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Präventionsbericht 2010
Stuttgarter Sicherheitspartnerschaft
Präventionsbericht 2010
Stuttgarter Sicherheitspartnerschaft




Impressum:
Präventionsbericht 2010
Stuttgarter Sicherheitspartnerschaft

Herausgeber:
Landeshauptstadt Stuttgart, Referat Recht, Sicherheit und Ordnung in
Verbindung mit der Abteilung Kommunikation und dem Polizeipräsidium
Stuttgart sowie dem Förderverein Sicheres und Sauberes Stuttgart e.V.




Fotos:
Seite 9, Freunde schaffen Erfolg, Landeshauptstadt Stuttgart; Seite 10, Agabey-Abla, Landes-
hauptstadt Stuttgart; Seite 11, JobConnections, Landeshauptstadt Stuttgart; Seite 13, Yes, you
can!, eva; Seite 14/15, Selbstbehauptungskurse für Mädchen und junge Frauen, Landeshaupt-
stadt Stuttgart; Seite 17, Nero und Nerokidz, PräventSozial Justiznahe Soziale Dienste gGmbH;
Seite 21, Wir können Fans sein, Landeshauptstadt Stuttgart; Seite 22/23, Aktion Gute Fee, Pla-
tingroup; Seite 24, Geh Wald statt Gewalt, Aventerra e.V.; Seite 25, Mädchen Machen Medien II,
LAGAYA e.V./ Mädchen.Sucht.Auswege; Seite 26, Stark durch Musik, Landeshauptstadt Stuttgart;
Seite 27, Aktion Sicherer Schulweg-Schulwegtraining, Landeshauptstadt Stuttgart; Seite 29,
Verkehrssicherheitstraining im Kindergarten, Platingroup; Seite 32, Transfer interkultureller Kom-
petenz (TIK), Polizeipräsidium Stuttgart; Seite 34, SpuK, Landeshauptstadt Stuttgart; Seite 35,
Kick mit, Landeshauptstadt Stuttgart; Seite 37, Haus des Jugendrechts, Landeshauptstadt Stutt-
gart; Seite 38/39, Bleib Cool!, Platingroup; Seite 41, Gemeinsam vorbeugen gegen die Sucht,
Landeshauptstadt Stuttgart; Seite 43, Frühlingsfest und Volksfest, Platingroup; Seite 46, Aktion-
tu-was- eine Initiative für mehr Zivilcourage, Polizeipräsidium Stuttgart; Seite 47, Graffiti-Gestal-
tung auf legalen Flächen, Platingroup; Seite 48, Let'z putz Stuttgart, Landeshauptstadt Stuttgart;
Seite 49, Ordnungpatenschaften für Spielplätze, Grünanlagen, Bäume und Hundetütenspender,
Landeshauptstadt Stuttgart; Seite 50/51, Jugendtreff Tapachtal, Kunder³ Landschaftsarchitektur
und Amt für Stadtplanung und Stadterneuerung


Redaktion:
Hans Böhm

Text:
Michael Kayser, Tanja Sattler
(Referat Recht, Sicherheit und Ordnung/Kommunale Kriminalprävention)
Ulrich Sauter, Stefanie Sauter
(Polizeipräsidium Stuttgart, Stabsstelle Prävention)

Herstellung:
PRC Werbe-GmbH

© Landeshauptstadt Stuttgart
April 2011


                                                                                                        1
Themen                                                                 Seite



    1.   Die Stuttgarter Sicherheitspartnerschaft                             6

    2.   Kriminalpräventive Projekte – Handlungsfelder                        9

    2.1 Eine gute Sozialpolitik ist die beste Prävention                     9
        Freunde schaffen Erfolg                                              9
        Agabey-Abla, großer Bruder – große Schwester                        10
        JobConnections                                                      11
        Pro Kids – Prävention und Hilfen für Kinder aus suchtbelasteten
        Familien und für ihre Eltern                                        11
        Yes, you can!                                                       12

    2.2 Sicherheitspartnerschaft umfasst alle Lebensbereiche und
        Bevölkerungsgruppen                                                 14
        Gefahrenlagen an Schulen                                            14
        Selbstbehauptungskurse für Mädchen und junge Frauen                 14
        Anti-Gewalt-Training                                                15
        Hinschauen und Eingreifen                                           16
        NERO und NEROkidz – Beratung 2010                                   16
        STOP – Stuttgarter Ordnungspatenschaft gegen häusliche Gewalt       17
        Das Fair-Streit-Training häusliche Gewalt                           18
        PengA – Perspektiven nach gemeinnütziger Arbeit                     19
        Sicher mobil 50 plus                                                20
        Starthilfe                                                          20
        Online-Beratungsstelle U-Turn                                       20
        Wir können Fans sein                                                21

    2.3 Sicherheit für unsere Kinder                                        22
        Aktion Gute Fee – gemeinsam für ein kinderfreundliches Stuttgart    22
        Aufgepasst mit ADACUS                                               23
        Geh Wald statt Gewalt!                                              23
        Mädchen.Machen.Medien II                                            24
        Medienfluten                                                        25
        Stark durch Musik                                                   26
        Aktion sicherer Schulweg – Schulwegtraining                         27
        Aktion sicherer Schulweg – Radfahrausbildung                        28
        Verkehrssicherheitstraining im Kindergarten                         28
        POWER CHILD                                                         30
        Alkoholmissbrauch vorbeugen                                         30

    2.4 Bündnis für Integration                                             31
        Transfer Interkulturelle Kompetenz (TIK)                            31
        Brückenbauer Botnang                                                32

    2.5 Prävention durch Sport                                              33
        Gemeinschaftserlebnis Sport (GES)                                   33
        Spannung unterm Korb – Basketball gegen Gewalt                      33
        Kick mit – Fußball verbindet                                        34
        Nachtaktiv                                                          35
        Zweikampfverhalten – Coolnesstraining im Jugendfußball              36




2
Themen                                        Seite



2.6 Vorbeugung und Bekämpfung von Jugendkriminalität                   37
    Haus des Jugendrechts                                              37
    Bleib Cool!                                                        38
    Deeskalationstraining für gewaltbereite Mädchen                    39
    FreD                                                               40
    Kater                                                              40
    Gemeinsam vorbeugen gegen die Sucht                                40
    Theater- und Schreibwerkstatt                                      42
    Wut im Bauch – Umgang mit Aggressionen im Schulalltag              42

2.7 Sicherheit auf Straßen und Plätzen                                 43
    Frühlingsfest und Volksfest                                        43
    Nightwatch – die Aktion für ein sicheres Nachtleben in Stuttgart   44

2.8 Sicherheit in öffentlichen Verkehrsmitteln                         45
    Aktion-tu-was – eine Initiative für mehr Zivilcourage              45
    ÖPNV – Sicherheitstraining „Generation 65+“                        46

2.9 Sicherheit und Sauberkeit                                          47
    Graffiti – Gestaltung auf legalen Flächen                          47
    Let’s putz Stuttgart                                               48
    Ordnungspatenschaften für Spielplätze, Grünanlagen, Bäume und
    Hundetütenspender                                                  49

2.10 Kriminalprävention und Städtebau                                  50
     Mit Kunst gegen Vandalismus                                       50
     Jugendtreff Tapachtal                                             51

3.   Förderverein Sicheres und Sauberes Stuttgart e.V.                 52

4.   Zentrale Ansprechpartner und Kontakte                             53

5.   Dezentrale Ansprechpartner und Kontakte,                          54
     Stadtbezirke und Polizeireviere




                                                                                    3
Vorwort                                                                                 Präventionsbericht 2010




              Sehr geehrte Leserinnen und Leser,

              nie zuvor wurden höhere Zufriedenheitswerte          Der Präventionsbericht 2010
              in den Sicherheitsfragen erzielt, als in der aktu-   • präsentiert einen Ausschnitt der Maßnah-
              ellen Bürgerumfrage. Die öffentliche Sicher-           men unserer Stuttgarter Sicherheitspart-
              heit und Ordnung sowie das Sicherheitsge-              nerschaft
              fühl auf den Straßen und in den öffentlichen         • zeigt auf, welch aktives Netzwerk sich in
              Verkehrsmitteln wurden deutlich seltener als           der Präventionsarbeit engagiert und
              Problem genannt, als dies noch vor 10 Jahren         • soll alle Interessierten informieren und
              der Fall war. 64 Prozent der Stuttgarterinnen          durch Beispiele dazu anregen, sich aktiv
              und Stuttgarter sind mit der öffentlichen              zu beteiligen.
              Sicherheit in ihrer Stadt „sehr zufrieden“
              oder „zufrieden“. Die Verbesserung des               Wir danken allen, die sich in unserer Partner-
              Sicherheitsgefühls zieht sich dabei durch            schaft engagieren und damit die Basis für
              alle Altersklassen und steigt seit 10 Jahren         eine hohe Lebensqualität legen. Unsere
              kontinuierlich an. Diese Erfolge sind auch           Anerkennung gilt ganz ausdrücklich auch all
              das Ergebnis langjährig bewährter und wei-           jenen, deren Arbeit in diesem Bericht leider
              terentwickelter Präventionsarbeit.                   nicht ausführlich dargestellt werden kann.
                                                                   Durch zahlreiche Maßnahmen werden die
              Wir dürfen auf diese Ergebnisse und die              Werte vermittelt, die eine gewaltfreie Gesell-
              positive Rückmeldung der Bevölkerung sehr            schaft tragen, Menschen davor schützen
              stolz sein.                                          Opfer von Straftaten zu werden und Straf-
                                                                   tätern eine Perspektive für ein Leben ohne
              Zugleich wird dies auch als Verpflichtung            Gewalt und Drogen geben.
              betrachtet, in den Bemühungen für eine
              sichere Landeshauptstadt Stuttgart nicht             Damit wir auch in Zukunft in einer sicheren
              nachzulassen. Dass wir dabei auf einem               und sauberen Stadt leben können, bedarf
              guten Weg sind, zeigen die in diesem Bericht         es weiterhin gemeinsamer Anstrengungen.
              dargestellten präventiven Projekte und Pro-          Bitte engagieren Sie sich deshalb in der
              gramme. Es handelt sich dabei nur um eine            Kommunalen Kriminalprävention – auch
              Auswahl aus der Gesamtpalette mit einem              in Ihrem eigenen Interesse.
              Querschnitt, der vom Kindergarten bis zu
              Senioren und vom häuslichen bis zum städte-
              baulichen Bereich reicht.




4
Vorwort                                                                                             Präventionsbericht 2010




Dr. Wolfgang Schuster Siegfried Stumpf     Dr. Martin Schairer        Claudia Diem
Oberbürgermeister       Polizeipräsident   Bürgermeister für Recht,   Vorsitzende Förderverein Sicheres
                                           Sicherheit und Ordnung     und Sauberes Stuttgart e.V.




Dr. Wolfgang Schuster                         Siegfried Stumpf




Dr. Martin Schairer                           Claudia Diem




                                                                                                                                5
1. Die Stuttgarter Sicherheitspartnerschaft                                                                Präventionsbericht 2010




    1. Die Stuttgarter Sicherheitspartnerschaft


                                    Stuttgart ist eine der sichersten Großstädte        In Stuttgart wurden Strukturen geschaffen,
                                    Deutschlands und wird auch als solche wahr-         die bereits seit Jahren im Rahmen der Stutt-
                                    genommen. Sowohl die stark gesunkene Zahl           garter Sicherheitspartnerschaft zu guten
                                    an polizeilich registrierten Straftaten, als auch   Erfolgen führen: Kriminalprävention ist in
                                    die Aussagen des Sicherheitsgefühls der Bür-        Stuttgart Chefsache, damit die Arbeitsergeb-
                                    gerinnen und Bürger im Rahmen von Bürger-           nisse nachhaltig und umfassend umgesetzt
                                    umfragen zeigen dies. Die Bürgerumfrage             werden können. Deshalb leitet und kontrol-
                                    aus dem Jahr 2009 zeigt erneut einen starken        liert eine Lenkungsgruppe unter dem Vorsitz
                                    positiven Anstieg in der Wahrnehmung der            des Oberbürgermeisters und des Polizeipräsi-
                                    Sicherheitslage der Landeshauptstadt. Es            denten die kriminalpräventive Arbeit.
                                    ist ein markanter Rückgang hinsichtlich der
                                    Unsicherheit auf Straßen festzustellen und          Die eigentliche kriminalpräventive Arbeit
                                    auch die Fakten sprechen bei Sicherheit und         erfolgt in den zentralen Stabsstellen im Bür-
                                    Ordnung sprechen sehr stark für den Erfolg          germeisteramt und im Polizeipräsidium sowie
                                    der Stuttgarter Sicherheitspartnerschaft.           dezentral in den Stadtbezirken. Wir haben



             Die Broschüre
    Stuttgarter Sicherheits-
              partnerschaft




                                                                          Stuttgarter
                                                                          Sicherheitspartnerschaft




6
1. Die Stuttgarter Sicherheitspartnerschaft   Präventionsbericht 2010




professionelles Handeln und bürgerschaftli-
ches Engagement im Förderverein Sicheres
und Sauberes Stuttgart e.V. und den vielen
örtlichen Bürgervereinen und Bürgeraktivitä-
ten verbunden, damit unsere Sicherheitspart-
nerschaft auf drei Säulen steht: Bürgerschaft,
Rathaus und Polizei.

Unser gemeinsames Ziel ist auch weiterhin:
Stuttgart soll auf Dauer eine der sichersten
Großstädte bleiben, damit sich alle Bürgerin-
nen und Bürger auch in Zukunft sicher füh-
len. Dazu bedarf es einer Fortsetzung unserer
Sicherheitspartnerschaft, die viele erfolgrei-
che große und kleine Aktionen initiiert hat
und bis heute durchführt.

Im Folgenden werden die Handlungsfelder,
Projekte und Aktionen dargestellt, die einen
Beitrag zur Sicherheit in unserer Stadt gelei-
stet haben und geeignet sind, als Beispiel im
Sinne von „best practice“ für andere Stadt-
teile und nachhaltige Sicherheit zu dienen.
Umgesetzt wurden alle Projekte nach den
Grundsätzen, die der Sicherheitsarbeit in
Stuttgart zu Grunde liegen:

•   Wehret den Anfängen!
•   Keine Verwahrlosung des öffentlichen
    Raums
•   Mehr Sauberkeit
•   Neue Qualität der Behördenzusammen-
    arbeit durch gemeinsam definierte Ziele
•   Vernetztes, gemeinsames Vorgehen der
    Behörden
•   Neue Qualität durch Verknüpfung von
    professionellem Handeln und bürger-
    schaftlichem Engagement
•   Ursachen orientierte Bekämpfung der
    Kriminalität
•   Bekämpfung der Kriminalität dort, wo
    sie entsteht




                                                                            7
1. Die Stuttgarter Sicherheitspartnerschaft                                                            Präventionsbericht 2010




    Organisation der Sicherheitspartnerschaft




                                                               Lenkungsgruppe
                                                Vorsitz: Oberbürgermeister und Polizeipräsident


                                                                                              Bürgerschaftliche
                                    Stadt                             Polizei
                                                                                               Organisationen


         Stabsstelle zur Koordinierung der                                                               Förderverein
                                                             Stabsstelle Prävention beim
           Sicherheitspartnerschaft beim                                                            Sicheres und Sauberes
                                                              Polizeipräsidium Stuttgart
                 Bürgermeisteramt                                                                       Stuttgart e.V.


                                                          Fachdezernate der Kriminalpolizei         Kooperationspartner:
                Städtische Ämter und
                                                               und Dienststellen der           Sozialdienste, kirchliche Dienste,
                    Eigenbetriebe
                                                                   Schutzpolizei                 Vereine, Unternehmen usw.


                                                                  Polizeireviere mit
               Sicherheitsbeiräte in den                                                                Bürgervereine
                                                             Präventionsbeamten in den
                    Stadtbezirken                                                                   in allen Stadtbezirken
                                                                   Stadtbezirken




    Kooperation ist eine der Voraussetzungen für den Erfolg der Sicherheitspartnerschaft.




8
2.1 Eine gute Sozialpolitik ist die beste Prävention                                                       Präventionsbericht 2010




2. Handlungsfelder
2.1 Eine gute Sozialpolitik ist die beste Prävention

Bereits der Kriminologe Franz von Liszt hat                •   Zugänge zu Praktika und Ausbildungsplät-
vor über hundert Jahren festgestellt, dass                     zen erleichtern
eine gute Sozialpolitik die beste Kriminalprä-
vention ist. Diese Erkenntnis hat auch heute               Ziel ist es, die Anzahl der Ausbildungsabbrüche
noch Gültigkeit. Wer soziale Brennpunkte                   zu verringern, soziale Kompetenzen zu stär-
entschärft, der stärkt das Miteinander in einer            ken, Berufsorientierung zu schaffen und die
Stadt und verhindert Kriminalität sowie vor                Ausbildungsreife der Jugendlichen zu fördern.
allem auch die Furcht der Bürgerinnen und                  Seit Beginn des Projektes verbesserten die mei-
Bürger vor Kriminalität.                                   sten Schülerinnen und Schüler ihre Schullei-
                                                           stungen erheblich. Die persönliche Einstellung
                                                           zu Bewerbungen und die Ausbildungsplatz-
Beispiele                                                  suche hat sich positiv verändert. Das Schuljahr
                                                           2009/2010 konnte an die hervorragenden
                                                           Vermittlungszahlen der Vorjahre anknüpfen:
Freunde schaffen Erfolg                                    Berufsausbildungen (3 Vermittlungen), Berufs-
Das seit vier Jahren erfolgreich durchgeführte             einstiegsjahr (19), weiterführende Schule (7),
Projekt „Freunde schaffen Erfolg“ richtet sich             FSJ (1) und Berufsvorbereitungsjahr (3).
an Schülerinnen und Schüler der Klassen acht
bis neun und Jugendliche im ersten Ausbil-                 Dank der Förderung durch den Verein Her-
dungsjahr. Seit 2006 wurden über 70 Haupt-                 zenssache e.V. wurde das Projekt an sechs
schülerinnen und Hauptschüler der Rosen-                   weiteren Standorten angeboten, die von der
steinschule und Lerchenrainschule von so                   Mobilen Jugendarbeit des Caritasverbandes
genannten Peers begleitet. Peers sind junge                für Stuttgart e.V. betreut werden.
Erwachsene, die aus demselben Stadtteil stam-
men, über ausländische Wurzeln verfügen und                Projektpartner
inzwischen erfolgreich im Berufsleben stehen.              • Caritasverband für Stuttgart e.V.
Ein Peer betreut zwischen zwei und drei Schü-              • Mahle
lerinnen bzw. Schüler über einen Zeitraum von              • Esselte
zweieinhalb Jahren mit den Schwerpunkten:                  • Stuttgarter Wohnungs- und Städte-
                                                             baugesellschaft mbH
•   motivieren und Selbstwertgefühl stärken                • Stiftungskreis „Chancen für Bildung
•   berufliche Perspektiven aufzeigen                        und Arbeit“
•   Hilfe bei Bewerbungsschreiben geben                    • Stabsabteilung Integrationspolitik

                                                                                                             Die Peers übernehmen
                                                                                                             Patenschaften für
                                                                                                             Schülerinnen und
                                                                                                             Schüler.




                                                                                                                                         9
2.1 Eine gute Sozialpolitik ist die beste Prävention                                                   Präventionsbericht 2010




                                    Agabey-Abla, großer Bruder –                    tung. Bei den außerschulischen Aktivitäten
                                    große Schwester                                 haben die Mentoren durch den gleichen kul-
                                    „Agabey-Abla“ ist Türkisch und bedeutet auf     turellen Hintergrund einen leichteren Zugang
                                    Deutsch „großer Bruder – große Schwester“.      zur Familie der Kinder.
                                    Bei dem Projekt unterstützen türkischstäm-
                                    mige Mentoren den Bildungserfolg von Schü-      Das Projekt wird vom Deutsch-Türkischen
                                    lern gleicher Herkunft. Dies erfolgt durch      Forum organisiert und von der Robert Bosch
                                    individuellen Förderunterricht, außerschuli-    Stiftung gefördert. 2010 wurden ca. 50 Ver-
                                    sche Aktivitäten und einen engen Kontakt zu     anstaltungen durchgeführt und ca. 2.000
                                    Eltern und Lehrern der Kinder. Der wöchent-     Personen erreicht.
                                    liche Förderunterricht in den Kernfächern
                                    Deutsch, Mathematik und Englisch findet in      Projektpartner
                                    den Schulen und in Absprache mit den Leh-       • Deutsch-Türkisches Forum Stuttgart e.V.
                                    rern statt. Diese systematische und individu-   • Grund- und Werkrealschule Ostheim
                                    elle Förderung türkischstämmiger Schülerin-     • Lerchenrainschule
                                    nen und Schüler unterstützt die emotionale      • Rosensteinschule
                                    und soziale Entwicklung der durch zwei Kul-     • Rosenschule
                                    turen geprägten Kinder und soll ihren schuli-   • Leibnizgymnasium
                                    schen Erfolg steigern sowie zur Entfaltung      • Stadt Stuttgart
                                    ihrer Persönlichkeit beitragen.                 • Museumspädagogischer Dienst
                                                                                    • Baydur Stiftung „Zukunftsmusik“
                                    Darüber hinaus pflegen die Mentoren ein         • Landesmuseum Württemberg
                                    enges Verhältnis mit den betreuten Schülern     • Staatstheater Stuttgart
                                    und ihren Familien, um ihnen bei Schwierig-
                                    keiten im Alltag mit Rat und Tat zur Seite zu
                                    stehen und beispielsweise bei schulischen
                                    Konflikten vermitteln zu können. Gemein-
                                    same Besuche von Büchereien, Museen oder
                                    Konzerten geben den Kindern Anregungen
                                    für eine abwechslungsreiche Freizeitgestal-



      Gemeinsam für den
       Erfolg von Kindern
                   sorgen




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2.1 Eine gute Sozialpolitik ist die beste Prävention                                                       Präventionsbericht 2010




JobConnections                                           Im Jahr 2010 kamen 461 junge Menschen
„JobConnections“ ist ein bewährtes Ange-                 zur Beratung und Vermittlung. Das Bewer-
bot für junge Menschen zwischen 17 und                   bungscenter wurde 5.845-mal in Anspruch
27 Jahren aus Stuttgart, bei denen es beruf-             genommen.
lich nicht mehr weitergeht. Meistens haben
sie die falsche Berufswahl getroffen, schlechte          Projektpartner
Schulnoten oder benutzen falsche Bewer-                  • „JobConnections“
bungsstrategien. Ihnen wird schnell und                  • Berufsberatung
unbürokratisch geholfen. Es werden ihnen                 • Agentur für Arbeit
ihre beruflichen Möglichkeiten aufgezeigt                • JobCenter
und sie werden dabei unterstützt, passende               • Mobile Jugendarbeit
Angebote zu finden.                                      • verschiedene Personalvermittlungsfirmen
                                                         • Träger für Hilfe zur Erziehung und viele mehr
Sobald von den Beratenen eine Entscheidung
getroffen wurde, stellt „JobConnections“ den
Kontakt mit dem zuständigen Ansprechpart-                Pro Kids – Prävention und Hilfen
ner her und vermittelt die betreffende Person.           für Kinder aus suchtbelasteten
Die Berater üben mit den Jugendlichen erfolg-            Familien und für ihre Eltern
reiche Vorstellungsgespräche zu führen und               Das Projekt „Pro Kids“ hilft Kindern aus
trainieren die überzeugende Kontaktauf-                  suchtbelasteten Familien. Das gruppenpä-
nahme bei der betreffenden Firma. Auf die-               dagogische Konzept zum Tabuthema Sucht
sem Wege werden sie gut auf ihr weiteres                 ermöglicht den Kindern mit Gleichbetroffe-
Berufsleben vorbereitet. Außerdem haben                  nen Solidarität zu üben, mit der Sucht ihrer
Jugendliche, welche keinen eigenen PC besit-             Eltern umzugehen, ihrer eigenen Wahrneh-
zen, die Möglichkeit, ihre Bewerbungen im                mung zu vertrauen und eigene Interessen
Bewerbungscenter an elf Computerarbeits-                 zu finden.
plätzen zu erstellen. PC, Scanner und Drucker
sind kostenlos nutzbar. Die Berater nehmen               Die Kinder lernen:
sich Zeit den jungen Menschen bei schriftli-             • sich zu entspannen
chen und Online-Bewerbungen zu helfen.                   • offen für Neues zu sein

                                                                                                           Unterstützung für die
                                                                                                           richtige Berufswahl




                                                                                                                                       11
2.1 Eine gute Sozialpolitik ist die beste Prävention                                                      Präventionsbericht 2010




                                    •   ihre Ängste zu überwinden (z.B. im            Yes, you can!
                                        Rahmen eines Kletterkurses während            Schon junge Menschen können das Gefühl
                                        der Sommerferien)                             haben, mit ihrem Leben in einer Sackgasse
                                    •   ihren Bewegungsdrang beim Reiten und          zu stecken. Oft kommt Vieles zusammen:
                                        Wandern in der Natur auszuleben               Sie sind arbeitslos, haben Schulden oder Pro-
                                                                                      bleme mit den Eltern und den Behörden.
                                    In Gesprächen mit den Eltern wurden               Häufig wissen sie nicht, wie es weiter gehen
                                    u.a. Erziehungsfragen thematisiert:               soll. Das Projekt „Yes, you can!“ der Evange-
                                    • Wie spreche ich altersgemäß mit meinen          lische Gesellschaft (eva) und des Caritasver-
                                       Kindern über das Thema Alkohol/Drogen?         bandes im Auftrag des JobCenters Stuttgart
                                    • Wie gehe ich mit meinen Schuldgefühlen          will diesen jungen Menschen helfen, ihr
                                       gegenüber meinen Kindern um?                   Leben wieder zu ordnen und im Berufsleben
                                    • Wie kann ich dafür sorgen, dass Regeln          erfolgreich Fuß zu fassen.
                                       eingehalten werden, die den Alltag erleich-
                                       tern?                                          Erreicht werden sollen junge Menschen, die
                                                                                      Arbeitslosgeld 2 beziehen und vom JobCen-
                                    Durch solche Fragen fühlen sich die Eltern        ter U25 betreut werden. Mit seinem bisheri-
                                    oft verunsichert. Der Austausch mit anderen       gen Angebot konnte das JobCenter nicht alle
                                    Eltern und das Gespräch mit den Mitarbeite-       jungen Erwachsenen erreichen, die vielfältige
                                    rinnen wirken unterstützend und tragen zur        Problemlagen zu bewältigen haben. Dazu
                                    Klärung bei. So werden konkrete persönliche       gehören die Bereiche Schulden, Familienkon-
                                    Strategien entwickelt, die die Eltern im Erzie-   flikte, Wohnverhältnisse, Gesundheit, Sucht,
                                    hungsalltag stärken.                              Straffälligkeit und fehlende Schulabschlüsse.

                                    Bausteine des Projektes sind:                     In diesen Fällen blieb bisher nur noch konse-
                                    • Gruppenangebot: fünf Mädchen und                quent die gesetzlichen Sanktionsmöglich-
                                      sechs Jungs im Alter von 6–12 Jahren            keiten anzuwenden. Das bedeutet häufig,
                                    • Mutter-Kind-Freizeit: acht Mütter und elf       dass sie aufgrund einer „Null-Kürzung“
                                      Kinder im Alter von 2–18 Jahren                 drei Monate lang keinerlei Leistungen zum
                                    • Gruppen- /Einzelbetreuung und Freizeiten:       Lebensunterhalt bekommen. Straffälligkeit
                                      26 Familien                                     müsste die logische Folge sein, da auch vom
                                    • Freizeitaktivitäten: Übernachtungswochen-       persönlichen Umfeld keine finanzielle Unter-
                                      ende, einwöchiges Ferienangebot, Reit-          stützung möglich ist. Für sie ist das Projekt
                                      wochenende und Mutter-Kind-Freizeit             „Yes you can“ eine große Chance.

                                    Die Kinder sind von dem Gruppenangebot            Ziele von „Yes, you can!“ sind:
                                    begeistert und die Treffen bilden das „High-      • stabilisieren und motivieren zur Verbes-
                                    light“ der Woche.                                    serung der eigenen Lebenssituation
                                                                                      • Alltagstruktur aufbauen
                                    Projektpartner                                    • neue realistische Perspektiven zu ent-
                                    • Caritas                                            wickeln
                                    • Suchthilfeverbund Stuttgart, insbesondere       • Kontakt zum Jobcenter herstellen
                                      Suchtberatungsstellen                           • Teilnahme an qualifizierenden Maßnah-
                                    • ASD/ Beratungszentren                              men ermöglichen
                                    • Die Brücke                                      • in Arbeit und Ausbildung zu vermitteln



12
2.1 Eine gute Sozialpolitik ist die beste Prävention   Präventionsbericht 2010




Der ganzheitliche Arbeitsansatz
besteht in
• aufsuchender Sozialarbeit, vor allem zu
  Projektbeginn
• Einzelfallarbeit, orientiert an den Bedürf-
  nissen der jungen Leute
• aktivierende Angebote in Kleingruppen,
  wie z.B. Sport, Gesundheit, kreatives
  Arbeiten, Deutsch und Mathematik

In der Regel dauert das Projekt „Yes, you
can!“ maximal neun Monate. Bei Bedarf
kann es auf zwölf Monate verlängert werden.
Das Projekt läuft seit August 2009. Alle 56
Plätze wurden 2010 vom JobCenter durch-
gängig besetzt.

Projektpartner
• Caritas Stuttgart
• eva
• Jobcenter




                                                                                   13
2.2 Sicherheitspartnerschaft umfasst alle Lebensbereiche und Bevölkerungsgruppen                             Präventionsbericht 2010




     2.2 Sicherheitspartnerschaft umfasst alle Lebensbereiche und
         Bevölkerungsgruppen

                                  Die objektive Sicherheit und das Sicherheits-          Schließlich gab es für jedes Krisenteam noch
                                  empfinden werden von einer Vielzahl von                ein Handbuch sowie für alle Mitarbeiterinnen
                                  Faktoren beeinflusst: Bildung, Erziehung,              und Mitarbeiter der Schulen einen Notfallflyer,
                                  Integration, soziale Ausgewogenheit, gute              mit Notrufnummern und Verhaltenstipps.
                                  Wirtschaftsbedingungen, Arbeitsmarkt, Bür-
                                  gernähe der Verwaltung, Polizei, Justiz, Stadt         Projektpartner
                                  und Verkehrsentwicklung, Kultur sowie Kin-             • Polizeipräsidium
                                  derfreundlichkeit, um nur einige zu nennen.            • Staatliches Schulamt
                                  Deshalb umfasst die Sicherheitspartnerschaft           • Branddirektion
                                  alle Lebensbereiche, bis hin zum geschützten           • Deutsches Rotes Kreuz
                                  Bereich der Familie.

                                                                                         Selbstbehauptungskurse für
                                  Beispiele                                              Mädchen und junge Frauen
                                                                                         Bei diesem Projekt geht es um die Gesund-
                                                                                         heitsförderung, Sexualerziehung, Sucht- und
                                  Gefahrenlagen an Schulen                               Gewaltprävention von Mädchen und jungen
                                  Nach der Amoktat von Winnenden wurde ein               Frauen im Alter zwischen 8 und 20 Jahren.
                                  Schulungskonzept für Lehrkräfte und andere             Durch die starken körperlichen Veränderun-
                                  Schulbedienstete über lebensbedrohende                 gen während der Pubertät sind Mädchen ver-
                                  Gefahrenlagen – wie Amoksituationen oder               unsichert. Es können mädchenspezifische
                                  Geiselnahmen – entwickelt. Jeweils zwei Mit-           Gesundheitsstörungen wie zum Beispiel Ess-
                                  glieder der Krisenteams aller Stuttgarter Schu-        störungen, selbstverletzendes Verhalten und
                                  len erhielten bei den zweitägigen Fortbildungs-        erhöhter Medikamentenkonsum auftreten.
                                  veranstaltungen Informationen durch Vertreter          Diese weisen darauf hin, dass sich durch die
                                  des Polizeipräsidiums, der schulpsychologi-            Manipulation des Körpers Befindlichkeits-
                                  schen Beratungsstelle und der Feuerwehr. Die
                                  Inhalte wurden durch Rollenspiele und kleine
                                  Übungen vertieft. Dabei wurden unter ande-
                                  rem Verhaltenshinweise für den Ernstfall und
                                  Ratschläge zu Unterstützungsmöglichkeiten
                                  gegeben, um die Handlungssicherheit in und
                                  nach einer Krisensituation zu verbessern.

                                  Im Jahr 2010 wurden bei insgesamt 22 Ver-
                                  anstaltungen 400 Schulbeschäftigte von 221
                                  Schulen fortgebildet. Sämtliche Schularten bis
                                  hin zur Berufsfachschule waren beteiligt. Die
                                  ausgebildeten Krisenteammitglieder gaben
                                  in der Folge ihr erworbenes Wissen in ihren
                                  Schulen weiter.

                                  Da den Schulsekretärinnen im Gefahrenfall
                                  häufig eine entscheidende Bedeutung
                                  zukommt, beschulte die Polizei im Juli 2010
                                  in drei Fortbildungsveranstaltungen zusätzlich
                                  235 Schulsekretärinnen.


14
2.2 Sicherheitspartnerschaft umfasst alle Lebensbereiche und Bevölkerungsgruppen                               Präventionsbericht 2010




störungen, pubertätsbedingte Schwierigkei-                   Anti-Gewalt-Training
ten, sexuelle Ängste und andere Probleme                     Das „Anti-Gewalt-Training“ (AGT) richtet sich
ergeben.                                                     an männliche Erwachsene ab 18 Jahre, die
                                                             auf Grund richterlicher Auflagen oder freiwil-
Ziel ist es, Mädchen und junge Frauen darin                  lig, aktiv an ihrem gewalttätigem Verhalten
zu unterstützen, ein positives Selbstbild und                arbeiten, um eine Basis für ein gewalt- und
Körpergefühl zu entwickeln. Es soll eine Aus-                straffreies Leben zu schaffen.
einandersetzung mit ihrer Situation als heran-
reifende Frau ermöglicht und Weichen für                     Durch Rollenspiele, erlebnispädagogische
die Akzeptanz der eigenen Sexualität und                     Maßnahmen, Körpersprache- und Entspan-
Weiblichkeit gestellt werden. Aufgeklärte                    nungsübungen sollen die Teilnehmer:
und selbstbewusste Mädchen sind eher in
der Lage, Schwierigkeiten offen anzugehen                    •   die eigene Wahrnehmung für gewalt-
anstatt auf selbstzerstörerische, nach innen                     tätiges Verhalten schärfen
gerichtete Art und Weise.                                    •   aggressionsauslösende Faktoren
                                                                 aufdecken
2010 nahmen an den 41 Selbstbehauptungs-                     •   friedliche Methoden der Konflikt-
kursen insgesamt 338 Mädchen und junge                           bewältigung erlernen
Frauen teil.                                                 •   Verantwortung für das eigene Handeln
                                                                 übernehmen
Projektpartner                                               •   Empathie entwickeln
• GesundheitsLaden e.V.                                      •   sich verantwortungsvoll verhalten
• Schulen                                                    •   ihre sozialen Kompetenzen steigern
• Gesundheitsamt
• Jugendamt                                                  Durch das Herbeiführen einer Verhaltensän-
• AG Gender                                                  derung bei Tätern schützt man zugleich die
                                                             Opfer. Getreu diesem Motto ist das mittelfri-
                                                             stige Ziel die eigenständige aktive Erarbeitung
                                                             durch Rollenspiele oder erlebnispädagogische      Selbstbewusste
                                                             Elemente wie z.B. ein Ausflug in den Kletter-     Mädchen bewältigen
                                                             garten, um eine Verhaltensänderung der Teil-      Herausforderungen
                                                             nehmer herbeizuführen. So sollen weitere          leichter.
                                                             Gewalttaten verhindert und eine Perspektive
                                                             aufgezeigt werden.

                                                             Um dieses Ziel erfolgreich umzusetzen gibt
                                                             der Anti-Aggressivitätstrainer wöchentliche
                                                             Gruppentrainings, die jeweils 3,5 Stunden
                                                             dauern. Das AGT dauert bis zu fünf Monate
                                                             und umfasst ca. 90 Kursstunden. Im Bedarfs-
                                                             fall werden Einzelgespräche mit den Teilneh-
                                                             mern geführt und diese an begleitende Hilfe-
                                                             systeme (z.B. „Arbeit und Lernen“) vermittelt.
                                                             Nach dem letzten Gruppenabend finden in
                                                             monatlichen Abständen Nachtreffen statt, in
                                                             denen Erfahrungen untereinander ausge-
                                                             tauscht werden.


                                                                                                                                           15
2.2 Sicherheitspartnerschaft umfasst alle Lebensbereiche und Bevölkerungsgruppen                           Präventionsbericht 2010




                                 Jedes Jahr finden zwei Anti-Gewalt-Trainings           Bisherige Veranstaltungen im Projekt:
                                 statt. Im Jahr 2010 haben 21 Personen am               • Den Stadtteil erforschen
                                 Training teilgenommen. Das Projekt wird                • Coolnesstraining – Deeskalationstraining
                                 von berufserfahrenen Sozialpädagogen mit                  für Jugendliche
                                 Zusatzausbildung (Anti-Aggressivitäts- &               • Gewalt und Aggression von Kindern und
                                 Coolness Trainer) unter der Leitung der                   Jugendlichen
                                 Sozialberatung Stuttgart e.V. angeboten.               • Das kleine ABC der Gewalt
                                                                                        • Ich trau mich – Gewaltopfern beistehen
                                 Projektpartner                                         • Wenn Jugendliche gewalttätig werden
                                 • Sozialberatung Stuttgart e.V.                        2010 nahmen ca. 250 Personen an den Ver-
                                 • Gerichte                                             anstaltungen teil, die von den Mitgliedern
                                 • Neustadt Bewährungshilfe e.V.                        des Forums Jugend Süd, Mitarbeitern der
                                 • Arbeitshilfeträger in Stuttgart                      Bereitschaftspolizei Böblingen und Anti-
                                 • Fachdienste (eva, Caritasverband, etc)               Gewalt-Trainern durchgeführt wurden.

                                                                                        Projektpartner
                                 Hinschauen und Eingreifen                              • Evangelische Jugend Stuttgart
                                 Vor allem durch das Tötungsdelikt an einem             • Caritas – HZE Stuttgart Süd
                                 Münchner S-Bahnhof rückte das Thema Zivil-             • Lehenschule
                                 courage wieder mehr in den Fokus. Um                   • Mobile Jugendarbeit Fangelsbach
                                 diesem Bedarf nachzukommen, wurde in                   • Gemeinschaftserlebnis Sport
                                 Stuttgart-Süd das Projekt „Hinschauen –                • Polizeipräsidium
                                 Eingreifen“ gestartet. Es wendet sich an Men-          • Jugendhaus Heslach
                                 schen aus unterschiedlichen Institutionen und          • Mobile Jugendarbeit Süd
                                 das Thema Gewalt wird auf vielfältige Weise            • Jugendgerichtshilfe
                                 erörtert. Hierdurch soll die Bereitschaft zur          • Lerchenrainschule
                                 Zivilcourage gestärkt werden. Dies soll erreicht       • Heusteigschule
                                 werden, indem Handlungsstrategien für all-             • Gesundheitsamt
                                 tägliche Konfliktsituationen in unterschiedli-         • Beratungszentrum Süd
                                 chen Situationen kennen gelernt und erprobt
                                 werden. Dadurch wird Handlungssicherheit
                                 hergestellt. Schlüsselfragen wie: „Warum hel-          NERO und NEROkidz-Beratung
                                 fen Menschen nicht, obwohl sie eine Notlage            2010
                                 erkennen?“ oder „Wie kann ich helfen, ohne             14 Anwälte engagierten sich im Jahr 2010
                                 selbst vom Täter angegriffen zu werden?“               bei PräventSozial gGmbH für NERO und
                                 sollen auf diesem Wege analysiert und eine             NEROkidz. NERO steht für „Netzwerk enga-
                                 geeignete Lösung dargestellt werden.                   gierter Rechtsanwälte für Opferschutz“.
                                                                                        NERO-Anwälte engagierten sich in der Be-
                                 Den Teilnehmern wird gezeigt, dass sie durch           ratung einzelner Ratsuchender, aber auch
                                 ihr Handeln nicht den Täter stoppen, sondern           für die Weiterentwicklung und praktische
                                 Opfern helfen sollen. Es gibt ausreichend Zeit         Umsetzung von Opferschutzthemen. Mit
                                 um Fragen zu stellen, persönliche Erfahrun-            Flyern, Informationsveranstaltungen und
                                 gen einzubringen und von Experten Anre-                Vorträgen wurden Menschen über verschie-
                                 gungen und Tipps zu erhalten. Unsicherhei-             dene Rechtslagen wie Sexualdelikte, Zeugen-
                                 ten können somit verringert und die                    begleitung oder Gewaltdelikte informiert
                                 Bereitschaft zu helfen gesteigert werden.              und beraten.




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2.2 Sicherheitspartnerschaft umfasst alle Lebensbereiche und Bevölkerungsgruppen                              Präventionsbericht 2010




Immer wieder taucht das Thema „Sexualde-                     ren mit Fragen in verschiedenen Rechtsge-
likte unter Jugendlichen“ auf, bei denen es                  bieten. Junge Täter und Opfer konnten erste
oft um sexuelle Grenzverletzungen bis hin zu                 straf- oder zivilrechtliche Fragen klären und
Vergewaltigungen, meist nach Alkoholkon-                     mögliche nächste Schritte besprechen.
sum, geht. Viele Strafanzeigen enden mit Ver-
fahrenseinstellungen oder Freisprüchen, weil                 Die niederschwellige Rechtsinformation trägt
es der Justiz im Nachhinein nicht möglich ist,               dazu bei, unnötige Belastungen für Jugend-
dem Angeklagten eine Sexualstraftat nachzu-                  liche und ihre Familien zu vermeiden. Im
weisen. Durch das Beratungsangebot kann                      Idealfall geschieht dies vor Erstattung einer
der Betroffene im Vorfeld auf den unsicheren                 Strafanzeige.
Ausgang des Strafverfahrens vorbereitet
werden. Ein Anwalt kann in Absprache mit                     Projektpartner
Polizei, Staatsanwaltschaft und Gericht die                  • PräventSozial gGmbH
nächsten Schritte planen und frühzeitig ange-                • Zeugenbegleitung im Amts- und Land-
messene Opferschutzmöglichkeiten anregen.                      gerichtbezirk Stuttgart
Aber auch für die Beschuldigten gibt es Bera-
tungsmöglichkeiten. Wenn das Strafverfah-
ren an seine Grenzen stößt, können weitere                   STOP – Stuttgarter Ordnungspart-
Interventionsmöglichkeiten genutzt werden,                   nerschaft gegen häusliche Gewalt
um weiteren Übergriffen vorzubeugen.                         Sicherheit darf nicht an der Haustür aufhö-
                                                             ren. Daher wurde die Stuttgarter Ordnungs-
Durch eine funktionierende Kooperation aller                 partnerschaft gegen häusliche Gewalt (STOP)
am Verfahren Beteiligter können häufig für                   gegründet, die von der städtischen Abteilung
beide Seiten akzeptable Lösungen gefunden                    für individuelle Chancengleichheit koordiniert
werden. In der NERO-Beratung erhielten                       wird. Verschiedene Institutionen und Bera-
45 Opfer von Gewalttaten kostenfrei recht-                   tungsstellen aus dem polizeilichen, juristi-
liche Informationen. Die NEROkidz-Beratung                   schen und dem psychosozialen Bereich ar-
nutzten 29 junge Menschen bis etwa 21 Jah-                   beiten gemeinsam an einer wirkungsvollen



                                                                                                              Rechtsanwälte geben
                                                                                                              ehrenamtlich Informa-
                                                                                                              tionen zu Rechts-
                                                                                                              fragen.




                                                                                                                                          17
2.2 Sicherheitspartnerschaft umfasst alle Lebensbereiche und Bevölkerungsgruppen                             Präventionsbericht 2010




                                 Gewaltprävention und -intervention, die                dieses Problems anzunehmen und die STOP-
                                 folgende Module hat:                                   Fachtagung 2010 zum Thema „Interkultu-
                                                                                        relle Kompetenz im Umgang mit häuslicher
                                 •   Platzverweis für Täter/in                          Gewalt“ zu veranstaltet. Das große Interesse
                                 •   konsequente Strafverfolgung                        der 190 Teilnehmer bestätigte die Bedeut-
                                 •   zivilrechtliche Schutzmaßnahmen                    samkeit der Problematik.
                                 •   zeitnahe Beratung
                                 •   Hilfe für Opfer und Täter/in                       Projektpartner
                                                                                        • Amt für öffentliche Ordnung
                                 In Stuttgart gibt es Jahr für Jahr etwa 600 bis        • Polizeipräsidium
                                 700 Polizeieinsätze wegen häuslicher Gewalt.           • Jugendamt
                                 Leidtragende sind in den meisten Fällen                • Krisen- und Notfalldienst
                                 Frauen, wobei in über 65% der Fälle auch Kin-          • Fraueninterventionsstelle (FIS)
                                 der involviert sind. 2010 wurde in 317 Fällen          • Männerinterventionsstelle (MIS)
                                 aufgrund der bedrohlichen Situation oder der           • Staatsanwaltschaft
                                 Schwere der Tat von der Polizei ein mündlicher         • Gerichtshilfe
                                 Platzverweis ausgesprochen, bei dem der Täter          • Kinderschutzzentrum
                                 die Wohnung verlassen musste. Dieser Platz-            • Zeugenbegleitung
                                 verweis setzt das STOP-Interventionsverfahren          • Stabsstelle für individuelle Chancen-
                                 in Gang: Mit der Meldung an das Amt für                  gleichheit
                                 öffentliche Ordnung wird anschließend der
                                 Allgemeine soziale Dienst des Jugendamtes
                                 informiert. Von hier aus erfolgt unter anderem         Das Fair-Streit-Training häusliche
                                 die Information an die Fraueninterventions-            Gewalt
                                 stelle, die mit den Opfern Kontakt aufnimmt.           Nicht nur auf der Straße gibt es Opfer von
                                 Sind Kinder involviert, kann das Kinderschutz-         Straf- und Gewalttaten, es gibt sie auch im
                                 Zentrum hinzugezogen werden. Gewalttätig               häuslichen Bereich! Mit diesem Thema
                                 gewordene Männer suchen selten von sich                befasst sich das Projekt „Fair-Streit-Training“,
                                 aus Beratung und Hilfe. Sie neigen dazu, ihre          welches von Karl-Heinz Moosig entwickelt
                                 Gewalttaten zu leugnen, zu bagatellisieren             wurde. Im Rahmen der Stuttgarter Ordnungs-
                                 oder zu rechtfertigen. Die Staatsanwaltschaft          partnerschaft gegen häusliche Gewalt (siehe
                                 kann hier die Motivation zu einer Täterbera-           STOP) wurde das Projekt 2010 für die Belange
                                 tung oder zu einem Anti-Gewalttraining stär-           von Paaren maßgeschneidert und erstmals
                                 ken, indem sie Strafverfahren mit Zustimmung           mit fünf Paaren durchgeführt.
                                 der Beschuldigten gegen die Auflage, an einer
                                 Beratung bzw. einem Anti-Gewalttraining teil-          Erfahrungen der Beratungsstellen zeigen, dass
                                 zunehmen, vorläufig einstellt.                         60–70% der Opfer von häuslicher Gewalt
                                                                                        wieder zu ihrem Partner bzw. zu ihrer Partne-
                                 Im Jahr 2010 lag der Fokus auf der Verände-            rin zurückkehren. In der bisherigen Praxis
                                 rung und Entwicklung der Paarbeziehungen               geschah dies weitgehend unbegleitet: Frauen
                                 in den betroffenen Familien (siehe Fair-Streit-        und Männer wurden bei Interventionsstellen
                                 Training).                                             beraten und nahmen anschließend meist ihr
                                                                                        gemeinsames Leben unvorbereitet wieder auf.
                                 Weitere Schwerpunkte des Jahres 2010                   Um zukünftige Eskalationen miteinander ver-
                                 waren Migration und häusliche Gewalt.                  meiden zu können, benötigen Paare gemein-
                                 55% der Täter und 50% der Opfer waren                  same Strategien. Hierzu lernen Paare beim
                                 ausländischer Herkunft. Grund genug, sich              „Fair-Streit-Training“ ihr eigenes Konfliktver-


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2.2 Sicherheitspartnerschaft umfasst alle Lebensbereiche und Bevölkerungsgruppen                            Präventionsbericht 2010




halten kennen, erfahren wie man faire Streit-                  PengA – Perspektiven nach
gespräche führt und Konflikte löst. Vor allem                  gemeinnütziger Arbeit
werden sie ermutigt, neue Verhaltensmuster                     „PengA“ ist ein Jugendarbeitsprojekt für
während einer Streitsituation auszuprobieren.                  straffällig gewordene Jugendliche und junge
Durch vorherige Einzelgespräche mit den                        Erwachsene im Alter von 14 bis 27 Jahren,
Beratern wird eine Vertrauensbasis geschaf-                    die zur Ableistung gemeinnütziger Arbeits-
fen, welche die Hemmschwelle für das                           stunden verurteilt worden sind. Das durch
gemeinsame Training deutlich senkt. Beson-                     das Jugendamt Stuttgart geförderte Projekt
ders im Hinblick auf die Kinder, die in gewalt-                verbindet Sanktionen der Jugendstrafrechts-
bereiten Familien leben, bedeutet eine verän-                  pflege mit Maßnahmen der Jugendhilfe.
derte Konfliktlösungsstrategie innerhalb der
Familie eine große Hilfe, um ein friedliches                   Junge Menschen, die ohne Beschäftigung
Leben führen zu können. Studien belegen,                       und Perspektive sind und aufgrund ihres
dass Kinder, die in ihren Familien Gewalt als                  schwierigen Sozialverhaltens oder der spezi-
Konfliktlösungsmuster kennen gelernt, selbst                   ,fischen Straftat ihre Sozialstunden in keiner
erlebt oder beobachtet haben, später dazu                      anderen gemeinnützigen Einrichtung ablei-
neigen, selbst gewalttätig zu sein oder Opfer                  sten können, sollen in diesem Projekt eine
von Partnergewalt zu werden. Diese Entwick-                    letzte Chance bekommen und an das Quali-
lung kann durch das Vorleben einer veränder-                   fizierungs- und Beschäftigungssystem heran-
ten Streit- und Konfliktbewältigungskultur                     geführt werden.
verhindert werden. Die ersten Erfahrungen
mit dem Fair-Streit-Training sind sehr viel ver-               317 Projektteilnehmerinnen und -teilnehmer
sprechend. Die teilnehmenden Paare bewerte-                    leisteten im Jahr 2010 insgesamt rund 16.000
ten das Training durchweg mit sehr gut und                     Sozialstunden in den gemeinnützigen und im
gut. Besonders positiv herausgestellt wurden:                  öffentlichen Interesse liegenden Arbeitsberei-
                                                               chen der SBR ab. Die Tätigkeitsfelder reichen
•   der gemeinsame Austausch in der Gruppe                     über den Arbeitseinsatz im Handwerk, im
•   das „Fair-streiten“ lernen                                 Dienstleistungsbereich, in der Gastronomie
•   die Vielfalt der Methoden                                  und der städtischen Grünflächenpflege bis
                                                               hin zu kreativen Gestaltungsmöglichkeiten in
Die Gruppe trifft sich nach Abschluss des                      der Floristik. Die Jugendlichen wirken auch
Projekts weiterhin in einer begleiteten Selbst-                bei der Anti-Graffiti-Initiative im Rahmen der
hilfegruppe, da sich die fünf Termine als zu                   Stuttgarter Sicherheitspartnerschaft mit.
wenig herausgestellt haben.
                                                               Projektpartner
Finanziert wurde das Projekt von der Abtei-                    • Gemeinnützige Gesellschaft für Schulung
lung individuelle Chancengleichheit der LHS                      und berufliche Reintegration mbH
Stuttgart und dem internationalen Frauen-                      • Jugendgerichtshilfe
netzwerk Soroptimist Stuttgart Zwei.                           • Haus des Jugendrechts
                                                               • PräventSozial – Bewährungshilfe
Projektpartner                                                   Stuttgart e.V.
• Männerinterventionsstelle (MIS)                              • Bewährungshilfe – Neustart gGmbH
• Fraueninterventionsstelle (FIS)
• Karl-Heinz Moosig
• LHS, Abteilung individuelle Chancen-
  gleichheit




                                                                                                                                          19
2.2 Sicherheitspartnerschaft umfasst alle Lebensbereiche und Bevölkerungsgruppen                            Präventionsbericht 2010




                                 Sicher mobil 50 plus                                   nahmen sind Bußgelder, die von den Stutt-
                                 Um eine sichere Teilnahme am Straßenver-               garter Amtsgerichten und der Staatsanwalt-
                                 kehr zu ermöglichen, gibt es für alle Men-             schaft Stuttgart zugewiesen werden. Im Jahre
                                 schen Angebote, die auf deren Bedürfnisse              2010 wurden ca. 300 Personen dazu verur-
                                 zugeschnitten sind. Besonders gefährdete               teilt an den Starthilfe e.V. zu zahlen. Etwa
                                 Gruppen stehen dabei im Fokus der Verkehrs-            150 geschädigten Personen kam das Geld
                                 sicherheitsarbeit.                                     zugute.

                                 An die Gruppe der über 50jährigen richtet              Projektpartner
                                 sich das Projekt „Sicher mobil 50 plus“. Der           • Starthilfe e.V.
                                 ADAC Württemberg bietet gemeinsam mit                  • Amtsgericht Stuttgart
                                 der Stadt Stuttgart Vorträge an, die über              • Amtsgericht Bad Cannstatt
                                 altersspezifische Themen informieren, da sich          • Staatsanwaltschaft
                                 bei Menschen dieser Altersgruppe Anzeichen
                                 auf körperliche Veränderungsprozesse zeigen
                                 können.                                                Online-Beratungsstelle U-Turn
                                                                                        Manche Menschen, die straffällig und gewalt-
                                 Um dies zu kompensieren, gibt es Informatio-           tätig werden, möchten nicht zu öffentlichen
                                 nen über Kfz-Technik, Kindersicherung im               Hilfs- und Beratungsorganisationen gehen.
                                 Auto, Sicherung von Ladung sowie Sehen,                Sie wünschen sich schnelle und anonyme Hilfe
                                 Hören und Reagieren im Alter. Ebenfalls wird           von Fachleuten zu diesen Themen. Deswegen
                                 über Neuerungen in der Straßenverkehrsord-             bietet die Sozialberatung Stuttgart e.V. seit
                                 nung aufgeklärt.                                       April 2010 die neue Online-Beratungsstelle
                                                                                        U-Turn zu den Themen Straffälligkeit und
                                 2010 fanden insgesamt drei Veranstaltungen             Gewalt an. Das Angebot stellt eine zeitge-
                                 statt, an denen jeweils 110 Senioren teilnah-          mäße und ansprechende Ergänzung der be-
                                 men.                                                   stehenden Beratungsangebote dar. Es schließt
                                                                                        eine Lücke im bisherigen Hilfesystem.
                                 Projektpartner
                                 • ADAC                                                 Jugendliche und junge Erwachsene, die von
                                 • Stadt Stuttgart                                      Haft bedroht bzw. straffällig geworden sind,
                                                                                        Angehörige von Inhaftierten sowie Men-
                                                                                        schen, die von häuslicher Gewalt bzw. Stra-
                                 Starthilfe                                             ßengewalt betroffen sind, können sich erst-
                                 Das Projekt wendet sich an Straffällige und            mals im Internet an ein speziell ausgebildetes
                                 Opfer zugleich. Es soll zum einen mittellosen          und erfahrenes Team von Beraterinnen und
                                 straffälligen Jugendlichen und Heranwachsen-           Beratern wenden. Ziel des neuen Online-
                                 den bedarfsgerechte materielle Hilfen anbie-           Angebots ist es, Menschen mit Fragen zum
                                 ten, z.B. in Form von zinslosen Darlehen zur           Thema Straffälligkeit und Gewalt früher
                                 Schuldenregulierung, um dadurch ihre soziale           zu erreichen. Dazu ist es notwendig, die
                                 Integration zu fördern. Zum anderen werden             Zugangshemmnisse zum Hilfeangebot zu
                                 an die Opfer von Straftaten finanzielle Scha-          senken. Der Umgang mit den Themen Straf-
                                 denswiedergutmachungen geleistet, nach-                fälligkeit und Gewalt ist für Betroffene oft
                                 dem die mittellosen Täter unentgeltliche und           schambehaftet – der anonyme Zugang zum
                                 gemeinnützige Arbeit abgeleistet haben. Die            Hilfesystem bietet nun die Chance auch diese
                                 Einnahmen und Ausgaben belaufen sich pro               Menschen zu erreichen. Es ist lediglich eine
                                 Jahr auf ca. 40.000 €. Ein großer Teil der Ein-        einmalige und kostenfreie Registrierung auf


20
2.2 Sicherheitspartnerschaft umfasst alle Lebensbereiche und Bevölkerungsgruppen                             Präventionsbericht 2010




der Internetseite www.sozialberatung-stutt-                  gewaltbereiter Fans anhand von gezielten
gart.de erforderlich. Dort finden sich auch                  Fragestellungen auseinander.
weitere Informationen rund um das Hilfean-
gebot der Sozialberatung Stuttgart e.V. Wie                  Die Kinder und Jugendlichen beobachten
groß die Anfrage nach der neuen Onlinebera-                  Spiele der unteren Ligen und Bundesligabe-
tungsstelle ist, zeigen die bisherigen Erfolge:              gegnungen. Sie dokumentieren, wie sich
Seit Projektbeginn gab es 2.532 Klicks und 21                die Fans vor dem Spiel, währenddessen und
Anfragen.                                                    auch danach verhalten. Anschließend werden
                                                             im Schulunterricht die Ergebnisse und Aus-
In der zweijährigen Modellphase, die vom                     wirkungen auf den Veranstaltungsverlauf
Deutschen Hilfswerk über die ARD-Fernseh-                    gemeinsam mit den Lehrkräften reflektiert,
lotterie „Ein Platz an der Sonne“ unterstützt                um die Jugendlichen in ihrem künftigen
wird, soll erprobt werden, wie und von wel-                  eigenen Handeln bei Sportveranstaltungen
cher Zielgruppe das Angebot angenommen                       positiv zu stärken. Die Projektverantwort-
wird. 2012 wird über eine Ausweitung des                     lichen erhoffen sich langfristig auch Verhal-
Angebots entschieden.                                        tensänderungen bei Fußballfans, die zu
                                                             Gewalt neigen.
Projektpartner
• Sozialberatung Stuttgart e.V.                              Bei dem Projekt, das seit 2009 angeboten
• Deutsches Hilfswerk                                        wird, beteiligen sich Schülerinnen und Schü-
                                                             ler der Jörg-Ratgeb-Schule, Schillerschule,
                                                             Lerchenrainschule, Körschtalschule und der
Wir können Fans sein                                         Lindenrealschule.
Gewalt rund um den Fußballsport ist Thema
des Präventionsprojekts „Wir können Fans                     Projektpartner
sein“. Schülerinnen und Schüler im Alter von                 • Polizeipräsidium
zwölf bis 18 Jahren setzen sich nicht nur mit                • VfB Stuttgart 1893 e.V.
der Begeisterung der Zuschauer bei Fußball-                  • Landesinstitut für Schulsport
spielen, sondern auch mit dem Verhalten                      • Staatliches Schulamt Stuttgart

                                                                                                             Faires Verhalten
                                                                                                             auf und neben
                                                                                                             dem Sportplatz




                                                                                                                                         21
2.3 Sicherheit für unsere Kinder                                                                           Präventionsbericht 2010




     2.3 Sicherheit für unsere Kinder


                                    Kinder sind unsere Zukunft. Deshalb hat es
                                    sich Stuttgart zum Ziel gesetzt, die kinder-
                                    freundlichste Großstadt Deutschlands zu sein.
                                    Kinderfreundlichkeit ist Standortfaktor und
                                    Leitziel in allen Bereichen der kommunalen
                                    Verwaltung. Kinder sind die schwächsten
                                    Glieder unserer Gesellschaft und bedürfen
                                    unserer besonderen Aufmerksamkeit und
                                    Fürsorge. Deshalb legt auch das Kuratorium
                                    Kinderfreundliches Stuttgart einen Schwer-
                                    punkt auf die Verbesserung der Sicherheit
                                    für Kinder.

                                    Zur Sicherheit gehört nach unserem Verständ-
                                    nis aber auch, dass die Kinder und Jugend-
                                    lichen zur Schule gehen. Schule schwänzen
                                    schadet den Kindern. Deshalb gibt es Pro-
                                    jekte, damit die Grundlage für Bildung und
                                    Beruf gelegt wird.



                                    Beispiele

                                    Aktion Gute Fee – gemeinsam für                     unkompliziert Hilfe und Ratschläge bekom-
                                    ein kinderfreundliches Stuttgart                    men können.
                                    Die „Bürgeraktion Gute Fee“ hat mehr als
                                    1.000 Aktionspartner, welche für Notfälle im        Dinge wie etwa ein Pflaster bei einer kleinen
                                    Kinderalltag im Stadtgebiet Stuttgart zur Ver-      Schramme, ein Telefon, um zu Hause anzu-
                                    fügung stehen. Wo immer Kinder dieses Zei-          rufen, ein gutes Wort und ein wenig Mithilfe
                                    chen auf Eingangstüren und Schaufenstern            bei den kleinen Problemen des Alltags, sind
                                    von Geschäften oder auf Fahrzeugen der              Kleinigkeiten und Gesten, die in unserer heu-
                                    Stuttgarter Straßenbahnen AG sehen, können          tigen Wohnumwelt und Gesellschaft nicht
                                    sie auf Hilfe vertrauen. Alle Aktionspartner ver-   mehr selbstverständlich sind. Hier möchten
                                    stehen sich als Stützpunkte für die Notfälle im     wir ansetzen. Mit mehr Menschlichkeit,
                                    Alltag Ihrer Kinder. Eltern sollen die Gewissheit   Gefühl und Toleranz.
                                    haben, dass es auch außerhalb des Elternhau-
                                    ses verlässliche Partner gibt, die für die Gebor-   Die Partner der „Aktion Gute Fee“ erklären
                                    genheit und Sicherheit ihrer Kinder und für ein     sich bereit, als Ansprechpartner und Verbün-
                                    gutes soziales Klima eintreten wollen.              dete für die Kinder zu wirken und sind damit
                                                                                        offen für deren kleine Probleme, Sorgen und
                                    Kinder benötigen gerade in Großstädten wie          Nöte. Ob es um etwas zu trinken oder ein
                                    Stuttgart Ansprechpartner und Verbündete,           kurzes Telefonat nach Hause geht, es sind die
                                    um sorglos und alleine spielen zu können.           kleinen Gesten, die viel Vertrauen bewirken.
                                    Auf dem Weg zum Kindergarten und zur
                                    Schule oder beim Spielen sind sie auf Perso-        Unsere Kinder brauchen ein Stück Geborgen-
                                    nen und Orte angewiesen, an denen sie               heit und Sicherheit in ihrem Stadtteil. Dies


22
2.3 Sicherheit für unsere Kinder                                                                   Präventionsbericht 2010




                                                   Aufgepasst mit ADACUS                           Die Aktion Gute Fee
                                                   Sicheres Verhalten im Straßenverkehr zu trai- bietet Kindern in allen
                                                   nieren ist schon für die jüngsten Verkehrsteil- Stadtteilen Hilfe auch
                                                   nehmer sehr wichtig. Das Projekt „Aufgepasst in kleinen Nöten.
                                                   mit ADACUS“ führt junge Verkehrsteilnehmer
                                                   im Vorschulalter spielerisch an ihre Rolle als
                                                   Fußgänger heran. Dabei werden persönliche
                                                   Erfahrungen der Kinder aufgegriffen und
                                                   besprochen. Die kleinen Verkehrsteilnehmer
                                                   nehmen die Rolle von Fußgänger, Auto und
                                                   Motorrad ein, um das Miteinander der jewei-
                                                   ligen Verkehrsteilnehmergruppen zu erleben.

                                                   Damit der Spaß nicht zu kurz kommt, führt
                                                   der Kinderliebling „ADACUS“, eine wissbe-
                                                   gierige Puppe, durch das Programm. Lernziel
                                                   der Veranstaltung ist, notwendige Verhaltens-
                                                   weisen bei der Überquerung der Fahrbahn an
                                                   Fußgängerampel und Zebrastreifen zu verin-
                                                   nerlichen.

                                                   Im Jahr 2010 führte der ADAC Württemberg
                                                   drei Veranstaltungen mit jeweils 60 Vorschul-
                                                   kindern in Stuttgart durch.
wollen die Projektpartner durch ein soziales
Netzwerk verwirklichen und zugleich ein            Projektpartner
Zeichen setzen, damit Stuttgart noch lebens-       • ADAC
werter und kinderfreundlicher wird! Die            • Kindergärten
jeweiligen Aktionsgruppen sollen das bürger-
schaftliche Engagement und Miteinander im
Stadtbezirk fördern und weiterentwickeln.          Geh Wald statt Gewalt!
                                                   Knoten üben, Seiltechniken erlernen, Wetter-
Für Unterstützung in jeglicher Hinsicht sind       kunde, ein Baumhaus bauen, Erste-Hilfe-
die Projektpartner sehr dankbar. Insbesondere      Kenntnisse erwerben, einfach mal die Ohren
Eltern können wesentlich zum Erfolg der            spitzen und die Geräusche wahrnehmen,
„Aktion Gute Fee“ beitragen, indem sie Ihre        welche der Wald und der Wind machen. All
Kinder mit der Idee vertraut machen und sie        diese Dinge lernen die Kinder bei dem Projekt
auf die vielen Aktionspartner, die sich als gute   „Geh Wald – statt Gewalt“. Ausgebildete
Feen „ausgezeichnet“ haben, hinweisen.             Erlebnispädagogen begleiten die Kinder im
                                                   Vorschulalter in wöchentlichen Angeboten
Projektpartner                                     oder Zweitagesblöcken. Ziel ist es, das Selbst-
• Förderverein Sicheres und Sauberes               wertgefühl der Kinder zu stärken und Erfolgs-
  Stuttgart e.V.                                   erlebnisse zu vermitteln. Gleichzeitig werden
• Stuttgarter Straßenbahnen AG                     Fertigkeiten in gewaltfreier Kommunikation,
• Einzelhandel                                     Konfliktfähigkeit und Achtsamkeit vermittelt.
                                                   Die Kinder lernen sich selbst und ihre Mit-
                                                   schüler besser kennen und üben respektvol-


                                                                                                                               23
2.3 Sicherheit für unsere Kinder                                                                     Präventionsbericht 2010




     In der Natur Grenzen
      erfahren und Regeln
                  erlernen

                                   len Umgang miteinander. Eigene Schwächen      chen dazu veranlassen, sich einfallsreich mit
                                   und Stärken werden erfahren und akzeptiert.   den Themen Selbstbild und eigene Identität
                                                                                 auseinander zu setzen. Zum anderen wurden
                                   Das Programm läuft über mindestens ein        auch Anregungen zur Berufswahl und Ein-
                                   Schuljahr, damit die Veränderungen im Sozi-   blick in verschiedene kreative Berufssparten
                                   alverhalten nachhaltig wirken können. 2010    gegeben. Denn schulische und berufliche
                                   wurden ca. 100 Kinder pro Woche betreut.      Perspektiven bieten einen hohen Anreiz, das
                                                                                 eigene riskante Konsumverhalten zu über-
                                   Projektpartner                                denken und positiv zu verändern.
                                   • AVENTERRA e.V.
                                   • Deutsch-französische Grundschule            Schülerinnen und Bewohnerinnen der päda-
                                   • Fuchsrainschule                             gogisch-therapeutischen Wohngruppe
                                   • ganz und gar betreuung e.V.                 für Mädchen mit Drogenproblemen JELLA
                                                                                 nahmen teil und waren zwischen 15 und
                                                                                 18 Jahre alt.
                                   Mädchen.Machen.Medien II
                                   „Die Vielfalt von Mädchen-Sein heute“ –       Thematischer Ausgangspunkt war die Dar-
                                   unter diesem Motto startete im September      stellung von Mädchen und Frauen in den
                                   2010 das Folgeprojekt von „Mädchen.           Medien. Hierzu setzten sich die Teilnehmerin-
                                   Machen.Medien“.                               nen, begleitet durch Pädagogen, mit ihren
                                                                                 Stärken und Schwächen, Talenten und Vor-
                                   Nach der erfolgreichen Plakatkampagne         bildern auseinander. Die Mädchen suchten
                                   gegen riskanten Alkoholkonsum von 2009,       und gestalteten ihre eigenen Antworten auf
                                   lag beim neuen Projekt der Schwerpunkt        Identitätsfragen wie „Wie bin ich?“, „Wie
                                   auf Bildgestaltung und Fotografie. Die Idee   will ich sein?“, „Wie will ich mich zeigen?“.
                                   dahinter: Zum einen sollte das Projekt Mäd-   Im Anschluss wurden von den Mädchen


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2.3 Sicherheit für unsere Kinder                                                                    Präventionsbericht 2010




aussagekräftige Fotomotive entwickelt und          Medienfluten
als Höhepunkt gemeinsam mit einer Foto-            „Medienfluten“ ist ein Projekt, mit dem unter-
grafin und einer Visagistin in einem zweitägi-     schiedliche Medien bewusst und konstruktiv
gen professionellen Fotoshooting in Szene          genutzt werden. Es besteht aus verschiedenen
gesetzt. Zudem gab es einen Blick in Kommu-        Modulen für Schüler, Lehrer und Eltern.
nikationspolitik (Kommunikation zwischen
Organisation und Umwelt/Zielgruppe), Gra-          Die Schülerinnen und Schüler bekommen die
fik-Design und hinter die Kulissen des Staats-     Aufgabe, ihren Medienkonsum und soziale
theaters.                                          Zusammenhänge zu reflektieren und zu dis-
                                                   kutieren sowie gesellschaftliche und persön-
Entstanden sind interessante, spannende und        liche Werte und das eigene Verhalten zu
zum Teil lustige Fotomotive, die bei der Vernis-   hinterfragen. Mit dem Projekt als Auftakt
sage That’s me! – Mädchenwelten in Szene           können Schulen das Thema Medienerziehung
gesetzt wurde. Am 8.12.2010 konnten die            nachhaltig in den Alltag integrieren. Beson-
stolzen Mädchen in den Räumen von Lagaya           ders Eltern werden in die Arbeit mit einbe-
e.V. zahlreiche Gäste davon überzeugen.            zogen, denn viele Erwachsene stehen dem
                                                   Medienkonsum ihrer Kinder hilflos oder
Projektpartner                                     gleichgültig gegenüber. Weiter dient Medien-
• Lagaya e.V.                                      fluten als Fortbildung für Lehrkräfte und
• Milla und Partner Agentur & Ateliers             Schulsozialarbeiter, die nach der Schulung
• Staatstheater Stuttgart                          das Thema selbstständig vertiefen können.
• Schlossrealschule für Mädchen
• Berufsbildende Schulen Internationaler           Das Projekt wird an fünf Terminen in der Klas-
  Bund e.V.                                        senstufe sieben durchgeführt und zusätzlich
• Laura Siemon, Jessica Mayer                      ein Elternabend für die gesamte Schule an-



                                                                                                    Mit professioneller
                                                                                                    Unterstützung am
                                                                                                    Selbstbild arbeiten




                                                                                                                                25
2.3 Sicherheit für unsere Kinder                                                                        Präventionsbericht 2010




                                   geboten. Da Medienschaffende und beglei-        Stark durch Musik
                                   tende Fachkräfte der Schulsozialarbeit /        Durch die Kooperation der Stuttgarter Musik-
                                   Mobilen Jugendarbeit aus dem jeweiligen         schule mit öffentlichen Schulen können viele
                                   Stadtteil einbezogen werden, ist eine hohe      Kinder und Jugendliche erreicht werden, die
                                   Fachlichkeit sowie nachhaltige Verankerung      aus organisatorischen oder finanziellen Grün-
                                   an der Schule vor Ort gewährleistet. Medien-    den das herkömmliche Angebot der Stuttgar-
                                   fluten wurde im Berichtszeitraum an elf Schu-   ter Musikschule nicht wahrnehmen können.
                                   len durchgeführt.                               Der Musikunterricht fördert durch seine
                                                                                   unmittelbare Wirkung insbesondere die Per-
                                   Einige Themenschwerpunkte im                    sönlichkeitsentwicklung, die Individualität, die
                                   Jahr 2010:                                      Kommunikationsfähigkeit und die Teamfähig-
                                   • ein Medientagebuch erstellen und              keit des einzelnen Schülers. Des Weiteren wird
                                     auswerten                                     durch das gemeinsame Musizieren die Sozial-
                                   • Gründe für Medienkonsum bewusst               und Kommunikationskompetenz der Kinder
                                     machen und Alternativen erarbeiten            gefördert, da durch Musik Freundschaften
                                   • Handy, Internet, Chatten – Kostenfalle,       besser gebildet und gepflegt werden.
                                     Abzocke im Netz, Regeln
                                                                                   Die Stuttgarter Musikschule macht für Kinder
                                   Projektpartner                                  und Jugendliche, die unter schwierigen so-
                                   • Caritasverband für Stuttgart e.V.             zialen Bedingungen aufwachsen, kostenlose,
                                   • Förderverein Kinderfreundliches               in sich abgeschlossene musikpädagogische
                                     Stuttgart e.V.                                Angebote unter dem Titel „Stark durch
                                   • Stuttgarter Zeitung                           Musik“. In Absprache mit Lehrerinnen und
                                   • Polizeipräsidium                              Lehrern bekommen Kinder und Jugendliche,
                                   • 10 Haupt- und Realschulen                     die besonderer Förderung bedürfen, die Mög-



            Gemeinsames
     Musizieren verbindet.




26
2.3 Sicherheit für unsere Kinder                                                                  Präventionsbericht 2010




lichkeit kostenlos für sie zugeschnittene Bil-   Aktion Sicherer Schulweg –
dungsangebote der Stuttgarter Musikschule        Schulwegtraining
wahrnehmen zu können.                            Das flächendeckende Schulwegtraining,
                                                 das zwischenzeitlich fester Bestandteil des
Insgesamt nahmen 26 Klassen, mit 485 Schü-       Anfangsunterrichts an Stuttgarter Schulen ist,
lern, von 13 verschiedenen Grund- und Haupt-     wurde als ergänzendes Modul zum Fahrrad-
schulen in Stuttgart am Musikunterricht teil.    führerschein entwickelt. Kinder erlernen
                                                 dabei sicherheitsrelevante Verhaltensregeln,
Neben den bereits genannten Zielen wird ins-     um eigenverantwortlich am Straßenverkehr
besondere Wert gelegt auf die Entwicklung        teilnehmen zu können.
der Selbstwahrnehmung, des Selbstbewusst-
seins und der Ermöglichung positiver Lern-       Im Jahr 2010 haben 4.775 Kinder aus den
erfahrungen und darauf aufbauend auf die         ersten Klassen das von Polizeibeamtinnen
Stärkung der Kommunikationsfähigkeit und         und Polizeibeamten der Verkehrserziehung
der Teamfähigkeit der Schüler untereinander.     betreute Schulwegtraining absolviert. Den
Lerninhalte sind unter anderem die Wahr-         Kindern wurden die Verhaltensregeln in der
nehmungsschulung, die Sensibilisierung aller     Theorie vermittelt. Im Anschluss wurde das
Sinne und der Umgang mit Körper und              Erlernte im Rahmen individuell ausgearbeite-
Stimme.                                          ter Schulwege praktisch eingeübt. Der Schul-
                                                 wegplan soll auch den Eltern der Erstklässler
Projektpartner                                   beim Einüben des Schulwegs mit ihren Kin-
• Stuttgarter Musikschule                        dern helfen. Aktuelle Schulwegpläne decken
• Kulturamt                                      den jeweiligen Einzugsbereich der Grund-
• Staatliches Schulamt                           schule ab. Um die Nachhaltigkeit zu steigern,
• Schulverwaltungsamt                            wurden die von der Polizei vermittelten



                                                                                                  Kindern die sichere
                                                                                                  Teilnahme am
                                                                                                  Straßenverkehr
                                                                                                  beibringen




                                                                                                                              27
2.3 Sicherheit für unsere Kinder                                                                         Präventionsbericht 2010




                                   Inhalte im Schulunterricht durch Pädagogen       kehrsschulen in Stuttgart-West, Hofen und
                                   didaktisch aufbereitet und durch einen Kin-      in den Unteren Schlossanlagen statt.
                                   derfußgängerschein, einer durch das Kurato-
                                   rium Kinderfreundliches Stuttgart finanzier-     Um eine flächendeckende Schulung der
                                   ten Erinnerungsgabe, dokumentiert.               Kinder zu ermöglichen, gibt es darüber hin-
                                                                                    aus eine mobile Jugendverkehrsschule. Ein
                                   Projektpartner                                   mit Fahrrädern, Helmen, Verkehrszeichen
                                   • Staatliches Schulamt                           und weiterem Zubehör vollständig ausge-
                                   • Amt für öffentliche Ordnung                    rüsteter Lkw wird vor allem an den Schulen
                                   • Polizeipräsidium                               der Außenbezirke eingesetzt. Im Jahr 2010
                                   • Kuratorium Kinderfreundliches Stuttgart        konnte dadurch mit 35 Schulklassen das
                                                                                    Fahren im öffentlichen Verkehrsraum trainiert
                                                                                    werden und zwar dort, wo es für die Vorbe-
                                   Aktion Sicherer Schulweg –                       reitung auf die Realität am erforderlichsten
                                   Radfahrausbildung                                ist: im Schul- beziehungsweise Wohnumfeld
                                   Die heutige Verkehrssituation erfordert vom      der Kinder.
                                   jugendlichen Radfahrer mehr denn je, dass
                                   er sich im Straßenverkehr sicher bewegt und      Projektpartner
                                   die vielfältigen, komplexen Problem- und         • Staatliches Schulamt
                                   Konfliktsituationen bewältigt. Um die jungen     • Polizeipräsidium
                                   Verkehrsteilnehmer auf diese Situationen         • Amt für öffentliche Ordnung
                                   vorzubereiten, wird jedes Jahr in den vierten
                                   Klassen der Stuttgarter Grundschulen eine
                                   Radfahrausbildung durchgeführt.                  Verkehrssicherheitstraining im
                                                                                    Kindergarten
                                   Im Schuljahr 2009/2010 erhielten 4.404
                                   Schülerinnen und Schüler diese Radfahraus-       Kinder sind die schwächsten Teilnehmer im
                                   bildung, bei der besonderer Wert auf ganz-       Straßenverkehr und ganz besonderen Risiken
                                   heitliche Vermittlung der Thematik gelegt        ausgesetzt. Sie können die Richtung, aus
                                   wird. Zur Vorbereitung auf den praktischen       der Geräusche kommen, oft nicht orten und
                                   Teil lernen die Kinder zunächst im Schulunter-   haben im Vergleich zu Erwachsenen ein um
                                   richt die für sie wichtigen Verkehrsregeln       ein Drittel geringeres Gesichtsfeld. Zudem
                                   und üben mit ihren Lehrerinnen und Lehrern,      handeln sie impulsiv und sind leicht ablenk-
                                   Risiken im Straßenverkehr zu erkennen.           bar. Für ein Kind ist es schwierig, sich auf das
                                                                                    gewissenhafte Verhalten im Straßenverkehr
                                   Danach trainieren die jungen Radler mit          zu konzentrieren. Der Freund auf der anderen
                                   Polizeibeamtinnen und Polizeibeamten der         Straßenseite, eine Katze, ein vorbei fliegender
                                   Verkehrserziehung umsichtiges und sicheres       Vogel lenken die Aufmerksamkeit unweiger-
                                   Radfahren in den Jugendverkehrsschulen,          lich auf sich und damit weg von den Gefah-
                                   um sicherer im Umgang mit dem Fahrrad            ren des Straßenverkehrs.
                                   zu werden. Das so erlernte Wissen wird an-
                                   schließend außerhalb des Übungsgeländes          Deshalb brauchen Kinder unbedingt die
                                   umgesetzt, um die Gefahren im öffentlichen       Unterstützung der Erwachsenen. Erst durch
                                   Straßenverkehr meistern zu können.               das anschauliche positive Beispiel von Eltern,
                                                                                    Erziehern und anderen Erwachsenen begrei-
                                   Die Radfahrausbildung in Stuttgart findet an     fen sie, worauf es im Straßenverkehr ankommt.
                                   drei stationären Standorten der Jugendver-       Vorbildliches und verantwortungsbewusstes


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Präventionsbericht 2010
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Präventionsbericht 2010

  • 2.
  • 3. Präventionsbericht 2010 Stuttgarter Sicherheitspartnerschaft Impressum: Präventionsbericht 2010 Stuttgarter Sicherheitspartnerschaft Herausgeber: Landeshauptstadt Stuttgart, Referat Recht, Sicherheit und Ordnung in Verbindung mit der Abteilung Kommunikation und dem Polizeipräsidium Stuttgart sowie dem Förderverein Sicheres und Sauberes Stuttgart e.V. Fotos: Seite 9, Freunde schaffen Erfolg, Landeshauptstadt Stuttgart; Seite 10, Agabey-Abla, Landes- hauptstadt Stuttgart; Seite 11, JobConnections, Landeshauptstadt Stuttgart; Seite 13, Yes, you can!, eva; Seite 14/15, Selbstbehauptungskurse für Mädchen und junge Frauen, Landeshaupt- stadt Stuttgart; Seite 17, Nero und Nerokidz, PräventSozial Justiznahe Soziale Dienste gGmbH; Seite 21, Wir können Fans sein, Landeshauptstadt Stuttgart; Seite 22/23, Aktion Gute Fee, Pla- tingroup; Seite 24, Geh Wald statt Gewalt, Aventerra e.V.; Seite 25, Mädchen Machen Medien II, LAGAYA e.V./ Mädchen.Sucht.Auswege; Seite 26, Stark durch Musik, Landeshauptstadt Stuttgart; Seite 27, Aktion Sicherer Schulweg-Schulwegtraining, Landeshauptstadt Stuttgart; Seite 29, Verkehrssicherheitstraining im Kindergarten, Platingroup; Seite 32, Transfer interkultureller Kom- petenz (TIK), Polizeipräsidium Stuttgart; Seite 34, SpuK, Landeshauptstadt Stuttgart; Seite 35, Kick mit, Landeshauptstadt Stuttgart; Seite 37, Haus des Jugendrechts, Landeshauptstadt Stutt- gart; Seite 38/39, Bleib Cool!, Platingroup; Seite 41, Gemeinsam vorbeugen gegen die Sucht, Landeshauptstadt Stuttgart; Seite 43, Frühlingsfest und Volksfest, Platingroup; Seite 46, Aktion- tu-was- eine Initiative für mehr Zivilcourage, Polizeipräsidium Stuttgart; Seite 47, Graffiti-Gestal- tung auf legalen Flächen, Platingroup; Seite 48, Let'z putz Stuttgart, Landeshauptstadt Stuttgart; Seite 49, Ordnungpatenschaften für Spielplätze, Grünanlagen, Bäume und Hundetütenspender, Landeshauptstadt Stuttgart; Seite 50/51, Jugendtreff Tapachtal, Kunder³ Landschaftsarchitektur und Amt für Stadtplanung und Stadterneuerung Redaktion: Hans Böhm Text: Michael Kayser, Tanja Sattler (Referat Recht, Sicherheit und Ordnung/Kommunale Kriminalprävention) Ulrich Sauter, Stefanie Sauter (Polizeipräsidium Stuttgart, Stabsstelle Prävention) Herstellung: PRC Werbe-GmbH © Landeshauptstadt Stuttgart April 2011 1
  • 4. Themen Seite 1. Die Stuttgarter Sicherheitspartnerschaft 6 2. Kriminalpräventive Projekte – Handlungsfelder 9 2.1 Eine gute Sozialpolitik ist die beste Prävention 9 Freunde schaffen Erfolg 9 Agabey-Abla, großer Bruder – große Schwester 10 JobConnections 11 Pro Kids – Prävention und Hilfen für Kinder aus suchtbelasteten Familien und für ihre Eltern 11 Yes, you can! 12 2.2 Sicherheitspartnerschaft umfasst alle Lebensbereiche und Bevölkerungsgruppen 14 Gefahrenlagen an Schulen 14 Selbstbehauptungskurse für Mädchen und junge Frauen 14 Anti-Gewalt-Training 15 Hinschauen und Eingreifen 16 NERO und NEROkidz – Beratung 2010 16 STOP – Stuttgarter Ordnungspatenschaft gegen häusliche Gewalt 17 Das Fair-Streit-Training häusliche Gewalt 18 PengA – Perspektiven nach gemeinnütziger Arbeit 19 Sicher mobil 50 plus 20 Starthilfe 20 Online-Beratungsstelle U-Turn 20 Wir können Fans sein 21 2.3 Sicherheit für unsere Kinder 22 Aktion Gute Fee – gemeinsam für ein kinderfreundliches Stuttgart 22 Aufgepasst mit ADACUS 23 Geh Wald statt Gewalt! 23 Mädchen.Machen.Medien II 24 Medienfluten 25 Stark durch Musik 26 Aktion sicherer Schulweg – Schulwegtraining 27 Aktion sicherer Schulweg – Radfahrausbildung 28 Verkehrssicherheitstraining im Kindergarten 28 POWER CHILD 30 Alkoholmissbrauch vorbeugen 30 2.4 Bündnis für Integration 31 Transfer Interkulturelle Kompetenz (TIK) 31 Brückenbauer Botnang 32 2.5 Prävention durch Sport 33 Gemeinschaftserlebnis Sport (GES) 33 Spannung unterm Korb – Basketball gegen Gewalt 33 Kick mit – Fußball verbindet 34 Nachtaktiv 35 Zweikampfverhalten – Coolnesstraining im Jugendfußball 36 2
  • 5. Themen Seite 2.6 Vorbeugung und Bekämpfung von Jugendkriminalität 37 Haus des Jugendrechts 37 Bleib Cool! 38 Deeskalationstraining für gewaltbereite Mädchen 39 FreD 40 Kater 40 Gemeinsam vorbeugen gegen die Sucht 40 Theater- und Schreibwerkstatt 42 Wut im Bauch – Umgang mit Aggressionen im Schulalltag 42 2.7 Sicherheit auf Straßen und Plätzen 43 Frühlingsfest und Volksfest 43 Nightwatch – die Aktion für ein sicheres Nachtleben in Stuttgart 44 2.8 Sicherheit in öffentlichen Verkehrsmitteln 45 Aktion-tu-was – eine Initiative für mehr Zivilcourage 45 ÖPNV – Sicherheitstraining „Generation 65+“ 46 2.9 Sicherheit und Sauberkeit 47 Graffiti – Gestaltung auf legalen Flächen 47 Let’s putz Stuttgart 48 Ordnungspatenschaften für Spielplätze, Grünanlagen, Bäume und Hundetütenspender 49 2.10 Kriminalprävention und Städtebau 50 Mit Kunst gegen Vandalismus 50 Jugendtreff Tapachtal 51 3. Förderverein Sicheres und Sauberes Stuttgart e.V. 52 4. Zentrale Ansprechpartner und Kontakte 53 5. Dezentrale Ansprechpartner und Kontakte, 54 Stadtbezirke und Polizeireviere 3
  • 6. Vorwort Präventionsbericht 2010 Sehr geehrte Leserinnen und Leser, nie zuvor wurden höhere Zufriedenheitswerte Der Präventionsbericht 2010 in den Sicherheitsfragen erzielt, als in der aktu- • präsentiert einen Ausschnitt der Maßnah- ellen Bürgerumfrage. Die öffentliche Sicher- men unserer Stuttgarter Sicherheitspart- heit und Ordnung sowie das Sicherheitsge- nerschaft fühl auf den Straßen und in den öffentlichen • zeigt auf, welch aktives Netzwerk sich in Verkehrsmitteln wurden deutlich seltener als der Präventionsarbeit engagiert und Problem genannt, als dies noch vor 10 Jahren • soll alle Interessierten informieren und der Fall war. 64 Prozent der Stuttgarterinnen durch Beispiele dazu anregen, sich aktiv und Stuttgarter sind mit der öffentlichen zu beteiligen. Sicherheit in ihrer Stadt „sehr zufrieden“ oder „zufrieden“. Die Verbesserung des Wir danken allen, die sich in unserer Partner- Sicherheitsgefühls zieht sich dabei durch schaft engagieren und damit die Basis für alle Altersklassen und steigt seit 10 Jahren eine hohe Lebensqualität legen. Unsere kontinuierlich an. Diese Erfolge sind auch Anerkennung gilt ganz ausdrücklich auch all das Ergebnis langjährig bewährter und wei- jenen, deren Arbeit in diesem Bericht leider terentwickelter Präventionsarbeit. nicht ausführlich dargestellt werden kann. Durch zahlreiche Maßnahmen werden die Wir dürfen auf diese Ergebnisse und die Werte vermittelt, die eine gewaltfreie Gesell- positive Rückmeldung der Bevölkerung sehr schaft tragen, Menschen davor schützen stolz sein. Opfer von Straftaten zu werden und Straf- tätern eine Perspektive für ein Leben ohne Zugleich wird dies auch als Verpflichtung Gewalt und Drogen geben. betrachtet, in den Bemühungen für eine sichere Landeshauptstadt Stuttgart nicht Damit wir auch in Zukunft in einer sicheren nachzulassen. Dass wir dabei auf einem und sauberen Stadt leben können, bedarf guten Weg sind, zeigen die in diesem Bericht es weiterhin gemeinsamer Anstrengungen. dargestellten präventiven Projekte und Pro- Bitte engagieren Sie sich deshalb in der gramme. Es handelt sich dabei nur um eine Kommunalen Kriminalprävention – auch Auswahl aus der Gesamtpalette mit einem in Ihrem eigenen Interesse. Querschnitt, der vom Kindergarten bis zu Senioren und vom häuslichen bis zum städte- baulichen Bereich reicht. 4
  • 7. Vorwort Präventionsbericht 2010 Dr. Wolfgang Schuster Siegfried Stumpf Dr. Martin Schairer Claudia Diem Oberbürgermeister Polizeipräsident Bürgermeister für Recht, Vorsitzende Förderverein Sicheres Sicherheit und Ordnung und Sauberes Stuttgart e.V. Dr. Wolfgang Schuster Siegfried Stumpf Dr. Martin Schairer Claudia Diem 5
  • 8. 1. Die Stuttgarter Sicherheitspartnerschaft Präventionsbericht 2010 1. Die Stuttgarter Sicherheitspartnerschaft Stuttgart ist eine der sichersten Großstädte In Stuttgart wurden Strukturen geschaffen, Deutschlands und wird auch als solche wahr- die bereits seit Jahren im Rahmen der Stutt- genommen. Sowohl die stark gesunkene Zahl garter Sicherheitspartnerschaft zu guten an polizeilich registrierten Straftaten, als auch Erfolgen führen: Kriminalprävention ist in die Aussagen des Sicherheitsgefühls der Bür- Stuttgart Chefsache, damit die Arbeitsergeb- gerinnen und Bürger im Rahmen von Bürger- nisse nachhaltig und umfassend umgesetzt umfragen zeigen dies. Die Bürgerumfrage werden können. Deshalb leitet und kontrol- aus dem Jahr 2009 zeigt erneut einen starken liert eine Lenkungsgruppe unter dem Vorsitz positiven Anstieg in der Wahrnehmung der des Oberbürgermeisters und des Polizeipräsi- Sicherheitslage der Landeshauptstadt. Es denten die kriminalpräventive Arbeit. ist ein markanter Rückgang hinsichtlich der Unsicherheit auf Straßen festzustellen und Die eigentliche kriminalpräventive Arbeit auch die Fakten sprechen bei Sicherheit und erfolgt in den zentralen Stabsstellen im Bür- Ordnung sprechen sehr stark für den Erfolg germeisteramt und im Polizeipräsidium sowie der Stuttgarter Sicherheitspartnerschaft. dezentral in den Stadtbezirken. Wir haben Die Broschüre Stuttgarter Sicherheits- partnerschaft Stuttgarter Sicherheitspartnerschaft 6
  • 9. 1. Die Stuttgarter Sicherheitspartnerschaft Präventionsbericht 2010 professionelles Handeln und bürgerschaftli- ches Engagement im Förderverein Sicheres und Sauberes Stuttgart e.V. und den vielen örtlichen Bürgervereinen und Bürgeraktivitä- ten verbunden, damit unsere Sicherheitspart- nerschaft auf drei Säulen steht: Bürgerschaft, Rathaus und Polizei. Unser gemeinsames Ziel ist auch weiterhin: Stuttgart soll auf Dauer eine der sichersten Großstädte bleiben, damit sich alle Bürgerin- nen und Bürger auch in Zukunft sicher füh- len. Dazu bedarf es einer Fortsetzung unserer Sicherheitspartnerschaft, die viele erfolgrei- che große und kleine Aktionen initiiert hat und bis heute durchführt. Im Folgenden werden die Handlungsfelder, Projekte und Aktionen dargestellt, die einen Beitrag zur Sicherheit in unserer Stadt gelei- stet haben und geeignet sind, als Beispiel im Sinne von „best practice“ für andere Stadt- teile und nachhaltige Sicherheit zu dienen. Umgesetzt wurden alle Projekte nach den Grundsätzen, die der Sicherheitsarbeit in Stuttgart zu Grunde liegen: • Wehret den Anfängen! • Keine Verwahrlosung des öffentlichen Raums • Mehr Sauberkeit • Neue Qualität der Behördenzusammen- arbeit durch gemeinsam definierte Ziele • Vernetztes, gemeinsames Vorgehen der Behörden • Neue Qualität durch Verknüpfung von professionellem Handeln und bürger- schaftlichem Engagement • Ursachen orientierte Bekämpfung der Kriminalität • Bekämpfung der Kriminalität dort, wo sie entsteht 7
  • 10. 1. Die Stuttgarter Sicherheitspartnerschaft Präventionsbericht 2010 Organisation der Sicherheitspartnerschaft Lenkungsgruppe Vorsitz: Oberbürgermeister und Polizeipräsident Bürgerschaftliche Stadt Polizei Organisationen Stabsstelle zur Koordinierung der Förderverein Stabsstelle Prävention beim Sicherheitspartnerschaft beim Sicheres und Sauberes Polizeipräsidium Stuttgart Bürgermeisteramt Stuttgart e.V. Fachdezernate der Kriminalpolizei Kooperationspartner: Städtische Ämter und und Dienststellen der Sozialdienste, kirchliche Dienste, Eigenbetriebe Schutzpolizei Vereine, Unternehmen usw. Polizeireviere mit Sicherheitsbeiräte in den Bürgervereine Präventionsbeamten in den Stadtbezirken in allen Stadtbezirken Stadtbezirken Kooperation ist eine der Voraussetzungen für den Erfolg der Sicherheitspartnerschaft. 8
  • 11. 2.1 Eine gute Sozialpolitik ist die beste Prävention Präventionsbericht 2010 2. Handlungsfelder 2.1 Eine gute Sozialpolitik ist die beste Prävention Bereits der Kriminologe Franz von Liszt hat • Zugänge zu Praktika und Ausbildungsplät- vor über hundert Jahren festgestellt, dass zen erleichtern eine gute Sozialpolitik die beste Kriminalprä- vention ist. Diese Erkenntnis hat auch heute Ziel ist es, die Anzahl der Ausbildungsabbrüche noch Gültigkeit. Wer soziale Brennpunkte zu verringern, soziale Kompetenzen zu stär- entschärft, der stärkt das Miteinander in einer ken, Berufsorientierung zu schaffen und die Stadt und verhindert Kriminalität sowie vor Ausbildungsreife der Jugendlichen zu fördern. allem auch die Furcht der Bürgerinnen und Seit Beginn des Projektes verbesserten die mei- Bürger vor Kriminalität. sten Schülerinnen und Schüler ihre Schullei- stungen erheblich. Die persönliche Einstellung zu Bewerbungen und die Ausbildungsplatz- Beispiele suche hat sich positiv verändert. Das Schuljahr 2009/2010 konnte an die hervorragenden Vermittlungszahlen der Vorjahre anknüpfen: Freunde schaffen Erfolg Berufsausbildungen (3 Vermittlungen), Berufs- Das seit vier Jahren erfolgreich durchgeführte einstiegsjahr (19), weiterführende Schule (7), Projekt „Freunde schaffen Erfolg“ richtet sich FSJ (1) und Berufsvorbereitungsjahr (3). an Schülerinnen und Schüler der Klassen acht bis neun und Jugendliche im ersten Ausbil- Dank der Förderung durch den Verein Her- dungsjahr. Seit 2006 wurden über 70 Haupt- zenssache e.V. wurde das Projekt an sechs schülerinnen und Hauptschüler der Rosen- weiteren Standorten angeboten, die von der steinschule und Lerchenrainschule von so Mobilen Jugendarbeit des Caritasverbandes genannten Peers begleitet. Peers sind junge für Stuttgart e.V. betreut werden. Erwachsene, die aus demselben Stadtteil stam- men, über ausländische Wurzeln verfügen und Projektpartner inzwischen erfolgreich im Berufsleben stehen. • Caritasverband für Stuttgart e.V. Ein Peer betreut zwischen zwei und drei Schü- • Mahle lerinnen bzw. Schüler über einen Zeitraum von • Esselte zweieinhalb Jahren mit den Schwerpunkten: • Stuttgarter Wohnungs- und Städte- baugesellschaft mbH • motivieren und Selbstwertgefühl stärken • Stiftungskreis „Chancen für Bildung • berufliche Perspektiven aufzeigen und Arbeit“ • Hilfe bei Bewerbungsschreiben geben • Stabsabteilung Integrationspolitik Die Peers übernehmen Patenschaften für Schülerinnen und Schüler. 9
  • 12. 2.1 Eine gute Sozialpolitik ist die beste Prävention Präventionsbericht 2010 Agabey-Abla, großer Bruder – tung. Bei den außerschulischen Aktivitäten große Schwester haben die Mentoren durch den gleichen kul- „Agabey-Abla“ ist Türkisch und bedeutet auf turellen Hintergrund einen leichteren Zugang Deutsch „großer Bruder – große Schwester“. zur Familie der Kinder. Bei dem Projekt unterstützen türkischstäm- mige Mentoren den Bildungserfolg von Schü- Das Projekt wird vom Deutsch-Türkischen lern gleicher Herkunft. Dies erfolgt durch Forum organisiert und von der Robert Bosch individuellen Förderunterricht, außerschuli- Stiftung gefördert. 2010 wurden ca. 50 Ver- sche Aktivitäten und einen engen Kontakt zu anstaltungen durchgeführt und ca. 2.000 Eltern und Lehrern der Kinder. Der wöchent- Personen erreicht. liche Förderunterricht in den Kernfächern Deutsch, Mathematik und Englisch findet in Projektpartner den Schulen und in Absprache mit den Leh- • Deutsch-Türkisches Forum Stuttgart e.V. rern statt. Diese systematische und individu- • Grund- und Werkrealschule Ostheim elle Förderung türkischstämmiger Schülerin- • Lerchenrainschule nen und Schüler unterstützt die emotionale • Rosensteinschule und soziale Entwicklung der durch zwei Kul- • Rosenschule turen geprägten Kinder und soll ihren schuli- • Leibnizgymnasium schen Erfolg steigern sowie zur Entfaltung • Stadt Stuttgart ihrer Persönlichkeit beitragen. • Museumspädagogischer Dienst • Baydur Stiftung „Zukunftsmusik“ Darüber hinaus pflegen die Mentoren ein • Landesmuseum Württemberg enges Verhältnis mit den betreuten Schülern • Staatstheater Stuttgart und ihren Familien, um ihnen bei Schwierig- keiten im Alltag mit Rat und Tat zur Seite zu stehen und beispielsweise bei schulischen Konflikten vermitteln zu können. Gemein- same Besuche von Büchereien, Museen oder Konzerten geben den Kindern Anregungen für eine abwechslungsreiche Freizeitgestal- Gemeinsam für den Erfolg von Kindern sorgen 10
  • 13. 2.1 Eine gute Sozialpolitik ist die beste Prävention Präventionsbericht 2010 JobConnections Im Jahr 2010 kamen 461 junge Menschen „JobConnections“ ist ein bewährtes Ange- zur Beratung und Vermittlung. Das Bewer- bot für junge Menschen zwischen 17 und bungscenter wurde 5.845-mal in Anspruch 27 Jahren aus Stuttgart, bei denen es beruf- genommen. lich nicht mehr weitergeht. Meistens haben sie die falsche Berufswahl getroffen, schlechte Projektpartner Schulnoten oder benutzen falsche Bewer- • „JobConnections“ bungsstrategien. Ihnen wird schnell und • Berufsberatung unbürokratisch geholfen. Es werden ihnen • Agentur für Arbeit ihre beruflichen Möglichkeiten aufgezeigt • JobCenter und sie werden dabei unterstützt, passende • Mobile Jugendarbeit Angebote zu finden. • verschiedene Personalvermittlungsfirmen • Träger für Hilfe zur Erziehung und viele mehr Sobald von den Beratenen eine Entscheidung getroffen wurde, stellt „JobConnections“ den Kontakt mit dem zuständigen Ansprechpart- Pro Kids – Prävention und Hilfen ner her und vermittelt die betreffende Person. für Kinder aus suchtbelasteten Die Berater üben mit den Jugendlichen erfolg- Familien und für ihre Eltern reiche Vorstellungsgespräche zu führen und Das Projekt „Pro Kids“ hilft Kindern aus trainieren die überzeugende Kontaktauf- suchtbelasteten Familien. Das gruppenpä- nahme bei der betreffenden Firma. Auf die- dagogische Konzept zum Tabuthema Sucht sem Wege werden sie gut auf ihr weiteres ermöglicht den Kindern mit Gleichbetroffe- Berufsleben vorbereitet. Außerdem haben nen Solidarität zu üben, mit der Sucht ihrer Jugendliche, welche keinen eigenen PC besit- Eltern umzugehen, ihrer eigenen Wahrneh- zen, die Möglichkeit, ihre Bewerbungen im mung zu vertrauen und eigene Interessen Bewerbungscenter an elf Computerarbeits- zu finden. plätzen zu erstellen. PC, Scanner und Drucker sind kostenlos nutzbar. Die Berater nehmen Die Kinder lernen: sich Zeit den jungen Menschen bei schriftli- • sich zu entspannen chen und Online-Bewerbungen zu helfen. • offen für Neues zu sein Unterstützung für die richtige Berufswahl 11
  • 14. 2.1 Eine gute Sozialpolitik ist die beste Prävention Präventionsbericht 2010 • ihre Ängste zu überwinden (z.B. im Yes, you can! Rahmen eines Kletterkurses während Schon junge Menschen können das Gefühl der Sommerferien) haben, mit ihrem Leben in einer Sackgasse • ihren Bewegungsdrang beim Reiten und zu stecken. Oft kommt Vieles zusammen: Wandern in der Natur auszuleben Sie sind arbeitslos, haben Schulden oder Pro- bleme mit den Eltern und den Behörden. In Gesprächen mit den Eltern wurden Häufig wissen sie nicht, wie es weiter gehen u.a. Erziehungsfragen thematisiert: soll. Das Projekt „Yes, you can!“ der Evange- • Wie spreche ich altersgemäß mit meinen lische Gesellschaft (eva) und des Caritasver- Kindern über das Thema Alkohol/Drogen? bandes im Auftrag des JobCenters Stuttgart • Wie gehe ich mit meinen Schuldgefühlen will diesen jungen Menschen helfen, ihr gegenüber meinen Kindern um? Leben wieder zu ordnen und im Berufsleben • Wie kann ich dafür sorgen, dass Regeln erfolgreich Fuß zu fassen. eingehalten werden, die den Alltag erleich- tern? Erreicht werden sollen junge Menschen, die Arbeitslosgeld 2 beziehen und vom JobCen- Durch solche Fragen fühlen sich die Eltern ter U25 betreut werden. Mit seinem bisheri- oft verunsichert. Der Austausch mit anderen gen Angebot konnte das JobCenter nicht alle Eltern und das Gespräch mit den Mitarbeite- jungen Erwachsenen erreichen, die vielfältige rinnen wirken unterstützend und tragen zur Problemlagen zu bewältigen haben. Dazu Klärung bei. So werden konkrete persönliche gehören die Bereiche Schulden, Familienkon- Strategien entwickelt, die die Eltern im Erzie- flikte, Wohnverhältnisse, Gesundheit, Sucht, hungsalltag stärken. Straffälligkeit und fehlende Schulabschlüsse. Bausteine des Projektes sind: In diesen Fällen blieb bisher nur noch konse- • Gruppenangebot: fünf Mädchen und quent die gesetzlichen Sanktionsmöglich- sechs Jungs im Alter von 6–12 Jahren keiten anzuwenden. Das bedeutet häufig, • Mutter-Kind-Freizeit: acht Mütter und elf dass sie aufgrund einer „Null-Kürzung“ Kinder im Alter von 2–18 Jahren drei Monate lang keinerlei Leistungen zum • Gruppen- /Einzelbetreuung und Freizeiten: Lebensunterhalt bekommen. Straffälligkeit 26 Familien müsste die logische Folge sein, da auch vom • Freizeitaktivitäten: Übernachtungswochen- persönlichen Umfeld keine finanzielle Unter- ende, einwöchiges Ferienangebot, Reit- stützung möglich ist. Für sie ist das Projekt wochenende und Mutter-Kind-Freizeit „Yes you can“ eine große Chance. Die Kinder sind von dem Gruppenangebot Ziele von „Yes, you can!“ sind: begeistert und die Treffen bilden das „High- • stabilisieren und motivieren zur Verbes- light“ der Woche. serung der eigenen Lebenssituation • Alltagstruktur aufbauen Projektpartner • neue realistische Perspektiven zu ent- • Caritas wickeln • Suchthilfeverbund Stuttgart, insbesondere • Kontakt zum Jobcenter herstellen Suchtberatungsstellen • Teilnahme an qualifizierenden Maßnah- • ASD/ Beratungszentren men ermöglichen • Die Brücke • in Arbeit und Ausbildung zu vermitteln 12
  • 15. 2.1 Eine gute Sozialpolitik ist die beste Prävention Präventionsbericht 2010 Der ganzheitliche Arbeitsansatz besteht in • aufsuchender Sozialarbeit, vor allem zu Projektbeginn • Einzelfallarbeit, orientiert an den Bedürf- nissen der jungen Leute • aktivierende Angebote in Kleingruppen, wie z.B. Sport, Gesundheit, kreatives Arbeiten, Deutsch und Mathematik In der Regel dauert das Projekt „Yes, you can!“ maximal neun Monate. Bei Bedarf kann es auf zwölf Monate verlängert werden. Das Projekt läuft seit August 2009. Alle 56 Plätze wurden 2010 vom JobCenter durch- gängig besetzt. Projektpartner • Caritas Stuttgart • eva • Jobcenter 13
  • 16. 2.2 Sicherheitspartnerschaft umfasst alle Lebensbereiche und Bevölkerungsgruppen Präventionsbericht 2010 2.2 Sicherheitspartnerschaft umfasst alle Lebensbereiche und Bevölkerungsgruppen Die objektive Sicherheit und das Sicherheits- Schließlich gab es für jedes Krisenteam noch empfinden werden von einer Vielzahl von ein Handbuch sowie für alle Mitarbeiterinnen Faktoren beeinflusst: Bildung, Erziehung, und Mitarbeiter der Schulen einen Notfallflyer, Integration, soziale Ausgewogenheit, gute mit Notrufnummern und Verhaltenstipps. Wirtschaftsbedingungen, Arbeitsmarkt, Bür- gernähe der Verwaltung, Polizei, Justiz, Stadt Projektpartner und Verkehrsentwicklung, Kultur sowie Kin- • Polizeipräsidium derfreundlichkeit, um nur einige zu nennen. • Staatliches Schulamt Deshalb umfasst die Sicherheitspartnerschaft • Branddirektion alle Lebensbereiche, bis hin zum geschützten • Deutsches Rotes Kreuz Bereich der Familie. Selbstbehauptungskurse für Beispiele Mädchen und junge Frauen Bei diesem Projekt geht es um die Gesund- heitsförderung, Sexualerziehung, Sucht- und Gefahrenlagen an Schulen Gewaltprävention von Mädchen und jungen Nach der Amoktat von Winnenden wurde ein Frauen im Alter zwischen 8 und 20 Jahren. Schulungskonzept für Lehrkräfte und andere Durch die starken körperlichen Veränderun- Schulbedienstete über lebensbedrohende gen während der Pubertät sind Mädchen ver- Gefahrenlagen – wie Amoksituationen oder unsichert. Es können mädchenspezifische Geiselnahmen – entwickelt. Jeweils zwei Mit- Gesundheitsstörungen wie zum Beispiel Ess- glieder der Krisenteams aller Stuttgarter Schu- störungen, selbstverletzendes Verhalten und len erhielten bei den zweitägigen Fortbildungs- erhöhter Medikamentenkonsum auftreten. veranstaltungen Informationen durch Vertreter Diese weisen darauf hin, dass sich durch die des Polizeipräsidiums, der schulpsychologi- Manipulation des Körpers Befindlichkeits- schen Beratungsstelle und der Feuerwehr. Die Inhalte wurden durch Rollenspiele und kleine Übungen vertieft. Dabei wurden unter ande- rem Verhaltenshinweise für den Ernstfall und Ratschläge zu Unterstützungsmöglichkeiten gegeben, um die Handlungssicherheit in und nach einer Krisensituation zu verbessern. Im Jahr 2010 wurden bei insgesamt 22 Ver- anstaltungen 400 Schulbeschäftigte von 221 Schulen fortgebildet. Sämtliche Schularten bis hin zur Berufsfachschule waren beteiligt. Die ausgebildeten Krisenteammitglieder gaben in der Folge ihr erworbenes Wissen in ihren Schulen weiter. Da den Schulsekretärinnen im Gefahrenfall häufig eine entscheidende Bedeutung zukommt, beschulte die Polizei im Juli 2010 in drei Fortbildungsveranstaltungen zusätzlich 235 Schulsekretärinnen. 14
  • 17. 2.2 Sicherheitspartnerschaft umfasst alle Lebensbereiche und Bevölkerungsgruppen Präventionsbericht 2010 störungen, pubertätsbedingte Schwierigkei- Anti-Gewalt-Training ten, sexuelle Ängste und andere Probleme Das „Anti-Gewalt-Training“ (AGT) richtet sich ergeben. an männliche Erwachsene ab 18 Jahre, die auf Grund richterlicher Auflagen oder freiwil- Ziel ist es, Mädchen und junge Frauen darin lig, aktiv an ihrem gewalttätigem Verhalten zu unterstützen, ein positives Selbstbild und arbeiten, um eine Basis für ein gewalt- und Körpergefühl zu entwickeln. Es soll eine Aus- straffreies Leben zu schaffen. einandersetzung mit ihrer Situation als heran- reifende Frau ermöglicht und Weichen für Durch Rollenspiele, erlebnispädagogische die Akzeptanz der eigenen Sexualität und Maßnahmen, Körpersprache- und Entspan- Weiblichkeit gestellt werden. Aufgeklärte nungsübungen sollen die Teilnehmer: und selbstbewusste Mädchen sind eher in der Lage, Schwierigkeiten offen anzugehen • die eigene Wahrnehmung für gewalt- anstatt auf selbstzerstörerische, nach innen tätiges Verhalten schärfen gerichtete Art und Weise. • aggressionsauslösende Faktoren aufdecken 2010 nahmen an den 41 Selbstbehauptungs- • friedliche Methoden der Konflikt- kursen insgesamt 338 Mädchen und junge bewältigung erlernen Frauen teil. • Verantwortung für das eigene Handeln übernehmen Projektpartner • Empathie entwickeln • GesundheitsLaden e.V. • sich verantwortungsvoll verhalten • Schulen • ihre sozialen Kompetenzen steigern • Gesundheitsamt • Jugendamt Durch das Herbeiführen einer Verhaltensän- • AG Gender derung bei Tätern schützt man zugleich die Opfer. Getreu diesem Motto ist das mittelfri- stige Ziel die eigenständige aktive Erarbeitung durch Rollenspiele oder erlebnispädagogische Selbstbewusste Elemente wie z.B. ein Ausflug in den Kletter- Mädchen bewältigen garten, um eine Verhaltensänderung der Teil- Herausforderungen nehmer herbeizuführen. So sollen weitere leichter. Gewalttaten verhindert und eine Perspektive aufgezeigt werden. Um dieses Ziel erfolgreich umzusetzen gibt der Anti-Aggressivitätstrainer wöchentliche Gruppentrainings, die jeweils 3,5 Stunden dauern. Das AGT dauert bis zu fünf Monate und umfasst ca. 90 Kursstunden. Im Bedarfs- fall werden Einzelgespräche mit den Teilneh- mern geführt und diese an begleitende Hilfe- systeme (z.B. „Arbeit und Lernen“) vermittelt. Nach dem letzten Gruppenabend finden in monatlichen Abständen Nachtreffen statt, in denen Erfahrungen untereinander ausge- tauscht werden. 15
  • 18. 2.2 Sicherheitspartnerschaft umfasst alle Lebensbereiche und Bevölkerungsgruppen Präventionsbericht 2010 Jedes Jahr finden zwei Anti-Gewalt-Trainings Bisherige Veranstaltungen im Projekt: statt. Im Jahr 2010 haben 21 Personen am • Den Stadtteil erforschen Training teilgenommen. Das Projekt wird • Coolnesstraining – Deeskalationstraining von berufserfahrenen Sozialpädagogen mit für Jugendliche Zusatzausbildung (Anti-Aggressivitäts- & • Gewalt und Aggression von Kindern und Coolness Trainer) unter der Leitung der Jugendlichen Sozialberatung Stuttgart e.V. angeboten. • Das kleine ABC der Gewalt • Ich trau mich – Gewaltopfern beistehen Projektpartner • Wenn Jugendliche gewalttätig werden • Sozialberatung Stuttgart e.V. 2010 nahmen ca. 250 Personen an den Ver- • Gerichte anstaltungen teil, die von den Mitgliedern • Neustadt Bewährungshilfe e.V. des Forums Jugend Süd, Mitarbeitern der • Arbeitshilfeträger in Stuttgart Bereitschaftspolizei Böblingen und Anti- • Fachdienste (eva, Caritasverband, etc) Gewalt-Trainern durchgeführt wurden. Projektpartner Hinschauen und Eingreifen • Evangelische Jugend Stuttgart Vor allem durch das Tötungsdelikt an einem • Caritas – HZE Stuttgart Süd Münchner S-Bahnhof rückte das Thema Zivil- • Lehenschule courage wieder mehr in den Fokus. Um • Mobile Jugendarbeit Fangelsbach diesem Bedarf nachzukommen, wurde in • Gemeinschaftserlebnis Sport Stuttgart-Süd das Projekt „Hinschauen – • Polizeipräsidium Eingreifen“ gestartet. Es wendet sich an Men- • Jugendhaus Heslach schen aus unterschiedlichen Institutionen und • Mobile Jugendarbeit Süd das Thema Gewalt wird auf vielfältige Weise • Jugendgerichtshilfe erörtert. Hierdurch soll die Bereitschaft zur • Lerchenrainschule Zivilcourage gestärkt werden. Dies soll erreicht • Heusteigschule werden, indem Handlungsstrategien für all- • Gesundheitsamt tägliche Konfliktsituationen in unterschiedli- • Beratungszentrum Süd chen Situationen kennen gelernt und erprobt werden. Dadurch wird Handlungssicherheit hergestellt. Schlüsselfragen wie: „Warum hel- NERO und NEROkidz-Beratung fen Menschen nicht, obwohl sie eine Notlage 2010 erkennen?“ oder „Wie kann ich helfen, ohne 14 Anwälte engagierten sich im Jahr 2010 selbst vom Täter angegriffen zu werden?“ bei PräventSozial gGmbH für NERO und sollen auf diesem Wege analysiert und eine NEROkidz. NERO steht für „Netzwerk enga- geeignete Lösung dargestellt werden. gierter Rechtsanwälte für Opferschutz“. NERO-Anwälte engagierten sich in der Be- Den Teilnehmern wird gezeigt, dass sie durch ratung einzelner Ratsuchender, aber auch ihr Handeln nicht den Täter stoppen, sondern für die Weiterentwicklung und praktische Opfern helfen sollen. Es gibt ausreichend Zeit Umsetzung von Opferschutzthemen. Mit um Fragen zu stellen, persönliche Erfahrun- Flyern, Informationsveranstaltungen und gen einzubringen und von Experten Anre- Vorträgen wurden Menschen über verschie- gungen und Tipps zu erhalten. Unsicherhei- dene Rechtslagen wie Sexualdelikte, Zeugen- ten können somit verringert und die begleitung oder Gewaltdelikte informiert Bereitschaft zu helfen gesteigert werden. und beraten. 16
  • 19. 2.2 Sicherheitspartnerschaft umfasst alle Lebensbereiche und Bevölkerungsgruppen Präventionsbericht 2010 Immer wieder taucht das Thema „Sexualde- ren mit Fragen in verschiedenen Rechtsge- likte unter Jugendlichen“ auf, bei denen es bieten. Junge Täter und Opfer konnten erste oft um sexuelle Grenzverletzungen bis hin zu straf- oder zivilrechtliche Fragen klären und Vergewaltigungen, meist nach Alkoholkon- mögliche nächste Schritte besprechen. sum, geht. Viele Strafanzeigen enden mit Ver- fahrenseinstellungen oder Freisprüchen, weil Die niederschwellige Rechtsinformation trägt es der Justiz im Nachhinein nicht möglich ist, dazu bei, unnötige Belastungen für Jugend- dem Angeklagten eine Sexualstraftat nachzu- liche und ihre Familien zu vermeiden. Im weisen. Durch das Beratungsangebot kann Idealfall geschieht dies vor Erstattung einer der Betroffene im Vorfeld auf den unsicheren Strafanzeige. Ausgang des Strafverfahrens vorbereitet werden. Ein Anwalt kann in Absprache mit Projektpartner Polizei, Staatsanwaltschaft und Gericht die • PräventSozial gGmbH nächsten Schritte planen und frühzeitig ange- • Zeugenbegleitung im Amts- und Land- messene Opferschutzmöglichkeiten anregen. gerichtbezirk Stuttgart Aber auch für die Beschuldigten gibt es Bera- tungsmöglichkeiten. Wenn das Strafverfah- ren an seine Grenzen stößt, können weitere STOP – Stuttgarter Ordnungspart- Interventionsmöglichkeiten genutzt werden, nerschaft gegen häusliche Gewalt um weiteren Übergriffen vorzubeugen. Sicherheit darf nicht an der Haustür aufhö- ren. Daher wurde die Stuttgarter Ordnungs- Durch eine funktionierende Kooperation aller partnerschaft gegen häusliche Gewalt (STOP) am Verfahren Beteiligter können häufig für gegründet, die von der städtischen Abteilung beide Seiten akzeptable Lösungen gefunden für individuelle Chancengleichheit koordiniert werden. In der NERO-Beratung erhielten wird. Verschiedene Institutionen und Bera- 45 Opfer von Gewalttaten kostenfrei recht- tungsstellen aus dem polizeilichen, juristi- liche Informationen. Die NEROkidz-Beratung schen und dem psychosozialen Bereich ar- nutzten 29 junge Menschen bis etwa 21 Jah- beiten gemeinsam an einer wirkungsvollen Rechtsanwälte geben ehrenamtlich Informa- tionen zu Rechts- fragen. 17
  • 20. 2.2 Sicherheitspartnerschaft umfasst alle Lebensbereiche und Bevölkerungsgruppen Präventionsbericht 2010 Gewaltprävention und -intervention, die dieses Problems anzunehmen und die STOP- folgende Module hat: Fachtagung 2010 zum Thema „Interkultu- relle Kompetenz im Umgang mit häuslicher • Platzverweis für Täter/in Gewalt“ zu veranstaltet. Das große Interesse • konsequente Strafverfolgung der 190 Teilnehmer bestätigte die Bedeut- • zivilrechtliche Schutzmaßnahmen samkeit der Problematik. • zeitnahe Beratung • Hilfe für Opfer und Täter/in Projektpartner • Amt für öffentliche Ordnung In Stuttgart gibt es Jahr für Jahr etwa 600 bis • Polizeipräsidium 700 Polizeieinsätze wegen häuslicher Gewalt. • Jugendamt Leidtragende sind in den meisten Fällen • Krisen- und Notfalldienst Frauen, wobei in über 65% der Fälle auch Kin- • Fraueninterventionsstelle (FIS) der involviert sind. 2010 wurde in 317 Fällen • Männerinterventionsstelle (MIS) aufgrund der bedrohlichen Situation oder der • Staatsanwaltschaft Schwere der Tat von der Polizei ein mündlicher • Gerichtshilfe Platzverweis ausgesprochen, bei dem der Täter • Kinderschutzzentrum die Wohnung verlassen musste. Dieser Platz- • Zeugenbegleitung verweis setzt das STOP-Interventionsverfahren • Stabsstelle für individuelle Chancen- in Gang: Mit der Meldung an das Amt für gleichheit öffentliche Ordnung wird anschließend der Allgemeine soziale Dienst des Jugendamtes informiert. Von hier aus erfolgt unter anderem Das Fair-Streit-Training häusliche die Information an die Fraueninterventions- Gewalt stelle, die mit den Opfern Kontakt aufnimmt. Nicht nur auf der Straße gibt es Opfer von Sind Kinder involviert, kann das Kinderschutz- Straf- und Gewalttaten, es gibt sie auch im Zentrum hinzugezogen werden. Gewalttätig häuslichen Bereich! Mit diesem Thema gewordene Männer suchen selten von sich befasst sich das Projekt „Fair-Streit-Training“, aus Beratung und Hilfe. Sie neigen dazu, ihre welches von Karl-Heinz Moosig entwickelt Gewalttaten zu leugnen, zu bagatellisieren wurde. Im Rahmen der Stuttgarter Ordnungs- oder zu rechtfertigen. Die Staatsanwaltschaft partnerschaft gegen häusliche Gewalt (siehe kann hier die Motivation zu einer Täterbera- STOP) wurde das Projekt 2010 für die Belange tung oder zu einem Anti-Gewalttraining stär- von Paaren maßgeschneidert und erstmals ken, indem sie Strafverfahren mit Zustimmung mit fünf Paaren durchgeführt. der Beschuldigten gegen die Auflage, an einer Beratung bzw. einem Anti-Gewalttraining teil- Erfahrungen der Beratungsstellen zeigen, dass zunehmen, vorläufig einstellt. 60–70% der Opfer von häuslicher Gewalt wieder zu ihrem Partner bzw. zu ihrer Partne- Im Jahr 2010 lag der Fokus auf der Verände- rin zurückkehren. In der bisherigen Praxis rung und Entwicklung der Paarbeziehungen geschah dies weitgehend unbegleitet: Frauen in den betroffenen Familien (siehe Fair-Streit- und Männer wurden bei Interventionsstellen Training). beraten und nahmen anschließend meist ihr gemeinsames Leben unvorbereitet wieder auf. Weitere Schwerpunkte des Jahres 2010 Um zukünftige Eskalationen miteinander ver- waren Migration und häusliche Gewalt. meiden zu können, benötigen Paare gemein- 55% der Täter und 50% der Opfer waren same Strategien. Hierzu lernen Paare beim ausländischer Herkunft. Grund genug, sich „Fair-Streit-Training“ ihr eigenes Konfliktver- 18
  • 21. 2.2 Sicherheitspartnerschaft umfasst alle Lebensbereiche und Bevölkerungsgruppen Präventionsbericht 2010 halten kennen, erfahren wie man faire Streit- PengA – Perspektiven nach gespräche führt und Konflikte löst. Vor allem gemeinnütziger Arbeit werden sie ermutigt, neue Verhaltensmuster „PengA“ ist ein Jugendarbeitsprojekt für während einer Streitsituation auszuprobieren. straffällig gewordene Jugendliche und junge Durch vorherige Einzelgespräche mit den Erwachsene im Alter von 14 bis 27 Jahren, Beratern wird eine Vertrauensbasis geschaf- die zur Ableistung gemeinnütziger Arbeits- fen, welche die Hemmschwelle für das stunden verurteilt worden sind. Das durch gemeinsame Training deutlich senkt. Beson- das Jugendamt Stuttgart geförderte Projekt ders im Hinblick auf die Kinder, die in gewalt- verbindet Sanktionen der Jugendstrafrechts- bereiten Familien leben, bedeutet eine verän- pflege mit Maßnahmen der Jugendhilfe. derte Konfliktlösungsstrategie innerhalb der Familie eine große Hilfe, um ein friedliches Junge Menschen, die ohne Beschäftigung Leben führen zu können. Studien belegen, und Perspektive sind und aufgrund ihres dass Kinder, die in ihren Familien Gewalt als schwierigen Sozialverhaltens oder der spezi- Konfliktlösungsmuster kennen gelernt, selbst ,fischen Straftat ihre Sozialstunden in keiner erlebt oder beobachtet haben, später dazu anderen gemeinnützigen Einrichtung ablei- neigen, selbst gewalttätig zu sein oder Opfer sten können, sollen in diesem Projekt eine von Partnergewalt zu werden. Diese Entwick- letzte Chance bekommen und an das Quali- lung kann durch das Vorleben einer veränder- fizierungs- und Beschäftigungssystem heran- ten Streit- und Konfliktbewältigungskultur geführt werden. verhindert werden. Die ersten Erfahrungen mit dem Fair-Streit-Training sind sehr viel ver- 317 Projektteilnehmerinnen und -teilnehmer sprechend. Die teilnehmenden Paare bewerte- leisteten im Jahr 2010 insgesamt rund 16.000 ten das Training durchweg mit sehr gut und Sozialstunden in den gemeinnützigen und im gut. Besonders positiv herausgestellt wurden: öffentlichen Interesse liegenden Arbeitsberei- chen der SBR ab. Die Tätigkeitsfelder reichen • der gemeinsame Austausch in der Gruppe über den Arbeitseinsatz im Handwerk, im • das „Fair-streiten“ lernen Dienstleistungsbereich, in der Gastronomie • die Vielfalt der Methoden und der städtischen Grünflächenpflege bis hin zu kreativen Gestaltungsmöglichkeiten in Die Gruppe trifft sich nach Abschluss des der Floristik. Die Jugendlichen wirken auch Projekts weiterhin in einer begleiteten Selbst- bei der Anti-Graffiti-Initiative im Rahmen der hilfegruppe, da sich die fünf Termine als zu Stuttgarter Sicherheitspartnerschaft mit. wenig herausgestellt haben. Projektpartner Finanziert wurde das Projekt von der Abtei- • Gemeinnützige Gesellschaft für Schulung lung individuelle Chancengleichheit der LHS und berufliche Reintegration mbH Stuttgart und dem internationalen Frauen- • Jugendgerichtshilfe netzwerk Soroptimist Stuttgart Zwei. • Haus des Jugendrechts • PräventSozial – Bewährungshilfe Projektpartner Stuttgart e.V. • Männerinterventionsstelle (MIS) • Bewährungshilfe – Neustart gGmbH • Fraueninterventionsstelle (FIS) • Karl-Heinz Moosig • LHS, Abteilung individuelle Chancen- gleichheit 19
  • 22. 2.2 Sicherheitspartnerschaft umfasst alle Lebensbereiche und Bevölkerungsgruppen Präventionsbericht 2010 Sicher mobil 50 plus nahmen sind Bußgelder, die von den Stutt- Um eine sichere Teilnahme am Straßenver- garter Amtsgerichten und der Staatsanwalt- kehr zu ermöglichen, gibt es für alle Men- schaft Stuttgart zugewiesen werden. Im Jahre schen Angebote, die auf deren Bedürfnisse 2010 wurden ca. 300 Personen dazu verur- zugeschnitten sind. Besonders gefährdete teilt an den Starthilfe e.V. zu zahlen. Etwa Gruppen stehen dabei im Fokus der Verkehrs- 150 geschädigten Personen kam das Geld sicherheitsarbeit. zugute. An die Gruppe der über 50jährigen richtet Projektpartner sich das Projekt „Sicher mobil 50 plus“. Der • Starthilfe e.V. ADAC Württemberg bietet gemeinsam mit • Amtsgericht Stuttgart der Stadt Stuttgart Vorträge an, die über • Amtsgericht Bad Cannstatt altersspezifische Themen informieren, da sich • Staatsanwaltschaft bei Menschen dieser Altersgruppe Anzeichen auf körperliche Veränderungsprozesse zeigen können. Online-Beratungsstelle U-Turn Manche Menschen, die straffällig und gewalt- Um dies zu kompensieren, gibt es Informatio- tätig werden, möchten nicht zu öffentlichen nen über Kfz-Technik, Kindersicherung im Hilfs- und Beratungsorganisationen gehen. Auto, Sicherung von Ladung sowie Sehen, Sie wünschen sich schnelle und anonyme Hilfe Hören und Reagieren im Alter. Ebenfalls wird von Fachleuten zu diesen Themen. Deswegen über Neuerungen in der Straßenverkehrsord- bietet die Sozialberatung Stuttgart e.V. seit nung aufgeklärt. April 2010 die neue Online-Beratungsstelle U-Turn zu den Themen Straffälligkeit und 2010 fanden insgesamt drei Veranstaltungen Gewalt an. Das Angebot stellt eine zeitge- statt, an denen jeweils 110 Senioren teilnah- mäße und ansprechende Ergänzung der be- men. stehenden Beratungsangebote dar. Es schließt eine Lücke im bisherigen Hilfesystem. Projektpartner • ADAC Jugendliche und junge Erwachsene, die von • Stadt Stuttgart Haft bedroht bzw. straffällig geworden sind, Angehörige von Inhaftierten sowie Men- schen, die von häuslicher Gewalt bzw. Stra- Starthilfe ßengewalt betroffen sind, können sich erst- Das Projekt wendet sich an Straffällige und mals im Internet an ein speziell ausgebildetes Opfer zugleich. Es soll zum einen mittellosen und erfahrenes Team von Beraterinnen und straffälligen Jugendlichen und Heranwachsen- Beratern wenden. Ziel des neuen Online- den bedarfsgerechte materielle Hilfen anbie- Angebots ist es, Menschen mit Fragen zum ten, z.B. in Form von zinslosen Darlehen zur Thema Straffälligkeit und Gewalt früher Schuldenregulierung, um dadurch ihre soziale zu erreichen. Dazu ist es notwendig, die Integration zu fördern. Zum anderen werden Zugangshemmnisse zum Hilfeangebot zu an die Opfer von Straftaten finanzielle Scha- senken. Der Umgang mit den Themen Straf- denswiedergutmachungen geleistet, nach- fälligkeit und Gewalt ist für Betroffene oft dem die mittellosen Täter unentgeltliche und schambehaftet – der anonyme Zugang zum gemeinnützige Arbeit abgeleistet haben. Die Hilfesystem bietet nun die Chance auch diese Einnahmen und Ausgaben belaufen sich pro Menschen zu erreichen. Es ist lediglich eine Jahr auf ca. 40.000 €. Ein großer Teil der Ein- einmalige und kostenfreie Registrierung auf 20
  • 23. 2.2 Sicherheitspartnerschaft umfasst alle Lebensbereiche und Bevölkerungsgruppen Präventionsbericht 2010 der Internetseite www.sozialberatung-stutt- gewaltbereiter Fans anhand von gezielten gart.de erforderlich. Dort finden sich auch Fragestellungen auseinander. weitere Informationen rund um das Hilfean- gebot der Sozialberatung Stuttgart e.V. Wie Die Kinder und Jugendlichen beobachten groß die Anfrage nach der neuen Onlinebera- Spiele der unteren Ligen und Bundesligabe- tungsstelle ist, zeigen die bisherigen Erfolge: gegnungen. Sie dokumentieren, wie sich Seit Projektbeginn gab es 2.532 Klicks und 21 die Fans vor dem Spiel, währenddessen und Anfragen. auch danach verhalten. Anschließend werden im Schulunterricht die Ergebnisse und Aus- In der zweijährigen Modellphase, die vom wirkungen auf den Veranstaltungsverlauf Deutschen Hilfswerk über die ARD-Fernseh- gemeinsam mit den Lehrkräften reflektiert, lotterie „Ein Platz an der Sonne“ unterstützt um die Jugendlichen in ihrem künftigen wird, soll erprobt werden, wie und von wel- eigenen Handeln bei Sportveranstaltungen cher Zielgruppe das Angebot angenommen positiv zu stärken. Die Projektverantwort- wird. 2012 wird über eine Ausweitung des lichen erhoffen sich langfristig auch Verhal- Angebots entschieden. tensänderungen bei Fußballfans, die zu Gewalt neigen. Projektpartner • Sozialberatung Stuttgart e.V. Bei dem Projekt, das seit 2009 angeboten • Deutsches Hilfswerk wird, beteiligen sich Schülerinnen und Schü- ler der Jörg-Ratgeb-Schule, Schillerschule, Lerchenrainschule, Körschtalschule und der Wir können Fans sein Lindenrealschule. Gewalt rund um den Fußballsport ist Thema des Präventionsprojekts „Wir können Fans Projektpartner sein“. Schülerinnen und Schüler im Alter von • Polizeipräsidium zwölf bis 18 Jahren setzen sich nicht nur mit • VfB Stuttgart 1893 e.V. der Begeisterung der Zuschauer bei Fußball- • Landesinstitut für Schulsport spielen, sondern auch mit dem Verhalten • Staatliches Schulamt Stuttgart Faires Verhalten auf und neben dem Sportplatz 21
  • 24. 2.3 Sicherheit für unsere Kinder Präventionsbericht 2010 2.3 Sicherheit für unsere Kinder Kinder sind unsere Zukunft. Deshalb hat es sich Stuttgart zum Ziel gesetzt, die kinder- freundlichste Großstadt Deutschlands zu sein. Kinderfreundlichkeit ist Standortfaktor und Leitziel in allen Bereichen der kommunalen Verwaltung. Kinder sind die schwächsten Glieder unserer Gesellschaft und bedürfen unserer besonderen Aufmerksamkeit und Fürsorge. Deshalb legt auch das Kuratorium Kinderfreundliches Stuttgart einen Schwer- punkt auf die Verbesserung der Sicherheit für Kinder. Zur Sicherheit gehört nach unserem Verständ- nis aber auch, dass die Kinder und Jugend- lichen zur Schule gehen. Schule schwänzen schadet den Kindern. Deshalb gibt es Pro- jekte, damit die Grundlage für Bildung und Beruf gelegt wird. Beispiele Aktion Gute Fee – gemeinsam für unkompliziert Hilfe und Ratschläge bekom- ein kinderfreundliches Stuttgart men können. Die „Bürgeraktion Gute Fee“ hat mehr als 1.000 Aktionspartner, welche für Notfälle im Dinge wie etwa ein Pflaster bei einer kleinen Kinderalltag im Stadtgebiet Stuttgart zur Ver- Schramme, ein Telefon, um zu Hause anzu- fügung stehen. Wo immer Kinder dieses Zei- rufen, ein gutes Wort und ein wenig Mithilfe chen auf Eingangstüren und Schaufenstern bei den kleinen Problemen des Alltags, sind von Geschäften oder auf Fahrzeugen der Kleinigkeiten und Gesten, die in unserer heu- Stuttgarter Straßenbahnen AG sehen, können tigen Wohnumwelt und Gesellschaft nicht sie auf Hilfe vertrauen. Alle Aktionspartner ver- mehr selbstverständlich sind. Hier möchten stehen sich als Stützpunkte für die Notfälle im wir ansetzen. Mit mehr Menschlichkeit, Alltag Ihrer Kinder. Eltern sollen die Gewissheit Gefühl und Toleranz. haben, dass es auch außerhalb des Elternhau- ses verlässliche Partner gibt, die für die Gebor- Die Partner der „Aktion Gute Fee“ erklären genheit und Sicherheit ihrer Kinder und für ein sich bereit, als Ansprechpartner und Verbün- gutes soziales Klima eintreten wollen. dete für die Kinder zu wirken und sind damit offen für deren kleine Probleme, Sorgen und Kinder benötigen gerade in Großstädten wie Nöte. Ob es um etwas zu trinken oder ein Stuttgart Ansprechpartner und Verbündete, kurzes Telefonat nach Hause geht, es sind die um sorglos und alleine spielen zu können. kleinen Gesten, die viel Vertrauen bewirken. Auf dem Weg zum Kindergarten und zur Schule oder beim Spielen sind sie auf Perso- Unsere Kinder brauchen ein Stück Geborgen- nen und Orte angewiesen, an denen sie heit und Sicherheit in ihrem Stadtteil. Dies 22
  • 25. 2.3 Sicherheit für unsere Kinder Präventionsbericht 2010 Aufgepasst mit ADACUS Die Aktion Gute Fee Sicheres Verhalten im Straßenverkehr zu trai- bietet Kindern in allen nieren ist schon für die jüngsten Verkehrsteil- Stadtteilen Hilfe auch nehmer sehr wichtig. Das Projekt „Aufgepasst in kleinen Nöten. mit ADACUS“ führt junge Verkehrsteilnehmer im Vorschulalter spielerisch an ihre Rolle als Fußgänger heran. Dabei werden persönliche Erfahrungen der Kinder aufgegriffen und besprochen. Die kleinen Verkehrsteilnehmer nehmen die Rolle von Fußgänger, Auto und Motorrad ein, um das Miteinander der jewei- ligen Verkehrsteilnehmergruppen zu erleben. Damit der Spaß nicht zu kurz kommt, führt der Kinderliebling „ADACUS“, eine wissbe- gierige Puppe, durch das Programm. Lernziel der Veranstaltung ist, notwendige Verhaltens- weisen bei der Überquerung der Fahrbahn an Fußgängerampel und Zebrastreifen zu verin- nerlichen. Im Jahr 2010 führte der ADAC Württemberg drei Veranstaltungen mit jeweils 60 Vorschul- kindern in Stuttgart durch. wollen die Projektpartner durch ein soziales Netzwerk verwirklichen und zugleich ein Projektpartner Zeichen setzen, damit Stuttgart noch lebens- • ADAC werter und kinderfreundlicher wird! Die • Kindergärten jeweiligen Aktionsgruppen sollen das bürger- schaftliche Engagement und Miteinander im Stadtbezirk fördern und weiterentwickeln. Geh Wald statt Gewalt! Knoten üben, Seiltechniken erlernen, Wetter- Für Unterstützung in jeglicher Hinsicht sind kunde, ein Baumhaus bauen, Erste-Hilfe- die Projektpartner sehr dankbar. Insbesondere Kenntnisse erwerben, einfach mal die Ohren Eltern können wesentlich zum Erfolg der spitzen und die Geräusche wahrnehmen, „Aktion Gute Fee“ beitragen, indem sie Ihre welche der Wald und der Wind machen. All Kinder mit der Idee vertraut machen und sie diese Dinge lernen die Kinder bei dem Projekt auf die vielen Aktionspartner, die sich als gute „Geh Wald – statt Gewalt“. Ausgebildete Feen „ausgezeichnet“ haben, hinweisen. Erlebnispädagogen begleiten die Kinder im Vorschulalter in wöchentlichen Angeboten Projektpartner oder Zweitagesblöcken. Ziel ist es, das Selbst- • Förderverein Sicheres und Sauberes wertgefühl der Kinder zu stärken und Erfolgs- Stuttgart e.V. erlebnisse zu vermitteln. Gleichzeitig werden • Stuttgarter Straßenbahnen AG Fertigkeiten in gewaltfreier Kommunikation, • Einzelhandel Konfliktfähigkeit und Achtsamkeit vermittelt. Die Kinder lernen sich selbst und ihre Mit- schüler besser kennen und üben respektvol- 23
  • 26. 2.3 Sicherheit für unsere Kinder Präventionsbericht 2010 In der Natur Grenzen erfahren und Regeln erlernen len Umgang miteinander. Eigene Schwächen chen dazu veranlassen, sich einfallsreich mit und Stärken werden erfahren und akzeptiert. den Themen Selbstbild und eigene Identität auseinander zu setzen. Zum anderen wurden Das Programm läuft über mindestens ein auch Anregungen zur Berufswahl und Ein- Schuljahr, damit die Veränderungen im Sozi- blick in verschiedene kreative Berufssparten alverhalten nachhaltig wirken können. 2010 gegeben. Denn schulische und berufliche wurden ca. 100 Kinder pro Woche betreut. Perspektiven bieten einen hohen Anreiz, das eigene riskante Konsumverhalten zu über- Projektpartner denken und positiv zu verändern. • AVENTERRA e.V. • Deutsch-französische Grundschule Schülerinnen und Bewohnerinnen der päda- • Fuchsrainschule gogisch-therapeutischen Wohngruppe • ganz und gar betreuung e.V. für Mädchen mit Drogenproblemen JELLA nahmen teil und waren zwischen 15 und 18 Jahre alt. Mädchen.Machen.Medien II „Die Vielfalt von Mädchen-Sein heute“ – Thematischer Ausgangspunkt war die Dar- unter diesem Motto startete im September stellung von Mädchen und Frauen in den 2010 das Folgeprojekt von „Mädchen. Medien. Hierzu setzten sich die Teilnehmerin- Machen.Medien“. nen, begleitet durch Pädagogen, mit ihren Stärken und Schwächen, Talenten und Vor- Nach der erfolgreichen Plakatkampagne bildern auseinander. Die Mädchen suchten gegen riskanten Alkoholkonsum von 2009, und gestalteten ihre eigenen Antworten auf lag beim neuen Projekt der Schwerpunkt Identitätsfragen wie „Wie bin ich?“, „Wie auf Bildgestaltung und Fotografie. Die Idee will ich sein?“, „Wie will ich mich zeigen?“. dahinter: Zum einen sollte das Projekt Mäd- Im Anschluss wurden von den Mädchen 24
  • 27. 2.3 Sicherheit für unsere Kinder Präventionsbericht 2010 aussagekräftige Fotomotive entwickelt und Medienfluten als Höhepunkt gemeinsam mit einer Foto- „Medienfluten“ ist ein Projekt, mit dem unter- grafin und einer Visagistin in einem zweitägi- schiedliche Medien bewusst und konstruktiv gen professionellen Fotoshooting in Szene genutzt werden. Es besteht aus verschiedenen gesetzt. Zudem gab es einen Blick in Kommu- Modulen für Schüler, Lehrer und Eltern. nikationspolitik (Kommunikation zwischen Organisation und Umwelt/Zielgruppe), Gra- Die Schülerinnen und Schüler bekommen die fik-Design und hinter die Kulissen des Staats- Aufgabe, ihren Medienkonsum und soziale theaters. Zusammenhänge zu reflektieren und zu dis- kutieren sowie gesellschaftliche und persön- Entstanden sind interessante, spannende und liche Werte und das eigene Verhalten zu zum Teil lustige Fotomotive, die bei der Vernis- hinterfragen. Mit dem Projekt als Auftakt sage That’s me! – Mädchenwelten in Szene können Schulen das Thema Medienerziehung gesetzt wurde. Am 8.12.2010 konnten die nachhaltig in den Alltag integrieren. Beson- stolzen Mädchen in den Räumen von Lagaya ders Eltern werden in die Arbeit mit einbe- e.V. zahlreiche Gäste davon überzeugen. zogen, denn viele Erwachsene stehen dem Medienkonsum ihrer Kinder hilflos oder Projektpartner gleichgültig gegenüber. Weiter dient Medien- • Lagaya e.V. fluten als Fortbildung für Lehrkräfte und • Milla und Partner Agentur & Ateliers Schulsozialarbeiter, die nach der Schulung • Staatstheater Stuttgart das Thema selbstständig vertiefen können. • Schlossrealschule für Mädchen • Berufsbildende Schulen Internationaler Das Projekt wird an fünf Terminen in der Klas- Bund e.V. senstufe sieben durchgeführt und zusätzlich • Laura Siemon, Jessica Mayer ein Elternabend für die gesamte Schule an- Mit professioneller Unterstützung am Selbstbild arbeiten 25
  • 28. 2.3 Sicherheit für unsere Kinder Präventionsbericht 2010 geboten. Da Medienschaffende und beglei- Stark durch Musik tende Fachkräfte der Schulsozialarbeit / Durch die Kooperation der Stuttgarter Musik- Mobilen Jugendarbeit aus dem jeweiligen schule mit öffentlichen Schulen können viele Stadtteil einbezogen werden, ist eine hohe Kinder und Jugendliche erreicht werden, die Fachlichkeit sowie nachhaltige Verankerung aus organisatorischen oder finanziellen Grün- an der Schule vor Ort gewährleistet. Medien- den das herkömmliche Angebot der Stuttgar- fluten wurde im Berichtszeitraum an elf Schu- ter Musikschule nicht wahrnehmen können. len durchgeführt. Der Musikunterricht fördert durch seine unmittelbare Wirkung insbesondere die Per- Einige Themenschwerpunkte im sönlichkeitsentwicklung, die Individualität, die Jahr 2010: Kommunikationsfähigkeit und die Teamfähig- • ein Medientagebuch erstellen und keit des einzelnen Schülers. Des Weiteren wird auswerten durch das gemeinsame Musizieren die Sozial- • Gründe für Medienkonsum bewusst und Kommunikationskompetenz der Kinder machen und Alternativen erarbeiten gefördert, da durch Musik Freundschaften • Handy, Internet, Chatten – Kostenfalle, besser gebildet und gepflegt werden. Abzocke im Netz, Regeln Die Stuttgarter Musikschule macht für Kinder Projektpartner und Jugendliche, die unter schwierigen so- • Caritasverband für Stuttgart e.V. zialen Bedingungen aufwachsen, kostenlose, • Förderverein Kinderfreundliches in sich abgeschlossene musikpädagogische Stuttgart e.V. Angebote unter dem Titel „Stark durch • Stuttgarter Zeitung Musik“. In Absprache mit Lehrerinnen und • Polizeipräsidium Lehrern bekommen Kinder und Jugendliche, • 10 Haupt- und Realschulen die besonderer Förderung bedürfen, die Mög- Gemeinsames Musizieren verbindet. 26
  • 29. 2.3 Sicherheit für unsere Kinder Präventionsbericht 2010 lichkeit kostenlos für sie zugeschnittene Bil- Aktion Sicherer Schulweg – dungsangebote der Stuttgarter Musikschule Schulwegtraining wahrnehmen zu können. Das flächendeckende Schulwegtraining, das zwischenzeitlich fester Bestandteil des Insgesamt nahmen 26 Klassen, mit 485 Schü- Anfangsunterrichts an Stuttgarter Schulen ist, lern, von 13 verschiedenen Grund- und Haupt- wurde als ergänzendes Modul zum Fahrrad- schulen in Stuttgart am Musikunterricht teil. führerschein entwickelt. Kinder erlernen dabei sicherheitsrelevante Verhaltensregeln, Neben den bereits genannten Zielen wird ins- um eigenverantwortlich am Straßenverkehr besondere Wert gelegt auf die Entwicklung teilnehmen zu können. der Selbstwahrnehmung, des Selbstbewusst- seins und der Ermöglichung positiver Lern- Im Jahr 2010 haben 4.775 Kinder aus den erfahrungen und darauf aufbauend auf die ersten Klassen das von Polizeibeamtinnen Stärkung der Kommunikationsfähigkeit und und Polizeibeamten der Verkehrserziehung der Teamfähigkeit der Schüler untereinander. betreute Schulwegtraining absolviert. Den Lerninhalte sind unter anderem die Wahr- Kindern wurden die Verhaltensregeln in der nehmungsschulung, die Sensibilisierung aller Theorie vermittelt. Im Anschluss wurde das Sinne und der Umgang mit Körper und Erlernte im Rahmen individuell ausgearbeite- Stimme. ter Schulwege praktisch eingeübt. Der Schul- wegplan soll auch den Eltern der Erstklässler Projektpartner beim Einüben des Schulwegs mit ihren Kin- • Stuttgarter Musikschule dern helfen. Aktuelle Schulwegpläne decken • Kulturamt den jeweiligen Einzugsbereich der Grund- • Staatliches Schulamt schule ab. Um die Nachhaltigkeit zu steigern, • Schulverwaltungsamt wurden die von der Polizei vermittelten Kindern die sichere Teilnahme am Straßenverkehr beibringen 27
  • 30. 2.3 Sicherheit für unsere Kinder Präventionsbericht 2010 Inhalte im Schulunterricht durch Pädagogen kehrsschulen in Stuttgart-West, Hofen und didaktisch aufbereitet und durch einen Kin- in den Unteren Schlossanlagen statt. derfußgängerschein, einer durch das Kurato- rium Kinderfreundliches Stuttgart finanzier- Um eine flächendeckende Schulung der ten Erinnerungsgabe, dokumentiert. Kinder zu ermöglichen, gibt es darüber hin- aus eine mobile Jugendverkehrsschule. Ein Projektpartner mit Fahrrädern, Helmen, Verkehrszeichen • Staatliches Schulamt und weiterem Zubehör vollständig ausge- • Amt für öffentliche Ordnung rüsteter Lkw wird vor allem an den Schulen • Polizeipräsidium der Außenbezirke eingesetzt. Im Jahr 2010 • Kuratorium Kinderfreundliches Stuttgart konnte dadurch mit 35 Schulklassen das Fahren im öffentlichen Verkehrsraum trainiert werden und zwar dort, wo es für die Vorbe- Aktion Sicherer Schulweg – reitung auf die Realität am erforderlichsten Radfahrausbildung ist: im Schul- beziehungsweise Wohnumfeld Die heutige Verkehrssituation erfordert vom der Kinder. jugendlichen Radfahrer mehr denn je, dass er sich im Straßenverkehr sicher bewegt und Projektpartner die vielfältigen, komplexen Problem- und • Staatliches Schulamt Konfliktsituationen bewältigt. Um die jungen • Polizeipräsidium Verkehrsteilnehmer auf diese Situationen • Amt für öffentliche Ordnung vorzubereiten, wird jedes Jahr in den vierten Klassen der Stuttgarter Grundschulen eine Radfahrausbildung durchgeführt. Verkehrssicherheitstraining im Kindergarten Im Schuljahr 2009/2010 erhielten 4.404 Schülerinnen und Schüler diese Radfahraus- Kinder sind die schwächsten Teilnehmer im bildung, bei der besonderer Wert auf ganz- Straßenverkehr und ganz besonderen Risiken heitliche Vermittlung der Thematik gelegt ausgesetzt. Sie können die Richtung, aus wird. Zur Vorbereitung auf den praktischen der Geräusche kommen, oft nicht orten und Teil lernen die Kinder zunächst im Schulunter- haben im Vergleich zu Erwachsenen ein um richt die für sie wichtigen Verkehrsregeln ein Drittel geringeres Gesichtsfeld. Zudem und üben mit ihren Lehrerinnen und Lehrern, handeln sie impulsiv und sind leicht ablenk- Risiken im Straßenverkehr zu erkennen. bar. Für ein Kind ist es schwierig, sich auf das gewissenhafte Verhalten im Straßenverkehr Danach trainieren die jungen Radler mit zu konzentrieren. Der Freund auf der anderen Polizeibeamtinnen und Polizeibeamten der Straßenseite, eine Katze, ein vorbei fliegender Verkehrserziehung umsichtiges und sicheres Vogel lenken die Aufmerksamkeit unweiger- Radfahren in den Jugendverkehrsschulen, lich auf sich und damit weg von den Gefah- um sicherer im Umgang mit dem Fahrrad ren des Straßenverkehrs. zu werden. Das so erlernte Wissen wird an- schließend außerhalb des Übungsgeländes Deshalb brauchen Kinder unbedingt die umgesetzt, um die Gefahren im öffentlichen Unterstützung der Erwachsenen. Erst durch Straßenverkehr meistern zu können. das anschauliche positive Beispiel von Eltern, Erziehern und anderen Erwachsenen begrei- Die Radfahrausbildung in Stuttgart findet an fen sie, worauf es im Straßenverkehr ankommt. drei stationären Standorten der Jugendver- Vorbildliches und verantwortungsbewusstes 28