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Examenspredigt
    Andreas Janke
Evangelisch-lutherische Landeskirche in Braunschweig
                             Landeskirchenamt
                             Pr¨ fungsabteilung
                                u
               Dietrich-Bonhoeffer-Str. 1, D-38300 Wolfenb¨ ttel
                                                          u




 Predigtarbeit zum Ersten theologischen Examen


                    Jes 6,1–13

             Cand. theol. Andreas Janke
                     Gablonzer Straße 8a, 38259 Salzgitter

                           andreas@janke-home.eu



                   18. 3. 2005
             Anpassung vom 3. 3. 2013
Ich versichere, diese Arbeit ohne fremde Hilfe
geschrieben, alle benutzten Hilfsmittel angegeben und
alle w¨ rtlichen wie inhaltlichen Anf¨ hrungen aus der
       o                             u
         Literatur kenntlich gemacht zu haben.
             Anpassung vom 3. 3. 2013
             Aktualisierung der Adresse
              Korrektur weniger Fehler
     Textgleichheit zur Fassung vom 18. 3. 2013
Inhaltsverzeichnis


Inhaltsverzeichnis


1. Predigt                                                                                                                                      1

   ¨
2. Uberleitung                                                                                                                                   3

3. Voraussetzungen                                                                                                                               4
   3.1. Anlass . . . . .    .   .   .   .   .   .   .   .       .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .    4
   3.2. Ort . . . . . . .   .   .   .   .   .   .   .   .       .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .    4
   3.3. Zeit . . . . . .    .   .   .   .   .   .   .   .       .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .    5
   3.4. Text . . . . . .    .   .   .   .   .   .   .   .       .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .    5
   3.5. Zeit und Text .     .   .   .   .   .   .   .   .       .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .    9
   3.6. Gemeinde . . .      .   .   .   .   .   .   .   .       .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   10
   3.7. Prediger . . . .    .   .   .   .   .   .   .   .       .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   11

4. Gestaltung                                                                                                                                   11
   4.1. Entscheidungen . . .            .   .   .   .   .       .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   11
   4.2. Predigtaufbau . . . .           .   .   .   .   .       .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   12
   4.3. Stilmittel . . . . . .          .   .   .   .   .       .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   12
   4.4. Liturgische Elemente            .   .   .   .   .       .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   13

A. Literatur                                                                                                                                     I




                                                            i
1. Predigt


1. Predigt

                                       [Pause]

                                                                          ¨
   Ich fliege in einer Halle. Zwei Fl¨ gel tragen mich – schwebend uber meinem
                                        u
Herrn. Ich bin ein Gott – ein Gott in einer Halle voller G¨ tter. Vier Fl¨ gel sch¨ tzen
                                                            o            u        u
mich. Heilig, heilig, heilig ist der Herr Zebaoth! Sch¨ tzt Euch, Ihr G¨ tter. Verdeckt
                                                        u               o
Euer Gesicht mit zwei Fl¨ geln – verdeckt eure F¨ ße mit zwei Fl¨ geln. H¨ rt doch:
                            u                       u                u         o
Heilig, heilig, heilig ist unser Feldherr. Vor ihm bestehen wir nicht.
   Die Halle schwankt vor unserem Donner – Rauch uns’rer Erscheinung quillt
in die Halle. Mittendrin ertrinkt ein Menschlein in den Schleppen uns’res Herrn.
Sch¨ tz Dich, Erdenwesen: Die F¨ lle der Erde ist seine Herrlichkeit! Nichts ist oh-
    u                               u
ne Gott, wir nicht, Du nicht. Alles ist sein – Du – wir – die Erde – der Himmel. Ja,
alle Lande sind seiner Ehre voll.
   Das Menschlein wimmert: Weh mir, ich vergehe! Ja, ich werde vertilgt sein! Ja,
ein Mann unreiner Lippen bin ich! Und in der Mitte eines Volkes unreiner Lippen
wohne ich. Ja, den K¨ nig [. . . ] der Heere haben meine Augen gesehen.
                       o
   Vertilgt w¨ rst Du. Zu sp¨ t hast Du Dich gesch¨ tzt. Nicht einmal Mose durfte
              a                a                      u
Gott sehen. Einer von uns holt vom Altar ein St¨ ck Gl¨ hkohle. Deine Chance zu le-
                                                  u       u
ben. Der Altar kann Dich mit Gott verbinden. Deine Lippen reinigen. Deine Schuld
vernichten. Deine Chance sein.

                      [Lesung Jes 6,1–7 nach Luther 1984]

   Worte der Schrift zum Fest der Trinit¨ t, aufgeschrieben im 6. Kapitel im Buch
                                           a
Jesaja, Verse 1–7.
   Heilig, heilig, heilig ist der Herr Zebaoth, alle Lande sind seiner Ehre voll! Das
ist der Spruch f¨ r die kommende Woche. Wir singen diese Worte zum Abendmahl.
                 u
   Es sind nicht die Worte von Menschen, sondern von Seraphen. Zum Abendmahl
reißen wir ein Bruchst¨ ck aus ihrem Mund. Wir rauben die Worte von drachen-
                          u
gleichen G¨ ttern, von Gottes Gardisten. Unsere Stimme soll zusammen mit den
            o
himmlischen M¨ chten donnern. Zur himmlischen Streitmacht wollen wir geh¨ ren.
                 a                                                              o
Sprechen und singen wir die Worte der Seraphen, machen wir uns ihnen gleich. Zu
                                                                             ¨
G¨ ttern machen wir uns. Ja, machtvoll treten wir mit Donner und Rauch uber die
  o
Erde, lassen Kirchen und Tempel erzittern.
   Mitten im Tosen unserer Stimmen erstickte fast ein Menschlein in den Schleppen
Gottes und im Rauch unserer Erscheinung. Es wimmerte – wir halfen ihm. Unter
den Menschen wurde er als der Prophet Jesaja bekannt. Aber wir wollen nicht die-
ser Wurm in Todesangst sein – Schuld wollen wir von den Lippen der Menschen
brennen. Heilige sind wir, himmlische Wesen – nicht der dreckige Prophet.




                                           1
1. Predigt


   Wir bekennen einander: Gott ist noch heiliger als wir, dreimalheilig. Obwohl wir
uns zu Seraphen machen, m¨ ssen wir unser Gesicht vor ihm sch¨ tzen – selbst als
                               u                                   u
G¨ tter k¨ nnen wir ihn immer noch nicht sehen, erkennen ihn nicht. Obwohl wir
  o       o
uns zu Seraphen machen, m¨ ssen wir unsere F¨ ße vor ihm verstecken – selbst als
                               u                 u
G¨ tter, heilige, reine Wesen, sind wir noch immer so unrein, dass wir uns verbergen
  o
m¨ ssen. Vor Gott sind selbst wir nur Motten. Wir gestehen ein: Alles, wor¨ ber wir
  u                                                                          u
herrschen, ist von Gottes Macht erf¨ llt.
                                     u
   Herrschen k¨ nnen wir – schaffen k¨ nnen wir nicht. Am Anfang von Himmel und
                 o                     o
Erde ist Gott. Ohne ihn wurde nichts, ohne ihn ist nichts, und ohne ihn wird nichts
sein.
    Wir glauben an den einen Gott, den Vater, den Allm¨ chtigen, der alles geschaf-
                                                          a
   ”
fen hat, Himmel und Erde, die sichtbare und die unsichtbare Welt.“ [Niz¨ num     a
Abs. 1; 9, 06.2]
    Was ist das? Antwort.
   ”
   Ich gl¨ ube, daß mich Gott geschaffen hat sampt allen Kreaturn, mir Leib und
          a
Seel, Augen, Ohren und alle Glieder, Vernunft und alle Sinne gegeben hat und noch
erh¨ lt, dazu Kleider und Schuh, Essen und Trinken, Haus und Hofe, Weib und Kind,
    a
Acker, Viehe und alle G¨ ter, mit aller Notdurft und Nahrung dies Leibs und Lebens
                          u
reichlich und t¨ glich versorget, wider alle F¨ hrlichkeit beschirmet und f¨ r allem
                  a                            a                             u
Ubel beh¨ t und bewahret, und das alles aus lauter v¨ terlicher, g¨ ttlicher G¨ te und
           u                                          a           o           u
Barmherzigkeit ohn alle mein Verdienst und Wirdigkeit, des alles ich ihm zu dan-
ken und zu loben und daf¨ r zu dienen und gehorsam zu sein sch¨ ldig bin; das ist
                             u                                      u
gewißlich wahr.“ [Kleiner Katechismus, Der Glaube; 1, S. 510]
   Gott f¨ llt jeden Partikel der Welt – mich – Sie – meine W¨ sche – Ihre W¨ sche.
          u                                                     a               a
Alles was ist, kommt von ihm her. Welt ohne Gott gibt es nicht.
   Jesaja sah Gott. Er sah Gottes Gardisten – wie selbst sie sich f¨ rchteten und
                                                                        u
warnten. Er h¨ rte ihr Bekenntnis. Ein Seraph half ihm, vor Gottes Angesicht zu
                 o
¨                                                       ¨
uberleben. Mit Bild und Wort wurde ihm die Wahrheit uber die Welt klar. Er musste
reden, es anderen Menschen sagen. Gott spricht mit ihm dar¨ ber:
                                                              u

                     [Lesung Jes 6,8–13 nach Luther 1984]

  6. Kapitel im Buch Jesaja, Verse 8–13.
  Sofort will Jesaja als Bote f¨ r Gott in die Welt ziehen. Gott warnt:
                               u

      Du wirst zu diesem Volk sagen: H¨ rt doch h¨ rt, und ihr m¨ get nicht
                                       o          o              o
      wahrnehmen. Seht doch seht, und ihr m¨ get nicht einsehen.
                                           o

                ¨
  Jesaja redete uber sein Erlebnis mit Gott. Er stieß seine Mitmenschen mit der
Nase auf die Wahrheit Gottes. Aber was er sagte, war so absurd, dass ihm niemand




                                          2
¨
                                   2. Uberleitung


folgen konnte. Das, was man sah, erkl¨ rte er so abwegig, dass ihm niemand glauben
                                        a
wollte.
   Jesaja war allein vor Gott. Kein anderer Menschen hatte erlebt, was Jesaja erlebt
hatte – und Jesaja war noch nicht der große unbestrittene Prophet, der er in unserer
                                                                   ¨
Erinnerung ist. Er war nur ein Mann, der sich anmaßte, besser uber Gott Bescheid
zu wissen als alle Traditionen, Priester und K¨ nige. Wem sollten die Menschen
                                                  o
glauben: dem Spinner oder dem, was alle f¨ r wahr hielten, was man in den Schriften
                                             u
fand und was die Priester als Wahrheit deklarierten? Wem h¨ tten Sie geglaubt?
                                                               a
   Jesaja muss reden, aber er wird gegen die Wand aus menschlichem F¨ r-wahr-
                                                                            u
halten, Tradition und Machtinteressen laufen.
   Gott baut Jesaja auf: Rede, Jesaja, rede. Du versagst nicht – meine Wahrheit selbst
bringt jede Tradition, jedes F¨ r-wahr-halten und alle Machtinteressen gegen mich
                               u
auf.

                                  [Kurze Pause]

   Wenn auf der Erde nichts mehr lebt, erst dann wird Gottes Wahrheit niemanden
       ¨
mehr argern. Leben und Gottes Wahrheit stehen einander gegen¨ ber, sind unver-
                                                                     u
einbar. Gott kann man nicht in seiner Sch¨ pfung finden – aber Gott kann seinem
                                           o
Gesch¨ pf vor die Augen treten. Eine Vereinigung zwischen ihm und der Welt gibt
       o
es nicht. Welt wird niemals Gott sein. Zugleich durchwaltet Gott die ganze Welt.
Gott und Welt sind ungetrennt und unvermischt.
                                  ¨
   Glauben Sie nicht dem Trug, uber Gott sei schon alles gesagt. Wenn jemand
die Wahrheit f¨ r sich beansprucht, k¨ nnen sie sich l¨ chelnd zur¨ cklehnen und ihm
               u                     o                a           u
zuh¨ ren. Wenn Sie die Wahrheit zu haben glauben, d¨ rfen sie ganz entspannt sein.
    o                                                   u
Kein Mensch und keine himmlische Kraft hat die Wahrheit – niemand außer Gott
allein. Wer mehr als das zu wissen vorgibt, weiß weniger, ist die Mauer, gegen die
schon Jesaja lief.
   Und der Friede Gottes, welcher h¨ her ist als alle Vernunft, bewahre Eure Herzen
                                    o
und Sinne in Christus Jesus.

   ¨
2. Uberleitung

Am 22. 5. 2005 soll ich in der Stiftskirche St. Anastasius-St. Innocentius zu Bad
Gandersheim zu Jes 6,1–13 predigen. Die Predigt ist ein selbst¨ ndig wahrgenom-
                                                                  a
mener Teil kirchlichem Handelns. Deshalb habe ich sie vor die wissenschaftliche
Arbeit gestellt, damit sie nicht nur als Anhang an die eigentliche, wissenschaftliche
Aufgabe wirkt.
  In der Arbeit analysiere ich zuerst ihre grundlegenden Voraussetzungen“. Im
                                                              ”
zweiten Schritt, der Gestaltung“, analysiere und plane ich die Zusammensetzung
                     ”



                                          3
3. Voraussetzungen


dieser Voraussetzungen“. In der Predigt“ setze ich die Planung um, auch wenn
        ”                         ”
ich sie im Ablauf der Arbeit vorangestellt habe – diese Arbeit kann von der Predigt
¨
uber die Analyse zur Predigt hin gelesen werden –.
           ¨
   Eigene Ubersetzungen des Predigttexts setze ich kursiv.


3. Voraussetzungen

Jeder Predigt liegen die Dimensionen Anlass, Ort, Zeit, Predigttext, Gemeinde und
Prediger zugrunde. Im Folgenden fasse ich deren Analysen weitgehend getrennt
voneinander jeweils zusammen. Manche Dimensionen interferieren elementar mit-
einander: Zu den meisten Voraussetzungen steht die Gemeinde in einem beson-
deren, wechselseitigen Verh¨ ltnis. Dieses stelle ich zum Schluss der betroffenen
                            a
Abschnitte dar. Zeit und Text sind direkt aufeinander bezogen, weshalb ich diesem
Verh¨ ltnis einen eigenen Abschnitt einr¨ ume.
    a                                   a

3.1. Anlass

Weshalb ich diese Arbeit schreibe und welche Richtung dieser Arbeit dadurch vor-
gegeben ist:
   Mein erstes theologisches Examen veranlasst diese Predigtarbeit. Die Aufgabe
umfasst auf 12 Seiten eine Predigt und eine zusammenfassende[. . . ] Darstellung
                                            ”
der der Predigt zugrunde liegenden exegetischen und homiletischen Entscheidun-
gen“ [20, III.2]. Systematisch-theologische Entscheidungen darzustellen ist nicht
Aufgabe. Entscheidungen zusammenzufassen grenzt eine solche Arbeit vom wis-
senschaftlichen Vorgehen ab, Entscheidungen begr¨ ndet herzuleiten. Zw¨ lf Seiten
                                                  u                    o
lassen den drei Bereichen der Aufgabe wenig Platz.

3.2. Ort

Welchen Ort ich beim Entwurf der Predigt im Kopf habe, an welchem Ort die Pre-
                            ¨
digt wirkt und was der Ort uber seine Menschen aussagt:
   Die Stiftskirche St. Anastasius und St. Innocentius zu Bad Gandersheim ist eine
                                        ¨ o
im Jahre 881 eingeweihte [25, S. 19 u. o], r¨ mische Basilika. 1992–1997 wurde sie
                                     ¨
umfangreich renoviert [25, S. 24 u. o]. Seitdem ist der Raum hell get¨ ncht, dezent
                                                                     u
bemalt und mit Ahornb¨ nken bestuhlt. Die Kanzel wurde entfernt, es gibt nur noch
                         a
ein Lesepult. Dieses ist wie der Altar, das Taufbecken, der f¨ nfarmige Leuchter
                                                                u
auf dem Hohen Chor und die Seitenteile der B¨ nke anthrazit-bronzefarben. Das
                                                  a
ergibt eine optische Verbindung zwischen Wort, Altar, Taufe und Gemeinde. In den
Arkaden und Seitenschiffen erinnern byzantinische Leuchter an die Vergangenheit
der Kirche.




                                        4
3. Voraussetzungen


   Die Gemeinde ist sich der tiefen geschichtlichen Wurzeln ihrer Kirche bewusst
und schaut stolz auf sich und mutig in die Zukunft [s. a. 25]. Die Harmonie zwischen
der edlen, modernen Raumausstattung und den geschichtstr¨ chtigen Elementen in
                                                                a
der Kirche dr¨ ckt aus, dass die Gemeinde christlichen Glauben auf dem Weg in
               u
die Zukunft sieht. Zugleich best¨ tigt ihr der runderneuerte Kirchraum genau diese
                                  a
Perspektive.
   Die Stiftskirche ist f¨ r die Stadtbev¨ lkerung und die politische Gemeinde ein
                         u               o
Wahrzeichen der Geschichte und der eigenen Identit¨ t. Sie verankert die Ganders-
                                                       a
heimer emotional im Kaiserhaus der Ottonen. Sie nehmen ihre Kirche als immer-
w¨ hrendes kulturelles Zentrum im Schnittpunkt von Stadt und Kirche wahr. Uber-
  a                                                                            ¨
g¨ nge zwischen den Bereichen sind bei den Gandersheimer Domfestspielen, beim
 a
Portal zur Geschichte, bei Konzerten und Versuchen der politischen Gemeinde, den
Kirchraum f¨ r sich zu gewinnen, gegenw¨ rtig. Kunst, Kirche und Politik kristalli-
             u                              a
sieren an der Kirche und nehmen einander sensibel wahr.

3.3. Zeit

Welche Erwartung von der Zeit an die Predigt ausgeht, und wie die Gemeinde diese
Zeit wahrnimmt:
   Der 22. 5. 2005 ist der Sonntag nach Pfingsten: Trinitatis. Etwa in der Mitte des
Kirchenjahrs bildet Trinitatis das Bergfest im Kirchenkalender. Erst am Ende des
Kirchenjahrs kommen wieder große Feiertage. Dieses Fest zieht einen Schlussstrich
                                             ¨
unter die Entwicklung von Weihnachten uber Ostern zu Pfingsten. Deshalb wird
Trinitatis als dogmatische Zusammenfassung der vorausgegangenen Zeit interpre-
tiert [16, S. 706][22, S. 69]. Die Sonntage nach Trinitatis z¨ hlen bis zum drittletzten
                                                             a
Sonntag im Kirchenjahr alle von Trinitatis her. Diese Z¨ hlstruktur dr¨ ckt aus, wie
                                                           a              u
hervorgehoben Trinitatis sein soll. Seine zentrale Stellung im Kirchenjahr korres-
pondiert mit der zentralen Stellung der Trinit¨ tslehre in der Kirche.
                                               a
   Die Gemeinde kennt Trinitatis vor allem von den X Sonntagen nach Trinitatis“.
                                                       ”
Das Fest selbst bedeutet ihr aber wohl nur wenig. Denn seinen Charakter Fest der
                                                          ”
Theologie zu sein, hat Trinitatis nie ablegen k¨ nnen. Fest der Fr¨ mmigkeit ist
                                                  o                     o
es bis heute nicht geworden“ [22, S. 69].

3.4. Text

Was der Text der Predigt an Stoff anbietet:
  Zeitangaben und Wechsel der Erz¨ hlrichtung in Jes 6,1 und Jes 7,1 grenzen
                                       a
Jes 6,1–13 als selbst¨ ndige Einheit von Jes 2,1–5,30 ; 7,1ff. ab. Intern gibt es in
                     a
Jes 6,12 einen Umbruch: Der Personenwechsel vom sprechenden Ich Adonajs in




                                           5
3. Voraussetzungen


Jes 6,11 in seine dritte Person in Jes 6,12f. irritiert. Weiterhin legt Jes 6,8–9 nahe,
Jes 6,1–13 als Berufungsbericht zu lesen. Die Verk¨ ndigung des Propheten verfol-
                                                       u
gen wir jedoch schon seit Jes 1,2: Der Berufungsbericht kommt f¨ r den Leser zu
                                                                       u
sp¨ t.
  a
   Von Jes 1–5 zu Jes 6 wechselt die Person. Besonders Jes 1,1 ; 2,1 verleiten da-
zu, in Jes 6 den Propheten Jesaja ben Amoz als das sprechende Ich anzunehmen.
Tats¨ chlich stellt sich dieses Ich nicht vor:1 Spricht uberhaupt Jesaja?
     a                                                  ¨
   Der staccatohafte Wechsel von Er- und Ich-Bericht in Jes 5–6–7–8 verhakt die
beiden Berichte ineinander. Der Er-Bericht Jes 1–5 ; 7 zieht aus Jes 6 den Nach-
weis, echte Prophetie zu sein und gibt daf¨ r Jes 6 ; 8ff. die Zuordnung zum Prophe-
                                             u
ten Jesaja. Der unvorbereitete Wechsel des Erz¨ hlmodus in Jes 6 bleibt ein starkes
                                                   a
Textsignal. Er l¨ sst beim Lesen aufmerken. Ein kompositorisches Ausrufezeichen
                  a
entsteht.
   Als Akteure treten das Ich, Seraphim, daraus ein einzelner Seraph und Ado-
naj/(K¨ nig) JHWH (Zebaoth) auf. An Requisiten bietet der Text einen erhobe-
       o
nen und erhabenen Sessel, eine Schleppe, den Jerusalemer Tempel (Palast deter-
miniert) / das Haus, (T¨ r-)Schwellen wohl samt Verankerung, Rauch, einen Altar,
                          u
eine Gl¨ hkohle und eine Zange.
        u
   In der ersten Szene Jes 6,1–72 bleibt Gott passiv. Er thront im Jerusalemer Tem-
pel3 distanziert erhaben [V. 1]. Die Ausbreitung seiner Schleppe versinnbildlicht
seine k¨ nigliche Macht und l¨ sst den Tempel als viel zu klein erscheinen“ [2,
        o                         a
                                       ”
                            ¨
S. 169][s. a. 4, S. 224f.]. Uber ihm donnern die Seraphim ihr Dreiheilig und f¨ hren
                                                                                  u
damit Gott als den JHWH der Heere, als ihren Feldherren“ ein [V. 3]. Ein Seraph ist
                                                 ”
so etwas wie eine fliegende Feuerschlange [2, S. 170f.][4, S. 225][21, Sp. 887f.], un-
                  ¨
serem Drachen ahnlich. Der Ruf der Seraphim ersch¨ ttert die Schwellen des Tem-
                                                          u
pels und f¨ llt das Haus mit Rauch an [V. 4]: Sie treten als g¨ ttliche Wesen auf.4
            u                                                     o
Selbst diese himmlischen Gardisten sch¨ tzen sich von Kopf bis Fuß vor Gottes
                                             u
Anwesenheit [V. 2][2, S. 169ff.]. Indem sie das Heilig dreimal wiederholen, best¨ ti-
                                                                                    a
gen sie einander die vollkommene Unantastbarkeit ihres Herrn und erkennen seine
        ¨
Macht uber sich an: [S]ie sind ja seine >Zebaot<“ [2, S. 171][¨ hnlich 4, S. 225].
                                                                     a
                        ”
 1
   Das geschieht auch nicht in den sp¨ teren Kapiteln.
                                          a
 2
   Wegen des . . . ich sah . . .“ [V. 1] Vision genannt [u. a. 2, 4]. Jedoch enth¨ lt die Szene auch auditive
                                                                                 a
               ”
    Elemente, so dass Vision keine hinreichende Klassifizierung ist.
 3
   Alles deutet darauf hin, dass die Szene auf der Erde im konkreten Tempel geschieht [ebenso 2,
    S. 168].
 4
   Ersch¨ tterung und Rauch sind Begleiterscheinungen einer Theophanie [2, S. 172][4, S. 225]. Aber
         u
    nicht Gott l¨ st diese Erscheinungen aus: Es handelt sich nicht um eine Theophanie Gottes [gegen
                 o
    2, S. 172], sondern um eine Theophanie der Seraphim [¨ hnlich 21, Sp. 890]. Sie sind mindestens
                                                                  a
     Halbgottheiten“ [2, S. 169][¨ hnlich 21, Sp. 887f . 890]. Durch Kopf, F¨ ße und ein bis zwei extra
                                     a                                           u
    ”
    Paar Fl¨ gel unterscheiden sie sich von normalen Seraphim [2, S. 171][vgl. 21, Sp. 890]. Das
            u
    zusammen mit den Begleiterscheinungen einer Theophanie l¨ sst sie als selbstst¨ ndige G¨ tter
                                                                          a                    a        o
    erscheinen.




                                                     6
3. Voraussetzungen


So warnen sie einander wie zur Erinnerung, dass es klug ist, sich mit Fl¨ geln zu u
sch¨ tzen. Diese m¨ chtigen (Halb-)Gottheiten schrumpfen in Anwesenheit Gottes zu
     u               a
Motten zusammen. Sie warnen ebenfalls das anwesende Ich: Gott hat auch Macht
¨
uber die gesamte Welt. Denn sein k¯ bod ist die F¨ lle die Erde [V. 4] – gemeint
                                           a ˆ             u
                                             ¯ ¯
ist nicht, dass die ganze Erde ihn r¨ hmt [so auch 2, S. 172][gegen 23, Sp. 879] –.
                                         u
Das, was Gott ausmacht, ist die F¨ lle der Erde: seine Substanz“ [29, Sp. 25], seine
                                      u
                                                             ”
 Macht“ [29, Sp. 25], sein Glanz“ [29, Sp. 26f.]. Was mit jemandes k¯ bod erf¨ llt
                                                                              a ˆ     u
”                             ”                                                ¯ ¯
                                                                                  ¨
ist, ist ein Teil desjenigen und bezeichnet seine uneingeschr¨ nkten Macht uber das
                                                                     a
                                       ¨
Erf¨ llte [2, S. 172][29, Sp. 37f . u. o.]. In Jes 6,3 steht das als Nominalsatz, wodurch
    u
es universalisiert wird. In der Umkehrung w¨ re die Erde ohne Gottes k¯ bod Leere
                                                    a                          a ˆ
                                                                                ¯ ¯
[vgl. 23, Sp. 879 . 885f.]. Das Ich sieht und h¨ rt die wahre Struktur des Kosmos:
                                                      o
Gott allein ist die Grundlage von Himmel und Erde. Jede Orientierung an anderen
G¨ ttern sieht nur auf die schwachen Seraphim, alles menschliche Machtstreben ist
  o
vor Gott nichtig – aber dieser Gott ist schweigsam distanziert.
   Das Ich ruft seinen schon feststehenden Tod hinaus [V. 5]. Es ist Gottes Anblick
anders als die Seraphim schutzlos ausgeliefert: Ja, den K¨ nig JHWH der Heere ha-
                                                                 o
ben meine Augen gesehen! [V. 5]. Dieser Schrei bekennt die Unreinheit des Ichs. Sie
gr¨ ndet in der Feststellung, Angeh¨ riger eines unreinen Volkes zu sein. Das l¨ uft
   u                                     o                                           a
darauf hinaus, dass das Ich ein Mensch ist, der in menschlicher Gesellschaft lebt und
dass das hinreicht, um unrein zu sein [¨ hnlich 2, S. 173]. Ein Seraph rettet das Ich
                                              a
aus seiner Not – Gott thront und schweigt. Mit einer Zange holt er vom Altar eine
Gl¨ hkohle [V. 6], um sie zur Ents¨ hnung und Entschuldung auf die Lippen des Ichs
   u                                 u
zu legen [V. 7]. Eine Feuerschlange braucht f¨ r die Gl¨ hkohle eine Zange, dieselbe
                                                    u         u
Kohle kann aber einen Menschen ber¨ hren, ohne ihn zu verbrennen. Die Hitze ist
                                            u
nicht ihr Hauptmerkmal: Der Altar samt seinem Zubeh¨ r ist die Schnittstelle zwi-
                                                                o
schen Mensch und Gott. Der Seraph bedient sie gem¨ ß ihrer M¨ glichkeiten, ohne
                                                             a         o
selbst mit ihr in Ber¨ hrung zu kommen. So bleibt die kosmische Ordnung intakt.
                       u
Man kann hier ein Reinigungsritual annehmen: Indem die Lippen gereinigt wer-
den, wird der ganze Mensch rein und dann auch schuldfrei [2, S. 173ff.][4, S. 226].
Wenn jedoch Unreinheit wesentlich menschlich gemeint ist, dann entmenschlichte
eine Reinigung: Das Ich w¨ re danach kein Mensch mehr, sondern ein himmlisches
                              a
         5
Wesen. Vielleicht steht die Spannung zwischen Bekenntnis und Ereignis, um genau
dieses Verst¨ ndnis zu vermeiden: Die menschliche Unreinheit bleibt bestehen, dass
              a
Ich bleibt ganz Mensch auf der Erde [2, S. 181], aber trotzdem wird es entschuldet,
so dass es vor Gott bestehen und mit ihm reden kann, ohne gerichtet zu werden.
   Die Szene bricht mit dem selbstverst¨ ndlichen Zusammenhang zwischen Unrein-
                                             a
 5
     In diese Richtung geht: Jesaja ist nunmehr aus dem Bereich der S¨ nde und des Todes herausge-
                                                                     u
                            ”’
      hoben und im Gegen¨ ber zu >diesem Volke< auf die Seite Jahwes gestellt‘ (Barthel, Propheten-
                          u
      wort 1997,105)“ [2, S. 175].




                                                  7
3. Voraussetzungen


heit und Schuld, sie bricht mit dem Zusammenhang von Schuld und Vernichtung,
sie bricht mit dem Wissen, dass niemand vor Gottes purem Angesicht bestehen
kann [s. Ex 33,20], sie unterstellt die ganze Welt Gottes Herrschaft und sie macht
die G¨ tter zu Motten, die sich selbst vor Gott sch¨ tzen m¨ ssen. Sie bricht univer-
       o                                             u        u
                                     u                    ¨
sell alles traditionelle Wissen und F¨ r-wahr-halten und offnet den Horizont f¨ r eine
                                                                              u
weltdurchdringende Herrschaft Gottes.
   Darauf baut die zweite Szene Jes 6,8–13 auf. Alle visuellen Elemente treten so
stark in den Hintergrund, dass sie unsichtbar werden. Die Szene beginnt mit Und
ich h¨ rte die Stimme M EINES H ERRN sprechen [V. 8]. Von da an entwickelt sich
      o
ein Dialog zwischen Gott und dem Ich – Gott bricht sein distanziertes Schweigen.
   Im Selbstgespr¨ ch [vgl. 4, S. 226] sucht Gott nach einem geeigneten und willigen
                     a
Boten [V. 8]. Der Auftrag selbst ist noch unbenannt. Trotzdem macht das Ich von
sich aus auf sich aufmerksam und bietet sich als Bote an. Erst darauf folgt die Be-
auftragung. Zun¨ chst sendet Gott das Ich, ohne einen Auftrag zu formulieren [V. 9].
                   a
Stattdessen sagt er voraus, dass der Prophet das Volk mit aller Kraft zum H¨ ren  o
und Sehen aufrufen wird, aber damit nur erreicht, dass das Volk weder wahrnimmt
noch versteht. Jesaja 6,1–7 entschl¨ sselt dieses Paradox: Da kein konkreter Auftrag
                                    u
vorliegt, wird das Ich verk¨ nden, was es gesehen und geh¨ rt hat. Das ist aber ge-
                             u                                o
gen alles, was das Volk f¨ r wahr h¨ lt. Es muss sich gegen den Einzelnen stellen,
                            u         a
der gegen alles, was f¨ r wahr gehalten wird, und gegen jede Tradition verk¨ ndet.
                         u                                                     u
Erst V. 10 kann als Beauftragung gelesen werden – der Vers ist mit Imperativen ge-
spickt –. Das Ich soll den Verstand des Volkes l¨ hmen, seine F¨ higkeit zuzuh¨ ren
                                                   a              a               o
                                             6
erschweren und seine Einsicht blockieren. Es m¨ sste jedoch nicht folgen, weil he-
                                                   u
br¨ ische Imperative nicht zwingend sind. Die ihm zuteil gewordene Offenbarung
  a
der kosmischen Wirklichkeit wird allerdings aus dem Ich hinausdr¨ ngen [¨ hnlich 2,
                                                                    a      a
S. 166]. Deshalb reagiert es sofort auf Gottes Frage, ohne den eigentlichen Auftrag
zu kennen [V. 8], und deshalb sieht Gott voraus, wie es dem Ich ergehen wird [V. 9].
                                                                       ¨
Dass das Ich scheitern wird, liegt an Gott und damit an der Wahrheit uber den Kos-
mos selbst. Der Finalsatz nimmt dem Ich die Verantwortung f¨ r eine gelingende
                                                                  u
Verk¨ ndigung der Wahrheit [¨ hnlich 4, S. 224]. Das ist keine planm¨ ßige Versto-
      u                         a                                      a
ckung des Volkes,7 sondern eine zwangsl¨ ufige Konfrontation zwischen Tradition
                                            a
und Gott, zwischen menschlichem F¨ r-wahr-halten und der Wahrheit [vgl. 2, 4].
                                       u
   Wann werden alle Menschen erkennen, und warum k¨ nnen sie es nicht sofort?
                                                            o
Darauf zielt die Frage Bis wann, M EIN H ERR? [V. 11]. Gottes Antwort reißt den

 6
   Vielleicht spielt V. 10 mit Bedeutungen von k¯ bod: Es kann n¨ mlich auch Schwere und Fettheit
                                                  a ˆ             a
    meinen [29, Sp. 24f.]. Der Auftrag w¨ re eine ¯fatale M¨ glichkeit der F¨ lle der Erde mit Gottes
                                           a           ¯    o               u
    k¯ bod.
     a ˆ
 7
   Die¯ Verstockung“ hier kombiniert mit Mt 13,13–15 und vielleicht Joh 9,39 er¨ ffnet Stoff f¨ r eine
         ¯                                                                        o            u
       ”
    weitere Arbeit. Die ist auf 12 Seiten nicht zu leisten.




                                                 8
3. Voraussetzungen


Graben zwischen Wahrheit und F¨ r-wahr-halten weiter auf: Bis die Erde eine leb-
                                      u
lose Ein¨ de geworden ist. Eine endg¨ ltige Vernichtung ist hier gemeint [s. a. 2,
          o                               u
S. 177f.]. Die Apokalypse geht mit der Vernichtung des Lebens einher, Leben da-
gegen mit einem bedingten F¨ r-wahr-halten.
                                 u
    Vers 12 f¨ llt m. E. aus dieser eschatologischen Perspektive auf die Sicht der kurz
             a
bevorstehenden Zukunft zur¨ ck.8 Gott spricht nicht mehr unmittelbar, sondern in
                                 u
der dritten Person. Dadurch verlieren die Aussagen ihre Endg¨ ltigkeit: Es geht um
                                                                 u
einen begrenzten Abschnitt in der Geschichte. Denn der Brennpunkt geht auf ein
                   ¨
einzelnes Land uber. Seine Verlassenheit wird nur“ groß, aber nicht absolut wie in
                                                  ”
                                                    ¨
V. 11 sein. Ein Stumpf bleibt als heiliger Same ubrig [V. 13]. Dem Volk steht zwar
eine Zeit der Vernichtung bevor. Aber es wird nicht der Vorabend der Apokalyp-
se. Die Zeit, dass alle Menschen ungebrochen die Wahrheit des Kosmos erkennen
werden, ist noch nicht gekommen. Trotzdem erm¨ glicht der kleine Untergang zu
                                                      o
verstehen, was es mit Gott und dem Kosmos auf sich hat. Dem Ich bleibt der Trost,
dass ein paar Menschen aus den Ereignissen die richtigen Schl¨ sse ziehen werden,
                                                                  u
n¨ mlich der Stumpf, der zum heiligen Samen wird. Da V. 12–13 immer noch auf die
  a
Frage des Ichs in V. 11 antworten, sind sie eine Perspektive seiner Verk¨ ndigung.
                                                                             u
Es kann zwar nicht das Gros des Volkes retten, aber die Verk¨ ndigung lohnt sich
                                                                  u
trotzdem f¨ r den heiligen Samen.
            u
    Die Gemeinde kennt den Ruf der Seraphim Heilig, heilig, heilig ist der H ERR
                                                   ”
Zebaoth, alle Lande sind seiner Ehre voll!“ [8, Jes 6,3] aus der Abendmahlsliturgie.
Den Kontext der Worte im Jesajabuch kennen wohl nur wenige. Die Abendmahls-
liturgie verleitet zum Verst¨ ndnis, die Seraphim zwitscherten ein Lobliedchen auf
                               a
Gott.

3.5. Zeit und Text

Wie und ob sich Zeit und Text aufeinander beziehen:
    Die Lesetexte f¨ r Trinitatis zeigen [. . . ] die Schwierigkeit, das Trinit¨ tsdogma
                     u                                                         a
   ”
aus biblischen Texten zu begr¨ nden“ [16, S. 706]. Die Schwierigkeit besteht heu-
                                 u
te, weil wir Texte mit textorientierten Methoden analysieren. Wir untersuchen den
lexikalisch-geschichtlichen Sinn der Texte. Das Trinit¨ tsdogma wurde aber aus der
                                                          a
                    9
Bibel allegorisiert. Das war n¨ tig, weil schon damals der lexikalisch-geschichtliche
                                o


 8
   Nach Usiahs Tod 760, 742 oder 740 v. Chr. [4, S. 105]. Diverse Krisen Israels und Judas bis
    hin zum Babylonsichen Exil ab 586 v. Chr. sind als Bezugspunkte vorgeschlagen [2, S. 164][4,
    S. 226].
 9
   Allegorisiert, weil es bei der Trinit¨ t um eine kirchliche Lehre, um ein Dogma geht. Denn die
                                        a
                                                                                                ”
    Allegorie [lehrt] das, was man glauben soll“ [12, S. 627 ; s. a. S. 84]. Zu Jes 6,2–3: The sera-
                                                                                          ”
    phic acclamation proclaims the mystery of the Trinity, and the two seraphs themselves represent
    Christ and the Holy Spirit“ [nach Origines; 4, S. 95][s. a. 22, S. 69].




                                                9
3. Voraussetzungen


                                     ¨
Sinn nicht zu ihm f¨ hrte. Daran andern auch die aktuellen exegetischen Methoden
                     u
nichts.
   Gott durchwaltet, schafft und erh¨ lt die Welt immerfort. Es gibt nichts, was Gott
                                       a
entzogen w¨ re, was nicht auf ihn zur¨ ck ginge, oder was sich nicht vor ihm ver-
             a                            u
                               ¨
antworten m¨ sste [Jes 6,3]. Ahnlich denkt Luther in seiner Auslegung des ersten
               u
Glaubensartikels in beiden Katechismen [1, S. 510f . 648f.]. Das h¨ lt Jes 6,1–3, die
                                                                      a
Glaubensbekenntnisse und die Bekenntnisschriften zusammen. Nach Jes 6,8–11 ist
die Wahrheit Gottes der Welt nur in deren Ver¨ dung zug¨ nglich. Folglich werden
                                                   o           a
Gott und Welt nicht gleichgesetzt. Diese beiden Aussagen lassen sich durch die For-
mel ungetrennt und unvermischt“ hinsichtlich des Verh¨ ltnisses von Gott und Welt
                                                             a
     ”
aufeinander beziehen. Das ruft die Chalkedonensische Lehrformel zur Personein-
heit Christi auf. Diese ist aber l¨ nger und es folgt nicht zwingend, dass alle anderen
                                  a
Formelteile auch auf die Welt angewandt werden k¨ nnen. Das ungetrennt und un-
                                                       o
                                                                   ”
vermischt“ von Welt und Gott ist ein notwendiger Aspekt permanenter Sch¨ pfung. o
Entlang der lutherischen Katechismen ordne ich das Verh¨ ltnis deshalb der Per-
                                                                 a
son Gott-Vater zu. Zwar findet die Trinit¨ tslehre in Jes 6,1–13 keinen Anhaltspunkt,
                                            a
aber wenigstens der erste Glaubensartikel.
   Dass es f¨ r Trinitatis kein unmittelbar biblisches Terrain gibt“ [22, S. 69], ist
               u
         ”
einem guten Teil der Gemeinde bekannt, weil dieses Problem in der letzten Ad-
ventszeit in einem Bibelkurs vor Ort thematisiert wurde. Daraus ergaben sich m. W.
Positionssuchen zu den Bekenntnissen und den Bekenntnisschriften. Ich glaube,
dass die Gemeinde von sich aus keinen Zusammenhang zwischen Jes 6,1–13 und
dem Trinitatisfest erkennen kann.

3.6. Gemeinde

An wen ich beim Schreiben der Predigt denke und wer sie wahrnehmen wird:
   In den Gottesdienst der Stiftskirchengemeinde kommen regelm¨ ßig Diakonis-
                                                                    a
sen, Gandersheimer Bildungsb¨ rger, Mitglieder der Freien Evangelischen Gemein-
                                u
de [FEG], Beobachter des Glaubenszentrums, Kurg¨ ste, Touristen und manchmal
                                                     a
weiterere Gandersheimer Theologen. Der Anteil der Menschen ohne h¨ here Bil-
                                                                        o
dung ist sehr gering. Aus Gespr¨ chen, Gruppen und Projekten in der Gemeinde
                                  a
weiß ich, dass viele Gemeindeglieder an theologischen Fragestellungen und Ant-
worten interessiert sind. Diese erwarten sie im Gottesdienst und in Gespr¨ chen mit
                                                                         a
den Theologen der Gemeinde. Die Bildungsb¨ rger w¨ nschen eher intellektuell-spi-
                                              u      u
rituelle Antworten, die Diakonissen, FEGler und die Mitglieder des Glaubenszen-
trums eher fromm-spirituelle.
   Das z. T. von charismatisch ausgerichteten US-Amerikanern geleitete Glaubens-
zentrum ist in Bad Gandersheim wirtschaftlich und politisch relevant und hat gute




                                          10
4. Gestaltung


Kontakte zur Lokalpresse. Es setzt die Stiftskirchengemeinde und die FEG samt
ihren Pastoren als zu laxe Gemeinschaften immer wieder unter Druck, so dass ei-
ne latente Spannung in beiden Gemeinden entsteht. Es gibt Spannungsrisse, aber
große Br¨ che der Stiftskirchengemeinde wurden bislang durch Gespr¨ che z. B. des
          u                                                           a
Landesbischofs Dr. Weber mit der Leitung des Glaubenszentrums verhindert.
   Da Sie meine Predigt(arbeit) lesen, sind Sie ein weiterer Teil meiner Gemein-
de. Jeder von Ihnen ist ein theologischer Spezialist mit spezifischem theologischen
Profil. Sie wurden als Gemeinde zielgerichtet zusammengestellt. Die Predigt ist Ih-
nen in einem anderen Medium (Schrift statt Schall) und in einem anderen Kontext
(Wissenschaft statt Gottesdienst, andere Zeit, anderer Ort, andere Beziehungsstruk-
tur) als der Gottesdienstgemeinde zug¨ nglich. Deshalb haben Sie andere Rezepti-
                                       a
onsvoraussetzungen als die Gottesdienstbesucher. Vor Theologen zu predigen ist
außerdem ein potentieller Lehrstreit.

3.7. Prediger

Welche Grundlagen ich mit in die Arbeit bringe:
   2001–2004 war meine Frau in der Stiftskirchengemeinde Bad Gandersheim Vika-
rin. In dieser Zeit war ich als Ehepartner und erziehender Hausmann einfaches Ge-
meindeglied. Zu einer Reihe Gemeindeglieder habe ich pers¨ nliche Beziehungen.
                                                             o
Dass ich jetzt vor die Gemeinde wechsle, d¨ rfte sowohl f¨ r mich wie f¨ r die Ge-
                                              u            u             u
meinde ungewohnt sein. Wir werden unsere Beziehungsstrukturen neu definieren,
haben daf¨ r aber nur einen Gottesdienst lang Zeit. Ich kann schlecht einsch¨ tzen,
           u                                                                 a
welche Reaktionen das ausl¨ st. Zumindest k¨ nnen viele Gottesdienstbesucher mei-
                              o              o
ne Predigt als authentische wahrnehmen, weil sie meinen Sprachstil u. a. aus Leser-
briefen w¨ hrend dieser Zeit kennen.
           a
   Als Anf¨ nger habe ich kaum Predigterfahrung. Dass wirkt sich aber wohl weniger
            a
auf die Konzeption meiner Predigt als auf meine liturgische Pr¨ senz am Lesepult
                                                                a
aus.


4. Gestaltung

4.1. Entscheidungen

Was ich darstellen will:
  Die Raumsprache der Stiftskirche zu Bad Gandersheim zieht mich in den Zu-
sammenklang aus alten Traditionen und modernem Leben. Dem Zusammenspiel
gebe ich analog zum Kirchraum eine k¨ nstlerische Note. Das entspricht auch der
                                        u
surrealen Bildwelt des Predigttexts und der H¨ rerwartung vieler Gemeindeglieder.
                                             o




                                        11
4. Gestaltung


   Pragmatisch stelle ich Jes 6,1–13 in den Vordergrund der Predigt: Erstens ist der
Text durch die Aufgabenstellung vorgegeben. Zweitens kann ich eine textorientierte
           u                                   ¨
Predigt k¨ rzer gestalten als eine thematische uber die Trinit¨ t.
                                                              a
   Ich habe mich entschieden, Jes 6,3 aus dem regelm¨ ßigen liturgischen Herunter-
                                                        a
singen herauszuholen und eindr¨ cklich unsere Tradition zu verdeutlichen: Vor dem
                                  u
Abendmahl singen wir uns aus unserer menschlichen Sph¨ re in die himmlischen
                                                              a
Heerscharen.
    ¨
   Ahnlich wie Jes 6,1–13 zeige ich auf, dass Traditionen weich sind – menschliches
F¨ r-wahr-halten unter eschatologischem Vorbehalt partikular bleibt. Ich m¨ chte
  u                                                                            o
Erl¨ sung in unser Jetzt hereinscheinen lassen, ohne sie vorweg zu nehmen. Indem
    o
ich Gott als Fundament ernst nehme, entkrampfe ich auch die vom Glaubenszen-
trum verursachte Grundspannung in der Gemeinde.
   Wegen des zeitlichen Abstands zwischen Predigtarbeit und Predigt nehme ich
keinen Bezug auf das Zeitgeschehen. Dadurch ist die Predigt einerseits zeitlos, an-
dererseits haftet sie an keinem konkreten Geschehen. So gerate ich auch nicht verse-
hentlich in einen Konflikt auf dem sensiblen Beziehungsfeld zwischen Kirche und
Stadt. Um der Predigt Halt zu geben, ersetze ich die Ankerpunkte im Zeitgeschehen
durch Ankerpunkte in bekannten kirchlichen Traditionen.
   Ich gebe nicht vor, was aus der Predigt folgend geglaubt werden soll. Die Got-
tesdienstbesucher sind selbst f¨ hig, die Predigt mit einer Bedeutung f¨ r sich auf-
                                 a                                      u
zuf¨ llen.
    u

4.2. Predigtaufbau

In welchen Sequenzen ich die Darstellung anlege:
   Zuerst stelle ich in Kombination mit Jes 6,2 dar, welche Konsequenzen unser li-
turgischer Gebrauch von Jes 6,3 hat. Was wir damit beim Abendmahl machen, wird
kaum bekannt sein, der Vers selbst aber schon. Damit biete ich einen Wiedererken-
nungspunkt an. Von Jes 6,3 kommend bereite ich die erste Lesung Jes 6,1–7 vor.
Als n¨ chstes kn¨ pfe ich die Tradition des Niz¨ isch-Konstantinopolitanischen Glau-
      a          u                             a
bensbekenntnisses und die lutherische Auslegung des ersten Artikels im Kleinen
Katechismus an. Vom lehrhaften Element leite ich zur zweiten Lesung Jes 6,8–13
¨                                                        ¨
uber und entfalte eine Interpretation des Texts. Diese uberf¨ hre ich dann in eine
                                                               u
Entspannung der Traditionsverbissenheit.

4.3. Stilmittel

Wie ich Einfluss auf meine H¨ rer nehme:
                            o
 Ich steige hart in die Predigt ein. Das irritiert und korrespondiert dadurch mit




                                        12
4. Gestaltung


ihrem Inhalt und der Ersch¨ tterung des Predigttextes. Seine Grundstimmung wird
                             u
                ¨
erfahrbar. Ich ubernehme ohne Vorwarnung die Rolle eines Seraphen und weise sie
auch der Gemeinde selbstverst¨ ndlich zu. Damit stelle ich uns an den Ort, zu dem
                                 a
wir uns vor dem Abendmahl singen. Mit der ersten Lesung werfe ich einen An-
ker zur Menschlickeit. Zwischen den beiden Lesungen lasse ich die Perspektiven
fließen. Unsicherheit entsteht, ob ich menschlich oder seraphisch rede. Der Unter-
schied verliert sich vor Gott, und der Anspruch auf die einzige Wahrheit schwindet,
egal wie hoch im Himmel man sich w¨ hnt. Deshalb reicht es hin, nach der zweiten
                                        a
Lesung ganz in die menschliche Sph¨ re einzukehren.
                                      a
   Ich integriere die Lehre in den Predigttext, indem ich sie mit ihm umschließe und
bekannte Lehrst¨ cke ausw¨ hle, die einen großen Teil christlicher Lehre assozieren.
                  u         a
Durch diese Elemente gestalte ich die Predigt im Mittelteil lehrhaft. Das ist eine Re-
miniszenz an den dogmatischen Charakter von Trinitatis. Da ich nicht alle Bez¨ ge  u
lege und ein Potential zwischen vorgegebener und aufzugebender Tradition erzeu-
ge, setze ich die Gottesdienstbesucher unter Spannung. Indem sie sie ausgleichen,
integrieren sie Tradition auf einem spezifischen Niveau in ihr Leben.
   Mit Wiederholungen markiere ich Themen der Predigt, verkn¨ pfe sie miteinander
                                                                  u
und mit dem Gottesdienst und verst¨ rke Aussagen. Ein Leitfaden f¨ r meine H¨ rer
                                      a                               u           o
entsteht. Die Wiederholungen interpretieren einander durch Varianten im Wortlaut
und im Kontext.

4.4. Liturgische Elemente

Jesaja 6,3 ist der Wochenspruch der ersten Trinitatiswoche [16, S. 346]. Ich beginne
die Predigt mit den Folgen unseres Gebrauchs dieses Verses, so dass der Einstieg
von ihm her kommt. Damit ist der Vers als Wochenspruch liturgisch relevant und
sollte verlesen werden. Dann greift das Wiederholungsmuster aus meiner Predigt in
den Gottesdienst aus. Anfang und Predigt beziehen sich aufeinander und umschlie-
ßen den dazwischenliegenden Gottesdienst: Eine hohe Integrit¨ t entsteht.
                                                                 a
  Zu Trinitatis passt das Niz¨ isch-Konstantinopolitanische Glaubensbekenntnis be-
                             a
sonders gut. Der Predigt nachgestellt f¨ hrt es sie in den weiteren Gottesdienst fort,
                                        u
weil ich daraus den ersten Artikel zitiere.
  Das Wochenlied EG 126 erg¨ nzt meine Predigt sinnvoll. Wochenspruch, Ein-
                                  a
gangspsalm, Predigt, Wochenlied und Glaubensbekenntnis referenzieren und ver-
dichten einander. So kann der Gottesdienst zu einer stabilen Glaubenserfahrung ge-
rade wegen der Bipolarit¨ t von Tradition und Traditionskritik werden.
                          a




                                         13
A. Literatur




A. Literatur

 [1] Die Bekenntnisschriften der evangelisch-lutherischen Kirche. Herausgegeben
     im Gedenkjahr der Augsburger Konfession 1930. 11. Aufl., 45.–47. Tsd. 1992.
     – ISBN 3-525-52101-4

 [2] B EUKEN, Willem A. M.: Jesaja 1–12. 2003 (Herders Theologischer Kom-
     mentar zum Alten Testament). – ISBN 3-451-26834-5

 [3] B EUTEL, Albrecht (Hrsg.) u. a.: Homiletisches Lesebuch. Texte zur heutigen
     Predigtlehre. 2., erg. Aufl. 1989. – ISBN 3-7805-0449-9

 [4] B LENKINSOPP, Joseph: The Anchor Bible. Bd. 19: Isaiah 1–39. A New Trans-
     lation with Introduction and Commentary. 2000. – ISBN 0-385-49716-4

 [5] B USCH -W., Klaudia: Bilder des Glaubens. Themapredigt. In: [6], S. 127–133.
     – ISBN 3-579-03123-6

 [6] D OMAY, Erhard (Hrsg.): Christi Himmelfahrt – Pfingsten – Trinitatis. 2004
     (GottesdienstPraxis. Serie B. Arbeitshilfen f¨ r die Gestaltung von Gottes-
                                                  u
     diensten zu Kasualien, Feiertagen, besonderen Anl¨ ssen und Arbeitsb¨ cher
                                                         a                u
     f¨ r die Gemeindepraxis). – ISBN 3-579-03123-6
      u

 [7] E LLIGER, Karl (Hrsg.) ; RUDOLPH, Wilhelm (Hrsg.): Biblia Hebraica Stutt-
     gartensia. 4., verb. Aufl. 1990. – ISBN 3-438-05218-0

 [8] E VANGELISCHE K IRCHE IN D EUTSCHLAND (Hrsg.): Die Bibel. Nach der
      ¨
     Ubersetzung Martin Luthers. rev. Fassung 1984, druchges. Ausg. 1999. –
     ISBN 3-438-01031-3

 [9] E VANGELISCHE K IRCHE IN D EUTSCHLAND (Hrsg.) u. a.: Evangelisches Ge-
     sangbuch. Ausgabe f¨ r die Evangelisch-Lutherischen Kirchen in Niedersach-
                          u
     sen und f¨ r die Bremische Evangelische Kirche. Hannover; G¨ ttingen : Ver-
              u                                                  o
     lagsgemeinschaft f¨ r Das Evangelische Gesangbuch Niedersachsen/Bremen,
                        u
     1994

[10] G ESENIUS, Wilhelm: Hebr¨ isches und Aram¨ isches Handw¨ rterbuch uber
                                  a                a              o            ¨
     das Alte Testament. unver¨ nd. Neudr. d. 17. Aufl. v. 1915. Berlin; G¨ ttingen;
                              a                                          o
     Heidelberg : Springer-Verl., 1962

[11] G ROTE, J¨ rgen: Gott zeigt sich von drei Seiten. Themapredigt. In: [6], S. 134–
              u
     138. – ISBN 3-579-03123-6

[12] H AUSCHILD, Wolf-Dieter: Lehrbuch der Kirchen- und Dogmengeschichte.
     Bd. I. Alte Kirche und Mittelalter. 1995. – ISBN 3-579-00093-4

[13] H EINRICH, Rolf: Trinitatis – Fest der Gastfreundschaft. Gottesdienst. In: [6],
     S. 70–78. – ISBN 3-579-03123-6




                                          I
A. Literatur


[14] H ERMELINK, Jan: Hinweise zur Homiletischen Hausarbeit. – Seminarmateri-
     al: Theologische Fakult¨ t der Georg-August-Universit¨ t G¨ ttingen. Lehrstuhl
                             a                            a o
     f¨ r Praktische Theologie
      u

[15] K ASTNER, Hannes-Dietrich: Dreifaltigkeit – meditativ. Abendgottesdienst.
     In: [6], S. 100–112. – ISBN 3-579-03123-6

[16] K IRCHENLEITUNG DER VELKD (Hrsg.) ; R AT VON DER K IRCHENKANZ -
     LEI DER EKU (Hrsg.): Evangelisches Gottesdienstbuch. Taschenausga-
     be. Agende f¨ r die Evangelische Kirche der Union und f¨ r die Vereinigte
                 u                                           u
     Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands. 2000. – ISBN 3-7461-0141-7

[17] KORNFELD, W. ; R INGGREN, H.: qds. In: Theologisches W¨ rterbuch zum
                                                               o
     Alten Testament Bd. 6. 1989, S. 1179–1204. – ISBN 3-17-00934-5

[18] L UTHER, Henning: Stufenmodell der Predigtvorbereitung. In: Theologia
     Practica 17 (1982), S. 60–68. – ISSN 0049-3643

[19] P REUSS, Horst Dietrich: Homiletisches Lesebuch. Texte zur heutigen Predigt-
     lehre. In: [3], S. 125–140. – ISBN 3-7805-0449-9

[20] Richtlinien des Pr¨ fungsamtes zur Ersten theologischen Pr¨ fung in der Fas-
                       u                                       u
     sung vom 21. M¨ rz 1995
                     a
       ¨       ¨           ´¯
[21] R UTERSW ORDEN, U.: sarap. In: Theologisches W¨ rterbuch zum Alten Testa-
                                                   o
                              ¯
     ment Bd. 7. 1993. – ISBN 3-17-012667-9

[22] S CHMITT, Arno: Trinitatis. Eine Skizze. In: [6], S. 68–70. – ISBN 3-579-
     03123-6

[23] S NIJDERS, L. A. ; FABRY, H.-J.: m¯ le’. In: Theologisches W¨ rterbuch zum
                                        a                        o
     Alten Testament Bd. 4. 1984, S. 876–887. – ISBN 3-17-008600-6

[24] E V.-L UTH . S TIFTSKIRCHENGEMEINDE BAD G ANDERSHEIM (Hrsg.): Fest-
     schrift anl¨ sslich der Einweihung der M¨ hleisen-Orgel in der Stiftskirche
                a                               u
     St. Anastasius und St. Innocentius zu Bad Gandersheim. Sebexen : CC Werbe-
     studio Heinrichs, 23. April 2000

[25] K IRCHENVORSTAND DER S TIFTSKIRCHENGEMEINDE S T. A NASTASIUS
     UND S T. I NNOCENTIUS (Hrsg.): Festschrift zum 1150j¨ hrigen Jubil¨ um des
                                                         a             a
     Stiftes Bad Gandersheim. Lamspringe : Fotosatz Sommer, 2002

[26] TAUBE, Roselies: Lob sei der Dreieinigkeit! Sie ist Klang und Leben. Got-
     tesdienst. In: [6], S. 95–100. – ISBN 3-579-03123-6
             ´ u
[27] T HOM E, G¨ nter: Jesaja, Jesus und Nikodemus. Gottesdienst zu Trinitatis mit
     Chormusik von Ernst Pepping und szenischen AT- und Evangelien-Lesungen.
     In: [6], S. 79–94. – ISBN 3-579-03123-6

[28] Verordnung des Rates der Konf¨ deration evangelischer Kirchen in Nieder-
                                    o
     sachsen uber die Durchf¨ hrung der Ersten theologischen Pr¨ fung in der Fas-
             ¨              u                                  u
     sung vom 14. M¨ rz 1995
                    a




                                        II
A. Literatur


                        a ˆ
[29] W EINFELD, W.: k¯ bod. In: Theologisches W¨ rterbuch zum Alten Testament
                                                o
                         ¯ ¯– ISBN 3-17-008600-6
     Bd. 4. 1984, S. 23–40.

                                         ¨
[30] W ICKHAM, Lionel R.: Chalkedon, okumensiche Synode (451). In: Theolo-
     gische Realenzyklop¨ die Bd. 7. B¨ hmische Br¨ der–Chinesische Religionen.
                        a             o           u
     1981, S. 668–675. – ISBN 3-11-008192 X




                                      III

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Predigtentwurf. Jesaja 6,1–13

  • 1. Examenspredigt Andreas Janke
  • 2. Evangelisch-lutherische Landeskirche in Braunschweig Landeskirchenamt Pr¨ fungsabteilung u Dietrich-Bonhoeffer-Str. 1, D-38300 Wolfenb¨ ttel u Predigtarbeit zum Ersten theologischen Examen Jes 6,1–13 Cand. theol. Andreas Janke Gablonzer Straße 8a, 38259 Salzgitter andreas@janke-home.eu 18. 3. 2005 Anpassung vom 3. 3. 2013
  • 3. Ich versichere, diese Arbeit ohne fremde Hilfe geschrieben, alle benutzten Hilfsmittel angegeben und alle w¨ rtlichen wie inhaltlichen Anf¨ hrungen aus der o u Literatur kenntlich gemacht zu haben. Anpassung vom 3. 3. 2013 Aktualisierung der Adresse Korrektur weniger Fehler Textgleichheit zur Fassung vom 18. 3. 2013
  • 4. Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis 1. Predigt 1 ¨ 2. Uberleitung 3 3. Voraussetzungen 4 3.1. Anlass . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 3.2. Ort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 3.3. Zeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 3.4. Text . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 3.5. Zeit und Text . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 3.6. Gemeinde . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 3.7. Prediger . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 4. Gestaltung 11 4.1. Entscheidungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 4.2. Predigtaufbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 4.3. Stilmittel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 4.4. Liturgische Elemente . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 A. Literatur I i
  • 5. 1. Predigt 1. Predigt [Pause] ¨ Ich fliege in einer Halle. Zwei Fl¨ gel tragen mich – schwebend uber meinem u Herrn. Ich bin ein Gott – ein Gott in einer Halle voller G¨ tter. Vier Fl¨ gel sch¨ tzen o u u mich. Heilig, heilig, heilig ist der Herr Zebaoth! Sch¨ tzt Euch, Ihr G¨ tter. Verdeckt u o Euer Gesicht mit zwei Fl¨ geln – verdeckt eure F¨ ße mit zwei Fl¨ geln. H¨ rt doch: u u u o Heilig, heilig, heilig ist unser Feldherr. Vor ihm bestehen wir nicht. Die Halle schwankt vor unserem Donner – Rauch uns’rer Erscheinung quillt in die Halle. Mittendrin ertrinkt ein Menschlein in den Schleppen uns’res Herrn. Sch¨ tz Dich, Erdenwesen: Die F¨ lle der Erde ist seine Herrlichkeit! Nichts ist oh- u u ne Gott, wir nicht, Du nicht. Alles ist sein – Du – wir – die Erde – der Himmel. Ja, alle Lande sind seiner Ehre voll. Das Menschlein wimmert: Weh mir, ich vergehe! Ja, ich werde vertilgt sein! Ja, ein Mann unreiner Lippen bin ich! Und in der Mitte eines Volkes unreiner Lippen wohne ich. Ja, den K¨ nig [. . . ] der Heere haben meine Augen gesehen. o Vertilgt w¨ rst Du. Zu sp¨ t hast Du Dich gesch¨ tzt. Nicht einmal Mose durfte a a u Gott sehen. Einer von uns holt vom Altar ein St¨ ck Gl¨ hkohle. Deine Chance zu le- u u ben. Der Altar kann Dich mit Gott verbinden. Deine Lippen reinigen. Deine Schuld vernichten. Deine Chance sein. [Lesung Jes 6,1–7 nach Luther 1984] Worte der Schrift zum Fest der Trinit¨ t, aufgeschrieben im 6. Kapitel im Buch a Jesaja, Verse 1–7. Heilig, heilig, heilig ist der Herr Zebaoth, alle Lande sind seiner Ehre voll! Das ist der Spruch f¨ r die kommende Woche. Wir singen diese Worte zum Abendmahl. u Es sind nicht die Worte von Menschen, sondern von Seraphen. Zum Abendmahl reißen wir ein Bruchst¨ ck aus ihrem Mund. Wir rauben die Worte von drachen- u gleichen G¨ ttern, von Gottes Gardisten. Unsere Stimme soll zusammen mit den o himmlischen M¨ chten donnern. Zur himmlischen Streitmacht wollen wir geh¨ ren. a o Sprechen und singen wir die Worte der Seraphen, machen wir uns ihnen gleich. Zu ¨ G¨ ttern machen wir uns. Ja, machtvoll treten wir mit Donner und Rauch uber die o Erde, lassen Kirchen und Tempel erzittern. Mitten im Tosen unserer Stimmen erstickte fast ein Menschlein in den Schleppen Gottes und im Rauch unserer Erscheinung. Es wimmerte – wir halfen ihm. Unter den Menschen wurde er als der Prophet Jesaja bekannt. Aber wir wollen nicht die- ser Wurm in Todesangst sein – Schuld wollen wir von den Lippen der Menschen brennen. Heilige sind wir, himmlische Wesen – nicht der dreckige Prophet. 1
  • 6. 1. Predigt Wir bekennen einander: Gott ist noch heiliger als wir, dreimalheilig. Obwohl wir uns zu Seraphen machen, m¨ ssen wir unser Gesicht vor ihm sch¨ tzen – selbst als u u G¨ tter k¨ nnen wir ihn immer noch nicht sehen, erkennen ihn nicht. Obwohl wir o o uns zu Seraphen machen, m¨ ssen wir unsere F¨ ße vor ihm verstecken – selbst als u u G¨ tter, heilige, reine Wesen, sind wir noch immer so unrein, dass wir uns verbergen o m¨ ssen. Vor Gott sind selbst wir nur Motten. Wir gestehen ein: Alles, wor¨ ber wir u u herrschen, ist von Gottes Macht erf¨ llt. u Herrschen k¨ nnen wir – schaffen k¨ nnen wir nicht. Am Anfang von Himmel und o o Erde ist Gott. Ohne ihn wurde nichts, ohne ihn ist nichts, und ohne ihn wird nichts sein. Wir glauben an den einen Gott, den Vater, den Allm¨ chtigen, der alles geschaf- a ” fen hat, Himmel und Erde, die sichtbare und die unsichtbare Welt.“ [Niz¨ num a Abs. 1; 9, 06.2] Was ist das? Antwort. ” Ich gl¨ ube, daß mich Gott geschaffen hat sampt allen Kreaturn, mir Leib und a Seel, Augen, Ohren und alle Glieder, Vernunft und alle Sinne gegeben hat und noch erh¨ lt, dazu Kleider und Schuh, Essen und Trinken, Haus und Hofe, Weib und Kind, a Acker, Viehe und alle G¨ ter, mit aller Notdurft und Nahrung dies Leibs und Lebens u reichlich und t¨ glich versorget, wider alle F¨ hrlichkeit beschirmet und f¨ r allem a a u Ubel beh¨ t und bewahret, und das alles aus lauter v¨ terlicher, g¨ ttlicher G¨ te und u a o u Barmherzigkeit ohn alle mein Verdienst und Wirdigkeit, des alles ich ihm zu dan- ken und zu loben und daf¨ r zu dienen und gehorsam zu sein sch¨ ldig bin; das ist u u gewißlich wahr.“ [Kleiner Katechismus, Der Glaube; 1, S. 510] Gott f¨ llt jeden Partikel der Welt – mich – Sie – meine W¨ sche – Ihre W¨ sche. u a a Alles was ist, kommt von ihm her. Welt ohne Gott gibt es nicht. Jesaja sah Gott. Er sah Gottes Gardisten – wie selbst sie sich f¨ rchteten und u warnten. Er h¨ rte ihr Bekenntnis. Ein Seraph half ihm, vor Gottes Angesicht zu o ¨ ¨ uberleben. Mit Bild und Wort wurde ihm die Wahrheit uber die Welt klar. Er musste reden, es anderen Menschen sagen. Gott spricht mit ihm dar¨ ber: u [Lesung Jes 6,8–13 nach Luther 1984] 6. Kapitel im Buch Jesaja, Verse 8–13. Sofort will Jesaja als Bote f¨ r Gott in die Welt ziehen. Gott warnt: u Du wirst zu diesem Volk sagen: H¨ rt doch h¨ rt, und ihr m¨ get nicht o o o wahrnehmen. Seht doch seht, und ihr m¨ get nicht einsehen. o ¨ Jesaja redete uber sein Erlebnis mit Gott. Er stieß seine Mitmenschen mit der Nase auf die Wahrheit Gottes. Aber was er sagte, war so absurd, dass ihm niemand 2
  • 7. ¨ 2. Uberleitung folgen konnte. Das, was man sah, erkl¨ rte er so abwegig, dass ihm niemand glauben a wollte. Jesaja war allein vor Gott. Kein anderer Menschen hatte erlebt, was Jesaja erlebt hatte – und Jesaja war noch nicht der große unbestrittene Prophet, der er in unserer ¨ Erinnerung ist. Er war nur ein Mann, der sich anmaßte, besser uber Gott Bescheid zu wissen als alle Traditionen, Priester und K¨ nige. Wem sollten die Menschen o glauben: dem Spinner oder dem, was alle f¨ r wahr hielten, was man in den Schriften u fand und was die Priester als Wahrheit deklarierten? Wem h¨ tten Sie geglaubt? a Jesaja muss reden, aber er wird gegen die Wand aus menschlichem F¨ r-wahr- u halten, Tradition und Machtinteressen laufen. Gott baut Jesaja auf: Rede, Jesaja, rede. Du versagst nicht – meine Wahrheit selbst bringt jede Tradition, jedes F¨ r-wahr-halten und alle Machtinteressen gegen mich u auf. [Kurze Pause] Wenn auf der Erde nichts mehr lebt, erst dann wird Gottes Wahrheit niemanden ¨ mehr argern. Leben und Gottes Wahrheit stehen einander gegen¨ ber, sind unver- u einbar. Gott kann man nicht in seiner Sch¨ pfung finden – aber Gott kann seinem o Gesch¨ pf vor die Augen treten. Eine Vereinigung zwischen ihm und der Welt gibt o es nicht. Welt wird niemals Gott sein. Zugleich durchwaltet Gott die ganze Welt. Gott und Welt sind ungetrennt und unvermischt. ¨ Glauben Sie nicht dem Trug, uber Gott sei schon alles gesagt. Wenn jemand die Wahrheit f¨ r sich beansprucht, k¨ nnen sie sich l¨ chelnd zur¨ cklehnen und ihm u o a u zuh¨ ren. Wenn Sie die Wahrheit zu haben glauben, d¨ rfen sie ganz entspannt sein. o u Kein Mensch und keine himmlische Kraft hat die Wahrheit – niemand außer Gott allein. Wer mehr als das zu wissen vorgibt, weiß weniger, ist die Mauer, gegen die schon Jesaja lief. Und der Friede Gottes, welcher h¨ her ist als alle Vernunft, bewahre Eure Herzen o und Sinne in Christus Jesus. ¨ 2. Uberleitung Am 22. 5. 2005 soll ich in der Stiftskirche St. Anastasius-St. Innocentius zu Bad Gandersheim zu Jes 6,1–13 predigen. Die Predigt ist ein selbst¨ ndig wahrgenom- a mener Teil kirchlichem Handelns. Deshalb habe ich sie vor die wissenschaftliche Arbeit gestellt, damit sie nicht nur als Anhang an die eigentliche, wissenschaftliche Aufgabe wirkt. In der Arbeit analysiere ich zuerst ihre grundlegenden Voraussetzungen“. Im ” zweiten Schritt, der Gestaltung“, analysiere und plane ich die Zusammensetzung ” 3
  • 8. 3. Voraussetzungen dieser Voraussetzungen“. In der Predigt“ setze ich die Planung um, auch wenn ” ” ich sie im Ablauf der Arbeit vorangestellt habe – diese Arbeit kann von der Predigt ¨ uber die Analyse zur Predigt hin gelesen werden –. ¨ Eigene Ubersetzungen des Predigttexts setze ich kursiv. 3. Voraussetzungen Jeder Predigt liegen die Dimensionen Anlass, Ort, Zeit, Predigttext, Gemeinde und Prediger zugrunde. Im Folgenden fasse ich deren Analysen weitgehend getrennt voneinander jeweils zusammen. Manche Dimensionen interferieren elementar mit- einander: Zu den meisten Voraussetzungen steht die Gemeinde in einem beson- deren, wechselseitigen Verh¨ ltnis. Dieses stelle ich zum Schluss der betroffenen a Abschnitte dar. Zeit und Text sind direkt aufeinander bezogen, weshalb ich diesem Verh¨ ltnis einen eigenen Abschnitt einr¨ ume. a a 3.1. Anlass Weshalb ich diese Arbeit schreibe und welche Richtung dieser Arbeit dadurch vor- gegeben ist: Mein erstes theologisches Examen veranlasst diese Predigtarbeit. Die Aufgabe umfasst auf 12 Seiten eine Predigt und eine zusammenfassende[. . . ] Darstellung ” der der Predigt zugrunde liegenden exegetischen und homiletischen Entscheidun- gen“ [20, III.2]. Systematisch-theologische Entscheidungen darzustellen ist nicht Aufgabe. Entscheidungen zusammenzufassen grenzt eine solche Arbeit vom wis- senschaftlichen Vorgehen ab, Entscheidungen begr¨ ndet herzuleiten. Zw¨ lf Seiten u o lassen den drei Bereichen der Aufgabe wenig Platz. 3.2. Ort Welchen Ort ich beim Entwurf der Predigt im Kopf habe, an welchem Ort die Pre- ¨ digt wirkt und was der Ort uber seine Menschen aussagt: Die Stiftskirche St. Anastasius und St. Innocentius zu Bad Gandersheim ist eine ¨ o im Jahre 881 eingeweihte [25, S. 19 u. o], r¨ mische Basilika. 1992–1997 wurde sie ¨ umfangreich renoviert [25, S. 24 u. o]. Seitdem ist der Raum hell get¨ ncht, dezent u bemalt und mit Ahornb¨ nken bestuhlt. Die Kanzel wurde entfernt, es gibt nur noch a ein Lesepult. Dieses ist wie der Altar, das Taufbecken, der f¨ nfarmige Leuchter u auf dem Hohen Chor und die Seitenteile der B¨ nke anthrazit-bronzefarben. Das a ergibt eine optische Verbindung zwischen Wort, Altar, Taufe und Gemeinde. In den Arkaden und Seitenschiffen erinnern byzantinische Leuchter an die Vergangenheit der Kirche. 4
  • 9. 3. Voraussetzungen Die Gemeinde ist sich der tiefen geschichtlichen Wurzeln ihrer Kirche bewusst und schaut stolz auf sich und mutig in die Zukunft [s. a. 25]. Die Harmonie zwischen der edlen, modernen Raumausstattung und den geschichtstr¨ chtigen Elementen in a der Kirche dr¨ ckt aus, dass die Gemeinde christlichen Glauben auf dem Weg in u die Zukunft sieht. Zugleich best¨ tigt ihr der runderneuerte Kirchraum genau diese a Perspektive. Die Stiftskirche ist f¨ r die Stadtbev¨ lkerung und die politische Gemeinde ein u o Wahrzeichen der Geschichte und der eigenen Identit¨ t. Sie verankert die Ganders- a heimer emotional im Kaiserhaus der Ottonen. Sie nehmen ihre Kirche als immer- w¨ hrendes kulturelles Zentrum im Schnittpunkt von Stadt und Kirche wahr. Uber- a ¨ g¨ nge zwischen den Bereichen sind bei den Gandersheimer Domfestspielen, beim a Portal zur Geschichte, bei Konzerten und Versuchen der politischen Gemeinde, den Kirchraum f¨ r sich zu gewinnen, gegenw¨ rtig. Kunst, Kirche und Politik kristalli- u a sieren an der Kirche und nehmen einander sensibel wahr. 3.3. Zeit Welche Erwartung von der Zeit an die Predigt ausgeht, und wie die Gemeinde diese Zeit wahrnimmt: Der 22. 5. 2005 ist der Sonntag nach Pfingsten: Trinitatis. Etwa in der Mitte des Kirchenjahrs bildet Trinitatis das Bergfest im Kirchenkalender. Erst am Ende des Kirchenjahrs kommen wieder große Feiertage. Dieses Fest zieht einen Schlussstrich ¨ unter die Entwicklung von Weihnachten uber Ostern zu Pfingsten. Deshalb wird Trinitatis als dogmatische Zusammenfassung der vorausgegangenen Zeit interpre- tiert [16, S. 706][22, S. 69]. Die Sonntage nach Trinitatis z¨ hlen bis zum drittletzten a Sonntag im Kirchenjahr alle von Trinitatis her. Diese Z¨ hlstruktur dr¨ ckt aus, wie a u hervorgehoben Trinitatis sein soll. Seine zentrale Stellung im Kirchenjahr korres- pondiert mit der zentralen Stellung der Trinit¨ tslehre in der Kirche. a Die Gemeinde kennt Trinitatis vor allem von den X Sonntagen nach Trinitatis“. ” Das Fest selbst bedeutet ihr aber wohl nur wenig. Denn seinen Charakter Fest der ” Theologie zu sein, hat Trinitatis nie ablegen k¨ nnen. Fest der Fr¨ mmigkeit ist o o es bis heute nicht geworden“ [22, S. 69]. 3.4. Text Was der Text der Predigt an Stoff anbietet: Zeitangaben und Wechsel der Erz¨ hlrichtung in Jes 6,1 und Jes 7,1 grenzen a Jes 6,1–13 als selbst¨ ndige Einheit von Jes 2,1–5,30 ; 7,1ff. ab. Intern gibt es in a Jes 6,12 einen Umbruch: Der Personenwechsel vom sprechenden Ich Adonajs in 5
  • 10. 3. Voraussetzungen Jes 6,11 in seine dritte Person in Jes 6,12f. irritiert. Weiterhin legt Jes 6,8–9 nahe, Jes 6,1–13 als Berufungsbericht zu lesen. Die Verk¨ ndigung des Propheten verfol- u gen wir jedoch schon seit Jes 1,2: Der Berufungsbericht kommt f¨ r den Leser zu u sp¨ t. a Von Jes 1–5 zu Jes 6 wechselt die Person. Besonders Jes 1,1 ; 2,1 verleiten da- zu, in Jes 6 den Propheten Jesaja ben Amoz als das sprechende Ich anzunehmen. Tats¨ chlich stellt sich dieses Ich nicht vor:1 Spricht uberhaupt Jesaja? a ¨ Der staccatohafte Wechsel von Er- und Ich-Bericht in Jes 5–6–7–8 verhakt die beiden Berichte ineinander. Der Er-Bericht Jes 1–5 ; 7 zieht aus Jes 6 den Nach- weis, echte Prophetie zu sein und gibt daf¨ r Jes 6 ; 8ff. die Zuordnung zum Prophe- u ten Jesaja. Der unvorbereitete Wechsel des Erz¨ hlmodus in Jes 6 bleibt ein starkes a Textsignal. Er l¨ sst beim Lesen aufmerken. Ein kompositorisches Ausrufezeichen a entsteht. Als Akteure treten das Ich, Seraphim, daraus ein einzelner Seraph und Ado- naj/(K¨ nig) JHWH (Zebaoth) auf. An Requisiten bietet der Text einen erhobe- o nen und erhabenen Sessel, eine Schleppe, den Jerusalemer Tempel (Palast deter- miniert) / das Haus, (T¨ r-)Schwellen wohl samt Verankerung, Rauch, einen Altar, u eine Gl¨ hkohle und eine Zange. u In der ersten Szene Jes 6,1–72 bleibt Gott passiv. Er thront im Jerusalemer Tem- pel3 distanziert erhaben [V. 1]. Die Ausbreitung seiner Schleppe versinnbildlicht seine k¨ nigliche Macht und l¨ sst den Tempel als viel zu klein erscheinen“ [2, o a ” ¨ S. 169][s. a. 4, S. 224f.]. Uber ihm donnern die Seraphim ihr Dreiheilig und f¨ hren u damit Gott als den JHWH der Heere, als ihren Feldherren“ ein [V. 3]. Ein Seraph ist ” so etwas wie eine fliegende Feuerschlange [2, S. 170f.][4, S. 225][21, Sp. 887f.], un- ¨ serem Drachen ahnlich. Der Ruf der Seraphim ersch¨ ttert die Schwellen des Tem- u pels und f¨ llt das Haus mit Rauch an [V. 4]: Sie treten als g¨ ttliche Wesen auf.4 u o Selbst diese himmlischen Gardisten sch¨ tzen sich von Kopf bis Fuß vor Gottes u Anwesenheit [V. 2][2, S. 169ff.]. Indem sie das Heilig dreimal wiederholen, best¨ ti- a gen sie einander die vollkommene Unantastbarkeit ihres Herrn und erkennen seine ¨ Macht uber sich an: [S]ie sind ja seine >Zebaot<“ [2, S. 171][¨ hnlich 4, S. 225]. a ” 1 Das geschieht auch nicht in den sp¨ teren Kapiteln. a 2 Wegen des . . . ich sah . . .“ [V. 1] Vision genannt [u. a. 2, 4]. Jedoch enth¨ lt die Szene auch auditive a ” Elemente, so dass Vision keine hinreichende Klassifizierung ist. 3 Alles deutet darauf hin, dass die Szene auf der Erde im konkreten Tempel geschieht [ebenso 2, S. 168]. 4 Ersch¨ tterung und Rauch sind Begleiterscheinungen einer Theophanie [2, S. 172][4, S. 225]. Aber u nicht Gott l¨ st diese Erscheinungen aus: Es handelt sich nicht um eine Theophanie Gottes [gegen o 2, S. 172], sondern um eine Theophanie der Seraphim [¨ hnlich 21, Sp. 890]. Sie sind mindestens a Halbgottheiten“ [2, S. 169][¨ hnlich 21, Sp. 887f . 890]. Durch Kopf, F¨ ße und ein bis zwei extra a u ” Paar Fl¨ gel unterscheiden sie sich von normalen Seraphim [2, S. 171][vgl. 21, Sp. 890]. Das u zusammen mit den Begleiterscheinungen einer Theophanie l¨ sst sie als selbstst¨ ndige G¨ tter a a o erscheinen. 6
  • 11. 3. Voraussetzungen So warnen sie einander wie zur Erinnerung, dass es klug ist, sich mit Fl¨ geln zu u sch¨ tzen. Diese m¨ chtigen (Halb-)Gottheiten schrumpfen in Anwesenheit Gottes zu u a Motten zusammen. Sie warnen ebenfalls das anwesende Ich: Gott hat auch Macht ¨ uber die gesamte Welt. Denn sein k¯ bod ist die F¨ lle die Erde [V. 4] – gemeint a ˆ u ¯ ¯ ist nicht, dass die ganze Erde ihn r¨ hmt [so auch 2, S. 172][gegen 23, Sp. 879] –. u Das, was Gott ausmacht, ist die F¨ lle der Erde: seine Substanz“ [29, Sp. 25], seine u ” Macht“ [29, Sp. 25], sein Glanz“ [29, Sp. 26f.]. Was mit jemandes k¯ bod erf¨ llt a ˆ u ” ” ¯ ¯ ¨ ist, ist ein Teil desjenigen und bezeichnet seine uneingeschr¨ nkten Macht uber das a ¨ Erf¨ llte [2, S. 172][29, Sp. 37f . u. o.]. In Jes 6,3 steht das als Nominalsatz, wodurch u es universalisiert wird. In der Umkehrung w¨ re die Erde ohne Gottes k¯ bod Leere a a ˆ ¯ ¯ [vgl. 23, Sp. 879 . 885f.]. Das Ich sieht und h¨ rt die wahre Struktur des Kosmos: o Gott allein ist die Grundlage von Himmel und Erde. Jede Orientierung an anderen G¨ ttern sieht nur auf die schwachen Seraphim, alles menschliche Machtstreben ist o vor Gott nichtig – aber dieser Gott ist schweigsam distanziert. Das Ich ruft seinen schon feststehenden Tod hinaus [V. 5]. Es ist Gottes Anblick anders als die Seraphim schutzlos ausgeliefert: Ja, den K¨ nig JHWH der Heere ha- o ben meine Augen gesehen! [V. 5]. Dieser Schrei bekennt die Unreinheit des Ichs. Sie gr¨ ndet in der Feststellung, Angeh¨ riger eines unreinen Volkes zu sein. Das l¨ uft u o a darauf hinaus, dass das Ich ein Mensch ist, der in menschlicher Gesellschaft lebt und dass das hinreicht, um unrein zu sein [¨ hnlich 2, S. 173]. Ein Seraph rettet das Ich a aus seiner Not – Gott thront und schweigt. Mit einer Zange holt er vom Altar eine Gl¨ hkohle [V. 6], um sie zur Ents¨ hnung und Entschuldung auf die Lippen des Ichs u u zu legen [V. 7]. Eine Feuerschlange braucht f¨ r die Gl¨ hkohle eine Zange, dieselbe u u Kohle kann aber einen Menschen ber¨ hren, ohne ihn zu verbrennen. Die Hitze ist u nicht ihr Hauptmerkmal: Der Altar samt seinem Zubeh¨ r ist die Schnittstelle zwi- o schen Mensch und Gott. Der Seraph bedient sie gem¨ ß ihrer M¨ glichkeiten, ohne a o selbst mit ihr in Ber¨ hrung zu kommen. So bleibt die kosmische Ordnung intakt. u Man kann hier ein Reinigungsritual annehmen: Indem die Lippen gereinigt wer- den, wird der ganze Mensch rein und dann auch schuldfrei [2, S. 173ff.][4, S. 226]. Wenn jedoch Unreinheit wesentlich menschlich gemeint ist, dann entmenschlichte eine Reinigung: Das Ich w¨ re danach kein Mensch mehr, sondern ein himmlisches a 5 Wesen. Vielleicht steht die Spannung zwischen Bekenntnis und Ereignis, um genau dieses Verst¨ ndnis zu vermeiden: Die menschliche Unreinheit bleibt bestehen, dass a Ich bleibt ganz Mensch auf der Erde [2, S. 181], aber trotzdem wird es entschuldet, so dass es vor Gott bestehen und mit ihm reden kann, ohne gerichtet zu werden. Die Szene bricht mit dem selbstverst¨ ndlichen Zusammenhang zwischen Unrein- a 5 In diese Richtung geht: Jesaja ist nunmehr aus dem Bereich der S¨ nde und des Todes herausge- u ”’ hoben und im Gegen¨ ber zu >diesem Volke< auf die Seite Jahwes gestellt‘ (Barthel, Propheten- u wort 1997,105)“ [2, S. 175]. 7
  • 12. 3. Voraussetzungen heit und Schuld, sie bricht mit dem Zusammenhang von Schuld und Vernichtung, sie bricht mit dem Wissen, dass niemand vor Gottes purem Angesicht bestehen kann [s. Ex 33,20], sie unterstellt die ganze Welt Gottes Herrschaft und sie macht die G¨ tter zu Motten, die sich selbst vor Gott sch¨ tzen m¨ ssen. Sie bricht univer- o u u u ¨ sell alles traditionelle Wissen und F¨ r-wahr-halten und offnet den Horizont f¨ r eine u weltdurchdringende Herrschaft Gottes. Darauf baut die zweite Szene Jes 6,8–13 auf. Alle visuellen Elemente treten so stark in den Hintergrund, dass sie unsichtbar werden. Die Szene beginnt mit Und ich h¨ rte die Stimme M EINES H ERRN sprechen [V. 8]. Von da an entwickelt sich o ein Dialog zwischen Gott und dem Ich – Gott bricht sein distanziertes Schweigen. Im Selbstgespr¨ ch [vgl. 4, S. 226] sucht Gott nach einem geeigneten und willigen a Boten [V. 8]. Der Auftrag selbst ist noch unbenannt. Trotzdem macht das Ich von sich aus auf sich aufmerksam und bietet sich als Bote an. Erst darauf folgt die Be- auftragung. Zun¨ chst sendet Gott das Ich, ohne einen Auftrag zu formulieren [V. 9]. a Stattdessen sagt er voraus, dass der Prophet das Volk mit aller Kraft zum H¨ ren o und Sehen aufrufen wird, aber damit nur erreicht, dass das Volk weder wahrnimmt noch versteht. Jesaja 6,1–7 entschl¨ sselt dieses Paradox: Da kein konkreter Auftrag u vorliegt, wird das Ich verk¨ nden, was es gesehen und geh¨ rt hat. Das ist aber ge- u o gen alles, was das Volk f¨ r wahr h¨ lt. Es muss sich gegen den Einzelnen stellen, u a der gegen alles, was f¨ r wahr gehalten wird, und gegen jede Tradition verk¨ ndet. u u Erst V. 10 kann als Beauftragung gelesen werden – der Vers ist mit Imperativen ge- spickt –. Das Ich soll den Verstand des Volkes l¨ hmen, seine F¨ higkeit zuzuh¨ ren a a o 6 erschweren und seine Einsicht blockieren. Es m¨ sste jedoch nicht folgen, weil he- u br¨ ische Imperative nicht zwingend sind. Die ihm zuteil gewordene Offenbarung a der kosmischen Wirklichkeit wird allerdings aus dem Ich hinausdr¨ ngen [¨ hnlich 2, a a S. 166]. Deshalb reagiert es sofort auf Gottes Frage, ohne den eigentlichen Auftrag zu kennen [V. 8], und deshalb sieht Gott voraus, wie es dem Ich ergehen wird [V. 9]. ¨ Dass das Ich scheitern wird, liegt an Gott und damit an der Wahrheit uber den Kos- mos selbst. Der Finalsatz nimmt dem Ich die Verantwortung f¨ r eine gelingende u Verk¨ ndigung der Wahrheit [¨ hnlich 4, S. 224]. Das ist keine planm¨ ßige Versto- u a a ckung des Volkes,7 sondern eine zwangsl¨ ufige Konfrontation zwischen Tradition a und Gott, zwischen menschlichem F¨ r-wahr-halten und der Wahrheit [vgl. 2, 4]. u Wann werden alle Menschen erkennen, und warum k¨ nnen sie es nicht sofort? o Darauf zielt die Frage Bis wann, M EIN H ERR? [V. 11]. Gottes Antwort reißt den 6 Vielleicht spielt V. 10 mit Bedeutungen von k¯ bod: Es kann n¨ mlich auch Schwere und Fettheit a ˆ a meinen [29, Sp. 24f.]. Der Auftrag w¨ re eine ¯fatale M¨ glichkeit der F¨ lle der Erde mit Gottes a ¯ o u k¯ bod. a ˆ 7 Die¯ Verstockung“ hier kombiniert mit Mt 13,13–15 und vielleicht Joh 9,39 er¨ ffnet Stoff f¨ r eine ¯ o u ” weitere Arbeit. Die ist auf 12 Seiten nicht zu leisten. 8
  • 13. 3. Voraussetzungen Graben zwischen Wahrheit und F¨ r-wahr-halten weiter auf: Bis die Erde eine leb- u lose Ein¨ de geworden ist. Eine endg¨ ltige Vernichtung ist hier gemeint [s. a. 2, o u S. 177f.]. Die Apokalypse geht mit der Vernichtung des Lebens einher, Leben da- gegen mit einem bedingten F¨ r-wahr-halten. u Vers 12 f¨ llt m. E. aus dieser eschatologischen Perspektive auf die Sicht der kurz a bevorstehenden Zukunft zur¨ ck.8 Gott spricht nicht mehr unmittelbar, sondern in u der dritten Person. Dadurch verlieren die Aussagen ihre Endg¨ ltigkeit: Es geht um u einen begrenzten Abschnitt in der Geschichte. Denn der Brennpunkt geht auf ein ¨ einzelnes Land uber. Seine Verlassenheit wird nur“ groß, aber nicht absolut wie in ” ¨ V. 11 sein. Ein Stumpf bleibt als heiliger Same ubrig [V. 13]. Dem Volk steht zwar eine Zeit der Vernichtung bevor. Aber es wird nicht der Vorabend der Apokalyp- se. Die Zeit, dass alle Menschen ungebrochen die Wahrheit des Kosmos erkennen werden, ist noch nicht gekommen. Trotzdem erm¨ glicht der kleine Untergang zu o verstehen, was es mit Gott und dem Kosmos auf sich hat. Dem Ich bleibt der Trost, dass ein paar Menschen aus den Ereignissen die richtigen Schl¨ sse ziehen werden, u n¨ mlich der Stumpf, der zum heiligen Samen wird. Da V. 12–13 immer noch auf die a Frage des Ichs in V. 11 antworten, sind sie eine Perspektive seiner Verk¨ ndigung. u Es kann zwar nicht das Gros des Volkes retten, aber die Verk¨ ndigung lohnt sich u trotzdem f¨ r den heiligen Samen. u Die Gemeinde kennt den Ruf der Seraphim Heilig, heilig, heilig ist der H ERR ” Zebaoth, alle Lande sind seiner Ehre voll!“ [8, Jes 6,3] aus der Abendmahlsliturgie. Den Kontext der Worte im Jesajabuch kennen wohl nur wenige. Die Abendmahls- liturgie verleitet zum Verst¨ ndnis, die Seraphim zwitscherten ein Lobliedchen auf a Gott. 3.5. Zeit und Text Wie und ob sich Zeit und Text aufeinander beziehen: Die Lesetexte f¨ r Trinitatis zeigen [. . . ] die Schwierigkeit, das Trinit¨ tsdogma u a ” aus biblischen Texten zu begr¨ nden“ [16, S. 706]. Die Schwierigkeit besteht heu- u te, weil wir Texte mit textorientierten Methoden analysieren. Wir untersuchen den lexikalisch-geschichtlichen Sinn der Texte. Das Trinit¨ tsdogma wurde aber aus der a 9 Bibel allegorisiert. Das war n¨ tig, weil schon damals der lexikalisch-geschichtliche o 8 Nach Usiahs Tod 760, 742 oder 740 v. Chr. [4, S. 105]. Diverse Krisen Israels und Judas bis hin zum Babylonsichen Exil ab 586 v. Chr. sind als Bezugspunkte vorgeschlagen [2, S. 164][4, S. 226]. 9 Allegorisiert, weil es bei der Trinit¨ t um eine kirchliche Lehre, um ein Dogma geht. Denn die a ” Allegorie [lehrt] das, was man glauben soll“ [12, S. 627 ; s. a. S. 84]. Zu Jes 6,2–3: The sera- ” phic acclamation proclaims the mystery of the Trinity, and the two seraphs themselves represent Christ and the Holy Spirit“ [nach Origines; 4, S. 95][s. a. 22, S. 69]. 9
  • 14. 3. Voraussetzungen ¨ Sinn nicht zu ihm f¨ hrte. Daran andern auch die aktuellen exegetischen Methoden u nichts. Gott durchwaltet, schafft und erh¨ lt die Welt immerfort. Es gibt nichts, was Gott a entzogen w¨ re, was nicht auf ihn zur¨ ck ginge, oder was sich nicht vor ihm ver- a u ¨ antworten m¨ sste [Jes 6,3]. Ahnlich denkt Luther in seiner Auslegung des ersten u Glaubensartikels in beiden Katechismen [1, S. 510f . 648f.]. Das h¨ lt Jes 6,1–3, die a Glaubensbekenntnisse und die Bekenntnisschriften zusammen. Nach Jes 6,8–11 ist die Wahrheit Gottes der Welt nur in deren Ver¨ dung zug¨ nglich. Folglich werden o a Gott und Welt nicht gleichgesetzt. Diese beiden Aussagen lassen sich durch die For- mel ungetrennt und unvermischt“ hinsichtlich des Verh¨ ltnisses von Gott und Welt a ” aufeinander beziehen. Das ruft die Chalkedonensische Lehrformel zur Personein- heit Christi auf. Diese ist aber l¨ nger und es folgt nicht zwingend, dass alle anderen a Formelteile auch auf die Welt angewandt werden k¨ nnen. Das ungetrennt und un- o ” vermischt“ von Welt und Gott ist ein notwendiger Aspekt permanenter Sch¨ pfung. o Entlang der lutherischen Katechismen ordne ich das Verh¨ ltnis deshalb der Per- a son Gott-Vater zu. Zwar findet die Trinit¨ tslehre in Jes 6,1–13 keinen Anhaltspunkt, a aber wenigstens der erste Glaubensartikel. Dass es f¨ r Trinitatis kein unmittelbar biblisches Terrain gibt“ [22, S. 69], ist u ” einem guten Teil der Gemeinde bekannt, weil dieses Problem in der letzten Ad- ventszeit in einem Bibelkurs vor Ort thematisiert wurde. Daraus ergaben sich m. W. Positionssuchen zu den Bekenntnissen und den Bekenntnisschriften. Ich glaube, dass die Gemeinde von sich aus keinen Zusammenhang zwischen Jes 6,1–13 und dem Trinitatisfest erkennen kann. 3.6. Gemeinde An wen ich beim Schreiben der Predigt denke und wer sie wahrnehmen wird: In den Gottesdienst der Stiftskirchengemeinde kommen regelm¨ ßig Diakonis- a sen, Gandersheimer Bildungsb¨ rger, Mitglieder der Freien Evangelischen Gemein- u de [FEG], Beobachter des Glaubenszentrums, Kurg¨ ste, Touristen und manchmal a weiterere Gandersheimer Theologen. Der Anteil der Menschen ohne h¨ here Bil- o dung ist sehr gering. Aus Gespr¨ chen, Gruppen und Projekten in der Gemeinde a weiß ich, dass viele Gemeindeglieder an theologischen Fragestellungen und Ant- worten interessiert sind. Diese erwarten sie im Gottesdienst und in Gespr¨ chen mit a den Theologen der Gemeinde. Die Bildungsb¨ rger w¨ nschen eher intellektuell-spi- u u rituelle Antworten, die Diakonissen, FEGler und die Mitglieder des Glaubenszen- trums eher fromm-spirituelle. Das z. T. von charismatisch ausgerichteten US-Amerikanern geleitete Glaubens- zentrum ist in Bad Gandersheim wirtschaftlich und politisch relevant und hat gute 10
  • 15. 4. Gestaltung Kontakte zur Lokalpresse. Es setzt die Stiftskirchengemeinde und die FEG samt ihren Pastoren als zu laxe Gemeinschaften immer wieder unter Druck, so dass ei- ne latente Spannung in beiden Gemeinden entsteht. Es gibt Spannungsrisse, aber große Br¨ che der Stiftskirchengemeinde wurden bislang durch Gespr¨ che z. B. des u a Landesbischofs Dr. Weber mit der Leitung des Glaubenszentrums verhindert. Da Sie meine Predigt(arbeit) lesen, sind Sie ein weiterer Teil meiner Gemein- de. Jeder von Ihnen ist ein theologischer Spezialist mit spezifischem theologischen Profil. Sie wurden als Gemeinde zielgerichtet zusammengestellt. Die Predigt ist Ih- nen in einem anderen Medium (Schrift statt Schall) und in einem anderen Kontext (Wissenschaft statt Gottesdienst, andere Zeit, anderer Ort, andere Beziehungsstruk- tur) als der Gottesdienstgemeinde zug¨ nglich. Deshalb haben Sie andere Rezepti- a onsvoraussetzungen als die Gottesdienstbesucher. Vor Theologen zu predigen ist außerdem ein potentieller Lehrstreit. 3.7. Prediger Welche Grundlagen ich mit in die Arbeit bringe: 2001–2004 war meine Frau in der Stiftskirchengemeinde Bad Gandersheim Vika- rin. In dieser Zeit war ich als Ehepartner und erziehender Hausmann einfaches Ge- meindeglied. Zu einer Reihe Gemeindeglieder habe ich pers¨ nliche Beziehungen. o Dass ich jetzt vor die Gemeinde wechsle, d¨ rfte sowohl f¨ r mich wie f¨ r die Ge- u u u meinde ungewohnt sein. Wir werden unsere Beziehungsstrukturen neu definieren, haben daf¨ r aber nur einen Gottesdienst lang Zeit. Ich kann schlecht einsch¨ tzen, u a welche Reaktionen das ausl¨ st. Zumindest k¨ nnen viele Gottesdienstbesucher mei- o o ne Predigt als authentische wahrnehmen, weil sie meinen Sprachstil u. a. aus Leser- briefen w¨ hrend dieser Zeit kennen. a Als Anf¨ nger habe ich kaum Predigterfahrung. Dass wirkt sich aber wohl weniger a auf die Konzeption meiner Predigt als auf meine liturgische Pr¨ senz am Lesepult a aus. 4. Gestaltung 4.1. Entscheidungen Was ich darstellen will: Die Raumsprache der Stiftskirche zu Bad Gandersheim zieht mich in den Zu- sammenklang aus alten Traditionen und modernem Leben. Dem Zusammenspiel gebe ich analog zum Kirchraum eine k¨ nstlerische Note. Das entspricht auch der u surrealen Bildwelt des Predigttexts und der H¨ rerwartung vieler Gemeindeglieder. o 11
  • 16. 4. Gestaltung Pragmatisch stelle ich Jes 6,1–13 in den Vordergrund der Predigt: Erstens ist der Text durch die Aufgabenstellung vorgegeben. Zweitens kann ich eine textorientierte u ¨ Predigt k¨ rzer gestalten als eine thematische uber die Trinit¨ t. a Ich habe mich entschieden, Jes 6,3 aus dem regelm¨ ßigen liturgischen Herunter- a singen herauszuholen und eindr¨ cklich unsere Tradition zu verdeutlichen: Vor dem u Abendmahl singen wir uns aus unserer menschlichen Sph¨ re in die himmlischen a Heerscharen. ¨ Ahnlich wie Jes 6,1–13 zeige ich auf, dass Traditionen weich sind – menschliches F¨ r-wahr-halten unter eschatologischem Vorbehalt partikular bleibt. Ich m¨ chte u o Erl¨ sung in unser Jetzt hereinscheinen lassen, ohne sie vorweg zu nehmen. Indem o ich Gott als Fundament ernst nehme, entkrampfe ich auch die vom Glaubenszen- trum verursachte Grundspannung in der Gemeinde. Wegen des zeitlichen Abstands zwischen Predigtarbeit und Predigt nehme ich keinen Bezug auf das Zeitgeschehen. Dadurch ist die Predigt einerseits zeitlos, an- dererseits haftet sie an keinem konkreten Geschehen. So gerate ich auch nicht verse- hentlich in einen Konflikt auf dem sensiblen Beziehungsfeld zwischen Kirche und Stadt. Um der Predigt Halt zu geben, ersetze ich die Ankerpunkte im Zeitgeschehen durch Ankerpunkte in bekannten kirchlichen Traditionen. Ich gebe nicht vor, was aus der Predigt folgend geglaubt werden soll. Die Got- tesdienstbesucher sind selbst f¨ hig, die Predigt mit einer Bedeutung f¨ r sich auf- a u zuf¨ llen. u 4.2. Predigtaufbau In welchen Sequenzen ich die Darstellung anlege: Zuerst stelle ich in Kombination mit Jes 6,2 dar, welche Konsequenzen unser li- turgischer Gebrauch von Jes 6,3 hat. Was wir damit beim Abendmahl machen, wird kaum bekannt sein, der Vers selbst aber schon. Damit biete ich einen Wiedererken- nungspunkt an. Von Jes 6,3 kommend bereite ich die erste Lesung Jes 6,1–7 vor. Als n¨ chstes kn¨ pfe ich die Tradition des Niz¨ isch-Konstantinopolitanischen Glau- a u a bensbekenntnisses und die lutherische Auslegung des ersten Artikels im Kleinen Katechismus an. Vom lehrhaften Element leite ich zur zweiten Lesung Jes 6,8–13 ¨ ¨ uber und entfalte eine Interpretation des Texts. Diese uberf¨ hre ich dann in eine u Entspannung der Traditionsverbissenheit. 4.3. Stilmittel Wie ich Einfluss auf meine H¨ rer nehme: o Ich steige hart in die Predigt ein. Das irritiert und korrespondiert dadurch mit 12
  • 17. 4. Gestaltung ihrem Inhalt und der Ersch¨ tterung des Predigttextes. Seine Grundstimmung wird u ¨ erfahrbar. Ich ubernehme ohne Vorwarnung die Rolle eines Seraphen und weise sie auch der Gemeinde selbstverst¨ ndlich zu. Damit stelle ich uns an den Ort, zu dem a wir uns vor dem Abendmahl singen. Mit der ersten Lesung werfe ich einen An- ker zur Menschlickeit. Zwischen den beiden Lesungen lasse ich die Perspektiven fließen. Unsicherheit entsteht, ob ich menschlich oder seraphisch rede. Der Unter- schied verliert sich vor Gott, und der Anspruch auf die einzige Wahrheit schwindet, egal wie hoch im Himmel man sich w¨ hnt. Deshalb reicht es hin, nach der zweiten a Lesung ganz in die menschliche Sph¨ re einzukehren. a Ich integriere die Lehre in den Predigttext, indem ich sie mit ihm umschließe und bekannte Lehrst¨ cke ausw¨ hle, die einen großen Teil christlicher Lehre assozieren. u a Durch diese Elemente gestalte ich die Predigt im Mittelteil lehrhaft. Das ist eine Re- miniszenz an den dogmatischen Charakter von Trinitatis. Da ich nicht alle Bez¨ ge u lege und ein Potential zwischen vorgegebener und aufzugebender Tradition erzeu- ge, setze ich die Gottesdienstbesucher unter Spannung. Indem sie sie ausgleichen, integrieren sie Tradition auf einem spezifischen Niveau in ihr Leben. Mit Wiederholungen markiere ich Themen der Predigt, verkn¨ pfe sie miteinander u und mit dem Gottesdienst und verst¨ rke Aussagen. Ein Leitfaden f¨ r meine H¨ rer a u o entsteht. Die Wiederholungen interpretieren einander durch Varianten im Wortlaut und im Kontext. 4.4. Liturgische Elemente Jesaja 6,3 ist der Wochenspruch der ersten Trinitatiswoche [16, S. 346]. Ich beginne die Predigt mit den Folgen unseres Gebrauchs dieses Verses, so dass der Einstieg von ihm her kommt. Damit ist der Vers als Wochenspruch liturgisch relevant und sollte verlesen werden. Dann greift das Wiederholungsmuster aus meiner Predigt in den Gottesdienst aus. Anfang und Predigt beziehen sich aufeinander und umschlie- ßen den dazwischenliegenden Gottesdienst: Eine hohe Integrit¨ t entsteht. a Zu Trinitatis passt das Niz¨ isch-Konstantinopolitanische Glaubensbekenntnis be- a sonders gut. Der Predigt nachgestellt f¨ hrt es sie in den weiteren Gottesdienst fort, u weil ich daraus den ersten Artikel zitiere. Das Wochenlied EG 126 erg¨ nzt meine Predigt sinnvoll. Wochenspruch, Ein- a gangspsalm, Predigt, Wochenlied und Glaubensbekenntnis referenzieren und ver- dichten einander. So kann der Gottesdienst zu einer stabilen Glaubenserfahrung ge- rade wegen der Bipolarit¨ t von Tradition und Traditionskritik werden. a 13
  • 18. A. Literatur A. Literatur [1] Die Bekenntnisschriften der evangelisch-lutherischen Kirche. Herausgegeben im Gedenkjahr der Augsburger Konfession 1930. 11. Aufl., 45.–47. Tsd. 1992. – ISBN 3-525-52101-4 [2] B EUKEN, Willem A. M.: Jesaja 1–12. 2003 (Herders Theologischer Kom- mentar zum Alten Testament). – ISBN 3-451-26834-5 [3] B EUTEL, Albrecht (Hrsg.) u. a.: Homiletisches Lesebuch. Texte zur heutigen Predigtlehre. 2., erg. Aufl. 1989. – ISBN 3-7805-0449-9 [4] B LENKINSOPP, Joseph: The Anchor Bible. Bd. 19: Isaiah 1–39. A New Trans- lation with Introduction and Commentary. 2000. – ISBN 0-385-49716-4 [5] B USCH -W., Klaudia: Bilder des Glaubens. Themapredigt. In: [6], S. 127–133. – ISBN 3-579-03123-6 [6] D OMAY, Erhard (Hrsg.): Christi Himmelfahrt – Pfingsten – Trinitatis. 2004 (GottesdienstPraxis. Serie B. Arbeitshilfen f¨ r die Gestaltung von Gottes- u diensten zu Kasualien, Feiertagen, besonderen Anl¨ ssen und Arbeitsb¨ cher a u f¨ r die Gemeindepraxis). – ISBN 3-579-03123-6 u [7] E LLIGER, Karl (Hrsg.) ; RUDOLPH, Wilhelm (Hrsg.): Biblia Hebraica Stutt- gartensia. 4., verb. Aufl. 1990. – ISBN 3-438-05218-0 [8] E VANGELISCHE K IRCHE IN D EUTSCHLAND (Hrsg.): Die Bibel. Nach der ¨ Ubersetzung Martin Luthers. rev. Fassung 1984, druchges. Ausg. 1999. – ISBN 3-438-01031-3 [9] E VANGELISCHE K IRCHE IN D EUTSCHLAND (Hrsg.) u. a.: Evangelisches Ge- sangbuch. Ausgabe f¨ r die Evangelisch-Lutherischen Kirchen in Niedersach- u sen und f¨ r die Bremische Evangelische Kirche. Hannover; G¨ ttingen : Ver- u o lagsgemeinschaft f¨ r Das Evangelische Gesangbuch Niedersachsen/Bremen, u 1994 [10] G ESENIUS, Wilhelm: Hebr¨ isches und Aram¨ isches Handw¨ rterbuch uber a a o ¨ das Alte Testament. unver¨ nd. Neudr. d. 17. Aufl. v. 1915. Berlin; G¨ ttingen; a o Heidelberg : Springer-Verl., 1962 [11] G ROTE, J¨ rgen: Gott zeigt sich von drei Seiten. Themapredigt. In: [6], S. 134– u 138. – ISBN 3-579-03123-6 [12] H AUSCHILD, Wolf-Dieter: Lehrbuch der Kirchen- und Dogmengeschichte. Bd. I. Alte Kirche und Mittelalter. 1995. – ISBN 3-579-00093-4 [13] H EINRICH, Rolf: Trinitatis – Fest der Gastfreundschaft. Gottesdienst. In: [6], S. 70–78. – ISBN 3-579-03123-6 I
  • 19. A. Literatur [14] H ERMELINK, Jan: Hinweise zur Homiletischen Hausarbeit. – Seminarmateri- al: Theologische Fakult¨ t der Georg-August-Universit¨ t G¨ ttingen. Lehrstuhl a a o f¨ r Praktische Theologie u [15] K ASTNER, Hannes-Dietrich: Dreifaltigkeit – meditativ. Abendgottesdienst. In: [6], S. 100–112. – ISBN 3-579-03123-6 [16] K IRCHENLEITUNG DER VELKD (Hrsg.) ; R AT VON DER K IRCHENKANZ - LEI DER EKU (Hrsg.): Evangelisches Gottesdienstbuch. Taschenausga- be. Agende f¨ r die Evangelische Kirche der Union und f¨ r die Vereinigte u u Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands. 2000. – ISBN 3-7461-0141-7 [17] KORNFELD, W. ; R INGGREN, H.: qds. In: Theologisches W¨ rterbuch zum o Alten Testament Bd. 6. 1989, S. 1179–1204. – ISBN 3-17-00934-5 [18] L UTHER, Henning: Stufenmodell der Predigtvorbereitung. In: Theologia Practica 17 (1982), S. 60–68. – ISSN 0049-3643 [19] P REUSS, Horst Dietrich: Homiletisches Lesebuch. Texte zur heutigen Predigt- lehre. In: [3], S. 125–140. – ISBN 3-7805-0449-9 [20] Richtlinien des Pr¨ fungsamtes zur Ersten theologischen Pr¨ fung in der Fas- u u sung vom 21. M¨ rz 1995 a ¨ ¨ ´¯ [21] R UTERSW ORDEN, U.: sarap. In: Theologisches W¨ rterbuch zum Alten Testa- o ¯ ment Bd. 7. 1993. – ISBN 3-17-012667-9 [22] S CHMITT, Arno: Trinitatis. Eine Skizze. In: [6], S. 68–70. – ISBN 3-579- 03123-6 [23] S NIJDERS, L. A. ; FABRY, H.-J.: m¯ le’. In: Theologisches W¨ rterbuch zum a o Alten Testament Bd. 4. 1984, S. 876–887. – ISBN 3-17-008600-6 [24] E V.-L UTH . S TIFTSKIRCHENGEMEINDE BAD G ANDERSHEIM (Hrsg.): Fest- schrift anl¨ sslich der Einweihung der M¨ hleisen-Orgel in der Stiftskirche a u St. Anastasius und St. Innocentius zu Bad Gandersheim. Sebexen : CC Werbe- studio Heinrichs, 23. April 2000 [25] K IRCHENVORSTAND DER S TIFTSKIRCHENGEMEINDE S T. A NASTASIUS UND S T. I NNOCENTIUS (Hrsg.): Festschrift zum 1150j¨ hrigen Jubil¨ um des a a Stiftes Bad Gandersheim. Lamspringe : Fotosatz Sommer, 2002 [26] TAUBE, Roselies: Lob sei der Dreieinigkeit! Sie ist Klang und Leben. Got- tesdienst. In: [6], S. 95–100. – ISBN 3-579-03123-6 ´ u [27] T HOM E, G¨ nter: Jesaja, Jesus und Nikodemus. Gottesdienst zu Trinitatis mit Chormusik von Ernst Pepping und szenischen AT- und Evangelien-Lesungen. In: [6], S. 79–94. – ISBN 3-579-03123-6 [28] Verordnung des Rates der Konf¨ deration evangelischer Kirchen in Nieder- o sachsen uber die Durchf¨ hrung der Ersten theologischen Pr¨ fung in der Fas- ¨ u u sung vom 14. M¨ rz 1995 a II
  • 20. A. Literatur a ˆ [29] W EINFELD, W.: k¯ bod. In: Theologisches W¨ rterbuch zum Alten Testament o ¯ ¯– ISBN 3-17-008600-6 Bd. 4. 1984, S. 23–40. ¨ [30] W ICKHAM, Lionel R.: Chalkedon, okumensiche Synode (451). In: Theolo- gische Realenzyklop¨ die Bd. 7. B¨ hmische Br¨ der–Chinesische Religionen. a o u 1981, S. 668–675. – ISBN 3-11-008192 X III