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März 2009

                                  Prognose-Update


                                      Im freien Fall

            Die globale Wirtschaftsleistung befindet sich im freien Fall. Erstmalig
 5

     seit dem 2. Weltkrieg wird sie sinken. Die deutsche Wirtschaft ist von dieser

     Abwärtsspirale besonders stark betroffen, vor allem weil sie sich im

     vergangenen Jahrzehnt ausgeprägt auf den Export fokussiert hat. Deutschland

     befindet sich derzeit in der tiefsten Rezession der Nachkriegszeit. Die Exporte

     – der Konjunkturmotor des vergangenen Aufschwungs – brechen dramatisch
10

     ein.   Dieser     Rückgang    dürfte       sich    vorerst      fortsetzen,   zumal     die

     Auslandsaufträge zuletzt erneut verstärkt gesunken sind und sich die

     konjunkturellen     Aussichten       bei     wichtigen       Handelspartnern       weiter

     verschlechtern. Auch die Importe werden aufgrund der schwindenden

     Inlandsnachfrage sinken, allerdings nicht in dem Ausmaß wie die Ausfuhren,
15

     sodass vom Außenbeitrag ein außergewöhnlich starker negativer Impuls auf

     das Wachstum ausgeht. Infolge des Exporteinbruchs, aber auch der

     schlechten      Absatzperspektiven     im       Inland   sind     die   Investitionen    in

     Ausrüstungen anhaltend stark rückläufig. Dies wird gleichfalls negative

     Wirkungen auf den Wirtschaftsbau haben. Hingegen werden die öffentlichen
20

     Bauinvestitionen infolge der Konjunkturprogramme im Verlauf dieses Jahres

     deutlich ausgeweitet. Die privaten Konsumausgaben werden zwar anders als

     im Vorjahr durch steigende Realverdienste begünstigt, allerdings wird die

     Beschäftigung deutlich abnehmen. Bei nochmals steigender Sparneigung

                                                 1
werden daher die privaten Konsumausgaben abnehmen. Aufgrund dieser

     Entwicklungen ist zu befürchten, dass das Bruttoinlandsprodukt im Jahr 2009

     um 5 % unter dem Niveau des Vorjahres liegen wird. Erst im Verlauf des

     Jahres         2010           dürfte    es   zu   einer      Bodenbildung         der    konjunkturellen

     Grundtendenz kommen, auch wenn das Konjunkturprogramm ab Jahresmitte
 5

     2009          einen           spürbaren       Beitrag        zur     Stabilisierung         leistet.   Die

     gesamtwirtschaftliche Produktion wird im Jahresdurchschnitt 2010 allenfalls

     stagnieren. Zwar dürfte es zu einer zaghaften Belebung der Exporte und der

     Investitionen kommen, aber der starke Beschäftigungsrückgang und nur

     geringe Effektivlohnsteigerungen führen dann zu einem deutlichen Rückgang
10

     der         privaten           Konsumausgaben.              Angesichts       dieser      bedrückenden

     wirtschaftlichen Entwicklung bedarf es einer konsequenten Reaktion seitens

     der Wirtschaftspolitik. Seitens der Geldpolitik sollten in naher Zukunft weitere

     expansive Impulse ausgehen. Neben einer weiteren Senkung des Leitzinses

     sollten auch unkonventionelle Maßnahmen wie der Aufkauf von im Umlauf
15

     befindlichen Wertpapieren in Betracht kommen. Auch die Finanzpolitik sollte

     angemessen                   expansiv     reagieren     und        ein   international       koordiniertes

     Konjunkturpaket in Höhe von 2 % des EU-BIP für das Jahr 2010 auflegen.

                                        E ckdaten der P rognose für D eutschland
                                             Veränderungen gegenüber Vorjahr in %


                                                                 2007          2008           2009          2010

      B ruttoinlandsprodukt                                       2,5           1,3              -5,0         0,2
      P rivate Konsum ausgaben                                   -0,4           -0,1             -0,2        -1,7
      Ö ffentliche K onsum ausgaben                               2,2           2,0              2,3          2,5
      B ruttoanlageinvestitionen                                  4,3           4,4              -6,5        -0,2
          A usrüstungsinvestitionen                               6,9           5,9           -11,6          -3,8
          B auinvestitionen                                       1,8           3,0              -3,5         2,4
                         1
                                                                  1,4           -0,3             -3,8
      A ußenbeitrag                                                                                           0,3
      E xporte                                                    7,5           2,7           -15,6          -0,7
      Im porte                                                    5,0           4,0              -9,4        -1,5
      E rwerbstätige                                              1,7           1,4              -1,3        -2,5
                              3
                                                                  8,7           7,5              8,4
      A rbeitslosenquote                                                                                     10,4
      Lohnstückkosten                                             0,4           2,1              2,3          0,0
      V erbraucherpreise                                          2,3           2,6              0,6          0,9
                     2
                                                                 -0,2           -0,1             -3,7
      B udgetsaldo                                                                                           -5,5
      1
        W achstum sbeitrag: Berechnet aus verketteten V olum enangaben; Lundberg-K om ponente.
      2
        In % des Bruttoinlandsprodukts.
      3
        In % der E rwerbspersonen.
      Q uellen: D ES TA TIS; E ZB ; ab 2009 P rognose des IM K.

                                                             2
Die Erwerbstätigkeit wird 2009 um 1,3 % bzw. um 504.300 Personen

     zurückgehen. Dabei ist erst ab der zweiten Jahreshälfte mit einem massiven

     Stellenabbau zu rechnen. Grund für diese zeitlich stark verzögerte Reaktion,

     im Vergleich zum Rückgang des BIP, ist vor allem die massive Ausweitung der

     Kurzarbeit.          Durch         die         Kurzarbeit          reagiert    der      Arbeitsmarkt       beim
 5

     Arbeitsvolumen wesentlich stärker, als bei der Anzahl der Erwerbstätigen, was

     für 2009 zu einer ungewöhnlich hohen Diskrepanz zwischen der Produktivität

     auf Stunden- bzw. Kopfbasis führt. Die saisonbereinigte Arbeitslosigkeit wird

     im     vierten          Quartal      2009         die    Vier-Millionen-Marke              übersteigen.      Die

     Arbeitslosenquote steigt gegenüber dem Vorjahr im Durchschnitt auf 8,4 %
10

     (3,66 Mio. Personen). Durch den starken Unterhang und die weiter schwache

     wirtschaftliche Entwicklung sinkt 2010 die Erwerbstätigkeit sogar um 2,5 %. Im

     Jahresdurchschnitt sind dies 991.900 Erwerbstätige weniger als im Vorjahr.

     Die Arbeitslosigkeit dürfte 2010 bei 4,5 Mio. Personen liegen, die

     Arbeitslosenquote bei 10,4 %.
15

                                                     Rahmendaten der Prognose

      Jahreswerte                                                                  2008            2009        2010


      Dreimonats-Euribor (%)                                                         4,6                1,6     1,5
      Rendite zehnjähriger Staatsanleihen (Euroraum) (%)                             4,3                3,9     3,7
      Rendite zehnjähriger Staatsanleihen (USA) (%)                                  3,7                2,9     3,2
      Wechselkurs (USD/EUR)                                                         1,47               1,28    1,30
                                                                        1
                                                                                   111,0          109,1       109,3
      Realer effektiver Wechselkurs des Euro (gegenüber 41 Ländern)
      Indikator der preislichen Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands
                                                                                    99,6               98,7    98,6
                                1
      (gegenüber 56 Ländern)
      Tarifindex (Bundesbank, je Stunde) (%, Vj.)                                    2,7                2,7     1,5
      Ölpreis (Brent, USD)                                                          112                 47       56

      1
       Sinkende Werte des jeweiligen Indikators bedeuten eine Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit.
      Quellen: Deutsche Bundesbank; EZB; EIA; Federal Reserve; ab 2009 Prognose des IMK.




                                                                    3

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D Imk Prognoseupdate 23march2009

  • 1. März 2009 Prognose-Update Im freien Fall Die globale Wirtschaftsleistung befindet sich im freien Fall. Erstmalig 5 seit dem 2. Weltkrieg wird sie sinken. Die deutsche Wirtschaft ist von dieser Abwärtsspirale besonders stark betroffen, vor allem weil sie sich im vergangenen Jahrzehnt ausgeprägt auf den Export fokussiert hat. Deutschland befindet sich derzeit in der tiefsten Rezession der Nachkriegszeit. Die Exporte – der Konjunkturmotor des vergangenen Aufschwungs – brechen dramatisch 10 ein. Dieser Rückgang dürfte sich vorerst fortsetzen, zumal die Auslandsaufträge zuletzt erneut verstärkt gesunken sind und sich die konjunkturellen Aussichten bei wichtigen Handelspartnern weiter verschlechtern. Auch die Importe werden aufgrund der schwindenden Inlandsnachfrage sinken, allerdings nicht in dem Ausmaß wie die Ausfuhren, 15 sodass vom Außenbeitrag ein außergewöhnlich starker negativer Impuls auf das Wachstum ausgeht. Infolge des Exporteinbruchs, aber auch der schlechten Absatzperspektiven im Inland sind die Investitionen in Ausrüstungen anhaltend stark rückläufig. Dies wird gleichfalls negative Wirkungen auf den Wirtschaftsbau haben. Hingegen werden die öffentlichen 20 Bauinvestitionen infolge der Konjunkturprogramme im Verlauf dieses Jahres deutlich ausgeweitet. Die privaten Konsumausgaben werden zwar anders als im Vorjahr durch steigende Realverdienste begünstigt, allerdings wird die Beschäftigung deutlich abnehmen. Bei nochmals steigender Sparneigung 1
  • 2. werden daher die privaten Konsumausgaben abnehmen. Aufgrund dieser Entwicklungen ist zu befürchten, dass das Bruttoinlandsprodukt im Jahr 2009 um 5 % unter dem Niveau des Vorjahres liegen wird. Erst im Verlauf des Jahres 2010 dürfte es zu einer Bodenbildung der konjunkturellen Grundtendenz kommen, auch wenn das Konjunkturprogramm ab Jahresmitte 5 2009 einen spürbaren Beitrag zur Stabilisierung leistet. Die gesamtwirtschaftliche Produktion wird im Jahresdurchschnitt 2010 allenfalls stagnieren. Zwar dürfte es zu einer zaghaften Belebung der Exporte und der Investitionen kommen, aber der starke Beschäftigungsrückgang und nur geringe Effektivlohnsteigerungen führen dann zu einem deutlichen Rückgang 10 der privaten Konsumausgaben. Angesichts dieser bedrückenden wirtschaftlichen Entwicklung bedarf es einer konsequenten Reaktion seitens der Wirtschaftspolitik. Seitens der Geldpolitik sollten in naher Zukunft weitere expansive Impulse ausgehen. Neben einer weiteren Senkung des Leitzinses sollten auch unkonventionelle Maßnahmen wie der Aufkauf von im Umlauf 15 befindlichen Wertpapieren in Betracht kommen. Auch die Finanzpolitik sollte angemessen expansiv reagieren und ein international koordiniertes Konjunkturpaket in Höhe von 2 % des EU-BIP für das Jahr 2010 auflegen. E ckdaten der P rognose für D eutschland Veränderungen gegenüber Vorjahr in % 2007 2008 2009 2010 B ruttoinlandsprodukt 2,5 1,3 -5,0 0,2 P rivate Konsum ausgaben -0,4 -0,1 -0,2 -1,7 Ö ffentliche K onsum ausgaben 2,2 2,0 2,3 2,5 B ruttoanlageinvestitionen 4,3 4,4 -6,5 -0,2 A usrüstungsinvestitionen 6,9 5,9 -11,6 -3,8 B auinvestitionen 1,8 3,0 -3,5 2,4 1 1,4 -0,3 -3,8 A ußenbeitrag 0,3 E xporte 7,5 2,7 -15,6 -0,7 Im porte 5,0 4,0 -9,4 -1,5 E rwerbstätige 1,7 1,4 -1,3 -2,5 3 8,7 7,5 8,4 A rbeitslosenquote 10,4 Lohnstückkosten 0,4 2,1 2,3 0,0 V erbraucherpreise 2,3 2,6 0,6 0,9 2 -0,2 -0,1 -3,7 B udgetsaldo -5,5 1 W achstum sbeitrag: Berechnet aus verketteten V olum enangaben; Lundberg-K om ponente. 2 In % des Bruttoinlandsprodukts. 3 In % der E rwerbspersonen. Q uellen: D ES TA TIS; E ZB ; ab 2009 P rognose des IM K. 2
  • 3. Die Erwerbstätigkeit wird 2009 um 1,3 % bzw. um 504.300 Personen zurückgehen. Dabei ist erst ab der zweiten Jahreshälfte mit einem massiven Stellenabbau zu rechnen. Grund für diese zeitlich stark verzögerte Reaktion, im Vergleich zum Rückgang des BIP, ist vor allem die massive Ausweitung der Kurzarbeit. Durch die Kurzarbeit reagiert der Arbeitsmarkt beim 5 Arbeitsvolumen wesentlich stärker, als bei der Anzahl der Erwerbstätigen, was für 2009 zu einer ungewöhnlich hohen Diskrepanz zwischen der Produktivität auf Stunden- bzw. Kopfbasis führt. Die saisonbereinigte Arbeitslosigkeit wird im vierten Quartal 2009 die Vier-Millionen-Marke übersteigen. Die Arbeitslosenquote steigt gegenüber dem Vorjahr im Durchschnitt auf 8,4 % 10 (3,66 Mio. Personen). Durch den starken Unterhang und die weiter schwache wirtschaftliche Entwicklung sinkt 2010 die Erwerbstätigkeit sogar um 2,5 %. Im Jahresdurchschnitt sind dies 991.900 Erwerbstätige weniger als im Vorjahr. Die Arbeitslosigkeit dürfte 2010 bei 4,5 Mio. Personen liegen, die Arbeitslosenquote bei 10,4 %. 15 Rahmendaten der Prognose Jahreswerte 2008 2009 2010 Dreimonats-Euribor (%) 4,6 1,6 1,5 Rendite zehnjähriger Staatsanleihen (Euroraum) (%) 4,3 3,9 3,7 Rendite zehnjähriger Staatsanleihen (USA) (%) 3,7 2,9 3,2 Wechselkurs (USD/EUR) 1,47 1,28 1,30 1 111,0 109,1 109,3 Realer effektiver Wechselkurs des Euro (gegenüber 41 Ländern) Indikator der preislichen Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands 99,6 98,7 98,6 1 (gegenüber 56 Ländern) Tarifindex (Bundesbank, je Stunde) (%, Vj.) 2,7 2,7 1,5 Ölpreis (Brent, USD) 112 47 56 1 Sinkende Werte des jeweiligen Indikators bedeuten eine Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit. Quellen: Deutsche Bundesbank; EZB; EIA; Federal Reserve; ab 2009 Prognose des IMK. 3