Vortrag auf der Jahrestagung 2011 der DGPuK-Fachgruppe Rezeptions- und Wirkungsforschung "Neue Medienumgebungen, neue Rezeptionssituationen, andere Wirkungen? Theoretische Herausforderungen für die Rezeptions- und Wirkungsforschung", 27.-29. Januar 2011, München.
11. Situation als Teil des »Dispositivs«
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12. Soziale Konstitution von Medien
• Situation als Teil des Medien-
Dispositivs (Hickethier 1995)
• Soziale Institutionen als Teil des
»Medienkompaktbegriffs« (Schmidt
2003)
• Medien als Einheit aus technischer
Form und sozialen Protokollen
(Gitelman 2006)
14. Zwischenfazit 1
• Situation spätestens seit Nutzenansatz
fester Teil der Mediennutzungs-Theorie
• Wachsende Relevanz in konvergenten
Medienumgebungen als Konstitutive
wie Variable
• Wachsender Bedarf nach Modellen von
Strukturen, Prozessen, Typen der
Nutzungssituation
15. Relevanz der Rahmen-Analyse
Nutzungssituation in der M&K Ausblick
1 3 5
4
2 Nutzungssituationen
als Rahmen
Bestehende
Theorie-Angebote
17. Nutzenansatz
• Mediennutzung als »soziales
Handeln« (Renckstorf 1989: 314)
• Kongruent mit Goffmanscher Rahmen-
Analyse
• Keine Typisierung oder theoretische
Ausbuchstabierung von
Nutzungssituationen
19. Mediengattungen
• Feine Erfassung des Medienangebotes
und metakommunikativer Paratexte
• eher langfristige Prozesse, wenig je-
situative Aushandlung
• kognitivistisch, kein Medienhandeln
20. Domestizierung
• Langfristiger Prozess (häuslicher)
»Aneignung sowohl der Medieninhalte
als auch der Medien als
Objekte« (Hartmann 2009: 306)
• betont soziale Kontexte, Materialität,
Habitualisierung
21. Domestizierung
• holistisch, erfasst Medium als Objekt
und Inhalt
• eher langfristige Prozesse, wenig je-situative
Aushandlung
• bleibt auf Ebene gruppen-/haushalts-
spezifischer Typenbildung
22. Rezeptionsmodalitäten
• Individuell dominante, medien-
übergreifende kognitiv-affektive
Strategien/Heuristiken der Selektion
und Verarbeitung (Suckfüll 2004)
• Modalitätswechsel zum Erregungs-
und Emotionsmanagement
• Matching Modalität/Angebot führt zu
Kompetenzerleben
23. Rezeptionsmodalitäten
• empirisch gut operationalisiert
• kognitivistisch, kein Medienhandeln
• situativ individualistisch, keine soziale
Aushandlung
24. Kommunikationsmodi
• »spezifisches Muster von Erwartungen
und Handlungsweisen (.), mit denen
die Nutzer versuchen, eine bestimmte
kommunikative Funktion zu
realisieren« (Hasebrink 2004: 73)
• zunehmend locker gekoppelt mit
zunehmend multifunktionalen
Kommunikationsdiensten als
Komplementär von Medienschemata
25. Kommunikationsmodi
• fasst Rolle des Medienartefaktes
• fasst Handeln, nicht kognitivistisch
• situativ individualistisch, keine soziale
Aushandlung
• keine parallelen Interaktionsstränge
26. Zwischenfazit 2
• Disperses Feld an Theorieangeboten
• tendenziell kognitivistisch
• tendenziell individualistisch
• tendenziell wenig Typisierung auf
sozialer Ebene
• tendenziell wenig je-situative
Aushandlung
27. Rahmen-Analyse
in der M&K
Relevanz der
Nutzungssituation 3 Ausblick
1 5
2 4
Bestehende Nutzungssituationen
Theorie-Angebote als Rahmen
28. Rahmen-Analyse in der M&K
• »Genre-Rahmen« als Produktion, Angebot und
Rezeption übergreifende Sinnstrukturen (Willems
2000)
• »Medien-Rahmen« (Höflich 2003 u.ö.)
• Praktiken des Bloggens/ der Social Web-Nutzung
(Schmidt 2005, 2009)
• Aneignung z.B. von Mobilfunk (Wirth, von Pape &
Karnowski 2008)
• Rahmungskompetenz als Medienkompetenz
(Pietraß 2003 u.ö.)
29. »Medien-Rahmen«
• Gesamt aus Potenzial einer Komm.-
Technologie und sozialem Gebrauch
• technisch präformiert, sozial
ausgehandelt, subjektiv wahrgenommen
• Konstitutiver Bezugspunkt von
Vergemeinschaftungen
• umfasst Medien- und prozedurale
Regeln
30. »Ein Medienrahmen umreißt Sinnvorgaben wie auch
medienspezifisch limitierte Handlungs- bzw.
Kommunikationsmöglichkeiten... Der Medienrahmen
wird subjektiv wahrgenommen, obwohl er technisch
durch die Kommunikationspotentiale der jeweiligen
Kommunikationstechnologien präformiert wird. Er
wird aber auch kommunikativ zusammen mit anderen
konstitutiert und damit auf eine intersubjektive
Grundlage gestellt.«
Joachim R. Höflich
mensch, computer und interaktion (2003: 39)
32. Zwischenfazit 3
• Rahmen-Analyse für Gebrauch neuer
Medien fruchtbar expliziert, aber:
• ... wenig vergleich- und
operationalisierbare Artikulation von
Strukturen und Prozessen (nur »dichte
Beschreibungen«)
• … kein medienübergreifendes Modell
(nur neue Medien)
33. Relevanz der Rahmen-Analyse
Nutzungssituation in der M&K Ausblick
1 3 5
2
Bestehende
4
Theorie-Angebote
Nutzungssituation
als Rahmung
34. »I assume that when individuals attend
to any current situation, they face the
question: What is it that‘s going on
here?«
Erving Goffman
Frame Analysis (1974: 8)
35. Rahmen und Rahmung
Makro/Struktur Mikro/Handlung
Nutzungsmutzer: Rahmen Nutzungsepisode: Rahmung
re/produziert
Gesellschaft: Institutionalisierung
Gruppe: Domestizierung
Situative Aushandlung
Biographie: Sozialisation
strukturiert
36. Rahmen (Struktur)
• »Organisationsprinzipien« für
Situationen
• Sozial geteilte Konventionen für
Erleben und Verhalten
• markieren raumzeitliche Einheit von
Elementen
• Schaffen Erlebnis-»Welten für sich«
37. Nutzungsmuster als Rahmen
Sozial geteilte Konventionen für
• (Gezeigte) selektive Aufmerksamkeit
• (Gezeigte) Emotion & Einstellung
• Interpretative Schemata
• Gratifikationserwartungen und Bewertungsschemata
• Skripte, Regeln, Regieanweisungen für Verhalten
• »Erscheinungsformeln«: Rollen
• »Klammern«: metakommunikative Rahmensignale
• »Transformationsregeln«: Relation zu anderen Rahmen
38. Rahmung (Handlung)
• Fragil und offen: Ambiguität, Irrtümer,
Täuschungen, Brüche, Rahmen-Spiele
• Viele Rahmen-in-Rahmen (»Module«)
• Fast immer mehrere Rahmen aktiv
• Metakommunikativ durch
»Klammern« abgesichert
45. Ausblick
Relevanz der Rahmen-Analyse
Nutzungssituation in der M&K 5
1 3
2 4
Bestehende Nutzungssituationen
Theorie-Angebote als Rahmen
46. Nutzungssituation als Rahmung
• Vermeidet Individualismus und
Kognitivismus anderer kw. Modelle
• Artikuliert medien-übergreifend
Prozesse und Strukturen von
Nutzungsepisoden
• Kongruent mit aktuellen soz. Praxis-
Theorien statt kw. »Sonder«-Theorie
47. Offene Punkte
• Prozesse der Institutionalisierung/
Aneignung und des sozialen Wandels
• Rahmen-Erwerb in der Sozialisation
• »Agency« interaktiver Medien-Objekte
in der individuellen Mediennutzung
(Couldry 2006, Latour 2005)
• Methodische Umsetzung