2. Einführung in die Semiotik
Umberto Eco
1932 in Alessandria/Piemont geboren
Studium der Philosophie und Literaturwissenschaft in Turin
Eco gilt als Schriftsteller, Philosoph, Medienwissenschafter und
bedeutendster, zeitgenössischer Semiotiker (Zeichentheoretiker).
Wissenschaftliches Hauptwerk 1968, Deutsch 1972: Einführung in die Semiotik
Ab 1975 Professur am Lehrstuhl für Semiotik, Universität Bologna
seit 2008 Professor emeritus.
„Eco versteht die Bedeutung eines Textes als Ergebnis
eines Kommunikationsprozesses zwischen Text und Leser.
Die jeweilige Interpretation hängt davon ab, welches Weltwissen
und welche Codes der Leser an den Text heranträgt, um ihn zu verstehen“.
Quelle: Semitotische Hermeneutik (Onlinequelle)
Bekannte literarische Werke:
Der Name der Rose,
Das Foucaulsche Pendel,
Die Insel des vorigen Tages,
Der Friedhof in Prag.
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Semiologie oder Semiotik?
Semiologie
Der französische Linguist Saussure benannte die Semiologie
als eine Lehre der Zeichen im Gebrauch durch die Gesellschaft
und ortete die Sprachwissenschaft als Teil der Zeichentheorie.
Semiotik
Dem griechischen „semeion“ (Zeichen, Signal) entlehnt.
Nach Charles S. Peirce ist die Semiotik
nicht nur die Grundlage der Kommunikation,
sondern auchVoraussetzung jedes Denkens,
denn jedes Denken ist ein Denken in Zeichen.
Einführung in die Semiotik
Eco übernimmt in seinem wissensch.Werk den Ansatz von Peirce
und entschließt sich, den 1969 durch ein internationales Komitee
gefassten Beschluss, den Terminus Semiotik anzuwenden.
Wenn nicht anders angegeben,
so stammen alle Zitate im vorliegenden Werk aus:
U. Eco: Einführung in die Semiotik, München 1972
Foto: H. Mittendorfer
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Das Sem
Foto: H. Mittendorfer
„Ein Sem ist ein besonderes
Zeichen, dessen Signifikat nicht
einem Zeichen entspricht,
sondern einer Aussage der
Sprache“. (Seite 236)
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Defintion nach Peirce
„Diese Semiotik, die Peirce an anderer Stelle Logik
nennt, stellt sich dar, als eine Lehre von den Zeichen.“
„Peirce meint: in einer Beziehung Stimulus - Respons
stellt sich eine Beziehung zwischen zwei Polen,
dem stimulierenden Pol und den stimulierten Pol,
ohne jedeVermittlung her“.
„In einem Semiose-Verhältnis aber
ist der Stimuls ein Zeichen,
das, um eine Reaktion hervorbringen zu können,
von einem drittelen Element vermittelt werden muss,
(so)dass das Zeichen sein Objekt
für den Empfänger darstellt“. (alle Seite: 29)Foto (Grein a.d. Donau): H. Mittendorfer
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DieVermittler
Interpretans
„Ist das was, die Gültigkeit des Zeichensausches
in Abwesenheit des Interpreten garantiert“. (Seite 77).
Sinn
„Der Sinn bestimmt sich hier genauer als eine Wahl, die der Empfänger eines Zeichens
(und der Sender als er daran dachte, wie das Zeichen interpretiert werden sollte)
unter den verschiedenen Möglichkeiten trifft“. (vgl. Seite 119).
Signifikat
„Wenn wir einen Gegenstand erkennen, dann schreiben wir einer signifikanten Konfiguration
ein Signifikat aufgrund von ikonischen Codes zu“. (Seite 256).
Verweis auf einen Code
„Zum Wissenschatz eines Mitteilenden gehören ein Code und eine Reihe von Subcodes,
deren Auswahl von einer Reihe von Umständen bestimmt wird ...
vor allem die Gesamtheit des Wissenschatzes der Empfänger“. (vgl. Seite 67).
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Was vermittelt die Darstellung?
Foto (Ausschnitt Gedächtniskirche, Berlin): H. Mittendorfer
Unterscheiden Sie das was Sie sehen,
von dem was es (für Sie) bedeutet.
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Denotation - Konnotation
Foto: H. Mittendorfer
Denotation (meaning): eigentliche, rationale,
überpersonelle, funktionale Bedeutung.
Konnotation: ideologische, emotionale, rhetorisch-
stilistische, kulturell bedingte Bedeutung.
Beispiel:
„Die hierorts abgebildete Fotografie ist für die
überwiegende Zahl der Betrachter ohne Denotation
(welcher Ort, welches Gebäude ist abgebildet?)
aber reich an Konnotationen (Baustil, sakrale Kunst,
religiöse Botschaften, Betrachter)“. (vgl. Seite 106)
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Denotation der Fotos auf Folie 7 und 8: Skulptur der
apokalyptischen Reiter vor der Gedächtniskirche in Berlin 2009.
Mögliche Konnotation des Fotos auf Folie 7: “Apokalypse now“
vermittelt durch einen fotografischen Code.
Foto (Skulptur vor der Gedächtniskirche, Berlin 11.8.2009): H. Mittendorfer
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„Peirce bemerkte, dass ein Index etwas sei,
was die Aufmerksamkeit auf den angezeigten
Gegenstand mittles eines blinden Impulses richtet“.
„Jeder visuelle Index teilt mir aber - durch einen
mehr oder weniger blinden Impuls - aufgrund eines
Systems von Konventionen oder eines Systems von
erlernten Erfahrungen etwas mit“.
(Seite199)
Index
Foto (Fußgängerampel, Pairs): H. Mittendorfer
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„Ein iconisches Zeichen besitzt die Eigenschaften
des dargestellten Gegenstandes nicht“.
Es ist ihm höchstens (in seiner Formgebung,Anm, d.V.) ähnlich.
„Es reproduziert einige Bedinungen der gewöhnlichen
Wahrnehmung auf Grund von Wahrnehmungscodes“.
„Es selektioniert diejenigen Stiumli, die es erlauben, dieselbe
Wahrnehmungsstrukur aufzubauen, wie die vom iconischen
Zeichen denotierte wirkliche Erfahrung“. (alle Seite 202)
„.. a house is an icon of the cultural form or complex
combination of forms of which it is a material expression.“.
(Seite 84):
Icon
Ikonographie: H. Mittendorfer
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Foto (Paris): H. Mittendorfer
„Das gastronomische Ikon liegt dann vor,
wenn eine Eigenschaft eines Gegenstandes (Austern)
in ihrer starken Repräsentativität
direkt unsere Begierde stimuliert,
statt sich darauf zu beschränken
die physische Konsistenz des Gegenstandes zu denotieren.
(Die im Zweifelsfalle - wie in der gegenwärtigen Abbildung,
kontraproduktiv sein könnte,Anmerkung d.V.)“.
(vgl. Seite 272)
Gastronomisches Ikon
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„.. in diesem Fall haben wir ein Symbol im Sinne von Peirce,
ein willkürliches Zeichen.“ (Seite: 82)
Das Symbol ist dem denotierten nicht ähnlich.
„Das Referens ist nämlich
der vom Symbol benannte Gegenstand“. (Seite 70)
„Das Symbol als rein physikalisches Ereignis, konnotiert für
den Menschen - im Gegensatz zur Maschine - auch noch
etwas“. (vgl. Seite 65)
„Archetypische Symbole (Sonne,Vogel, Schlange) fügen sich in
ein Netz neuer Bilder die sich häufig auf archaische,
ikonografische Codifizierungen beziehen“. (Architektur,
Anm.d.V.)“. (vlg. Seite 354)
Symbol
Foto: H. Mittendorfer
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Wahrnehmungscodes - sind Gegenstand der Psychologie.
Erkennungscodes - „die Streifen des Zebra“ (Seite: 205)
„Übertragungscodes - stellen die (technischen) Bedingungen
der sinnlichen Wahrnehmung her und determinieren somit
auch den ästhetischen Ausdruck der Botschaft“.
„Tonale Codes - sind besondere Intonationen der Zeichen:
Stärke, Anmut,Ausdruckvoll“.
„Ikonische Codes - Figuren, Zeichen, Aussagen“
(alle vgl: Seite 246)
Codes
Künstler: Sepp Moser
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Welche Bedeutung wird vermittelt?
Foto (memento mortem): H. Mittendorfer
Tonaler Code: Reichtum, Überschwang, Gold und Tod
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Welche Bedeutung wird vermittelt?
Foto (Berlin, east side gallery): H. Mittendorfer
Ikonischer Code
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audiovisueller Code
Ikonographie: H. Mittendorfer
„Der kinematographische Code codifiziert
die Reproduzierbarkeit der Wirklichkeit
durch kinematographische Apparate.
Die kinematographische Denotation hat das Kino mit dem
Fernsehen (und denVideos,Anmkerung d.V.) gemeinsam.
Pasolini hat vorgeschlagen, diese Kommunikationsform
adiovisuell zu nennen“.(vgl. Seite 250)
„Der filmische Code hingegen,
codifiziert bestimmte Erzählreglen.
(Diese unterscheiden auch dasVideo vom Film,
Anmerkung d.V.) “ (vlg. Seite 250)
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Foto (Paris, April 2011): H. Mittendorfer
„Die Reklamecodes funktionieren
auf einem doppelten Register:
a) einem verbalen und
b) einem visuellen.
Es ist ausführlich gezeigt worden,
dass das verbale Register hauptsächlich die Funktion hat,
die Botschaft zu verankern,
weil die visuelle Botschaft oft als zweideutig
und als begrifflich verschieden zu erfassen erscheint “.
(Seite 271)
Werbung (Reklame)
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