5. 8 | VICE BERLIN
TABLE OF CONTENTS
WILLKOMMEN IN BERLIN . . . . . . . . . . . . .16
MITTE
Unsere Lieblingsplätze . . . . . . . . . . . . . . . 18
ANDERE STADTTEILE
Die allen egal sind . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28
PARTYTOWN
Keine Sorge—ihr seid nicht allein . . . . . 44
NICE PRICE
Berlin ist das Low budget
Künstlerparadies . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48
SURVIVING IN BERLIN
…für fast umsonst . . . . . . . . . . . . . . . . . 60
SKATEN IN BERLIN
Es ist so verdammt einfach . . . . . . . . . . . 68
BERLIN VON A BIS Z . . . . . . . . . . . . . . . . 72
EIN PAAR LETZTE TIPPS
Besonders für alle von euch, die keine
besoffenen Loser sind . . . . . . . . . . . . . . . 80
REGULARS 10 Masthead 14 Tidbits 52 DOs & DON’Ts
VICE GUIDE TO BERLIN
Cover-Foto von Alexa Karolinski
Foto von Jane Stockdale
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6. 10 | VICE BERLIN
FOUNDERS
Suroosh Alvi, Gavin McInnes, Shane Smith
CEO, VICE MEDIA GROUP EUROPE
Andrew Creighton (andrew@viceuk.com)
PUBLISHER
Benjamin Ruth (benjamin@viceland.de)
EDITOR
Hector Muelas (hector@viceland.de)
EU EDITOR
Andy Capper (andy@viceuk.com)
US EDITOR
Jesse Pearson (jessep@viceland.com)
ADVERTISING
Henrik Bunzendahl (henrik@viceland.de)
Benny Eichelmann (benny@viceland.de)
PRODUCTION
Lars Wittiger (lars@viceland.de)
MUSIC EDITOR
Andreas Richter (andreas@viceland.de)
EDITORIAL ASSISTANT
Alexa Karolinski (alexa@viceland.de)
FASHION DEPT
Maike Müller (maike@viceland.de)
GAMES DEPT
Thilo Mischke (thilo@viceland.de)
ACCOUNTING
Karin Helfer (karin@viceland.de)
DE PHOTOS
Claudia Grassl, Christoph Voy
US PHOTO EDITOR
Patrick O’Dell (patrick@viceland.com)
UK PHOTOS
Jamie-James Medina, Alex Sturrock
RAP EDITOR
Dave 1 (dave1@viceland.com)
METAL EDITOR
Avi Pitchon (avi@viceland.de)
LAYOUT
inkubator.ca
WORDS
Benjamin Knight, Mario Campos,
Hector Muelas, Alexa Karolinksi,
Martina Kix, Celine Kneller,
Artful Dodger, Vice Staff
PHOTOS
Christoph Voy, Jane Stockdale,
Georg Roske, Alexa Karolinski,
Martina Kix
TRANSLATION
Elske Rosenfeld, Benjamin Seibel
PROOFREAD
Konrad Lehnert
INTERNS
Maximilian Funk, Sarah Block,
Fran Weber-Newth
VERANTWORTLICH
Hector Muelas
VICELAND.COM
Email info@viceland.de
Send us: Letters, DOs & DON’Ts, all CDs
for review, Tidbits, magazines, books, etc.
All submissions property of VICE Deutschland GmbH. The entire content is a copyright of VICE Deutschland GmbH and cannot be reproduced in whole or in
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PRINTEDINGERMANY viceland.com
8. 14 | VICE BERLIN
TIDBITS (EIN BLICK AUF DINGE, DIE WIR AN BERLIN LIEBEN)
DÖNER UND CURRYWURST
Wenn du bist sechs Uhr morgens gefeiert hast und dann nach
ein paar Stunden Schlaf mit dem größten Kater deines Lebens
aufwachst, ist es das Beste, was du für deinen müden, alten
Körper tun kannst. Klar, niemand weiß wirklich, wo das Fleisch
herkommt und du wirst
Scheißhaus verbringen, aber hey, wenigstens wird das ett-
triefende Fleisch dich von deinem Brand befreien.
NOKIA N95
Dieses kleine Stück hat so
ziemlich all Features, die ein
cooles Handy so haben sollte
(Photo/Videokamera,
Internet/WLAN, Musik, Mail,
TV, ein cooles Design), aber
was es wirklich besonders
macht ist, dass es ein GPS
Mapping System hat. Das ist
dann ziemlich praktisch,
wenn du um 11:00 Uhr
irrt bei Regen,
ohne Geld für ein Taxi im
Wasteland nähe Berlin
Ostbahnhof herumirrst und
den Weg zur Panoramabar
mal wieder nicht findest.
Sicherlich auch sehr nützlich
für Städtereisen und alle
Aktivitäten die in einer
menschenfeindlichen
Umgebung stattfinden..
RECYCLING MÜLLEIMER
Wie in aller Welt soll irgendjemand wissen, wo welche Art von
Müll hinkommt ird am Ende sowieso alles auf einen Haufen
geschmissen. Wenn du uns nicht glaubst, dann mach es so wie
wir. Folge einem Müllwagen und überzeuge dich selbst davon,
wie alles auf dem gleichen Haufen Scheiße landet.
e
VICE BERLIN | 15
RUSSISCHE
SOUVENIRS
Du kannst solchen wertlosen
DDR Scheiß überall in der
Stadt finden. Wir haben
immer noch nicht
herausgefunden, ob es das
Schwelgen in Erinnerungen
an die Russische Besatzung
ist oder ob Leute es irgendwie
stylish finden, Pins von
Russischen Diktatoren zu
tragen, die für Hungersnot
und das Umbringen von
Millionen eigener Leute
zuständig waren.
SCHLECHTES GRAFFITI
Das, sowie 90 Prozent des Graffiti in Berlin, iße. Es
gibt noch nicht einmal eine echte Graffitiszene. Es ist eher ein
Haufen Erwachsener, die nicht erwachsen werden wollen und die
Stadt dreckig und billig aussehen lassen. Das ist so,
Hunde an Ecken pissen, um ihr Territorium zu markieren, außer
dass das hier nicht wirklich South Central ist.
GRILL WALKERS
Diese Typen verkaufen rund
um den Alexanderplatz
Currywurst. Falls du dich
fragst, was dieses Jetpack ist
—sie bewahren dort das
ganze Gas für den Grill auf.
Du weißt was du tun musst,
um sie wirklich fliegen zu
sehen.
mehrere Tage vollständig auf dem
? Es w
morgens verw
s ist Sche
als ob ,
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9. 16 | VICE BERLIN
Berlin ist der beste Ort der Welt, um sein Leben zu vergeuden. Die Stadt ist
eine einzige glückliche, besoffene Parade von Immigranten, faulen Säcken
und Hunden, die endlos vor sich hinscheißen. Die Einzigen, die hier Anzüge tra-
gen, sind obdachlose Männer, und selbst die meinen das ironisch. Es ist die einzi-
ge Stadt in Deutschland, in der du faul sein darfst — um genauer zu sein, kommen
die Deutschen extra hierher, um faul zu sein, oder, wie sie es hier nennen, zu „stu-
dieren“. Die meisten Deutschen studieren eh bis sie 30 sind. In Berlin kannst du
studieren, bis du 40 bist und dann merken, dass die Uni nichts für dich ist,
Konzeptkünstler werden und in Mitte eine schlechte Galerie aufmachen. Eh du
dich versiehst, hast du dein ganzes Leben für 300 Euro im Monat verlebt, und die
haben noch dazu deine Eltern gezahlt. Und sie haben es noch nicht mal gemerkt!
Im Zentrum von Berlin gibt es einen riesigen Wald und eine Brachfläche, die
einmal ein Minenfeld war. Inzwischen ist es eine Baustelle, wo riesige, sinnlose,
WILLKOMMEN
IN BERLIN
FotovonJaneStockdale
VICE BERLIN | 17
seelenzerstörende Shoppingcenter gebaut werden. Die Orte, an denen die Berliner
Waren und Körperflüssigkeiten austauschen, sind an verschiedenen Ecken breiter,
grauer Straßenzüge versteckt. Berlin besteht aus kleinen Cafés, die in imperiale
Fassaden gebaut wurden. Die Gebäude sind groß, aber die Geschäfte klein. Das
kommt davon, wenn man die Heimatstadt einer Reihe faschistischer Imperien ist,
die liberale Traditionen wie Immigration, Arbeitslosigkeit und Kunst ausrotteten.
Geografisch gesehen ist also alles sehr relativ. Wie zentral etwas ist, kommt
darauf an, wo du aufwachst. Nirgendwo, wo du hinkommst, hast du wirklich das
Gefühl, von den großen, europäischen Ereignissen umgeben zu sein, die sich hier
angeblich abspielen, oder die trendige Atmosphäre gefunden zu haben, wegen der
du hierhergekommen bist, und die vielen Stars, die angeblich hier hergezogen sein
sollen, siehst du auch nie. Sicher, die politische Macht ist hier, aber es fehlt der
Stadt an kommerzieller Macht — die erwartete Ansiedlung großer Konzerne fand
nie statt. Und die Atmosphäre ist deshalb nicht trendy, weil in der ganzen Stadt
schlicht und ergreifend das Gleiche gilt: Wir sind einfach alle pleite.
Berlin hat die letzten 17 Jahre damit verbracht, aus dem liberalen Pool zu
schöpfen, der es war, bevor es den Diktaturen und Supermächten des 20.
Jahrhunderts in die Hände fiel. Die Zuwandererfreundlichkeit stammt vom
Potsdamer Toleranzedikt von 1685. Es war dafür gedacht, dass reiche schwule
Franzosen nach Berlin ziehen und steuerfrei leben und „Zut Alor!“ sagen konn-
ten, ohne erschossen zu werden. Bald beherbergte die Stadt tausende Polen,
Russen, Juden und Zigeuner, und Berlin blühte auf. Dann vergaste Hitler diese
ganzen guten Leute, und Churchill machte platt, was übrig war, und die liebevoll
aufgepäppelte Wirtschaft ging vor die Hunde. Die ermordeten Immigranten wur-
den aber bald von Türken und neuen Polen ersetzt und jetzt ist Berlin die Stadt,
in der sich die Unzufriedenen der Welt vereinigen, vom Geld ihrer Eltern leben
und esoterische Kultur diskutieren.
In Berlin gibt es kein Zentrum und keinen Rand. Du musst dich daran gewöh-
nen, dass es den Mainstream nicht weniger seelenlos macht, dass er hier von der
alternativen Kultur gestellt wird. So oder so schwimmst du immer mit dem Strom.
Wir haben beschlossen, einen „Vice Guide to Berlin“ zu machen, mit den
Sachen, die wir mögen, und den Orten, die wir gern besuchen. Natürlich gibt es
noch viel mehr, und du wärst ein ziemlicher Idiot, wenn du nicht bereit bist, sel-
ber ein paar Sachen zu entdecken. Wir haben dich gewarnt. Also komm später
nicht an und beschwer dich, dass wir diese und jene Galerie nicht drin hatten, in
der die Arbeiten von diesem behinderten Filipino gezeigt werden. Es ist nicht so,
dass wir die nicht kennen. Es ist uns nur einfach egal. Oh, und ein letzter Tipp:
Hier interessiert es keinen auch nur im Geringsten, was du anhast. Trinke, sei
fröhlich und entspann dich. Willkommen in Berlin!
10. 18 | VICE BERLIN
MITTE
Unsere Lieblingsplätze
Ja, Berlin ist sehr groß, und es besteht aus lauter kleinen Inseln, die alle ihren
eigenen Charakter haben, was die Stadt zu einem Hafen des
Multikulturalismus macht und bla bla bla, aber Mitte ist das, was Berlin aus-
macht, egal, was dir andere Leute vielleicht erzählen. Das Berlin des Mittelalters
begann um die kleinen Inseln in der Spree herum zu wachsen, wo die Männer
abends, nach einem harten Tag, Fische ausnehmen, in die Opiumhöhlen und
Hurenhäuser verschwanden. Alles was von diesem Teil der Berliner Geschichte
noch übrig ist, ist ein schwacher Fischgeruch, eine sehr alte Kirche, wo keiner
hingeht und ein Viertel mit Häusern, die wahrscheinlich alt und malerisch wir-
ken sollen, mit ein paar argentinischen Ketten-Steakhäusern dazwischen. In
Mitte hat alles irgendwie eine Identitätskrise. Als die Mauer fiel, herrschte in
Mitte erstmal Selbstbedienung, und die Leute begannen Wände zu bemalen und
Häuser zu besetzen. Inzwischen besteht Mitte hauptsächlich aus hippen Läden,
Galerien, möchtegernkünstlerischen Intellektuellen, Modefreaks, dünnen
Schweden und besoffenen, singenden Briten auf Easyjet-Wochenenden, die aus
FotovonJaneStockdale
11. 20 | VICE BERLIN
dem Augenwinkel die überteuerten Prostituierten beäugen. Das Williamsburg
Berlins, sozusagen.
Mitte war einmal das Zentrum Berlins, aber heute ist es einfach nur die Mitte.
Dennoch ist alles, was dich interessieren sollte, hier. Ihr solltet unserem Rat fol-
gen und euch diese Auswahl unserer Lieblingsorte ansehen.
ESSEN & TRINKEN
WHITE TRASH Schönhauser Allee 6-7 — Es war früher in einem ehemaligen
chinesischen Restaurant beheimatet und war einer unserer liebsten Läden, weil es
hier die besten Burger der Welt gab, die Barkeeper wirklich aufrichtig fies waren
und man sich an jedem beliebigen Tag der Woche neben psychotronischen
Cowboys und komischen Zwittergestalten besaufen konnte. Heute befindet es
sich in einem riesigen alten Pub und ist eine touristische Anlaufstätte für
Amerikaner, Biker und Toshiba-Manager, die ein „extremes Abendessen“ erleben
möchten. Die Barkeeper sind immer noch wirklich fies, die Burger sind fast
genauso gut, und der Brownie mit Vanillesauce und das rote Murphy sind hier
sogar besser, und es ist einer der wenigen Orte in Berlin, an dem du jeden Tag der
Woche ein ziemlich annehmbares Livemusikprogramm kriegst, neben seltsamer
Talentwettbewerbe, Burlesque Shows und anderem abgefahrenen Kram.
8 MM Schönhauser Alle 177b — Wir haben das ganze Gewese um diesen Laden
nie verstanden. Er ist so groß wie ein Badezimmer, die Wände sind schwarz, kei-
ner spricht auch nur ein Wort deutsch, und es ist so deprimierend, wie es über-
haupt geht, einschließlich der Musik. Ein Treff für amerikanische und britische
Neuberliner in Bands, und der Ort, an dem du abhängen musst, wenn du irgend-
welche in der Stadt weilenden Indie-Rockstars abpassen, Drogen kaufen oder
nehmen, oder dir unter der Woche die Kante geben willst. Die Drinks sind billig,
und der Besitzer ist ziemlich cool.
HAZELWOOD Choriner Str. 72 — Dieser Laden ist eine Perle in einer Gegend
voll mit diesen furchtbaren Bio-Brunchläden, die sich jeden Sonntag mit Losern
füllen, die gerade vom Feiern kommen und so tun, als würden sie Zeitung lesen.
Das Hazelwood ist die perfekte Mischung aus einem typischen Bistro und einer
coolen Cocktailbar. Es gibt den ganzen Tag tolles Essen und am Abend noch bes-
sere Cocktails und einen tollen Sonntagsbrunch.
BALLHAUS Auguststr. 24 — Ein alter historischer Ballsaal, in dem ein italieni-
sches Restaurant ansässig ist. Es ist extrem billig, die Pizzas, Salate und Buletten
sind ziemlich gut, und es gibt fast jeden Abend Tanzstunden, Live-Orchester und
Bälle. Wenn du Glück hast und einen Tisch im ersten Stock erwischst, kannst du
eine der tollsten Locations Berlins erleben, den Spiegelsaal. Wenn nicht, kannst
du draußen im Garten sitzen — umgeben von Künstlertypen und Galeriebesitzern
aus der Gegend, die den Laden so ziemlich übernommen haben.
VICE BERLIN | 21
DOLORES Rosa-Luxemburg-Str. 7 — Wenn ihr aus den Staaten seid, kommt es
euch wahrscheinlich nicht besonders aufregend vor, einen ordentlichen Burrito-
und Quesadill-Laden zu finden, aber hierzulande ist das gar nicht so einfach.
Probiert die Burritos mit Adobo-Rind oder Steak und trinkt eins dieser schicken
Biogetränke dazu, oder eins dieser seltsamen mexikanischen Biere. Es ist kein
richtiges Restaurant, sondern eher ein Take-away mit ein paar Stühlen drin, und
es gibt eine gute Auswahl an Zeitschriften.
ISHIN Mittelstr. 24 — Wir verstehen immer noch nicht, wie diese Wichser es
gepackt haben, zu den wenigen Leuten in Berlin zu gehören, die es schaffen, jeden
Tag frischen Fisch zu kriegen. Neben den teuren Läden im Hyatt oder in
Westberlin ist das eins der besten japanischen Restaurants der Stadt und kommt
fast an eine dieser traditionellen Kantinen heran. Das hier ist nicht der Ort für
schwules Fusion-Zeug mit fetzigen Namen und designiger Deko — hier kriegt
man schlichte japanische Klassiker zu echt humanen Preisen. Wird um die
Mittagszeit herum sehr voll.
WEIHENSTEPHAN Neue Promenade 5 — Es gibt in dieser Stadt wahrscheinlich
1000 Millionen bessere, typisch deutsche Restaurants, aber Weihenstephan hat
irgendwas, vielleicht Nostalgisches, das es zu einem unserer Lieblingsrestaurants
macht. Ihre Rindersuppe und der Knusperbraten sind verdammt gut, aber wenn ihr
wissen wollt, warum wir den Laden so lieben, solltet ihr den Barmann nach dem
Angebot an traditionellem deutschen Schnaps fragen. Ideal, um sich unter der
Woche schon mittags komplett zu besaufen und dann ins Büro zurückzugehen und
alle zusammenzuscheißen, warum sie so ein Haufen fauler Loser sind.
LAST CATHEDRAL Schönhauser Allee 5 — Dieser Laden ist total abgefahren —
es ist praktisch das Disneyworld der Gruftis. Einer der Orte, die so kitschig (mit
Totenköpfen statt Biergläsern, Kirchenkerzen und Sargtischen) und so unpräten-
tiös sind, dass sie einfach sofort cool sind, Ironie hin oder her. Hier kannst du
neben haufenweise Grufti-Teenagern, die denken, dass sie Vampire sind, Shots für
50 Cent trinken und dem mehr oder weniger inspirierten DJ zuhören. Definitiv
nichts, wo man die ganze Nacht verbringen will, aber ein guter Ort um sich
schnell die Kante zu geben, wenn man knapp bei Kasse ist.
BERGSTÜBL Veteranenstr. 25 — Der Laden ist im Großen und Ganzen eine
ziemlich normale und irgendwie sinnlose Bar, aber einer der wenigen Orte, wo du
so ziemlich jeden Tag der Woche feiern und dich besaufen kannst, ohne ein
schlechtes Gewissen zu haben, denn hier bist du selbst an einem Montag nicht
allein. Es ist voll mit Briten und Amis und oft kriegt man sogar nach Ladenschluss
noch ein paar Absacker — also perfekt für eins dieser üblen Wochenenden, an
denen du dich einfach nur komplett plätten willst. Es wurde früher von so ’nem
Idioten betrieben, der wie Lenny Kravitz aussah, aber Gott sei Dank ist der jetzt
nicht mehr da.
12. 22 | VICE BERLIN
Volkspark am
Weinbergs-
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platz
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Am Kup
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straße
Charlotten-
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marktJäger-
straße
ß
Markgartens
Französ. Straße Werder- straße
Bebel-
platz
Oberwall-str.
HinterderKath.
Kirche
Hint.d.
Gieß-
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Kur-
Unterwasserstr.
Friedri
Am
Zeughaus
Breite
Str.
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arrenstr.
Brüder-
str.
Rathaus-
Lust-
garten
Marx-
Engels-
Forum
Spree
Museums-
insel
Monbijou-
park
M
useum
s-
str.
Spree
Po
Pr
Rosenthaler
Platz
Oranienburger
Tor
Französische
Str.
Hausvogteiplatz
Berlin
Friedrichstr.
Hackescher
Markt
Oranienburger
Str.
Nord-
bahnhof
Weinmeiste
Straße
VICE BERLIN | 23
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Str.
ChorinerStr.
Fehrbelliner Str.
Lottumstraße
traße
str.
Schönhauser
Tor
AlteSchönhauserStr.
Mulackstr.einstr.
Max-Beer-Str.
Münzstr.
Almstadtstraße
Roch-
str.
straße
Rosa-
LuxemburgStr.
Mernhard-str. Alexanderplatz
Liebknecht-
straße
Fernseh-
turm
Gonrard-
str.
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Straße
r.Mühlendamm
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Fischer-
insel
straße
Juden-
str.
Nikolai-
kirchpl.
Post-
str.
Propststr.
Roland- ufer
Stralauer Straße
Parochialstraße
Waisenstr.
Littenstraße
Gruner-
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DircksenstraßeAlexanderst
ärk.Ufer
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SchönhauserAllee
OttoBraun
PrenzlauerAllee
Prenzlau
Moll
Rosa-
Luxemburg-
Platz
Klosterstr.
Jannowitz
brücke
Alexander-
platz
er
ALT BERLIN
Münzstr. 1-3 — Einer der wenigen
Orte in der Gegend, die die Invasion
von, na halt allem, was vorher nicht da
war, überlebt haben. Es ist klein, mit
Kerzen beleuchtet und mit Holztischen
zugestellt, und voll mit ein paar Leuten
aus der Nachbarschaft und Snobs, die
hingehen, um sich den Jazz, der dort
läuft, anzuhören. Super Bierauswahl
und ein paar hausgemachte Gerichte,
die spartanisch, aber sehr gut sind.
Ein super Ort, um deine Sauftour
anzufangen.
LEBENSMITTEL IN MITTE
Rochstr. 2 — Es ist toll, dass wir als
Fleischesser auch von dem ganzen
Biofieber profitieren können. Dieses
gemütliche Restaurant bietet alle
möglichen Biofleischprodukte an,
ohne dass man seinen Tisch mit
irgendeinem jungen Soziologielehrer,
seiner Designerfreundin und seinem
kleinen Balg (der wahrscheinlich
noch nicht mal von ihm ist) teilen
muss. Der Leberkäse (grob oder fein)
und die Käsespätzle sind Klassiker,
ebenso wie die Landjäger. Sie haben
eine tolle Auswahl an Bieren aus
kleinen süddeutschen Brauereien,
tollen Schnaps und einen kleinen
Laden, wo man ein paar leckere
Sachen und tollen, frisch gepressten
Apfelsaft kaufen kann.
BECKERS FRITTEN
Oranienburger Str. 43a — Ja, es ist
ein Cholesterinparadies. Na und.
Hausgemachte fettige Fritten, frittiert
und noch mal frittiert, mit einer
Million verschiedener Soßen. Die mit
Erdnussbutter und Ketchup sind der
13. 24 | VICE BERLIN
Oberhammer. Wenn du Glück hast und nach 9 hingehst, kannst du sie an einem
der Tische draußen essen, und mit den jungen Huren plaudern, wie das Geschäft
so läuft und wie toll ihr beide als Widder zusammenpasst.
SHOPPING
ALTE-NEUE-SCHÖNHAUSER-MÜNZ-ROSENTHALER STR. — Willkommen
im Shopping- Paradies. Diese und die umliegenden Straßen beherbergen so ziem-
lich alle Läden, die wir mögen (Adidas Originals, Lee, Fred Perry, Vans,
American Apparel, Filippa K, Acne, etc.), mit mehr oder weniger erschwingli-
chen und inspirierten Klamotten. Es gibt noch tonnenweise mehr, auch Läden,
die nichts mit Klamotten zu tun haben, aber das musst du schon selber erkun-
den, du fauler Sack. Es gibt auch eine Menge überbewerteter Cafés und
Restaurants, von denen wir nur zwei empfehlen, nämlich Mädchen Italiener und
Makoto (tolle hausgemachte Ramen-Nudeln). Der Rest ist größtenteils was für
schwule Friseure und Werbefachleute in der Midlifecrisis, die Jude Law toll fin-
den und sich verzweifelt bemühen, sich ihrer sexuellen Identität zu versichern,
indem sie Pullover mit V-Ausschnitten tragen und sich mit „urbaner Kultur“ ver-
traut machen.
BLUSH Rosa-Luxemburg-Str. 22 — OK, das ist so ziemlich der einzige
Klamottenladen, der hier einen eigenen Eintrag kriegt. Sie verkaufen die sexyste
und bezauberndste Unterwäsche für Mädchen, und deine Freundin wird sich mit
Sicherheit ein bisschen angeregt fühlen, wenn sie die Sachen anprobiert, was
natürlich toll ist. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen.
ASIAMARKT ALEXANDERPLATZ — Hier kannst du so ziemlich jedes asiati-
sche Nahrungsmittel finden, das dir einfällt. Obwohl er ein bisschen schwer zu
finden ist und drinnen ein wenig seltsam riecht, kannst du hier in einem Meer
aus komischen, kleinen Päckchen und noch komischeren gefrorenen
Lebensmitteln versinken, die dir mehr oder weniger das Gefühl vermitteln, auf
dem Mars gelandet zu sein. Wir empfehlen die Fertignudeln, aber frag uns
nicht, welche Marke, nehmt einfach die mit den meisten Farben und Bildern auf
der Packung.
MULACKSTR. — Das ist die Art kleine Straße, die es in jedem halbwegs interes-
santen Viertel gibt, wo man jenseits des Ozeans des Kommerzes ein paar heimli-
che Freuden genießen kann. Neue Klassiker wie APC oder Bless, wegweisende
Rebellen wie Lala Berlin oder Starstyling, multikulturelle Gourmets wie Mango
und risikofreudige Unternehmer wie die Galerie Viaux koexistieren in einer
Gegend, die man mit vollem Recht als das kleine Soho Berlins bezeichnen kann.
Ich könnte stundenlang darüber schreiben, aber ich muss meinen Verpflichtungen
bei einer Weinverkostung nachgehen.
ROTATION Weinbergsweg 3 — Alte und neue Indie- und Elekroplatten.
VICE BERLIN | 25
PRO QM Almstadtstr 48-50 — Schlichtweg der beste Kunst/Design/
Fotografie/Architektur-Buchladen in Berlin. Sie haben auch eins der besten
Zeitschriftenangebote Berlins, ebenso wie Fanzines, Kunstreportagen und
Studien, seltsame Platten und DVDs. Von Zeit zu Zeit veranstalten sie auch mehr
oder weniger interessante Lesungen und Präsentationen.
WHISKY AND CIGARS Sophienstr. 8-9 — Dieser schicke Laden gehört so
einem lustigen Typen aus Österreich, der früher mal in der Schweiz in einer
Bar mit einer Auswahl von 700 Whiskys gearbeitet hat und dann beschloss,
nach Berlin zu ziehen und ein eigenes Geschäft daraus aufzubauen. Wir wissen
nicht genau, wie viele gute Whiskys es in diesem Laden gibt, aber wenn du
darauf stehst, ist das hier dein Paradies. Es gibt auch eine winzige Bar, an der
20 Euro für ein winziges Glas 67-prozentigen Single Malt ausgeben kann, der
einen auf der Stelle erblinden lassen würde, wenn man ihn nicht mit Wasser
mischt. Das Zigarrenangebot ist auch ziemlich beeindruckend, aber da werden
wir nicht so lange drüber rumschwafeln, weil wir ehrlich gesagt keine Ahnung
von Zigarren haben.
EDEKA U-Bahnhof Friedrichstr. — Dieser Laden ist im Bahnhof und hat, wie die
anderen Läden hier, auch sonntags auf, was ziemlich praktisch ist, wenn dein
Kühlschrank leer ist und du und der Typ, den du mit nach Hause genommen hast,
gerade so heftig von einem 72-stündigen Ecstasy-High runterkommen, dass dein
Magen so eine Art GG-Allin-Konzert ist.
RENATE COMICS Tucholskystr. 32 — Als Comicladen ist der nicht wirklich toll
(es gibt in der Gegend bessere, wie der neben dem U-Bahnhof Weinmeisterstr. oder
dem Neurotitan), aber das Gute an Renate ist, dass sie eine Sammlung von über
8000 Comics haben, die man sich einfach ankucken kann, wie in einer Bibliothek.
Sie bieten außerdem Zeichenunterricht an, falls du dich schon entschieden hast,
nach Berlin zu ziehen und ein naiver Künstler zu werden.
ANDERES
CASINO PARK INN BERLIN Alexanderplatz — Berlin ist nicht Bukarest und
wenn du ein Spieler bist, wirst du mit dem auskommen müssen, was die Stadt zu
bieten hat. Und das hier ist eine der besten Optionen, denn es ist eigentlich sogar
ziemlich cool. Cool in dem Sinne, dass du in den obersten Stock irgendeines
Hotels fährst, wo es keine Umsonstgetränke gibt, es stiller als auf ’nem Friedhof
ist und die größten Spieler die thailändischen Barmänner und ihre transigen
Freundinnen sind, die ihr Gehalt für 2-Euro-Jetons fürs Roulette ausgeben, neben
gelegentlichen Touristen und konzentrierten türkischen Nerds mit Polyester-
Pullovern und stinkenden Achseln. Die Croupiers sind auch nicht gerade Mr.
Sunshine. Du hast schon recht, wir sind hier nicht in Dubai. Trotzdem gibt es
keine bessere Abendgestaltung, als mit seinen Kumpels irgendwo ein ordentliches
Steak zu essen, ein paar Hunderter zu verlieren und am Ende völlig besoffen in
15. 28 | VICE BERLIN
KREUZBERG
Kreuzberg tut zwar nur so, als wäre es die Heimat der moralischen Rebellion
gegen das Establishment, aber genau das macht es so toll. Kreuzberg hat militan-
te antikapitalistische Prinzipien — es ist der einzige ehemals westdeutsche
Wahlkreis, in dem die PDS regelmäßig eine reale Chance hat zu gewinnen. Die
Leute hier wählen die Kommunisten aber nicht deshalb, weil sie sich in den dunk-
len Mutterleib der DDR zurücksehnen, sondern weil sie den Kapitalismus wirk-
lich und in aller Ehrlichkeit hassen. Außerdem sind hier ca. eine halbe Million
Türken zu Hause, die sich allesamt einig sind, dass niemand wirklich etwas and-
res kaufen muss als Döner, Obst, trockenes Fladenbrot und die Option, Onkel
Mustafa für 13 Cent die Minute aus einer Pressspanbude anzurufen. Wenn man
diese Leute aber tatsächlich mal trifft (gegen drei Uhr morgens hat man eine kurze
Zeit lang ganz gute Chancen, wenn sie alle aus ihren, ausschließlich Männern
vorbehaltenen, Dominoclubs gestolpert kommen), merkt man, dass sie in
ANDERE
STADTTEILE
Die eigentlich egal sind
FotovonJaneStockdale
16. 30 | VICE BERLIN
Wirklichkeit gar keine Türken sind. Unter ihnen sind nämlich auch jede Menge
Kurden, Iraker, Araber, Marokkaner und noch dazu ein paar schwedische
Touristen, die einen imaginären Trash-Metal-Club suchen, der ihnen von jemand
als „legendär“ beschrieben wurde.
AUSTRIA Bergmannstr. 30 — Der Laden ist voller Hirschköpfe und komisch
gerahmter Bilder von irgendwelchen Trachten tragenden Österreichern. Es ist ver-
raucht und gemütlich: der ideale Platz, um sich so richtig die Kante zu geben.
Dort gibt es das mit Abstand beste Schnitzel der Stadt: Das 50 Zentimeter lange,
knusprige Monster ist größer als der Teller — du solltest also nur dort hingehen,
wenn du wirklich richtig hungrig bist. Super Auswahl an Bier und Schnaps. Gieß
dir ein paar Gläser Mirabelle hinter die Binde und dann ab ins Bett.
IL CASOLARE Grimmstr. 30 — Die Schwester vom Laden im Prenzlauer Berg,
schaut also einfach bei den dortigen Empfehlungen nach. Wenn euch das zu
anstrengend ist, hier ein paar Stichworte: Pizza, Pasta und Punks.
CURRY 36 Mehringdamm 36 — Eine Oase der feinen deutschen Küche inmitten
einer Wüste aus Dönerbuden. Die Currypommes gehören zu den besten der Stadt.
Die Besitzer sind ziemlich unfreundlich und der ganze Laden stinkt wie Schwein,
aber wenn du in der Gegend bist und dir was Gutes gönnen willst, ist es auf jeden
Fall einen Besuch wert.
BERGMANNSTR. — Das hier ist die Kreuzberger Version der Kastanienallee,
was dann so aussieht: Statt der Latte Macchiato trinkenden schwulen Barkeeper,
triffst du dort hauptsächlich auf übriggebliebene 68er mit Hunden und auf
Skalitzer
Straße
Zeughof-
straßeLübbenerStr.
SorauerStr.Oppelner
Str.
Wrangel-
straße
Cuvry-
straße
Falckenstein
str.
Görlitzer
Straße
Ratibor-
straße
Glogauer
Straße
Liegnitzer
Straße
Forster
Straße
Ohlauer
Straße
Wiener
Straße
Reichenberger
StraßeLausitzer
Straße
Manteuffel-
straße
Paul-
Lincke-
Ufer
KottbusserStr.
Mariannen-
str.
Heinrich-
platz
Oranien-
straße
Reichenberger
Straße
Adalbert-
Naunyn-
str.
Oranien
platz
DresdenerStr.
Segitzdamm
Erkelenzdamm
straße
straße
er
Str.
Lausitzer-
Platz
Spreewald-
pl.
Görlitzer
Park
Manteuffel-
st
Pücklerstr.
Eisenbahn-str.
cker
Str.
Pfuelstr.
Bevern-str.
Schlesische Str.
Gröben-
ufer
Oberbaum-
brücke
Görlitzer
Bahnhof
Kottbusser
Tor
Schlesisches-
Tor
Maybachufer
Maybachufer
Kottbusserdamm
Kottbusserdamm
Urbanstraße
Graefestr.
Graefestr.
Lenaustr.
Schinkestr.
Liberdastr.
Reuterstraße
Weserstr.
Pannierstraße
Framstr.
Nansenstraße
Schönlein-
straße
Jahnstr.Schönleinstr.
Lachmannstr.
Boppstraße
Hohen
staufenplatz
Urbanstraße
Graefestr.
Planufer
Dieffenbachstr.
Manitiusstraße
Karl Ma
Hasen
heide Sonnenallee
Hermann
Platz
Her
Weserstraße
Tellstr.
ansastr
Sanderstraße
Hobrecht
straße
Pflügerstr.
Heckm
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Puschkinallee
Eichenstr
GörlitzerUfer
Am
Treptow
Hoffmannstr
Bouchéstraße
Bouchéstraße
Kiefholzstraße
W
ildenbruchstraße
KarlKungerStraße
K.Kunger
Elsenstraße
Kiefholzstraße
Lohm
ühlenstraße
Kiehlufer
Ochsenstr.
Heidelberger Straße
Heidelberger Straß
nstraße
Spree
HarzerstraßeWeigandufer
Friedelstraße
Pflügerstraße
VICE BERLIN | 31
Hippie-Kunststudenten, die die Straße mit schlechten Secondhandläden und Bio-
imbissen entlangspazieren und ihre „multikulturelle“ und „anti-bourgeoise“
Überzeugung zur Schau tragen. Die einzigen brauchbaren Läden sind der
Delikatessenladen Knofi, in dem du tolle Pasten aus so ziemlich Allem, was es
gibt, essen kannst und ein Fetisch- und Latexladen
VIDEODROM Mittenwalder Str. 11 — Einer der besten Videoverleihe in Berlin,
mit den abgefahrensten Sachen, die du dir vorstellen kann. Sie haben auch eine
gute Sammlung von Untergrundpublikationen und Comics, die du sonst nirgend-
wo in der Stadt findest.
BARAKA Lausitzer Platz 6 — Inzwischen hast du wahrscheinlich gemerkt, dass
es in Berlin alle zwei Meter eine Dönerbude gibt. Hier hast du von uns einen ganz
einfachen und tollen geheimen Tipp: Manche sind besser als andere, und Baraka
ist auf jeden Fall unter den Top 10. Es ist eher ein arabisches Restaurant als einer
der typischen, stinkenden türkischen Schuppen. Du kannst kann hier ganz gut
Shisha rauchen und kriegst außerdem eine riesige Auswahl an fantastischen
ägyptischen und marokkanischen Delikatessen und kannst dir ordentlich mit
Raki die Kante geben.
TREPTOWER MARKT Eichenstr. 4 — Verdammte Scheiße, das ist echt der
beste schrottige Flohmark in der ganzen Stadt. Nach 70er Jahre
Designerlampen und Louis XIV-Kleiderschränken musst du hier nicht suchen,
aber dafür gibt es jede Menge richtigen Müll, wie komplette Badewannen,
Rohre, DVDs für die ganze Familie und Dias, seltsame Bücher und Platten,
Hasenheide
straße
Gneisenau-
Yorckstr.
ng
damm
Mehring
Baruther Straße
straße
straße
Für- bringer Str.
ZossenerStr.ZossenerStraße
Blücher-
damm
Blücher-
platz
Waterlooufer
Johanniter-
straße
Tempelherrenstr.
Carl-Herz-
Straße
straße
straße
Urban
straße
Gitschiner Str.
Prinzenstr.
straße
Wilms-
str.
UferGeibestr.
Blücher-
straße
Alexan-
drinen-str.
Brachvogelstr.
Söckler-
park
Fontane-promenade
Freiligrathstr.
Körte-
straße
Bergmannstraße
Mittenwalder
Schleiermacher-
Baerwalder
str.
straße
imstr.
Willi- bald-Alexis- St
pisch-
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Chamissopl.
AmTempelhofer
Berg
Bergmann-
str.
Arndt-
straße
Schenkendorfstr.
Nostitz-
Riemannstr.
Solms-
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pl.
Fichtestraße
Graefestr.
Südstern
Prinzen-
straße
Hallesches
Tor
Mehring-
damm
Gneisenau-
straße
Grimmstr.
Grimmstr.
Dieffenbachstr
Planufer
17. 32 | VICE BERLIN
unbrauchbare alte Telefone und alle anderen Arten vom Gerümpel, die du dir
nur vorstellen kannst. So billig, dreckig und riesig wie er ist, muss er einfach als
das Mekka für Schatzsucher gelten.
GEMÜSEMARKT AM MAYBACHUFER— Ein Gemüsemarkt, auf dem du ein
Kilo der besten Tomaten Berlins für so was wie fast 50 Cent kriegen kannst. Hier
ist der Trick: Geh hin, kurz bevor sie ihre Sachen zusammenpacken — die Preise
sind dann mehr als 80 Prozent billiger. Wenn du besonders freundlich zu ihnen
bist, geben sie sie dir sogar umsonst.
EISZEIT KINO Zeughofstr. 20 — Dies ist eins von diesen gemütlichen, kleinen
Kinos, wo du dich prima amüsieren kannst, wenn du es schaffst, die ganzen pseudoin-
tellektuellen Spacken und die Studentendiskussionen zu ignorieren, denn sie zeigen
eine wirklich tolle Auswahl an Filmen (jede Menge Klassiker, neue Dokumentarfilme,
Underground und Originalversionen), und es gibt auf der ganzen Welt nichts Besseres,
als sich an einem Sonntagnachmittag mit einem kalten Bier in der Hand anzusehen,
wie Robert Mitchum in Die Nacht des Jägers die Hölle auf Erden startet.
WOWS!VILLE Skalitzer Str. 80 — Das ist einfach zu beschreiben: der beste
Plattenladen für Garage und Punk in Berlin. Der Typ, dem er gehört, hatte viele
Jahre lang einen ähnlichen Laden in New York, aber jetzt ist er nach Berlin gezo-
gen und hat alle möglichen Raritäten mitgebracht, von denen euch sofort die
Höschen feucht werden. Der Typ ist außerdem der Manager der Black Lips, und
wenn du ein bisschen Zeit mitbringst, hat er mit Sicherheit einige witzige
Geschichten zu erzählen.
HARD WAX Paul-Lincke-Ufer 44A — Die gute Nachricht ist, dass Hard Wax
der beste Laden für elektronische Musik in Berlin ist. Wenn du etwas hier nicht
findet, existiert es schlichtweg nicht. Wenn du einer von diesen Techno-Nerds
bist, ist das hier ungefähr so, wie für andere in einer Nacht drei Models zu vögeln.
Das Problem ist, dass die Typen, die hier arbeiten, noch nerdiger sind als du und
du dich darauf einstellen musst, es mit einem Haufen arroganter Arschlöcher zu
tun zu haben, die dich zusammenscheißen, weil du nicht wusstest, dass die Typen
von Legowelt im selben Kindergarten waren wie MC Hammer (was sie natürlich
nicht waren).
FOTO BRAUNE Karl-Marx-Str. 7 — Ein Pilgerort für Kamerafreaks aus der
ganzen Welt, oder, falls ich mir das gerade ausgedacht habe, sollte es das zumin-
dest sein. Auf weniger als 15 Quadratmetern bietet der Laden alle diese alten
Sondermodelle und Kameras für ungewöhnliche Formate an, von denen Nerds
nicht genug kriegen können und außerdem jede Menge Stative, Super-8-
Projektoren und Filme, optische Filter und alles mögliche Zubehör … Sie reparie-
ren dir auch deinen Kram, und es ist einer von den sehr, sehr wenigen Läden in
der Stadt, die Super-8-Filme entwickeln — vielleicht sogar über Nacht, aber da
sind wir uns nicht ganz sicher.
VICE BERLIN | 33
SCHÖNEBERG
Schöneberg ist schwuler als ein Schwuler in einem Zimmer voller Schwuler, der
sich an diesem Morgen beim Aufwachen noch schwuler als sonst gefühlt hat.
Schwule Leute schlendern gerne die Motzstraße und rund um den
Nollendorfplatz herum, um sich ein bisschen aufzuschwulen, wenn sie sich mal
nicht schwul genug fühlen. Nee, Quatsch. Das war unfair. Aber wenn du irgend-
was Seltsames aus Latex und ’nen richtigen Schwulen-Fäkalfetisch-Porno kaufen
willst, bist du hier richtig. Schöneberg war die Heimat der jüdischen Bevölkerung
in Berlin, der Ort, wo die westlichen Alliierten ihre Übergangsregierung einrich-
teten und wo JFK seine Solidarität mit der Stadt ausdrückte. Und es ist der
Geburtsort von Helmut Newton, Marlene Dietrich und Wilhelm Furtwängler,
dem Gewinner des Wettbewerbs für den bescheuertsten Namen Deutschlands sie-
ben Jahre in Folge. Und David Bowie lebte in den 70ern hier und hatte wahr-
scheinlich mehr Sex, als gut für ihn war. Das ist auch die Gegend, in der die
krasseren, suchtmittelabhängigen Prostituierten ihrem Geschäft nachgehen. Also
ihr seht, in Schöneberg geht es um mehr, als nur Schwule, die sich ihrem
Schwulsein widmen.
LUCKY’S PIZZA Willmanndamm 15 — Der Laden ist in etwa so, als ob David
Lynch eine Pizzeria aufgemacht hätte, aber statt David Lynch ist es ein durchge-
knallter Typ namens Lucky, der eine Ewigkeit in Namibia gelebt hat und das
Lokal mit so ziemlich allem ausstaffiert hat, was er sich in der Zeit angeschafft
Monumentenstr.
Kolonnenstr.
Czem
inskistr.
Hauptstr.
Hauptstraße
Langenscheidtstr.
Crellestr.
Crellestraße
Willmanndamm
Großgörschenstr.
Kaiser-
Wilhelm-
Platz
Belziger
Straße
Eisenacher
Straße
Akazien-
straße
Erdmann
str.Heimstr.
Vorbergstr.
Merseb.
str.
Paulus- Str.
Gleditsch-straße
Grunewald-
straßeRosenheimer Str.
Str.
Goltz-straße
Elbholz-straße
str.
Potsdammer
Wartburg-
straße
Wartburg
platz
Apostel-
Martin-Luther-Str.
Str.Freisinger
straße Barbarossa-
pl.
Barbarossastr.
barossa-
Salzburger
Str.
Str.
GothaerStr.
BerchtesgadenerStr.
Heil-bronner
Str.
Straße
Speyerer
Str.
Schwäbische
Linda
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Franken- str.
Münchener
Hohenstaufen-
straße Pallas-
KyffhäuserStr.
Winter
feldt-
platz
Eisenbacher
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str.
Motz-
straße
Luitpold-
straße
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Habsburger
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Winterfeldt-
str.
Frobe
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Straße
straße
Alvens- lebenstr.
Dennewitz-
platz
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Goeben
Steinmetz-
Mansteinstr.
Kirch-bachstr.
Yorkstraße
Heinrich
v. Kleist-
Park
Dominicuss
Luther-Str.
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Yorck-
straße
Yorkstr.
Groß-
görschenstr.
ayrischer
Platz
Eisenacher Str.
Victoria-Luise-
Platz
Kleistpark
Yorck-
straße
18. 34 | VICE BERLIN
hat. Die Pizzas sind toll und manchmal kommt Lucky und setzt sich ans Klavier.
ZUR GEISTERBAHN Hauptstr. 50 — Das muss einer der krassesten, gruseligs-
ten Läden der ganzen Stadt sein. Eine rund um die Uhr geöffnete Trinkhöhle,
deren Kundschaft zu großen Teilen aus arbeitslosen Alkoholikern und Bikern
besteht, die nur darauf warten, eine Schlägerei anzufangen. Sie haben ihr eigenes
Getränk, das Futschi heißt (Weinbrand mit Cola) und 99 Cent kostet und dich
sofort in die Knie zwingt. Sie machen Flipperwettkämpfe, und der beste Spieler
des Monats kriegt eine Flasche Whisky.
FLOHMARKT AM JFK-PLATZ — Das hier ist gleichzeitig traurig und lustig. Es
hat mehr was von einer Haushaltsauflösung als von einem Flohmarkt, was in
Berlin soviel heißt wie, dass die Typen heute Abend nichts zu essen kriegen, wenn
sie nicht genug Zeug verkaufen. Das versetzt dich in die glückliche Lage, tolle
Sachen für fast umsonst abzufassen. Es ist nicht unsere Schuld, es ist die Schuld
der Gesellschaft.
LEYDICKE Mansteinstr. 4 — Eine der ältesten noch funktionierenden
Schnapsfabriken Berlins. Die Räume sind seit hundert Jahren nicht mehr reno-
viert worden, aber sie produzieren eines der verheerendsten Alkoholgetränke in
diesen Breiten. Die Brennerei hat eine eigene Bar, also musst du nicht warten, bis
du zu Hause bist, um dich so richtig abzuschießen.
BUTCHEREI LINDINGER Motzstraße 18 — Wir haben nicht den blassesten
Schimmer, wo dieser Laden ist, aber wir wissen, dass sie die seltsamsten und
kränksten Schwulenfetischgeräte verkaufen. Wir sind schon seit einiger Zeit völ-
lig besessen von diesem Laden, denn in ihrer Werbung zeigen sie das Widerlichste
und Revolutionärste, was wir seit langem gesehen haben: eine ästhetische
Mischung aus Cronenberg und Cunningham, neben dem die Chapman-Brüder
wie ein Haufen Anfänger aussehen.
NARKOSE STÜBCHEN Belziger Str. — Ein Ort der Berauschung in der Größe
einer Toilette. Sie haben tonnenweise heftige Drinks und zu manchen bekommst
du gleich eine türkische Zeitung dazu — es gibt auch einen Grund dafür, den sie
dir erklären, wenn du da bist, an den wir uns aber aus offensichtlichen Gründen
nicht erinnern können (aber es hatte etwas mit dem Morgen danach zu tun).
HISAR S-Bahnhof Yorckstr. — Uns fällt nichts mehr ein, was wir über Dönerläden
schreiben könnten, und du hast wahrscheinlich eh genug von dem Thema, aber das
ist der beste in der Gegend, und es gibt jeden Tag eine riesige Schlange.
DEKO BEHRENDT Hauptstr. 18 — Dieses riesige Geschäft ist voll mit allem mög-
lichen Scheiß, den du jemals für eine Party brauchen könntest, von Darth Vader-
Masken bis zu Wasserpistolen und eigenartigen Kunstbärten. Wir wissen, dass das
ein bisschen schwul klingt, aber es macht Spaß mit seinen Freunden hinzugehen und
für zehn Euro mit einer Tasche voller verrückter Sachen nach Hause zu gehen.
VICE BERLIN | 35
FRIEDRICHSHAIN
Die Friedrichshainer waren einst ein stolzes Volk. Als die Nazis gewählt wurden,
fanden hier heftige Kämpfe statt, und die Nazis rächten sich, indem sie die
Gegend in „Horst-Wessel-Stadt“ umbenannten — nach einem fetten, keuchenden
SA-Mann, der von den Kommunisten zu Tode geprügelt wurde, weil er nicht
schnell genug rennen konnte.
Heute ist Friedrichshain das Berliner Ghetto für ausländische Studenten, denn
es ist ein Stadtteil mit relativ günstigen Mieten. Es ist voller ekliger, verdreckter
Hippies, inklusive Hunden, Feuerjongliertricks, Adorno-Büchern und dem restli-
chen üblichen Scheiß. Wenn die Grundstückspreise in Friedrichshain eines Tages
endlich die im Rest der Welt eingeholt haben, wird Jehova allein fähig sein, die
Zahl der endlosen ostasiatischen Mathematikdissertationen, die über den
Cocktailbars und dem Holperpflaster der hiesigen Straßen das Licht der Welt
erblickten, ermessen zu können.
NOISY ROOMS Warschauer Str. 70a — Gott sei Dank, ist dieses ganze
Technofieber, samt seiner Idole, langsam am abklingen und die Leute sind immer
öfter dabei, sich wieder an Gitarren auszuprobieren. Mit etwas Glück haben wir
in zehn Jahren eine halbwegs passable Szene in der Stadt. Wenn du eine Band und
keinen Proberaum hast, und zu faul bist, zu denen am Stadtrand zu fahren, ist das
hier so ziemlich das Beste, was du kriegen kannst. Die Räume sind riesig, die
Grundausstattung ist überdurchschnittlich, ebenso wie die Leihgeräte. Sie haben
ziemlich flexible Öffnungszeiten, und es kostet ca. zehn Euro die Stunde.
19. 36 | VICE BERLIN
CASSIOPEIA Revaler Str. 99 — So eine Art Kulturzentrum mit einer Bar, einem
kleinen Park mit einer Halfpipe und einem Konzertsaal. Der ganze Laden ist fest
in der Hand von schwarzen Jamaikanern, die ganz offen Gras verkaufen, und die
Atmosphäre ist allgemein etwas hippiemäßig, außer wenn so tolle Hardcorebands
wie Fucked Up kommen und hier auftreten. Du solltest also ihr Musikprogramm
im Auge behalten.
BIS AUF’S MESSER Marchlewskistr. 107 — Der beste Ort, um Hardcore, Indie,
Avantgarde, Noise, Extreme auf Vinyl zu kaufen. Sie haben auch gute Fanzines,
Untergrundliteratur, Poster, Comics, ungewöhnliche Merchandise-Produkte und
noch dazu einen niedliches Tattoostudio hinten drin. Die Typen, die den Laden
machen, hatten selber mal eigene Labels und Bands und wissen also, worüber sie
reden, und du wirst gut und respektvoll behandelt.
BIG BROBOT Kopernikusstr. 19 — Berlin hat, wie zu erwarten, fast ebenso viele
dieser Urban-Graphic-Spielzeug/Graffitibücher/Süße Designer-Toy-Läden wie
New York Pizzerias oder Paris dreckige Toiletten, aber wenn du einen brauchst,
der alle Friends With You-Puppen hat, oder das Grendizer Kubrick Modell, das
du suchst, und es lieber bei Freaks, die diese Sachen wirklich mögen kaufen willst,
statt bei irgendwelchen pädophilen Dauer-Teens, die ihre überdesignten
Skateboards wie ihren Penis behandeln, geh zu Big Brobot.
SMART DELI Grünberger Str. 90 — Scheiße, warum ist dieser Laden nicht
irgendwo in Mitte? Hier kriegst du ausgezeichnetes seltsames japanisches Essen
und kriegst auch alle möglichen japanischen Nahrungsmittel zu kaufen und sie
bieten sehr cooles Catering an, falls du zufällig gerade ein bescheuertes
Designstudio eröffnest, mit dem eh keiner zusammenarbeiten wird, und sie haben
jeden Samstag ein tolles all-you-can-eat Buffet für 12 Euro. Und es sind immer
gut aussehende Mädels hier, was mehr kannst du also verlangen.
CHARLOTTENBURG
Charlottenburg riecht komisch — nach schal gewordenem Wohlstand. Es ist kein
wirklich schlimmer Geruch, nur ein bisschen süßlich, wie ein Parfüm, von dessen
Intensität dir ein bisschen schlecht wird. Während der Jahrzehnte der Mauer
wurde es von Westdeutschland und den USA finanziert. Vorher war es das
Zentrum der deutschen Aufklärung, wo Königin Sophie Charlotte ihr Schloss
erbauen ließ, um hier über die Monaden von Leibnitz zu diskutieren. Es ist auf
jeden Fall immer noch einer der wohlhabendsten Stadtteile, und der Ku’damm ist
die luxuriöseste Straße der Stadt — was auch immer das heißen mag, denn wenn
du in ihrem Herzen ankommst, am Breitscheidplatz und der Gedächtniskirche,
findest du einen KFC, einen Discountbuchladen in einem Keller, einen
Springbrunnen, der wie ein Krebsgeschwür aus Beton aussieht und eine Gruppe
dieser extrem nervenden, inzüchtigen ecuadorianischen Panflötenspieler, die, wo
sie auch hinkommen, jegliche Atmosphäre zunichte machen.
VICE BERLIN | 37
ALI BABA Bleibtreustr. 45 — Als das kleine Mädchen in Mickey Hamouse, dem
Mickey Mouse-Verschnitt aus Gaza (Meine Fresse, habt ihr das gesehen? Wenn
nicht, sofort bei Youtube ansehen!), sagte, dass alle guten Dinge in der Welt mus-
limischen Ursprungs seien, muss sie die Hunderte von billigen Pizzerias in Berlin
gemeint haben, die von Arabern betrieben werden. In dieser hier kriegst du eine
Minipizza für ungefähr einen Euro, und es ist eine der besten. Sagt Mohammed
Hallo — dem Tomatensoßetypen mit der öligen Dauerwelle — er ist ’ne echte Type.
GOOD FRIENDS Kantstr. 30 — Heilige Scheiße, die Typen hier hatten echt ein
goldenes Händchen bei der Wahl ihres Restaurantnamens (allerdings hätte es
auch Good Times heißen können). Und du kannst nicht ganz falsch liegen, wenn
du in ein asiatisches Restaurant gehst, das voll mit Asiaten ist, die auch hier essen.
Das Essen ist der Hammer, der Service ist noch besser (und sehr witzig), und du
kannst dich drauf verlassen, dass du hier völlig besoffen raus torkelst, wenn du
anfängst, ihre komischen Schnäpse zu probieren. Was du unbedingt tun solltest.
CINEMA DE PARIS Kurfürstendamm 211 — Die Leute, die hier arbeiten, denken
dass dieses Gebäude ein einziger großer französischer Tritt in den Arsch ist. Es ist
kein Zufall, dass sie mitten in dem Ku’damm eine französische Sprachschule und
ein französisches Kulturzentrum auf ein französisches Filmtheater packen, in dem
sie ausschließlich französische Filme zeigen. Die hübschen Französinnen, die sich
hier zu Hause fühlen, die Schwulen, die sich hier Avantgarde fühlen und die allge-
meine „Wir haben den Krieg UND Elsass-Lothringen gewonnen“-Atmosphäre
machen aus diesem Ort einen großen Wust aus Schönheit, Perfektion und
Verwirrung. Du willst auf der Stelle Baguette kaufen, dir einen schicken
Elfenbeinhalter an die Zigarette stecken und alles als „le hot shit“ bezeichnen.
Krum
m
e
JoachimsthalerStr.
Zoologisch
Garten
20. 38 | VICE BERLIN
BÜCHERBOGEN Stadtbogen 593 — Dies ist der richtige Ort für arbeitslose
Architekten, Grafikdesigner und Künstler, die eine Pause von ihren Wireless-
Sessions in den nahe gelegenen Wirelesscafés brauchen und sich dabei von einer
der größten Kunstbuchsammlungen Berlins inspirieren lassen wollen. Es ist die
Art Ort, wo du hingehen willst, um zu lesen und dein Wissen an den unfreundli-
chen Angestellten zu testen, bis du merkst, dass sie sich den ganzen Tag mit nichts
anderem beschäftigen, als sich genau darauf vorzubereiten.
KADEWE Tauentzienstr. 21-24 — Um diesen Ort wirklich genießen zu können,
musst du einen Haufen Geld haben, und das passt einfach nicht zu dem Konzept
des Arbeitslos- und Coolseins. An einem typischen Wochentag findest du hier
asiatische Touristen, die Guccihandtaschen, und Russen, die teure Pelze kaufen,
und Leute, die wegen der kostenlosen Probehäppchen auf der sechsten Etage hier
sind. Samstags ist es eine ganz andere Geschichte. Das ist der Tag, an dem die
ganzen Mitte-Kreativen ihre Tagesausflüge in den Westen machen, um Käse und
Browniemischungen aus der amerikanischen Abteilung zu kaufen. Das
Erdgeschoss hat ein unglaubliches Kosmetikangebot, und der oberste Stock hat
so ein krasses Angebot an Lebensmitteln, das es wert ist, nochmals erwähnt zu
werden. Die fünf Stockwerke dazwischen kannst du eigentlich weglassen, außer
du fährst auf tolle Designerklamotten ab, die du dir eh nicht leisten kannst.
KALESCHE Knesebeckstr. 56-58 — Ein gutes Beispiel dafür, was das heutige
Berlin ausmacht. Hier hast du fette Deutsche, die Buletten mit Gurken- und
Kartoffelsalat essen, Zuhälter, die in der Pause ein Bier trinken, und russische
Mafiositypen, die denken, dass sie ausgerechnet hier nicht auffallen, wo die Leute
hinkommen, um deutsch zu sein, sich so zu fühlen und so auszusehen.
CAMERA WORK Kantstr. 149 — Hier gibt es eine der größten Fotosammlungen
der Welt. Es lohnt sich nicht, ihre Grenzen zu testen, denn jede Frage, in der es
um einen speziellen Fotografen geht, wird mit „Ja, Sie können sein oder ihr Werk
hier sehen“ beantwortet werden.
PRENZLAUER BERG
Prenzlauer Berg ist der Ort, wo alle Berliner Schlümpfe wohnen. Sie tragen alle
dieselben Hosen, malen sich ihre Körper blau an, um wie indische Götter auszu-
sehen und laufen den ganzen Tag rum, ohne irgendwelchen Schlumpfjobs nach-
zugehen, weil sie ihre Zeit lieber damit verbringen, ihre Vorstellungen von einer
Karriere als Fotografen weiterzuentwickeln. Die Bevölkerung von Prenzlauer
Berg gehört zu den jüngsten in ganz Deutschland. Sie ist auch die künstlerisch
kreativste, und die dümmste. Die Wichtigtuerei vergeht den Leuten spätestens,
wenn sie 30 werden. Es ist der perfekte Ort, wenn du auf der Suche nach
Studentenfrischfleisch bist, oder wenn du eine/r dieser leicht zurückgebliebenen
jungen Mütter oder Väter bist, die gerne in Bioläden einkaufen.
Übrigens: Die Toiletten in den Häusern wurden bis weit in die 80er gemeinsam
VICE BERLIN | 39
genutzt und hunderte Bäume starben ab, weil aus den veralteten Rohren Gas in
den Boden entwich. Inzwischen sind die meisten renoviert, aber dafür musst du
jetzt über das Klo steigen, um zur Dusche zu kommen.
KONOPKE Schönhauser Allee 44a —Diese direkt unter dem Bahnhof gelegene
Institution gibt es anscheinend schon ewig und viele sagen von ihr, dass sie hier
das beste deutsche Fastfood der Stadt anbieten. Hier ist einfach alles gut, also gibt
es eigentlich nichts hinzuzufügen. Geht einfach verkatert hin und probiert das
komplette Angebot.
KOLLWITZSTR. — Hier wohnen die Leute aus dem Prenzlauer Berg, die einen
richtigen Job haben (David Brooks würde sie „bourgeoise Bohemiens“ nennen). Es
ist außerdem der Ort, mit der landesweit höchsten Dichte an Biosupermärkten,
Biospielzeugläden und Kindern in Designerkinderwagen. Es gibt ein paar ganz hüb-
sche Häuser hier und eine Reihe guter Orte, um etwas zu essen, wie das russische
Restaurant, dessen Namen wir vergessen haben, und eine schicke Bäckerei mit
1028 Sorten hausgemachtem Brot, aber wenn du nicht gerade deinen coolen älte-
ren Cousin, der hier mit seiner supersüßen kleinen Tochter lebt, besuchst, wirst du
Senefelder-
platz
Eberswalder
Straße
Prenzlauer
Allee
Bernauer
Str.
Eberswalder Straße
Topstraße
AlleeSchönhauser
Kremmener
Gneiststr.
Raumer-
straße
Schliemann-
straße
Dunker-
straße
Lettestraße
Lychener
Str.
Danziger
Straße
Knaack-
straße
Kastanienallee
Kastanienallee
Str.
Rheinsberger
Str.
Allee
Choriner
straße
Oderberger
Straße Sredzki str.
Schwedter
Str.
Wolliner
Str.
Arkona-
platz
Fürsten
bergstr.
Swinemünder
Str.
Zionskirch-
platz
Fehrbelliner
Straße
Teutoburger
Pl.
Choriner
Zionskirch-
Str.
Str.
str.
str.
Templiner
Lottu
-
ser
Saarbrü
Straße
Kollwitz-
straße
Wörther Straße
Kollwitz-
platz
Knaack-
str.
Ryke-
straße
straße
Belforter
Str.
DiedenhoferStr.KolmarerStr.
Allee
Metzer
Straße
Mühlhauser
Str.
Raabestr.Heinrich-Rolle
Winsstraße
Immanuelkirchstr.
Prenzlauer
Allee
Marienburger Str.
Winsstraße
Christburger Str.
Jablonskistraße
Chodowieckistraße
Schwedter
Str.
Griebeno
wstr.
Pappel-
allee
Göhr
enerStr.
Senefelder-
straße
Helm-
holtz-
platz Stubbenk.
Str.
HiddenseerStr.
Sredzki-
Husemannstraße
Stargarder Str.
HagenauerStr.
Friedrich-
Ludwig-Jahn-
Sportpark
21. 40 | VICE BERLIN
dich hier extrem langweilen. Am Wochenende gibt es hier auch — richtig geraten —
einen Biostraßenmarkt mit Biobaumwollhüten und Fair Trade Schokoriegeln.
IL DUE FORNI Schönhauser Allee 12 — Definitiv einer der besten Italiener in
Berlin. Er ist billig, er ist schlicht, er ist sehr gut, und er wird von echten italieni-
schen Punks mit Tattoos und Banda Bassotti-T-Shirts betrieben und er ist voll mit
Postern von all den West-Coast Punk und Hardcore-Bands, die du toll fandest,
als du 15 warst. Die Pizzen sind ausgezeichnet, die Gnocchis müssen die besten
im ganzen Land sein und im Sommer machen sie dieses Erdbeer-Tiramisu, das zu
dem absolut Geilsten gehört, das wir je gegessen haben. Manchmal verwandelt
sich der Laden in einen improvisierten Auftrittsort für Bands.
SASAYA Lychener Str. 50 — Einer der besten Japaner in Berlin. Superfrische
Zutaten, seltsame Tofugerichte, und es ist immer voll mit Mitgliedern der kleinen
japanischen Gemeinde Berlins. Mit anderen Worten, ein guter Ort, wenn ihr
Japaner aufreißen wollt, wenn das euer Ding ist (wie wir zum Beispiel). (Sie wissen
aber, dass ihr scharf auf sie seid, und deshalb sind die Chancen, in Berlin eine
Japanerin abzuschleppen, ungefähr so gut, wie einen Star auf der Straße zu treffen.)
FLOHMARKT AM MAUERPARK — In die Berliner Flohmarktszene einzutau-
chen ist ein bisschen so, wie in eine andere Dimension zu reisen, oder in eine
Parallelstadt mit ihren eigenen verwirrenden Stadtteilen und Regeln. Es gibt ungefähr
20 davon, und ständig schießen neue aus dem Boden, und die Unterschiede zwischen
ihnen können beträchtlich sein. Wenn du dich auf dieses harte Spiel einlassen willst,
geh zu Google. Wenn dir die Kraft oder Zeit dazu fehlt, geh einfach zum Mauerpark,
dem Park, wo neben einem Fußballstadium immer noch ein kleines, übrig gebliebe-
nes Stück Mauer steht und wo die Punks jedes Jahr am 1. Mai hingehen, um zu
beweisen, dass sie immer noch die rebellischen Helden unserer Zeit sind. Es ist ein
riesiger Markt und hier gibt es alles, von billigem Schrott bis aufwendig gestalteten
Ständen mit Goldbarren, und außerdem gute Second-Hand-Plattenläden.
GUITAR CENTER Schönhauser Allee 36 — Der beste Instrumenteladen in
Berlin ist in der Kulturbrauerei, eine einstige Brauerei, die jetzt ein vielseitiger kul-
tureller Treffpunkt ist (wie ihr euch sicher durch dem eindeutigen Namen schon
denken konntet). Das Guitar Center hat alles, was du dir immer gewünscht hast,
von schicken neuen Keyboards bis zu den krassesten Vintage-Moogs, von spezi-
ell angefertigten amerikanischen Gibsons bis zu handgefertigten achtsaitigen
Bassgitarren. Zu den Besonderheiten gehört ihre Musiksoftware- und
Computerabteilung und das komplette Stockwerk für Percussionbedarf. Wenn du
hier nicht Bock bekommst, eine Band zu gründen (und dieser Wunsch muss min-
destens anhalten, bis du den Laden wieder verlassen hast), bist du ein seelenloses
und hoffnungsloses menschliches Wesen und solltest sofort in ein
Konzentrationslager deportiert werden (ist nur ein Scherz!).
SUPALIFE KIOSK Raumerstr. 40 — Das hier ist einer von diesen fantastischen,
22. 42 | VICE BERLIN
von seinen Nutzern getragenen Läden, in dem du die ganzen künstlerischen
Ergüsse deines letzten zweitägigen, schlaflosen Kokaingelages abliefern kannst
und sie verkaufen sie für dich. Die Creme des handgemachten Untergrunds (wie
unsere lieben Kumpel von Bongout) verkauft hier ihre einzigartigen Werke, neben
anderen Künstlern, die Sprühschablonen, Klamotten, Bücher, Puppen und andere
tolle und nicht so tolle Sachen anbieten. Sie haben auch eine Galerie (du hast dir
das schon gedacht, oder?), in der normalerweise Arbeiten von ziemlich coolen
internationalen Independent-Künstlern gezeigt werden.
PAIN & INK DEPARTMENT Sredzkistr. 53 — Inzwischen wunderst du dich
sicher schon, warum wir noch keinen einzigen Tattoosalon erwähnt haben
(und warum das hier der einzige in dem ganzen Guide ist). Dafür gibt es einen
sehr einfachen Grund: Weil wir ein Haufen gebildeter Snobs sind und es durch
die 90er geschafft haben, ohne uns tätowieren zu lassen (wir haben studiert,
du verstehst), und immer noch finden, dass Tattoos etwas für Kriminelle und
Loser sind. Trotz alledem haben unsere Freunde Tattoos, und sie haben uns
gesagt, dass das hier das beste Studio der Stadt ist. Der Laden hat eine
Warteliste von drei Monaten, also wirst du die kleine Kirsche, auf der „Berlin“
draufsteht, die du dir gerne als Souvenir von deinem ersten Schulausflug in die
Lendengegend tätowieren lassen wolltest, wohl abschreiben müssen, wenn du
nicht sofort anrufst.
KASTANIENALLEE — Das komische an dieser Ecke ist, dass sie auf der einen
Seite von den Hippies und Politikwissenschaftsstudenten als zu „trendy und
protzig“ angesehen wird, während es Snobs gleichzeitig als so eine Art miese
Hipster-Version der zurückgebliebenen Tochter eines ukrainischen Millionärs
verreißen. Uns interessiert das’n Scheiß. Es ist eine nette Straße zum bummeln,
es gibt doofe Läden und tolle Läden (wie Babel oder dieser Hummusladen, den
ein echt sehr witziger Israeli hat, und ein toller Plattenladen), und es ist hier
im Prinzip nicht viel anders als in einer ähnlichen Straße in jeder beliebigen
Stadt der Welt: der Macht des Kapitalismus entkommt keiner. Wer bist du
denn: Das kleine sensible Mamakind, das immer noch wütend wird, wenn
jemand am Tisch rülpst?
PRATER Kastanienallee 7–9 — Siehst du, was wir meinen? Ein bisschen Scheiße,
ein bisschen Honig. Du kriegst das eine nie ohne das andere. Das hier ist der beste
Biergarten in Berlin und auch einer der ältesten (wenn nicht der älteste). Und der
Laden ist in unserer Gegend, und das ist immer ein Plus. Hier stimmt alles. Es ist
Sonntagmittag um eins und die Sonne scheint. Du triffst ein paar Freunde und
bestellst ein paar Hefeweizen. Du singst, du schreist, du isst eingelegte Gurken
und Würstchen. Und das Letzte, woran du dich erinnern kannst, ist, dass du mit
irgendeinem deutschen Adligen Schach spielst, der mit seiner Centurion Amex
Coke schnüffelt.
VICE STAFF
23. 44 | VICE BERLIN
Berlin wird von vielen als der coolste Ort der Welt bezeichnet, der Ort, an
dem man sein muss. Berlin ist innovativ und extrem, ein Schmelztiegel der
Künste, genau wie die Warhol-Ära in New York, denn hier in Deutschland kann
man genauso modern sein wie irgendwer sonst, mit dem zusätzlichen Vorteil, dass
es hier das beste Bier der Welt gibt. Leider ist das alles kompletter Bullshit. Berlin
ist schmutzig, unsozial und provinziell. Alle, die es hier länger als ein Jahr aushal-
ten, leben entweder von Sozialhilfe, oder sie haben es noch nicht aus der
Minimal-Szene rausgeschafft. Aber warum hört man dann, wenn man durch
Shoreditch, Williamsburg oder jeden beliebigen Hipster-Kiez der Welt läuft stän-
dig, dass jeder Zweite gerade in Berlin war und vorhat dahin zu ziehen, oder
schon dort lebt?! Die Antwort ist leicht: PARTY! Hier ist alles billig, und es kräht
kein Hahn danach, ob du an ’nem Montagabend ausgehst, oder ob du
Sonntagnachmittag in der U-Bahn sitzt und dir von drei Pillen der Körper brum-
mt, denn der Hälfte der Leute da geht es genauso. Hier ist eine kleine Liste der
Clubs und Orte, an denen wir gerne die Sau rauslassen. Es gibt noch so ungefähr
drei Millionen andere.
BAR 25 Holzmarktstr. 25 — Bist du einer von den Leuten, die so komplett auf
Partymodus umschalten, dass sie überhaupt nicht mehr nach Hause gehen? Wenn
PARTYTOWN
Keine Sorge—du bist nicht allein
FotovonJaneStockdale
Irgendeine Hipster-Band im jetzt geschlossenen Club Rio.
24. 46 | VICE BERLIN
ja, ist das hier der Ort für dich. Es sieht aus wie eine Cowboybude, es hat so ziem-
lich das ganze Wochenende ohne Unterbrechung geöffnet, es liegt an der Spree,
und es ist der beste Ort, um all die anderen Freaks, die wie du drauf sind, zu tref-
fen und sich in bizarre Situationen zu verstricken. Hier kriegst du natürlich auch
die komplette Standardausstattung an Dingen, die du für so einen Endlostrip
brauchst (inklusive des Minimal Techno-DJs).
www.bar25.de
COOKIES Friedrichstr., Ecke Unter Den Linden — Anfangs war es ein „Nur-für-
Freunde“-Club, aber inzwischen lassen sie so ziemlich jeden rein, der nicht wie ein
totaler Asi oder ein Skinhead aussieht. Jeden Dienstag oder Donnerstag versam-
melt sich hier eine bunte Mischung aus Partyfreaks, heißen Mädels, Lokalgrößen
und den üblichen DJ/Künstler/Model/Kellner-Typen. Wenn ihr euch nicht sicher
seid, an welchem der beiden Tage ihr ins Cookies gehen sollt, gewinnt der
Donnerstag um eine Nasenlänge. Haha, Nasenlänge ... habt ihr’s verstanden?!
www.cookies-club.de
K17 Pettenkoferstr. 17a — Das K17 ist ein sehr cooler Metal-Club mit so um die
vier Floors, wo sie alle möglichen Arten Metal, Gothic, Punk, Hardcore und der-
gleichen mehr spielen. Sie veranstalten auch Konzerte (Whitehouse haben hier
gespielt), Themenabende und Afterpartys. Vor kurzem haben sie ein eigenes
Hotel eröffnet, das Dark Hostel, das sich direkt um die Ecke befindet — ein tol-
ler Ort, um abzuhängen, wenn du gerne in Särgen schläfst und Mädchen mit
Netzstrümpfen und schwarzem Lippenstift vögelst.
www.k17.de
MAGNET Greifswalder Str. 212/213 — Magnet ist Berlins Multifunktionsclub.
Ob Indiekonzerte, Techno oder Hip-Hop-Jams — im Magnet fühlen sich alle zu
Hause. Unter der Woche, Mittwoch und Donnerstag, gibt es zwei Indie-Disco-
Abende mit Karaoke oder Live-Musik. An den meisten Wochenenden gibt es
Konzerte. Eine solide Institution und der beste Ort um jemanden abzuschleppen.
www.magnet-club.de
PANORAMA BAR/ BERGHAIN/ LAB.ORATORY Rüdersdorfer Str. 70 — Jede
Woche strömen Leute aus Berlin und aus dem Ausland ins Berghain und die
Panoramabar (die Hardcore Schwulenszene geht gleich ins Lab.oratory), um ihre
Partner zu betrügen. Im Einzelnen sieht das dann so aus, dass man von Homos
mit freiem Oberkörper umringt ist, zu Sets der bekanntesten Electro/Techno-DJs
ausflippt und so um die 38-mal am Abend nach Drogen gefragt wird, bzw. wel-
che angeboten bekommt. Dieser Club ist so ziemlich der Inbegriff des Berliner
Nachtlebens: roh, verschwitzt und sexy auf eine schmutzige Art.
www.berghain.de
VICE BERLIN | 47
PICKNICK Dorotheenstr. 90 — Das klassische, altbewährte Muster: man sucht
sich eine Location, baut eine Anlage und eine Bar rein und — fertig ist der Club.
Electro auf einem Floor und trashiger Pop auf dem anderen — alles präsentiert
von Freunden des Hauses. Das ist aber im Prinzip alles egal, da es eigentlich eh
nur darum geht, so viele billige Drinks wie möglich zu konsumieren.
www.anstadtberlin.de
WEST GERMANY Skalitzer Str.133 — West Germany ist eine ehemalige
Arztpraxis im dritten Stock eines Betonblocks am Kottbusser Tor in Kreuzberg.
Die Gigs hier sind meist eher von schrägen Bands, die andere nie buchen würden,
weil sie keinen Mumm haben. In den Laden passen ca. 150 Leute, sie servieren
Drinks in Plastikbechern und grillen im Sommer manchmal auf der Terrasse.
Wenn sie mal was Größeres vorhaben, ziehen sie in den Festsaal Kreuzberg um,
der so eine Art Hochzeitssaal für Türken ist.
www.myspace.com/twistedrobot
BASSY Schönhauser Allee 176a — Hier hängen Rocker, Teddy Boys, Cowboys
und daneben ein paar Mods und haufenweise Tattootypen ab. Touristenfreier,
kleiner Laden mit einem guten Getränkeangebot und einem ziemlich coolen
Musikprogramm inklusive lokaler DJs und Surf/Garage/Rock/Punk-Bands.
www.bassy-club.de
GOLDEN GATE Jannowitz Brücke — Hier trafen sich früher die Hardcore-Kids
um sich Konzerte anzusehen, weil es so superbillig zu mieten war. Es befindet sich
direkt unter den Bahnschienen, ist klein, schmutzig und schimmelig, und der
Sound ist grottig, aber wir hatten hier drin ein paar unserer besten und dreckig-
sten Partys. Jetzt dient es als dunkelster und übelster After-Hour-Laden in der
ganzen Stadt. Wir fanden es aber mit den Hardcore-Kids irgendwie besser.
www.goldengate-berlin.de
WEEKEND Alexanderplatz 5 — Dieser Laden war mal sehr cool, aber wie das
mit den ganzen Läden, die mal cool waren, so ist, ist er jetzt nicht mehr cool. Was
echt schade ist, denn sie haben nach wie vor manchmal ein echt tolles (Electronic)
Musikprogramm, die Location ist der Hammer (im 15. Stock eines Bürogebäudes
mit Glaswänden, durch die man die ganze Stadt sehen kann, wenn man stockbe-
soffen ist), und es ist immer noch ein zuverlässiger Klassiker, aber das Publikum
(Friseure aus den Vorstädten, die sich als Zuhälter verkleidet haben, Möchtegern-
Coole und lokale C-Listen-Berühmtheiten) hat den Laden leider so ziemlich rui-
niert. Man kann nur hoffen, dass die Prolls jetzt, wo sie oben eine Terrasse
aufgemacht haben, zu Hause bleiben, damit der Wind ihnen nicht die gegelten
Frisuren kaputtmacht.
www.week-end-berlin.de
25. 48 | VICE BERLIN
Jeder spricht von Berlin als der einmaligen, schillernden Kunstmetropole. Das
ist auf der einen Seite zwar nicht ganz falsch, aber auf der anderen letztendlich
doch nur ein gottverdammter Mythos. Immer wieder ist die Rede von der
Kreativität, Vitalität und Energie der Stadt, welche Künstler aus aller Welt anzie-
hen. Berlin ist voll von lächerlich aussehenden Typen, also Künstlern in
Arbeitskleidung und Galerien; nur lockt diese nicht das Milieu dieser Stadt, son-
dern schlichtweg die günstigen Mieten. Kurz gesagt: die Arbeitsbedingungen sind
für Künstler paradiesisch. Das bedeutet: viel Raum für wenig Geld. Weniger job-
ben, um die Miete zu finanzieren. Mehr Freizeit, mehr Drogen, mehr
Herumlungern auf Partys, mehr Kunst — ganz einfach.
Die Stadt hat viele — vielleicht zu viele — Kunstinstitutionen, die uneffizient
organisiert sind, eine muffige, langweilige Akademie und schlecht gelaunte
Eingeborene. In London kann man besser shoppen, in Mailand besser essen, in
Stockholm besser flirten, und die Drogen sind in Zürich weniger gestreckt. Aber
NICE PRICE
Berlin ist das Low-Budget-Künstlerparadies
FotovonJaneStockdale
26. 50 | VICE BERLIN
Berlin ist billig. Und so gibt es mittlerweile nicht eine, sondern eine Vielzahl von
wirklich guten Kunstszenen in der Stadt.
Die Galerien können mit ihren Kollegen in London und New York problemlos
mithalten, viele international angesagte Künstler haben Ateliers in der Stadt. Das
Spektrum reicht von off-off Selbstorganisation in Friedrichshain bis zu riesigen
Hochglanzpalästen in Berlin-Mitte. Hier fing auch alles an, als nach dem
Mauerfall viele Künstler und auch Galerien die leer stehenden Räume in diesem
Teil der Stadt in Besitz nahmen. In den darauf folgenden Jahren professionalisier-
te sich diese Szene, neue Galerien zogen aus dem In- und Ausland hinzu. Das
Ausstellungsprojekt KW und die von ihm ausgerichtete Berlin-Biennale war
sicher ein weiterer Katalysator, um Berlin auf die Bühne des internationalen
Kunstgeschehens zu heben. Und nun sind sie alle da, die Künstler und Galerien
und sorgen gewollt oder ungewollt für das Berlin-Image einer so genannten
„kreativen“ Stadt. Herzlichen Dank. Internationale Topgalerien eröffnen ihre
Filialen, Boutiquen werden folgen (oder sind schon da) und erst wenn auch das letz-
te Loft mit einer Starbucks-Filiale belegt ist, ja dann ist es Zeit, nach einer neuen
Stadt Ausschau zu halten (Krakau? Triest?).
Nachfolgend aufgelistet die wichtigsten Galerien für zeitgenössische Kunst in Berlin:
ESTHER SCHIPPER Linienstr. 85 — Man nennt so was wohl minimalistische
Konzeptkunst in Skulptur und Video. Angela Bulloch, Thomas Demand und die
obskuren Arbeiten von Carsten Höller.
PERES PROJECTS Schlesische Str. 26 — Junge hippe Galerie in Kreuzberg.
Peres Projects unterhält auch Galeriefilialen in New York und Los Angeles.
Xavier Peres, der Betreiber, ist bekannt für gesunden Lebenswandel und eine
exquisite Sammlung feinsten Nymphenburger Porzellans der späten dreißiger
Jahre. Klingt nach Traummann? Nun, er ist verlobt mit der Kunstberaterin
Mikaela Neunmeister.
KLOSTERFELDE Zimmerstr. 90/91 — Avantgardistische Malerei von Stephan
FotomitGenehmigungvonGalerieKlosterfelde
VICE BERLIN | 51
Hirsig. Neodada von John Bock, unterhaltsame Filme von Christian Jankowski,
Betreiber Martin „Ingeborg“ Klosterfelde unterhält gemeinsam mit seiner Mutter
Helga-Maria zusätzlich eine Editionsgalerie.
Hat Gerüchten zufolge das höchste Einkommen von allen Berliner Galerien.
GITI NOUBAKSCH Rosenthaler Str. 72 — Exilperserin, verwandt mit dem letzten
lebenden Schah. Junges experimentelles Programm in einem sympathischen
Loftgebäude im neuen Trendviertel Tiergarten-Süd. Ehemalige Galerie von
Superstar Anselm Reyle.
CFA Sophienstr. 21 — Die Partygalerie. Wo Besitzer Bruno und Nicole auftau-
chen, ist immer gute Laune angesagt, und alles was nicht bei drei auf dem Tisch
tanzt, hat verloren. Immer schon viel Engagement für Malerei, u.a. Jonathan
Meese, Daniel Richter bis Peter Doig. Neuer Shootingsstar: Dash Snow [Anm. d.
Red.: Tja, vielleicht für die Kunstszene, er ist nämlich ein guter alter Freund der
Vice-Familie, schaut in der Party Issue nach.], ein mexikanisches
Einwandererkind aus Texas. Neue Galerie von Superstar Anselm Reyle
NEU Phillipstr. 13 — Politisch äußerst korrektes Galerieprogramm mit
Schwerpunkt auf Minderheitenpositionen. Ost/West-Wiedervereinigungsprojekt.
Die beiden Besitzer, ehemals Dresden/Hamburg, haben sich angeblich beim
Baden in der Elbe kennen gelernt. Mehrere auch sehr empfehlenswerte
Galeriefilialen im Stadtgebiet u.a.: Mehringdamm 55, Bless, APC, Grill Royal,
INIT, Pelham u.a.
NEUGIERRIEMSCHNEIDER Linienstr. 155 — Gute, professionell organisierte
Galerie, internationale Mainstreamkunst von Peyton bis Eliasson.
GIUDO W. BAUDACH Oudenarderstr. 16-20 — (steht das W für Winifried oder
Wilhelm?) Ein Riesenareal in Randlage Wedding/Reinickendorf. Guido triffst du
immer mit obligatorischem Truckercap. Männerverschwörung als
Galerieprogramm mit den Herren Butzer, Zipp, Heinzmann und Hofer. Baudach
ist übrigens Atheist.
EIGEN + ART Auguststr. 26 — Gerd Harry Lübke, genannt „Judy“. Unglaubliche
Anzüge, unglaubliche Schuhe. Sachse mit Herz und Seele, bekannt für diskretes und
extrem zurückhaltendes Auftreten. Sein Erfolg mit den Leipziger Malern belegt den
nach wie vor aktuellen Wahrheitsgehalt des Spruches vom Bauern und den Kartoffeln.
MAX HETZLER Zimmerstr. 90-91— Good old Stuttgartboy und ehemals
Kippenbergers Galerist. Stellt heute eine Generation von Künstlern aus, die seine
Kinder sein könnten. Wird gehandelt als die zukünftige Galerie von Superstar
Anselm Reyle.
ARTFUL DODGER
27. 52 | VICE BERLIN
Pissing in public is a DON’T and purple is the
color of sexual frustration but when you’re
wearing records and carrying 30 feet of sail-
ing rope, the rule book gets flushed down the
toilet and we all have to start from scratch.
Representing in 07 is about getting very, very clean, dressing like a preppy asshole from an 80s
movie, and then, at the very last second, sprinkling on just a few pubes of hip hop (the East Berlin
“E.B.” gang sign is a nice touch).
Staying Alive is an awesome movie and when
you combine it with some skin-colored clothes
it becomes an awesome porno.
DOs
28. 54 | VICE BERLIN
Picking up girls who wear tons of make up is
a bummer because, after spending all night
getting to know her, you wake up with fucked
up pillows and somebody you’ve never seen
before.
Germans take everything too far. They took
graffiti from bubble letters to illegible, 3-D,
hyper realist, Escher things and even their
tattoos take about a week to finish looking at.
One watch on a chain is a tasteful piece of
nostalgia. When you add another one, your
nana’s chain, some suspenders, and a vest,
you look like a Romanian magician who lives
in garbage.
Fuck these stupid “dark man” jackets and
the lonely LARP douchebags that wear them.
Dude, you do not look like a hitman who only
comes out at night. You look like an
Australian farmhand with a drinking problem.
DON’Ts
29. 56 | VICE BERLIN
If you’re feeling a little plain why not stick
candies on your ears and wear a sweatshirt
with a drawing of 150 nightmares on it.
This guy looks like a conversation someone is having in jail right know about the first thing they’re
going to do when they get out.
She looks like a little girl that broke into her
mother’s closet and stayed there for 20 years.
You know who else looks like that? Nobody.
Ever.
DOs
30. 58 | VICE BERLIN
DON’Ts
With all the strict laws regarding child abuse
in Germany, parents are forced to resort to
“eye punishments” and “public humiliations”
every time a kid gets out of line.
What’s worse, college kids discovering date rape or college kids discovering rave culture? At least
rape only lasts a few minutes.
You know a band’s set is going long when you
look down at your watch and realize you’ve
become old.
31. 60 | VICE BERLIN
Es ist fünf Uhr morgens. Du kommst gerade aus einer Schwulenbar in deine
kakerlakeninfizierte Wohnung auf der Crackhead-Seite von Bushwick. Du
bist kurz davor im Taxi einzupennen, als ein plötzlicher Gedanke in dir aufleuch-
tet — die Erkenntnis, dass du gerade deine letzten 100 Dollar bis zur nächsten
Gehaltszahlung in Kokain und Alkohol investiert hast, um — leider erfolglos —
zu versuchen, ein Mädchen zu überzeugen, dich mit nach Hause zu nehmen, und
du folglich kein Geld mehr hast, das Taxi zu bezahlen, und du an der nächsten
Ampel deinen Bauch mitsamt seinem Inhalt von sechs, in Whiskey schwimmen-
den Stücken Pizza festhalten musst, um dich mit einem kleinen Spurt schleunigst
zu verpissen. Das ist zwar mit Abstand die cleverste Entscheidung des heutigen
SURVIVING
IN BERLIN
…für fast umsonst FotovonJaneStockdale
Crumpler Berlin Mitte
Rochstrasse 17
1 17 Berlin
Crumpler Berlin Kreuzberg
Nostitzstrasse 23
1 961 Berlin
www crumpler eu
32. 62 | VICE BERLIN
Abends, aber als du das Taxi endlich hinter dir gelassen hast und in der
Kombination aus der von der Anstrengung ausgelösten Atemlosigkeit, Übelkeit
und dem kaltem Schweiß und deinem allgemein bedauernswerten Zustand ver-
suchst, dich zu erinnern, wie du von hier zu Fuß nach Hause kommst, fällt dir ein
weiteres Detail ein — dein Vermieter hat dich am Vortag ausgesperrt, nachdem du
drei Monate lang versäumt hast, die 1000 Dollar Miete für dein cooles (und
unbeheiztes) Appartement im trendigen, hippen Bushwick zu zahlen, und das war
auch der Grund, warum du dich vorhin so ins Zeug gelegt hast,
Seelenverwandtschaft mit diesem Mädchen zu schließen.
Du kollabierst schließlich in einer warmen Pfütze deiner eigenen Kotze, so
warm, dass du das Gefühl hast, dass du wieder im Bauch deiner Mutter gelandet
bist, statt auf dem heruntergekommenen Spielplatz, wo du schutzlos allen mögli-
chen Heavy Wings ausgeliefert bist, und du erinnerst dich, dass dir am heutigen
Abend irgendwann jemand etwas über diese Stadt in Holland oder Deutschland
oder so erzählt hat, wo es coole Clubs gibt, aber die Mieten niedrig sind, wo du
an der Bar kein Trinkgeld zahlen musst und Wasser teurer ist als Bier...
Und an dieser Stelle tauche ich in deinem Delirium auf und erzähle dir wie
Aladins Flaschengeist, wie es da so ist, und wie du dort ein leichtes Leben haben
kannst — so leicht, dass du irgendwann sogar Lust haben wirst, so zu tun, als ob
du bankrott wärst und dein Vermieter dich rausgeworfen hat, bloß um mal wie-
der das Gefühl zu haben, wie es ist, wenn du ein richtiges Leben mit richtigen
Problemen hast.
LOS GEHT’S — Rechne nicht damit, in den ersten drei oder mehr Monaten Geld
zu verdienen (das ist die Zeit, in der du richtig durchdrehst, weil du nicht jeden
Tag die Woche ausgehen kannst und weil du damit nicht alleine bist). Du solltest
also ausreichend Geld für diesen Zeitraum mitbringen — aber keine Sorge, wenn
du meine Ratschläge aufmerksam befolgst, sind 1000 Euro für diesen Zeitraum
schon reichlich bemessen. Und wenn du von außerhalb der EU kommst, läuft
nach dieser Zeit auch dein Visum ab, aber mach dir darüber mal keine Sorgen.
Du wirst merken, dass es verschiedene Möglichkeiten gibt, das zu umgehen, die
ich dir hier nicht genauer erklären kann, aber solange du nicht verhaftet wirst,
während du illegal hier bist, geht das in Ordnung — es gibt viele, die es so
machen. Scheiß drauf, wir machen es alle so.
WOHNEN — Es gibt jede Menge gute Wohnungssuch-Websites, auf denen du
schon für 150 Euro ein echt tolles Zimmer finden kannst, wenn du es richtig machst,
aber eigentlich willst du das gar nicht. Sie lassen dich eine Kaution bezahlen und
misstrauen deinen schmutzigen Turnschuhen. Außerdem lieben die Deutschen
Mitbewohner-Auswahlgespräche. Du wirst stundenlang festsitzen und mit einem
VICE BERLIN | 63
einsamen, fetten Biologiestudenten Joints rauchen und Kräutertee trinken, während
er endlos über die Wichtigkeit der Mülltrennung und die Regeln des
Zusammenlebens schwadroniert. Das solltest du dir ersparen.
Besser ist es, ein paar Freunde von Freunden oder sogar entfernte Bekannte von
entfernten Bekannten auf Myspace aufzuspüren und sie damit zu nerven, dich
doch eine Weile bei sich wohnen zu lassen, indem du so tust, als ob ihr schon ewig
die besten Freunde seid.
Der Grund, dass das in Berlin besser funktioniert als anderswo ist, dass jeder
hier mal als Penner angefangen hat und sie sich daher besser in deine Lage verset-
zen können. Außerdem haben sie in der Regel Platz übrig. Du solltest aber da-
rauf achten, dass sie es mit dem Müll Runterbringen nicht so eng sehen und
sowieso keinen Überblick haben, wie viele Leute zu einem beliebigen Zeitpunkt
dort wohnen.
Wenn das nicht funktioniert, schau doch mal auf Websites wie globalfreeloa-
der oder couchsurfing.com nach. Es gibt auch irgendwo ein Hostel, in dem du im
Austausch für Arbeit umsonst wohnen kannst, aber wir haben den Namen ver-
gessen und du wirst es selber rausfinden müssen.
Wenn du unbedingt alleine wohnen willst, sind die Stichworte „Ofenheizung“
(Solltest du im Winter aber um jeden Preis vermeiden. Glaub es uns einfach.) oder
„unsanierter Altbau“ (zerfallendes Gebäude, mit abblätterndem Putz und wahr-
scheinlich einer nicht funktionierenden Dusche in der Küche).
ESSEN — Die Uni-Mensa, aber du brauchst einen Studentenausweis. Hier ist
etwas, was echt Spaß macht: Check die ganzen hippen Bars und Galerien aus, die
leckeres Essen umsonst anbieten, wie das Pampero am Dienstag (Man muss
jemanden von denen kennen, aber es ist mehr eine Formalität am Einlass zu
sagen: „Ich kenne X.“), oder das Bergstübl. Dann gibt es noch die vielen
Weinbars, die Essen anbieten und in denen du bezahlen kannst, was du möch-
test — du kannst also einen Euro für das Glas bezahlen und dich dann zu Tode
fressen bzw. saufen und dann entweder weglaufen oder eine Hand voll sehr klei-
ner Münzen in das Geldglas tun. Manchmal haben sie noch nicht mal ein
Geldglas, sondern nur einen großen, schwarzen Sack, und du kannst so tun, als
würdest du Geld rein tun und stattdessen welches rausnehmen. Wir hoffen, dass
es kein Karma gibt, denn sonst sind wir echt dran. Du solltest allerdings etwas
diskreter vorgehen, als wir es hier beschrieben haben, denn trotz der scheinbar
lockeren Einstellung des Konzepts warten sie immer nur darauf, ihre Zähne in
jemanden zu versenken, der das System ausnutzt. Das am oberen Ende des
Weinbergwegs ist eine von denen, die du relativ leicht bescheißen kannst.
Außerdem kannst du dich natürlich an die Pennertricks halten und vor
Supermärkten betteln oder vorm Ausgang einer Fastfood-Kette vor Ladenschluss,
33. 64 | VICE BERLIN
oder dich mittags an einer Kirche anstellen. Du wirst überrascht sein, wie viele
Hipster da rumhängen. Aber im Ernst, die Stadt ist voller ziemlich anständiger
Döner- und Würstchenbuden, wo du für 50 bis 90 Cent schon was Einfaches zu
essen kriegst.
Dein Cholesterinspiegel und deine Klamotten werden nicht glücklich darüber
sein, aber was soll’s. Falls dich nichts hiervon überzeugt und du darauf bestehst
für dein Essen zu zahlen, solltest du in eine Uni-Mensa gehen, oder zu Ikea fah-
ren und nach dem Tagesangebot Ausschau halten (normalerweise unter vier
Euro) und dir so oft kostenlos Getränke nachholen, wie du willst.
Wenn du kein Snob bist und es dir nichts ausmacht, in üble Gegenden wie
Neukölln zu fahren, kannst du dort noch einen Döner mit dem vollen Programm
für 70 Cent kriegen.
ALK UND DROGE N — Bier ist hier wirklich billiger als Wasser. Das ist kein
Witz, sondern die schlichte Wahrheit. Geh doch in den Supermarkt und sieh es
dir verdammt nochmal an. Wenigstens, wenn du es nicht in einer Bar kaufst, aber
es gibt genug Läden, die die ganze Nacht aufhaben und Bier für 60 oder 70 Cent
den halben Liter verkaufen (im Plus kriegt man Bier für ganze 20 Cent), also
kannst du, wenn du mit ein paar Freuden in einer Bar sitzt, einfach so tun, als
würdest du aufs Klo gehen und stattdessen schnell zum Döner rüberschnipsen
und so schnell eins hinterkippen, dass dir der Bauch davon weh tut, und zurück
sein, bevor jemand auf den Gedanken kommt, dass du ein Geizhals sein könntest.
Hmm, was sag ich, in Berlin tun sogar reiche Leute so, als wären sie
Pfennigfuchser, also brauchst du nicht wirklich ein Hehl daraus zu machen.
Ausstellungseröffnungen, die üblichen Anlaufstellen für jeden Schmarotzer, der
sein Geld wert ist, sind in Berlin nicht so verlässlich, es sei denn, man geht zu
einer Bank oder ins Guggenheim oder irgendwas Schickeres. Und meistens
braucht man da eine Einladung.
Mach es wie alle anderen auch (das gilt für Alkohol und Drogen): werde DJ.
In dieser Stadt ist sowieso jeder DJ, du musst also noch nicht mal richtig auflegen
können. Zieh dir einfach was Komisches an und sprich mit einem komischen
Akzent. Freunde dich mit den Barleuten, Securitytypen und Stammkunden an.
Bald wirst du in einem Ozean von Betäubungsmitteln schwimmen. Widme ihnen
von Zeit zu Zeit ein Lied. Der Trick funktioniert nicht nur, um high zu werden,
sondern er verschafft dir auch freien Eintritt zu Clubs, und Zugang zu kostenlo-
sen Werbe-T-Shirts von schwulen Designern, die du treffen wirst und die damit
ihre „Marke promoten“, und du wirst gelegentlich auch einen Fick landen.
Wenn dir dazu das Talent und die Klamotten fehlen, lauf einfach in den Clubs
rum, sammel Gläser ein und bring sie zur Bar zurück. Du kriegst einen ganzen
Euro für jedes dieser Scheißdinger. Richtig gehört, für drei leere Gläser kriegst du
VICE BERLIN | 65
ein Bier. Du kannst das die ganze Nacht lang machen, aber du solltest ein bisschen
diskret sein, sonst wirst du für immer geext. Berlin — einzige Stadt der Welt, in
der sie dich fürs Saufen bezahlen!
VERKEHRSMITTE L — Berlin ist groß, aber das sollte dich nicht verunsichern,
denn du wirst deinen Arsch nicht aus Mitte, Prenzlauer Berg und Kreuzberg raus-
bewegen. Es ist sogar eher wahrscheinlich, dass du einfach in der Ecke bleibst, in
der du wohnst. Wie dem auch sei, du hast sicher gemerkt, dass alle hier Fahrräder
haben, und du wirst folglich auch eins brauchen. Hör dich um, kuck auf örtlichen
Versteigerungswebsites nach, borg dir eins oder kauf eins auf dem Flohmarkt am
Nordbahnhof. Egal, wofür du dich entscheidest, nimm das billigste und beschis-
senste, denn es wird dir eh geklaut. Die Einzigen, die sich richtige Fahrräder kau-
fen, sind Trekkingfreaks und Biopärchen. Gib das Geld lieber für ein ordentliches
Schloss aus und lass es nie unangeschlossen rumstehen.
Wenn du nicht Fahrrad fahren kannst, weil du eine kleines Mamakind bist
oder es draußen -17° sind, gibt es immer noch den öffentlichen Nahverkehr:
Busse, Züge und diese Dinger, die die Straße langfahren und Straßenbahnen
genannt werden. Du kannst die Fahrpläne online checken, aber der Service ist
ziemlich ok und am Wochenende noch besser. Wenn du schon mal ein öffentliches
Verkehrsmittel benutzt hast, wirst du gemerkt haben, dass die
Fahrkartenkontrolle ziemlich locker gehandhabt wird. Bevor du total durch-
drehst und meinst, die Berliner Verkehrsmittel seien komplett umsonst, solltest du
aber ein paar Tricks drauf haben und lernen, die Kontrolleure rechtzeitig zu
erkennen. Kauf dir ein Ticket aber stemple es nicht ab. Wenn du erwischt wirst,
sprichst du kein Deutsch und hast das Ticket, von einem Kumpel gekriegt, bei
dem du wohnst und der gesagt hat, dass das alles ist, was du brauchst. Meistens
kommst du damit durch und musst nur ein neues Ticket kaufen und entwerten.
Wenn du einen ausländischen Pass oder Studentenausweis hast, sollte das ausrei-
chen. Vergiss trotzdem nicht, dass die BVG-Kontrolleure der schlimmste
Abschaum sind und oft versuchen werden, dich trotzdem abzuzocken. Wenn sie
dich erwischen, gilt folgende Regel: Sie müssen dir eine Rechnung geben, die du
innerhalb der nächsten Tage bezahlen musst, und es sollte 40 Euro kosten. Lass
dich nicht von dem ganzen „Wir rufen die Polizei“-Ding einschüchtern. Und gib
ihnen nie Cash, denn sobald du dich umdrehst, zerreißen sie die Rechnung und
behalten das Geld selber. Das gleiche gilt für den Bus und die Bahn. Mit ein biss-
chen Übung lernst du, wie man sie erkennt: Sie sehen wie besoffene Undercover-
Penner aus und stehen zusammen am Bahnhof, aber trennen sich, wenn der Zug
kommt. Einer geht durch die linke Tür und der andere durch die rechte. Warte
einfach bis zur letzten Sekunde und steig dann in den richtigen Wagen. Wenn du
ein kleiner bourgeoiser Sack bist, nimm einfach ein Taxi. Wenn du nur eine kurze
34. 66 | VICE BERLIN
Entfernung fährst (max. drei Kilometer), frag nach einer „Kurzstrecke“ und du
bezahlst nur 3,50 Euro, egal, wo du hinfährst. Und derselbe beschissene Trick mit
dem Wegrennen, wenn es grün wird, den du in deiner Heimatstadt nutzt, funk-
tioniert in Berlin auch. Du musst nur beten, dass der Türke keine 9 mm unter sei-
nem Sitz versteckt hat. Kleiner Scherz ...
GELD VERDIENEN — Das Schwierigste. Keinen Job zu haben, ist hierzulande
das größte Problem. Für jemanden ohne Sprachkenntnisse oder ein Visum sind
die Möglichkeiten dünn gesät. Und eigentlich bist du ja auch nicht nach Berlin
gekommen, um einen Job zu suchen, oder? Wenn es trotzdem sein muss, gelten
die selben Regeln wie für Alkohol, Drogen und Wohnraum, die wir oben
beschrieben haben.
Ihr könnt es in englischsprachigen Firmen, Galerien oder Bars versuchen, oder
in einem dieser Keller mit leeren Tischen voller Leute, die so tun, als würden sie
an ihren Laptops arbeiten (davon gibt es in Mitte und Prenzlauer Berg mehr als
genug). Geh einfach hin und sei kreativ und tu so, als wärst du nicht so scheiße,
wie du in Wirklichkeit bist. Dann gibt es auch noch solche Telefon-Interview-
Firmen, deren Erfolg auf der Ausbeutung tausender anderer armer Jugendlicher
wie dir aus anderen zivilisierten Ländern basiert. Sie fragen nicht nach einer
Arbeitserlaubnis und bezahlen ganz ordentlich.
Der absolute Oberdeal, die richtige Absahne, ist, Wohnungen auf Craigslist.
für das Fünffache ihres Wertes an ahnungslose Touristen unterzuvermieten. Geh
einfach mal drauf und kuck es dir selber an. Jetzt mal im Ernst, denk gar nicht
erst dran zu arbeiten. Lern einfach genug Deutsch, um an der Uni angenommen
zu werden: So kriegst du immer genug Frischfleisch, billige Getränke und Essen
und, wenn du arm genug bist, Geld vom Staat (obwohl ihr die Hälfte zurückzah-
len müsst, aber wenn es soweit ist, lebt ihr wahrscheinlich eh nicht mehr hier).
Das ist das Leben, oder?
Oh, fast hätten wir es vergessen. Checkt www.jiwire.com und
www.eyebeam.org für kostenlose Hotspots.
FotosvonJaneStockdale
35. 68 | VICE BERLIN
SKATEN IN BERLIN
Es ist so verdammt einfach
Wir wollten euch wirklich gern die besten Skate-Plätze, die coolsten Skater, die
Insider Tipps, und all diesen ganzen Scheiß zeigen. Dann ist uns klar gewor-
den, dass wir das letzte Mal in den 80ern skaten waren (und übrigens, eine kleine
Message für die Skateboardindustrie da draußen: macht bitte wieder diese
Skateboarddesigns von Rob Roskopp und Jason Jesse und vergesst das hässliche
Zeug, das ihr heutzutage macht). Darum dachten wir uns, dass es sicher besser
wäre, mit ein paar Pros und Leuten aus der Szene zu reden (keiner von denen kann
wirklich schreiben) damit ihr Skater und Möchtegernskater nachher nicht sagen
könnt, dass ein Haufen Versager wie wir dir nicht erzählen können, wo’s lang geht.
MARKUS HECHT, 28, Titus Berlin
Vice: Was ist das Besondere an der Berliner Szene?
Markus: Angeblich soll es über 5000 Skater in Berlin geben. Das halte ich für ein
Gerücht, ich würde sagen, es sind eher um die 500.
Das ist Günni (Team Rider Zoo York) am Kulturforum.
FotovonChristophVoy.
36. 70 | VICE BERLIN
Ist es gut, dass die Szene so klein ist?
Im Unterschied zu den Staaten sehe ich hier keine großen Skatecrews oder
Gruppen, sondern eher einzelne Skater. Aber das ist auch nicht unbedingt etwas
Schlechtes. Die Skater hier nehmen es viel ernster und vergessen manchmal, ein-
fach Spaß zu haben. Ich sehe Skaten mehr als eine Art Aspahltsurfing, statt mich
zu ärgern, dass ich einen Trick nicht hingekriegt habe.
Wie ist die Polizei drauf?
Die sind total relaxt. An manchen Spots kannst du zu bestimmten Zeiten nicht
skaten, aber das war’s auch schon.
Und was ist mit den ganzen jungen Skatern heutzutage, die Dior Homme und
enge Jeans tragen?
Hä? Ich kenne keinen Skater mit Dior Slim Fits. Ich denke, die sind ’ne Spur zu
teuer, um sie bei einem ordentlichen Slam zu zerrocken! Slim Fits wurden schon
von Skate Companies gemacht, als noch nicht daran zu denken war, dass Mr.
Slimane Hosen auf den Markt bringt, die von Hipstern missbraucht werden.
Slimane kleidet Rockstars ein. Wenn du meinst, dass Skater heutzutage wie Dior-
Freaks aussehen, dann ist das ein Schritt zurück zu den Wurzeln. Skaterpioniere
wie Tony Alva und Jay Adams hatten auch Rockstar-Format.
MACK MCKELTON, 21, Pro Skater
Vice: Wie lange skatest du schon?
Mack: Es ist bei mir so ähnlich gelaufen, wie es in all den abgefuckten
Skaterfilmen gezeigt wird. Erst habe ich gesurft und dann bin ich vor sieben
Jahren von Südafrika hierher gezogen und begann zu skaten.
Was macht das Skaten in Berlin aus?
Berlin ist eine Mischung aus allen möglichen Leuten mit den verschiedensten
Hintergründen und daher entwickelt das Skaten immer neue Elemente und
Richtungen, so ähnlich wie bei den anderen Kunstbewegungen in Berlin auch.
Kunstbewegungen?
Du weißt doch, was ich meine! Berlin ist so groß und ständig tauchen irgend-
welche neuen Gebäude oder neue Architekturformen auf. Jetzt haben wir zum
FotosvonJaneStockdaleundChristophVoy
VICE BERLIN | 71
Beispiel die Skatehalle in der Revaler Straße 99. Die Halfpipe da wird von dem
Club Cassiopeia nebenan finanziert, also ist das Bier, was du da trinkst, für
einen guten Zweck. Das ist übrigens momentan die größte Halfpipe Europas.
Dann haben wir noch eine andere private Skatehalle in der Nähe des
Hauptbahnhofs, die Bernds Wohnzimmer heißt. Die sind beide ziemlich cool.
Was sind deine Lieblingsspots?
Das Kulturforum. Der Boden ist fein polierter Granit mit Blöcken, Stufen und
Geländern, in einer Umgebung, die nichts von einem Skatepark hat. Es ist per-
fekt zum Streetskaten. Wir haben eine mündliche Vereinbarung mit den
Security-Leuten, dass wir immer da skaten können, wenn sie geschlossen haben.
Ich mag auch das Polendenkmal, weil die Stufen kein Geländer haben und du
deshalb dort die perfekten Flip Tricks machen kannst. Es ist dort außerdem
meistens leer. Die einzigen Touristen sind Skatetouristen
STEPHAN GÜNTHER, 23, Pro Skater
Vice: Wo skatest du am liebsten?
Günni: Mein Lieblingsplatz ist auf jeden Fall das Polendenkmal. Das sind ein-
fach die besten Stufen, die ich kenne. Da ist alles perfekt. An der Titte fahr ich
auch sehr gern. Der Spot ist direkt daneben und ist einfach nur ein kleiner
Betonhügel, aus dem man sich ganz gut rausschanzen kann.
Wie umgehst du Stress mit der Polizei?
Ich hatte noch nie Ärger mit der Polizei in Berlin, aber eigentlich ist es dort
genauso wie überall. Entweder du hast Pech und wirst gleich gekickt, oder sie
sind cool und lassen dich noch ein paar Minuten skaten. Wenn du nett zu ihnen
bist, ist es ihnen eigentlich scheißegal, wo du Skateboard fährst!!!
Was würdest du einem Skater, der noch nie hier war, über Berlin erzählen?
Ich finde Berlin super zum Skaten, es gibt viele verschiedene geile Spots. Ich war
leider noch nicht allzu oft Streetskaten, aber an den bekannten Plätzen, wie
Baustellen, macht es mir richtig Spaß! Aus Berlin kommen sehr viele gute
Skateboardfahrer, und die Leute sind ziemlich entspannt unterwegs …
Warum nennt man dich Günni?
Keine Ahnung, wie der Name entstanden ist. Meine Kumpels nennen mich
schon so, seit ich vor elf Jahren angefangen habe zu skateboarden.
CELINE KNELLER
www.zoo-york.netPräsentiert von
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AFTER HOUR — Viele Leute denken, dass Berlin erst durch Minimal
Techno zu so einer modernen Stadt wurde. Das ist Schwachsinn. After
Hours gab es schon lange bevor diese abgemagerten Tunten auftauchten, die aus-
sahen wie Krebspatienten im Endstadium, und meinten, es hätte irgendwas mit
Kunst und Philosophie zu tun, sich an einem Montagmorgen Drogen einzufahren.
After Hours sind der Dreh- und Angelpunkt des morgendlichen Lebens in Berlin,
der Traum eines jeden gestandenen Partymonsters, ein Königreich der Exzesse und
der Weisheit. Jeder muss mal da gewesen sein, also geh wenigstens einmal, ernied-
rige dich und genieße es (aber fang keinen Stress mit den Securitys an).
BRANDENBURGER GERÄT — Falls dir mal ein Mädchen mit wasserstoff-
blonder Dauerwelle, pinken Caprihosen und weißen Buffalos begegnet und
sie auch noch Mandy heißt, dann Glückwunsch: Du hast gerade dein erstes
Brandenburger Gerät getroffen. Mandys, Tracys und Cindys kommen normaler-
weise aus dem ehemaligen DDR-Teil der Stadt oder aus einem der Drecklöcher
der Umgebung, wo die Arbeitslosenrate bei über 80% liegt. Der Freund von
Mandy heißt wahrscheinlich Maik (die Russen haben den Ossis nicht erklärt, wie
BERLIN VON A BIS Z
FotovonJaneStockdale
Das ist nicht in Freiburg, du Idiot, dass ist der Karneval der Kulturen.