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Was man über die Exzellenzinitiative wissen sollte
Zwei Reformen halten die Hochschulen in Atem: Der Bolognaprozess und die Exzellenzinitiative. Worum es bei Bologna
geht, ist spätestens seit den Studierendenstreiks bekannt. Was aber ist die Exzellenzinitiative? Dieses FAQ beantwortet einige
Fragen zur Entstehung, zu den Zielen und Wirkungen des Exzellenzwettbewerbs – und zur Kritik, die er hervorgerufen hat.


?   Was ist die Exzellenzinitiative?
   	Die	Exzellenzinitiative	ist	ein	bundesweiter	Wettbewerb zur För-
derung der universitären Forschung,	der	gemeinsam	von	Bund	und	
                                                                              ?   Wie wurden die Universitäten beurteilt?
                                                                                 	Während	 der	 beiden	 Ausschreibungsrunden	 2006	 und	 2007	
                                                                              wurden	 insgesamt	 580	 Anträge	 in	 allen	 Förderlinien	 eingereicht.	
Ländern	im	Jahr	2005	ausgelobt	wurde.	Sie	soll	die	Nachwuchsför-              85	 wurden	 nach	 einem	 zweistufigen	 Verfahren	 bewilligt.	 Mit	 der	
derung,	den	Aufbau	interdisziplinärer	Forschungsverbünde	und	die	             Begutachtung	 der	 Anträge	 wurden	 die	 DFG	 (Graduiertenschulen	
strategische	 Entwicklung	 an	 den	 Universitäten	 stimulieren.	 Dazu	        und	 Cluster)	 und	 der	 Wissenschaftsrat	 (Zukunftskonzepte)	 be-
wurden	drei	Förderlinien	ins	Leben	gerufen.	Universitäten	konnten	            traut.	 Sie	 erfolgte	 über	 ein	 international	 besetztes	 Peer Review	
die	 finanzielle	 Förderung	 für	 Graduiertenschulen (für	 die	 Ausbil-       (Begutachtung	durch	unabhängige	Wissenschaftlerinnen	und	Wis-
dung	von	Doktorandinnen	und	Doktoranden), für Exzellenzcluster                senschaftler).	Von	rund	300	Beteiligten	kamen	in	der	ersten	Aus-
für die Spitzenforschung	(in	denen	Forscherinnen	und	Forscher	in	             schreibungsrunde	60	Prozent	aus	dem	europäischen	Ausland,	rund	
einem	Themengebiet	zusammen	arbeiten)	und	für	sogenannte	‹Zu-                 30	Prozent	aus	Übersee	und	etwa	zehn	Prozent	aus	Deutschland1.	
kunftskonzepte›.	beantragen.	Die	erste	Förderphase	läuft	von	2006	
–	 2011.	 Im	 Jahr	 2009	 beschlossen	 die	 Bundeskanzlerin	 und	 die	
                                                                              Kriterien für die Begutachtung der Anträge	waren:
Ministerpräsidenten	der	Länder	die	Fortsetzung	des	Exzellenzwett-
                                                                                	die	wissenschaftliche	Qualität
bewerbs,	 in	 einer	 nächsten	 Runde,	 die	 bis	 2017	 laufen	 soll.	 Die	
                                                                                	der	interdisziplinäre	Ansatz
Deutsche	Forschungsgemeinschaft	(DFG)	und	der	Wissenschaftsrat	
                                                                                	die	internationale	Sichtbarkeit
(WR)	koordinieren	das	Programm.
                                                                                	die	Zusammenführung	regionaler	Forschungskapazitäten	

?    Was sind die Ziele der Exzellenzinitiative?
   	Galt	die	deutsche	Hochschullandschaft	traditionell	als	qualita-
tiv	 relativ	 homogen,	 so	 soll	 die	 Exzellenzinitiative	 für	 eine	 Aus-
                                                                              Da	 sich	 wissenschaftliche	 Qualität	 bislang	 nicht	 disziplinenüber-
                                                                              greifend	und	objektiv	messen	lässt,	entzündete	sich	eine	kritische	
differenzierung	 sorgen	 sowie	 die	 universitäre	 «Spitzenforschung»	        Debatte	über	das	Begutachtungsverfahren.	Moniert	wurde,	dass	oft	
stärken	und	international	sichtbarer	machen.                                  nicht	die	Qualität	der	Anträge	entscheidend	war,	sondern	Reputa-
Die	Exzellenzinitiative	entstand	in	Folge	des	Lissabon-Abkommens,	            tion	 und	 Leistungen	 (Drittmitteleinwerbung,	 Publikationsleistung	
in	dem	sich	die	Mitgliedsstaaten	der	EU	verpflichteten,	bis	2010	             etc.)	der	beteiligten	Forscherinnen	und	Forscher	und	Universitäten	
verstärkt	in	ihre	Bildungs-	und	Wissenschaftssysteme	zu	investie-             in	 der	 Vergangenheit.	 Oft	 seien	 die	 Kriterien	 nicht	 klar	 gewesen	
ren.	In	Deutschland	wurde	dies	als	Teil	der	Agenda	2010	aufgenom-             und	 die	 unterschiedlichen	 Fachkulturen,	 die	 sich	 in	den	Anträgen	
men	und	durch	die	Hightech-Strategie	der	neuen	Regierung	2006	                spiegelten,	nicht	ausreichend	berücksichtigt	worden.	
fortgeführt.	 Bereits	 2004	 wollte	 die	 damalige	 Bildungsministerin	       Erst	im	Bewilligungsausschuss,	in	dem	die	letzten	Entscheidungen	
Bulmahn	mit	dem	Wettbewerb	«Brain	up	–	Deutschland	sucht	seine	               getroffen	wurden,	waren	die	Bildungsministerinnen	und	-minister	von	
Spitzenuniversitäten»	bis	zu	fünf	Universitäten	auszeichnen.	Dieser	          Bund	und	Ländern	vertreten.	So	sollte	sichergestellt	werden,	dass	
Elitewettbewerb	stieß	auf	erheblichen	Widerstand	seitens	der	Län-             die	Förderbeschlüsse	auf	«wissenschaftlicher	Exzellenz»	beruhten	
der,	von	denen	keines	leer	ausgehen	wollte.	Erst	2005	einigten	sich	          und	landespolitische	Interessen	keinerlei	Einfluss	auf	das	Ergebnis	     	
Bund	und	Länder	auf	die	Exzellenzinitiative,	einen	Wettbewerb	un-             haben.	
ter	der	Federführung	der	Wissenschaft.	


?   Um wie viel Geld geht es?
    In	 der	 ersten	 Phase	 geht	 es	 um 1,9 Mrd. €. Der	 Bund	 steu-
                                                                              ?   Welche Projekte wurden ausgewählt?
                                                                                 	Gegenwärtig	 werden	 im	 Rahmen	 der	 Exzellenzinitiative	 39	
                                                                              Graduiertenschulen,	 37	 Exzellenzcluster	 und	 9	 Zukunftskonzepte	
ert	75%,	die	Länder	25%	bei.	Damit	ist	die	Exzellenzinitiative	ein	           gefördert.	 Am	 erfolgreichsten	 haben	 die	 Universitäten	 in	 Baden-
großes	 Förderprogramm.	 Im	 Vergleich	 mit	 dem	 Jahresetat	 der	            Württemberg abgeschnitten.	Gleich	drei	Universitäten	–	Freiburg,	
privaten	US-Hochschule	Stanford	(2,8	Mrd.	Dollar)	mag	sich	das	               Karlsruhe	 und	 Konstanz	 –	 konnten	 mit	 ihren	 Zukunftskonzepten	
relativ	 bescheiden	 anhören,	 für	 die	 deutschen	 Universitäten	 geht	      überzeugen.	Am	meisten	Geld	konnte	die	LMU in München	einwer-
es	jedoch	in	Zeiten	stagnierender	Grundfinanzierung	um	viel	Geld:	            ben.	 Die	 ostdeutschen Universitäten	 waren	 weniger	 erfolgreich	 –	
Bei	 einer	 Laufzeit	 von	 fünf	 Jahren	 erhält	 eine	 Graduiertenschule	     so	 bekam	 nur	 Dresden	 einen	 Exzellenzcluster	 und	 eine	 Graduier-
im	Durchschnitt	1	Mio.	€	jährlich,	ein	Exzellenzcluster	6,5	Mio.€.	           tenschule	 bewilligt,	 Jena	 und	 Leipzig	 bekamen	 je	 eine	 Graduier-
Universitäten,	 deren	 Zukunftskonzept	 gefördert	 wird,	 erhalten	           tenschule.	
durchschnittlich	21	Mio.	€	im	Jahr.




Heinrich-Böll-Stiftung	          Schumannstraße	8			10117	Berlin              Information:	Referat	Bildung	und	Wissenschaft
Die	grüne	politische	Stiftung	   Telefon	030.285	34-0			www.boell.de          E	hochschule@boell.de			www.boell.de/campustour
Was man über die Exzellenzinitiative wissen sollte




Wirtschaftskooperationen,	 Technologietransfer	 und	 problemorien-            die	 wissenschaftliche	 Eigenständigkeit	 und	 Identität	 der	 Wissen-
tiertes	Forschen	realisieren	sich	traditionell	vor	allem	in	den	Natur-        schaftlerinnen	 und	 Wissenschaftler	 hin,	 wenn	 Forschungsinteres-
& Technik- und Lebenswissenschaften.	 So	 haben	 die	 Forschungs-             sen	zunehmend	nach	externen	Anreizen	ausgerichtet	werden.	Wenn	
vorhaben	 der	 lebenswissenschaftlichen	 Forschung	 mit	 einem	 mit	          Forscherinnen	 und	 Forscher	 anfangen	 nach	 den	 neuen	 Regeln	 zu	
Anteil	von	gut	einem	Drittel	an	den	Bewilligungen	am	Besten	abge-             spielen,	 kann	 das	 dazu	 führen,	 dass	 sich	 Forschungsthemen	 nicht	
schnitten.	Ihnen	folgen	die	Natur-	und	Ingenieurwissenschaften	mit	           mehr	 inhaltlich	 ausrichten,	 sondern	 z.B.	 danach,	 wie	 Drittmittel	
je	einem	Viertel.	Geisteswissenschaften	waren	deutlich	im	Nachteil,	          eingeworben	werden	können.	Auch	die	Originalität von Forschungs-
was	auch	in	der	Gutachterkultur	begründet	liegt,	die	in	den	Geistes-          ansätzen	leide	darunter.	So	hätte	ein	Einstein	kaum	Erfolg	im	Ex-
wissenschaften	sehr	kritisch	ausfällt.	                                       zellenzwettbewerb	gehabt.	


?    Wer hat profitiert?
    	Neben	der	universitären	Forschung	haben	vor	allem	Doktoran-
dinnen und Doktoranden	von	der	Exzellenzinitiative	profitiert.	Von	
                                                                              ?    Ist die Exzellenzinitiative ein fairer Wettbewerb?
                                                                                  	Das	bestreiten	viele.	Im	Zentrum	der	Kritik	an	der	Exzellenzini-	
                                                                              tiative	steht	die	Sorge,	dass	sie	die	deutsche	Hochschullandschaft	
gegenwärtig	 4057 wissenschaftlichen Stellen	 in	 den	 geförderten	           in	 Sieger	 und	 Verlierer	 spaltet.	 Statt	 zu	 mehr	 Wettbewerb	 käme	
Projekten	entfällt	etwa	die	Hälfte	auf	Promovierende.	Teilweise	ha-           es	 lediglich	 zu	 einer	 Verfestigung	 von	 Hierarchien.	 Kritikerinnen	
ben	sich	die	Universitäten	sogar	schwer	getan,	geeignetes	Personal,	          und	Kritiker	sprechen	vom	sogenannten	«Matthäus-Prinzip»	(«Wer	
insbesondere	 im	 Bereich	 des	 Forschungsmanagements,	 zu	 finden.	          hat,	dem	wird	gegeben»):	Erfolgreiche	Universitäten	werden	auch	
Der	Frauenanteil	lag	2008	deutlich	höher	als	2006:	35,7	Prozent	              in	Zukunft	profitieren,	andere	hätten	keine	Chance	aufzuschließen.	
des	rekrutierten	Personals	ist	weiblich	–	bei	den	Promovierenden	             Diese	Aufwärts- und Abwärtsspiralen	könne	man	bereits	in	der	er-
liegt	der	Anteil	der	Doktorandinnen	bei	41	Prozent;	bei	den	Profes-           sten	Programmphase	beobachten:	Ohnehin	forschungsstarke	Hoch-
suren	bei	27	Prozent	(gg.	dem	Bundesdurchschnitt	von	15,2	Prozent	            schulen	 mit	 herausragender	 Drittmittelbilanz	 haben	 entsprechend	
in	2006)2.	So	erfreulich	der	Anstieg	der	Stellen	für	Promovierende	           erfolgreich	im	Wettbewerb	abgeschnitten.	
ist,	 so	 unklar	 ist	 die	 Berufsperspektive	 für	 viele	 der	 hochspezia-   Auch	die	Kriterien	zur	Beurteilung	der	wissenschaftlichen	Qualität	
lisierten	 Nachwuchsforscherinnen	 und	 -forscher,	 wenn	 es	 darum	          werden	von	Kritikerinnen	und	Kritikern	in	Frage	gestellt:	Aufgrund	
geht,	eine	der	wenigen	Professuren	zu	ergattern.	Michael	Zürn	vom	            fehlender	 Daten	 habe	 man	 vor	 allem	 auf	 Kennziffern	 wie	 absolu-
Wissenschaftszentrum	 Berlin	 für	 Sozialforschung	 spricht	 deshalb	         te	 Drittmitteleinwerbung,	 Publikationsvolumen,	 Reputation	 von	
von	einem	drohenden	«Generationenstau junger Wissenschaftler».                Hochschulen,	Disziplinen	und	Personen	sowie	die	Attraktivität	des	
                                                                              Standorts	 etc.	 zurückgegriffen.	 Dies	 habe	 zu	 Wettbewerbsverzer-

?    Wie verändert die Exzellenzinitiative die Universitäten?
    	Gegenwärtig	sind	die	langfristigen	Auswirkungen	der	Exzellenz-
initiative	noch	nicht	abzusehen.	Dennoch	lassen	sich	erste	Effekte	
                                                                              rungen	 geführt.	 Denn	 kleinere	 Universitäten	 könnten	 dabei	 nicht	
                                                                              mithalten,	obwohl	sie	häufig	bessere	Leistungen	pro	Kopf	erzielten.	
                                                                              Strukturell	 seien	 forschungsorientierte	 Universitäten	 mit	 einem	
beobachten:	Unbestritten	ist	sowohl	der	nationale	als	auch	der	in-            breiten	Fächerspektrum	mit	deutlich	weniger	als	400	Professuren	
ternationale	Reputationsgewinn	für	die	erfolgreichen	Hochschulen.	            nicht konkurrenzfähig3.	So	haben	vor	allem	große	Volluniversitäten	
Der	 Wettbewerb	 hat	 außerdem	 neue	 Debatten	 über	 die	 Aufgaben	          (Ludwig-Maximilians-Universität:	 707	 Professuren)	 oder	 stark	
der	Universitäten	ausgelöst.	Die	Hochschulen	sind	in	Bewegung	ge-             spezialisierte	Spartenuniversitäten	(RWTH	Aachen:	391)	von	der	
kommen,	mit	positiven	aber	auch	negativen	Folgen:                             Exzellenzinitiative	profitiert4.	Richard	Münch	von	der	Universität	
Der	Impuls	zu	einer	verstärkten	Profilbildung	führt	in	den	Hoch-              Bamberg	 spricht	 deshalb	 von	 einem	 Machtfeld,	 in	 dem	 eine	 klei-
schulen	 vielfach	 zu	 Spannungen	 zwischen	 den	 geförderten	 Pro-           ne	Gruppe	von	Hochschulen	trotz	durchschnittlicher	wissenschaft-
jekten	und	den	übrigen	Fachbereichen.	Vor	allem	wenn	die	Förde-               licher	Produktivität	den	größten	Anteil	der	Fördermittel	erhält5.	
rung	 durch	 die	 Exzellenzinitiative	 ausläuft,	 befürchten	 viele	 eine	    Michael	 Hartmann	 von	 der	 Universität	 Darmstadt	 prognostiziert	
Verschärfung	 von	 inneruniversitären	 Verteilungskämpfen.	 Dann	             gar	eine	Aufspaltung in Forschungs- & Ausbildungsuniversitäten.	6	
könnte	die	Weiterführung	der	Prestigeprojekte	zu Lasten kleinerer             Sowohl	innerhalb	der	Universitäten	als	auch	insgesamt	könnte	es	
Fächer	gehen.	Das	breite	Spektrum	an	Disziplinen	gerät	möglicher-             langfristig	 zu	 einer	 Verschiebung der Fächerverteilung	 kommen	
weise	in	Gefahr.	                                                             –	meist	zulasten	der	Geisteswissenschaften.	
Relativ	unstrittig	ist,	dass	die	Exzellenzinitiative	keinen	Schub	für	
die	Lehre	gebracht	hat.	Zwar	wird	vereinzelt	darauf	hingewiesen,	
dass	 auch	 Studierende	 davon	 profitieren,	 wenn	 Hochschulen	 re-
nommierte	Forscherinnen	und	Forscher	für	ihre	Projekte	gewinnen.	
                                                                              ?   Wie kann eine alternative Ausdifferenzierung des Hoch-
                                                                                  schulsystems aussehen?
                                                                              Hochschulen	werden	sich	in	Zukunft	stärker	unterscheiden	als	heu-
Jedoch	 fordern	 viele	 beteiligte	 Wissenschaftlerinnen	 und	 Wissen-        te.	Die	Erwartungen,	die	heute	an	Hochschulen	gestellt	werden,	sind	
schaftler	zunehmend	eine	Reduzierung	ihres	Lehrdeputats	oder	gar	             vielfältig	 geworden:	 Hochschulen	 sollen	 einen	 wachsenden	 Anteil	
eine	Freistellung	von	der	Lehre.                                              eines	 Altersjahrgangs	 aufnehmen	 und	 sich	 dabei	 für	 Studierende	
Stark	ändert	sich	die	Forschung.	Universitäten	und	Forscherinnen	             öffnen,	die	bislang	nicht	den	Weg	an	die	Alma	Mater	gefunden	ha-
und	Forscher		sind	in	immer	höherem	Maße	gehalten,	forschungs-                ben.	Es	wird	erwartet,	dass	sie	ihre	Studierenden	auf	eine	Karriere	
politischen	Vorgaben	durch	leistungsbezogene Mittelvergabe	(z.B.	             in	der	Wissenschaft	vorbereiten,	diese	aber	auch	für	den	Arbeits-
Absolventenzahlen,	Publikationen)	oder	durch	das	Einwerben	von	               markt	qualifizieren.	Sie	sollen	internationale	Spitzenleistungen	in	
Drittmitteln	gerecht	zu	werden.	In	der	Folge	nimmt	das	Schreiben	             Lehre	und	Forschung	vollbringen,	die	Naturwissenschaften	stärken	
von	Anträgen	und	Berichten	immer	mehr	Zeit	in	Anspruch.	Einer-                und	 die	 Geisteswissenschaft	 weiterentwickeln.	 Sie	 sollen	 mit	 der	
seits	kann	die	Gesellschaft	über	solche	Förderinstrumente	thema-              Wirtschaft	zusammenarbeiten	aber	auch	Orte	der	Reflexion	und	der	
tische	 Impulse	 an	 die	 ansonsten	 autonomen	 Hochschulen	 geben,	          Kritik	sein.	Und	sie	sollen	Antworten	auf	Zukunftsfragen	finden,	sei	
so	dass	Wissenschaftlerinnen	und	Wissenschaftler	sich	nicht	mehr	             es	der	Klimawandel,	die	Gestaltung	einer	gerechten	globalen	Wirt-
in	 den	 viel	 zitierten	 Elfenbeinturm	 zurückziehen	 können.	 Ander-        schaftsordnung	oder	die	Vitalisierung	der	Demokratie.	Nicht	alle	
seits	weisen	Kritikerinnen	und	Kritiker	auf	die	Auswirkungen	auf	             Hochschulen	werden	all	diese	Bedürfnisse	erfüllen	könnten.	Es	be-




Heinrich-Böll-Stiftung	          Schumannstraße	8			10117	Berlin              Information:	Referat	Bildung	und	Wissenschaft
Die	grüne	politische	Stiftung	   Telefon	030.285	34-0			www.boell.de          E	hochschule@boell.de			www.boell.de/campustour
Was man über die Exzellenzinitiative wissen sollte




darf	deshalb	einer	Differenzierung innerhalb des Hochschulsystems           möglich,	zudem	wird	es	keine	Benachteiligung	durch	eine	gemein-
durch	verschiedene	Spezialisierungen	und	Schwerpunktsetzungen.              same	Beantragung	von	Clustern	und	Graduiertenschulen	durch	zwie	
Bislang	gab	es	in	Deutschland	ein	relativ	einheitliches	Hochschul-          Hochschulen	geben,	die	zuvor	nur	je	einen	halben	Punkt	einbrachten.	
system:	Es	gab	Universitäten	und	Fachhochschulen	und	die	Vorstel-                                                                               	
                                                                            In	 den	 kommenden	 beiden	 Jahren	 werden	 die	 laufenden	 Projekte	
lung,	dass	 die	Unterschiede	innerhalb	 der	 beiden	Gruppen	 gering	        einer	Evaluation	unterzogen,	von	der	eine	Förderempfehlung	für	die	
sind.		Mit	der	Exzellenzinitiative	ändert	sich	das.	Mit	ihr	kommt	          zweite	Programmphase	abhängig	ist.	
es	zu	einer	vertikalen Differenzierung	in	Spitzengruppe,	Mittelfeld	
und	abgeschlagenen	Wettbewerbern.	                                                                             von	Tanja	Klett	und	Stephan	Ertner
Kaum	 nachgedacht	 wird	 derzeit	 über	 eine	 «horizontale Differen-
zierung»	 der	 Hochschullandschaft,	 also	 einer	 Auffächerung	 nach	
spezifischen	 thematischen	 Ausrichtungen.	 Noch	 verfolgen	 alle	          	        Dieser	Text	steht	unter	einer	Creative	Commons	Lizenz		
Hochschulen	im	Wesentlichen	dieselben	Ziele.	Uwe	Schneidewind,	             	        (Namensnennung-Keine	kommerzielle	Nutzung-Weiterga-	
der	ehemalige	Präsident	der	Universität	Oldenburg,	spricht	deshalb	         	        be	unter	gleichen	Bedingungen	3.0	Deutschland)
von	einer	«Leitbildarmut an den Hochschulen».	Nur	einzelne	Hoch-
schulen	in	Deutschland	haben	damit	begonnen,	sich	durch	Profilbil-
dung	 abzusetzen:	 An	 der	 Leuphana	 Universität	 in	 Lüneburg	 wird	
das	 Leitbild	 der	 «nachhaltigen	 Entwicklung»	 in	 Forschung	 und	        1	
                                                                                DFG/WR:	Pressemitteilung	Nr.	54,	13.	Oktober	2006:	«Erste		
Lehre	 verfolgt.	 Die	 Universität	 Regensburg	 verfügt	 über	 ein	 spe-    	 Runde	in	der	Exzellenzinitiative	entschieden»
zielles	Programm	für	Studierende	mit	bikulturellem	Hintergrund.	            2
                                                                              	 Sondermann,	M.,	Simon,	Dagmar,	Scholz,	Anne-Marie,	
Die	Frage	ist,	wie	ein	Hochschulwettbewerb	gestaltet	sein	müsste,	          	 Hornbostel,	Stefan:	Die	Exzellenzinitiative:	Beobachtungen	
der	solche	innovativen	Ansätze	und	somit	einen	erweiterten	Quali-           	 aus	der	Implementierungsphase;	iFQ-Working	Paper	No.	5,	
tätsbegriff	prämiert.                                                       	 Dezember	2008.
                                                                            3
                                                                              	 Leibfried,	S./Wiesner,	A.	(Interdisziplinäre	Arbeitsgruppe	

?   Wie kann die Lehre gestärkt werden?
   	«Mehr	Ehre	für	die	Lehre»:	Unter	diesem	Motto	startete	2008	
der	«Wettbewerb exzellente Lehre»,	eine	Initiative	des	Stifterver-
                                                                            	 Exzellenz-initiative,	Berlin-Brandenburgische	Akademie	der	
                                                                            	 Wissenschaften):	«Wissenschaftspolitischer	Zwischenruf	Nr.
                                                                            	 1.	Exzellenzinitiative	II:	Erste	Prüfsteine	und	Anfragen»,	
bands	gemeinsam	mit	der	Kultusministerkonferenz	der	Länder.	Da	             	 www.bbaw.de/bbaw/Forschung/Forschungsprojekte/
die	 Exzellenzinitiative	 ausschließlich	 auf	 die	 Forschung	 abzielte,	   	 Exzellenzinitiative/de/
sollte	nun	die	Lehre	an	den	Hochschulen	eine	Stärkung	erfahren.	            4
                                                                              	 Vgl.	Leibfried/Wiesner:	«Wissenschaftspolitischer	Zwischenruf		
Ausgezeichnet	wurden	im	Oktober	2009	die	besten	«Zukunftsstra-              	 Nr.1».
tegien»	für	Lehre	und	Studium.	108	Hochschulen	beteiligten	sich	an	         5
                                                                              	 Münch,	Richard:	Die	akademische	Elite.	Zur	sozialen	
der	Ausschreibung.	Prämiert	wurden	die	Konzepte	von	vier	FHn	und	           	 Konstruktion	wissenschaftlicher	Exzellenz,	Frankfurt	a.M.,	
sechs	Universitäten	–	darunter	auch	die	drei	Elite-Unis	RWTH	Aa-            	 2007.
chen,	Freiburg	und	TUM.	Das	Gesamtvolumen	fiel	jedoch	bescheiden	           6
                                                                              	Michael	Hartmann	zitiert	aus:	«Herausgebildet	–	die	ersten	
aus:	10	Mio.	€	wurden	anteilig	vom	Stifterverband	und	den	Ländern	          	 deutschen	Eliteunis	liegen	im	Süden	–	Sie	werden	sich	auch	
bereitgestellt;	das	Preisgeld	betrug	jeweils	eine	Mio.	€	für	drei	Jah-      	 langfrisitg	an	der	Spitze	behaupten»,	Der	Tagesspiegel,	
re.	Die	ausgezeichneten	Hochschulen	bilden	nun	einen	«Qualitätszir-         	 15.10.2006
kel»	zur	Erstellung	einer	«Charta	guter	Lehre».	Auch	die	Stiftung	          	 www.tagesspiegel.de/zeitung/Fragen-des-Tages;art693,2067247	
Mercator	und	die	Volkswagenstiftung	lancierten	einen	Wettbewerb	
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Mio.	€.	Angesichts	der	schwierigen	finanziellen	Situation	der	Hoch-
schulen	bleiben	die	Wettbewerbe	für	die	Lehre	trotz	der	wichtigen	
Reformimpulse,	 die	 sie	 auslösen,	 Tropfen	 auf	 den	 heißen	 Stein	 –	
laut	Wissenschaftsrat	benötigen	die	Universitäten	1,1	Mrd.	€	für	
eine	bessere	Lehre	und	Betreuung	der	Studierenden.


?   Wie geht es weiter mit der Exzellenzinitiative?
   	Im	Jahr	2009	einigten	sich	der	Bund	und	die	Länder	auf	eine
Fortführung des Exzellenzwettbewerbs	 um	 den	 Zeitraum	 2012	 –	
2017.	Die	offizielle	Ausschreibung	für	die	zweite	Programmphase	
erfolgte	 im	 März	 2010.	 Mit	 dem	 Einreichen	 der	 Antragsskizzen	
bis	 September	 2010	 geht	 die	 Exzellenzinitiative	 in	 die	 entschei-
dende	 Phase,	 deren	 Ergebnisse	 im	 Juni	 2012	 feststehen	 werden.	
2,7	Mrd.€	sollen	diesmal	zur	Verfügung	gestellt	werden	–	nicht	zu-
letzt	um	eine	Auslauffinanzierung	der	ausgemusterten	Altprojekte	
bis	2014	sicherzustellen.	
Bis	zu	fünf	neu	beantragte	Zukunftskonzepte	können	bewilligt	wer-
den,	um	nicht	mehr	als	12	ausgezeichnete	Hochschulen	in	der	För-
derung	zu	haben.	Einige	Kritikpunkte	fanden	Eingang	in	die	neue	
Ausschreibungsrunde:	 So	 wird	 diesmal	 auch	 die	 forschungsbezo-
gene	Lehre	in	der	Förderlinie	der	Zukunftskonzepte	berücksichtigt.	
Überregionale	Kooperationen	zwischen	Hochschulen	sind	ebenfalls	                     www.boell.de/campustour


Heinrich-Böll-Stiftung	          Schumannstraße	8			10117	Berlin            Information:	Referat	Bildung	und	Wissenschaft
Die	grüne	politische	Stiftung	   Telefon	030.285	34-0			www.boell.de        E	hochschule@boell.de			www.boell.de/campustour

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A4 faq exzellenzinitiative

  • 1. Was man über die Exzellenzinitiative wissen sollte Zwei Reformen halten die Hochschulen in Atem: Der Bolognaprozess und die Exzellenzinitiative. Worum es bei Bologna geht, ist spätestens seit den Studierendenstreiks bekannt. Was aber ist die Exzellenzinitiative? Dieses FAQ beantwortet einige Fragen zur Entstehung, zu den Zielen und Wirkungen des Exzellenzwettbewerbs – und zur Kritik, die er hervorgerufen hat. ? Was ist die Exzellenzinitiative? Die Exzellenzinitiative ist ein bundesweiter Wettbewerb zur För- derung der universitären Forschung, der gemeinsam von Bund und ? Wie wurden die Universitäten beurteilt? Während der beiden Ausschreibungsrunden 2006 und 2007 wurden insgesamt 580 Anträge in allen Förderlinien eingereicht. Ländern im Jahr 2005 ausgelobt wurde. Sie soll die Nachwuchsför- 85 wurden nach einem zweistufigen Verfahren bewilligt. Mit der derung, den Aufbau interdisziplinärer Forschungsverbünde und die Begutachtung der Anträge wurden die DFG (Graduiertenschulen strategische Entwicklung an den Universitäten stimulieren. Dazu und Cluster) und der Wissenschaftsrat (Zukunftskonzepte) be- wurden drei Förderlinien ins Leben gerufen. Universitäten konnten traut. Sie erfolgte über ein international besetztes Peer Review die finanzielle Förderung für Graduiertenschulen (für die Ausbil- (Begutachtung durch unabhängige Wissenschaftlerinnen und Wis- dung von Doktorandinnen und Doktoranden), für Exzellenzcluster senschaftler). Von rund 300 Beteiligten kamen in der ersten Aus- für die Spitzenforschung (in denen Forscherinnen und Forscher in schreibungsrunde 60 Prozent aus dem europäischen Ausland, rund einem Themengebiet zusammen arbeiten) und für sogenannte ‹Zu- 30 Prozent aus Übersee und etwa zehn Prozent aus Deutschland1. kunftskonzepte›. beantragen. Die erste Förderphase läuft von 2006 – 2011. Im Jahr 2009 beschlossen die Bundeskanzlerin und die Kriterien für die Begutachtung der Anträge waren: Ministerpräsidenten der Länder die Fortsetzung des Exzellenzwett- die wissenschaftliche Qualität bewerbs, in einer nächsten Runde, die bis 2017 laufen soll. Die der interdisziplinäre Ansatz Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) und der Wissenschaftsrat die internationale Sichtbarkeit (WR) koordinieren das Programm. die Zusammenführung regionaler Forschungskapazitäten ? Was sind die Ziele der Exzellenzinitiative? Galt die deutsche Hochschullandschaft traditionell als qualita- tiv relativ homogen, so soll die Exzellenzinitiative für eine Aus- Da sich wissenschaftliche Qualität bislang nicht disziplinenüber- greifend und objektiv messen lässt, entzündete sich eine kritische differenzierung sorgen sowie die universitäre «Spitzenforschung» Debatte über das Begutachtungsverfahren. Moniert wurde, dass oft stärken und international sichtbarer machen. nicht die Qualität der Anträge entscheidend war, sondern Reputa- Die Exzellenzinitiative entstand in Folge des Lissabon-Abkommens, tion und Leistungen (Drittmitteleinwerbung, Publikationsleistung in dem sich die Mitgliedsstaaten der EU verpflichteten, bis 2010 etc.) der beteiligten Forscherinnen und Forscher und Universitäten verstärkt in ihre Bildungs- und Wissenschaftssysteme zu investie- in der Vergangenheit. Oft seien die Kriterien nicht klar gewesen ren. In Deutschland wurde dies als Teil der Agenda 2010 aufgenom- und die unterschiedlichen Fachkulturen, die sich in den Anträgen men und durch die Hightech-Strategie der neuen Regierung 2006 spiegelten, nicht ausreichend berücksichtigt worden. fortgeführt. Bereits 2004 wollte die damalige Bildungsministerin Erst im Bewilligungsausschuss, in dem die letzten Entscheidungen Bulmahn mit dem Wettbewerb «Brain up – Deutschland sucht seine getroffen wurden, waren die Bildungsministerinnen und -minister von Spitzenuniversitäten» bis zu fünf Universitäten auszeichnen. Dieser Bund und Ländern vertreten. So sollte sichergestellt werden, dass Elitewettbewerb stieß auf erheblichen Widerstand seitens der Län- die Förderbeschlüsse auf «wissenschaftlicher Exzellenz» beruhten der, von denen keines leer ausgehen wollte. Erst 2005 einigten sich und landespolitische Interessen keinerlei Einfluss auf das Ergebnis Bund und Länder auf die Exzellenzinitiative, einen Wettbewerb un- haben. ter der Federführung der Wissenschaft. ? Um wie viel Geld geht es? In der ersten Phase geht es um 1,9 Mrd. €. Der Bund steu- ? Welche Projekte wurden ausgewählt? Gegenwärtig werden im Rahmen der Exzellenzinitiative 39 Graduiertenschulen, 37 Exzellenzcluster und 9 Zukunftskonzepte ert 75%, die Länder 25% bei. Damit ist die Exzellenzinitiative ein gefördert. Am erfolgreichsten haben die Universitäten in Baden- großes Förderprogramm. Im Vergleich mit dem Jahresetat der Württemberg abgeschnitten. Gleich drei Universitäten – Freiburg, privaten US-Hochschule Stanford (2,8 Mrd. Dollar) mag sich das Karlsruhe und Konstanz – konnten mit ihren Zukunftskonzepten relativ bescheiden anhören, für die deutschen Universitäten geht überzeugen. Am meisten Geld konnte die LMU in München einwer- es jedoch in Zeiten stagnierender Grundfinanzierung um viel Geld: ben. Die ostdeutschen Universitäten waren weniger erfolgreich – Bei einer Laufzeit von fünf Jahren erhält eine Graduiertenschule so bekam nur Dresden einen Exzellenzcluster und eine Graduier- im Durchschnitt 1 Mio. € jährlich, ein Exzellenzcluster 6,5 Mio.€. tenschule bewilligt, Jena und Leipzig bekamen je eine Graduier- Universitäten, deren Zukunftskonzept gefördert wird, erhalten tenschule. durchschnittlich 21 Mio. € im Jahr. Heinrich-Böll-Stiftung Schumannstraße 8 10117 Berlin Information: Referat Bildung und Wissenschaft Die grüne politische Stiftung Telefon 030.285 34-0 www.boell.de E hochschule@boell.de www.boell.de/campustour
  • 2. Was man über die Exzellenzinitiative wissen sollte Wirtschaftskooperationen, Technologietransfer und problemorien- die wissenschaftliche Eigenständigkeit und Identität der Wissen- tiertes Forschen realisieren sich traditionell vor allem in den Natur- schaftlerinnen und Wissenschaftler hin, wenn Forschungsinteres- & Technik- und Lebenswissenschaften. So haben die Forschungs- sen zunehmend nach externen Anreizen ausgerichtet werden. Wenn vorhaben der lebenswissenschaftlichen Forschung mit einem mit Forscherinnen und Forscher anfangen nach den neuen Regeln zu Anteil von gut einem Drittel an den Bewilligungen am Besten abge- spielen, kann das dazu führen, dass sich Forschungsthemen nicht schnitten. Ihnen folgen die Natur- und Ingenieurwissenschaften mit mehr inhaltlich ausrichten, sondern z.B. danach, wie Drittmittel je einem Viertel. Geisteswissenschaften waren deutlich im Nachteil, eingeworben werden können. Auch die Originalität von Forschungs- was auch in der Gutachterkultur begründet liegt, die in den Geistes- ansätzen leide darunter. So hätte ein Einstein kaum Erfolg im Ex- wissenschaften sehr kritisch ausfällt. zellenzwettbewerb gehabt. ? Wer hat profitiert? Neben der universitären Forschung haben vor allem Doktoran- dinnen und Doktoranden von der Exzellenzinitiative profitiert. Von ? Ist die Exzellenzinitiative ein fairer Wettbewerb? Das bestreiten viele. Im Zentrum der Kritik an der Exzellenzini- tiative steht die Sorge, dass sie die deutsche Hochschullandschaft gegenwärtig 4057 wissenschaftlichen Stellen in den geförderten in Sieger und Verlierer spaltet. Statt zu mehr Wettbewerb käme Projekten entfällt etwa die Hälfte auf Promovierende. Teilweise ha- es lediglich zu einer Verfestigung von Hierarchien. Kritikerinnen ben sich die Universitäten sogar schwer getan, geeignetes Personal, und Kritiker sprechen vom sogenannten «Matthäus-Prinzip» («Wer insbesondere im Bereich des Forschungsmanagements, zu finden. hat, dem wird gegeben»): Erfolgreiche Universitäten werden auch Der Frauenanteil lag 2008 deutlich höher als 2006: 35,7 Prozent in Zukunft profitieren, andere hätten keine Chance aufzuschließen. des rekrutierten Personals ist weiblich – bei den Promovierenden Diese Aufwärts- und Abwärtsspiralen könne man bereits in der er- liegt der Anteil der Doktorandinnen bei 41 Prozent; bei den Profes- sten Programmphase beobachten: Ohnehin forschungsstarke Hoch- suren bei 27 Prozent (gg. dem Bundesdurchschnitt von 15,2 Prozent schulen mit herausragender Drittmittelbilanz haben entsprechend in 2006)2. So erfreulich der Anstieg der Stellen für Promovierende erfolgreich im Wettbewerb abgeschnitten. ist, so unklar ist die Berufsperspektive für viele der hochspezia- Auch die Kriterien zur Beurteilung der wissenschaftlichen Qualität lisierten Nachwuchsforscherinnen und -forscher, wenn es darum werden von Kritikerinnen und Kritikern in Frage gestellt: Aufgrund geht, eine der wenigen Professuren zu ergattern. Michael Zürn vom fehlender Daten habe man vor allem auf Kennziffern wie absolu- Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung spricht deshalb te Drittmitteleinwerbung, Publikationsvolumen, Reputation von von einem drohenden «Generationenstau junger Wissenschaftler». Hochschulen, Disziplinen und Personen sowie die Attraktivität des Standorts etc. zurückgegriffen. Dies habe zu Wettbewerbsverzer- ? Wie verändert die Exzellenzinitiative die Universitäten? Gegenwärtig sind die langfristigen Auswirkungen der Exzellenz- initiative noch nicht abzusehen. Dennoch lassen sich erste Effekte rungen geführt. Denn kleinere Universitäten könnten dabei nicht mithalten, obwohl sie häufig bessere Leistungen pro Kopf erzielten. Strukturell seien forschungsorientierte Universitäten mit einem beobachten: Unbestritten ist sowohl der nationale als auch der in- breiten Fächerspektrum mit deutlich weniger als 400 Professuren ternationale Reputationsgewinn für die erfolgreichen Hochschulen. nicht konkurrenzfähig3. So haben vor allem große Volluniversitäten Der Wettbewerb hat außerdem neue Debatten über die Aufgaben (Ludwig-Maximilians-Universität: 707 Professuren) oder stark der Universitäten ausgelöst. Die Hochschulen sind in Bewegung ge- spezialisierte Spartenuniversitäten (RWTH Aachen: 391) von der kommen, mit positiven aber auch negativen Folgen: Exzellenzinitiative profitiert4. Richard Münch von der Universität Der Impuls zu einer verstärkten Profilbildung führt in den Hoch- Bamberg spricht deshalb von einem Machtfeld, in dem eine klei- schulen vielfach zu Spannungen zwischen den geförderten Pro- ne Gruppe von Hochschulen trotz durchschnittlicher wissenschaft- jekten und den übrigen Fachbereichen. Vor allem wenn die Förde- licher Produktivität den größten Anteil der Fördermittel erhält5. rung durch die Exzellenzinitiative ausläuft, befürchten viele eine Michael Hartmann von der Universität Darmstadt prognostiziert Verschärfung von inneruniversitären Verteilungskämpfen. Dann gar eine Aufspaltung in Forschungs- & Ausbildungsuniversitäten. 6 könnte die Weiterführung der Prestigeprojekte zu Lasten kleinerer Sowohl innerhalb der Universitäten als auch insgesamt könnte es Fächer gehen. Das breite Spektrum an Disziplinen gerät möglicher- langfristig zu einer Verschiebung der Fächerverteilung kommen weise in Gefahr. – meist zulasten der Geisteswissenschaften. Relativ unstrittig ist, dass die Exzellenzinitiative keinen Schub für die Lehre gebracht hat. Zwar wird vereinzelt darauf hingewiesen, dass auch Studierende davon profitieren, wenn Hochschulen re- nommierte Forscherinnen und Forscher für ihre Projekte gewinnen. ? Wie kann eine alternative Ausdifferenzierung des Hoch- schulsystems aussehen? Hochschulen werden sich in Zukunft stärker unterscheiden als heu- Jedoch fordern viele beteiligte Wissenschaftlerinnen und Wissen- te. Die Erwartungen, die heute an Hochschulen gestellt werden, sind schaftler zunehmend eine Reduzierung ihres Lehrdeputats oder gar vielfältig geworden: Hochschulen sollen einen wachsenden Anteil eine Freistellung von der Lehre. eines Altersjahrgangs aufnehmen und sich dabei für Studierende Stark ändert sich die Forschung. Universitäten und Forscherinnen öffnen, die bislang nicht den Weg an die Alma Mater gefunden ha- und Forscher sind in immer höherem Maße gehalten, forschungs- ben. Es wird erwartet, dass sie ihre Studierenden auf eine Karriere politischen Vorgaben durch leistungsbezogene Mittelvergabe (z.B. in der Wissenschaft vorbereiten, diese aber auch für den Arbeits- Absolventenzahlen, Publikationen) oder durch das Einwerben von markt qualifizieren. Sie sollen internationale Spitzenleistungen in Drittmitteln gerecht zu werden. In der Folge nimmt das Schreiben Lehre und Forschung vollbringen, die Naturwissenschaften stärken von Anträgen und Berichten immer mehr Zeit in Anspruch. Einer- und die Geisteswissenschaft weiterentwickeln. Sie sollen mit der seits kann die Gesellschaft über solche Förderinstrumente thema- Wirtschaft zusammenarbeiten aber auch Orte der Reflexion und der tische Impulse an die ansonsten autonomen Hochschulen geben, Kritik sein. Und sie sollen Antworten auf Zukunftsfragen finden, sei so dass Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sich nicht mehr es der Klimawandel, die Gestaltung einer gerechten globalen Wirt- in den viel zitierten Elfenbeinturm zurückziehen können. Ander- schaftsordnung oder die Vitalisierung der Demokratie. Nicht alle seits weisen Kritikerinnen und Kritiker auf die Auswirkungen auf Hochschulen werden all diese Bedürfnisse erfüllen könnten. Es be- Heinrich-Böll-Stiftung Schumannstraße 8 10117 Berlin Information: Referat Bildung und Wissenschaft Die grüne politische Stiftung Telefon 030.285 34-0 www.boell.de E hochschule@boell.de www.boell.de/campustour
  • 3. Was man über die Exzellenzinitiative wissen sollte darf deshalb einer Differenzierung innerhalb des Hochschulsystems möglich, zudem wird es keine Benachteiligung durch eine gemein- durch verschiedene Spezialisierungen und Schwerpunktsetzungen. same Beantragung von Clustern und Graduiertenschulen durch zwie Bislang gab es in Deutschland ein relativ einheitliches Hochschul- Hochschulen geben, die zuvor nur je einen halben Punkt einbrachten. system: Es gab Universitäten und Fachhochschulen und die Vorstel- In den kommenden beiden Jahren werden die laufenden Projekte lung, dass die Unterschiede innerhalb der beiden Gruppen gering einer Evaluation unterzogen, von der eine Förderempfehlung für die sind. Mit der Exzellenzinitiative ändert sich das. Mit ihr kommt zweite Programmphase abhängig ist. es zu einer vertikalen Differenzierung in Spitzengruppe, Mittelfeld und abgeschlagenen Wettbewerbern. von Tanja Klett und Stephan Ertner Kaum nachgedacht wird derzeit über eine «horizontale Differen- zierung» der Hochschullandschaft, also einer Auffächerung nach spezifischen thematischen Ausrichtungen. Noch verfolgen alle Dieser Text steht unter einer Creative Commons Lizenz Hochschulen im Wesentlichen dieselben Ziele. Uwe Schneidewind, (Namensnennung-Keine kommerzielle Nutzung-Weiterga- der ehemalige Präsident der Universität Oldenburg, spricht deshalb be unter gleichen Bedingungen 3.0 Deutschland) von einer «Leitbildarmut an den Hochschulen». Nur einzelne Hoch- schulen in Deutschland haben damit begonnen, sich durch Profilbil- dung abzusetzen: An der Leuphana Universität in Lüneburg wird das Leitbild der «nachhaltigen Entwicklung» in Forschung und 1 DFG/WR: Pressemitteilung Nr. 54, 13. Oktober 2006: «Erste Lehre verfolgt. Die Universität Regensburg verfügt über ein spe- Runde in der Exzellenzinitiative entschieden» zielles Programm für Studierende mit bikulturellem Hintergrund. 2 Sondermann, M., Simon, Dagmar, Scholz, Anne-Marie, Die Frage ist, wie ein Hochschulwettbewerb gestaltet sein müsste, Hornbostel, Stefan: Die Exzellenzinitiative: Beobachtungen der solche innovativen Ansätze und somit einen erweiterten Quali- aus der Implementierungsphase; iFQ-Working Paper No. 5, tätsbegriff prämiert. Dezember 2008. 3 Leibfried, S./Wiesner, A. (Interdisziplinäre Arbeitsgruppe ? Wie kann die Lehre gestärkt werden? «Mehr Ehre für die Lehre»: Unter diesem Motto startete 2008 der «Wettbewerb exzellente Lehre», eine Initiative des Stifterver- Exzellenz-initiative, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften): «Wissenschaftspolitischer Zwischenruf Nr. 1. Exzellenzinitiative II: Erste Prüfsteine und Anfragen», bands gemeinsam mit der Kultusministerkonferenz der Länder. Da www.bbaw.de/bbaw/Forschung/Forschungsprojekte/ die Exzellenzinitiative ausschließlich auf die Forschung abzielte, Exzellenzinitiative/de/ sollte nun die Lehre an den Hochschulen eine Stärkung erfahren. 4 Vgl. Leibfried/Wiesner: «Wissenschaftspolitischer Zwischenruf Ausgezeichnet wurden im Oktober 2009 die besten «Zukunftsstra- Nr.1». tegien» für Lehre und Studium. 108 Hochschulen beteiligten sich an 5 Münch, Richard: Die akademische Elite. Zur sozialen der Ausschreibung. Prämiert wurden die Konzepte von vier FHn und Konstruktion wissenschaftlicher Exzellenz, Frankfurt a.M., sechs Universitäten – darunter auch die drei Elite-Unis RWTH Aa- 2007. chen, Freiburg und TUM. Das Gesamtvolumen fiel jedoch bescheiden 6 Michael Hartmann zitiert aus: «Herausgebildet – die ersten aus: 10 Mio. € wurden anteilig vom Stifterverband und den Ländern deutschen Eliteunis liegen im Süden – Sie werden sich auch bereitgestellt; das Preisgeld betrug jeweils eine Mio. € für drei Jah- langfrisitg an der Spitze behaupten», Der Tagesspiegel, re. Die ausgezeichneten Hochschulen bilden nun einen «Qualitätszir- 15.10.2006 kel» zur Erstellung einer «Charta guter Lehre». Auch die Stiftung www.tagesspiegel.de/zeitung/Fragen-des-Tages;art693,2067247 Mercator und die Volkswagenstiftung lancierten einen Wettbewerb «Bologna – Zukunft der Lehre» mit einem Volumen von ebenfalls 10 Mio. €. Angesichts der schwierigen finanziellen Situation der Hoch- schulen bleiben die Wettbewerbe für die Lehre trotz der wichtigen Reformimpulse, die sie auslösen, Tropfen auf den heißen Stein – laut Wissenschaftsrat benötigen die Universitäten 1,1 Mrd. € für eine bessere Lehre und Betreuung der Studierenden. ? Wie geht es weiter mit der Exzellenzinitiative? Im Jahr 2009 einigten sich der Bund und die Länder auf eine Fortführung des Exzellenzwettbewerbs um den Zeitraum 2012 – 2017. Die offizielle Ausschreibung für die zweite Programmphase erfolgte im März 2010. Mit dem Einreichen der Antragsskizzen bis September 2010 geht die Exzellenzinitiative in die entschei- dende Phase, deren Ergebnisse im Juni 2012 feststehen werden. 2,7 Mrd.€ sollen diesmal zur Verfügung gestellt werden – nicht zu- letzt um eine Auslauffinanzierung der ausgemusterten Altprojekte bis 2014 sicherzustellen. Bis zu fünf neu beantragte Zukunftskonzepte können bewilligt wer- den, um nicht mehr als 12 ausgezeichnete Hochschulen in der För- derung zu haben. Einige Kritikpunkte fanden Eingang in die neue Ausschreibungsrunde: So wird diesmal auch die forschungsbezo- gene Lehre in der Förderlinie der Zukunftskonzepte berücksichtigt. Überregionale Kooperationen zwischen Hochschulen sind ebenfalls www.boell.de/campustour Heinrich-Böll-Stiftung Schumannstraße 8 10117 Berlin Information: Referat Bildung und Wissenschaft Die grüne politische Stiftung Telefon 030.285 34-0 www.boell.de E hochschule@boell.de www.boell.de/campustour