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Chancengerechtigkeit
durch Förderung
von Kindern
EIN DEUTSCH-SCHWEDISCHER VERGLEICH
Eine Studie von
HERAUSGEBER
BILD der FRAU
Axel Springer AG
Axel-Springer-Platz 1
20350 Hamburg
KONZEPTION
Marktforschung Axel Springer AG, Hamburg
DURCHFÜHRUNG DER UNTERSUCHUNG
UND AUSWERTUNG
Institut für Demoskopie Allensbach,
Allensbach am Bodensee
GESTALTUNG
Peter Bay
FOTOS
istockphoto/Getty Images/Fotolia
DRUCK
DRUCKPUNKT Digital Offset GmbH,
Hamburg
© Copyright 2012
Alle Veröffentlichungen von Daten aus dieser
Studie, ausgenommen zu wissenschaftlichen
Zwecken, bedürfen der vorherigen Zustimmung
der Axel Springer AG.
2
3
Vorwort
Vor einiger Zeit hat BILD der FRAU für eine Reportage die Berliner „Arche“ besucht, eine großartige
Einrichtung für Kinder aus sozial schwachen Familien. Dort trafen wir zum Beispiel Marvin (10), der auf die
Frage nach seinem Berufswunsch antwortete: „Wieso? Wenn ich groß bin, werde ich Hartz IV, wie Papa.“
Und die kleine Jamina (9) erzählte uns: „Ich möchte eigentlich Lehrerin werden.Aber meine Mama sagt,das
schaffe ich sowieso nicht.“
Schrecklich traurige Kindersätze. Wie viel Wahrheit steckt in ihnen?
Klar ist: Chancengleichheit ist das Zukunftsthema in Deutschland.Und um Chancengleichheit beziehungs-
weise den Mangel daran geht es auch in unserer aktuellen Studie aus der Reihe BILD der FRAU-Frauenbilder.
Einmal im Jahr gehen wir als Deutschlands größte Frauenzeitschrift einem Thema wissenschaftlich auf den
Grund. Einem Thema, das nicht nur unsere sechs Millionen Leserinnen und Leser bewegt – sondern die
ganze Gesellschaft.
Jedes fünfte Kind in Deutschland wächst in einkommensschwachen und bildungsfernen Familien auf.
Jungen wie Marvin, Mädchen wie Jamina. Haben sie wirklich die Chance, es später mal besser zu haben als
ihre Eltern? 36 Prozent der Deutschen sagen Nein – die vielleicht schockierendste Zahl aus unserer neuen
Studie. Bei den unter 30-Jährigen aus einfachen Schichten meinen sogar 81 Prozent: Leistung lohnt
sich nicht.
Wenn es überforderten Eltern nicht gelingt, bei ihren Kindern Träume zu wecken und Talente zu fördern
– dann sind wir dran. Staat und Gesellschaft. Aber welche Fördermaßnahmen, welche Einrichtungen sind
die richtigen? Wie und von wem wird ein Kleinkind am besten betreut? Und was sind eigentlich unsere Bil-
dungsideale: Die Verankerung humanitärer Werte oder die Vermittlung von möglichst viel Lernstoff? Und
nicht zuletzt: Warum gelingt es skandinavischen Ländern, vorneweg Schweden, offensichtlich so viel besser,
Chancengleichheit zu erzielen? Was können wir von den Nordeuropäern lernen?
Die ländervergleichende Repräsentativ-Studie, die wir beim renommierten Institut für Demoskopie in
Allensbach in Auftrag gegeben haben und die Sie hier in Händen halten, liefert konkrete Antworten. Und
viele Hinweise darauf, wie wir es schaffen können. Wie wir Kinder wie Marvin und Jamina auf den richtigen
Weg bringen – weg vom Rand der Gesellschaft.
SANDRA IMMOOR BIANCA POHLMANN
BILD der FRAU-Chefredakteurin BILD der FRAU-Verlagsleiterin
Faire Chancen von Anfang an
Immer wieder haben Studien in den vergangenen Jahren den engen Zusammenhang zwischen sozialer
Herkunft und Bildungserfolg in Deutschland gezeigt. Die Ergebnisse sind alarmierend, und beunruhigend
sind auch die Folgen: Wo heute faire Bildungschancen für Kinder aus sozial schwachen Familien fehlen,
müssen wir morgen viel Geld in die Hand nehmen, um Menschen ohne Perspektiven dauerhaft zu alimen-
tieren. Klar ist auch, dass Kinderarmut ihre Ursache fast immer in den mangelnden Chancen und Perspek-
tiven der Eltern hat. Sie betrifft vor allem die bildungsfernen Schichten unserer Gesellschaft. Wo Eltern
mangels ausreichender Bildung und Qualifikation keine Chancen und Perspektiven haben, geraten auch
ihre Kinder ins Hintertreffen.Wie können wir diesen Teufelskreis aus Armut,geringen Bildungschancen und
infolgedessen schlechten Berufs- und Teilhabechancen durchbrechen?
Um die Teilhabechancen von Kindern aus sozial schwachen Familien zu verbessern, hat sich das Bundes-
familienministerium im Rahmen der Anpassung der Hartz-IV-Regelsätze für Kinder erfolgreich dafür einge-
setzt, dass auch Kinder von Geringverdienerinnen und Geringverdienern von Leistungen für Schulausflüge,
Mittagsverpflegung und Bildungsangeboten profitieren. Rückwirkend zum 1. Januar 2011 wurden so neue
Leistungen für Bildung und Teilhabe eingeführt. Zudem unterstützt der Kinderzuschlag in Höhe von bis zu
140 Euro für jedes Kind gezielt Familien mit niedrigem Erwerbseinkommen und hilft ihnen, unabhängig
von Leistungen des Arbeitslosengeldes II zu bleiben. Solche monetären Leistungen sind aber kein Allheil-
mittel. Die eigentliche sozialpolitische Herausforderung liegt darin, Kindern und Jugendlichen unabhängig
von ihrer sozialen Herkunft faire Chancen zu eröffnen. In jedem Kind und in jedem Jugendlichen stecken
Talente,und jedes Talent ist wertvoll.Jedes Kind und jeder Jugendliche verdient,dass seine Talente entdeckt
und gefördert werden.
Erster und wichtigster Bildungsort ist die Familie. Hier erwerben Kinder im täglichen Miteinander grund-
legende sprachliche, kognitive und soziale Kompetenzen. Wie Familienmitglieder miteinander umgehen,
was Eltern ihren Kindern vorleben, welche Strukturen und Rituale das Familienleben prägen – all das ent-
scheidet in erheblichem Maße über Entwicklungsperspektiven von Kindern. Was Eltern ihren Kindern fürs
Leben mitgeben,lässt sich niemals delegieren oder gar ersetzen.Entscheidend ist es deshalb,Bildung stärker
in den Familienalltag zu integrieren und die Erziehungskompetenz der Eltern zu stärken. Das Bundes-
familienministerium unterstützt dieses Ziel mit dem Programm „Elternchance ist Kinderchance“. Bis Ende
2014 werden 4.000 haupt- und nebenamtliche Fachkräfte,die bereits in der Familienbildung tätig sind,über
die bundesweit tätigen Träger der Familienbildung zu so genannten „Elternbegleitern“ weiterqualifiziert,
die Eltern mit fachkundigem Rat zur Entwicklung ihrer Kinder unterstützen.
4
5
Kinder brauchen jedoch nicht nur im „Bildungsort Familie“ Unterstützung,sondern natürlich auch dann,
wenn sie zeitweise am Tag außerfamiliär betreut werden – etwa in einer Kindertagesstätte. Darum
unterstützt der Bund Länder und Kommunen mit 4,6 Milliarden Euro beim quantitativen und qualitativen
Ausbau der Kinderbetreuung und beteiligt sich ab 2014 mit rund 845 Millionen Euro pro Jahr an den Kosten
für den laufenden Betrieb. Im Rahmen unserer Offensive „Frühe Chancen“ investieren wir darüber hinaus
rund 400 Millionen Euro in bis zu 4.000 Schwerpunkt-Kitas zur Sprach- und Integrationsförderung.
Die vorliegende Untersuchung zeigt,dass eine Politik,die auf die Stärkung der Elternkompetenz einerseits
und den Ausbau familienunterstützender Infrastruktur andererseits setzt, der richtige Weg ist, um mehr
Chancengerechtigkeit zu erreichen und die Durchlässigkeit sozialer Schichten zu erhöhen.Eltern wünschen
sich für ihre Kinder soziales Fortkommen – und zwar gerade auch diejenigen Eltern aus den so genannten
einfachen Sozialschichten – und sie fühlen sich in Deutschland in hohem Maße auch in der Pflicht, ihre
Kinder umfassend zu fördern.Gleichzeitig wächst auch die Akzeptanz des Ausbaus der Betreuungsangebote
für Kleinkinder unter drei Jahren.Drei Viertel der Gesamtbevölkerung begrüßen das Vorhaben.Zustimmungs-
raten in dieser Höhe erreichen nur wenige politische Maßnahmen.
In Bildungschancen von Kindern und Jugendlichen zu investieren, ist ein Gebot sozialer Verantwortung,
aber auch ein Gebot ökonomischer Vernunft, gerade im Hinblick auf den demografischen Wandel. Denn
Investitionen in frühkindliche Bildung zahlen sich aus – durch bessere Bildungschancen und damit später
auch bessere Beschäftigungs- und Teilhabechancen. Ich bin überzeugt: Grundlage des gesellschaftlichen
Zusammenhalts gerade in einer alternden Gesellschaft ist,dass alle Menschen faire Verwirklichungschancen
haben: die Möglichkeit, ihre selbstgesteckten Ziele zu erreichen. Dazu bedarf es fairer Chancen von
Anfang an! Das gilt für Deutschland nicht anders als für Schweden.
DR. KRISTINA SCHRÖDER
Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Inhalt
Vorwort..............................................................................................................................................................3
Vorwort Familienministerium...........................................................................................................................4
Vorbemerkung...................................................................................................................................................9
Soziale Durchlässigkeit und Chancengerechtigkeit –
aus Sicht der Bevölkerung in Schweden größer als in Deutschland .............................................................10
Ursachen schichtabhängiger Bildungserfolge:
Deutsche Eltern sehen sich stärker in der Verantwortung
für Bildung und Leistungsorientierung als schwedische................................................................................21
Bildungs- und Aufstiegswünsche von Eltern für ihre Kinder..........................................................................29
Die Förderung und Betreuung kleiner Kinder................................................................................................35
Urteile über die vorhandenen Kinderbetreuungseinrichtungen...................................................................47
Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf .......................................................................................................57
Einstellungen zu Kindern und Familie ...........................................................................................................63
Besondere Perspektiven und Einstellungen
türkischstämmiger Eltern in Deutschland......................................................................................................69
ANHANG
Anhangschaubilder .........................................................................................................................................78
Anhangtabellen...............................................................................................................................................81
Untersuchungsdaten der deutschen sowie der schwedischen Umfrage.......................................................85
7
9
1
"Zwischen Ehrgeiz und Überforderung. Bildungsambitionen und Erziehungsziele von Eltern in Deutschland. Eine Studie des Instituts für Demoskopie Allensbach
im Auftrag der Vodafone Stiftung Deutschland", Vodafone Stiftung Deutschland gemeinnützige GmbH, Düsseldorf 2011, Seite 10.
Vorbemerkung
Der Zusammenhang zwischen dem Bildungsweg bzw. dem schulischen Erfolg von Kindern und dem
Bildungshintergrund des Elternhauses ist in Deutschland ungewöhnlich eng. Eine aktuelle Untersuchung
zeigt, dass 77 Prozent der Kinder von Eltern aus den höheren Bildungsschichten ein Gymnasium besuchen,
aber nur 29 Prozent der Kinder von Eltern mit einfacher Schulbildung.1
Die Chancen von Kindern in Deutsch-
land stehen und fallen weitgehend mit der sozialen Schicht,in die sie hineingeboren werden.Dies ist unbe-
friedigend und birgt zudem die Gefahr einer sich verfestigenden Unterschicht ohne große
Aufstiegsperspektiven.
International vergleichende Untersuchungen belegen darüber hinaus,dass der enge Zusammenhang zwi-
schen den Chancen der Kinder und dem Bildungshintergrund der Eltern ein typisch deutsches Phänomen
ist. So gelingt es beispielsweise in den skandinavischen Ländern weitaus besser, Startnachteile von Kindern
aus den schwächeren sozialen Schichten zu kompensieren, die Korrelation zwischen dem Bildungshinter-
grund der Elternhäuser und der Schulkarriere der Kinder ist in Skandinavien weitaus geringer als in Deutsch-
land.
Um die Ursachen und Hintergründe dieses Befundes aufzuklären, haben BILD DER FRAU und das
BUNDESMINISTERIUM FÜR FAMILIE, SENIOREN, FRAUEN UND JUGEND das INSTITUT FÜR DEMOS-
KOPIE ALLENSBACH mit einer ländervergleichenden Studie beauftragt. In repräsentativen Befragungen in
Deutschland und – exemplarisch für Skandinavien – Schweden wurden dabei die Haltungen und Urteile
der Bevölkerung zur Betreuung, Förderung und Erziehung von Kindern sowie zum Thema Chancengerech-
tigkeit ermittelt.Um Besonderheiten in den Urteilen und Einstellungen von Eltern mit Migrationshintergrund
herausarbeiten zu können, wurde in Deutschland zusätzlich ein repräsentativer Querschnitt türkisch-
stämmiger Eltern unter-12-jähriger Kinder befragt.
In der Analyse werden fallweise Trenddaten aus dem Allensbacher Archiv hinzugezogen, um Veränderun-
gen z.B.in den Einstellungen der deutschen Bevölkerung nachzeichnen zu können.Wo es möglich und sinn-
voll ist, werden die aktuellen Befunde zudem mit Ergebnissen einer 2007 vom Allensbacher Institut
durchgeführten deutsch-französischen Studie verglichen.Durch einen solchen Dreiländervergleich gewinnen
die Befunde der vorliegenden Untersuchung zusätzlich Profil.
Allensbach am Bodensee, im Juli 2012 INSTITUT FÜR DEMOSKOPIE ALLENSBACH
10
Soziale Durchlässigkeit und
Chancengerechtigkeit – aus Sicht
der Bevölkerung in Schweden größer
als in Deutschland
Wenn es um die Frage der Chancengerechtigkeit in der Gesellschaft geht,gehen die Wahrnehmungen der
deutschen und der schwedischen Bevölkerung schon bei ganz grundsätzlichen Fragen deutlich auseinander.
So nimmt die schwedische Bevölkerung ihre Gesellschaft in deutlich höherem Anteil als sozial durchlässig
wahr als die deutsche. Fast zwei Drittel der 16- bis 74-jährigen Bevölkerung in Schweden sind überzeugt,
dass eigene Anstrengungen in der Regel auch dazu führen,dass man im Leben etwas erreicht.In Deutschland
sehen das nur 44 Prozent so (Schaubild 1).36 Prozent der Bevölkerung in Deutschland vertreten ausdrücklich
die gegenteilige Auffassung,dass es für Personen aus unteren Schichten nur sehr schwer ist sozial aufzustei-
gen, wie sehr sie sich auch anstrengen.2
© IfD-Allensbach
BASIS: 16- BIS 74-JÄHRIGE BEVÖLKERUNG IN DEUTSCHLAND UND SCHWEDEN
QUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241, MAI/JUNI 2012
GRÖßERE SOZIALE DURCHLÄSSIGKEIT IN SCHWEDEN –
DAS SEHEN GERADE EINFACHE SOZIALE SCHICHTEN SO
Frage: "Zwei Leute unterhalten sich über Aufstiegsmöglichkeiten: Der Erste sagt: 'Wer sich heute wirklich
anstrengt, der bringt es in der Regel auch zu etwas.' Der Zweite sagt: 'Tatsächlich ist es so, dass die
einen oben sind, und die anderen sind unten, und für die ist es sehr schwer hochzukommen, so sehr
sie sich auch anstrengen.'Was würden Sie persönlich sagen: Wer von beiden hat eher Recht –
der Erste oder der Zweite?"
61
53
47
27
DEUTSCHLAND
DEUTSCHLAND
SCHWEDEN
"Wer sich heute wirklich anstrengt, der bringt es in der Regel auch zu etwas"
44
%
71
60
55SCHWEDEN
soziale Schichten
höhere mittlere einfache
2
Tabellarischer Basisbericht DEUTSCH-SCHWEDISCHER VERGLEICH, Tabelle 6
SCHAUBILD 1
Gerade in einfachen sozialen Schichten werden die Möglichkeiten zum Aufstieg in Schweden deutlich
optimistischer gesehen als in Deutschland. Während in Deutschland nur rund jeder Vierte aus diesem Per-
sonenkreis daran glaubt,dass sich eigene Anstrengung in der Regel durch sozialen Aufstieg auszahlt,sind in
Schweden 55 Prozent der Personen aus einfachen Sozialschichten davon überzeugt (Schaubild 1, Seite 10).
Besonders problematisch wird dieser in der deutschen Unterschicht verbreitete Statusfatalismus in
Verbindung mit der in den letzten Jahren deutlichen Auseinanderentwicklung der wirtschaftlichen Lage der
sozialen Schichten in Deutschland.Während das frei verfügbare Einkommen der oberen sozialen Schichten
in den letzten 20 Jahren trotz aller Krisen kontinuierlich und deutlich gestiegen ist, hat sich der finanzielle
Spielraum der Mittelschicht nominell nur moderat vergrößert und ist in den unteren Schichten kaum
gewachsen (Schaubild 2).Stellt man die Inflationsraten in diesem Zeitraum in Rechnung,kann im Vergleich
zu 1992 nur die Oberschicht reale Zugewinne im frei verfügbaren Einkommen verbuchen, Mittel- und
Unterschicht verzeichnen dagegen abnehmende reale Spielräume.Die wirtschaftliche Auseinanderentwick-
lung der Schichten in Deutschland hat sich in den letzten Jahren immerhin verlangsamt.In den letzten fünf
Jahren entsprechen die nominellen Zugewinne in allen Schichten in etwa der Inflationsrate in diesem
Zeitraum.3
11
© IfD-Allensbach
BASIS: 16- BIS 74-JÄHRIGE BEVÖLKERUNG IN DEUTSCHLAND UND SCHWEDEN
QUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241, MAI/JUNI 2012
DER FINANZIELLE SPIELRAUM DER SOZIALEN
SCHICHTEN ENTWICKELT SICH AUSEINANDER
156 166
NIEDRIG
2007
153
Betrag, der im Monat durchschnittlich zur freien Verfügung bleibt, wenn alle
laufenden Kosten wie Miete, Heizung, Kleidung, Essen und Trinken beglichen sind.
Frei verfügbares Einkommen in Euro
SOZIOÖKONOMISCHER
STATUS
1992 2000 2012
377
452
HOCH
522
572
170
240 MITTEL259 262 281
SCHAUBILD 2
3
Andere aktuelle Studien des Instituts für Demoskopie Allensbach zeigen allerdings, dass die subjektive Beurteilung der Entwicklung der eigenen wirtschaftlichen
Lage auch in den letzten fünf Jahren in den sozialen Schichten deutlich unterschiedlich ausfällt. Personen aus einfachen sozialen Schichten haben eher den
Eindruck, es gehe ihnen heute materiell schlechter als vor fünf Jahren, Personen aus der Oberschicht geben dagegen eher zu Protokoll, es gehe ihnen besser.
Auch die junge Bevölkerung zeigt sich in Schweden im Hinblick auf Möglichkeiten des sozialen Aufstiegs
deutlich zuversichtlicher als in Deutschland.Während in Schweden 70 Prozent der Unter-30-Jährigen davon
ausgehen, dass sich eigene Anstrengung in der Regel lohnt, teilen in Deutschland nur 41 Prozent dieser
Altersgruppe diese Überzeugung.Die schichtspezifischen Unterschiede in dieser Altersgruppe sind dabei in
Deutschland besonders ausgeprägt: Während 56 Prozent der Unter-30-Jährigen aus der Oberschicht davon
ausgehen, dass Anstrengung in der Regel auch zu sozialem Erfolg führt, teilen nur 19 Prozent dieser Alters-
gruppe aus der Unterschicht diese Einschätzung. In Schweden zeigen sich schichtspezifische Unterschiede
in der jungen Bevölkerung bei dieser Frage dagegen nicht (Schaubild 3).
Für die Leistungsmotivation junger Menschen in der Schule und beim Berufsstart dürfte dies kaum
folgenlos bleiben: Es ist zu vermuten, dass gerade junge Menschen aus einfachen Schichten in Schweden
deutlich motivierter sind, sich anzustrengen und ambitionierte Lebensziele durch eigene Leistung zu errei-
chen, als in Deutschland.
12
© IfD-Allensbach
BASIS: UNTER-30-JÄHRIGE IN DEUTSCHLAND UND SCHWEDEN
QUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241 MAI/JUNI 2012
DEUTSCHLAND SCHWEDEN
SOZIALE DURCHLÄSSIGKEIT: IN DEUTSCHLAND
GROßE SCHICHTSPEZIFISCHE UNTERSCHIEDE IN
DEN EINSCHÄTZUNGEN DER JUNGEN BEVÖLKERUNG
"Wer sich heute
wirklich anstrengt, der
bringt es in der Regel
auch zu etwas"
"Tatsächlich ist es so, dass die
einen oben sind, und die
anderen sind unten, und für
die ist es sehr schwer
hochzukommen, so sehr sie
sich auch anstrengen"
Unentschieden
41
% 44
19
70
64
72
34 32
55
26 33
23
25 24 26
4 3 5
56
17
27
68
28
4
soziale Schichten
UNTER-30-JÄHRIGE
höhereinsgesamt mittlere einfache
soziale Schichten
UNTER-30-JÄHRIGE
höhereinsgesamt mittlere einfache
SCHAUBILD 3
Auch die Haltungen von Müttern junger Kinder unterscheiden sich in dieser Frage sehr deutlich in beiden
Ländern. Während in Schweden 72 Prozent der Mütter unter-12-jähriger Kinder die Auffassung teilen, dass
man es durch Anstrengung in der Regel auch zu etwas bringt, sind es in Deutschland nur 39 Prozent,
47 Prozent vertreten dagegen ausdrücklich die Auffassung,dass es in Deutschland nur sehr schwer möglich
ist, sozial aufzusteigen, wie sehr man sich auch anstrengt.4
Bemerkenswerterweise übersteigt der Anteil der
aufstiegsoptimistischen Mütter in Schweden damit den Anteil der Väter,die diese Überzeugung teilen,wäh-
rend es in Deutschland umgekehrt ist (Schaubild 4).
13
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BASIS: 16- BIS 74-JÄHRIGE BEVÖLKERUNG IN DEUTSCHLAND UND SCHWEDEN
QUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241, MAI/JUNI 2012
"Wer sich heute wirklich anstrengt, der bringt es in der Regel auch zu etwas"
SOZIALE DURCHLÄSSIGKEIT IN DEUTSCHLAND UND SCHWEDEN –
BESONDERS GROßE WAHRNEHMUNGSUNTERSCHIEDE IN DER
JUNGEN GENERATION UND BEI MÜTTERN JUNGER KINDER
61 %
46 44
49
41 44 46DEUTSCHLAND
SCHWEDEN
insge-
samt
Väter
Eltern von Kindern
unter 12 Jahren
44
39
61
67
63
70
60
52
72
16- bis
74-jährige
Bevölkerung
16-29
Jahre
30-44
Jahre
45-59
Jahre
60-74
Jahre
Mütter
Altersgruppen
4
Tabellarischer Ergebnisbericht DEUTSCH-SCHWEDISCHER VERGLEICH, Tabelle 6
SCHAUBILD 4
Werden die Möglichkeiten zum sozialen Aufstieg durch eigene Leistung in Deutschland insgesamt schon
deutlich pessimistischer gesehen als in Schweden,sind die Überzeugungen in den östlichen Bundesländern
noch negativer gefärbt. Anders als im Westen zeigt sich hier eine relative Mehrheit sogar davon überzeugt,
dass sozialer Aufstieg für Menschen aus den unteren Schichten kaum möglich ist, so sehr sie sich auch an-
strengen (43 Prozent).Besonders pessimistisch zeigen sich junge Eltern im Osten: Nur ein Viertel geht davon
aus,dass Leistung in der Regel auch mit sozialem Aufstieg belohnt wird,über die Hälfte hält eigene Anstren-
gungen dagegen für in der Regel vergeblich (Schaubild 5).
14
© IfD-Allensbach
BASIS: BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND, BEVÖLKERUNG AB 16 JAHRE
QUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241, MAI/JUNI 2012
SOZIALE DURCHLÄSSIGKEIT IN DEUTSCHLAND: IM OSTEN
DEUTLICH PESSIMISTISCHERE WAHRNEHMUNG ALS IM WESTEN
"Wer sich heute
wirklich anstrengt, der
bringt es in der Regel
auch zu etwas"
"Tatsächlich ist es so,
dass die einen oben
sind, und die anderen
sind unten, und für
die ist es sehr schwer
hochzukommen, so
sehr sie sich auch
anstrengen"
Bevölkerung
insgesamt
West
ELTERN VON KINDERN
UNTER 12 JAHREN
Ost
45
%
West-
deutsch-
land
Ost-
deutsch-
land
47
35
44 48
25
35 34
43
42 39
52
20 19 22
14 13
23
insgesamt
Unentschieden
SCHAUBILD 5
Dabei ist die Zuversicht, dass sozialer Aufstieg durch eigene Leistung möglich ist, im Osten Deutschlands
seit Mitte der 90er Jahre kontinuierlich angestiegen. Der Anteil der westdeutschen Bevölkerung, die dem
Sprichwort "Jeder ist seines Glückes Schmied" anhängen und an sozialen Aufstieg durch eigene Leistung
glauben, liegt dagegen seit Mitte der 80er Jahre annähernd stabil bei knapp unter 50 Prozent. Höher lag
dieser Anteil mit über 60 Prozent in Wirtschaftswunderzeiten Mitte der 60er Jahre und auch noch Mitte der
70er Jahre (Schaubild 6).
15
© IfD-Allensbach
BASIS: BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND, BIS 1985: WESTDEUTSCHLAND, BEVÖLKERUNG AB 16 JAHRE
QUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGEN, ZULETZT 10086, FEBRUAR 2012
"Jeder ist seines Glückes Schmied.
Wer sich heute wirklich anstrengt, der kann es auch zu etwas bringen"
"JEDER IST SEINES GLÜCKES SCHMIED": SOZIALER AUFSTIEG
DURCH LEISTUNG – LANGZEITTREND
Frage: "Zwei Männer/Frauen unterhalten sich über das Leben. Der/die eine sagt: 'Jeder ist seines
Glückes Schmied. Wer sich heute wirklich anstrengt, der kann es auch zu etwas bringen.'
Der/die andere sagt: 'Tatsächlich ist es so, dass die einen oben sind, und die anderen sind unten und
kommen bei den heutigen Verhältnissen auch nicht hoch, so sehr sie sich auch anstrengen.'
Was würden Sie persönlich sagen: Wer von beiden hat eher recht – der/die Erste oder der/die Zweite?"
2012200519961985197519631955
53 %
62 62
49
47
49 48
28
37
42
WEST
OST
SCHAUBILD 6
Auch in der Frage der Chancengerechtigkeit zeichnet die schwedische Bevölkerung ein signifikant positi-
veres Bild von ihrem Land als die deutsche. Gut die Hälfte der Schweden hält die Chancengerechtigkeit im
eigenen Land für gut oder sogar sehr gut verwirklicht, in Deutschland konstatieren das lediglich 37 Prozent
der Bevölkerung,57 Prozent sind dagegen überzeugt,um die Chancengerechtigkeit stehe es hierzulande bis-
lang weniger gut oder gar nicht gut (Schaubild 7).
16
© IfD-Allensbach
BASIS: 16- BIS 74-JÄHRIGE BEVÖLKERUNG IN DEUTSCHLAND UND SCHWEDEN
QUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241, MAI/JUNI 2012
CHANCENGERECHTIGKEIT AUS SICHT DER BEVÖLKERUNG IN
SCHWEDEN BESSER VERWIRKLICHT ALS IN DEUTSCHLAND
sehr gut
6unentschieden
DEUTSCHLAND
SCHWEDEN
gut
weniger gut
gar nicht gut
4
3
7
34 %
45
50
38
7
6
Frage: "Man kann ja ganz unterschiedlicher Ansicht darüber sein, inwieweit bei uns in der Gesellschaft
Chancengerechtigkeit bereits verwirklicht ist. Ich meine, dass jeder in unserer Gesellschaft, unabhängig
von der sozialen Herkunft oder dem Geschlecht, die gleichen Chancen bei der Bildung, auf dem
Arbeitsmarkt und im Beruf bekommt. Wie sehen Sie das: Wie gut ist in unserer Gesellschaft
Chancengerechtigkeit alles in allem verwirklicht?"
Es sehen in ihrem Land
Chancengerechtigkeit
alles in allem verwirklicht –
SCHAUBILD 7
Auch hier zeigen sich überdurchschnittlich starke Unterschiede zwischen den Ländern in der jungen
Generation: Während Unter-30-Jährige in Schweden die Chancengerechtigkeit in ihrem Land mit 55 Prozent
überdurchschnittlich häufig mindestens "gut" verwirklicht sehen, liegt dieser Anteil in Deutschland mit
34 Prozent unter dem Bevölkerungsdurchschnitt.
Die Urteile in dieser Frage sind nicht nur in Deutschland, sondern auch in Schweden deutlich schichtab-
hängig: Personen aus höheren soziale Schichten halten Chancengerechtigkeit im jeweiligen Land in deutlich
höheren Anteilen für gut verwirklicht als Personen aus einfachen Schichten (Schaubild 8).
17
© IfD-Allensbach
BASIS: 16- BIS 74-JÄHRIGE BEVÖLKERUNG IN DEUTSCHLAND UND SCHWEDEN
QUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241, MAI/JUNI 2012
16- bis
74-jährige
Bevölkerung
16-29
Jahre
30-44
Jahre
45-59
Jahre
60-74
Jahre
Altersgruppen
BEI DER VERWIRKLICHUNG VON CHANCENGERECHTIGKEIT IST
SCHWEDEN AUS BEVÖLKERUNGSSICHT WEITER ALS DEUTSCHLAND
Soziale Schichten
höhere mittlere ein-
fache
Sehr gut/gut
Nicht dargestellt: Unentschiedene
Weniger gut/
Gar nicht gut
Es sehen in ihrem Land
Chancengerechtigkeit
verwirklicht – 51 %
DEUTSCHLAND SCHWEDEN
55 52 49 49
63
49 45
37 34 36 38 39
46
36
29
45
39
46 47 48
33
47 50
57 58 60 57 55 48 58 65
SCHAUBILD 8
18
© IfD-Allensbach
BASIS: BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND, BEVÖLKERUNG AB 16 JAHRE
QUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGEN, ZULETZT 6241, MAI/JUNI 2012
VERWIRKLICHUNG VON CHANCENGERECHTIGKEIT
IN DEUTSCHLAND – POSITIVER TREND
23 %
21
28
26
18
37
37
14
33
201220082007
WEST
OST
GESAMT-
DEUTSCHLAND
Es sehen die Chancengerechtigkeit in Deutschland
alles in allem "sehr gut" oder "gut" verwirklicht
Auch wenn das Urteil über die Verwirklichung von Chancengerechtigkeit in Deutschland negativer ausfällt
als in Schweden, zeigt die Einschätzung der Bevölkerung über die letzten Jahre hierzulande einen deutlich
positiven Trend.Gegenüber 2007 ist der Anteil derjenigen,die die Chancengerechtigkeit in Deutschland gut
oder sehr gut verwirklicht sehen,stark angestiegen,von 21 Prozent in 2007 auf aktuell 37 Prozent.Der Anstieg
verlief dabei im Osten – von einer niedrigeren Basis aus – steiler als im Westen (Schaubild 9).
SCHAUBILD 9
Insgesamt deckt sich das mit der Wahrnehmung der Bevölkerung, die häufiger den Eindruck äußert,
die Chancengerechtigkeit habe in Deutschland in den letzten 10 bis 15 Jahren zugenommen, als den
Eindruck,sie habe abgenommen.In dieser Frage bestehen allerdings deutliche Wahrnehmungsunterschiede
in West und Ost: Im Westen konstatieren 32 Prozent eine Verbesserung der Chancengerechtigkeit,20 Prozent
haben den gegenteiligen Eindruck. Im Osten ist es dagegen fast genau umgekehrt (20 Prozent gegenüber
33 Prozent).
Deutliche Unterschiede zeigen sich auch hier zwischen den sozialen Schichten.Allerdings sehen selbst in
den einfachen sozialen Schichten tendenziell mehr Personen eine Verbesserung der Chancengerechtigkeit
als eine Verschlechterung (Schaubild 10).
19
Frage: "Wie ist Ihr Eindruck: Hat die Chancengerechtigkeit in Deutschland in den letzten 10 bis 15 Jahren
eher zugenommen, oder eher abgenommen, oder hat sich da nicht viel geändert?"
© IfD-Allensbach
BASIS: BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND, BEVÖLKERUNG AB 16 JAHRE
QUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241, MAI/JUNI 2012
AUCH DIE DEUTSCHE BEVÖLKERUNG HAT DEN EINDRUCK,
DIE CHANCENGERECHTIGKEIT HAT ZUGENOMMEN –
ALLERDINGS NICHT IM OSTEN
sich nicht viel
geändert
Es haben den Eindruck,
die Chancengerechtigkeit
hat in Deutschland in den
letzten 10 bis 15 Jahren –
Bevölkerung
insgesamt
West-
deutsch-
land
Ost-
deutsch-
land
unentschieden, keine Angabe
eher
zugenommen
eher abgenommen
30
%
32
20
35 29 27
38 38
38
40
38 36
22 20
33
17
23 26
10 10 9 8 10 11
soziale Schichten
höhere mittlere einfache
SCHAUBILD 10
21
Ursachen schichtabhängiger Bildungserfolge:
Deutsche Eltern sehen sich stärker in der
Verantwortung für Bildung und
Leistungsorientierung als schwedische
Auch in der Frage, wieweit die Gesellschaft dafür sorgt, dass Kinder schichtunabhängig die gleichen
Entwicklungschancen haben, unterscheiden sich die Einschätzungen der deutschen und der schwedischen
Bevölkerung deutlich. Schwedische Eltern unter-12-jähriger Kinder haben zu 44 Prozent den Eindruck, dass
für die Herstellung der Chancengleichheit von Kindern in ihrem Land viel oder sehr viel getan wird,deutsche
Eltern teilen diese Einschätzung bezogen auf Deutschland dagegen nur zu 32 Prozent (Schaubild 11).
© IfD-Allensbach
BASIS: 16- BIS 74-JÄHRIGE BEVÖLKERUNG IN DEUTSCHLAND UND SCHWEDEN
QUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241, MAI/JUNI 2012
CHANCENGLEICHHEIT VON KINDERN: AUS BEVÖLKERUNGSSICHT
WIRD IN SCHWEDEN MEHR DAFÜR GETAN ALS IN DEUTSCHLAND
sehr viel
Nicht dargestellt: Weiß nicht, keine Angabe
DEUTSCHLAND SCHWEDEN
viel
nicht so viel
nur wenig
3
23
3027 %
49
Für gleiche
Entwicklungs-
chancen für Kinder
wird im jeweiligen
Land getan –
39
50
42
12
9
14
8
36
5
DEUTSCHLAND SCHWEDEN
16- bis 74-jährige Bevölkerung Eltern unter-12-jähriger Kinder
41
Frage: "Und wie viel wird in Deutschland/Schweden dafür getan, dass Kinder aus unterschiedlichen
sozialen Schichten möglichst gleiche Chancen haben, sich gut zu entwickeln?
Wird da sehr viel, viel, nicht so viel, oder nur wenig getan?"
SCHAUBILD 11
Dass für die Chancengleichheit von Kindern nur wenig getan wird, ist ein Eindruck, der vor allem in den
einfachen Sozialschichten in Deutschland verbreitet ist. Hier fällt das Urteil darüber, wie viel für die
Chancengleichheit für Kinder getan wird, deutlich negativer aus als in Schweden, aber auch als im Bevöl-
kerungsdurchschnitt in Deutschland (Schaubild 12).
Dabei wird der Einfluss der sozialen Schicht der Eltern auf die Entwicklungschancen von Kindern auch in
Schweden hoch veranschlagt: Rund vier von fünf Schweden halten diesen Einfluss für groß oder sehr groß.
Allerdings liegt dieser Anteil in Deutschland noch höher.Insbesondere hält hierzulande fast jeder Dritte die-
sen Einfluss für "sehr groß", in Schweden dagegen nur 22 Prozent (Schaubild 13, Seite 23).
Fragt man gezielt nach den Ursachen für unterschiedliche Entwicklungschancen für Kinder, tritt der aus
deutscher Sicht größere Einfluss der Eltern noch plastischer hervor. So nennt die deutsche Bevölkerung als
Ursache am häufigsten,dass manche Eltern ihren Kindern kein gutes Vorbild sind,dass manche Kinder von
ihren Eltern nicht richtig erzogen werden, z.B. nicht lernen, Arbeiten gründlich zu erledigen und zu Ende zu
führen, und dass manche Eltern aus einfachen Bildungsschichten ihre Kinder nicht gut fördern. Der schwe-
dischen Bevölkerung scheinen diese Punkte zur Erklärung ungleicher Chancen weit weniger relevant,ebenso
wie mögliche Unterschiede in der Förderkompetenz der Eltern, dass also manche Eltern gar nicht wissen,
wie sie ihr Kind am besten fördern.
22
© IfD-Allensbach
VOR ALLEM DEUTSCHE ELTERN AUS EINFACHEN SOZIALEN SCHICHTEN
HABEN DEN EINDRUCK, DASS FÜR DIE CHANCENGLEICHHEIT VON
KINDERN NICHT VIEL GETAN WIRD
Für gleiche Entwicklungs-
chancen für Kinder wird
sehr viel bzw. viel getan
44
15
40
43
32 %
47
36 34
14 12 349
8
6
10 10
Dafür wird nur
wenig getan
Nicht dargestellt: "Dafür wird nur nicht so viel getan" bzw. "weiß nicht, keine Angabe"
insgesamt soziale Schichten
höhere mittlere einfache
Eltern von unter-12-jährigen Kindern
BASIS: ELTERN UNTER-12-JÄHRIGER KINDER IN DEUTSCHLAND UND SCHWEDEN
QUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241, MAI/JUNI 2012
DEUTSCHLAND
SCHWEDEN
SCHAUBILD 12
Aber auch eine ungleiche Begabung von Kindern ist in Deutschland weit häufiger als in Schweden ein
Erklärungsmuster für die unterschiedlichen Chancen von Kindern. Ebenso werden Benachteiligungen von
manchen Kindern in der Schule häufiger von der deutschen Bevölkerung ins Feld geführt als von der
schwedischen.
Von der schwedischen Bevölkerung werden dagegen am ehesten ungleiche finanzielle Voraussetzungen
als Ursache für ungleiche Chancen gesehen. Das geben – ähnlich wie in Deutschland – rund zwei Drittel
der Bevölkerung zu Protokoll.
Ein Mangel an staatlicher Unterstützung für benachteiligte Kinder wird bemerkenswerterweise in Deutsch-
land wie in Schweden als eher nachrangige Ursache gesehen, ebenso wie Qualitätsunterschiede in den
Betreuungseinrichtungen oder ob Unter-3-Jährige zuhause oder in einer Einrichtung betreut werden5
(Schaubild 14, Seite 24).
23
Frage: "Was glauben Sie: Wie viel Einfluss hat die soziale Schicht der Eltern darauf,
wie gut sich Kinder entwickeln können?"
DEUTSCHLAND SCHWEDEN
© IfD-Allensbach
DER EINFLUSS DER SOZIALEN SCHICHT DER ELTERN AUF DIE
ENTWICKLUNGSCHANCEN VON KINDERN WIRD VON DEUTSCHEN
HÖHER VERANSCHLAGT ALS VON SCHWEDEN
BASIS: 16- BIS 74-JÄHRIGE BEVÖLKERUNG IN DEUTSCHLAND UND SCHWEDEN
QUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241, MAI/JUNI 2012
sehr groß
groß
weniger groß
hat gar keinen Einfluss
Es halten den Einfluss
der sozialen Schicht
der Eltern für –
22
55
57
10 17
1 1
3 3
31 %
unentschieden, keine Angabe
SCHAUBILD 13
5
Dabei ist davon auszugehen, dass diejenigen, die diesen Punkt angeben, vor allem eine Benachteiligung der Kinder sehen, die keine Betreu-
ungseinrichtung besuchen, denn diese Gruppe urteilt an anderer Stelle in hohem Anteil, dass es für die Entwicklung eines Kindes besser ist,
wenn es in den ersten drei Lebensjahren nicht ausschließlich in der Familie betreut wird (Deutschland: 60 Prozent, Schweden: 71 Prozent).
In den Einschätzungen der Eltern zu den möglichen Ursachen ungleicher Chancen von Kindern treten
ähnliche Unterschiede zwischen Deutschland und Schweden zu Tage wie auf Basis der Gesamtbevölkerung.
Insgesamt – so zeigen diese Urteile – wird die Verantwortung für eine gute Entwicklung von Kindern in
Deutschland viel stärker als in Schweden mit den persönlichen Anstrengungen und Fähigkeiten der Eltern
in Zusammenhang gebracht sowie mit Begabungsunterschieden der Kinder.
24
© IfD-Allensbach
BASIS: 16- BIS 74-JÄHRIGE BEVÖLKERUNG IN DEUTSCHLAND UND SCHWEDEN
QUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241, MAI/JUNI 2012
Frage: "Was glauben Sie, woran liegt es vor allem, dass manche Kinder in Deutschland/
Schweden schlechtere Chancen haben, sich gut zu entwickeln und es im Leben
zu etwas zu bringen?" (Listenvorlage)
DEUTSCHE SEHEN IN PERSÖNLICHEN DEFIZITEN DER ELTERN UND
IN BEGABUNGSUNTERSCHIEDEN DER KINDER DEUTLICH HÄUFIGER
DIE URSACHE FÜR CHANCENUNGLEICHHEIT ALS SCHWEDEN
Dass manche
Kinder schlechtere
Chancen haben,
sich gut zu
entwickeln,
liegt vor allem
daran, dass –
manche Kinder von ihren Eltern nicht richtig
erzogen werden, z.B. nicht lernen, Arbeiten
gründlich zu erledigen oder zu Ende zu führen
manche Kinder unter drei Jahren zuhause
betreut werden und andere eine Kinder-
betreuungseinrichtung besuchen
die Qualität der Betreuung in den
Betreuungseinrichtungen wie Kinder-
garten oder Kita sehr unterschiedlich ist
der Staat nicht genug dafür tut, um
benachteiligte Kinder zu unterstützen
manche Kinder in der Schule von den
Erziehern bzw. Lehrern benachteiligt
werden
viele Eltern gar nicht wissen, wie sie ihre
Kinder am besten fördern können
die finanziellen Voraussetzungen im
Elternhaus sehr unterschiedlich sind
manche Eltern kein oder nur wenig Interesse
daran haben, sich mit ihren Kindern zu
beschäftigen
manche Eltern, die selbst keine gute Bildung
bzw. Ausbildung haben, ihre Kinder nicht gut
fördern
manche Eltern nicht viel Zeit mit ihren
Kindern verbringen können
manche Kinder in die Kita gehen,
während andere Tagesmütter haben
manche Eltern ihren Kindern kein gutes
Vorbild sind
die Kinder unterschiedlich begabt sind
61
47
32
61
66
54
47
32
14
27
23
8
6
n.e. = in Deutschland nicht erhoben
DEUTSCHSCHLAND SCHWEDEN
82
74
73
70
68
60
60
53
32
31
27
15
n.e.
%
SCHAUBILD 14
Bemerkenswert sind die schichtspezifischen Unterschiede dieser Einschätzungen,die sich in vielen Punk-
ten in Deutschland viel ausgeprägter zeigen als in Schweden. Man gewinnt leicht den Eindruck, dass Eltern
aus höheren sozialen Schichten in Deutschland die Verantwortung für die schlechteren Chancen von Kindern
aus einfachen Schichten dabei vor allem bei deren Eltern sehen – schlechte Vorbilder,Mangel an Motivation,
schlechte Ausbildung der Eltern – sowie in Begabungsunterschieden der Kinder.Eltern aus einfachen Schich-
ten verweisen in Deutschland dagegen deutlich überdurchschnittlich häufig auf die äußeren Umstände,d.h.
zu wenig staatliche Unterstützung,Benachteiligung durch Lehrer und ungleiche finanzielle Voraussetzungen.
Diese möglichen Ursachen werden allerdings auch von schwedischen Eltern aus einfachen Sozialschichten
überdurchschnittlich häufig angeführt (Tabelle 1).
Dass die Ursache für ungleiche Chancen von Kindern von der deutschen Bevölkerung viel häufiger als in
Schweden in den ungleichen persönlichen Voraussetzungen von Eltern verortet wird, ist aber nicht (nur)
Folge unterschiedlicher "Ideologien",sondern hat einen realen Grund.Das zeigt eine Analyse der elterlichen
Erziehungsziele in beiden Ländern.
Schwedische Eltern möchten ihren Kindern vor allem soziale Grundtugenden wie Ehrlichkeit, Höflichkeit
und Hilfsbereitschaft mit auf den Lebensweg geben sowie Verantwortungsbewusstsein und Selbständigkeit.
Jeweils über 70 Prozent der Eltern unter-12-jähriger Kinder in Schweden nennen dies als Ziel ihrer Erziehung.
In diesen Punkten unterscheiden sich deutsche und schwedische Eltern auch nur wenig.Auch Neugier steht
in beiden Ländern ähnlich häufig, nämlich bei jeweils gut der Hälfte der Eltern auf der Liste der eigenen
25
Ursachen für Chancenungleichheit aus Elternsicht – schichtspezifische Wahrnehmungen
Tabelle 1
Bundesrepublik Deutschland, Schweden
Eltern von Kindern unter 12 Jahren
Frage: "Was glauben Sie, woran liegt es vor allem, dass manche Kinder in Deutschland/Schweden schlechtere Chancen haben, sich gut zu
entwickeln und es im Leben zu etwas zu bringen?" (Listenvorlage, Mehrfachnennungen möglich)
ELTERN UNTER-12-JÄHRIGER KINDER
Deutschland Schweden Deutschland Schweden
--------------------------------------------------- ---------------------------------------------------
Dass manche Kinder schlechtere soziale Schichten soziale Schichten
Chancen haben, sich gut zu entwickeln, ------------------------------------------------ ------------------------------------------------
liegt vor allem daran, dass – höhere mittlere einfache höhere mittlere einfache *
% % % % % % % %
manche Eltern ihren Kindern kein gutes
Vorbild sind....................................................... 79 ..................58 84..............79 .............72 61 ............. 58..............49
manche Kinder von ihren Eltern nicht
richtig erzogen werden, z.B. nicht lernen,
Arbeiten gründlich zu erledigen oder zu
Ende zu führen ................................................. 73 ..................44 79..............71 .............70 47 ............. 44..............39
die finanziellen Voraussetzungen im
Elternhaus sehr unterschiedlich sind..................73 ..................66 70..............70 .............87 59 ............. 67..............76
manche Eltern kein oder nur wenig
Interesse daran haben, sich mit ihren
Kindern zu beschäftigen.....................................71 ..................67 78..............74 .............51 68 ............. 67..............62
manche Eltern, die selbst keine gute
Bildung bzw. Ausbildung haben, ihre
Kinder nicht gut fördern................................... 67 ..................30 77..............68 .............42 36 ............. 25..............34
viele Eltern gar nicht wissen, wie sie
ihre Kinder am besten fördern können ............ 60 ..................47 58..............64 .............55 52 ............. 45..............42
manche Eltern nicht viel Zeit mit ihren
Kindern verbringen können................................53 ..................59 52..............54 .............50 62 ............. 58..............52
.../
Erziehungsziele, die Fähigkeit, das Leben zu genießen in Schweden etwas häufiger als in Deutschland
(54 Prozent gegenüber 44 Prozent).
Bemerkenswert ist dagegen, dass viele andere Dimensionen schwedischen Eltern als Ziele der eigenen
Erziehung deutlich weniger wichtig sind als deutschen: Sowohl eine gute,vielseitige Bildung als auch Tugen-
den wie Durchhaltevermögen, Leistungsbereitschaft und Sorgfalt sind nur jeweils weniger als einem Drittel
der schwedischen Eltern Ziel der Erziehung im Elternhaus, dagegen jeweils einer deutlichen Mehrheit der
Eltern in Deutschland (Schaubild 15, Seite 27).6
Während schwedische Eltern sich in ihren Erziehungszielen also stark auf die oben genannten sozialen
Grundtugenden sowie Selbständigkeit und Verantwortungsbewusstsein fokussieren, sehen sich Eltern in
Deutschland in großen Teilen wesentlich mit in der Verantwortung, für eine gute Allgemeinbildung ihrer
Kinder und das Erlernen von Tugenden wie Durchhaltevermögen,Leistungsbereitschaft und Sorgfalt zu sor-
gen.Wenn der Umfang des elterlichen Bildungs- und Erziehungsauftrags in beiden Ländern so unterschied-
lich interpretiert wird, erstaunt kaum, dass sich die in den Elternhäusern unterschiedlichen intellektuellen
und auch materiellen Voraussetzungen in Deutschland stärker auf die Entwicklungschancen von Kindern
auswirken als in Schweden. So hat etwa eine im vergangenen Jahr vom Allensbacher Institut durchgeführte
Studie gezeigt, wie viel leichter es Eltern mit höherer Schulbildung fällt, ihre Kinder bei den Hausaufgaben
zu unterstützen als weniger gut gebildeten Eltern.7
26
Ursachen für Chancenungleichheit aus Elternsicht – schichtspezifische Wahrnehmungen
Tabelle 1
Bundesrepublik Deutschland, Schweden
Eltern von Kindern unter 12 Jahren
/... ELTERN UNTER-12-JÄHRIGER KINDER
Deutschland Schweden Deutschland Schweden
--------------------------------------------------- ---------------------------------------------------
Dass manche Kinder schlechtere soziale Schichten soziale Schichten
Chancen haben, sich gut zu entwickeln, ------------------------------------------------ ------------------------------------------------
liegt vor allem daran, dass – höhere mittlere einfache höhere mittlere einfache *
% % % % % % % %
die Kinder unterschiedlich begabt
sind ................................................................... 48 ..................26 53..............47 .............42 19 ............. 29..............28
die Qualität der Betreuung in den
Betreuungseinrichtungen wie Kinder-
garten oder Kita sehr unterschiedlich
ist........................................................................33 ..................28 27..............34 .............46 27 ............. 26..............39
der Staat nicht genug dafür tut, um
benachteiligte Kinder zu unterstützen ...............31 ..................26 16..............32 .............59 25 ............. 23............ 38
manche Kinder in der Schule von den
Erziehern bzw. Lehrern benachteiligt
werden ................................................................28 ..................14 11..............33 .............49 12 ............. 11............ 34
manche Kinder unter drei Jahren zu-
hause betreut werden und andere
eine Kinderbetreuungseinrichtung
besuchen.............................................................11 ................... 8 11..............11 .............14 5 .............. 9..............11
manche Kinder in die Kita gehen,
während andere Tagesmütter haben.................. – ................... 4 –.............. – ............. – 2 .............. 5............... 5
Nichts davon........................................................ x ................... 1 x............... x .............. x 1 .............. 1............... 3
Alle Kinder haben gleiche Chancen..................... 1 ................... 5 x............... 2 .............. 2 3 .............. 6............... 6
"–" = Wert wurde in Deutschland nicht erhoben * Fallzahl n = 43, Befund kann daher nur als Näherungswert interpretiert werden
QUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241
6
Es sollte daraus nicht geschlossen werden, dass diese Ziele für Eltern in Schweden per se unwichtig sind – sie stehen nur nicht im
Zentrum der Erziehung im Elternhaus. Die Vermittlung von Bildungsinhalten und Sekundärtugenden
wird offenbar stärker als in Deutschland als Aufgabe der staatlichen Bildungseinrichtungen gesehen.
7
"Zwischen Ehrgeiz und Überforderung. Bildungsambitionen und Erziehungsziele von Eltern in Deutschland. Eine Studie des Instituts für
Demoskopie Allensbach im Auftrag der Vodafone Stiftung Deutschland", Vodafone Stiftung Deutschland gemeinnützige GmbH, Düsseldorf 2011, Seite 11.
Hinzu kommt, dass die Bedeutung vieler Erziehungsziele in Deutschland tendenziell stärker von der
sozialen Schicht abhängt als in Schweden.Das gilt etwa für Leistungsbereitschaft,für eine gute Bildung oder
auch für die Freude an Büchern – Punkte die jeweils überdurchschnittlich häufig bei Eltern aus der Ober-
schicht auf der Liste wichtiger Erziehungsziele stehen (Anhangtabelle 1). Insbesondere Eltern aus der Ober-
schicht sehen sich in dieser Hinsicht also gegenüber ihren Kindern in der Pflicht.
27
© IfD-Allensbach
BASIS: ELTERN VON UNTER-12-JÄHRIGEN KINDERN IN DEUTSCHLAND UND SCHWEDEN
QUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241, MAI/JUNI 2012
88
83
77
32
29
56
71
46
27
29
48
72
30
33
55
54
28
15
8
7
ELTERN VON UNTER-12-JÄHRIGEN KINDERN IN –
89
85
84
81
78
78
78
69
69
69
68
66
63
58
56
44
42
37
23
22
ELTERLICHE ERZIEHUNGSZIELE: ALLGEMEINBILDUNG UND
SEKUNDÄRTUGENDEN FÜR SCHWEDEN DEUTLICH WENIGER
WICHTIG – FOKUSSIERUNG AUF SOZIALE GRUNDTUGENDEN,
VERANTWORTUNGSBEWUSSTSEIN UND SELBSTÄNDIGKEIT
Ehrlichkeit, Aufrichtigkeit
Höflichkeit und gutes Benehmen
Gute, vielseitige Bildung
Sicheres Auftreten, Selbstbewusstsein
Hilfsbereitschaft
Toleranz
Leistungsbereitschaft, Ehrgeiz
Pünktlichkeit
Gesunde Lebensweise
Selbständigkeit
Sparsam mit Geld umgehen
Neugier, Wissensdurst
Das Leben genießen
Freude an Büchern haben, gern lesen
Religiosität, Glaube an Gott
Interesse für Politik
Verantwortungsbewusstsein, Verantwortung
für das eigene Handeln übernehmen
Technisches Verständnis, mit der modernen
Technik umgehen können
Sorgfalt, Dinge ordentlich und
gewissenhaft tun
Durchhaltevermögen, Sachen zu Ende bringen
%
Frage: "Wir haben einmal eine Liste zusammengestellt mit verschiedenen Forderungen,
was man Kindern für ihr späteres Leben alles mit auf den Weg geben soll, was Kinder
im Elternhaus lernen sollen. Was davon halten Sie für besonders wichtig?" (Listenvorlage)
SCHWEDENDEUTSCHLAND
SCHAUBILD 15
Bildungs- und Aufstiegswünsche von Eltern
für ihre Kinder
Das in beiden Ländern unterschiedlich stark ausgeprägte "Involvement" von Eltern in den Erwerb von
Bildung und Leistungsorientierung ihrer Kinder schlägt sich auch in den Haltungen zu den Schulkarrieren
ihrer Kinder nieder.
Zwar sind die Ambitionen von Eltern im Hinblick auf den Bildungsabschluss ihrer Kinder sowohl in
Deutschland als auch in Schweden stark schichtabhängig: Eltern aus höheren sozialen Schichten wünschen
sich in beiden Ländern überdurchschnittlich häufig einen hohen Bildungsabschluss für ihre Kinder, Eltern
aus einfachen Sozialschichten sind dagegen häufiger auch mit mittleren Abschlüssen zufrieden bzw.äußern
in Deutschland keine bestimmten Erwartungen in dieser Hinsicht (Schaubild 16).
29
© IfD-Allensbach
AUCH IN SCHWEDEN DEUTLICH SCHICHTABHÄNGIGE
BILDUNGSAMBITIONEN VON ELTERN FÜR IHRE KINDER
Als Schulabschluss
wünschen sich für
ihr Kind nach
Möglichkeit –
Keine Angabe
Es haben keine
bestimmten Erwartungen
Abitur bzw.
Fachhochschulreife
Mittlere Reife
Hauptschulabschluss
x = Anteil unter 0,5 Prozent
BASIS: ELTERN VON 6- BIS 17-JÄHRIGEN KINDERN IN DEUTSCHLAND UND SCHWEDEN
QUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241, MAI/JUNI 2012
63
86
54
47
66
81
62
35
20
6
26
23
22
9
25
53
x
x
x
3
x x x
x16
8
19
27
10 9 11 8
x x 21 1 2 1 4
%
ELTERN VON 6- BIS 17-JÄHRIGEN
KINDERN IN DEUTSCHLAND
ELTERN VON 6- BIS 17-JÄHRIGEN
KINDERN IN SCHWEDEN
Hochschul-
studium
Gymnasium
Grundschule
Keine bestimm-
ten Erwartungen
Keine Angabe
soziale Schichten
höhereinsgesamt mittlere einfache
soziale Schichten
höhereinsgesamt mittlere einfache
Frage: "Was wünschen Sie sich: Welchen Schulabschluss soll Ihr Kind/
sollen Ihre Kinder nach Möglichkeit einmal machen?"
SCHAUBILD 16
Dabei sind die Bildungsabschlüsse aufgrund der in den beiden Ländern unterschiedlichen Bildungssysteme
nicht direkt miteinander vergleichbar. Anders als im dreigliedrigen Schulsystem in Deutschland ist der
Bildungsabschluss in Schweden wesentlich an die Ausbildungslänge gebunden: Nach dem obligatorischen
Besuch der Grundschule von Klasse 1 bis 9 wechselt die große Mehrheit der Schüler anschließend auf das
Gymnasium. Der Besuch ist freiwillig und kostenlos, dauert zwei bis drei Jahre und bietet sowohl eher
praxisorientierte,berufsvorbereitende Ausbildungsgänge als auch stärker theoretische,direkt auf ein Studium
vorbereitende Ausbildungsgänge (vgl.auch Anhangschaubild 1).Nach Angaben von Eurostat verfügten 2011
47,5 Prozent aller 30- bis 34-jährigen Schweden über eine Hochschulausbildung, in Deutschland dagegen
nur 30,7 Prozent – der EU-Durchschnitt lag bei 34,6 Prozent.
Dass ihre Kinder den von den Eltern gewünschten Abschluss auch schaffen,ist deutschen Eltern aber deut-
lich wichtiger als schwedischen: Für 43 Prozent der deutschen Eltern ist das sehr wichtig, dagegen nur für
31 Prozent der schwedischen Eltern.Besonders ausgeprägt sind die Unterschiede zwischen Deutschland und
Schweden in der Oberschicht.Während es Eltern aus höheren sozialen Schichten hierzulande fast zur Hälfte
sehr wichtig ist, dass ihre Sprösslinge den gewünschten Schulabschluss machen, äußert das in Schweden
nur rund ein Drittel dieser Eltern (Schaubild 17).
30
DEUTSCHEN ELTERN IST ES WICHTIGER, DASS IHR KIND DEN
GEWÜNSCHTEN ABSCHLUSS AUCH ERREICHT
Dass ihr Kind den
von ihnen gewünschten
Abschluss schafft, ist –
Keine Erwartungen
bezügl. Abschluss
bzw. keine Angabe
sehr wichtig
wichtig
weniger wichtig
x = Anteil unter 0,5 Prozent
63
gar nicht wichtig
43 48
39
51
31 34
27
40
37
41
39 20
40 42
40
31
3
3
3
2
15
13
16
16
x
x
x
x
1 x
2
x
17
8
19
27
13 11 15 13
%
© IfD-Allensbach
BASIS: ELTERN VON 6- BIS 17-JÄHRIGEN KINDERN IN DEUTSCHLAND UND SCHWEDEN
QUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241, MAI/JUNI 2012
soziale Schichten
insgesamt
soziale Schichten
höhereinsgesamt mittlereeinfache höheremittlereeinfache
ELTERN VON 6- BIS 17-JÄHRIGEN
KINDERN IN DEUTSCHLAND
ELTERN VON 6- BIS 17-JÄHRIGEN
KINDERN IN SCHWEDEN
Frage an Eltern, die bestimmte Erwartungen haben, welchen Schulabschluss
ihr Kind/ihre Kinder einmal machen sollen: "Und wie wichtig ist Ihnen, dass Ihr Kind/Ihre Kinder
diesen Schulabschluss auch schaffen? Ist Ihnen das..."
SCHAUBILD 17
Auch hier zeigt sich, dass sich deutsche Eltern insgesamt – und deutsche Eltern aus der Oberschicht im
Besonderen – stärker in der Verantwortung für den Bildungserfolg ihrer Kinder sehen als schwedische.
Auch der Wunsch nach sozialem Aufstieg der Kinder wird in Deutschland von Eltern häufiger geäußert als
in Schweden: Schließen sich hierzulande 43 Prozent der Aussage an "unseren Kindern soll es später einmal
bessergehen als uns",sind es in Schweden 31 Prozent.Besonders ausgeprägt fallen die Unterschiede zwischen
den beiden Ländern in dieser Frage in der Mittelschicht aus: Während sich rund die Hälfte der deutschen
Mittelschichteltern erhofft, dass es die eigenen Kinder später einmal besser haben werden, teilt nur rund
ein Drittel der schwedischen Eltern aus den mittleren sozialen Schichten diese Sichtweise (Schaubild 18).
31
SCHWEDEN
DEUTSCHLAND
soziale Schichten
höhere mittlere einfache
Frage "Früher haben ja viele Eltern gesagt: 'Meinen Kindern soll es später mal bessergehen als uns'.
Würden Sie das heute auch sagen, oder sind Sie ganz zufrieden, wenn es Ihren Kindern
später mal genauso geht wie Ihnen heute?"
© IfD-Allensbach
BASIS: ELTERN UNTER-18-JÄHRIGER KINDER IN DEUTSCHLAND UND SCHWEDEN
QUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241, MAI/JUNI 2012
WUNSCH NACH SOZIALEM AUFSTIEG DER EIGENEN KINDER:
IN DEUTSCHLAND VERBREITETER ALS IN SCHWEDEN
31
30
32
67
62
21
17
49
"Unseren Kindern
soll es später mal
bessergehen als uns"
43
%
Es sind ganz zufrieden,
wenn es ihren Kindern
später mal genauso
geht wie ihnen heute
in Deutschland in Schweden
Eltern von unter-18-jährigen Kindern –
55 65 78 49
34
82
63
SCHAUBILD 18
Innerhalb Deutschlands sind beträchtliche Unterschiede in diesen Fragen zwischen den westlichen und
östlichen Bundesländern festzustellen. Während es im Westen 40 Prozent der Eltern, deren Kind eine
Betreuungseinrichtung oder Schule besucht, sehr wichtig ist, dass ihr Kind den von ihnen gewünschten
Schulabschluss erreicht, sind es im Osten 56 Prozent. Eltern äußern im Osten auch deutlich häufiger den
Wunsch nach sozialem Aufstieg ihrer Kinder.Gut die Hälfte möchte,dass es den eigenen Kindern später ein-
mal bessergeht als ihnen selbst.Im Westen liegt der Anteil mit 40 Prozent deutlich niedriger (Schaubild 19).
Der Wunsch nach sozialem Aufstieg der Kinder hat dabei in Deutschland in den vergangenen Jahren in
Ost wie West wieder zugenommen und liegt aktuell im Osten wieder auf dem (hohen) Niveau von 1996, im
Westen deutlich höher als 1996 und 2009 (Schaubild 20, Seite 33).
32
© IfD-Allensbach
IM OSTEN DEUTSCHLANDS IST ES ELTERN DEUTLICH WICHTIGER,
DASS IHRE KINDER DEN GEWÜNSCHTEN SCHULABSCHLUSS
MACHEN ALS IM WESTEN
x = Anteil unter 0,5 Prozent
BASIS: BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND, ELTERN
QUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241, MAI/JUNI 2012
Dass ihr Kind den von
ihnen gewünschten
Abschluss schafft, ist –
Eltern, deren Kinder eine Betreuungs-
einrichtung oder Schule besuchen
West Ost
Keine Erwartungen
bezügl. Abschluss bzw.
keine Angabe
sehr wichtig
wichtig
weniger wichtig
gar nicht wichtig
56
34
22
3
3 x
x
23 19
40
%
West Ost
Eltern von Kindern
unter 12 Jahren
40
%
54
58
45
"Unseren Kindern
soll es später
einmal besser-
gehen als uns"
Es sind zufrieden,
wenn es ihren
Kindern später
einmal genauso
geht wie ihnen
SCHAUBILD 19
33
© IfD-Allensbach
BASIS: BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND, ELTERN VON KINDERN UNTER 16 JAHREN
QUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGEN, ZULETZT 6241, MAI/JUNI 2012
DER WUNSCH NACH SOZIALEM AUFSTIEG DER KINDER HAT
IN DEUTSCHLAND ZULETZT WIEDER ZUGENOMMEN
"Meinen Kindern soll es später mal bessergehen als uns"
33
38
32
34
39
41
43
55 %
53
201220091996
WEST
OST
GESAMT-
DEUTSCHLAND
SCHAUBILD 20
Die Förderung und Betreuung kleiner Kinder
Die Vorstellungen davon, mit welchen konkreten Maßnahmen kleine Kinder bis ungefähr 6 Jahre am
besten gefördert werden können, unterscheiden sich zwischen deutschen und schwedischen Eltern nur
punktuell. So sind sich deutsche und schwedische Eltern weitgehend einig darin, dass es besonders wichtig
ist,viel mit dem Kind zu sprechen,dem Kind vorzulesen bzw.mit ihm zusammen Bücher anzuschauen sowie
darauf zu achten, dass das Kind neue Erfahrungen sammelt, viel ausprobieren kann.
Mit dem Kind Spiele zu spielen und für viel Bewegung zu sorgen,halten deutsche Eltern dagegen für deut-
lich wichtiger als schwedische.Umgekehrt halten es fast zwei Drittel der schwedischen Eltern,aber nur knapp
die Hälfte der deutschen für besonders wichtig, das Kind in den Alltag einzubinden indem es sich z.B. an
der Hausarbeit beteiligt (Schaubild 21, Seite 36).
Auch zwischen den sozialen Schichten in Deutschland gehen die Auffassungen darüber,wie kleine Kinder
am besten gefördert werden können, nur in wenigen Punkten deutlich auseinander. So halten es Eltern aus
einfachen sozialen Schichten in überdurchschnittlichen Anteilen für wichtig,das Kind zum Malen oder Bas-
teln zu ermutigen. Und Eltern aus der Oberschicht halten es nur in unterdurchschnittlichen Anteilen für
besonders förderlich,den Nachwuchs bestimmte Fernsehsendungen schauen zu lassen oder die Kinder ge-
nerell selbst entscheiden zu lassen,ob sie z.B.ein Instrument lernen oder eine bestimmte Sportart betreiben
möchten (Anhangtabelle 2).
Noch am auffälligsten sind die Schichtunterschiede in Deutschland – auch im Vergleich zu Schweden –
wenn es um die Rolle von Musik für die Förderung von Kindern geht.Während es in Deutschland 61 Prozent
der Eltern aus höheren Sozialschichten im Hinblick auf die Entwicklung eines Kindes für besonders wichtig
halten, es an die Musik heranzuführen, ihm z.B. ein Instrument näherzubringen, teilen nur 40 Prozent der
Eltern aus einfachen Schichten diese Auffassung. In Schweden zeigt sich eine solche Abhängigkeit dagegen
nicht (Schaubild 22, Seite 37). Insgesamt scheinen die Unterschiede in den Förderkonzepten verschiedener
sozialer Schichten aber keine zentrale Ursache für die in Deutschland gegenüber Schweden deutlich größere
Schichtabhängigkeit des Bildungserfolgs von Kindern.
35
Auch im Hinblick auf mögliche Maßnahmen,um sicherzustellen,dass alle Kinder unter 6 Jahren möglichst
gleiche Chancen haben, sich gut zu entwickeln, vertreten die deutsche und die schwedische Bevölkerung
insgesamt ähnliche Ansichten. Für am wichtigsten halten beide die individuelle Förderung der Kinder in
den Betreuungseinrichtungen,genügend Zeit für die Eltern,um sich um ihre Kinder zu kümmern,dass Eltern
36
Frage: "Was meinen Sie: Wie kann man kleine Kinder bis ungefähr 6 Jahre am
besten fördern, so dass sie sich möglichst gut entwickeln und entfalten?
Was ist da besonders wichtig?" (Listenvorlage)
© IfD-Allensbach
NUR TEILWEISE UNTERSCHIEDLICHE FÖRDERUNGSKONZEPTE
BEI DEUTSCHEN UND SCHWEDISCHEN ELTERN
Damit sich kleine
Kinder bis ungefähr
6 Jahre möglichst
gut entwickeln,
ist es besonders
wichtig –
mit dem Kind Spiele spielen
das Kind an die Musik heranführen, z.B. mit ihm
singen oder ihm ein Instrument näherbringen
darauf achten, dass das Kind viel Zeit mit
anderen Kindern verbringt
das Kind zum Malen bzw. Basteln ermutigen
mit dem Kind viel unternehmen
darauf achten, dass sich das Kind vernünftig
ernährt
darauf achten, dass das Kind viel Bewegung
bekommt
darauf achten, dass das Kind neue
Erfahrungen sammelt, viel ausprobieren kann
dem Kind vorlesen bzw. zusammen mit
dem Kind Bücher anschauen
dem Kind Freiräume lassen, nicht den
ganzen Tag verplanen
das Kind weitgehend selbst entscheiden lassen,
was es machen möchte, ob es z.B. eine Sport-
art oder ein Musikinstrument lernen möchte
das Kind Lernprogramme am Computer bzw.
im Internet machen lassen
89
48
85
70
47
58
64
83
69
67
60
43
63
15
33
30
BASIS: ELTERN VON UNTER-12-JÄHRIGEN KINDERN IN DEUTSCHLAND UND SCHWEDEN
QUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241, MAI/JUNI 2012
das Kind in den Alltag bzw. Haushalt einbinden,
z.B. dass es sich an der Hausarbeit beteiligt
viel mit dem Kind sprechen
das Kind bestimmte Fernsehsendungen
schauen lassen, bei denen es etwas lernt
Kinder möglichst früh mit Fremdsprachen in
Berührung bringen
87
87
82
79
78
78
76
75
70
67
57
49
47
30
21
20
%
ELTERN VON UNTER-12-JÄHRIGEN KINDERN IN – SCHWEDENDEUTSCHLAND
SCHAUBILD 21
Beratung und Unterstützung in Erziehungsfragen bekommen können und dass genügend Ganztagsbe-
treuungsplätze zur Verfügung gestellt werden.
Punktuell bestehen aber durchaus unterschiedliche Auffassungen der deutschen und schwedischen
Bevölkerung über geeignete Maßnahmen.So hält die deutsche Bevölkerung Sprachtests vor der Einschulung
sowie eine allgemeine Pflicht zum Besuch des Kindergartens in deutlich höherem Anteil für zielführend als
die schwedische Bevölkerung, die umgekehrt größere Hoffnung in einheitliche Qualitätsstandards für
Kinderbetreuungseinrichtungen setzt.
Dass alle Kinder schon vor dem dritten Lebensjahr eine Betreuungseinrichtung besuchen sollen,um Kin-
dern möglichst gleiche Entwicklungschancen zu eröffnen, wird zwar häufiger von Deutschen ins Spiel ge-
bracht als von Schweden, aber auch in Deutschland nur von einer Minderheit (29 Prozent, Schaubild 23,
Seite 38). Deutlich überdurchschnittlich wird diese Position allerdings in den östlichen Bundesländern ver-
treten – hier von rund jedem Zweiten.8
37
soziale Schichten
höhere mittlere einfache
© IfD-Allensbach
BASIS: ELTERN VON UNTER-12-JÄHRIGEN KINDERN IN DEUTSCHLAND UND SCHWEDEN
QUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241, MAI/JUNI 2012
MUSIK ALS MITTEL DER FÖRDERUNG KLEINER KINDER:
IN EINFACHEN SOZIALEN SCHICHTEN IN DEUTSCHLAND
ALS WENIGER WICHTIG BEURTEILT
DEUTSCHLAND
SCHWEDEN
Eltern von Kindern
unter 12 Jahren
insgesamt
56
68*)
6260 %
*) Fallzahl n=43,
Befund kann
daher nur als
Näherungswert
interpretiert
werden
57 61 59 40
"Damit sich kleine Kinder bis ungefähr 6 Jahre möglichst gut
entwickeln, ist es besonders wichtig, sie an die Musik heranzuführen,
z.B. mit ihnen zu singen oder ihnen ein Instrument näherzubringen"
SCHAUBILD 22
8
49 Prozent, vgl. tabellarischer Basisbericht DEUTSCHLAND, Tabelle 12b
38
Frage: "Wenn Sie einmal an Kinder im Alter von bis zu 6 Jahren denken: Was meinen Sie,
was ist wichtig, um sicherzustellen, dass alle Kinder in diesem Alter - unabhängig von
ihrer sozialen Schicht - die gleichen Chancen haben, sich gut zu entwickeln, und
was ist dafür weniger wichtig? Bitte verteilen Sie die Karten entsprechend auf das
Blatt." (Kartenspiel- und Bildblattvorlage, Mehrfachnennungen möglich)
© IfD-Allensbach
BASIS: 16- BIS 74-JÄHRIGE BEVÖLKERUNG IN DEUTSCHLAND UND SCHWEDEN
QUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241, MAI/JUNI 2012
Um sicherzustellen, dass
alle Kinder bis ungefähr
6 Jahre die gleichen
Chancen haben,
sich gut zu entwickeln,
halten für wichtig –
85
83
92
77
52
70
81
n.e.
35
49
n.e.
19
n.e. = in diesem Land nicht erhoben
86
84
83
77
76
71
69
63
49
47
47
29
%
dass Eltern, die sich Förderangebote, wie
z.B. Musikunterricht, für ihre Kinder nicht
leisten können, finanziell unterstützt werden
dass Kinder in Betreuungseinrichtungen
individuell gefördert werden, z.B. in der
Sprachentwicklung
dass alle Eltern genügend Zeit haben,
sich um ihre Kinder zu kümmern
dass Eltern bei Erziehungsfragen Beratung
und Unterstützung erhalten können
dass man vor der Einschulung einen
Sprachtest durchführt und bei Bedarf
Sprachunterricht anbietet
dass gute Ganztagsbetreuungsplätze zur
Verfügung gestellt werden
dass es einheitliche Qualitätsstandards für
Kinderbetreuungseinrichtungen gibt
dass der Besuch des Kindergartens
kostenlos ist
dass der Besuch des Kindergartens für
alle zur Pflicht wird
dass Erzieher besonders gut ausgebildet
werden, z.B. eine akademische Ausbildung
haben, studiert haben
dass die Betreuung von Kindern unter
3 Jahren kostenlos ist
dass alle Kinder schon vor dem 3. Lebens-
jahr eine Betreuungseinrichtung besuchen
dass Kitas, Vorschulen kostenlos sind
MAßNAHMEN, UM CHANCENGERECHTIGKEIT SICHERZUSTELLEN:
SPRACHTESTS UND KINDERGARTENPFLICHT HÄLT DIE DEUTSCHE
BEVÖLKERUNG FÜR DEUTLICH WICHTIGER ALS DIE SCHWEDISCHE,
BEI EINHEITLICHEN QUALITÄTSSTANDARDS IST ES UMGEKEHRT
SCHWEDENDEUTSCHLAND
n.e. 63
SCHAUBILD 23
In Deutschland halten es Eltern aus einfachen sozialen Schichten für überdurchschnittlich wichtig, dass
Eltern im Bedarfsfall Beratung und Unterstützung in Erziehungsfragen erhalten können,in Schweden dage-
gen,dass die Erzieher in Betreuungseinrichtungen eine besonders gute,z.B.akademische Ausbildung haben.
In beiden Ländern halten es vor allem Eltern aus einfachen Sozialschichten für wichtig,dass die Betreuungs-
einrichtungen kostenlos sind (Anhangtabelle 3).
Was die tatsächlich genutzten Förderangebote angeht, zeigt sich allerdings, dass Kinder aus der Unter-
schicht in Deutschland deutlich zurückbleiben. So nutzen Eltern aus einfachen sozialen Schichten deutlich
unterdurchschnittlich häufig Angebote wie Mutter-Kind-Turnen oder Babyschwimmen – für viel Bewegung
zu sorgen spielt im Förderkonzept für kleine Kinder in Deutschland eine vergleichsweise große Rolle (vgl.
Seite 36, Schaubild 21) – und schicken ihre unter-10-jährigen Kinder seltener als Eltern aus höheren Sozial-
schichten in Sport- oder Musikvereine bzw. zur musikalischen Früherziehung. Von einer Liste mit 13
möglichen Förderangeboten für unter-10-jährige Kinder geben Eltern aus einfachen Schichten im Durch-
schnitt 2,5 genutzte Angebote zu Protokoll, Eltern aus der Oberschicht dagegen 3,9.
Dieser Befund zeigt, wie der von Eltern in Deutschland sehr umfassend interpretierte Erziehungsauftrag
in Verbindung mit ungleichen materiellen Voraussetzungen in den Elternhäusern schichtspezifische
Chancenungleichheit produziert.
Die Nutzung von Förderangeboten insbesondere für Kleinkinder hat in den letzten Jahrzehnten stark zu-
genommen. So haben von den Eltern, deren Kinder heute 40 Jahre und älter sind, nur 5 Prozent Krabbel-
gruppen besucht, 6 Prozent Babyschwimmen und 10 Prozent ein Mutter-Kind-Turnen. Die Anteile liegen
heute jeweils zwischen 40 und 50 Prozent. Auch der Anteil derjenigen, die Musikschulen oder die musikali-
sche Früherziehung besuchen oder logopädische Förderung in Anspruch nehmen,ist offensichtlich deutlich
gewachsen (Tabelle 2, Seite 40).
39
40
Frage:"Wenn Sie einmal an Angebote denken, die es für Kinder bis ungefähr 10 Jahre gibt. Welche
dieser Angebote nutzen Sie bzw. haben Sie früher einmal für Ihr
Kind/Ihre Kinder in diesem Alter genutzt?" (Listenvorlage)
ELTERN UNTER-12-JÄHRIGER KINDER Eltern von
-------------------------------------------------------- erwachsenen
ins- soziale Schichten Kindern im
gesamt ---------------------------------------- Alter von mind.
höhere mittlere einfache 40 Jahren
% % % % %
Sportvereine........................................61 68 ........... 61......... 42 63
Krabbelgruppen ..................................46 56 ........... 40........... 41 5
Mutter-Kind-Turnen bzw. Kinder-
turnen .................................................45 54 ........... 43......... 28 10
Babyschwimmen.................................41 58 ........... 34......... 28 6
Vorschulangebote im Kinder-
garten, Vorschulunterricht..................31 22 ........... 39........... 25 21
Musikunterricht ..................................28 36 ........... 29......... 11 23
Musikalische Früherziehung ...............28 35 ........... 27......... 14 12
Logopädische Förderung, Hilfe
bei Sprechproblemen..........................17 16 ........... 20........... 11 4
PEKiP ..................................................11 19 ............ 8............ 6 x
Fremdsprachenunterricht für
Kindergartenkinder.............................10 13 ........... 10............ 6 x
Nachhilfe ............................................. 8 8 ............ 6........... 17 11
Förderunterricht, z.B. bei Schreib-
und Leseschwäche ............................... 8 2 ........... 12............ 7 2
Sprachförderung in Deutsch................ 4 x ............ 4............ 8 1
Anderes................................................ 1 1 ............ x............ 2 1
Durchschnittlich genutzte Zahl
der Angebote .................................... 3,4 3,9 ......... 3,3......... 2,5 1,6
Nichts davon.......................................10 8 ............ 8........... 16 22
Keine Angabe....................................... 1 2 ............ 2............ x 5
-UMFRAGE 6241
Genutzte Förderangebote für junge Kinder –
schichtspezifische Unterschiede und
Generationenunterschiede
Tabelle 2
Bundesrepublik Deutschland
Eltern von Kindern unter 12 Jahren
x = weniger als 0,5 Prozent
QUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD
Auch wenn sich die Ansichten der Deutschen und Schweden zur Frage,wie man kleine Kinder am besten
fördert und welche Maßnahmen geeignet wären, um schichtunabhängig möglichst gleiche Entwicklungs-
chancen für Kinder herzustellen, insgesamt nur begrenzt unterscheiden, liegen sie in einer wichtigen und
in Deutschland auch politisch viel diskutierten Grundfrage doch signifikant auseinander: Wenn es darum
geht,ob es für die Entwicklung eines Kindes besser ist,wenn es in den ersten drei Lebensjahren ausschließlich
in der Familie betreut wird oder ob es besser ist, wenn es in dieser Zeit auch eine Betreuungseinrichtung
besucht, plädieren 46 Prozent der schwedischen Bevölkerung für den Besuch einer Betreuungseinrichtung,
in Deutschland dagegen nur 27 Prozent.Deutschland ist in dieser Frage allerdings gespalten: Die ausgeprägte
Skepsis gegenüber einer Fremdbetreuung kommt aus Westdeutschland, während die ostdeutsche Bevölke-
rung dem Besuch einer Betreuungseinrichtung noch positiver gegenübersteht als die schwedische.
Noch stärker unterscheiden sich die Einstellungen von jungen Eltern in dieser Frage zwischen West-
deutschland auf der einen Seite und Schweden bzw. Ostdeutschland auf der anderen Seite. Während
58 Prozent der schwedischen Eltern von unter-12-jährigen Kindern und 63 Prozent der ostdeutschen den
Besuch einer Betreuungseinrichtung in den ersten drei Lebensjahren für ratsam halten, sehen das nur
22 Prozent der westdeutschen Eltern so (Schaubild 24).
41
Frage: "Was ist Ihrer Meinung nach für die Entwicklung eines Kindes am besten?
Wenn es in den ersten drei Lebensjahren ausschließlich in der Familie betreut wird,
oder wenn es in dieser Zeit auch eine Kinderbetreuungseinrichtung besucht?"
© IfD-Allensbach
NUR FAMILIE ODER AUCH KINDERBETREUUNGSEINRICHTUNG?
WAS FÜR DIE ENTWICKLUNG KLEINER KINDER AM BESTEN IST,
SEHEN DEUTSCHE UND SCHWEDEN SEHR UNTERSCHIEDLICH
Für die Entwicklung eines Kindes
ist es in den ersten drei Lebens-
jahren am besten, wenn –
Eltern von Kindern unter 12 Jahren in –
SCHWEDENDEUTSCHLAND
16- bis 74-jährige Bevölkerung In –
SCHWEDENDEUTSCHLAND
es ausschließlich
in der Familie
betreut wird
es auch eine Kinder-
betreuungsein-
richtung besucht
46
%
35
52
29
14
54
21
52
21
46
47
27
22
27
63 58
27 2427 1927 24 23 15
BASIS: 16- BIS 74-JÄHRIGE BEVÖLKERUNG IN DEUTSCHLAND UND SCHWEDEN
QUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241, MAI/JUNI 2012
Unentschieden
insge-
samt
West Ost insge-
samt
West Ost
SCHAUBILD 24
In der Frage, ob im Fall einer frühen außerfamiliären Betreuung für die Entwicklung des Kindes eine
Betreuungseinrichtung oder eine Tagesmutter förderlicher wäre, votieren deutsche und schwedische Eltern
dagegen ganz ähnlich.In beiden Ländern werden Betreuungseinrichtungen tendenziell favorisiert,wobei für
vergleichsweise hohe Anteile – insbesondere in Schweden – die Entscheidung in dieser Frage vom Einzelfall
abhängt (Schaubild 26, Seite 43).
Dabei sind es in Deutschland vor allem Eltern aus einfachen sozialen Schichten, die eine Betreuung aus-
schließlich in der Familie befürworten.Fast zwei Drittel von ihnen äußern sich in dieser Weise.In Schweden
findet sich eine solche Schichtabhängigkeit dagegen nicht (Schaubild 25). Der deutsche Befund ist insofern
bemerkenswert,als davon ausgegangen werden muss,dass vor allem Kinder aus einfachen Bildungsschichten
davon profitieren könnten, schon früh eine Betreuungseinrichtung zu besuchen.
42
SCHWEDEN
DEUTSCHLAND
soziale Schichten
höhere
insgesamt
mittlere einfache
Eltern von unter-12-jährigen Kindern –
© IfD-Allensbach
IN DEUTSCHLAND SIND VOR ALLEM ELTERN AUS EINFACHEN
SOZIALEN SCHICHTEN ÜBERZEUGT, DASS EINE BETREUUNG ALLEIN
IN DER FAMILIE FÜR KLEINE KINDER BESSER IST
Nicht dargestellt: Unentschiedene
BASIS: ELTERN UNTER-12-JÄHRIGER KINDER IN DEUTSCHLAND UND SCHWEDEN
QUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241, MAI/JUNI 2012
47 % 45
28
42
67*)
*) Fallzahl n=43, Befund
kann daher nur
als Näherungswert
interpretiert werden
29
38
63
13
58 5658
Für die Entwicklung eines
Kindes ist es in den ersten
drei Lebensjahren am
besten, wenn –
es ausschließlich in der
Familie betreut wird
es auch eine Kinder-
betreuungseinrichtung
besucht
31
27
21
26
SCHAUBILD 25
43
Frage: "Wenn ein Kind in den ersten drei Lebensjahren nicht ausschließlich in der Familie
betreut werden kann: Was halten Sie dann für die Entwicklung eines Kindes am besten?
Wenn es von einer Tagesmutter betreut wird, oder wenn es eine Kinderbetreuungseinrichtung,
wie eine Kinderkrippe oder Kindertagesstätte, besucht?"
SCHWEDENDEUTSCHLAND
© IfD-Allensbach
BETREUUNGSEINRICHTUNG SCHLÄGT TAGESMUTTER –
IN SCHWEDEN WIE IN DEUTSCHLAND
BASIS: ELTERN UNTER-12-JÄHRIGER KINDER IN DEUTSCHLAND UND SCHWEDEN
QUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241, MAI/JUNI 2012
Kinder-
betreuungs-
einrichtung
Tagesmutter
Kommt auf die
Tagesmutter an
Macht keinen
Unterschied
40 %
19
18
14
9
Kinder-
betreuungs-
einrichtung
Tagesmutter
Kommt auf die
Tagesmutter an
Unentschieden,
keine Angabe
Unentschieden,
keine Angabe
Macht keinen
Unterschied
44 %
15
26
13
2
wie eine K
agTTagesmutton einerenn es vvon einerWWenn es v
anden kkann:errden kweutt wtrreuteb
enn ein K"WWee:aggerraFFr
IN SCHWEDEN WIE IN DEUT
BETREUUNGSEINRICHTUNG SCHLÄG
indeder KKindere oipprikindere eine KKinder
der wod,wirrd,eutt wirtrreuteer bgesmuttter b
ie dann für die Een SSie dann für die Eas haltten SWWas haltann:
ensjahrebei Len drrei Lsteind in den errstKKind in den er
ANDSCHLIN SCHWEDEN WIE IN DEUT
T TBETREUUNGSEINRICHTUNG SCHLÄG
t?"esuchbe,ättte,agessttättttagesstinder
euungstrreuungseinreinderbenn es eine KKinderbwwenn es eine K
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ausschließlich in der Ftten nichahrre
TER –AGESMUTTTAGESMUT
tung,icheuungseinr
en?estten?indes am b
amilieder FFamilie
9
19
agesmutterTTagesmutter
eeine Angabk
Unentschieden, 40 %
einrichtung
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-Kinderr-
eine Angabk
Unentschieden,
22
15
26
eeine Angab
Unentschieden,
agesmutterTTagesmutter
44 %
einrichtung
euungs-etrb
-Kinder
DEUT
JÄHRIGER KINDER IN DEUT
18
Unterschied
Macht k
agesmutter anTTagesmutter an
ommt auf dieK
ANDSCHLDEUT
JÄHRIGER KINDER IN DEUT
14
Unterschied
einenMacht k
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SCHWEDEN
13
26
Unterschied
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SCHWEDEN
AGE 6241,-UMFRIFD,CHIVV,QUELLE: ALLENSBACHER AR
JÄHRIGER KINDER IN DEUT-12--JTERN UNTERBASIS: EL
MAI/JUNI 2012AGE 6241,
AND UND SCHWEDENSCHLJÄHRIGER KINDER IN DEUT
ach-Allensb© IfD
SCHAUBILD 26
Aber ab welchem Alter kann ein Kind überhaupt in fremde Hände gegeben werden? Zu dieser Frage sind
im Rahmen einer ländervergleichenden Studie im Auftrag von BILD der FRAU bereits 2007 Daten in Deutsch-
land und Frankreich erhoben worden. Die Einschätzungen der französischen Bevölkerung unterschieden
sich dabei von denen der westdeutschen sehr deutlich.Die aktuell ermittelten Unterschiede zwischen (West–)
Deutschland und Schweden sind in dieser Frage – trotz der auch in Schweden gut ausgebauten Betreuungs-
infrastruktur für kleine Kinder9
– dagegen geringer.
In Westdeutschland halten 16- bis 49-Jährige im Durchschnitt Kinder ab einem Alter von 2,6 Jahren für alt
genug,um in einer Betreuungseinrichtung betreut zu werden,in Schweden mit durchschnittlich 2,2 Jahren.
Zum Vergleich: Der 2007 in Frankreich ermittelte Durchschnittswert lag bei 1,1 Jahren.Die ostdeutsche Be-
völkerung steht dieser Einschätzung mit einem Durchschnittsalter von 1,6 Jahren näher als der Einschätzung
ihrer westdeutschen Landsleute und liegt damit auch unter dem in Schweden im Durchschnitt genannten
Alter. Die Einschätzungen von Eltern in dieser Altersgruppe unterscheiden sich nur wenig von der Ein-
schätzung der Bevölkerung insgesamt,die Altersschwellen liegen lediglich tendenziell etwas niedriger (Schau-
bild 27, Seite 44, vgl. auch Anhangtabelle 4).
9
In schwedischen Kindergärten ("förskola") werden Kinder vom ersten bis zum fünften Lebensjahr betreut. Mit ca. eineinhalb Jahren besucht
die große Mehrheit der Kinder eine solche Betreuungseinrichtung: Die Betreuungsquote liegt für 1-Jährige bei etwa 50 Prozent, die Quoten für 2-
Jährige bei über 90 Prozent und für 5-Jährige bei 97 Prozent. Der Besuch ist freiwillig und abgabepflichtig. Ab dem 3. Lebensjahr muss die
Wohngemeinde dem Kind allerdings einen Betreuungsplatz für mindestens 525 Stunden im Jahr kostenfrei anbieten. Die Nutzung der förskola
ist ansonsten an die Berufstätigkeit der Eltern gebunden, d.h. um einen Platz zu bekommen, müssen beide Eltern berufstätig sein.
44
In Schweden unterscheiden sich in dieser Frage – anders als in Deutschland – die verschiedenen Alters-
gruppen deutlich. So hält die ältere Bevölkerung in Schweden im Durchschnitt ein vergleichsweise hohes
Alter von 3,2 Jahren für erforderlich, um ein Kind in die Fremdbetreuung geben zu können, die heutige
"Elterngeneration" der 30- bis 44-Jährigen hält das im Durchschnitt dagegen ab einem Alter von 2,1 Jahren
für möglich (Tabelle 3, Seite 45). Dies deutet darauf hin, dass hier erst in den letzten Jahrzehnten ein Um-
denken in der Bevölkerung hin zu einer früheren Fremdbetreuung von Kindern stattgefunden hat.
Der massive Ausbau der Betreuungsinfrastruktur in Schweden fand im Zuge der Orientierung der schwe-
dischen Familienpolitik auf die Integration möglichst aller schwedischen Bürgerinnen und Bürger als Voll-
zeitbeschäftigte in den Arbeitsmarkt in den frühen 70er Jahren des letzten Jahrhunderts statt. Es ist zu
vermuten,dass diese Änderung auf institutioneller Seite eine wichtige Ursache für einen Einstellungswandel
in der schwedischen Bevölkerung war: Die heute 60- bis 74-Jährigen waren zum damaligen Zeitpunkt unge-
fähr zwischen 20 und 35 Jahre alt, also die Elterngeneration mit Kleinkindern. Die zuvor genannten Daten
zeigen, dass sich die Haltungen zur Frage, ab wann ein Kind alt genug für die Fremdbetreuung ist, in den
nachfolgenden Elterngenerationen deutlich verändern,nachdem die Betreuungsinfrastruktur ausgebaut wurde.
In Frankreich wurde mit dem Ausbau der Betreuungsinfrastruktur dagegen rund ein Jahrzehnt früher
begonnen als in Schweden. Dies kann neben anderen Faktoren eine der Ursachen sein, warum der Ein-
stellungswandel in Frankreich in der Frage der Kleinkindbetreuung weiter fortgeschritten ist als in Schweden.
© IfD-Allensbach
BASIS: 16- BIS 49-JÄHRIGE BEVÖLKERUNG IN DEUTSCHLAND, SCHWEDEN UND FRANKREICH
ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGEN 5216, FEBRUAR 2007 UND 6241, MAI/JUNI 2012
AB WANN IST FREMDBETREUUNG MÖGLICH – EINSCHÄTZUNGEN
AUS DEUTSCHLAND, SCHWEDEN UND FRANKREICH
Durchschnitt-
liches Alter, ab
dem ein Kind
gut in einer
Betreuungs-
einrichtung
betreut
werden kann
16- bis 49-Jährige
2,3
Jahre
2,6
1,6
2,2
1,1
2,2
2,5
1,6
2,0
1,0
insge-
samt
SCHWEDEN FRANK-
REICH
(2007)
West Ost
BEVÖLKERUNG
DEUTSCHLANDSCHWEDEN FRANK-
REICH
(2007)
DEUTSCHLAND
insge-
samt
West Ost
ELTERN
SCHAUBILD 27
45
Deutschland Schweden
-------------------------------------------------------------------- --------------------------------------------------------------------
Kinder können gut in einer 16-29 30-44 45-59 60-74 16-29 30-44 45-59 60-74
Betreuungseinrichtung betreut Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre
werden –
% % % % % % % %
ab unter 1 Jahr............................................ 5 .............. 4 .............. 3............... 5 2............... 3 ............... x............... 1
ab 1 Jahr ....................................................17 .............19 ............. 18..............18 33..............42 ............. 26..............11
ab 2 Jahren ................................................17 .............20 ............. 18..............15 25..............25 ............. 26..............26
ab 3 Jahren ................................................27 .............38 ............. 35..............38 16..............15 ............. 23..............25
ab 4 Jahren ................................................. 9 .............. 5 ............. 12............... 9 6............... 5 .............. 5..............10
ab 5 Jahren und älter.................................. 2 .............. 3 .............. 1............... 2 8............... 5 ............. 10..............22
Im Durchschnitt (in Jahren) ...................2,40 ..........2,43 .......... 2,48...........2,46 2,30...........2,07 .......... 2,50...........3,15
Unentschieden, weiß nicht........................23 .............11 ............. 13..............13 10............... 5 ............. 10............... 5
Ab welchem Alter ist Fremdbetreuung möglich?
Tabelle 3
Bundesrepublik Deutschland, Schweden
Bevölkerung 16-74 Jahre
4 .............. 3............... 5 2............... 3 ............... 1
a
5 ............. 12............... 9 6............... 5 .............. 5..............10
a 3 .............. 1............... 2 8............... 5 ............. 10..............22
I
5 ............. 10............... 5
4 .............. 3............... 5 2............... 3 ............... 1
a
5 ............. 12............... 9 6............... 5 .............. 5..............10
a 3 .............. 1............... 2 8............... 5 ............. 10..............22
I
5 ............. 10............... 5
x = weniger als 0,5 Prozent
QUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241
© IfD-Allensbach
BASIS: BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND, BEVÖLKERUNG AB 16 JAHRE
QUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGEN, ZULETZT 6241, MAI/JUNI 2012
AB WANN IST FREMDBETREUUNG MÖGLICH? KAUM ÄNDERUNGEN
DER EINSTELLUNGEN IN DEUTSCHLAND ERKENNBAR
WEST
OST
GESAMT-
DEUTSCH
LAND
Durchschnittliches Alter, ab dem ein Kind aus Sicht der Bevölkerung
gut in einer Betreuungseinrichtung betreut werden kann
2,7 Jahre
2,5
2,7
2,3
1,8
2,6
2,5
1,8
1,6
2012201120082007
2,4
1,6
2,4
SCHAUBILD 28
In Deutschland sind für einen solchen Einstellungswandel derzeit noch keine Anzeichen erkennbar. Das
von der Bevölkerung durchschnittlich genannte Mindestalter für Fremdbetreuung liegt nach zwischenzeitlich
etwas niedrigeren Werten für Gesamtdeutschland, West und Ost wieder auf den gleichen Werten wie schon
vor fünf Jahren (Schaubild 28).
Urteile über die vorhandenen
Kinderbetreuungseinrichtungen
Die in Deutschland und Schweden unterschiedliche Einstellung zur Fremdbetreuung von Kleinkindern hat
offensichtlich auch Auswirkungen auf das Anspruchsniveau in Bezug auf die Betreuung,insbesondere auf die
Beurteilung der Zahl der vorhandenen Betreuungsplätze. Denn obwohl die Betreuungsinfrastruktur in
Schweden besser ausgebaut ist als in Deutschland – es in Schweden z.B.auch unüblich ist,dass man auf einen
Betreuungsplatz warten muss – hält ein kleinerer Teil der Eltern unter-12-jähriger Kinder das Angebot an
Betreuungsplätzen für ausreichend als in Deutschland (42 Prozent gegenüber 52 Prozent,Schaubild 29).Ähn-
liches hatte sich bereits 2007 im deutsch-französischen Vergleich gezeigt: Trotz der auch in Frankreich im Ver-
gleich zu Deutschland deutlich besser ausgebauten Betreuungsinfrastruktur,insbesondere für Unter-3-Jährige,
verlangen Eltern dort deutlich häufiger einen Ausbau des Angebots an Betreuungsplätzen vor Ort,im Übrigen
auch deutlich häufiger als schwedische Eltern (Schaubild 30,Seite 48).Hier schlagen offenbar die unterschied-
lichen Einstellungen zur Fremdbetreuung von Kindern und die damit verbundenen Anspruchshaltungen durch.
Dabei fordern in Deutschland vor allem Eltern in Großstädten und Ballungsgebieten einen Ausbau des
Angebots an Betreuungsplätzen. Der Anteil, der dies wünscht liegt hier mit 68 Prozent fast doppelt so hoch
wie in ländlichen Gebieten. In Schweden sind solche Unterschiede zwischen Stadt und Land dagegen nicht
festzustellen (Schaubild 29).
47
SCHWEDENDEUTSCHLAND
© IfD-Allensbach
IN DEUTSCHLAND WÜNSCHEN SICH ELTERN IN STÄDTEN
HÄUFIGER MEHR BETREUUNGSPLÄTZE ALS ELTERN AUF DEM LAND
Unentschieden
bzw. kein Urteil
BASIS: ELTERN UNTER-12-JÄHRIGER KINDER IN DEUTSCHLAND UND SCHWEDEN
QUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGEN 5216, FEBRUAR 2007 UND 6241, MAI/JUNI 2012
Die bestehenden
Betreuungsplätze am Ort,
in der Gegend reichen
in der Regel aus
Es müsste mehr
Betreuungsplätze
geben
42 40
44
917 1614 18 1617
Eltern unter-
12-jähriger Kinder
insgesamt
Großstädte/
Ballungs-
gebiete
Klein-/
Mittel-
städte
Land Eltern unter-
12-jähriger Kinder
insgesamt
Stadt Land
52
%
36
53
68
23
47
3134
42 4041
SCHAUBILD 29
Die Betreuungszeiten werden von schwedischen Eltern dagegen in höherem Anteil als angemessen beur-
teilt als von deutschen.Während rund zwei Drittel der schwedischen Eltern die Betreuungszeiten in den Ein-
richtungen vor Ort für ausreichend halten,sehen das nur 42 Prozent der deutschen Eltern mit Kindern unter
12 Jahren so, 40 Prozent fordern ausdrücklich eine Ausweitung der Zeiten (Schaubild 31, Seite 49).
Anders als in Schweden sind die Betreuungszeiten in Deutschland überdurchschnittlich häufig ein Problem
für Elternpaare, in denen beide Partner Vollzeit berufstätig sind. Gut die Hälfte dieser Gruppe wünscht sich
einen Ausbau der Betreuungszeiten in den Einrichtungen vor Ort, in Schweden dagegen nur eine kleine
Minderheit von 14 Prozent. Hier orientieren sich die Betreuungszeiten an einer Vollzeitberufstätigkeit der
Eltern. Allerdings ist auch der volle Anspruch auf einen Betreuungsplatz in der Förskola in der Regel an die
Berufstätigkeit der Eltern gekoppelt. Wer diesem Normalmodell in Schweden nicht entspricht, hat – wie
auch die Daten zeigen – eher Probleme mit den Betreuungszeiten (Schaubild 32, Seite 49).
48
SCHWEDEN FRANKREICH
(2007)
DEUTSCHLAND
© IfD-Allensbach
WER EINE GUTE BETREUUNGSINFRASTRUKTUR HAT, MÖCHTE
NOCH MEHR – URTEILE ÜBER DIE ZAHL DER BETREUUNGSPLÄTZE
IN DEUTSCHLAND, SCHWEDEN UND FRANKREICH
Nicht dargestellt: unentschieden bzw. "kein Urteil"
BASIS: 16- BIS 49-JÄHRIGE ELTERN IN DEUTSCHLAND, SCHWEDEN UND FRANKREICH
QUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGEN 5216, FEBRUAR 2007 UND 6241, MAI/JUNI 2012
Die bestehenden
Betreuungsplätze am Ort,
in der Gegend reichen
in der Regel aus
Es müsste mehr
Betreuungsplätze geben
16- bis 49-jährige Eltern
47 %
16
38
40
67
35
SCHAUBILD 30
49
Frage: "Wie schätzen Sie das ein: Werden die Kinder in den Betreuungseinrichtungen hier am Ort,
in der Gegend im Allgemeinen gut gefördert und betreut, oder ist das nicht der Fall?"
Frage: "Wenn Sie einmal an Betreuungseinrichtungen wie Kinderkrippen, Kindergärten,
Kindertagesstätten usw. hier am Ort, in der Gegend denken, wie ist da Ihr Eindruck: Reichen die
bestehenden Betreuungsplätze dort in der Regel aus, oder müsste es mehr Betreuungsplätze geben?"
Frage: "Wie ist es mit den täglichen Betreuungszeiten in diesen Einrichtungen:
Reichen die aus, oder müssten die ausgeweitet werden?"
© IfD-Allensbach
KINDERBETREUUNGSANGEBOTE AUS SICHT DER ELTERN: VOR ALLEM
BEI DEN BETREUUNGSZEITEN SCHNEIDET SCHWEDEN BESSER AB
BASIS: ELTERN UNTER-12-JÄHRIGER KINDER IN DEUTSCHLAND UND SCHWEDEN
QUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241, MAI/JUNI 2012
SCHWEDEN
DEUTSCHLAND
Unentschieden,
kein UrteilEs müsste mehr geben
52 % 34 14
174142
Betreuungsplätze reichen aus
SCHWEDEN
DEUTSCHLAND 31
20
63 6
971
Unentschieden,
kein Urteil
Nicht
der FallKinder werden gut gefördert und betreut
SCHWEDEN
DEUTSCHLAND 18
13
42 40
2364
Unentschieden,
kein UrteilBetreuungszeiten reichen aus Müssten ausgeweitet werden
SCHWEDEN
DEUTSCHLAND
© IfD-Allensbach
DIE BETREUUNGSZEITEN SIND IN DEUTSCHLAND VOR ALLEM
FÜR DIE ELTERNPAARE EIN PROBLEM, BEI DENEN BEIDE
BERUFSTÄTIG SIND – NICHT SO IN SCHWEDEN
40 %
45
52
41
*) Fallzahl n=35,
Befund kann
daher nur als
Näherungswert
interpretiert
werden
Eltern unter-12-jähriger
Kinder in Paarbe-
ziehungen insgesamt
30
33*)
23
14
29
Die Betreuungszeiten in den Einrichtungen vor Ort müssten ausgeweitet werden
Erwerbskonstellation
Vollzeit/
Vollzeit
Vollzeit/
Teilzeit
Vollzeit/
nicht-
berufstätig
BASIS: ELTERN UNTER-12-JÄHRIGER KINDER IN PAARBEZIEHUNGEN IN DEUTSCHLAND UND SCHWEDEN
QUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241, MAI/JUNI 2012
SCHAUBILD 31
SCHAUBILD 32
50
Während in Deutschland nur 14 Prozent der Mütter unter-12-jähriger Kinder einer Vollzeitbeschäftigung
nachgehen,sind es in Schweden 53 Prozent.Auf der anderen Seite sind 40 Prozent der Mütter junger Kinder
in Deutschland gar nicht berufstätig, in Schweden ein mit 19 Prozent nicht einmal halb so großer Anteil.
Von den Elternpaaren 3- bis 11-jähriger Kinder – einem Alter der Kinder, in dem auch in Deutschland
flächendeckend Betreuungsmöglichkeiten angeboten werden – sind in Deutschland nur in 15 Prozent der
Fälle beide Partner vollzeitberufstätig, in Schweden dagegen 51 Prozent. Die in Deutschland mit 57 Prozent
häufigste Erwerbskonstellation bei Elternpaaren mit Kindern im genannten Alter ist die Kombination von
Vollzeit- und Teilzeiterwerbstätigkeit, bei weiteren 22 Prozent ist ein Partner vollzeitberufstätig, der andere
gar nicht. In Schweden liegt dieser Anteil bei gerade einmal 7 Prozent (Schaubild 33, Seite 51).
Trotz dieser Unterschiede haben Eltern 3- bis 11-jähriger Kinder in Schweden wie in Deutschland in prak-
tisch gleich hohen Anteilen das Gefühl,genügend Zeit zu haben,um sich mit ihren Kindern zu beschäftigen:
Jeweils gut zwei Drittel geben das zu Protokoll (Schaubild 34, Seite 51). Neben der tatsächlich gemeinsam
verbrachten Zeit spielen für dieses Urteil natürlich die landesspezifischen Einschätzungen eine Rolle, wie
viel Zeit man einem Kind widmen sollte.
Mütter unter 12-jähriger Kinder in
DEUTSCHLAND
%
SCHWEDEN
%
Vollzeitberufstätig
(35 und mehr Stunden pro Woche)
14 53
Teilzeitberufstätig
(15 bis 34 Stunden)
37 24
Stundenweise berufstätig
(weniger als 15 Stunden)
9 4
Nichtberufstätig 40 19
TEXTTABELLE 1
51
DEUTSCHLAND SCHWEDEN
© IfD-Allensbach
IN SCHWEDEN SIND DEUTLICH HÄUFIGER BEIDE PARTNER VOLLZEIT-
BERUFSTÄTIG, AUCH WENN DIE KINDER NOCH JÜNGER SIND
Eltern in Paarbeziehungen, die nur Kinder von 3 bis 11 Jahren haben,
die eine Betreuungseinrichtung oder Schule besuchen, in –
BASIS: ELTERN IN PAARBEZIEHUNGEN IN DEUTSCHLAND UND SCHWEDEN,
DIE NUR KINDER VON 3 BIS 11 JAHREN HABEN, DIE EINE BETREUUNGSEINRICHTUNG ODER SCHULE BESUCHEN
QUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241, MAI/JUNI 2012
Erwerbskonstellation –
Keine Angabe
Vollzeit/Vollzeit
Vollzeit/Teilzeit
Vollzeit/
nichtberufstätig
Andere Konstellation
(z.B. Teilzeit/Teilzeit)
15 %
51
57
37
22
7
4 3
2 2
Frage: "Würden Sie sagen, dass Sie alles in allem genug Zeit haben, um sich mit Ihrem
Kind/Ihren Kindern zu beschäftigen, ich meine, um mit ihm/ihnen zusammen zu sein,
oder würden Sie sagen, dass Sie dafür nicht genug Zeit haben?"
DEUTSCHLAND SCHWEDEN
Eltern in Paarbeziehungen, die nur Kinder von 3 bis 11 Jahren haben,
die eine Betreuungseinrichtung oder Schule besuchen, in –
© IfD-Allensbach
ZU WENIG ZEIT FÜR DIE KINDER? KAUM UNTERSCHIEDE
ZWISCHEN DEUTSCHLAND UND SCHWEDEN, WENN
DIE KINDER 3 JAHRE ODER ÄLTER SIND
Es haben genug Zeit,
um sich mit ihren
Kindern zu beschäftigen
69 %
2928
70
Es haben nicht
genug Zeit dafür
Nicht dargestellt: Unentschiedene
BASIS: ELTERN IN PAARBEZIEHUNGEN IN DEUTSCHLAND UND SCHWEDEN,
DIE NUR KINDER VON 3 BIS 11 JAHREN HABEN, DIE EINE BETREUUNGSEINRICHTUNG ODER SCHULE BESUCHEN
QUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241, MAI/JUNI 2012
SCHAUBILD 33
SCHAUBILD 34
Die Urteile über die Zahl der vor Ort vorhandenen Betreuungsplätze und die dortigen Betreuungszeiten
fallen heute in Deutschland tendenziell positiver aus als noch vor fünf Jahren.Insbesondere sind die Anteile
der Eltern, die sich unzufrieden zeigen, zurückgegangen – was die Zahl der Betreuungsplätze angeht von
47 Prozent auf 34 Prozent, was die Betreuungszeiten angeht von 50 Prozent auf 39 Prozent (Schaubild 35).
52
© IfD-Allensbach
DER EINDRUCK, ES MÜSSTE MEHR BETREUUNGSPLÄTZE ODER LÄNGERE
BETREUUNGSZEITEN GEBEN, HAT IN DEUTSCHLAND ABGENOMMEN
Nicht dargestellt: unentschieden bzw. "kein Urteil"
43
48 %
Die bestehenden
Betreuungsplätze
am Ort, in der
Gegend reichen
in der Regel aus
42
47
34
52
39
BASIS: ELTERN VON UNTER-10-JÄHRIGEN KINDERN IN DEUTSCHLAND
QUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241, MAI/JUNI 2012
Eltern von unter-10-jährigen Kindern
Es müsste mehr
Betreuungsplätze
geben
50
2007 2012 2007 2012
Die täglichen
Betreuungs-
zeiten reichen
aus
Sie müssten
ausgeweitet
werden
SCHAUBILD 35
Die Betreuungsqualität in den Einrichtungen vor Ort wird in Schweden (noch) positiver bewertet als in
Deutschland. Zwar sind auch deutsche Eltern in hohem Anteil davon überzeugt, dass die Kinder in den Ein-
richtungen gut betreut und gefördert werden – 63 Prozent geben das zu Protokoll –, schwedische Eltern
aber zu einem noch höheren Anteil (71 Prozent, s.o. Schaubild 31, Seite 49).
Die Betreuungsqualität, speziell die Frage, ob die Einrichtung besonderen Wert auf die Förderung der
Kinder legt,spielt bei der Auswahl des Kindergartens sowohl in Deutschland als auch in Schweden allerdings
nur für jeweils knapp ein Viertel der Eltern eine sehr wichtige Rolle. Dabei liegt der Anteil der Eltern, für die
nach eigener Angabe überhaupt mehrere Kindergärten in Betracht kamen, in Schweden mit 78 Prozent
höher als in Deutschland (65 Prozent, Schaubild 36).
53
Frage: "Darf ich fragen, ob es verschiedene
Kindergärten gab, in die Sie Ihr Kind
hätten schicken können, oder hatten
Sie keine Wahlmöglichkeit?"
DEUTSCHLAND SCHWEDEN DEUTSCHLAND SCHWEDEN
© IfD-Allensbach
BASIS: ELTERN, DIE EIN KIND IM KINDERGARTEN ODER IN DER GRUNDSCHULE HABEN IN DEUTSCHLAND UND SCHWEDEN
QUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241 MAI/JUNI 2012
IN SCHWEDEN TENDENZIELL HÄUFIGER WAHLMÖGLICHKEIT
ZWISCHEN VERSCHIEDENEN KINDERGÄRTEN – DER FÖRDERASPEKT
SPIELT BEI DER AUSWAHL ABER KAUM HÄUFIGER EINE ROLLE
Keine Angabe
24 23
65 % 78 34 40
30
18
38 34
5 4 4 3Keine Angabe
Es hatten ver-
schiedene
Kindergärten
zur Wahl
Es hatten keine
Wahlmöglichkeit
war für die Wahl
ausschlaggebend
hat auch noch
eine Rolle gespielt
war eher nicht
wichtig
Frage an Eltern mit Wahlmöglichkeit:
"Und war es bei der Wahl des Kindergartens für
Sie ausschlaggebend, dass dieser Kindergarten
besonderen Wert auf die Förderung der Kinder legt,
oder hat das auch noch eine Rolle gespielt, oder
war das eher nicht wichtig?"
Dass der Kindergarten besonderen
Wert auf die Förderung der Kinder legt –
Eltern, die ein Kind im Kinder-
garten oder in der
Grundschule haben in –
Eltern, die die Wahl zwischen
mehreren Kindergärten
hatten in –
SCHAUBILD 36
Dabei ist die Förderung der Kinder eine der häufigsten Erwartungen,die sowohl deutsche als auch schwe-
dische Eltern an eine Kinderbetreuungseinrichtung richten: 84 Prozent der deutschen und 83 Prozent der
schwedischen Eltern von 3- bis unter-6-jährigen Kindern ist es besonders wichtig, dass ihre Kinder in einer
Betreuungseinrichtung nicht nur betreut, sondern auch gefördert werden. Ähnlich hohe Anteile der Eltern
fordern,dass die Erzieher gezielt auf die Entwicklung der Kinder achten.Nur eins ist Eltern in beiden Ländern
wichtiger: Dass die Kinder dort Spaß haben und gerne dorthin gehen. Dass Kinder individuell nach ihren
Interessen und Begabungen gefördert werden, ist zwar in beiden Ländern auch einer deutlichen Mehrheit
besonders wichtig, tritt aber vor allem in Deutschland hinter anderen Forderungen zurück.
Auf eine Reihe von Forderungen legen schwedische Eltern deutlich weniger Wert als deutsche.Dies betrifft
zum einen Punkte, die schon im Zusammenhang mit den Unterschieden in den eigenen Förderkonzepten
für kleine Kinder deutlich wurden (vgl.Seite 36,Schaubild 21).So legen schwedische Eltern deutlich weniger
Wert darauf,dass die Betreuungseinrichtung für ausreichend Bewegung der Kinder sorgt oder ein großes An-
gebot an Spiel- und Bastelmöglichkeiten bietet. Und lange Betreuungszeiten für Berufstätige und Betreu-
ungsmöglichkeiten während der Ferien stehen in Schweden vermutlich deshalb weniger häufig als in
Deutschland auf der Prioritätenliste von Eltern, weil dies in Schweden weitgehend selbstverständlich ist.
Auf den ersten Blick bemerkenswert ist hingegen, dass obwohl schwedischen Eltern die Förderung ihrer
Kinder in der Betreuungseinrichtung in praktisch genauso hohem Anteil besonders wichtig ist wie deutschen
Eltern, sie deutlich weniger häufig Wert darauf legen, dass die Kinder gut auf die Schule vorbereitet werden.
Das dürfte aber vor allem damit zusammenhängen, dass die gezielte Vorbereitung auf die Schule in der
Regel in einem gesonderten Vorschuljahr im 6.Lebensjahr erfolgt,d.h.dies für Kinder unter 6 Jahren weniger
Relevanz hat.10
Wichtiger als den deutschen Eltern sind den schwedischen institutionelle und organisatorische Fragen:
kleine Gruppengrößen, regelmäßige Elterngespräche, akademisch ausgebildete Erzieher(innen) und dass es
auch männliche Erzieher gibt (Schaubild 37, Seite 55).
Die Erwartungen, die Eltern an Kinderbetreuungseinrichtungen haben, fallen in Ostdeutschland deutlich
anspruchsvoller aus als im Westen. Von 15 auf einer Liste vorgelegten möglichen Erwartungen an eine
Kinderbetreuungseinrichtung werden 13 von ostdeutschen Eltern häufiger als besonders wichtig genannt
als von westdeutschen Eltern.Besonders groß ist der Unterschied in der Frage des Mittagessens: 94 Prozent
der ostdeutschen Eltern unter-12-jähriger Kinder ist es besonders wichtig, dass den Kindern in der Betreu-
ungseinrichtung ein Mittagessen angeboten wird. Im Westen legen darauf nur 64 Prozent besonderen Wert
(Anhangschaubild 2).
54
10
Obwohl der Besuch der Vorschulklasse freiwillig ist, nutzen fast 96 Prozent der 6-Jährigen dieses Angebot
(vgl.: Anuschka Czepoks, "Kita und Förskola im Vergleich – Schweden als Vorbild für Deutschland?", Bachelor-
Thesis, Hochschule für angewandte Wissenschaften Hamburg, Fakultät Wirtschaft und Soziales, 2012, Seite 38).
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Neue BILD der FRAU-Studie: Chancengerechtigkeit von Kindern - ein deutsch-schwedischer Vergleich

  • 1. Chancengerechtigkeit durch Förderung von Kindern EIN DEUTSCH-SCHWEDISCHER VERGLEICH Eine Studie von
  • 2. HERAUSGEBER BILD der FRAU Axel Springer AG Axel-Springer-Platz 1 20350 Hamburg KONZEPTION Marktforschung Axel Springer AG, Hamburg DURCHFÜHRUNG DER UNTERSUCHUNG UND AUSWERTUNG Institut für Demoskopie Allensbach, Allensbach am Bodensee GESTALTUNG Peter Bay FOTOS istockphoto/Getty Images/Fotolia DRUCK DRUCKPUNKT Digital Offset GmbH, Hamburg © Copyright 2012 Alle Veröffentlichungen von Daten aus dieser Studie, ausgenommen zu wissenschaftlichen Zwecken, bedürfen der vorherigen Zustimmung der Axel Springer AG. 2
  • 3. 3 Vorwort Vor einiger Zeit hat BILD der FRAU für eine Reportage die Berliner „Arche“ besucht, eine großartige Einrichtung für Kinder aus sozial schwachen Familien. Dort trafen wir zum Beispiel Marvin (10), der auf die Frage nach seinem Berufswunsch antwortete: „Wieso? Wenn ich groß bin, werde ich Hartz IV, wie Papa.“ Und die kleine Jamina (9) erzählte uns: „Ich möchte eigentlich Lehrerin werden.Aber meine Mama sagt,das schaffe ich sowieso nicht.“ Schrecklich traurige Kindersätze. Wie viel Wahrheit steckt in ihnen? Klar ist: Chancengleichheit ist das Zukunftsthema in Deutschland.Und um Chancengleichheit beziehungs- weise den Mangel daran geht es auch in unserer aktuellen Studie aus der Reihe BILD der FRAU-Frauenbilder. Einmal im Jahr gehen wir als Deutschlands größte Frauenzeitschrift einem Thema wissenschaftlich auf den Grund. Einem Thema, das nicht nur unsere sechs Millionen Leserinnen und Leser bewegt – sondern die ganze Gesellschaft. Jedes fünfte Kind in Deutschland wächst in einkommensschwachen und bildungsfernen Familien auf. Jungen wie Marvin, Mädchen wie Jamina. Haben sie wirklich die Chance, es später mal besser zu haben als ihre Eltern? 36 Prozent der Deutschen sagen Nein – die vielleicht schockierendste Zahl aus unserer neuen Studie. Bei den unter 30-Jährigen aus einfachen Schichten meinen sogar 81 Prozent: Leistung lohnt sich nicht. Wenn es überforderten Eltern nicht gelingt, bei ihren Kindern Träume zu wecken und Talente zu fördern – dann sind wir dran. Staat und Gesellschaft. Aber welche Fördermaßnahmen, welche Einrichtungen sind die richtigen? Wie und von wem wird ein Kleinkind am besten betreut? Und was sind eigentlich unsere Bil- dungsideale: Die Verankerung humanitärer Werte oder die Vermittlung von möglichst viel Lernstoff? Und nicht zuletzt: Warum gelingt es skandinavischen Ländern, vorneweg Schweden, offensichtlich so viel besser, Chancengleichheit zu erzielen? Was können wir von den Nordeuropäern lernen? Die ländervergleichende Repräsentativ-Studie, die wir beim renommierten Institut für Demoskopie in Allensbach in Auftrag gegeben haben und die Sie hier in Händen halten, liefert konkrete Antworten. Und viele Hinweise darauf, wie wir es schaffen können. Wie wir Kinder wie Marvin und Jamina auf den richtigen Weg bringen – weg vom Rand der Gesellschaft. SANDRA IMMOOR BIANCA POHLMANN BILD der FRAU-Chefredakteurin BILD der FRAU-Verlagsleiterin
  • 4. Faire Chancen von Anfang an Immer wieder haben Studien in den vergangenen Jahren den engen Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Bildungserfolg in Deutschland gezeigt. Die Ergebnisse sind alarmierend, und beunruhigend sind auch die Folgen: Wo heute faire Bildungschancen für Kinder aus sozial schwachen Familien fehlen, müssen wir morgen viel Geld in die Hand nehmen, um Menschen ohne Perspektiven dauerhaft zu alimen- tieren. Klar ist auch, dass Kinderarmut ihre Ursache fast immer in den mangelnden Chancen und Perspek- tiven der Eltern hat. Sie betrifft vor allem die bildungsfernen Schichten unserer Gesellschaft. Wo Eltern mangels ausreichender Bildung und Qualifikation keine Chancen und Perspektiven haben, geraten auch ihre Kinder ins Hintertreffen.Wie können wir diesen Teufelskreis aus Armut,geringen Bildungschancen und infolgedessen schlechten Berufs- und Teilhabechancen durchbrechen? Um die Teilhabechancen von Kindern aus sozial schwachen Familien zu verbessern, hat sich das Bundes- familienministerium im Rahmen der Anpassung der Hartz-IV-Regelsätze für Kinder erfolgreich dafür einge- setzt, dass auch Kinder von Geringverdienerinnen und Geringverdienern von Leistungen für Schulausflüge, Mittagsverpflegung und Bildungsangeboten profitieren. Rückwirkend zum 1. Januar 2011 wurden so neue Leistungen für Bildung und Teilhabe eingeführt. Zudem unterstützt der Kinderzuschlag in Höhe von bis zu 140 Euro für jedes Kind gezielt Familien mit niedrigem Erwerbseinkommen und hilft ihnen, unabhängig von Leistungen des Arbeitslosengeldes II zu bleiben. Solche monetären Leistungen sind aber kein Allheil- mittel. Die eigentliche sozialpolitische Herausforderung liegt darin, Kindern und Jugendlichen unabhängig von ihrer sozialen Herkunft faire Chancen zu eröffnen. In jedem Kind und in jedem Jugendlichen stecken Talente,und jedes Talent ist wertvoll.Jedes Kind und jeder Jugendliche verdient,dass seine Talente entdeckt und gefördert werden. Erster und wichtigster Bildungsort ist die Familie. Hier erwerben Kinder im täglichen Miteinander grund- legende sprachliche, kognitive und soziale Kompetenzen. Wie Familienmitglieder miteinander umgehen, was Eltern ihren Kindern vorleben, welche Strukturen und Rituale das Familienleben prägen – all das ent- scheidet in erheblichem Maße über Entwicklungsperspektiven von Kindern. Was Eltern ihren Kindern fürs Leben mitgeben,lässt sich niemals delegieren oder gar ersetzen.Entscheidend ist es deshalb,Bildung stärker in den Familienalltag zu integrieren und die Erziehungskompetenz der Eltern zu stärken. Das Bundes- familienministerium unterstützt dieses Ziel mit dem Programm „Elternchance ist Kinderchance“. Bis Ende 2014 werden 4.000 haupt- und nebenamtliche Fachkräfte,die bereits in der Familienbildung tätig sind,über die bundesweit tätigen Träger der Familienbildung zu so genannten „Elternbegleitern“ weiterqualifiziert, die Eltern mit fachkundigem Rat zur Entwicklung ihrer Kinder unterstützen. 4
  • 5. 5 Kinder brauchen jedoch nicht nur im „Bildungsort Familie“ Unterstützung,sondern natürlich auch dann, wenn sie zeitweise am Tag außerfamiliär betreut werden – etwa in einer Kindertagesstätte. Darum unterstützt der Bund Länder und Kommunen mit 4,6 Milliarden Euro beim quantitativen und qualitativen Ausbau der Kinderbetreuung und beteiligt sich ab 2014 mit rund 845 Millionen Euro pro Jahr an den Kosten für den laufenden Betrieb. Im Rahmen unserer Offensive „Frühe Chancen“ investieren wir darüber hinaus rund 400 Millionen Euro in bis zu 4.000 Schwerpunkt-Kitas zur Sprach- und Integrationsförderung. Die vorliegende Untersuchung zeigt,dass eine Politik,die auf die Stärkung der Elternkompetenz einerseits und den Ausbau familienunterstützender Infrastruktur andererseits setzt, der richtige Weg ist, um mehr Chancengerechtigkeit zu erreichen und die Durchlässigkeit sozialer Schichten zu erhöhen.Eltern wünschen sich für ihre Kinder soziales Fortkommen – und zwar gerade auch diejenigen Eltern aus den so genannten einfachen Sozialschichten – und sie fühlen sich in Deutschland in hohem Maße auch in der Pflicht, ihre Kinder umfassend zu fördern.Gleichzeitig wächst auch die Akzeptanz des Ausbaus der Betreuungsangebote für Kleinkinder unter drei Jahren.Drei Viertel der Gesamtbevölkerung begrüßen das Vorhaben.Zustimmungs- raten in dieser Höhe erreichen nur wenige politische Maßnahmen. In Bildungschancen von Kindern und Jugendlichen zu investieren, ist ein Gebot sozialer Verantwortung, aber auch ein Gebot ökonomischer Vernunft, gerade im Hinblick auf den demografischen Wandel. Denn Investitionen in frühkindliche Bildung zahlen sich aus – durch bessere Bildungschancen und damit später auch bessere Beschäftigungs- und Teilhabechancen. Ich bin überzeugt: Grundlage des gesellschaftlichen Zusammenhalts gerade in einer alternden Gesellschaft ist,dass alle Menschen faire Verwirklichungschancen haben: die Möglichkeit, ihre selbstgesteckten Ziele zu erreichen. Dazu bedarf es fairer Chancen von Anfang an! Das gilt für Deutschland nicht anders als für Schweden. DR. KRISTINA SCHRÖDER Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
  • 6.
  • 7. Inhalt Vorwort..............................................................................................................................................................3 Vorwort Familienministerium...........................................................................................................................4 Vorbemerkung...................................................................................................................................................9 Soziale Durchlässigkeit und Chancengerechtigkeit – aus Sicht der Bevölkerung in Schweden größer als in Deutschland .............................................................10 Ursachen schichtabhängiger Bildungserfolge: Deutsche Eltern sehen sich stärker in der Verantwortung für Bildung und Leistungsorientierung als schwedische................................................................................21 Bildungs- und Aufstiegswünsche von Eltern für ihre Kinder..........................................................................29 Die Förderung und Betreuung kleiner Kinder................................................................................................35 Urteile über die vorhandenen Kinderbetreuungseinrichtungen...................................................................47 Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf .......................................................................................................57 Einstellungen zu Kindern und Familie ...........................................................................................................63 Besondere Perspektiven und Einstellungen türkischstämmiger Eltern in Deutschland......................................................................................................69 ANHANG Anhangschaubilder .........................................................................................................................................78 Anhangtabellen...............................................................................................................................................81 Untersuchungsdaten der deutschen sowie der schwedischen Umfrage.......................................................85 7
  • 8.
  • 9. 9 1 "Zwischen Ehrgeiz und Überforderung. Bildungsambitionen und Erziehungsziele von Eltern in Deutschland. Eine Studie des Instituts für Demoskopie Allensbach im Auftrag der Vodafone Stiftung Deutschland", Vodafone Stiftung Deutschland gemeinnützige GmbH, Düsseldorf 2011, Seite 10. Vorbemerkung Der Zusammenhang zwischen dem Bildungsweg bzw. dem schulischen Erfolg von Kindern und dem Bildungshintergrund des Elternhauses ist in Deutschland ungewöhnlich eng. Eine aktuelle Untersuchung zeigt, dass 77 Prozent der Kinder von Eltern aus den höheren Bildungsschichten ein Gymnasium besuchen, aber nur 29 Prozent der Kinder von Eltern mit einfacher Schulbildung.1 Die Chancen von Kindern in Deutsch- land stehen und fallen weitgehend mit der sozialen Schicht,in die sie hineingeboren werden.Dies ist unbe- friedigend und birgt zudem die Gefahr einer sich verfestigenden Unterschicht ohne große Aufstiegsperspektiven. International vergleichende Untersuchungen belegen darüber hinaus,dass der enge Zusammenhang zwi- schen den Chancen der Kinder und dem Bildungshintergrund der Eltern ein typisch deutsches Phänomen ist. So gelingt es beispielsweise in den skandinavischen Ländern weitaus besser, Startnachteile von Kindern aus den schwächeren sozialen Schichten zu kompensieren, die Korrelation zwischen dem Bildungshinter- grund der Elternhäuser und der Schulkarriere der Kinder ist in Skandinavien weitaus geringer als in Deutsch- land. Um die Ursachen und Hintergründe dieses Befundes aufzuklären, haben BILD DER FRAU und das BUNDESMINISTERIUM FÜR FAMILIE, SENIOREN, FRAUEN UND JUGEND das INSTITUT FÜR DEMOS- KOPIE ALLENSBACH mit einer ländervergleichenden Studie beauftragt. In repräsentativen Befragungen in Deutschland und – exemplarisch für Skandinavien – Schweden wurden dabei die Haltungen und Urteile der Bevölkerung zur Betreuung, Förderung und Erziehung von Kindern sowie zum Thema Chancengerech- tigkeit ermittelt.Um Besonderheiten in den Urteilen und Einstellungen von Eltern mit Migrationshintergrund herausarbeiten zu können, wurde in Deutschland zusätzlich ein repräsentativer Querschnitt türkisch- stämmiger Eltern unter-12-jähriger Kinder befragt. In der Analyse werden fallweise Trenddaten aus dem Allensbacher Archiv hinzugezogen, um Veränderun- gen z.B.in den Einstellungen der deutschen Bevölkerung nachzeichnen zu können.Wo es möglich und sinn- voll ist, werden die aktuellen Befunde zudem mit Ergebnissen einer 2007 vom Allensbacher Institut durchgeführten deutsch-französischen Studie verglichen.Durch einen solchen Dreiländervergleich gewinnen die Befunde der vorliegenden Untersuchung zusätzlich Profil. Allensbach am Bodensee, im Juli 2012 INSTITUT FÜR DEMOSKOPIE ALLENSBACH
  • 10. 10 Soziale Durchlässigkeit und Chancengerechtigkeit – aus Sicht der Bevölkerung in Schweden größer als in Deutschland Wenn es um die Frage der Chancengerechtigkeit in der Gesellschaft geht,gehen die Wahrnehmungen der deutschen und der schwedischen Bevölkerung schon bei ganz grundsätzlichen Fragen deutlich auseinander. So nimmt die schwedische Bevölkerung ihre Gesellschaft in deutlich höherem Anteil als sozial durchlässig wahr als die deutsche. Fast zwei Drittel der 16- bis 74-jährigen Bevölkerung in Schweden sind überzeugt, dass eigene Anstrengungen in der Regel auch dazu führen,dass man im Leben etwas erreicht.In Deutschland sehen das nur 44 Prozent so (Schaubild 1).36 Prozent der Bevölkerung in Deutschland vertreten ausdrücklich die gegenteilige Auffassung,dass es für Personen aus unteren Schichten nur sehr schwer ist sozial aufzustei- gen, wie sehr sie sich auch anstrengen.2 © IfD-Allensbach BASIS: 16- BIS 74-JÄHRIGE BEVÖLKERUNG IN DEUTSCHLAND UND SCHWEDEN QUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241, MAI/JUNI 2012 GRÖßERE SOZIALE DURCHLÄSSIGKEIT IN SCHWEDEN – DAS SEHEN GERADE EINFACHE SOZIALE SCHICHTEN SO Frage: "Zwei Leute unterhalten sich über Aufstiegsmöglichkeiten: Der Erste sagt: 'Wer sich heute wirklich anstrengt, der bringt es in der Regel auch zu etwas.' Der Zweite sagt: 'Tatsächlich ist es so, dass die einen oben sind, und die anderen sind unten, und für die ist es sehr schwer hochzukommen, so sehr sie sich auch anstrengen.'Was würden Sie persönlich sagen: Wer von beiden hat eher Recht – der Erste oder der Zweite?" 61 53 47 27 DEUTSCHLAND DEUTSCHLAND SCHWEDEN "Wer sich heute wirklich anstrengt, der bringt es in der Regel auch zu etwas" 44 % 71 60 55SCHWEDEN soziale Schichten höhere mittlere einfache 2 Tabellarischer Basisbericht DEUTSCH-SCHWEDISCHER VERGLEICH, Tabelle 6 SCHAUBILD 1
  • 11. Gerade in einfachen sozialen Schichten werden die Möglichkeiten zum Aufstieg in Schweden deutlich optimistischer gesehen als in Deutschland. Während in Deutschland nur rund jeder Vierte aus diesem Per- sonenkreis daran glaubt,dass sich eigene Anstrengung in der Regel durch sozialen Aufstieg auszahlt,sind in Schweden 55 Prozent der Personen aus einfachen Sozialschichten davon überzeugt (Schaubild 1, Seite 10). Besonders problematisch wird dieser in der deutschen Unterschicht verbreitete Statusfatalismus in Verbindung mit der in den letzten Jahren deutlichen Auseinanderentwicklung der wirtschaftlichen Lage der sozialen Schichten in Deutschland.Während das frei verfügbare Einkommen der oberen sozialen Schichten in den letzten 20 Jahren trotz aller Krisen kontinuierlich und deutlich gestiegen ist, hat sich der finanzielle Spielraum der Mittelschicht nominell nur moderat vergrößert und ist in den unteren Schichten kaum gewachsen (Schaubild 2).Stellt man die Inflationsraten in diesem Zeitraum in Rechnung,kann im Vergleich zu 1992 nur die Oberschicht reale Zugewinne im frei verfügbaren Einkommen verbuchen, Mittel- und Unterschicht verzeichnen dagegen abnehmende reale Spielräume.Die wirtschaftliche Auseinanderentwick- lung der Schichten in Deutschland hat sich in den letzten Jahren immerhin verlangsamt.In den letzten fünf Jahren entsprechen die nominellen Zugewinne in allen Schichten in etwa der Inflationsrate in diesem Zeitraum.3 11 © IfD-Allensbach BASIS: 16- BIS 74-JÄHRIGE BEVÖLKERUNG IN DEUTSCHLAND UND SCHWEDEN QUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241, MAI/JUNI 2012 DER FINANZIELLE SPIELRAUM DER SOZIALEN SCHICHTEN ENTWICKELT SICH AUSEINANDER 156 166 NIEDRIG 2007 153 Betrag, der im Monat durchschnittlich zur freien Verfügung bleibt, wenn alle laufenden Kosten wie Miete, Heizung, Kleidung, Essen und Trinken beglichen sind. Frei verfügbares Einkommen in Euro SOZIOÖKONOMISCHER STATUS 1992 2000 2012 377 452 HOCH 522 572 170 240 MITTEL259 262 281 SCHAUBILD 2 3 Andere aktuelle Studien des Instituts für Demoskopie Allensbach zeigen allerdings, dass die subjektive Beurteilung der Entwicklung der eigenen wirtschaftlichen Lage auch in den letzten fünf Jahren in den sozialen Schichten deutlich unterschiedlich ausfällt. Personen aus einfachen sozialen Schichten haben eher den Eindruck, es gehe ihnen heute materiell schlechter als vor fünf Jahren, Personen aus der Oberschicht geben dagegen eher zu Protokoll, es gehe ihnen besser.
  • 12. Auch die junge Bevölkerung zeigt sich in Schweden im Hinblick auf Möglichkeiten des sozialen Aufstiegs deutlich zuversichtlicher als in Deutschland.Während in Schweden 70 Prozent der Unter-30-Jährigen davon ausgehen, dass sich eigene Anstrengung in der Regel lohnt, teilen in Deutschland nur 41 Prozent dieser Altersgruppe diese Überzeugung.Die schichtspezifischen Unterschiede in dieser Altersgruppe sind dabei in Deutschland besonders ausgeprägt: Während 56 Prozent der Unter-30-Jährigen aus der Oberschicht davon ausgehen, dass Anstrengung in der Regel auch zu sozialem Erfolg führt, teilen nur 19 Prozent dieser Alters- gruppe aus der Unterschicht diese Einschätzung. In Schweden zeigen sich schichtspezifische Unterschiede in der jungen Bevölkerung bei dieser Frage dagegen nicht (Schaubild 3). Für die Leistungsmotivation junger Menschen in der Schule und beim Berufsstart dürfte dies kaum folgenlos bleiben: Es ist zu vermuten, dass gerade junge Menschen aus einfachen Schichten in Schweden deutlich motivierter sind, sich anzustrengen und ambitionierte Lebensziele durch eigene Leistung zu errei- chen, als in Deutschland. 12 © IfD-Allensbach BASIS: UNTER-30-JÄHRIGE IN DEUTSCHLAND UND SCHWEDEN QUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241 MAI/JUNI 2012 DEUTSCHLAND SCHWEDEN SOZIALE DURCHLÄSSIGKEIT: IN DEUTSCHLAND GROßE SCHICHTSPEZIFISCHE UNTERSCHIEDE IN DEN EINSCHÄTZUNGEN DER JUNGEN BEVÖLKERUNG "Wer sich heute wirklich anstrengt, der bringt es in der Regel auch zu etwas" "Tatsächlich ist es so, dass die einen oben sind, und die anderen sind unten, und für die ist es sehr schwer hochzukommen, so sehr sie sich auch anstrengen" Unentschieden 41 % 44 19 70 64 72 34 32 55 26 33 23 25 24 26 4 3 5 56 17 27 68 28 4 soziale Schichten UNTER-30-JÄHRIGE höhereinsgesamt mittlere einfache soziale Schichten UNTER-30-JÄHRIGE höhereinsgesamt mittlere einfache SCHAUBILD 3
  • 13. Auch die Haltungen von Müttern junger Kinder unterscheiden sich in dieser Frage sehr deutlich in beiden Ländern. Während in Schweden 72 Prozent der Mütter unter-12-jähriger Kinder die Auffassung teilen, dass man es durch Anstrengung in der Regel auch zu etwas bringt, sind es in Deutschland nur 39 Prozent, 47 Prozent vertreten dagegen ausdrücklich die Auffassung,dass es in Deutschland nur sehr schwer möglich ist, sozial aufzusteigen, wie sehr man sich auch anstrengt.4 Bemerkenswerterweise übersteigt der Anteil der aufstiegsoptimistischen Mütter in Schweden damit den Anteil der Väter,die diese Überzeugung teilen,wäh- rend es in Deutschland umgekehrt ist (Schaubild 4). 13 © IfD-Allensbach BASIS: 16- BIS 74-JÄHRIGE BEVÖLKERUNG IN DEUTSCHLAND UND SCHWEDEN QUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241, MAI/JUNI 2012 "Wer sich heute wirklich anstrengt, der bringt es in der Regel auch zu etwas" SOZIALE DURCHLÄSSIGKEIT IN DEUTSCHLAND UND SCHWEDEN – BESONDERS GROßE WAHRNEHMUNGSUNTERSCHIEDE IN DER JUNGEN GENERATION UND BEI MÜTTERN JUNGER KINDER 61 % 46 44 49 41 44 46DEUTSCHLAND SCHWEDEN insge- samt Väter Eltern von Kindern unter 12 Jahren 44 39 61 67 63 70 60 52 72 16- bis 74-jährige Bevölkerung 16-29 Jahre 30-44 Jahre 45-59 Jahre 60-74 Jahre Mütter Altersgruppen 4 Tabellarischer Ergebnisbericht DEUTSCH-SCHWEDISCHER VERGLEICH, Tabelle 6 SCHAUBILD 4
  • 14. Werden die Möglichkeiten zum sozialen Aufstieg durch eigene Leistung in Deutschland insgesamt schon deutlich pessimistischer gesehen als in Schweden,sind die Überzeugungen in den östlichen Bundesländern noch negativer gefärbt. Anders als im Westen zeigt sich hier eine relative Mehrheit sogar davon überzeugt, dass sozialer Aufstieg für Menschen aus den unteren Schichten kaum möglich ist, so sehr sie sich auch an- strengen (43 Prozent).Besonders pessimistisch zeigen sich junge Eltern im Osten: Nur ein Viertel geht davon aus,dass Leistung in der Regel auch mit sozialem Aufstieg belohnt wird,über die Hälfte hält eigene Anstren- gungen dagegen für in der Regel vergeblich (Schaubild 5). 14 © IfD-Allensbach BASIS: BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND, BEVÖLKERUNG AB 16 JAHRE QUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241, MAI/JUNI 2012 SOZIALE DURCHLÄSSIGKEIT IN DEUTSCHLAND: IM OSTEN DEUTLICH PESSIMISTISCHERE WAHRNEHMUNG ALS IM WESTEN "Wer sich heute wirklich anstrengt, der bringt es in der Regel auch zu etwas" "Tatsächlich ist es so, dass die einen oben sind, und die anderen sind unten, und für die ist es sehr schwer hochzukommen, so sehr sie sich auch anstrengen" Bevölkerung insgesamt West ELTERN VON KINDERN UNTER 12 JAHREN Ost 45 % West- deutsch- land Ost- deutsch- land 47 35 44 48 25 35 34 43 42 39 52 20 19 22 14 13 23 insgesamt Unentschieden SCHAUBILD 5
  • 15. Dabei ist die Zuversicht, dass sozialer Aufstieg durch eigene Leistung möglich ist, im Osten Deutschlands seit Mitte der 90er Jahre kontinuierlich angestiegen. Der Anteil der westdeutschen Bevölkerung, die dem Sprichwort "Jeder ist seines Glückes Schmied" anhängen und an sozialen Aufstieg durch eigene Leistung glauben, liegt dagegen seit Mitte der 80er Jahre annähernd stabil bei knapp unter 50 Prozent. Höher lag dieser Anteil mit über 60 Prozent in Wirtschaftswunderzeiten Mitte der 60er Jahre und auch noch Mitte der 70er Jahre (Schaubild 6). 15 © IfD-Allensbach BASIS: BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND, BIS 1985: WESTDEUTSCHLAND, BEVÖLKERUNG AB 16 JAHRE QUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGEN, ZULETZT 10086, FEBRUAR 2012 "Jeder ist seines Glückes Schmied. Wer sich heute wirklich anstrengt, der kann es auch zu etwas bringen" "JEDER IST SEINES GLÜCKES SCHMIED": SOZIALER AUFSTIEG DURCH LEISTUNG – LANGZEITTREND Frage: "Zwei Männer/Frauen unterhalten sich über das Leben. Der/die eine sagt: 'Jeder ist seines Glückes Schmied. Wer sich heute wirklich anstrengt, der kann es auch zu etwas bringen.' Der/die andere sagt: 'Tatsächlich ist es so, dass die einen oben sind, und die anderen sind unten und kommen bei den heutigen Verhältnissen auch nicht hoch, so sehr sie sich auch anstrengen.' Was würden Sie persönlich sagen: Wer von beiden hat eher recht – der/die Erste oder der/die Zweite?" 2012200519961985197519631955 53 % 62 62 49 47 49 48 28 37 42 WEST OST SCHAUBILD 6
  • 16. Auch in der Frage der Chancengerechtigkeit zeichnet die schwedische Bevölkerung ein signifikant positi- veres Bild von ihrem Land als die deutsche. Gut die Hälfte der Schweden hält die Chancengerechtigkeit im eigenen Land für gut oder sogar sehr gut verwirklicht, in Deutschland konstatieren das lediglich 37 Prozent der Bevölkerung,57 Prozent sind dagegen überzeugt,um die Chancengerechtigkeit stehe es hierzulande bis- lang weniger gut oder gar nicht gut (Schaubild 7). 16 © IfD-Allensbach BASIS: 16- BIS 74-JÄHRIGE BEVÖLKERUNG IN DEUTSCHLAND UND SCHWEDEN QUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241, MAI/JUNI 2012 CHANCENGERECHTIGKEIT AUS SICHT DER BEVÖLKERUNG IN SCHWEDEN BESSER VERWIRKLICHT ALS IN DEUTSCHLAND sehr gut 6unentschieden DEUTSCHLAND SCHWEDEN gut weniger gut gar nicht gut 4 3 7 34 % 45 50 38 7 6 Frage: "Man kann ja ganz unterschiedlicher Ansicht darüber sein, inwieweit bei uns in der Gesellschaft Chancengerechtigkeit bereits verwirklicht ist. Ich meine, dass jeder in unserer Gesellschaft, unabhängig von der sozialen Herkunft oder dem Geschlecht, die gleichen Chancen bei der Bildung, auf dem Arbeitsmarkt und im Beruf bekommt. Wie sehen Sie das: Wie gut ist in unserer Gesellschaft Chancengerechtigkeit alles in allem verwirklicht?" Es sehen in ihrem Land Chancengerechtigkeit alles in allem verwirklicht – SCHAUBILD 7
  • 17. Auch hier zeigen sich überdurchschnittlich starke Unterschiede zwischen den Ländern in der jungen Generation: Während Unter-30-Jährige in Schweden die Chancengerechtigkeit in ihrem Land mit 55 Prozent überdurchschnittlich häufig mindestens "gut" verwirklicht sehen, liegt dieser Anteil in Deutschland mit 34 Prozent unter dem Bevölkerungsdurchschnitt. Die Urteile in dieser Frage sind nicht nur in Deutschland, sondern auch in Schweden deutlich schichtab- hängig: Personen aus höheren soziale Schichten halten Chancengerechtigkeit im jeweiligen Land in deutlich höheren Anteilen für gut verwirklicht als Personen aus einfachen Schichten (Schaubild 8). 17 © IfD-Allensbach BASIS: 16- BIS 74-JÄHRIGE BEVÖLKERUNG IN DEUTSCHLAND UND SCHWEDEN QUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241, MAI/JUNI 2012 16- bis 74-jährige Bevölkerung 16-29 Jahre 30-44 Jahre 45-59 Jahre 60-74 Jahre Altersgruppen BEI DER VERWIRKLICHUNG VON CHANCENGERECHTIGKEIT IST SCHWEDEN AUS BEVÖLKERUNGSSICHT WEITER ALS DEUTSCHLAND Soziale Schichten höhere mittlere ein- fache Sehr gut/gut Nicht dargestellt: Unentschiedene Weniger gut/ Gar nicht gut Es sehen in ihrem Land Chancengerechtigkeit verwirklicht – 51 % DEUTSCHLAND SCHWEDEN 55 52 49 49 63 49 45 37 34 36 38 39 46 36 29 45 39 46 47 48 33 47 50 57 58 60 57 55 48 58 65 SCHAUBILD 8
  • 18. 18 © IfD-Allensbach BASIS: BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND, BEVÖLKERUNG AB 16 JAHRE QUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGEN, ZULETZT 6241, MAI/JUNI 2012 VERWIRKLICHUNG VON CHANCENGERECHTIGKEIT IN DEUTSCHLAND – POSITIVER TREND 23 % 21 28 26 18 37 37 14 33 201220082007 WEST OST GESAMT- DEUTSCHLAND Es sehen die Chancengerechtigkeit in Deutschland alles in allem "sehr gut" oder "gut" verwirklicht Auch wenn das Urteil über die Verwirklichung von Chancengerechtigkeit in Deutschland negativer ausfällt als in Schweden, zeigt die Einschätzung der Bevölkerung über die letzten Jahre hierzulande einen deutlich positiven Trend.Gegenüber 2007 ist der Anteil derjenigen,die die Chancengerechtigkeit in Deutschland gut oder sehr gut verwirklicht sehen,stark angestiegen,von 21 Prozent in 2007 auf aktuell 37 Prozent.Der Anstieg verlief dabei im Osten – von einer niedrigeren Basis aus – steiler als im Westen (Schaubild 9). SCHAUBILD 9
  • 19. Insgesamt deckt sich das mit der Wahrnehmung der Bevölkerung, die häufiger den Eindruck äußert, die Chancengerechtigkeit habe in Deutschland in den letzten 10 bis 15 Jahren zugenommen, als den Eindruck,sie habe abgenommen.In dieser Frage bestehen allerdings deutliche Wahrnehmungsunterschiede in West und Ost: Im Westen konstatieren 32 Prozent eine Verbesserung der Chancengerechtigkeit,20 Prozent haben den gegenteiligen Eindruck. Im Osten ist es dagegen fast genau umgekehrt (20 Prozent gegenüber 33 Prozent). Deutliche Unterschiede zeigen sich auch hier zwischen den sozialen Schichten.Allerdings sehen selbst in den einfachen sozialen Schichten tendenziell mehr Personen eine Verbesserung der Chancengerechtigkeit als eine Verschlechterung (Schaubild 10). 19 Frage: "Wie ist Ihr Eindruck: Hat die Chancengerechtigkeit in Deutschland in den letzten 10 bis 15 Jahren eher zugenommen, oder eher abgenommen, oder hat sich da nicht viel geändert?" © IfD-Allensbach BASIS: BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND, BEVÖLKERUNG AB 16 JAHRE QUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241, MAI/JUNI 2012 AUCH DIE DEUTSCHE BEVÖLKERUNG HAT DEN EINDRUCK, DIE CHANCENGERECHTIGKEIT HAT ZUGENOMMEN – ALLERDINGS NICHT IM OSTEN sich nicht viel geändert Es haben den Eindruck, die Chancengerechtigkeit hat in Deutschland in den letzten 10 bis 15 Jahren – Bevölkerung insgesamt West- deutsch- land Ost- deutsch- land unentschieden, keine Angabe eher zugenommen eher abgenommen 30 % 32 20 35 29 27 38 38 38 40 38 36 22 20 33 17 23 26 10 10 9 8 10 11 soziale Schichten höhere mittlere einfache SCHAUBILD 10
  • 20.
  • 21. 21 Ursachen schichtabhängiger Bildungserfolge: Deutsche Eltern sehen sich stärker in der Verantwortung für Bildung und Leistungsorientierung als schwedische Auch in der Frage, wieweit die Gesellschaft dafür sorgt, dass Kinder schichtunabhängig die gleichen Entwicklungschancen haben, unterscheiden sich die Einschätzungen der deutschen und der schwedischen Bevölkerung deutlich. Schwedische Eltern unter-12-jähriger Kinder haben zu 44 Prozent den Eindruck, dass für die Herstellung der Chancengleichheit von Kindern in ihrem Land viel oder sehr viel getan wird,deutsche Eltern teilen diese Einschätzung bezogen auf Deutschland dagegen nur zu 32 Prozent (Schaubild 11). © IfD-Allensbach BASIS: 16- BIS 74-JÄHRIGE BEVÖLKERUNG IN DEUTSCHLAND UND SCHWEDEN QUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241, MAI/JUNI 2012 CHANCENGLEICHHEIT VON KINDERN: AUS BEVÖLKERUNGSSICHT WIRD IN SCHWEDEN MEHR DAFÜR GETAN ALS IN DEUTSCHLAND sehr viel Nicht dargestellt: Weiß nicht, keine Angabe DEUTSCHLAND SCHWEDEN viel nicht so viel nur wenig 3 23 3027 % 49 Für gleiche Entwicklungs- chancen für Kinder wird im jeweiligen Land getan – 39 50 42 12 9 14 8 36 5 DEUTSCHLAND SCHWEDEN 16- bis 74-jährige Bevölkerung Eltern unter-12-jähriger Kinder 41 Frage: "Und wie viel wird in Deutschland/Schweden dafür getan, dass Kinder aus unterschiedlichen sozialen Schichten möglichst gleiche Chancen haben, sich gut zu entwickeln? Wird da sehr viel, viel, nicht so viel, oder nur wenig getan?" SCHAUBILD 11
  • 22. Dass für die Chancengleichheit von Kindern nur wenig getan wird, ist ein Eindruck, der vor allem in den einfachen Sozialschichten in Deutschland verbreitet ist. Hier fällt das Urteil darüber, wie viel für die Chancengleichheit für Kinder getan wird, deutlich negativer aus als in Schweden, aber auch als im Bevöl- kerungsdurchschnitt in Deutschland (Schaubild 12). Dabei wird der Einfluss der sozialen Schicht der Eltern auf die Entwicklungschancen von Kindern auch in Schweden hoch veranschlagt: Rund vier von fünf Schweden halten diesen Einfluss für groß oder sehr groß. Allerdings liegt dieser Anteil in Deutschland noch höher.Insbesondere hält hierzulande fast jeder Dritte die- sen Einfluss für "sehr groß", in Schweden dagegen nur 22 Prozent (Schaubild 13, Seite 23). Fragt man gezielt nach den Ursachen für unterschiedliche Entwicklungschancen für Kinder, tritt der aus deutscher Sicht größere Einfluss der Eltern noch plastischer hervor. So nennt die deutsche Bevölkerung als Ursache am häufigsten,dass manche Eltern ihren Kindern kein gutes Vorbild sind,dass manche Kinder von ihren Eltern nicht richtig erzogen werden, z.B. nicht lernen, Arbeiten gründlich zu erledigen und zu Ende zu führen, und dass manche Eltern aus einfachen Bildungsschichten ihre Kinder nicht gut fördern. Der schwe- dischen Bevölkerung scheinen diese Punkte zur Erklärung ungleicher Chancen weit weniger relevant,ebenso wie mögliche Unterschiede in der Förderkompetenz der Eltern, dass also manche Eltern gar nicht wissen, wie sie ihr Kind am besten fördern. 22 © IfD-Allensbach VOR ALLEM DEUTSCHE ELTERN AUS EINFACHEN SOZIALEN SCHICHTEN HABEN DEN EINDRUCK, DASS FÜR DIE CHANCENGLEICHHEIT VON KINDERN NICHT VIEL GETAN WIRD Für gleiche Entwicklungs- chancen für Kinder wird sehr viel bzw. viel getan 44 15 40 43 32 % 47 36 34 14 12 349 8 6 10 10 Dafür wird nur wenig getan Nicht dargestellt: "Dafür wird nur nicht so viel getan" bzw. "weiß nicht, keine Angabe" insgesamt soziale Schichten höhere mittlere einfache Eltern von unter-12-jährigen Kindern BASIS: ELTERN UNTER-12-JÄHRIGER KINDER IN DEUTSCHLAND UND SCHWEDEN QUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241, MAI/JUNI 2012 DEUTSCHLAND SCHWEDEN SCHAUBILD 12
  • 23. Aber auch eine ungleiche Begabung von Kindern ist in Deutschland weit häufiger als in Schweden ein Erklärungsmuster für die unterschiedlichen Chancen von Kindern. Ebenso werden Benachteiligungen von manchen Kindern in der Schule häufiger von der deutschen Bevölkerung ins Feld geführt als von der schwedischen. Von der schwedischen Bevölkerung werden dagegen am ehesten ungleiche finanzielle Voraussetzungen als Ursache für ungleiche Chancen gesehen. Das geben – ähnlich wie in Deutschland – rund zwei Drittel der Bevölkerung zu Protokoll. Ein Mangel an staatlicher Unterstützung für benachteiligte Kinder wird bemerkenswerterweise in Deutsch- land wie in Schweden als eher nachrangige Ursache gesehen, ebenso wie Qualitätsunterschiede in den Betreuungseinrichtungen oder ob Unter-3-Jährige zuhause oder in einer Einrichtung betreut werden5 (Schaubild 14, Seite 24). 23 Frage: "Was glauben Sie: Wie viel Einfluss hat die soziale Schicht der Eltern darauf, wie gut sich Kinder entwickeln können?" DEUTSCHLAND SCHWEDEN © IfD-Allensbach DER EINFLUSS DER SOZIALEN SCHICHT DER ELTERN AUF DIE ENTWICKLUNGSCHANCEN VON KINDERN WIRD VON DEUTSCHEN HÖHER VERANSCHLAGT ALS VON SCHWEDEN BASIS: 16- BIS 74-JÄHRIGE BEVÖLKERUNG IN DEUTSCHLAND UND SCHWEDEN QUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241, MAI/JUNI 2012 sehr groß groß weniger groß hat gar keinen Einfluss Es halten den Einfluss der sozialen Schicht der Eltern für – 22 55 57 10 17 1 1 3 3 31 % unentschieden, keine Angabe SCHAUBILD 13 5 Dabei ist davon auszugehen, dass diejenigen, die diesen Punkt angeben, vor allem eine Benachteiligung der Kinder sehen, die keine Betreu- ungseinrichtung besuchen, denn diese Gruppe urteilt an anderer Stelle in hohem Anteil, dass es für die Entwicklung eines Kindes besser ist, wenn es in den ersten drei Lebensjahren nicht ausschließlich in der Familie betreut wird (Deutschland: 60 Prozent, Schweden: 71 Prozent).
  • 24. In den Einschätzungen der Eltern zu den möglichen Ursachen ungleicher Chancen von Kindern treten ähnliche Unterschiede zwischen Deutschland und Schweden zu Tage wie auf Basis der Gesamtbevölkerung. Insgesamt – so zeigen diese Urteile – wird die Verantwortung für eine gute Entwicklung von Kindern in Deutschland viel stärker als in Schweden mit den persönlichen Anstrengungen und Fähigkeiten der Eltern in Zusammenhang gebracht sowie mit Begabungsunterschieden der Kinder. 24 © IfD-Allensbach BASIS: 16- BIS 74-JÄHRIGE BEVÖLKERUNG IN DEUTSCHLAND UND SCHWEDEN QUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241, MAI/JUNI 2012 Frage: "Was glauben Sie, woran liegt es vor allem, dass manche Kinder in Deutschland/ Schweden schlechtere Chancen haben, sich gut zu entwickeln und es im Leben zu etwas zu bringen?" (Listenvorlage) DEUTSCHE SEHEN IN PERSÖNLICHEN DEFIZITEN DER ELTERN UND IN BEGABUNGSUNTERSCHIEDEN DER KINDER DEUTLICH HÄUFIGER DIE URSACHE FÜR CHANCENUNGLEICHHEIT ALS SCHWEDEN Dass manche Kinder schlechtere Chancen haben, sich gut zu entwickeln, liegt vor allem daran, dass – manche Kinder von ihren Eltern nicht richtig erzogen werden, z.B. nicht lernen, Arbeiten gründlich zu erledigen oder zu Ende zu führen manche Kinder unter drei Jahren zuhause betreut werden und andere eine Kinder- betreuungseinrichtung besuchen die Qualität der Betreuung in den Betreuungseinrichtungen wie Kinder- garten oder Kita sehr unterschiedlich ist der Staat nicht genug dafür tut, um benachteiligte Kinder zu unterstützen manche Kinder in der Schule von den Erziehern bzw. Lehrern benachteiligt werden viele Eltern gar nicht wissen, wie sie ihre Kinder am besten fördern können die finanziellen Voraussetzungen im Elternhaus sehr unterschiedlich sind manche Eltern kein oder nur wenig Interesse daran haben, sich mit ihren Kindern zu beschäftigen manche Eltern, die selbst keine gute Bildung bzw. Ausbildung haben, ihre Kinder nicht gut fördern manche Eltern nicht viel Zeit mit ihren Kindern verbringen können manche Kinder in die Kita gehen, während andere Tagesmütter haben manche Eltern ihren Kindern kein gutes Vorbild sind die Kinder unterschiedlich begabt sind 61 47 32 61 66 54 47 32 14 27 23 8 6 n.e. = in Deutschland nicht erhoben DEUTSCHSCHLAND SCHWEDEN 82 74 73 70 68 60 60 53 32 31 27 15 n.e. % SCHAUBILD 14
  • 25. Bemerkenswert sind die schichtspezifischen Unterschiede dieser Einschätzungen,die sich in vielen Punk- ten in Deutschland viel ausgeprägter zeigen als in Schweden. Man gewinnt leicht den Eindruck, dass Eltern aus höheren sozialen Schichten in Deutschland die Verantwortung für die schlechteren Chancen von Kindern aus einfachen Schichten dabei vor allem bei deren Eltern sehen – schlechte Vorbilder,Mangel an Motivation, schlechte Ausbildung der Eltern – sowie in Begabungsunterschieden der Kinder.Eltern aus einfachen Schich- ten verweisen in Deutschland dagegen deutlich überdurchschnittlich häufig auf die äußeren Umstände,d.h. zu wenig staatliche Unterstützung,Benachteiligung durch Lehrer und ungleiche finanzielle Voraussetzungen. Diese möglichen Ursachen werden allerdings auch von schwedischen Eltern aus einfachen Sozialschichten überdurchschnittlich häufig angeführt (Tabelle 1). Dass die Ursache für ungleiche Chancen von Kindern von der deutschen Bevölkerung viel häufiger als in Schweden in den ungleichen persönlichen Voraussetzungen von Eltern verortet wird, ist aber nicht (nur) Folge unterschiedlicher "Ideologien",sondern hat einen realen Grund.Das zeigt eine Analyse der elterlichen Erziehungsziele in beiden Ländern. Schwedische Eltern möchten ihren Kindern vor allem soziale Grundtugenden wie Ehrlichkeit, Höflichkeit und Hilfsbereitschaft mit auf den Lebensweg geben sowie Verantwortungsbewusstsein und Selbständigkeit. Jeweils über 70 Prozent der Eltern unter-12-jähriger Kinder in Schweden nennen dies als Ziel ihrer Erziehung. In diesen Punkten unterscheiden sich deutsche und schwedische Eltern auch nur wenig.Auch Neugier steht in beiden Ländern ähnlich häufig, nämlich bei jeweils gut der Hälfte der Eltern auf der Liste der eigenen 25 Ursachen für Chancenungleichheit aus Elternsicht – schichtspezifische Wahrnehmungen Tabelle 1 Bundesrepublik Deutschland, Schweden Eltern von Kindern unter 12 Jahren Frage: "Was glauben Sie, woran liegt es vor allem, dass manche Kinder in Deutschland/Schweden schlechtere Chancen haben, sich gut zu entwickeln und es im Leben zu etwas zu bringen?" (Listenvorlage, Mehrfachnennungen möglich) ELTERN UNTER-12-JÄHRIGER KINDER Deutschland Schweden Deutschland Schweden --------------------------------------------------- --------------------------------------------------- Dass manche Kinder schlechtere soziale Schichten soziale Schichten Chancen haben, sich gut zu entwickeln, ------------------------------------------------ ------------------------------------------------ liegt vor allem daran, dass – höhere mittlere einfache höhere mittlere einfache * % % % % % % % % manche Eltern ihren Kindern kein gutes Vorbild sind....................................................... 79 ..................58 84..............79 .............72 61 ............. 58..............49 manche Kinder von ihren Eltern nicht richtig erzogen werden, z.B. nicht lernen, Arbeiten gründlich zu erledigen oder zu Ende zu führen ................................................. 73 ..................44 79..............71 .............70 47 ............. 44..............39 die finanziellen Voraussetzungen im Elternhaus sehr unterschiedlich sind..................73 ..................66 70..............70 .............87 59 ............. 67..............76 manche Eltern kein oder nur wenig Interesse daran haben, sich mit ihren Kindern zu beschäftigen.....................................71 ..................67 78..............74 .............51 68 ............. 67..............62 manche Eltern, die selbst keine gute Bildung bzw. Ausbildung haben, ihre Kinder nicht gut fördern................................... 67 ..................30 77..............68 .............42 36 ............. 25..............34 viele Eltern gar nicht wissen, wie sie ihre Kinder am besten fördern können ............ 60 ..................47 58..............64 .............55 52 ............. 45..............42 manche Eltern nicht viel Zeit mit ihren Kindern verbringen können................................53 ..................59 52..............54 .............50 62 ............. 58..............52 .../
  • 26. Erziehungsziele, die Fähigkeit, das Leben zu genießen in Schweden etwas häufiger als in Deutschland (54 Prozent gegenüber 44 Prozent). Bemerkenswert ist dagegen, dass viele andere Dimensionen schwedischen Eltern als Ziele der eigenen Erziehung deutlich weniger wichtig sind als deutschen: Sowohl eine gute,vielseitige Bildung als auch Tugen- den wie Durchhaltevermögen, Leistungsbereitschaft und Sorgfalt sind nur jeweils weniger als einem Drittel der schwedischen Eltern Ziel der Erziehung im Elternhaus, dagegen jeweils einer deutlichen Mehrheit der Eltern in Deutschland (Schaubild 15, Seite 27).6 Während schwedische Eltern sich in ihren Erziehungszielen also stark auf die oben genannten sozialen Grundtugenden sowie Selbständigkeit und Verantwortungsbewusstsein fokussieren, sehen sich Eltern in Deutschland in großen Teilen wesentlich mit in der Verantwortung, für eine gute Allgemeinbildung ihrer Kinder und das Erlernen von Tugenden wie Durchhaltevermögen,Leistungsbereitschaft und Sorgfalt zu sor- gen.Wenn der Umfang des elterlichen Bildungs- und Erziehungsauftrags in beiden Ländern so unterschied- lich interpretiert wird, erstaunt kaum, dass sich die in den Elternhäusern unterschiedlichen intellektuellen und auch materiellen Voraussetzungen in Deutschland stärker auf die Entwicklungschancen von Kindern auswirken als in Schweden. So hat etwa eine im vergangenen Jahr vom Allensbacher Institut durchgeführte Studie gezeigt, wie viel leichter es Eltern mit höherer Schulbildung fällt, ihre Kinder bei den Hausaufgaben zu unterstützen als weniger gut gebildeten Eltern.7 26 Ursachen für Chancenungleichheit aus Elternsicht – schichtspezifische Wahrnehmungen Tabelle 1 Bundesrepublik Deutschland, Schweden Eltern von Kindern unter 12 Jahren /... ELTERN UNTER-12-JÄHRIGER KINDER Deutschland Schweden Deutschland Schweden --------------------------------------------------- --------------------------------------------------- Dass manche Kinder schlechtere soziale Schichten soziale Schichten Chancen haben, sich gut zu entwickeln, ------------------------------------------------ ------------------------------------------------ liegt vor allem daran, dass – höhere mittlere einfache höhere mittlere einfache * % % % % % % % % die Kinder unterschiedlich begabt sind ................................................................... 48 ..................26 53..............47 .............42 19 ............. 29..............28 die Qualität der Betreuung in den Betreuungseinrichtungen wie Kinder- garten oder Kita sehr unterschiedlich ist........................................................................33 ..................28 27..............34 .............46 27 ............. 26..............39 der Staat nicht genug dafür tut, um benachteiligte Kinder zu unterstützen ...............31 ..................26 16..............32 .............59 25 ............. 23............ 38 manche Kinder in der Schule von den Erziehern bzw. Lehrern benachteiligt werden ................................................................28 ..................14 11..............33 .............49 12 ............. 11............ 34 manche Kinder unter drei Jahren zu- hause betreut werden und andere eine Kinderbetreuungseinrichtung besuchen.............................................................11 ................... 8 11..............11 .............14 5 .............. 9..............11 manche Kinder in die Kita gehen, während andere Tagesmütter haben.................. – ................... 4 –.............. – ............. – 2 .............. 5............... 5 Nichts davon........................................................ x ................... 1 x............... x .............. x 1 .............. 1............... 3 Alle Kinder haben gleiche Chancen..................... 1 ................... 5 x............... 2 .............. 2 3 .............. 6............... 6 "–" = Wert wurde in Deutschland nicht erhoben * Fallzahl n = 43, Befund kann daher nur als Näherungswert interpretiert werden QUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241 6 Es sollte daraus nicht geschlossen werden, dass diese Ziele für Eltern in Schweden per se unwichtig sind – sie stehen nur nicht im Zentrum der Erziehung im Elternhaus. Die Vermittlung von Bildungsinhalten und Sekundärtugenden wird offenbar stärker als in Deutschland als Aufgabe der staatlichen Bildungseinrichtungen gesehen. 7 "Zwischen Ehrgeiz und Überforderung. Bildungsambitionen und Erziehungsziele von Eltern in Deutschland. Eine Studie des Instituts für Demoskopie Allensbach im Auftrag der Vodafone Stiftung Deutschland", Vodafone Stiftung Deutschland gemeinnützige GmbH, Düsseldorf 2011, Seite 11.
  • 27. Hinzu kommt, dass die Bedeutung vieler Erziehungsziele in Deutschland tendenziell stärker von der sozialen Schicht abhängt als in Schweden.Das gilt etwa für Leistungsbereitschaft,für eine gute Bildung oder auch für die Freude an Büchern – Punkte die jeweils überdurchschnittlich häufig bei Eltern aus der Ober- schicht auf der Liste wichtiger Erziehungsziele stehen (Anhangtabelle 1). Insbesondere Eltern aus der Ober- schicht sehen sich in dieser Hinsicht also gegenüber ihren Kindern in der Pflicht. 27 © IfD-Allensbach BASIS: ELTERN VON UNTER-12-JÄHRIGEN KINDERN IN DEUTSCHLAND UND SCHWEDEN QUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241, MAI/JUNI 2012 88 83 77 32 29 56 71 46 27 29 48 72 30 33 55 54 28 15 8 7 ELTERN VON UNTER-12-JÄHRIGEN KINDERN IN – 89 85 84 81 78 78 78 69 69 69 68 66 63 58 56 44 42 37 23 22 ELTERLICHE ERZIEHUNGSZIELE: ALLGEMEINBILDUNG UND SEKUNDÄRTUGENDEN FÜR SCHWEDEN DEUTLICH WENIGER WICHTIG – FOKUSSIERUNG AUF SOZIALE GRUNDTUGENDEN, VERANTWORTUNGSBEWUSSTSEIN UND SELBSTÄNDIGKEIT Ehrlichkeit, Aufrichtigkeit Höflichkeit und gutes Benehmen Gute, vielseitige Bildung Sicheres Auftreten, Selbstbewusstsein Hilfsbereitschaft Toleranz Leistungsbereitschaft, Ehrgeiz Pünktlichkeit Gesunde Lebensweise Selbständigkeit Sparsam mit Geld umgehen Neugier, Wissensdurst Das Leben genießen Freude an Büchern haben, gern lesen Religiosität, Glaube an Gott Interesse für Politik Verantwortungsbewusstsein, Verantwortung für das eigene Handeln übernehmen Technisches Verständnis, mit der modernen Technik umgehen können Sorgfalt, Dinge ordentlich und gewissenhaft tun Durchhaltevermögen, Sachen zu Ende bringen % Frage: "Wir haben einmal eine Liste zusammengestellt mit verschiedenen Forderungen, was man Kindern für ihr späteres Leben alles mit auf den Weg geben soll, was Kinder im Elternhaus lernen sollen. Was davon halten Sie für besonders wichtig?" (Listenvorlage) SCHWEDENDEUTSCHLAND SCHAUBILD 15
  • 28.
  • 29. Bildungs- und Aufstiegswünsche von Eltern für ihre Kinder Das in beiden Ländern unterschiedlich stark ausgeprägte "Involvement" von Eltern in den Erwerb von Bildung und Leistungsorientierung ihrer Kinder schlägt sich auch in den Haltungen zu den Schulkarrieren ihrer Kinder nieder. Zwar sind die Ambitionen von Eltern im Hinblick auf den Bildungsabschluss ihrer Kinder sowohl in Deutschland als auch in Schweden stark schichtabhängig: Eltern aus höheren sozialen Schichten wünschen sich in beiden Ländern überdurchschnittlich häufig einen hohen Bildungsabschluss für ihre Kinder, Eltern aus einfachen Sozialschichten sind dagegen häufiger auch mit mittleren Abschlüssen zufrieden bzw.äußern in Deutschland keine bestimmten Erwartungen in dieser Hinsicht (Schaubild 16). 29 © IfD-Allensbach AUCH IN SCHWEDEN DEUTLICH SCHICHTABHÄNGIGE BILDUNGSAMBITIONEN VON ELTERN FÜR IHRE KINDER Als Schulabschluss wünschen sich für ihr Kind nach Möglichkeit – Keine Angabe Es haben keine bestimmten Erwartungen Abitur bzw. Fachhochschulreife Mittlere Reife Hauptschulabschluss x = Anteil unter 0,5 Prozent BASIS: ELTERN VON 6- BIS 17-JÄHRIGEN KINDERN IN DEUTSCHLAND UND SCHWEDEN QUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241, MAI/JUNI 2012 63 86 54 47 66 81 62 35 20 6 26 23 22 9 25 53 x x x 3 x x x x16 8 19 27 10 9 11 8 x x 21 1 2 1 4 % ELTERN VON 6- BIS 17-JÄHRIGEN KINDERN IN DEUTSCHLAND ELTERN VON 6- BIS 17-JÄHRIGEN KINDERN IN SCHWEDEN Hochschul- studium Gymnasium Grundschule Keine bestimm- ten Erwartungen Keine Angabe soziale Schichten höhereinsgesamt mittlere einfache soziale Schichten höhereinsgesamt mittlere einfache Frage: "Was wünschen Sie sich: Welchen Schulabschluss soll Ihr Kind/ sollen Ihre Kinder nach Möglichkeit einmal machen?" SCHAUBILD 16
  • 30. Dabei sind die Bildungsabschlüsse aufgrund der in den beiden Ländern unterschiedlichen Bildungssysteme nicht direkt miteinander vergleichbar. Anders als im dreigliedrigen Schulsystem in Deutschland ist der Bildungsabschluss in Schweden wesentlich an die Ausbildungslänge gebunden: Nach dem obligatorischen Besuch der Grundschule von Klasse 1 bis 9 wechselt die große Mehrheit der Schüler anschließend auf das Gymnasium. Der Besuch ist freiwillig und kostenlos, dauert zwei bis drei Jahre und bietet sowohl eher praxisorientierte,berufsvorbereitende Ausbildungsgänge als auch stärker theoretische,direkt auf ein Studium vorbereitende Ausbildungsgänge (vgl.auch Anhangschaubild 1).Nach Angaben von Eurostat verfügten 2011 47,5 Prozent aller 30- bis 34-jährigen Schweden über eine Hochschulausbildung, in Deutschland dagegen nur 30,7 Prozent – der EU-Durchschnitt lag bei 34,6 Prozent. Dass ihre Kinder den von den Eltern gewünschten Abschluss auch schaffen,ist deutschen Eltern aber deut- lich wichtiger als schwedischen: Für 43 Prozent der deutschen Eltern ist das sehr wichtig, dagegen nur für 31 Prozent der schwedischen Eltern.Besonders ausgeprägt sind die Unterschiede zwischen Deutschland und Schweden in der Oberschicht.Während es Eltern aus höheren sozialen Schichten hierzulande fast zur Hälfte sehr wichtig ist, dass ihre Sprösslinge den gewünschten Schulabschluss machen, äußert das in Schweden nur rund ein Drittel dieser Eltern (Schaubild 17). 30 DEUTSCHEN ELTERN IST ES WICHTIGER, DASS IHR KIND DEN GEWÜNSCHTEN ABSCHLUSS AUCH ERREICHT Dass ihr Kind den von ihnen gewünschten Abschluss schafft, ist – Keine Erwartungen bezügl. Abschluss bzw. keine Angabe sehr wichtig wichtig weniger wichtig x = Anteil unter 0,5 Prozent 63 gar nicht wichtig 43 48 39 51 31 34 27 40 37 41 39 20 40 42 40 31 3 3 3 2 15 13 16 16 x x x x 1 x 2 x 17 8 19 27 13 11 15 13 % © IfD-Allensbach BASIS: ELTERN VON 6- BIS 17-JÄHRIGEN KINDERN IN DEUTSCHLAND UND SCHWEDEN QUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241, MAI/JUNI 2012 soziale Schichten insgesamt soziale Schichten höhereinsgesamt mittlereeinfache höheremittlereeinfache ELTERN VON 6- BIS 17-JÄHRIGEN KINDERN IN DEUTSCHLAND ELTERN VON 6- BIS 17-JÄHRIGEN KINDERN IN SCHWEDEN Frage an Eltern, die bestimmte Erwartungen haben, welchen Schulabschluss ihr Kind/ihre Kinder einmal machen sollen: "Und wie wichtig ist Ihnen, dass Ihr Kind/Ihre Kinder diesen Schulabschluss auch schaffen? Ist Ihnen das..." SCHAUBILD 17
  • 31. Auch hier zeigt sich, dass sich deutsche Eltern insgesamt – und deutsche Eltern aus der Oberschicht im Besonderen – stärker in der Verantwortung für den Bildungserfolg ihrer Kinder sehen als schwedische. Auch der Wunsch nach sozialem Aufstieg der Kinder wird in Deutschland von Eltern häufiger geäußert als in Schweden: Schließen sich hierzulande 43 Prozent der Aussage an "unseren Kindern soll es später einmal bessergehen als uns",sind es in Schweden 31 Prozent.Besonders ausgeprägt fallen die Unterschiede zwischen den beiden Ländern in dieser Frage in der Mittelschicht aus: Während sich rund die Hälfte der deutschen Mittelschichteltern erhofft, dass es die eigenen Kinder später einmal besser haben werden, teilt nur rund ein Drittel der schwedischen Eltern aus den mittleren sozialen Schichten diese Sichtweise (Schaubild 18). 31 SCHWEDEN DEUTSCHLAND soziale Schichten höhere mittlere einfache Frage "Früher haben ja viele Eltern gesagt: 'Meinen Kindern soll es später mal bessergehen als uns'. Würden Sie das heute auch sagen, oder sind Sie ganz zufrieden, wenn es Ihren Kindern später mal genauso geht wie Ihnen heute?" © IfD-Allensbach BASIS: ELTERN UNTER-18-JÄHRIGER KINDER IN DEUTSCHLAND UND SCHWEDEN QUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241, MAI/JUNI 2012 WUNSCH NACH SOZIALEM AUFSTIEG DER EIGENEN KINDER: IN DEUTSCHLAND VERBREITETER ALS IN SCHWEDEN 31 30 32 67 62 21 17 49 "Unseren Kindern soll es später mal bessergehen als uns" 43 % Es sind ganz zufrieden, wenn es ihren Kindern später mal genauso geht wie ihnen heute in Deutschland in Schweden Eltern von unter-18-jährigen Kindern – 55 65 78 49 34 82 63 SCHAUBILD 18
  • 32. Innerhalb Deutschlands sind beträchtliche Unterschiede in diesen Fragen zwischen den westlichen und östlichen Bundesländern festzustellen. Während es im Westen 40 Prozent der Eltern, deren Kind eine Betreuungseinrichtung oder Schule besucht, sehr wichtig ist, dass ihr Kind den von ihnen gewünschten Schulabschluss erreicht, sind es im Osten 56 Prozent. Eltern äußern im Osten auch deutlich häufiger den Wunsch nach sozialem Aufstieg ihrer Kinder.Gut die Hälfte möchte,dass es den eigenen Kindern später ein- mal bessergeht als ihnen selbst.Im Westen liegt der Anteil mit 40 Prozent deutlich niedriger (Schaubild 19). Der Wunsch nach sozialem Aufstieg der Kinder hat dabei in Deutschland in den vergangenen Jahren in Ost wie West wieder zugenommen und liegt aktuell im Osten wieder auf dem (hohen) Niveau von 1996, im Westen deutlich höher als 1996 und 2009 (Schaubild 20, Seite 33). 32 © IfD-Allensbach IM OSTEN DEUTSCHLANDS IST ES ELTERN DEUTLICH WICHTIGER, DASS IHRE KINDER DEN GEWÜNSCHTEN SCHULABSCHLUSS MACHEN ALS IM WESTEN x = Anteil unter 0,5 Prozent BASIS: BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND, ELTERN QUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241, MAI/JUNI 2012 Dass ihr Kind den von ihnen gewünschten Abschluss schafft, ist – Eltern, deren Kinder eine Betreuungs- einrichtung oder Schule besuchen West Ost Keine Erwartungen bezügl. Abschluss bzw. keine Angabe sehr wichtig wichtig weniger wichtig gar nicht wichtig 56 34 22 3 3 x x 23 19 40 % West Ost Eltern von Kindern unter 12 Jahren 40 % 54 58 45 "Unseren Kindern soll es später einmal besser- gehen als uns" Es sind zufrieden, wenn es ihren Kindern später einmal genauso geht wie ihnen SCHAUBILD 19
  • 33. 33 © IfD-Allensbach BASIS: BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND, ELTERN VON KINDERN UNTER 16 JAHREN QUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGEN, ZULETZT 6241, MAI/JUNI 2012 DER WUNSCH NACH SOZIALEM AUFSTIEG DER KINDER HAT IN DEUTSCHLAND ZULETZT WIEDER ZUGENOMMEN "Meinen Kindern soll es später mal bessergehen als uns" 33 38 32 34 39 41 43 55 % 53 201220091996 WEST OST GESAMT- DEUTSCHLAND SCHAUBILD 20
  • 34.
  • 35. Die Förderung und Betreuung kleiner Kinder Die Vorstellungen davon, mit welchen konkreten Maßnahmen kleine Kinder bis ungefähr 6 Jahre am besten gefördert werden können, unterscheiden sich zwischen deutschen und schwedischen Eltern nur punktuell. So sind sich deutsche und schwedische Eltern weitgehend einig darin, dass es besonders wichtig ist,viel mit dem Kind zu sprechen,dem Kind vorzulesen bzw.mit ihm zusammen Bücher anzuschauen sowie darauf zu achten, dass das Kind neue Erfahrungen sammelt, viel ausprobieren kann. Mit dem Kind Spiele zu spielen und für viel Bewegung zu sorgen,halten deutsche Eltern dagegen für deut- lich wichtiger als schwedische.Umgekehrt halten es fast zwei Drittel der schwedischen Eltern,aber nur knapp die Hälfte der deutschen für besonders wichtig, das Kind in den Alltag einzubinden indem es sich z.B. an der Hausarbeit beteiligt (Schaubild 21, Seite 36). Auch zwischen den sozialen Schichten in Deutschland gehen die Auffassungen darüber,wie kleine Kinder am besten gefördert werden können, nur in wenigen Punkten deutlich auseinander. So halten es Eltern aus einfachen sozialen Schichten in überdurchschnittlichen Anteilen für wichtig,das Kind zum Malen oder Bas- teln zu ermutigen. Und Eltern aus der Oberschicht halten es nur in unterdurchschnittlichen Anteilen für besonders förderlich,den Nachwuchs bestimmte Fernsehsendungen schauen zu lassen oder die Kinder ge- nerell selbst entscheiden zu lassen,ob sie z.B.ein Instrument lernen oder eine bestimmte Sportart betreiben möchten (Anhangtabelle 2). Noch am auffälligsten sind die Schichtunterschiede in Deutschland – auch im Vergleich zu Schweden – wenn es um die Rolle von Musik für die Förderung von Kindern geht.Während es in Deutschland 61 Prozent der Eltern aus höheren Sozialschichten im Hinblick auf die Entwicklung eines Kindes für besonders wichtig halten, es an die Musik heranzuführen, ihm z.B. ein Instrument näherzubringen, teilen nur 40 Prozent der Eltern aus einfachen Schichten diese Auffassung. In Schweden zeigt sich eine solche Abhängigkeit dagegen nicht (Schaubild 22, Seite 37). Insgesamt scheinen die Unterschiede in den Förderkonzepten verschiedener sozialer Schichten aber keine zentrale Ursache für die in Deutschland gegenüber Schweden deutlich größere Schichtabhängigkeit des Bildungserfolgs von Kindern. 35
  • 36. Auch im Hinblick auf mögliche Maßnahmen,um sicherzustellen,dass alle Kinder unter 6 Jahren möglichst gleiche Chancen haben, sich gut zu entwickeln, vertreten die deutsche und die schwedische Bevölkerung insgesamt ähnliche Ansichten. Für am wichtigsten halten beide die individuelle Förderung der Kinder in den Betreuungseinrichtungen,genügend Zeit für die Eltern,um sich um ihre Kinder zu kümmern,dass Eltern 36 Frage: "Was meinen Sie: Wie kann man kleine Kinder bis ungefähr 6 Jahre am besten fördern, so dass sie sich möglichst gut entwickeln und entfalten? Was ist da besonders wichtig?" (Listenvorlage) © IfD-Allensbach NUR TEILWEISE UNTERSCHIEDLICHE FÖRDERUNGSKONZEPTE BEI DEUTSCHEN UND SCHWEDISCHEN ELTERN Damit sich kleine Kinder bis ungefähr 6 Jahre möglichst gut entwickeln, ist es besonders wichtig – mit dem Kind Spiele spielen das Kind an die Musik heranführen, z.B. mit ihm singen oder ihm ein Instrument näherbringen darauf achten, dass das Kind viel Zeit mit anderen Kindern verbringt das Kind zum Malen bzw. Basteln ermutigen mit dem Kind viel unternehmen darauf achten, dass sich das Kind vernünftig ernährt darauf achten, dass das Kind viel Bewegung bekommt darauf achten, dass das Kind neue Erfahrungen sammelt, viel ausprobieren kann dem Kind vorlesen bzw. zusammen mit dem Kind Bücher anschauen dem Kind Freiräume lassen, nicht den ganzen Tag verplanen das Kind weitgehend selbst entscheiden lassen, was es machen möchte, ob es z.B. eine Sport- art oder ein Musikinstrument lernen möchte das Kind Lernprogramme am Computer bzw. im Internet machen lassen 89 48 85 70 47 58 64 83 69 67 60 43 63 15 33 30 BASIS: ELTERN VON UNTER-12-JÄHRIGEN KINDERN IN DEUTSCHLAND UND SCHWEDEN QUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241, MAI/JUNI 2012 das Kind in den Alltag bzw. Haushalt einbinden, z.B. dass es sich an der Hausarbeit beteiligt viel mit dem Kind sprechen das Kind bestimmte Fernsehsendungen schauen lassen, bei denen es etwas lernt Kinder möglichst früh mit Fremdsprachen in Berührung bringen 87 87 82 79 78 78 76 75 70 67 57 49 47 30 21 20 % ELTERN VON UNTER-12-JÄHRIGEN KINDERN IN – SCHWEDENDEUTSCHLAND SCHAUBILD 21
  • 37. Beratung und Unterstützung in Erziehungsfragen bekommen können und dass genügend Ganztagsbe- treuungsplätze zur Verfügung gestellt werden. Punktuell bestehen aber durchaus unterschiedliche Auffassungen der deutschen und schwedischen Bevölkerung über geeignete Maßnahmen.So hält die deutsche Bevölkerung Sprachtests vor der Einschulung sowie eine allgemeine Pflicht zum Besuch des Kindergartens in deutlich höherem Anteil für zielführend als die schwedische Bevölkerung, die umgekehrt größere Hoffnung in einheitliche Qualitätsstandards für Kinderbetreuungseinrichtungen setzt. Dass alle Kinder schon vor dem dritten Lebensjahr eine Betreuungseinrichtung besuchen sollen,um Kin- dern möglichst gleiche Entwicklungschancen zu eröffnen, wird zwar häufiger von Deutschen ins Spiel ge- bracht als von Schweden, aber auch in Deutschland nur von einer Minderheit (29 Prozent, Schaubild 23, Seite 38). Deutlich überdurchschnittlich wird diese Position allerdings in den östlichen Bundesländern ver- treten – hier von rund jedem Zweiten.8 37 soziale Schichten höhere mittlere einfache © IfD-Allensbach BASIS: ELTERN VON UNTER-12-JÄHRIGEN KINDERN IN DEUTSCHLAND UND SCHWEDEN QUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241, MAI/JUNI 2012 MUSIK ALS MITTEL DER FÖRDERUNG KLEINER KINDER: IN EINFACHEN SOZIALEN SCHICHTEN IN DEUTSCHLAND ALS WENIGER WICHTIG BEURTEILT DEUTSCHLAND SCHWEDEN Eltern von Kindern unter 12 Jahren insgesamt 56 68*) 6260 % *) Fallzahl n=43, Befund kann daher nur als Näherungswert interpretiert werden 57 61 59 40 "Damit sich kleine Kinder bis ungefähr 6 Jahre möglichst gut entwickeln, ist es besonders wichtig, sie an die Musik heranzuführen, z.B. mit ihnen zu singen oder ihnen ein Instrument näherzubringen" SCHAUBILD 22 8 49 Prozent, vgl. tabellarischer Basisbericht DEUTSCHLAND, Tabelle 12b
  • 38. 38 Frage: "Wenn Sie einmal an Kinder im Alter von bis zu 6 Jahren denken: Was meinen Sie, was ist wichtig, um sicherzustellen, dass alle Kinder in diesem Alter - unabhängig von ihrer sozialen Schicht - die gleichen Chancen haben, sich gut zu entwickeln, und was ist dafür weniger wichtig? Bitte verteilen Sie die Karten entsprechend auf das Blatt." (Kartenspiel- und Bildblattvorlage, Mehrfachnennungen möglich) © IfD-Allensbach BASIS: 16- BIS 74-JÄHRIGE BEVÖLKERUNG IN DEUTSCHLAND UND SCHWEDEN QUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241, MAI/JUNI 2012 Um sicherzustellen, dass alle Kinder bis ungefähr 6 Jahre die gleichen Chancen haben, sich gut zu entwickeln, halten für wichtig – 85 83 92 77 52 70 81 n.e. 35 49 n.e. 19 n.e. = in diesem Land nicht erhoben 86 84 83 77 76 71 69 63 49 47 47 29 % dass Eltern, die sich Förderangebote, wie z.B. Musikunterricht, für ihre Kinder nicht leisten können, finanziell unterstützt werden dass Kinder in Betreuungseinrichtungen individuell gefördert werden, z.B. in der Sprachentwicklung dass alle Eltern genügend Zeit haben, sich um ihre Kinder zu kümmern dass Eltern bei Erziehungsfragen Beratung und Unterstützung erhalten können dass man vor der Einschulung einen Sprachtest durchführt und bei Bedarf Sprachunterricht anbietet dass gute Ganztagsbetreuungsplätze zur Verfügung gestellt werden dass es einheitliche Qualitätsstandards für Kinderbetreuungseinrichtungen gibt dass der Besuch des Kindergartens kostenlos ist dass der Besuch des Kindergartens für alle zur Pflicht wird dass Erzieher besonders gut ausgebildet werden, z.B. eine akademische Ausbildung haben, studiert haben dass die Betreuung von Kindern unter 3 Jahren kostenlos ist dass alle Kinder schon vor dem 3. Lebens- jahr eine Betreuungseinrichtung besuchen dass Kitas, Vorschulen kostenlos sind MAßNAHMEN, UM CHANCENGERECHTIGKEIT SICHERZUSTELLEN: SPRACHTESTS UND KINDERGARTENPFLICHT HÄLT DIE DEUTSCHE BEVÖLKERUNG FÜR DEUTLICH WICHTIGER ALS DIE SCHWEDISCHE, BEI EINHEITLICHEN QUALITÄTSSTANDARDS IST ES UMGEKEHRT SCHWEDENDEUTSCHLAND n.e. 63 SCHAUBILD 23
  • 39. In Deutschland halten es Eltern aus einfachen sozialen Schichten für überdurchschnittlich wichtig, dass Eltern im Bedarfsfall Beratung und Unterstützung in Erziehungsfragen erhalten können,in Schweden dage- gen,dass die Erzieher in Betreuungseinrichtungen eine besonders gute,z.B.akademische Ausbildung haben. In beiden Ländern halten es vor allem Eltern aus einfachen Sozialschichten für wichtig,dass die Betreuungs- einrichtungen kostenlos sind (Anhangtabelle 3). Was die tatsächlich genutzten Förderangebote angeht, zeigt sich allerdings, dass Kinder aus der Unter- schicht in Deutschland deutlich zurückbleiben. So nutzen Eltern aus einfachen sozialen Schichten deutlich unterdurchschnittlich häufig Angebote wie Mutter-Kind-Turnen oder Babyschwimmen – für viel Bewegung zu sorgen spielt im Förderkonzept für kleine Kinder in Deutschland eine vergleichsweise große Rolle (vgl. Seite 36, Schaubild 21) – und schicken ihre unter-10-jährigen Kinder seltener als Eltern aus höheren Sozial- schichten in Sport- oder Musikvereine bzw. zur musikalischen Früherziehung. Von einer Liste mit 13 möglichen Förderangeboten für unter-10-jährige Kinder geben Eltern aus einfachen Schichten im Durch- schnitt 2,5 genutzte Angebote zu Protokoll, Eltern aus der Oberschicht dagegen 3,9. Dieser Befund zeigt, wie der von Eltern in Deutschland sehr umfassend interpretierte Erziehungsauftrag in Verbindung mit ungleichen materiellen Voraussetzungen in den Elternhäusern schichtspezifische Chancenungleichheit produziert. Die Nutzung von Förderangeboten insbesondere für Kleinkinder hat in den letzten Jahrzehnten stark zu- genommen. So haben von den Eltern, deren Kinder heute 40 Jahre und älter sind, nur 5 Prozent Krabbel- gruppen besucht, 6 Prozent Babyschwimmen und 10 Prozent ein Mutter-Kind-Turnen. Die Anteile liegen heute jeweils zwischen 40 und 50 Prozent. Auch der Anteil derjenigen, die Musikschulen oder die musikali- sche Früherziehung besuchen oder logopädische Förderung in Anspruch nehmen,ist offensichtlich deutlich gewachsen (Tabelle 2, Seite 40). 39
  • 40. 40 Frage:"Wenn Sie einmal an Angebote denken, die es für Kinder bis ungefähr 10 Jahre gibt. Welche dieser Angebote nutzen Sie bzw. haben Sie früher einmal für Ihr Kind/Ihre Kinder in diesem Alter genutzt?" (Listenvorlage) ELTERN UNTER-12-JÄHRIGER KINDER Eltern von -------------------------------------------------------- erwachsenen ins- soziale Schichten Kindern im gesamt ---------------------------------------- Alter von mind. höhere mittlere einfache 40 Jahren % % % % % Sportvereine........................................61 68 ........... 61......... 42 63 Krabbelgruppen ..................................46 56 ........... 40........... 41 5 Mutter-Kind-Turnen bzw. Kinder- turnen .................................................45 54 ........... 43......... 28 10 Babyschwimmen.................................41 58 ........... 34......... 28 6 Vorschulangebote im Kinder- garten, Vorschulunterricht..................31 22 ........... 39........... 25 21 Musikunterricht ..................................28 36 ........... 29......... 11 23 Musikalische Früherziehung ...............28 35 ........... 27......... 14 12 Logopädische Förderung, Hilfe bei Sprechproblemen..........................17 16 ........... 20........... 11 4 PEKiP ..................................................11 19 ............ 8............ 6 x Fremdsprachenunterricht für Kindergartenkinder.............................10 13 ........... 10............ 6 x Nachhilfe ............................................. 8 8 ............ 6........... 17 11 Förderunterricht, z.B. bei Schreib- und Leseschwäche ............................... 8 2 ........... 12............ 7 2 Sprachförderung in Deutsch................ 4 x ............ 4............ 8 1 Anderes................................................ 1 1 ............ x............ 2 1 Durchschnittlich genutzte Zahl der Angebote .................................... 3,4 3,9 ......... 3,3......... 2,5 1,6 Nichts davon.......................................10 8 ............ 8........... 16 22 Keine Angabe....................................... 1 2 ............ 2............ x 5 -UMFRAGE 6241 Genutzte Förderangebote für junge Kinder – schichtspezifische Unterschiede und Generationenunterschiede Tabelle 2 Bundesrepublik Deutschland Eltern von Kindern unter 12 Jahren x = weniger als 0,5 Prozent QUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD
  • 41. Auch wenn sich die Ansichten der Deutschen und Schweden zur Frage,wie man kleine Kinder am besten fördert und welche Maßnahmen geeignet wären, um schichtunabhängig möglichst gleiche Entwicklungs- chancen für Kinder herzustellen, insgesamt nur begrenzt unterscheiden, liegen sie in einer wichtigen und in Deutschland auch politisch viel diskutierten Grundfrage doch signifikant auseinander: Wenn es darum geht,ob es für die Entwicklung eines Kindes besser ist,wenn es in den ersten drei Lebensjahren ausschließlich in der Familie betreut wird oder ob es besser ist, wenn es in dieser Zeit auch eine Betreuungseinrichtung besucht, plädieren 46 Prozent der schwedischen Bevölkerung für den Besuch einer Betreuungseinrichtung, in Deutschland dagegen nur 27 Prozent.Deutschland ist in dieser Frage allerdings gespalten: Die ausgeprägte Skepsis gegenüber einer Fremdbetreuung kommt aus Westdeutschland, während die ostdeutsche Bevölke- rung dem Besuch einer Betreuungseinrichtung noch positiver gegenübersteht als die schwedische. Noch stärker unterscheiden sich die Einstellungen von jungen Eltern in dieser Frage zwischen West- deutschland auf der einen Seite und Schweden bzw. Ostdeutschland auf der anderen Seite. Während 58 Prozent der schwedischen Eltern von unter-12-jährigen Kindern und 63 Prozent der ostdeutschen den Besuch einer Betreuungseinrichtung in den ersten drei Lebensjahren für ratsam halten, sehen das nur 22 Prozent der westdeutschen Eltern so (Schaubild 24). 41 Frage: "Was ist Ihrer Meinung nach für die Entwicklung eines Kindes am besten? Wenn es in den ersten drei Lebensjahren ausschließlich in der Familie betreut wird, oder wenn es in dieser Zeit auch eine Kinderbetreuungseinrichtung besucht?" © IfD-Allensbach NUR FAMILIE ODER AUCH KINDERBETREUUNGSEINRICHTUNG? WAS FÜR DIE ENTWICKLUNG KLEINER KINDER AM BESTEN IST, SEHEN DEUTSCHE UND SCHWEDEN SEHR UNTERSCHIEDLICH Für die Entwicklung eines Kindes ist es in den ersten drei Lebens- jahren am besten, wenn – Eltern von Kindern unter 12 Jahren in – SCHWEDENDEUTSCHLAND 16- bis 74-jährige Bevölkerung In – SCHWEDENDEUTSCHLAND es ausschließlich in der Familie betreut wird es auch eine Kinder- betreuungsein- richtung besucht 46 % 35 52 29 14 54 21 52 21 46 47 27 22 27 63 58 27 2427 1927 24 23 15 BASIS: 16- BIS 74-JÄHRIGE BEVÖLKERUNG IN DEUTSCHLAND UND SCHWEDEN QUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241, MAI/JUNI 2012 Unentschieden insge- samt West Ost insge- samt West Ost SCHAUBILD 24
  • 42. In der Frage, ob im Fall einer frühen außerfamiliären Betreuung für die Entwicklung des Kindes eine Betreuungseinrichtung oder eine Tagesmutter förderlicher wäre, votieren deutsche und schwedische Eltern dagegen ganz ähnlich.In beiden Ländern werden Betreuungseinrichtungen tendenziell favorisiert,wobei für vergleichsweise hohe Anteile – insbesondere in Schweden – die Entscheidung in dieser Frage vom Einzelfall abhängt (Schaubild 26, Seite 43). Dabei sind es in Deutschland vor allem Eltern aus einfachen sozialen Schichten, die eine Betreuung aus- schließlich in der Familie befürworten.Fast zwei Drittel von ihnen äußern sich in dieser Weise.In Schweden findet sich eine solche Schichtabhängigkeit dagegen nicht (Schaubild 25). Der deutsche Befund ist insofern bemerkenswert,als davon ausgegangen werden muss,dass vor allem Kinder aus einfachen Bildungsschichten davon profitieren könnten, schon früh eine Betreuungseinrichtung zu besuchen. 42 SCHWEDEN DEUTSCHLAND soziale Schichten höhere insgesamt mittlere einfache Eltern von unter-12-jährigen Kindern – © IfD-Allensbach IN DEUTSCHLAND SIND VOR ALLEM ELTERN AUS EINFACHEN SOZIALEN SCHICHTEN ÜBERZEUGT, DASS EINE BETREUUNG ALLEIN IN DER FAMILIE FÜR KLEINE KINDER BESSER IST Nicht dargestellt: Unentschiedene BASIS: ELTERN UNTER-12-JÄHRIGER KINDER IN DEUTSCHLAND UND SCHWEDEN QUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241, MAI/JUNI 2012 47 % 45 28 42 67*) *) Fallzahl n=43, Befund kann daher nur als Näherungswert interpretiert werden 29 38 63 13 58 5658 Für die Entwicklung eines Kindes ist es in den ersten drei Lebensjahren am besten, wenn – es ausschließlich in der Familie betreut wird es auch eine Kinder- betreuungseinrichtung besucht 31 27 21 26 SCHAUBILD 25
  • 43. 43 Frage: "Wenn ein Kind in den ersten drei Lebensjahren nicht ausschließlich in der Familie betreut werden kann: Was halten Sie dann für die Entwicklung eines Kindes am besten? Wenn es von einer Tagesmutter betreut wird, oder wenn es eine Kinderbetreuungseinrichtung, wie eine Kinderkrippe oder Kindertagesstätte, besucht?" SCHWEDENDEUTSCHLAND © IfD-Allensbach BETREUUNGSEINRICHTUNG SCHLÄGT TAGESMUTTER – IN SCHWEDEN WIE IN DEUTSCHLAND BASIS: ELTERN UNTER-12-JÄHRIGER KINDER IN DEUTSCHLAND UND SCHWEDEN QUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241, MAI/JUNI 2012 Kinder- betreuungs- einrichtung Tagesmutter Kommt auf die Tagesmutter an Macht keinen Unterschied 40 % 19 18 14 9 Kinder- betreuungs- einrichtung Tagesmutter Kommt auf die Tagesmutter an Unentschieden, keine Angabe Unentschieden, keine Angabe Macht keinen Unterschied 44 % 15 26 13 2 wie eine K agTTagesmutton einerenn es vvon einerWWenn es v anden kkann:errden kweutt wtrreuteb enn ein K"WWee:aggerraFFr IN SCHWEDEN WIE IN DEUT BETREUUNGSEINRICHTUNG SCHLÄG indeder KKindere oipprikindere eine KKinder der wod,wirrd,eutt wirtrreuteer bgesmuttter b ie dann für die Een SSie dann für die Eas haltten SWWas haltann: ensjahrebei Len drrei Lsteind in den errstKKind in den er ANDSCHLIN SCHWEDEN WIE IN DEUT T TBETREUUNGSEINRICHTUNG SCHLÄG t?"esuchbe,ättte,agessttättttagesstinder euungstrreuungseinreinderbenn es eine KKinderbwwenn es eine K indes amlung eines KKindes am bwickntie dann für die E ausschließlich in der Ftten nichahrre TER –AGESMUTTTAGESMUT tung,icheuungseinr en?estten?indes am b amilieder FFamilie 9 19 agesmutterTTagesmutter eeine Angabk Unentschieden, 40 % einrichtung euungs-etrb -Kinderr- eine Angabk Unentschieden, 22 15 26 eeine Angab Unentschieden, agesmutterTTagesmutter 44 % einrichtung euungs-etrb -Kinder DEUT JÄHRIGER KINDER IN DEUT 18 Unterschied Macht k agesmutter anTTagesmutter an ommt auf dieK ANDSCHLDEUT JÄHRIGER KINDER IN DEUT 14 Unterschied einenMacht k agesmTTagesmutter an ommt auf dieK SCHWEDEN 13 26 Unterschied einenMacht k agesmutter an ommt auf die SCHWEDEN AGE 6241,-UMFRIFD,CHIVV,QUELLE: ALLENSBACHER AR JÄHRIGER KINDER IN DEUT-12--JTERN UNTERBASIS: EL MAI/JUNI 2012AGE 6241, AND UND SCHWEDENSCHLJÄHRIGER KINDER IN DEUT ach-Allensb© IfD SCHAUBILD 26 Aber ab welchem Alter kann ein Kind überhaupt in fremde Hände gegeben werden? Zu dieser Frage sind im Rahmen einer ländervergleichenden Studie im Auftrag von BILD der FRAU bereits 2007 Daten in Deutsch- land und Frankreich erhoben worden. Die Einschätzungen der französischen Bevölkerung unterschieden sich dabei von denen der westdeutschen sehr deutlich.Die aktuell ermittelten Unterschiede zwischen (West–) Deutschland und Schweden sind in dieser Frage – trotz der auch in Schweden gut ausgebauten Betreuungs- infrastruktur für kleine Kinder9 – dagegen geringer. In Westdeutschland halten 16- bis 49-Jährige im Durchschnitt Kinder ab einem Alter von 2,6 Jahren für alt genug,um in einer Betreuungseinrichtung betreut zu werden,in Schweden mit durchschnittlich 2,2 Jahren. Zum Vergleich: Der 2007 in Frankreich ermittelte Durchschnittswert lag bei 1,1 Jahren.Die ostdeutsche Be- völkerung steht dieser Einschätzung mit einem Durchschnittsalter von 1,6 Jahren näher als der Einschätzung ihrer westdeutschen Landsleute und liegt damit auch unter dem in Schweden im Durchschnitt genannten Alter. Die Einschätzungen von Eltern in dieser Altersgruppe unterscheiden sich nur wenig von der Ein- schätzung der Bevölkerung insgesamt,die Altersschwellen liegen lediglich tendenziell etwas niedriger (Schau- bild 27, Seite 44, vgl. auch Anhangtabelle 4). 9 In schwedischen Kindergärten ("förskola") werden Kinder vom ersten bis zum fünften Lebensjahr betreut. Mit ca. eineinhalb Jahren besucht die große Mehrheit der Kinder eine solche Betreuungseinrichtung: Die Betreuungsquote liegt für 1-Jährige bei etwa 50 Prozent, die Quoten für 2- Jährige bei über 90 Prozent und für 5-Jährige bei 97 Prozent. Der Besuch ist freiwillig und abgabepflichtig. Ab dem 3. Lebensjahr muss die Wohngemeinde dem Kind allerdings einen Betreuungsplatz für mindestens 525 Stunden im Jahr kostenfrei anbieten. Die Nutzung der förskola ist ansonsten an die Berufstätigkeit der Eltern gebunden, d.h. um einen Platz zu bekommen, müssen beide Eltern berufstätig sein.
  • 44. 44 In Schweden unterscheiden sich in dieser Frage – anders als in Deutschland – die verschiedenen Alters- gruppen deutlich. So hält die ältere Bevölkerung in Schweden im Durchschnitt ein vergleichsweise hohes Alter von 3,2 Jahren für erforderlich, um ein Kind in die Fremdbetreuung geben zu können, die heutige "Elterngeneration" der 30- bis 44-Jährigen hält das im Durchschnitt dagegen ab einem Alter von 2,1 Jahren für möglich (Tabelle 3, Seite 45). Dies deutet darauf hin, dass hier erst in den letzten Jahrzehnten ein Um- denken in der Bevölkerung hin zu einer früheren Fremdbetreuung von Kindern stattgefunden hat. Der massive Ausbau der Betreuungsinfrastruktur in Schweden fand im Zuge der Orientierung der schwe- dischen Familienpolitik auf die Integration möglichst aller schwedischen Bürgerinnen und Bürger als Voll- zeitbeschäftigte in den Arbeitsmarkt in den frühen 70er Jahren des letzten Jahrhunderts statt. Es ist zu vermuten,dass diese Änderung auf institutioneller Seite eine wichtige Ursache für einen Einstellungswandel in der schwedischen Bevölkerung war: Die heute 60- bis 74-Jährigen waren zum damaligen Zeitpunkt unge- fähr zwischen 20 und 35 Jahre alt, also die Elterngeneration mit Kleinkindern. Die zuvor genannten Daten zeigen, dass sich die Haltungen zur Frage, ab wann ein Kind alt genug für die Fremdbetreuung ist, in den nachfolgenden Elterngenerationen deutlich verändern,nachdem die Betreuungsinfrastruktur ausgebaut wurde. In Frankreich wurde mit dem Ausbau der Betreuungsinfrastruktur dagegen rund ein Jahrzehnt früher begonnen als in Schweden. Dies kann neben anderen Faktoren eine der Ursachen sein, warum der Ein- stellungswandel in Frankreich in der Frage der Kleinkindbetreuung weiter fortgeschritten ist als in Schweden. © IfD-Allensbach BASIS: 16- BIS 49-JÄHRIGE BEVÖLKERUNG IN DEUTSCHLAND, SCHWEDEN UND FRANKREICH ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGEN 5216, FEBRUAR 2007 UND 6241, MAI/JUNI 2012 AB WANN IST FREMDBETREUUNG MÖGLICH – EINSCHÄTZUNGEN AUS DEUTSCHLAND, SCHWEDEN UND FRANKREICH Durchschnitt- liches Alter, ab dem ein Kind gut in einer Betreuungs- einrichtung betreut werden kann 16- bis 49-Jährige 2,3 Jahre 2,6 1,6 2,2 1,1 2,2 2,5 1,6 2,0 1,0 insge- samt SCHWEDEN FRANK- REICH (2007) West Ost BEVÖLKERUNG DEUTSCHLANDSCHWEDEN FRANK- REICH (2007) DEUTSCHLAND insge- samt West Ost ELTERN SCHAUBILD 27
  • 45. 45 Deutschland Schweden -------------------------------------------------------------------- -------------------------------------------------------------------- Kinder können gut in einer 16-29 30-44 45-59 60-74 16-29 30-44 45-59 60-74 Betreuungseinrichtung betreut Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre werden – % % % % % % % % ab unter 1 Jahr............................................ 5 .............. 4 .............. 3............... 5 2............... 3 ............... x............... 1 ab 1 Jahr ....................................................17 .............19 ............. 18..............18 33..............42 ............. 26..............11 ab 2 Jahren ................................................17 .............20 ............. 18..............15 25..............25 ............. 26..............26 ab 3 Jahren ................................................27 .............38 ............. 35..............38 16..............15 ............. 23..............25 ab 4 Jahren ................................................. 9 .............. 5 ............. 12............... 9 6............... 5 .............. 5..............10 ab 5 Jahren und älter.................................. 2 .............. 3 .............. 1............... 2 8............... 5 ............. 10..............22 Im Durchschnitt (in Jahren) ...................2,40 ..........2,43 .......... 2,48...........2,46 2,30...........2,07 .......... 2,50...........3,15 Unentschieden, weiß nicht........................23 .............11 ............. 13..............13 10............... 5 ............. 10............... 5 Ab welchem Alter ist Fremdbetreuung möglich? Tabelle 3 Bundesrepublik Deutschland, Schweden Bevölkerung 16-74 Jahre 4 .............. 3............... 5 2............... 3 ............... 1 a 5 ............. 12............... 9 6............... 5 .............. 5..............10 a 3 .............. 1............... 2 8............... 5 ............. 10..............22 I 5 ............. 10............... 5 4 .............. 3............... 5 2............... 3 ............... 1 a 5 ............. 12............... 9 6............... 5 .............. 5..............10 a 3 .............. 1............... 2 8............... 5 ............. 10..............22 I 5 ............. 10............... 5 x = weniger als 0,5 Prozent QUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241 © IfD-Allensbach BASIS: BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND, BEVÖLKERUNG AB 16 JAHRE QUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGEN, ZULETZT 6241, MAI/JUNI 2012 AB WANN IST FREMDBETREUUNG MÖGLICH? KAUM ÄNDERUNGEN DER EINSTELLUNGEN IN DEUTSCHLAND ERKENNBAR WEST OST GESAMT- DEUTSCH LAND Durchschnittliches Alter, ab dem ein Kind aus Sicht der Bevölkerung gut in einer Betreuungseinrichtung betreut werden kann 2,7 Jahre 2,5 2,7 2,3 1,8 2,6 2,5 1,8 1,6 2012201120082007 2,4 1,6 2,4 SCHAUBILD 28 In Deutschland sind für einen solchen Einstellungswandel derzeit noch keine Anzeichen erkennbar. Das von der Bevölkerung durchschnittlich genannte Mindestalter für Fremdbetreuung liegt nach zwischenzeitlich etwas niedrigeren Werten für Gesamtdeutschland, West und Ost wieder auf den gleichen Werten wie schon vor fünf Jahren (Schaubild 28).
  • 46.
  • 47. Urteile über die vorhandenen Kinderbetreuungseinrichtungen Die in Deutschland und Schweden unterschiedliche Einstellung zur Fremdbetreuung von Kleinkindern hat offensichtlich auch Auswirkungen auf das Anspruchsniveau in Bezug auf die Betreuung,insbesondere auf die Beurteilung der Zahl der vorhandenen Betreuungsplätze. Denn obwohl die Betreuungsinfrastruktur in Schweden besser ausgebaut ist als in Deutschland – es in Schweden z.B.auch unüblich ist,dass man auf einen Betreuungsplatz warten muss – hält ein kleinerer Teil der Eltern unter-12-jähriger Kinder das Angebot an Betreuungsplätzen für ausreichend als in Deutschland (42 Prozent gegenüber 52 Prozent,Schaubild 29).Ähn- liches hatte sich bereits 2007 im deutsch-französischen Vergleich gezeigt: Trotz der auch in Frankreich im Ver- gleich zu Deutschland deutlich besser ausgebauten Betreuungsinfrastruktur,insbesondere für Unter-3-Jährige, verlangen Eltern dort deutlich häufiger einen Ausbau des Angebots an Betreuungsplätzen vor Ort,im Übrigen auch deutlich häufiger als schwedische Eltern (Schaubild 30,Seite 48).Hier schlagen offenbar die unterschied- lichen Einstellungen zur Fremdbetreuung von Kindern und die damit verbundenen Anspruchshaltungen durch. Dabei fordern in Deutschland vor allem Eltern in Großstädten und Ballungsgebieten einen Ausbau des Angebots an Betreuungsplätzen. Der Anteil, der dies wünscht liegt hier mit 68 Prozent fast doppelt so hoch wie in ländlichen Gebieten. In Schweden sind solche Unterschiede zwischen Stadt und Land dagegen nicht festzustellen (Schaubild 29). 47 SCHWEDENDEUTSCHLAND © IfD-Allensbach IN DEUTSCHLAND WÜNSCHEN SICH ELTERN IN STÄDTEN HÄUFIGER MEHR BETREUUNGSPLÄTZE ALS ELTERN AUF DEM LAND Unentschieden bzw. kein Urteil BASIS: ELTERN UNTER-12-JÄHRIGER KINDER IN DEUTSCHLAND UND SCHWEDEN QUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGEN 5216, FEBRUAR 2007 UND 6241, MAI/JUNI 2012 Die bestehenden Betreuungsplätze am Ort, in der Gegend reichen in der Regel aus Es müsste mehr Betreuungsplätze geben 42 40 44 917 1614 18 1617 Eltern unter- 12-jähriger Kinder insgesamt Großstädte/ Ballungs- gebiete Klein-/ Mittel- städte Land Eltern unter- 12-jähriger Kinder insgesamt Stadt Land 52 % 36 53 68 23 47 3134 42 4041 SCHAUBILD 29
  • 48. Die Betreuungszeiten werden von schwedischen Eltern dagegen in höherem Anteil als angemessen beur- teilt als von deutschen.Während rund zwei Drittel der schwedischen Eltern die Betreuungszeiten in den Ein- richtungen vor Ort für ausreichend halten,sehen das nur 42 Prozent der deutschen Eltern mit Kindern unter 12 Jahren so, 40 Prozent fordern ausdrücklich eine Ausweitung der Zeiten (Schaubild 31, Seite 49). Anders als in Schweden sind die Betreuungszeiten in Deutschland überdurchschnittlich häufig ein Problem für Elternpaare, in denen beide Partner Vollzeit berufstätig sind. Gut die Hälfte dieser Gruppe wünscht sich einen Ausbau der Betreuungszeiten in den Einrichtungen vor Ort, in Schweden dagegen nur eine kleine Minderheit von 14 Prozent. Hier orientieren sich die Betreuungszeiten an einer Vollzeitberufstätigkeit der Eltern. Allerdings ist auch der volle Anspruch auf einen Betreuungsplatz in der Förskola in der Regel an die Berufstätigkeit der Eltern gekoppelt. Wer diesem Normalmodell in Schweden nicht entspricht, hat – wie auch die Daten zeigen – eher Probleme mit den Betreuungszeiten (Schaubild 32, Seite 49). 48 SCHWEDEN FRANKREICH (2007) DEUTSCHLAND © IfD-Allensbach WER EINE GUTE BETREUUNGSINFRASTRUKTUR HAT, MÖCHTE NOCH MEHR – URTEILE ÜBER DIE ZAHL DER BETREUUNGSPLÄTZE IN DEUTSCHLAND, SCHWEDEN UND FRANKREICH Nicht dargestellt: unentschieden bzw. "kein Urteil" BASIS: 16- BIS 49-JÄHRIGE ELTERN IN DEUTSCHLAND, SCHWEDEN UND FRANKREICH QUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGEN 5216, FEBRUAR 2007 UND 6241, MAI/JUNI 2012 Die bestehenden Betreuungsplätze am Ort, in der Gegend reichen in der Regel aus Es müsste mehr Betreuungsplätze geben 16- bis 49-jährige Eltern 47 % 16 38 40 67 35 SCHAUBILD 30
  • 49. 49 Frage: "Wie schätzen Sie das ein: Werden die Kinder in den Betreuungseinrichtungen hier am Ort, in der Gegend im Allgemeinen gut gefördert und betreut, oder ist das nicht der Fall?" Frage: "Wenn Sie einmal an Betreuungseinrichtungen wie Kinderkrippen, Kindergärten, Kindertagesstätten usw. hier am Ort, in der Gegend denken, wie ist da Ihr Eindruck: Reichen die bestehenden Betreuungsplätze dort in der Regel aus, oder müsste es mehr Betreuungsplätze geben?" Frage: "Wie ist es mit den täglichen Betreuungszeiten in diesen Einrichtungen: Reichen die aus, oder müssten die ausgeweitet werden?" © IfD-Allensbach KINDERBETREUUNGSANGEBOTE AUS SICHT DER ELTERN: VOR ALLEM BEI DEN BETREUUNGSZEITEN SCHNEIDET SCHWEDEN BESSER AB BASIS: ELTERN UNTER-12-JÄHRIGER KINDER IN DEUTSCHLAND UND SCHWEDEN QUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241, MAI/JUNI 2012 SCHWEDEN DEUTSCHLAND Unentschieden, kein UrteilEs müsste mehr geben 52 % 34 14 174142 Betreuungsplätze reichen aus SCHWEDEN DEUTSCHLAND 31 20 63 6 971 Unentschieden, kein Urteil Nicht der FallKinder werden gut gefördert und betreut SCHWEDEN DEUTSCHLAND 18 13 42 40 2364 Unentschieden, kein UrteilBetreuungszeiten reichen aus Müssten ausgeweitet werden SCHWEDEN DEUTSCHLAND © IfD-Allensbach DIE BETREUUNGSZEITEN SIND IN DEUTSCHLAND VOR ALLEM FÜR DIE ELTERNPAARE EIN PROBLEM, BEI DENEN BEIDE BERUFSTÄTIG SIND – NICHT SO IN SCHWEDEN 40 % 45 52 41 *) Fallzahl n=35, Befund kann daher nur als Näherungswert interpretiert werden Eltern unter-12-jähriger Kinder in Paarbe- ziehungen insgesamt 30 33*) 23 14 29 Die Betreuungszeiten in den Einrichtungen vor Ort müssten ausgeweitet werden Erwerbskonstellation Vollzeit/ Vollzeit Vollzeit/ Teilzeit Vollzeit/ nicht- berufstätig BASIS: ELTERN UNTER-12-JÄHRIGER KINDER IN PAARBEZIEHUNGEN IN DEUTSCHLAND UND SCHWEDEN QUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241, MAI/JUNI 2012 SCHAUBILD 31 SCHAUBILD 32
  • 50. 50 Während in Deutschland nur 14 Prozent der Mütter unter-12-jähriger Kinder einer Vollzeitbeschäftigung nachgehen,sind es in Schweden 53 Prozent.Auf der anderen Seite sind 40 Prozent der Mütter junger Kinder in Deutschland gar nicht berufstätig, in Schweden ein mit 19 Prozent nicht einmal halb so großer Anteil. Von den Elternpaaren 3- bis 11-jähriger Kinder – einem Alter der Kinder, in dem auch in Deutschland flächendeckend Betreuungsmöglichkeiten angeboten werden – sind in Deutschland nur in 15 Prozent der Fälle beide Partner vollzeitberufstätig, in Schweden dagegen 51 Prozent. Die in Deutschland mit 57 Prozent häufigste Erwerbskonstellation bei Elternpaaren mit Kindern im genannten Alter ist die Kombination von Vollzeit- und Teilzeiterwerbstätigkeit, bei weiteren 22 Prozent ist ein Partner vollzeitberufstätig, der andere gar nicht. In Schweden liegt dieser Anteil bei gerade einmal 7 Prozent (Schaubild 33, Seite 51). Trotz dieser Unterschiede haben Eltern 3- bis 11-jähriger Kinder in Schweden wie in Deutschland in prak- tisch gleich hohen Anteilen das Gefühl,genügend Zeit zu haben,um sich mit ihren Kindern zu beschäftigen: Jeweils gut zwei Drittel geben das zu Protokoll (Schaubild 34, Seite 51). Neben der tatsächlich gemeinsam verbrachten Zeit spielen für dieses Urteil natürlich die landesspezifischen Einschätzungen eine Rolle, wie viel Zeit man einem Kind widmen sollte. Mütter unter 12-jähriger Kinder in DEUTSCHLAND % SCHWEDEN % Vollzeitberufstätig (35 und mehr Stunden pro Woche) 14 53 Teilzeitberufstätig (15 bis 34 Stunden) 37 24 Stundenweise berufstätig (weniger als 15 Stunden) 9 4 Nichtberufstätig 40 19 TEXTTABELLE 1
  • 51. 51 DEUTSCHLAND SCHWEDEN © IfD-Allensbach IN SCHWEDEN SIND DEUTLICH HÄUFIGER BEIDE PARTNER VOLLZEIT- BERUFSTÄTIG, AUCH WENN DIE KINDER NOCH JÜNGER SIND Eltern in Paarbeziehungen, die nur Kinder von 3 bis 11 Jahren haben, die eine Betreuungseinrichtung oder Schule besuchen, in – BASIS: ELTERN IN PAARBEZIEHUNGEN IN DEUTSCHLAND UND SCHWEDEN, DIE NUR KINDER VON 3 BIS 11 JAHREN HABEN, DIE EINE BETREUUNGSEINRICHTUNG ODER SCHULE BESUCHEN QUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241, MAI/JUNI 2012 Erwerbskonstellation – Keine Angabe Vollzeit/Vollzeit Vollzeit/Teilzeit Vollzeit/ nichtberufstätig Andere Konstellation (z.B. Teilzeit/Teilzeit) 15 % 51 57 37 22 7 4 3 2 2 Frage: "Würden Sie sagen, dass Sie alles in allem genug Zeit haben, um sich mit Ihrem Kind/Ihren Kindern zu beschäftigen, ich meine, um mit ihm/ihnen zusammen zu sein, oder würden Sie sagen, dass Sie dafür nicht genug Zeit haben?" DEUTSCHLAND SCHWEDEN Eltern in Paarbeziehungen, die nur Kinder von 3 bis 11 Jahren haben, die eine Betreuungseinrichtung oder Schule besuchen, in – © IfD-Allensbach ZU WENIG ZEIT FÜR DIE KINDER? KAUM UNTERSCHIEDE ZWISCHEN DEUTSCHLAND UND SCHWEDEN, WENN DIE KINDER 3 JAHRE ODER ÄLTER SIND Es haben genug Zeit, um sich mit ihren Kindern zu beschäftigen 69 % 2928 70 Es haben nicht genug Zeit dafür Nicht dargestellt: Unentschiedene BASIS: ELTERN IN PAARBEZIEHUNGEN IN DEUTSCHLAND UND SCHWEDEN, DIE NUR KINDER VON 3 BIS 11 JAHREN HABEN, DIE EINE BETREUUNGSEINRICHTUNG ODER SCHULE BESUCHEN QUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241, MAI/JUNI 2012 SCHAUBILD 33 SCHAUBILD 34
  • 52. Die Urteile über die Zahl der vor Ort vorhandenen Betreuungsplätze und die dortigen Betreuungszeiten fallen heute in Deutschland tendenziell positiver aus als noch vor fünf Jahren.Insbesondere sind die Anteile der Eltern, die sich unzufrieden zeigen, zurückgegangen – was die Zahl der Betreuungsplätze angeht von 47 Prozent auf 34 Prozent, was die Betreuungszeiten angeht von 50 Prozent auf 39 Prozent (Schaubild 35). 52 © IfD-Allensbach DER EINDRUCK, ES MÜSSTE MEHR BETREUUNGSPLÄTZE ODER LÄNGERE BETREUUNGSZEITEN GEBEN, HAT IN DEUTSCHLAND ABGENOMMEN Nicht dargestellt: unentschieden bzw. "kein Urteil" 43 48 % Die bestehenden Betreuungsplätze am Ort, in der Gegend reichen in der Regel aus 42 47 34 52 39 BASIS: ELTERN VON UNTER-10-JÄHRIGEN KINDERN IN DEUTSCHLAND QUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241, MAI/JUNI 2012 Eltern von unter-10-jährigen Kindern Es müsste mehr Betreuungsplätze geben 50 2007 2012 2007 2012 Die täglichen Betreuungs- zeiten reichen aus Sie müssten ausgeweitet werden SCHAUBILD 35
  • 53. Die Betreuungsqualität in den Einrichtungen vor Ort wird in Schweden (noch) positiver bewertet als in Deutschland. Zwar sind auch deutsche Eltern in hohem Anteil davon überzeugt, dass die Kinder in den Ein- richtungen gut betreut und gefördert werden – 63 Prozent geben das zu Protokoll –, schwedische Eltern aber zu einem noch höheren Anteil (71 Prozent, s.o. Schaubild 31, Seite 49). Die Betreuungsqualität, speziell die Frage, ob die Einrichtung besonderen Wert auf die Förderung der Kinder legt,spielt bei der Auswahl des Kindergartens sowohl in Deutschland als auch in Schweden allerdings nur für jeweils knapp ein Viertel der Eltern eine sehr wichtige Rolle. Dabei liegt der Anteil der Eltern, für die nach eigener Angabe überhaupt mehrere Kindergärten in Betracht kamen, in Schweden mit 78 Prozent höher als in Deutschland (65 Prozent, Schaubild 36). 53 Frage: "Darf ich fragen, ob es verschiedene Kindergärten gab, in die Sie Ihr Kind hätten schicken können, oder hatten Sie keine Wahlmöglichkeit?" DEUTSCHLAND SCHWEDEN DEUTSCHLAND SCHWEDEN © IfD-Allensbach BASIS: ELTERN, DIE EIN KIND IM KINDERGARTEN ODER IN DER GRUNDSCHULE HABEN IN DEUTSCHLAND UND SCHWEDEN QUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241 MAI/JUNI 2012 IN SCHWEDEN TENDENZIELL HÄUFIGER WAHLMÖGLICHKEIT ZWISCHEN VERSCHIEDENEN KINDERGÄRTEN – DER FÖRDERASPEKT SPIELT BEI DER AUSWAHL ABER KAUM HÄUFIGER EINE ROLLE Keine Angabe 24 23 65 % 78 34 40 30 18 38 34 5 4 4 3Keine Angabe Es hatten ver- schiedene Kindergärten zur Wahl Es hatten keine Wahlmöglichkeit war für die Wahl ausschlaggebend hat auch noch eine Rolle gespielt war eher nicht wichtig Frage an Eltern mit Wahlmöglichkeit: "Und war es bei der Wahl des Kindergartens für Sie ausschlaggebend, dass dieser Kindergarten besonderen Wert auf die Förderung der Kinder legt, oder hat das auch noch eine Rolle gespielt, oder war das eher nicht wichtig?" Dass der Kindergarten besonderen Wert auf die Förderung der Kinder legt – Eltern, die ein Kind im Kinder- garten oder in der Grundschule haben in – Eltern, die die Wahl zwischen mehreren Kindergärten hatten in – SCHAUBILD 36
  • 54. Dabei ist die Förderung der Kinder eine der häufigsten Erwartungen,die sowohl deutsche als auch schwe- dische Eltern an eine Kinderbetreuungseinrichtung richten: 84 Prozent der deutschen und 83 Prozent der schwedischen Eltern von 3- bis unter-6-jährigen Kindern ist es besonders wichtig, dass ihre Kinder in einer Betreuungseinrichtung nicht nur betreut, sondern auch gefördert werden. Ähnlich hohe Anteile der Eltern fordern,dass die Erzieher gezielt auf die Entwicklung der Kinder achten.Nur eins ist Eltern in beiden Ländern wichtiger: Dass die Kinder dort Spaß haben und gerne dorthin gehen. Dass Kinder individuell nach ihren Interessen und Begabungen gefördert werden, ist zwar in beiden Ländern auch einer deutlichen Mehrheit besonders wichtig, tritt aber vor allem in Deutschland hinter anderen Forderungen zurück. Auf eine Reihe von Forderungen legen schwedische Eltern deutlich weniger Wert als deutsche.Dies betrifft zum einen Punkte, die schon im Zusammenhang mit den Unterschieden in den eigenen Förderkonzepten für kleine Kinder deutlich wurden (vgl.Seite 36,Schaubild 21).So legen schwedische Eltern deutlich weniger Wert darauf,dass die Betreuungseinrichtung für ausreichend Bewegung der Kinder sorgt oder ein großes An- gebot an Spiel- und Bastelmöglichkeiten bietet. Und lange Betreuungszeiten für Berufstätige und Betreu- ungsmöglichkeiten während der Ferien stehen in Schweden vermutlich deshalb weniger häufig als in Deutschland auf der Prioritätenliste von Eltern, weil dies in Schweden weitgehend selbstverständlich ist. Auf den ersten Blick bemerkenswert ist hingegen, dass obwohl schwedischen Eltern die Förderung ihrer Kinder in der Betreuungseinrichtung in praktisch genauso hohem Anteil besonders wichtig ist wie deutschen Eltern, sie deutlich weniger häufig Wert darauf legen, dass die Kinder gut auf die Schule vorbereitet werden. Das dürfte aber vor allem damit zusammenhängen, dass die gezielte Vorbereitung auf die Schule in der Regel in einem gesonderten Vorschuljahr im 6.Lebensjahr erfolgt,d.h.dies für Kinder unter 6 Jahren weniger Relevanz hat.10 Wichtiger als den deutschen Eltern sind den schwedischen institutionelle und organisatorische Fragen: kleine Gruppengrößen, regelmäßige Elterngespräche, akademisch ausgebildete Erzieher(innen) und dass es auch männliche Erzieher gibt (Schaubild 37, Seite 55). Die Erwartungen, die Eltern an Kinderbetreuungseinrichtungen haben, fallen in Ostdeutschland deutlich anspruchsvoller aus als im Westen. Von 15 auf einer Liste vorgelegten möglichen Erwartungen an eine Kinderbetreuungseinrichtung werden 13 von ostdeutschen Eltern häufiger als besonders wichtig genannt als von westdeutschen Eltern.Besonders groß ist der Unterschied in der Frage des Mittagessens: 94 Prozent der ostdeutschen Eltern unter-12-jähriger Kinder ist es besonders wichtig, dass den Kindern in der Betreu- ungseinrichtung ein Mittagessen angeboten wird. Im Westen legen darauf nur 64 Prozent besonderen Wert (Anhangschaubild 2). 54 10 Obwohl der Besuch der Vorschulklasse freiwillig ist, nutzen fast 96 Prozent der 6-Jährigen dieses Angebot (vgl.: Anuschka Czepoks, "Kita und Förskola im Vergleich – Schweden als Vorbild für Deutschland?", Bachelor- Thesis, Hochschule für angewandte Wissenschaften Hamburg, Fakultät Wirtschaft und Soziales, 2012, Seite 38).