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1  sur  17
Privatsphäre 2.0: Konzepte von Privatheit, Intimsphäre und Werten im
Umgang mit user-generated-content
Vortrag auf dem Workshop „Das neue Netz“, 20. bis 22. September 2007 in Bamberg




Leonard Reinecke, Sabine Trepte
Hamburg Media School
Die Preisgabe privater Informationen ist gängige Praxis im
Web 2.0

      Informationen aus dem Privatleben und persönliche Erfahrungen stellen
      einen Großteil der Inhalte privater Blogs dar (Herring et al., 2005; Schmidt &
      Wilbers, 2006)
      Berichten über eigene Aktivitäten und Ereignisse im privaten Kontext ist eine
      der Hauptmotivationen von Bloggern (Lenhart & Fox, 2006; Nardi, Schiano &
      Gumbrecht, 2004)
      Die Mehrheit der Autoren ist nicht anonym, sondern gibt Hinweise auf ihre
      reale Identität (Huffaker & Calvert, 2005; Qian & Scott, 2007)


    Forschungsfrage:

      Wie unterscheiden sich Web 2.0 affine Internetnutzer von Personen, die
      weniger user-generated-content nutzen, hinsichtlich ihrer Konzepte von
      Privatsphäre und ihres allgemeinen Wertekanons?




2
Web 2.0: Privatsphäre und ihre psychologischen Korrelate

    Eine Reihe psychologischer Konstrukte wurde zur Erforschung des
    Zusammenhangs von Web 2.0 Nutzung und Privatsphäre ausgewählt




                   Need for Privacy                    Geschützte Werte
                • Allgemeines psycholo-              • Schutz der Privatsphäre
                  gisches Bedürfnis nach               als unveräußerlicher
                  Privatsphäre                         Grundwert



           Self-disclosure                                         Wertekanon
        • Generelle Bereitschaft           Web 2.0           • 10 Wertetypen nach
          zur Selbstoffenbarung            Nutzung             Schwartz (1992)
          online und offline




3
Affinität zum Web 2.0: Self-Disclosure

      Wichtige Gratifikationen der Web 2.0 Nutzung sind mit self-disclosure
      verbunden, z.B. Motive für das Bloggen (Nardi et al., 2004)
      Gleichzeitig ist self-disclosure mit Risiken verbunden (Qian & Scott, 2007)
      Trotzdem geben viele Blogger Hinweise auf ihre reale Identität (Huffaker &
      Calvert, 2005)
      Web 2.0 Services sollten daher für solche Nutzer attraktiver sein, die eine
      höhere generelle Bereitschaft zur Selbstoffenbarung haben



Hypothesen 1a/1b:

       Personen, die häufig das Web 2.0 nutzen, zeigen eine höhere Bereitschaft zu self-
H1a
       disclosure in offline Kontexten als Personen, die selten das Web 2.0 nutzen.


       Personen, die häufig das Web 2.0 nutzen, zeigen eine höhere Bereitschaft zu self-
H1b
       disclosure in online Kontexten als Personen, die selten das Web 2.0 nutzen.


4
Affinität zum Web 2.0: Need for privacy

         Das psychologische Bedürfnis nach Privatsphäre unterliegt interindividueller
         Varianz (Marshall, 1974)
         Dies hat Auswirkungen auf das Kommunikationsverhalten. Menschen mit
         hohem Need for Privacy zeigen:
          -   weniger Interesse an interpersonaler Kommunikation (Larson & Bell, 1988)
          -   größere Sorge in Bezug auf den Schutz ihrer Privatsphäre im Internet
              (Yao, Rice & Wallis, 2007)

         Web 2.0 Nutzung als „soziale Handlung“ (Miller & Shepherd, 2004) sollte
         demnach für Personen mit geringerem Need for Privacy attraktiver sein



Hypothese 2:

          Personen, die häufig das Web 2.0 nutzen, haben ein geringeres psychologisches
    H2
          Bedürfnis nach Privatsphäre als Personen, die selten das Web 2.0 nutzen.



5
Affinität zum Web 2.0: Privatsphäre als geschützter Wert

      Geschützte Werte sind solche Werte, die Menschen unter keinen Umständen
      aufzugeben bereit sind (Baron & Spranca, 1997)
      Anders als andere Werte werden geschützte Werte keinen Kosten-Nutzen-
      Abwägungen unterworfen, sondern gelten als unveräußerlich (Tetlock et al.,
      2000)

      Personen, für die der Schutz der Privatsphäre einen geschützten Wert darstellt,
      laufen Gefahr, bei der Nutzung des Web 2.0 mit diesem Grundwert in Konflikt
      zu geraten




Hypothese 3:

       Personen, die häufig das Web 2.0 nutzen, erachten den Schutz der Privatsphäre
    H3 mit geringerer Wahrscheinlichkeit als geschützten Wert als Personen, die selten
       das Web 2.0 nutzen.



6
Affinität zum Web 2.0: Allgemeiner Wertekanon

     Schwartz (1992) legt ein universelles und kulturübergreifendes Wertesystem
     vor, in dem 10 Wertetypen mit unterschiedlicher motivationaler Ausrichtung
     unterschieden werden
     Die Breite der Wertetypologie nach
     Schwartz macht es schwer,
     gerichtete Hypothesen zu möglichen                   Self-       Universa-
     Werteunterschieden von Nutzern mit                   Direction   lism
     unterschiedlicher Affinität zum Web 2.0
     zu formulieren
                                                Stimulation                Benevolence
     Die Studie bleibt in diesem Punkt
     daher explorativ
                                                                        Conformity Tra-
                                               Hedonsim
                                                                                   dition


F1
     Forschungsfrage: Unterscheiden
     sich Personen, die häufig das                Achievment               Security
     Web 2.0 nutzen, in ihrem allge-
     meinen Wertekanon von Personen,                            Power
     die selten das Web 2.0 nutzen?



7
Methode: Online-Umfrage

    Um eine Stichprobe mit möglichst heterogener Internetnutzung zu
    generieren, wurde von verschiedenen Web-Portalen auf die Online-Studie
    verlinkt
    Im Erhebungszeitrum von Anfang Juli bis Mitte August 2007 wurden so
    insgesamt 702 vollständige Datensätze gesammelt
    83,8 Prozent Männer, Altersdurchschnitt 28,37 Jahre (SD = 9,83),
    durchschnittlich 325 Minuten Internetnutzung pro Tag (SD = 258,9)




                                         n = 30

                          n = 197
                                                  n=8
                                      Online-
                                    Fragebogen
                     n = 465                       n=2
                                      N = 702



8
Methode: Datenauswertung

      Eine Clusteranalyse führte zur Extraktion von drei Nutzergruppen mit
      unterschiedlicher Affinität zum Web 2.0




                                                                                    Ausprägung der abhängigen Variablen
                                                                  Self-Disclosure
                                             Web 2.0
                                             Produzenten
                      Clusteranalyse:        (n = 229)
                                                                     Need for
                       Nutzungsintensi-                              Privacy
                                             Web 2.0
                       tät Internet
    Umfragedaten                             Rezipienten
     (N = 702)                               (n = 374)
                       Nutzung von                               Privatsphäre als
                       Blogs,Chat,Foren                          geschützter Wert
                                             Web 2.0
                                             Abstinenzler
                                             (n = 99)              Allgemeiner
                                                                   Wertekanon




9
Ergebnisse: Self-Disclosure

     Web 2.0 Produzenten zeigen sowohl online als auch offline eine höhere
     Bereitschaft zur Selbstoffenbarung als weniger Web 2.0 affine Nutzer



       4,00    3,85
                      3,65
       3,50                  3,45

       3,00
                a     b      b                                 2,68
       2,50                                                           2,45
                                       2,23
                                              2,07                           2,08     Web 2.0 Produzenten
       2,00                                          1,86
                                                                                      Web 2.0 Rezipienten
       1,50                                                                           Web 2.0 Abstinenzler
                                         a    b      c           a    b      c
       1,00

       0,50

       0,00
                Self-Disclosure:    Self-Disclosure: fremde Self-Disclosure: fremde
              befreundete Person         Person offline          Person online
                     offline


10
Ergebnisse: Need for Privacy
     Web 2.0 affine und nicht affine Nutzer unterscheiden sich nicht signifikant
     hinsichtlich ihres psychologischen Bedürfnis nach Privatsphäre
     Ein signifikanter Unterschied findet sich nur in Bezug auf self-disclosure

         7,00


         6,00



         5,00
                                          4,26 4,45                      n.s.
                      n.s.         4,11                                              Web 2.0 Produzenten
         4,00                                                                        Web 2.0 Rezipienten
                                                          n.s.
                                                                                     Web 2.0 Abstinenzler

         3,00                        a ab       b


         2,00



         1,00
                Neef for Privacy   Subskala Self-      Subskala        Subskala
                 Gesamtscore        Disclosure        Concealment   Personal Space

11
Ergebnisse: Privatsphäre als geschützter Wert

     Item 1: „Intime Details aus dem Privatleben von Personen ohne deren
     Einverständnis öffentlich zugänglich machen“


                            Web 2.0 Produzenten   Web 2.0 Rezipienten   Web 2.0 Abstinenzler

      niemals akzeptabel         89,96 %               85,56 %                93,94 %

       akzeptabel, wenn
      Gewinn groß genug          10,04 %               14,44 %                6,06 %




     Chi² = 6,3; p = .043
     Die Affinität zum Web 2.0 hat einen statistisch signifikanten Einfluss auf die
     Bewertung des Schutzes der Privatsphäre als geschützten Wert
     Web 2.0 Rezipienten bezeichnen den Schutz der Privatsphäre mit geringerer
     Wahrscheinlichkeit als geschützten Wert, als Web 2.0 Produzenten und Web
     2.0 Abstinenzler


12
Affinität zum Web 2.0: Allgemeiner Wertekanon nach Schwartz

     Signifikante Unterschiede zeigen sich bei den Wertetypen Stimulation,
     Hedonism, Benevolence und Security



                                                            4,78a
      Benevolence                                           4,58b          Community-Orientierung?
                                                            4,53b

                                                  3,06a
          Security                                3,09ab
                                                  3,42b

                                                         4,19a
        Hedonism                                         3,85b
                                                         3,47c
                                                                           Offenheit für Innovationen?
                                                  3,56a
                                                                           Web 2.0 Produzenten
        Stimulation                               3,25b
                                                                           Web 2.0 Rezipienten
                                                  3,12b
                                                                           Web 2.0 Abstinenzler

                      0,00   1,00   2,00   3,00   4,00     5,00     6,00




13
Zusammenfassung der Ergebnisse

     Der Vergleich der drei Nutzercluster führt zu folgenden Ergebnissen:
      1. Self-Disclosure: Web 2.0 Produzenten haben sowohl offline als auch
         online eine höhere Bereitschaft zur Selbstoffenbarung, als Nutzer mit
         geringerer Affinität zum Web 2.0
      2. Need for Privacy: Über die Bereitschaft zu self-disclosure hinaus, lassen
         sich keine Unterschiede im psychologischen Bedürfnis nach Privatsphäre
         zwischen Personen mit unterschiedlicher Affinität zum Web 2.0 feststellen
      3. Privatsphäre als geschützter Wert: Web 2.0 Rezipienten, die von der
         Selbstoffenbarung Anderer im Web 2.0 profitieren, halten die Privatsphäre
         seltener für einen geschützten Wert als Web 2.0 Produzenten und
         Abstinenzler
      4. Allgemeiner Wertekanon: Web 2.0 Produzenten zeigen signifikant höhere
         Community-Orientierung und größere Offenheit für Innovationen. Web 2.0
         Abstinenzler zeichnen sich durch ein signifikant stärkeres Sicherheits-
         bedürfnis aus




14
Diskussion

     Die Gratifikationstruktur des Web 2.0 macht es insbesondere für solche
     Personen interessant, die zumindest ein grundlegendes Interesse an der
     Offenbarung privater Informationen haben
     Dennoch ist das Web 2.0 kein Raum des grenzenlosen Exhibitionismus:
     Auch für die Produzenten von user-genrated-content hat die Privatsphäre einen
     hohen Stellenwert
     Web 2.0 Produzenten bewegen sich daher in einem Spagat zwischen ihrem
     Bedürfnis nach Mitteilung auf der einen Seite und ihrem Bedürfnis nach
     Privatsphäre auf der anderen Seite
     Am ehesten zu Kompromissen in Bezug auf den Schutz der Privatsphäre
     bereit sind Web 2.0 Rezipienten, die vom Zugang zu privaten Informationen
     Anderer profitieren, ohne die damit verbundenen Risiken tragen zu müssen




15
Ausblick

     Die Generalisierbarkeit der vorliegenden Studie unterliegt Einschränkungen, da:
      -   eine anfallende Stichprobe zugrunde gelegt wurde, die nicht repräsentativ
          für die Grundgesamtheit der Onliner ist
      -   die Einteilung ist Nutzer-Cluster auf der Nutzung von Blogs, Chat und
          Foren basiert, andere Web 2.0 Angebote aber ausgespart wurden

     Zwar belegt die vorliegende Studie die Relevanz des Themenkomplex Privat-
     sphäre in Bezug auf das Web 2.0
     Gleichzeitig bleiben einige wichtige Fragen unbeantwortet:
      -   Welche Wirkung hat die Nutzung von user-generated-content auf den
          Stellenwert der Privatsphäre?
      -   Welchen Reiz macht das Offenbaren privater Informationen für die
          Gruppe der Web 2.0 Produzenten aus?
      -   Welchen Reiz macht die Rezeption privater Informationen für die Gruppe
          der Web 2.0 Rezipienten aus?



16
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!




 Kontakt:
 Leonard Reinecke
 Hamburg Media School
 Finkenau 35
 22081 Hamburg

 + 49 (0)40 413468-25
 l.reinecke@hamburgmediaschool.com




17

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Privatsphaere 2.0 (Reinecke & Trepte)

  • 1. Privatsphäre 2.0: Konzepte von Privatheit, Intimsphäre und Werten im Umgang mit user-generated-content Vortrag auf dem Workshop „Das neue Netz“, 20. bis 22. September 2007 in Bamberg Leonard Reinecke, Sabine Trepte Hamburg Media School
  • 2. Die Preisgabe privater Informationen ist gängige Praxis im Web 2.0 Informationen aus dem Privatleben und persönliche Erfahrungen stellen einen Großteil der Inhalte privater Blogs dar (Herring et al., 2005; Schmidt & Wilbers, 2006) Berichten über eigene Aktivitäten und Ereignisse im privaten Kontext ist eine der Hauptmotivationen von Bloggern (Lenhart & Fox, 2006; Nardi, Schiano & Gumbrecht, 2004) Die Mehrheit der Autoren ist nicht anonym, sondern gibt Hinweise auf ihre reale Identität (Huffaker & Calvert, 2005; Qian & Scott, 2007) Forschungsfrage: Wie unterscheiden sich Web 2.0 affine Internetnutzer von Personen, die weniger user-generated-content nutzen, hinsichtlich ihrer Konzepte von Privatsphäre und ihres allgemeinen Wertekanons? 2
  • 3. Web 2.0: Privatsphäre und ihre psychologischen Korrelate Eine Reihe psychologischer Konstrukte wurde zur Erforschung des Zusammenhangs von Web 2.0 Nutzung und Privatsphäre ausgewählt Need for Privacy Geschützte Werte • Allgemeines psycholo- • Schutz der Privatsphäre gisches Bedürfnis nach als unveräußerlicher Privatsphäre Grundwert Self-disclosure Wertekanon • Generelle Bereitschaft Web 2.0 • 10 Wertetypen nach zur Selbstoffenbarung Nutzung Schwartz (1992) online und offline 3
  • 4. Affinität zum Web 2.0: Self-Disclosure Wichtige Gratifikationen der Web 2.0 Nutzung sind mit self-disclosure verbunden, z.B. Motive für das Bloggen (Nardi et al., 2004) Gleichzeitig ist self-disclosure mit Risiken verbunden (Qian & Scott, 2007) Trotzdem geben viele Blogger Hinweise auf ihre reale Identität (Huffaker & Calvert, 2005) Web 2.0 Services sollten daher für solche Nutzer attraktiver sein, die eine höhere generelle Bereitschaft zur Selbstoffenbarung haben Hypothesen 1a/1b: Personen, die häufig das Web 2.0 nutzen, zeigen eine höhere Bereitschaft zu self- H1a disclosure in offline Kontexten als Personen, die selten das Web 2.0 nutzen. Personen, die häufig das Web 2.0 nutzen, zeigen eine höhere Bereitschaft zu self- H1b disclosure in online Kontexten als Personen, die selten das Web 2.0 nutzen. 4
  • 5. Affinität zum Web 2.0: Need for privacy Das psychologische Bedürfnis nach Privatsphäre unterliegt interindividueller Varianz (Marshall, 1974) Dies hat Auswirkungen auf das Kommunikationsverhalten. Menschen mit hohem Need for Privacy zeigen: - weniger Interesse an interpersonaler Kommunikation (Larson & Bell, 1988) - größere Sorge in Bezug auf den Schutz ihrer Privatsphäre im Internet (Yao, Rice & Wallis, 2007) Web 2.0 Nutzung als „soziale Handlung“ (Miller & Shepherd, 2004) sollte demnach für Personen mit geringerem Need for Privacy attraktiver sein Hypothese 2: Personen, die häufig das Web 2.0 nutzen, haben ein geringeres psychologisches H2 Bedürfnis nach Privatsphäre als Personen, die selten das Web 2.0 nutzen. 5
  • 6. Affinität zum Web 2.0: Privatsphäre als geschützter Wert Geschützte Werte sind solche Werte, die Menschen unter keinen Umständen aufzugeben bereit sind (Baron & Spranca, 1997) Anders als andere Werte werden geschützte Werte keinen Kosten-Nutzen- Abwägungen unterworfen, sondern gelten als unveräußerlich (Tetlock et al., 2000) Personen, für die der Schutz der Privatsphäre einen geschützten Wert darstellt, laufen Gefahr, bei der Nutzung des Web 2.0 mit diesem Grundwert in Konflikt zu geraten Hypothese 3: Personen, die häufig das Web 2.0 nutzen, erachten den Schutz der Privatsphäre H3 mit geringerer Wahrscheinlichkeit als geschützten Wert als Personen, die selten das Web 2.0 nutzen. 6
  • 7. Affinität zum Web 2.0: Allgemeiner Wertekanon Schwartz (1992) legt ein universelles und kulturübergreifendes Wertesystem vor, in dem 10 Wertetypen mit unterschiedlicher motivationaler Ausrichtung unterschieden werden Die Breite der Wertetypologie nach Schwartz macht es schwer, gerichtete Hypothesen zu möglichen Self- Universa- Werteunterschieden von Nutzern mit Direction lism unterschiedlicher Affinität zum Web 2.0 zu formulieren Stimulation Benevolence Die Studie bleibt in diesem Punkt daher explorativ Conformity Tra- Hedonsim dition F1 Forschungsfrage: Unterscheiden sich Personen, die häufig das Achievment Security Web 2.0 nutzen, in ihrem allge- meinen Wertekanon von Personen, Power die selten das Web 2.0 nutzen? 7
  • 8. Methode: Online-Umfrage Um eine Stichprobe mit möglichst heterogener Internetnutzung zu generieren, wurde von verschiedenen Web-Portalen auf die Online-Studie verlinkt Im Erhebungszeitrum von Anfang Juli bis Mitte August 2007 wurden so insgesamt 702 vollständige Datensätze gesammelt 83,8 Prozent Männer, Altersdurchschnitt 28,37 Jahre (SD = 9,83), durchschnittlich 325 Minuten Internetnutzung pro Tag (SD = 258,9) n = 30 n = 197 n=8 Online- Fragebogen n = 465 n=2 N = 702 8
  • 9. Methode: Datenauswertung Eine Clusteranalyse führte zur Extraktion von drei Nutzergruppen mit unterschiedlicher Affinität zum Web 2.0 Ausprägung der abhängigen Variablen Self-Disclosure Web 2.0 Produzenten Clusteranalyse: (n = 229) Need for Nutzungsintensi- Privacy Web 2.0 tät Internet Umfragedaten Rezipienten (N = 702) (n = 374) Nutzung von Privatsphäre als Blogs,Chat,Foren geschützter Wert Web 2.0 Abstinenzler (n = 99) Allgemeiner Wertekanon 9
  • 10. Ergebnisse: Self-Disclosure Web 2.0 Produzenten zeigen sowohl online als auch offline eine höhere Bereitschaft zur Selbstoffenbarung als weniger Web 2.0 affine Nutzer 4,00 3,85 3,65 3,50 3,45 3,00 a b b 2,68 2,50 2,45 2,23 2,07 2,08 Web 2.0 Produzenten 2,00 1,86 Web 2.0 Rezipienten 1,50 Web 2.0 Abstinenzler a b c a b c 1,00 0,50 0,00 Self-Disclosure: Self-Disclosure: fremde Self-Disclosure: fremde befreundete Person Person offline Person online offline 10
  • 11. Ergebnisse: Need for Privacy Web 2.0 affine und nicht affine Nutzer unterscheiden sich nicht signifikant hinsichtlich ihres psychologischen Bedürfnis nach Privatsphäre Ein signifikanter Unterschied findet sich nur in Bezug auf self-disclosure 7,00 6,00 5,00 4,26 4,45 n.s. n.s. 4,11 Web 2.0 Produzenten 4,00 Web 2.0 Rezipienten n.s. Web 2.0 Abstinenzler 3,00 a ab b 2,00 1,00 Neef for Privacy Subskala Self- Subskala Subskala Gesamtscore Disclosure Concealment Personal Space 11
  • 12. Ergebnisse: Privatsphäre als geschützter Wert Item 1: „Intime Details aus dem Privatleben von Personen ohne deren Einverständnis öffentlich zugänglich machen“ Web 2.0 Produzenten Web 2.0 Rezipienten Web 2.0 Abstinenzler niemals akzeptabel 89,96 % 85,56 % 93,94 % akzeptabel, wenn Gewinn groß genug 10,04 % 14,44 % 6,06 % Chi² = 6,3; p = .043 Die Affinität zum Web 2.0 hat einen statistisch signifikanten Einfluss auf die Bewertung des Schutzes der Privatsphäre als geschützten Wert Web 2.0 Rezipienten bezeichnen den Schutz der Privatsphäre mit geringerer Wahrscheinlichkeit als geschützten Wert, als Web 2.0 Produzenten und Web 2.0 Abstinenzler 12
  • 13. Affinität zum Web 2.0: Allgemeiner Wertekanon nach Schwartz Signifikante Unterschiede zeigen sich bei den Wertetypen Stimulation, Hedonism, Benevolence und Security 4,78a Benevolence 4,58b Community-Orientierung? 4,53b 3,06a Security 3,09ab 3,42b 4,19a Hedonism 3,85b 3,47c Offenheit für Innovationen? 3,56a Web 2.0 Produzenten Stimulation 3,25b Web 2.0 Rezipienten 3,12b Web 2.0 Abstinenzler 0,00 1,00 2,00 3,00 4,00 5,00 6,00 13
  • 14. Zusammenfassung der Ergebnisse Der Vergleich der drei Nutzercluster führt zu folgenden Ergebnissen: 1. Self-Disclosure: Web 2.0 Produzenten haben sowohl offline als auch online eine höhere Bereitschaft zur Selbstoffenbarung, als Nutzer mit geringerer Affinität zum Web 2.0 2. Need for Privacy: Über die Bereitschaft zu self-disclosure hinaus, lassen sich keine Unterschiede im psychologischen Bedürfnis nach Privatsphäre zwischen Personen mit unterschiedlicher Affinität zum Web 2.0 feststellen 3. Privatsphäre als geschützter Wert: Web 2.0 Rezipienten, die von der Selbstoffenbarung Anderer im Web 2.0 profitieren, halten die Privatsphäre seltener für einen geschützten Wert als Web 2.0 Produzenten und Abstinenzler 4. Allgemeiner Wertekanon: Web 2.0 Produzenten zeigen signifikant höhere Community-Orientierung und größere Offenheit für Innovationen. Web 2.0 Abstinenzler zeichnen sich durch ein signifikant stärkeres Sicherheits- bedürfnis aus 14
  • 15. Diskussion Die Gratifikationstruktur des Web 2.0 macht es insbesondere für solche Personen interessant, die zumindest ein grundlegendes Interesse an der Offenbarung privater Informationen haben Dennoch ist das Web 2.0 kein Raum des grenzenlosen Exhibitionismus: Auch für die Produzenten von user-genrated-content hat die Privatsphäre einen hohen Stellenwert Web 2.0 Produzenten bewegen sich daher in einem Spagat zwischen ihrem Bedürfnis nach Mitteilung auf der einen Seite und ihrem Bedürfnis nach Privatsphäre auf der anderen Seite Am ehesten zu Kompromissen in Bezug auf den Schutz der Privatsphäre bereit sind Web 2.0 Rezipienten, die vom Zugang zu privaten Informationen Anderer profitieren, ohne die damit verbundenen Risiken tragen zu müssen 15
  • 16. Ausblick Die Generalisierbarkeit der vorliegenden Studie unterliegt Einschränkungen, da: - eine anfallende Stichprobe zugrunde gelegt wurde, die nicht repräsentativ für die Grundgesamtheit der Onliner ist - die Einteilung ist Nutzer-Cluster auf der Nutzung von Blogs, Chat und Foren basiert, andere Web 2.0 Angebote aber ausgespart wurden Zwar belegt die vorliegende Studie die Relevanz des Themenkomplex Privat- sphäre in Bezug auf das Web 2.0 Gleichzeitig bleiben einige wichtige Fragen unbeantwortet: - Welche Wirkung hat die Nutzung von user-generated-content auf den Stellenwert der Privatsphäre? - Welchen Reiz macht das Offenbaren privater Informationen für die Gruppe der Web 2.0 Produzenten aus? - Welchen Reiz macht die Rezeption privater Informationen für die Gruppe der Web 2.0 Rezipienten aus? 16
  • 17. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Kontakt: Leonard Reinecke Hamburg Media School Finkenau 35 22081 Hamburg + 49 (0)40 413468-25 l.reinecke@hamburgmediaschool.com 17