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              2
    3                 Inhalt
                                                 04                                                  XI
                      06                                               Drachen steigen lassen
                                                             08                               Freitod
                                    14                                                    Herbsttag
    16                                                                            Grabbeigaben
                                                       20                                   Friedhof
                                              22                          Ein ko mischer Heiliger
                 24                                                                    Im Beinhaus
                                                        30                          Novemberlied
                                                32                               Leben im Nebel
                               38                                               November-Musik
                      40                                          Exemplarische Herbstnacht
            42                                                                        Gedenktage
                                       48                                          Schlachtmond



    HERAUSGEBER Jürgen Bohl, Roonstraße 96, 50674 Köln, 01 73 / 270 57 57, juergen@bohldesign.de
    Christa Becker, Brabanter Straße 7, 50674 Köln, 02 21 / 517 871, becker.christa@t-online.de

    REDAKTION Jürgen Bohl und Christa Becker REDAKTIONELLE FRAGEN 01 73 / 270 57 57,
    info@magazinXY.de STAND 23. September 2006 November INFOS Ausführliche Informationen
    zum magazinXY, Impressum etc. unter www.magazinXY.de

    DESIGN Jürgen Bohl TEXT Christa Becker (wenn mit cb gekennzeichnet), Brigitte Maser FOTO Claus
    Dieter Geissler, Schiffner, Roki, Kunstfisch, Ernie, Cydonna, Tablediver, Ralphboy, Fabsn, Gerti G.,
    CountZero, Hanna und Ingo, Bubi Barmann, Robert Salzmer COVER Ernie ILLUSTRATION Henry Gray
    BILDER Magdalena Bergheim, René Böll LEKTORAT Claudia Bergfried ÖFFENTLICHKEITSARBEIT
    Corinna König-Wildförster, Özgü Ülger FOTO-QUELLEN www.photocase.com (Seite 1, 6 - 15, 22 -
    23, 30 - 31, 37 - 41, 48 - 50)


                                                                                                           Foto Claus Dieter Geissler
2
XI
                               Für das Christentum überschreitet XI als erste Zahl den Dekalog,
                               also die Zehn Gebote. Somit verweist sie auf die Sünde und auf
                               Menschen, die vom rechten Pfad abgekommen sind.



                             Als Symbol der Normüberschreitung hatte sie sich bei den Jecken
                             bereits etabliert, als man im Nachhall der französischen Revolution
                             eine andere Deutung fand: 1 neben 1 steht für die Gleichheit aller
                             Menschen unter der Narrenkappe.


                                     Am 11.11. treffen Karneval und Kirche zusammen, denn der Beginn
                                     der „5. Jahreszeit“ ist zugleich der Martinstag mit seinen zahlreichen
                                     Umzügen.

       IM RHEINLAND         Ihren geheimnisvollen, dämonischen Charakter hat die XI behalten in dem
                            Verweis auf die „elfte Stunde“. Die kündigt ein nahendes Unglück an und
       IST SIE –            mahnt, dass es „kurz vor 12“ ist – also Zeit für eine Umkehr.
       BEDINGT DURCH
       DEN KARNEVAL –            Traurigen Ursprungs sind die elf Tränen im Kölner Wappen. Sie stehen für
                                 die Heilige Ursula und ihre 11 bis 11.000 Jungfrauen, die vor den Toren
       EINE HOCH GELOBTE,        der Stadt von den Hunnen getötet wurden.

       FAST HEILIGE ZAHL:
       DIE ELF. UND DAS                   Dass der November – trotz seines Namens (novem = lat.
                                          neun) – heute der elfte Monat des Jahres ist, verdankt er
       TROTZ IHRER                        der Kalenderumstellung von 153 v. Chr. Der Elfmeter hat
                                          seinen Ursprung in der englischen Berechnung in Yards.
       TEILS DOCH                         Und dass am Fußballmatch pro Mannschaft 11 Spieler
                                          beteiligt sind, wurde 1870 weltweit verbindlich festgelegt.
       SEHR UNHEILIGEN
       SYMBOLIK.                            Was ist sonst noch zu sagen? Die 11 ist die kleinste zweistellige
                                            Primzahl und zugleich die kleinste Schnapszahl, im Perioden-
                                            system steht sie für Natrium, und „Elfer raus“ ist nicht nur bei
4                                           Kindern ein beliebtes Kartenspiel. Von Sünde und Dämonen
    Foto Hanna und Ingo                     also keine Spur …
und lass Deinen D
                                                                                                                                                                                                                est
                                                                                                                                                                                             rac              ef


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                                                                                                                                                                                                                  Ha
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    ertical section of bladder,




                                                                                                                                                                  tei




                                                                                                                                                                                                                           iese eine!
                                                                                                          gen. Geh zu ihr, denn Du leb




                                                                                                                                                                     g
                                                                                                 chen stei
 penis, and urethra.




                                                                                                                                                              en
                                                                                            ra                                         s t ja
                                                                                      nen D                                                     nich




                                                                                                                                                            .
                                                                              ss   Dei                                                              t vo
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                                                                          d la                                                                                    oos




                                                                                                                                                 Aus
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                                                                                                                                                                                        in .
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                                                                                                                                                                                                                      un
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                                                                                                                                                                                                 gen
                                                                                                                                                                                                     zu, dann siehs




                                                          h
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                                                                                                                                                                    ihr
                                                                                                                                                                       “v
                                                                                                                                                                         on
                                                                                                                                                                         nP




                                                                                                                                                                            de
                                                                                                                                                                           uh
                                                                                                                                                                             dy
                                                                                                                                                                               s1
                                                                                                                                                                                 974




Ambivalenz, Anorgasmie, Lubrikation,
 Begehren, Dyspareunie,
        Potenzstörungen, Ejaculatio praecox,
    Erektile Dysfunktion, Erektionsstörung,
                 Impotenz, Libidoverlust,
       Potenz, Potenzpillen, Potenzstörung,
                                  Vaginismus, Viagra




                                                                                                        Foto Bubi Barmann, Drachen
                                                                                                        Illustration Henry Gray, Anatomy of the Human Body




                                                                                                        Drachen steigen lassen...
                                                                                                        „Männer bewegen sich heute in einem schwierigen Spannungsfeld unterschiedlicher
                                                                                                        gesellschaftlicher und privater Erwartungen, die sie zu großen Teilen selbst internalisiert
                                                                                                        haben. Unbewusste und widersprüchliche kollektive (political correctnes) und individu-
                                                                                                        elle Forderungen (z.B. der Partnerin) an den Mann lauten, sei potent – sei impotent, sei
                                                                                                        ein Mann - aber sei kein Mann. Diese Doppelbotschaften (double bind), wenn sie nicht
                                                                                                        bewusst verstanden und reflektiert werden, können bei Männern zu Persönlichkeitsspal-
                                                                                                        tungen führen, die sich auch in Form sogenannter Potenzstörungen zeigen können.“

                                                                                                        (Quelle: www.maennerberatung.de/potenz.htm, Peter Thiel – Systemischer Berater und Therapeut)

                                                                                                                                                                                                                                        7
FREITOD
„Da hab ich ein Leben lang Angst vor dem Sterben
– und jetzt das.“*

Wir alle haben Angst vor dem Sterben. Was aber ist, wenn
die Angst vor dem Leben plötzlich überwiegt? Wenn der Tod
als die bessere Alternative erscheint? Will man dann wirklich
sterben – oder nur so wie bisher nicht weiterleben? Und ist ein
Ziel wie „Ruhe und Frieden finden“ nicht eigentlich ein höchst
lebendiges Ziel?

Die Liste derer, die sich aus freien Stücken für den Tod entschie-
den, ist schier endlos. Zu den Berühmtheiten zählen der römische
Despot Nero, der seine Aberkennung als Kaiser und Anerkennung
als Staatsfeind nicht verwand und der sich mit einem Dolch in
die Kehle stach. Die ägyptische Königin Kleopatra, die den
Biss einer Kobra als Todesart          wählte, als ihre Verführungs-
künste versagten. Heinrich                      von Kleist, der sich
schriftstellerisch und wirt-                              schaftlich
am Ende fühlte und der
zuerst seine an Krebs er-
krankte Geliebte erschoss und
dann sich selbst. Vincent van Gogh
erlöste sich mit einem Pistolenschuss
von einer tiefen, lange andauernden
Depression. Kurt Tucholsky und Stefan Zweig
nannten als Gründe die Verzweiflung über die
politische Situation Deutschlands unter den Nazis,
als sie eine Überdosis Tabletten zu sich nahmen.


* Der diesen Ausspruch prägte, nämlich Karl Valentin, hat keinen
  Selbstmord begangen. Unterernährt starb er 1948 an einer
  Lungenentzündung.

                                                                   9
Aufgrund ihrer Angst, geisteskrank zu werden, ertränkte sich die
     englische Schriftstellerin Virginia Woolf in einem Fluss. Spektakulär
     war der Abgang des F.D.P      .-Politikers Jürgen W. Möllemann, der
     seinen Absturz nach einem politischen Höhenflug wortwörtlich in
     die Tat umsetzte.

     „Alle 47 Minuten ein Selbstmord“ verkündete vor wenigen Wo-
     chen die Initiativgruppe Nationales Suizid Präventionsprogramm.
     2004 wurden in Deutschland 10.733 Suizide gemeldet: 7.939
     Männer und 2.794 Frauen wählten den Freitod. Bei den Todes-
     arten gab es klare Präferenzen. So entschieden sich – nach
     Angaben des Statistischen Bundesamtes – im Jahr zuvor von
     11.150 Personen für...

          Erhängen, Strangulierung oder Ersticken       5.538
          Sturz in die Tiefe                            1.100
          Selbstvergiftung                              1.293
          Feuerwaffe/Schusswaffen                         835
          Sich vor ein bewegtes Objekt werfen oder legen 556
          Ertrinken und Untergehen                        356
          Scharfen Gegenstand                             342
          Ersticken durch Gase und Dämpfe                 216
          (Die restlichen 914 wählten diverse weitere Todesarten,
          die nicht im Einzelnen aufgelistet wurden.)

     Männer bilden nicht nur die weitaus größere Gruppe unter den
     Suizidenten, sie sind auch erfolgreicher. Bei den Frauen, beson-
     ders bei den jüngeren, überwiegen die Versuche. Wobei offizi-
     elle Stellen davon ausgehen, dass – quer durch alle Altersgrup-
     pen und bezogen auf beide Geschlechter – circa jeder zehnte
     Suizidversuch „erfolgreich“ und somit tödlich endet. cb


                                                                             Fotos: FABSN
     10
10
Für den eiligen Selbstmörder:                                           Liebe/r             ! (bei personalisiertem Schreiben Namen einsetzen, sonst:)
                                                                             Liebe Eltern/Kinder/Enkel/Verwandte/Freunde/Lehrer/Kollegen!
     Keine Zeit mehr für den Abschiedsbrief, weil ...                        Wenn Du/Ihr dieses Schreiben findest/findet, bin ich schon tot. Die genaue Todesur-
                                                                             sache erfährst Du/erfahrt Ihr vom Pathologen/Leichenbestatter.
            der Zug heute keine Verspätung hat
                                                                             Sicherlich wirst Du Dich/werdet Ihr Euch fragen, warum ich mich umgebracht habe.
            die Garage schon ziemlich vernebelt aussieht                    Das will ich Dir/Euch gerne erklären: Ich bin aus dem Leben geschieden, weil ...
            die ersten 100 Tabletten müde machen
            der Hocker wackelt und der Strick sich langsam zuzieht              Du Dich/Ihr Euch zu viel/zu wenig um mich gekümmert hast/habt
            die offene Pulsader mehr spritzt als vermutet                       Du mich verlassen/nicht verlassen hast
            das Benzin nur noch für eine Kurve ausreicht                        die 6 in Mathe/Bio/Englisch/Reli/Kunst
            die Tinte im Wasser total verschmiert                                   eine echte Gemeinheit war
            die Fallschirmleine beim Schreiben im Weg ist                       mir das Mobbing am Arbeitsplatz echt zu viel wurde
            die Schrift durch die Kälte total verwackelt                        Pamela Andersen/Hugh Grant/Jan Ullrich geheiratet hat – aber nicht mich
                                                                                ich als Erntehelfer/Spargelstecher/1-Euro-Jobber keinerlei Aufstiegschancen
                                                                                     mehr hatte
             (Platz für weitere Gründe)                                          meine Drogen mir gefehlt haben/mir zu viel wurden

     Das magazinXY schafft Abhilfe. Einfach das vorliegende Formblatt aus-       mein Börsenmakler/Therapeut/Dr. Sommer mir dazu geraten hat
     drucken, Zutreffendes ankreuzen oder Unzutreffendes streichen und an        ich keine Karten mehr für Tokio Hotel/Florian Silbereisen/Rolling Stones
     auffindbarer Stelle für die Nachkommen hinterlegen.
                                                                                                                         bekommen habe
                                                                                 Bayern/Kaiserslautern/Köln/St. Pauli
                                                                                     schon wieder verloren hat
                                                                                 ganz andere Begründung, nämlich



                                                                             Keinesfalls/Zu 100 Prozent liegt die Schuld an meinem Tod bei Dir/Euch. Deshalb
                                                                             solltest Du/solltet Ihr in den nächsten Tagen/Wochen/Monaten/Jahren

                                                                                     manchmal/oft/ständig an mich denken und um mich trauern
                                                                                     mich möglichst rasch vergessen

                                                                             Ich wünsche Dir/Euch weiterhin ein schönes/langweiliges/schreckliches Leben.




                                                                             (Unterschrift keinesfalls vergessen)

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W      er jetzt kein Haus hat, baut sich
       keines mehr. Diese berühmte Zeile
verfasste Rainer Maria Rilke am 21.09.1902
in Paris. Das umgebende Gedicht trägt
den Titel „Herbsttag“ und endet mit den
Worten: „Wer jetzt allein ist, wird es lange
bleiben, / wird wachen, lesen, lange Briefe
 schreiben / und wird in den Alleen hin
 und her / unruhig wandern, wenn die Blätter
 treiben.“

 Wer jetzt kein Haus hat … könnte auch
 an dem Ort verweilen, den der Fotograf
 CountZero im März 2006 im stillgelegten                              15
                                                        tZero Seite
 Dampfkesselbau von Heidenau vorfand.          Foto Coun
 Er fragte sich, wozu die Handwerker dort
 (in der Wartungsnische der Ladebrücke)
 eine Wanne mit Beleuchtung installierten“.
  Vielleicht zum wachen, lesen, lange Briefe
  schreiben … cb
Im Mai 2006 verkündete Kardinal
                Meissner im Kölner Sender center.tv,
                er wolle seinen Taufschein* mit ins


     GRAB-
                Grab nehmen. Das Dokument solle
                ihm als Nachweis dienen, dass er


     BEIGABEN
                getauft sei und somit „berechtigt,
                ins Himmelreich aufgenommen zu
                werden“. Ungewöhnlich daran ist,
                dass ausgerechnet ein hoher katho-
                lischer Würdenträger sich einer Tra-
                dition anschließt, die vor ca. 1.300
                Jahren durch die Christianisierung
                verschwand: der Ausstattung eines
                Sarges mit Grabbeigaben.

                Ein weiter Blick zurück: In der Steinzeit
                hat man den männlichen Toten Waf-
                fen und Werkzeuge mit ins Grab ge-
                legt, in der Bronzezeit waren es eher
                persönliche Habseligkeiten, im Früh-
                mittelalter erhielten die Frauen speziell
                gefertigte Kleidung und Schmuck.
                Durch das Christentum änderten
                sich die Rituale, und ab 700 n. Chr.
                beschränkte man sich auf Totenklei-
                dung und religiöse Utensilien.

                * Dass Kardinal Meissner seine letzte Reise
                  mit Taufschein antreten will, wirft eine Frage
                  auf: Zweifelt er an der Allwissenheit Gottes?




16
In ihrer Funktion und Symbolik verbanden Grabbeigaben die
beiden sonst sehr unterschiedlichen Völker der Kelten und
Ägypter. Beide sahen den Tod nicht als das Ende aller Dinge an,
sondern als eine Fortführung des diesseitigen Lebens mit an-
deren Mitteln. Alltägliche Gegenstände und Einrichtungen waren
also für beide Völker auch im Jenseits von großer Bedeutung.        Bilder René Böll
 Damit der Verstorbene in der anderen Welt auf ein angenehmes Da-
sein hoffen konnte, wurden ihm nützliche
und wertvolle Gegen-
stände sowie – speziell
in Ägypten – Dienerfi-
guren und Sargtexte mit
„auf den Weg“ gegeben.

Der Kölner Maler René
Böll knüpft mit seinem
„Totenbuch“ an die Grab-
beigaben der ägyptischen
Tradition an. Seine in Leder
gebundenen 12 Radierun-
gen, die in einer Auflage
von 20 Exemplaren er-
scheinen (zzgl. zweier
Vorzugsausgaben), über-
nehmen die traditionelle
Funktion eines Jenseits-
führers: Sie begleiten den
Verstorbenen, wenden Scha-
den von ihm ab und sorgen
für seine Erbauung. Ein
Weggefährte vom Dies- ins
Jenseits. cb



                                                                                       19
Die Friedhöfe (...) sind so
                             eingerichtet, daß sie den
                             Lebenden Freude gewähren.

                                      Es lebt viel auf ihnen, Pflanzen
                                    und Vögel, und der Besucher, als
                                       einziger Mensch unter so viel
                                             Toten, fühlt sich davon
                                        aufgemuntert und gestärkt.
                                                          Elias Canetti: Die Stimmen von Marrakesch,




                             „Welch tiefe Ruhe ist über
                             alle Friedhöfe gebreitet!
                             Wenn man dort mit über der Brust
                             gekreuzten Armen liegt, gehüllt in das
                             Leichentuch, dann gleiten die
                             Jahrhunderte vorüber und stören
                             so wenig wie der Wind,
                             der durch das Gras fächelt.“
                             Gustave Flaubert, November




                                      Ich bin der Meinung, dass alle ab und zu
                              auf den     Friedhof     gehen sollten. Dann ist
Foto Claus Dieter Geissler




                                                der Übergang nicht so abrupt.

                                                      Lars Saabye Christensen, Der Alleinunterhalter




                                                                                                       21
Ein ko mischer Heiliger                                                                cb



                                         Dass er einer der bekanntesten Heiligen ist,
                                     verdankt Sankt Martin sicherlich der Legende
                                         von der Mantelteilung sowie den Umzügen
                                           um den 11. November. Dass er darüber hinaus ein
                                           sehr vielfältiger und viel beschäftigter Heiliger ist, wissen jedoch nur
                                       wenige. Eine österreichische Internetseite (www.martinus.at) listet seine
                                  Aufgaben als „Fürsprecher in vielen Anliegen und Nöten“ auf. 24 Mal wird er
                                  dort als Patron genannt, davon 16 Mal mit Erklärung. Ein Auszug daraus:



                              Er ist Patron...
                                                                                    Blickt man in seinen
                                 der Hufschmiede, weil er sein
                                                                                    Lebenslauf, so bieten
                                  Pferd sorgfältig pflegte                           sich weitere, nahe
                                 der Hirten, weil er ein guter
                                                                                    liegende Patronate
                                  Hirte der ihm Anvertrauten war                    für ihn an:
                                 der Weber, weil er seinen Mantel
                                  zerschnitt                                        Er könnte Fürsprecher
                                                                                    werden...
                                 der Schneider, obwohl er seinen
                                                                                       der Wehrdienstverweigerer,
                                  Mantel zerschnitt
                                                                                        weil er mit 18 bereits das Militär
                                 der Fassbinder, weil an seinem                        verlassen wollte
                                  Namensfest der neue Wein
                                                                                       der Aussteiger, weil er längere
                                  probiert wird
                                                                                        Zeit auf einer einsamen Insel weilte
                                 der Abstinenzler, weil er am
                                                                                       der gesetzlich Versicherten, weil
                                  Wein, den ihm der Kaiser reichte,
                                                                                        er Kranke heilte – ohne Praxisgebühr
                                  nur nippte
                                                                                       der Altenpfleger, weil er im hohen
                                 der Hoteliers, weil er Reisenden
                                                                                        Alter von 81 Jahren starb (bei einer
                                  Obdach gab
                                                                                        damaligen Lebenserwartung von
                                 der Reisenden, weil er selbst oft                     40 Jahren)
                                  auf Missionsreisen war
                                                                                       der Bestattungsunternehmer,
                                 der Gänse, weil sie ihn der Legen-                    weil der Tag seiner Beisetzung
                                  de nach „zum Bischof machten“
                                                                           *            zum Feiertag erkoren wurde


                              *   Ob die Martinsgänse, die alljährlich auf den Tischen landen, ihm für seine Fürsprache dankbar sind,
                                  darf bezweifelt werden.
22 Foto Ralphboy
Titel
Im Beinhaus

Fotos
Claus Dieter Geissler
                        25
27




     „Im ernsten Beinhaus war’s, wo ich beschaute,
     Wie Schädel Schädeln angeordnet passten;
     Die alte Zeit gedacht ich, die ergraute.
     Sie stehn in Reih’ geklemmt, die sonst sich haßten,
     Und derbe Knochen, die sich tödlich schlugen,
      Sie liegen kreuzweis’ zahm allhier zu rasten.
      Entrenkte Schulterblätter! Was sie trugen,
      Fragt niemand mehr; und zierlich tät’ge Glieder,
      Die Hand, der Fuß, zerstreut aus Lebensfugen.
      Ihr Müden also lagt vergebens nieder,
       Nicht Ruh im Grabe ließ man euch, vertrieben
       Seid ihr herauf zum lichten Tage wieder,
       Und niemand kann die dürre Schale lieben,
       Welch herrlich edlen Kern sie auch bewahrte.“


        Johann Wolfgang von Goethe –
        bei der Betrachtung von Schillers Schädel



26
Unter der französischen Hauptstadt ist
ein circa 330 km langes Gängesystem zu
finden. Es entstammt der Zeit, als unter-
irdisch Sandstein abgebaut wurde, um
überirdisch Häuser zu bauen. Heute
liegen dort Kabel und Leitungen, die

                                               29
Nationalbank hat einen Lagerplatz für ihr
Gold – und die Katakomben sind zugleich
das größte Beinhaus der Welt.


Es begann 1785: Bedingt durch den
Bevölkerungszuwachs, Seuchen und
Hungersnöte waren die Friedhöfe in
Paris überbelegt. Die Ruhefristen wurden
verkürzt und halbverweste Leichen wieder
ausgebuddelt. Dadurch entwickelten sich
giftige Dämpfe, an denen Anwohner
eines Friedhofs erstickt sein sollen. Die
Administration schuf Abhilfe, indem sie die
Gebeine in die unterirdischen Stein-
brüche „umbettete“: Sie wurden durch
einen Schacht in die Tiefe geschüttet.
Anfangs lagen die Überreste der nahezu
6 Millionen Toten dort ungeordnet, doch
im Laufe der Zeit wurden Knochen und
Schädel dekorativ aufgeschichtet und
mit Gedenktafeln versehen, die auf die
ursprünglichen Bestattungsorte hinweisen.


Heute ist ein Teil der Katakomben für Tou-
risten zugänglich. Andere Bereiche werden
für verbotene, bizarre Partys genutzt …
wobei der Einstieg durch die Gullys erfolgt.
Frag nicht nach morgen,
                              denn er bleibt dir verborgen.
                              Frag nicht was gestern war ...

                              Wir zieh‘n unsre Kreise
                              auf unserer Reise.
                              Wo eben noch Sonne war ...

                              Wir ertrinken zu zweit
                              in unseren Worten.
                              Wir ertrinken zu zweit
                              in Einsamkeit.

                              Irgendwann im November ...
                              Zu lang, zu weit, zu viel passiert ...
                              Irgendwann im November ...
                                                  ...
                              Irgendwann im November ...
                              werd ich geh‘n.


                              Band: Juli
                              Album: Es ist Juli
                              Label: Island (Universal)




„November“
 Foto Tablediver – Seite 30
Leben im Nebel
                      Text Brigitte Maser Bilder Magdalena Bergheim



                               „Es ist kalt und trübe. Dichter Nebel behindert
                               die Sicht. Fahren Sie also vorsichtig!“, warnt ab
                               November regelmäßig der Wetterfrosch mor-
                               gens seine Zuhörer im Radio. Meteorologisch
                               betrachtet, ist Nebel eine Trübung der Luft
                               durch Ausscheiden von Wasserdampf in Form
                               von kleinen Tröpfchen, die die Sicht auf wenige
                               Meter beschränkt und alles ringsum im Nichts
                               verschwinden lässt.

                               Der Nebel: ein Naturereignis, das ganz unter-
                               schiedliche Gefühle hervorrufen kann. Ärger,
                               wenn auf der Autobahn das Blickfeld eingeengt
                               wird. Angst, wenn man im Wald die Orientie-
                               rung verliert und das Unheimliche überwiegt.
                               Oder Faszination, schließlich hat der Nebel man-
                               chen Regisseur zu spannenden Filmsequenzen
                               und Literaten zu nachdenklichen Gedichten
                               und Erzählungen über das Leben inspiriert.



32 – Leben im Nebel
Der Nebel steht aber auch als
                                      Synonym für den schleichen-
                                     den Prozess, das eigene Leben
                                    zu vergessen. Demenz heißt die
                                   medizinische Diagnose und meint,
                                 kurz gefasst, die altersbedingt Ein-
                              schränkung der Hirnleistungen sowie
                            den fortschreitenden Gedächtnis- und Per-
                        sönlichkeitsverlust. Selbstverständliche All-
                      tagsaktivitäten werden nicht mehr beherrscht,
                      und die Orientierung geht verloren. Man irrt
                      umher, weiß nicht mehr, wo man wohnt, wie
                      man heißt, wer man ist. Die Identität schwin-
                      det, und die Erinnerungen an die frühe Ver-
                      gangenheit werden realer als das Jetzt.

                      Gefeit ist niemand davor. Denn eine Therapie
                      gibt es bislang noch nicht. Etwa 8 - 13 Prozent
                      aller Menschen über 65 Jahren leiden an De-
                      menz. Als einer der Hauptrisikofaktoren gilt das
                      Alter. Und das lässt sich, unter normalen Um-
                      ständen, schwerlich vermeiden.



                                                        Ende
34 – Leben im Nebel
Linien, wenn sie, wie hier, in feuchte Acrylfarbe
                      gekratzt sind, müssen schnell und unvermit-
                      telt entstehen, quasi im Telegrammstil. Diese
                      Zeichnungen entstammen einem Sommera-
                      bend: eine Reihe von elf Blättern, die ich später
                      mit Kreide und Bleistift weiter schrieb.

                      Es sind Winterbilder daraus geworden.

                      Was da in den Köpfen wächst – Eisblumen, Glück,
                      Phantasien, Musik, böse Geheimnisse oder eben
                      Nebel und Vergessen – und in welche Richtung
                      es weiter rankt … ich weiß es nicht.


                      Die Gedanken sind frei.
                                                  Magdalena Bergheim




36 – Leben im Nebel
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Exemplarische
Herbstnacht          von Erich Kästner


     Nachts sind die Straßen so leer.
     Nur ganz mitunter
     markiert ein Auto Verkehr.
     Ein Rudel bunter
     raschelnder Blätter jagt hinterher.

     Die Blätter haschen und hetzen.
     Und doch weht kein Wind.
     Sie rascheln wie Fetzen und hetzen
     und folgen geheimen Gesetzen,
     obwohl sie gestorben sind.

     Nachts sind die Straßen so leer.
     Die Lampen brennen nicht mehr.
     Man geht und möchte nicht stören.
     Man könnte das Gras wachsen hören,
     wenn Gras auf den Straßen wär.

     Der Himmel ist kalt und weit.
     Auf der Milchstraße hat‘s geschneit.
     Man hört seine Schritte wandern,
     als wären es Schritte von andern,
     und geht mit sich selber zu zweit.

     Nachts sind die Straßen so leer.
     Die Menschen legen sich nieder.
     Nun schlafen sie, treu und bieder.
     Und morgen fallen sie wieder
     übereinander her.


     Fotos Schiffner, Roki, Kunstfisch, Ernie




                                                N 41
Gedenk                                          tage
     Der 9. November zeigt es: An jedem Tag kann man mit höchst unter-
     schiedlichen Gefühlen großer Ereignisse gedenken. Wir haben den
     gesamten Monat einmal historisch durchforstet und eine recht per-
     sönliche Positiv- und Negativ-Liste aufgestellt. cb




     Positiv (+)                                           Negativ (-)

     1. November 1512                                      1. November 1952
     In der Sixtinischen Kapelle in Rom werden die         Auf dem südpazifischen Eniwetok-Atoll testen
     Deckenfresken Michelangelos enthüllt.                 die USA ihre erste Wasserstoffbombe.

     2. November 1992                                      2. November 2004
     Papst Johannes Paul II. rehabilitiert den italieni-   George W. Bush gewinnt die Wahl gegen
     schen Mathematiker, Physiker und Astronomen           seinen Herausforderer John F. Kerry und bleibt
     Galileo Galilei (1564-1642).                          US-Präsident.

     3. November 1937                                      3. November 1914
     Geburt des deutschen Karikaturisten und               Der österreichische Lyriker Georg Trakl stirbt mit
     Schriftstellers Friedrich Karl Waechter.              27 Jahren an einer Überdosis Kokain.

     4. November 1946                                      4. November 1995
     Gründung der UNESCO mit dem Ziel, den „Frie-          Der israelische Politiker Yitzhak Rabin wird in Tel
     den im Geist der Menschen zu verankern“.              Aviv ermordet.

     5. November 1936                                      5. November 1977
     Geburt des Hamburger Fußballers und lang-             Tod des französischen Comic-Autors René
     jährigen Nationalspielers Uwe Seeler.                 Goscinny (Asterix und Obelix, Lucky Luke).

     6. November 1860                                      6. November 1932
     Abraham Lincoln wird zum Präsidenten der              Die NSDAP geht als Sieger aus den
     Vereinigten Staaten von Amerika gewählt.              vorgezogenen Reichstagswahlen hervor.

     7. November 1844                                      7. November 2002
     In München erscheint erstmals die satirische          Tod des Spiegel-Gründers und -Herausgebers
     Zeitschrift „Fliegende Blätter“.                      Rudolf Augstein.


42
Positiv (+)                                         Negativ (-)

8. November 1960                                    8. November 1966
John F. Kennedy gewinnt die US-Präsident-           Ronald Reagan wird zum Gouverneur von
schaftswahlen gegen Richard M. Nixon.               Kalifornien gewählt.

9. November 1989                                    9. November 1938
Die DDR-Führung beschließt, die Grenze              In der Reichskristallnacht greifen in weiten
zwischen der DDR und der Bundesrepublik in          Teilen Deutschlands Schlägertrupps der SA
West-Berlin zu öffnen.                              Synagogen und jüdische Läden an.

10. November 1969                                   10. November 1821
Premiere der Sesamstrasse in den USA und            Tod des russischen Dichters Fjodor M. Dosto-
damit erster Auftritt von Kermit, Ernie und Bert.   jewski (Schuld und Sühne, Der Idiot).

11. November 1918                                   11. November 1997
Offizielles Ende des 1. Weltkrieges durch die       Nach dem Elchtest stoppt die Daimler-Benz
Kapitulation Deutschlands.                          AG die Auslieferung der neuen Mercedes-
                                                    Benz A-Klasse.
12. November 1936
In San Francisco wird die 2,7 Kilometer lange       12. November 1955
Golden-Gate-Brücke eingeweiht.                      Die ersten 101 Soldaten der Bundeswehr
                                                    erhalten ihre Ernennungsurkunde.
13. November 1955
Beim „6 aus 49“-Lotto gibt es den ersten Sech-      13. November 2002
ser: Drei Spieler erhalten jeweils 59.492,00 DM.    Der Öltanker Prestige gerät in Seenot und
                                                    verunreinigt mit seiner Ladung die Küsten
                                                    von Nordspanien und Südfrankreich.
14. November 1974
Geburt des Grafik-Designers Jürgen Bohl, Initia-
tor und Gestalter vom magazinXY.                    14. November 1519
                                                    Der Aztekenkönig Montezuma wird von den
                                                    Spaniern festgenommen.
15. November 1923
Die Einführung der Rentenmark beendet die
Inflation: Eine Rentenmark entspricht einer         15. November 1994
Billion Papiermark.                                 Helmut Kohl wird zum fünften Mal zum
                                                    Kanzler gewählt.
16. November 1802
Der deutsche Dramatiker, Dichter und Historiker     16. November 1960
Friedrich Schiller erhält sein Adelsdiplom.         Tod des US-Schauspielers Clark Gable (Vom
                                                    Winde verweht, Meuterei auf der Bounty).
17. November 1869
Der Suezkanal wird für die Schifffahrt freige-      17. November 1997
geben und verkürzt den Seeweg von Europa            58 Touristen sterben bei einem Attentat isla-
nach Asien um 8.300 Kilometer.                      mistischer Terroristen im ägyptischen Luxor.


                                                                                                    45
Positiv (+)                                         Negativ (-)                                     27. November 1896                                27. November 1983
                                                                                                    Uraufführung der Tondichtung von Richard         In München wird die Partei der Republikaner
18. November 1928                                   18. November 1978                               Strauss in Frankfurt/M. (auch bekannt aus        gegründet.
In New York wird der erste Zeichentrickfilm mit     Im Urwald von Guayana kommt es zu einer         „Odysee im Weltall“).
Ton uraufgeführt: Walt Disneys „Steamboat           Massenselbsttötung von mehr als 900 Mitglie-
                                                                                                                                                     28. November 1968
Willie“ ist zugleich der erste Tonfilm mit Mickey   dern der Volkstempler-Sekte.
                                                                                                    28. November 1918                                Tod der britischen Schriftstellerin Enid Blyton
Mouse.
                                                                                                    Der deutsche Kaiser Wilhelm II. unterzeichnet    (Fünf Freunde, Hanni und Nanni).
                                                    19. November 1962                               seinen Verzicht auf den Thron.
19. November 1819                                   Fünf Bundesminister der FDP treten wegen der
                                                                                                                                                     29. November 1802
Eröffnung des Museo del Prado in Madrid als         Spiegel-Affäre zurück.
                                                                                                    29. November 1970                                Das Hochstift Bamberg wird von bayerischen
Museum für Malerei und Bildhauerkunst.
                                                                                                    Die ARD strahlt die erste Folge der Krimiserie   Truppen besetzt und in das Kurfürstentum
                                                    20. November 1917                               Tatort aus. Titel der ersten Folge: Taxi nach    Bayern eingegliedert.
20. November 1975                                   Im französischen Cambrai kommt es zur ersten    Leipzig.
Der Tod des spanischen Diktators Franco öffnet      Panzerschlacht der Militärgeschichte.
                                                                                                                                                     30. November 1939
den Weg zur Demokratie.                                                                             30. November 1835                                Der Winterkrieg zwischen der Sowjetunion und
                                                    21. November 1803                               Geburt des amerikanischen Schriftstellers Mark   Finnland beginnt durch einen sowjetischen
21. November 1620                                   Hinrichtung des Schinderhannes, Räuber-         Twain (Tom Sawyer und Huckleberry Finn).         Luftangriff auf Helsinki.
Mit der Mayflower treffen die ersten „Pilgrim-      hauptmann im Hunsrück, sowie 19 weiterer
Fathers“ (britische Puritaner) an der Küste von     Mitglieder seiner Bande.
Massachussets ein.
                                                    22. November 1962
22. November 1990                                   Der amerikanische Präsident John F. Kennedy
Die „eiserne Lady“ Margaret Thatcher tritt nach     wird in Dallas ermordet.
über elfjähriger Amtszeit als britische Premier-
ministerin zurück.                                  23. November 1991
                                                    Bei dem von Neo-Nazis verursachten Brandan-
23. November 1936                                   schlag von Mölln werden zwei türkische Frauen
Das US-amerikanische LIFE-Magazin erscheint         und ein 10-jähriges Mädchen getötet.
zum ersten Mal. Seine Besonderheit: neuartige,
großformatige Fotoreportagen.                       24. November 1991
                                                    Freddie Mercury, der Sänger der Rockgruppe
24. November 1859                                   Queen, stirbt an den Folgen seiner AIDS-
Charles Darwin veröffentlicht sein Werk zur         Erkrankung.
Evolutionstheorie und revolutioniert damit das
Wissen über die Entstehung der Lebewesen.           25. November 2001
                                                    Die US-Biotechnologie-Firma ACT gibt das
25. November 1912                                   erfolgreiche Klonen menschlicher Embryonen
Geburt des britischen Kriminalschriftstellers       bekannt.
Francis Henry Durbridge (Paul Temple, Das
Halstuch, Melissa, Das Messer).                     26. November 2005
                                                    Als Folge des Wintereinbruchs in Deutschland
26. November 1832                                   knicken Strommasten um: In Nordrhein-West-
In New York City wird die erste Straßenbahn der     falen sind 250.000 Menschen tagelang ohne
Welt in Betrieb genommen.                           Strom und Heizung.


                                                                                                                                                                                                       47
Schlachtmond: Alte deutsche Namen für den November waren Windmond und Nebelung. In den Niederlanden
wurde er auch Schlachtmond oder Schlachtemonat genannt, da zu dieser Jahreszeit das Einschlachten




                                                                                                      B       lutwurst. Erste Sorte. Das Blut wird
                                                                                                            warm, sowie es vom Schweine kommt, mit
                                                                                                      einem kleinen Besen geschlagen, bis es ganz
                                                                                                      kalt geworden, und durch ein Sieb gerührt, wo-
                                                                                                      durch es flüssig bleibt. Dann gibt man zu einem
                                                                                                      Teil des Blutes reichlich vom besten gekochten
                                                                                                      und feingehackten Schweinefleisch, mager und
                                                                                                      fett, nebst den weichgekochten und feingehackten
                                                                                                      Schwarten, ferner: gekochten Speck, welcher in
                                                                                                      kleine Würfel geschnitten ist, Salz, Pfeffer, Nel-
                                                                                                      ken und Nelkenpfeffer. Dies alles wird wohl ge-
                                                                                                      mischt, wie Leberwurst in dicke, möglichst glatte
                                                                                                      Därme nicht fest gefüllt, damit die Masse sich
                                                                                                      ausdehnen kann, und eine halbe Stunde gekocht.
                                                                                                      Blutwurst muß vollkommen gar gekocht wer-
der Schweine vorgenommen wurde. Foto: Gerti G.




                                                                                                      den, um sich lange zu halten; deshalb nimmt
                                                                                                      man eine Wurst aus dem kochenden Wasser mit
                                                                                                      dem großen Schaumlöffel und sticht mit einer
                                                                                                      langen Stopfnadel hinein. Zeigt sich noch Blut,
                                                                                                      so ist die Wurst noch nicht gar, dringt aber
                                                                                                      klares Fett aus der kleinen Öffnung, so ist sie
                                                                                                      haltbar. Etwas geräuchert, wird die Wurst zum
                                                                                                                     Butterbrot gegeben.

                                                                                                      Manche scheuen die Speckwürfel; in solchen Fäl-
                                                                                                      len kann der Speck fein gehackt werden; läßt
                                                                                                         man ihn fehlen, so wird die Wurst trocken.
                                                                                                                                 –
                                                                                                                      Henriette Davidis-Kolle
                                                                                                      Praktisches Kochbuch für die gewöhnliche und feine Kücke.
                                                                                                                       Bielefeld und Leipzig.
                                                                                                                  Verlag von Velhagen & Klafing.
                                                                                                                                1903
                                                                                                                                                                  49

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November

  • 1.
  • 2. 1 2 3 Inhalt 04 XI 06 Drachen steigen lassen 08 Freitod 14 Herbsttag 16 Grabbeigaben 20 Friedhof 22 Ein ko mischer Heiliger 24 Im Beinhaus 30 Novemberlied 32 Leben im Nebel 38 November-Musik 40 Exemplarische Herbstnacht 42 Gedenktage 48 Schlachtmond HERAUSGEBER Jürgen Bohl, Roonstraße 96, 50674 Köln, 01 73 / 270 57 57, juergen@bohldesign.de Christa Becker, Brabanter Straße 7, 50674 Köln, 02 21 / 517 871, becker.christa@t-online.de REDAKTION Jürgen Bohl und Christa Becker REDAKTIONELLE FRAGEN 01 73 / 270 57 57, info@magazinXY.de STAND 23. September 2006 November INFOS Ausführliche Informationen zum magazinXY, Impressum etc. unter www.magazinXY.de DESIGN Jürgen Bohl TEXT Christa Becker (wenn mit cb gekennzeichnet), Brigitte Maser FOTO Claus Dieter Geissler, Schiffner, Roki, Kunstfisch, Ernie, Cydonna, Tablediver, Ralphboy, Fabsn, Gerti G., CountZero, Hanna und Ingo, Bubi Barmann, Robert Salzmer COVER Ernie ILLUSTRATION Henry Gray BILDER Magdalena Bergheim, René Böll LEKTORAT Claudia Bergfried ÖFFENTLICHKEITSARBEIT Corinna König-Wildförster, Özgü Ülger FOTO-QUELLEN www.photocase.com (Seite 1, 6 - 15, 22 - 23, 30 - 31, 37 - 41, 48 - 50) Foto Claus Dieter Geissler 2
  • 3. XI Für das Christentum überschreitet XI als erste Zahl den Dekalog, also die Zehn Gebote. Somit verweist sie auf die Sünde und auf Menschen, die vom rechten Pfad abgekommen sind. Als Symbol der Normüberschreitung hatte sie sich bei den Jecken bereits etabliert, als man im Nachhall der französischen Revolution eine andere Deutung fand: 1 neben 1 steht für die Gleichheit aller Menschen unter der Narrenkappe. Am 11.11. treffen Karneval und Kirche zusammen, denn der Beginn der „5. Jahreszeit“ ist zugleich der Martinstag mit seinen zahlreichen Umzügen. IM RHEINLAND Ihren geheimnisvollen, dämonischen Charakter hat die XI behalten in dem Verweis auf die „elfte Stunde“. Die kündigt ein nahendes Unglück an und IST SIE – mahnt, dass es „kurz vor 12“ ist – also Zeit für eine Umkehr. BEDINGT DURCH DEN KARNEVAL – Traurigen Ursprungs sind die elf Tränen im Kölner Wappen. Sie stehen für die Heilige Ursula und ihre 11 bis 11.000 Jungfrauen, die vor den Toren EINE HOCH GELOBTE, der Stadt von den Hunnen getötet wurden. FAST HEILIGE ZAHL: DIE ELF. UND DAS Dass der November – trotz seines Namens (novem = lat. neun) – heute der elfte Monat des Jahres ist, verdankt er TROTZ IHRER der Kalenderumstellung von 153 v. Chr. Der Elfmeter hat seinen Ursprung in der englischen Berechnung in Yards. TEILS DOCH Und dass am Fußballmatch pro Mannschaft 11 Spieler beteiligt sind, wurde 1870 weltweit verbindlich festgelegt. SEHR UNHEILIGEN SYMBOLIK. Was ist sonst noch zu sagen? Die 11 ist die kleinste zweistellige Primzahl und zugleich die kleinste Schnapszahl, im Perioden- system steht sie für Natrium, und „Elfer raus“ ist nicht nur bei 4 Kindern ein beliebtes Kartenspiel. Von Sünde und Dämonen Foto Hanna und Ingo also keine Spur …
  • 4. und lass Deinen D est rac ef V he si lt n Ha s ertical section of bladder, tei iese eine! gen. Geh zu ihr, denn Du leb g chen stei penis, and urethra. en ra s t ja nen D nich . ss Dei t vo mM d la oos Aus un ur d all ihr e zug aus „Geh zu in . zu un Au tD gen zu, dann siehs h Ge ihr “v on nP de uh dy s1 974 Ambivalenz, Anorgasmie, Lubrikation, Begehren, Dyspareunie, Potenzstörungen, Ejaculatio praecox, Erektile Dysfunktion, Erektionsstörung, Impotenz, Libidoverlust, Potenz, Potenzpillen, Potenzstörung, Vaginismus, Viagra Foto Bubi Barmann, Drachen Illustration Henry Gray, Anatomy of the Human Body Drachen steigen lassen... „Männer bewegen sich heute in einem schwierigen Spannungsfeld unterschiedlicher gesellschaftlicher und privater Erwartungen, die sie zu großen Teilen selbst internalisiert haben. Unbewusste und widersprüchliche kollektive (political correctnes) und individu- elle Forderungen (z.B. der Partnerin) an den Mann lauten, sei potent – sei impotent, sei ein Mann - aber sei kein Mann. Diese Doppelbotschaften (double bind), wenn sie nicht bewusst verstanden und reflektiert werden, können bei Männern zu Persönlichkeitsspal- tungen führen, die sich auch in Form sogenannter Potenzstörungen zeigen können.“ (Quelle: www.maennerberatung.de/potenz.htm, Peter Thiel – Systemischer Berater und Therapeut) 7
  • 5. FREITOD „Da hab ich ein Leben lang Angst vor dem Sterben – und jetzt das.“* Wir alle haben Angst vor dem Sterben. Was aber ist, wenn die Angst vor dem Leben plötzlich überwiegt? Wenn der Tod als die bessere Alternative erscheint? Will man dann wirklich sterben – oder nur so wie bisher nicht weiterleben? Und ist ein Ziel wie „Ruhe und Frieden finden“ nicht eigentlich ein höchst lebendiges Ziel? Die Liste derer, die sich aus freien Stücken für den Tod entschie- den, ist schier endlos. Zu den Berühmtheiten zählen der römische Despot Nero, der seine Aberkennung als Kaiser und Anerkennung als Staatsfeind nicht verwand und der sich mit einem Dolch in die Kehle stach. Die ägyptische Königin Kleopatra, die den Biss einer Kobra als Todesart wählte, als ihre Verführungs- künste versagten. Heinrich von Kleist, der sich schriftstellerisch und wirt- schaftlich am Ende fühlte und der zuerst seine an Krebs er- krankte Geliebte erschoss und dann sich selbst. Vincent van Gogh erlöste sich mit einem Pistolenschuss von einer tiefen, lange andauernden Depression. Kurt Tucholsky und Stefan Zweig nannten als Gründe die Verzweiflung über die politische Situation Deutschlands unter den Nazis, als sie eine Überdosis Tabletten zu sich nahmen. * Der diesen Ausspruch prägte, nämlich Karl Valentin, hat keinen Selbstmord begangen. Unterernährt starb er 1948 an einer Lungenentzündung. 9
  • 6. Aufgrund ihrer Angst, geisteskrank zu werden, ertränkte sich die englische Schriftstellerin Virginia Woolf in einem Fluss. Spektakulär war der Abgang des F.D.P .-Politikers Jürgen W. Möllemann, der seinen Absturz nach einem politischen Höhenflug wortwörtlich in die Tat umsetzte. „Alle 47 Minuten ein Selbstmord“ verkündete vor wenigen Wo- chen die Initiativgruppe Nationales Suizid Präventionsprogramm. 2004 wurden in Deutschland 10.733 Suizide gemeldet: 7.939 Männer und 2.794 Frauen wählten den Freitod. Bei den Todes- arten gab es klare Präferenzen. So entschieden sich – nach Angaben des Statistischen Bundesamtes – im Jahr zuvor von 11.150 Personen für... Erhängen, Strangulierung oder Ersticken 5.538 Sturz in die Tiefe 1.100 Selbstvergiftung 1.293 Feuerwaffe/Schusswaffen 835 Sich vor ein bewegtes Objekt werfen oder legen 556 Ertrinken und Untergehen 356 Scharfen Gegenstand 342 Ersticken durch Gase und Dämpfe 216 (Die restlichen 914 wählten diverse weitere Todesarten, die nicht im Einzelnen aufgelistet wurden.) Männer bilden nicht nur die weitaus größere Gruppe unter den Suizidenten, sie sind auch erfolgreicher. Bei den Frauen, beson- ders bei den jüngeren, überwiegen die Versuche. Wobei offizi- elle Stellen davon ausgehen, dass – quer durch alle Altersgrup- pen und bezogen auf beide Geschlechter – circa jeder zehnte Suizidversuch „erfolgreich“ und somit tödlich endet. cb Fotos: FABSN 10 10
  • 7. Für den eiligen Selbstmörder: Liebe/r ! (bei personalisiertem Schreiben Namen einsetzen, sonst:) Liebe Eltern/Kinder/Enkel/Verwandte/Freunde/Lehrer/Kollegen! Keine Zeit mehr für den Abschiedsbrief, weil ... Wenn Du/Ihr dieses Schreiben findest/findet, bin ich schon tot. Die genaue Todesur- sache erfährst Du/erfahrt Ihr vom Pathologen/Leichenbestatter.  der Zug heute keine Verspätung hat Sicherlich wirst Du Dich/werdet Ihr Euch fragen, warum ich mich umgebracht habe.  die Garage schon ziemlich vernebelt aussieht Das will ich Dir/Euch gerne erklären: Ich bin aus dem Leben geschieden, weil ...  die ersten 100 Tabletten müde machen  der Hocker wackelt und der Strick sich langsam zuzieht  Du Dich/Ihr Euch zu viel/zu wenig um mich gekümmert hast/habt  die offene Pulsader mehr spritzt als vermutet  Du mich verlassen/nicht verlassen hast  das Benzin nur noch für eine Kurve ausreicht  die 6 in Mathe/Bio/Englisch/Reli/Kunst  die Tinte im Wasser total verschmiert eine echte Gemeinheit war  die Fallschirmleine beim Schreiben im Weg ist  mir das Mobbing am Arbeitsplatz echt zu viel wurde  die Schrift durch die Kälte total verwackelt  Pamela Andersen/Hugh Grant/Jan Ullrich geheiratet hat – aber nicht mich   ich als Erntehelfer/Spargelstecher/1-Euro-Jobber keinerlei Aufstiegschancen mehr hatte (Platz für weitere Gründe)  meine Drogen mir gefehlt haben/mir zu viel wurden Das magazinXY schafft Abhilfe. Einfach das vorliegende Formblatt aus-  mein Börsenmakler/Therapeut/Dr. Sommer mir dazu geraten hat drucken, Zutreffendes ankreuzen oder Unzutreffendes streichen und an  ich keine Karten mehr für Tokio Hotel/Florian Silbereisen/Rolling Stones auffindbarer Stelle für die Nachkommen hinterlegen. bekommen habe  Bayern/Kaiserslautern/Köln/St. Pauli schon wieder verloren hat  ganz andere Begründung, nämlich Keinesfalls/Zu 100 Prozent liegt die Schuld an meinem Tod bei Dir/Euch. Deshalb solltest Du/solltet Ihr in den nächsten Tagen/Wochen/Monaten/Jahren  manchmal/oft/ständig an mich denken und um mich trauern  mich möglichst rasch vergessen Ich wünsche Dir/Euch weiterhin ein schönes/langweiliges/schreckliches Leben. (Unterschrift keinesfalls vergessen) 12 13
  • 8. W er jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr. Diese berühmte Zeile verfasste Rainer Maria Rilke am 21.09.1902 in Paris. Das umgebende Gedicht trägt den Titel „Herbsttag“ und endet mit den Worten: „Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben, / wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben / und wird in den Alleen hin und her / unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.“ Wer jetzt kein Haus hat … könnte auch an dem Ort verweilen, den der Fotograf CountZero im März 2006 im stillgelegten 15 tZero Seite Dampfkesselbau von Heidenau vorfand. Foto Coun Er fragte sich, wozu die Handwerker dort (in der Wartungsnische der Ladebrücke) eine Wanne mit Beleuchtung installierten“. Vielleicht zum wachen, lesen, lange Briefe schreiben … cb
  • 9. Im Mai 2006 verkündete Kardinal Meissner im Kölner Sender center.tv, er wolle seinen Taufschein* mit ins GRAB- Grab nehmen. Das Dokument solle ihm als Nachweis dienen, dass er BEIGABEN getauft sei und somit „berechtigt, ins Himmelreich aufgenommen zu werden“. Ungewöhnlich daran ist, dass ausgerechnet ein hoher katho- lischer Würdenträger sich einer Tra- dition anschließt, die vor ca. 1.300 Jahren durch die Christianisierung verschwand: der Ausstattung eines Sarges mit Grabbeigaben. Ein weiter Blick zurück: In der Steinzeit hat man den männlichen Toten Waf- fen und Werkzeuge mit ins Grab ge- legt, in der Bronzezeit waren es eher persönliche Habseligkeiten, im Früh- mittelalter erhielten die Frauen speziell gefertigte Kleidung und Schmuck. Durch das Christentum änderten sich die Rituale, und ab 700 n. Chr. beschränkte man sich auf Totenklei- dung und religiöse Utensilien. * Dass Kardinal Meissner seine letzte Reise mit Taufschein antreten will, wirft eine Frage auf: Zweifelt er an der Allwissenheit Gottes? 16
  • 10. In ihrer Funktion und Symbolik verbanden Grabbeigaben die beiden sonst sehr unterschiedlichen Völker der Kelten und Ägypter. Beide sahen den Tod nicht als das Ende aller Dinge an, sondern als eine Fortführung des diesseitigen Lebens mit an- deren Mitteln. Alltägliche Gegenstände und Einrichtungen waren also für beide Völker auch im Jenseits von großer Bedeutung. Bilder René Böll Damit der Verstorbene in der anderen Welt auf ein angenehmes Da- sein hoffen konnte, wurden ihm nützliche und wertvolle Gegen- stände sowie – speziell in Ägypten – Dienerfi- guren und Sargtexte mit „auf den Weg“ gegeben. Der Kölner Maler René Böll knüpft mit seinem „Totenbuch“ an die Grab- beigaben der ägyptischen Tradition an. Seine in Leder gebundenen 12 Radierun- gen, die in einer Auflage von 20 Exemplaren er- scheinen (zzgl. zweier Vorzugsausgaben), über- nehmen die traditionelle Funktion eines Jenseits- führers: Sie begleiten den Verstorbenen, wenden Scha- den von ihm ab und sorgen für seine Erbauung. Ein Weggefährte vom Dies- ins Jenseits. cb 19
  • 11. Die Friedhöfe (...) sind so eingerichtet, daß sie den Lebenden Freude gewähren. Es lebt viel auf ihnen, Pflanzen und Vögel, und der Besucher, als einziger Mensch unter so viel Toten, fühlt sich davon aufgemuntert und gestärkt. Elias Canetti: Die Stimmen von Marrakesch, „Welch tiefe Ruhe ist über alle Friedhöfe gebreitet! Wenn man dort mit über der Brust gekreuzten Armen liegt, gehüllt in das Leichentuch, dann gleiten die Jahrhunderte vorüber und stören so wenig wie der Wind, der durch das Gras fächelt.“ Gustave Flaubert, November Ich bin der Meinung, dass alle ab und zu auf den Friedhof gehen sollten. Dann ist Foto Claus Dieter Geissler der Übergang nicht so abrupt. Lars Saabye Christensen, Der Alleinunterhalter 21
  • 12. Ein ko mischer Heiliger cb Dass er einer der bekanntesten Heiligen ist, verdankt Sankt Martin sicherlich der Legende von der Mantelteilung sowie den Umzügen um den 11. November. Dass er darüber hinaus ein sehr vielfältiger und viel beschäftigter Heiliger ist, wissen jedoch nur wenige. Eine österreichische Internetseite (www.martinus.at) listet seine Aufgaben als „Fürsprecher in vielen Anliegen und Nöten“ auf. 24 Mal wird er dort als Patron genannt, davon 16 Mal mit Erklärung. Ein Auszug daraus: Er ist Patron... Blickt man in seinen  der Hufschmiede, weil er sein Lebenslauf, so bieten Pferd sorgfältig pflegte sich weitere, nahe  der Hirten, weil er ein guter liegende Patronate Hirte der ihm Anvertrauten war für ihn an:  der Weber, weil er seinen Mantel zerschnitt Er könnte Fürsprecher werden...  der Schneider, obwohl er seinen  der Wehrdienstverweigerer, Mantel zerschnitt weil er mit 18 bereits das Militär  der Fassbinder, weil an seinem verlassen wollte Namensfest der neue Wein  der Aussteiger, weil er längere probiert wird Zeit auf einer einsamen Insel weilte  der Abstinenzler, weil er am  der gesetzlich Versicherten, weil Wein, den ihm der Kaiser reichte, er Kranke heilte – ohne Praxisgebühr nur nippte  der Altenpfleger, weil er im hohen  der Hoteliers, weil er Reisenden Alter von 81 Jahren starb (bei einer Obdach gab damaligen Lebenserwartung von  der Reisenden, weil er selbst oft 40 Jahren) auf Missionsreisen war  der Bestattungsunternehmer,  der Gänse, weil sie ihn der Legen- weil der Tag seiner Beisetzung de nach „zum Bischof machten“ * zum Feiertag erkoren wurde * Ob die Martinsgänse, die alljährlich auf den Tischen landen, ihm für seine Fürsprache dankbar sind, darf bezweifelt werden. 22 Foto Ralphboy
  • 14. 27 „Im ernsten Beinhaus war’s, wo ich beschaute, Wie Schädel Schädeln angeordnet passten; Die alte Zeit gedacht ich, die ergraute. Sie stehn in Reih’ geklemmt, die sonst sich haßten, Und derbe Knochen, die sich tödlich schlugen, Sie liegen kreuzweis’ zahm allhier zu rasten. Entrenkte Schulterblätter! Was sie trugen, Fragt niemand mehr; und zierlich tät’ge Glieder, Die Hand, der Fuß, zerstreut aus Lebensfugen. Ihr Müden also lagt vergebens nieder, Nicht Ruh im Grabe ließ man euch, vertrieben Seid ihr herauf zum lichten Tage wieder, Und niemand kann die dürre Schale lieben, Welch herrlich edlen Kern sie auch bewahrte.“ Johann Wolfgang von Goethe – bei der Betrachtung von Schillers Schädel 26
  • 15. Unter der französischen Hauptstadt ist ein circa 330 km langes Gängesystem zu finden. Es entstammt der Zeit, als unter- irdisch Sandstein abgebaut wurde, um überirdisch Häuser zu bauen. Heute liegen dort Kabel und Leitungen, die 29 Nationalbank hat einen Lagerplatz für ihr Gold – und die Katakomben sind zugleich das größte Beinhaus der Welt. Es begann 1785: Bedingt durch den Bevölkerungszuwachs, Seuchen und Hungersnöte waren die Friedhöfe in Paris überbelegt. Die Ruhefristen wurden verkürzt und halbverweste Leichen wieder ausgebuddelt. Dadurch entwickelten sich giftige Dämpfe, an denen Anwohner eines Friedhofs erstickt sein sollen. Die Administration schuf Abhilfe, indem sie die Gebeine in die unterirdischen Stein- brüche „umbettete“: Sie wurden durch einen Schacht in die Tiefe geschüttet. Anfangs lagen die Überreste der nahezu 6 Millionen Toten dort ungeordnet, doch im Laufe der Zeit wurden Knochen und Schädel dekorativ aufgeschichtet und mit Gedenktafeln versehen, die auf die ursprünglichen Bestattungsorte hinweisen. Heute ist ein Teil der Katakomben für Tou- risten zugänglich. Andere Bereiche werden für verbotene, bizarre Partys genutzt … wobei der Einstieg durch die Gullys erfolgt.
  • 16. Frag nicht nach morgen, denn er bleibt dir verborgen. Frag nicht was gestern war ... Wir zieh‘n unsre Kreise auf unserer Reise. Wo eben noch Sonne war ... Wir ertrinken zu zweit in unseren Worten. Wir ertrinken zu zweit in Einsamkeit. Irgendwann im November ... Zu lang, zu weit, zu viel passiert ... Irgendwann im November ... ... Irgendwann im November ... werd ich geh‘n. Band: Juli Album: Es ist Juli Label: Island (Universal) „November“ Foto Tablediver – Seite 30
  • 17. Leben im Nebel Text Brigitte Maser Bilder Magdalena Bergheim „Es ist kalt und trübe. Dichter Nebel behindert die Sicht. Fahren Sie also vorsichtig!“, warnt ab November regelmäßig der Wetterfrosch mor- gens seine Zuhörer im Radio. Meteorologisch betrachtet, ist Nebel eine Trübung der Luft durch Ausscheiden von Wasserdampf in Form von kleinen Tröpfchen, die die Sicht auf wenige Meter beschränkt und alles ringsum im Nichts verschwinden lässt. Der Nebel: ein Naturereignis, das ganz unter- schiedliche Gefühle hervorrufen kann. Ärger, wenn auf der Autobahn das Blickfeld eingeengt wird. Angst, wenn man im Wald die Orientie- rung verliert und das Unheimliche überwiegt. Oder Faszination, schließlich hat der Nebel man- chen Regisseur zu spannenden Filmsequenzen und Literaten zu nachdenklichen Gedichten und Erzählungen über das Leben inspiriert. 32 – Leben im Nebel
  • 18. Der Nebel steht aber auch als Synonym für den schleichen- den Prozess, das eigene Leben zu vergessen. Demenz heißt die medizinische Diagnose und meint, kurz gefasst, die altersbedingt Ein- schränkung der Hirnleistungen sowie den fortschreitenden Gedächtnis- und Per- sönlichkeitsverlust. Selbstverständliche All- tagsaktivitäten werden nicht mehr beherrscht, und die Orientierung geht verloren. Man irrt umher, weiß nicht mehr, wo man wohnt, wie man heißt, wer man ist. Die Identität schwin- det, und die Erinnerungen an die frühe Ver- gangenheit werden realer als das Jetzt. Gefeit ist niemand davor. Denn eine Therapie gibt es bislang noch nicht. Etwa 8 - 13 Prozent aller Menschen über 65 Jahren leiden an De- menz. Als einer der Hauptrisikofaktoren gilt das Alter. Und das lässt sich, unter normalen Um- ständen, schwerlich vermeiden. Ende 34 – Leben im Nebel
  • 19. Linien, wenn sie, wie hier, in feuchte Acrylfarbe gekratzt sind, müssen schnell und unvermit- telt entstehen, quasi im Telegrammstil. Diese Zeichnungen entstammen einem Sommera- bend: eine Reihe von elf Blättern, die ich später mit Kreide und Bleistift weiter schrieb. Es sind Winterbilder daraus geworden. Was da in den Köpfen wächst – Eisblumen, Glück, Phantasien, Musik, böse Geheimnisse oder eben Nebel und Vergessen – und in welche Richtung es weiter rankt … ich weiß es nicht. Die Gedanken sind frei. Magdalena Bergheim 36 – Leben im Nebel
  • 20. Slaughterho in the use Fury –G Jo h n Denver – Storm rey sO nov BAP – Novembe fN ember day Guns ‘n Ro rm ov Juli – N or em ov N en a – s e j be N em 5 Da r e s– y be Britt ov No s A ersten & Be em r ve Enya ovember K – Sweet N hea ber m er b Ra Bro d–M li e d in ‘Sis – A Day in Novemb Klau er s Ho y Co ffm mbermorgen ann – Nove rt Hen ld ve ember No st Nov m Paula Cole – La ai drix be mM r b er i em – We Puhdys – Nov r im No ve m rn be ic ht lieb e n ka nn nove ydon foto c mb na er -m us ik
  • 21. Exemplarische Herbstnacht von Erich Kästner Nachts sind die Straßen so leer. Nur ganz mitunter markiert ein Auto Verkehr. Ein Rudel bunter raschelnder Blätter jagt hinterher. Die Blätter haschen und hetzen. Und doch weht kein Wind. Sie rascheln wie Fetzen und hetzen und folgen geheimen Gesetzen, obwohl sie gestorben sind. Nachts sind die Straßen so leer. Die Lampen brennen nicht mehr. Man geht und möchte nicht stören. Man könnte das Gras wachsen hören, wenn Gras auf den Straßen wär. Der Himmel ist kalt und weit. Auf der Milchstraße hat‘s geschneit. Man hört seine Schritte wandern, als wären es Schritte von andern, und geht mit sich selber zu zweit. Nachts sind die Straßen so leer. Die Menschen legen sich nieder. Nun schlafen sie, treu und bieder. Und morgen fallen sie wieder übereinander her. Fotos Schiffner, Roki, Kunstfisch, Ernie N 41
  • 22. Gedenk tage Der 9. November zeigt es: An jedem Tag kann man mit höchst unter- schiedlichen Gefühlen großer Ereignisse gedenken. Wir haben den gesamten Monat einmal historisch durchforstet und eine recht per- sönliche Positiv- und Negativ-Liste aufgestellt. cb Positiv (+) Negativ (-) 1. November 1512 1. November 1952 In der Sixtinischen Kapelle in Rom werden die Auf dem südpazifischen Eniwetok-Atoll testen Deckenfresken Michelangelos enthüllt. die USA ihre erste Wasserstoffbombe. 2. November 1992 2. November 2004 Papst Johannes Paul II. rehabilitiert den italieni- George W. Bush gewinnt die Wahl gegen schen Mathematiker, Physiker und Astronomen seinen Herausforderer John F. Kerry und bleibt Galileo Galilei (1564-1642). US-Präsident. 3. November 1937 3. November 1914 Geburt des deutschen Karikaturisten und Der österreichische Lyriker Georg Trakl stirbt mit Schriftstellers Friedrich Karl Waechter. 27 Jahren an einer Überdosis Kokain. 4. November 1946 4. November 1995 Gründung der UNESCO mit dem Ziel, den „Frie- Der israelische Politiker Yitzhak Rabin wird in Tel den im Geist der Menschen zu verankern“. Aviv ermordet. 5. November 1936 5. November 1977 Geburt des Hamburger Fußballers und lang- Tod des französischen Comic-Autors René jährigen Nationalspielers Uwe Seeler. Goscinny (Asterix und Obelix, Lucky Luke). 6. November 1860 6. November 1932 Abraham Lincoln wird zum Präsidenten der Die NSDAP geht als Sieger aus den Vereinigten Staaten von Amerika gewählt. vorgezogenen Reichstagswahlen hervor. 7. November 1844 7. November 2002 In München erscheint erstmals die satirische Tod des Spiegel-Gründers und -Herausgebers Zeitschrift „Fliegende Blätter“. Rudolf Augstein. 42
  • 23. Positiv (+) Negativ (-) 8. November 1960 8. November 1966 John F. Kennedy gewinnt die US-Präsident- Ronald Reagan wird zum Gouverneur von schaftswahlen gegen Richard M. Nixon. Kalifornien gewählt. 9. November 1989 9. November 1938 Die DDR-Führung beschließt, die Grenze In der Reichskristallnacht greifen in weiten zwischen der DDR und der Bundesrepublik in Teilen Deutschlands Schlägertrupps der SA West-Berlin zu öffnen. Synagogen und jüdische Läden an. 10. November 1969 10. November 1821 Premiere der Sesamstrasse in den USA und Tod des russischen Dichters Fjodor M. Dosto- damit erster Auftritt von Kermit, Ernie und Bert. jewski (Schuld und Sühne, Der Idiot). 11. November 1918 11. November 1997 Offizielles Ende des 1. Weltkrieges durch die Nach dem Elchtest stoppt die Daimler-Benz Kapitulation Deutschlands. AG die Auslieferung der neuen Mercedes- Benz A-Klasse. 12. November 1936 In San Francisco wird die 2,7 Kilometer lange 12. November 1955 Golden-Gate-Brücke eingeweiht. Die ersten 101 Soldaten der Bundeswehr erhalten ihre Ernennungsurkunde. 13. November 1955 Beim „6 aus 49“-Lotto gibt es den ersten Sech- 13. November 2002 ser: Drei Spieler erhalten jeweils 59.492,00 DM. Der Öltanker Prestige gerät in Seenot und verunreinigt mit seiner Ladung die Küsten von Nordspanien und Südfrankreich. 14. November 1974 Geburt des Grafik-Designers Jürgen Bohl, Initia- tor und Gestalter vom magazinXY. 14. November 1519 Der Aztekenkönig Montezuma wird von den Spaniern festgenommen. 15. November 1923 Die Einführung der Rentenmark beendet die Inflation: Eine Rentenmark entspricht einer 15. November 1994 Billion Papiermark. Helmut Kohl wird zum fünften Mal zum Kanzler gewählt. 16. November 1802 Der deutsche Dramatiker, Dichter und Historiker 16. November 1960 Friedrich Schiller erhält sein Adelsdiplom. Tod des US-Schauspielers Clark Gable (Vom Winde verweht, Meuterei auf der Bounty). 17. November 1869 Der Suezkanal wird für die Schifffahrt freige- 17. November 1997 geben und verkürzt den Seeweg von Europa 58 Touristen sterben bei einem Attentat isla- nach Asien um 8.300 Kilometer. mistischer Terroristen im ägyptischen Luxor. 45
  • 24. Positiv (+) Negativ (-) 27. November 1896 27. November 1983 Uraufführung der Tondichtung von Richard In München wird die Partei der Republikaner 18. November 1928 18. November 1978 Strauss in Frankfurt/M. (auch bekannt aus gegründet. In New York wird der erste Zeichentrickfilm mit Im Urwald von Guayana kommt es zu einer „Odysee im Weltall“). Ton uraufgeführt: Walt Disneys „Steamboat Massenselbsttötung von mehr als 900 Mitglie- 28. November 1968 Willie“ ist zugleich der erste Tonfilm mit Mickey dern der Volkstempler-Sekte. 28. November 1918 Tod der britischen Schriftstellerin Enid Blyton Mouse. Der deutsche Kaiser Wilhelm II. unterzeichnet (Fünf Freunde, Hanni und Nanni). 19. November 1962 seinen Verzicht auf den Thron. 19. November 1819 Fünf Bundesminister der FDP treten wegen der 29. November 1802 Eröffnung des Museo del Prado in Madrid als Spiegel-Affäre zurück. 29. November 1970 Das Hochstift Bamberg wird von bayerischen Museum für Malerei und Bildhauerkunst. Die ARD strahlt die erste Folge der Krimiserie Truppen besetzt und in das Kurfürstentum 20. November 1917 Tatort aus. Titel der ersten Folge: Taxi nach Bayern eingegliedert. 20. November 1975 Im französischen Cambrai kommt es zur ersten Leipzig. Der Tod des spanischen Diktators Franco öffnet Panzerschlacht der Militärgeschichte. 30. November 1939 den Weg zur Demokratie. 30. November 1835 Der Winterkrieg zwischen der Sowjetunion und 21. November 1803 Geburt des amerikanischen Schriftstellers Mark Finnland beginnt durch einen sowjetischen 21. November 1620 Hinrichtung des Schinderhannes, Räuber- Twain (Tom Sawyer und Huckleberry Finn). Luftangriff auf Helsinki. Mit der Mayflower treffen die ersten „Pilgrim- hauptmann im Hunsrück, sowie 19 weiterer Fathers“ (britische Puritaner) an der Küste von Mitglieder seiner Bande. Massachussets ein. 22. November 1962 22. November 1990 Der amerikanische Präsident John F. Kennedy Die „eiserne Lady“ Margaret Thatcher tritt nach wird in Dallas ermordet. über elfjähriger Amtszeit als britische Premier- ministerin zurück. 23. November 1991 Bei dem von Neo-Nazis verursachten Brandan- 23. November 1936 schlag von Mölln werden zwei türkische Frauen Das US-amerikanische LIFE-Magazin erscheint und ein 10-jähriges Mädchen getötet. zum ersten Mal. Seine Besonderheit: neuartige, großformatige Fotoreportagen. 24. November 1991 Freddie Mercury, der Sänger der Rockgruppe 24. November 1859 Queen, stirbt an den Folgen seiner AIDS- Charles Darwin veröffentlicht sein Werk zur Erkrankung. Evolutionstheorie und revolutioniert damit das Wissen über die Entstehung der Lebewesen. 25. November 2001 Die US-Biotechnologie-Firma ACT gibt das 25. November 1912 erfolgreiche Klonen menschlicher Embryonen Geburt des britischen Kriminalschriftstellers bekannt. Francis Henry Durbridge (Paul Temple, Das Halstuch, Melissa, Das Messer). 26. November 2005 Als Folge des Wintereinbruchs in Deutschland 26. November 1832 knicken Strommasten um: In Nordrhein-West- In New York City wird die erste Straßenbahn der falen sind 250.000 Menschen tagelang ohne Welt in Betrieb genommen. Strom und Heizung. 47
  • 25. Schlachtmond: Alte deutsche Namen für den November waren Windmond und Nebelung. In den Niederlanden wurde er auch Schlachtmond oder Schlachtemonat genannt, da zu dieser Jahreszeit das Einschlachten B lutwurst. Erste Sorte. Das Blut wird warm, sowie es vom Schweine kommt, mit einem kleinen Besen geschlagen, bis es ganz kalt geworden, und durch ein Sieb gerührt, wo- durch es flüssig bleibt. Dann gibt man zu einem Teil des Blutes reichlich vom besten gekochten und feingehackten Schweinefleisch, mager und fett, nebst den weichgekochten und feingehackten Schwarten, ferner: gekochten Speck, welcher in kleine Würfel geschnitten ist, Salz, Pfeffer, Nel- ken und Nelkenpfeffer. Dies alles wird wohl ge- mischt, wie Leberwurst in dicke, möglichst glatte Därme nicht fest gefüllt, damit die Masse sich ausdehnen kann, und eine halbe Stunde gekocht. Blutwurst muß vollkommen gar gekocht wer- der Schweine vorgenommen wurde. Foto: Gerti G. den, um sich lange zu halten; deshalb nimmt man eine Wurst aus dem kochenden Wasser mit dem großen Schaumlöffel und sticht mit einer langen Stopfnadel hinein. Zeigt sich noch Blut, so ist die Wurst noch nicht gar, dringt aber klares Fett aus der kleinen Öffnung, so ist sie haltbar. Etwas geräuchert, wird die Wurst zum Butterbrot gegeben. Manche scheuen die Speckwürfel; in solchen Fäl- len kann der Speck fein gehackt werden; läßt man ihn fehlen, so wird die Wurst trocken. – Henriette Davidis-Kolle Praktisches Kochbuch für die gewöhnliche und feine Kücke. Bielefeld und Leipzig. Verlag von Velhagen & Klafing. 1903 49