1. Selbst gesteuertes, kooperatives Lernen
verhindert träges Wissen und
steigert die Motivation
Prof. Dr. Heinz Mandl
Department Psychologie
Ludwigs-Maximilians-Universität München
Herzogenaurach, 29.03.2012 Prof. Dr. Heinz Mandl
2. Warum bleibt das Wissen, das wir in Schule,
Hochschule und Weiterbildung erwerben, oft
träge?
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3. Es ist nicht so, dass
Schule, Hochschule und Weiterbildung
nicht viel Wissen vermitteln,
aber es kommt oft nicht zur Anwendung.
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5. Warum bleibt das Wissen oft so träge
und kommt nicht zur Anwendung?
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6. Die traditionelle Lehr-/Lernauffassung
Wissen ist eine Folge von Faktenlernen und Routine.
Wissen kann wie ein Gut von einer Person zu einer anderen
weitergereicht werden.
Lernende können selbst die Lücke zwischen Theorie und
Praxis schließen.
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10. Traditionelle Auffassung von Lehren und
Lernen
Unterrichten
im Sinne von
anleiten, darbieten, erklären
Aktive Position des Lehrenden
INSTRUKTION
Lernen
als
vorrangig rezeptiver Prozess
Passive Position des Lernenden
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12. Die konstruktivistische Auffassung von
Lehren und Lernen
Eine neue Philosophie des
Lehrens und Lernens
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13. Konstruktivistische Auffassung von Lernen
Wissen ist kein Produkt, das von einer Person zu
einer anderen weitergereicht werden kann.
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14. Die Weitergabe und Entstehung neuen Wissens
Wissen wird vom Lernenden auf der Grundlage
seiner Erfahrungen konstruiert.
Wissen A Informationen Wissen A*
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24. Konstruktivistische Auffassung von Lernen
Lernen als
konstruktiver
aktiver Prozess Prozess
emotionaler
Prozess sozialer
Prozess
selbst gesteuerter
Prozess situierter Prozess
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25. Wie müssen Lernumgebungen aussehen, um diese
Lernprozesse in der Weiterbildung umzusetzen?
Lernansätze:
– Problemorientiertes Lernen
– Fallbasiertes Lernen
– Handlungsorientiertes Lernen
– Arbeitsorientiertes Lernen
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26. Arbeitsorientiertes Lernen
Arbeitsintegriertes Lernen direkt in der Arbeit (am
Arbeitsplatz bzw. im Arbeitsprozess)
• Auseinandersetzung mit realen Arbeitsanforderungen
• Lernaufgabe und Lerninhalt sind identisch mit dem
Arbeitsauftrag und den Ausführungsbedingungen
• Probleme lösen, Arbeitserfahrung reflektieren
(Qualitätszirkel, Lernstatt-Gruppen)
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27. Arbeitsorientiertes Lernen
Arbeitsbezogenes Lernen
• Lern- und Trainingsumgebungen sollen sich an
Arbeitsaufgaben und -problemen orientieren
• Gestaltung bezieht sich auf
Lernaufgaben, Lerngegenstand, Lernziele, instruktionale
Unterstützung, Lernkontext
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29. Communities of Practice
Ziel: Arbeit an konkreten Lösungen/Projekten
Projektbezogenes/arbeitsbezogenes Lernen
Austausch
zwischen Experten
Ein konkretes,
Problem oder
Projekt Community
Moderator
(rotierend)
Geteiltes Ziel
Geteilte Wissensbasis
(Methoden, Techniken, Sprache etc.)
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30. Beispiel einer Face-to-Face-Community: Das VBM
Projekt zum Wissensmanagement
Projektbegleitende Qualifizierung
Betriebe lernen Lernen durch
von Betrieben Implementieren
Firmenübergreifende
Professionelle Learning Community Wissenschaftl.
Moderation Begleitung
(MAM) (LMU)
Firmeneigene Wissensmanagement-Projekte
Betrieb Betrieb Betrieb Betrieb Betrieb Betrieb Betrieb
1 2 3 4 5 6 7
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31. Arbeitsorientiertes Lernen - Beispiele
Knowledge Master
- ein Blended Learning-Weiterbildungskurs -
LMU und Siemens Qualifizierung und Training (SQT)
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32. Zielsetzung des Curriculums des
Knowledge Master
• Sensibilisierung für Wissensmanagement
• Vermittlung von Konzepten, Werkzeugen und Strategien zum
Wissensmanagement
• Vorbereitung auf spätere eigenständige Projektarbeit
Multidisziplinarität
Betriebswirtschafts-
Informatik Psychologie
lehre
Lehrstuhl Picot
Lehrstuhl Wirsing Lehrstuhl Mandl
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33. Das Design und das Curriculum
des Knowledge Master
Knowledge Web
Feedback- Virtueller Abschluss-
Kick-off Workshop Go-on Workshop Go-on Workshop
Modul Modul LMU &
Basis Transfer Phase I
Wissens- Transfer Phase II
Knowledge Zertifikat
SQT
Modul kommuni- Manage- Knowledge
kation ment Tools Master
4 Wochen 2 Wochen 6 Wochen 5 Wochen 5 Wochen
Coaching und Instruktion
Fallorientierung Projektarbeit Community-Bezug
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34. Drei Säulen des arbeitsorientierten Lernens
Selbst organisiertes Kooperatives
Lernen Lernen
Lernmotivation
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35. Anforderungen, die selbst organisiertes Lernen an
die Lernenden stellt
Der Lernende muss ...
... sein eigenes Lernen angemessen planen können.
... für das Lernen relevante Informationen zu Wissen
verarbeiten können.
... sein eigenes Lernen überwachen und steuern können.
... seine Lernmotivation aufrechterhalten können.
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36. Lernmotivation aufrechterhalten können
„Wie schafft der Lernende es, einen gefassten
(Lern-)Entschluss in die Tat umzusetzen,
wenn die Durchführung der Absicht beschwerlich und
unerfreulich ist und andere Dinge jetzt viel schöner
wären?“
Rheinberg & Fries (1998)
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37. Aufmerksamkeitskontrolle
Absichtsgefährdende Informationen ausblenden!
Beispiel:
Nicht erst alle Bleistifte spitzen und
Ordnung in der Schreibtischschublade machen,
sondern unverzüglich mit dem Lernen beginnen.
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38. Entscheidungskontrolle
Entscheidungen zwischen Alternativen zügig treffen!
Beispiel:
Nicht ausufernd darüber nachdenken, ob
Text A oder B geeigneter ist, sondern sich für eines
entscheiden und mit dem Lernen beginnen.
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39. Kontrolle der eigenen Gefühle
Negative Emotionen und Gefühle beim Lernen meiden!
Beispiel:
Positives Gesamtinteresse an bestimmten
Inhalten nicht durch langweilige Teilgebiete
zerstören lassen.
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40. Motivationskontrolle
Die Attraktivität der geplanten Handlungen
erhöhen!
Beispiel:
Positive Konsequenzen des Lernens
antizipieren: „Wenn ich die Bedienung dieser
Software beherrsche, kann ich meine neuen Aufgaben
besser erledigen.“
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41. Handlungsorientierte Misserfolgsbewältigung
Nach Misserfolg sich nicht selbst in Frage stellen!
Beispiel:
Wenn man etwas nicht verstanden hat, nicht
verzweifeln, sondern einen neuen Anlauf unter-
nehmen.
Umgang mit Erfolg und Misserfolg
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42. Kooperatives Lernen
Gruppenarbeit
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43. Kooperationsprobleme
Das „Hans-der-machts-dann-eh“-Phänomen
Das „Ja-bin-ich-denn-der-Depp“-Phänomen
Das „Da-mach-ich‘s-doch-gleich-lieber-selbst“-Phänomen
Das „Kann-ich-nicht-mach-du“-Phänomen
Das „Ich-hab-meinen-Teil-erledigt“-Phänomen
Das „Gruppenarbeit-nein-danke“-Phänomen
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44. Was macht kooperatives Lernen aus?
Für kooperatives Lernen braucht der Lernende:
1. Kommunikative Strategien
2. Strategien zur Interaktion
3. Teamorientierte Werthaltungen und prosoziales Verhalten
4. Strategien zum Konfliktmanagement
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45. 1. Kommunikative Strategien
Gesprächstechniken wie Paraphrasieren,
Zusammenfassen
Mit Fragen umgehen, gezieltes Nachfragen
Rückmeldung (Feedback) geben
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46. 2. Strategien zur Interaktion
Spielregeln formulieren und sich an Regeln
halten
Strategien zur gemeinsamen Problemanalyse
Strategien zur Konstruktion einer Gruppenlösung
(forumsorientierte Strategie – dokumentenorientierte
Strategie)
Fähigkeit zu netzbasierter Interaktion
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47. 3. Teamorientierte Werthaltungen und prosoziales
Verhalten
Wertschätzung, einfühlendes Verstehen, Echtheit
Verantwortungsbewusstsein
Toleranz
Solidarität
Hilfsbereitschaft
Verlässlichkeit
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48. 4. Strategien zum Konfliktmanagement
Mit Kritik umgehen
Krisen bewältigen
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49. Potenziale kooperativen Lernen
1. Gewinn für den Einzelnen
• Steigerung von Wissenserwerb und Wissensanwendung
• Steigerung von sozialer Kompetenz und
Persönlichkeitsentwicklung
2. Gewinn für Organisation
• Steigerung und Effektivität durch Gruppenarbeit,
Qualitätszirkel, Communities
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50. Voraussetzungen fürs kooperative Lernen
1. Individuelle Merkmale
2. Gruppenmerkmale
3. Aufgabenmerkmale
4. Anreizmerkmale
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51. Vielen Dank für Ihre
Aufmerksamkeit!
heinz.mandl@psy.lmu.de
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