3. Der Telegraph als Medieninnovation
Im Zusammenhang
Erste dampfgetriebene
Druckerpresse
(England)
Samuel Morse stellt
den ersten elektr.
Telegraphen vor
Associated Press
wird gegründet
Erste professionelle
“Reporter”setzen sich
durch (USA / England)
Erste Telegraphenfirma,
erste Chats
1814 1843 1848
Ab
1820
Ab
1846
Nach: Tom Standage (2013): Writing on the wall. Social media – the first 2000 years. London: Bloomsbury
3
4. Medieninnovation als Untersuchungsobjekt
4
Am Beispiel “Telegraphie”
Neue Medientechniken
Das Gerät, die Infrastruktur (Leitungen,
Telegraphenmasten)
Neue Zeichensysteme, inkl. Darstellungsformen
Morse-Code, Einsatz von Abkürzungen
(G M = Good morning, S F D = Stop for dinner,
G A = Go ahead), Inverted Pyramid
Neue Organisiertheit (Organisationsformen),
Arbeitsroutinen, Stellenprofile, Geschäftsmodelle
Telegraphenfirmen, Nachrichten-Agenturen
als Koop von Zeitungen, Operators, “Korrespondenten”
Neue mediale Institutionen
(neue Mediennutzungspraktiken)
Erste Chats, Nachrichtenübertragung, Regulierungen
Darstellung nach: Leyla Dogruel (2013): Eine kommunikationswissenschaftliche Konzeption von Medieninnovationen. Wiesbaden: Springer.
Neue Zeichen-
systeme
Neue mediale
Institutionen
Neue
Organisiertheit
Neue Medien-
techniken
Medieninnovation
als „System“
5. Direkter Einfluss auf redaktionelle Tätigkeiten
5
Neue Zeichen-
systeme
Neue mediale
Institutionen
Neue
Organisiertheit
Neue Medien-
techniken
Medieninnovation
als „System“
(nach: Walther von La Roche (2013): Einführung in den praktischen Journalismus. 19. Aufl.. Wiesbaden.
Formulieren
und Redigieren
Recherchieren und
Dokumentieren
Organisieren
und PlanenPräsentieren
8. Facebook
— Höchste Publikums-
beteiligung
— Recherche nur für „weiche“
Ziele (Finden von
Themenideen,
Meinungsverteilung zu
einer Streitfrage)
— Beobachtung der Resonanz
auf die eigene
Berichterstattung.
86,8%
YouTube
Als Publikations-
möglichkeit für Videos.
14,6%
Blogs
— Stärken bei Publikums–
interaktion, wenn Themen
längerfristig diskutiert
werden, Nutzer eigene
Beiträge schreiben und die
Redaktion Einblick in ihre
Arbeit geben will.
— Geeignet für Kolumnen, in
denen ein Autor seine Sicht
der Dinge schildert.
40,4%
Twitter
— Recherche im Hinblick auf
Kontakte zu Experten und
Prominenz (kontinuierliche
Beobachtung prominenter
Quellen, Suche nach
Experten, Pflege von
Expertennetzwerken).
— Sammeln von Fakten über
aktuelle Ereignisse.
— Beim Publizieren Eignung für
die Live-Berichterstattung
und kurze Eilmeldungen.
73,5%
Quelle: Christoph Neuberger, Susanne Langenohl, Christian Nuernbergk (2014): Social Media und Journalismus.
Zusammenfassung der LfM-Schriftenreihe Medienforschung, Band 50. Download
Status quo des Social Media-Einsatzes in
deutschen Redaktionen
(Erhebung 105 von 151 Medien, März 2014)
8
9. Recherche-, Themenfindung / -beobachtung
Kostenlose Tools, zum So.Me.Recherche
(z.B. SocialMention), So.Me.Analyse (z.B. Twitonomy),
Beobachten (z.B. Nuzzel), und RSS-Reader.
Kostenpflichtige Tools zum umfänglichen Beobachtung
(z.B. UberMetrics) oder mit Focus auf Influencer-
Identifikation (z.B. Much Rack)
Kanal-Management-Lösungen
(z.B. HootSuite, Tweetdeck, Buffer)
Third Party-Aggregatoren
(BuzzSumo, Prismatic) oder themenspezifische
Aggregatoren (Beispiel Bundestagswahlkampf).
”Mash-ups” z.B. mit IFTTT-Unterstützung
„Monitoring“-Werkzeuge
Melanie Petersen (2014): Mit diesen 15 Tools arbeiten die t3n-Redakteure
Abigail Edge (2014): 10 new IFTTT Recipes for journalists.
Martin Fuchs (2013): Social Media: Analyse-Tools im Bundestagswahlkampf
9
11. Themenfindung / -beobachtung
Was es ist
Social Media-Inhalte werden als Solches zum
Objekt der Berichterstattung
Wofür es eingesetzt wird
— Meinungen zu unterschiedlichen Themen
— Social Media als Datenlieferant
(Datenjournalismus)
Risiko:
Die Social Media-Realität als repräsentativ
für die öffentliche Meinung nehmen.
Social Media als Thema
Guardian Interactive Team (2011): How riot rumours spread on Twitter
11
12. Recherche-, Themenfindung und Verifikation
Als Geschäftsmodell: Beispiele „Hearken“ und „Storyful“
12
Bewertung: Noch in der Frühphase
These: Gehört in Zukunft zum Handwerkszeug von Redakteuren
14. Recherche-, Themenfindung und Verifikation
Was es ist
Auslagerung redaktioneller Teilaufgaben an eine
Gruppe freiwilliger User.
Wofür es eingesetzt wird
— Datenerhebung zu schwer zugänglichen Themen
(Beispiel: Zeit und Bankgebühren, Unglücke)
— Bewältigung von großen Dokumenten- und
Datenmengen (Beispiel: Guttenplag, Wikileaks-
Dokumente; Stichwort: Datenjournalismus)
— Themenfindung
Risiko: User-Motivation bzw. –beteiligung; Usability-
Hürden, Betreuungsaufwand.
Crowdsourcing als Methode
Johanna Vehkoo (2013): Crowdsourcing in investigative Journalism.
Stefan Primbs (2016): Social Media für Journalisten, S.145ff.
14
15. Recherche-, Themenfindung und Verifikation
Crowdsourcing zur Themenfindung
Beispiel
Institutionalisierung von
Crowdsourcing zu Themen im
öffentlichen Interesse
getinvolved/org/propublica.www.https://
Beispiel
Themen für investigativen
Journalismus finden: CuriousCity
orgwbez.curiouscity.http://
15
16. Herausforderung: Verifikation
Felder
Inhalte, Quellen / Urheber
Ansatzpunkte
— Vorrecherchen zu den jeweiligen Quellen
— Dialog mit der Quelle / dem Urheber suchen
— Faktencheck über weitere Quellen
— Experten einschalten (stimmt der Kontext?)
Werkzeuge
Je nach Fragestellung unterschiedlichste Werkzeuge;
Startpunkte:
http://verificationjunkie.com
http://verificationhandbook.com
http://firstdraftnews.com
Von Inhalten und Quellen von Social Media-Inhalten.
16
19. Visuelle Social Media:
Instagr.am und Livestreams
Was es ist
Nutzung von “visuellen” Social Media
(v.a. Instagr.am, Pinterest, Vine, Periscope,
Snapchat) für redaktionelle Zwecke.
Wofür es eingesetzt wird
— Zur Illustration redaktioneller Beiträge
— Für Fotostrecken, d.h. das Zusammenstellen
von Fotos einzelner Accounts von Journalisten
In medien-eigenen Kanälen
(z.B. Washington Post instagr.am-Kanäle)
— Zur Recherche: Bildersuche
(Gramfeed, Mixagram, Websta.me)
— Live-Berichterstattung
Catalina Albeanu (2015): Instagram image search tools for journalists.
19
20. Visuelle Social Media:
Instagr.am und Livestreams
Joseph Lichterman (2015): How the Washington Post works with its foreign correspondents to report via Social media.
20
21. Instagr.am und so: Visuelle Social Media
Joseph Lichterman (2015): How the Washington Post works with its foreign correspondents to report via Social media.
21
22. Visuelle Social Media:
Instagr.am und Livestreams
Beispiele vom BBC
22
Mark Frankel (2015): A year of innovation: BBC News and Social Media in 2015.
Dokumentation auf Snapchat Liveberichte via Meerkat Liveberichte via Periscope.tv
23. Chat Apps redaktionell einsetzen
Was es ist
Chat-Applicationen wie What´s App oder Viber werden
zur Distribution von Informationen oder zur Interaktion
mit dem Publikum genutzt.
Wofür es eingesetzt wird
— Distribution zeitnaher Informationen
— Informationsgewinnung über das Publikum,
insbesondere in unübersichtlichen Situationen
Mark Frankel (2015): A year of innovation: BBC News and Social Media in 2015.
23
24. Social Media-Kuratierung
Was es ist
“kuratieren” = “organisieren”; gemeint ist das
Zusammentragen und Aufbereiten von Inhalten
zu einem bestimmten Thema.
Wofür es eingesetzt wird
— Zur Unterfütterung von “Live-Berichten”
— Zur Dokumentation bzw. Zusammenstellung
von Hintergrund-Dossiers
Vorbild: Pressespiegel
Risiko: z.T. rechtliche Grauzone.
Formulieren 2.0
Guardian Interactive Team (2011): How riot rumours spread on Twitter
24
26. Einfluss auf die Präsentation von Inhalten
Erweiterung redaktioneller
Darstellungsformen, z.B. durch das Einbinden
von Social Media-Inhalten (”Embedding”) oder
das Nutzen von Social Media-Tools (wie Storify
oder Lunchbox) oder Kanälen (z.B. Periscope)
Social Media als Selektionsparameter zur
Steuerung von Aufmerksamkeit über:
1. Auswahl der darzustellenden Inhalte auf
Basis der Social shares (Extrembeispiele:
reddit oder Buzzfeed)
2. Plazieren von Inhalten in Social Media
in den medieneigenen Kanälen oder als
Einzelartikel im Newsfeed der Nutzer
(z.B. Facebook Instant Articles)
Social Media-Innovationen
26
27. „Newsroom- oder Editorial Metrics“
Was es ist
Werkzeuge zur Messung des Nutzerverhaltens, die klass. Web
Analyse und Social Media-Analyse-Ansätze auf redaktionelle
Bedürfnisse adaptieren
Projekte: Orphan (The Guardian), Package Mapper
(NY Times) , NewsLynx (opensource)
Was gemessen wird
— Abrufzeiten- und Häufigkeiten
— Technik
— Pfade
— Social Traffic und Feedback zu einzelnen Beiträgen
— Eigene SoMe-Aktivitäten
Web Analytics für Redaktionen
Michael Keller / Brian Abelson (2015): Newslynx: A tool for newsroom
impact measurement.
Orphan
27
31. Social Media als Selektionsparameter
Nutzer, die via Social Media auf
redaktionelle Angebote gelangen,
nutzen dieses in der Regel
— weniger lang (ca. 40% der
“normalen” Nutzungsdauer)
— weniger intensiv (weniger
Seitenabrufe pro Visit)
— stärker unterhaltungsorientiert
Die Rolle von Social Media als Trafficquelle
Holger Schmidt (2014): Woher die Leser der Nachrichten- und Click-Bait-Sites kommen
Monica Anderson / Andrea Caumont (2014): How social media is reshaping news.
31
32. Social Media als Selektionsparameter
Was es ist
Nachrichten tauchen im Newsfeed von Social Media-Plattformen auf –
ohne, dass diese Artikel von anderen Nutzern geshared sein müssen.
In der Regel sind die Medienunternehmen hier als Partner für
Facebook und Co und sollen an den Werbeeinnahmen beteiligt
werden.
Formate
Facebook Instant Articles. Apple News App,
Twitter Moments
Risiko: Bedeutung einer Medienmarke schwindet
– die Nutzer bleiben in ihrem Feed und besuchen
seltener Nachrichtenwebsites.
Loskoppelung von News aus der News-Site
These: „Social Media is the new Home“
32
34. Neue Aufgaben, neue Berufsbilder
Aufgaben
— Bringt Social Media-Perspektiven in die laufende redaktionelle
Arbeit ein
— Beobachtet Kanäle und trägt so zur Themenfindung bei
— Verwertet redaktionelle Beiträge in Social Media
— Community Management der jeweiligen Kanäle (zur
Publikumsbeteiligung eher Facebook)
Social Media Redakteure finden sich in
ca. 45% der Redaktionen
Social Media-Redakteur
Quelle: Christoph Neuberger, Susanne Langenohl, Christian Nuernbergk (2014): Social Media und Journalismus.
Zusammenfassung der LfM-Schriftenreihe Medienforschung, Band 50. Download
Stefan Primbs (2016): Social Media für Journalisten, S.145ff.
34
35. Neue Aufgaben, neue Berufsbilder
Was es ist
Ein neues Aufgabenspektrum entwickelt sich, das zum
Ziel hat, Traffic für redaktionelle Angebote zu erzeugen.
Das Aufgabenspektrum überschneidet sich nur zum Teil
mit denen von Social Media-Managern:
— Plazierung in Social Media
— Plazierungskooperationen
(“Social Distribution Partnerships”)
— SEO
— Entwicklung kreativer Ideen
Audience Development-Redakteur / Growth Editor
Quelle: “Orphan“-Tool von The Guardian.
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36. Neue Finanzierungsmodelle
Was es ist
— Schwarmfinanzierung ist eine Art der
Finanzierung, bei denen Internetnutzer als
Fremdkapitalgeber fungieren.
— Angebliche Vorteile: Unabhängigkeit,
Möglichkeit investigativen Arbeitens.
Prominentes Beispiel in Deutschland ist
krautreporter.de, das von 18.000 Menschen
finanziell unterstützt wird (5 € / Monat).
Vorbild: De Correspondent aus den
Niederlanden.
Crowdfunding zur Geldgenerierung
.Projektespannendsten8Dieund die Crowd:JournalismusDer):2014Arp (-BurgardNora:ProjekteWeitere
36
38. „Structured Journalism“
Was es ist
Der Ansatz, Informationen laufend zu aktualisieren
und gleichzeitig die Möglichkeit zu haben, über
einzelne Inhaltsbausteine eigene und externe Quellen
zu neuen Stories zu kombinieren
(Stichwort: “news atoms”).
Vorrreiter sind: BBC, NYTimes, NZZ, die mit
Eigenentwicklungen arbeiten
Zum Teil gibt es OpenSource-Entwicklungs-
projekte (fission.io, onramp.it)
Risiko: Tod der “Story”
Ein neues Paradigma?
.storytellinginrevolutionnextthe:JournalismStructured):2015(WojcikLaura
38
40. Medieninnovation Social Media in Redaktionen
40
Zusammenfassung
Neue Medientechniken
Smartphone-Einsatz, So.Me-Plattformen, CMS-Features,
Tools
Neue Zeichensysteme
Neue Darstellungsformen für Inhalte, z.b. Live-Formate,
visuelle Formate, “Embeds”, Hashtags
Neue Organisiertheit (Organisationsformen)
Neue Stellenprofile, neue Arbeitsroutinen,
Start-ups (“Social Media Nachrichtenagenturen”,
Crowd-Ansätze, neue Pflicht-Kompetenzen, Paradigmen
(Structured Journalism)
Neue mediale Institutionen
(Nutzerverhalten in Social Media, Selektionsverhalten
bei der Mediennutzung, Einbindung von user generated
content, neue rechtliche Aspekte (Urheberrecht)
Neue Zeichen-
systeme
Neue mediale
Institutionen
Neue
Organisiertheit
Neue Medien-
techniken
Medieninnovation
als „System“
41. Direkter Einfluss auf redaktionelle Tätigkeiten
41
Social Media Redakteur
Audience Development-Editor
Monitoring- und Recherchetools
Crowdsourcing
Kuratier-Tools Aggregatoren
Newsroom Analytics
Streaming-Tools
Chat-Apps
Visuelle Social Media
„Klassische“ Social Media
„Social Media Nachrichten-Agenturen“
Facebook Instant
Articles
42. Weitermachen
Literatur
Valerie Belair-Gagnon (2015): Social Media
at NNC news: the re-making of crisis
reporting. New York: Routledge.
Leyla Dogruel (2013): Eine
kommunikationswissenschaftliche
Konzeption von Medieninnovationen.
Wiesbaden: Springer.
Christoph Neuberger, Susanne Langenohl,
Christian Nuernbergk (2014): Social Media
und Journalismus. Zusammenfassung der
LfM-Schriftenreihe Medienforschung, Band
50. Download
Stefan Primbs (2016): Social Media für
Journalisten. Redaktionell arbeiten mit
Facebook, Twitter & Co.. Wiesbaden: Springer.
Tom Standage (2013): Writing on the wall.
Social media – the first 2000 years. London:
Bloomsbury.
Literatur und Co
42
jacademy/uk/co.bbc.www.http://
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