Een minileerprogramma voor Duits in het secundair onderwijs door Janien Benaets. Bij het programma horen een PPt-presentatie van een workshop voor de Tag der deutschen Sprache und Kultur 2006 van CNO Universiteit Antwerpen (ook op Slideshare en vanaf volgende week 18 juni 2007 ook op de leerblog The Sausage Machine op http://janien.wordpress.com). Verder illustratiemateriaal (24 foto's van tekstmateriaal door Jan Ceulemans voor Janien Benaets) is te vinden op Flickr bij The Sausage Machine ... Dit MiniLernProgramm Mozart der Briefeschreiber won een EduAward van het lerarenportaal KlasCement (be) in juni 2007.
2. 7 Der Ausstellungsrundgang: W.A. in Prechtls Welttheater.
Das MiniLernProgramm Mozart der Briefeschreiber
1 Das BriefePuzzle
1.1 Zwei zerschnittene Mozartbriefe werden in Gruppenarbeit möglichst schnell wieder
zusammengesetzt.
Plenum: an wen adressierte Mozart diese Briefe? Worüber schrieb er?
(1) 'an den Vater' bei Gelegenheit der Geburt seines Sohnes und
(2) 'ans Bäsle', seine Cousine, einen Liebesbrief. (Texte ard.de)
1.2 Vergleich: die Gestaltung eines Briefes damals und jetzt.
Zum Mozartbrief gehören wie zu modernen Briefen:
Absender - Datum - Anrede - Text - Gruβzeile - Unterschrift.
2 Brandauer liest Mozart
Wir hören den Brief an den Vater (1), vorgelesen vom Schauspieler Klaus Maria Brandauer.
(Audio-CD).
3 Die Bäsle-Briefe in Originalfassung
Das Bäsle, seine Cousine Maria Anna Thekla Mozart, war laut vielen Biographen, Mozarts erste
groβe Liebe. In der digitalen Bibliotheka Augustana finden wir in der Harsch-Kollektion alle
Bäsle-Briefe in Originalfassung und eine Biographie von Maria Anna Thekla.
Sucharbeit
- Wieviele Briefe schrieb Mozart ans Bäsle?
- Wie alt war Mozart, als er die Briefe schrieb und wo lebte er zur Zeit?
- Wie war sein Verhältnis zu seiner Cousine?
(Internetsuche)
4 Sprachspiele und Obszönitäten
Am 5.November 1777 schrieb W.A. aus Mannheim einen sehr berühmten Brief ans Bäsle, in
dem die derbe Sprache auffällt. Zahlreiche Psychologen, auch Schriftsteller und Philosophen
haben sich mit dem Text auseinandergesetzt: Leidenschaft - Koprolalie - Analerotik - Tourette-
Syndrom - sind sehr häufig genannte Erklärungen für die derbe Sprache eines musikalischen
Genies.
Oder hat das Spielen mit der Sprache Mozart nur viel Spaβ gemacht! Es gibt Reimspiele,
Synonymenspiele, das Spiel mit Satzverdrehungen, Stottern, das Spiel mit
Alltagsgesprächwiederholungen, mit Briefschreibkonventionen. (Manfred Jobst im Marburger
Forum, Jg. 7, 2006.)
Observierendes Lesen
Wir suchen Beispiele für Sprachspiele und Obszönitäten in Ausschnitten aus Bäsle-Briefen.
(Textmaterial aus quot;War das Bäsle schwanger von Mozart?quot; von Uwe Friedrich, www.mdr.de,
Mitteldeutscher Rundfunk Leipzig, Manuskript zur Reihe, 23. Januar 2006.)
Janien Benaets Mozart der Briefeschreiber 2
3. 5 Der Ausdruck von Emotionen
quot;Neulich war ich übels Humors, da schrieb ich schön, gerade und ernsthaft; heute bin ich gut
aufgereimt, da schreib ich wild, krumm und lustig.quot; (Mozart in einem Bäsle-Brief)
Als Selbstzeugnisse eignen Briefe sich zum Ausdruck von Emotionen.
Vorbereitung: Kleines Lexikon der Emotionen
- Ordne in Gruppenarbeit den Abbildungen die 6 Grundemotionen zu: 1 Freude (Glück,
Begeisterung, Genuss, Spaβ, Lust, Vergnügen, Zufriedenheit, Euforie, Schwärmen, gute Laune,
Aufgeräumtheit,...), 2 Traurigkeit (Unglück, Bitterkeit, Leid, Schwermut, Sehnsucht,
Melancholie, Trübsinn, Wehmut, Verzweiflung, Unzufriedenheit... ), 3 Angst (...), 4 Furcht,
5 Ekel, 6 Überraschung.
Andere: Liebe, Interesse, Schuldgefühl,...
(Material: Abbildungen von P. Ekman)
'Wechselbad der Gefühle'
- Welche Emotionen (Freude / Traurigkeit) hören wir in den vorgelesenen Texten von Mozart?
Brandauer liest Mozart (Audio-CD oder der Brief des Tages auf ard.de, 2006)
6 quot;Frulla Baasquot;: korrespondierende Briefe-Vorstellung
Videobriefe von Jan Boon* mit Maaike Neuville (das Bäsle) und Michaël Pas (Mozart) werden
live begleitet von Jan Vermeulen am Walter Pianoforte mit Mozart (ein 'musikalischer
Briefumschlag' für die Videobriefe), eine Produktion von Jeugd en Muziek Brussel + vzw
Kontekst: so feiert man in Flandern mit quot;Frulla Baasquot; Mozart und seine Bäsle-Briefe im
internationalen Mozartjahr 2006.
Korrespondierende Briefe-'Lesung'
Zwei Schauspieler, Klaus Maria Brandauer und Michaël Pas, mal Deutsch, mal Niederländisch,
in der Haut von Mozart.
Wir hören (und sehen) uns an: Mannheim, 3 december 1777 und Mannheim, 3. Dezember 1777
quot;Ma très chère Cousine...quot;
*Mit herzlichem Dank an Jan Boon für die DVD mit zwei Filmausschnitten in Exklusivität für
den Tag der deutschen Sprache und Kultur, CNO-Universiteit Antwerpen, quot;Frulla Baas. Versie
Janien Benaetsquot;, 2006.
7 Der Ausstellungsrundgang: W.A. in Prechtls Welttheater
Michael Prechtl, berühmter deutscher Graphiker und Buchillustrator, hat sich auch an Mozarts
Bäsle-Briefen inspiriert in seinem imaginären Welttheater von Geschichts- und Literaturbildern.
Sprechen:
- wir präsentieren diese Abbildungen und fragen die Links zu den gelesenen und gehörten Bäsle-
Briefen anzudeuten,
- bzw. den fünf Aquarellzeichnungen Zitate aus den gelesenen Texten beizulegen.
Janien Benaets
Janien Benaets Mozart der Briefeschreiber 3
4. Beilagen
18. Juni 1783
Mon trés cher Pére!
Ich gratuliere, Sie sind Gros-Papa!
– Gestern früh den 17. um halb 7 uhr ist mein liebes Weib
glücklich mit einem großen, Starken und kugelrunden Buben
entbunden worden;
– um halb 2 uhr Nachts fiengen die Schmerzen an – und um
halb 7 uhr war alles verbey.
Mein liebes Weib befindet sich, so viel es diese umstände
zulassen, recht gut.
– Ich hoffe zu Gott, daß, da sie sich gut hält, sie ihr kindbett
auch glücklich überstehen wird. –
Auf das Milchfieber habe ich Sorge! – Denn sie hat ziemliche
Brüste! – Nun hat das Kind wieder meinen Willen, und doch mit
meinem Willen eine Säug-Amme bekommen!
Janien Benaets Mozart der Briefeschreiber 4
5. – Meine Frau sie seye es im Stande oder nicht, sollte
niemalen ihr kind stillen das war immer mein fester Vorsaz! –
Allein, einer andern Milch solle Mein kind auch nicht
hineinschlucken! – Sondern bey Wasser, wie meine Schwester
und ich, will ich es aufziehen.
– Allein – die Hebamme, meine Schwiegermutter, und die
meisten leute hier haben mich ordentlich gebeten ich sollte das
nicht thun,
nur aus dieser ursache weil hier die meisten kinder beym
Wasser darauf gehen, indemm die leute hier nicht damit
umgehen können – das hat mich nun bewegt – nachzugeben –
denn – ich möchte mir nicht gerne einen Vorwurf machen
lassen. –
gehorsamste kinder
Wolfgang Amadé et Constanze Mozart
Janien Benaets Mozart der Briefeschreiber 5
6. 10. Mai 1780
Liebstes, bestes, schönstes, liebenswürdigstes, reizendstes, –
blass mir hint´ aini – von einem unwürdigen Vetter in Harnisch
gebrachtes – gut ists – bässchen – wohl bekomms. – oder
Violoncellchen!
Ob ich Joannes Chrisostomus Sigismundus Amadeus
Wolfgangus Mozartus wohl im stande seyn werden, den ihre
reizende schönheit |: visibilia und invisibilia :| gewis um einen
guten Pantofel-absatz erhöhenden Zorn zu stillen, mildern,
oder besänftigen will so viel sagen, als Jemand in seiner sänfte
sanft tragen
– ich bin von natur aus sehr sanft, und einen senf esse ich
auch gern, besonders zu dem Rindfleisch.
Ja mein liebes violoncellchen! So geht und steht es auf der
Welt, einer hat den beutel, und der andere hat das geld, und
wer beydes nicht hat, hat nichts, und nichts ist so viel als sehr
wenig, und wenig ist nicht viel,
Janien Benaets Mozart der Briefeschreiber 6
7. folglich ist nichts immer weniger als wenig, und wenig immer
mehr als nicht viel, und viel immer mehr als wenig, und – so ist
es, so war es, und so wird es seyn.
Mach ein End dem Brief, schliess ihn zu,
und schick ihn fort an ort und End – feigele:
dero gehorsamster unterthänigster diener
mein arsch ist kein Wiener
Adieu
Wolfgang Amadé Mozart
Janien Benaets Mozart der Briefeschreiber 7
8. Serie | FIGARO
War das Bäsle schwanger von Mozart?
Manuskript zur Reihe
von Uwe Friedrich
Maria Anna Thekla Mozart eignet sich aber auch zu gut als sexuelle
Projektionsfläche für unterbeschäftigte Mozartforscher. Wir wissen
kaum etwas über sie, außer dass Cousin Wolfgang Amadé im Jahr 1777
viel Zeit mit ihr verbracht hat. Was die beiden genau taten, entzieht
sich komplett unserer Kenntnis, denn weder Maria Anna Thekla,
genannt quot;das Bäslequot; hat sich detailliert darüber geäußert, noch
Wolfgang. Das hat Mozart-Biographen nicht gehindert, von Mozarts
erster Liebe zu schreiben und von seinem sexuellen Erwachen. Da war
er immerhin schon 21 Jahre alt. Die Briefe geben das eigentlich nicht
her, auch wenn sie einigermaßen obszön sind:
quot;Jetzt wünsch ich eine gute Nacht, scheißen sie in Bett,
das es kracht; schlafens gesund, reckens den Arsch
zum Mund; ich gehe jetzt nach schlaraffen, und tue ein
wenig schlafen. Morgen werden wir uns gescheit
sprechen brechen. Ich sage ihnen eine Sache Menge zu
haben, sie glauben es nicht gar können; aber hören sie
morgen es schon werden. Leben sie wohl unterdessen,
ach mein Arsch brennt mich wie Feuer! Was muss das
nicht bedeuten. Vielleicht will Dreck heraus. Ja, ja,
Dreck, ich kenne dich, sehe dich, und, was ist das?
Ist’s möglich? Ihr Götter! Mein Ohr, betrügst du mich
nicht? Nein, es ist schon so, welch langer, trauriger
Ton!quot;
Aus einem Mozartbrief
Dass der geniale Komponist Mozart gleichzeitig eine solch pubertäre
Freude an Tabubrüchen hatte, ließ die Musikwissenschaftler bis heute
nicht ruhen. Zuletzt hat Rudolf Reiser in seinem Buch quot;Mozart in
Bayernquot; nachzuweisen versucht, dass es sich auch bei den Obszönitäten
um einen Geheimcode handele. Mozart habe befürchtet, Cousine Maria
Anna Thekla sei möglicherweise schwanger von ihm. Mittels einer
komplizierten Verschlüsselungstechnik habe er in seinen Briefen ein
Hausmittel zur Verhütung und Abtreibung empfohlen und schließlich im
nächsten Brief seiner Freude über die verhinderte Schwangerschaft
Ausdruck verliehen.
Janien Benaets Mozart der Briefeschreiber 8
9. quot;Ma très chere Cousine!
Bevor ich ihnen schreibe, muss ich aufs Häusel gehen.
Jetzt ist’s vorbei! Ach! Nun ist mir wieder leichter ums
Herz! Jetzt ist mir ein Stein von Herzen, nun kann ich
doch wieder schmausen! Nu, nu, wenn man sich
haltausgeleert hat, ist’s noch so gut leben. Ich hätte
dero Schreiben vom 25. November richtig erhalten,
wenn Sie nicht geschrieben hätten, dass Sie Kopf-,
Hals- und Armschmerzen gehabt hätten, und dass Sie
jetzt nun, dermalen, alleweil, den Augenblick keine
Schmerzen mehr haben, so habe ich dero Schreiben
vom 26. November richtig erhalten. Ja, ja, meine
allerliebste Jungfrau Baas, so geht es auf der Welt;
einer hat den Beutel, der andere das Geld, mit was
halten sie es?quot;
Mozart an seine Cousine Maria Anna Thekla
Ob das Bäsle 1777 schwanger war, ob sie überhaupt je schwanger hätte
werden können von dem, was sie mit ihrem Cousin Wolfgang gemacht
hat, wir werden es wohl nie verlässlich erfahren. Vielleicht stand in
ihren Briefen, was wir heute so dringend wissen wollen, aber die sind
nunmal verschollen. Was wir aber genau wissen ist, dass der
offenherzige Tonfall in der gesamten Familie Mozart gepflegt wurde.
Auch Mutter und Vater äußern sich in ihren Briefen mitunter detailliert
über ihre Verdauung. Auch hier fällt der Apfel nicht weit vom Ross,
wenn der Kalauer ausnahmsweise mal erlaubt ist. Und immerhin stellte
er seine Cousine vor die Wahl, welche Art Briefe sie in Zukunft erhalten
wollte.
quot;Neulich war ich übels Humors, da schrieb ich schön, gerade und
ernsthaft; heute bin ich gut aufgereimt, da schreib ich wild,
krumm und lustig; jetzt kommt’s nur drauf an, was ihnen lieber
ist. Unter den beiden müssen sie wählen, denn ich hab kein
Mittel. Schön oder wild, grad oder krumm, ernsthaft oder lustig.
Die ersten drei Wörter oder die letzten. Ich erwarte ihren
Entschluss in dem nächsten Brief. Mein Entschluss ist gefasst.
Wenn mir Not ist, so gehe ich, doch nachdem die Umstände sind,
wenn ich das laxieren habe, so lauf ich und wenn ich gar nicht
mehr halten kann, so scheiß ich in die Hosen.quot;
In seinen Briefen schrieb Mozart gerne sehr deftig und unverblümt.
Janien Benaets Mozart der Briefeschreiber 9
10. Mozart Das kranke Genie
Dass Wolfgang Amadeus Mozart am Tourette-Syndrom litt, galt lange Zeit
schon als Vermutung, heute gilt es als bewiesen. Das geht aus einer
Dokumentation des britischen Senders Channel 4 hervor.
Bei seinen vielen Gastspielen bei Hofe war es Mozart nicht möglich,
längere Zeit still zu sitzen. Man schrieb seine Bewegungszwänge aber dem
Temperament zu und übersah es großmütig. Über eine mögliche
Nervenkrankheit wurde freilich damals schon gemunkelt, denn Mozart fiel
auch durch andere quot;Eigenheitenquot; auf. So wählte er zum Beispiel gerne eine
schockierend unpassende Ausdrucksweise in seinen Briefen, und
wechselte vom umgänglichen Plauderton in sinnlose Reimereien und
befremdende Grußworte, deren bekanntestes in einem Brief an seine
Cousine Maria Anna Thekla Mozart (quot;Bäslequot;) belegt ist. Selbst in dem
derben Stil, in dem die Liebesbriefe geschrieben waren, befremdet der
quot;Abschiedgrußquot; , für den er die Worte quot;Herzlichst Ihr Süssmaier
Scheißdreckquot; wählte.
Tics und Zwänge, Grimassieren und verbale Obszönitäten sind typische
Merkmale der Störung, unter der unzählige Menschen weltweit leiden, und
man vermutet, dass das bizarre Verhalten der Betroffenen bisweilen zu
außerordentlicher Kreativität befähigt.
Im Falle Mozarts ist durch die Arbeit von Ludwig von Köchel, der im
sogenannten quot;Köchel-Verzeichnisquot; viele Fakten über Mozart niederschrieb
und seine Werke in chronologischer Reihenfolge nummerierte, der
krankheitstypische Fleiß nahezu bewiesen. Das Köchelverzeichnis beweist,
dass Mozart zumindest 626 Werke (darunter 22 große Bühnenwerke)
geschrieben hatte, obwohl er mit nur 35 Jahren gestorben ist.
Von Tourette-Kranken weiß man, dass sie ihre Zwangsimpulse bei
automatisierten Handlungen wie etwa dem Musizieren unterdrücken
können.
War die unglaubliche Schaffenskraft Mozarts also eine intuitive
Selbsttherapie ?
nach www.ditzi.com
Janien Benaets Mozart der Briefeschreiber 10