1. Online Communities Flickr: niallkennedy
ONLINE COMMUNITIES IM WEB 2.0 ENTWICKELN
AM BEISPIEL DER MEDIENCOMMUNITY.DE
Prof. Dr. Ilona Buchem
Beuth Hochschule für Technik (BHT)
MeMo Projekttreffen, BMWi, Berlin, 7. Mai 2012
2. Das Projekt „Mediencommunity 2.0“
Förderzeitraum: 01.04.2008 – 31.03.2011
Fördersumme: 1.484.029,00 €
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3. Projektziele
• Möglichkeiten nutzerorientierter Einbindung von
Web 2.0 zur Verbesserung der Qualität der Aus-
und Weiterbildung in der Druck- und
Medienbranche zu erkunden.
• Wissensplattform der Druck- und Medienbranche
für modularisierte lebenslange Lernkonzepte in
einer Lehr-/Lerngemeinschaft aufzubauen.
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4. Was ist Web 2.0?
„Man kann Web 2.0 als eine
Ansammlung von Prinzipien und
Praktiken visualisieren.“
Quelle: http://www.oreilly.de/artikel/web20_trans.html
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5. Die 7 Prinzipien von Web 2.0 (1)
von Tim O'Reilly Das Web als
Plattform
(7) (2)
Rich User Kollektive
Experience Intelligenz
Web 2.0
(6) (3)
Über Geräte Daten als
hinaus Kapital
(5)
Lose (4)
gekoppelte Ewiges
Systeme Beta
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6. Prinzip I: Offene Zusammenarbeit
• Umgebung wird mit den Nutzer
gemeinsam entwickelt.
Quelle: http://www.fwallpaper.net/pics/3d/miscellaneous/Ancient-Castle.jpg
• Lose gekoppelte Bausteine
statt monolithischer
Quelle: http://content.meraevents.com/eventlogo/13632/Building-Blocks.jpg Struktur
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7. Prinzip II: Communties of Practice
• Praxisgemeinschaften entwickeln
sich organisch und basieren auf
freiwilliger Zugehörigkeit und
Selbstorganisation.
Quelle: http://farm4.static.flickr.com/3600/3367609602_4445e5cfb9.jpg
• Praxisbezogene, gemeinsame
Arbeit an einem Ziel mit
verschiedenen Beteiligungsgraden
(Legitime Periphere Partizipation)
Quelle: http://www.cosmosmagazine.com/files/imagecache/feature/files/20070906_organic.jpg
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8. Prinzip III: Situiertes Lernen
• Wissenskonstruktion bedarf
einer sozio-kulturellen Praxis
(authentische Aufgaben, Bezug
zur Praxis, Kooperationen)
Quelle: http://newvaluestreams.com/wordpress/wp-content/uploads/2010/10/collective-intelligence.jpg
• Lernen ist eingebettet im sozio-
kulturellen Kontext, der sich mit
dem lernenden Menschen
Quelle: Beuth Hochschule für Technik
weiterentwickelt.
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9. Prinzip IV: User Generated Content
• Nutzergenerierte Inhalte umfassen
die kreative Wiederverwendung
von Inhalten und sind Teil der
Partizipationskultur
Quelle: Mediencommunity
• Vielfalt der individuellen
Kompetenzen und
Perspektiven einbringen
und optimal nutzen.
Quelle: Mediencommunity
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10. Prinzip V: Partizipationskultur
• Partizipationskultur als
treibende Kraft der
Community-Entwicklung
Quelle: http://www.sohoos.com/blog/wp-content/uploads/prosumer.jpg
• Partizipation fördern: von
Konsumenten zu Ko-
Produzenten bzw. Prosumers
Quelle: http://www.global-youth-life.org/blog/wp-content/uploads/2012/03/participate.png
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11. Mediencommunity heute …
4.556
Mitglieder
9.388
Seiten/Tag
1.338
Besuche/Tag
67%
Auszubildende
31%
Medienberufe
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12. Welche Lebensphasen einer Community-Entwicklung finden
tatsächlich statt und wie können diese unterstütz werden?
Buchem, Ilona; König Anne (2011). Lebensphasen von Online-Communities am Beispiel der
Mediencommunity. eteaching.org, “Didaktisches Design”, Dezember 2011
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13. Lebensphasen einer Community
(Wenger et al., 2002)
Energie,
Sichtbarkeit Verantwortung
Zusammenwachsen
Reifen
Umwandlung
Potenzial
Spannungs-
Entdecken/ Entwicklung/ Fokus/ Eigentum/ Loslassen/ Zeit
Felder
Vision Wertschaffung Expansion Offenheit Fortsetzen
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14. Netnographische Methode
• Logfiles und Nutzerdaten
• Online-Umfragen, Evaluationen
• Tiefeninterviews mit einzelnen Nutzern
• Teilnehmende und nicht-teilnehmende
Beobachtungen der Community-
Entwicklung
• Qualitative Inhaltsanalysen der im
Lebenszyklus entstandenen Artefakte
(u.a. Wiki-Seiten, Multimedia).
Quelle: http://img1.etsystatic.com/il_fullxfull.206036353.jpg
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23. Personas-Ansatz
• Anwender-Prototypen identifizieren
• Fokus auf die Ziele/Probleme der Nutzer
• Aktivitäten der prototypischen Anwender anhand
der Community-Funktionen beschreiben
Buchem, Ilona; Schmitz, Hans (2010). Didaktische Konzeption von Web 2.0-basierten Lehr-/Lernszenarien:
Erfahrungen und Ergebnisse aus dem Forschungsprojekt “Mediencommunity 2.0″. Berichte aus dem
Fachbereich I Wirtschafts- und Gesellschaftswissenschaften, Beuth Hochschule für Technik Berlin.
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30. Fazit zur 1. Phase
• Zielgruppen identifizieren und gewinnen
• Vorhandene Strukturen in der Branche
berücksichtigen
• Potenzielle Barrieren in der Zielgruppe
erkennen
• Vision und Profil entwickeln
• Möglichkeiten der Zusammenarbeit schaffen
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33. Didaktisches Konzept
Buchem, Ilona, Schmitz, Hans (2010). Didaktische Konzeption von Web 2.0-basierten Lehr-/
Lernszenarien: Erfahrungen und Ergebnisse aus dem Forschungsprojekt „Mediencommunity 2.0“.
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34. Didaktischer Ansatz
basiert auf dem Ansatz von Lave & Wenger (1992)
• Online-Profil
• Online-Präsenz
• Online- Reputation
Online-
• Personen-Suche Identität
• Meine Kontakte
• Meine Gruppen
• Aktive Teilnahme
• Verschiedene Lernformen
Online- • User Generated Content
Beziehungen
Online-
Aktivitäten
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35. Projektinternes Wiki
DIDAKTIK
WIKI
Buchem, Ilona; Schmitz, Hans (2010). Didaktische Innovation durch E-Kollaboration. Ein Erfahrungsbericht aus
dem Forschungsprojekt “Mediencommunity 2.0″. In: N. Apostolopoulos, U. et al. (Hrsg.) Grundfragen
Multimedialen Lehrens und Lernens. E-Kooperationen und E-Praxis. Tagungsband GML2 2010, Berlin, S. 48-63
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38. Prüfungswiki: Evaluation
• Sehr große Nutzerzahlen (bis zu 980
Besucher pro Tag)
• Positives Feedback zum Angebot
• Große Bereitschaft, sich als registrierte/r
Nutzer/in einzutragen
• Viele Nutzer/innen trauen sich nicht,
Beiträge zu schreiben/editieren
• Viele Nutzer schreiben lieber Kommentare
• Nur weniger Nutzer sind produktiv (Power-
Nutzer)
Buchem, Ilona; Hagenhofer, Thomas (2010). Das Prüfungsvorbereitungswiki: Konzept, Umsetzung und
Evaluationsergebnisse. Workshopband zum 8. Workshop on e-Learning an der Hochschule Zittau/Görlitz.
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39. Fallstudie „Minerva“
Nutzerinitiative
Ca. 400 Mitglieder Prüfungsaufgaben Moderation
Selbstorganisation
Minerva
Wiki-Arbeit Inhalte erstellen
Buchem, Ilona (2011). Expansive Learning & Web 2.0: Shifts in learning culture? Case Study
‘Minerva’. Proceedings of the International E-Learning Conference Online Educa Berlin 2011.
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40. Fazit aus der 2. Phase
• Nutzer bei der Community-Entwicklung
einbinden
• Reale Probleme ansprechen (Leidensdruck)
• Initiatoren und Multiplikatoren suchen
• Emergente Entwicklungen zulassen und
unterstützen
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42. Aktivität sinkt
Ende der
Aufschwungphase
Tiefpunkt
Nach der Phase der intensiven Zusammenarbeit
kommt es zu Reflexion und Evaluation.
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45. Erkenntnisse
• Im Durchschnitt waren ca. 94% aller Befragten mit der
Relevanz der Themen, Auswahl von Inhalten,
Betreuung durch Moderatoren,
Selbstorganisationsmöglichkeiten und dem Umgang
unter einander (sehr) zufrieden.
• Daraus konnte geschlossen werden, dass die Angebote
der Mediencommunity als wertschaffend von den
Nutzern wahrgenommen werden.
• Die meisten Nutzer verhalten sich passiv-rezeptiv, u.a.
nutzen die von der Minderheit erstellten Inhalte.
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47. Weitere Entwicklungen: Expansion
• Entwicklung von Lerngruppen auf Vorschläge der Community
• Schaffung weiterer Angebote, u.a. eine Bildungslandkarte, das
zweisprachige Wörterbuch BDIC, die Integration hochwertiger
Lernvideos der Zulieferbranche, Videoworkshops, Tutorials.
• Identifikation neuer, für die Zielgruppen relevanter Themen, u.a.
Medienrecht, Schreiben für Medienfachleute.
• Roadshows in Berufsschulen und Lehrerweiterbildungstreffen
• Ein Schwesterportal für die Druckindustrie in der Schweiz
• …
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48. Neue
Angebote
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51. Nutzer-initiierte Lerngruppen
• Initiatorin: Ausbilderin und ihre 11 Auszubildenden (Mediengestalter)
• Grund 1: Wenige gemeinsame Lernphasen durch Auftragsarbeit im Betrieb
• Grund 2: Kein eigenes Lern-Management-System
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52. Fazit aus der 3. Phase
• Zum Mitmachen animieren
• Das Profils verfestigen
• Das Aktivitätsraum erweitern
• Nutzer-Initiativen erkennen und fördern
• Evaluations- und Reflexionsphase einplanen
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56. Entwicklung in der Verantwortungsphase
Neuer Aufschwung
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57. Meistgenutzte Contents (Zugriffs-Ranking 2010)
– Wiki- und Lexikonseiten (100.000de)
– Prüfungsvorbereitungswikis (80.000)
– Wissen und Nachschlagen (9.193)
– Lerngruppen-Startseiten der Azubis (8.500)
– Fachthemen Mediengestaltung (8.170)
– Lernen und Lehren (8.131)
– Vernetzen und Mitmachen (3.914)
– MedienLexikon-Startseite (3.700)
– Gruppenseite (Liste aller Gruppen) (3.600)
– Bildungslandkarte (3.365)
– MedienEnglisch (2.531)
– Video-Workshop (2.198)
– Fachthemen Druck (2.127)
– Projektteam (2.048)
– Wiki zur Mikrotypografie (1.793)
– MedienLinks (1.611)
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58. Nutzerbefragung (2011)
• Prüfungswiki als Kernangebot: 73% der Befragten schätzen das
Prüfungswiki als wichtig bis sehr wichtig ein; 55% schätzen das
gemeinsame Erarbeiten von Informationen im Wiki als nützlich ein.
• Rezeptive Nutzung überwiegt: Nur 4.3% der Prüfungswiki-Mitglieder
liefern aktiv eigene Beiträge; die meisten Befragten verhalten sich
passiv, z.B. Medienlexikon (nur 1.1% liefert aktiv eigene Beiträge),
MedienWiki (nur 2.2% liefert eigene Beiträge).
• Selektive Nutzung des Angebots: Einige Mediencommunity-
Angebote werden von den Befragten nicht genutzt, z.B. bei 55.7%
belieben Medienseminare unbekannt, Trainer-Community - 65.2%.
• Mehr soziale Vernetzung notwendig: 80% Mitglieder haben keine
neuen Kontakte geknüpft (fehlende Profil- und Netzwerkfunktionen)
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59. … fast 800 Mitglieder!
Minerva Allysia
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60. Ringelmann Effekt
• Mit der zunehmenden Gruppengröße werden
die einzelnen Mitglieder weniger produktiv
http://ht.ly/7Kto9
• Effekt 1: Motivationsverlust
• Effekt 2: Koordinationsprobleme
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61. Soziales Faulenzen…
• Werden Einzelleistungen in einer Gruppe nicht
erkannt, kommt es zum Leistungsabfall bei einfachen
und zu Leistungssteigerung bei komplexen Aufgaben.
http://ht.ly/7KuJs
• Problem 1: Einzelleistung wird nicht anerkannt
• Problem 2: Eigene Anstrengung sei nicht relevant
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63. Fazit aus der 4. Phase
• Vitalität der Community sichern
• Nutzer beteiligen und das Angebot
kontinuierlich entwickeln
• Frühzeitig nach Lösungen für das
Nachfolgeproblem suchen
• Geschäftsmodelle überprüfen
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65. Nutzerstimmen
„Danke! Bereits meiner gesamten Berufsschulklasse
empfohlen! Ich könnte jetzt ein ganzes Buch über die
Vorteile einer themenbezogenen Community schreiben
aber mich hat vor allem der Eindruck dass dieses Portal
hier keinerlei kommerziellen Zwecken dient, dabei
absolut seriös erscheint (…).‘‘
„Da muss noch einiges passieren!! Die
Usability ist nah an "grottig", Web 2.0-Feeling
kommt praktisch gar nicht auf! Informationen
lassen sich schwierig finden. (…)“
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66. Abgeleitete Maßnahmen
• Verbesserung der Usability (u.a. Strukturierung)
• Erhöhung der Aktivität (u.a. neue Aktionen)
• Stärkung des Web 2.0 Charakters (u.a. Vernetzung)
• Qualitätsentwicklung (u.a. Fachmoderation)
• Weiterentwicklung der Angebote zur
Prüfungsvorbereitung (u.a. Wiki, Lerngruppen).
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69. Fazit aus der 5. Phase
• Zukunftsvision und Verwertungsideen
• Nachfolgeplanung und Geschäftsmodell
• Fortlaufende Optimierung des Angebots
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70. Fazit
Auf der Basis des 5-Phasen Modells können die
einzelnen Phasen der Community-Entwicklung
antizipiert und gezielt unterstützt werden. Auf dieser
Basis lassen sich Maßnahmen zur Kultivierung von
Online-Communities ableiten.
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71. Danke für Ihre Aufmerksamkeit!
Prof. Dr. Ilona Buchem
buchem@beuth-hochschule.de
Gastprofessorin für Digital Media Studies
Beuth Hochschule für Technik Berlin, FB I
http://ibuchem.wordpress.com/research/
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