SlideShare une entreprise Scribd logo
1  sur  1
Télécharger pour lire hors ligne
Anwendungshäufigkeiten diagnostischer Verfahren in der klinisch-psychologischen
                     Forschung und Psychotherapie-Forschung im deutschsprachigen Bereich
                                                                                                                                                                                  Leibniz–Zentrum für Psychologische
                                          Hans Bauer, Saskia Naescher, Gabriel Schui & Günter Krampen                                                                                Information und Dokumentation
                                                                                   hans.bauer@zpid.de                                                                                                          ZPID
                                                                                                                                                                                                    Universität Trier

Die tatsächlichen Anwendungshäufigkeiten diagnostischer Verfahren im deutschsprachigen Raum (im Gegensatz zum Angebot
an Verfahren, vgl. Eberwein et al., 2006), die u.a. von Roth et al. (2010) unter Praktikern erhoben wurden, werden hier für
die klinisch-psychologische und Psychotherapie-Forschung untersucht. Im Besonderen von Interesse ist:
1) welches die in den genannten Forschungsfeldern am häufigsten genutzten Verfahren sind
2) ob es Unterschiede in den Nutzungshäufigkeiten diagnostischer Verfahren zwischen klinisch-psychologischer Anwen-
dungs- und Forschungspraxis gibt, und wenn ja, welche
3) ob mit dem Anstieg englischsprachiger Publikationen (s. Abb. 1) auch eine Zunahme der Verwendung originär englisch-
sprachiger Testverfahren auf Kosten deutschsprachiger Testentwicklungen zu verzeichnen ist
  Methode
- Bibliometrische Methode: Auswertung von Informationen über die psychologischen Publikationen aus dem
deutschsprachigen Raum in der Literaturdatenbank PSYNDEX                                                                                              Abb. 1. %-Anteil englischsprachiger Publikationen von Auto-
                                                                                                                                                      ren aus dem deutschsprachigen Raum in klinisch-psycholo-
- Eingrenzungskriterien: empirische Studien aus dem Zeitraum 1980 bis 2009 mit Probandenstichprobe aus
                                                                                                                                                      gischer und Psychotherapieforschung
Deutschland, Österreich oder der Schweiz, sofern in PSYNDEX durch irgendeine Variante der Schlagworte „Therapie“
oder „Intervention“ gekennzeichnet („Psychotherapieforschung“) oder dem Inhaltsbereich „Klinische Psychologie“
zugehörig (außer, wenn bereits der Psychotherapieforschung zugeordnet)  insgesamt 3161 Studien aus der                                                                                    Klin.    Psycho-   Roth
                                                                                                                                               Testname
Psychotherapieforschung und 4143 aus der Klinischen Psychologie ausgewertet                                                                                                                Psy.      ther.    et al
- Auszählung der in den Literatureinträgen gesondert aufgeführten Kurznamen der in den jeweiligen Studien
                                                                                                                                               Beck-Depressions-Inventar (BDI)               1         2        3
verwendeten diagnostischen Verfahren                                                                                                           Symptom-Checkliste von Derogatis (SCL)        2         1        4
- Für beide Forschungsbereiche jeweils Bestimmung der 20 meistgenutzten Testverfahren, die i.F. näher                                          Child Behavior Checklist (CBCL)               3         7        14
betrachtet werden                                                                                                                              Strukturiertes Klinisches Interview
                                                                                                                                               für DSM III/IV (SKID)
                                                                                                                                                                                             4         9        8
 Ergebnisse                                                                                                                                    Composite International Diagnostic
                                                                                                                                               Interview (CIDI)
                                                                                                                                                                                             5
zu 1) In beiden Forschungsfeldern überwiegt die                                                                                                State-Trait-Angstinventar (STAI)              6        11
Nutzung von klinischen Selbstauskunftverfahren.                                                                                                Fragebogen zum Gesundheitszustand
                                                                                                                                               (SF)
                                                                                                                                                                                             7         3
Dabei werden in der klinisch-psychologischen For-
                                                                                                                                               Hospital Anxiety and Depression
schung häufiger spezifische und in der Psychotherapie-                                                                                         Scale (HADS)
                                                                                                                                                                                             8         4
Forschung eher Breitbandverfahren eingesetzt (vgl.                                                                                             Diagnostisches und Statistisches Manual
Abb. 4 u. Tab. 1).                                                                                                                             Psychischer Störungen (DSM III/IV)
                                                                                                                                                                                             9
zu 2) Es gibt zwischen den meistverwendeten Ver-                                                                                               Eating-Disorder-Inventory (EDI)               10       14
fahren der Forschung und der Anwendung nur wenig                                                                                               Impact of Event-Skala (IES)                   10
Gemeinsamkeiten (vgl. Tab. 1), jedoch ist die Über-
einstimmung der am häufigsten genutzten Verfahren                                                                                              Beck Angst-Inventar (BAI)                     12
der Forschung mit Roth et al. (2010) größer als mit                                                                                            Freiburger Persönlichkeitsinventar (FPI)      13       18        1
den früheren Rangreihen von Schorr und Brugger                                                                                                 Internationale Klassifikation
                                                                                                                                                                                             14
(1995) sowie Steck (1997). Während sich bei den                                                                                                Psychischer Störungen (ICD 9/10)
meistverwendeten Verfahren in der Forschung ledig-                                                                                             Hamilton-Depressions-Skala (HAMD)             15       18
lich klinische Tests und Persönlichkeitstests finden,                                                                                          NEO-Fünf-Faktoren Inventar nach
                                                                                                                                                                                             16
geben die Praktiker auch an, projektive Verfahren                                                                                              Costa und Mc Crae (NEO-FFI/PI)

und Intelligenztests zu nutzen.                                                                                                                Posttraumatische Diagnoseskala (PDS)          16
Im Vergleich zu den großen Unterschieden zwischen                                                                                              Stressverarbeitungsfragebogen (SVF)           16
                                                                   Abb. 2. %-Anteile von diagnostischen Verfahren deutsch- und englisch-
Anwendungs- und Forschungspraxis fallen die Differen- sprachiger Herkunft nach Publikationssprache und Inhaltsbereich (nur
                                                                                                                                               Allgemeine Depressionsskala (ADS)             19        6
zen in der Verwendung diagnostischer Hilfsmittel jeweils 20 meistgenutzte Verfahren berücksichtigt)
zwischen klinisch-psychologischer und Psychotherapie-                                                                                          Sense of Coherence Scale (SOC)                19
forschung deutlich geringer aus.                                                                                                               Inventar zur Erfassung
                                                                                                                                                                                                       5
                                                                                                                                               interpersonaler Probleme (IIP-D)
                                                                                      zu 3) Anders als in der Hypothese angenom-
                                                                                                                                               Behavioural Status Index (BSI)                          8
                                                                                      men, geht in Hinblick auf die meistverwen-
                                                                                                                                               Skala zur Globalbeurteilung des
                                                                                      deten      Verfahren      die     Zunahme         der    Funktionsniveaus für DSM-III-R (GAF)
                                                                                                                                                                                                      10
                                                                                      englischsprachigen Publikationen im letzten              Veränderungsfragebogen des
                                                                                                                                                                                                      12
                                                                                      Jahrzehnt nicht mit einem Anstieg des                    Erlebens und Verhaltens (VEV)
                                                                                      Anteils aus dem Englischen übernommener                  Gießener Beschwerdebogen (GBB-24)                      13
                                                                                      Verfahren in den Publikationen einher.                   Indikatoren des REHA-Status (IRES)                     14
                                                                                      Dies liegt eventuell an dem ohnehin sehr
                                                                                      hohen Anteil (vgl. a. Abb. 2), zu dem die                Beeinträchtigungs-Schwere-Score (BSS)                  14
                                                                                      diagnostischen Verfahren aus dem englisch-               Clinical Global Impressions –
                                                                                                                                               Klinischer Gesamteindruck (CGI)
                                                                                                                                                                                                      14
                                                                                      sprachigen Raum bereits bei den deutsch-                 Funktionsfragebogen
                                                                                      und englischsprachigen Publikationen genutzt             Hannover (FFbH-P/R)
                                                                                                                                                                                                      18

  Abb. 3. %-Anteile von diagnostischen Verfahren englischsprachiger Herkunft          werden.                                                 Tab. 1. Rangplätze der je 20 in klinisch-psychologischer und Psy-
 nach Inhaltsbereich und Publikationsjahr (nur jeweils 20 meistgenutzte Verfah-                                                               chotherapieforschung am häufigsten verwendeten Verfahren im
 ren berücksichtigt)                                                                                                                          Vergleich zu Roth et al. (2010)


  Diskussion
- Zwischen den diagnostischen Praktiken in Forschungs- und Anwendungsfeldern
der klinischen Psychologie bestehen große Diskrepanzen, die sich jedoch
allmählich zu verringern scheinen
 der Wissenstransfer könnte nach wie vor optimiert werden
 aber bestimmte institutionelle Strukturen bedingen die diagnostische Praxis mit
- Empirische Forschung, nicht aber Testentwicklungen aus dem deutschspra-
chigen Raum sind international zunehmend sichtbar!
 um ein vollständigeres Bild zu gewinnen, wäre eine Untersuchung unter                                        Abb. 4. Merkmale der in den Inhaltsbereichen klinisch-psychologische Forschung und Psychothera-
Einbezug auch der weniger häufig verwendeten Verfahren nötig                                                   pieforschung jeweils 20 meistgenutzten diagnostischen Verfahren auf den Dimensionen „Ausrich-
                                                                                                               tung“, „Methode“ und „Diagnoseziel“

  Literatur
 Eberwein, M., Schui, G. & Krampen, G. (2006). Zur Entwicklung deutschsprachiger                         Schorr, A. (1995). Stand und Perspektiven diagnostischer Verfahren in der Praxis.
 Testverfahren in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts. Diagnostica, 52,199-207.                           Ergebnisse einer repräsentativen Befragung westdeutscher Psychologen. Diagnostica,
 Roth, M., Schmitt, V. & Yorck Herzberg, P. (2010). Psychologische Diagnostik in der                     41, 3-20.
 Praxis: Ergebnisse einer Befragung unter BDP-Mitgliedern. Report Psychologie, 35,                       Schorr, A. & Brugger, B. (1995). Diagnostik in der Psychotherapie. ZKPPP, 43, 75-90.
 118-128.                                                                                                Steck, P. (1997). Aus der Arbeit des Testkuratoriums. Diagnostica, 43, 267-284.

                           Präsentiert auf dem 7. Workshopkongress Klinische Psychologie und Psychotherapie

Contenu connexe

En vedette

En vedette (7)

Dehnhard, I., Weiland, P. (2011, März). Toolbasierte Datendokumentation in de...
Dehnhard, I., Weiland, P. (2011, März). Toolbasierte Datendokumentation in de...Dehnhard, I., Weiland, P. (2011, März). Toolbasierte Datendokumentation in de...
Dehnhard, I., Weiland, P. (2011, März). Toolbasierte Datendokumentation in de...
 
Test Management mit Visual Studio 2012 (Developer Week 2013)
Test Management mit Visual Studio 2012 (Developer Week 2013)Test Management mit Visual Studio 2012 (Developer Week 2013)
Test Management mit Visual Studio 2012 (Developer Week 2013)
 
ORCID Adoption & Integration in DSpace
ORCID Adoption & Integration in DSpaceORCID Adoption & Integration in DSpace
ORCID Adoption & Integration in DSpace
 
Links und rechts des Weges: Qualitätssicherung ist mehr als Testfallverwaltung
Links und rechts des Weges: Qualitätssicherung ist mehr als Testfallverwaltung Links und rechts des Weges: Qualitätssicherung ist mehr als Testfallverwaltung
Links und rechts des Weges: Qualitätssicherung ist mehr als Testfallverwaltung
 
Illuminating DSpace's Linked Data Support
Illuminating DSpace's Linked Data SupportIlluminating DSpace's Linked Data Support
Illuminating DSpace's Linked Data Support
 
Schui, G., Fell, C. & Krampen, G. (2010, August). The Impact of Positive Psyc...
Schui, G., Fell, C. & Krampen, G. (2010, August). The Impact of Positive Psyc...Schui, G., Fell, C. & Krampen, G. (2010, August). The Impact of Positive Psyc...
Schui, G., Fell, C. & Krampen, G. (2010, August). The Impact of Positive Psyc...
 
Toolbasierte Datendokumentation in der Psychologie
Toolbasierte Datendokumentation in der PsychologieToolbasierte Datendokumentation in der Psychologie
Toolbasierte Datendokumentation in der Psychologie
 

Plus de Leibniz-Zentrum für Psychologische Information & Dokumentation

Plus de Leibniz-Zentrum für Psychologische Information & Dokumentation (10)

Nündel, I. (2010, September). Open Access und die Veröffentlichung in Fachzei...
Nündel, I. (2010, September). Open Access und die Veröffentlichung in Fachzei...Nündel, I. (2010, September). Open Access und die Veröffentlichung in Fachzei...
Nündel, I. (2010, September). Open Access und die Veröffentlichung in Fachzei...
 
Günther, A. (2010, September). Open data und data sharing: Neue Perspektiven ...
Günther, A. (2010, September). Open data und data sharing: Neue Perspektiven ...Günther, A. (2010, September). Open data und data sharing: Neue Perspektiven ...
Günther, A. (2010, September). Open data und data sharing: Neue Perspektiven ...
 
Dehnhard, I. & Weichselgartner, E. (2010, September). Digitale Multimediaform...
Dehnhard, I. & Weichselgartner, E. (2010, September). Digitale Multimediaform...Dehnhard, I. & Weichselgartner, E. (2010, September). Digitale Multimediaform...
Dehnhard, I. & Weichselgartner, E. (2010, September). Digitale Multimediaform...
 
Dehnhard, I., Weiland, P. (2011, März). Toolbasierte Datendokumentation in de...
Dehnhard, I., Weiland, P. (2011, März). Toolbasierte Datendokumentation in de...Dehnhard, I., Weiland, P. (2011, März). Toolbasierte Datendokumentation in de...
Dehnhard, I., Weiland, P. (2011, März). Toolbasierte Datendokumentation in de...
 
Günther, A., Krampen, G., Schui, G., Mayer, A.-K., Peter, J. & Leichner, N. (...
Günther, A., Krampen, G., Schui, G., Mayer, A.-K., Peter, J. & Leichner, N. (...Günther, A., Krampen, G., Schui, G., Mayer, A.-K., Peter, J. & Leichner, N. (...
Günther, A., Krampen, G., Schui, G., Mayer, A.-K., Peter, J. & Leichner, N. (...
 
Bornmann, L., Leydesdorff, L. & Krampen, G. (2012). Which are the »best« citi...
Bornmann, L., Leydesdorff, L. & Krampen, G. (2012). Which are the »best« citi...Bornmann, L., Leydesdorff, L. & Krampen, G. (2012). Which are the »best« citi...
Bornmann, L., Leydesdorff, L. & Krampen, G. (2012). Which are the »best« citi...
 
Bauer, H., Schui, G. & Krampen, G. (2012, August).From analogue to digital ps...
Bauer, H., Schui, G. & Krampen, G. (2012, August).From analogue to digital ps...Bauer, H., Schui, G. & Krampen, G. (2012, August).From analogue to digital ps...
Bauer, H., Schui, G. & Krampen, G. (2012, August).From analogue to digital ps...
 
Identifying psychological research data in the digital environment.
Identifying psychological research data in the digital environment. Identifying psychological research data in the digital environment.
Identifying psychological research data in the digital environment.
 
Forschungsdatenmanagement in der Psychologie: Rahmenbedingungen, Ansätze, Per...
Forschungsdatenmanagement in der Psychologie: Rahmenbedingungen, Ansätze, Per...Forschungsdatenmanagement in der Psychologie: Rahmenbedingungen, Ansätze, Per...
Forschungsdatenmanagement in der Psychologie: Rahmenbedingungen, Ansätze, Per...
 
Merkmale und Wirkungen deutschsprachiger psychologischer Publikationen 1945 b...
Merkmale und Wirkungen deutschsprachiger psychologischer Publikationen 1945 b...Merkmale und Wirkungen deutschsprachiger psychologischer Publikationen 1945 b...
Merkmale und Wirkungen deutschsprachiger psychologischer Publikationen 1945 b...
 

Bauer, H., Naescher, S., Schui, G. & Krampen G. (2011, Juni). Anwendungshäufigkeiten diagnostischer Verfahren in der klinisch-psychologischen Forschung und Psychotherapie-Forschung im deutschsprachigen Bereich. (PDF) 7. Workshopkongress Klinische Psychol

  • 1. Anwendungshäufigkeiten diagnostischer Verfahren in der klinisch-psychologischen Forschung und Psychotherapie-Forschung im deutschsprachigen Bereich Leibniz–Zentrum für Psychologische Hans Bauer, Saskia Naescher, Gabriel Schui & Günter Krampen Information und Dokumentation  hans.bauer@zpid.de ZPID Universität Trier Die tatsächlichen Anwendungshäufigkeiten diagnostischer Verfahren im deutschsprachigen Raum (im Gegensatz zum Angebot an Verfahren, vgl. Eberwein et al., 2006), die u.a. von Roth et al. (2010) unter Praktikern erhoben wurden, werden hier für die klinisch-psychologische und Psychotherapie-Forschung untersucht. Im Besonderen von Interesse ist: 1) welches die in den genannten Forschungsfeldern am häufigsten genutzten Verfahren sind 2) ob es Unterschiede in den Nutzungshäufigkeiten diagnostischer Verfahren zwischen klinisch-psychologischer Anwen- dungs- und Forschungspraxis gibt, und wenn ja, welche 3) ob mit dem Anstieg englischsprachiger Publikationen (s. Abb. 1) auch eine Zunahme der Verwendung originär englisch- sprachiger Testverfahren auf Kosten deutschsprachiger Testentwicklungen zu verzeichnen ist Methode - Bibliometrische Methode: Auswertung von Informationen über die psychologischen Publikationen aus dem deutschsprachigen Raum in der Literaturdatenbank PSYNDEX Abb. 1. %-Anteil englischsprachiger Publikationen von Auto- ren aus dem deutschsprachigen Raum in klinisch-psycholo- - Eingrenzungskriterien: empirische Studien aus dem Zeitraum 1980 bis 2009 mit Probandenstichprobe aus gischer und Psychotherapieforschung Deutschland, Österreich oder der Schweiz, sofern in PSYNDEX durch irgendeine Variante der Schlagworte „Therapie“ oder „Intervention“ gekennzeichnet („Psychotherapieforschung“) oder dem Inhaltsbereich „Klinische Psychologie“ zugehörig (außer, wenn bereits der Psychotherapieforschung zugeordnet)  insgesamt 3161 Studien aus der Klin. Psycho- Roth Testname Psychotherapieforschung und 4143 aus der Klinischen Psychologie ausgewertet Psy. ther. et al - Auszählung der in den Literatureinträgen gesondert aufgeführten Kurznamen der in den jeweiligen Studien Beck-Depressions-Inventar (BDI) 1 2 3 verwendeten diagnostischen Verfahren Symptom-Checkliste von Derogatis (SCL) 2 1 4 - Für beide Forschungsbereiche jeweils Bestimmung der 20 meistgenutzten Testverfahren, die i.F. näher Child Behavior Checklist (CBCL) 3 7 14 betrachtet werden Strukturiertes Klinisches Interview für DSM III/IV (SKID) 4 9 8 Ergebnisse Composite International Diagnostic Interview (CIDI) 5 zu 1) In beiden Forschungsfeldern überwiegt die State-Trait-Angstinventar (STAI) 6 11 Nutzung von klinischen Selbstauskunftverfahren. Fragebogen zum Gesundheitszustand (SF) 7 3 Dabei werden in der klinisch-psychologischen For- Hospital Anxiety and Depression schung häufiger spezifische und in der Psychotherapie- Scale (HADS) 8 4 Forschung eher Breitbandverfahren eingesetzt (vgl. Diagnostisches und Statistisches Manual Abb. 4 u. Tab. 1). Psychischer Störungen (DSM III/IV) 9 zu 2) Es gibt zwischen den meistverwendeten Ver- Eating-Disorder-Inventory (EDI) 10 14 fahren der Forschung und der Anwendung nur wenig Impact of Event-Skala (IES) 10 Gemeinsamkeiten (vgl. Tab. 1), jedoch ist die Über- einstimmung der am häufigsten genutzten Verfahren Beck Angst-Inventar (BAI) 12 der Forschung mit Roth et al. (2010) größer als mit Freiburger Persönlichkeitsinventar (FPI) 13 18 1 den früheren Rangreihen von Schorr und Brugger Internationale Klassifikation 14 (1995) sowie Steck (1997). Während sich bei den Psychischer Störungen (ICD 9/10) meistverwendeten Verfahren in der Forschung ledig- Hamilton-Depressions-Skala (HAMD) 15 18 lich klinische Tests und Persönlichkeitstests finden, NEO-Fünf-Faktoren Inventar nach 16 geben die Praktiker auch an, projektive Verfahren Costa und Mc Crae (NEO-FFI/PI) und Intelligenztests zu nutzen. Posttraumatische Diagnoseskala (PDS) 16 Im Vergleich zu den großen Unterschieden zwischen Stressverarbeitungsfragebogen (SVF) 16 Abb. 2. %-Anteile von diagnostischen Verfahren deutsch- und englisch- Anwendungs- und Forschungspraxis fallen die Differen- sprachiger Herkunft nach Publikationssprache und Inhaltsbereich (nur Allgemeine Depressionsskala (ADS) 19 6 zen in der Verwendung diagnostischer Hilfsmittel jeweils 20 meistgenutzte Verfahren berücksichtigt) zwischen klinisch-psychologischer und Psychotherapie- Sense of Coherence Scale (SOC) 19 forschung deutlich geringer aus. Inventar zur Erfassung 5 interpersonaler Probleme (IIP-D) zu 3) Anders als in der Hypothese angenom- Behavioural Status Index (BSI) 8 men, geht in Hinblick auf die meistverwen- Skala zur Globalbeurteilung des deten Verfahren die Zunahme der Funktionsniveaus für DSM-III-R (GAF) 10 englischsprachigen Publikationen im letzten Veränderungsfragebogen des 12 Jahrzehnt nicht mit einem Anstieg des Erlebens und Verhaltens (VEV) Anteils aus dem Englischen übernommener Gießener Beschwerdebogen (GBB-24) 13 Verfahren in den Publikationen einher. Indikatoren des REHA-Status (IRES) 14 Dies liegt eventuell an dem ohnehin sehr hohen Anteil (vgl. a. Abb. 2), zu dem die Beeinträchtigungs-Schwere-Score (BSS) 14 diagnostischen Verfahren aus dem englisch- Clinical Global Impressions – Klinischer Gesamteindruck (CGI) 14 sprachigen Raum bereits bei den deutsch- Funktionsfragebogen und englischsprachigen Publikationen genutzt Hannover (FFbH-P/R) 18 Abb. 3. %-Anteile von diagnostischen Verfahren englischsprachiger Herkunft werden. Tab. 1. Rangplätze der je 20 in klinisch-psychologischer und Psy- nach Inhaltsbereich und Publikationsjahr (nur jeweils 20 meistgenutzte Verfah- chotherapieforschung am häufigsten verwendeten Verfahren im ren berücksichtigt) Vergleich zu Roth et al. (2010) Diskussion - Zwischen den diagnostischen Praktiken in Forschungs- und Anwendungsfeldern der klinischen Psychologie bestehen große Diskrepanzen, die sich jedoch allmählich zu verringern scheinen  der Wissenstransfer könnte nach wie vor optimiert werden  aber bestimmte institutionelle Strukturen bedingen die diagnostische Praxis mit - Empirische Forschung, nicht aber Testentwicklungen aus dem deutschspra- chigen Raum sind international zunehmend sichtbar!  um ein vollständigeres Bild zu gewinnen, wäre eine Untersuchung unter Abb. 4. Merkmale der in den Inhaltsbereichen klinisch-psychologische Forschung und Psychothera- Einbezug auch der weniger häufig verwendeten Verfahren nötig pieforschung jeweils 20 meistgenutzten diagnostischen Verfahren auf den Dimensionen „Ausrich- tung“, „Methode“ und „Diagnoseziel“ Literatur Eberwein, M., Schui, G. & Krampen, G. (2006). Zur Entwicklung deutschsprachiger Schorr, A. (1995). Stand und Perspektiven diagnostischer Verfahren in der Praxis. Testverfahren in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts. Diagnostica, 52,199-207. Ergebnisse einer repräsentativen Befragung westdeutscher Psychologen. Diagnostica, Roth, M., Schmitt, V. & Yorck Herzberg, P. (2010). Psychologische Diagnostik in der 41, 3-20. Praxis: Ergebnisse einer Befragung unter BDP-Mitgliedern. Report Psychologie, 35, Schorr, A. & Brugger, B. (1995). Diagnostik in der Psychotherapie. ZKPPP, 43, 75-90. 118-128. Steck, P. (1997). Aus der Arbeit des Testkuratoriums. Diagnostica, 43, 267-284. Präsentiert auf dem 7. Workshopkongress Klinische Psychologie und Psychotherapie