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FACHBEITRAG 
Familiengesundheitspflege als Erweiterung 
der Pflege zu Hause im Bezirk 
Steyr-Land (OÖ) 
Von Stefan Hagauer 
Problemstellung 
Die Implementierung einer Famili-engesundheitsplege 
wird hier zu 
Lande bereits von PlegeexpertIn-nen 
gefordert. Diese Forderung ist 
die logische Folge von fehlenden 
adäquaten familien- und gemeinde-nahen 
Plege- und Betreuungsan-geboten 
in Österreich. Der Bericht 
„Plegenotstand in der mobilen Ple-ge“ 
(LBIMGS, 2005), das „Regie-rungsprogramm 
2008“ (Österreichi-sche 
Bundesregierung, 2008) sowie 
die „To Do-Liste für Österreich“ (Ro-tes 
Kreuz Österreich, 2008) weisen 
bereits ausdrücklich auf die Notwen-digkeit 
einer professionellen Famili-engesundheitsplege 
hin. Folgende 
Fakten untermauern dies: 
• Demographische Herausforderun-gen 
(ca. 80% der Plegebedürftigen 
in Österreich werden zu Hause ge-plegt 
und betreut, Familienkonstel-lationen 
ändern sich und es kommt 
zum Rückgang der Unterstützungs-ressource 
„Familie“, alternde Gesell-schaft 
etc.) (vgl. Chorherr, 2007, 6-7; 
Wild, 2007, 18) 
• Krankheit/Plegebedürftigkeit ist nicht 
nur personenbezogen, sondern hat 
Einluss auf das Umfeld (Familie) der 
kranken/plegebedürftigen Person 
(Born et al., 2002, 4) 
• Ausbildungsfokussierung auf das 
stationäre Setting, daraus folgt ein 
ExpertInnenmangel im ambulanten 
Plege- und Betreuungsbereich (vgl. 
LBIMGS, 2005, 6) 
• Komplexes Gesundheitssystem 
führt zu Überforderung von plege-bedürftigen 
Menschen und ihren 
Familien 
• Derzeitiger Plegeansatz ist tätig-keits- 
und einzelpersonenorientiert. 
Die plegebedürftige Person ist Leis-tungsempfänger. 
Das einlussreiche 
Umfeld (Familie/plegende Ange-hörige) 
wird nicht adäquat wahrge-nommen 
und als Leistungsspekt-rum 
kaum berücksichtigt (vgl. Wild, 
2008, 11). 
Keywords: Familiengesundheits-pflege, 
Family Health Nursing, 
Familie, Pflegende Angehörige, 
Hauskrankenpflege, extramurale 
Pflege und Betreuung 
Das Rote Kreuz Österreich schlägt 
diesbezüglich das WHO-Konzept 
der Family Health Nurse vor und hat 
bereits in Zusammenarbeit mit dem 
Land Steiermark, dem Österreichi-schen 
Gesundheits- und Kranken-plegeverband 
sowie dem Gesund-heitsministerium 
ein Ausbildungscur-riculum 
für eine mögliche Umsetzung 
entworfen. In diesem Artikel wird nach 
einer kurzen Erläuterung des Famili-engesundheitsplegekonzeptes 
und 
des ambulanten Plege- und Betreu-ungsbereichs 
des Bezirkes Steyr- 
Land beispielhaft der Bedarf einer Fa-miliengesundheitsplege 
anhand der 
Situation plegender Angehöriger aus 
der Gemeinde Großraming aufge-zeigt. 
Weiters werden ausgehend von 
den Forderungen des Roten Kreuz 
Österreich bzgl. der Einführung ei-ner 
Familiengesundheitsplege (Wild, 
2008, 28) Empfehlungen für eine 
mögliche Umsetzung im Bezirk Steyr- 
Land gegeben und es wird auszugs-weise 
das Zukunftsszenario der Ar-beit 
einer Familiengesundheitsplege-kraft 
im Bezirk Steyr-Land vorgestellt. 
Die Ergebnisse basieren auf mittels 
zusammenfassender Inhaltsanalyse 
nach Mayring (2008) ausgewerteten 
problemzentrierten Leitfadeninter-views 
(n=10) mit plegenden Angehö-rigen 
aus der Gemeinde Großraming, 
die Anfang 2010 geführt wurden, so-wie 
auf einer Literaturanalyse. 
Familiengesundheitsplege 
Den Grundstein für die Forderungen 
zur Umsetzung einer Familienge-sundheitsplege 
in Österreich legte 
die WHO mit dem Rahmenkonzept 
„Gesundheit 21“. Darin wurde das 
Konzept der FHN (Family Health 
Nurse) vorgestellt. „Gesundheit 21“ 
beinhaltet als eines der wesentli-chen 
Ziele den Ausbau der gesund-heitlichen 
Primärversorgung in Form 
einer Erweiterung von Versorgungs-angeboten 
für das familien- und ge-meindenahe 
Setting. Das FHN-Kon-zept 
der WHO stellt diesbezüglich 
ein erweitertes Angebot dar, welches 
für die Mitgliedsstaaten Rahmen-bedingungen 
für eine länderspe-ziische 
Adaptierung vorgibt (vgl. 
Kollak, 2004, 96). In Deutschland 
wurde von 2005 bis 2008 ein Pilot-projekt 
zur Umsetzung einer profes-sionellen 
Familiengesundheitsple-ge 
durchgeführt, bei dem positive 
Auswirkungen für Familien nach-gewiesen 
werden konnten (Schnitt-stellenvermeidung, 
Förderung der 
Unabhängigkeit, Stabilisierung der 
Familiensituation, Steigerung der 
Kundenzufriedenheit, etc.) (vgl. 
Eberl et al., 2008, 156–159). Das 
bereits existierende Curriculum in 
Österreich gliedert sich in drei Lehr-gänge 
(Case und Care Management 
im Kontext familiärer Plege, Public 
Health im Plegewesen mit Schwer-punkt 
Gesundheitsförderung, Famili-engesundheitsplege) 
und beinhaltet 
potenzielle Einsatzfelder, Kompe-tenzen 
und Qualiikationen einer zu-künftigen 
Familiengesundheitsple-gefachkraft 
(vgl. Wild, 2007, 21). Für 
die Plege zu Hause in Österreich 
bedeutet das eine Erweiterung des 
Handlungsfeldes – präventive Haus-besuche 
um Gesundheitsförderung 
in die direkte PatientInnenplege mit 
einzubringen, Übernahme von Case 
und Care Managementaufgaben, 
Identiizierung des Plege- und Be-treuungsbedarfes 
für eine Region 
bzw. für eine bestimmte Zielgruppe 
(vgl. Wild, 2008, 18–19). 
Der ambulante Plege- und 
Betreuungsbereich im Bezirk 
Steyr-Land (OÖ) 
In Oberösterreich fällt die Koordi-nierung 
und Organisation der am-bulanten 
Plege und Betreuung in 
den Zuständigkeitsbereich der re-gionalen 
Träger, der so genannten 
Sozialhilfeverbände der jeweiligen 
Landesbezirke. Die 20 Gemeinden 
des Bezirkes Steyr-Land haben sich 
nach den Bestimmungen des ober-österreichischen 
Sozialhilfegeset-zes 
1998 dazu entschlossen, den 
24 ÖSTERREICHISCHE PFLEGEZEITSCHRIFT 10/2011 www.oegkv.at
möglichst bedarfsorien-tiert 
bzw. einsetzen. Die Probleme dieses 
Systems sind die unterschiedlichen 
Instanzen, die bei der Finanzierung 
beteiligt sind, Richtlinien vorgeben 
und Mitspracherecht haben, sowie 
die zahlreichen unterschiedlichen 
Leistungsanbieter. Die Leidtragen-den 
sind die plegebedürftigen Men-schen 
und ihre Familien, die mit die-ser 
Komplexität oftmals überfordert 
sind. 
Situation plegender Angehöriger in 
der Gemeinde Großraming 
Die Interviewergebnisse (Abbildung 2) 
zeigen beispielhaft den regionalen Be-darf 
auf und decken sich weitgehend mit 
den Ergebnissen aus dem Endbericht 
„Situation Plegender Angehöriger“ 
(ÖBIG, 2005) und den Familienbefra-gungen 
25 
FACHBEITRAG 
SHVSE (Sozialhilfeverband Steyr- 
Land) zu gründen. Die Gemeinden 
versuchen, unter dem Schirm des 
SHVSE das Angebot dem Plege-und 
Betreuungsbedarf anzupas-sen. 
Der SHVSE fungiert dabei als 
Koordinations-, Organisations- und 
Auftraggeberorgan im Bezirk. Das 
Rote Kreuz Steyr-Land und die Ca-ritas 
Oberösterreich führen hierbei 
im Auftrag des SHVSE die Dienst-leistungen 
in der ambulanten Plege 
und Betreuung durch (Abbildung 1). 
Sie teilen sich ihr Arbeitsgebiet re-gional 
und nach Leistungsangebot 
auf. Das Rote Kreuz übernimmt da-bei 
im gesamten Bezirk die medizini-sche 
Hauskrankenplege. Vereinzelt 
bieten auch andere Organisationen 
unabhängig vom SHVSE ambulante 
Plege- und Betreuungsdienste an. 
Zudem werden zahlreiche ehren-amtliche 
Dienste vom Roten Kreuz, 
der Caritas, anderen Organisatio-nen, 
Vereinen etc. angeboten. Die 
Sozialberatungsstellen genießen ei-ne 
Sonderstellung. Sie fungieren in 
ganz Oberösterreich als Anlaufstel-len 
für Menschen, die soziale Un-terstützung 
und Informationen über 
Hilfsmöglichkeiten im Rahmen der 
Plege und Betreuung benötigen. 
Primäres Anliegen der Sozialbera-tungsstellen 
ist es, den Menschen 
den Zugang zu sozialen Hilfen zu 
erleichtern. Die Sozialhilfeverbände 
haben laut Gesetz (gemäß § 31 Abs. 
5–7 des oberösterreichischen Sozi-alhilfegesetzes 
1998) die Verplich-tung 
zur Errichtung von Sozialbera-tungsstellen 
in ihrem jeweiligen re-gionalen 
Zuständigkeitsbereich (vgl. 
Land Oberösterreich, 2008, 18–20). 
Derzeit gibt es im Bezirk Steyr-Land 
zwei Sozialberatungsstellen. Die Fi-nanzierung 
der ambulanten Plege 
und Betreuung erfolgt von mehreren 
Instanzen (Bund, Länder, Gemein-den). 
Die Verwendung der Gelder 
fällt in den Kompetenzbereich der 
Sozialhilfeverbände, die innerhalb 
der landesgesetzlichen Rahmenbe-dingungen 
die inanziellen Mittel verteilen 
einer Familiengesundheitsplege 
im Rahmen des deutschen 
Pilotprojektes (Eberl et al., 2008, 
130–137). 
ÖSTERREICHISCHE PFLEGEZEITSCHRIFT www.oegkv.at 10/2011
26 
FACHBEITRAG 
Zusammenfassende Empfehlungen 
für die Einführung der Familiengesund-heitsplege 
im Bezirk Steyr-Land 
Adäquate Familiengesundheitsple-geausbildung 
Infolge der zunehmenden Akademi-sierung 
der Plege in Österreich ist 
die Ausbildung zukünftig auf tertiä-rer 
Ebene anzusiedeln, wie es auch 
bereits das österreichische Ausbil-dungscurriculum 
vorsieht. Ein be-rufsbegleitendes 
Masterstudium bzw. 
Universitätslehrgang, angeboten von 
der Gespag (Oberösterreichische 
Gesundheits- und Spitals AG) in Zu-sammenarbeit 
mit dem Fachhoch-schulcampus 
Steyr oder Linz, würde 
sich diesbezüglich anbieten. Bis zu 
einer lächendeckenden Akademisie-rung 
der Plege sollte alternativ eine 
Weiterbildung nach § 64 angeboten 
werden und in die derzeitigen ple-gebezogenen 
Studiengänge sollten 
zumindest Lehrveranstaltungen mit 
Fokus auf familien- und gemeindena-he 
Plege integriert werden. Die Aus-bildung 
richtet sich an diplomierte Ge-sundheits- 
und Krankenplegefach-kräfte 
aus dem ambulanten und sta- 
ÖSTERREICHISCHE PFLEGEZEITSCHRIFT 10/2011 www.oegkv.at
FACHBEITRAG 
tionären Bereich. Die AbsolventInnen 
sollten für eine bessere internationale 
Transparenz, Vergleichbarkeit und 
Nostriizierung die von der WHO vor-gesehene 
Zusatzbezeichnung „Fami-ly 
Health Nurse“ erhalten (vgl. Eberl 
et al., 2008, 52). Die Ausbildungskos-ten 
müssen vom Arbeitgeber und der 
öffentlichen Hand übernommen wer-den. 
Das Pilotprojekt in Deutschland 
zeigt, dass Ausbildungsinteressierte 
das Angebot wegen fehlender Finan-zierungsunterstützung 
nicht in An-spruch 
genommen haben (vgl. Eberl, 
et al., 2008, 101–102). Nationale 
ExpertInnen (jene, die bei der Curri-culumsentwicklung 
mitgearbeitet ha-ben), 
ausländische ExpertInnen (z.B. 
jene vom deutschen Pilotprojekt) so-wie 
regionale ExpertInnen sollten als 
DozentInnen herangezogen werden. 
Das berufsbegleitende Ausbildungs-schema 
(Theorieblöcke) führt dabei 
zu einer besseren Verfügbarkeit der 
Lehrkräfte. 
Sensibilisierung gesundheitspolitischer 
Entscheidungsträger 
Die österreichische Plegewissen-schaft 
muss diesbezüglich Überzeu-gungsarbeit 
leisten. Gesundheitspo-litischen 
Entscheidungsträgern muss 
der nachhaltige Nutzen (inanziell und 
qualitativ) von Gesundheitsförderung 
und Prävention kontinuierlich verge-genwärtigt 
werden. Wissenschaftli-che 
Arbeiten müssen klar und präzise 
aufzeigen, dass das österreichische 
Plegesystem ohne den „günstigen“ 
Leistungsbeitrag der Familien (ple-gende 
Angehörige) nicht funktionsfä-hig 
ist. Eine Aufwertung des ambulan-ten 
Plege- und Betreuungssektors 
auf allen Ebenen (bessere Einbin-dung 
während der Grundausbildung, 
inanzielle Lukrativität, bessere Wei-terbildungsmöglichkeiten 
etc.), wie 
es im Bericht „Plegenotstand in der 
Mobilen Plege“ (LBIMGS, 2005) 
vorgeschlagen wird, muss ebenfalls 
vollzogen werden. Ohne die Aner-kennung 
und Befürwortung der regi-onalen 
Leistungsanbieter ist eine Ein-führung 
nicht möglich. Sie müssen in 
die wissenschaftlichen Überlegungen 
miteinbezogen werden, um sie von 
der Notwendigkeit und den Nutzen 
einer Familiengesundheitsplege für 
ihre Organisationen zu überzeugen. 
Die Überzeugungsarbeit muss auf-grund 
der föderalistischen Strukturen 
in Österreich auf 
Bundes-, Landes-, 
Bezirks- und Kom-munalebene 
ge-schehen. 
Einbindung der 
Familiengesund-heitsplege 
in die 
bezirksspeziischen 
Strukturen 
Die vom SHVSE 
beauftragten Orga-nisationen 
(Rotes 
Kreuz und Caritas) 
sind jene Institutio-nen, 
die eine pro-fessionelle 
Famili-engesundheitsple-ge 
als Ergänzung 
ihres bisherigen 
Angebots anbieten 
können. Die Sozi-alberatungsstellen 
können von den 
Fähigkeiten einer 
Familiengesund-heitsplege 
erheb-lich 
proitieren, um 
ihre Informations-und 
Beratungsver-plichtung 
zu pro-fessionalisieren. 
Wundmanagement 
Zielgruppe: Gehobener Dienst für Gesundheits- und Kran-kenpflege 
Studienziel: Sie erwerben Kompetenzen für eine prozess-, 
ergebnis- und ressourcenorientierteWundpflege. 
Beginn: 23. April 2012 
Abschluss: Akademische/r Wundmanager/in (3-stufig) 
Dauer: 6 Tage/1 Semester/2 Semester 
Gebühr: EUR 890,-/EUR 2.210,-/EUR 3.350,- 
Information und Anmeldung: 
Mag. Beatrix Aigner, E-Mail: beatrix.aigner@donau-uni.ac.at 
Tel: +43 (0)2732 893-2644, Fax: +43 (0)2732 893-4602 
www.donau-uni.ac.at/pflegewissenschaft 
Donau-Universität Krems 
Dr.-Karl-Dorrek-Straße 30, 3500 Krems 
www.donau-uni.ac.at 
Eine Family Health 
Nurse ist in der Lage, ein gezieltes 
Community Assessment (regionale 
Bedarfs- und Ressourcenerhebung) 
durchzuführen (vgl. Wild, 2010, 18), 
und kann dem SHVSE somit Daten 
über den regionalen Plege- und Be-treuungsbedarf 
liefern, die als Basis 
für die Angebotsplanung dienen. Sie 
kennt den Plege- und Betreuungsbe-darf 
und die Ressourcen der plegebe-dürftigen 
Person und ihrer Familie und 
kann somit die aktuell bereits geforder-te 
plegerische Sicht bei der Plegestu-feneinteilung 
vertreten. Auch für zahl-reiche 
Fort- und Weiterbildungskurse 
im Rahmen der Angehörigenplege 
können Family Health Nurses einen 
großen Beitrag leisten. Das Angebot 
darf den anderen, nicht vom SHVSE 
beauftragten privaten Leistungsanbie-tern 
in der Region nicht vorenthalten 
werden. Ehrenamtliche Dienste (z.B. 
Stammtisch für plegende Angehöri-ge) 
können durch aktive Beteiligungen 
von Family Health Nurses ebenso pro-itieren 
wie Gemeinden (z.B. Hilfe bei 
der Realisierung von Gesundheitspro-jekten). 
Bei der Finanzierung bedarf 
es der notwendigen Voraussetzungen 
auf Bundes-, Landes-, Bezirks- und 
Kommunalebene zu, um die Leistun-gen 
der Familiengesundheitsplege 
anerkennen und aus öffentlicher Hand 
vergüten zu können. Von Vorteil wäre 
ein österreichweit einheitliches ambu-lantes 
Plege- und Betreuungssystem, 
ähnlich dem Vorarlberger Modell. Dies 
würde bei der Finanzierung für Trans-parenz 
sorgen, bundesweit geltende 
Qualitätsnormen für sämtliche in der 
ambulanten Plege und Betreuung 
tätigen Institutionen ermöglichen und 
regionale Vergleiche zulassen. Es 
könnte dadurch auch eine bundes-weit 
einheitliche Familiengesundheits-plegeausbildung 
umgesetzt werden. 
Ähnlich sieht das Rogner (2008, 116) 
im Zusammenhang mit einer einheitli-chen 
Einführung von Primary Nursing 
in Österreich. 
Regional lächendeckende 
Bedarfsevaluierung als 
Handlungsgrundlage 
Die plegenden Angehörigen aus 
Großraming erwiesen sich für die 
beispielhafte Bedarfsanalyse als ad-äquate 
Zielgruppe. Für eine regional 
www.oegkv.at ÖSTERREICHISCHE PFLEGEZEITSCHRIFT 10/2011 27
FACHBEITRAG 
lächendeckende Bedarfsevaluierung 
scheint demnach der Fokus auf ple-gende 
Angehörige passend. Es müs-sen 
auch die Meinungen der regio-nalen 
ambulanten Leistungsanbieter 
eingeholt werden. Die Organisations-leitungen, 
Beratungsstellen und die in 
der ambulanten Plege und Betreuung 
tätigen Plegefachkräfte (inkl. ehren-amtlicher 
MitarbeiterInnen) müssen 
daher in die Bedarfsevaluierung mit-einbezogen 
werden. 
Pilotprojekt als Vorstufe und 
Richtungsweiser für eine 
lächendeckende Einführung 
In Anlehnung an das deutsche Pilot-projekt 
sollte auch für Österreich ein 
Pilotprojekt gestartet werden. So kann 
festgestellt werden, inwieweit eine Fa-miliengesundheitsplege 
in Österreich 
überhaupt umsetzbar ist und welche 
konkreten Problemstellungen es gibt. 
Vorarbeit diesbezüglich wurde bereits 
durch die an die österreichischen Ver-hältnisse 
adaptierte Curriculumsent-wicklung 
geleistet. Für Oberösterreich 
würde sich der Bezirk Steyr-Land sehr 
gut für ein Pilotprojekt eignen. Die 
durchgeführte Bedarfsanalyse zeigt, 
dass die im Rahmen des Curriculums 
erarbeiteten potentiellen Handlungs-felder 
der Familiengesundheitsplege 
in Steyr-Land durchaus erprobt wer-den 
können. Das Land Oberöster-reich, 
der SHVSE sowie die einzelnen 
Gemeinden können mit ihrer Zustim-mung 
zum Pilotprojekt die inanziellen 
Weichen stellen. Eine wissenschaft-liche 
Projektbegleitforschung muss 
dabei evaluieren, wie sich die Arbeit 
der zukünftigen Familiengesund-heitsplegekräfte 
auf die ambulante 
Plege- und Betreuungslandschaft im 
Bezirk Steyr-Land auswirkt. Nur so 
kann der nachhaltige Nutzen einer 
Gesundheitsförderung und Präventi-on 
im Rahmen einer professionellen 
Familiengesundheitsplege aufgezeigt 
werden. 
Zukunftsszenario der Arbeit einer FHN 
In Anbetracht der derzeitigen Situati-on 
bzgl. der Umsetzung einer Famili-engesundheitsplege 
in Österreich ist 
dieses Betätigungsfeld derzeit leider 
nur eine Zukunftsvision. In einem kon-zipierten 
Zukunftsszenario wird unter 
der Annahme, dass die zuvor gege-benen 
Empfehlungen umgesetzt wer-den, 
die Arbeit einer Familiengesund-heitsplegekraft 
im Bezirk Steyr-Land 
beschrieben. Im Einzelnen analysiert 
das Szenario folgende Punkte: 
• Berufsqualiikation (fachliche Kom-petenzen, 
Berufserfahrung, persön-liche 
Fähigkeiten), 
• potentielle Anstellungsverhältnisse 
und die dazugehörigen möglichen 
Tätigkeitsbereiche, 
• Arbeitsplatz (Ausstattung, Lokalisati-on, 
etc.) 
Nähere Informationen bzgl. der Um-setzungsempfehlungen 
und des Zu-kunftsszenarios 
sind auf der Home-page 
des Österreichischen Gesund-heits- 
und Krankenplegeverbandes 
in der vollständigen Diplomarbeit 
(www.oegkv.at/publikationen/ab-schlussarbeiten/ 
diplomarbeiten. 
html) nachzulesen. 
Literatur 
Born G., Mertens E., Bartmann K. (2002): 
Plegende Angehörige. Balance zwi-schen 
Fürsorge und Entlastung. Verbrau-cher- 
Zentrale Nordrhein-Westfalen e. V., 
Düsseldorf. 
Chorherr T. (2007): Hilfe, wer plegt mich? 
Fakten, Standpunkte, Perspektiven. Ver-lag 
Carl Ueberreuter, Wien. 
Eberl I., Schnepp W. (2008): Abschlussbe-richt 
– Die multizentrische Pilotstudie der 
WHO zur Family Health Nurse. Eine Un-tersuchung 
über die Machbarkeit der Fa-miliengesundheitsplege 
in Deutschland. 
Lehrstuhl für familienorientierte und ge-meindenahe 
Plege in Witten/Herdecke. 
Im Auftrag des Deutschen Bundesverband 
für Plegeberufe e. V. (DBfK). Online unter 
http://www.familiengesundheitsplege.de/ 
iles/assets/FHN%20Abschlussbericht% 
20Uni%20Witten%202008-08-21.pdf 
(7.03.2010). 
Hagauer S. (2010): Familiengesundheits-plege 
als Erweiterung der Plege zu Hau-se 
im Bezirk Steyr-Land (OÖ). Eine Be-darfsanalyse 
am Beispiel von plegenden 
Angehörigen aus der Gemeinde Großra-ming 
mit Empfehlungen für die Umset-zung 
im Bezirk Steyr-Land. Diplomarbeit. 
Universität Wien. 
Hasseler M., Meyer M. (Hrsg.) (2004): Am-bulante 
Plege: Neue Wege und Kon-zepte 
für die Zukunft. Professionalität 
erhöhen – Wettbewerbsvorteile sichern. 
Schlütersche, Hannover. 
Kollak I. (2004): FHN – Internationale Bei-spiele 
gelungener häuslicher Versorgung. 
In: Hasseler M., Meyer M. (Hrsg.): Ambu-lante 
Plege: Neue Wege und Konzepte 
für die Zukunft. Professionalität erhöhen 
– Wettbewerbsvorteile sichern. Schlüter-sche, 
Hannover, 85–108. 
Land Oberösterreich, Direktion Soziales und 
Gesundheit, Abteilung Soziales (2008): 
Oberösterreichischer Sozialbericht 2008. 
Online unter http://www.ooe.gv.at/cps/ 
rde/xbcr/SID-355B1567-4D35EF72/ooe/ 
sozialbericht08_kap01.pdf (15.10.2009). 
LBIMGS – Ludwig-Boltzmann Institut für 
Medizin- und Gesundheitssoziologie 
(2005): Plegenotstand in der mobilen 
Plege? Diagnosen und Lösungsmöglich-keiten. 
Mayring P. (2008): Qualitative Inhaltsanaly-se. 
Grundlagen und Techniken. 10. Auf-lage, 
Belz Verlag, Weinheim und Basel. 
ÖBIG – Österreichisches Bundesinstitut für 
Gesundheitswesen (2005): Situation ple-gender 
Angehöriger. Endbericht. Online 
unter http://www.bmsk.gv.at/cms.site/at-tachments/ 
9/0/6/ 
CH0184/CMS1229093595174/situa-tion_ 
pflegender_angehoeriger.pdf 
(26.03.2010). 
Österreichische Bundesregierung (2008): 
Regierungsprogramm für die XXIV. Ge-setzgebungsperiode. 
Präambel Regie-rungsprogramm 
2008 – 2013. Gemein-sam 
für Österreich. Online unter http:// 
images.derstandard.at/2008/11/23/regie-rungsprogramm. 
doc (25.11.2008). 
Rogner M. (2008): Primary Nursing im am-bulanten 
Setting – eine Chance für Öster-reich? 
Diplomarbeit. Universität Wien. 
Rotes Kreuz Österreich (2008): To Do-Liste 
für Österreich. Online unter http://www.ro-teskreuz. 
at/ileadmin/user_upload/PDF/ 
Gesellschaftspolitik/Anliegen_Bundesre-gierung_ 
FINAL__2_.pdf (18.11.2008). 
Wild M. (2007): Plege (in) der Familie – 
Umsetzung der Family Health Nurse in 
Österreich. Österreichische Plegezeit-schrift, 
60, 10, 18–23. 
Wild M. (2008): Gesundheitsförderung im 
Alter. Gesundheitsförderung ein neues 
Handlungsfeld für die Plege? Online 
unter http://www.oeph.at/docs/Linz2008/ 
Wild.pdf (20.03.2010). 
Wild M. (2010): Public Health als Hand-lungsfeld 
für die Plege. Österreichische 
Plegezeitschrift, 63, 1, 15–19. 
Mag. Stefan Hagauer 
Beendetes Studium der Pflegewissenschaft an der Universität Wien 
Derzeit im 3. Ausbildungsjahr in der Gesundheits- und Krankenpflegeschule 
am Kaiserin-Elisabeth Spital 
stefan.hagauer@gmx.at 
28 ÖSTERREICHISCHE PFLEGEZEITSCHRIFT 10/2011 www.oegkv.at

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Familiengesundheitspflege als Erweiterung der Pflege zu Hause im Bezirk Steyr-Land (OÖ)

  • 1. FACHBEITRAG Familiengesundheitspflege als Erweiterung der Pflege zu Hause im Bezirk Steyr-Land (OÖ) Von Stefan Hagauer Problemstellung Die Implementierung einer Famili-engesundheitsplege wird hier zu Lande bereits von PlegeexpertIn-nen gefordert. Diese Forderung ist die logische Folge von fehlenden adäquaten familien- und gemeinde-nahen Plege- und Betreuungsan-geboten in Österreich. Der Bericht „Plegenotstand in der mobilen Ple-ge“ (LBIMGS, 2005), das „Regie-rungsprogramm 2008“ (Österreichi-sche Bundesregierung, 2008) sowie die „To Do-Liste für Österreich“ (Ro-tes Kreuz Österreich, 2008) weisen bereits ausdrücklich auf die Notwen-digkeit einer professionellen Famili-engesundheitsplege hin. Folgende Fakten untermauern dies: • Demographische Herausforderun-gen (ca. 80% der Plegebedürftigen in Österreich werden zu Hause ge-plegt und betreut, Familienkonstel-lationen ändern sich und es kommt zum Rückgang der Unterstützungs-ressource „Familie“, alternde Gesell-schaft etc.) (vgl. Chorherr, 2007, 6-7; Wild, 2007, 18) • Krankheit/Plegebedürftigkeit ist nicht nur personenbezogen, sondern hat Einluss auf das Umfeld (Familie) der kranken/plegebedürftigen Person (Born et al., 2002, 4) • Ausbildungsfokussierung auf das stationäre Setting, daraus folgt ein ExpertInnenmangel im ambulanten Plege- und Betreuungsbereich (vgl. LBIMGS, 2005, 6) • Komplexes Gesundheitssystem führt zu Überforderung von plege-bedürftigen Menschen und ihren Familien • Derzeitiger Plegeansatz ist tätig-keits- und einzelpersonenorientiert. Die plegebedürftige Person ist Leis-tungsempfänger. Das einlussreiche Umfeld (Familie/plegende Ange-hörige) wird nicht adäquat wahrge-nommen und als Leistungsspekt-rum kaum berücksichtigt (vgl. Wild, 2008, 11). Keywords: Familiengesundheits-pflege, Family Health Nursing, Familie, Pflegende Angehörige, Hauskrankenpflege, extramurale Pflege und Betreuung Das Rote Kreuz Österreich schlägt diesbezüglich das WHO-Konzept der Family Health Nurse vor und hat bereits in Zusammenarbeit mit dem Land Steiermark, dem Österreichi-schen Gesundheits- und Kranken-plegeverband sowie dem Gesund-heitsministerium ein Ausbildungscur-riculum für eine mögliche Umsetzung entworfen. In diesem Artikel wird nach einer kurzen Erläuterung des Famili-engesundheitsplegekonzeptes und des ambulanten Plege- und Betreu-ungsbereichs des Bezirkes Steyr- Land beispielhaft der Bedarf einer Fa-miliengesundheitsplege anhand der Situation plegender Angehöriger aus der Gemeinde Großraming aufge-zeigt. Weiters werden ausgehend von den Forderungen des Roten Kreuz Österreich bzgl. der Einführung ei-ner Familiengesundheitsplege (Wild, 2008, 28) Empfehlungen für eine mögliche Umsetzung im Bezirk Steyr- Land gegeben und es wird auszugs-weise das Zukunftsszenario der Ar-beit einer Familiengesundheitsplege-kraft im Bezirk Steyr-Land vorgestellt. Die Ergebnisse basieren auf mittels zusammenfassender Inhaltsanalyse nach Mayring (2008) ausgewerteten problemzentrierten Leitfadeninter-views (n=10) mit plegenden Angehö-rigen aus der Gemeinde Großraming, die Anfang 2010 geführt wurden, so-wie auf einer Literaturanalyse. Familiengesundheitsplege Den Grundstein für die Forderungen zur Umsetzung einer Familienge-sundheitsplege in Österreich legte die WHO mit dem Rahmenkonzept „Gesundheit 21“. Darin wurde das Konzept der FHN (Family Health Nurse) vorgestellt. „Gesundheit 21“ beinhaltet als eines der wesentli-chen Ziele den Ausbau der gesund-heitlichen Primärversorgung in Form einer Erweiterung von Versorgungs-angeboten für das familien- und ge-meindenahe Setting. Das FHN-Kon-zept der WHO stellt diesbezüglich ein erweitertes Angebot dar, welches für die Mitgliedsstaaten Rahmen-bedingungen für eine länderspe-ziische Adaptierung vorgibt (vgl. Kollak, 2004, 96). In Deutschland wurde von 2005 bis 2008 ein Pilot-projekt zur Umsetzung einer profes-sionellen Familiengesundheitsple-ge durchgeführt, bei dem positive Auswirkungen für Familien nach-gewiesen werden konnten (Schnitt-stellenvermeidung, Förderung der Unabhängigkeit, Stabilisierung der Familiensituation, Steigerung der Kundenzufriedenheit, etc.) (vgl. Eberl et al., 2008, 156–159). Das bereits existierende Curriculum in Österreich gliedert sich in drei Lehr-gänge (Case und Care Management im Kontext familiärer Plege, Public Health im Plegewesen mit Schwer-punkt Gesundheitsförderung, Famili-engesundheitsplege) und beinhaltet potenzielle Einsatzfelder, Kompe-tenzen und Qualiikationen einer zu-künftigen Familiengesundheitsple-gefachkraft (vgl. Wild, 2007, 21). Für die Plege zu Hause in Österreich bedeutet das eine Erweiterung des Handlungsfeldes – präventive Haus-besuche um Gesundheitsförderung in die direkte PatientInnenplege mit einzubringen, Übernahme von Case und Care Managementaufgaben, Identiizierung des Plege- und Be-treuungsbedarfes für eine Region bzw. für eine bestimmte Zielgruppe (vgl. Wild, 2008, 18–19). Der ambulante Plege- und Betreuungsbereich im Bezirk Steyr-Land (OÖ) In Oberösterreich fällt die Koordi-nierung und Organisation der am-bulanten Plege und Betreuung in den Zuständigkeitsbereich der re-gionalen Träger, der so genannten Sozialhilfeverbände der jeweiligen Landesbezirke. Die 20 Gemeinden des Bezirkes Steyr-Land haben sich nach den Bestimmungen des ober-österreichischen Sozialhilfegeset-zes 1998 dazu entschlossen, den 24 ÖSTERREICHISCHE PFLEGEZEITSCHRIFT 10/2011 www.oegkv.at
  • 2. möglichst bedarfsorien-tiert bzw. einsetzen. Die Probleme dieses Systems sind die unterschiedlichen Instanzen, die bei der Finanzierung beteiligt sind, Richtlinien vorgeben und Mitspracherecht haben, sowie die zahlreichen unterschiedlichen Leistungsanbieter. Die Leidtragen-den sind die plegebedürftigen Men-schen und ihre Familien, die mit die-ser Komplexität oftmals überfordert sind. Situation plegender Angehöriger in der Gemeinde Großraming Die Interviewergebnisse (Abbildung 2) zeigen beispielhaft den regionalen Be-darf auf und decken sich weitgehend mit den Ergebnissen aus dem Endbericht „Situation Plegender Angehöriger“ (ÖBIG, 2005) und den Familienbefra-gungen 25 FACHBEITRAG SHVSE (Sozialhilfeverband Steyr- Land) zu gründen. Die Gemeinden versuchen, unter dem Schirm des SHVSE das Angebot dem Plege-und Betreuungsbedarf anzupas-sen. Der SHVSE fungiert dabei als Koordinations-, Organisations- und Auftraggeberorgan im Bezirk. Das Rote Kreuz Steyr-Land und die Ca-ritas Oberösterreich führen hierbei im Auftrag des SHVSE die Dienst-leistungen in der ambulanten Plege und Betreuung durch (Abbildung 1). Sie teilen sich ihr Arbeitsgebiet re-gional und nach Leistungsangebot auf. Das Rote Kreuz übernimmt da-bei im gesamten Bezirk die medizini-sche Hauskrankenplege. Vereinzelt bieten auch andere Organisationen unabhängig vom SHVSE ambulante Plege- und Betreuungsdienste an. Zudem werden zahlreiche ehren-amtliche Dienste vom Roten Kreuz, der Caritas, anderen Organisatio-nen, Vereinen etc. angeboten. Die Sozialberatungsstellen genießen ei-ne Sonderstellung. Sie fungieren in ganz Oberösterreich als Anlaufstel-len für Menschen, die soziale Un-terstützung und Informationen über Hilfsmöglichkeiten im Rahmen der Plege und Betreuung benötigen. Primäres Anliegen der Sozialbera-tungsstellen ist es, den Menschen den Zugang zu sozialen Hilfen zu erleichtern. Die Sozialhilfeverbände haben laut Gesetz (gemäß § 31 Abs. 5–7 des oberösterreichischen Sozi-alhilfegesetzes 1998) die Verplich-tung zur Errichtung von Sozialbera-tungsstellen in ihrem jeweiligen re-gionalen Zuständigkeitsbereich (vgl. Land Oberösterreich, 2008, 18–20). Derzeit gibt es im Bezirk Steyr-Land zwei Sozialberatungsstellen. Die Fi-nanzierung der ambulanten Plege und Betreuung erfolgt von mehreren Instanzen (Bund, Länder, Gemein-den). Die Verwendung der Gelder fällt in den Kompetenzbereich der Sozialhilfeverbände, die innerhalb der landesgesetzlichen Rahmenbe-dingungen die inanziellen Mittel verteilen einer Familiengesundheitsplege im Rahmen des deutschen Pilotprojektes (Eberl et al., 2008, 130–137). ÖSTERREICHISCHE PFLEGEZEITSCHRIFT www.oegkv.at 10/2011
  • 3. 26 FACHBEITRAG Zusammenfassende Empfehlungen für die Einführung der Familiengesund-heitsplege im Bezirk Steyr-Land Adäquate Familiengesundheitsple-geausbildung Infolge der zunehmenden Akademi-sierung der Plege in Österreich ist die Ausbildung zukünftig auf tertiä-rer Ebene anzusiedeln, wie es auch bereits das österreichische Ausbil-dungscurriculum vorsieht. Ein be-rufsbegleitendes Masterstudium bzw. Universitätslehrgang, angeboten von der Gespag (Oberösterreichische Gesundheits- und Spitals AG) in Zu-sammenarbeit mit dem Fachhoch-schulcampus Steyr oder Linz, würde sich diesbezüglich anbieten. Bis zu einer lächendeckenden Akademisie-rung der Plege sollte alternativ eine Weiterbildung nach § 64 angeboten werden und in die derzeitigen ple-gebezogenen Studiengänge sollten zumindest Lehrveranstaltungen mit Fokus auf familien- und gemeindena-he Plege integriert werden. Die Aus-bildung richtet sich an diplomierte Ge-sundheits- und Krankenplegefach-kräfte aus dem ambulanten und sta- ÖSTERREICHISCHE PFLEGEZEITSCHRIFT 10/2011 www.oegkv.at
  • 4. FACHBEITRAG tionären Bereich. Die AbsolventInnen sollten für eine bessere internationale Transparenz, Vergleichbarkeit und Nostriizierung die von der WHO vor-gesehene Zusatzbezeichnung „Fami-ly Health Nurse“ erhalten (vgl. Eberl et al., 2008, 52). Die Ausbildungskos-ten müssen vom Arbeitgeber und der öffentlichen Hand übernommen wer-den. Das Pilotprojekt in Deutschland zeigt, dass Ausbildungsinteressierte das Angebot wegen fehlender Finan-zierungsunterstützung nicht in An-spruch genommen haben (vgl. Eberl, et al., 2008, 101–102). Nationale ExpertInnen (jene, die bei der Curri-culumsentwicklung mitgearbeitet ha-ben), ausländische ExpertInnen (z.B. jene vom deutschen Pilotprojekt) so-wie regionale ExpertInnen sollten als DozentInnen herangezogen werden. Das berufsbegleitende Ausbildungs-schema (Theorieblöcke) führt dabei zu einer besseren Verfügbarkeit der Lehrkräfte. Sensibilisierung gesundheitspolitischer Entscheidungsträger Die österreichische Plegewissen-schaft muss diesbezüglich Überzeu-gungsarbeit leisten. Gesundheitspo-litischen Entscheidungsträgern muss der nachhaltige Nutzen (inanziell und qualitativ) von Gesundheitsförderung und Prävention kontinuierlich verge-genwärtigt werden. Wissenschaftli-che Arbeiten müssen klar und präzise aufzeigen, dass das österreichische Plegesystem ohne den „günstigen“ Leistungsbeitrag der Familien (ple-gende Angehörige) nicht funktionsfä-hig ist. Eine Aufwertung des ambulan-ten Plege- und Betreuungssektors auf allen Ebenen (bessere Einbin-dung während der Grundausbildung, inanzielle Lukrativität, bessere Wei-terbildungsmöglichkeiten etc.), wie es im Bericht „Plegenotstand in der Mobilen Plege“ (LBIMGS, 2005) vorgeschlagen wird, muss ebenfalls vollzogen werden. Ohne die Aner-kennung und Befürwortung der regi-onalen Leistungsanbieter ist eine Ein-führung nicht möglich. Sie müssen in die wissenschaftlichen Überlegungen miteinbezogen werden, um sie von der Notwendigkeit und den Nutzen einer Familiengesundheitsplege für ihre Organisationen zu überzeugen. Die Überzeugungsarbeit muss auf-grund der föderalistischen Strukturen in Österreich auf Bundes-, Landes-, Bezirks- und Kom-munalebene ge-schehen. Einbindung der Familiengesund-heitsplege in die bezirksspeziischen Strukturen Die vom SHVSE beauftragten Orga-nisationen (Rotes Kreuz und Caritas) sind jene Institutio-nen, die eine pro-fessionelle Famili-engesundheitsple-ge als Ergänzung ihres bisherigen Angebots anbieten können. Die Sozi-alberatungsstellen können von den Fähigkeiten einer Familiengesund-heitsplege erheb-lich proitieren, um ihre Informations-und Beratungsver-plichtung zu pro-fessionalisieren. Wundmanagement Zielgruppe: Gehobener Dienst für Gesundheits- und Kran-kenpflege Studienziel: Sie erwerben Kompetenzen für eine prozess-, ergebnis- und ressourcenorientierteWundpflege. Beginn: 23. April 2012 Abschluss: Akademische/r Wundmanager/in (3-stufig) Dauer: 6 Tage/1 Semester/2 Semester Gebühr: EUR 890,-/EUR 2.210,-/EUR 3.350,- Information und Anmeldung: Mag. Beatrix Aigner, E-Mail: beatrix.aigner@donau-uni.ac.at Tel: +43 (0)2732 893-2644, Fax: +43 (0)2732 893-4602 www.donau-uni.ac.at/pflegewissenschaft Donau-Universität Krems Dr.-Karl-Dorrek-Straße 30, 3500 Krems www.donau-uni.ac.at Eine Family Health Nurse ist in der Lage, ein gezieltes Community Assessment (regionale Bedarfs- und Ressourcenerhebung) durchzuführen (vgl. Wild, 2010, 18), und kann dem SHVSE somit Daten über den regionalen Plege- und Be-treuungsbedarf liefern, die als Basis für die Angebotsplanung dienen. Sie kennt den Plege- und Betreuungsbe-darf und die Ressourcen der plegebe-dürftigen Person und ihrer Familie und kann somit die aktuell bereits geforder-te plegerische Sicht bei der Plegestu-feneinteilung vertreten. Auch für zahl-reiche Fort- und Weiterbildungskurse im Rahmen der Angehörigenplege können Family Health Nurses einen großen Beitrag leisten. Das Angebot darf den anderen, nicht vom SHVSE beauftragten privaten Leistungsanbie-tern in der Region nicht vorenthalten werden. Ehrenamtliche Dienste (z.B. Stammtisch für plegende Angehöri-ge) können durch aktive Beteiligungen von Family Health Nurses ebenso pro-itieren wie Gemeinden (z.B. Hilfe bei der Realisierung von Gesundheitspro-jekten). Bei der Finanzierung bedarf es der notwendigen Voraussetzungen auf Bundes-, Landes-, Bezirks- und Kommunalebene zu, um die Leistun-gen der Familiengesundheitsplege anerkennen und aus öffentlicher Hand vergüten zu können. Von Vorteil wäre ein österreichweit einheitliches ambu-lantes Plege- und Betreuungssystem, ähnlich dem Vorarlberger Modell. Dies würde bei der Finanzierung für Trans-parenz sorgen, bundesweit geltende Qualitätsnormen für sämtliche in der ambulanten Plege und Betreuung tätigen Institutionen ermöglichen und regionale Vergleiche zulassen. Es könnte dadurch auch eine bundes-weit einheitliche Familiengesundheits-plegeausbildung umgesetzt werden. Ähnlich sieht das Rogner (2008, 116) im Zusammenhang mit einer einheitli-chen Einführung von Primary Nursing in Österreich. Regional lächendeckende Bedarfsevaluierung als Handlungsgrundlage Die plegenden Angehörigen aus Großraming erwiesen sich für die beispielhafte Bedarfsanalyse als ad-äquate Zielgruppe. Für eine regional www.oegkv.at ÖSTERREICHISCHE PFLEGEZEITSCHRIFT 10/2011 27
  • 5. FACHBEITRAG lächendeckende Bedarfsevaluierung scheint demnach der Fokus auf ple-gende Angehörige passend. Es müs-sen auch die Meinungen der regio-nalen ambulanten Leistungsanbieter eingeholt werden. Die Organisations-leitungen, Beratungsstellen und die in der ambulanten Plege und Betreuung tätigen Plegefachkräfte (inkl. ehren-amtlicher MitarbeiterInnen) müssen daher in die Bedarfsevaluierung mit-einbezogen werden. Pilotprojekt als Vorstufe und Richtungsweiser für eine lächendeckende Einführung In Anlehnung an das deutsche Pilot-projekt sollte auch für Österreich ein Pilotprojekt gestartet werden. So kann festgestellt werden, inwieweit eine Fa-miliengesundheitsplege in Österreich überhaupt umsetzbar ist und welche konkreten Problemstellungen es gibt. Vorarbeit diesbezüglich wurde bereits durch die an die österreichischen Ver-hältnisse adaptierte Curriculumsent-wicklung geleistet. Für Oberösterreich würde sich der Bezirk Steyr-Land sehr gut für ein Pilotprojekt eignen. Die durchgeführte Bedarfsanalyse zeigt, dass die im Rahmen des Curriculums erarbeiteten potentiellen Handlungs-felder der Familiengesundheitsplege in Steyr-Land durchaus erprobt wer-den können. Das Land Oberöster-reich, der SHVSE sowie die einzelnen Gemeinden können mit ihrer Zustim-mung zum Pilotprojekt die inanziellen Weichen stellen. Eine wissenschaft-liche Projektbegleitforschung muss dabei evaluieren, wie sich die Arbeit der zukünftigen Familiengesund-heitsplegekräfte auf die ambulante Plege- und Betreuungslandschaft im Bezirk Steyr-Land auswirkt. Nur so kann der nachhaltige Nutzen einer Gesundheitsförderung und Präventi-on im Rahmen einer professionellen Familiengesundheitsplege aufgezeigt werden. Zukunftsszenario der Arbeit einer FHN In Anbetracht der derzeitigen Situati-on bzgl. der Umsetzung einer Famili-engesundheitsplege in Österreich ist dieses Betätigungsfeld derzeit leider nur eine Zukunftsvision. In einem kon-zipierten Zukunftsszenario wird unter der Annahme, dass die zuvor gege-benen Empfehlungen umgesetzt wer-den, die Arbeit einer Familiengesund-heitsplegekraft im Bezirk Steyr-Land beschrieben. Im Einzelnen analysiert das Szenario folgende Punkte: • Berufsqualiikation (fachliche Kom-petenzen, Berufserfahrung, persön-liche Fähigkeiten), • potentielle Anstellungsverhältnisse und die dazugehörigen möglichen Tätigkeitsbereiche, • Arbeitsplatz (Ausstattung, Lokalisati-on, etc.) Nähere Informationen bzgl. der Um-setzungsempfehlungen und des Zu-kunftsszenarios sind auf der Home-page des Österreichischen Gesund-heits- und Krankenplegeverbandes in der vollständigen Diplomarbeit (www.oegkv.at/publikationen/ab-schlussarbeiten/ diplomarbeiten. html) nachzulesen. Literatur Born G., Mertens E., Bartmann K. (2002): Plegende Angehörige. Balance zwi-schen Fürsorge und Entlastung. Verbrau-cher- Zentrale Nordrhein-Westfalen e. V., Düsseldorf. Chorherr T. (2007): Hilfe, wer plegt mich? Fakten, Standpunkte, Perspektiven. Ver-lag Carl Ueberreuter, Wien. Eberl I., Schnepp W. (2008): Abschlussbe-richt – Die multizentrische Pilotstudie der WHO zur Family Health Nurse. Eine Un-tersuchung über die Machbarkeit der Fa-miliengesundheitsplege in Deutschland. Lehrstuhl für familienorientierte und ge-meindenahe Plege in Witten/Herdecke. Im Auftrag des Deutschen Bundesverband für Plegeberufe e. V. (DBfK). Online unter http://www.familiengesundheitsplege.de/ iles/assets/FHN%20Abschlussbericht% 20Uni%20Witten%202008-08-21.pdf (7.03.2010). Hagauer S. (2010): Familiengesundheits-plege als Erweiterung der Plege zu Hau-se im Bezirk Steyr-Land (OÖ). Eine Be-darfsanalyse am Beispiel von plegenden Angehörigen aus der Gemeinde Großra-ming mit Empfehlungen für die Umset-zung im Bezirk Steyr-Land. Diplomarbeit. Universität Wien. Hasseler M., Meyer M. (Hrsg.) (2004): Am-bulante Plege: Neue Wege und Kon-zepte für die Zukunft. Professionalität erhöhen – Wettbewerbsvorteile sichern. Schlütersche, Hannover. Kollak I. (2004): FHN – Internationale Bei-spiele gelungener häuslicher Versorgung. In: Hasseler M., Meyer M. (Hrsg.): Ambu-lante Plege: Neue Wege und Konzepte für die Zukunft. Professionalität erhöhen – Wettbewerbsvorteile sichern. Schlüter-sche, Hannover, 85–108. Land Oberösterreich, Direktion Soziales und Gesundheit, Abteilung Soziales (2008): Oberösterreichischer Sozialbericht 2008. Online unter http://www.ooe.gv.at/cps/ rde/xbcr/SID-355B1567-4D35EF72/ooe/ sozialbericht08_kap01.pdf (15.10.2009). LBIMGS – Ludwig-Boltzmann Institut für Medizin- und Gesundheitssoziologie (2005): Plegenotstand in der mobilen Plege? Diagnosen und Lösungsmöglich-keiten. Mayring P. (2008): Qualitative Inhaltsanaly-se. Grundlagen und Techniken. 10. Auf-lage, Belz Verlag, Weinheim und Basel. ÖBIG – Österreichisches Bundesinstitut für Gesundheitswesen (2005): Situation ple-gender Angehöriger. Endbericht. Online unter http://www.bmsk.gv.at/cms.site/at-tachments/ 9/0/6/ CH0184/CMS1229093595174/situa-tion_ pflegender_angehoeriger.pdf (26.03.2010). Österreichische Bundesregierung (2008): Regierungsprogramm für die XXIV. Ge-setzgebungsperiode. Präambel Regie-rungsprogramm 2008 – 2013. Gemein-sam für Österreich. Online unter http:// images.derstandard.at/2008/11/23/regie-rungsprogramm. doc (25.11.2008). Rogner M. (2008): Primary Nursing im am-bulanten Setting – eine Chance für Öster-reich? Diplomarbeit. Universität Wien. Rotes Kreuz Österreich (2008): To Do-Liste für Österreich. Online unter http://www.ro-teskreuz. at/ileadmin/user_upload/PDF/ Gesellschaftspolitik/Anliegen_Bundesre-gierung_ FINAL__2_.pdf (18.11.2008). Wild M. (2007): Plege (in) der Familie – Umsetzung der Family Health Nurse in Österreich. Österreichische Plegezeit-schrift, 60, 10, 18–23. Wild M. (2008): Gesundheitsförderung im Alter. Gesundheitsförderung ein neues Handlungsfeld für die Plege? Online unter http://www.oeph.at/docs/Linz2008/ Wild.pdf (20.03.2010). Wild M. (2010): Public Health als Hand-lungsfeld für die Plege. Österreichische Plegezeitschrift, 63, 1, 15–19. Mag. Stefan Hagauer Beendetes Studium der Pflegewissenschaft an der Universität Wien Derzeit im 3. Ausbildungsjahr in der Gesundheits- und Krankenpflegeschule am Kaiserin-Elisabeth Spital stefan.hagauer@gmx.at 28 ÖSTERREICHISCHE PFLEGEZEITSCHRIFT 10/2011 www.oegkv.at