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Synopsis                                               Essen im Eimer
                                                      Die große Lebensmittel-
                                                          verschwendung


                             er Film ermöglicht einen Überblick über die
                             Thematik „Wegwerfen von Lebensmitteln“.
                             Dabei werden die Verluste in der gesamten Pro-
                       duktionskette in den Blick genommen: vom Anbau auf
                       dem Feld, über Transport, Verarbeitung und Vermark-
                       tung in Groß- und Supermärkten bis hin zu den
                       EndverbraucherInnen.

                       Der Film zieht folgende Schlüsse:
                       1. Rein rechnerisch würden die in Europa und
                       Nordamerika weggeworfenen Lebensmittel drei Mal
                       ausreichen, um alle Hungernden auf der Welt zu
                       ernähren.
                       2. Das „Wegwerfen“ ist insbesondere bei Getreide
                       indirekt mitverantwortlich für Preissteigerungen bei
                       Lebensmitteln und damit auch mit an der Zunahme
                       der hungernden Menschen weltweit.
                       Der Film verdeutlicht diese Wegwerf-Problematik am
                       Beispiel von Getreide/Brot, Kartoffeln, Tomaten,
                       Gurken und Bananen.

                       Interviews mit zahlreichen Personen, die in den unter-
                       schiedlichen Bereichen entlang der Produktionskette
                       tätig sind, ermöglichen den Zuschauern differenzierte
                       Einblicke: Kleinbauern, die von ihrem Land verdrängt
                       wurden, wie auch der Geschäftsführer einer Bananen-
                       plantage in Kamerun; Bauern, Supermarktangestellte
                       und ein Großmarkthändler aus Europa. Außerdem
                       schildern Vertreter der EU-Kommission und von Ver-
                       bänden die Problematik aus ihrer Perspektive.
                       Gleichzeitig kommen auch alternative Bewegungen
                       oder Einzelpersonen zu Wort, die aus Überzeugung
                       oder auch aus der Not heraus Weggeworfenes verwen-
                       den oder sich für die Vermeidung von Lebensmittel-
                       verschwendung einsetzen.




                       Essen im Eimer – Die große Lebensmittelverschwendung

                       Deutschland 2010, Dokumentarfilm, 30. Min.
                       Regie: Valentin Thurn
                       Buch: Valentin Thurn, Caroline Nokel
                       Kamera: Roland Breitschuh
                       Schnitt: Julia Wiegand, Birgit Köster
                       Ton: Ralf Gromann
                       Musik: Pluramon
                       Motion Graphics: Agentur für kranke Medien
                       Produktion: Schnittstelle /Thurn Film für WDR und NDR



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Inhalt                                                                                             Essen im Eimer
                                                                                                  Die große Lebensmittel-
                                                                                                      verschwendung


Wie in einem Puzzle fügt der Film eine Vielzahl von Einzel-
beobachtungen zu einem Gesamtbild zusammen: Er beginnt
mit Bergen weggeworfener Lebensmittel, die zu Biogas ver-
arbeitet werden. Jan Franck, Geschäftsführer von BioWerk
Hamburg, nennt die Nachfrage nach einer immer noch
größer werdenden Auswahl frischer Ware in den Supermärk-
ten als eine der Ursachen für die Lebensmittelverschwen-
dung.

Klaudia Fischer, Angestellte in einem deutschen Supermarkt,
erklärt, wie sie Produkte, die kurz vor dem Mindesthaltbar-
keitsdatum stehen, aussortiert. Bei Obst und Gemüse wird            Supermarkt-Direktor Thomas Pocher erklärt, bei Leclerc
bereits weggeworfen, was optisch nicht mehr einwandfrei             würden 500–600 Tonnen pro Jahr an Lebensmitteln weg-
aussieht.                                                           geworfen. Dabei seien die seitens der Hersteller vorgenom-
                                                                    menen Verkürzungen von Mindesthaltbarkeitsdaten, z.B. bei
Michael Gerling vom Bundesverband Deutscher Lebensmit-              Mineralwasser von 18 auf 6 Monate, oft nicht mehr nach-
telhandel verdeutlicht, dass es in Deutschland einen sehr           vollziehbar. Gesundheitlich relevant seien die Haltbarkeits-
hohen Wettbewerbsdruck im Einzelhandelsbereich gebe und             angaben insbesondere bei Fisch, Fleisch und Eiprodukten.
Händler deshalb vor der Herausforderung stehen, „satte
Menschen hungrig zu machen.“                                        „Mülltaucher“ werden bei ihrer Suche nach Lebensmitteln
                                                                    in Supermarktcontainern gefilmt.
                                                                    Hanna Poddig aus Göttingen schildert ihre Motivation und
                                                                    ihre Erfahrungen mit dem „Containern“ und weist darauf
                                                                    hin, dass eine große Flexibilität nötig sei. Denn sie wisse
                                                                    nie, was sich in den Mülltonnen befinde – und damit später
                                                                    auf ihrem Teller.
                                                                    Das Mitnehmen der von Supermärkten weggeworfenen
                                                                    Lebensmittel gilt rechtlich als Diebstahl.

                                                                    Friedrich Wilhelm Graefe zu Baringdorf ist Landwirt in
                                                                    Spenge. Er schildert, dass bereits 40 bis 50 % der Kartoffeln
                                                                    bei der Ernte auf dem Acker aussortiert werden, weil sie zu
                                                                    groß oder zu klein sind, oder weil sie Dellen haben.
                                                                    Und mit Blick auf seinen abgeernteten Acker fügt er hinzu:
                                                                    „Wer das nicht kennt, der denkt, hier sei noch gar nicht auf-
                                                                    gesammelt worden.“ Deshalb freut er sich über Menschen
Felicitas Schneider hat für das Institut für Abfallwirtschaft       wie Gerhard Liebe, der die liegengebliebenen Kartoffeln
aus Wien eine zehnwöchige Untersuchung bei einer Super-             aufsammelt.
marktkette geleitet. In jeder Filiale wurden pro Tag 45 kg
Lebensmittel weggeworfen. Wichtigster Grund hierfür ist die
Orientierung am Mindesthaltbarkeitsdatum. Sie weist darauf
hin, dass viele der weggeworfenen Produkte auch noch sechs
Monate nach Ablauf dieses Datums genießbar wären.

In Frankreich konnten – was in Deutschland nicht möglich
war – auch Routineabläufe beim Aussortieren und Weg-
werfen von Lebensmitteln in Supermärkten dokumentiert
werden.

Sylvain Sadoine, Verkäufer beim Supermarkt Leclerc in Lille,
Frankreich: Er kontrolliert täglich die Mindesthaltbarkeits-
daten von Lebensmitteln und sortiert aus, wo diese über-
schritten sind. Bei Fleisch, so erklärt er, sei die Haltbarkeits-
abgabe derart kurz, dass eine Abgabe an andere rechtlich
nicht möglich sei.



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                                                                                              Die große Lebensmittel-
                                                                                                  verschwendung


Wiederholt wird der Handel, der die Standards festlegt, als
Grund benannt, warum derart viele Lebensmittel wegge-
worfen werden. Dies erläutert Roger Waite von der Europäi-
schen Kommission, Brüssel, am Beispiel der Gurken: nicht
die EU, sondern der Handel verlangt gerade gewachsene
Gurken, damit diese adäquat verpackt werden könnten. Karl
Schmitz von der Bundesvereinigung Obst und Gemüse,
Bonn, bestätigt dies. Auch die Rücknahme von EU-Verord-
nungen habe zu keinen Veränderungen geführt, denn der
Handel sei auf Normen angewiesen.

Auch Timothy Jones, Müllforscher aus Tuscan, Arizona,
bestätigt diesen Befund für die USA. Hier werden Agrar-
erzeugnisse auf klar festgelegte Formen und Farben geprüft,
um den Standards für den Verkauf zu genügen.
Hier in den USA wird ein Alternativkonzept vorgestellt:
„community supported agriculture“ (CSA). Bereits mehr als
100.000 Menschen beteiligen sich an einer solidarisch
orientierten Landwirtschaft. Dabei übernehmen Gruppen
von VerbraucherInnen die umgelegten Betriebskosten eines
regionalen Landwirtes und beziehen dann dafür die Lebens-
mittel auf selbst organisierten Wochenmärkten, ohne dann
einzelne Produkte zu bezahlen. Verluste im Handel könnten
so vermieden werden. Eine Frau berichtet, sie habe durch
die Umstellung ihrer Ernährung auf mehr Gemüse abgenom-         Auch bei den Meeresfrüchten und beim Fisch sei die Weg-
men; eine andere berichtet, sie habe jetzt überhaupt das        werf-Quote sehr hoch. Alles, was älter ist als ein Tag, kommt
erste Mal „grünes Gemüse“ gegessen.                             weg.

                                                                Laut Arnaud Lanlais, Lagerleiter der Pariser Tafel, konnten
                                                                durch die Aktivitäten der Tafel bereits 120 Tonnen aus-
                                                                sortiertes Gemüse und Obst, das nicht mehr in den Verkauf
                                                                gekommen wäre, an Bedürftige verteilt werden. Mehrere
                                                                Millionen Menschen können in Europa durch dieses Tafel-
                                                                System versorgt werden.
                                                                Véronique Abounà Ndong aus Kamerun, Mitarbeiterin der
                                                                Pariser Tafel, erzählt, dass es ihr „sehr weh tut“, dass
                                                                Lebensmittel weggeschmissen werden. Sie sagt, dass sich
                                                                ihre Nachbarn in Kamerun keine Bana-
                                                                nen leisten können und diese in Europa
                                                                auf dem Müll landen, obwohl ein Trans-
                                                                port von 10.000 Kilometern hinter
                                                                ihnen liegt. Der Lagerleiter der Tafel
                                                                stellt fest, dass die Wertschätzung für
Mit dem Hinweis, dass nur 5% der Lebensmittel, die in den       Lebensmittel in Europa verloren ge-
Supermärkten verkauft werden, aus regionalem Anbau              gangen sei. Im Kommentar wird
stammen, dokumentiert der Film die alltägliche Praxis im        berichtet, dass Véronique
Pariser Großmarkt Rungis: Tony Apfelbaum wird dabei             kurz danach entlassen
gezeigt, wie auf seine Freigabe hin 8,8 Tonnen Orangen –        wurde. Es sei ihr zu
auf Antrag des Händlers – entsorgt werden. Dies sei für den     schwer gefallen, sich
Großmarkt keine ungewöhnliche Menge.                            mit den Auswahl-
José Vinas, der ebenfalls hier arbeitet, erklärt den Routine-   kriterien der Pariser
ablauf: Es lohne sich nicht, aus den Orangen-Kisten die         Tafel für die Lebens-
Schlechten auszusortieren. Seien mehr als zwei Orangen pro      mittel zu arrangieren.
Kiste faul, werde die gesamte Palette weggeworfen.



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                                                                                             Die große Lebensmittel-
                                                                                                 verschwendung


                                                               erhältlich. Aber in in einem österreichischen Durchschnitts-
                                                               haushalt werden jährlich 100 kg essbare Lebensmittel weg-
                                                               geworfen. 6–12 % des Haushaltsmülls sind hier noch genieß-
                                                               bare Lebensmittel; hinzu kämen noch 3–6 % Speisereste. Es
                                                               handle sich pro Haushalt und Jahr um einen Wert von etwa
                                                               400 Euro.
                                                               Auf Deutschland hochgerechnet wären dies ca. 20 Milliar-
                                                               den Euro; mithin der Jahresumsatz von Aldi.

                                                               Als Fallbeispiel für das Wegwerfen verarbeiteter Lebens-
                                                               mittel dient eine Bäckerei; generell würden hier bis zu
                                                               rund 20 % der gesamten Produktion weggeworfen. Roland
                                                               Schüren, Inhaber einer größeren Bäckerei in Hilden, be-
                                                               schreibt dies als betriebswirtschaftlichen Verlust, bei dem
                                                               nicht nur die eingesetzten Waren, sondern auch die in-
                                                               vestierte Arbeitskraft und Energie verschwendet werden.
                                                               Doch von den Kunden – oder zumindest den Supermärkten
                                                               als Verpächter der Vorkassen-Shops – werde erwartet, dass
                                                               die Regale auch am Abend bis kurz vor Ladenschluss noch
                                                               voll sind. Um konkurrenzfähig zu sein, produzierten Bäcker
                                                               daher einen gewaltigen Überschuss.
                                                               500.000 Tonnen Brot werden alleine in Deutschland im Jahr
                                                               weggeworfen. Hiermit könnte z.B. ganz Niedersachsen ver-
                                                               sorgt werden. Knapp die Hälfte davon wird immerhin noch
                                                               als Tierfutter verwendet.
                                                               Roland Schüren hat einen anderen Weg gewählt. In seiner
Bananenplantage PHP, Kamerun, Tsini Zoa. Der Geschäfts-
                                                               Bäckerei werden die Brot-Reste zu Pellets verarbeitet und
führer weist auf die hohen Anforderungen des Handels hin.
                                                               verheizt. Ihm zufolge könne durch diese energetische
Nicht nur Größe und Form werden festgeschrieben, sondern
                                                               Nutzung der Reste deutschlandweit ein Atomkraftwerk ein-
sogar wie viele Bananen an einer Staude sein müssen. 8 %
                                                               gespart werden.
der Gesamternte werde deshalb aussortiert.
Der Anbau von Bananen wird aber auch von Landkonflikten
                                                               Prof. Joachim von Braun vom Bonner Zentrum für Entwick-
begleitet. Der 64-jährige André Foka ist Kleinbauer in
                                                               lungsforschung verweist auf die globalen Zusammenhänge
Nyombé. Er berichtet wie der Papaya-Anbau der lokalen
                                                               zwischen Lebensmittelverschwendung und Hunger. Für die
Bauern wegen der Bananenplantage immer weiter zurück-
                                                               „Brotaufstände“ des Jahres 2008 gelten die hohen Börsen-
gedrängt wurde. Seine Familie kann sich kein Fleisch leisten
                                                               preise sowie die Spekulationen mit Nahrungsmitteln als
– nicht einmal im Jahr.
                                                               Ursachen. Die Weizenpreise verdoppelten sich damals und
                                                               die ohnehin „armen Bevölkerungsgruppen“ konnten sich im
Felicitas Schneider vom Institut für Abfallwirtschaft aus
                                                               Gefolge dessen keine ausreichende Lebensmittelversorgung
Wien, äußert sich zum Wegwerfen von Lebensmitteln in
                                                               mehr leisten. „Je mehr wir wegwerfen, umso höher wird der
Privathaushalten. Für Deutschland sind noch keine Zahlen
                                                               Preis.“
                                                               Somit trage unser Wegwerfen – nicht direkt, aber über die
                                                               Preissignale – eben doch zum Hunger in der Welt bei. So
                                                               würden, rein rechnerisch betrachtet, die in Europa und
                                                               Nordamerika weggeworfenen Lebensmittel drei Mal aus-
                                                               reichen, um alle Hungernden auf der Welt zu ernähren.




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Würdigung und Kritik                                                                           Essen im Eimer
                                                                                              Die große Lebensmittel-
                                                                                                  verschwendung


Anhand des Films kann eine erste Sensibilisierung für die
Thematik erfolgen. Denn das Ausmaß der Lebensmittelver-
schwendung wird im Film eindrücklich verdeutlicht. Kaum
bekannte Fakten wie die Informationen über die nur weni-
gen gesetzlichen Vorgaben hinsichtlich der Mindesthaltbar-
keit werden verständlich erklärt und die Interessen des
Lebensmittelhandels verdeutlicht. Die vielen persönlichen
Interviews aus den verschiedenen Bereichen zeichnen den
Film aus. Auch vielen der Interviewten, die sich nicht ex-
plizit äußern, ist ihr innerer Zwiespalt anzumerken, dass sie
ethische Vorbehalte dagegen haben, was sie z.B. in den
Supermärkten zu tun gezwungen sind.
Hier kann auch die unmittelbare Beschäftigung mit dem
Film ansetzen: der Film löst im positiven Sinne emotionale
Reaktionen aus – sei es moralische Empörung oder auch nur
Erstaunen über das Ausmaß der Verschwendung.

Über die unmittelbare Darstellung hinaus bietet der Film        Gerade in der Arbeit mit Jugendlichen sollte – ausgehend
damit aber auch einen Einstieg in eine vertiefende Beschäfti-   von der zu erwartenden unmittelbaren Betroffenheit – ein
gung mit stärker entwicklungspolitisch ausgerichteten, bzw.     globaler Zusammenhang explizit erarbeitet werden. Ge-
ethisch orientierten Fragestellungen nach einem angemes-        eignet wäre hierzu die Beschäftigung mit dem Ökologischen
senen Umgang mit den elementarsten Mitteln zum Leben:           Fußabdruck. Anhand eines Vergleiches der vorhandenen
den Lebensmitteln.                                              ökologischen Ressourcen mit dem Umweltverbrauch wird
So wird der Zusammenhang zwischen Hunger und Überfluss          deutlich, dass jede Verschwendung von Wasser, Land,
im Film durch das Interview mit Prof. Joachim von Braun         Energie oder Atmosphäre nicht verantwortbar ist. Diese
(Zentrum für Entwicklungsforschung der Universität Bonn)        Zusammenhänge mit dem Alltag und auch den Konsum-
hergestellt, indem er den Einfluss von hoher Nachfrage auf      gewohnheiten von Jugendlichen zu verbinden, bzw. zu
die Preise und deren Auswirkungen auf die Situation in Ent-     hinterfragen, zeichnet den Film aus. Über die Motivation
wicklungsländern nennt, die Getreide importieren müssen.        hinaus, sich genauer mit diesem Thema zu beschäftigen,
                                                                bietet er auch Stoff bei der Suche nach Alternativen zur
                                                                schlechten Praxis. So benennt der Film mit dem Beispiel
                                                                solidarischer Landwirtschaft in den USA eine von bewussten
                                                                VerbraucherInnen geschaffene Alternative. Als Form des
                                                                Protests wie auch als konkrete Möglichkeit, die Schäden des
                                                                verschwenderischen Umgangs mit Lebensmitteln zu
                                                                mindern, wird im Film das „Containern“ gezeigt. Auch die
                                                                bereits in vielen Städten etablierten „Tafeln“ werden als
                                                                Teilverwerter aussortierter Lebensmittel vorgestellt. In der
                                                                Beschäftigung mit dem Thema können aber auch noch wei-
                                                                tere Lösungsmöglichkeiten diskutiert werden, die sowohl
                                                                persönliche Optionen – gezielt einkaufen, regionale und
                                                                saisonale Produkte wählen, Restekochen, Reduzierung des
                                                                Fleisch- und Zuckerkonsums) – berücksichtigen, als auch
Erweitert werden könnte diese Thematik durch die Beschäf-       politische Gegebenheiten; so die Aufhebung von Lebens-
tigung mit anderen Bereichen, wo eine „indirekte Ver-           mittelnormierungen, staatlich festgelegte Verfallsdaten,
schwendung“ von Lebensmitteln die Ernährungssicherheit          Förderung ökologischer Landwirtschaft, Landvergabe nach
gefährden kann, etwa bei der Nutzung von Ackerland für          internationalen Standards. Hinzu kommen Möglichkeiten,
Futtermittel oder Agro-treibstoffe. Des Weiteren könnte bei     die sich Akteuren in der Ernährungswirtschaft bieten und
der Auseinandersetzung mit dem Themenkomplex „Hunger“           die sich am ehesten in Berufsschulen oder mit speziellen
reflektiert werden, welche sonstigen Faktoren Hunger mit        Zielgruppen thematisieren lassen – so etwa die Optimierung
verursachen (Vernachlässigung kleinbäuerlicher Landwirt-        der Logistik, Rabattverkauf statt Entsorgung, flexiblere
schaft, fehlende Ernährungssouveränität, Export-Dumping,        Portionierung durch Verzicht auf Verpackung etc.
Missernten auch in Folge von Klimaveränderungen).




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Hintergrundinformationen                                                                              Essen im Eimer
                                                                                                    Die große Lebensmittel-
                                                                                                        verschwendung


Essen im Eimer: Nahrungsmittelverschwendung bei                   werden diese gar nicht erst geerntet, Mengen werden
                                                                  zurückgehalten oder sie werden nicht ausgeliefert. Weitere
uns in Europa*                                                    Gründe sind eine fehlende Infrastruktur, Lagerüberschüsse,
                                                                  Fehletikettierungen, die Einhaltung bestimmter Vermark-
Bis Ende 2011 will das Bundesministerium für Ernährung            tungsnormen (Vorgaben in Bezug auf Größe und Aussehen,
und Landwirtschaft verlässliche wissenschaftliche Informa-        interne Qualitätskriterien), die nicht erfüllt wurden; Beschä-
tionen über die Gesamtmenge an Nahrungsmitteln, die in            digung der Ware beim Transport, das Aussortieren von
Deutschland auf dem Müll landen, vorlegen. Bisher liegen          Saisonartikeln und der Wechsel des Sortiments.
verlässliche Zahlen nur aus Österreich und England vor.
An allen Punkten der Wertschöpfungskette werden Lebens-           Umfragen bei deutschen Haushalten ergaben, dass pro Per-
mittel entsorgt: bei der landwirtschaftlichen Produktion, der     son jährlich Nahrungsmittel im Wert von 300 Euro wegge-
Direktvermarktung, in der Lebensmittelindustrie, im Groß-         worfen werden. Viele der weggeworfenen Lebensmittel
und Einzelhandel sowie in der Gastronomie und beim End-           stammen aus Privathaushalten und sind oft noch original-
verbraucher. Problematisch sind dabei nicht Abfälle wie z. B.     verpackt.
Fleischknochen oder Obstschalen, sondern das Wegwerfen            Eine Forsa-Umfrage des Bundesverbraucherministeriums
von Lebensmitteln, die zum Zeitpunkt ihrer Entsorgung             liefert erste Erkenntnisse über das Wegwerfverhalten deut-
noch uneingeschränkt genießbar sind oder die bei rechtzei-        scher Konsumenten:
tiger Verwendung genießbar gewesen wären, welche jedoch
aus verschiedenen Gründen nicht marktgängig sind (nach                  Rund 84 % der Deutschen werfen Lebensmittel weg,
Einschätzung von Produzenten, Industrie oder Handel), bzw.              weil das Haltbarkeitsdatum abgelaufen oder die Ware
die aus unterschiedlichen Gründen nicht konsumiert und                  verdorben ist.
daher in den Haushalten „entsorgt“ werden.
                                                                        19 %nennen zu große Packungen als Hauptgrund.
Die Gründe für die Entsorgung von Lebensmitteln in der
Produktion und in der Industrie sind vielfältig: Oftmals wird           16 % der Bürger werfen Lebensmittel weg, weil sie
zu viel produziert. Zusammen mit einer Marktsituation, in               ihnen nicht schmecken.
der die Preise für bestimmte Agrarprodukte niedrig sind,
                                                                        Rund ein Viertel gibt an, zu viel gekauft zu haben.

                                                                  In der Umfrage geben 58 % an, dass in ihrem Haushalt
                                                                  regelmäßig Lebensmittel weggeworfen werden.
                                                                  69 % der Bürger haben beim Wegwerfen von Lebensmitteln
                                                                  ein schlechtes Gewissen.



                                                                  Nahrungsmittelverschwendung weltweit **

                                                                  1,3 Millarden Tonnen, etwa ein Drittel aller Lebensmittel,
                                                                  werden weltweit nicht gegessen. Sie gehen entweder nach
                                                                  der Ernte verloren oder werden weggeworfen. Das ist eine
                                                                  Verschwendung von natürlichen Ressourcen, von Land,
                                                                  Wasser und Energie, die für ihre Herstellung aufgewendet
                                                                  werden müssen, urteilt die Welternährungsorganisation FAO
                                                                  in ihrem Bericht „Global Food Losses & Food Waste“ im Mai
                                                                  2011. Die Studie unterscheidet zwischen den Verlusten, die
                                                                  bei der Ernte, bei der Lagerung und der Verarbeitung vor
                                                                  allem in Entwicklungsländern auftreten und der Verschwen-
                                                                  dung durch Wegwerfen von Nahrungsmitteln, die vor allem
                                                                  in den Industrieländern vorherrschen. Die Menge ist in etwa
                                                                  gleich hoch: 670 bzw. 630 Millionen Tonnen.


* Vortrag von Felicitas Schneider „Lebensmittelabfälle: Ausmaß,   ** FAO Swedish Institute for Food and Biotechnology: ”Global Food
Ursachen, Folgen,Vermeidung“ bei dem Fachgespräch der GIZ         Losses and Food Waste”, 2011
„Nachhaltiger Konsum und Ernährungssicherheit“ am 5.10.2010



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   Inhalt                                                                                          Essen im Eimer
                                                                                              Die große Lebensmittel-
                                                                                                  verschwendung


Allerdings zeigt die Studie auch, dass die reichen Länder in    genug Geld haben, um sich Lebensmittel zu kaufen. Dies ist
den Bereichen Handel, Verarbeitung, Gastronomie und             umso mehr der Fall, wenn die Preise stark steigen.
Privathaushalte so viel wegwerfen (222 Millionen Tonnen),
wie den Ländern Afrikas südlich der Sahara insgesamt an         Gegenwärtig leiden von den 7 Milliarden Menschen, die
Nahrungsmitteln zur Verfügung stehen (230 Millionen             heute auf der Erde leben, fast eine Milliarde an Hunger.
Tonnen).
                                                                Bis 2050 wird die Weltbevölkerung auf 9,2 Milliarden
Pro Kopf werden nach ihrer Berechnung in Europa und den         Menschen anwachsen. Dieser Bevölkerungszuwachs wird
USA jährlich 95 bis 115 kg Lebensmittel pro Kopf ver-           ausschließlich in den Entwicklungsländern stattfinden. Um
schwendet, in Afrika und Südostasien dagegen nur 6 bis 11       diese vielen Menschen satt zu bekommen, muss die welt-
kg.                                                             weite Lebensmittelproduktion nahezu verdoppelt werden.

                                                                Europa ist Nettoimporteur von virtuellem Land und Wasser.
                                                                Die Produkte, die wir importieren, belegen in den Anbau-
                                                                ländern Ackerböden und werden dort mit Wasser versorgt.
                                                                Somit nimmt die EU fast 35 Mio. ha Land in anderen
                                                                Ländern in Anspruch. Das entspricht in etwa der gesamten
                                                                Fläche Deutschlands.

                                                                Großflächige Investitionen im Agrarbereich sind ein altes
                                                                Problem in ganz neuer Dimension. 80 Mio Hektar Land
                                                                sollen seit 2009 vertraglich vergeben oder verhandelt wor-
                                                                den sein. Anstatt Nahrungsmittel für die lokale Bevölkerung
                                                                bauen große Konzerne auf großen Plantagen Nahrungs-
                                                                mittel, Agrartreibstoffe oder Futtermittel für den Export an.
                                                                Die Zivilgesellschaft bezeichnet dies oft als Land Grabbing.

                                                                Die Finanzmärkte bestimmen immer mehr die Preise von
Das Ziel: Weniger – anders – besser                             Agrarrohstoffen und damit auch von Nahrungsmitteln.
                                                                Spekulationen mit Agrarrohstoffen sind für die starken Preis-
„Zukunftsfähig wirtschaften bedeutet: Wir müssen unseren        sprünge der letzten Jahre mitverantwortlich. Sie führen aber
Kindern und Enkelkindern ein intaktes ökologisches, sozia-      auch zu der hohen Preisvolatilität in den letzten Jahren. Dies
les und ökonomisches Gefüge hinterlassen. Das eine ist ohne     betrifft v.a. KonsumentInnen in den Städten, aber auch
das andere nicht zu haben.“ So formuliert der Rat für Nach-     bäuerliche Familien, die ebenfalls einen Großteil ihrer Nah-
haltige Entwicklung der Bundesregierung die Zukunftsauf-        rungsmittel einkaufen. Die Weltbank schätzt, dass allein seit
gabe unserer Gesellschaft. Das gilt auch für den Ernährungs-    Juni 2010 44 Millionen in die Armut getrieben wurden.
bereich. Es ist notwendig, bei uns die Ess- und Konsum-
gewohnheiten zu ändern. Denn unsere enorme Verschwen-           Mit der Reduzierung der Verschwendung von Nahrungs-
dung und unser hoher Fleischkonsum tragen zur Landknapp-        mitteln in der ganzen Wertschöpfungskette könnten der
heit und damit auch zu Hunger in Entwicklungsländern bei.       Intensivierungsdruck auf die Flächen, der Ressourcen-
                                                                verbrauch und die Treibhausgasemissionen sinken.

                                                                Ein Ausrichten der Politik auf Ernährungssouveränität be-
Verschwendung und Welthunger                                    deutet, dass in Entwicklungsländern der Nahrungsmittel-
                                                                anbau der eigenen Bevölkerung Vorrang vor Exportförderung
„Es ist genug für alle da“, ist das Motto der Aktion Brot für   erhält und die Bauern vor unfairer Konkurrenz der Billig-
die Welt. Wie also hängt dann Hunger und Verschwendung          importe auf ihren Märkten geschützt werden.
zusammen? Dazu einige Fakten:

Weltweit werden genügend Nahrungsmittel produziert.
Aber nicht alle Menschen haben Zugang zu ausreichend
Nahrungsmitteln: Hunger leiden jene Menschen, die nicht




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Didaktische Anregungen und Ideen
   Inhalt                                                                                         Essen im Eimer
   für die Arbeit zum Thema                                                                  Die große Lebensmittel-
                                                                                                 verschwendung


Der Film eignet sich für die unterschiedlichsten Zielgruppen:
für die schulische Bildung in den Fächern Religion, Ethik;
für den Fachunterricht in ernährungswissenschaftlich aus-
gerichteten Schulen (Ernährungslehre, Gesundheit) oder für
die berufliche Bildung (Berufsfelder: Lebensmittel-Einzel-
handel, bzw. speziell Bäcker, Metzger, Gärtner). In der
außerschulischen Bildungsarbeit schon für Konfirmanden-
gruppen, freie Jugendgruppen, aber auch für Seminare,
Aktionsgruppen etc.

Die Arbeit zum Thema Lebensmittelverschwendung lässt
sich gut mit praktischen Aktionen, Exkursionen und Pro-
jekten verbinden. Denn Ernährung gehört zur alltäglichen
Lebensrealität und Essen ist eine existentielle Erfahrung –
dazu bietet auch der Film unmittelbar verschiedene Anre-
gungen.
Wichtig ist dabei, immer zuerst die unmittelbaren Erfah-
rungen der jeweiligen Lerngruppe mit der Thematik aufzu-
greifen. Macht der Film sprachlos, wütend oder was sonst?
Was fällt den ZuschauerInnen selbst zu dieser Thematik ein,
was im Film nicht thematisiert wird? Wo hatten Zuschauer-
Innen schon mal ein schlechtes Gewissen beim Wegwerfen          Restekochen veranstalten:
von Lebensmitteln? Wie reagieren ZuschauerInnen, wie
reagierte die Öffentlichkeit auf Fälle, bei denen Angestellte   Alle bringen mit, was im eigenen Kühlschrank übrig ist und
entlassen oder abgemahnt wurden, weil sie eine Maultasche       möglicherweise keine Verwendung mehr fände. Dann ist
oder ein Brötchen „mitgenommen“ und konsumiert haben,           Kreativität gefragt. Aus den Resten kann ein kleines Buffet
das andernfalls weggeworfen worden wäre?                        für die Gruppe entstehen. Alternativ kann die Gruppe auch
                                                                in Kooperation mit einem Supermarkt dort weggeworfene
                                                                Lebensmittel organisieren.


                                                                Regional-Saisonal-Veggie:
                                                                Gemeinsam Essen zubereiten macht Spaß und ist eine viel-
                                                                seitige Lernerfahrung. Dafür können saisonale Produkte aus
                                                                der Region verwendet und leckere vegetarische Rezepte
                                                                ausprobiert werden. Ein solches gemeinsames Koch- und
                                                                Esserlebnis ist eine gute Grundlage, um zu thematisieren,
                                                                inwiefern die Verwendung regionaler, saisonaler und vege-
                                                                tarischer Lebensmittel helfen kann, die Verschwendung zu
                                                                vermeiden.


                                                                Lebensmittelkooperative und Bauernhof:
                                                                Insbesondere für Stadtbewohner kann der Besuch eines
                                                                landwirtschaftlichen Betriebes, etwa bei der Ernte, eine
                                                                spannende Erfahrung sein und Gelegenheit bieten, mit Land-
                                                                wirten über das Thema zu sprechen. Beim Besuch einer
                                                                Lebensmittelkooperative kann recherchiert werden, inwie-
                                                                weit es solchen Kooperativen gelingt, Verluste zu vermeiden.




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Medien- und Materialhinweise                                                                    Essen im Eimer
                                                                                                Die große Lebensmittel-
                                                                                                    verschwendung


Bücher und Broschüren                                          Die Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik der
                                                               Europäischen Union 2013
Die Essensvernichter – Warum die Hälfte aller Lebens-          Entwicklungspolitische Beiträge zur Stärkung der internatio-
mittel im Müll landet und wer dafür verantwortlich ist         nalen Verantwortung europäischer Landwirtschaftspolitik,
(das Buch zum Film) Stefan Kreutzberger, Valentin Thurn,       2011;
Köln 2011, Verlag Kiepenheuer & Witsch                         www.eed.de/de/de.col/de.sub.19/de.sub.pub/de.pub.de.4
ISBN: 978-3-462-04349-5                                        59/index.html

Die Einkaufsrevolution –                                       Nahrung: Eine globale Zukunftsfrage
Konsumenten entdecken ihre Macht                               Die Broschüre informiert über den Zusammenhang von
Tanja Busse; Karl Blessing Verlag, München 2006                Ernährung und Konsum bei uns und Ernährungsunsicherheit
                                                               in Entwicklungsländern.
Entwicklung anders lernen                                      www.brot-fuer-die-welt.de/ernaehrung/
                                                               4500_4672_DEU_HTML.php
Unterrichtsmaterialien zum Globalen Lernen in der
Sekundarstufe
Hrsg. Brot für die Welt, Welthungerhilfe, Kindernothilfe,      Wenn das Land knapp wird …
Misereor, Welthaus Bielefeld; Kap. 1, S. 11 ff: Sag mir, wie   Die Broschüre informiert an konkreten Beispielen, wie unser
du frühstückst; Bezug: Herausgeber, Adressen s.u.              Hunger nach Energie und Fleisch zu Ernährungsunsicherheit
                                                               im Süden beiträgt.
                                                               www.brot-fuer-die-welt.de/ernaehrung/
Handbuch Welternährung
                                                               4500_9333_DEU_HTML.php
Lioba Weingärtner und Claudia Trentmann, , Hrsg. Deutsche
Welthungerhilfe e.V., Campus-Verlag Frankfurt, New York
                                                               Mach mal Zukunft!
2011, ISBN 978-3-593-39354-4
                                                               Eine Aktionsmappe für die Jugendarbeit zur Studie
                                                               „Zukunftsfähiges Deutschland“ (mehrere Themenhefte, u.a.
Für die Tonne – Wie wir unsere Lebensmittel
                                                               zu Ernährung)
verschwenden
                                                               www.eed.de/fix/files/doc/
Tristram Stuart, Artemis & Winkler Verlag, 2011
                                                               EED_BfdW_Jugend_Zukunft_gesamt_09_web.pdf
Global Food Losses and Food Waste
                                                               Schmeckt’s?
FAO Swedish Institute for Food and Biotechnology, Studie in
                                                               Alles übers Essen
Englisch, 2011; Download:
                                                               www.brot-fuer-die-welt.de/shop (Art.Nr.: 110 105 060)
www.fao.org/fileadmin/user_upload/ags/publications/
GFL_web.pdf

„Hunger im Überfluss: Neue Strategien gegen                    Materialien der Welthungerhilfe:
Unterernährung und Armut – Zur Lage der Welt“                  (Adresse siehe folgende Seite)
Worldwatch Institute (Hg.) 2011
                                                               WELTHUNGER-INDEX Herausforderung Hunger:
„Der Futtermittel Blues“                                       Die Chance der ersten 1000 Tage
Herausgeber: Forum für internationale Agrarpolitik e.V.        Hrsg. IFPRI, Washington; CONCERN, Dublin; Welthunger-
(Agrar Koordination)                                           hilfe, Bonn 2010; www.welthungerhilfe.de/whi2010.html
Download oder Bestellung: www.agrarkoordination.de
                                                               Weltkarte Welternährung
                                                               Welthungerhilfe in Kooperation mit dem Klett-Perthes-Verlag
Materialien von Evangelischer Entwicklungsdienst               Die Bioenergien, die Klimakrise und der Hunger
und Brot für die Welt:                                         Hrsg. Verband Entwicklungspolitik in Kooperation mit
(Adresse s.u. Links)                                           Welthungerhilfe und Welthaus Bielefeld; Unterrichtsmate-
                                                               rialien und eine Quiz-CD-ROM für die Sekundarstufen I und
Lebensmittelkarte                                              II; Preis: 5 Euro freiwillige Schutzgebühr
Nachdruck einer Lebensmittelkarte aus dem Jahr 1946.
www.brot-fuer-die-welt.de/ shop (Art.Nr.: 113 102 080)         Projekt WeltFrühstück
                                                               Ideen, Aktionen und Unterrichtsdokumentationen rund um
                                                               Frühstückskulturen der Welt
                                                               Unter: www.welthungerhilfe.de/weltfruehstueck.html


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Filme zum Thema / Adressen / Links                                                           Essen im Eimer
                                                                                           Die große Lebensmittel-
                                                                                               verschwendung


Taste the Waste                                             Welthungerhilfe:
Valentin Thurn, Deutschland 2011, 90 Min.;                  Zentrale Informationsstelle, Friedrich-Ebert-Str. 1,
Hintergrundinformation zum Film „Taste the Waste“ und       53173 Bonn, Tel.: 0228-2288-454 oder -127
auch “Essen im Eimer“:                                      www.welthungerhilfe.de
www.tastethewaste.com
                                                            Evangelisches Zentrum für entwicklungsbezogene
Alptraum im Fischerboot. Afrikas Flüchtlinge und            Filmarbeit
Europas Fischereipolitik                                    Kniebisstrasse 29, 70188 Stuttgart, Tel.: 0711-2847243
Klaus Martens, Michael Grytz, Deutschland 2007,             www.ezef.de
Dokumentarfilm, 60 min., DVD; Teil der DVD „Unterwegs
in die Zukunft – Filme zum Themenschwerpunkt                Kampagne des Bundesministerium für Ernährung
Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt“   Landwirtschaft und Verbraucherschutz „Jedes Mahl
Bezug: www.ezef.de                                          wertvoll“:
                                                            www.bmelv.de/jedes-mahl-wertvoll
Hunger
Marcus Vetter, Karin Steinberger, Deutschland, 2010,        Informationen von aid infodienst; Ernährung,
Dokumentarfilm, 90 min., Doppel-DVD (Film und Bildungs-     Landwirtschaft, Verbraucherschutz e.V:
material)                                                   www.was-wir-essen.de/einkauf/
Bezug: www.ezef.de                                          keine_lebensmittel_in_den_muell.php

Kein Brot für Öl – Der Biosprit-Boom in Kolumbien           Kampagne für Ernährungssicherheit „Niemand isst für
Renate Werner, Deutschland 2009, 30 Min., Dokumentar-       sich allein“ von Brot für die Welt:
film, 30 min., DVD; Teil der DVD „Unterwegs in die          www.brot-fuer-die-welt.de/ernaehrung
Zukunft – Filme zum Themenschwerpunkt Zukunftsfähiges
Deutschland in einer globalisierten Welt“                   Kongress Safe Food/ 16.–17. Mai 2011 in Düsseldorf:
Bezug: www.ezef.de                                          www.save-food.org/

Good Food – Bad Food                                        Weltagrarbericht:
Coline Serreau, Frankreich 2009, Dokumentarfilm, 113        www.Weltagrarbericht.de
Min., DVD
www.goodfood-badfood.de                                     Lebensmittelkooperativen:
                                                            www.coops.bombina.net/wiki/Hauptseite
We feed the World
Erwin Wagenhofer, Österreich 2005, Dokumentarfilm, 96       Containern:
Min., DVD                                                   www.trashwiki.org
www.we-feed-the-world.at
                                                            Portalseite des Bundesverbandes Deutsche Tafel e.V.:
                                                            www.tafel.de
Adressen und Links:

Hintergrundsinformation zum Film
„Essen im Eimer“ und auch „Taste the Waste“:
www.tastethewaste.com

Brot für die Welt:
Stafflenbergstr. 76, 70184 Stuttgart, Tel.: 0711-2159-0,
                                                            AutorInnen des Begleitmaterials
www.brot-fuer-die-welt.de
                                                            und der folgenden Arbeitsmaterialien:
                                                            Carolin Callenius, Johannes Küstner, Karen Neumeyer
Evangelischer Entwicklungsdienst:
Ulrich-von-Hassell-Straße 76, 53123 Bonn-Hardtberg,
Tel.: 0228 81 01-0
www.eed.de
dort die Rubrik: Lobby + Advocacy wählen Stichworte:
Welthandel, Ländliche Entwicklung, Klima und Energie



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Arbeitsmaterialien
   M1 Wo passiert Lebensmittelverschwendung?                                                                 Essen im Eimer
                                                                                                         Die große Lebensmittel-
                                                                                                             verschwendung

Der Film zeigt die Verluste in der gesamten Produktionskette: vom          Überlegt, wer die jeweiligen Verbesserungsvorschläge um-
Anbau auf dem Feld, über Transport, Verarbeitung und Vermark-              setzen kann (Landwirte, Logistikunternehmen, Politiker,
tung in Groß- und Supermärkten bis hin zu den Endverbraucher-              VerbraucherInnen).
Innen.
                                                                           Es gibt noch keine Untersuchungen, die nachweisen, wie viel
Tragt zusammen, welche Gründe für Lebensmittelverluste es                  Verluste in den verschiedenen Stufen in Deutschland genau
in den verschiedenen Stufen gibt (linke Spalte).                           anfallen. Schätzungen gehen davon aus, dass die Verluste in
                                                                           Industrieländern etwa zu je einem Drittel in der Landwirt-
Sammelt dann Vorschläge, wie Verluste und Verschwendung                    schaft, bei Transport/Verarbeitung/Handel und bei den
zu vermeiden sind. Welche Möglichkeiten nennt der Film?                    VerbraucherInnen anfallen. Welche Zahlen nennt der Film?
Welche weiteren Möglichkeiten fallen euch ein?



 Gründe für Verluste                                      Landwirtschaftliche                             Verbesserungsmöglichkeiten
                                                              Produktion




 Gründe für Verluste                                            Lagerung                                  Verbesserungsmöglichkeiten
                                                              und Transport




 Gründe für Verluste                                          Verarbeitung                                Verbesserungsmöglichkeiten
                                                             und Verpackung




 Gründe für Verluste                                          Großhandel                                  Verbesserungsmöglichkeiten
                                                            und Supermärkte




 Gründe für Verluste                                                Haushalt                              Verbesserungsmöglichkeiten




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   M 2 Lebensmittel im Haushaltsmüll                                                       Essen im Eimer
                                                                                       Die große Lebensmittel-
   M 3 Lebensmittel im Supermarktmüll                                                      verschwendung


M 2 Lebensmittel im Haushaltsmüll

Für Deutschland gibt es noch keine genauen Untersuchungen, wie viel Lebensmittel genau im Haushaltsmüll landen.
In Österreich sind es in jedem Haushalt 6 bis 12 Prozent der gekauften Lebensmittel, die großteils noch ungeöffnet
weggeworfen werden. Weitere 3 bis 6 Prozent der Lebensmittel werden als Speisereste weggeworfen. Der Wert der
weggeworfenen Lebensmittel beläuft sich jährlich auf 400 Euro pro Haushalt.
In Deutschland landen Schätzungen zufolge jährlich bis zu 20 Millionen Tonnen Nahrungsmittel auf dem Müll.
Damit wirft der Durchschnittskonsument in Deutschland derzeit jedes Jahr Lebensmittel für ca. 300 Euro weg.

Untersucht den Abfall in eurem Haushalt eine Woche lang. Welche Lebensmittel befinden sich darin?

Versucht eine Woche lang, möglichst wenig Lebensmittel wegzuwerfen. Dokumentiert eure Erfahrung und
tauscht euch darüber aus. Welche Abfälle lassen sich leicht vermeiden?

Was würdest du mit 300 Euro machen, wenn sie nicht für weggeworfene Lebensmittel ausgegeben werden
müssten?

Welche Lebensmittel landen in der Schule im Müll? Wie könnte das vermieden werden?




M 3 Lebensmittel im Supermarktmüll

Es gibt Menschen, die das Wegwerfen von genießbaren Lebensmitteln in den Supermärkten nicht hinnehmen
wollen. Sie holen Lebensmittel für den eigenen Bedarf aus den Müllcontainern der Supermärkte. Das sogenannte
„Containern“ ist illegal, denn auch im Müll sind die Lebensmittel noch Eigentum des Supermarktes. Menschen, die
beim „Containern“ erwischt wurden, sind bislang noch fast nie angeklagt worden. Einige Male sind Anklagen wegen
öffentlichen Protests wieder zurückgezogen worden. Allerdings erschweren viele Supermärkte den Zugang zu ihren
Mülltonnen.

Diskutiert darüber, ob man „Containern“ legalisieren sollte. Was spricht dafür? Was spricht dagegen?

Welche Möglichkeiten gäbe es, das Wegwerfen genießbarer Lebensmittel im Supermarkt zu vermeiden?
Unterscheidet dabei zwischen Lebensmittelunternehmen, Handel, Logistik, Politik und VerbraucherInnen.

Was hätte es für Auswirkungen für die VerbraucherInnen, wenn man Lebensmittelverschwendung in
Supermärkten weitestgehend vermeiden würde?

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   Inhalt verheizen
   M 4 Brot                                                                                Essen im Eimer
                                                                                       Die große Lebensmittel-
   M 5 Wertschätzung von Lebensmitteln                                                     verschwendung


M 4 Brot verheizen

In Bäckereien wandert rund 20 Prozent der gesamten Produktion in den Müll. Im Film stellt Roland Schüren, ein
Bäcker aus Hilden, seine Resteverwertung vor. Er mischt die geschredderten Brote mit Holzpellets und beheizt damit
seine Öfen. Roland Schüren sagt: „Wenn alle Bäcker in Deutschland das so ähnlich machen würden wie wir mit dem
Verhältnis der Heizung, könnte man sich ein ganzes Atomkraftwerk sparen.“

Schauen Sie sich die Filmsequenz (23:00 – 25:40) ggf. noch einmal gemeinsam an.

Ist diese Form der Resteverwertung sinnvoll?

Wie ist die Klimabilanz dieser Heizmethode im Vergleich zum Heizen mit Holzpellets einzuschätzen?

Wie wäre die Überschussproduktion in Bäckereien vermeidbar?




M 5 Wertschätzung von Lebensmitteln

Über das Wegwerfen von Lebensmitteln wird oft gar nicht nachgedacht. Der Eindruck, dass Lebensmittel scheinbar
im Überfluss vorhanden sind, macht viele gleichgültig. Auch sind unsere Lebensmittel gemessen am verfügbaren
Einkommen immer billiger geworden. Heute geben wir nur noch etwas über zehn Prozent unseres Einkommens für
Lebensmittel aus. In den sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts waren es noch 40 Prozent.

Warum fällt es älteren Menschen, insbesondere der Nachkriegsgeneration, meist schwerer Lebensmittel
wegzuwerfen als jüngeren Leuten?

Habt ihr FreundInnen, die auf einem Bauernhof leben? Denkt ihr, dass Menschen auf dem Land eine andere
Einstellung zu Lebensmitteln haben als Stadtbewohner?

Wer ist in einem anderen Land geboren und/oder aufgewachsen? Meint ihr, ihr habt eine andere
Einstellung zu Lebensmitteln als Menschen, die in Deutschland aufgewachsen sind? Warum?

Habt ihr schon einmal erlebt, wie Menschen im Müll nach Lebensmitteln suchen? Wie geht es euch damit?




Tipp: Bei „Brot für die Welt“
können Sie Lebensmittelkarten
aus dem Jahr 1946 bestellen.
Mithilfe dieser Bezugskarten kann die
Bedeutung und der Wert von
Lebensmitteln in der Nachkriegszeit
im Vergleich zu heute gemeinsam
erarbeitet werden.


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Arbeitsmaterialien
   Inhalt
   M 6 Begrenzte Ressourcen                                                                Essen im Eimer
                                                                                       Die große Lebensmittel-
   M 7 Ursachen für Hunger                                                                 verschwendung


M 6 Begrenzte Ressourcen

Die Natur stellt uns alles zur Verfügung, was wir zum Leben brauchen. Der „Ökologische Fußabdruck“ übersetzt den
Naturverbrauch in Fläche (globale Hektar = gha). So kann man gut vergleichen, wie viel Fläche eigentlich verfügbar
ist, wie viel wir schon nutzen und auch, wer wie viel verbraucht.

Errechne auf www.footprint-deutschland.de deinen persönlichen ökologischen Fußabdruck und übertrage
das Ergebnis.


                                       Dein Fußabdruck (in gha):
 Wohnen und Energie           Konsum                      Ernährung                    Verkehr

                       %                      %                            %                           %
In Deutschland beträgt der durchschnittliche ökologische Fußabdruck pro Kopf 5,1 gha. In Indien hingegen
sind es nur 0,9 gha, in Tansania 1,2 gha und in Südafrika 2,3 gha. Bei der momentanen Weltbevölkerung
stünden für jeden Erdenbürger 1,8 gha zur Verfügung. Tatsächlich ist der weltweite Durchschnitt pro Kopf
jedoch schon bei 2,6 gha. Das heißt wir verbrauchen mehr, als die Natur regenerieren kann.

Was bedeutet das für den Umgang mit natürlichen Ressourcen?

Welche ökologischen Ressourcen benötigen wir für die Erzeugung von Lebensmitteln?

Wie ist vor diesem Hintergrund die Verschwendung von Lebensmitteln zu beurteilen?

Bei der notwendigen Verkleinerung unseres ökologischen Fußabdruckes sind Veränderungen in allen
Bereichen erforderlich (Wohnen, Konsum, Ernährung, Verkehr). Wie schwierig ist die Vermeidung von
Lebensmittelverschwendung im Vergleich zu anderen notwendigen Veränderungen?




M 7 Ursachen für Hunger

Etwa eine Milliarde Menschen auf der Welt haben keine ausreichende Kalorienversorgung. Im Film erklärt Prof.
Joachim von Braun den Einfluss von hoher Nachfrage auf die Preise und deren mögliche Auswirkungen auf die
Situation in Entwicklungsländern, die beispielsweise Getreide importieren müssen.

Schauen Sie sich die Filmsequenz (26:10 – 28:02) ggf. noch einmal gemeinsam an.

Gibt es neben dem Wegwerfen von Lebensmitteln auch Formen der „indirekten Verschwendung“ von
Lebensmitteln, die z.B. durch knapper werdendes Ackerland die Ernährungssicherheit gefährden?

Welche weiteren Ursachen hat Hunger?




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   Inhalt Fleisch Verschwendung?
   M 8 Ist                                                                                        Essen im Eimer
                                                                                             Die große Lebensmittel-
   M 9 Trog, Tank oder Teller?                                                                   verschwendung


M 8 Ist Fleisch Verschwendung?

Im Jahr 2010 wurden in Deutschland 8,1 Milliarden Kilogramm
Fleisch und Geflügel geschlachtet.

Dabei ist die Erzeugung von Fleisch sehr aufwendig. In der ökolo-
gischen Landwirtschaft liegen die Dinge etwas anders. Doch der
Großteil der in Deutschland geschlachteten Tiere kommt aus der
Massentierhaltung. Dort benötigen die Tiere viel Futtermittel, das
extra angebaut werden muss.

2010 wurden 25,7 Milliarden Kilogramm der deutschen Getreide-
erzeugung an Tiere verfüttert. Das entspricht mehr als der Hälfte der
gesamten Getreideerzeugung und ist 2,7 mal so viel wie für direkte
Nahrung verwendet wurde. Außerdem wurden 7,2 Milliarden
Kilogramm Futtermittel und 2,6 Milliarden Kilogramm Fleisch und
Geflügel von außerhalb Deutschlands eingeführt.

(Zahlen aus den Statistischen Monatsberichten des BMELV)

(Graphik rechts aus: R. H. Strahm, Überentwicklung – Unterentwicklung,
nach FAO/Heierli, Laetare-Verlag, Stein 1982)




Ist die Erzeugung von tierischen Produkten als Verschwendung anzusehen?

Welche Vor- und Nachteile hat es für Entwicklungsländer, Futtermittel anzubauen und zu exportieren?

Warum steigt trotz der Ineffizienz tierischer Ernährung weltweit die Fleischproduktion?

Welche Auswirkungen hätte eine Reduzierung der Fleischproduktion auf die in Deutschland benötigten
landwirtschaftlichen Nutzflächen?




M 9 Trog, Tank oder Teller?

„Wenn wir den Fleischkonsum in den reichen Ländern reduzieren,
ihn weltweit bis 2050 auf einem Pro-Kopf-Verbrauch auf dem Niveau
von 2000 festschreiben, also auf jährliche 37,4 kg pro Kopf, dann
könnten ungefähr 400 Millionen Tonnen Getreide für die mensch-
liche Ernährung freigesetzt werden. Das ist genug, um 1,2 Milliarden
Menschen ausreichend mit Kalorien zu versorgen.“
(Olivier de Schutter, UN-Sonderberichterstatter zum Recht auf
Nahrung)

Ist die von Olivier de Schutter beschriebene Option
umsetzbar? Was müsste dafür in Deutschland passieren?

Welche Rolle spielt die angestrebte Ausweitung der
Agrotreibstoffproduktion für die Ernährungssicherheit?                   (Quelle:FAO Food Outlook Global Market Analysis 2009)



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Arbeitsmaterialien
   InhaltExportieren als Alternative zum Wegwerfen?
   M 10                                                                                                  Essen im Eimer
                                                                                                   Die große Lebensmittel-
   M 11 Bio-fair statt Müll                                                                            verschwendung


M 10 Exportieren als Alternative zum Wegwerfen?
                                                                                    Export von Geflügelfleischresten aus Deutschland in
                                                                                                    afrikanische Länder
Frische Hühnchenbrust wird zu hohen Preisen von etwa fünf bis
neun Euro/Kilogramm auf dem deutschen Markt verkauft; darüber
                                                                             20000
„amortisiert“ sich die Geflügelproduktion. Die restlichen Teile wie                                        16.000 t
Flügel oder Hälse werden gefroren und quasi als Abfallprodukte und           15000
zu Dumpingpreisen von nur 0,70 Euro/Kilogramm exportiert, zum                10000             6.900 t
Beispiel nach Kamerun. Dort hat der Beitritt Kameruns zur WTO im
                                                                               5000
Jahr 1995 eine Senkung der Zölle auf Fleischimporte von 80 auf 20
Prozent bewirkt. In der Folge stiegen die Importe der Geflügel-Abfall-            0
produkte binnen zehn Jahren um das Vierhundertfache an, drei Vier-                               2009       2010
tel davon stammten aus der EU. Die Importe haben inzwischen die
Kameruner Geflügelproduktion vom Markt verdrängt. Rund 120.000                                (EED gemäß Eurostat, April 2011)
Arbeitsplätze gingen verloren, und viele Kleinproduzenten und ihre
Familien kämpften um ihr Überleben. Die schwer kontrollierbare
Kühlkette in den Tropen stellt zudem eine Gesundheitsbedrohung für die Bevölkerung dar; Stichprobenkontrollen zeigten, dass
84 % der untersuchten Hähnchenteile für den menschlichen Verzehr ungeeignet waren. Doch 2004 gelang zum Glück die
Wende: Die Kameruner Bürgerrechtsbewegung Association Citoyenne de Défense des Intérêts Collectifs ( ACDIC) startete eine
Kampagne gegen die „Hühner des Todes“, die von einem breiten Bündnis von Organisationen in Europa unterstützt wurde. Der
Druck auf die Politiker in Kamerun stieg, bis schließlich die Regierung 2005 ein System von höheren Zöllen einführte und die
Mehrwertsteuer für die einheimische Geflügelproduktion abschaffte. Heute wird der größte Teil des Kameruner Geflügelbedarfs
wieder im eigenen Land erzeugt. Unsicherheit bleibt jedoch, denn die höheren Zölle sind nicht konform mit WTO-Regeln.
(BUND, Brot für die Welt, EED (Hg.) 2008: Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt, S. 491)


Ist der Export von Fleischresten eine sinnvolle Form der Abfallvermeidung?

Welche Alternativen zum Export von Fleischresten gibt es?




M 11 Bio-fair statt Müll

Im Fairen Handel werden die tatsächlichen sozialen Kosten der Lebensmittelproduktion in den Ländern des Südens
berücksichtigt. Landwirte erhalten z.B. für Bananen oder Kakao eine gerechte Bezahlung und Sozialstandards werden genau
geprüft. Bei der ökologischen Landwirtschaft werden hochwertige Lebensmittel so erzeugt, dass sie möglichst geringe
Umweltbelastungen verursachen. Sowohl „bio“ als auch „fair“ kostet jedoch an der Kasse meistens mehr.

Wärst du bereit, nur noch bio-fair einzukaufen?
Was hält dich ggfls. davon ab?

Würdest du bei den teureren bio-fairen Lebensmitteln stärker
darauf achten, Verschwendung zu vermeiden?

Kann sich Deine Familie ausschließlich Bio-Lebensmittel
leisten? Welche Möglichkeit nennt der Film, Bio-Lebensmittel
für alle erschwinglich zu machen? Gibt es solche Initiativen
auch in Deutschland?




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  • 1. Synopsis Essen im Eimer Die große Lebensmittel- verschwendung er Film ermöglicht einen Überblick über die Thematik „Wegwerfen von Lebensmitteln“. Dabei werden die Verluste in der gesamten Pro- duktionskette in den Blick genommen: vom Anbau auf dem Feld, über Transport, Verarbeitung und Vermark- tung in Groß- und Supermärkten bis hin zu den EndverbraucherInnen. Der Film zieht folgende Schlüsse: 1. Rein rechnerisch würden die in Europa und Nordamerika weggeworfenen Lebensmittel drei Mal ausreichen, um alle Hungernden auf der Welt zu ernähren. 2. Das „Wegwerfen“ ist insbesondere bei Getreide indirekt mitverantwortlich für Preissteigerungen bei Lebensmitteln und damit auch mit an der Zunahme der hungernden Menschen weltweit. Der Film verdeutlicht diese Wegwerf-Problematik am Beispiel von Getreide/Brot, Kartoffeln, Tomaten, Gurken und Bananen. Interviews mit zahlreichen Personen, die in den unter- schiedlichen Bereichen entlang der Produktionskette tätig sind, ermöglichen den Zuschauern differenzierte Einblicke: Kleinbauern, die von ihrem Land verdrängt wurden, wie auch der Geschäftsführer einer Bananen- plantage in Kamerun; Bauern, Supermarktangestellte und ein Großmarkthändler aus Europa. Außerdem schildern Vertreter der EU-Kommission und von Ver- bänden die Problematik aus ihrer Perspektive. Gleichzeitig kommen auch alternative Bewegungen oder Einzelpersonen zu Wort, die aus Überzeugung oder auch aus der Not heraus Weggeworfenes verwen- den oder sich für die Vermeidung von Lebensmittel- verschwendung einsetzen. Essen im Eimer – Die große Lebensmittelverschwendung Deutschland 2010, Dokumentarfilm, 30. Min. Regie: Valentin Thurn Buch: Valentin Thurn, Caroline Nokel Kamera: Roland Breitschuh Schnitt: Julia Wiegand, Birgit Köster Ton: Ralf Gromann Musik: Pluramon Motion Graphics: Agentur für kranke Medien Produktion: Schnittstelle /Thurn Film für WDR und NDR © EZEF – www.ezef.de
  • 2. Inhalt Essen im Eimer Die große Lebensmittel- verschwendung Wie in einem Puzzle fügt der Film eine Vielzahl von Einzel- beobachtungen zu einem Gesamtbild zusammen: Er beginnt mit Bergen weggeworfener Lebensmittel, die zu Biogas ver- arbeitet werden. Jan Franck, Geschäftsführer von BioWerk Hamburg, nennt die Nachfrage nach einer immer noch größer werdenden Auswahl frischer Ware in den Supermärk- ten als eine der Ursachen für die Lebensmittelverschwen- dung. Klaudia Fischer, Angestellte in einem deutschen Supermarkt, erklärt, wie sie Produkte, die kurz vor dem Mindesthaltbar- keitsdatum stehen, aussortiert. Bei Obst und Gemüse wird Supermarkt-Direktor Thomas Pocher erklärt, bei Leclerc bereits weggeworfen, was optisch nicht mehr einwandfrei würden 500–600 Tonnen pro Jahr an Lebensmitteln weg- aussieht. geworfen. Dabei seien die seitens der Hersteller vorgenom- menen Verkürzungen von Mindesthaltbarkeitsdaten, z.B. bei Michael Gerling vom Bundesverband Deutscher Lebensmit- Mineralwasser von 18 auf 6 Monate, oft nicht mehr nach- telhandel verdeutlicht, dass es in Deutschland einen sehr vollziehbar. Gesundheitlich relevant seien die Haltbarkeits- hohen Wettbewerbsdruck im Einzelhandelsbereich gebe und angaben insbesondere bei Fisch, Fleisch und Eiprodukten. Händler deshalb vor der Herausforderung stehen, „satte Menschen hungrig zu machen.“ „Mülltaucher“ werden bei ihrer Suche nach Lebensmitteln in Supermarktcontainern gefilmt. Hanna Poddig aus Göttingen schildert ihre Motivation und ihre Erfahrungen mit dem „Containern“ und weist darauf hin, dass eine große Flexibilität nötig sei. Denn sie wisse nie, was sich in den Mülltonnen befinde – und damit später auf ihrem Teller. Das Mitnehmen der von Supermärkten weggeworfenen Lebensmittel gilt rechtlich als Diebstahl. Friedrich Wilhelm Graefe zu Baringdorf ist Landwirt in Spenge. Er schildert, dass bereits 40 bis 50 % der Kartoffeln bei der Ernte auf dem Acker aussortiert werden, weil sie zu groß oder zu klein sind, oder weil sie Dellen haben. Und mit Blick auf seinen abgeernteten Acker fügt er hinzu: „Wer das nicht kennt, der denkt, hier sei noch gar nicht auf- gesammelt worden.“ Deshalb freut er sich über Menschen Felicitas Schneider hat für das Institut für Abfallwirtschaft wie Gerhard Liebe, der die liegengebliebenen Kartoffeln aus Wien eine zehnwöchige Untersuchung bei einer Super- aufsammelt. marktkette geleitet. In jeder Filiale wurden pro Tag 45 kg Lebensmittel weggeworfen. Wichtigster Grund hierfür ist die Orientierung am Mindesthaltbarkeitsdatum. Sie weist darauf hin, dass viele der weggeworfenen Produkte auch noch sechs Monate nach Ablauf dieses Datums genießbar wären. In Frankreich konnten – was in Deutschland nicht möglich war – auch Routineabläufe beim Aussortieren und Weg- werfen von Lebensmitteln in Supermärkten dokumentiert werden. Sylvain Sadoine, Verkäufer beim Supermarkt Leclerc in Lille, Frankreich: Er kontrolliert täglich die Mindesthaltbarkeits- daten von Lebensmitteln und sortiert aus, wo diese über- schritten sind. Bei Fleisch, so erklärt er, sei die Haltbarkeits- abgabe derart kurz, dass eine Abgabe an andere rechtlich nicht möglich sei. © EZEF – www.ezef.de
  • 3. Inhalt Essen im Eimer Die große Lebensmittel- verschwendung Wiederholt wird der Handel, der die Standards festlegt, als Grund benannt, warum derart viele Lebensmittel wegge- worfen werden. Dies erläutert Roger Waite von der Europäi- schen Kommission, Brüssel, am Beispiel der Gurken: nicht die EU, sondern der Handel verlangt gerade gewachsene Gurken, damit diese adäquat verpackt werden könnten. Karl Schmitz von der Bundesvereinigung Obst und Gemüse, Bonn, bestätigt dies. Auch die Rücknahme von EU-Verord- nungen habe zu keinen Veränderungen geführt, denn der Handel sei auf Normen angewiesen. Auch Timothy Jones, Müllforscher aus Tuscan, Arizona, bestätigt diesen Befund für die USA. Hier werden Agrar- erzeugnisse auf klar festgelegte Formen und Farben geprüft, um den Standards für den Verkauf zu genügen. Hier in den USA wird ein Alternativkonzept vorgestellt: „community supported agriculture“ (CSA). Bereits mehr als 100.000 Menschen beteiligen sich an einer solidarisch orientierten Landwirtschaft. Dabei übernehmen Gruppen von VerbraucherInnen die umgelegten Betriebskosten eines regionalen Landwirtes und beziehen dann dafür die Lebens- mittel auf selbst organisierten Wochenmärkten, ohne dann einzelne Produkte zu bezahlen. Verluste im Handel könnten so vermieden werden. Eine Frau berichtet, sie habe durch die Umstellung ihrer Ernährung auf mehr Gemüse abgenom- Auch bei den Meeresfrüchten und beim Fisch sei die Weg- men; eine andere berichtet, sie habe jetzt überhaupt das werf-Quote sehr hoch. Alles, was älter ist als ein Tag, kommt erste Mal „grünes Gemüse“ gegessen. weg. Laut Arnaud Lanlais, Lagerleiter der Pariser Tafel, konnten durch die Aktivitäten der Tafel bereits 120 Tonnen aus- sortiertes Gemüse und Obst, das nicht mehr in den Verkauf gekommen wäre, an Bedürftige verteilt werden. Mehrere Millionen Menschen können in Europa durch dieses Tafel- System versorgt werden. Véronique Abounà Ndong aus Kamerun, Mitarbeiterin der Pariser Tafel, erzählt, dass es ihr „sehr weh tut“, dass Lebensmittel weggeschmissen werden. Sie sagt, dass sich ihre Nachbarn in Kamerun keine Bana- nen leisten können und diese in Europa auf dem Müll landen, obwohl ein Trans- port von 10.000 Kilometern hinter ihnen liegt. Der Lagerleiter der Tafel stellt fest, dass die Wertschätzung für Mit dem Hinweis, dass nur 5% der Lebensmittel, die in den Lebensmittel in Europa verloren ge- Supermärkten verkauft werden, aus regionalem Anbau gangen sei. Im Kommentar wird stammen, dokumentiert der Film die alltägliche Praxis im berichtet, dass Véronique Pariser Großmarkt Rungis: Tony Apfelbaum wird dabei kurz danach entlassen gezeigt, wie auf seine Freigabe hin 8,8 Tonnen Orangen – wurde. Es sei ihr zu auf Antrag des Händlers – entsorgt werden. Dies sei für den schwer gefallen, sich Großmarkt keine ungewöhnliche Menge. mit den Auswahl- José Vinas, der ebenfalls hier arbeitet, erklärt den Routine- kriterien der Pariser ablauf: Es lohne sich nicht, aus den Orangen-Kisten die Tafel für die Lebens- Schlechten auszusortieren. Seien mehr als zwei Orangen pro mittel zu arrangieren. Kiste faul, werde die gesamte Palette weggeworfen. © EZEF – www.ezef.de
  • 4. Inhalt Essen im Eimer Die große Lebensmittel- verschwendung erhältlich. Aber in in einem österreichischen Durchschnitts- haushalt werden jährlich 100 kg essbare Lebensmittel weg- geworfen. 6–12 % des Haushaltsmülls sind hier noch genieß- bare Lebensmittel; hinzu kämen noch 3–6 % Speisereste. Es handle sich pro Haushalt und Jahr um einen Wert von etwa 400 Euro. Auf Deutschland hochgerechnet wären dies ca. 20 Milliar- den Euro; mithin der Jahresumsatz von Aldi. Als Fallbeispiel für das Wegwerfen verarbeiteter Lebens- mittel dient eine Bäckerei; generell würden hier bis zu rund 20 % der gesamten Produktion weggeworfen. Roland Schüren, Inhaber einer größeren Bäckerei in Hilden, be- schreibt dies als betriebswirtschaftlichen Verlust, bei dem nicht nur die eingesetzten Waren, sondern auch die in- vestierte Arbeitskraft und Energie verschwendet werden. Doch von den Kunden – oder zumindest den Supermärkten als Verpächter der Vorkassen-Shops – werde erwartet, dass die Regale auch am Abend bis kurz vor Ladenschluss noch voll sind. Um konkurrenzfähig zu sein, produzierten Bäcker daher einen gewaltigen Überschuss. 500.000 Tonnen Brot werden alleine in Deutschland im Jahr weggeworfen. Hiermit könnte z.B. ganz Niedersachsen ver- sorgt werden. Knapp die Hälfte davon wird immerhin noch als Tierfutter verwendet. Roland Schüren hat einen anderen Weg gewählt. In seiner Bananenplantage PHP, Kamerun, Tsini Zoa. Der Geschäfts- Bäckerei werden die Brot-Reste zu Pellets verarbeitet und führer weist auf die hohen Anforderungen des Handels hin. verheizt. Ihm zufolge könne durch diese energetische Nicht nur Größe und Form werden festgeschrieben, sondern Nutzung der Reste deutschlandweit ein Atomkraftwerk ein- sogar wie viele Bananen an einer Staude sein müssen. 8 % gespart werden. der Gesamternte werde deshalb aussortiert. Der Anbau von Bananen wird aber auch von Landkonflikten Prof. Joachim von Braun vom Bonner Zentrum für Entwick- begleitet. Der 64-jährige André Foka ist Kleinbauer in lungsforschung verweist auf die globalen Zusammenhänge Nyombé. Er berichtet wie der Papaya-Anbau der lokalen zwischen Lebensmittelverschwendung und Hunger. Für die Bauern wegen der Bananenplantage immer weiter zurück- „Brotaufstände“ des Jahres 2008 gelten die hohen Börsen- gedrängt wurde. Seine Familie kann sich kein Fleisch leisten preise sowie die Spekulationen mit Nahrungsmitteln als – nicht einmal im Jahr. Ursachen. Die Weizenpreise verdoppelten sich damals und die ohnehin „armen Bevölkerungsgruppen“ konnten sich im Felicitas Schneider vom Institut für Abfallwirtschaft aus Gefolge dessen keine ausreichende Lebensmittelversorgung Wien, äußert sich zum Wegwerfen von Lebensmitteln in mehr leisten. „Je mehr wir wegwerfen, umso höher wird der Privathaushalten. Für Deutschland sind noch keine Zahlen Preis.“ Somit trage unser Wegwerfen – nicht direkt, aber über die Preissignale – eben doch zum Hunger in der Welt bei. So würden, rein rechnerisch betrachtet, die in Europa und Nordamerika weggeworfenen Lebensmittel drei Mal aus- reichen, um alle Hungernden auf der Welt zu ernähren. © EZEF – www.ezef.de
  • 5. Würdigung und Kritik Essen im Eimer Die große Lebensmittel- verschwendung Anhand des Films kann eine erste Sensibilisierung für die Thematik erfolgen. Denn das Ausmaß der Lebensmittelver- schwendung wird im Film eindrücklich verdeutlicht. Kaum bekannte Fakten wie die Informationen über die nur weni- gen gesetzlichen Vorgaben hinsichtlich der Mindesthaltbar- keit werden verständlich erklärt und die Interessen des Lebensmittelhandels verdeutlicht. Die vielen persönlichen Interviews aus den verschiedenen Bereichen zeichnen den Film aus. Auch vielen der Interviewten, die sich nicht ex- plizit äußern, ist ihr innerer Zwiespalt anzumerken, dass sie ethische Vorbehalte dagegen haben, was sie z.B. in den Supermärkten zu tun gezwungen sind. Hier kann auch die unmittelbare Beschäftigung mit dem Film ansetzen: der Film löst im positiven Sinne emotionale Reaktionen aus – sei es moralische Empörung oder auch nur Erstaunen über das Ausmaß der Verschwendung. Über die unmittelbare Darstellung hinaus bietet der Film Gerade in der Arbeit mit Jugendlichen sollte – ausgehend damit aber auch einen Einstieg in eine vertiefende Beschäfti- von der zu erwartenden unmittelbaren Betroffenheit – ein gung mit stärker entwicklungspolitisch ausgerichteten, bzw. globaler Zusammenhang explizit erarbeitet werden. Ge- ethisch orientierten Fragestellungen nach einem angemes- eignet wäre hierzu die Beschäftigung mit dem Ökologischen senen Umgang mit den elementarsten Mitteln zum Leben: Fußabdruck. Anhand eines Vergleiches der vorhandenen den Lebensmitteln. ökologischen Ressourcen mit dem Umweltverbrauch wird So wird der Zusammenhang zwischen Hunger und Überfluss deutlich, dass jede Verschwendung von Wasser, Land, im Film durch das Interview mit Prof. Joachim von Braun Energie oder Atmosphäre nicht verantwortbar ist. Diese (Zentrum für Entwicklungsforschung der Universität Bonn) Zusammenhänge mit dem Alltag und auch den Konsum- hergestellt, indem er den Einfluss von hoher Nachfrage auf gewohnheiten von Jugendlichen zu verbinden, bzw. zu die Preise und deren Auswirkungen auf die Situation in Ent- hinterfragen, zeichnet den Film aus. Über die Motivation wicklungsländern nennt, die Getreide importieren müssen. hinaus, sich genauer mit diesem Thema zu beschäftigen, bietet er auch Stoff bei der Suche nach Alternativen zur schlechten Praxis. So benennt der Film mit dem Beispiel solidarischer Landwirtschaft in den USA eine von bewussten VerbraucherInnen geschaffene Alternative. Als Form des Protests wie auch als konkrete Möglichkeit, die Schäden des verschwenderischen Umgangs mit Lebensmitteln zu mindern, wird im Film das „Containern“ gezeigt. Auch die bereits in vielen Städten etablierten „Tafeln“ werden als Teilverwerter aussortierter Lebensmittel vorgestellt. In der Beschäftigung mit dem Thema können aber auch noch wei- tere Lösungsmöglichkeiten diskutiert werden, die sowohl persönliche Optionen – gezielt einkaufen, regionale und saisonale Produkte wählen, Restekochen, Reduzierung des Fleisch- und Zuckerkonsums) – berücksichtigen, als auch Erweitert werden könnte diese Thematik durch die Beschäf- politische Gegebenheiten; so die Aufhebung von Lebens- tigung mit anderen Bereichen, wo eine „indirekte Ver- mittelnormierungen, staatlich festgelegte Verfallsdaten, schwendung“ von Lebensmitteln die Ernährungssicherheit Förderung ökologischer Landwirtschaft, Landvergabe nach gefährden kann, etwa bei der Nutzung von Ackerland für internationalen Standards. Hinzu kommen Möglichkeiten, Futtermittel oder Agro-treibstoffe. Des Weiteren könnte bei die sich Akteuren in der Ernährungswirtschaft bieten und der Auseinandersetzung mit dem Themenkomplex „Hunger“ die sich am ehesten in Berufsschulen oder mit speziellen reflektiert werden, welche sonstigen Faktoren Hunger mit Zielgruppen thematisieren lassen – so etwa die Optimierung verursachen (Vernachlässigung kleinbäuerlicher Landwirt- der Logistik, Rabattverkauf statt Entsorgung, flexiblere schaft, fehlende Ernährungssouveränität, Export-Dumping, Portionierung durch Verzicht auf Verpackung etc. Missernten auch in Folge von Klimaveränderungen). © EZEF – www.ezef.de
  • 6. Hintergrundinformationen Essen im Eimer Die große Lebensmittel- verschwendung Essen im Eimer: Nahrungsmittelverschwendung bei werden diese gar nicht erst geerntet, Mengen werden zurückgehalten oder sie werden nicht ausgeliefert. Weitere uns in Europa* Gründe sind eine fehlende Infrastruktur, Lagerüberschüsse, Fehletikettierungen, die Einhaltung bestimmter Vermark- Bis Ende 2011 will das Bundesministerium für Ernährung tungsnormen (Vorgaben in Bezug auf Größe und Aussehen, und Landwirtschaft verlässliche wissenschaftliche Informa- interne Qualitätskriterien), die nicht erfüllt wurden; Beschä- tionen über die Gesamtmenge an Nahrungsmitteln, die in digung der Ware beim Transport, das Aussortieren von Deutschland auf dem Müll landen, vorlegen. Bisher liegen Saisonartikeln und der Wechsel des Sortiments. verlässliche Zahlen nur aus Österreich und England vor. An allen Punkten der Wertschöpfungskette werden Lebens- Umfragen bei deutschen Haushalten ergaben, dass pro Per- mittel entsorgt: bei der landwirtschaftlichen Produktion, der son jährlich Nahrungsmittel im Wert von 300 Euro wegge- Direktvermarktung, in der Lebensmittelindustrie, im Groß- worfen werden. Viele der weggeworfenen Lebensmittel und Einzelhandel sowie in der Gastronomie und beim End- stammen aus Privathaushalten und sind oft noch original- verbraucher. Problematisch sind dabei nicht Abfälle wie z. B. verpackt. Fleischknochen oder Obstschalen, sondern das Wegwerfen Eine Forsa-Umfrage des Bundesverbraucherministeriums von Lebensmitteln, die zum Zeitpunkt ihrer Entsorgung liefert erste Erkenntnisse über das Wegwerfverhalten deut- noch uneingeschränkt genießbar sind oder die bei rechtzei- scher Konsumenten: tiger Verwendung genießbar gewesen wären, welche jedoch aus verschiedenen Gründen nicht marktgängig sind (nach Rund 84 % der Deutschen werfen Lebensmittel weg, Einschätzung von Produzenten, Industrie oder Handel), bzw. weil das Haltbarkeitsdatum abgelaufen oder die Ware die aus unterschiedlichen Gründen nicht konsumiert und verdorben ist. daher in den Haushalten „entsorgt“ werden. 19 %nennen zu große Packungen als Hauptgrund. Die Gründe für die Entsorgung von Lebensmitteln in der Produktion und in der Industrie sind vielfältig: Oftmals wird 16 % der Bürger werfen Lebensmittel weg, weil sie zu viel produziert. Zusammen mit einer Marktsituation, in ihnen nicht schmecken. der die Preise für bestimmte Agrarprodukte niedrig sind, Rund ein Viertel gibt an, zu viel gekauft zu haben. In der Umfrage geben 58 % an, dass in ihrem Haushalt regelmäßig Lebensmittel weggeworfen werden. 69 % der Bürger haben beim Wegwerfen von Lebensmitteln ein schlechtes Gewissen. Nahrungsmittelverschwendung weltweit ** 1,3 Millarden Tonnen, etwa ein Drittel aller Lebensmittel, werden weltweit nicht gegessen. Sie gehen entweder nach der Ernte verloren oder werden weggeworfen. Das ist eine Verschwendung von natürlichen Ressourcen, von Land, Wasser und Energie, die für ihre Herstellung aufgewendet werden müssen, urteilt die Welternährungsorganisation FAO in ihrem Bericht „Global Food Losses & Food Waste“ im Mai 2011. Die Studie unterscheidet zwischen den Verlusten, die bei der Ernte, bei der Lagerung und der Verarbeitung vor allem in Entwicklungsländern auftreten und der Verschwen- dung durch Wegwerfen von Nahrungsmitteln, die vor allem in den Industrieländern vorherrschen. Die Menge ist in etwa gleich hoch: 670 bzw. 630 Millionen Tonnen. * Vortrag von Felicitas Schneider „Lebensmittelabfälle: Ausmaß, ** FAO Swedish Institute for Food and Biotechnology: ”Global Food Ursachen, Folgen,Vermeidung“ bei dem Fachgespräch der GIZ Losses and Food Waste”, 2011 „Nachhaltiger Konsum und Ernährungssicherheit“ am 5.10.2010 © EZEF – www.ezef.de
  • 7. Hintergrundinformationen Inhalt Essen im Eimer Die große Lebensmittel- verschwendung Allerdings zeigt die Studie auch, dass die reichen Länder in genug Geld haben, um sich Lebensmittel zu kaufen. Dies ist den Bereichen Handel, Verarbeitung, Gastronomie und umso mehr der Fall, wenn die Preise stark steigen. Privathaushalte so viel wegwerfen (222 Millionen Tonnen), wie den Ländern Afrikas südlich der Sahara insgesamt an Gegenwärtig leiden von den 7 Milliarden Menschen, die Nahrungsmitteln zur Verfügung stehen (230 Millionen heute auf der Erde leben, fast eine Milliarde an Hunger. Tonnen). Bis 2050 wird die Weltbevölkerung auf 9,2 Milliarden Pro Kopf werden nach ihrer Berechnung in Europa und den Menschen anwachsen. Dieser Bevölkerungszuwachs wird USA jährlich 95 bis 115 kg Lebensmittel pro Kopf ver- ausschließlich in den Entwicklungsländern stattfinden. Um schwendet, in Afrika und Südostasien dagegen nur 6 bis 11 diese vielen Menschen satt zu bekommen, muss die welt- kg. weite Lebensmittelproduktion nahezu verdoppelt werden. Europa ist Nettoimporteur von virtuellem Land und Wasser. Die Produkte, die wir importieren, belegen in den Anbau- ländern Ackerböden und werden dort mit Wasser versorgt. Somit nimmt die EU fast 35 Mio. ha Land in anderen Ländern in Anspruch. Das entspricht in etwa der gesamten Fläche Deutschlands. Großflächige Investitionen im Agrarbereich sind ein altes Problem in ganz neuer Dimension. 80 Mio Hektar Land sollen seit 2009 vertraglich vergeben oder verhandelt wor- den sein. Anstatt Nahrungsmittel für die lokale Bevölkerung bauen große Konzerne auf großen Plantagen Nahrungs- mittel, Agrartreibstoffe oder Futtermittel für den Export an. Die Zivilgesellschaft bezeichnet dies oft als Land Grabbing. Die Finanzmärkte bestimmen immer mehr die Preise von Das Ziel: Weniger – anders – besser Agrarrohstoffen und damit auch von Nahrungsmitteln. Spekulationen mit Agrarrohstoffen sind für die starken Preis- „Zukunftsfähig wirtschaften bedeutet: Wir müssen unseren sprünge der letzten Jahre mitverantwortlich. Sie führen aber Kindern und Enkelkindern ein intaktes ökologisches, sozia- auch zu der hohen Preisvolatilität in den letzten Jahren. Dies les und ökonomisches Gefüge hinterlassen. Das eine ist ohne betrifft v.a. KonsumentInnen in den Städten, aber auch das andere nicht zu haben.“ So formuliert der Rat für Nach- bäuerliche Familien, die ebenfalls einen Großteil ihrer Nah- haltige Entwicklung der Bundesregierung die Zukunftsauf- rungsmittel einkaufen. Die Weltbank schätzt, dass allein seit gabe unserer Gesellschaft. Das gilt auch für den Ernährungs- Juni 2010 44 Millionen in die Armut getrieben wurden. bereich. Es ist notwendig, bei uns die Ess- und Konsum- gewohnheiten zu ändern. Denn unsere enorme Verschwen- Mit der Reduzierung der Verschwendung von Nahrungs- dung und unser hoher Fleischkonsum tragen zur Landknapp- mitteln in der ganzen Wertschöpfungskette könnten der heit und damit auch zu Hunger in Entwicklungsländern bei. Intensivierungsdruck auf die Flächen, der Ressourcen- verbrauch und die Treibhausgasemissionen sinken. Ein Ausrichten der Politik auf Ernährungssouveränität be- Verschwendung und Welthunger deutet, dass in Entwicklungsländern der Nahrungsmittel- anbau der eigenen Bevölkerung Vorrang vor Exportförderung „Es ist genug für alle da“, ist das Motto der Aktion Brot für erhält und die Bauern vor unfairer Konkurrenz der Billig- die Welt. Wie also hängt dann Hunger und Verschwendung importe auf ihren Märkten geschützt werden. zusammen? Dazu einige Fakten: Weltweit werden genügend Nahrungsmittel produziert. Aber nicht alle Menschen haben Zugang zu ausreichend Nahrungsmitteln: Hunger leiden jene Menschen, die nicht © EZEF – www.ezef.de
  • 8. Didaktische Anregungen und Ideen Inhalt Essen im Eimer für die Arbeit zum Thema Die große Lebensmittel- verschwendung Der Film eignet sich für die unterschiedlichsten Zielgruppen: für die schulische Bildung in den Fächern Religion, Ethik; für den Fachunterricht in ernährungswissenschaftlich aus- gerichteten Schulen (Ernährungslehre, Gesundheit) oder für die berufliche Bildung (Berufsfelder: Lebensmittel-Einzel- handel, bzw. speziell Bäcker, Metzger, Gärtner). In der außerschulischen Bildungsarbeit schon für Konfirmanden- gruppen, freie Jugendgruppen, aber auch für Seminare, Aktionsgruppen etc. Die Arbeit zum Thema Lebensmittelverschwendung lässt sich gut mit praktischen Aktionen, Exkursionen und Pro- jekten verbinden. Denn Ernährung gehört zur alltäglichen Lebensrealität und Essen ist eine existentielle Erfahrung – dazu bietet auch der Film unmittelbar verschiedene Anre- gungen. Wichtig ist dabei, immer zuerst die unmittelbaren Erfah- rungen der jeweiligen Lerngruppe mit der Thematik aufzu- greifen. Macht der Film sprachlos, wütend oder was sonst? Was fällt den ZuschauerInnen selbst zu dieser Thematik ein, was im Film nicht thematisiert wird? Wo hatten Zuschauer- Innen schon mal ein schlechtes Gewissen beim Wegwerfen Restekochen veranstalten: von Lebensmitteln? Wie reagieren ZuschauerInnen, wie reagierte die Öffentlichkeit auf Fälle, bei denen Angestellte Alle bringen mit, was im eigenen Kühlschrank übrig ist und entlassen oder abgemahnt wurden, weil sie eine Maultasche möglicherweise keine Verwendung mehr fände. Dann ist oder ein Brötchen „mitgenommen“ und konsumiert haben, Kreativität gefragt. Aus den Resten kann ein kleines Buffet das andernfalls weggeworfen worden wäre? für die Gruppe entstehen. Alternativ kann die Gruppe auch in Kooperation mit einem Supermarkt dort weggeworfene Lebensmittel organisieren. Regional-Saisonal-Veggie: Gemeinsam Essen zubereiten macht Spaß und ist eine viel- seitige Lernerfahrung. Dafür können saisonale Produkte aus der Region verwendet und leckere vegetarische Rezepte ausprobiert werden. Ein solches gemeinsames Koch- und Esserlebnis ist eine gute Grundlage, um zu thematisieren, inwiefern die Verwendung regionaler, saisonaler und vege- tarischer Lebensmittel helfen kann, die Verschwendung zu vermeiden. Lebensmittelkooperative und Bauernhof: Insbesondere für Stadtbewohner kann der Besuch eines landwirtschaftlichen Betriebes, etwa bei der Ernte, eine spannende Erfahrung sein und Gelegenheit bieten, mit Land- wirten über das Thema zu sprechen. Beim Besuch einer Lebensmittelkooperative kann recherchiert werden, inwie- weit es solchen Kooperativen gelingt, Verluste zu vermeiden. © EZEF – www.ezef.de
  • 9. Medien- und Materialhinweise Essen im Eimer Die große Lebensmittel- verschwendung Bücher und Broschüren Die Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik der Europäischen Union 2013 Die Essensvernichter – Warum die Hälfte aller Lebens- Entwicklungspolitische Beiträge zur Stärkung der internatio- mittel im Müll landet und wer dafür verantwortlich ist nalen Verantwortung europäischer Landwirtschaftspolitik, (das Buch zum Film) Stefan Kreutzberger, Valentin Thurn, 2011; Köln 2011, Verlag Kiepenheuer & Witsch www.eed.de/de/de.col/de.sub.19/de.sub.pub/de.pub.de.4 ISBN: 978-3-462-04349-5 59/index.html Die Einkaufsrevolution – Nahrung: Eine globale Zukunftsfrage Konsumenten entdecken ihre Macht Die Broschüre informiert über den Zusammenhang von Tanja Busse; Karl Blessing Verlag, München 2006 Ernährung und Konsum bei uns und Ernährungsunsicherheit in Entwicklungsländern. Entwicklung anders lernen www.brot-fuer-die-welt.de/ernaehrung/ 4500_4672_DEU_HTML.php Unterrichtsmaterialien zum Globalen Lernen in der Sekundarstufe Hrsg. Brot für die Welt, Welthungerhilfe, Kindernothilfe, Wenn das Land knapp wird … Misereor, Welthaus Bielefeld; Kap. 1, S. 11 ff: Sag mir, wie Die Broschüre informiert an konkreten Beispielen, wie unser du frühstückst; Bezug: Herausgeber, Adressen s.u. Hunger nach Energie und Fleisch zu Ernährungsunsicherheit im Süden beiträgt. www.brot-fuer-die-welt.de/ernaehrung/ Handbuch Welternährung 4500_9333_DEU_HTML.php Lioba Weingärtner und Claudia Trentmann, , Hrsg. Deutsche Welthungerhilfe e.V., Campus-Verlag Frankfurt, New York Mach mal Zukunft! 2011, ISBN 978-3-593-39354-4 Eine Aktionsmappe für die Jugendarbeit zur Studie „Zukunftsfähiges Deutschland“ (mehrere Themenhefte, u.a. Für die Tonne – Wie wir unsere Lebensmittel zu Ernährung) verschwenden www.eed.de/fix/files/doc/ Tristram Stuart, Artemis & Winkler Verlag, 2011 EED_BfdW_Jugend_Zukunft_gesamt_09_web.pdf Global Food Losses and Food Waste Schmeckt’s? FAO Swedish Institute for Food and Biotechnology, Studie in Alles übers Essen Englisch, 2011; Download: www.brot-fuer-die-welt.de/shop (Art.Nr.: 110 105 060) www.fao.org/fileadmin/user_upload/ags/publications/ GFL_web.pdf „Hunger im Überfluss: Neue Strategien gegen Materialien der Welthungerhilfe: Unterernährung und Armut – Zur Lage der Welt“ (Adresse siehe folgende Seite) Worldwatch Institute (Hg.) 2011 WELTHUNGER-INDEX Herausforderung Hunger: „Der Futtermittel Blues“ Die Chance der ersten 1000 Tage Herausgeber: Forum für internationale Agrarpolitik e.V. Hrsg. IFPRI, Washington; CONCERN, Dublin; Welthunger- (Agrar Koordination) hilfe, Bonn 2010; www.welthungerhilfe.de/whi2010.html Download oder Bestellung: www.agrarkoordination.de Weltkarte Welternährung Welthungerhilfe in Kooperation mit dem Klett-Perthes-Verlag Materialien von Evangelischer Entwicklungsdienst Die Bioenergien, die Klimakrise und der Hunger und Brot für die Welt: Hrsg. Verband Entwicklungspolitik in Kooperation mit (Adresse s.u. Links) Welthungerhilfe und Welthaus Bielefeld; Unterrichtsmate- rialien und eine Quiz-CD-ROM für die Sekundarstufen I und Lebensmittelkarte II; Preis: 5 Euro freiwillige Schutzgebühr Nachdruck einer Lebensmittelkarte aus dem Jahr 1946. www.brot-fuer-die-welt.de/ shop (Art.Nr.: 113 102 080) Projekt WeltFrühstück Ideen, Aktionen und Unterrichtsdokumentationen rund um Frühstückskulturen der Welt Unter: www.welthungerhilfe.de/weltfruehstueck.html © EZEF – www.ezef.de
  • 10. Filme zum Thema / Adressen / Links Essen im Eimer Die große Lebensmittel- verschwendung Taste the Waste Welthungerhilfe: Valentin Thurn, Deutschland 2011, 90 Min.; Zentrale Informationsstelle, Friedrich-Ebert-Str. 1, Hintergrundinformation zum Film „Taste the Waste“ und 53173 Bonn, Tel.: 0228-2288-454 oder -127 auch “Essen im Eimer“: www.welthungerhilfe.de www.tastethewaste.com Evangelisches Zentrum für entwicklungsbezogene Alptraum im Fischerboot. Afrikas Flüchtlinge und Filmarbeit Europas Fischereipolitik Kniebisstrasse 29, 70188 Stuttgart, Tel.: 0711-2847243 Klaus Martens, Michael Grytz, Deutschland 2007, www.ezef.de Dokumentarfilm, 60 min., DVD; Teil der DVD „Unterwegs in die Zukunft – Filme zum Themenschwerpunkt Kampagne des Bundesministerium für Ernährung Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt“ Landwirtschaft und Verbraucherschutz „Jedes Mahl Bezug: www.ezef.de wertvoll“: www.bmelv.de/jedes-mahl-wertvoll Hunger Marcus Vetter, Karin Steinberger, Deutschland, 2010, Informationen von aid infodienst; Ernährung, Dokumentarfilm, 90 min., Doppel-DVD (Film und Bildungs- Landwirtschaft, Verbraucherschutz e.V: material) www.was-wir-essen.de/einkauf/ Bezug: www.ezef.de keine_lebensmittel_in_den_muell.php Kein Brot für Öl – Der Biosprit-Boom in Kolumbien Kampagne für Ernährungssicherheit „Niemand isst für Renate Werner, Deutschland 2009, 30 Min., Dokumentar- sich allein“ von Brot für die Welt: film, 30 min., DVD; Teil der DVD „Unterwegs in die www.brot-fuer-die-welt.de/ernaehrung Zukunft – Filme zum Themenschwerpunkt Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt“ Kongress Safe Food/ 16.–17. Mai 2011 in Düsseldorf: Bezug: www.ezef.de www.save-food.org/ Good Food – Bad Food Weltagrarbericht: Coline Serreau, Frankreich 2009, Dokumentarfilm, 113 www.Weltagrarbericht.de Min., DVD www.goodfood-badfood.de Lebensmittelkooperativen: www.coops.bombina.net/wiki/Hauptseite We feed the World Erwin Wagenhofer, Österreich 2005, Dokumentarfilm, 96 Containern: Min., DVD www.trashwiki.org www.we-feed-the-world.at Portalseite des Bundesverbandes Deutsche Tafel e.V.: www.tafel.de Adressen und Links: Hintergrundsinformation zum Film „Essen im Eimer“ und auch „Taste the Waste“: www.tastethewaste.com Brot für die Welt: Stafflenbergstr. 76, 70184 Stuttgart, Tel.: 0711-2159-0, AutorInnen des Begleitmaterials www.brot-fuer-die-welt.de und der folgenden Arbeitsmaterialien: Carolin Callenius, Johannes Küstner, Karen Neumeyer Evangelischer Entwicklungsdienst: Ulrich-von-Hassell-Straße 76, 53123 Bonn-Hardtberg, Tel.: 0228 81 01-0 www.eed.de dort die Rubrik: Lobby + Advocacy wählen Stichworte: Welthandel, Ländliche Entwicklung, Klima und Energie © EZEF – www.ezef.de
  • 11. Arbeitsmaterialien M1 Wo passiert Lebensmittelverschwendung? Essen im Eimer Die große Lebensmittel- verschwendung Der Film zeigt die Verluste in der gesamten Produktionskette: vom Überlegt, wer die jeweiligen Verbesserungsvorschläge um- Anbau auf dem Feld, über Transport, Verarbeitung und Vermark- setzen kann (Landwirte, Logistikunternehmen, Politiker, tung in Groß- und Supermärkten bis hin zu den Endverbraucher- VerbraucherInnen). Innen. Es gibt noch keine Untersuchungen, die nachweisen, wie viel Tragt zusammen, welche Gründe für Lebensmittelverluste es Verluste in den verschiedenen Stufen in Deutschland genau in den verschiedenen Stufen gibt (linke Spalte). anfallen. Schätzungen gehen davon aus, dass die Verluste in Industrieländern etwa zu je einem Drittel in der Landwirt- Sammelt dann Vorschläge, wie Verluste und Verschwendung schaft, bei Transport/Verarbeitung/Handel und bei den zu vermeiden sind. Welche Möglichkeiten nennt der Film? VerbraucherInnen anfallen. Welche Zahlen nennt der Film? Welche weiteren Möglichkeiten fallen euch ein? Gründe für Verluste Landwirtschaftliche Verbesserungsmöglichkeiten Produktion Gründe für Verluste Lagerung Verbesserungsmöglichkeiten und Transport Gründe für Verluste Verarbeitung Verbesserungsmöglichkeiten und Verpackung Gründe für Verluste Großhandel Verbesserungsmöglichkeiten und Supermärkte Gründe für Verluste Haushalt Verbesserungsmöglichkeiten © EZEF – www.ezef.de
  • 12. Arbeitsmaterialien M 2 Lebensmittel im Haushaltsmüll Essen im Eimer Die große Lebensmittel- M 3 Lebensmittel im Supermarktmüll verschwendung M 2 Lebensmittel im Haushaltsmüll Für Deutschland gibt es noch keine genauen Untersuchungen, wie viel Lebensmittel genau im Haushaltsmüll landen. In Österreich sind es in jedem Haushalt 6 bis 12 Prozent der gekauften Lebensmittel, die großteils noch ungeöffnet weggeworfen werden. Weitere 3 bis 6 Prozent der Lebensmittel werden als Speisereste weggeworfen. Der Wert der weggeworfenen Lebensmittel beläuft sich jährlich auf 400 Euro pro Haushalt. In Deutschland landen Schätzungen zufolge jährlich bis zu 20 Millionen Tonnen Nahrungsmittel auf dem Müll. Damit wirft der Durchschnittskonsument in Deutschland derzeit jedes Jahr Lebensmittel für ca. 300 Euro weg. Untersucht den Abfall in eurem Haushalt eine Woche lang. Welche Lebensmittel befinden sich darin? Versucht eine Woche lang, möglichst wenig Lebensmittel wegzuwerfen. Dokumentiert eure Erfahrung und tauscht euch darüber aus. Welche Abfälle lassen sich leicht vermeiden? Was würdest du mit 300 Euro machen, wenn sie nicht für weggeworfene Lebensmittel ausgegeben werden müssten? Welche Lebensmittel landen in der Schule im Müll? Wie könnte das vermieden werden? M 3 Lebensmittel im Supermarktmüll Es gibt Menschen, die das Wegwerfen von genießbaren Lebensmitteln in den Supermärkten nicht hinnehmen wollen. Sie holen Lebensmittel für den eigenen Bedarf aus den Müllcontainern der Supermärkte. Das sogenannte „Containern“ ist illegal, denn auch im Müll sind die Lebensmittel noch Eigentum des Supermarktes. Menschen, die beim „Containern“ erwischt wurden, sind bislang noch fast nie angeklagt worden. Einige Male sind Anklagen wegen öffentlichen Protests wieder zurückgezogen worden. Allerdings erschweren viele Supermärkte den Zugang zu ihren Mülltonnen. Diskutiert darüber, ob man „Containern“ legalisieren sollte. Was spricht dafür? Was spricht dagegen? Welche Möglichkeiten gäbe es, das Wegwerfen genießbarer Lebensmittel im Supermarkt zu vermeiden? Unterscheidet dabei zwischen Lebensmittelunternehmen, Handel, Logistik, Politik und VerbraucherInnen. Was hätte es für Auswirkungen für die VerbraucherInnen, wenn man Lebensmittelverschwendung in Supermärkten weitestgehend vermeiden würde? © EZEF – www.ezef.de
  • 13. Arbeitsmaterialien Inhalt verheizen M 4 Brot Essen im Eimer Die große Lebensmittel- M 5 Wertschätzung von Lebensmitteln verschwendung M 4 Brot verheizen In Bäckereien wandert rund 20 Prozent der gesamten Produktion in den Müll. Im Film stellt Roland Schüren, ein Bäcker aus Hilden, seine Resteverwertung vor. Er mischt die geschredderten Brote mit Holzpellets und beheizt damit seine Öfen. Roland Schüren sagt: „Wenn alle Bäcker in Deutschland das so ähnlich machen würden wie wir mit dem Verhältnis der Heizung, könnte man sich ein ganzes Atomkraftwerk sparen.“ Schauen Sie sich die Filmsequenz (23:00 – 25:40) ggf. noch einmal gemeinsam an. Ist diese Form der Resteverwertung sinnvoll? Wie ist die Klimabilanz dieser Heizmethode im Vergleich zum Heizen mit Holzpellets einzuschätzen? Wie wäre die Überschussproduktion in Bäckereien vermeidbar? M 5 Wertschätzung von Lebensmitteln Über das Wegwerfen von Lebensmitteln wird oft gar nicht nachgedacht. Der Eindruck, dass Lebensmittel scheinbar im Überfluss vorhanden sind, macht viele gleichgültig. Auch sind unsere Lebensmittel gemessen am verfügbaren Einkommen immer billiger geworden. Heute geben wir nur noch etwas über zehn Prozent unseres Einkommens für Lebensmittel aus. In den sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts waren es noch 40 Prozent. Warum fällt es älteren Menschen, insbesondere der Nachkriegsgeneration, meist schwerer Lebensmittel wegzuwerfen als jüngeren Leuten? Habt ihr FreundInnen, die auf einem Bauernhof leben? Denkt ihr, dass Menschen auf dem Land eine andere Einstellung zu Lebensmitteln haben als Stadtbewohner? Wer ist in einem anderen Land geboren und/oder aufgewachsen? Meint ihr, ihr habt eine andere Einstellung zu Lebensmitteln als Menschen, die in Deutschland aufgewachsen sind? Warum? Habt ihr schon einmal erlebt, wie Menschen im Müll nach Lebensmitteln suchen? Wie geht es euch damit? Tipp: Bei „Brot für die Welt“ können Sie Lebensmittelkarten aus dem Jahr 1946 bestellen. Mithilfe dieser Bezugskarten kann die Bedeutung und der Wert von Lebensmitteln in der Nachkriegszeit im Vergleich zu heute gemeinsam erarbeitet werden. © EZEF – www.ezef.de
  • 14. Arbeitsmaterialien Inhalt M 6 Begrenzte Ressourcen Essen im Eimer Die große Lebensmittel- M 7 Ursachen für Hunger verschwendung M 6 Begrenzte Ressourcen Die Natur stellt uns alles zur Verfügung, was wir zum Leben brauchen. Der „Ökologische Fußabdruck“ übersetzt den Naturverbrauch in Fläche (globale Hektar = gha). So kann man gut vergleichen, wie viel Fläche eigentlich verfügbar ist, wie viel wir schon nutzen und auch, wer wie viel verbraucht. Errechne auf www.footprint-deutschland.de deinen persönlichen ökologischen Fußabdruck und übertrage das Ergebnis. Dein Fußabdruck (in gha): Wohnen und Energie Konsum Ernährung Verkehr % % % % In Deutschland beträgt der durchschnittliche ökologische Fußabdruck pro Kopf 5,1 gha. In Indien hingegen sind es nur 0,9 gha, in Tansania 1,2 gha und in Südafrika 2,3 gha. Bei der momentanen Weltbevölkerung stünden für jeden Erdenbürger 1,8 gha zur Verfügung. Tatsächlich ist der weltweite Durchschnitt pro Kopf jedoch schon bei 2,6 gha. Das heißt wir verbrauchen mehr, als die Natur regenerieren kann. Was bedeutet das für den Umgang mit natürlichen Ressourcen? Welche ökologischen Ressourcen benötigen wir für die Erzeugung von Lebensmitteln? Wie ist vor diesem Hintergrund die Verschwendung von Lebensmitteln zu beurteilen? Bei der notwendigen Verkleinerung unseres ökologischen Fußabdruckes sind Veränderungen in allen Bereichen erforderlich (Wohnen, Konsum, Ernährung, Verkehr). Wie schwierig ist die Vermeidung von Lebensmittelverschwendung im Vergleich zu anderen notwendigen Veränderungen? M 7 Ursachen für Hunger Etwa eine Milliarde Menschen auf der Welt haben keine ausreichende Kalorienversorgung. Im Film erklärt Prof. Joachim von Braun den Einfluss von hoher Nachfrage auf die Preise und deren mögliche Auswirkungen auf die Situation in Entwicklungsländern, die beispielsweise Getreide importieren müssen. Schauen Sie sich die Filmsequenz (26:10 – 28:02) ggf. noch einmal gemeinsam an. Gibt es neben dem Wegwerfen von Lebensmitteln auch Formen der „indirekten Verschwendung“ von Lebensmitteln, die z.B. durch knapper werdendes Ackerland die Ernährungssicherheit gefährden? Welche weiteren Ursachen hat Hunger? © EZEF – www.ezef.de
  • 15. Arbeitsmaterialien Inhalt Fleisch Verschwendung? M 8 Ist Essen im Eimer Die große Lebensmittel- M 9 Trog, Tank oder Teller? verschwendung M 8 Ist Fleisch Verschwendung? Im Jahr 2010 wurden in Deutschland 8,1 Milliarden Kilogramm Fleisch und Geflügel geschlachtet. Dabei ist die Erzeugung von Fleisch sehr aufwendig. In der ökolo- gischen Landwirtschaft liegen die Dinge etwas anders. Doch der Großteil der in Deutschland geschlachteten Tiere kommt aus der Massentierhaltung. Dort benötigen die Tiere viel Futtermittel, das extra angebaut werden muss. 2010 wurden 25,7 Milliarden Kilogramm der deutschen Getreide- erzeugung an Tiere verfüttert. Das entspricht mehr als der Hälfte der gesamten Getreideerzeugung und ist 2,7 mal so viel wie für direkte Nahrung verwendet wurde. Außerdem wurden 7,2 Milliarden Kilogramm Futtermittel und 2,6 Milliarden Kilogramm Fleisch und Geflügel von außerhalb Deutschlands eingeführt. (Zahlen aus den Statistischen Monatsberichten des BMELV) (Graphik rechts aus: R. H. Strahm, Überentwicklung – Unterentwicklung, nach FAO/Heierli, Laetare-Verlag, Stein 1982) Ist die Erzeugung von tierischen Produkten als Verschwendung anzusehen? Welche Vor- und Nachteile hat es für Entwicklungsländer, Futtermittel anzubauen und zu exportieren? Warum steigt trotz der Ineffizienz tierischer Ernährung weltweit die Fleischproduktion? Welche Auswirkungen hätte eine Reduzierung der Fleischproduktion auf die in Deutschland benötigten landwirtschaftlichen Nutzflächen? M 9 Trog, Tank oder Teller? „Wenn wir den Fleischkonsum in den reichen Ländern reduzieren, ihn weltweit bis 2050 auf einem Pro-Kopf-Verbrauch auf dem Niveau von 2000 festschreiben, also auf jährliche 37,4 kg pro Kopf, dann könnten ungefähr 400 Millionen Tonnen Getreide für die mensch- liche Ernährung freigesetzt werden. Das ist genug, um 1,2 Milliarden Menschen ausreichend mit Kalorien zu versorgen.“ (Olivier de Schutter, UN-Sonderberichterstatter zum Recht auf Nahrung) Ist die von Olivier de Schutter beschriebene Option umsetzbar? Was müsste dafür in Deutschland passieren? Welche Rolle spielt die angestrebte Ausweitung der Agrotreibstoffproduktion für die Ernährungssicherheit? (Quelle:FAO Food Outlook Global Market Analysis 2009) © EZEF – www.ezef.de
  • 16. Arbeitsmaterialien InhaltExportieren als Alternative zum Wegwerfen? M 10 Essen im Eimer Die große Lebensmittel- M 11 Bio-fair statt Müll verschwendung M 10 Exportieren als Alternative zum Wegwerfen? Export von Geflügelfleischresten aus Deutschland in afrikanische Länder Frische Hühnchenbrust wird zu hohen Preisen von etwa fünf bis neun Euro/Kilogramm auf dem deutschen Markt verkauft; darüber 20000 „amortisiert“ sich die Geflügelproduktion. Die restlichen Teile wie 16.000 t Flügel oder Hälse werden gefroren und quasi als Abfallprodukte und 15000 zu Dumpingpreisen von nur 0,70 Euro/Kilogramm exportiert, zum 10000 6.900 t Beispiel nach Kamerun. Dort hat der Beitritt Kameruns zur WTO im 5000 Jahr 1995 eine Senkung der Zölle auf Fleischimporte von 80 auf 20 Prozent bewirkt. In der Folge stiegen die Importe der Geflügel-Abfall- 0 produkte binnen zehn Jahren um das Vierhundertfache an, drei Vier- 2009 2010 tel davon stammten aus der EU. Die Importe haben inzwischen die Kameruner Geflügelproduktion vom Markt verdrängt. Rund 120.000 (EED gemäß Eurostat, April 2011) Arbeitsplätze gingen verloren, und viele Kleinproduzenten und ihre Familien kämpften um ihr Überleben. Die schwer kontrollierbare Kühlkette in den Tropen stellt zudem eine Gesundheitsbedrohung für die Bevölkerung dar; Stichprobenkontrollen zeigten, dass 84 % der untersuchten Hähnchenteile für den menschlichen Verzehr ungeeignet waren. Doch 2004 gelang zum Glück die Wende: Die Kameruner Bürgerrechtsbewegung Association Citoyenne de Défense des Intérêts Collectifs ( ACDIC) startete eine Kampagne gegen die „Hühner des Todes“, die von einem breiten Bündnis von Organisationen in Europa unterstützt wurde. Der Druck auf die Politiker in Kamerun stieg, bis schließlich die Regierung 2005 ein System von höheren Zöllen einführte und die Mehrwertsteuer für die einheimische Geflügelproduktion abschaffte. Heute wird der größte Teil des Kameruner Geflügelbedarfs wieder im eigenen Land erzeugt. Unsicherheit bleibt jedoch, denn die höheren Zölle sind nicht konform mit WTO-Regeln. (BUND, Brot für die Welt, EED (Hg.) 2008: Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt, S. 491) Ist der Export von Fleischresten eine sinnvolle Form der Abfallvermeidung? Welche Alternativen zum Export von Fleischresten gibt es? M 11 Bio-fair statt Müll Im Fairen Handel werden die tatsächlichen sozialen Kosten der Lebensmittelproduktion in den Ländern des Südens berücksichtigt. Landwirte erhalten z.B. für Bananen oder Kakao eine gerechte Bezahlung und Sozialstandards werden genau geprüft. Bei der ökologischen Landwirtschaft werden hochwertige Lebensmittel so erzeugt, dass sie möglichst geringe Umweltbelastungen verursachen. Sowohl „bio“ als auch „fair“ kostet jedoch an der Kasse meistens mehr. Wärst du bereit, nur noch bio-fair einzukaufen? Was hält dich ggfls. davon ab? Würdest du bei den teureren bio-fairen Lebensmitteln stärker darauf achten, Verschwendung zu vermeiden? Kann sich Deine Familie ausschließlich Bio-Lebensmittel leisten? Welche Möglichkeit nennt der Film, Bio-Lebensmittel für alle erschwinglich zu machen? Gibt es solche Initiativen auch in Deutschland? © EZEF – www.ezef.de