Groups 2010.08: facebook Alternativen (Digital Sustainability)
Groups 2010.13: Biopiraterie vs Bioprospecting (Digital Sustainability)
1. Mario Ramisberger Digitale Nachhaltigkeit 06.11.2010
Nicolà Tissi
Daniel Thomas
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2. Mario Ramisberger Digitale Nachhaltigkeit 06.11.2010
Nicolà Tissi
Daniel Thomas
Inhaltsverzeichnis
Vorwort.............................................................................................................................................................. 3
Aufgabenstellung.............................................................................................................................................. 3
Unsere Ziele..................................................................................................................................................... 3
Biopiraterie........................................................................................................................................................ 4
Beispiele von Biopiraterie............................................................................................................................ 5
Bioprospecting.................................................................................................................................................. 6
Unterscheidung von Biopiraterie und Bioprospecting....................................................................................... 6
Vorteile des Bioprospectings....................................................................................................................... 6
Nachteile der Biopiraterie............................................................................................................................ 7
Aktuell: Konferenz zur Artenvielfalt in Nagoya, 29.10.2010.................................................................... 7
Vergleich zwischen Software-Piraterie und Biopiraterie.................................................................................... 8
Fazit.................................................................................................................................................................. 9
Quellen............................................................................................................................................................. 9
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3. Mario Ramisberger Digitale Nachhaltigkeit 06.11.2010
Nicolà Tissi
Daniel Thomas
Vorwort
Die vorliegende Arbeit entstand im Rahmen der Vorlesungsveranstaltung „Digitale Nachhaltigkeit“ an der
ETH Zürich. Das Thema der Arbeit wurde uns durch unseren Dozenten Dr. M. Dapp ans Herz gelegt und
befasst sich hauptsächlich mit dem Thema Biopiraterie. Biopiraterie, ein Begriff, der noch vielen, wie auch
uns, als wir mit diesem Thema konfrontiert wurden, nicht so geläufig war. Umso interessanter war es, sich
mit dem Thema auseinanderzusetzen und unsere Erkenntnisse in Form dieser Arbeit wiederzugeben.
Aufgabenstellung
Unser Auftrag als Teilnehmer der Vorlesung „Digitale Nachhaltigkeit“ bestand darin, in erster Linie den
Mitstudenten eine Einführung in das Thema Biopiraterie und Bioprospecting zu geben. Es geht wie bei der
Software-Piraterie auch hier um das Wissen und dessen Schutz, jedoch in einem völlig anderen Kontext. Da
nur die wenigsten über dieses Thema Bescheid wissen, wollen wir mit dieser Arbeit einen ersten Einblick in
das Thema Biopiraterie ermöglichen.
Unsere Ziele
Wir möchten der Leserschaft durch unsere Arbeit unter anderem Antworten auf die folgenden Fragen liefern:
➢ Was ist Biopiraterie?
➢ Was ist Bioprospecting?
➢ Wo liegen die Unterschiede zwischen Biopiraterie und Bioprospecting?
➢ Was sind die Argumente der Befürworter? Welches sind die Argumente der Gegner?
➢ Was gibt es für Parallelen und Unterschiede zur Software-Piraterie'-Diskussion?
➢ Was ist unsere eigene Meinung zum Thema?
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4. Mario Ramisberger Digitale Nachhaltigkeit 06.11.2010
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Biopiraterie
Biopiraterie ist ein Begriff politischer Herkunft und bezeichnet im Allgemeinen das Aneignen von fremdem
Wissen in Bezug auf genetische oder biologische Ressourcen zur Gewinnbringung ohne Zustimmung des
Herkunftslandes.
Der Begriff wurde unter anderem von globalisierungskritischen NGO's1 stark geprägt, die diese Bewegung
als Neokolonialismus kritisieren und stattdessen bspw. für die biologische Vielfalt sowie für eine soziale und
ökologische Nachhaltigkeit plädieren. Wobei man unter Neokolonialismus im weiteren Sinne die
wirtschaftliche Ausbeutung von Drittweltländern verstehen kann, was unter anderem genau durch die
Biopiraterie zum Ausdruck kommt.
Unter Aneignung wird hier das Patentieren gemeint. Mit anderen Worten kann man also beispielsweise
durch das Patentieren von einer fremden biologischen Ressource, diese als „Weltneuheit“ ganz legal und
gewinnbringend abschöpfen, ohne dass das Ursprungsland daran beteiligt wird. Diese biologische
Ressource wurde jedoch bereits jahrzehntelang von der einheimischen Bevölkerung gezüchtet und genutzt,
und das traditionelle Wissen darüber wurde über längere Zeit entwickelt und weitergegeben.
Wenn man sich nun zusätzlich vor Augen führt, wofür Patente eigentlich da sind, nämlich um eine Erfindung,
eine kreative Leistung oder einen Namen für ein Produkt zu „schützen“, liegt die Schlussfolgerung nahe,
dass das Patent hier seinen Sinn und Zweck bei weitem verfehlt.
Hier wird es ganz klar dazu missbraucht, legal eine fremde Ressource vollkommen auszunutzen.
Eines der Hauptprobleme in diesem Zusammenhang ist nun, dass diese Patentierung trotzdem in vielen
Ländern rechtlich zulässig ist. Das hat natürlich zur Folge, dass immer mehr Firmen solche Patente aufgrund
der verlockenden Aussichten bezüglich des Gewinns beantragen. Die Folge davon ist, dass immer weniger
biologische Ressourcen, wie z.B. Pflanzen, frei zugänglich sind, womit wir beim Problem der
Monopolisierung angelangt sind.
Der Patentinhaber hat die Macht, den Anbauern vorzuschreiben, was, wie und wie viel sie anbauen dürfen.
Weiter sind durch die heutigen technischen und biologischen Möglichkeiten gentechnisch veränderte
Pflanzen zur Produktionssteigerung keine Seltenheit mehr. Alle diese Entwicklungen führen unter anderem
zur Reduzierung der Vielfalt der landwirtschaftlich nutzbaren Pflanzen. Dies führt uns zur nächsten grossen
Problematik, nämlich die der Biodiversität.
Keine Überraschung ist es, dass sich unzählige Organisationen und Konventionen gegen diese Entwicklung
aussprechen. Zum Beispiel gibt es da die Biodiversitätskonvention, die sich für die Erhaltung der
biologischen Vielfalt, der nachhaltigen Nutzung dieser Vielfalt sowie der ausgewogenen und gerechten
Aufteilung jener Vorteile, die sich aus der Nutzung der genetischen Ressourcen ergeben („Benefit Sharing“),
einsetzt. Zudem beobachtet man eine Konzentration der Patente auf global organisierte Konzerne wie z.B.
Monsanto2 oder Cargill3.
Eine Weltbankstudie errechnete bereits für das Jahr 1990 allein für den Arzneimittelmarkt, wobei die
besagten Arzneimittel natürlich der Biopiraterie unterliegen, einen weltweiten Umsatz von 43 Milliarden
Dollar. Daran sind die wirklichen Herkunftsländer der biologischen Ressourcen nur marginal beteiligt.
Die ganz grossen Institutionen wie die WTO4, die G85, die WIPO6 sowie das TRIPS7-Abkommen sind somit
ins Kreuzfeuer der NGO's gerückt.
1 NGO steht für Non-Governmental Organization
2 Amerikanischer Grosskonzern im Saatgut- und Herbizidmittelmarkt
3 Multinationales Familienunternehemen im Lebens- und Futtermittelbereich
4 Welthandelsorganisation zur Regelung der Handels- und Wirtschaftsbeziehungen
5 Gruppe der acht grössten Industrienationen der Welt
6 Weltorganisation für geistiges Eigentum, um die Rechte an immateriellen Gütern weltweit zu fördern
7 TRIPS steht für „trade-related aspects of intellectual property rights“
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Beispiele von Biopiraterie
➔ Der Basmati-Reis
Im September 1997 ist es dem US-Unternehmen RiceTec zunächst gelungen, ein Patent auf eine
neue Reissorte anzumelden, und diese unter dem Namen Basmati zu registrieren. Basmati ist
jedoch bereits die Bezeichnung für eine sehr hochwertige Reissorte, welche in Indien und Pakistan
schon seit Jahrhunderten gezüchtet wird. Durch dieses Patent hätten diese Bauern das recht
verloren, ihren Reis als „Basmati“ zu verkaufen. Die darauf folgende juristische Auseinandersetzung
wurde von Indien nur teilweise gewonnen. RiceTec durfte seinen Reis als „Basmati-american style“
verkaufen.
➔ Die Hoodia-Pflanze
Ein weiteres Beispiel ist die Verwendung der Hoodia-Pflanze durch die Khoi-San. Die Khoi-San ist
ein indigenes Volk in Südafrika, das die Pflanze traditionell als Appetitzügler verwendet. Aus diesem
Grund liess die südafrikanische Regierung die Pflanze untersuchen, um den spezifizierten Wirkstoff
als P57 patentieren zu lassen. Dieses Patent wurde jedoch später von einer britischen
Pharmaunternehmung an den amerikanischen Pharmakonzern Pfizer verkauft. Dieser Konzern
wollte daraus einen Appetitzügler entwickeln, ohne die Khoi-San an den Erträgen des Produktes zu
beteiligen. Schlussendlich gelang es den Khoi-San durch ein Gerichtsverfahren sich gewisse
Gewinnanteile zu sichern. Inzwischen hat Pfizer dieses Patent wieder zurückgegeben.
Abbildung 1: Die Wurzeln der Hoodia Pflanze aus dem südlichen Afrika werden von
der indigenen Bevölkerung der Khoi-San als Appetitzügler benutzt, um auf der Jagd
lange Strecken überbrücken zu können.
➔ Die Kurkuma
Im März 1995 wurde den beiden indisch-stämmigen Forschern Suman K Das und Hari Har P Cohly
von der University of Mississippi Medical Centre fälschlicherweise ein Patent auf Kurkuma in der
Verwendung als Wundmittel erteilt. Im Raum Indien wurde die Kurkuma bereits seit tausenden von
Jahren für die Behandlung von Wunden verwendet. Durch die darauf folgende Klage der Indian
Council for Scientific and Industrial Research (CSIR) gegen das US Patent Office, wobei sich die
CSIR in dem Verfahren unter anderem auf einen altertümlichen Sanskrit-Text stützte, löschte das US
Patent Office dieses sowie weitere Patente im Zusammenhang mit der Kurkuma.
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6. Mario Ramisberger Digitale Nachhaltigkeit 06.11.2010
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Bioprospecting
Unter Bioprospecting versteht man das Erkunden oder Ausspähen von dem kommerziellen Potenzial,
welches verborgen in unseren biologischen Ressourcen schlummert.
Der Begriff stammt aus dem Bergwesen und ist von “mineral and oil prospecting” abgeleitet.
Die Bedeutung ist in etwa mit dem Umsehen und dem Ausspähen von wertvollen Bodenschätzen, welche
unter der Erde liegen, zu erklären.
Die Kunst beim Bioprospecting liegt darin, genetisches Material (z.B. bis anhin unbekannte Pflanzen, Pilze
oder Tiere) zu entdecken, welches nutzbar gemacht werden kann um Krankheiten zu heilen, neue
Geschmacksorten für Lebensmittel zu finden etc. Die neu entdeckte Ressource (zum Beispiel eine
besonders interessante Gen-Sequenz) kann patentiert werden, womit sich ein Konzern die vollständigen
Rechte an der kommerziellen Nutzung der gefundenen Ressource sichert.
Unterscheidung von Biopiraterie und Bioprospecting
Im Wesentlichen beschreiben die beiden Begriffe den gleichen Vorgang, jedoch aus zwei sehr
unterschiedlichen Blickwinkeln.
Bioprospecting ist ein ziemlich neutraler Begriff, welcher den Vorgang als normale ingenieurtechnische
Leistung darstellt und keine moralische Wertung beinhaltet.
Biopiraterie hingegen bringt unweigerlich durch die Anspielung auf Piraterie direkt zum Ausdruck, dass es
sich um einen räuberischen, gesetzlosen Vorgang handelt, welcher moralisch fragwürdig ist.
Durch den gezielten Gebrauch der beiden Begriffe kann also schon ziemlich deutlich die eigene
Meinung/Zielsetzung gezeigt werden.
NGO’s wie Greenpeace oder das WWF reden darum mit Vorliebe von der Biopiraterie, wodurch von Anfang
an klar ist, dass diese Organisationen sich gegen die heutzutage übliche Praxis stellen.
Andererseits scheinen Firmen, welche Bioprospecting/Biopiraterie betreiben, lieber nicht Informationen dazu
veröffentlichen zu wollen. Sowohl Monsanto wie auch Merck & Co Inc.8 scheinen sich mit keinem der beiden
Begriffe anfreunden zu können, wie eine schnelle Suche auf den jeweiligen Webseiten zeigt. Es drängt sich
die Vermutung auf, dass sich die Firmen über dieses Thema lieber in Schweigen hüllen wollen.
Vorteile des Bioprospectings
Die Natur bietet dem Menschen schon seit jeher eine riesige Quelle von nützlichen Informationen. Sei es die
körperlichen Eigenschaften und Verhaltensweisen von Tieren oder die chemischen und biologischen
Eigenschaften gewisser Pflanzen oder Bakterien. Die Natur vollbringt auf einfachste Weise sehr komplexe
Aufgaben.
Kein Wunder, dass der Mensch von ihr viel gelernt hat und noch viel lernen kann. Heutzutage ist ein solches
Wissen ein Gut, mit dem man viel Geld verdienen kann. So erscheint es offensichtlich, dass grosse
Industriekonzerne stets auf der Suche nach neuem, nützlichem und Geld einbringendem Wissen aus der
Natur sind.
Mit dem Bioprospecting läuten die Konzerne das Wettrennen um immer neue Märkte und Produkte ein.
Neue Heilwirkungen aus Substraten von Pflanzen, Wurzeln oder sogar Tieren können sich als wahre
Goldgruben entpuppen. Zum Beispiel sind rund 20% der Medikamente des amerikanischen Pharmamarktes
auf pflanzlicher Basis und ihr Absatz stieg innerhalb von 10 Jahren von 4,5 auf 15,5 Milliarden US Dollar.
Der Fakt, dass 80% der Weltbevölkerung bei der ersten Behandlung von Krankheiten auf pflanzliche Medizin
zurückgreift, zeigt wie gross schon alleine der Pharmamarkt ist.
Trotzdem darf man Bioprospecting nicht als Goldesel anschauen, da dieses Suchen nach neuen Mitteln
auch mit hohen Kosten verbunden ist. Der Forschungsaufwand ist riesig bis z.B. ein Medikament tatsächlich
auf den Markt kommt. Daher kam es 1999 auch zu einer Ernüchterung in der Pharmaindustrie, da die kurz-
und mittelfristigen Erfolge ausgeblieben sind.
8 Amerikanisches Pharmaunternehmen, gehört weltweit zu den fünf grössten Arzneimittelherstellern
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7. Mario Ramisberger Digitale Nachhaltigkeit 06.11.2010
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Bioprospecting an sich hat für die Menschheit einen grossen Nutzen und Wert.
Es wird jedoch schwierig, wenn Geld ins Spiel gelangt. Einerseits ist es verständlich, dass Firmen nach
einem langen und teuren Forschungsaufwand mit dem Produkt Geld verdienen wollen. Andererseits wird
dabei meistens die indigene Bevölkerung oder das Land von den sehr machtvollen Industriekonzernen
ausgenutzt. Denn der grösste Teil des Gewinns eines Produktes fliesst in die Taschen der Konzerne und
nicht in die der Bevölkerung, die eigentlich das Wissen über eine nützliche Pflanzenart etc. seit Jahren
aufrecht erhalten hat.
Aber Bioprospecting kann man in den jeweiligen Ländern auch durchaus positiv einsetzen. Eine Gruppe von
US Biologen wollen bspw. zusammen mit Biologen aus Panama aufzeigen, wie die Pharmaindustrie die
Zerstörung von Regenwäldern stoppen könnte. Die Idee ist die Medikamentengewinnung aus tropischen
Pflanzen. Denn in den Wirkstoffen der Urwaldpflanzen, mit deren Hilfe sie sich vor Insekten schützen, liegen
potentielle Wirkstoffe für neue Medikamente versteckt.
Ein Medikament gegen Leishmaniose9 bekam zum Beispiel bereits ein Patent.
Weiter wurden in Panama innerhalb von fünf Jahren einige Arbeitsplätze geschaffen und sechs
Versuchslabore errichtet. Zusätzlich können dort Studenten ihren Abschluss anhand eines Projektes
erarbeiten.
Dies zeigt, dass es für ein Land oder eine Bevölkerungsgruppe eine wahre Chance sein kann, wenn sie ihr
Wissen richtig und gut verkaufen. Denn der daraus resultierende Profit könnte somit in die richtigen Taschen
gelenkt werden und die meist arme Bevölkerung könnte gefördert werden.
Nachteile der Biopiraterie
Das offensichtlichste Problem beim Thema Biopiraterie ist, dass sich das Ganze in einer rechtlichen
Grauzone abspielt. Denn es ermöglicht den grossen Industriekonzernen nicht nur fragwürdige
Patentanmeldungen, sondern auch, dass sich die indigenen Völker kaum zur Wehr setzen können. Da
Biopiraterie nicht offiziell als illegal bezeichnet wird, kann auch nicht viel dagegen unternommen werden und
somit ist die Ausbeutung ganzer Volksgruppen noch kaum ein grosses Thema in den Medien. Es gilt nun
möglichst bald eine gute und klare Gesetzesgebung zu finden. Mit der Konferenz zur Artenvielfalt in Nagoya
werden die ersten Schritte in diese Richtung gemacht.
Aktuell: Konferenz zur Artenvielfalt in Nagoya, 29.10.2010
Auf der internationalen Konferenz zur Biologischen Vielfalt der Vereinten Nationen in Nagoya wurde vor
kurzem von den Vertretern der teilnehmenden Länder ein Protokoll verabschiedet, welches unter anderem
den Zugang zu genetischen Ressourcen in Entwicklungsländern regeln soll.
Im Wesentlichen sollen Länder am Profit teilhaben können, welcher durch Bioprospecting auf ihrem
Territorium gewonnen wird. Auf eine Klausel, welche dies rückwirkend anwenden sollte, konnten oder wollten
sich die Teilnehmer nicht einigen. Dafür soll es künftig möglich sein, bei einem medizinischen Notfall (z.B
beim Ausbruch einer Pandemie) sofort mit den nötigen genetischen Ressourcen zu arbeiten und erst im
Nachhinein einen Ausgleich mit den betreffenden Ländern zu suchen.
Es wird sich zeigen, ob sich die verabschiedeten Bestimmungen in der Praxis bewähren werden. Wichtig
wäre dafür unter anderem, dass das Protokoll schnellst möglich von den jeweiligen Staaten ratifiziert wird,
wobei es fraglich ist, ob alle Industriestaaten dies tun werden. Da das Protokoll das Problem der Biopiraterie
global angehen soll, würde es ziemlich wirkungslos bleiben wenn grössere Industrienationen nicht
mitmachen würden.
NGO’s wie das WWF scheinen den Ausgang der Konferenz mit Wohlwollen zu betrachten. Die nächste
Konferenz soll 2012 in Indien stattfinden. Bis dann sind möglicherweise schon handfeste Resultate in der
Praxis zu beobachten.
9 bei Mensch und Tier vorkommende Infektionserkrankung
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8. Mario Ramisberger Digitale Nachhaltigkeit 06.11.2010
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Daniel Thomas
Vergleich zwischen Software-Piraterie und Biopiraterie
Die Parallelen zwischen diesen zwei Themengebieten sind relativ gering. Die einzige grosse Gemeinsamkeit
ist, dass jemand finanziell benachteiligt wird. Jedoch sind es in beiden Fällen unterschiedliche 'Piraten', die
einen Schaden anrichten. Der dazugehörige Aufwand ist für die jeweiligen 'Piraten' sehr unterschiedlich.
Der wohl grösste Unterschied ist der Bekanntheitsgrad oder auch das öffentliche Wissen über die zwei
Themengebiete. Während die Software-Piraterie in aller Munde ist, wird von der Biopiraterie kaum
gesprochen. Auch die öffentliche Meinung dazu ist unterschiedlich, denn der Begriff Biopiraterie ist den
meisten Leuten gar nicht bekannt, während mit der Software-Piraterie schon viele Leute in Kontakt
gekommen sind und dies als Kavaliers-Delikt abgehandelt wird.
Interessant wäre es, den wirklichen Schaden, die diese Probleme verursachen, zu vergleichen, wobei sich
leider kaum Aussagen über den Schaden der Biopiraterie treffen lassen. Sicherlich ist der Schaden bei
beiden massiv.
Weitere Punkte sind in der unten stehenden Tabelle aufgeführt.
SW-PIRATERIE BIOPIRATERIE
Wer betreibt es? Natürliche Personen und Firmen. (internationale) Firmen.
(Wer ist der Pirat?)
Was ist der „Schaden“? Firmen können möglicherweise Völkergruppen bekommen kein
weniger Produkte verkaufen. Geld von der Vermarktung ihres
Wissens / ihrer Ressourcen.
Wer sind die Leidtragenden? Software Firmen. Indigene Völker.
Ist es illegal? Ja, WIPO Treaties , TRIPS etc.
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Nein, es sind aber Bestrebungen
(gibt es Gesetze dagegen?) dazu im Gange.
Wie gross ist der Aufwand für die Verschwindend klein (einfaches Sehr gross, da die Gene der
„Piraten“? kopieren), erschwert durch DRM11 Ressourcen sequenziert werden
müssen, Nachforschungen
müssen betrieben werden etc.
Wie ist die „öffentliche Meinung“ Wird oft als Kavaliers-Delikt Sehr negativ (wenn überhaupt
dazu? betrachtet. bekannt).
Wie gross ist der Schaden? Viele Milliarden Dollar Keine genauen Schätzungen
(Schätzungen der Industrie). vorhanden.
Was ist der Nutzen für die Es kann mehr produziert werden Es werden möglicherweise
Gesellschaft? da auch Personen ohne Geld den Krankheiten geheilt, höhere
Zugang zu moderner IT Software Erträge durch besseres Saatgut
bekommen. etc.
Wo liegt der Schaden für die Software Firmen können Indigene Völker werden
Gesellschaft? möglicherweise weniger ausgenutzt.
produzieren da sie weniger
Umsatz/Gewinn haben.
10 Urheberechtsvertrag für die Anpassung der Anforderungen digitaler Netzmedien
11 Digital Rights Managment mit denen die Nutzung (und Verbreitung) digitaler Medien kontrolliert werden soll
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9. Mario Ramisberger Digitale Nachhaltigkeit 06.11.2010
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Fazit
Gegen Biopiraterie weil:
• durch Genpatente das Gesundheitssystem unter Druck gerät, sprich, höhere Kosten, die vor allem in
ärmeren Ländern zu vermeidbaren Todesfällen führen
• geistige Monopolrechte auf Pflanzen die Ernährungssicherheit der Bevölkerung bedrohen und zur
Zerstörung der Biodiversität beitragen
• landwirtschaftliche Abhängigkeiten von einzelnen Saatgutmultis • Patente auf Leben die
Entwicklung und Forschung blockieren
Quellen
Abbildung 1 aus http://picasaweb.google.com/lh/photo/bwhPeHMqfpmGXgXntCul_Q
http://de.wikipedia.org/wiki/Biopiraterie
http://www.greenpeace.de/themen/patente/biopiraterie/
http://www.biopiraterie.de/
http://www.evb.ch/p25005359.html
http://www.greenpeace.org/switzerland/#3
http://www.attacmarburg.de/wissensallmende/basistext/bio5.php
http://www.wwf.ch/de/#4
http://www.monsanto.com/#5
http://www.merck.com/#6
http://www.cbd.int/cop10/#
http://www.shortnews.de/id/479223/Bioprospecting-Regenwald-kann-durch-Pharmaindustrie-geschuetzt-
werden
http://books.google.ch/books?id=PpyJuwL3QUkC&lpg=PA367&ots=kAo-S8YlXu&dq=pro
%20bioprospecting&pg=PP1#v=onepage&q&f=false
Zugang zu humangenetischen Ressourcen indigener Völker Lateinamerikas, Maria Christina Blohm. 2010#2
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