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VERSUCHSTIERKUNDLICHER BLOCKKURS




Embryotransfer
Blastozystentransfer
Transgene Tiere
TRANSGENE TIERE
                                Definitionen

Begriff „transgen“
erstmalig im Zusammenhang mit Labormäusen, in deren Genom fremdes genetisches
Material mittels Vorkerninjektion übertragen wurde
(Gordon JW, Ruddle FH; Science, 1981;214:1244-46)

Gentechnisch modifizierter Organismen

1.   nach deutschem Gentechnikrecht (§3 GenTG, 1993):
     ein Organismus, dessen genetisches Material in einer Weise verändert worden ist,
     wie sie unter natürlichen Bedingungen durch Kreuzen oder natürliche
     Rekombination nicht vorkommt
     mittels gentechnischer Verfahren: - Vorkerninjektion
                                         - homologer Rekombination
                                         - retroviraler Vektoren

2.   Palmiter und Brinster, 1985 (Transgenic Mice. Cell;41:343-345):
     Organismen, bei denen eine in vitro rekombinierte und experimentell übertragene
     DNA-Sequenz stabil ins Genom integriert ist und vererbt wird
Gesetzliche Grundlagen


Gentechnische Arbeiten:
Die Erzeugung gentechnisch veränderter Organismen.

Die Vermehrung, Lagerung, Zerstörung oder Entsorgung sowie der
innerbetriebliche Transport gentechnisch veränderter Organismen....


Gentechnikrecht

    Gentechnikgesetz (GenTG):
    Genehmigung des Betriebes der jeweiligen Anlage

    Gentechniksicherheitsverordnung (GenTSV)
    Sachkundenachweis für: Projektleiter
                           Beauftragter für biol. Sicherheit
    §§ 15, 17 GenTSV
Tierschutzrechtliche Bestimmungen

     Tierschutzgesetz    Herstellung und Haltung transgener Tiere
                         Experimente mit transgenen Tieren


1.   Gewinnung von Embryonen:

        Organentnahme nach Töten der Spendertiere (ohne Superovulation!):
        nicht anzeige- oder genehmigungspflichtig


2.   Hormonelle Stimulation/Superovulation:

     für TVA als Halter und Züchter: eine biotechnolog. Zuchtmaßnahme

     für Wissenschaftler: im Rahmen Erstellung transgener Tiere
        genehmigungspflichtig!
Der Gentransfer:

- Nutzung in vitro:                     kein Tierversuch § 7 Abs.1 TSchG

hier aber: Weiterentwicklung zu lebenden Individuen zu Versuchszwecken

alle notwendigen Tätigkeiten wie              Superovulation
                                              Tötender Spendermäuse
                                              Gentransfer
                                              Vasektomie
                                              Embryotransfer
                                              Charaktersierung

genehmigungspflichtiger Tierversuch !

4.   Zucht/Haltung:

     Erlaubnis nach §11 TierSchG, Abschnitt1, Nr.1   TVA
     in Verbindung mit Anhang V der GenTSV

5.   Versuche mit transgenen Tieren: genehmigungs- oder anzeigenpflichtig
Techniken

1.   Mikroinjektion in den Vorkern (Maus)

     Herstellung klassischer Transgene:    Expression zusätzlichen Gens

2.   Homologe Kombination in Embryonalen Stammzellen, (Maus)

     Herstellung von Knock out Tiere:     Ausschalten Genfunktion

3.   Retrovirale Vektoren:   zufällige Änderung im Genom


Herstellung und Entwicklung transgener Tiere:

Eingriffe an Embryonen unterschiedlichen Entwicklungsalters nötig

        Embryonen im 1 –2 Zellstadium

        Blastozysten
Embryonalentwicklung der Maus
Entwicklungsstadien der befruchteten Eizellen




Tag 0.5 p.c. Einzeller        Tag 1.5 p.c. Zweizellstadium




Tag 2 p.c. Vierzellstadium    Tag 2.5 p.c. Achtzellstadium Tag 3.5 p.c. Blastozyste
Gewinnung und Kultivierung von Embryonen bzw. Blaszozysten

1.   Superovulation der Spendertiere
-    ermöglicht höhere Ausbeute an entwickelten Eizellen
-    hormonell: PMSG (Pregnant Mare‘s Serum Gonadotropin)
                hCG (human chorionic Gonadotropin)

         1. 5-10 IU PMSG i.p. nach 48 h
         2. 5-10 IU hCG i.p.

     Zeitpunkt abh. vom Hell-Dunkel-Rhythmus des Tierraumes

-    nach hCG- Gabe Verpaarung

-    Kontrolle der Verpaarung:     Kontrolle Vaginalpfropf


-    high ovulators z.B. C57BL/6
-    low ovulators z.B. BALB/c
1. Spendertiere Embryonen:      ausreichende Anzahl an Embryonen

-Tiere: ♀ Alter 4-6 Wochen
-Gewinnung der Embryonen an Tag 0.5 (Einzellstadium für Vorkerninjektion)
                           an Tag 1.5 (2-Zellstadium für Hygienesanierung)


2. Empfängertiere:
Stämme: z.B. B6 x CBA F1 Hybriden, FVB Inzucht, NMRI Auszucht

♀ Tag 0.5 – 1.5 ihrer Pseudogravidität

Anforderungen:
  Fellfarbenunterschied zwischen Empfänger- und Spendertier

  Empfängertiere sollten auch kleine Würfe großziehen

3. Technik:   Ovidukttransfer
Blastozystengewinnung:

1.   Spendertiere:

     zu beachten:
     - Fellfarbenunterschied zwischen ES-Zellen Spenderstamm und Empfängerstamm
     - Wirtsblastozyste geeigneter Empfänger für ES-Zelllinie
     - Manipulierbarkeit der Wirtsblastozyst
     - genügende Anzahl an injizierbaren Blastozysten
     - Superovulation bei 3 – 4 Wochen alter Tiere
     - Gewinnung der Blastozysten an Tag 3.5

     2. Empfängertiere:

     ♀ Tag 2.5 ihrer Pseudogravidität


3.   Technik
     Uterustransfer
Isolierung von Ovidukt bzw. Uterus

-Töten der Tiere zum gewünschten Zeitpunkt

           1- bzw. 2- Zell-Stadium: Tag 0.5-1.5 p.c.

           Blastozysten: Tag 3.5-4.5 p.c.

- Entnahme von Eileiter: Gewinnung von Embryonen im

1-Zell-Stadium       Vorkerninjektion

2-Zell-Stadium       hygienische Sanierung


- Entnahme von Uterus: Blastozystengewinnung Tag 3.5 p.c.

                      ES-Zellen      homologe Rekombination
Isolierung von Ovidukt bzw. Uterus
a) Eileiter




b) Uterus
Spülen des Eileiters
-überführen der Embryonen in M2-Medium
 -Spülen, ev. Zugabe von Hyaluronidase
 -Überführen in M16 Medium
 -Kultivieren über Nacht im Brutschrank möglich
 -Aufnehmen in Transferkapillare und M2-Medium
 -8-10/Ovidukt




Transferkapillare mit Embryonen
Eileitertransfer
Uterustransfer
Vasektomie:    Durchtrennung der Samenleiter
               Sexualverhalten aber noch vorhanden

zur Erzeugung scheinträchtiger Weibchen:

  sexuell intakte Weibchen werden mit vasektomierten Männchen verpaart
1. Mikroinjektion in den Vorkern:

-Vorkerne: sichtbar in befruchteter Eizelle im Einzellstadium

-befruchtete Eizelle: 2 Vorkerne
                      1 Polkörperchen

-Injektion mittels Mikroinjektionsanlage in männlichen Vorkern

-Fixation mittels Haltekapillare

-Injektionskapillare durch Zona pellucida und Cytoplasma in Vorkern

-Zugabe der DNA-Lösung (ca. 1-2 Picoliter)     Anschwillen Vorkern

-Waschen der Embryonen

-Eileitertransfer
Vorkerninjektion:
1. Mikroinjektion in den Vorkern
2. Kultivierung Embryonaler Stammzellen für Blastozysteninjektion:

ES von Mäusen = pluripotente Zellen
                   gewonnen aus Blastocysten

Vorteil:
Möglichkeit der gezielten Änderung eines Gens mit Hilfe homologer Rekombination

Isolierung von ES Zellen:

- aus Blastozysten

- Embryonalstadium:Tag 3,5 Embryonalentwicklung

- Entfernung des embryonalen Teils

- Kultivierung der Zellen:

    auf Gelatine vorbehandelten Petrischalen
    enthalten Fibroblasten als Feeder- Schicht
DNA-Integration:

- mittels Elektroporation

  Eintreten der DNA in die Zellen durch elektrischen Puls

Nachweis der homologen Rekombination

-positive Selektion erforderlich

-Verwendung eines Resistenzgens, z.B. Neomycin Resistenzgen

-Selektion mit Geniticin

-nach Selektion Isolierung der resistenten Kolonien

-Injektion diese ES Zellen in Blastozysten    Uterustransfer

-Ergebnis: chimäre Tiere
Blastozysteninjektion/Injektion der ES-Zellen
2. Blastozysteninjektion
3. Retrovirusvektoren

Prinzip: Infektion von Mausembryonen mit Retroviren durch Kontakt zwischen
Eizelle und Viruspartikel
Zucht/Zuchtaufbau


1. Allgemeine Zielsetzung bei der Zucht transgener Tiere:

- Keimbahnübertragung
- stabile Integration des Transgens

-Ausgangstier: transgenes Foundertier

2. Rückkreuzung

   auf einen anderen genetischen Hintergrund (z.B. von 129 Sv auf C57BL/6)

Problem: - starke Reduktion des Transgens möglich

          - Erreichen des gewünschten genetisch. Hintergrunds nach 10 Generationen

Vorteil: Wurfgeschwister als Kontrolltiere nicht mehr notwendig
Vorkerninjektion:
ES-Zellen
Generationenverlauf bei einer Rückkreuzung:




   Genomische Homogenität und Heterogenität im Verlauf
Haltung und Transport


Haltung:

-   Haltung und/oder Zucht       gentechnisches Arbeiten
-   nur in behördlich zugelassenen gentechnischen Anlagen
-   Sicherheitsstufen (S1-S4, i.d.R. S1, S2)

Empfängerlabor:

- personelle und räumliche Vorraussetzungen (nach GenTG, GenTS-VO)

Transport:

-   innerbetrieblich, zwischenbetrieblich
-   geschlossene Behälter, bei Bedarf doppelwandig
-   Käfig/Box gegen Bruch gesichert
-   Transportrisiken: Gefährdung des Personals
                         Entfliehen transgener Tiere
Nomenklatur gentechnisch modifizierter Stämme:

Transgene Linien
Targeted Mutation (Knock out)
Targeted Mutation (Double Knock out)
Targeted Mutation (Knock in)


-Symbol für Transgene:   1. Tg für Transgen
                         2. Offizielles Gensymbol der intergrierten DNA
                         3. Laborlinie/Gründerbezeichnung/fortlaufende Nummer
                         4. Registrierter Laborkode des Ursprungslabors



TgX = die angewandte transgene Technik
TgN = nicht homologe Insertion (Vorkernmikroinjektion)
TgR = Insertion über retrovirale Vektoren
TgH = homologe Rekombination (ES-Zellen)
1.Beispiel: Transgene Linien (Mikroinjektion):

C75BL/6J-TgN(CD8Ge)23Jwg:

der CD8 Klon aus dem humanen Genom
integriert in C57BL/6 Mäuse aus dem Jackson Laboratory
23. Maus, die im Labor von Jon W. Gordon etabliert wurde

2. Beispiel: Targeted Mutation (Knock out)

  B6.129P2-TgHCftrtm1Unc: tm = targeted mutation
                           Ziffer = Anzahl der gerichteten Mutation
                           Laborcode
 erste gerichtete Mutation im cystic fibrosis transmembrane
 conductance regulator homolog
 der University of North Carolina
 unter Verwendung von 129P2 ES Zellen, rückgekreuzt auf C57BL/6

; RK noch nicht abgeschlossen, . RK abgeschlossen
Inzuchtmaus: z.B. C57BL/6 = C57BL/6NCrl
Auszuchtmaus: z.B. NMRI = Crl:NMR(Han)
Einflussfaktoren auf den Phänotyp transgener Tiere (nach Rülicke und Mertens, 1999)


genetische Faktoren          Interaktion             nichtgenetische Faktoren
                                                     (biotische, abiotische Umwelt)


direkte Wirkung              indirekte Wirkung
(Mutation)                  (genet. Hintergrund)


Integrations-
stellen
Anzahl Kopien
Struktur des Transgens



                              PHÄNOTYP
Auswirkung gentechnischer Manipulation
-       abhängig vom transgenen Modell
-       abhängig vom genetische Hintergrund
-       betroffen können sein: Wohlbefinden, Lebensfähigkeit, Fertilität, Phänotyp

    Genetischer Hintergrund: Beispiel: IL2 Knockouts*


    Linie              genetischer Hintergrund   Phänotyp
    B6;129-IL2tm       gemischt:                 50% Todesrate bei 4-9 Wochen
                        C57bl/6                  Splenomegalie, Anämie
                        129P2/OlaHsd

    B6.129-IL2tm       C57BL/6 congen             Tod im Alter von 3 – 6 Monaten
                                                  hämolytische Anämie

    C3.129P2-IL2tm C3H/HeJ congen                  Tod im Alter von 7 Wochen
                                                   hämolytische Anämie
    *Linder, 2001
Bedeutung Maus: Transgene Mausmodelle

   idealer Modellorganismus für genetische Analysen bei Säugern durch:
- physiologische Ähnlichkeit zum Mensch
- hohe Fruchtbarkeit schnell produzierbar
- kurzes Generationsintervall
- geringer Platzbedarf

  Bedeutung für Humangenetik durch umfassende genetische Charakterisierung
  der Maus

Einsatz zur:
Aufklärung molekularer Ursachen von Krankheiten
-Strategieentwicklung für Therapie
-Gentherapie
-Testsystem für toxikologische Untersuchungen




(Abbildungen aus:Hogan et al. 1994. Manipulating the mouse embryo: a laboratory manual, 2nd ed. Cold Spring Harbor (NY)

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Rules of transgene

  • 2. TRANSGENE TIERE Definitionen Begriff „transgen“ erstmalig im Zusammenhang mit Labormäusen, in deren Genom fremdes genetisches Material mittels Vorkerninjektion übertragen wurde (Gordon JW, Ruddle FH; Science, 1981;214:1244-46) Gentechnisch modifizierter Organismen 1. nach deutschem Gentechnikrecht (§3 GenTG, 1993): ein Organismus, dessen genetisches Material in einer Weise verändert worden ist, wie sie unter natürlichen Bedingungen durch Kreuzen oder natürliche Rekombination nicht vorkommt mittels gentechnischer Verfahren: - Vorkerninjektion - homologer Rekombination - retroviraler Vektoren 2. Palmiter und Brinster, 1985 (Transgenic Mice. Cell;41:343-345): Organismen, bei denen eine in vitro rekombinierte und experimentell übertragene DNA-Sequenz stabil ins Genom integriert ist und vererbt wird
  • 3. Gesetzliche Grundlagen Gentechnische Arbeiten: Die Erzeugung gentechnisch veränderter Organismen. Die Vermehrung, Lagerung, Zerstörung oder Entsorgung sowie der innerbetriebliche Transport gentechnisch veränderter Organismen.... Gentechnikrecht Gentechnikgesetz (GenTG): Genehmigung des Betriebes der jeweiligen Anlage Gentechniksicherheitsverordnung (GenTSV) Sachkundenachweis für: Projektleiter Beauftragter für biol. Sicherheit §§ 15, 17 GenTSV
  • 4. Tierschutzrechtliche Bestimmungen Tierschutzgesetz Herstellung und Haltung transgener Tiere Experimente mit transgenen Tieren 1. Gewinnung von Embryonen: Organentnahme nach Töten der Spendertiere (ohne Superovulation!): nicht anzeige- oder genehmigungspflichtig 2. Hormonelle Stimulation/Superovulation: für TVA als Halter und Züchter: eine biotechnolog. Zuchtmaßnahme für Wissenschaftler: im Rahmen Erstellung transgener Tiere genehmigungspflichtig!
  • 5. Der Gentransfer: - Nutzung in vitro: kein Tierversuch § 7 Abs.1 TSchG hier aber: Weiterentwicklung zu lebenden Individuen zu Versuchszwecken alle notwendigen Tätigkeiten wie Superovulation Tötender Spendermäuse Gentransfer Vasektomie Embryotransfer Charaktersierung genehmigungspflichtiger Tierversuch ! 4. Zucht/Haltung: Erlaubnis nach §11 TierSchG, Abschnitt1, Nr.1 TVA in Verbindung mit Anhang V der GenTSV 5. Versuche mit transgenen Tieren: genehmigungs- oder anzeigenpflichtig
  • 6. Techniken 1. Mikroinjektion in den Vorkern (Maus) Herstellung klassischer Transgene: Expression zusätzlichen Gens 2. Homologe Kombination in Embryonalen Stammzellen, (Maus) Herstellung von Knock out Tiere: Ausschalten Genfunktion 3. Retrovirale Vektoren: zufällige Änderung im Genom Herstellung und Entwicklung transgener Tiere: Eingriffe an Embryonen unterschiedlichen Entwicklungsalters nötig Embryonen im 1 –2 Zellstadium Blastozysten
  • 8. Entwicklungsstadien der befruchteten Eizellen Tag 0.5 p.c. Einzeller Tag 1.5 p.c. Zweizellstadium Tag 2 p.c. Vierzellstadium Tag 2.5 p.c. Achtzellstadium Tag 3.5 p.c. Blastozyste
  • 9. Gewinnung und Kultivierung von Embryonen bzw. Blaszozysten 1. Superovulation der Spendertiere - ermöglicht höhere Ausbeute an entwickelten Eizellen - hormonell: PMSG (Pregnant Mare‘s Serum Gonadotropin) hCG (human chorionic Gonadotropin) 1. 5-10 IU PMSG i.p. nach 48 h 2. 5-10 IU hCG i.p. Zeitpunkt abh. vom Hell-Dunkel-Rhythmus des Tierraumes - nach hCG- Gabe Verpaarung - Kontrolle der Verpaarung: Kontrolle Vaginalpfropf - high ovulators z.B. C57BL/6 - low ovulators z.B. BALB/c
  • 10. 1. Spendertiere Embryonen: ausreichende Anzahl an Embryonen -Tiere: ♀ Alter 4-6 Wochen -Gewinnung der Embryonen an Tag 0.5 (Einzellstadium für Vorkerninjektion) an Tag 1.5 (2-Zellstadium für Hygienesanierung) 2. Empfängertiere: Stämme: z.B. B6 x CBA F1 Hybriden, FVB Inzucht, NMRI Auszucht ♀ Tag 0.5 – 1.5 ihrer Pseudogravidität Anforderungen: Fellfarbenunterschied zwischen Empfänger- und Spendertier Empfängertiere sollten auch kleine Würfe großziehen 3. Technik: Ovidukttransfer
  • 11. Blastozystengewinnung: 1. Spendertiere: zu beachten: - Fellfarbenunterschied zwischen ES-Zellen Spenderstamm und Empfängerstamm - Wirtsblastozyste geeigneter Empfänger für ES-Zelllinie - Manipulierbarkeit der Wirtsblastozyst - genügende Anzahl an injizierbaren Blastozysten - Superovulation bei 3 – 4 Wochen alter Tiere - Gewinnung der Blastozysten an Tag 3.5 2. Empfängertiere: ♀ Tag 2.5 ihrer Pseudogravidität 3. Technik Uterustransfer
  • 12. Isolierung von Ovidukt bzw. Uterus -Töten der Tiere zum gewünschten Zeitpunkt 1- bzw. 2- Zell-Stadium: Tag 0.5-1.5 p.c. Blastozysten: Tag 3.5-4.5 p.c. - Entnahme von Eileiter: Gewinnung von Embryonen im 1-Zell-Stadium Vorkerninjektion 2-Zell-Stadium hygienische Sanierung - Entnahme von Uterus: Blastozystengewinnung Tag 3.5 p.c. ES-Zellen homologe Rekombination
  • 13. Isolierung von Ovidukt bzw. Uterus
  • 16. -überführen der Embryonen in M2-Medium -Spülen, ev. Zugabe von Hyaluronidase -Überführen in M16 Medium -Kultivieren über Nacht im Brutschrank möglich -Aufnehmen in Transferkapillare und M2-Medium -8-10/Ovidukt Transferkapillare mit Embryonen
  • 19. Vasektomie: Durchtrennung der Samenleiter Sexualverhalten aber noch vorhanden zur Erzeugung scheinträchtiger Weibchen: sexuell intakte Weibchen werden mit vasektomierten Männchen verpaart
  • 20. 1. Mikroinjektion in den Vorkern: -Vorkerne: sichtbar in befruchteter Eizelle im Einzellstadium -befruchtete Eizelle: 2 Vorkerne 1 Polkörperchen -Injektion mittels Mikroinjektionsanlage in männlichen Vorkern -Fixation mittels Haltekapillare -Injektionskapillare durch Zona pellucida und Cytoplasma in Vorkern -Zugabe der DNA-Lösung (ca. 1-2 Picoliter) Anschwillen Vorkern -Waschen der Embryonen -Eileitertransfer
  • 22. 1. Mikroinjektion in den Vorkern
  • 23. 2. Kultivierung Embryonaler Stammzellen für Blastozysteninjektion: ES von Mäusen = pluripotente Zellen gewonnen aus Blastocysten Vorteil: Möglichkeit der gezielten Änderung eines Gens mit Hilfe homologer Rekombination Isolierung von ES Zellen: - aus Blastozysten - Embryonalstadium:Tag 3,5 Embryonalentwicklung - Entfernung des embryonalen Teils - Kultivierung der Zellen: auf Gelatine vorbehandelten Petrischalen enthalten Fibroblasten als Feeder- Schicht
  • 24. DNA-Integration: - mittels Elektroporation Eintreten der DNA in die Zellen durch elektrischen Puls Nachweis der homologen Rekombination -positive Selektion erforderlich -Verwendung eines Resistenzgens, z.B. Neomycin Resistenzgen -Selektion mit Geniticin -nach Selektion Isolierung der resistenten Kolonien -Injektion diese ES Zellen in Blastozysten Uterustransfer -Ergebnis: chimäre Tiere
  • 27. 3. Retrovirusvektoren Prinzip: Infektion von Mausembryonen mit Retroviren durch Kontakt zwischen Eizelle und Viruspartikel
  • 28. Zucht/Zuchtaufbau 1. Allgemeine Zielsetzung bei der Zucht transgener Tiere: - Keimbahnübertragung - stabile Integration des Transgens -Ausgangstier: transgenes Foundertier 2. Rückkreuzung auf einen anderen genetischen Hintergrund (z.B. von 129 Sv auf C57BL/6) Problem: - starke Reduktion des Transgens möglich - Erreichen des gewünschten genetisch. Hintergrunds nach 10 Generationen Vorteil: Wurfgeschwister als Kontrolltiere nicht mehr notwendig
  • 31. Generationenverlauf bei einer Rückkreuzung: Genomische Homogenität und Heterogenität im Verlauf
  • 32. Haltung und Transport Haltung: - Haltung und/oder Zucht gentechnisches Arbeiten - nur in behördlich zugelassenen gentechnischen Anlagen - Sicherheitsstufen (S1-S4, i.d.R. S1, S2) Empfängerlabor: - personelle und räumliche Vorraussetzungen (nach GenTG, GenTS-VO) Transport: - innerbetrieblich, zwischenbetrieblich - geschlossene Behälter, bei Bedarf doppelwandig - Käfig/Box gegen Bruch gesichert - Transportrisiken: Gefährdung des Personals Entfliehen transgener Tiere
  • 33. Nomenklatur gentechnisch modifizierter Stämme: Transgene Linien Targeted Mutation (Knock out) Targeted Mutation (Double Knock out) Targeted Mutation (Knock in) -Symbol für Transgene: 1. Tg für Transgen 2. Offizielles Gensymbol der intergrierten DNA 3. Laborlinie/Gründerbezeichnung/fortlaufende Nummer 4. Registrierter Laborkode des Ursprungslabors TgX = die angewandte transgene Technik TgN = nicht homologe Insertion (Vorkernmikroinjektion) TgR = Insertion über retrovirale Vektoren TgH = homologe Rekombination (ES-Zellen)
  • 34. 1.Beispiel: Transgene Linien (Mikroinjektion): C75BL/6J-TgN(CD8Ge)23Jwg: der CD8 Klon aus dem humanen Genom integriert in C57BL/6 Mäuse aus dem Jackson Laboratory 23. Maus, die im Labor von Jon W. Gordon etabliert wurde 2. Beispiel: Targeted Mutation (Knock out) B6.129P2-TgHCftrtm1Unc: tm = targeted mutation Ziffer = Anzahl der gerichteten Mutation Laborcode erste gerichtete Mutation im cystic fibrosis transmembrane conductance regulator homolog der University of North Carolina unter Verwendung von 129P2 ES Zellen, rückgekreuzt auf C57BL/6 ; RK noch nicht abgeschlossen, . RK abgeschlossen Inzuchtmaus: z.B. C57BL/6 = C57BL/6NCrl Auszuchtmaus: z.B. NMRI = Crl:NMR(Han)
  • 35. Einflussfaktoren auf den Phänotyp transgener Tiere (nach Rülicke und Mertens, 1999) genetische Faktoren Interaktion nichtgenetische Faktoren (biotische, abiotische Umwelt) direkte Wirkung indirekte Wirkung (Mutation) (genet. Hintergrund) Integrations- stellen Anzahl Kopien Struktur des Transgens PHÄNOTYP
  • 36. Auswirkung gentechnischer Manipulation - abhängig vom transgenen Modell - abhängig vom genetische Hintergrund - betroffen können sein: Wohlbefinden, Lebensfähigkeit, Fertilität, Phänotyp Genetischer Hintergrund: Beispiel: IL2 Knockouts* Linie genetischer Hintergrund Phänotyp B6;129-IL2tm gemischt: 50% Todesrate bei 4-9 Wochen C57bl/6 Splenomegalie, Anämie 129P2/OlaHsd B6.129-IL2tm C57BL/6 congen Tod im Alter von 3 – 6 Monaten hämolytische Anämie C3.129P2-IL2tm C3H/HeJ congen Tod im Alter von 7 Wochen hämolytische Anämie *Linder, 2001
  • 37. Bedeutung Maus: Transgene Mausmodelle idealer Modellorganismus für genetische Analysen bei Säugern durch: - physiologische Ähnlichkeit zum Mensch - hohe Fruchtbarkeit schnell produzierbar - kurzes Generationsintervall - geringer Platzbedarf Bedeutung für Humangenetik durch umfassende genetische Charakterisierung der Maus Einsatz zur: Aufklärung molekularer Ursachen von Krankheiten -Strategieentwicklung für Therapie -Gentherapie -Testsystem für toxikologische Untersuchungen (Abbildungen aus:Hogan et al. 1994. Manipulating the mouse embryo: a laboratory manual, 2nd ed. Cold Spring Harbor (NY)