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Rauchgassimulation,
Evakuierungsanalyse und
Bauteilbemessung für ein großes
Shopping Center
Centrum Galerie Dresden



Dr. Jochen Zehfuß
Niederlassungsleiter Hamburg
                                            www.centrumgalerie.de
hhpberlin Ingenieure für Brandschutz GmbH
                                                                    1
vfdb-Jahresfachtagung, Berlin, 31.05.2011
Inhaltsübersicht
•   Einführung
•   Leistungsbasierte Brandschutznachweise
•   Anwendung des vfdb-Leitfadens
•   Beispiele
•   Zusammenfassung und Ausblick




                                             2
Brandschutz-Nachweis
                     Bauaufsichtliche
                       Schutzziele
                                  Leistungsbasierter Nachweis
 Präskriptives Vorgehen
                                      (schutzzielorientiert)

    Vorgeschriebene
  Anforderungen (LBO,
     SonderbauVO)                              Nachweis
                                        mit Ingenieurmethoden

                 Abweichung


                Kompensation


       Erfüllung der bauaufsichtlichen Schutzziele              3
Leistungsbasierter Nachweis mit
vfdb-Leitfaden
 •   Rettungswege
 •   Rauchableitung
 •   Brandausbreitung
 •   Bauteile und Tragwerk




                                  4
Beispiel Centrum Galerie Dresden
 •   120 Geschäfte, Gastronomie, Kita, Garage
 •   52.000 m² Verkaufsfläche (40.000 m² Bauteil 1)
 •   290 Mio € Invest, Betreiber Multi Development




          Lageplan einfügen




                                            5         5
Beispiel Centrum Galerie Dresden
 •   Max. Ausdehnung 180 m x 125 m
 •   UG – 4. OG => GK 5, kein Hochhaus
 •   Nutzung Verkauf, Garage, Büro => Sonderbau
 •   Brandschutzkonzept von hhpberlin




                                         6        6
Grundrisse
EG           1. OG




2. OG        UG




                     7
Beispiel Nachweise Rettungswege
• Shops > 100 m² benötigen nach /SächsVerkBauR/ einen
  Rettungsweg unabhängig von Ladenstraße
• Aus „kartoffelartige eingestellte Läden“ im 1. OG mit
  Verkaufsfläche bis zu 140 m² führen beide Rettungswege
  über Ladenstraße
• Flurbreiten 1,80 m
       anstatt 2,0 m




                                                       8
Beispiel Nachweise Rettungswege
• /SächsVerkBauR/ Ausgänge ins Freie oder in notw. TR
  (für Vk-Räume > 500 m²): 0,3 m / 100 m² Vk-Fl.
                                                    erf. vfdb
                                         erf.      (VStättV:    Fläche
                        Breite    /SächsVerkBauR/ 1,20/200 P)   Verkauf
   Bereich   Treppe   vorhanden    (0,30 m/100 m²)               [m²]
   BA3        5a        2.0                                      3500
              5b        2.0
              6a        2.4
              6b        2.4
              7a        2.4
                        11.2           10.50          6.60

   BA2        4a        2.4                                      5000
              4b        2.4
              3a        2.4
              3b        2.4
              2a        2.4
                        12.0           15.00          9.00

   BA1        2b        2.4                                      4000
              7b        2.4
              8         1.8
              1         2.4
                        9.0            12.00          7.20                9
Leistungsbasierte Nachweise Rettungswege
• Leistungsbas. Nachweis, dass Rettungswegbreite und Anz.
  Ausgänge ausreichend sind (1. UG, 1. und 2. OG
  verringerte Ausgangsbreiten gegenüber /SächsVerkBauR/)
• Personenstromanalyse Verwendung von Building Exodus
  (Individualmodell)
• Rauchgassimulation FDS




                                                      10
Randbedingungen f. Personenstromanalyse
• Festlegung gemäß vfdb-Leitfaden Ziffer 9
• Personendichte
   • Erdgeschoss          0,5 P/m²
   • Sonstige Geschosse   0,3 P/m²
   • Bürobereiche         0,2 P/m²
• Gesamtpersonenanzahl (ohne Garage) 14.510 Personen
• Ganzheitliche Betrachtung (Staubildungen,
  Leerungszeiten)
• Vereinbartes Schutzziel: Anstehzeiten innerhalb der
  Ladeneinheiten max. 3 Minuten
• Für Dauer Gesamtevakuierung muss raucharme Schicht
  gewährleistet werden
                                                    11
Ermittlung der Evakuierungszeit
• Gemäß Tabelle 9.3 des /vfdb Leitfadens/ ergibt sich eine
  Reaktionszeit von 2 min bis 5 min
• Gehgeschwindigkeiten nach vfdb-Leitfaden Ziffer 9
• Es wurden 10 Simulationen durchgeführt



                                 Räumzeit      tRäumung =

       Zeitraum vor Beginn der
          Evakuierung (Pre
           Movement Time)                       Evakuierungszeit


          tDetektion+tAlarm      +          tReaktion + tFlucht




                                                                   12
Evakuierungszeiten Beispiel 1. OG
3,5 min                5 min




                        11 min
8 min




                                     13
Evakuierungszeiten in Ebenen
                                                           Evakuierungszeit aus den Ebenen
                                                     Minimum                    Maximum          Mittelwert
                                                        [s]                        [s]               [s]
 Geschoss
 UG                                                      701                                           801
                                                                                  856
 EG                                                      480                                           504
                                                                                  550
 1. OG                                                   750                                           831
                                                                                  925
 2. OG                                                   405                                           598
                                                                                  709

                                              3000
            Anzahl der evakuierten Personen




                                              2500


                                              2000                                                UG
                                                                                                  EG
                                              1500                                                1. OG
                                                                                                  2. OG
                                              1000


                                              500


                                                0
                                                     0         300    600           900   1200
                                                                     Zeit [s]
                                                                                                              14
Evakuierungszeit Gebäude

                                      14000
    Anzahl der evakuierten Presonen




                                      12000


                                      10000

                                      8000


                                      6000


                                      4000


                                      2000

                                         0
                                              0   300    600       900   1200
                                                        Zeit [s]




• Evakuierungszeit Gesamtgebäude: 17,3 min
• Raucharme Schicht von mind. 20 Minuten erforderlich
                                                                                15
Rauchgassimulation
• Leistungsbasierter Nachweis der Funktion der
  Rettungswege
• Nachweis Erfüllung Schutzziel „Verhinderung
  Rauchausbreitung“ und „Ermöglichung Menschenrettung“
• CFD-Simulation mit Fire Dynamic Simulator (FDS)
• Im Malldach (4. OG) 12 Abluftventilatoren mit 350.000 m³/h




                                                          16
Mall 1. OG „Kartoffeln“




                          17
Nachströmung
• Seitenarm im UG mit
  RSV abgetrennt
• UG freie Nachströmfläche
  von 5 m² oberhalb der
  Flurtüren, automatisch
  über die BMA angesteuert
• EG 40 m² Nachströmung
  im Zugangsbereich
• Seitenarme nicht durch
  RSV abgetrennt
• 1. OG maschinelle Nach-
  strömung 15 m³/(h * m²)
  aus den Shops              18
Brandszenario / Wärmefreisetzungsrate
• Hochenergetischer Brände im UG unter Decke, Seitenarm
  UG und EG
• Gesprinklerter Brand, Auslösezeit mit Ceiling Jet Modell
  ermittelt
• Mischbrandlast von je 1/3 Holz, PU, PS; soot yield 0,09 g/g
• t = 300 s




                                                          19
Erkennungsweite 1. OG nach 1800 s
• Nach 1800 s stationärer Zustand
• Erkennungsweiten bei H = 2,50 m zw. 10 m und 15 m, sehr
  begrenzt lokal geringfügig unterhalb von 10 m
• Schutzziel Nachweis stationärer raucharmer Schicht erfüllt




                                                         20
Beispiel Tragkonstruktion Überdachung
•   Überdachung Trompetergasse zwischen Bauteil 1 und 2
•   Rettungswege u. Fenster von TR zur Trompetergasse
•   Feuerwehrzufahrt
•   Nachweis Trompetergasse ist „wie das Freie“
        H = 18,60 m




                                                          21
Bemessung Tragwerk Überdachung
• Befahrung mit Fahrzeugen nicht auszuschließen
• Temporäre Nutzung möglich
• Festlegung maßgebliches Brandszenario: 15 MW-Brand
  (Klein-LKW)




                                                       22
Ventilationsöffnungen
• Im Anschluss des Daches an das Bauteil 2 wurde ein 20 cm
  breiter, unverschlossener Spalt berücksichtigt,
• Stirnflächen des überdachten Bereichs




                                                       23
Bemessung Tragwerk Trompetergasse
• Lokaler Brand Heskestad-Del.-Plume nach EC 1-1-2 und
  Anhang Kap. 5 des vfdb-Leitfadens
• Höhe des Brandherdes über dem Boden: 2,50 m,
• Mind. Höhe des Dachtragwerks über dem Boden: 17,40 m,
• angesetzte Brandleistung: 15 MW.
                       1         2/3
                            r *Q
          TP T 25,5
                           z5/3




                                                     24
Bemessung Tragwerk Trompetergasse

• Plumemassenstrom bildet sich nicht ungehindert aus
• Einmischung auch von Heißgasen in den Plume
• vfdb-Leitfaden enthält Verfahren mit Plume-
  Centerlinetemperatur
• Temperaturerhöhung wird auf die Heißgastemperatur
  addiert
• Tplume,korr = 140 + 50,3 = 190,3 C.
• Tp = 155 C < Tplume,korr = 190,3 C < 500 C (krit.
  Stahltemperatur) bei voller Lastausnutzung
• Dachtragwerk kann ungeschützt ausgeführt werden

                                                       25
Zusammenfassung und Ausblick
• Centrum Galerie Dresden

• Anwendung vfdb-Leitfaden

• Leistungsbasierte Brandschutzbemessung
    Rettungswege
    Rauchableitung
    Bauteile

• Danksagung an

 Multi Development



                                           26
Kontaktinformationen
hhpberlin Ingenieure für Brandschutz GmbH

Rotherstraße 19               Geschäftsführer:
10245 Berlin                  Dipl.-Ing. Margot Ehrlicher          Amtsgericht
                              Dipl.-Inf. BW (VWA) Stefan Truthän   Berlin Charlottenburg
Rosental 5                    Dipl.-Ing. Karsten Foth              HRB 78 927
80331 München
                              Prokurist:                           Deutsche Bank P+G AG
Kurze Mühren 20               Dipl.-Ing. Harald Niemöller          BLZ 100 700 24
20095 Hamburg                                                      Konto-Nr. 1419100
                              Beirat:                              IBAN-Nr. DE52100700240141910000
Wilhelm-Leuschner-Straße 41   Prof. Dr.-Ing. Dietmar Hosser        Swift-Code: DEUTDEDBBER
60329 Frankfurt am Main       Dr.-Ing. Karl-Heinz Schubert         Ust-IdNr. DE217656065

Frankfurter Straße 2          email@hhpberlin.de                   Phone: +49 (30) 89 59 55 0
38122 Braunschweig            www.hhpberlin.de                     Fax: +49 (30) 89 59 55 9 101




                                                                                                  27
Brandschutztechn. Auslegung in der Praxis

Regelungen im Baurecht (LBauO, SonderbauVO,…)

Schutzziele des Brandschutzes

Übliche Vorgehensweise: Erfüllung Schutzziele präskriptiv

Traditionelle (präskriptive) Brandschutztechn. Auslegung

    Konkrete materielle Anforderungen in den BauO bzw. SonderbauVO
    Bemessung der Bauteile für ETK nach DIN 4102-4/DIN 4102-22
    VORTEIL: Einfache Bemessung (Bemessungstabellen)
    NACHTEIL: Häufig konservativer Nachweis




                                                                     28
Leistungsorientierte Brandschutzbemessung

  Nach MIndBauRL Ziffer 4.3 ist Nachweis mit Ingenieurmethoden zulässig
  (leistungsorientierte Brandschutzbemessung)
  MBO 3 lässt alternative Nachweise zu:




                                                                          29
Alternative Bemessungsverfahren
                             Präskriptive Bemessung
                            Vorgeschriebene Anforderungen
                           (Bauordnung, Sonderbauvorschrift)


                        Nominelle Temperaturzeitkurven
                      Vollbrand – Einheitstemperaturzeitkurve (ETK)


                           Mechanische Einwirkungen
                      realistische Randbedingungen, reale Belastung



            Bauteil                   Teiltragwerk             Gesamttragwerk

 Stufe 1   Stufe 2     Stufe 3    Stufe 2     Stufe 3                 Stufe 3


                                                                                30
Alternative Bemessungsverfahren
                               Leistungsorientierte Bemessung
                             (Brandschutzkonzept/Brandschutznachweis)


                                    Natürliche Brandszenarien
                            Brandeinwirkung auf physikalischer Grundlage
                 1200
                                natürliche Brände
                 1000
    [ C]




                 800                                     Einheitstemperaturzeitkurve
                                                                    ETK
                 600
    Temperatur




                 400
                 200
                   0
                        0      15       30          45          60        75           90
                                        Branddauer t [min]
                                                                                            31
Alternative Bemessungsverfahren
                        Leistungsorientierte Anforderungen
                        (Brandschutzkonzept/Brandschutznachweis)

                             Natürliche Brandszenarien
                       Brandeinwirkung auf physikalischer Grundlage

                            Mechanische Einwirkungen
                       realistische Randbedingungen, reale Belastung



             Bauteil              Teiltragwerk             Gesamttragwerk

  Stufe 1   Stufe 2     Stufe 3    Stufe 2       Stufe 3              Stufe 3




                                                                                32
Ebene 0 (EG)




               33
Ebene 1




          34
Ebene 2




          35
Ebene 3




          36
Ebene 4




          37
Ebene UG




           38
Modellierung der Ausgänge
•   Abmessungen
•   Öffnungs- und Schließzeiten
•   Durchflussrate [m³/s]
•   Attraktivität (Haupt- oder Nebenausgang)




                                               39
Personenstromanalyse mit BuildingExodus
• Software zum von Personenströmen
• Individualmodell: Individuelle Bewegung von
  Einzelpersonen werden berücksichtigt
• Dichte ist keine Eingangsgröße,
  sondern Teil der Berechnung
• persönliche Parameter und Entscheidungen
  können berücksichtigt werden
• Räumlich diskreter Ansatz: Bewegungsflächen werden als
  diskrete Elemente dargestellt



                                                       40
Ergebnis Evakuierungsberechnung
• Die Evakuierung der Ebenen verläuft über den gesamten
  Zeitraum flüssig ohne größere Rückstauungen
• Das vereinbarte Schutzziel, Anstehzeiten innerhalb der
  Ladeneinheiten von > 3 Minuten zu vermeiden, wird
  erreicht
• Die Verkaufsbereiche sind nach spätestens 13,9 Minuten
  evakuiert. Zu diesem Zeitpunkt befinden sich alle
  Personen im Treppenraum. Das Gesamtgebäude ist nach
  17,3 Minuten evakuiert
• Die Verringerung der Ausgangsbreiten gegenüber
  /SächsVerkbauR/ ist unkritisch, wenn raucharme Schicht
  nachgewiesen
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Rauchgassimulation, Evakuierungsanalyse und Bauteilbemessung für die Centrum Galerie Dresden

  • 1. Rauchgassimulation, Evakuierungsanalyse und Bauteilbemessung für ein großes Shopping Center Centrum Galerie Dresden Dr. Jochen Zehfuß Niederlassungsleiter Hamburg www.centrumgalerie.de hhpberlin Ingenieure für Brandschutz GmbH 1 vfdb-Jahresfachtagung, Berlin, 31.05.2011
  • 2. Inhaltsübersicht • Einführung • Leistungsbasierte Brandschutznachweise • Anwendung des vfdb-Leitfadens • Beispiele • Zusammenfassung und Ausblick 2
  • 3. Brandschutz-Nachweis Bauaufsichtliche Schutzziele Leistungsbasierter Nachweis Präskriptives Vorgehen (schutzzielorientiert) Vorgeschriebene Anforderungen (LBO, SonderbauVO) Nachweis mit Ingenieurmethoden Abweichung Kompensation Erfüllung der bauaufsichtlichen Schutzziele 3
  • 4. Leistungsbasierter Nachweis mit vfdb-Leitfaden • Rettungswege • Rauchableitung • Brandausbreitung • Bauteile und Tragwerk 4
  • 5. Beispiel Centrum Galerie Dresden • 120 Geschäfte, Gastronomie, Kita, Garage • 52.000 m² Verkaufsfläche (40.000 m² Bauteil 1) • 290 Mio € Invest, Betreiber Multi Development Lageplan einfügen 5 5
  • 6. Beispiel Centrum Galerie Dresden • Max. Ausdehnung 180 m x 125 m • UG – 4. OG => GK 5, kein Hochhaus • Nutzung Verkauf, Garage, Büro => Sonderbau • Brandschutzkonzept von hhpberlin 6 6
  • 7. Grundrisse EG 1. OG 2. OG UG 7
  • 8. Beispiel Nachweise Rettungswege • Shops > 100 m² benötigen nach /SächsVerkBauR/ einen Rettungsweg unabhängig von Ladenstraße • Aus „kartoffelartige eingestellte Läden“ im 1. OG mit Verkaufsfläche bis zu 140 m² führen beide Rettungswege über Ladenstraße • Flurbreiten 1,80 m anstatt 2,0 m 8
  • 9. Beispiel Nachweise Rettungswege • /SächsVerkBauR/ Ausgänge ins Freie oder in notw. TR (für Vk-Räume > 500 m²): 0,3 m / 100 m² Vk-Fl. erf. vfdb erf. (VStättV: Fläche Breite /SächsVerkBauR/ 1,20/200 P) Verkauf Bereich Treppe vorhanden (0,30 m/100 m²) [m²] BA3 5a 2.0 3500 5b 2.0 6a 2.4 6b 2.4 7a 2.4 11.2 10.50 6.60 BA2 4a 2.4 5000 4b 2.4 3a 2.4 3b 2.4 2a 2.4 12.0 15.00 9.00 BA1 2b 2.4 4000 7b 2.4 8 1.8 1 2.4 9.0 12.00 7.20 9
  • 10. Leistungsbasierte Nachweise Rettungswege • Leistungsbas. Nachweis, dass Rettungswegbreite und Anz. Ausgänge ausreichend sind (1. UG, 1. und 2. OG verringerte Ausgangsbreiten gegenüber /SächsVerkBauR/) • Personenstromanalyse Verwendung von Building Exodus (Individualmodell) • Rauchgassimulation FDS 10
  • 11. Randbedingungen f. Personenstromanalyse • Festlegung gemäß vfdb-Leitfaden Ziffer 9 • Personendichte • Erdgeschoss 0,5 P/m² • Sonstige Geschosse 0,3 P/m² • Bürobereiche 0,2 P/m² • Gesamtpersonenanzahl (ohne Garage) 14.510 Personen • Ganzheitliche Betrachtung (Staubildungen, Leerungszeiten) • Vereinbartes Schutzziel: Anstehzeiten innerhalb der Ladeneinheiten max. 3 Minuten • Für Dauer Gesamtevakuierung muss raucharme Schicht gewährleistet werden 11
  • 12. Ermittlung der Evakuierungszeit • Gemäß Tabelle 9.3 des /vfdb Leitfadens/ ergibt sich eine Reaktionszeit von 2 min bis 5 min • Gehgeschwindigkeiten nach vfdb-Leitfaden Ziffer 9 • Es wurden 10 Simulationen durchgeführt Räumzeit tRäumung = Zeitraum vor Beginn der Evakuierung (Pre Movement Time) Evakuierungszeit tDetektion+tAlarm + tReaktion + tFlucht 12
  • 13. Evakuierungszeiten Beispiel 1. OG 3,5 min 5 min 11 min 8 min 13
  • 14. Evakuierungszeiten in Ebenen Evakuierungszeit aus den Ebenen Minimum Maximum Mittelwert [s] [s] [s] Geschoss UG 701 801 856 EG 480 504 550 1. OG 750 831 925 2. OG 405 598 709 3000 Anzahl der evakuierten Personen 2500 2000 UG EG 1500 1. OG 2. OG 1000 500 0 0 300 600 900 1200 Zeit [s] 14
  • 15. Evakuierungszeit Gebäude 14000 Anzahl der evakuierten Presonen 12000 10000 8000 6000 4000 2000 0 0 300 600 900 1200 Zeit [s] • Evakuierungszeit Gesamtgebäude: 17,3 min • Raucharme Schicht von mind. 20 Minuten erforderlich 15
  • 16. Rauchgassimulation • Leistungsbasierter Nachweis der Funktion der Rettungswege • Nachweis Erfüllung Schutzziel „Verhinderung Rauchausbreitung“ und „Ermöglichung Menschenrettung“ • CFD-Simulation mit Fire Dynamic Simulator (FDS) • Im Malldach (4. OG) 12 Abluftventilatoren mit 350.000 m³/h 16
  • 17. Mall 1. OG „Kartoffeln“ 17
  • 18. Nachströmung • Seitenarm im UG mit RSV abgetrennt • UG freie Nachströmfläche von 5 m² oberhalb der Flurtüren, automatisch über die BMA angesteuert • EG 40 m² Nachströmung im Zugangsbereich • Seitenarme nicht durch RSV abgetrennt • 1. OG maschinelle Nach- strömung 15 m³/(h * m²) aus den Shops 18
  • 19. Brandszenario / Wärmefreisetzungsrate • Hochenergetischer Brände im UG unter Decke, Seitenarm UG und EG • Gesprinklerter Brand, Auslösezeit mit Ceiling Jet Modell ermittelt • Mischbrandlast von je 1/3 Holz, PU, PS; soot yield 0,09 g/g • t = 300 s 19
  • 20. Erkennungsweite 1. OG nach 1800 s • Nach 1800 s stationärer Zustand • Erkennungsweiten bei H = 2,50 m zw. 10 m und 15 m, sehr begrenzt lokal geringfügig unterhalb von 10 m • Schutzziel Nachweis stationärer raucharmer Schicht erfüllt 20
  • 21. Beispiel Tragkonstruktion Überdachung • Überdachung Trompetergasse zwischen Bauteil 1 und 2 • Rettungswege u. Fenster von TR zur Trompetergasse • Feuerwehrzufahrt • Nachweis Trompetergasse ist „wie das Freie“ H = 18,60 m 21
  • 22. Bemessung Tragwerk Überdachung • Befahrung mit Fahrzeugen nicht auszuschließen • Temporäre Nutzung möglich • Festlegung maßgebliches Brandszenario: 15 MW-Brand (Klein-LKW) 22
  • 23. Ventilationsöffnungen • Im Anschluss des Daches an das Bauteil 2 wurde ein 20 cm breiter, unverschlossener Spalt berücksichtigt, • Stirnflächen des überdachten Bereichs 23
  • 24. Bemessung Tragwerk Trompetergasse • Lokaler Brand Heskestad-Del.-Plume nach EC 1-1-2 und Anhang Kap. 5 des vfdb-Leitfadens • Höhe des Brandherdes über dem Boden: 2,50 m, • Mind. Höhe des Dachtragwerks über dem Boden: 17,40 m, • angesetzte Brandleistung: 15 MW. 1  2/3 r *Q TP T 25,5 z5/3 24
  • 25. Bemessung Tragwerk Trompetergasse • Plumemassenstrom bildet sich nicht ungehindert aus • Einmischung auch von Heißgasen in den Plume • vfdb-Leitfaden enthält Verfahren mit Plume- Centerlinetemperatur • Temperaturerhöhung wird auf die Heißgastemperatur addiert • Tplume,korr = 140 + 50,3 = 190,3 C. • Tp = 155 C < Tplume,korr = 190,3 C < 500 C (krit. Stahltemperatur) bei voller Lastausnutzung • Dachtragwerk kann ungeschützt ausgeführt werden 25
  • 26. Zusammenfassung und Ausblick • Centrum Galerie Dresden • Anwendung vfdb-Leitfaden • Leistungsbasierte Brandschutzbemessung Rettungswege Rauchableitung Bauteile • Danksagung an Multi Development 26
  • 27. Kontaktinformationen hhpberlin Ingenieure für Brandschutz GmbH Rotherstraße 19 Geschäftsführer: 10245 Berlin Dipl.-Ing. Margot Ehrlicher Amtsgericht Dipl.-Inf. BW (VWA) Stefan Truthän Berlin Charlottenburg Rosental 5 Dipl.-Ing. Karsten Foth HRB 78 927 80331 München Prokurist: Deutsche Bank P+G AG Kurze Mühren 20 Dipl.-Ing. Harald Niemöller BLZ 100 700 24 20095 Hamburg Konto-Nr. 1419100 Beirat: IBAN-Nr. DE52100700240141910000 Wilhelm-Leuschner-Straße 41 Prof. Dr.-Ing. Dietmar Hosser Swift-Code: DEUTDEDBBER 60329 Frankfurt am Main Dr.-Ing. Karl-Heinz Schubert Ust-IdNr. DE217656065 Frankfurter Straße 2 email@hhpberlin.de Phone: +49 (30) 89 59 55 0 38122 Braunschweig www.hhpberlin.de Fax: +49 (30) 89 59 55 9 101 27
  • 28. Brandschutztechn. Auslegung in der Praxis Regelungen im Baurecht (LBauO, SonderbauVO,…) Schutzziele des Brandschutzes Übliche Vorgehensweise: Erfüllung Schutzziele präskriptiv Traditionelle (präskriptive) Brandschutztechn. Auslegung Konkrete materielle Anforderungen in den BauO bzw. SonderbauVO Bemessung der Bauteile für ETK nach DIN 4102-4/DIN 4102-22 VORTEIL: Einfache Bemessung (Bemessungstabellen) NACHTEIL: Häufig konservativer Nachweis 28
  • 29. Leistungsorientierte Brandschutzbemessung Nach MIndBauRL Ziffer 4.3 ist Nachweis mit Ingenieurmethoden zulässig (leistungsorientierte Brandschutzbemessung) MBO 3 lässt alternative Nachweise zu: 29
  • 30. Alternative Bemessungsverfahren Präskriptive Bemessung Vorgeschriebene Anforderungen (Bauordnung, Sonderbauvorschrift) Nominelle Temperaturzeitkurven Vollbrand – Einheitstemperaturzeitkurve (ETK) Mechanische Einwirkungen realistische Randbedingungen, reale Belastung Bauteil Teiltragwerk Gesamttragwerk Stufe 1 Stufe 2 Stufe 3 Stufe 2 Stufe 3 Stufe 3 30
  • 31. Alternative Bemessungsverfahren Leistungsorientierte Bemessung (Brandschutzkonzept/Brandschutznachweis) Natürliche Brandszenarien Brandeinwirkung auf physikalischer Grundlage 1200 natürliche Brände 1000 [ C] 800 Einheitstemperaturzeitkurve ETK 600 Temperatur 400 200 0 0 15 30 45 60 75 90 Branddauer t [min] 31
  • 32. Alternative Bemessungsverfahren Leistungsorientierte Anforderungen (Brandschutzkonzept/Brandschutznachweis) Natürliche Brandszenarien Brandeinwirkung auf physikalischer Grundlage Mechanische Einwirkungen realistische Randbedingungen, reale Belastung Bauteil Teiltragwerk Gesamttragwerk Stufe 1 Stufe 2 Stufe 3 Stufe 2 Stufe 3 Stufe 3 32
  • 34. Ebene 1 34
  • 35. Ebene 2 35
  • 36. Ebene 3 36
  • 37. Ebene 4 37
  • 38. Ebene UG 38
  • 39. Modellierung der Ausgänge • Abmessungen • Öffnungs- und Schließzeiten • Durchflussrate [m³/s] • Attraktivität (Haupt- oder Nebenausgang) 39
  • 40. Personenstromanalyse mit BuildingExodus • Software zum von Personenströmen • Individualmodell: Individuelle Bewegung von Einzelpersonen werden berücksichtigt • Dichte ist keine Eingangsgröße, sondern Teil der Berechnung • persönliche Parameter und Entscheidungen können berücksichtigt werden • Räumlich diskreter Ansatz: Bewegungsflächen werden als diskrete Elemente dargestellt 40
  • 41. Ergebnis Evakuierungsberechnung • Die Evakuierung der Ebenen verläuft über den gesamten Zeitraum flüssig ohne größere Rückstauungen • Das vereinbarte Schutzziel, Anstehzeiten innerhalb der Ladeneinheiten von > 3 Minuten zu vermeiden, wird erreicht • Die Verkaufsbereiche sind nach spätestens 13,9 Minuten evakuiert. Zu diesem Zeitpunkt befinden sich alle Personen im Treppenraum. Das Gesamtgebäude ist nach 17,3 Minuten evakuiert • Die Verringerung der Ausgangsbreiten gegenüber /SächsVerkbauR/ ist unkritisch, wenn raucharme Schicht nachgewiesen 41