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Innovativer Gesundheitstourismus
in Deutschland
Branchenreport „Beherbergung“
Inhaltsverzeichnis


1. Der „Neue Gesundheitstourismus“ im Überblick .............................................................................................. 3

2. Gesundheitstouristische Marktsituation für Beherbergungsanbieter ..........................................................7

3. Handlungshilfen, Erfolgsfaktoren und Impulse für innovative Angebote ................................................11

    3.1 Erfolgsfaktor „Spezialisierung und Profilbildung“ ...................................................................................11

    3.2 Erfolgsfaktor „Managementkompetenz“..................................................................................................15

4. Fazit ........................................................................................................................................................................ 23
Branchenreport „Beherbergung“                                                                                3




1. Der „Neue Gesundheitstourismus“
   im Überblick

 Projekt „Innovativer Gesundheitstourismus in Deutschland“

 Wie sehen erfolgreiche Angebote im Gesundheitstourismus aus? Welche Produktanforderungen müssen
 Anbieter erfüllen? Welche Trends und Neuerungen gibt es, was sind Innovationen und wie lassen sich diese
 umsetzen? Welches sind die Erfolgsstrategien? Diese Fragen standen im Mittelpunkt des vom Deutschen
 Tourismusverband e. V. (DTV) initiierten und vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie geför­
 derten Projektes „Innovativer Gesundheitstourismus in Deutschland“. Über 400 Hinweisen aus einer bundes­
 weiten Veranstaltungsreihe, Experteninterviews und umfassenden Recherchen zu innovativen Ansätzen
 und Best Practices ist der DTV nachgegangen.

 Die Ergebnisse wurden in einem Leitfaden zusammengefasst, der einen umfassenden Überblick zu den
 Projektergebnissen bietet. Vertiefend dazu wurden insgesamt sieben Branchenreports zu verschiedenen
 gesundheitstouristischen Anbietersegmenten verfasst.

 ƒ Alle Informationen zum Projekt, zum Download des Leitfadens und der Branchenreports unter
    www.innovativer­gesundheitstourismus.de oder www.bmwi.de


 Branchenreport „Gesundheitstourismus für Beherbergungsanbieter“

 Ihnen stehen neben dieser Ausgabe mit speziell zugeschnittenen Informationen für Beherbergungs­
 anbieter sechs weitere Branchenreports zu folgenden Themen zur Verfügung: „Flächendestinationen“,
 „Kurorte und Heilbäder“, „Kliniken und Gesundheitszentren“, „Medizintechnik und Kommunikations­
 technologie“, „Städtedestinationen“ und „Gesundheitsregionen und Gesundheitsinitiativen“.

 Neben einer einführenden Beschreibung der Marktsituation mit Blick auf den Status quo und auf zukünftige
 Entwicklungen stehen den interessierten Fachlesern Praxisbeispiele, Checklisten und Handlungsempfehlun­
 gen für die jeweiligen Segmente zur Verfügung. Eine Auswahl innovativer Ansätze, guter Beispiele und
 Hintergründe soll Orientierung bieten, interessante Impulse für die eigene Marktbearbeitung geben und
 wichtige Erfolgsfaktoren aufzeigen.




Neue Nachfrageformen, technischer Fortschritt und       1 Neue Zielgruppen und neue Bedürfnisse
Kooperationen – der Zukunftsmarkt Gesundheits­            durch den demographischen Wandel
tourismus bietet vielfältige Chancen für die Anbieter
aus Tourismus und Gesundheitswirtschaft. Die Markt­     Der demographische Wandel bietet Chancen, erfor­
und Trendforscher bescheinigen dem Gesundheits­         dert aber auch im Gesundheitstourismus ein Umden­
tourismus in den nächsten Jahren einen klaren Be­       ken. Barrierefreiheit und eine medizinisch­therapeu­
deutungszuwachs (vgl. Leitfaden S. 11). Immer mehr      tische Grundsicherung am Urlaubsort sind nur einige
Menschen sind bereit, auch im Urlaub etwas für ihre     Beispiele, um sich auf die älter werdende Zielgruppe
Gesundheit zu tun. Der demographische Wandel,           einzustellen. Aufgrund von Mobilitätseinschränkun­
wachsendes Gesundheitsbewusstsein und Werte­            gen oder chronischen Krankheiten will man in Zu­
wandel, neue Altersanforderungen, Lebensstile, Be­      kunft nicht auf den Urlaub verzichten müssen. Das
dürfnislagen und Indikationen aber auch der Einsatz     heißt spezielle Service­ und Komfortleistungen stellen
neuer Technologien – für Anbieter aus Tourismus         besondere Ansprüche der älteren Zielgruppe dar,
und Gesundheitswirtschaft ergeben sich zahlreiche       die sich in der gesamten Dienstleistungskette wider­
Möglichkeiten der Angebotsgestaltung und Speziali­      spiegeln sollten. Aber auch zielgerichtete Präventi­
sierung. Was sind die wichtigsten Treiber für die       onsangebote für „Better Aging“ und Programme, die
Entwicklung des „Neuen Gesundheitstourismus“?           die besonderen Bedürfnislagen bei alterstypischen
4                                                                            Branchenreport „Beherbergungr“




Erkrankungen in einem urlaubstypischen Ambiente        4 Innovationen und neue Kooperationen
berücksichtigen, haben gute Chancen.                     auf Anbieterseite

Nicht nur ältere Menschen nutzen künftig gesund­       Neue Möglichkeiten können sich zudem durch den
heitstouristische Angebote. Neue Nachfrage ent­        Einsatz neuer Technologien im Gesundheitstouris­
steht mit großer Dynamik auch durch jüngere, mit­      mus ergeben: Präventivdiagnostik mittels Hightech
ten im Arbeitsleben stehende Menschen mit hohen        Check­ups, Einsatz von Telemedizin, Nachbetreuung
Anforderungen im privaten und beruflichen Lebens­      gesundheitstouristischer Aufenthalte am Wohnort.
umfeld. Stressprävention wird gerade für wertschöp­    Angetrieben von der medizinischen und technologi­
fungsstarke und jüngere Nachfragesegmente immer        schen Entwicklung entstehen innovative Angebots­
bedeutsamer.                                           formen. Neue, einfache und preisgünstige Diagno­
                                                       se­ und Behandlungsformen (zum Beispiel mit
2 Gesundheit wird zum Lifestyle                        Einsatz von Sensoren) ermöglichen massentaugliche
                                                       Produkte im Präventionsmarkt. Online­Coaching­
Die Deutschen sind sich zunehmend bewusst, dass        Instrumente ergeben beispielsweise gänzlich neue
sie selbst für ihre Gesundheit verantwortlich sind     Formen des Dialogmarketings und der Kundenbin­
und eine Eigenvorsorge persönlich lohnend ist.         dung. Die Möglichkeiten zum unterstützenden Ein­
Mehr Eigenverantwortung für die Gesundheit ergibt      satz von Telekommunikation bei Präventions­
sich dabei nicht nur aus dem stetigen Rückzug der      angeboten in den Bereichen Stressmanagement,
Sozialversicherungsträger. Immer mehr Menschen         Ernährung oder Bewegung sind noch längst nicht
fördern aktiv eine gesunde Lebensweise – auch im       ausgeschöpft.
Urlaub. „Soft Health“, die Durchdringung gesund­
heitlicher Aspekte in fast allen Wirtschafts­ und      Zukunftsmarkt Gesundheitstourismus –
Lebensbereichen, hält Einzug in den Tourismus. Der     Angebotspotenziale
Wunsch zum Erhalt der physischen und psychischen
Leistungsfähigkeit äußert sich auch in neuen konkre­   Günstige Rahmenbedingungen und neue Nachfra­
ten Produkten, die sich beispielsweise um mentale      gepotenziale bedeuten jedoch nicht automatisches
Gesundheit, Selfness und innere Balance oder Ernäh­    Wachstum. Der Markt steht derzeit an der Schwelle
rungsurlaube drehen. Klassische Erholungsformen        zu einem „Neuen Gesundheitstourismus“, der zu­
wie Wandern und Radfahren werden zudem mit             nehmend an Fahrt gewinnt. Neben selbstzahlerori­
nachweislich gesundheitlichen Mehrwerten aufge­        entierten Angeboten ist vor dem Hintergrund demo­
laden.                                                 graphischer Wandel und Fachkräftemangel auch
                                                       das betriebliche Gesundheitsmanagement als Chan­
3 Neue Rahmenbedingungen durch                         ce für den Gesundheitstourismus zu nennen.
  Öffnung der Marktstrukturen
                                                       Die Ergebnisse des Projektes „Innovativer Gesund­
In der Vergangenheit war der Gesundheitstouris­        heitstourismus in Deutschland“ haben zwar gezeigt:
mus in Deutschland vor allem von kurativen Aufent­     Viele Anbieter und Kooperationen bearbeiten den
halten in prädikatisierten Kurorten und Heilbädern     Markt bereits erfolgreich. Deutlich wurde aber auch,
geprägt. Im Zuge der Veränderungen im Gesund­          dass sich der „Neue Gesundheitstourismus“ insge­
heitswesen haben sich die Rahmenbedingungen            samt noch in einer frühen Marktphase befindet. Tou­
inzwischen aber grundlegend geändert. Durch den        rismus und Gesundheitswirtschaft fangen erst an,
Rückzug der Sozialversicherungsträger werden die       Synergien systematisch zu nutzen.
einstmals marktprägenden, kurfokussierten Anbie­
ter zur Neuausrichtung angeregt. Gleichzeitig wird     Doch in welchen konkreten Bereichen lassen sich ge­
der Weg frei für neue Anbieter. Diese partizipieren    sundheitstouristische Angebote entwickeln und er­
nicht nur am gesundheitstouristischen Markt, son­      folgreich am Markt platzieren? Generell lässt sich der
dern prägen diesen durch innovative, zielgruppen­      Gesundheitstourismus drei verschiedenen Ausrich­
scharfe Angebotsformen und neue Vertriebswege.         tungen zuordnen (vgl. Infobox). Neben klassischen
Branchenreport „Beherbergung“                                                                                                  5




 Projekt „Innovativer Gesundheitstourismus in Deutschland“
 Gesundheitstourismus i.w.S.         Beispiele                                   Motivation und Ziel

 1 Urlaub für gesunde Personen­ ƒ Familienurlaub an der See (Abhärtung,          ƒ klassische Urlaubsmotivation
   gruppen mit gesundheitlichen   Reizklima)                                     ƒ keine primäre gesundheitliche Zielsetzung
   Mehrwerten                   ƒ Wellness­ und Genussurlaub                     ƒ Gesundheit als Mehrwert
                                ƒ Aktiv­ und Sporturlaub

 2 Urlaub für gesundheit­            ƒ barrierefreier Urlaub für Personen mit    ƒ klassische Urlaubsmotivation
   lich eingeschränkte                 Mobilitätseinschränkungen                 ƒ spezialisierte gesundheitliche
   Personengruppen                   ƒ betreuter Urlaub für chronisch Kranke und   Versorgung am Urlaubsort entsprechend
                                       Angehörige                                  Einschränkung
 3 Primär gesundheitsorien­          Ohne Indikation:                            ƒ klar definierte medizinisch­therapeutisch
   tierte Reiseformen bzw.           ƒ Primärprävention                            geprägte Motivation und Zielsetzung
   Angebotssparten                   ƒ Leistungsfähigkeit
                                     ƒ Attraktivität

                                     Indikationsbezogen:
                                     ƒ Sekundär­ und Tertiärprävention
                                     ƒ Rehabilitation
                                     ƒ Heilung und Linderung

 Quelle: PROJECT M & KECK MEDICAL 2011


 ƒ Ausführliche Informationen zu den verschiedenen gesundheitsorientierten Reiseformen
    finden Sie im Leitfaden „Innovativer Gesundheitstourismus in Deutschland“ unter
    www.innovativer­gesundheitstourismus.de oder www.bmwi.de



Erholungsreisen, die mit gesundheitstouristischen                   rung insbesondere für den Gesundheitstourismus
Elementen aufgeladen sind und sich an gesunde                       im engeren Sinne, der mit primär gesundheitsorien­
Personen richten (1), zählen auch Urlaubsangebote                   tierten Reiseformen (3) beschrieben werden kann.
für gesundheitlich eingeschränkte Personengrup­                     Dazu zählen:
pen (2) zum Gesundheitsurlaub im weiteren Sinne.
Beide Formen versprechen gesundheitliche Mehr­                      ƒ indikationsunabhängige Angebotssparten –
werte für den Gast ohne vorrangig auf Gesundheits­                      richten sich an gesunde Personen und zielen auf
förderung bzw. Gesundheitserhaltung ausgerichtet                        die Erhaltung der Gesundheit und Leistungsfä­
zu sein. Den Kernbereich des Gesundheitstourismus                       higkeit ab
stellen die primär gesundheitsorientierten Reisefor­
men bzw. Angebotssparten (3) dar. Ihnen liegen klar                     ƒ Primärprävention mit den Zielen der Krank­
definierte medizinisch­therapeutische Ziele zu                             heitsvermeidung, Gesundheitserhaltung und
Grunde. Aus dem Spektrum der gesundheitstouristi­                          dem Aufbau von Kompetenzen für eine
schen Ausrichtungen ergibt sich eine Vielzahl an                           gesundheitsfördernde Lebensweise
Möglichkeiten für die Entwicklung und Platzierung
von Angeboten.                                                          ƒ Erhöhung der Leistungsfähigkeit


Am Markt für Gesundheitstourismus gewinnt der                           ƒ Erhöhung der Attraktivität
medizinische Aspekt zusehends an Bedeutung – die
Nachfrage wird vielfältiger und differenzierter, eine               ƒ indikationsbezogene Angebotssparten –
stärkere Indikations­, Bedürfnis­ und Nutzenorien­                      richten sich an Personen, bei denen ein gesund­
tierung der Kunden ist zu beobachten. Für Anbieter                      heitliches Problem bzw. eine Diagnose bereits
ergeben sich hieraus gute Chancen zur Spezialisie­                      vorliegt
6                                                                             Branchenreport „Beherbergungr“




    ƒ Sekundär­ und Tertiärprävention mit dem Ziel         ƒ Rehabilitation zur Wiederherstellung der
      der Früherkennung, der Verhinderung der                 Gesundheit
      Verschlimmerung oder des Wiederauftretens
      einer Erkrankung                                     ƒ Behandlungen von Erkrankungen zur Heilung
                                                              und Linderung



Welche Merkmale kennzeichnen den „Neuen Gesundheitstourismus“?
Dieser…
ƒ gehört künftig zum Angebot jeder Urlaubsdestination – Sicherheit, Komfort und Barrierefreiheit
    gewinnen vor allem bei der wachsenden Zielgruppe der Älteren an Bedeutung und werden als wichtige
    Angebotsbestandteile nachgefragt.

ƒ wird zunehmend differenzierter – für Anbieter ergeben sich zahlreiche Möglichkeiten der Spezialisie­
    rung auf Subthemen und für die Ausbildung von Alleinstellungsmerkmalen (zum Beispiel nach Indi­
    kationen).

ƒ ist zunehmend medizinisch­therapeutisch abzusichern – messbare Ergebnisse und Wirkungsnachweise
    sind gefragt, reine Wohlfühlangebote verlieren zusehends an Bedeutung.

ƒ wird indikationsorientierter – Primärprävention wird deutlich medizinischer und wird langfristig in
    ihrer Bedeutung von den indikationsbezogenen Angebotssparten der Sekundär­ und Tertiärprävention
    abgelöst.

ƒ wird nachhaltiger – Vorsorgeuntersuchungen, Gesundheitschecks sowie Coachingangebote mit dem
    Ziel der langfristigen Lebensstiländerung bzw. des Entgegenwirkens von Altersbeschwerden, ­krank­
    heiten und Attraktivitätsverlust werden immer bedeutender.

ƒ fordert deshalb neue Kombinationen und Paketangebote, die über den Aufenthalt hinausgehen –
    gesundheitliche Mehrwerte aus dem Urlaub werden in das Wohnumfeld übertragen.

ƒ braucht starke Anbieternetzwerke zwischen professionellen Gesundheitsdienstleistern und der Hotelle­
    rie, Fitnessanbietern und Ärzten etc., um den vielfältigen Anforderungen der Gäste gerecht werden zu
    können.

ƒ benötigt zielgruppenspezifische Vertriebswege abseits der klassischen, touristischen Marketingkanäle –
    veränderte Interessenlagen und wandelndes Kommunikationsverhalten schaffen neue Orte der Kommu­
    nikation, die eine zielgerichtete Ansprache ermöglichen.
Branchenreport „Beherbergung“                                                                                 7




2. Gesundheitstouristische Marktsituation für
   Beherbergungsanbieter
Hotellerie dominiert die Entwicklung                    Gesundheitszentren“ erfolgreich an. Oft sind diese
im Beherbergungssegment                                 schrittweise aus größeren Wellness­Hotels oder
                                                        ehemaligen und nun umgestalteten Sanatorien
Es ist in erster Linie die gehobene Wellness­Hotelle­   hervorgegangen. Abgebildet durch die gehobene
rie mit vier Sternen und mehr, die im Gesundheits­      Hotellerie, oft auch mit im Haus engagierten Ärzten
tourismus aktiv ist. Doch das bedeutet nicht, dass      und Therapeuten oder mit angeschlossenem Ge­
Gesundheitstourismus ausschließlich in der Hotelle­     sundheitszentrum oder Klinik, bieten sie zudem ein
rie passiert. Andere Beherbergungsformen spielen,       hochwertiges Wellnessangebot. Die Programme
wenngleich deutlich untergeordnet, ebenso eine          richten sich v. a. auf die Schwerpunkte Check­ups,
Rolle. Die Bandbreite reicht von Appartementanla­       Fitness und Leistungsoptimierung, mentale Pro­
gen und Ferienhäusern bis hin zu Kneipp­Camping­        gramme (Anti­Burnout, Aufbau nach Stressphasen)
plätzen und Gesundheitsbauernhöfen. Sogar Klöster       oder die Gewichtsreduzierung. Medical Spa mit
halten spezielle Angebote vor, um Gästen Ruhe,          Medical Wellness­Anwendungen ergänzen häufig
Rückzug und Entschleunigung aus dem immer hek­          das Portfolio und unterstreichen den hohen medizi­
tischer werdenden Alltag zu bieten. Hierbei geht es     nischen Grad der Programme, der zunehmend
weniger um luxuriöse Ausstattung der Beherber­          wächst.
gung als vielmehr um eine „Aura der Langsamkeit“
und professionelle Betreuung durch Gesundheitsex­       Spezialisierung auf Themen
perten und Coaches.                                     und Zielgruppen

Im breiten Feld des Gesundheitstourismus fällt das      Andere Anbieter fokussieren in ihrer Ausrichtung
Engagement der Beherbergungsanbieter ganz unter­        bestimmte Indikationen (zum Beispiel gesunder
schiedlich aus, je nach Ausrichtung und Gewichtung      Schlaf, Diabetes­spezialisierte Hotels) oder stellen
des Themas Gesundheit.                                  sich mit speziellen (barrierefreien) Dienstleistungen
                                                        auf ganz spezielle Zielgruppen ein (zum Beispiel
Hotels als hochqualifizierte                            Hochbetagte, die in Zukunft immer mehr noch ver­
„Full-Service-Gesundheitszentren“                       reisen wollen). Zu beobachten ist ebenfalls, dass sich
                                                        immer mehr Beherbergungsanbieter auch auf die
Komplettpakete für Gäste, die entweder vorbeugend       Bedürfnisse von Gästen mit Allergien und Nahrungs­
aktiv werden wollen, ihre Leistungsfähigkeit gezielt    mittelunverträglichkeiten einstellen – angeboten als
verbessern oder gar gesundheitliche Probleme            zusätzlicher Service oder gar als Spezialisierung mit
mindern wollen, bieten etablierte „Full­Service­        konsequenter Ausrichtung auf diese Zielgruppen.



 Typische gesundheitstouristische Angebotsschwerpunkte (Auswahl), die sich
 nach der Kundenmotivation ausrichten

 Im Bereich der Primärprävention (Angebote zielen auf die Erhaltung der Gesundheit und Leistungsfähigkeit
 ab), zum Beispiel:

 ƒ Grundsätzlich etwas Gutes für die Gesundheit tun, Kombination von Bewegungs­, Entspannungs­ und
    Ernährungsangeboten

 ƒ Stressmanagement, nachhaltige Entspannung und innere Ruhe, vorbeugende Wirkung hinsichtlich
    mentaler und/oder körperlicher Beschwerden, Entspannungsmethoden und individuelle Beratung,
    entspannungsfördernde Ernährung und Bewegung

 ƒ Erhalt der körperlichen Leistungsfähigkeit und des Wohlgefühls im beruflichen und privaten Umfeld,
    Verbesserung der Fitness, Koordination und Kondition, Ernährungsprogramme, Entspannungstechniken
8                                                                            Branchenreport „Beherbergungr“




 ƒ Vorbeugung von altersbedingten Erkrankungen und Einschränkungen der Lebensqualität, Bewegungs­
    und Ernährungsprogramme, Steigerung der geistigen Leistungsfähigkeit

Im Bereich Erhöhung der Attraktivität, zum Beispiel:

 ƒ Aufenthalte zur Verbesserung des Hautbildes, z.B. Dermabrasion, Chemical Peeling

 Im Bereich Erhöhung der Leistungsfähigkeit, zum Beispiel:

 ƒ Marathon­ oder Lauftrainings, Resilienztraining (Widerstandskraft gegen Krankheiten)

 Im Bereich der Sekundär­ und Tertiärprävention (zielen auf Früherkennung bzw. die Vermeidung einer
 Verschlimmerung oder eines Wiederauftretens einer Erkrankung ab), zum Beispiel:

 ƒ Früherkennung, zum Beispiel: körperliche Untersuchung, bildgebende Diagnostik (Ultraschall, Labor)

 ƒ Lebensstilberatung und ­training zum Beispiel: Ernährungsberatung bei Diabetes mellitus oder arteriel­
    ler Hypertonie, Bewegungsprogramme bei Erkrankungen des Bewegungsapparates oder nach einem
    Herzinfarkt, Entspannungsprogramme nach einem Burn­out­Syndrom

 ƒ Schlafprobleme abbauen, Angebote für Menschen mit Rückenproblemen




In Zukunft könnten auch Patientenhotels, die sich       tungsträger von Ferienhäusern bis hin zum 5­Sterne
an Kliniken anschließen und kooperieren, noch grö­      Biohotel ist hier erfolgreich tätig.
ßere Bedeutung erlangen. Laut einer aktuellen
Deloitte­Studie (Download unter www.deloitte.com        Was ebenfalls zu beobachten ist: Nachhaltigkeit ist
Stichwort „Krankenzimmer deluxe“) sehen die Anbie­      ein Zukunftsthema quer über alle Branchen. Der
ter große Entwicklungschancen, wenngleich bislang       Nachhaltigkeitsgedanke wird biespielsweise durch
nur wenig Praxiserfahrungen in diesem Segment           GREEN SPA (Netzwerk Deutscher Wellnessverband),
bestehen.                                               Green Globe (Zertifikat bei den Wellness Hotels
                                                        Deutschland etc.) oder von der Marketingkooperati­
Die „LOHAS“ im Fokus                                    on der Biohotels aufgegriffen. Wer also in Zukunft
                                                        gesunden Urlaub erleben und nachhaltig entspan­
Nach dem Motto „Zurück in die Zukunft: Erholungs­       nen will, möchte dies auch mit gutem Gewissen tun.
urlaub wird wieder Gesundheitsurlaub“ orientieren
sich immer mehr Anbieter am Trend für einen ganz­       „Selfness“, „Performanceoptimierung“
heitlichen, gesunden Lebensstil mit den Schwer­         und „Soft Health“ bieten neue
punkten Bio, Natur, Gesundheit und Entschleuni­         Entwicklungsperspektiven
gung. Dieser wird insbesondere von der von
Marktforschern betitelten Zielgruppe der „LOHAS“        Hat sich vor allem die Hotellerie in der Vergangen­
(Lifestyle of Health and Sustainability) gelebt. Als    heit mehrheitlich um Konzepte der Wellness geküm­
Gegentrend zur Hektik und Technisierung des All­        mert und erfolgreich verkauft, ist zunehmend eine
tags wachsen auch die Sehnsucht nach dem Hand­          Profilierung hin zu einer stärkeren aktiven Gesund­
festen, Authentischen und der Bezug zur Natur. Dies     heitsorientierung der Angebote zu beobachten. Wird
lässt sich hervorragend mit gesundheitlichen Ange­      das auch in Zukunft so sein? Das in Zukunftsforschung
botsmodulen vor allem im Bereich der Primärprä­         renommierte Zukunftsinstitut stellt fest, dass Well­
vention (Bewegung, Entspannung und Ernährung)           ness alleine für die Gesundheitsanforderungen der
kombinieren. Eine Vielzahl unterschiedlicher Leis­      Zukunft zu schwach ist. Die Frage ist, wie beispiels­
Branchenreport „Beherbergung“                                                                                  9




 „Future Health“ für die Hotellerie
 Mit Hotel der Zukunft ist aktuell ein Handbuch des Zukunftsinstituts erschienen, dass umfassende Hinter­
 gründe zu Trendfeldern für die Hotellerie, darunter ein Schwerpunktbereich „Future Health“, liefert. Frei
 verfügbar unter www.hotelderzukunft.at



weise Hoteliers reagieren, wenn Wellness zum ange­       unter dem Stichwort „Soft Health“ die unterschied­
nehmen Teilaspekt wird, während sich die echten          lichsten Bereiche im Beherbergungsgewerbe weiter
Gesundheitsfragen an neuen Fronten entscheiden?          gesundheitlich und unter Wohlfühlaspekten aufge­
                                                         laden: Essen/Ernährung, Atmosphäre/Entspannung,
Medical Wellness, Anti­Aging, Selfness. Schon heute      Musik, Farben, Olfaktorik (Geruchswahrnehmung).
entwickelt sich gerade im Bereich Selfness ein großes    Das Zukunftsinstitut sieht auch hier den langfristi­
Feld an Angeboten wie Coachings, Therapien und           gen Trend, dass gesundheitliche Module zum Stan­
persönlichen Trainings, die Gäste bei der Suche nach     dard in der Hotellerie gehören werden. Neue Aus­
Gesundheit und persönlichen Lebenszielen unter­          prägungen wie Feng Shui oder die Reduzierung von
stützen.                                                 Elektrosmog für gesunden Schlaf passen ebenfalls in
                                                         das Konzept zur Ansprache potenzieller Kunden.
Der Übergang zu konkreten Programmen der „Per­
formance­Optimierung“ ist nicht weit entfernt.           Betriebliche Gesundheitsförderung
Immer mehr Kunden erwarten zum einen Entspan­
nung für Körper und Sinne möglichst in relativ kur­      Immer mehr Unternehmen schicken ihre Mitarbei­
zer Zeit und zum anderen wollen sie aktiv an der         ter regelmäßig zum Check­up und Coaching in ge­
eigenen Attraktivität, ihrer Fitness und ihrem Ge­       eignete Anbieterbetriebe – nicht nur am Wohnort,
sundheitsglück arbeiten – auch ein Ausdruck der          zunehmend auch in einem geeigneten Hotelam­
gestiegenen Ansprüche des einzelnen im Berufs­           biente. Denn Gesundheitsmanagement wird zuneh­
und Privatleben. Mentale Gesundheit, Regenerati­         mend wichtiger Bestandteil einer umfassenden Unter­
onsmedizin, Entgiftungskuren („Detox“) und mini­         nehmenskultur. Neben der sozialen Verantwortung
malinvasive Schönheitskuren haben Konjunktur. Zu         der Unternehmen für ihre Mitarbeiter sind es auch
beachten sind dabei die hohen Ansprüche der Kun­         rein finanzielle Berechnungen, die betriebliche Ge­
den. In Zukunft werden klare Mehrwerte durch ge­         sundheitsförderung in den Fokus rücken: gesunde
forderte Wirkungsnachweise und messbare Gesund­          und motivierte Mitarbeiter bilden die Basis für Wirt­
heitswerte noch mehr eingefordert.                       schaftlichkeit, Kreativität und Leistungskraft der
                                                         Unternehmen. So können sich unter Einbeziehung
Gemeinsame Basis sämtlicher Entwicklungen ist die        geeigneter Partner (spezialisierte Dienstleister, Klini­
zunehmende Durchdringung gesundheitlicher As­            ken, Kurorte usw.) künftig auch Möglichkeiten für
pekte in alle Lebensbereiche. In Zukunft werden          Beherbergungsbetriebe ergeben.



 Betriebliche Gesundheitsförderung – Unternehmen können Kosten steuerlich geltend
 machen

 Die Maßnahmen zur Gesundheitsförderung durch den Arbeitgeber sind für den Arbeitnehmer steuer­ und
 sozialversicherungsfrei, wenn sie zur Verbesserung des allgemeinen Gesundheitszustandes und der betrieb­
 lichen Gesundheitsförderung dienen und 500 Euro je Arbeitnehmer im Kalenderjahr nicht übersteigen
 (§ 3 Nr. 34 EStG; § 52 Abs. 4c EStG). Dies gilt pauschal für alle gesundheitsfördernden Maßnahmen, die hin­
 sichtlich Qualität, Zweckbindung und Zielgerichtetheit den Anforderungen der §§ 20 und 20a des Sozialge­
 setzbuchs SGB V genügen. Der Steuerfreibetrag gilt immer dann, wenn die Arbeitgeberleistungen „zusätz­
10                                                                           Branchenreport „Beherbergungr“




 lich zum ohnehin geschuldeten Arbeitslohn“ erbracht werden. Aufwändige Einzelfallprüfungen entfallen.
 Gefördert werden u. a. (nach § 20 SGB V)

 ƒ Psychosoziale Belastung, Stress (Vorbeugung und Reduzierung)

 ƒ Arbeitsbedingte körperliche Belastungen (Vorbeugung und Reduzierung)

 ƒ Suchtmittelkonsum (Rauchfrei im Betrieb, Nüchternheit am Arbeitsplatz)




Herausforderung Kooperationen –                        Existenz geeigneter gesundheitlich­medizinischer
gerade für Kleinanbieter der Zugang                    Anbieter vor Ort oder in der Region geknüpft. Darü­
zum Gesundheitstourismus                               ber hinaus spielt die Motivation zur Aktivierung die­
                                                       ser eine zentrale Rolle. Teilweise treten hierbei
Nicht nur große Häuser oder Betriebe von Hotelket­     Schwierigkeiten hinsichtlich fehlender zeitlicher
ten können im Gesundheitstourismus aktiv sein.         oder personeller Ressourcen oder aufgrund fehlen­
Auch kleinere Anbieter können Nischen finden, die      der Kenntnisse der Marktchancen auf. Hier ist zum
durch Kooperationen realisiert werden können. Die      Teil noch Aufklärungsarbeit zu leisten.
Initiierung und Förderung von Anbieternetzwerken
ist demnach eine erfolgskritische Größe im Gesund­     Vermarktung und Vertrieb: noch
heitstourismus. Gerade für solitäre und kleinere       „Potenzial nach oben“
Anbieter aus der Beherbergung sind Kooperationen
mit einzelnen oder mehreren medizinisch­therapeu­      Schon heute bieten viele Leistungsträger sehr gute
tischen Leistungsträgern oder Partnern aus anderen     gesundheitstouristische Programme an. Oft fehlt es
Bereichen unabdingbar. Hier können Netzwerke           aber noch an der Nutzung passender Marketing­ und
helfen, Markteintrittshürden bei der Produktent­       Vertriebskanäle und Plattformen, die die Kunden
wicklung und Qualitätssicherung zu überwinden.         erreichen können. Herkömmliche touristische Ver­
Die Kooperationen können thematisch (zum Beispiel      triebswege haben gerade bei indikationsorientier­
indikationsspezifisch), branchenübergreifend (zum      ten Angebotsformen nur geringe Chancen. Sollen
Beispiel Pharma­ oder Fitnessindustrie) oder auch in   beispielsweise Diabetiker adressiert werden, sollten
Richtung Forschung und Bildung ausgeprägt sein.        diabetikerspezifische Kommunikationsplattformen
                                                       (u. a. Diabetikerzeitungen, Portale) genutzt werden.
Ein konkretes Engagement von Beherbergungsbe­          Anregungen hierzu sollen auch in diesem Report an
trieben im Gesundheitstourismus ist somit oft an die   späterer Stelle erfolgen.
Branchenreport „Beherbergung“                                                                                    11




3. Handlungshilfen, Erfolgsfaktoren und
   Impulse für innovative Angebote

3.1 Erfolgsfaktor „Spezialisierung                         Schritt 1: Ansätze für Spezialisierungen
    und Profilbildung“                                     aufspüren

Der gesundheitstouristische Markt bietet nahezu            Der erste Schritt könnte auch als „Analyse der
unendliche Möglichkeiten der Spezialisierung: auf          betrieblichen und auch der örtlichen und regiona­
bestimmte Indikationen, auf verschiedene Zielgrup­         len Potenziale“ bezeichnet werden. Hierbei geht es
pen oder Themen usw. Dies gilt nahezu für alle Leis­       um die Frage, welche Möglichkeiten und Ansätze
tungsträger und auch für Beherbergungsanbieter.            die Unternehmung für eine relevante Spezialisie­
                                                           rung hat. Einige Empfehlungen hierzu: Geben Sie
Erfolgsfaktoren der Spezialisierung                        sich mit der Analyse größte Mühe. Und vor allem:
                                                           Beziehen Sie unbedingt medizinisch­therapeuti­
Oftmals gelingt es auf diesem Weg, ein nachhaltiges,       sches Fachwissen extern, ortsintern oder ggf. der
langfristig wirksames, nicht kopierbares und Allein­       Region in die Analyse ein. Untenstehende Leit­
stellung stiftendes Profil aufzubauen. Für das Gelingen    fragen können helfen, Antworten zu finden.
sind verschiedene Erfolgsfaktoren relevant. Viele der
folgenden Beispiele, die Beherbergungsanbieter allein      Praxisbeispiele: Allergiefreundliche
oder mit Partnern aus dem medizinisch­therapeuti­          Beherbergung – Berücksichtigung der
schen Bereich und darüber hinaus realisierten, weisen      Bedürfnisse von Gästen mit Allergien und
gemeinsame Erfolgsfaktoren auf. Diese Erfolgsmerkma­       Nahrungsmittelunverträglichkeiten
le auf dem Weg zu einer erfolgreichen Spezialisierung
werden im Folgenden dargestellt und mit Beispielen         ƒ Immer mehr Gäste sehen sich mit Nahrungsmit­
untermauert. Ein strategischer Ansatz zur Spezialisie­        telunverträglichkeiten (zum Beispiel Laktoseinto­
rung erfordert immer ein Vorgehen in drei Schritten:          leranz bzw. Milchzuckerunverträglichkeit) oder
                                                              Allergien konfrontiert. Beherbergungsanbieter
ƒ Schritt 1: Ansätze für Spezialisierungen aufspüren          können zusätzliche Services anbieten oder sich
                                                              gar auf bestimmte Gästegruppen stark speziali­
ƒ Schritt 2: Ehrliche Bewertung der Potenziale für            sieren. Die Europäische Stiftung für Allergiefor­
   eine Spezialisierung                                       schung (ECARF) an der Charité Berlin vergibt auf
                                                              Basis bestimmter Kriterien das Qualitätssiegel
ƒ Schritt 3: Spezialisierung konsequent entwickeln            „Allergikerfreundliche Produkte und Dienstleis­
   und Profil aufbauen                                        tungen“ zum Beispiel an Hotels, Restaurants usw.
                                                              Voraussetzung: Anbieter bieten kontrollierte
Diese drei Schritte werden im Folgenden durch                 Sicherheit mit dem Ziel einer verbesserten Lebens­
Leitfragen und Thesen untermauert.                            qualität für Allergiker. Zurzeit zum Beispiel bei



 Checkliste: Leitfragen für das Aufspüren von Spezialisierungspotenzialen
 ƒ Kann ich eigene Kompetenzen im medizinisch­therapeutischen Bereich einsetzen? Wenn ja, wo liegen
    dabei meine Stärken? Was zeichnet mich aus?

 ƒ Welche medizinisch­therapeutischen Anbieter sind im Ort und in der näheren Region vertreten?

 ƒ Über welche natürlichen Alleinstellungen verfügt die Betriebs­ bzw. Ortslage, wie lassen sich diese für den
    „Neuen Gesundheitstourismus“ nutzen? (zum Beispiel Naturnähe, Ruhe, klimatische Besonderheiten usw.)

 ƒ Welche Netzwerke und Initiativen sind vor Ort und in der Region bereits vorhanden, wie lassen sich
    diese einbinden?
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     einzelnen Häusern der Hotelketten Maritim, Hil­         Unterbringung erfolgt in allergikerfreundlichen
     ton oder Mercure zu finden. (www.ecarf.org)             Zimmern. Vertriebsschwerpunkte dieser Koope­
                                                             ration sind beispielsweise Selbsthilfegruppen,
ƒ Das Ostseebad Baabe wurde von der ECARF als all­           Verbände (zum Beispiel Deutscher Allergie­ und
     ergikerfreundliche Gemeinde ausgezeichnet. 38           Asthmabund e.V.) und ausgewählte Messen und
     allergikerfreundlich zertifizierte Beherbergungs­       Kongresse. Gesundheitswanderungen und Atem­
     betriebe (von Ferienwohnungen bis hin zur Hotel­        schulungen ergänzen das Angebot, das wissen­
     lerie) mit insgesamt 220 Betten bieten Unterkunft       schaftlich durch die Paracelsus Medizinische Pri­
     für Gäste, die beispielsweise unter einer Milben­       vatuniversität Salzburg begleitet wird.
     oder Hausstauballergie leiden. Das Zertifikat           (www.hohe­tauern­health.at)
     steht ausschließlich für praktische Neuerungen,
     die die Lebensqualität von Betroffenen verbes­        Praxisbeispiel: Sprachurlaub im IFA
     sern. Glatte Böden, Schutzbezüge in den Betten        Ferienhotel Schöneck
     und ein Staubsauger mit HEPA 12­Filter sind nur
     drei der Kriterien, die die Richtlinien zur Erlan­    ƒ Das IFA Ferienhotel Schöneck unterhält eine stra­
     gung dieses Zertifikates enthalten und somit pra­       tegische Kooperation mit einem Therapiedienst­
     xisgerechte Voraussetzungen zur stressfreien            leister und ermöglicht eine klare Profilierung
     Beherbergung für allergiegeplagte Urlaubsgäste          und Spezialisierung mit indikationsorientierten
     bieten. Darüber hinaus gewährleisten einige Gast­       Angeboten zu Sprechstörungen, zum Beispiel
     geber mit eigens für Allergiker erstellter Kost         Sprachurlaub für Schlaganfallpatienten, Parkin­
     auch im Bereich der Ernährung ein spezielles            sonpatienten, für Gäste mit Stimmstörungen, für
     Angebot. Die „Allergikerfreundliche Gemeinde            Schüler usw. Basis ist ein Konzept des Sprachthe­
     Ostseebad Baabe“ ist als Modellprojekt zu verste­       rapeutischen Beratungs­ und Behandlungszent­
     hen, das kontinuierlich wissenschaftlich begleitet      rums der Medau­Schule Coburg, das mit noch
     und weiterentwickelt wird. (www.baabe.de)               weiteren Beherbergungsanbietern und Logopä­
                                                             den deutschlandweit zusammenarbeitet.
Praxisbeispiel: Hohe Tauern                                  (www.ifa­ferienpark­vogtland.de; bzw.
Gesundheitsurlaub für Allergiker                             www.ferientherapie.info).

ƒ Gesundheitsurlaub für Allergiker und Asthmati­           Praxisbeispiel: Genderspezifische
     ker in zertifizierten Partnerbetrieben (Hotellerie)   Spezialisierung im la pura women‘s
     in einem vorbildlichen Destinationsnetzwerk stellt    health resort
     Tauern Health e. V. dar. Zehn Beherbergungsan­
     bieter, vom Gasthaus bis zum 4­Sterne­Resort,         ƒ Im la pura women‘s health resort kamptal (Gars
     kooperieren mit sechs lokalen Ärzten und bieten         am Kamp, Österreich), einem Resort mit aus­
     im Sommerhalbjahr spezielle Aufenthalte für All­        schließlichem Fokus auf Frauengesundheit, rich­
     ergiker an. Sogar ein „Zertifizierter Gesundheits­      tet sich das gesundheitstouristische Angebot
     erfolg“ wird ab einem Aufenthalt von mindestens         sowohl an Frauen, die präventiv gezielt etwas für
     14 Tagen angeboten. Gesundheitliche Mehrwerte           ihre Gesundheit tun wollen, als auch an solche
     ergeben sich u.a. aus der Kombination von ausge­        mit manifesten Gesundheitsproblemen. Es wer­
     wählten Wanderungen unter Anleitung von Natio­          den verschiedenste medizinisch­therapeutische
     nalpark­Rangern und einem mindestens einstün­           sowie komplementärmedizinische Angebote mit
     digen täglichen Aufenthalt an einem Wasserfall          ganzheitlicher Ausrichtung unter einem Dach im
     (der Aufenthalt im Sprühnebel des Wasserfalls           Hotel vereint, zum Beispiel dermatologische und
     bewirkt eine nachhaltige funktionelle, sympto­          internistische Behandlungen inklusive Hormon­
     matische und immunologische Verbesserung bei            einstellung, ästhetische Anwendungen, Ernäh­
     allergischem Asthma). Im Paket enthalten sind           rungsberatung und Kosmetik, manuelle Orthopä­
     eine Start­ und eine Schlussuntersuchung. Die           die sowie Physiotherapien. (www.lapura.at)
Branchenreport „Beherbergung“                                                                                  13




Checkliste: Leitfragen für die Bewertung von Spezialisierungspotenzialen
ƒ Kann aus der gewünschten Spezialisierung ein echter Wettbewerbsvorteil abgeleitet werden?

ƒ Gibt es hinreichend Kunden für die mögliche Spezialisierung, wie groß sind die Nachfragepotenziale,
   sind sie langfristig stabil? Gibt es bei den touristischen Managementorganisationen der Region oder des
   Bundeslandes Marktforschungsdaten, die genutzt werden können?

ƒ Ist die Spezialisierung nachhaltig und langfristig tragfähig oder morgen bereits „ein alter Hut“?

ƒ Lässt sich die angestrebte Spezialisierung einfach von den Wettbewerbern kopieren oder wird sie, zum
   Beispiel über die Verbindung mit ergänzenden natürlichen Potenzialen vor Ort (bestimmte Landschaf­
   ten, Heilmittel usw.) schwer kopierbar?

ƒ Reichen die Potenziale aus, um eine glaubwürdige Spezialisierung aufzubauen? Gemeint sind: Anbieter,
   Kompetenzen, Infrastruktur, Partner usw.

ƒ Sind vor allem die medizinisch­therapeutischen Anbieter in der Lage und willens, die erforderlichen Kapa­
   zitäten für die Umsetzung der Spezialisierung bereitzustellen – beispielsweise auch am Wochenende?

ƒ Benötige ich für die Realisierung eines klaren Profils eine größere infrastrukturelle Ausstattung? Was ist
   zu investieren, welches sind die Investitionshürden?

ƒ Welche Vorgaben sind unter Berücksichtigung medizinisch­therapeutischer Fachstandards oder sonsti­
   ger Qualitätsvorgaben zu berücksichtigen, um die Spezialisierung umzusetzen (siehe auch Abschnitt
   Qualitätsmanagement S. 15)?



Schritt 2: Ehrliche Bewertung der                            laxe. Konzept mit vier Säulen: Diagnose, Detox
Potenziale für eine Spezialisierung                          (Entgiftung), „Gustogenese“ (Kochschule und
                                                             Ernährungsberatung), Aufbau­Regeneration und
Wenn Sie die Analyse durchgeführt und Spezialisie­           Regenerationsmedizin. (www.meersinn.de)
rungspotenziale herausgefiltert haben, nehmen Sie
eine ehrliche Überprüfung der Potenziale vor. Oben­       Praxisbeispiele: Spezialisierung
stehende Leitfragen können Ihnen hierbei helfen.          Leistungsdiagnostik und (Höhen-)Training
Eine wichtige Frage ist es zu checken, ob vor allem
die medizinisch­therapeutischen Anbieter in der           ƒ Das Hotel Bornmühle spezialisiert sich auf die
Lage und willens sind, die erforderlichen Kapazitä­          Zielgruppe der Sportler und bietet in seinem
ten für die Umsetzung der Spezialisierung bereitzu­          Höhentrainingszentrum sowie in zwei speziell
stellen. Gehen Sie die Stärken und Schwächen genau           mit „Lowoxygen­Technologie“ (geringer Sauer­
und intensiv durch. Betrachten Sie auch die Chancen          stoffgehalt in der Atemluft) ausgerüsteten „Höhen­
und Risiken aufgrund der Rahmenbedingungen                   zimmern“ Akklimatisierungs­ bzw. Höhentraining
und des Markt­ und Wettbewerbsumfelds.                       im Flachland an. (www.bornmuehle.de)


Praxisbeispiel: Medical Wellness und                      Schritt 3: Spezialisierung konsequent
Regeneration im artepuri Meersinn                         entwickeln

ƒ Designhotel artepuri Meersinn im Ostseebad Binz         Letztlich geht es für jeden Anbieter „nur“ darum, auf
  mit Bio­Restaurant und Medical Spa. Angebote zu         Basis der gewünschten Spezialisierung ein authenti­
  Gesundheitschecks, Behandlungen und Prophy­             sches Leistungsversprechen zu definieren und dieses
14                                                                             Branchenreport „Beherbergungr“




 Checkliste: So setzen Sie Spezialisierungen um:
 ƒ Konsequente Orientierung an den Bedürfnissen der angestrebten Zielgruppe bzw. an den indikations­
     spezifischen Bedürfnissen

 ƒ Konsequente Untermauerung der Glaubwürdigkeit der Spezialisierung durch den medizinisch­thera­
     peutischen Nachweis gesundheitsfördernder Mehrwerte für den Gast

 ƒ Konsequente Qualitätssicherung durch Management der gesamten spezialisierungsrelevanten Servicekette

 ƒ Bildung von örtlichen Serviceketten mit anderen Partnern (zum Beispiel im Kurort, der Destination)

 ƒ Ingangsetzung einer konsequent zielgruppenbezogenen Angebots­/Produktentwicklung für innovative
     Produkt­ und Serviceansätze

 ƒ Aufbau von aus der Spezialisierung erwachsenden Kooperationen zu Medizintechnik, Kommunikations­
     unternehmen, Patienten­ und Ärzteverbänden, zur Wissenschaft usw.

 ƒ Entwicklung neuer Vermarktungs­ und Vertriebskooperationen unter Nutzung zielgruppen­ bzw.
     indikationsspezifischer Plattformen

 ƒ Nutzung von Netzwerken, auch ggf. ortsübergreifend, zur gewählten Spezialisierung

 ƒ Konsequente Markenbildung rund um die gewählte zugespitzte Profilierung




langfristig und ganzheitlich aufzubauen und umzu­           richskoog“ dar. Es kombiniert Urlaubsaufenthalt
setzen.                                                     in voll ausgestatteten Luxusferienhäusern an der
                                                            Nordsee mit präventivmedizinischer Betreuung
Eines sollte dabei klar sein: Der Aufbau eines erfolg­      durch Ärzte und Therapeuten vor Ort und Ernäh­
reichen Leistungsversprechens, das zu einem echten          rungs­ und Bewegungsangeboten, die individuell
Wettbewerbsvorteil wird, ist ein Weg, der mitunter          auf die Gäste abgestimmt werden. Der gesunde
mehrere Jahre in Anspruch nimmt und eines erheb­            Schlaf, der sowohl für die Gesundheit und das
lichen Ressourceneinsatzes bedarf. Quasi nebenher           Wohlbefinden, als auch für die Leistungsfähigkeit
ist das nicht zu machen. Und in der Regel sind auch         im Alltag und Beruf von größter Bedeutung ist,
nicht mehrere Spezialisierungen möglich – dabei             steht im Mittelpunkt des Angebotes. Große Grund­
würde es Probleme mit der Glaubwürdigkeit im                stücke ermöglichen einen störungs­ und belas­
Markt und dem erforderlichen Ressourceneinsatz              tungsfreien Aufenthalt. (www.sh­gesundheit.de/
geben. Unübersichtliche und wenig glaubwürdige              power­up­friedrichskoog.html)
„Bauchwarenläden“, die den Gesundheitsurlauber
verwirren, sind zu vermeiden.                            Was tun, wenn eine Spezialisierung nicht
                                                         möglich ist?
Praxisbeispiel: Gesunder Schlaf in
Ferienappartements im Nordseebad                         Bei der Prüfung der gestellten Fragen mag der eine
Friedrichskoog                                           oder andere Anbieter zu der Antwort kommen: Eine
                                                         Spezialisierung ist nicht oder kaum möglich. Dies be­
ƒ Eine Synthese aus hochspezialisiertem medizini­        deutet jedoch nicht, dass eine Teilnahme am „Neuen
     schen Angebot und Ferienhaustouristik stellt das    Gesundheitstourismus“ nicht möglich wäre.
     Angebot „Power Up ­ Gesund Schlafen in Fried­
Branchenreport „Beherbergung“                                                                               15




Marktchancen können sich immer auch durch eine         Ausrichtung der gesundheitstouristischen Program­
sehr konsequente Qualitätsorientierung ergeben,        me werden immer bedeutsamer. Das heißt, dass tou­
aus der oftmals neue Spezialisierungspotenziale        ristische und medizinisch­therapeutische Qualitäts­
erwachsen. Oder – und auch hierfür gibt es gute Bei­   standards zur Anwendung kommen sollten. Ein
spiele – es entstehen neue Spezialisierungspotenzia­   umfassendes Qualitätsmanagement beinhaltet:
le durch branchenübergreifende Kooperationen.
                                                       ƒ Strukturqualität: Diese setzt sich zusammen aus
3.2 Erfolgsfaktor „Management-                            Personalqualität und ­qualifizierung sowie der
    kompetenz“                                            eingesetzten Hardware.

Keine Frage: Klare Wettbewerbsvorteile ergeben         ƒ Prozessqualität: Verständnis der Leistungserbrin­
sich durch eine konsequente Spezialisierung. Viele        gung als Prozess, gegliedert in mehrere Phasen
Beherbergungsanbieter machen es vor, wie aus              und Teilprozesse. Entlang der gesamten Leistungs­
einer Spezialisierung auf Grundlage der eigenen,          kette für den Gast bzw. Patienten und über alle
örtlichen oder Partnerpotenziale Wettbewerbsvor­          Phasen des Aufenthaltes muss ein durchgehen­
teile abgeleitet werden können.                           des Qualitätsniveau gewährleistet werden.


Managementkompetenz als Voraussetzung                  Von zentraler Bedeutung ist, dass der von Beherber­
                                                       gungsanbietern und/oder geeigneten Partnern sicher
Ein wesentlicher weiterer Erfolgsfaktor zeigt sich     zu stellende Prozess nicht nach dem Aufenthalt des
jedoch auch in der Kompetenz des Managements in        Gastes endet. Im Sinne der Nachhaltigkeit und auch
den Betrieben. Ohne eine ausgeprägte Manage­           aufgrund der hervorragenden Möglichkeiten der
mentkompetenz wird keine beabsichtigte Speziali­       Kundenbindung sind diejenigen Produkte und An­
sierung umgesetzt werden können. Worauf kommt          bieter am Markt besonders erfolgreich, die die Schnitt­
es also an? Anhand der untersuchten innovativen        stelle zur wohnortnahen Betreuung optimal gewähr­
Ansätze und Best Practices im Projektvorhaben          leisten.
„Innovativer Gesundheitstourismus in Deutschland“
können drei wesentliche Handlungsbereiche extra­       Im „Neuen Gesundheitstourismus“ sind neben den
hiert werden:                                          touristischen vor allem die Einhaltung der medizi­
                                                       nisch­therapeutischen Standards von entscheidender
ƒ Qualitätsmanagement                                  Bedeutung. Darüber hinaus stellt eine konsequente
                                                       Umsetzung medizinischer Qualitätsstandards oft­
ƒ Kooperationsmanagement                               mals bereits einen Leistungsvorteil gegenüber der
                                                       Konkurrenz dar. Im Leitfaden „Prävention“ des Spit­
ƒ Innovationsmanagement                                zenverbandes der gesetzlichen Krankenkassen
                                                       (Download unter www.gkv­spitzenverband.de/
Qualitätsorientierung und -management –                Praevention_Leitfaden.gkvnet) finden sich wesent­
ein „Muss“ im Gesundheitstourismus                     liche Grundlagen und Anforderungen, die für das
                                                       gesundheitstouristische Kernangebot im Bereich
In vielen Beherbergungsbetrieben finden bereits        der Primärprävention (Bewegung, Entspannung,
heute Qualitätsprozesse statt. Erste Anlaufstelle in   Ernährung) gelten.
touristischer Hinsicht stellt das Qualitätssystem
„Service Qualität Deutschland“ dar.                    Eine Orientierung zu erforderlichen Standards kön­
(www.servicequalitaet­deutschland.de)                  nen darüber hinaus bereits etablierte Qualitätssyste­
                                                       me im Deutschlandtourismus geben, die sich auf die
Nicht nur, aber insbesondere wenn es um Gesund­        Bereiche Wellness­ und/oder Medical Wellness be­
heit geht, ist die Glaubwürdigkeit und qualitative     ziehen. Die zu erfüllenden Kriterien können in der
Absicherung von Angeboten sehr wichtig. Qualität       Regel in Leitfäden oder Kriterienlisten jeweils einge­
und Qualifizierungen entsprechend der jeweiligen       sehen werden:
16                                                                                Branchenreport „Beherbergungr“




 Etablierte gesundheitstouristische Qualitätssysteme (Auswahl)

 Länderspezifische Qualitätssysteme:

 ƒ WellVital und WellVital Präventiv in Bayern (www.wellvital.de)

 ƒ IchZeit in Rheinland­Pfalz (www.ichzeit.info)

 ƒ Qualitätshandbuch Gesundheitstourismus in Schleswig­Holstein (www.sh­gesundheitstourismus.de)

 Länderübergreifend:

 ƒ Wellness Stars bzw. Medical Wellness Stars (www.wellness­stars.de)

 ƒ Wellnesshotels Deutschland (www.w­h­d.de)

 ƒ Der jüngst initiierte Deutsche Arbeitskreis Medical Wellness (DAKMW) verabschiedete Qualitätsstan­
      dards, die sich aus zwei Standard­Systemen zusammensetzen: dem Quality Standard Medical Wellness
      und dem Quality Standard Hospitality. (www.arge­medicalwellness.de)

 ƒ Hotel Verband Deutschland (IHA) mit Verbandskriterien „Wellness­Hotel“. Darüber hinaus gibt es den
      „IHA­Spa Service Check“ (www.hotellerie.de)

 ƒ Deutscher Wellnessverband mit dem „Deutschen Wellness Zertifikat“ (www.wellnessverband.de)

 ƒ Deutscher Medical Wellness Verband mit Zertifikat und in Zusammenarbeit mit der TÜV Rheinland
      Group (www.dmwv.de)




Praxisbeispiel: Gesundheitsurlaub in                        Praxisbeispiel: Centrovital Hotel Berlin
kleinem Beherbergungsbetrieb – das                          verbindet Diagnostik, Prävention und
Landhaus Trendermarsch                                      Städtebesuch

ƒ Das Landhaus Trendermarsch bietet u. a. Präven­           ƒ Das Centrovital in Berlin stellt eine Synthese aus
     tionsreisen: 4­ bzw. 7­Tage Programm mit den              hochspezialisiertem medizinischem Angebot und
     Schwerpunkten Bewegung, Entspannung/Stress­               Wellness­Hotel dar: zum Beispiel Programme mit
     bewältigung, Ernährung oder Suchtmittelreduk­             spezieller Diagnostik und Therapie, Gesundheits­
     tion. Das Programm ist nach den Richtlinien und           checks, Prävention und fachärztliche Betreuung
     Anforderungen des Qualitätshandbuches für                 sowie Sightseeing, Kultur, Unterhaltung. Das
     Gesundheitstourismus Schleswig­Holstein ausge­            Angebot wurde vom TÜV Rheinland hinsichtlich
     richtet und erfüllt die Kriterien des GKV­Leitfadens      Medical Wellness zertifiziert und ist Teil der
     Prävention. Das Haus wurde unter ökologischen             „Leading Medical Wellness Hotels & Resorts“.
     und baubiologischen Zielen saniert (Viabono­              (www.centrovital­berlin.de)
     zertifiziert) und beinhaltet mehrere Ferienwoh­
     nungen, die mit 5­Sternen nach DTV klassifiziert
     sind. (www.landhaus­trendermarsch.de)
Branchenreport „Beherbergung“                                                                                17




Anforderungen der medizinisch­therapeutischen              tion, Spätfolgen). (www.valbellainn.ch;bzw.
Qualität erfüllt werden müssen, die kleinere touristi­     www.novonordisk.ch)
sche Anbieter allein meist nur schwer realisieren
können. Angebotskooperationen der Beherbergungs­         Praxisbeispiel: branchenübergreifende
einrichtungen mit Kliniken oder Gesundheitsdienst­       Kooperationen Fitnessdienstleister
leistern organisieren vor allem einzelbetriebliche
und örtliche Netzwerke (zum Beispiel in Kurorten).       ƒ Wie mit Präventions­ oder Fitnessdienstleistern
Darüber hinaus können auch Destinationen (vgl.             gewinnbringend kooperiert werden kann,
auch Branchenreport „Flächendestinationen“) und            demonstrieren beispielsweise die Hotels Gesund­
Gesundheitsregionen (vgl. auch Branchenreport              heitsRessort Bad Tatzmannsdorf und das Hotel
„Gesundheitsregionen und Gesundheitsinitiativen“)          Astoria Kitzbühel. Beide integrieren ein externes
eine interessante Plattform für Beherbergungsan­           Miet­ und Lizenzkonzept (Kieser Selection), das
bieter sein. Weiteres Potenzial bieten überregional        sich beispielsweise für die Hotellerie in ländlicher
angelegte, branchenübergreifende oder auf Marke­           bzw. kleinstädtischer Umgebung anbietet. Das
ting fokussierte Kooperationen.                            gesundheitsorientierte Krafttraining richtet sich
                                                           sowohl an Gäste als auch an Bewohner.
Praxisbeispiel Netzwerk Xundheitswelt                      (www.astoria­kitzbuehel.com;bzw.
                                                           www.gesundheitsressort.com;bzw.
ƒ Im mehrfach prämierten Netzwerk Xundheitswelt            www.kieser­training.at)
   (Waldviertel, Österreich) haben sich unter der Fe­
   derführung des Moorheilbades Harbach und des          Praxisbeispiele: Kooperation Hotellerie
   Herz­Kreislauf­Zentrums Groß Gerungs sieben           und Klinik in Freiburg
   Waldviertler Beherbergungsbetriebe (Pensionen
   und Hotels) zusammengeschlossen. Die Xundheits­       ƒ Das Hotel Stadt Freiburg in Zusammenarbeit mit
   welt steht für Erholung, Vorbeugung, Behandlung         Erich Lexer Klinik (Privatklinik für Ästhetische
   und Rehabilitation und bietet gesundheitsbewuss­        und Plastische Chirurgie, Freiburg). Möglichkei­
   ten Gästen spezielle Vorsorge­, Gesundheits­ und        ten für stationäre Aufenthalte in speziellen Zim­
   Sportangebote im (Kurz­)Urlaub. Neben dem me­           mern. Die Betreuung erfolgt durch examiniertes
   dizinischen Angebot der privatwirtschaftlichen          Pflegepersonal rund um die Uhr (Klingel am Bett)
   Netzwerkpartner wird ein Schwerpunkt auf ge­            ohne Krankenhausatmosphäre. Die Klinik arbei­
   sunde und ausgewogene Ernährung in den Betrie­          tet darüber hinaus mit mehreren Hotelpartnern
   ben gelegt. Mit dem regionalen Zusammenschluss          vor Ort und in der Region zusammen, denn Gäste
   und der Spezialisierung auf Gesundheitsthemen           erwarten neben einer fachgerechten Behandlung
   werden räumliche Standortnachteile klar wettge­         auch eine professionelle Nachbehandlungs­ und
   macht. (www.xundheitswelt.at)                           Genesungsphase (Beautyangebote, Lymphdrai­
                                                           nagen, Massagen usw.) in angenehmer Atmo­
Praxisbeispiel: branchenübergreifende                      sphäre. (www.hotel­stadt­freiburg.de)
Kooperation Pharmaindustrie
                                                         Praxisbeispiele: Kooperation zwischen
ƒ Diabetes­Kooperation: Valbella Diabetes­Prophy­        Hotellerie, Klinik, Coachinganbieter und
   laxezentrum im Hotel Valbella als Kooperation         Hersteller von Produkten für physikalische
   zwischen Pharmaunternehmen und Hotel. Als             Therapien und Naturkosmetik
   erstes Diabetes­Prophylaxezentrum in der Schweiz
   bietet die Novo Nordisk Pharma AG im Hotel Val­       ƒ Zusammen mit der Mooswald­Klinik in Freiburg
   bella Schulungswochen für Diabetiker (Typ I & II)       (Facheinrichtung für medizinische Prävention
   und deren Angehörige an. Ziel ist die Vermittlung       und orthopädisch­traumatologische Rehabilitati­
   von Wissen rund um das alltägliche Leben mit            on) tritt das 4­Sterne Dorint­Hotel unter der Dach­
   Diabetes (angepasste Ernährung, Bewegung und            marke „Gesundheitsresort Freiburg“ auf. Das
   Sport, Körperpflege) und zur Krankheit (Präven­         Angebotsspektrum reicht von Medical Wellness
18                                                                              Branchenreport „Beherbergungr“




     und Medical Fitness über persönliche Gesundheits­     Innovationsmanagement
     Checks (u. a. auch als standardisiertes und einfach
     durchzuführendes Testverfahren zur Ermittlung         Eine weitere wichtige Erkenntnis lässt sich aus dem
     des Gesundheitsprofils) bis hin zu klassischen Ge­    Projektvorhaben „Innovativer Gesundheitstouris­
     sundheitsprogrammen wie Nordic Walking sowie          mus in Deutschland“ ableiten: Viele der Leistungs­
     dem Bereich betriebliches Gesundheitsmanage­          träger mit innovativen Produkten und Angeboten
     ment „Gesund arbeiten“. Das Programm „Sicht­          betreiben ein systematisches Qualitätsmanagement
     Zeit – Wandel im Leben“ wurde in Kooperation mit      und sind in Kooperationsnetzwerke involviert. Wenn
     dem Gesundheitsresort, einem Führungskräfte­          Anbieter ein systematisches Qualitätsmanagement
     coach sowie einem Hersteller von Produkten für        betreiben, in Netzwerken engagiert sind und gleich­
     die Physikalische Therapie und Naturkosmetik          zeitig konsequent an ihrem Profil arbeiten, kann das
     (PINO) initiiert. Es beinhaltet einen physiothera­    die Innovationsfähigkeit im Unternehmen stark för­
     peutischen Check­up, personal medical fitness         dern. Es gibt daher einen klaren Zusammenhang
     training, einen individuellen Gesundheitsplan         zwischen Profilbildung, Netzwerkmanagement, Qua­
     und ein Modul Management­Coaching, Empfeh­            litätsmanagement und einer innovativen Marktbe­
     lungen für den Alltag und zwei freiwillige Feed­      arbeitung.
     backbefragungen innerhalb von sechs Monaten.
     Der Mix von gesundheitsorientierten und berufs­       Doch nicht jeder Einzelbetrieb wird ein umfassendes
     spezifischen, geistigen und emotionalen Anregun­      Innovationsmanagement umsetzen können. Auch
     gen zur Standortbestimmung und zum Perspek­           schon das Bereitstellen kleiner Ressourcen könnte
     tivwechsel richtet sich in erster Linie an Manager    ein erster Ansatz sein, zum Beispiel die Schaffung
     und Führungskräfte. (www.gesundheitsresort­           von Anreizen für Neu­ und Querdenken oder die
     freiburg.de)                                          Teilnahme an Netzwerken und Plattformen der
                                                           Branche für Innovationen und Produktentwicklung,




 Sechs Thesen zur Innovationsfähigkeit von touristischen Leistungsträgern im
 Gesundheitstourismus
 ƒ Beherbergungsanbieter, die ein eigenes Profil und eine eigene Spezialisierung aufbauen, finden leichter
      zu innovativen Angeboten, Produkten und Services.

 ƒ Ein systematisches Qualitätsmanagement befördert strukturell die Innovationsfähigkeit.

 ƒ Die frühzeitige Einbindung des Kunden in die Produkt­ und Angebotsentwicklung stellt einen zentralen
      Erfolgsfaktor dar. Durch Partnerschaften mit Patientenverbänden, Selbsthilfegruppen, Ärzten, Unterneh­
      men usw. entstehen neue, maßgeschneiderte Angebote.

 ƒ Innovationsmanagement ist als ein kontinuierlicher Verbesserungsprozess zu verstehen.

 ƒ Eine entscheidende Quelle von Ideen und innovativen Ansätzen ist der Transfer von Technologien, Ansät­
      zen und Anwendungen aus der Medizin­/Kommunikationsbranche. Durch Entwicklungspartnerschaften
      können gänzlich neue, heute noch nicht am Markt befindliche Produkte und Angebote geschaffen wer­
      den.

 ƒ Innovationsmanagement benötigt Rahmenbedingungen: Ressourcen müssen bereitgestellt und Anreize
      geschaffen werden. Innovationsmanagement braucht Spielräume und Rückendeckung durch eine
      „Fehler­Kultur“.
Branchenreport „Beherbergung“                                                                                   19




„Innovationen im Mittelstand“
Praxistipps und grundsätzliche Empfehlungen zum Thema Innovationsmanagement gibt der Report
„GründerZeiten“ Ausgabe Nr. 3; aktualisierte Ausgabe April 2010 auf den Seiten des BMWi: www.bmwi.de



wie Ideenbörsen und Barcamps (offene Tagungen,             Praxisbeispiele: Assistenzsysteme mit
deren Ablauf und Inhalte von den Teilnehmern im            Zielgruppenfokus Hochbetagte und barrie-
Tagungsverlauf selbst entwickelt werden).                  refreier Tourismus

Praxisbeispiele: Nachbetreuung und                         ƒ Assistenzsysteme wie der BUTLER® mit Telecare­
Nachhaltigkeit                                                Funktionen, zum Beispiel Überwachung und
                                                              Monitoring, u. a. mit Notfallortung, Telecare,
ƒ Einsatz laiengeeigneter modernster Technologie              Sturzmelder, Medikamententimer. Die Verfüg­
  zur Stressmessung im Rahmen touristischer Prä­              barkeit des Gerätes kann auch die Sicherheit in
  ventionsangebote, zum Beispiel der Stresspilot              der zunächst fremden Umgebung eines Hotels
  der Biocomfort Diagnostics GmbH & Co. KG: mo­               erhöhen. (www.fonium.de)
  biles Biofeedbackgerät für Herzkohärenztraining,
  das zum Beispiel während eines Gesundheitsur­            ƒ Möglichkeit des barrierefreien Informationsab­
  laubes im Hotel erlernt und zu Hause fortgeführt            rufs bzw. des Einsatzes barrierefreier Technologie
  werden kann. Mit Hilfe eines PCs, spezieller Soft­          auf Reisen. Hogaware bietet Services, die in der
  ware und eines Ohrclips werden Biofeedback­                 gesundheitstouristisch orientierten Beherber­
  Übungen durchgeführt, die Erholung und Rege­                gung oder in anderen Einrichtungen zum Einsatz
  neration fördern. (www.biocomfort.de)                       kommen können. (www.cw­soft.de)

ƒ XX­Well: Online Beratung und Coaching in                 Vermarktung und Vertriebskompetenz
  Ernährungs­, Fitness­, Diät­ und Rauchentwöh­            aufbauen
  nung zur Integration in Programmen zum Bei­
  spiel in der Gesundheitshotellerie, Softwarelösun­       Aufgrund der starken Spezialisierung gesundheits­
  gen können in jeden Online­Auftritt integriert           touristischer Produkte müssen Angebotsentwick­
  werden (www.xx­well.com)                                 lung, Vermarktung und Vertrieb von Anfang an



Checkliste: Auf Kundengruppen zugeschnittene Kanäle bedienen

Marketing und Vertrieb können sich je nach grundsätzlicher Ausrichtung sowie medizinisch­therapeutischer
Intensität der Programme unterschiedlich darstellen.

Auf Gesundheit oder sogar Indikationen spezialisierte Reiseveranstalter:

ƒ Vertriebskooperationen mit Reiseveranstaltern, die das Wellness­ und Gesundheitssegment bedienen
   sind Dr. Holiday (www.dr­holiday.de), Akon Aktivreisen (www.akon.de), TuiVital (www.tui.com) oder
   Ameropa Medical Wellness & Spa mit starker Indikationsorientierung (www.ameropa.de) um nur einige
   beispielhaft anzuführen. Derpart (www.derpart24.de) und Mediplusreisen (www.mediplusreisen.de) gin­
   gen unlängst eine Kooperation ein, die ebenfalls ein umfangreiches Schulungsprogramm für Reisebüro­
   mitarbeiter mit anschließender Zertifizierung zum „Gesundheitsreisebüro“ beinhaltet.
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ƒ Zu beachten ist, dass bei Veranstaltern Provisionen anfallen, die Beherbergungsanbieter kalkulieren
     müssen. Zudem sind in der Regel Bettenkontingente bereitzustellen. Sollen die Angebote durch Kranken­
     kassen bezuschusst werden, sind Qualitätskriterien des GKV­Leitfadens Prävention für die Gesundheits­
     module anzusetzen.

Andere Vertriebskanäle können sein:

ƒ Im Bereich Primärprävention: Kooperationen mit Fitness­ und Ausrüstungsanbietern oder mobilen
     Kommunikationsplattformen, zum Beispiel Teilnahme bei Social Media­Plattformen wie YouTube und
     Facebook und Einbindung der Angebote in Fitness­ und Gesundheitsapps für das mobile Internet/Smart­
     phone.

ƒ Im Bereich Sekundär­/Tertiärprävention, Heilung und Linderung: Online­Diskussionsforen, Selbsthilfe­
     gruppen, Ärzte, Mitarbeiter von Unternehmen (Betriebliche Gesundheitsförderung), Kooperationen mit
     der Pharmabranche, Medizintechnik, Apotheken usw.



noch enger verbunden werden. Klassische touristi­       scher als auch touristischer Experten usw.) genutzt
sche Vertriebswege reichen nicht aus, neue Wege         werden.
und Partnerschaften für die gesundheitstouristische
Vermarktung und den Vertrieb sind erforderlich.         Praxisbeispiel: Indikationsorientierte
                                                        Online-Portale – Urlaub für Allergiker
Transparenz und Glaubwürdigkeit haben im Gesund­
heitstourismus höchste Relevanz. Das gilt auch für      ƒ Plattform und Website mit Tipps zu Reisen für
die werbliche Darstellung. Zu den Erfolgsfaktoren in       Allergiker mit integriertem Hotelfinder. 25 Hotels
der Kommunikation gesundheitstouristischer Ange­           aus Deutschland, Österreich, Spanien und Italien
bote zählen insbesondere die Herausstellung der            sind derzeit gelistet. Zusätzliche Reiseinformatio­
medizinisch­therapeutischen Kompetenzen und die            nen für Allergiker sowie umfassende Informatio­
Vermittlung eines glaubwürdigen Nutzens der Ange­          nen für Betroffene sind verfügbar.
bote. Hierbei können gerade Möglichkeiten im On­           (www.urlaub­fuer­allergiker.de)
line­Marketing (Websites, Blogs, Social Media mit
der Einbindung sowohl medizinisch­therapeuti­



Checkliste: Zielgruppenspezifische Kommunikation
ƒ Offensive Integration der medizinisch­therapeutischen Kompetenzen in die Außendarstellung der Pro­
     gramme und Anbieter: transparente Darstellung der Kompetenzen und Qualifikationen, möglichst per­
     sonalisiert. Wenn es um Gesundheit geht, müssen Vertrauen und Sicherheit bedient und überzeugende
     Mehrwerte kommuniziert werden!

ƒ Alleinstellung und Mehrwerte betonen: Klare Herausstellung der Alleinstellungsmerkmale und Nennung
     für den Kunden/Gast/Patienten relevanter nachprüfbarer Fakten. Die Nutzung von glaubwürdigen Testi­
     monials, insbesondere im indikationsorientierten Bereich und die transparente Darstellung von Abläufen
     sind von Vorteil.

ƒ Gesundheit soll Spaß bereiten: Trotz Technisierung und professioneller medizinischer Kompetenzen – die
     Vermittlung von Lebenslust, Spaß und Genuss sollte nicht nur bei Programmen der Prävention, sondern
     bei allen gesundheitsorientierten Angeboten berücksichtigt werden.
Branchenreport „Beherbergung“                                                                              21




Praxisbeispiel: Wellnessfinder – mobile                Praxisbeispiel: Betriebliche Gesundheits-
Applikationen als Vertriebskanal                       förderung und Wellness-Portal

ƒ wellnessfinder.com ist ein Online­Portal mit Ur­     ƒ Mit Gesundheitsreisen in bestimmte Betriebe der
  laubsangeboten zu verschiedenen Wellness­ und           Wellness­Hotels Deutschland können Unterneh­
  Gesundheitsthemen mit ca. 170 Partner­Wellness­         men die Gesundheit ihrer Mitarbeiter fördern.
  Hotels in sieben europäischen Ländern. Wellness­        Die Angebote aus den Bereichen Bewegung, Ent­
  finder umfasst außerdem ein E­Magazin, einen            spannung, Entwöhnung und Rücken­Fit sind für
  Blog sowie einen Wellness­Business­Bereich als          die Unternehmen steuerlich begünstigt und für
  Plattform für Wellness­Anbieter, ­Dienstleister         die Mitarbeiter unkompliziert gestaltet, so dass
  und ­Hersteller. Die App umfasst Wellness­/Ge­          sie als „Incentive“ wahrgenommen werden kön­
  sundheits­Themen und ­Pauschalen, Auflistung            nen. Je nach Reise verbringen die Mitarbeiter fünf
  von ca. 300 Angeboten nach Aufenthaltsdauer,            oder sieben Nächte. (www.gesundheitsreisen­
  Kurzbeschreibung des Angebotes und des Anbie­           wellnesshotels.com)
  ters, Möglichkeit der direkten Kontaktaufnahme
  und Buchung. (www.wellnessfinder.com)                Praxisbeispiel: Präventionsreisen für
                                                       Familien – Ferien- und Freizeitpark
Praxisbeispiel: gesundheitsorientierte                 Weißenhäuser Strand
Hotelkooperation „Diabetiker auf neuen
Wegen“                                                 ƒ Prävention mit klarer Ausrichtung auf Familien:
                                                          Der Ferien­ und Freizeitpark Weißenhäuser Strand
ƒ Die Partnerhotels von „Diabetiker auf neuen             (Ferienappartements und ­häuser) bietet zubuch­
  Wegen“ haben sich mit speziellen Services auf           bare Präventionsprogramme für die gesamte
  Diabetes­Gäste und ihren Lebensstil eingestellt.        Familie. Dazu zählen Stressabbau durch Bewe­
  Zu den Standards des indikationsorientierten            gungs­ und Entspannungsprogramme für die
  Qualitätssystems gehören zum Beispiel diabetes­         ganze Familie, gemeinsam gesund und fit durch
  geschultes Personal, Kühlmöglichkeit für Insulin        Muskeltiefenentspannung und Nordic Walking
  und die Bereitstellung von Blutzucker­ und Blut­        sowie Familiengymnastik. Durch die Erfüllung
  druckmessgeräten. Das Hotel muss zudem einen            der Kriterien des GKV­Leitfadens Prävention kön­
  Service bieten, der binnen einer Stunde vergesse­       nen die Angebote auch durch Kassen bezuschusst
  ne Medikamente liefert, und mit einem Arzt und          werden. Vermarktung auch über Spezialreisever­
  einer Apotheke vor Ort zusammenarbeitet. Hinzu          anstalter. (www.weissenhaeuserstrand.com;bzw.
  kommen frische, vitaminreiche Speisen und eine          www.dr­holiday.de)
  Waage zum Abwiegen der Kohlenhydrate am
  Frühstücksbuffet. Einmal jährlich wird der Ser­
  vice der zertifizierten Häuser anonym getestet.
  (www.diabetikerurlaub.de)



„Wellness- und Gesundheitsreisen in Deutschland“ ist 2011 das Themenjahr der
Deutschen Zentrale für Tourismus (DZT)
ƒ Im Jahr 2011 stellt die DZT das Thema „Wellness­ und Gesundheitsreisen in Deutschland“ in den Mittel­
   punkt ihres internationalen Marketings. Laut „Qualitätsmonitor Deutschland­Tourismus“ kommen rund
   40 Prozent der ausländischen Gäste nach Deutschland, um sich hier zu erholen und zu entspannen.
   14 Prozent wollen speziell etwas für Gesundheit und Körper tun. Der World Travel Monitor verzeichnete
   2008 415.000 ausländische Gäste, die einen gesundheitsorientierten Urlaub in Deutschland verbrachten.
22                                                                               Branchenreport „Beherbergungr“




     Hauptquellmarkt war hierbei die Schweiz mit 57 Prozent. Mit der gezielten Positionierung ist es das Ziel
     der DZT, für Deutschland als Destination für Gesundheitsurlaub und Wellness zusätzliche Übernach­
     tungen zu generieren.

 ƒ Das Themenjahr 2011 gliedert sich in drei große Bereiche: „Kurorte und Heilbäder“, „Wellness­ und Beau­
     tyhotels“ und „Medizintourismus“. In den wichtigsten ausländischen Quellmärkten werden dazu cross­
     mediale Kampagnen realisiert. (weitere Infos: www.germany.travel)
Branchenreport „Beherbergung“                                                                              23




4. Fazit


Betrachtet man die Chancen, die der „Neue Gesund­            einem grundlegend attraktiven Umfeld und tou­
heitstourismus“ Beherbergungsanbietern eröffnet,             ristisch qualitativ gutem Angebot (sowohl in
lässt sich festhalten: Die Perspektiven sind für profes­     attraktiven ländlichen Regionen mit hohem land­
sionell agierende Marktteilnehmer hervorragend.              schaftlichem Wert und Ruhepotenzial als auch in
Viele touristische Anbieter agieren schon erfolgreich,       kulturell überzeugenden urbanen Städtedestina­
meist unter Einsatz wertvoller Kooperationen mit             tionen) haben klare Wettbewerbsvorteile.
der Gesundheitswirtschaft. Die gemeinsamen Erfolgs­
faktoren dieser Anbieter sind klar zu benennen:            ƒ Der Gesundheitstourismus der Zukunft wird vor
                                                             allem von zwei Angebotspolen gekennzeichnet:
ƒ Spezialisierung und Profilbildung
                                                             1. „Urbaner Gesundheits­ und Medizintourismus“
ƒ Managementkompetenz im Qualitäts­, Netzwerk­               in Städten mit den Schwerpunkten High­Tech­
   und Innovationsmanagement sowie Vermark­                  Medizin, Check­Ups, verbürgte medizinische
   tung und Vertrieb                                         Qualität, Zeiteffizienz und Markenbildung; sowie

ƒ Interkommunale Kooperation                                 2. „Gesundheitstourismus in naturnahem Feri­
                                                             enambiente“, präventionsorientiert, Wellness­
Die bereits heute in ihren Auswirkungen erkennba­            dominiert, Nutzung der gesundheitsfördernden
ren Marktveränderungen werden in Zukunft immer               Wirkung von Landschaft, Programme zur Ge­
deutlicher zu spüren sein. Folgende Tendenzen las­           wichtsabnahme, mentale Gesundheit/Stress,
sen sich erkennen:                                           Bewegung, gesundheitstouristische Module sind
                                                             bereits heute Standard in der Hotellerie.
ƒ Die indikationsorientierte Spezialisierung auf
   Zielgruppen in Prävention, Heilung/Linderung,
   Rehabilitation wird weiter voranschreiten.

ƒ Aus der fortschreitenden Spezialisierung ergeben
   sich auch neue Kooperationsansätze von indikati­
   onsbezogenen Betrieben – vermehrt nicht nur re­
   gional, sondern auch überregional (zum Beispiel
   Marketingkooperationen).

ƒ Qualitätsmanagement und Investitionen in Struk­
   tur­ und Prozessqualität werden von professionel­
   len Anbietern permanent vorgenommen werden
   müssen: Glaubwürdigkeit nach außen und stän­
   dige Verbesserung auch bei innerbetrieblichen
   Prozessen.

ƒ Neue Angebotskombinationen und Vertriebs­
   partnerschaften mit wohnortnahen Anbietern
   (zum Beispiel Fitness­/Gesundheitsstudios, Ärzte­
   häusern) und Unternehmen werden alltäglich
   werden.

ƒ Auch für Beherbergungsanbieter mit Engage­
   ment im Gesundheitstourismus gilt: Anbieter mit
Impressum


Text und Redaktion
PROJECT M GmbH
Cornelius Obier, Christoph Creutzburg
www.projectm.de

KECK MEDICAL GmbH
Dr. med. Andreas Keck
www.keck­medical.de

Institut für Tourismus­ und Bäderforschung
in Nordeuropa GmbH (N.I.T.)
Prof. Dr. Martin Lohmann
www.nit­kiel.de

Gestaltung
PRpetuum GmbH, München

Bildnachweis
V. Schwarz – Digital Stock (Titel)

Herausgeber
Bundesministerium für
Wirtschaft und Technologie (BMWi)
Öffentlichkeitsarbeit
                                                            Das Bundesministerium für Wirtschaft und
11019 Berlin
                                                            Technologie ist mit dem audit berufundfamilie®
www.bmwi.de
                                                            für seine familienfreundliche Personalpolitik
                                                            ausgezeichnet worden. Das Zertifikat wird von
Stand                                                       der berufundfamilie gGmbH, einer Initiative der
August 2011                                                 Gemeinnützigen Hertie­Stiftung, verliehen.




Diese pdf­Broschüre wird im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit des Bundesministeriums für Wirtschaft und
Technologie herausgegeben. Sie wird kostenlos abgegeben und ist nicht zum Verkauf bestimmt. Sie darf
weder von Parteien noch von Wahlwerbern oder Wahlhelfern während eines Wahlkampfes zum Zwecke der
Wahlwerbung verwendet werden. Missbräuchlich ist insbesondere die Verteilung auf Wahlveranstaltungen,
an Informationsständen der Parteien sowie das Einlegen, Aufdrucken und Aufkleben parteipolitischer Infor­
mationen oder Werbemittel. Untersagt ist gleichfalls die Weitergabe an Dritte zum Zwecke der Wahlwer­
bung. Unabhängig davon, wann, auf welchem Weg und in welcher Anzahl diese Schrift dem Empfänger zuge­
gangen ist, darf sie auch ohne zeitlichen Bezug zu einer Wahl nicht in einer Weise verwendet werden, die als
Parteinahme der Bundesregierung zugunsten einzelner politischer Gruppen verstanden werden könnte.

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BMWI Branchenreport Beherbergung

  • 2. Inhaltsverzeichnis 1. Der „Neue Gesundheitstourismus“ im Überblick .............................................................................................. 3 2. Gesundheitstouristische Marktsituation für Beherbergungsanbieter ..........................................................7 3. Handlungshilfen, Erfolgsfaktoren und Impulse für innovative Angebote ................................................11 3.1 Erfolgsfaktor „Spezialisierung und Profilbildung“ ...................................................................................11 3.2 Erfolgsfaktor „Managementkompetenz“..................................................................................................15 4. Fazit ........................................................................................................................................................................ 23
  • 3. Branchenreport „Beherbergung“ 3 1. Der „Neue Gesundheitstourismus“ im Überblick Projekt „Innovativer Gesundheitstourismus in Deutschland“ Wie sehen erfolgreiche Angebote im Gesundheitstourismus aus? Welche Produktanforderungen müssen Anbieter erfüllen? Welche Trends und Neuerungen gibt es, was sind Innovationen und wie lassen sich diese umsetzen? Welches sind die Erfolgsstrategien? Diese Fragen standen im Mittelpunkt des vom Deutschen Tourismusverband e. V. (DTV) initiierten und vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie geför­ derten Projektes „Innovativer Gesundheitstourismus in Deutschland“. Über 400 Hinweisen aus einer bundes­ weiten Veranstaltungsreihe, Experteninterviews und umfassenden Recherchen zu innovativen Ansätzen und Best Practices ist der DTV nachgegangen. Die Ergebnisse wurden in einem Leitfaden zusammengefasst, der einen umfassenden Überblick zu den Projektergebnissen bietet. Vertiefend dazu wurden insgesamt sieben Branchenreports zu verschiedenen gesundheitstouristischen Anbietersegmenten verfasst. ƒ Alle Informationen zum Projekt, zum Download des Leitfadens und der Branchenreports unter www.innovativer­gesundheitstourismus.de oder www.bmwi.de Branchenreport „Gesundheitstourismus für Beherbergungsanbieter“ Ihnen stehen neben dieser Ausgabe mit speziell zugeschnittenen Informationen für Beherbergungs­ anbieter sechs weitere Branchenreports zu folgenden Themen zur Verfügung: „Flächendestinationen“, „Kurorte und Heilbäder“, „Kliniken und Gesundheitszentren“, „Medizintechnik und Kommunikations­ technologie“, „Städtedestinationen“ und „Gesundheitsregionen und Gesundheitsinitiativen“. Neben einer einführenden Beschreibung der Marktsituation mit Blick auf den Status quo und auf zukünftige Entwicklungen stehen den interessierten Fachlesern Praxisbeispiele, Checklisten und Handlungsempfehlun­ gen für die jeweiligen Segmente zur Verfügung. Eine Auswahl innovativer Ansätze, guter Beispiele und Hintergründe soll Orientierung bieten, interessante Impulse für die eigene Marktbearbeitung geben und wichtige Erfolgsfaktoren aufzeigen. Neue Nachfrageformen, technischer Fortschritt und 1 Neue Zielgruppen und neue Bedürfnisse Kooperationen – der Zukunftsmarkt Gesundheits­ durch den demographischen Wandel tourismus bietet vielfältige Chancen für die Anbieter aus Tourismus und Gesundheitswirtschaft. Die Markt­ Der demographische Wandel bietet Chancen, erfor­ und Trendforscher bescheinigen dem Gesundheits­ dert aber auch im Gesundheitstourismus ein Umden­ tourismus in den nächsten Jahren einen klaren Be­ ken. Barrierefreiheit und eine medizinisch­therapeu­ deutungszuwachs (vgl. Leitfaden S. 11). Immer mehr tische Grundsicherung am Urlaubsort sind nur einige Menschen sind bereit, auch im Urlaub etwas für ihre Beispiele, um sich auf die älter werdende Zielgruppe Gesundheit zu tun. Der demographische Wandel, einzustellen. Aufgrund von Mobilitätseinschränkun­ wachsendes Gesundheitsbewusstsein und Werte­ gen oder chronischen Krankheiten will man in Zu­ wandel, neue Altersanforderungen, Lebensstile, Be­ kunft nicht auf den Urlaub verzichten müssen. Das dürfnislagen und Indikationen aber auch der Einsatz heißt spezielle Service­ und Komfortleistungen stellen neuer Technologien – für Anbieter aus Tourismus besondere Ansprüche der älteren Zielgruppe dar, und Gesundheitswirtschaft ergeben sich zahlreiche die sich in der gesamten Dienstleistungskette wider­ Möglichkeiten der Angebotsgestaltung und Speziali­ spiegeln sollten. Aber auch zielgerichtete Präventi­ sierung. Was sind die wichtigsten Treiber für die onsangebote für „Better Aging“ und Programme, die Entwicklung des „Neuen Gesundheitstourismus“? die besonderen Bedürfnislagen bei alterstypischen
  • 4. 4 Branchenreport „Beherbergungr“ Erkrankungen in einem urlaubstypischen Ambiente 4 Innovationen und neue Kooperationen berücksichtigen, haben gute Chancen. auf Anbieterseite Nicht nur ältere Menschen nutzen künftig gesund­ Neue Möglichkeiten können sich zudem durch den heitstouristische Angebote. Neue Nachfrage ent­ Einsatz neuer Technologien im Gesundheitstouris­ steht mit großer Dynamik auch durch jüngere, mit­ mus ergeben: Präventivdiagnostik mittels Hightech ten im Arbeitsleben stehende Menschen mit hohen Check­ups, Einsatz von Telemedizin, Nachbetreuung Anforderungen im privaten und beruflichen Lebens­ gesundheitstouristischer Aufenthalte am Wohnort. umfeld. Stressprävention wird gerade für wertschöp­ Angetrieben von der medizinischen und technologi­ fungsstarke und jüngere Nachfragesegmente immer schen Entwicklung entstehen innovative Angebots­ bedeutsamer. formen. Neue, einfache und preisgünstige Diagno­ se­ und Behandlungsformen (zum Beispiel mit 2 Gesundheit wird zum Lifestyle Einsatz von Sensoren) ermöglichen massentaugliche Produkte im Präventionsmarkt. Online­Coaching­ Die Deutschen sind sich zunehmend bewusst, dass Instrumente ergeben beispielsweise gänzlich neue sie selbst für ihre Gesundheit verantwortlich sind Formen des Dialogmarketings und der Kundenbin­ und eine Eigenvorsorge persönlich lohnend ist. dung. Die Möglichkeiten zum unterstützenden Ein­ Mehr Eigenverantwortung für die Gesundheit ergibt satz von Telekommunikation bei Präventions­ sich dabei nicht nur aus dem stetigen Rückzug der angeboten in den Bereichen Stressmanagement, Sozialversicherungsträger. Immer mehr Menschen Ernährung oder Bewegung sind noch längst nicht fördern aktiv eine gesunde Lebensweise – auch im ausgeschöpft. Urlaub. „Soft Health“, die Durchdringung gesund­ heitlicher Aspekte in fast allen Wirtschafts­ und Zukunftsmarkt Gesundheitstourismus – Lebensbereichen, hält Einzug in den Tourismus. Der Angebotspotenziale Wunsch zum Erhalt der physischen und psychischen Leistungsfähigkeit äußert sich auch in neuen konkre­ Günstige Rahmenbedingungen und neue Nachfra­ ten Produkten, die sich beispielsweise um mentale gepotenziale bedeuten jedoch nicht automatisches Gesundheit, Selfness und innere Balance oder Ernäh­ Wachstum. Der Markt steht derzeit an der Schwelle rungsurlaube drehen. Klassische Erholungsformen zu einem „Neuen Gesundheitstourismus“, der zu­ wie Wandern und Radfahren werden zudem mit nehmend an Fahrt gewinnt. Neben selbstzahlerori­ nachweislich gesundheitlichen Mehrwerten aufge­ entierten Angeboten ist vor dem Hintergrund demo­ laden. graphischer Wandel und Fachkräftemangel auch das betriebliche Gesundheitsmanagement als Chan­ 3 Neue Rahmenbedingungen durch ce für den Gesundheitstourismus zu nennen. Öffnung der Marktstrukturen Die Ergebnisse des Projektes „Innovativer Gesund­ In der Vergangenheit war der Gesundheitstouris­ heitstourismus in Deutschland“ haben zwar gezeigt: mus in Deutschland vor allem von kurativen Aufent­ Viele Anbieter und Kooperationen bearbeiten den halten in prädikatisierten Kurorten und Heilbädern Markt bereits erfolgreich. Deutlich wurde aber auch, geprägt. Im Zuge der Veränderungen im Gesund­ dass sich der „Neue Gesundheitstourismus“ insge­ heitswesen haben sich die Rahmenbedingungen samt noch in einer frühen Marktphase befindet. Tou­ inzwischen aber grundlegend geändert. Durch den rismus und Gesundheitswirtschaft fangen erst an, Rückzug der Sozialversicherungsträger werden die Synergien systematisch zu nutzen. einstmals marktprägenden, kurfokussierten Anbie­ ter zur Neuausrichtung angeregt. Gleichzeitig wird Doch in welchen konkreten Bereichen lassen sich ge­ der Weg frei für neue Anbieter. Diese partizipieren sundheitstouristische Angebote entwickeln und er­ nicht nur am gesundheitstouristischen Markt, son­ folgreich am Markt platzieren? Generell lässt sich der dern prägen diesen durch innovative, zielgruppen­ Gesundheitstourismus drei verschiedenen Ausrich­ scharfe Angebotsformen und neue Vertriebswege. tungen zuordnen (vgl. Infobox). Neben klassischen
  • 5. Branchenreport „Beherbergung“ 5 Projekt „Innovativer Gesundheitstourismus in Deutschland“ Gesundheitstourismus i.w.S. Beispiele Motivation und Ziel 1 Urlaub für gesunde Personen­ ƒ Familienurlaub an der See (Abhärtung, ƒ klassische Urlaubsmotivation gruppen mit gesundheitlichen Reizklima) ƒ keine primäre gesundheitliche Zielsetzung Mehrwerten ƒ Wellness­ und Genussurlaub ƒ Gesundheit als Mehrwert ƒ Aktiv­ und Sporturlaub 2 Urlaub für gesundheit­ ƒ barrierefreier Urlaub für Personen mit ƒ klassische Urlaubsmotivation lich eingeschränkte Mobilitätseinschränkungen ƒ spezialisierte gesundheitliche Personengruppen ƒ betreuter Urlaub für chronisch Kranke und Versorgung am Urlaubsort entsprechend Angehörige Einschränkung 3 Primär gesundheitsorien­ Ohne Indikation: ƒ klar definierte medizinisch­therapeutisch tierte Reiseformen bzw. ƒ Primärprävention geprägte Motivation und Zielsetzung Angebotssparten ƒ Leistungsfähigkeit ƒ Attraktivität Indikationsbezogen: ƒ Sekundär­ und Tertiärprävention ƒ Rehabilitation ƒ Heilung und Linderung Quelle: PROJECT M & KECK MEDICAL 2011 ƒ Ausführliche Informationen zu den verschiedenen gesundheitsorientierten Reiseformen finden Sie im Leitfaden „Innovativer Gesundheitstourismus in Deutschland“ unter www.innovativer­gesundheitstourismus.de oder www.bmwi.de Erholungsreisen, die mit gesundheitstouristischen rung insbesondere für den Gesundheitstourismus Elementen aufgeladen sind und sich an gesunde im engeren Sinne, der mit primär gesundheitsorien­ Personen richten (1), zählen auch Urlaubsangebote tierten Reiseformen (3) beschrieben werden kann. für gesundheitlich eingeschränkte Personengrup­ Dazu zählen: pen (2) zum Gesundheitsurlaub im weiteren Sinne. Beide Formen versprechen gesundheitliche Mehr­ ƒ indikationsunabhängige Angebotssparten – werte für den Gast ohne vorrangig auf Gesundheits­ richten sich an gesunde Personen und zielen auf förderung bzw. Gesundheitserhaltung ausgerichtet die Erhaltung der Gesundheit und Leistungsfä­ zu sein. Den Kernbereich des Gesundheitstourismus higkeit ab stellen die primär gesundheitsorientierten Reisefor­ men bzw. Angebotssparten (3) dar. Ihnen liegen klar ƒ Primärprävention mit den Zielen der Krank­ definierte medizinisch­therapeutische Ziele zu heitsvermeidung, Gesundheitserhaltung und Grunde. Aus dem Spektrum der gesundheitstouristi­ dem Aufbau von Kompetenzen für eine schen Ausrichtungen ergibt sich eine Vielzahl an gesundheitsfördernde Lebensweise Möglichkeiten für die Entwicklung und Platzierung von Angeboten. ƒ Erhöhung der Leistungsfähigkeit Am Markt für Gesundheitstourismus gewinnt der ƒ Erhöhung der Attraktivität medizinische Aspekt zusehends an Bedeutung – die Nachfrage wird vielfältiger und differenzierter, eine ƒ indikationsbezogene Angebotssparten – stärkere Indikations­, Bedürfnis­ und Nutzenorien­ richten sich an Personen, bei denen ein gesund­ tierung der Kunden ist zu beobachten. Für Anbieter heitliches Problem bzw. eine Diagnose bereits ergeben sich hieraus gute Chancen zur Spezialisie­ vorliegt
  • 6. 6 Branchenreport „Beherbergungr“ ƒ Sekundär­ und Tertiärprävention mit dem Ziel ƒ Rehabilitation zur Wiederherstellung der der Früherkennung, der Verhinderung der Gesundheit Verschlimmerung oder des Wiederauftretens einer Erkrankung ƒ Behandlungen von Erkrankungen zur Heilung und Linderung Welche Merkmale kennzeichnen den „Neuen Gesundheitstourismus“? Dieser… ƒ gehört künftig zum Angebot jeder Urlaubsdestination – Sicherheit, Komfort und Barrierefreiheit gewinnen vor allem bei der wachsenden Zielgruppe der Älteren an Bedeutung und werden als wichtige Angebotsbestandteile nachgefragt. ƒ wird zunehmend differenzierter – für Anbieter ergeben sich zahlreiche Möglichkeiten der Spezialisie­ rung auf Subthemen und für die Ausbildung von Alleinstellungsmerkmalen (zum Beispiel nach Indi­ kationen). ƒ ist zunehmend medizinisch­therapeutisch abzusichern – messbare Ergebnisse und Wirkungsnachweise sind gefragt, reine Wohlfühlangebote verlieren zusehends an Bedeutung. ƒ wird indikationsorientierter – Primärprävention wird deutlich medizinischer und wird langfristig in ihrer Bedeutung von den indikationsbezogenen Angebotssparten der Sekundär­ und Tertiärprävention abgelöst. ƒ wird nachhaltiger – Vorsorgeuntersuchungen, Gesundheitschecks sowie Coachingangebote mit dem Ziel der langfristigen Lebensstiländerung bzw. des Entgegenwirkens von Altersbeschwerden, ­krank­ heiten und Attraktivitätsverlust werden immer bedeutender. ƒ fordert deshalb neue Kombinationen und Paketangebote, die über den Aufenthalt hinausgehen – gesundheitliche Mehrwerte aus dem Urlaub werden in das Wohnumfeld übertragen. ƒ braucht starke Anbieternetzwerke zwischen professionellen Gesundheitsdienstleistern und der Hotelle­ rie, Fitnessanbietern und Ärzten etc., um den vielfältigen Anforderungen der Gäste gerecht werden zu können. ƒ benötigt zielgruppenspezifische Vertriebswege abseits der klassischen, touristischen Marketingkanäle – veränderte Interessenlagen und wandelndes Kommunikationsverhalten schaffen neue Orte der Kommu­ nikation, die eine zielgerichtete Ansprache ermöglichen.
  • 7. Branchenreport „Beherbergung“ 7 2. Gesundheitstouristische Marktsituation für Beherbergungsanbieter Hotellerie dominiert die Entwicklung Gesundheitszentren“ erfolgreich an. Oft sind diese im Beherbergungssegment schrittweise aus größeren Wellness­Hotels oder ehemaligen und nun umgestalteten Sanatorien Es ist in erster Linie die gehobene Wellness­Hotelle­ hervorgegangen. Abgebildet durch die gehobene rie mit vier Sternen und mehr, die im Gesundheits­ Hotellerie, oft auch mit im Haus engagierten Ärzten tourismus aktiv ist. Doch das bedeutet nicht, dass und Therapeuten oder mit angeschlossenem Ge­ Gesundheitstourismus ausschließlich in der Hotelle­ sundheitszentrum oder Klinik, bieten sie zudem ein rie passiert. Andere Beherbergungsformen spielen, hochwertiges Wellnessangebot. Die Programme wenngleich deutlich untergeordnet, ebenso eine richten sich v. a. auf die Schwerpunkte Check­ups, Rolle. Die Bandbreite reicht von Appartementanla­ Fitness und Leistungsoptimierung, mentale Pro­ gen und Ferienhäusern bis hin zu Kneipp­Camping­ gramme (Anti­Burnout, Aufbau nach Stressphasen) plätzen und Gesundheitsbauernhöfen. Sogar Klöster oder die Gewichtsreduzierung. Medical Spa mit halten spezielle Angebote vor, um Gästen Ruhe, Medical Wellness­Anwendungen ergänzen häufig Rückzug und Entschleunigung aus dem immer hek­ das Portfolio und unterstreichen den hohen medizi­ tischer werdenden Alltag zu bieten. Hierbei geht es nischen Grad der Programme, der zunehmend weniger um luxuriöse Ausstattung der Beherber­ wächst. gung als vielmehr um eine „Aura der Langsamkeit“ und professionelle Betreuung durch Gesundheitsex­ Spezialisierung auf Themen perten und Coaches. und Zielgruppen Im breiten Feld des Gesundheitstourismus fällt das Andere Anbieter fokussieren in ihrer Ausrichtung Engagement der Beherbergungsanbieter ganz unter­ bestimmte Indikationen (zum Beispiel gesunder schiedlich aus, je nach Ausrichtung und Gewichtung Schlaf, Diabetes­spezialisierte Hotels) oder stellen des Themas Gesundheit. sich mit speziellen (barrierefreien) Dienstleistungen auf ganz spezielle Zielgruppen ein (zum Beispiel Hotels als hochqualifizierte Hochbetagte, die in Zukunft immer mehr noch ver­ „Full-Service-Gesundheitszentren“ reisen wollen). Zu beobachten ist ebenfalls, dass sich immer mehr Beherbergungsanbieter auch auf die Komplettpakete für Gäste, die entweder vorbeugend Bedürfnisse von Gästen mit Allergien und Nahrungs­ aktiv werden wollen, ihre Leistungsfähigkeit gezielt mittelunverträglichkeiten einstellen – angeboten als verbessern oder gar gesundheitliche Probleme zusätzlicher Service oder gar als Spezialisierung mit mindern wollen, bieten etablierte „Full­Service­ konsequenter Ausrichtung auf diese Zielgruppen. Typische gesundheitstouristische Angebotsschwerpunkte (Auswahl), die sich nach der Kundenmotivation ausrichten Im Bereich der Primärprävention (Angebote zielen auf die Erhaltung der Gesundheit und Leistungsfähigkeit ab), zum Beispiel: ƒ Grundsätzlich etwas Gutes für die Gesundheit tun, Kombination von Bewegungs­, Entspannungs­ und Ernährungsangeboten ƒ Stressmanagement, nachhaltige Entspannung und innere Ruhe, vorbeugende Wirkung hinsichtlich mentaler und/oder körperlicher Beschwerden, Entspannungsmethoden und individuelle Beratung, entspannungsfördernde Ernährung und Bewegung ƒ Erhalt der körperlichen Leistungsfähigkeit und des Wohlgefühls im beruflichen und privaten Umfeld, Verbesserung der Fitness, Koordination und Kondition, Ernährungsprogramme, Entspannungstechniken
  • 8. 8 Branchenreport „Beherbergungr“ ƒ Vorbeugung von altersbedingten Erkrankungen und Einschränkungen der Lebensqualität, Bewegungs­ und Ernährungsprogramme, Steigerung der geistigen Leistungsfähigkeit Im Bereich Erhöhung der Attraktivität, zum Beispiel: ƒ Aufenthalte zur Verbesserung des Hautbildes, z.B. Dermabrasion, Chemical Peeling Im Bereich Erhöhung der Leistungsfähigkeit, zum Beispiel: ƒ Marathon­ oder Lauftrainings, Resilienztraining (Widerstandskraft gegen Krankheiten) Im Bereich der Sekundär­ und Tertiärprävention (zielen auf Früherkennung bzw. die Vermeidung einer Verschlimmerung oder eines Wiederauftretens einer Erkrankung ab), zum Beispiel: ƒ Früherkennung, zum Beispiel: körperliche Untersuchung, bildgebende Diagnostik (Ultraschall, Labor) ƒ Lebensstilberatung und ­training zum Beispiel: Ernährungsberatung bei Diabetes mellitus oder arteriel­ ler Hypertonie, Bewegungsprogramme bei Erkrankungen des Bewegungsapparates oder nach einem Herzinfarkt, Entspannungsprogramme nach einem Burn­out­Syndrom ƒ Schlafprobleme abbauen, Angebote für Menschen mit Rückenproblemen In Zukunft könnten auch Patientenhotels, die sich tungsträger von Ferienhäusern bis hin zum 5­Sterne an Kliniken anschließen und kooperieren, noch grö­ Biohotel ist hier erfolgreich tätig. ßere Bedeutung erlangen. Laut einer aktuellen Deloitte­Studie (Download unter www.deloitte.com Was ebenfalls zu beobachten ist: Nachhaltigkeit ist Stichwort „Krankenzimmer deluxe“) sehen die Anbie­ ein Zukunftsthema quer über alle Branchen. Der ter große Entwicklungschancen, wenngleich bislang Nachhaltigkeitsgedanke wird biespielsweise durch nur wenig Praxiserfahrungen in diesem Segment GREEN SPA (Netzwerk Deutscher Wellnessverband), bestehen. Green Globe (Zertifikat bei den Wellness Hotels Deutschland etc.) oder von der Marketingkooperati­ Die „LOHAS“ im Fokus on der Biohotels aufgegriffen. Wer also in Zukunft gesunden Urlaub erleben und nachhaltig entspan­ Nach dem Motto „Zurück in die Zukunft: Erholungs­ nen will, möchte dies auch mit gutem Gewissen tun. urlaub wird wieder Gesundheitsurlaub“ orientieren sich immer mehr Anbieter am Trend für einen ganz­ „Selfness“, „Performanceoptimierung“ heitlichen, gesunden Lebensstil mit den Schwer­ und „Soft Health“ bieten neue punkten Bio, Natur, Gesundheit und Entschleuni­ Entwicklungsperspektiven gung. Dieser wird insbesondere von der von Marktforschern betitelten Zielgruppe der „LOHAS“ Hat sich vor allem die Hotellerie in der Vergangen­ (Lifestyle of Health and Sustainability) gelebt. Als heit mehrheitlich um Konzepte der Wellness geküm­ Gegentrend zur Hektik und Technisierung des All­ mert und erfolgreich verkauft, ist zunehmend eine tags wachsen auch die Sehnsucht nach dem Hand­ Profilierung hin zu einer stärkeren aktiven Gesund­ festen, Authentischen und der Bezug zur Natur. Dies heitsorientierung der Angebote zu beobachten. Wird lässt sich hervorragend mit gesundheitlichen Ange­ das auch in Zukunft so sein? Das in Zukunftsforschung botsmodulen vor allem im Bereich der Primärprä­ renommierte Zukunftsinstitut stellt fest, dass Well­ vention (Bewegung, Entspannung und Ernährung) ness alleine für die Gesundheitsanforderungen der kombinieren. Eine Vielzahl unterschiedlicher Leis­ Zukunft zu schwach ist. Die Frage ist, wie beispiels­
  • 9. Branchenreport „Beherbergung“ 9 „Future Health“ für die Hotellerie Mit Hotel der Zukunft ist aktuell ein Handbuch des Zukunftsinstituts erschienen, dass umfassende Hinter­ gründe zu Trendfeldern für die Hotellerie, darunter ein Schwerpunktbereich „Future Health“, liefert. Frei verfügbar unter www.hotelderzukunft.at weise Hoteliers reagieren, wenn Wellness zum ange­ unter dem Stichwort „Soft Health“ die unterschied­ nehmen Teilaspekt wird, während sich die echten lichsten Bereiche im Beherbergungsgewerbe weiter Gesundheitsfragen an neuen Fronten entscheiden? gesundheitlich und unter Wohlfühlaspekten aufge­ laden: Essen/Ernährung, Atmosphäre/Entspannung, Medical Wellness, Anti­Aging, Selfness. Schon heute Musik, Farben, Olfaktorik (Geruchswahrnehmung). entwickelt sich gerade im Bereich Selfness ein großes Das Zukunftsinstitut sieht auch hier den langfristi­ Feld an Angeboten wie Coachings, Therapien und gen Trend, dass gesundheitliche Module zum Stan­ persönlichen Trainings, die Gäste bei der Suche nach dard in der Hotellerie gehören werden. Neue Aus­ Gesundheit und persönlichen Lebenszielen unter­ prägungen wie Feng Shui oder die Reduzierung von stützen. Elektrosmog für gesunden Schlaf passen ebenfalls in das Konzept zur Ansprache potenzieller Kunden. Der Übergang zu konkreten Programmen der „Per­ formance­Optimierung“ ist nicht weit entfernt. Betriebliche Gesundheitsförderung Immer mehr Kunden erwarten zum einen Entspan­ nung für Körper und Sinne möglichst in relativ kur­ Immer mehr Unternehmen schicken ihre Mitarbei­ zer Zeit und zum anderen wollen sie aktiv an der ter regelmäßig zum Check­up und Coaching in ge­ eigenen Attraktivität, ihrer Fitness und ihrem Ge­ eignete Anbieterbetriebe – nicht nur am Wohnort, sundheitsglück arbeiten – auch ein Ausdruck der zunehmend auch in einem geeigneten Hotelam­ gestiegenen Ansprüche des einzelnen im Berufs­ biente. Denn Gesundheitsmanagement wird zuneh­ und Privatleben. Mentale Gesundheit, Regenerati­ mend wichtiger Bestandteil einer umfassenden Unter­ onsmedizin, Entgiftungskuren („Detox“) und mini­ nehmenskultur. Neben der sozialen Verantwortung malinvasive Schönheitskuren haben Konjunktur. Zu der Unternehmen für ihre Mitarbeiter sind es auch beachten sind dabei die hohen Ansprüche der Kun­ rein finanzielle Berechnungen, die betriebliche Ge­ den. In Zukunft werden klare Mehrwerte durch ge­ sundheitsförderung in den Fokus rücken: gesunde forderte Wirkungsnachweise und messbare Gesund­ und motivierte Mitarbeiter bilden die Basis für Wirt­ heitswerte noch mehr eingefordert. schaftlichkeit, Kreativität und Leistungskraft der Unternehmen. So können sich unter Einbeziehung Gemeinsame Basis sämtlicher Entwicklungen ist die geeigneter Partner (spezialisierte Dienstleister, Klini­ zunehmende Durchdringung gesundheitlicher As­ ken, Kurorte usw.) künftig auch Möglichkeiten für pekte in alle Lebensbereiche. In Zukunft werden Beherbergungsbetriebe ergeben. Betriebliche Gesundheitsförderung – Unternehmen können Kosten steuerlich geltend machen Die Maßnahmen zur Gesundheitsförderung durch den Arbeitgeber sind für den Arbeitnehmer steuer­ und sozialversicherungsfrei, wenn sie zur Verbesserung des allgemeinen Gesundheitszustandes und der betrieb­ lichen Gesundheitsförderung dienen und 500 Euro je Arbeitnehmer im Kalenderjahr nicht übersteigen (§ 3 Nr. 34 EStG; § 52 Abs. 4c EStG). Dies gilt pauschal für alle gesundheitsfördernden Maßnahmen, die hin­ sichtlich Qualität, Zweckbindung und Zielgerichtetheit den Anforderungen der §§ 20 und 20a des Sozialge­ setzbuchs SGB V genügen. Der Steuerfreibetrag gilt immer dann, wenn die Arbeitgeberleistungen „zusätz­
  • 10. 10 Branchenreport „Beherbergungr“ lich zum ohnehin geschuldeten Arbeitslohn“ erbracht werden. Aufwändige Einzelfallprüfungen entfallen. Gefördert werden u. a. (nach § 20 SGB V) ƒ Psychosoziale Belastung, Stress (Vorbeugung und Reduzierung) ƒ Arbeitsbedingte körperliche Belastungen (Vorbeugung und Reduzierung) ƒ Suchtmittelkonsum (Rauchfrei im Betrieb, Nüchternheit am Arbeitsplatz) Herausforderung Kooperationen – Existenz geeigneter gesundheitlich­medizinischer gerade für Kleinanbieter der Zugang Anbieter vor Ort oder in der Region geknüpft. Darü­ zum Gesundheitstourismus ber hinaus spielt die Motivation zur Aktivierung die­ ser eine zentrale Rolle. Teilweise treten hierbei Nicht nur große Häuser oder Betriebe von Hotelket­ Schwierigkeiten hinsichtlich fehlender zeitlicher ten können im Gesundheitstourismus aktiv sein. oder personeller Ressourcen oder aufgrund fehlen­ Auch kleinere Anbieter können Nischen finden, die der Kenntnisse der Marktchancen auf. Hier ist zum durch Kooperationen realisiert werden können. Die Teil noch Aufklärungsarbeit zu leisten. Initiierung und Förderung von Anbieternetzwerken ist demnach eine erfolgskritische Größe im Gesund­ Vermarktung und Vertrieb: noch heitstourismus. Gerade für solitäre und kleinere „Potenzial nach oben“ Anbieter aus der Beherbergung sind Kooperationen mit einzelnen oder mehreren medizinisch­therapeu­ Schon heute bieten viele Leistungsträger sehr gute tischen Leistungsträgern oder Partnern aus anderen gesundheitstouristische Programme an. Oft fehlt es Bereichen unabdingbar. Hier können Netzwerke aber noch an der Nutzung passender Marketing­ und helfen, Markteintrittshürden bei der Produktent­ Vertriebskanäle und Plattformen, die die Kunden wicklung und Qualitätssicherung zu überwinden. erreichen können. Herkömmliche touristische Ver­ Die Kooperationen können thematisch (zum Beispiel triebswege haben gerade bei indikationsorientier­ indikationsspezifisch), branchenübergreifend (zum ten Angebotsformen nur geringe Chancen. Sollen Beispiel Pharma­ oder Fitnessindustrie) oder auch in beispielsweise Diabetiker adressiert werden, sollten Richtung Forschung und Bildung ausgeprägt sein. diabetikerspezifische Kommunikationsplattformen (u. a. Diabetikerzeitungen, Portale) genutzt werden. Ein konkretes Engagement von Beherbergungsbe­ Anregungen hierzu sollen auch in diesem Report an trieben im Gesundheitstourismus ist somit oft an die späterer Stelle erfolgen.
  • 11. Branchenreport „Beherbergung“ 11 3. Handlungshilfen, Erfolgsfaktoren und Impulse für innovative Angebote 3.1 Erfolgsfaktor „Spezialisierung Schritt 1: Ansätze für Spezialisierungen und Profilbildung“ aufspüren Der gesundheitstouristische Markt bietet nahezu Der erste Schritt könnte auch als „Analyse der unendliche Möglichkeiten der Spezialisierung: auf betrieblichen und auch der örtlichen und regiona­ bestimmte Indikationen, auf verschiedene Zielgrup­ len Potenziale“ bezeichnet werden. Hierbei geht es pen oder Themen usw. Dies gilt nahezu für alle Leis­ um die Frage, welche Möglichkeiten und Ansätze tungsträger und auch für Beherbergungsanbieter. die Unternehmung für eine relevante Spezialisie­ rung hat. Einige Empfehlungen hierzu: Geben Sie Erfolgsfaktoren der Spezialisierung sich mit der Analyse größte Mühe. Und vor allem: Beziehen Sie unbedingt medizinisch­therapeuti­ Oftmals gelingt es auf diesem Weg, ein nachhaltiges, sches Fachwissen extern, ortsintern oder ggf. der langfristig wirksames, nicht kopierbares und Allein­ Region in die Analyse ein. Untenstehende Leit­ stellung stiftendes Profil aufzubauen. Für das Gelingen fragen können helfen, Antworten zu finden. sind verschiedene Erfolgsfaktoren relevant. Viele der folgenden Beispiele, die Beherbergungsanbieter allein Praxisbeispiele: Allergiefreundliche oder mit Partnern aus dem medizinisch­therapeuti­ Beherbergung – Berücksichtigung der schen Bereich und darüber hinaus realisierten, weisen Bedürfnisse von Gästen mit Allergien und gemeinsame Erfolgsfaktoren auf. Diese Erfolgsmerkma­ Nahrungsmittelunverträglichkeiten le auf dem Weg zu einer erfolgreichen Spezialisierung werden im Folgenden dargestellt und mit Beispielen ƒ Immer mehr Gäste sehen sich mit Nahrungsmit­ untermauert. Ein strategischer Ansatz zur Spezialisie­ telunverträglichkeiten (zum Beispiel Laktoseinto­ rung erfordert immer ein Vorgehen in drei Schritten: leranz bzw. Milchzuckerunverträglichkeit) oder Allergien konfrontiert. Beherbergungsanbieter ƒ Schritt 1: Ansätze für Spezialisierungen aufspüren können zusätzliche Services anbieten oder sich gar auf bestimmte Gästegruppen stark speziali­ ƒ Schritt 2: Ehrliche Bewertung der Potenziale für sieren. Die Europäische Stiftung für Allergiefor­ eine Spezialisierung schung (ECARF) an der Charité Berlin vergibt auf Basis bestimmter Kriterien das Qualitätssiegel ƒ Schritt 3: Spezialisierung konsequent entwickeln „Allergikerfreundliche Produkte und Dienstleis­ und Profil aufbauen tungen“ zum Beispiel an Hotels, Restaurants usw. Voraussetzung: Anbieter bieten kontrollierte Diese drei Schritte werden im Folgenden durch Sicherheit mit dem Ziel einer verbesserten Lebens­ Leitfragen und Thesen untermauert. qualität für Allergiker. Zurzeit zum Beispiel bei Checkliste: Leitfragen für das Aufspüren von Spezialisierungspotenzialen ƒ Kann ich eigene Kompetenzen im medizinisch­therapeutischen Bereich einsetzen? Wenn ja, wo liegen dabei meine Stärken? Was zeichnet mich aus? ƒ Welche medizinisch­therapeutischen Anbieter sind im Ort und in der näheren Region vertreten? ƒ Über welche natürlichen Alleinstellungen verfügt die Betriebs­ bzw. Ortslage, wie lassen sich diese für den „Neuen Gesundheitstourismus“ nutzen? (zum Beispiel Naturnähe, Ruhe, klimatische Besonderheiten usw.) ƒ Welche Netzwerke und Initiativen sind vor Ort und in der Region bereits vorhanden, wie lassen sich diese einbinden?
  • 12. 12 Branchenreport „Beherbergungr“ einzelnen Häusern der Hotelketten Maritim, Hil­ Unterbringung erfolgt in allergikerfreundlichen ton oder Mercure zu finden. (www.ecarf.org) Zimmern. Vertriebsschwerpunkte dieser Koope­ ration sind beispielsweise Selbsthilfegruppen, ƒ Das Ostseebad Baabe wurde von der ECARF als all­ Verbände (zum Beispiel Deutscher Allergie­ und ergikerfreundliche Gemeinde ausgezeichnet. 38 Asthmabund e.V.) und ausgewählte Messen und allergikerfreundlich zertifizierte Beherbergungs­ Kongresse. Gesundheitswanderungen und Atem­ betriebe (von Ferienwohnungen bis hin zur Hotel­ schulungen ergänzen das Angebot, das wissen­ lerie) mit insgesamt 220 Betten bieten Unterkunft schaftlich durch die Paracelsus Medizinische Pri­ für Gäste, die beispielsweise unter einer Milben­ vatuniversität Salzburg begleitet wird. oder Hausstauballergie leiden. Das Zertifikat (www.hohe­tauern­health.at) steht ausschließlich für praktische Neuerungen, die die Lebensqualität von Betroffenen verbes­ Praxisbeispiel: Sprachurlaub im IFA sern. Glatte Böden, Schutzbezüge in den Betten Ferienhotel Schöneck und ein Staubsauger mit HEPA 12­Filter sind nur drei der Kriterien, die die Richtlinien zur Erlan­ ƒ Das IFA Ferienhotel Schöneck unterhält eine stra­ gung dieses Zertifikates enthalten und somit pra­ tegische Kooperation mit einem Therapiedienst­ xisgerechte Voraussetzungen zur stressfreien leister und ermöglicht eine klare Profilierung Beherbergung für allergiegeplagte Urlaubsgäste und Spezialisierung mit indikationsorientierten bieten. Darüber hinaus gewährleisten einige Gast­ Angeboten zu Sprechstörungen, zum Beispiel geber mit eigens für Allergiker erstellter Kost Sprachurlaub für Schlaganfallpatienten, Parkin­ auch im Bereich der Ernährung ein spezielles sonpatienten, für Gäste mit Stimmstörungen, für Angebot. Die „Allergikerfreundliche Gemeinde Schüler usw. Basis ist ein Konzept des Sprachthe­ Ostseebad Baabe“ ist als Modellprojekt zu verste­ rapeutischen Beratungs­ und Behandlungszent­ hen, das kontinuierlich wissenschaftlich begleitet rums der Medau­Schule Coburg, das mit noch und weiterentwickelt wird. (www.baabe.de) weiteren Beherbergungsanbietern und Logopä­ den deutschlandweit zusammenarbeitet. Praxisbeispiel: Hohe Tauern (www.ifa­ferienpark­vogtland.de; bzw. Gesundheitsurlaub für Allergiker www.ferientherapie.info). ƒ Gesundheitsurlaub für Allergiker und Asthmati­ Praxisbeispiel: Genderspezifische ker in zertifizierten Partnerbetrieben (Hotellerie) Spezialisierung im la pura women‘s in einem vorbildlichen Destinationsnetzwerk stellt health resort Tauern Health e. V. dar. Zehn Beherbergungsan­ bieter, vom Gasthaus bis zum 4­Sterne­Resort, ƒ Im la pura women‘s health resort kamptal (Gars kooperieren mit sechs lokalen Ärzten und bieten am Kamp, Österreich), einem Resort mit aus­ im Sommerhalbjahr spezielle Aufenthalte für All­ schließlichem Fokus auf Frauengesundheit, rich­ ergiker an. Sogar ein „Zertifizierter Gesundheits­ tet sich das gesundheitstouristische Angebot erfolg“ wird ab einem Aufenthalt von mindestens sowohl an Frauen, die präventiv gezielt etwas für 14 Tagen angeboten. Gesundheitliche Mehrwerte ihre Gesundheit tun wollen, als auch an solche ergeben sich u.a. aus der Kombination von ausge­ mit manifesten Gesundheitsproblemen. Es wer­ wählten Wanderungen unter Anleitung von Natio­ den verschiedenste medizinisch­therapeutische nalpark­Rangern und einem mindestens einstün­ sowie komplementärmedizinische Angebote mit digen täglichen Aufenthalt an einem Wasserfall ganzheitlicher Ausrichtung unter einem Dach im (der Aufenthalt im Sprühnebel des Wasserfalls Hotel vereint, zum Beispiel dermatologische und bewirkt eine nachhaltige funktionelle, sympto­ internistische Behandlungen inklusive Hormon­ matische und immunologische Verbesserung bei einstellung, ästhetische Anwendungen, Ernäh­ allergischem Asthma). Im Paket enthalten sind rungsberatung und Kosmetik, manuelle Orthopä­ eine Start­ und eine Schlussuntersuchung. Die die sowie Physiotherapien. (www.lapura.at)
  • 13. Branchenreport „Beherbergung“ 13 Checkliste: Leitfragen für die Bewertung von Spezialisierungspotenzialen ƒ Kann aus der gewünschten Spezialisierung ein echter Wettbewerbsvorteil abgeleitet werden? ƒ Gibt es hinreichend Kunden für die mögliche Spezialisierung, wie groß sind die Nachfragepotenziale, sind sie langfristig stabil? Gibt es bei den touristischen Managementorganisationen der Region oder des Bundeslandes Marktforschungsdaten, die genutzt werden können? ƒ Ist die Spezialisierung nachhaltig und langfristig tragfähig oder morgen bereits „ein alter Hut“? ƒ Lässt sich die angestrebte Spezialisierung einfach von den Wettbewerbern kopieren oder wird sie, zum Beispiel über die Verbindung mit ergänzenden natürlichen Potenzialen vor Ort (bestimmte Landschaf­ ten, Heilmittel usw.) schwer kopierbar? ƒ Reichen die Potenziale aus, um eine glaubwürdige Spezialisierung aufzubauen? Gemeint sind: Anbieter, Kompetenzen, Infrastruktur, Partner usw. ƒ Sind vor allem die medizinisch­therapeutischen Anbieter in der Lage und willens, die erforderlichen Kapa­ zitäten für die Umsetzung der Spezialisierung bereitzustellen – beispielsweise auch am Wochenende? ƒ Benötige ich für die Realisierung eines klaren Profils eine größere infrastrukturelle Ausstattung? Was ist zu investieren, welches sind die Investitionshürden? ƒ Welche Vorgaben sind unter Berücksichtigung medizinisch­therapeutischer Fachstandards oder sonsti­ ger Qualitätsvorgaben zu berücksichtigen, um die Spezialisierung umzusetzen (siehe auch Abschnitt Qualitätsmanagement S. 15)? Schritt 2: Ehrliche Bewertung der laxe. Konzept mit vier Säulen: Diagnose, Detox Potenziale für eine Spezialisierung (Entgiftung), „Gustogenese“ (Kochschule und Ernährungsberatung), Aufbau­Regeneration und Wenn Sie die Analyse durchgeführt und Spezialisie­ Regenerationsmedizin. (www.meersinn.de) rungspotenziale herausgefiltert haben, nehmen Sie eine ehrliche Überprüfung der Potenziale vor. Oben­ Praxisbeispiele: Spezialisierung stehende Leitfragen können Ihnen hierbei helfen. Leistungsdiagnostik und (Höhen-)Training Eine wichtige Frage ist es zu checken, ob vor allem die medizinisch­therapeutischen Anbieter in der ƒ Das Hotel Bornmühle spezialisiert sich auf die Lage und willens sind, die erforderlichen Kapazitä­ Zielgruppe der Sportler und bietet in seinem ten für die Umsetzung der Spezialisierung bereitzu­ Höhentrainingszentrum sowie in zwei speziell stellen. Gehen Sie die Stärken und Schwächen genau mit „Lowoxygen­Technologie“ (geringer Sauer­ und intensiv durch. Betrachten Sie auch die Chancen stoffgehalt in der Atemluft) ausgerüsteten „Höhen­ und Risiken aufgrund der Rahmenbedingungen zimmern“ Akklimatisierungs­ bzw. Höhentraining und des Markt­ und Wettbewerbsumfelds. im Flachland an. (www.bornmuehle.de) Praxisbeispiel: Medical Wellness und Schritt 3: Spezialisierung konsequent Regeneration im artepuri Meersinn entwickeln ƒ Designhotel artepuri Meersinn im Ostseebad Binz Letztlich geht es für jeden Anbieter „nur“ darum, auf mit Bio­Restaurant und Medical Spa. Angebote zu Basis der gewünschten Spezialisierung ein authenti­ Gesundheitschecks, Behandlungen und Prophy­ sches Leistungsversprechen zu definieren und dieses
  • 14. 14 Branchenreport „Beherbergungr“ Checkliste: So setzen Sie Spezialisierungen um: ƒ Konsequente Orientierung an den Bedürfnissen der angestrebten Zielgruppe bzw. an den indikations­ spezifischen Bedürfnissen ƒ Konsequente Untermauerung der Glaubwürdigkeit der Spezialisierung durch den medizinisch­thera­ peutischen Nachweis gesundheitsfördernder Mehrwerte für den Gast ƒ Konsequente Qualitätssicherung durch Management der gesamten spezialisierungsrelevanten Servicekette ƒ Bildung von örtlichen Serviceketten mit anderen Partnern (zum Beispiel im Kurort, der Destination) ƒ Ingangsetzung einer konsequent zielgruppenbezogenen Angebots­/Produktentwicklung für innovative Produkt­ und Serviceansätze ƒ Aufbau von aus der Spezialisierung erwachsenden Kooperationen zu Medizintechnik, Kommunikations­ unternehmen, Patienten­ und Ärzteverbänden, zur Wissenschaft usw. ƒ Entwicklung neuer Vermarktungs­ und Vertriebskooperationen unter Nutzung zielgruppen­ bzw. indikationsspezifischer Plattformen ƒ Nutzung von Netzwerken, auch ggf. ortsübergreifend, zur gewählten Spezialisierung ƒ Konsequente Markenbildung rund um die gewählte zugespitzte Profilierung langfristig und ganzheitlich aufzubauen und umzu­ richskoog“ dar. Es kombiniert Urlaubsaufenthalt setzen. in voll ausgestatteten Luxusferienhäusern an der Nordsee mit präventivmedizinischer Betreuung Eines sollte dabei klar sein: Der Aufbau eines erfolg­ durch Ärzte und Therapeuten vor Ort und Ernäh­ reichen Leistungsversprechens, das zu einem echten rungs­ und Bewegungsangeboten, die individuell Wettbewerbsvorteil wird, ist ein Weg, der mitunter auf die Gäste abgestimmt werden. Der gesunde mehrere Jahre in Anspruch nimmt und eines erheb­ Schlaf, der sowohl für die Gesundheit und das lichen Ressourceneinsatzes bedarf. Quasi nebenher Wohlbefinden, als auch für die Leistungsfähigkeit ist das nicht zu machen. Und in der Regel sind auch im Alltag und Beruf von größter Bedeutung ist, nicht mehrere Spezialisierungen möglich – dabei steht im Mittelpunkt des Angebotes. Große Grund­ würde es Probleme mit der Glaubwürdigkeit im stücke ermöglichen einen störungs­ und belas­ Markt und dem erforderlichen Ressourceneinsatz tungsfreien Aufenthalt. (www.sh­gesundheit.de/ geben. Unübersichtliche und wenig glaubwürdige power­up­friedrichskoog.html) „Bauchwarenläden“, die den Gesundheitsurlauber verwirren, sind zu vermeiden. Was tun, wenn eine Spezialisierung nicht möglich ist? Praxisbeispiel: Gesunder Schlaf in Ferienappartements im Nordseebad Bei der Prüfung der gestellten Fragen mag der eine Friedrichskoog oder andere Anbieter zu der Antwort kommen: Eine Spezialisierung ist nicht oder kaum möglich. Dies be­ ƒ Eine Synthese aus hochspezialisiertem medizini­ deutet jedoch nicht, dass eine Teilnahme am „Neuen schen Angebot und Ferienhaustouristik stellt das Gesundheitstourismus“ nicht möglich wäre. Angebot „Power Up ­ Gesund Schlafen in Fried­
  • 15. Branchenreport „Beherbergung“ 15 Marktchancen können sich immer auch durch eine Ausrichtung der gesundheitstouristischen Program­ sehr konsequente Qualitätsorientierung ergeben, me werden immer bedeutsamer. Das heißt, dass tou­ aus der oftmals neue Spezialisierungspotenziale ristische und medizinisch­therapeutische Qualitäts­ erwachsen. Oder – und auch hierfür gibt es gute Bei­ standards zur Anwendung kommen sollten. Ein spiele – es entstehen neue Spezialisierungspotenzia­ umfassendes Qualitätsmanagement beinhaltet: le durch branchenübergreifende Kooperationen. ƒ Strukturqualität: Diese setzt sich zusammen aus 3.2 Erfolgsfaktor „Management- Personalqualität und ­qualifizierung sowie der kompetenz“ eingesetzten Hardware. Keine Frage: Klare Wettbewerbsvorteile ergeben ƒ Prozessqualität: Verständnis der Leistungserbrin­ sich durch eine konsequente Spezialisierung. Viele gung als Prozess, gegliedert in mehrere Phasen Beherbergungsanbieter machen es vor, wie aus und Teilprozesse. Entlang der gesamten Leistungs­ einer Spezialisierung auf Grundlage der eigenen, kette für den Gast bzw. Patienten und über alle örtlichen oder Partnerpotenziale Wettbewerbsvor­ Phasen des Aufenthaltes muss ein durchgehen­ teile abgeleitet werden können. des Qualitätsniveau gewährleistet werden. Managementkompetenz als Voraussetzung Von zentraler Bedeutung ist, dass der von Beherber­ gungsanbietern und/oder geeigneten Partnern sicher Ein wesentlicher weiterer Erfolgsfaktor zeigt sich zu stellende Prozess nicht nach dem Aufenthalt des jedoch auch in der Kompetenz des Managements in Gastes endet. Im Sinne der Nachhaltigkeit und auch den Betrieben. Ohne eine ausgeprägte Manage­ aufgrund der hervorragenden Möglichkeiten der mentkompetenz wird keine beabsichtigte Speziali­ Kundenbindung sind diejenigen Produkte und An­ sierung umgesetzt werden können. Worauf kommt bieter am Markt besonders erfolgreich, die die Schnitt­ es also an? Anhand der untersuchten innovativen stelle zur wohnortnahen Betreuung optimal gewähr­ Ansätze und Best Practices im Projektvorhaben leisten. „Innovativer Gesundheitstourismus in Deutschland“ können drei wesentliche Handlungsbereiche extra­ Im „Neuen Gesundheitstourismus“ sind neben den hiert werden: touristischen vor allem die Einhaltung der medizi­ nisch­therapeutischen Standards von entscheidender ƒ Qualitätsmanagement Bedeutung. Darüber hinaus stellt eine konsequente Umsetzung medizinischer Qualitätsstandards oft­ ƒ Kooperationsmanagement mals bereits einen Leistungsvorteil gegenüber der Konkurrenz dar. Im Leitfaden „Prävention“ des Spit­ ƒ Innovationsmanagement zenverbandes der gesetzlichen Krankenkassen (Download unter www.gkv­spitzenverband.de/ Qualitätsorientierung und -management – Praevention_Leitfaden.gkvnet) finden sich wesent­ ein „Muss“ im Gesundheitstourismus liche Grundlagen und Anforderungen, die für das gesundheitstouristische Kernangebot im Bereich In vielen Beherbergungsbetrieben finden bereits der Primärprävention (Bewegung, Entspannung, heute Qualitätsprozesse statt. Erste Anlaufstelle in Ernährung) gelten. touristischer Hinsicht stellt das Qualitätssystem „Service Qualität Deutschland“ dar. Eine Orientierung zu erforderlichen Standards kön­ (www.servicequalitaet­deutschland.de) nen darüber hinaus bereits etablierte Qualitätssyste­ me im Deutschlandtourismus geben, die sich auf die Nicht nur, aber insbesondere wenn es um Gesund­ Bereiche Wellness­ und/oder Medical Wellness be­ heit geht, ist die Glaubwürdigkeit und qualitative ziehen. Die zu erfüllenden Kriterien können in der Absicherung von Angeboten sehr wichtig. Qualität Regel in Leitfäden oder Kriterienlisten jeweils einge­ und Qualifizierungen entsprechend der jeweiligen sehen werden:
  • 16. 16 Branchenreport „Beherbergungr“ Etablierte gesundheitstouristische Qualitätssysteme (Auswahl) Länderspezifische Qualitätssysteme: ƒ WellVital und WellVital Präventiv in Bayern (www.wellvital.de) ƒ IchZeit in Rheinland­Pfalz (www.ichzeit.info) ƒ Qualitätshandbuch Gesundheitstourismus in Schleswig­Holstein (www.sh­gesundheitstourismus.de) Länderübergreifend: ƒ Wellness Stars bzw. Medical Wellness Stars (www.wellness­stars.de) ƒ Wellnesshotels Deutschland (www.w­h­d.de) ƒ Der jüngst initiierte Deutsche Arbeitskreis Medical Wellness (DAKMW) verabschiedete Qualitätsstan­ dards, die sich aus zwei Standard­Systemen zusammensetzen: dem Quality Standard Medical Wellness und dem Quality Standard Hospitality. (www.arge­medicalwellness.de) ƒ Hotel Verband Deutschland (IHA) mit Verbandskriterien „Wellness­Hotel“. Darüber hinaus gibt es den „IHA­Spa Service Check“ (www.hotellerie.de) ƒ Deutscher Wellnessverband mit dem „Deutschen Wellness Zertifikat“ (www.wellnessverband.de) ƒ Deutscher Medical Wellness Verband mit Zertifikat und in Zusammenarbeit mit der TÜV Rheinland Group (www.dmwv.de) Praxisbeispiel: Gesundheitsurlaub in Praxisbeispiel: Centrovital Hotel Berlin kleinem Beherbergungsbetrieb – das verbindet Diagnostik, Prävention und Landhaus Trendermarsch Städtebesuch ƒ Das Landhaus Trendermarsch bietet u. a. Präven­ ƒ Das Centrovital in Berlin stellt eine Synthese aus tionsreisen: 4­ bzw. 7­Tage Programm mit den hochspezialisiertem medizinischem Angebot und Schwerpunkten Bewegung, Entspannung/Stress­ Wellness­Hotel dar: zum Beispiel Programme mit bewältigung, Ernährung oder Suchtmittelreduk­ spezieller Diagnostik und Therapie, Gesundheits­ tion. Das Programm ist nach den Richtlinien und checks, Prävention und fachärztliche Betreuung Anforderungen des Qualitätshandbuches für sowie Sightseeing, Kultur, Unterhaltung. Das Gesundheitstourismus Schleswig­Holstein ausge­ Angebot wurde vom TÜV Rheinland hinsichtlich richtet und erfüllt die Kriterien des GKV­Leitfadens Medical Wellness zertifiziert und ist Teil der Prävention. Das Haus wurde unter ökologischen „Leading Medical Wellness Hotels & Resorts“. und baubiologischen Zielen saniert (Viabono­ (www.centrovital­berlin.de) zertifiziert) und beinhaltet mehrere Ferienwoh­ nungen, die mit 5­Sternen nach DTV klassifiziert sind. (www.landhaus­trendermarsch.de)
  • 17. Branchenreport „Beherbergung“ 17 Anforderungen der medizinisch­therapeutischen tion, Spätfolgen). (www.valbellainn.ch;bzw. Qualität erfüllt werden müssen, die kleinere touristi­ www.novonordisk.ch) sche Anbieter allein meist nur schwer realisieren können. Angebotskooperationen der Beherbergungs­ Praxisbeispiel: branchenübergreifende einrichtungen mit Kliniken oder Gesundheitsdienst­ Kooperationen Fitnessdienstleister leistern organisieren vor allem einzelbetriebliche und örtliche Netzwerke (zum Beispiel in Kurorten). ƒ Wie mit Präventions­ oder Fitnessdienstleistern Darüber hinaus können auch Destinationen (vgl. gewinnbringend kooperiert werden kann, auch Branchenreport „Flächendestinationen“) und demonstrieren beispielsweise die Hotels Gesund­ Gesundheitsregionen (vgl. auch Branchenreport heitsRessort Bad Tatzmannsdorf und das Hotel „Gesundheitsregionen und Gesundheitsinitiativen“) Astoria Kitzbühel. Beide integrieren ein externes eine interessante Plattform für Beherbergungsan­ Miet­ und Lizenzkonzept (Kieser Selection), das bieter sein. Weiteres Potenzial bieten überregional sich beispielsweise für die Hotellerie in ländlicher angelegte, branchenübergreifende oder auf Marke­ bzw. kleinstädtischer Umgebung anbietet. Das ting fokussierte Kooperationen. gesundheitsorientierte Krafttraining richtet sich sowohl an Gäste als auch an Bewohner. Praxisbeispiel Netzwerk Xundheitswelt (www.astoria­kitzbuehel.com;bzw. www.gesundheitsressort.com;bzw. ƒ Im mehrfach prämierten Netzwerk Xundheitswelt www.kieser­training.at) (Waldviertel, Österreich) haben sich unter der Fe­ derführung des Moorheilbades Harbach und des Praxisbeispiele: Kooperation Hotellerie Herz­Kreislauf­Zentrums Groß Gerungs sieben und Klinik in Freiburg Waldviertler Beherbergungsbetriebe (Pensionen und Hotels) zusammengeschlossen. Die Xundheits­ ƒ Das Hotel Stadt Freiburg in Zusammenarbeit mit welt steht für Erholung, Vorbeugung, Behandlung Erich Lexer Klinik (Privatklinik für Ästhetische und Rehabilitation und bietet gesundheitsbewuss­ und Plastische Chirurgie, Freiburg). Möglichkei­ ten Gästen spezielle Vorsorge­, Gesundheits­ und ten für stationäre Aufenthalte in speziellen Zim­ Sportangebote im (Kurz­)Urlaub. Neben dem me­ mern. Die Betreuung erfolgt durch examiniertes dizinischen Angebot der privatwirtschaftlichen Pflegepersonal rund um die Uhr (Klingel am Bett) Netzwerkpartner wird ein Schwerpunkt auf ge­ ohne Krankenhausatmosphäre. Die Klinik arbei­ sunde und ausgewogene Ernährung in den Betrie­ tet darüber hinaus mit mehreren Hotelpartnern ben gelegt. Mit dem regionalen Zusammenschluss vor Ort und in der Region zusammen, denn Gäste und der Spezialisierung auf Gesundheitsthemen erwarten neben einer fachgerechten Behandlung werden räumliche Standortnachteile klar wettge­ auch eine professionelle Nachbehandlungs­ und macht. (www.xundheitswelt.at) Genesungsphase (Beautyangebote, Lymphdrai­ nagen, Massagen usw.) in angenehmer Atmo­ Praxisbeispiel: branchenübergreifende sphäre. (www.hotel­stadt­freiburg.de) Kooperation Pharmaindustrie Praxisbeispiele: Kooperation zwischen ƒ Diabetes­Kooperation: Valbella Diabetes­Prophy­ Hotellerie, Klinik, Coachinganbieter und laxezentrum im Hotel Valbella als Kooperation Hersteller von Produkten für physikalische zwischen Pharmaunternehmen und Hotel. Als Therapien und Naturkosmetik erstes Diabetes­Prophylaxezentrum in der Schweiz bietet die Novo Nordisk Pharma AG im Hotel Val­ ƒ Zusammen mit der Mooswald­Klinik in Freiburg bella Schulungswochen für Diabetiker (Typ I & II) (Facheinrichtung für medizinische Prävention und deren Angehörige an. Ziel ist die Vermittlung und orthopädisch­traumatologische Rehabilitati­ von Wissen rund um das alltägliche Leben mit on) tritt das 4­Sterne Dorint­Hotel unter der Dach­ Diabetes (angepasste Ernährung, Bewegung und marke „Gesundheitsresort Freiburg“ auf. Das Sport, Körperpflege) und zur Krankheit (Präven­ Angebotsspektrum reicht von Medical Wellness
  • 18. 18 Branchenreport „Beherbergungr“ und Medical Fitness über persönliche Gesundheits­ Innovationsmanagement Checks (u. a. auch als standardisiertes und einfach durchzuführendes Testverfahren zur Ermittlung Eine weitere wichtige Erkenntnis lässt sich aus dem des Gesundheitsprofils) bis hin zu klassischen Ge­ Projektvorhaben „Innovativer Gesundheitstouris­ sundheitsprogrammen wie Nordic Walking sowie mus in Deutschland“ ableiten: Viele der Leistungs­ dem Bereich betriebliches Gesundheitsmanage­ träger mit innovativen Produkten und Angeboten ment „Gesund arbeiten“. Das Programm „Sicht­ betreiben ein systematisches Qualitätsmanagement Zeit – Wandel im Leben“ wurde in Kooperation mit und sind in Kooperationsnetzwerke involviert. Wenn dem Gesundheitsresort, einem Führungskräfte­ Anbieter ein systematisches Qualitätsmanagement coach sowie einem Hersteller von Produkten für betreiben, in Netzwerken engagiert sind und gleich­ die Physikalische Therapie und Naturkosmetik zeitig konsequent an ihrem Profil arbeiten, kann das (PINO) initiiert. Es beinhaltet einen physiothera­ die Innovationsfähigkeit im Unternehmen stark för­ peutischen Check­up, personal medical fitness dern. Es gibt daher einen klaren Zusammenhang training, einen individuellen Gesundheitsplan zwischen Profilbildung, Netzwerkmanagement, Qua­ und ein Modul Management­Coaching, Empfeh­ litätsmanagement und einer innovativen Marktbe­ lungen für den Alltag und zwei freiwillige Feed­ arbeitung. backbefragungen innerhalb von sechs Monaten. Der Mix von gesundheitsorientierten und berufs­ Doch nicht jeder Einzelbetrieb wird ein umfassendes spezifischen, geistigen und emotionalen Anregun­ Innovationsmanagement umsetzen können. Auch gen zur Standortbestimmung und zum Perspek­ schon das Bereitstellen kleiner Ressourcen könnte tivwechsel richtet sich in erster Linie an Manager ein erster Ansatz sein, zum Beispiel die Schaffung und Führungskräfte. (www.gesundheitsresort­ von Anreizen für Neu­ und Querdenken oder die freiburg.de) Teilnahme an Netzwerken und Plattformen der Branche für Innovationen und Produktentwicklung, Sechs Thesen zur Innovationsfähigkeit von touristischen Leistungsträgern im Gesundheitstourismus ƒ Beherbergungsanbieter, die ein eigenes Profil und eine eigene Spezialisierung aufbauen, finden leichter zu innovativen Angeboten, Produkten und Services. ƒ Ein systematisches Qualitätsmanagement befördert strukturell die Innovationsfähigkeit. ƒ Die frühzeitige Einbindung des Kunden in die Produkt­ und Angebotsentwicklung stellt einen zentralen Erfolgsfaktor dar. Durch Partnerschaften mit Patientenverbänden, Selbsthilfegruppen, Ärzten, Unterneh­ men usw. entstehen neue, maßgeschneiderte Angebote. ƒ Innovationsmanagement ist als ein kontinuierlicher Verbesserungsprozess zu verstehen. ƒ Eine entscheidende Quelle von Ideen und innovativen Ansätzen ist der Transfer von Technologien, Ansät­ zen und Anwendungen aus der Medizin­/Kommunikationsbranche. Durch Entwicklungspartnerschaften können gänzlich neue, heute noch nicht am Markt befindliche Produkte und Angebote geschaffen wer­ den. ƒ Innovationsmanagement benötigt Rahmenbedingungen: Ressourcen müssen bereitgestellt und Anreize geschaffen werden. Innovationsmanagement braucht Spielräume und Rückendeckung durch eine „Fehler­Kultur“.
  • 19. Branchenreport „Beherbergung“ 19 „Innovationen im Mittelstand“ Praxistipps und grundsätzliche Empfehlungen zum Thema Innovationsmanagement gibt der Report „GründerZeiten“ Ausgabe Nr. 3; aktualisierte Ausgabe April 2010 auf den Seiten des BMWi: www.bmwi.de wie Ideenbörsen und Barcamps (offene Tagungen, Praxisbeispiele: Assistenzsysteme mit deren Ablauf und Inhalte von den Teilnehmern im Zielgruppenfokus Hochbetagte und barrie- Tagungsverlauf selbst entwickelt werden). refreier Tourismus Praxisbeispiele: Nachbetreuung und ƒ Assistenzsysteme wie der BUTLER® mit Telecare­ Nachhaltigkeit Funktionen, zum Beispiel Überwachung und Monitoring, u. a. mit Notfallortung, Telecare, ƒ Einsatz laiengeeigneter modernster Technologie Sturzmelder, Medikamententimer. Die Verfüg­ zur Stressmessung im Rahmen touristischer Prä­ barkeit des Gerätes kann auch die Sicherheit in ventionsangebote, zum Beispiel der Stresspilot der zunächst fremden Umgebung eines Hotels der Biocomfort Diagnostics GmbH & Co. KG: mo­ erhöhen. (www.fonium.de) biles Biofeedbackgerät für Herzkohärenztraining, das zum Beispiel während eines Gesundheitsur­ ƒ Möglichkeit des barrierefreien Informationsab­ laubes im Hotel erlernt und zu Hause fortgeführt rufs bzw. des Einsatzes barrierefreier Technologie werden kann. Mit Hilfe eines PCs, spezieller Soft­ auf Reisen. Hogaware bietet Services, die in der ware und eines Ohrclips werden Biofeedback­ gesundheitstouristisch orientierten Beherber­ Übungen durchgeführt, die Erholung und Rege­ gung oder in anderen Einrichtungen zum Einsatz neration fördern. (www.biocomfort.de) kommen können. (www.cw­soft.de) ƒ XX­Well: Online Beratung und Coaching in Vermarktung und Vertriebskompetenz Ernährungs­, Fitness­, Diät­ und Rauchentwöh­ aufbauen nung zur Integration in Programmen zum Bei­ spiel in der Gesundheitshotellerie, Softwarelösun­ Aufgrund der starken Spezialisierung gesundheits­ gen können in jeden Online­Auftritt integriert touristischer Produkte müssen Angebotsentwick­ werden (www.xx­well.com) lung, Vermarktung und Vertrieb von Anfang an Checkliste: Auf Kundengruppen zugeschnittene Kanäle bedienen Marketing und Vertrieb können sich je nach grundsätzlicher Ausrichtung sowie medizinisch­therapeutischer Intensität der Programme unterschiedlich darstellen. Auf Gesundheit oder sogar Indikationen spezialisierte Reiseveranstalter: ƒ Vertriebskooperationen mit Reiseveranstaltern, die das Wellness­ und Gesundheitssegment bedienen sind Dr. Holiday (www.dr­holiday.de), Akon Aktivreisen (www.akon.de), TuiVital (www.tui.com) oder Ameropa Medical Wellness & Spa mit starker Indikationsorientierung (www.ameropa.de) um nur einige beispielhaft anzuführen. Derpart (www.derpart24.de) und Mediplusreisen (www.mediplusreisen.de) gin­ gen unlängst eine Kooperation ein, die ebenfalls ein umfangreiches Schulungsprogramm für Reisebüro­ mitarbeiter mit anschließender Zertifizierung zum „Gesundheitsreisebüro“ beinhaltet.
  • 20. 20 Branchenreport „Beherbergungr“ ƒ Zu beachten ist, dass bei Veranstaltern Provisionen anfallen, die Beherbergungsanbieter kalkulieren müssen. Zudem sind in der Regel Bettenkontingente bereitzustellen. Sollen die Angebote durch Kranken­ kassen bezuschusst werden, sind Qualitätskriterien des GKV­Leitfadens Prävention für die Gesundheits­ module anzusetzen. Andere Vertriebskanäle können sein: ƒ Im Bereich Primärprävention: Kooperationen mit Fitness­ und Ausrüstungsanbietern oder mobilen Kommunikationsplattformen, zum Beispiel Teilnahme bei Social Media­Plattformen wie YouTube und Facebook und Einbindung der Angebote in Fitness­ und Gesundheitsapps für das mobile Internet/Smart­ phone. ƒ Im Bereich Sekundär­/Tertiärprävention, Heilung und Linderung: Online­Diskussionsforen, Selbsthilfe­ gruppen, Ärzte, Mitarbeiter von Unternehmen (Betriebliche Gesundheitsförderung), Kooperationen mit der Pharmabranche, Medizintechnik, Apotheken usw. noch enger verbunden werden. Klassische touristi­ scher als auch touristischer Experten usw.) genutzt sche Vertriebswege reichen nicht aus, neue Wege werden. und Partnerschaften für die gesundheitstouristische Vermarktung und den Vertrieb sind erforderlich. Praxisbeispiel: Indikationsorientierte Online-Portale – Urlaub für Allergiker Transparenz und Glaubwürdigkeit haben im Gesund­ heitstourismus höchste Relevanz. Das gilt auch für ƒ Plattform und Website mit Tipps zu Reisen für die werbliche Darstellung. Zu den Erfolgsfaktoren in Allergiker mit integriertem Hotelfinder. 25 Hotels der Kommunikation gesundheitstouristischer Ange­ aus Deutschland, Österreich, Spanien und Italien bote zählen insbesondere die Herausstellung der sind derzeit gelistet. Zusätzliche Reiseinformatio­ medizinisch­therapeutischen Kompetenzen und die nen für Allergiker sowie umfassende Informatio­ Vermittlung eines glaubwürdigen Nutzens der Ange­ nen für Betroffene sind verfügbar. bote. Hierbei können gerade Möglichkeiten im On­ (www.urlaub­fuer­allergiker.de) line­Marketing (Websites, Blogs, Social Media mit der Einbindung sowohl medizinisch­therapeuti­ Checkliste: Zielgruppenspezifische Kommunikation ƒ Offensive Integration der medizinisch­therapeutischen Kompetenzen in die Außendarstellung der Pro­ gramme und Anbieter: transparente Darstellung der Kompetenzen und Qualifikationen, möglichst per­ sonalisiert. Wenn es um Gesundheit geht, müssen Vertrauen und Sicherheit bedient und überzeugende Mehrwerte kommuniziert werden! ƒ Alleinstellung und Mehrwerte betonen: Klare Herausstellung der Alleinstellungsmerkmale und Nennung für den Kunden/Gast/Patienten relevanter nachprüfbarer Fakten. Die Nutzung von glaubwürdigen Testi­ monials, insbesondere im indikationsorientierten Bereich und die transparente Darstellung von Abläufen sind von Vorteil. ƒ Gesundheit soll Spaß bereiten: Trotz Technisierung und professioneller medizinischer Kompetenzen – die Vermittlung von Lebenslust, Spaß und Genuss sollte nicht nur bei Programmen der Prävention, sondern bei allen gesundheitsorientierten Angeboten berücksichtigt werden.
  • 21. Branchenreport „Beherbergung“ 21 Praxisbeispiel: Wellnessfinder – mobile Praxisbeispiel: Betriebliche Gesundheits- Applikationen als Vertriebskanal förderung und Wellness-Portal ƒ wellnessfinder.com ist ein Online­Portal mit Ur­ ƒ Mit Gesundheitsreisen in bestimmte Betriebe der laubsangeboten zu verschiedenen Wellness­ und Wellness­Hotels Deutschland können Unterneh­ Gesundheitsthemen mit ca. 170 Partner­Wellness­ men die Gesundheit ihrer Mitarbeiter fördern. Hotels in sieben europäischen Ländern. Wellness­ Die Angebote aus den Bereichen Bewegung, Ent­ finder umfasst außerdem ein E­Magazin, einen spannung, Entwöhnung und Rücken­Fit sind für Blog sowie einen Wellness­Business­Bereich als die Unternehmen steuerlich begünstigt und für Plattform für Wellness­Anbieter, ­Dienstleister die Mitarbeiter unkompliziert gestaltet, so dass und ­Hersteller. Die App umfasst Wellness­/Ge­ sie als „Incentive“ wahrgenommen werden kön­ sundheits­Themen und ­Pauschalen, Auflistung nen. Je nach Reise verbringen die Mitarbeiter fünf von ca. 300 Angeboten nach Aufenthaltsdauer, oder sieben Nächte. (www.gesundheitsreisen­ Kurzbeschreibung des Angebotes und des Anbie­ wellnesshotels.com) ters, Möglichkeit der direkten Kontaktaufnahme und Buchung. (www.wellnessfinder.com) Praxisbeispiel: Präventionsreisen für Familien – Ferien- und Freizeitpark Praxisbeispiel: gesundheitsorientierte Weißenhäuser Strand Hotelkooperation „Diabetiker auf neuen Wegen“ ƒ Prävention mit klarer Ausrichtung auf Familien: Der Ferien­ und Freizeitpark Weißenhäuser Strand ƒ Die Partnerhotels von „Diabetiker auf neuen (Ferienappartements und ­häuser) bietet zubuch­ Wegen“ haben sich mit speziellen Services auf bare Präventionsprogramme für die gesamte Diabetes­Gäste und ihren Lebensstil eingestellt. Familie. Dazu zählen Stressabbau durch Bewe­ Zu den Standards des indikationsorientierten gungs­ und Entspannungsprogramme für die Qualitätssystems gehören zum Beispiel diabetes­ ganze Familie, gemeinsam gesund und fit durch geschultes Personal, Kühlmöglichkeit für Insulin Muskeltiefenentspannung und Nordic Walking und die Bereitstellung von Blutzucker­ und Blut­ sowie Familiengymnastik. Durch die Erfüllung druckmessgeräten. Das Hotel muss zudem einen der Kriterien des GKV­Leitfadens Prävention kön­ Service bieten, der binnen einer Stunde vergesse­ nen die Angebote auch durch Kassen bezuschusst ne Medikamente liefert, und mit einem Arzt und werden. Vermarktung auch über Spezialreisever­ einer Apotheke vor Ort zusammenarbeitet. Hinzu anstalter. (www.weissenhaeuserstrand.com;bzw. kommen frische, vitaminreiche Speisen und eine www.dr­holiday.de) Waage zum Abwiegen der Kohlenhydrate am Frühstücksbuffet. Einmal jährlich wird der Ser­ vice der zertifizierten Häuser anonym getestet. (www.diabetikerurlaub.de) „Wellness- und Gesundheitsreisen in Deutschland“ ist 2011 das Themenjahr der Deutschen Zentrale für Tourismus (DZT) ƒ Im Jahr 2011 stellt die DZT das Thema „Wellness­ und Gesundheitsreisen in Deutschland“ in den Mittel­ punkt ihres internationalen Marketings. Laut „Qualitätsmonitor Deutschland­Tourismus“ kommen rund 40 Prozent der ausländischen Gäste nach Deutschland, um sich hier zu erholen und zu entspannen. 14 Prozent wollen speziell etwas für Gesundheit und Körper tun. Der World Travel Monitor verzeichnete 2008 415.000 ausländische Gäste, die einen gesundheitsorientierten Urlaub in Deutschland verbrachten.
  • 22. 22 Branchenreport „Beherbergungr“ Hauptquellmarkt war hierbei die Schweiz mit 57 Prozent. Mit der gezielten Positionierung ist es das Ziel der DZT, für Deutschland als Destination für Gesundheitsurlaub und Wellness zusätzliche Übernach­ tungen zu generieren. ƒ Das Themenjahr 2011 gliedert sich in drei große Bereiche: „Kurorte und Heilbäder“, „Wellness­ und Beau­ tyhotels“ und „Medizintourismus“. In den wichtigsten ausländischen Quellmärkten werden dazu cross­ mediale Kampagnen realisiert. (weitere Infos: www.germany.travel)
  • 23. Branchenreport „Beherbergung“ 23 4. Fazit Betrachtet man die Chancen, die der „Neue Gesund­ einem grundlegend attraktiven Umfeld und tou­ heitstourismus“ Beherbergungsanbietern eröffnet, ristisch qualitativ gutem Angebot (sowohl in lässt sich festhalten: Die Perspektiven sind für profes­ attraktiven ländlichen Regionen mit hohem land­ sionell agierende Marktteilnehmer hervorragend. schaftlichem Wert und Ruhepotenzial als auch in Viele touristische Anbieter agieren schon erfolgreich, kulturell überzeugenden urbanen Städtedestina­ meist unter Einsatz wertvoller Kooperationen mit tionen) haben klare Wettbewerbsvorteile. der Gesundheitswirtschaft. Die gemeinsamen Erfolgs­ faktoren dieser Anbieter sind klar zu benennen: ƒ Der Gesundheitstourismus der Zukunft wird vor allem von zwei Angebotspolen gekennzeichnet: ƒ Spezialisierung und Profilbildung 1. „Urbaner Gesundheits­ und Medizintourismus“ ƒ Managementkompetenz im Qualitäts­, Netzwerk­ in Städten mit den Schwerpunkten High­Tech­ und Innovationsmanagement sowie Vermark­ Medizin, Check­Ups, verbürgte medizinische tung und Vertrieb Qualität, Zeiteffizienz und Markenbildung; sowie ƒ Interkommunale Kooperation 2. „Gesundheitstourismus in naturnahem Feri­ enambiente“, präventionsorientiert, Wellness­ Die bereits heute in ihren Auswirkungen erkennba­ dominiert, Nutzung der gesundheitsfördernden ren Marktveränderungen werden in Zukunft immer Wirkung von Landschaft, Programme zur Ge­ deutlicher zu spüren sein. Folgende Tendenzen las­ wichtsabnahme, mentale Gesundheit/Stress, sen sich erkennen: Bewegung, gesundheitstouristische Module sind bereits heute Standard in der Hotellerie. ƒ Die indikationsorientierte Spezialisierung auf Zielgruppen in Prävention, Heilung/Linderung, Rehabilitation wird weiter voranschreiten. ƒ Aus der fortschreitenden Spezialisierung ergeben sich auch neue Kooperationsansätze von indikati­ onsbezogenen Betrieben – vermehrt nicht nur re­ gional, sondern auch überregional (zum Beispiel Marketingkooperationen). ƒ Qualitätsmanagement und Investitionen in Struk­ tur­ und Prozessqualität werden von professionel­ len Anbietern permanent vorgenommen werden müssen: Glaubwürdigkeit nach außen und stän­ dige Verbesserung auch bei innerbetrieblichen Prozessen. ƒ Neue Angebotskombinationen und Vertriebs­ partnerschaften mit wohnortnahen Anbietern (zum Beispiel Fitness­/Gesundheitsstudios, Ärzte­ häusern) und Unternehmen werden alltäglich werden. ƒ Auch für Beherbergungsanbieter mit Engage­ ment im Gesundheitstourismus gilt: Anbieter mit
  • 24. Impressum Text und Redaktion PROJECT M GmbH Cornelius Obier, Christoph Creutzburg www.projectm.de KECK MEDICAL GmbH Dr. med. Andreas Keck www.keck­medical.de Institut für Tourismus­ und Bäderforschung in Nordeuropa GmbH (N.I.T.) Prof. Dr. Martin Lohmann www.nit­kiel.de Gestaltung PRpetuum GmbH, München Bildnachweis V. Schwarz – Digital Stock (Titel) Herausgeber Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) Öffentlichkeitsarbeit Das Bundesministerium für Wirtschaft und 11019 Berlin Technologie ist mit dem audit berufundfamilie® www.bmwi.de für seine familienfreundliche Personalpolitik ausgezeichnet worden. Das Zertifikat wird von Stand der berufundfamilie gGmbH, einer Initiative der August 2011 Gemeinnützigen Hertie­Stiftung, verliehen. Diese pdf­Broschüre wird im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie herausgegeben. Sie wird kostenlos abgegeben und ist nicht zum Verkauf bestimmt. Sie darf weder von Parteien noch von Wahlwerbern oder Wahlhelfern während eines Wahlkampfes zum Zwecke der Wahlwerbung verwendet werden. Missbräuchlich ist insbesondere die Verteilung auf Wahlveranstaltungen, an Informationsständen der Parteien sowie das Einlegen, Aufdrucken und Aufkleben parteipolitischer Infor­ mationen oder Werbemittel. Untersagt ist gleichfalls die Weitergabe an Dritte zum Zwecke der Wahlwer­ bung. Unabhängig davon, wann, auf welchem Weg und in welcher Anzahl diese Schrift dem Empfänger zuge­ gangen ist, darf sie auch ohne zeitlichen Bezug zu einer Wahl nicht in einer Weise verwendet werden, die als Parteinahme der Bundesregierung zugunsten einzelner politischer Gruppen verstanden werden könnte.