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Einführung in die
        »Grundlegung der Psychologie«


                      Teil 2:
»Von der Sozialkoordination zur Sozialkooperation«



             Ferienuni Kritische Psychologie
                 11.–15. September 2012

                     Stefan Meretz
                    grundlegung.de
… was bisher geschah

Erster Fünfschritt           Zweiter Fünfschritt




       Psychisches                   Lern- und
                               Entwicklungsfähigkeit
Zentrale Begriffe im ersten Teil
●   Psychisches: Signalvermittelte Lebenstätigkeit
●   Ausführung: Bewegung, Nahrungsaufnahme, Fortpflanzung
●   Orientierung: Aktivität, die zur Ausführung hinführt
    –   Gradientenorientierung: Bewegung = Orientierung
    –   Aussonderung/Identifizierung: Distanzbewegung = Orientierung
    –   Diskrimination/Gliederung: Distanzorientierung
●   Bedeutung: Aktivitätsrelevanz
●   Bedarf: Innerer Zustand
●   Emotionalität: Aktivitätsbereitschaft
●   Subsidiäres Lernen: Lernen mit Dominanz der Festgelegtheit
●   Autarkes Lernen: Lernen mit Dominanz der Lernfähigkeit
●   Kontrollbedarf: Grundlage des Neugier-/Explorationsverhaltens
●   Motivation: Gelernte Wertungsantizipation
●   Sozialverband: Strukturebene zwischen Population und
    Individuum zur Absicherung des Lernens
Der dritte Fünfschritt
Terminologisches

Alte Taxonomie nach Linné:
● Pongidae („Pongiden“):

  Familie der Menschenaffen
● Hominidae („Hominiden“):

  Familie der Echten Menschen



Neue Taxonomie nach
genomischer Nähe:
● Hominidae: Familie der

  Menschenaffen
● Hominini: Gattung Homo

  und alle Vorfahren dieser
  Gattung (nicht Panini)
Sach- und Sozialintentionalität
●   Aus dem Erfassen wird das Herstellen von sachlichen und
    zeitlichen Zusammenhängen
●   Probieren und Beobachten am Objekt als neue Stufe autarken
    Lernens
●   Kontrollbedarf ist die emotionale Regulationsgrundlage
●   Sachintentionalität richtet sich auf manipulierte Sachen
●   Sozialintentionalität richtet sich auf Artgenossen, die sich
    wechselseitig als soziale Werkzeuge gebrauchen
●   Jäger-Treiber-Beispiel nach Leontjew:
    »Bei einer Form von gemeinsamer Jagd, bei welcher ›Treiber‹ das Wild 
    aufscheuchen, damit es vom ›Jäger‹ erbeutet werden kann, übernimmt der ›Treiber‹ 
    eine Teilaktivität, die nur im Gesamt der überindividuell organisierten Jagd ihre 
    Funktion hat, wobei … der Treiber seine Teilfunktion in Antizipation des 
    Umstandes übernimmt, daß er später am Verzehr der vom Jäger erlangten Beute 
    teilhaben wird.« (169)
Sozialkoordination

●   Funktionsteilige Koordination und reziproke Intentionalität
●   Umweltkontrollbedarf und Motivation »sozialisieren« sich:
    –   Bedarfsbefriedigung erst bei kollektiver Kontrolle
    –   Soziale Motivation antizipiert kollektiven Erfolg und individuelle
        Teilhabe (Teilhabe an der Beute etc.)
●   Soziale Motivation verselbstständigt sich: vorsorgende
    Verhinderung des Auftretens von Bedarfsspannungen
●   Individuelle kritische Bedarfszustände werden nun
    »zum Anzeichen von Mängeln der kollektiven Organisation der Lebensgewinnung, 
    sodaß sich die Motivation des Einzelnen darauf richten muß, die Vermeidung der 
    eigenen Lebensbedrohung als seinen Beitrag zur kollektiven Organisation der 
    ›primären‹ Befriedigung anzustreben« (172)
Erster qualitativer Sprung: Funktionswechsel
Zweck-Mittel-Umkehrung
●   Bedarfe und Motivationen richten sich auf das Kollektiv, die
    hergerichteten Mittel sind aber nur individuelle, nicht soziale
●   Und: Mittel verlieren ihre Bedeutung nach der Benutzung
●   Entwicklungssprung: Mittel werden nicht aktuell, sondern
    unabhängig für den möglichen Gebrauchsfall hergestellt
●   Das Mittel wird
    »zunächst quasi als ›Selbstzweck‹ bereitgestellt und aufgehoben, behält also seine 
    Orientierungsbedeutung als ›Mittel‹ in generalisierter Weise auch dann, wenn … (es) 
    gerade nicht gebraucht wird.« (173)
    »Die hergestellten Werkzeuge werden … nicht zum individuellen Gebrauch 
    aufgehoben, ihre verallgemeinerte Benutzbarkeit ist vielmehr eine soziale 
    Verallgemeinerung: Sie stehen den Mitgliedern des Sozialverbandes ›für den Fall‹, 
    daß sie gebraucht werden, zur Verfügung.« (174)

► Lebensbedingungen werden nicht mehr nur vorgefunden,
  sondern in kollektiver Vorsorge geschaffen
Ein methodischer Einschub
Teil 3




Teil 2
Sozialkooperation
●   Funktionsteilung wird zur Arbeitsteilung
●   Orientierungsbedeutungen richten sich auf die verallgemeinerte
    Herstellung von Arbeitsmitteln: Mittelbedeutungen
●   Brauchbarkeits-Aspekt: zweckgemäße Benutzung des Mittels
    (Werkzeug-Handhabung)
●   Hergestellheits-Aspekt: Vergegenständlichung der antizipierten
    Brauchbarkeiten (Materialbearbeitung etc.)
●   Verallgemeinerte vorsorgende Lebensgewinnung:
    »Ich schaffe die Lebensbedingungen also nicht mehr lediglich für bestimmte 
    andere mit, die aktuell an den Lebensgewinnungsaktivitäten beteiligt sind, 
    sondern generalisiert ›für andere‹; ebenso sind die Lebensbedingungen, die mir zur 
    Verfügung stehen, generalisiert ›von anderen‹ mitgeschaffen …« (214)
●   Bedürfnis nach Beteiligung an kooperativer Vorsorge
●   Angst vor Isolation vom kooperativen Lebenszusammenhang
Sexuelle Bedeutungen und Bedürfnisse
                                                          Mittelbedeutungen:
                             Existenzsicherung            Kooperative Schaffung
Primärbedürfnisse                                         von Arbeitsmitteln
                               Fortpflanzung
                                                          Primärbedeutungen

●
    Primärbedürfnisse und -bedeutungen der Fortpflanzung sind
    nicht in die kooperative (dann gesellschaftliche) Form der
    Lebensgewinnung einbezogen:
    »Sexuelle Aktivitäten mit dem möglichen Resultat des ›Nachwuchses‹ erfolgen ja 
    nicht durch die für die gesellschaftliche Lebensgewinnung charakteristische 
    Dazwischenschaltung von Arbeitsmitteln, sondern sind natürliche Aktivitäten bloß 
    sozialer Art.« (219)
    Auch das aufzuziehende Kind ist
    »ja nicht wie ein Werkstück Gegenstand und Resultat verändernder Einwirkung 
    durch Arbeitsmittel« (219)
► Sexuelle Bedürfnisse werden gesellschaftlich geformt
Entstehung der Sprache
●   Kooperative Herstellung/Nutzung von Werkzeugen erfordert
    Kommunikation im Nahbereich
●   Optischer Kanal besetzt (Sicht auf Arbeitsmittel)
●   Akustischer Kanal zur Steuerung kooperativer Aktivitäten
●   Vermutlich ist Sprache entscheidender Selektionsvorteil
●   Praktischer Begriff: Symbolische Repräsentanz der wesentlichen
    Herstellnotwendigkeiten
●   Arbeitsprozess:
    –   Antizipation der allgemeinen Gebrauchszwecke
    –   Realabstraktive (=praktische) Unterscheidung von wesentlichen und
        unwesentlichen Herstellmerkmalen (Axt-Beispiel)
●   Nutzung:
    –   Verständigung über die richtigen Mittelverwendung (Dach-Beispiel)
●   Praktischer Begriff + Lautzeichen = Sprache
Wahrnehmung, Emotion, Motivation
Evolutionäre Grundlagen der Wahrnehmung
Evolutionäre Grundlagen des Denkens
●   Denken entsteht aus dem autarken Antizipationslernen
     –   Artspezifische Bedeutungen müssen gefunden werden
     –   Zunächst: gemittelte Antizipationen genomisch verankert
     –   Lernen von Orientierungsbedeutungen macht die Antizipation zu
         einer individuellen Fähigkeit
●   Im Lernen von Antizipationen liegt
    »der erste Ansatz zum Auseinandertreten von auf Gegenwärtiges und auf 
    Repräsentiertes (›Vergegenwärtigtes‹) bezogener Orientierung in Richtung auf die 
    Ausdifferenzierung von ›Wahrnehmen‹ und ›Denken‹« (261)
●   Probieren/Beobachten: Herbeiführen v. Sach/Zeit-Relationen
●   Individuelles Gedächtnis entsteht! Das Denken entfaltet sich
    »als Wechselspiel zwischen der ›inneren‹ Vergegenwärtigung von Zusammenhängen 
    und ihrer ›Materialisierung‹ in der Beobachtung und Verarbeitung systematisch 
    hergestellter Effekte des eigenen Tuns, also zwischen gedanklicher und praktischer 
    Antizipation« (265)
●   Motivation als emotionale Seite des Denkens
Verallgemeinerung der Antizipationen
●   Sozialkoordination:
    –   Überindividuelle Aktivitätssequenzen (Jäger-Treiber-Beispiel) werden
        individuell gespeichert
    –   Vorform der unselbstständigen Perzeptions-Operations-Einheit
●   Sozialkooperation/Gesellschaft:
    –   Antizipationen werden in Arbeitsmitteln vergegenständlicht
    –   Entstehung kooperativer/gesellschaftlicher Zielkonstellationen
    In der Sozialkooperation ist
    »in den kooperativen Bedeutungsstrukturen selbst in generalisierter Weise 
    antizipiert, was zu welcher Zeit auf welche Weise von den Mitgliedern der 
    Gesellungseinheit getan werden muß, damit für die Existenzsicherung jedes 
    Einzelnen unter den jeweils konkreten Verhältnissen vorgesorgt ist« (268)
●   Objektive Ziele ergeben sich aus den kooperativen bzw.
    gesellschaftlichen Bedeutungsstrukturen/Zielkonstellationen
●   Individuelle Ziele sind Teilziele der objektiven Ziele
Handlungen, Operationen, Kooperation
●   Handlungen
     –   realisieren objektive Ziele als Teilhabe an allgemeiner Vorsorge
     –   ändern die objektiven Zielkonstellationen
●   Operationen
     –   sind realisierende Untereinheiten von Handlungen
     –   sind individuell-antizipatorische Aktivitätsregulationen
     –   entstehen aus dem Probieren/Beobachten (operatives Planen)
●
    weder gilt: „Handlungen bestimmen unmittelbar Operationen“
●   noch gilt: „Operationen konstituieren Handlungen“
●   Kooperation ist nicht unmittelbares Miteinander-operieren:
    »›Kooperation‹ als Charakteristikum der sich herausbildenden gesellschaftlichen 
    Lebensgewinnungsform ist ein in der Produktions­ und Reproduktionsweise 
    entstehender objektiver überindividueller Zusammenhang verallgemeinerter 
    Vorsorge für die je individuelle Existenz, an dem der Einzelne teilhat, nicht aber 
    gleichbedeutend mit dem aktuellen Zusammenwirken von Individuen auf 
    ›operativer‹ Ebene.« (283)
Physiologischer und gesellschaftlicher Speicher
●   Entfaltung psychischer Funktionen entwickeln das Gehirn
●   Holzkamp zitiert Volker Schurig (1976):
    »Demnach bleibt ›der menschliche Kopf … aus dem ursprünglich geschlossenen 
    System von Naturzuständen innerhalb des Verhältnisses Organismus­Umwelt das 
    einzige biologische Organ, über dessen physiologische Funktion sich nun eine 
    ständige Metamorphose von Vergegenständlichungen vollzieht‹ (317f, Hervorh. 
    K.H.)« (277)
●   Innere Vergegenständlichungen beziehen sich auf äußere:
    »Die physiologische Speicherungsfähigkeit gewinnt … ihre spezifische strukturell­
    funktionale Charakteristik aus ihrer Wechselwirkung mit dem ›gesellschaftlichen 
    Speicher‹ und ist nur in diesem Systemzusammenhang neurophysiologisch 
    funktionsfähig« (277)
●   Systemspeicher = physiologischer + gesellschaftlicher Speicher
●   Das heißt:
    »Wer das menschliche Gedächtnis … lediglich als individuelle Leistung erforschen 
    will ..., der forscht einmal mehr total am Gegenstand vorbei« (339)
Erinnerung: Bedeutung
● Bedeutung: Vermittlung von Organis-
  mus und Umwelt (Aktivitätsrelevanz)
● Zweck-Mittel-Umkehrung:
  Bedeutungen werden hergestellt
  (Gegenstandbedeutungen)
● Sprache: Gegenständliche und
  symbolische Bedeutungen verweisen aufeinander
● Synthetisierung zu kooperativen Bedeutungsstrukturen
● Dominanzwechsel: gesellschaftliche Bedeutungsstrukturen
● Dieses Netzwerk IST der gesellschaftliche Speicher
● Es bildet zusammen mit dem physiologischen Speicher eine
  übergreifende Funktionseinheit
► Weder eine einzelne Bedeutung, noch ein einzelnes Gehirn
  ist bloß aufgrund seiner Struktur aus sich heraus verständlich
Drei Aspekte des objektiven
Handlungszusammenhangs
sind zu denken:
 ● Stoffwechsel mit der Natur:
    –   Herstellen von zielgerichteten Aktivitäts-Ursache-Wirkungs-
        Relationen (Bsp. »Feldbau«)
    –   Denkleistung: Verallgemeinern, Abstrahieren, Vereindeutigen
●   Arbeitsteilung und individueller Beitrag:
    –   Denken des Verallgemeinerten-Gemachtsein-Zu inkl. des
        verallgemeinerten Produzenten und verallgemeinerten Nutzers
    –   Beispiel: »Frauen verstecken Saatgut vor den Männern«
●   Allgemeine und individuelle Vorsorge:
    »Indem das Individuum auf ›nichts weiter‹ aus ist … [als] auf seine ›menschliche‹ 
    Existenzerhaltung, muß es zugleich die unaufhebbare Abhängigkeit der eigenen 
    vorsorgenden Daseinssicherung von der kooperativ­gesellschaftlich vorsorgenden 
    Daseinssicherung begreifen können (…) Nur … [dann] kann es ›wissen‹, was es zu 
    seiner eigenen Existenzsicherung innerhalb des gesellschaftlichen Zusammenhangs … 
    zu tun hat, damit auch, wodurch im kooperativ­gesellschaftlichen Lebens­ und 
    Bedeutungszusammenhang seine Existenz gefährdet sein kann.« (295)
Zentrale Begriffe im zweiten Teil
●   Sach/Sozialintentionalität: Herstellen sachlicher/sozialer Zus.hänge
●   Sozialkoordination: Funktionsteilige Aktivitätskoordination
●   Zweck-Mittel-Umkehrung: Verallgemeinerte Schaffung von Mitteln
●   Sozialkooperation: Arbeitsteilige Kooperation
●   Mittelbedeutung: Bedeutung als Arbeitsmittel
●   Hergestelltheits-/Brauchbarkeits-Aspekt
●   Praktischer Begriff: Symbol der Herstellnotwendigkeiten
●   Sprache: Medium zur Kommunikation praktischer Begriffe
●   Wahrnehmung: menschliche Form der Orientierung
●   Denken: kognitive Aktivität der Verarbeitung von Informationen
●   Zielkonstellationen: objektiver Handlungszusammenhang
●   Handlung: Umsetzung/Veränderung gesellsch. Zielkonstellationen
●   Operation: individuell-antizipatorische Aktivitätsregulation
●   Kooperation: überind. Zusammenhang verallgemeinerter Vorsorge
●   Motivation: Antizipation zukünftiger emotionaler Wertungen
Alle Inhalte finden sich in diesem Buch:


                        ●   152 Seiten
                        ●   14 Kapitel
                        ●   83 Abschnitte
                        ●   36 meistens farbige
                            Abbildungen
                        ●   252 Glossar-Einträge

                        Weitere Infos:
                        grundlegung.de/buch

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GdP-Kurs 2: Von der Sozial­koordination zur Sozial­kooperation

  • 1. Einführung in die »Grundlegung der Psychologie« Teil 2: »Von der Sozialkoordination zur Sozialkooperation« Ferienuni Kritische Psychologie 11.–15. September 2012 Stefan Meretz grundlegung.de
  • 2. … was bisher geschah Erster Fünfschritt Zweiter Fünfschritt Psychisches Lern- und Entwicklungsfähigkeit
  • 3. Zentrale Begriffe im ersten Teil ● Psychisches: Signalvermittelte Lebenstätigkeit ● Ausführung: Bewegung, Nahrungsaufnahme, Fortpflanzung ● Orientierung: Aktivität, die zur Ausführung hinführt – Gradientenorientierung: Bewegung = Orientierung – Aussonderung/Identifizierung: Distanzbewegung = Orientierung – Diskrimination/Gliederung: Distanzorientierung ● Bedeutung: Aktivitätsrelevanz ● Bedarf: Innerer Zustand ● Emotionalität: Aktivitätsbereitschaft ● Subsidiäres Lernen: Lernen mit Dominanz der Festgelegtheit ● Autarkes Lernen: Lernen mit Dominanz der Lernfähigkeit ● Kontrollbedarf: Grundlage des Neugier-/Explorationsverhaltens ● Motivation: Gelernte Wertungsantizipation ● Sozialverband: Strukturebene zwischen Population und Individuum zur Absicherung des Lernens
  • 5. Terminologisches Alte Taxonomie nach Linné: ● Pongidae („Pongiden“): Familie der Menschenaffen ● Hominidae („Hominiden“): Familie der Echten Menschen Neue Taxonomie nach genomischer Nähe: ● Hominidae: Familie der Menschenaffen ● Hominini: Gattung Homo und alle Vorfahren dieser Gattung (nicht Panini)
  • 6. Sach- und Sozialintentionalität ● Aus dem Erfassen wird das Herstellen von sachlichen und zeitlichen Zusammenhängen ● Probieren und Beobachten am Objekt als neue Stufe autarken Lernens ● Kontrollbedarf ist die emotionale Regulationsgrundlage ● Sachintentionalität richtet sich auf manipulierte Sachen ● Sozialintentionalität richtet sich auf Artgenossen, die sich wechselseitig als soziale Werkzeuge gebrauchen ● Jäger-Treiber-Beispiel nach Leontjew: »Bei einer Form von gemeinsamer Jagd, bei welcher ›Treiber‹ das Wild  aufscheuchen, damit es vom ›Jäger‹ erbeutet werden kann, übernimmt der ›Treiber‹  eine Teilaktivität, die nur im Gesamt der überindividuell organisierten Jagd ihre  Funktion hat, wobei … der Treiber seine Teilfunktion in Antizipation des  Umstandes übernimmt, daß er später am Verzehr der vom Jäger erlangten Beute  teilhaben wird.« (169)
  • 7. Sozialkoordination ● Funktionsteilige Koordination und reziproke Intentionalität ● Umweltkontrollbedarf und Motivation »sozialisieren« sich: – Bedarfsbefriedigung erst bei kollektiver Kontrolle – Soziale Motivation antizipiert kollektiven Erfolg und individuelle Teilhabe (Teilhabe an der Beute etc.) ● Soziale Motivation verselbstständigt sich: vorsorgende Verhinderung des Auftretens von Bedarfsspannungen ● Individuelle kritische Bedarfszustände werden nun »zum Anzeichen von Mängeln der kollektiven Organisation der Lebensgewinnung,  sodaß sich die Motivation des Einzelnen darauf richten muß, die Vermeidung der  eigenen Lebensbedrohung als seinen Beitrag zur kollektiven Organisation der  ›primären‹ Befriedigung anzustreben« (172)
  • 8. Erster qualitativer Sprung: Funktionswechsel
  • 9. Zweck-Mittel-Umkehrung ● Bedarfe und Motivationen richten sich auf das Kollektiv, die hergerichteten Mittel sind aber nur individuelle, nicht soziale ● Und: Mittel verlieren ihre Bedeutung nach der Benutzung ● Entwicklungssprung: Mittel werden nicht aktuell, sondern unabhängig für den möglichen Gebrauchsfall hergestellt ● Das Mittel wird »zunächst quasi als ›Selbstzweck‹ bereitgestellt und aufgehoben, behält also seine  Orientierungsbedeutung als ›Mittel‹ in generalisierter Weise auch dann, wenn … (es)  gerade nicht gebraucht wird.« (173) »Die hergestellten Werkzeuge werden … nicht zum individuellen Gebrauch  aufgehoben, ihre verallgemeinerte Benutzbarkeit ist vielmehr eine soziale  Verallgemeinerung: Sie stehen den Mitgliedern des Sozialverbandes ›für den Fall‹,  daß sie gebraucht werden, zur Verfügung.« (174) ► Lebensbedingungen werden nicht mehr nur vorgefunden, sondern in kollektiver Vorsorge geschaffen
  • 12. Sozialkooperation ● Funktionsteilung wird zur Arbeitsteilung ● Orientierungsbedeutungen richten sich auf die verallgemeinerte Herstellung von Arbeitsmitteln: Mittelbedeutungen ● Brauchbarkeits-Aspekt: zweckgemäße Benutzung des Mittels (Werkzeug-Handhabung) ● Hergestellheits-Aspekt: Vergegenständlichung der antizipierten Brauchbarkeiten (Materialbearbeitung etc.) ● Verallgemeinerte vorsorgende Lebensgewinnung: »Ich schaffe die Lebensbedingungen also nicht mehr lediglich für bestimmte  andere mit, die aktuell an den Lebensgewinnungsaktivitäten beteiligt sind,  sondern generalisiert ›für andere‹; ebenso sind die Lebensbedingungen, die mir zur  Verfügung stehen, generalisiert ›von anderen‹ mitgeschaffen …« (214) ● Bedürfnis nach Beteiligung an kooperativer Vorsorge ● Angst vor Isolation vom kooperativen Lebenszusammenhang
  • 13. Sexuelle Bedeutungen und Bedürfnisse Mittelbedeutungen: Existenzsicherung Kooperative Schaffung Primärbedürfnisse von Arbeitsmitteln Fortpflanzung Primärbedeutungen ● Primärbedürfnisse und -bedeutungen der Fortpflanzung sind nicht in die kooperative (dann gesellschaftliche) Form der Lebensgewinnung einbezogen: »Sexuelle Aktivitäten mit dem möglichen Resultat des ›Nachwuchses‹ erfolgen ja  nicht durch die für die gesellschaftliche Lebensgewinnung charakteristische  Dazwischenschaltung von Arbeitsmitteln, sondern sind natürliche Aktivitäten bloß  sozialer Art.« (219) Auch das aufzuziehende Kind ist »ja nicht wie ein Werkstück Gegenstand und Resultat verändernder Einwirkung  durch Arbeitsmittel« (219) ► Sexuelle Bedürfnisse werden gesellschaftlich geformt
  • 14. Entstehung der Sprache ● Kooperative Herstellung/Nutzung von Werkzeugen erfordert Kommunikation im Nahbereich ● Optischer Kanal besetzt (Sicht auf Arbeitsmittel) ● Akustischer Kanal zur Steuerung kooperativer Aktivitäten ● Vermutlich ist Sprache entscheidender Selektionsvorteil ● Praktischer Begriff: Symbolische Repräsentanz der wesentlichen Herstellnotwendigkeiten ● Arbeitsprozess: – Antizipation der allgemeinen Gebrauchszwecke – Realabstraktive (=praktische) Unterscheidung von wesentlichen und unwesentlichen Herstellmerkmalen (Axt-Beispiel) ● Nutzung: – Verständigung über die richtigen Mittelverwendung (Dach-Beispiel) ● Praktischer Begriff + Lautzeichen = Sprache
  • 17. Evolutionäre Grundlagen des Denkens ● Denken entsteht aus dem autarken Antizipationslernen – Artspezifische Bedeutungen müssen gefunden werden – Zunächst: gemittelte Antizipationen genomisch verankert – Lernen von Orientierungsbedeutungen macht die Antizipation zu einer individuellen Fähigkeit ● Im Lernen von Antizipationen liegt »der erste Ansatz zum Auseinandertreten von auf Gegenwärtiges und auf  Repräsentiertes (›Vergegenwärtigtes‹) bezogener Orientierung in Richtung auf die  Ausdifferenzierung von ›Wahrnehmen‹ und ›Denken‹« (261) ● Probieren/Beobachten: Herbeiführen v. Sach/Zeit-Relationen ● Individuelles Gedächtnis entsteht! Das Denken entfaltet sich »als Wechselspiel zwischen der ›inneren‹ Vergegenwärtigung von Zusammenhängen  und ihrer ›Materialisierung‹ in der Beobachtung und Verarbeitung systematisch  hergestellter Effekte des eigenen Tuns, also zwischen gedanklicher und praktischer  Antizipation« (265) ● Motivation als emotionale Seite des Denkens
  • 18. Verallgemeinerung der Antizipationen ● Sozialkoordination: – Überindividuelle Aktivitätssequenzen (Jäger-Treiber-Beispiel) werden individuell gespeichert – Vorform der unselbstständigen Perzeptions-Operations-Einheit ● Sozialkooperation/Gesellschaft: – Antizipationen werden in Arbeitsmitteln vergegenständlicht – Entstehung kooperativer/gesellschaftlicher Zielkonstellationen In der Sozialkooperation ist »in den kooperativen Bedeutungsstrukturen selbst in generalisierter Weise  antizipiert, was zu welcher Zeit auf welche Weise von den Mitgliedern der  Gesellungseinheit getan werden muß, damit für die Existenzsicherung jedes  Einzelnen unter den jeweils konkreten Verhältnissen vorgesorgt ist« (268) ● Objektive Ziele ergeben sich aus den kooperativen bzw. gesellschaftlichen Bedeutungsstrukturen/Zielkonstellationen ● Individuelle Ziele sind Teilziele der objektiven Ziele
  • 19.
  • 20. Handlungen, Operationen, Kooperation ● Handlungen – realisieren objektive Ziele als Teilhabe an allgemeiner Vorsorge – ändern die objektiven Zielkonstellationen ● Operationen – sind realisierende Untereinheiten von Handlungen – sind individuell-antizipatorische Aktivitätsregulationen – entstehen aus dem Probieren/Beobachten (operatives Planen) ● weder gilt: „Handlungen bestimmen unmittelbar Operationen“ ● noch gilt: „Operationen konstituieren Handlungen“ ● Kooperation ist nicht unmittelbares Miteinander-operieren: »›Kooperation‹ als Charakteristikum der sich herausbildenden gesellschaftlichen  Lebensgewinnungsform ist ein in der Produktions­ und Reproduktionsweise  entstehender objektiver überindividueller Zusammenhang verallgemeinerter  Vorsorge für die je individuelle Existenz, an dem der Einzelne teilhat, nicht aber  gleichbedeutend mit dem aktuellen Zusammenwirken von Individuen auf  ›operativer‹ Ebene.« (283)
  • 21. Physiologischer und gesellschaftlicher Speicher ● Entfaltung psychischer Funktionen entwickeln das Gehirn ● Holzkamp zitiert Volker Schurig (1976): »Demnach bleibt ›der menschliche Kopf … aus dem ursprünglich geschlossenen  System von Naturzuständen innerhalb des Verhältnisses Organismus­Umwelt das  einzige biologische Organ, über dessen physiologische Funktion sich nun eine  ständige Metamorphose von Vergegenständlichungen vollzieht‹ (317f, Hervorh.  K.H.)« (277) ● Innere Vergegenständlichungen beziehen sich auf äußere: »Die physiologische Speicherungsfähigkeit gewinnt … ihre spezifische strukturell­ funktionale Charakteristik aus ihrer Wechselwirkung mit dem ›gesellschaftlichen  Speicher‹ und ist nur in diesem Systemzusammenhang neurophysiologisch  funktionsfähig« (277) ● Systemspeicher = physiologischer + gesellschaftlicher Speicher ● Das heißt: »Wer das menschliche Gedächtnis … lediglich als individuelle Leistung erforschen  will ..., der forscht einmal mehr total am Gegenstand vorbei« (339)
  • 22. Erinnerung: Bedeutung ● Bedeutung: Vermittlung von Organis- mus und Umwelt (Aktivitätsrelevanz) ● Zweck-Mittel-Umkehrung: Bedeutungen werden hergestellt (Gegenstandbedeutungen) ● Sprache: Gegenständliche und symbolische Bedeutungen verweisen aufeinander ● Synthetisierung zu kooperativen Bedeutungsstrukturen ● Dominanzwechsel: gesellschaftliche Bedeutungsstrukturen ● Dieses Netzwerk IST der gesellschaftliche Speicher ● Es bildet zusammen mit dem physiologischen Speicher eine übergreifende Funktionseinheit ► Weder eine einzelne Bedeutung, noch ein einzelnes Gehirn ist bloß aufgrund seiner Struktur aus sich heraus verständlich
  • 23. Drei Aspekte des objektiven Handlungszusammenhangs sind zu denken: ● Stoffwechsel mit der Natur: – Herstellen von zielgerichteten Aktivitäts-Ursache-Wirkungs- Relationen (Bsp. »Feldbau«) – Denkleistung: Verallgemeinern, Abstrahieren, Vereindeutigen ● Arbeitsteilung und individueller Beitrag: – Denken des Verallgemeinerten-Gemachtsein-Zu inkl. des verallgemeinerten Produzenten und verallgemeinerten Nutzers – Beispiel: »Frauen verstecken Saatgut vor den Männern« ● Allgemeine und individuelle Vorsorge: »Indem das Individuum auf ›nichts weiter‹ aus ist … [als] auf seine ›menschliche‹  Existenzerhaltung, muß es zugleich die unaufhebbare Abhängigkeit der eigenen  vorsorgenden Daseinssicherung von der kooperativ­gesellschaftlich vorsorgenden  Daseinssicherung begreifen können (…) Nur … [dann] kann es ›wissen‹, was es zu  seiner eigenen Existenzsicherung innerhalb des gesellschaftlichen Zusammenhangs …  zu tun hat, damit auch, wodurch im kooperativ­gesellschaftlichen Lebens­ und  Bedeutungszusammenhang seine Existenz gefährdet sein kann.« (295)
  • 24.
  • 25. Zentrale Begriffe im zweiten Teil ● Sach/Sozialintentionalität: Herstellen sachlicher/sozialer Zus.hänge ● Sozialkoordination: Funktionsteilige Aktivitätskoordination ● Zweck-Mittel-Umkehrung: Verallgemeinerte Schaffung von Mitteln ● Sozialkooperation: Arbeitsteilige Kooperation ● Mittelbedeutung: Bedeutung als Arbeitsmittel ● Hergestelltheits-/Brauchbarkeits-Aspekt ● Praktischer Begriff: Symbol der Herstellnotwendigkeiten ● Sprache: Medium zur Kommunikation praktischer Begriffe ● Wahrnehmung: menschliche Form der Orientierung ● Denken: kognitive Aktivität der Verarbeitung von Informationen ● Zielkonstellationen: objektiver Handlungszusammenhang ● Handlung: Umsetzung/Veränderung gesellsch. Zielkonstellationen ● Operation: individuell-antizipatorische Aktivitätsregulation ● Kooperation: überind. Zusammenhang verallgemeinerter Vorsorge ● Motivation: Antizipation zukünftiger emotionaler Wertungen
  • 26. Alle Inhalte finden sich in diesem Buch: ● 152 Seiten ● 14 Kapitel ● 83 Abschnitte ● 36 meistens farbige Abbildungen ● 252 Glossar-Einträge Weitere Infos: grundlegung.de/buch