Unterstützung am
Selbstbild arbeiten
25
28. 2.3 Sicherheit für unsere Kinder Präventionsbericht 2010
geboten. Da Medienschaffende und beglei- Stark durch Musik
tende Fachkräfte der Schulsozialarbeit / Durch die Kooperation der Stuttgarter Musik-
Mobilen Jugendarbeit aus dem jeweiligen schule mit öffentlichen Schulen können viele
Stadtteil einbezogen werden, ist eine hohe Kinder und Jugendliche erreicht werden, die
Fachlichkeit sowie nachhaltige Verankerung aus organisatorischen oder finanziellen Grün-
an der Schule vor Ort gewährleistet. Medien- den das herkömmliche Angebot der Stuttgar-
fluten wurde im Berichtszeitraum an elf Schu- ter Musikschule nicht wahrnehmen können.
len durchgeführt. Der Musikunterricht fördert durch seine
unmittelbare Wirkung insbesondere die Per-
Einige Themenschwerpunkte im sönlichkeitsentwicklung, die Individualität, die
Jahr 2010: Kommunikationsfähigkeit und die Teamfähig-
• ein Medientagebuch erstellen und keit des einzelnen Schülers. Des Weiteren wird
auswerten durch das gemeinsame Musizieren die Sozial-
• Gründe für Medienkonsum bewusst und Kommunikationskompetenz der Kinder
machen und Alternativen erarbeiten gefördert, da durch Musik Freundschaften
• Handy, Internet, Chatten – Kostenfalle, besser gebildet und gepflegt werden.
Abzocke im Netz, Regeln
Die Stuttgarter Musikschule macht für Kinder
Projektpartner und Jugendliche, die unter schwierigen so-
• Caritasverband für Stuttgart e.V. zialen Bedingungen aufwachsen, kostenlose,
• Förderverein Kinderfreundliches in sich abgeschlossene musikpädagogische
Stuttgart e.V. Angebote unter dem Titel „Stark durch
• Stuttgarter Zeitung Musik“. In Absprache mit Lehrerinnen und
• Polizeipräsidium Lehrern bekommen Kinder und Jugendliche,
• 10 Haupt- und Realschulen die besonderer Förderung bedürfen, die Mög-
Gemeinsames
Musizieren verbindet.
26
29. 2.3 Sicherheit für unsere Kinder Präventionsbericht 2010
lichkeit kostenlos für sie zugeschnittene Bil- Aktion Sicherer Schulweg –
dungsangebote der Stuttgarter Musikschule Schulwegtraining
wahrnehmen zu können. Das flächendeckende Schulwegtraining,
das zwischenzeitlich fester Bestandteil des
Insgesamt nahmen 26 Klassen, mit 485 Schü- Anfangsunterrichts an Stuttgarter Schulen ist,
lern, von 13 verschiedenen Grund- und Haupt- wurde als ergänzendes Modul zum Fahrrad-
schulen in Stuttgart am Musikunterricht teil. führerschein entwickelt. Kinder erlernen
dabei sicherheitsrelevante Verhaltensregeln,
Neben den bereits genannten Zielen wird ins- um eigenverantwortlich am Straßenverkehr
besondere Wert gelegt auf die Entwicklung teilnehmen zu können.
der Selbstwahrnehmung, des Selbstbewusst-
seins und der Ermöglichung positiver Lern- Im Jahr 2010 haben 4.775 Kinder aus den
erfahrungen und darauf aufbauend auf die ersten Klassen das von Polizeibeamtinnen
Stärkung der Kommunikationsfähigkeit und und Polizeibeamten der Verkehrserziehung
der Teamfähigkeit der Schüler untereinander. betreute Schulwegtraining absolviert. Den
Lerninhalte sind unter anderem die Wahr- Kindern wurden die Verhaltensregeln in der
nehmungsschulung, die Sensibilisierung aller Theorie vermittelt. Im Anschluss wurde das
Sinne und der Umgang mit Körper und Erlernte im Rahmen individuell ausgearbeite-
Stimme. ter Schulwege praktisch eingeübt. Der Schul-
wegplan soll auch den Eltern der Erstklässler
Projektpartner beim Einüben des Schulwegs mit ihren Kin-
• Stuttgarter Musikschule dern helfen. Aktuelle Schulwegpläne decken
• Kulturamt den jeweiligen Einzugsbereich der Grund-
• Staatliches Schulamt schule ab. Um die Nachhaltigkeit zu steigern,
• Schulverwaltungsamt wurden die von der Polizei vermittelten
Kindern die sichere
Teilnahme am
Straßenverkehr
beibringen
27
30. 2.3 Sicherheit für unsere Kinder Präventionsbericht 2010
Inhalte im Schulunterricht durch Pädagogen kehrsschulen in Stuttgart-West, Hofen und
didaktisch aufbereitet und durch einen Kin- in den Unteren Schlossanlagen statt.
derfußgängerschein, einer durch das Kurato-
rium Kinderfreundliches Stuttgart finanzier- Um eine flächendeckende Schulung der
ten Erinnerungsgabe, dokumentiert. Kinder zu ermöglichen, gibt es darüber hin-
aus eine mobile Jugendverkehrsschule. Ein
Projektpartner mit Fahrrädern, Helmen, Verkehrszeichen
• Staatliches Schulamt und weiterem Zubehör vollständig ausge-
• Amt für öffentliche Ordnung rüsteter Lkw wird vor allem an den Schulen
• Polizeipräsidium der Außenbezirke eingesetzt. Im Jahr 2010
• Kuratorium Kinderfreundliches Stuttgart konnte dadurch mit 35 Schulklassen das
Fahren im öffentlichen Verkehrsraum trainiert
werden und zwar dort, wo es für die Vorbe-
Aktion Sicherer Schulweg – reitung auf die Realität am erforderlichsten
Radfahrausbildung ist: im Schul- beziehungsweise Wohnumfeld
Die heutige Verkehrssituation erfordert vom der Kinder.
jugendlichen Radfahrer mehr denn je, dass
er sich im Straßenverkehr sicher bewegt und Projektpartner
die vielfältigen, komplexen Problem- und • Staatliches Schulamt
Konfliktsituationen bewältigt. Um die jungen • Polizeipräsidium
Verkehrsteilnehmer auf diese Situationen • Amt für öffentliche Ordnung
vorzubereiten, wird jedes Jahr in den vierten
Klassen der Stuttgarter Grundschulen eine
Radfahrausbildung durchgeführt. Verkehrssicherheitstraining im
Kindergarten
Im Schuljahr 2009/2010 erhielten 4.404
Schülerinnen und Schüler diese Radfahraus- Kinder sind die schwächsten Teilnehmer im
bildung, bei der besonderer Wert auf ganz- Straßenverkehr und ganz besonderen Risiken
heitliche Vermittlung der Thematik gelegt ausgesetzt. Sie können die Richtung, aus
wird. Zur Vorbereitung auf den praktischen der Geräusche kommen, oft nicht orten und
Teil lernen die Kinder zunächst im Schulunter- haben im Vergleich zu Erwachsenen ein um
richt die für sie wichtigen Verkehrsregeln ein Drittel geringeres Gesichtsfeld. Zudem
und üben mit ihren Lehrerinnen und Lehrern, handeln sie impulsiv und sind leicht ablenk-
Risiken im Straßenverkehr zu erkennen. bar. Für ein Kind ist es schwierig, sich auf das
gewissenhafte Verhalten im Straßenverkehr
Danach trainieren die jungen Radler mit zu konzentrieren. Der Freund auf der anderen
Polizeibeamtinnen und Polizeibeamten der Straßenseite, eine Katze, ein vorbei fliegender
Verkehrserziehung umsichtiges und sicheres Vogel lenken die Aufmerksamkeit unweiger-
Radfahren in den Jugendverkehrsschulen, lich auf sich und damit weg von den Gefah-
um sicherer im Umgang mit dem Fahrrad ren des Straßenverkehrs.
zu werden. Das so erlernte Wissen wird an-
schließend außerhalb des Übungsgeländes Deshalb brauchen Kinder unbedingt die
umgesetzt, um die Gefahren im öffentlichen Unterstützung der Erwachsenen. Erst durch
Straßenverkehr meistern zu können. das anschauliche positive Beispiel von Eltern,
Erziehern und anderen Erwachsenen begrei-
Die Radfahrausbildung in Stuttgart findet an fen sie, worauf es im Straßenverkehr ankommt.
drei stationären Standorten der Jugendver- Vorbildliches und verantwortungsbewusstes
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