Pressemitteilung des AOK-Bundesverbandes vom 5. Mai 2022: AOK-Bundesverband z...
Familiengesundheitspflege als Erweiterung der Pflege zu Hause im Bezirk Steyr-Land (OÖ)
1. FACHBEITRAG
Familiengesundheitspflege als Erweiterung
der Pflege zu Hause im Bezirk
Steyr-Land (OÖ)
Von Stefan Hagauer
Problemstellung
Die Implementierung einer Famili-engesundheitsplege
wird hier zu
Lande bereits von PlegeexpertIn-nen
gefordert. Diese Forderung ist
die logische Folge von fehlenden
adäquaten familien- und gemeinde-nahen
Plege- und Betreuungsan-geboten
in Österreich. Der Bericht
„Plegenotstand in der mobilen Ple-ge“
(LBIMGS, 2005), das „Regie-rungsprogramm
2008“ (Österreichi-sche
Bundesregierung, 2008) sowie
die „To Do-Liste für Österreich“ (Ro-tes
Kreuz Österreich, 2008) weisen
bereits ausdrücklich auf die Notwen-digkeit
einer professionellen Famili-engesundheitsplege
hin. Folgende
Fakten untermauern dies:
• Demographische Herausforderun-gen
(ca. 80% der Plegebedürftigen
in Österreich werden zu Hause ge-plegt
und betreut, Familienkonstel-lationen
ändern sich und es kommt
zum Rückgang der Unterstützungs-ressource
„Familie“, alternde Gesell-schaft
etc.) (vgl. Chorherr, 2007, 6-7;
Wild, 2007, 18)
• Krankheit/Plegebedürftigkeit ist nicht
nur personenbezogen, sondern hat
Einluss auf das Umfeld (Familie) der
kranken/plegebedürftigen Person
(Born et al., 2002, 4)
• Ausbildungsfokussierung auf das
stationäre Setting, daraus folgt ein
ExpertInnenmangel im ambulanten
Plege- und Betreuungsbereich (vgl.
LBIMGS, 2005, 6)
• Komplexes Gesundheitssystem
führt zu Überforderung von plege-bedürftigen
Menschen und ihren
Familien
• Derzeitiger Plegeansatz ist tätig-keits-
und einzelpersonenorientiert.
Die plegebedürftige Person ist Leis-tungsempfänger.
Das einlussreiche
Umfeld (Familie/plegende Ange-hörige)
wird nicht adäquat wahrge-nommen
und als Leistungsspekt-rum
kaum berücksichtigt (vgl. Wild,
2008, 11).
Keywords: Familiengesundheits-pflege,
Family Health Nursing,
Familie, Pflegende Angehörige,
Hauskrankenpflege, extramurale
Pflege und Betreuung
Das Rote Kreuz Österreich schlägt
diesbezüglich das WHO-Konzept
der Family Health Nurse vor und hat
bereits in Zusammenarbeit mit dem
Land Steiermark, dem Österreichi-schen
Gesundheits- und Kranken-plegeverband
sowie dem Gesund-heitsministerium
ein Ausbildungscur-riculum
für eine mögliche Umsetzung
entworfen. In diesem Artikel wird nach
einer kurzen Erläuterung des Famili-engesundheitsplegekonzeptes
und
des ambulanten Plege- und Betreu-ungsbereichs
des Bezirkes Steyr-
Land beispielhaft der Bedarf einer Fa-miliengesundheitsplege
anhand der
Situation plegender Angehöriger aus
der Gemeinde Großraming aufge-zeigt.
Weiters werden ausgehend von
den Forderungen des Roten Kreuz
Österreich bzgl. der Einführung ei-ner
Familiengesundheitsplege (Wild,
2008, 28) Empfehlungen für eine
mögliche Umsetzung im Bezirk Steyr-
Land gegeben und es wird auszugs-weise
das Zukunftsszenario der Ar-beit
einer Familiengesundheitsplege-kraft
im Bezirk Steyr-Land vorgestellt.
Die Ergebnisse basieren auf mittels
zusammenfassender Inhaltsanalyse
nach Mayring (2008) ausgewerteten
problemzentrierten Leitfadeninter-views
(n=10) mit plegenden Angehö-rigen
aus der Gemeinde Großraming,
die Anfang 2010 geführt wurden, so-wie
auf einer Literaturanalyse.
Familiengesundheitsplege
Den Grundstein für die Forderungen
zur Umsetzung einer Familienge-sundheitsplege
in Österreich legte
die WHO mit dem Rahmenkonzept
„Gesundheit 21“. Darin wurde das
Konzept der FHN (Family Health
Nurse) vorgestellt. „Gesundheit 21“
beinhaltet als eines der wesentli-chen
Ziele den Ausbau der gesund-heitlichen
Primärversorgung in Form
einer Erweiterung von Versorgungs-angeboten
für das familien- und ge-meindenahe
Setting. Das FHN-Kon-zept
der WHO stellt diesbezüglich
ein erweitertes Angebot dar, welches
für die Mitgliedsstaaten Rahmen-bedingungen
für eine länderspe-ziische
Adaptierung vorgibt (vgl.
Kollak, 2004, 96). In Deutschland
wurde von 2005 bis 2008 ein Pilot-projekt
zur Umsetzung einer profes-sionellen
Familiengesundheitsple-ge
durchgeführt, bei dem positive
Auswirkungen für Familien nach-gewiesen
werden konnten (Schnitt-stellenvermeidung,
Förderung der
Unabhängigkeit, Stabilisierung der
Familiensituation, Steigerung der
Kundenzufriedenheit, etc.) (vgl.
Eberl et al., 2008, 156–159). Das
bereits existierende Curriculum in
Österreich gliedert sich in drei Lehr-gänge
(Case und Care Management
im Kontext familiärer Plege, Public
Health im Plegewesen mit Schwer-punkt
Gesundheitsförderung, Famili-engesundheitsplege)
und beinhaltet
potenzielle Einsatzfelder, Kompe-tenzen
und Qualiikationen einer zu-künftigen
Familiengesundheitsple-gefachkraft
(vgl. Wild, 2007, 21). Für
die Plege zu Hause in Österreich
bedeutet das eine Erweiterung des
Handlungsfeldes – präventive Haus-besuche
um Gesundheitsförderung
in die direkte PatientInnenplege mit
einzubringen, Übernahme von Case
und Care Managementaufgaben,
Identiizierung des Plege- und Be-treuungsbedarfes
für eine Region
bzw. für eine bestimmte Zielgruppe
(vgl. Wild, 2008, 18–19).
Der ambulante Plege- und
Betreuungsbereich im Bezirk
Steyr-Land (OÖ)
In Oberösterreich fällt die Koordi-nierung
und Organisation der am-bulanten
Plege und Betreuung in
den Zuständigkeitsbereich der re-gionalen
Träger, der so genannten
Sozialhilfeverbände der jeweiligen
Landesbezirke. Die 20 Gemeinden
des Bezirkes Steyr-Land haben sich
nach den Bestimmungen des ober-österreichischen
Sozialhilfegeset-zes
1998 dazu entschlossen, den
24 ÖSTERREICHISCHE PFLEGEZEITSCHRIFT 10/2011 www.oegkv.at
2. möglichst bedarfsorien-tiert
bzw. einsetzen. Die Probleme dieses
Systems sind die unterschiedlichen
Instanzen, die bei der Finanzierung
beteiligt sind, Richtlinien vorgeben
und Mitspracherecht haben, sowie
die zahlreichen unterschiedlichen
Leistungsanbieter. Die Leidtragen-den
sind die plegebedürftigen Men-schen
und ihre Familien, die mit die-ser
Komplexität oftmals überfordert
sind.
Situation plegender Angehöriger in
der Gemeinde Großraming
Die Interviewergebnisse (Abbildung 2)
zeigen beispielhaft den regionalen Be-darf
auf und decken sich weitgehend mit
den Ergebnissen aus dem Endbericht
„Situation Plegender Angehöriger“
(ÖBIG, 2005) und den Familienbefra-gungen
25
FACHBEITRAG
SHVSE (Sozialhilfeverband Steyr-
Land) zu gründen. Die Gemeinden
versuchen, unter dem Schirm des
SHVSE das Angebot dem Plege-und
Betreuungsbedarf anzupas-sen.
Der SHVSE fungiert dabei als
Koordinations-, Organisations- und
Auftraggeberorgan im Bezirk. Das
Rote Kreuz Steyr-Land und die Ca-ritas
Oberösterreich führen hierbei
im Auftrag des SHVSE die Dienst-leistungen
in der ambulanten Plege
und Betreuung durch (Abbildung 1).
Sie teilen sich ihr Arbeitsgebiet re-gional
und nach Leistungsangebot
auf. Das Rote Kreuz übernimmt da-bei
im gesamten Bezirk die medizini-sche
Hauskrankenplege. Vereinzelt
bieten auch andere Organisationen
unabhängig vom SHVSE ambulante
Plege- und Betreuungsdienste an.
Zudem werden zahlreiche ehren-amtliche
Dienste vom Roten Kreuz,
der Caritas, anderen Organisatio-nen,
Vereinen etc. angeboten. Die
Sozialberatungsstellen genießen ei-ne
Sonderstellung. Sie fungieren in
ganz Oberösterreich als Anlaufstel-len
für Menschen, die soziale Un-terstützung
und Informationen über
Hilfsmöglichkeiten im Rahmen der
Plege und Betreuung benötigen.
Primäres Anliegen der Sozialbera-tungsstellen
ist es, den Menschen
den Zugang zu sozialen Hilfen zu
erleichtern. Die Sozialhilfeverbände
haben laut Gesetz (gemäß § 31 Abs.
5–7 des oberösterreichischen Sozi-alhilfegesetzes
1998) die Verplich-tung
zur Errichtung von Sozialbera-tungsstellen
in ihrem jeweiligen re-gionalen
Zuständigkeitsbereich (vgl.
Land Oberösterreich, 2008, 18–20).
Derzeit gibt es im Bezirk Steyr-Land
zwei Sozialberatungsstellen. Die Fi-nanzierung
der ambulanten Plege
und Betreuung erfolgt von mehreren
Instanzen (Bund, Länder, Gemein-den).
Die Verwendung der Gelder
fällt in den Kompetenzbereich der
Sozialhilfeverbände, die innerhalb
der landesgesetzlichen Rahmenbe-dingungen
die inanziellen Mittel verteilen
einer Familiengesundheitsplege
im Rahmen des deutschen
Pilotprojektes (Eberl et al., 2008,
130–137).
ÖSTERREICHISCHE PFLEGEZEITSCHRIFT www.oegkv.at 10/2011
3. 26
FACHBEITRAG
Zusammenfassende Empfehlungen
für die Einführung der Familiengesund-heitsplege
im Bezirk Steyr-Land
Adäquate Familiengesundheitsple-geausbildung
Infolge der zunehmenden Akademi-sierung
der Plege in Österreich ist
die Ausbildung zukünftig auf tertiä-rer
Ebene anzusiedeln, wie es auch
bereits das österreichische Ausbil-dungscurriculum
vorsieht. Ein be-rufsbegleitendes
Masterstudium bzw.
Universitätslehrgang, angeboten von
der Gespag (Oberösterreichische
Gesundheits- und Spitals AG) in Zu-sammenarbeit
mit dem Fachhoch-schulcampus
Steyr oder Linz, würde
sich diesbezüglich anbieten. Bis zu
einer lächendeckenden Akademisie-rung
der Plege sollte alternativ eine
Weiterbildung nach § 64 angeboten
werden und in die derzeitigen ple-gebezogenen
Studiengänge sollten
zumindest Lehrveranstaltungen mit
Fokus auf familien- und gemeindena-he
Plege integriert werden. Die Aus-bildung
richtet sich an diplomierte Ge-sundheits-
und Krankenplegefach-kräfte
aus dem ambulanten und sta-
ÖSTERREICHISCHE PFLEGEZEITSCHRIFT 10/2011 www.oegkv.at
4. FACHBEITRAG
tionären Bereich. Die AbsolventInnen
sollten für eine bessere internationale
Transparenz, Vergleichbarkeit und
Nostriizierung die von der WHO vor-gesehene
Zusatzbezeichnung „Fami-ly
Health Nurse“ erhalten (vgl. Eberl
et al., 2008, 52). Die Ausbildungskos-ten
müssen vom Arbeitgeber und der
öffentlichen Hand übernommen wer-den.
Das Pilotprojekt in Deutschland
zeigt, dass Ausbildungsinteressierte
das Angebot wegen fehlender Finan-zierungsunterstützung
nicht in An-spruch
genommen haben (vgl. Eberl,
et al., 2008, 101–102). Nationale
ExpertInnen (jene, die bei der Curri-culumsentwicklung
mitgearbeitet ha-ben),
ausländische ExpertInnen (z.B.
jene vom deutschen Pilotprojekt) so-wie
regionale ExpertInnen sollten als
DozentInnen herangezogen werden.
Das berufsbegleitende Ausbildungs-schema
(Theorieblöcke) führt dabei
zu einer besseren Verfügbarkeit der
Lehrkräfte.
Sensibilisierung gesundheitspolitischer
Entscheidungsträger
Die österreichische Plegewissen-schaft
muss diesbezüglich Überzeu-gungsarbeit
leisten. Gesundheitspo-litischen
Entscheidungsträgern muss
der nachhaltige Nutzen (inanziell und
qualitativ) von Gesundheitsförderung
und Prävention kontinuierlich verge-genwärtigt
werden. Wissenschaftli-che
Arbeiten müssen klar und präzise
aufzeigen, dass das österreichische
Plegesystem ohne den „günstigen“
Leistungsbeitrag der Familien (ple-gende
Angehörige) nicht funktionsfä-hig
ist. Eine Aufwertung des ambulan-ten
Plege- und Betreuungssektors
auf allen Ebenen (bessere Einbin-dung
während der Grundausbildung,
inanzielle Lukrativität, bessere Wei-terbildungsmöglichkeiten
etc.), wie
es im Bericht „Plegenotstand in der
Mobilen Plege“ (LBIMGS, 2005)
vorgeschlagen wird, muss ebenfalls
vollzogen werden. Ohne die Aner-kennung
und Befürwortung der regi-onalen
Leistungsanbieter ist eine Ein-führung
nicht möglich. Sie müssen in
die wissenschaftlichen Überlegungen
miteinbezogen werden, um sie von
der Notwendigkeit und den Nutzen
einer Familiengesundheitsplege für
ihre Organisationen zu überzeugen.
Die Überzeugungsarbeit muss auf-grund
der föderalistischen Strukturen
in Österreich auf
Bundes-, Landes-,
Bezirks- und Kom-munalebene
ge-schehen.
Einbindung der
Familiengesund-heitsplege
in die
bezirksspeziischen
Strukturen
Die vom SHVSE
beauftragten Orga-nisationen
(Rotes
Kreuz und Caritas)
sind jene Institutio-nen,
die eine pro-fessionelle
Famili-engesundheitsple-ge
als Ergänzung
ihres bisherigen
Angebots anbieten
können. Die Sozi-alberatungsstellen
können von den
Fähigkeiten einer
Familiengesund-heitsplege
erheb-lich
proitieren, um
ihre Informations-und
Beratungsver-plichtung
zu pro-fessionalisieren.
Wundmanagement
Zielgruppe: Gehobener Dienst für Gesundheits- und Kran-kenpflege
Studienziel: Sie erwerben Kompetenzen für eine prozess-,
ergebnis- und ressourcenorientierteWundpflege.
Beginn: 23. April 2012
Abschluss: Akademische/r Wundmanager/in (3-stufig)
Dauer: 6 Tage/1 Semester/2 Semester
Gebühr: EUR 890,-/EUR 2.210,-/EUR 3.350,-
Information und Anmeldung:
Mag. Beatrix Aigner, E-Mail: beatrix.aigner@donau-uni.ac.at
Tel: +43 (0)2732 893-2644, Fax: +43 (0)2732 893-4602
www.donau-uni.ac.at/pflegewissenschaft
Donau-Universität Krems
Dr.-Karl-Dorrek-Straße 30, 3500 Krems
www.donau-uni.ac.at
Eine Family Health
Nurse ist in der Lage, ein gezieltes
Community Assessment (regionale
Bedarfs- und Ressourcenerhebung)
durchzuführen (vgl. Wild, 2010, 18),
und kann dem SHVSE somit Daten
über den regionalen Plege- und Be-treuungsbedarf
liefern, die als Basis
für die Angebotsplanung dienen. Sie
kennt den Plege- und Betreuungsbe-darf
und die Ressourcen der plegebe-dürftigen
Person und ihrer Familie und
kann somit die aktuell bereits geforder-te
plegerische Sicht bei der Plegestu-feneinteilung
vertreten. Auch für zahl-reiche
Fort- und Weiterbildungskurse
im Rahmen der Angehörigenplege
können Family Health Nurses einen
großen Beitrag leisten. Das Angebot
darf den anderen, nicht vom SHVSE
beauftragten privaten Leistungsanbie-tern
in der Region nicht vorenthalten
werden. Ehrenamtliche Dienste (z.B.
Stammtisch für plegende Angehöri-ge)
können durch aktive Beteiligungen
von Family Health Nurses ebenso pro-itieren
wie Gemeinden (z.B. Hilfe bei
der Realisierung von Gesundheitspro-jekten).
Bei der Finanzierung bedarf
es der notwendigen Voraussetzungen
auf Bundes-, Landes-, Bezirks- und
Kommunalebene zu, um die Leistun-gen
der Familiengesundheitsplege
anerkennen und aus öffentlicher Hand
vergüten zu können. Von Vorteil wäre
ein österreichweit einheitliches ambu-lantes
Plege- und Betreuungssystem,
ähnlich dem Vorarlberger Modell. Dies
würde bei der Finanzierung für Trans-parenz
sorgen, bundesweit geltende
Qualitätsnormen für sämtliche in der
ambulanten Plege und Betreuung
tätigen Institutionen ermöglichen und
regionale Vergleiche zulassen. Es
könnte dadurch auch eine bundes-weit
einheitliche Familiengesundheits-plegeausbildung
umgesetzt werden.
Ähnlich sieht das Rogner (2008, 116)
im Zusammenhang mit einer einheitli-chen
Einführung von Primary Nursing
in Österreich.
Regional lächendeckende
Bedarfsevaluierung als
Handlungsgrundlage
Die plegenden Angehörigen aus
Großraming erwiesen sich für die
beispielhafte Bedarfsanalyse als ad-äquate
Zielgruppe. Für eine regional
www.oegkv.at ÖSTERREICHISCHE PFLEGEZEITSCHRIFT 10/2011 27
5. FACHBEITRAG
lächendeckende Bedarfsevaluierung
scheint demnach der Fokus auf ple-gende
Angehörige passend. Es müs-sen
auch die Meinungen der regio-nalen
ambulanten Leistungsanbieter
eingeholt werden. Die Organisations-leitungen,
Beratungsstellen und die in
der ambulanten Plege und Betreuung
tätigen Plegefachkräfte (inkl. ehren-amtlicher
MitarbeiterInnen) müssen
daher in die Bedarfsevaluierung mit-einbezogen
werden.
Pilotprojekt als Vorstufe und
Richtungsweiser für eine
lächendeckende Einführung
In Anlehnung an das deutsche Pilot-projekt
sollte auch für Österreich ein
Pilotprojekt gestartet werden. So kann
festgestellt werden, inwieweit eine Fa-miliengesundheitsplege
in Österreich
überhaupt umsetzbar ist und welche
konkreten Problemstellungen es gibt.
Vorarbeit diesbezüglich wurde bereits
durch die an die österreichischen Ver-hältnisse
adaptierte Curriculumsent-wicklung
geleistet. Für Oberösterreich
würde sich der Bezirk Steyr-Land sehr
gut für ein Pilotprojekt eignen. Die
durchgeführte Bedarfsanalyse zeigt,
dass die im Rahmen des Curriculums
erarbeiteten potentiellen Handlungs-felder
der Familiengesundheitsplege
in Steyr-Land durchaus erprobt wer-den
können. Das Land Oberöster-reich,
der SHVSE sowie die einzelnen
Gemeinden können mit ihrer Zustim-mung
zum Pilotprojekt die inanziellen
Weichen stellen. Eine wissenschaft-liche
Projektbegleitforschung muss
dabei evaluieren, wie sich die Arbeit
der zukünftigen Familiengesund-heitsplegekräfte
auf die ambulante
Plege- und Betreuungslandschaft im
Bezirk Steyr-Land auswirkt. Nur so
kann der nachhaltige Nutzen einer
Gesundheitsförderung und Präventi-on
im Rahmen einer professionellen
Familiengesundheitsplege aufgezeigt
werden.
Zukunftsszenario der Arbeit einer FHN
In Anbetracht der derzeitigen Situati-on
bzgl. der Umsetzung einer Famili-engesundheitsplege
in Österreich ist
dieses Betätigungsfeld derzeit leider
nur eine Zukunftsvision. In einem kon-zipierten
Zukunftsszenario wird unter
der Annahme, dass die zuvor gege-benen
Empfehlungen umgesetzt wer-den,
die Arbeit einer Familiengesund-heitsplegekraft
im Bezirk Steyr-Land
beschrieben. Im Einzelnen analysiert
das Szenario folgende Punkte:
• Berufsqualiikation (fachliche Kom-petenzen,
Berufserfahrung, persön-liche
Fähigkeiten),
• potentielle Anstellungsverhältnisse
und die dazugehörigen möglichen
Tätigkeitsbereiche,
• Arbeitsplatz (Ausstattung, Lokalisati-on,
etc.)
Nähere Informationen bzgl. der Um-setzungsempfehlungen
und des Zu-kunftsszenarios
sind auf der Home-page
des Österreichischen Gesund-heits-
und Krankenplegeverbandes
in der vollständigen Diplomarbeit
(www.oegkv.at/publikationen/ab-schlussarbeiten/
diplomarbeiten.
html) nachzulesen.
Literatur
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Plegende Angehörige. Balance zwi-schen
Fürsorge und Entlastung. Verbrau-cher-
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– Die multizentrische Pilotstudie der
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über die Machbarkeit der Fa-miliengesundheitsplege
in Deutschland.
Lehrstuhl für familienorientierte und ge-meindenahe
Plege in Witten/Herdecke.
Im Auftrag des Deutschen Bundesverband
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http://www.familiengesundheitsplege.de/
iles/assets/FHN%20Abschlussbericht%
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als Erweiterung der Plege zu Hau-se
im Bezirk Steyr-Land (OÖ). Eine Be-darfsanalyse
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Angehörigen aus der Gemeinde Großra-ming
mit Empfehlungen für die Umset-zung
im Bezirk Steyr-Land. Diplomarbeit.
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für die Zukunft. Professionalität
erhöhen – Wettbewerbsvorteile sichern.
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gelungener häuslicher Versorgung.
In: Hasseler M., Meyer M. (Hrsg.): Ambu-lante
Plege: Neue Wege und Konzepte
für die Zukunft. Professionalität erhöhen
– Wettbewerbsvorteile sichern. Schlüter-sche,
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Wild M. (2010): Public Health als Hand-lungsfeld
für die Plege. Österreichische
Plegezeitschrift, 63, 1, 15–19.
Mag. Stefan Hagauer
Beendetes Studium der Pflegewissenschaft an der Universität Wien
Derzeit im 3. Ausbildungsjahr in der Gesundheits- und Krankenpflegeschule
am Kaiserin-Elisabeth Spital
stefan.hagauer@gmx.at
28 ÖSTERREICHISCHE PFLEGEZEITSCHRIFT 10/2011 www.oegkv.at