SlideShare une entreprise Scribd logo
1  sur  42
Télécharger pour lire hors ligne
Oder: Die bestimmte Negation des
Kapitalismus
(auf Basis von Material der Gruppe
»Wege aus dem Kapitalismus« Berlin)
Transformationsseminar Hiddinghausen 17.-20.5.2013
Stefan Meretz, Berlin
keimform.de
Commonismus begreifen
No rights reserved. Do what you want.
Annäherung in drei Schritten
Commonismus begreifen heißt:
● ihn begründen (subjektive Seite)
● das übergreifende Allgemeine bestimmen (objektive Seite)
● den Begriff auf seiner eigenen Grundlage entfalten
1. Commonismus begreifen heißt:
ihn begründen
● Denken im Medium von Gründen statt von Ursachen
● Exkurs Kritische Psychologie:
Begründungsdiskurs versus Bedingtheitsdiskurs
Bedingungen
Bedeutungen
Prämissen
Gründe
Handlungen
Bedingungen
Bedeutungen
Handlungen
implikativ:
subjektiv
inhaltlich
bestimmt
kontingent:
unbestimmt
deter-
miniert
be-
gründet
Perspektivenwechsel:
Emanzipation im Medium kollektiver Gründe
● Nicht: Welche Bedingungen haben zu Handlungen geführt?
● Sondern: Welche Gründe haben wir für Handlungen?
Übertragen auf die Frage der historischen Transformation:
● Welche Bedingungen führen zur Emanzipation?
● Welche Gründe haben Menschen für die Emanzipation?
Bedingungen Emanzipation(teleologisch)
Gründe Emanzipation(teleonomisch)
Interessen
Bedingungen
Fragen
Ist es möglich, dass Menschen kollektiv je individuell Gründe
entwickeln,
● dass die individuelle Entfaltung nicht zu Lasten der
individuellen Entfaltung anderer Menschen geht?
(Ausschluss von Ausbeutung, Unterdrückung, Herrschaft)
Mehr noch,
● dass die individuelle Entfaltung die Voraussetzung für die
individuelle Entfaltung aller anderen Menschen ist?
(Inklusive Reziprozität als Prinzip gesellschaftlicher
Vermittlung)
Ist die inklusive Reziprozität nicht nur je individuell
begründbar, sondern auch objektiv möglich (=Moment
menschlich-gesellschaftlicher Entwicklung)?
2. Commonismus begreifen heißt:
das übergreifende Allgemeine bestimmen
...
Sklavenhaltergesellschaft
Feudalismus
Kapitalismus
Negation
● Das übergreifende Allgemeine ist NICHT
● die »Geschichte«, die automatisch abläuft
● die »Gesellschaft«, die eigengesetzlich einem
Formwandel unterliegt
● der »Mensch«, der sich der Übel zunehmend bewusst
werdend das Richtige tut
● »Geschichte«, »Gesellschaft« und »Mensch« sind
Abstraktionen dessen, das eigentlich identisch ist
● Es geht um das Begreifen der Identität von Identität und
Unterschied (Negation der Negation): von
gesellschaftlichem Menschen und menschlicher
Gesellschaft in der Zeit
Marx zum übergreifenden Allgemeinen
● »Der Standpunkt des alten Materialismus ist die
bürgerliche Gesellschaft; der Standpunkt des neuen die
menschliche Gesellschaft oder die gesellschaftliche
Menschheit.« (10. Feuerbach-These)
● In den »Grundrissen« entfaltet Marx den Standpunkt der
gesellschaftlichen Menschheit vom Individuum aus, und
zwar in seinen konkreten gesellschaftlichen Verhältnissen
in der historischen Entwicklung
● Die 10. Feuerbach-These könnte nun so lauten:
»Der Standpunkt des alten Materialismus ist die
bürgerliche Gesellschaft; der Standpunkt des neuen das
Verhältnis von menschlicher Gesellschaft und
gesellschaftlichem Menschen in der Geschichte.«
Mensch-Gesellschafts-Prozess in der Zeit
● Oder: gesellschaftlich-historische Entwicklung mit zwei
Momenten:
● gesellschaftlicher Mensch
● menschliche Gesellschaft
GesellschaftMensch
Begriff des gesellschaftlichen Menschen
● Menschen stellen die Lebensbedingungen her, unter
denen sie leben (materielle, immaterielle, soziale etc.)
● Geschaffene Lebensbedingungen bilden die Voraus-
setzung für die Schaffung der Lebensbedingungen
● Individuelle Existenz ist gesamtgesellschaftlich vermittelt
● Beteiligung der Menschen ist durchschnittlich zwingend,
nicht aber individuell (Freiheit!)
● Möglichkeitsbeziehung zu den Bedingungen, d.h. es gibt
individuell immer Handlungsalternativen
● Handlungen richten sich danach, wie sie subjektiv den
eigenen Bedürfnissen entsprechen
Begriff der menschlichen Gesellschaft
● Gesellschaft ist ein Kooperationszusammenhang
● Form der gesamtgesellschaftlichen Kooperation ist
historisch spezifisch, sie hängt ab:
● von der dominanten Weise des Mensch-Natur-Stoff-
wechsels unter Nutzung von Mitteln (»Produktivkräfte«)
● von der dominanten Form der gesamtgesellschaftlichen
Vermittlung (»Produktionsverhältnisse«)
► zusammenfassend auch »Produktionsweise« genannt
● Eine Gesellschaftsform kann mehrere Produktionsweisen
enthalten; sie wird in Struktur und Dynamik durch die
dominante Produktionsweise bestimmt
● Wie nun die Zeitdimension des Mensch-Gesellschafts-
Prozesses konkretisieren? Marx bestimmt drei Epochen.
»Persönliche Abhängigkeitsverhältnisse (zuerst ganz
naturwüchsig) sind die ersten Gesellschaftsformen, in
denen sich die menschliche Produktivität nur in geringem
Umfang und auf isolierten Punkten entwickelt.
Persönliche Unabhängigkeit, auf sachlicher Abhängigkeit
gegründet, ist die zweite große Form, worin sich erst ein
System des allgemeinen gesellschaftlichen Stoffwechsels,
der universalen Beziehungen, allseitiger Bedürfnisse und
universeller Vermögen bildet.
Freie Individualität, gegründet auf die universelle
Entwicklung der Individuen und die Unterordnung ihrer
gemeinschaftlichen, gesellschaftlichen Produktivität als
ihres gesellschaftlichen Vermögens, ist die dritte Stufe.«
Marx’ Epochen in den »Grundrissen«:
Erste Epoche: »Persönliche
Abhängigkeitsverhältnisse«
● Primat der Naturbeziehungen
● Freiheit von einigen Einzelnen, Unfreiheit der Vielen
● Personale Herrschaft als Strukturprinzip
● Individuum und Gesellschaft in fixierter Einheit
Gesellschaft
Individuen
Zweite Epoche: »persönliche Unabhängigkeit«
bei »sachlicher Abhängigkeit«
Individuen
● Primat der Mittel-Entwicklung bei gegebenem Zweck
● Freiheit von personaler Herrschaft
●
Sachliche Abhängigkeit (►Fetischismus)
● Individuum und Gesellschaft als Gegensätze
Gesellschaft
Dritte Epoche: »freie Individualität« bei
»universeller Entwicklung der Individuen«
Individuen Gesellschaft
● Primat der menschlichen Selbstentfaltung (»freie
Individualität« bei »universeller Entwicklung«)
● konkrete Besonderheit der gesellschaftlichen Individuen
● Freiheit von personaler und sachlicher Herrschaft
● Reflexion der Zwecke menschlicher Tätigkeit, Freiheit zur
Setzung der Zwecke und Beschränkungen
Gesellschaft
Individuen
Individuen Gesellschaft
Individuen Gesellschaft
Die drei Epochen im Überblick
»Natur-Epoche«
Nutzung der natürlichen
Gegebenheiten
»Mittel-Epoche«
Reflexion der Mittel
Primat der
»operativen Ebene«
»Beginn der Geschichte«
Reflexion der Zwecke
Primat der
»Handlungsebene«
Bilderaffirmation und Bilderverbot
Bilderaffirmation und -verbot sind Verabsolutierungen der
widersprüchlichen Momente der sich vollziehenden Epochen-
Transformation: Kontinuität und Bruch
● Affirmation: Verfügung über die Produktion und neue
Zwecke setzende Umgestaltung (»Sozialismus«)
● Verbot: Zerschlagung der bewusstlosen gesellschaft-
lichen Vermittlung (Abstrakt: »Für den Kommunismus«)
Bilderaffirmation und -verbot spiegeln das Prinzip der
Gegensätzlichkeit im Kapitalismus wider
● Eigenes: Gemeinschaft als personal Unmittelbares
● Fremdes: Gesellschaft als sachlich Vermitteltes
Aufhebung des Gegensatzes:
Entmystifizierung des Kommunismus
● Das übergreifende Allgemeine der gesellschaftlich-
historischen Entwicklung ist der Kommunismus
● Kommunismus ist die Entfaltung des Mensch-
Gesellschafts-Verhältnisses in der Geschichte
GesellschaftMensch
Konsequenzen
● Kommunismus ist kein Resultat von Geschichte, sondern
Kommunistisches ist in aller Geschichte
● »Kommunismus ist das Fundament des menschlichen
Zusammenlebens« (David Graeber)
● Jede Gesellschaft ist eine historisch-spezifische
Realisationsform des Kommunismus
● ABER: Begriff des Kommunismus = Entfaltung des
Kommunismus auf seiner eigenen Grundlage
● »Kapitalismus ist nur eine besonders schlechte Weise,
den Kommunismus zu organisieren« (Graeber)
● Kapitalismus ist eine besonders dynamische Weise, das
Mensch-Gesellschafts-Verhältnis zu organisieren
3. Commonismus begreifen heißt: den Begriff
auf seiner eigenen Grundlage entfalten
= begriffliche Entfaltung der Momente (=Potenzen) des
Mensch-Gesellschafts-Verhältnisses
1. Herstellen der Lebensbedingungen
(traditionell: »Produktivkraftentwicklung«):
● Materielle Lebensbedingungen (»Produktion«)
● Personale Lebensbedingungen (»Reproduktion«)
● Mittel zur Herstellung der materiellen und personalen
Lebensbedingungen
2. Herstellen der gesellschaftlichen Vermittlung
(traditionell: »Produktionsverhältnisse«)
● Soziale Form des Herstellens des Vermittlungs-
zusammenhangs von »Produktion für andere« und
»je eigener Reproduktion«
Herstellen der Lebensbedingungen:
ReProduktion – individuelles Moment
● Produktion ist nicht Mittel für einen fremden Zweck,
sondern Selbstzweck der Befriedigung produktiver
Bedürfnisse:
● Teilhabe an der Verfügung über den ges. Prozess der
vorsorgenden Herstellung der Lebensbedingungen
● Voraussetzung zur Befriedigung der sinnlich-vitalen
Bedürfnisse
● Reproduktion ist nicht Herstellung der Fähigkeit zur
Produktion, sondern Befriedigung der sinnlich-vitalen
Bedürfnisse, deren Voraussetzung die Produktion ist
● Produktion und Reproduktion sind nicht getrennt, sondern
Momente desselben: ReProduktion
● Kurz: Individuelle Selbstentfaltung zur Befriedigung
produktiver und sinnlich-vitaler Bedürfnisse
Herstellen der Lebensbedingungen:
ReProduktion – gesellschaftliches Moment
● Entfaltung des Menschen im Natur-Mittel-Mensch-Ver-
hältnis der Produktivkraftentwicklung als Selbstzweck
(»freie Individualität« bei »universeller Entwicklung«)
● Peer-Produktion: Freie selbstorganisierte Kooperation von
»Peers« (Gleichrangigen)
● Inklusionslogik: individuelle Entfaltung als Voraussetzung
für die Entfaltung der anderen und umgekehrt
● Beiträge lassen sich nicht erzwingen (wie bei Arbeit),
sondern nur durch Einbeziehung gewinnen
● Statt Konkurrenz als Durchsetzung auf Kosten von
anderen, »Konkurrenz« um gelungene Einbeziehung
● Inklusion statt Konkurrenz als Form der Kooperation
Ansatzpunkt: Elementarform
Dabei geht es um den Zusammenhang von
● Individuum und Gesellschaft
● Produktion und Reproduktion
● Mikro-Handlungen und Makro-Kohärenz
Kapitalistische Elementarform: Ware
● Getrennte Privatproduktion, Tausch auf Märkten
● Spaltung in Produkt und Wert
● Tausch auf Märkten, Vermittlung über Wert/Geld
● Kapital als endloser Verwertung von Wert
Eine Elementarform ist die soziale Mikroform, die die
gesellschaftliche Makroform erzeugt – und umgekehrt.
Vermittlung
Historische Entwicklung der Elementarformen
Commons
Subsistenz
Produkt
Peer-Commons
Subsistenz:
Traditionelle
Commons-Nutzung
Getrennte
Privatproduktion
von Waren
Vernetzte
Peer-Commons-
ReProduktion
Wert
Peer-Commons
Ressourcen Produkte
Commons
Commoning
Naturgüter
Traditionell: Erhalt/
Pflege v. Commons
Neu: Herstellung
neuer Commons
Elementarform der commonistischen
Vermittlung auf ihrer eigenen Grundlage
► Die Logik der Exklusion:
● Bedürfnisse werden im
Nachhinein bestätigt
● Zielkonflikte werden
externalisiert
● Produktion für einen
fremden Zweck
● Ziel ist eindimensional:
Wert verwerten (=Profit)
● Zeiteinsparung ist un-
abwendbarer Zwang
● Erzeugung von Spaltung
und Ausschluss
● Konkurrenzlogik
► Die Logik der Inklusion:
● Bedürfnisse werden
vorher vermittelt
● Zielkonflikte werden intern
verhandelt
● Produktion die je eigenen
Zwecke (=Selbstzweck)
● Ziele bilden eine multi-
dimensionale Pluralität
● Zeitverausgabung ist
Lebensqualität
● Erzeugung von positiver
Reziprozität
● Kooperationslogik
Die Mikro-Logiken im Vergleich (1)
Ware und Commons
● Homo oeconomicus:
abstrakte Gleichheit
formale Gerechtigkeit
● Strukturelle
Vereinzelung
● Strukturelle
Verantwortungslosigkeit
● Spaltung von Produktion
und Reproduktion
● Reproduktion für die
Produktion
● individuelle Entwicklung
geht zu Lasten der
Entwicklung anderer
● Mensch:
konkrete Besonderheit
empfundene Fairness
● Strukturelle
Gemeinschaftlichkeit
● Strukturelle
Verantwortungsfähigkeit
● Einheit von Produktion und
Reproduktion
● Produktion für die
Reproduktion
● freie Entwicklung eines
jeden ist Bedingung für die
freie Entwicklung aller
Die Mikro-Logiken im Vergleich (2)
Ware und Commons
Makroebene: Handlungsgrundlagen
commonistischer Vergesellschaftung
● Gesellschaftlich restrukturierte Aufgabenteilung
● Vollständige Transparenz aller Informationen und
(potenzielle) Einsicht in den Gesamtzusammenhang
● Selbstentfaltung: Freiwilligkeit der Tätigkeiten/Beiträge
Tätigkeitsfokus
● Reflexion der Zwecke (statt: Produktion der Mittel)
● Gestaltung der gesellschaftlichen Handlungsziele
● Entfaltung der re-produktiven Bedürfnisse
● Bewusster Umgang mit Begrenzungen (Ressourcen) und
Konflikten
Gesellschaftliche Vermittlung:
● Polyzentrische Selbstorganisation
● Stigmergie
Polyzentrische Selbstorganisation
Infrastruktur
Institutionen
Projekte
Meta
Stigmergische Vermittlung
Nur für die
Fantasie!
Polyzentrische Selbstorganisation
Infrastruktur
Institutionen
Projekte
Meta
Stigmergische Vermittlung
Nur für die
Fantasie!
Funktional differenzierte Commons
Basisaufgaben:
● Planung: Aufwände, Ressourcen
● Operative Umsetzung
● Vernetzung: Pull-Prinzip
● Offenlegung aller Informationen
Polyzentrische Selbstorganisation
Infrastruktur
Institutionen
Meta
Stigmergische Vermittlung
Nur für die
Fantasie!
Projekt-Commons: »Doing«
Umsetzen der selbst bestimmten
ReProduktionsziele
Analogie heute: Betrieb
Beispiele:
● Güter-Produktion: Nahrung, Häuser,
Maschinen, Produktionsmittel,
Möbel, Kleidung
● Ressourcen-Reproduktion: Wasser,
Boden, Rohstoffe, Atmosphäre
● Soziale Dienste: Gesundheit, Kinder,
Bildung, Pflege, Notdienste, Kultur
● Wissenschaft/Forschung
Polyzentrische Selbstorganisation
Infrastruktur
Institutionen
Stigmergische Vermittlung
Nur für die
Fantasie!
Meta-Commons: »Koordination«
Schaffen der Voraussetzungen für und
Koordination der Aktivitäten der Projekte
Nur bei großen Commons, sonst Teil der
Projekte
Analogie heute: Management, Planungsstab
Beispiele:
● Sektorale Commons: Energie, Wasser,
Wärme, Nahrung etc.
● Globale Commons: Atmosphäre,
Meere, Rohstoffe etc.
Projekte
Polyzentrische Selbstorganisation
Infrastruktur
Institutionen
Stigmergische Vermittlung
Nur für die
Fantasie!
Infrastruktur-Commons: »Vernetzung«
Herstellen der Infrastrukturen zur Vernetzung der
Projekt- und Meta-Commons
Analogie heute: Netzmanagement (Strom, Wasser,
Gas, Internet, Frequenzspektrum etc.)
Beispiele:
● Organisation der Daten- und Stoffflüsse
● Organisation von Verteilungspools
Projekte
Meta
Polyzentrische Selbstorganisation
Infrastruktur
Institutionen
Stigmergische Vermittlung
Commons-Institutionen:
»Dauerhaftigkeit«
Bereitstellen kontinuierlicher
gesellschaftlicher Dienste
Analogie heute: Gemeindeverwaltung
Beispiele:
● Lokale bis globale Assoziationen
(vgl. Siefkes 2008)
Polyzentrische Selbstorganisation
Infrastruktur
Institutionen
Projekte
Meta
Stigmergische Vermittlung
Nur für die
Fantasie!
Und was
ist das?
Stigmergie nach Wikipedia (EN)
»Stigmergie ist ein Mechanismus indirekter Koordination 
zwischen Beteiligten oder Aktivitäten. Das Prinzip ist, dass eine 
in einer Umgebung gelegte Spur die Ausführung der nächsten 
Aktivität anregt — durch gleiche oder eine andere Beteiligte. 
Auf diese Weise tendieren die jeweils nachfolgenden 
Aktivitäten dazu, sich zu verstärken und aufeinander 
aufzubauen, was zu einer spontanen Emergenz kohärenter und 
offensichtlich systematischer Aktivitäten führt. Stigmergie ist 
eine Form der Selbstorganisation. Sie erzeugt komplexe, 
sichtlich intelligente Strukturen ohne jeglichen Bedarf nach 
Planung, Kontrolle oder auch direkter Kommunikation 
zwischen den Beteiligten.« (eigene Übers.)
Stigmergie
● Begriff aus der Verhaltensforschung mit Termiten (Pierre-
Paul Grassé 1959)
● Anwendung auf Peer-Produktion durch Francis Heylighen
(2007)
● Kurzfassung: Koordination in großen dezentralen
Systemen durch lokale Informationen (»Zeichen«)
● C. Siefkes: »Hinweisbasierte Aufgabenverteilung«
● Ziel: Übergreifende kohärente Organisation lokaler
Handlungen
● Alternativsysteme mit gleichem Ziel:
● Marktvermittlung
● Zentralplanung
Stigmergie: Funktionsweise
● Direkte Stigmergie: Der Prozess (der Produktion,
Entwicklung, Erhaltung, Regeneration etc.) liefert
Hinweise, wo Beiträge gefragt sind
● »Beim Tragen helfen«, »Rote Links« (Wikipedia)
● Indirekte Stigmergie: Informationen über gefragte Beiträge
sind zusätzlich zum Prozess verfügbar
● »Do-To-Liste«, »Meist gewollte Artikel« (Wikipedia)
● Analogie: Nachfrage auf dem Markt
● Jede/r entscheidet selbst, wo er/sie Beiträge leisten
möchte (nach Bedürfnis)
● Vertrauen und Verantwortung resultieren aus Aner-
kennung und Befriedigung produktiver Bedürfnisse
● Stigmergie für Personen und Commons
Stigmergie: Selbstauswahl
Hierarchisches System
Konsens-Hierarchie
Stigmergie
Stigmergie: Eigenschaften
● Selbstverstärkende Rückkopplung (Netzwerkeffekt)
● Bedürfnisgetriebene Auswahl, Modifikation und Rekombination
von Aufgaben
● Vermittlung unterschiedlicher Bedürfnisse, Ressourcen,
Begrenzungen und Ziele
● Keine Trennung von Entscheidung und Umsetzung
(»knechtende Arbeitsteilung« – Marx)
● Hohe Effektivität durch Bedürfnisantrieb
● Hohe Effizienz durch geringen Overhead (fast keine
Transaktionsaufwände – im Gegensatz zur Geldlogik)
● Multidimensionale und qualitative Signale über die Nachfrage
(Geld: eindimensional-quantitativ)
● Stigmergic Law: »Given enough people you will find a nerd for
every task which has to be done.«
● Skaliert gut für große und komplexe Systeme
Vergleich
Planung Getrennt Zentral Dezentral
Zweck Profit Planerfüllung Bedürfnisbefried.
Motivation Verwertg+Ideologie Ideologie+Verwertg. Selbstentfaltung
Daten/Infos Geheim Politisch Offen
Logik Exklusionslogik Statische Inklusion Inklusionslogik
Zwang Sachzwang Sachl./Staatl. Zwang – (Freiwilligkeit)
Entscheidg. Getrennt Top-down Verteilt/vernetzt
Grenzen Fremdgesetzt Fremdgesetzt Selbstgesetzt
Vermittlung Ex-post dynamisch Ex-ante statisch Ex-ante dynamisch
Folgen Externalisiert Externalisiert Internalisiert
Zeitform Abstrakt Abstrakt Konkret
Zeitlogik Einsparung Einsparung Verausgabung
Reziprozität Negativ dynamisch Statisch Positiv dynamisch
Markt Plan Stigmergie
Zusammenfassung
● Subjektiv können sich kollektiv gute Gründe entwickeln,
die kapitalistische Exklusionslogik zu überwinden und
eine commonistische Inklusionslogik durchzusetzen
● Objektiv liegt die Durchsetzung einer commonistischen
Inklusionslogik im menschlich-gesellschaftlichen
Möglichkeitsraum
● Der Commonismus ist nicht nur subjektiv begründet und
objektiv möglich, sondern entspricht dann seinem Begriff,
wenn er sich auf seiner eigenen Grundlage entfaltet.
No rights reserved. Do what you want.

Contenu connexe

Tendances

Transformation - Szenarien der Aufhebung des Kapitalismus
Transformation - Szenarien der Aufhebung des KapitalismusTransformation - Szenarien der Aufhebung des Kapitalismus
Transformation - Szenarien der Aufhebung des KapitalismusStefanMz
 
Die Selbstentfaltungs-Gesellschaft als konkrete Utopie
Die Selbstentfaltungs-Gesellschaft als konkrete UtopieDie Selbstentfaltungs-Gesellschaft als konkrete Utopie
Die Selbstentfaltungs-Gesellschaft als konkrete Utopiephilosophenstuebchen
 
Das »Arrangement mit den Herrschenden« - Kritik einer analytischen Figur
Das »Arrangement mit den Herrschenden« - Kritik einer analytischen FigurDas »Arrangement mit den Herrschenden« - Kritik einer analytischen Figur
Das »Arrangement mit den Herrschenden« - Kritik einer analytischen FigurStefanMz
 
Care-Revolution und Industrie 4.0
Care-Revolution und Industrie 4.0Care-Revolution und Industrie 4.0
Care-Revolution und Industrie 4.0StefanMz
 
Kapitalismus aufheben - aber wie?
Kapitalismus aufheben - aber wie?Kapitalismus aufheben - aber wie?
Kapitalismus aufheben - aber wie?StefanMz
 
GdP-Kurs 4: Handlungs­fähigkeit im Kapitalismus
GdP-Kurs 4: Handlungs­fähigkeit im KapitalismusGdP-Kurs 4: Handlungs­fähigkeit im Kapitalismus
GdP-Kurs 4: Handlungs­fähigkeit im KapitalismusStefanMz
 
Die Ideologie des geistigen Eigentums
Die Ideologie des geistigen EigentumsDie Ideologie des geistigen Eigentums
Die Ideologie des geistigen EigentumsStefanMz
 
Mit Marx, Commons und Internet zum Commonismus
Mit Marx, Commons und Internet zum CommonismusMit Marx, Commons und Internet zum Commonismus
Mit Marx, Commons und Internet zum CommonismusStefanMz
 
Kommunismus oder Commonismus
Kommunismus oder CommonismusKommunismus oder Commonismus
Kommunismus oder CommonismusStefanMz
 
Dialektik in der Kritischen Psychologie - ASC - 2018
Dialektik in der Kritischen Psychologie - ASC - 2018Dialektik in der Kritischen Psychologie - ASC - 2018
Dialektik in der Kritischen Psychologie - ASC - 2018zukunftswerkstatt
 
GdP-Kurs 3: Die gesellschaft­liche Natur des Menschen
GdP-Kurs 3: Die gesellschaft­liche Natur des MenschenGdP-Kurs 3: Die gesellschaft­liche Natur des Menschen
GdP-Kurs 3: Die gesellschaft­liche Natur des MenschenStefanMz
 
Felix Ekardt: Wir können uns ändern
Felix Ekardt: Wir können uns ändernFelix Ekardt: Wir können uns ändern
Felix Ekardt: Wir können uns ändernzukunftswerkstatt
 
GdP-Kurs 2: Von der Sozial­koordination zur Sozial­kooperation
GdP-Kurs 2: Von der Sozial­koordination zur Sozial­kooperationGdP-Kurs 2: Von der Sozial­koordination zur Sozial­kooperation
GdP-Kurs 2: Von der Sozial­koordination zur Sozial­kooperationStefanMz
 
Wissenskommunismus bei André Gorz
Wissenskommunismus bei André GorzWissenskommunismus bei André Gorz
Wissenskommunismus bei André GorzStefanMz
 
Theorieansätze der Sozialisation
Theorieansätze der SozialisationTheorieansätze der Sozialisation
Theorieansätze der SozialisationMarc Schakinnis
 
»Wir machen uns die Welt wie sie uns gefällt - mit Geld?«
»Wir machen uns die Welt wie sie uns gefällt - mit Geld?«»Wir machen uns die Welt wie sie uns gefällt - mit Geld?«
»Wir machen uns die Welt wie sie uns gefällt - mit Geld?«StefanMz
 
Commonstheorie und Perspektiven des Widerstands
Commonstheorie und Perspektiven des WiderstandsCommonstheorie und Perspektiven des Widerstands
Commonstheorie und Perspektiven des WiderstandsStefanMz
 

Tendances (20)

Transformation - Szenarien der Aufhebung des Kapitalismus
Transformation - Szenarien der Aufhebung des KapitalismusTransformation - Szenarien der Aufhebung des Kapitalismus
Transformation - Szenarien der Aufhebung des Kapitalismus
 
Die Selbstentfaltungs-Gesellschaft als konkrete Utopie
Die Selbstentfaltungs-Gesellschaft als konkrete UtopieDie Selbstentfaltungs-Gesellschaft als konkrete Utopie
Die Selbstentfaltungs-Gesellschaft als konkrete Utopie
 
Das »Arrangement mit den Herrschenden« - Kritik einer analytischen Figur
Das »Arrangement mit den Herrschenden« - Kritik einer analytischen FigurDas »Arrangement mit den Herrschenden« - Kritik einer analytischen Figur
Das »Arrangement mit den Herrschenden« - Kritik einer analytischen Figur
 
Care-Revolution und Industrie 4.0
Care-Revolution und Industrie 4.0Care-Revolution und Industrie 4.0
Care-Revolution und Industrie 4.0
 
Kapitalismus aufheben - aber wie?
Kapitalismus aufheben - aber wie?Kapitalismus aufheben - aber wie?
Kapitalismus aufheben - aber wie?
 
GdP-Kurs 4: Handlungs­fähigkeit im Kapitalismus
GdP-Kurs 4: Handlungs­fähigkeit im KapitalismusGdP-Kurs 4: Handlungs­fähigkeit im Kapitalismus
GdP-Kurs 4: Handlungs­fähigkeit im Kapitalismus
 
Kooperation freier Menschen
Kooperation freier MenschenKooperation freier Menschen
Kooperation freier Menschen
 
Die Ideologie des geistigen Eigentums
Die Ideologie des geistigen EigentumsDie Ideologie des geistigen Eigentums
Die Ideologie des geistigen Eigentums
 
Mit Marx, Commons und Internet zum Commonismus
Mit Marx, Commons und Internet zum CommonismusMit Marx, Commons und Internet zum Commonismus
Mit Marx, Commons und Internet zum Commonismus
 
Kommunismus oder Commonismus
Kommunismus oder CommonismusKommunismus oder Commonismus
Kommunismus oder Commonismus
 
Dialektik in der Kritischen Psychologie - ASC - 2018
Dialektik in der Kritischen Psychologie - ASC - 2018Dialektik in der Kritischen Psychologie - ASC - 2018
Dialektik in der Kritischen Psychologie - ASC - 2018
 
GdP-Kurs 3: Die gesellschaft­liche Natur des Menschen
GdP-Kurs 3: Die gesellschaft­liche Natur des MenschenGdP-Kurs 3: Die gesellschaft­liche Natur des Menschen
GdP-Kurs 3: Die gesellschaft­liche Natur des Menschen
 
Arbeitswelt input so se 2014
Arbeitswelt input so se 2014Arbeitswelt input so se 2014
Arbeitswelt input so se 2014
 
Felix Ekardt: Wir können uns ändern
Felix Ekardt: Wir können uns ändernFelix Ekardt: Wir können uns ändern
Felix Ekardt: Wir können uns ändern
 
GdP-Kurs 2: Von der Sozial­koordination zur Sozial­kooperation
GdP-Kurs 2: Von der Sozial­koordination zur Sozial­kooperationGdP-Kurs 2: Von der Sozial­koordination zur Sozial­kooperation
GdP-Kurs 2: Von der Sozial­koordination zur Sozial­kooperation
 
Wissenskommunismus bei André Gorz
Wissenskommunismus bei André GorzWissenskommunismus bei André Gorz
Wissenskommunismus bei André Gorz
 
Theorieansätze der Sozialisation
Theorieansätze der SozialisationTheorieansätze der Sozialisation
Theorieansätze der Sozialisation
 
Geist und Materie
Geist und MaterieGeist und Materie
Geist und Materie
 
»Wir machen uns die Welt wie sie uns gefällt - mit Geld?«
»Wir machen uns die Welt wie sie uns gefällt - mit Geld?«»Wir machen uns die Welt wie sie uns gefällt - mit Geld?«
»Wir machen uns die Welt wie sie uns gefällt - mit Geld?«
 
Commonstheorie und Perspektiven des Widerstands
Commonstheorie und Perspektiven des WiderstandsCommonstheorie und Perspektiven des Widerstands
Commonstheorie und Perspektiven des Widerstands
 

Similaire à Commonismus begreifen

Flexibel, kreativ und kompetent. Implizite Politiken des Subjekts im medienpä...
Flexibel, kreativ und kompetent. Implizite Politiken des Subjekts im medienpä...Flexibel, kreativ und kompetent. Implizite Politiken des Subjekts im medienpä...
Flexibel, kreativ und kompetent. Implizite Politiken des Subjekts im medienpä...Benjamin Jörissen
 
Alexander Sinowjew. Marxismus und die sowjet rea ktät - Die Furche. 9.03.1983
Alexander Sinowjew. Marxismus und die sowjet rea ktät - Die Furche. 9.03.1983Alexander Sinowjew. Marxismus und die sowjet rea ktät - Die Furche. 9.03.1983
Alexander Sinowjew. Marxismus und die sowjet rea ktät - Die Furche. 9.03.1983zinoviev.info
 
Commons und Eigentum -- jenseits von Markt und Staat
Commons und Eigentum -- jenseits von Markt und StaatCommons und Eigentum -- jenseits von Markt und Staat
Commons und Eigentum -- jenseits von Markt und StaatStefanMz
 
Commons und die Linke(n)
Commons und die Linke(n)Commons und die Linke(n)
Commons und die Linke(n)StefanMz
 
Transformation von Identität im Kontext des „Social Web“
Transformation von Identität im Kontext des „Social Web“Transformation von Identität im Kontext des „Social Web“
Transformation von Identität im Kontext des „Social Web“Benjamin Jörissen
 
Physik: wissenschaftsphilosophische Überlegungen
Physik: wissenschaftsphilosophische ÜberlegungenPhysik: wissenschaftsphilosophische Überlegungen
Physik: wissenschaftsphilosophische Überlegungenphilosophenstuebchen
 
Commonistische Inklusionsgesellschaft
Commonistische InklusionsgesellschaftCommonistische Inklusionsgesellschaft
Commonistische InklusionsgesellschaftStefanMz
 
Forgas (1999) Soziale Interaktion und Kommunikation
Forgas (1999) Soziale Interaktion und KommunikationForgas (1999) Soziale Interaktion und Kommunikation
Forgas (1999) Soziale Interaktion und KommunikationAlena Romanenko
 
Der aktuelle moment
Der aktuelle momentDer aktuelle moment
Der aktuelle momenthuman nation
 
Buchvorstellung "Libertarian Anarchy: Against the State" von Gerard Casey
Buchvorstellung "Libertarian Anarchy: Against the State" von Gerard CaseyBuchvorstellung "Libertarian Anarchy: Against the State" von Gerard Casey
Buchvorstellung "Libertarian Anarchy: Against the State" von Gerard CaseyJörn Dinkla
 
Lukas Wurz: Außenpolitiktheorien
Lukas Wurz: AußenpolitiktheorienLukas Wurz: Außenpolitiktheorien
Lukas Wurz: Außenpolitiktheorienbolkovac
 
Emile Durkheim (1858 – 1917)
Emile Durkheim (1858 – 1917)Emile Durkheim (1858 – 1917)
Emile Durkheim (1858 – 1917)Marc Schakinnis
 
Motivation und Zwang
Motivation und ZwangMotivation und Zwang
Motivation und ZwangStefanMz
 
Rahmenanalyse als-zugang-zur-mediensozialisation
Rahmenanalyse als-zugang-zur-mediensozialisationRahmenanalyse als-zugang-zur-mediensozialisation
Rahmenanalyse als-zugang-zur-mediensozialisationwruge
 
Nationalsozialismus als lagersystem
Nationalsozialismus als lagersystemNationalsozialismus als lagersystem
Nationalsozialismus als lagersystemIbrahim Mazari
 
polPraxis Medien und Politik
polPraxis Medien und PolitikpolPraxis Medien und Politik
polPraxis Medien und Politikhc voigt
 
Commonistische Inklusionsgesellschaft
Commonistische InklusionsgesellschaftCommonistische Inklusionsgesellschaft
Commonistische InklusionsgesellschaftLynnSimon
 
Wir sind das Netz – Kommunikationspsychologische Faktoren für den Erfolg in s...
Wir sind das Netz – Kommunikationspsychologische Faktoren für den Erfolg in s...Wir sind das Netz – Kommunikationspsychologische Faktoren für den Erfolg in s...
Wir sind das Netz – Kommunikationspsychologische Faktoren für den Erfolg in s...Webmontag MRN
 
Kapitalismus oder Kapitalist*innen kritisieren_2
Kapitalismus oder Kapitalist*innen kritisieren_2Kapitalismus oder Kapitalist*innen kritisieren_2
Kapitalismus oder Kapitalist*innen kritisieren_2philosophenstuebchen
 

Similaire à Commonismus begreifen (20)

Flexibel, kreativ und kompetent. Implizite Politiken des Subjekts im medienpä...
Flexibel, kreativ und kompetent. Implizite Politiken des Subjekts im medienpä...Flexibel, kreativ und kompetent. Implizite Politiken des Subjekts im medienpä...
Flexibel, kreativ und kompetent. Implizite Politiken des Subjekts im medienpä...
 
Alexander Sinowjew. Marxismus und die sowjet rea ktät - Die Furche. 9.03.1983
Alexander Sinowjew. Marxismus und die sowjet rea ktät - Die Furche. 9.03.1983Alexander Sinowjew. Marxismus und die sowjet rea ktät - Die Furche. 9.03.1983
Alexander Sinowjew. Marxismus und die sowjet rea ktät - Die Furche. 9.03.1983
 
Commons und Eigentum -- jenseits von Markt und Staat
Commons und Eigentum -- jenseits von Markt und StaatCommons und Eigentum -- jenseits von Markt und Staat
Commons und Eigentum -- jenseits von Markt und Staat
 
Commons und die Linke(n)
Commons und die Linke(n)Commons und die Linke(n)
Commons und die Linke(n)
 
Transformation von Identität im Kontext des „Social Web“
Transformation von Identität im Kontext des „Social Web“Transformation von Identität im Kontext des „Social Web“
Transformation von Identität im Kontext des „Social Web“
 
Physik: wissenschaftsphilosophische Überlegungen
Physik: wissenschaftsphilosophische ÜberlegungenPhysik: wissenschaftsphilosophische Überlegungen
Physik: wissenschaftsphilosophische Überlegungen
 
Commonistische Inklusionsgesellschaft
Commonistische InklusionsgesellschaftCommonistische Inklusionsgesellschaft
Commonistische Inklusionsgesellschaft
 
Sozialisation
SozialisationSozialisation
Sozialisation
 
Forgas (1999) Soziale Interaktion und Kommunikation
Forgas (1999) Soziale Interaktion und KommunikationForgas (1999) Soziale Interaktion und Kommunikation
Forgas (1999) Soziale Interaktion und Kommunikation
 
Der aktuelle moment
Der aktuelle momentDer aktuelle moment
Der aktuelle moment
 
Buchvorstellung "Libertarian Anarchy: Against the State" von Gerard Casey
Buchvorstellung "Libertarian Anarchy: Against the State" von Gerard CaseyBuchvorstellung "Libertarian Anarchy: Against the State" von Gerard Casey
Buchvorstellung "Libertarian Anarchy: Against the State" von Gerard Casey
 
Lukas Wurz: Außenpolitiktheorien
Lukas Wurz: AußenpolitiktheorienLukas Wurz: Außenpolitiktheorien
Lukas Wurz: Außenpolitiktheorien
 
Emile Durkheim (1858 – 1917)
Emile Durkheim (1858 – 1917)Emile Durkheim (1858 – 1917)
Emile Durkheim (1858 – 1917)
 
Motivation und Zwang
Motivation und ZwangMotivation und Zwang
Motivation und Zwang
 
Rahmenanalyse als-zugang-zur-mediensozialisation
Rahmenanalyse als-zugang-zur-mediensozialisationRahmenanalyse als-zugang-zur-mediensozialisation
Rahmenanalyse als-zugang-zur-mediensozialisation
 
Nationalsozialismus als lagersystem
Nationalsozialismus als lagersystemNationalsozialismus als lagersystem
Nationalsozialismus als lagersystem
 
polPraxis Medien und Politik
polPraxis Medien und PolitikpolPraxis Medien und Politik
polPraxis Medien und Politik
 
Commonistische Inklusionsgesellschaft
Commonistische InklusionsgesellschaftCommonistische Inklusionsgesellschaft
Commonistische Inklusionsgesellschaft
 
Wir sind das Netz – Kommunikationspsychologische Faktoren für den Erfolg in s...
Wir sind das Netz – Kommunikationspsychologische Faktoren für den Erfolg in s...Wir sind das Netz – Kommunikationspsychologische Faktoren für den Erfolg in s...
Wir sind das Netz – Kommunikationspsychologische Faktoren für den Erfolg in s...
 
Kapitalismus oder Kapitalist*innen kritisieren_2
Kapitalismus oder Kapitalist*innen kritisieren_2Kapitalismus oder Kapitalist*innen kritisieren_2
Kapitalismus oder Kapitalist*innen kritisieren_2
 

Plus de StefanMz

Planning of societal re/production in a commonist society
Planning of societal re/production in a commonist societyPlanning of societal re/production in a commonist society
Planning of societal re/production in a commonist societyStefanMz
 
Commons - Eine Einführung
Commons - Eine EinführungCommons - Eine Einführung
Commons - Eine EinführungStefanMz
 
Industrie 4.0 und Autonomie
Industrie 4.0 und AutonomieIndustrie 4.0 und Autonomie
Industrie 4.0 und AutonomieStefanMz
 
Zur Entstehung und Überwindung des Geldes
Zur Entstehung und Überwindung des GeldesZur Entstehung und Überwindung des Geldes
Zur Entstehung und Überwindung des GeldesStefanMz
 
From Commons to Commonism?
From Commons to Commonism?From Commons to Commonism?
From Commons to Commonism?StefanMz
 
Lastenräder und Commons
Lastenräder und CommonsLastenräder und Commons
Lastenräder und CommonsStefanMz
 
Shareconomy und Commons
Shareconomy und CommonsShareconomy und Commons
Shareconomy und CommonsStefanMz
 
Commons - Zukunftsperspektiven jenseits alltäglicher Abwehrkämpfe
Commons - Zukunftsperspektiven jenseits alltäglicher AbwehrkämpfeCommons - Zukunftsperspektiven jenseits alltäglicher Abwehrkämpfe
Commons - Zukunftsperspektiven jenseits alltäglicher AbwehrkämpfeStefanMz
 
Open Source Economy
Open Source EconomyOpen Source Economy
Open Source EconomyStefanMz
 
Perspektiven jenseits der Geldlogik
Perspektiven jenseits der GeldlogikPerspektiven jenseits der Geldlogik
Perspektiven jenseits der GeldlogikStefanMz
 
GdP-Kurs 1: Von der Sensibilität zur Lernfähigkeit
GdP-Kurs 1: Von der Sensibilität zur LernfähigkeitGdP-Kurs 1: Von der Sensibilität zur Lernfähigkeit
GdP-Kurs 1: Von der Sensibilität zur LernfähigkeitStefanMz
 

Plus de StefanMz (11)

Planning of societal re/production in a commonist society
Planning of societal re/production in a commonist societyPlanning of societal re/production in a commonist society
Planning of societal re/production in a commonist society
 
Commons - Eine Einführung
Commons - Eine EinführungCommons - Eine Einführung
Commons - Eine Einführung
 
Industrie 4.0 und Autonomie
Industrie 4.0 und AutonomieIndustrie 4.0 und Autonomie
Industrie 4.0 und Autonomie
 
Zur Entstehung und Überwindung des Geldes
Zur Entstehung und Überwindung des GeldesZur Entstehung und Überwindung des Geldes
Zur Entstehung und Überwindung des Geldes
 
From Commons to Commonism?
From Commons to Commonism?From Commons to Commonism?
From Commons to Commonism?
 
Lastenräder und Commons
Lastenräder und CommonsLastenräder und Commons
Lastenräder und Commons
 
Shareconomy und Commons
Shareconomy und CommonsShareconomy und Commons
Shareconomy und Commons
 
Commons - Zukunftsperspektiven jenseits alltäglicher Abwehrkämpfe
Commons - Zukunftsperspektiven jenseits alltäglicher AbwehrkämpfeCommons - Zukunftsperspektiven jenseits alltäglicher Abwehrkämpfe
Commons - Zukunftsperspektiven jenseits alltäglicher Abwehrkämpfe
 
Open Source Economy
Open Source EconomyOpen Source Economy
Open Source Economy
 
Perspektiven jenseits der Geldlogik
Perspektiven jenseits der GeldlogikPerspektiven jenseits der Geldlogik
Perspektiven jenseits der Geldlogik
 
GdP-Kurs 1: Von der Sensibilität zur Lernfähigkeit
GdP-Kurs 1: Von der Sensibilität zur LernfähigkeitGdP-Kurs 1: Von der Sensibilität zur Lernfähigkeit
GdP-Kurs 1: Von der Sensibilität zur Lernfähigkeit
 

Commonismus begreifen

  • 1. Oder: Die bestimmte Negation des Kapitalismus (auf Basis von Material der Gruppe »Wege aus dem Kapitalismus« Berlin) Transformationsseminar Hiddinghausen 17.-20.5.2013 Stefan Meretz, Berlin keimform.de Commonismus begreifen No rights reserved. Do what you want.
  • 2. Annäherung in drei Schritten Commonismus begreifen heißt: ● ihn begründen (subjektive Seite) ● das übergreifende Allgemeine bestimmen (objektive Seite) ● den Begriff auf seiner eigenen Grundlage entfalten
  • 3. 1. Commonismus begreifen heißt: ihn begründen ● Denken im Medium von Gründen statt von Ursachen ● Exkurs Kritische Psychologie: Begründungsdiskurs versus Bedingtheitsdiskurs Bedingungen Bedeutungen Prämissen Gründe Handlungen Bedingungen Bedeutungen Handlungen implikativ: subjektiv inhaltlich bestimmt kontingent: unbestimmt deter- miniert be- gründet
  • 4. Perspektivenwechsel: Emanzipation im Medium kollektiver Gründe ● Nicht: Welche Bedingungen haben zu Handlungen geführt? ● Sondern: Welche Gründe haben wir für Handlungen? Übertragen auf die Frage der historischen Transformation: ● Welche Bedingungen führen zur Emanzipation? ● Welche Gründe haben Menschen für die Emanzipation? Bedingungen Emanzipation(teleologisch) Gründe Emanzipation(teleonomisch) Interessen Bedingungen
  • 5. Fragen Ist es möglich, dass Menschen kollektiv je individuell Gründe entwickeln, ● dass die individuelle Entfaltung nicht zu Lasten der individuellen Entfaltung anderer Menschen geht? (Ausschluss von Ausbeutung, Unterdrückung, Herrschaft) Mehr noch, ● dass die individuelle Entfaltung die Voraussetzung für die individuelle Entfaltung aller anderen Menschen ist? (Inklusive Reziprozität als Prinzip gesellschaftlicher Vermittlung) Ist die inklusive Reziprozität nicht nur je individuell begründbar, sondern auch objektiv möglich (=Moment menschlich-gesellschaftlicher Entwicklung)?
  • 6. 2. Commonismus begreifen heißt: das übergreifende Allgemeine bestimmen ... Sklavenhaltergesellschaft Feudalismus Kapitalismus
  • 7. Negation ● Das übergreifende Allgemeine ist NICHT ● die »Geschichte«, die automatisch abläuft ● die »Gesellschaft«, die eigengesetzlich einem Formwandel unterliegt ● der »Mensch«, der sich der Übel zunehmend bewusst werdend das Richtige tut ● »Geschichte«, »Gesellschaft« und »Mensch« sind Abstraktionen dessen, das eigentlich identisch ist ● Es geht um das Begreifen der Identität von Identität und Unterschied (Negation der Negation): von gesellschaftlichem Menschen und menschlicher Gesellschaft in der Zeit
  • 8. Marx zum übergreifenden Allgemeinen ● »Der Standpunkt des alten Materialismus ist die bürgerliche Gesellschaft; der Standpunkt des neuen die menschliche Gesellschaft oder die gesellschaftliche Menschheit.« (10. Feuerbach-These) ● In den »Grundrissen« entfaltet Marx den Standpunkt der gesellschaftlichen Menschheit vom Individuum aus, und zwar in seinen konkreten gesellschaftlichen Verhältnissen in der historischen Entwicklung ● Die 10. Feuerbach-These könnte nun so lauten: »Der Standpunkt des alten Materialismus ist die bürgerliche Gesellschaft; der Standpunkt des neuen das Verhältnis von menschlicher Gesellschaft und gesellschaftlichem Menschen in der Geschichte.«
  • 9. Mensch-Gesellschafts-Prozess in der Zeit ● Oder: gesellschaftlich-historische Entwicklung mit zwei Momenten: ● gesellschaftlicher Mensch ● menschliche Gesellschaft GesellschaftMensch
  • 10. Begriff des gesellschaftlichen Menschen ● Menschen stellen die Lebensbedingungen her, unter denen sie leben (materielle, immaterielle, soziale etc.) ● Geschaffene Lebensbedingungen bilden die Voraus- setzung für die Schaffung der Lebensbedingungen ● Individuelle Existenz ist gesamtgesellschaftlich vermittelt ● Beteiligung der Menschen ist durchschnittlich zwingend, nicht aber individuell (Freiheit!) ● Möglichkeitsbeziehung zu den Bedingungen, d.h. es gibt individuell immer Handlungsalternativen ● Handlungen richten sich danach, wie sie subjektiv den eigenen Bedürfnissen entsprechen
  • 11. Begriff der menschlichen Gesellschaft ● Gesellschaft ist ein Kooperationszusammenhang ● Form der gesamtgesellschaftlichen Kooperation ist historisch spezifisch, sie hängt ab: ● von der dominanten Weise des Mensch-Natur-Stoff- wechsels unter Nutzung von Mitteln (»Produktivkräfte«) ● von der dominanten Form der gesamtgesellschaftlichen Vermittlung (»Produktionsverhältnisse«) ► zusammenfassend auch »Produktionsweise« genannt ● Eine Gesellschaftsform kann mehrere Produktionsweisen enthalten; sie wird in Struktur und Dynamik durch die dominante Produktionsweise bestimmt ● Wie nun die Zeitdimension des Mensch-Gesellschafts- Prozesses konkretisieren? Marx bestimmt drei Epochen.
  • 12. »Persönliche Abhängigkeitsverhältnisse (zuerst ganz naturwüchsig) sind die ersten Gesellschaftsformen, in denen sich die menschliche Produktivität nur in geringem Umfang und auf isolierten Punkten entwickelt. Persönliche Unabhängigkeit, auf sachlicher Abhängigkeit gegründet, ist die zweite große Form, worin sich erst ein System des allgemeinen gesellschaftlichen Stoffwechsels, der universalen Beziehungen, allseitiger Bedürfnisse und universeller Vermögen bildet. Freie Individualität, gegründet auf die universelle Entwicklung der Individuen und die Unterordnung ihrer gemeinschaftlichen, gesellschaftlichen Produktivität als ihres gesellschaftlichen Vermögens, ist die dritte Stufe.« Marx’ Epochen in den »Grundrissen«:
  • 13. Erste Epoche: »Persönliche Abhängigkeitsverhältnisse« ● Primat der Naturbeziehungen ● Freiheit von einigen Einzelnen, Unfreiheit der Vielen ● Personale Herrschaft als Strukturprinzip ● Individuum und Gesellschaft in fixierter Einheit Gesellschaft Individuen
  • 14. Zweite Epoche: »persönliche Unabhängigkeit« bei »sachlicher Abhängigkeit« Individuen ● Primat der Mittel-Entwicklung bei gegebenem Zweck ● Freiheit von personaler Herrschaft ● Sachliche Abhängigkeit (►Fetischismus) ● Individuum und Gesellschaft als Gegensätze Gesellschaft
  • 15. Dritte Epoche: »freie Individualität« bei »universeller Entwicklung der Individuen« Individuen Gesellschaft ● Primat der menschlichen Selbstentfaltung (»freie Individualität« bei »universeller Entwicklung«) ● konkrete Besonderheit der gesellschaftlichen Individuen ● Freiheit von personaler und sachlicher Herrschaft ● Reflexion der Zwecke menschlicher Tätigkeit, Freiheit zur Setzung der Zwecke und Beschränkungen
  • 16. Gesellschaft Individuen Individuen Gesellschaft Individuen Gesellschaft Die drei Epochen im Überblick »Natur-Epoche« Nutzung der natürlichen Gegebenheiten »Mittel-Epoche« Reflexion der Mittel Primat der »operativen Ebene« »Beginn der Geschichte« Reflexion der Zwecke Primat der »Handlungsebene«
  • 17. Bilderaffirmation und Bilderverbot Bilderaffirmation und -verbot sind Verabsolutierungen der widersprüchlichen Momente der sich vollziehenden Epochen- Transformation: Kontinuität und Bruch ● Affirmation: Verfügung über die Produktion und neue Zwecke setzende Umgestaltung (»Sozialismus«) ● Verbot: Zerschlagung der bewusstlosen gesellschaft- lichen Vermittlung (Abstrakt: »Für den Kommunismus«) Bilderaffirmation und -verbot spiegeln das Prinzip der Gegensätzlichkeit im Kapitalismus wider ● Eigenes: Gemeinschaft als personal Unmittelbares ● Fremdes: Gesellschaft als sachlich Vermitteltes
  • 18. Aufhebung des Gegensatzes: Entmystifizierung des Kommunismus ● Das übergreifende Allgemeine der gesellschaftlich- historischen Entwicklung ist der Kommunismus ● Kommunismus ist die Entfaltung des Mensch- Gesellschafts-Verhältnisses in der Geschichte GesellschaftMensch
  • 19. Konsequenzen ● Kommunismus ist kein Resultat von Geschichte, sondern Kommunistisches ist in aller Geschichte ● »Kommunismus ist das Fundament des menschlichen Zusammenlebens« (David Graeber) ● Jede Gesellschaft ist eine historisch-spezifische Realisationsform des Kommunismus ● ABER: Begriff des Kommunismus = Entfaltung des Kommunismus auf seiner eigenen Grundlage ● »Kapitalismus ist nur eine besonders schlechte Weise, den Kommunismus zu organisieren« (Graeber) ● Kapitalismus ist eine besonders dynamische Weise, das Mensch-Gesellschafts-Verhältnis zu organisieren
  • 20. 3. Commonismus begreifen heißt: den Begriff auf seiner eigenen Grundlage entfalten = begriffliche Entfaltung der Momente (=Potenzen) des Mensch-Gesellschafts-Verhältnisses 1. Herstellen der Lebensbedingungen (traditionell: »Produktivkraftentwicklung«): ● Materielle Lebensbedingungen (»Produktion«) ● Personale Lebensbedingungen (»Reproduktion«) ● Mittel zur Herstellung der materiellen und personalen Lebensbedingungen 2. Herstellen der gesellschaftlichen Vermittlung (traditionell: »Produktionsverhältnisse«) ● Soziale Form des Herstellens des Vermittlungs- zusammenhangs von »Produktion für andere« und »je eigener Reproduktion«
  • 21. Herstellen der Lebensbedingungen: ReProduktion – individuelles Moment ● Produktion ist nicht Mittel für einen fremden Zweck, sondern Selbstzweck der Befriedigung produktiver Bedürfnisse: ● Teilhabe an der Verfügung über den ges. Prozess der vorsorgenden Herstellung der Lebensbedingungen ● Voraussetzung zur Befriedigung der sinnlich-vitalen Bedürfnisse ● Reproduktion ist nicht Herstellung der Fähigkeit zur Produktion, sondern Befriedigung der sinnlich-vitalen Bedürfnisse, deren Voraussetzung die Produktion ist ● Produktion und Reproduktion sind nicht getrennt, sondern Momente desselben: ReProduktion ● Kurz: Individuelle Selbstentfaltung zur Befriedigung produktiver und sinnlich-vitaler Bedürfnisse
  • 22. Herstellen der Lebensbedingungen: ReProduktion – gesellschaftliches Moment ● Entfaltung des Menschen im Natur-Mittel-Mensch-Ver- hältnis der Produktivkraftentwicklung als Selbstzweck (»freie Individualität« bei »universeller Entwicklung«) ● Peer-Produktion: Freie selbstorganisierte Kooperation von »Peers« (Gleichrangigen) ● Inklusionslogik: individuelle Entfaltung als Voraussetzung für die Entfaltung der anderen und umgekehrt ● Beiträge lassen sich nicht erzwingen (wie bei Arbeit), sondern nur durch Einbeziehung gewinnen ● Statt Konkurrenz als Durchsetzung auf Kosten von anderen, »Konkurrenz« um gelungene Einbeziehung ● Inklusion statt Konkurrenz als Form der Kooperation
  • 23. Ansatzpunkt: Elementarform Dabei geht es um den Zusammenhang von ● Individuum und Gesellschaft ● Produktion und Reproduktion ● Mikro-Handlungen und Makro-Kohärenz Kapitalistische Elementarform: Ware ● Getrennte Privatproduktion, Tausch auf Märkten ● Spaltung in Produkt und Wert ● Tausch auf Märkten, Vermittlung über Wert/Geld ● Kapital als endloser Verwertung von Wert Eine Elementarform ist die soziale Mikroform, die die gesellschaftliche Makroform erzeugt – und umgekehrt. Vermittlung
  • 24. Historische Entwicklung der Elementarformen Commons Subsistenz Produkt Peer-Commons Subsistenz: Traditionelle Commons-Nutzung Getrennte Privatproduktion von Waren Vernetzte Peer-Commons- ReProduktion Wert
  • 25. Peer-Commons Ressourcen Produkte Commons Commoning Naturgüter Traditionell: Erhalt/ Pflege v. Commons Neu: Herstellung neuer Commons Elementarform der commonistischen Vermittlung auf ihrer eigenen Grundlage
  • 26. ► Die Logik der Exklusion: ● Bedürfnisse werden im Nachhinein bestätigt ● Zielkonflikte werden externalisiert ● Produktion für einen fremden Zweck ● Ziel ist eindimensional: Wert verwerten (=Profit) ● Zeiteinsparung ist un- abwendbarer Zwang ● Erzeugung von Spaltung und Ausschluss ● Konkurrenzlogik ► Die Logik der Inklusion: ● Bedürfnisse werden vorher vermittelt ● Zielkonflikte werden intern verhandelt ● Produktion die je eigenen Zwecke (=Selbstzweck) ● Ziele bilden eine multi- dimensionale Pluralität ● Zeitverausgabung ist Lebensqualität ● Erzeugung von positiver Reziprozität ● Kooperationslogik Die Mikro-Logiken im Vergleich (1) Ware und Commons
  • 27. ● Homo oeconomicus: abstrakte Gleichheit formale Gerechtigkeit ● Strukturelle Vereinzelung ● Strukturelle Verantwortungslosigkeit ● Spaltung von Produktion und Reproduktion ● Reproduktion für die Produktion ● individuelle Entwicklung geht zu Lasten der Entwicklung anderer ● Mensch: konkrete Besonderheit empfundene Fairness ● Strukturelle Gemeinschaftlichkeit ● Strukturelle Verantwortungsfähigkeit ● Einheit von Produktion und Reproduktion ● Produktion für die Reproduktion ● freie Entwicklung eines jeden ist Bedingung für die freie Entwicklung aller Die Mikro-Logiken im Vergleich (2) Ware und Commons
  • 28. Makroebene: Handlungsgrundlagen commonistischer Vergesellschaftung ● Gesellschaftlich restrukturierte Aufgabenteilung ● Vollständige Transparenz aller Informationen und (potenzielle) Einsicht in den Gesamtzusammenhang ● Selbstentfaltung: Freiwilligkeit der Tätigkeiten/Beiträge Tätigkeitsfokus ● Reflexion der Zwecke (statt: Produktion der Mittel) ● Gestaltung der gesellschaftlichen Handlungsziele ● Entfaltung der re-produktiven Bedürfnisse ● Bewusster Umgang mit Begrenzungen (Ressourcen) und Konflikten Gesellschaftliche Vermittlung: ● Polyzentrische Selbstorganisation ● Stigmergie
  • 30. Polyzentrische Selbstorganisation Infrastruktur Institutionen Projekte Meta Stigmergische Vermittlung Nur für die Fantasie! Funktional differenzierte Commons Basisaufgaben: ● Planung: Aufwände, Ressourcen ● Operative Umsetzung ● Vernetzung: Pull-Prinzip ● Offenlegung aller Informationen
  • 31. Polyzentrische Selbstorganisation Infrastruktur Institutionen Meta Stigmergische Vermittlung Nur für die Fantasie! Projekt-Commons: »Doing« Umsetzen der selbst bestimmten ReProduktionsziele Analogie heute: Betrieb Beispiele: ● Güter-Produktion: Nahrung, Häuser, Maschinen, Produktionsmittel, Möbel, Kleidung ● Ressourcen-Reproduktion: Wasser, Boden, Rohstoffe, Atmosphäre ● Soziale Dienste: Gesundheit, Kinder, Bildung, Pflege, Notdienste, Kultur ● Wissenschaft/Forschung
  • 32. Polyzentrische Selbstorganisation Infrastruktur Institutionen Stigmergische Vermittlung Nur für die Fantasie! Meta-Commons: »Koordination« Schaffen der Voraussetzungen für und Koordination der Aktivitäten der Projekte Nur bei großen Commons, sonst Teil der Projekte Analogie heute: Management, Planungsstab Beispiele: ● Sektorale Commons: Energie, Wasser, Wärme, Nahrung etc. ● Globale Commons: Atmosphäre, Meere, Rohstoffe etc. Projekte
  • 33. Polyzentrische Selbstorganisation Infrastruktur Institutionen Stigmergische Vermittlung Nur für die Fantasie! Infrastruktur-Commons: »Vernetzung« Herstellen der Infrastrukturen zur Vernetzung der Projekt- und Meta-Commons Analogie heute: Netzmanagement (Strom, Wasser, Gas, Internet, Frequenzspektrum etc.) Beispiele: ● Organisation der Daten- und Stoffflüsse ● Organisation von Verteilungspools Projekte Meta
  • 34. Polyzentrische Selbstorganisation Infrastruktur Institutionen Stigmergische Vermittlung Commons-Institutionen: »Dauerhaftigkeit« Bereitstellen kontinuierlicher gesellschaftlicher Dienste Analogie heute: Gemeindeverwaltung Beispiele: ● Lokale bis globale Assoziationen (vgl. Siefkes 2008)
  • 36. Stigmergie nach Wikipedia (EN) »Stigmergie ist ein Mechanismus indirekter Koordination  zwischen Beteiligten oder Aktivitäten. Das Prinzip ist, dass eine  in einer Umgebung gelegte Spur die Ausführung der nächsten  Aktivität anregt — durch gleiche oder eine andere Beteiligte.  Auf diese Weise tendieren die jeweils nachfolgenden  Aktivitäten dazu, sich zu verstärken und aufeinander  aufzubauen, was zu einer spontanen Emergenz kohärenter und  offensichtlich systematischer Aktivitäten führt. Stigmergie ist  eine Form der Selbstorganisation. Sie erzeugt komplexe,  sichtlich intelligente Strukturen ohne jeglichen Bedarf nach  Planung, Kontrolle oder auch direkter Kommunikation  zwischen den Beteiligten.« (eigene Übers.)
  • 37. Stigmergie ● Begriff aus der Verhaltensforschung mit Termiten (Pierre- Paul Grassé 1959) ● Anwendung auf Peer-Produktion durch Francis Heylighen (2007) ● Kurzfassung: Koordination in großen dezentralen Systemen durch lokale Informationen (»Zeichen«) ● C. Siefkes: »Hinweisbasierte Aufgabenverteilung« ● Ziel: Übergreifende kohärente Organisation lokaler Handlungen ● Alternativsysteme mit gleichem Ziel: ● Marktvermittlung ● Zentralplanung
  • 38. Stigmergie: Funktionsweise ● Direkte Stigmergie: Der Prozess (der Produktion, Entwicklung, Erhaltung, Regeneration etc.) liefert Hinweise, wo Beiträge gefragt sind ● »Beim Tragen helfen«, »Rote Links« (Wikipedia) ● Indirekte Stigmergie: Informationen über gefragte Beiträge sind zusätzlich zum Prozess verfügbar ● »Do-To-Liste«, »Meist gewollte Artikel« (Wikipedia) ● Analogie: Nachfrage auf dem Markt ● Jede/r entscheidet selbst, wo er/sie Beiträge leisten möchte (nach Bedürfnis) ● Vertrauen und Verantwortung resultieren aus Aner- kennung und Befriedigung produktiver Bedürfnisse ● Stigmergie für Personen und Commons
  • 40. Stigmergie: Eigenschaften ● Selbstverstärkende Rückkopplung (Netzwerkeffekt) ● Bedürfnisgetriebene Auswahl, Modifikation und Rekombination von Aufgaben ● Vermittlung unterschiedlicher Bedürfnisse, Ressourcen, Begrenzungen und Ziele ● Keine Trennung von Entscheidung und Umsetzung (»knechtende Arbeitsteilung« – Marx) ● Hohe Effektivität durch Bedürfnisantrieb ● Hohe Effizienz durch geringen Overhead (fast keine Transaktionsaufwände – im Gegensatz zur Geldlogik) ● Multidimensionale und qualitative Signale über die Nachfrage (Geld: eindimensional-quantitativ) ● Stigmergic Law: »Given enough people you will find a nerd for every task which has to be done.« ● Skaliert gut für große und komplexe Systeme
  • 41. Vergleich Planung Getrennt Zentral Dezentral Zweck Profit Planerfüllung Bedürfnisbefried. Motivation Verwertg+Ideologie Ideologie+Verwertg. Selbstentfaltung Daten/Infos Geheim Politisch Offen Logik Exklusionslogik Statische Inklusion Inklusionslogik Zwang Sachzwang Sachl./Staatl. Zwang – (Freiwilligkeit) Entscheidg. Getrennt Top-down Verteilt/vernetzt Grenzen Fremdgesetzt Fremdgesetzt Selbstgesetzt Vermittlung Ex-post dynamisch Ex-ante statisch Ex-ante dynamisch Folgen Externalisiert Externalisiert Internalisiert Zeitform Abstrakt Abstrakt Konkret Zeitlogik Einsparung Einsparung Verausgabung Reziprozität Negativ dynamisch Statisch Positiv dynamisch Markt Plan Stigmergie
  • 42. Zusammenfassung ● Subjektiv können sich kollektiv gute Gründe entwickeln, die kapitalistische Exklusionslogik zu überwinden und eine commonistische Inklusionslogik durchzusetzen ● Objektiv liegt die Durchsetzung einer commonistischen Inklusionslogik im menschlich-gesellschaftlichen Möglichkeitsraum ● Der Commonismus ist nicht nur subjektiv begründet und objektiv möglich, sondern entspricht dann seinem Begriff, wenn er sich auf seiner eigenen Grundlage entfaltet. No rights reserved. Do what you want.