1. Association pour le Développement de l’Enseignement de l’Allemand en France
Verein zur Förderung der deutschen Sprache in Frankreich
Todesstoß für den Deutschunterricht? ADEAF sieht deutsch-französische Beziehungen in ernster Gefahr.
Paris. Der Verband der Deutschlehrer in Frankreich, die ADEAF, hat den französischen Staatspräsidenten
François Hollande und Premierminister Manuel Valls aufgefordert, die für 2016 geplante Schulreform sofort
zu stoppen. Zur Begründung führt Therese Clerc, Vorsitzende der ADEAF, an, dass die Reform, die angeblich
das Erlernen der Fremdsprachen in Frankreich verbessern soll, dem Deutschunterricht in Frankreich
möglicherweise einen Todesstoß versetzen wird. Unterstützt wird die Initiative der ADEAF unter anderem von
Alfred Grosser, dem deutsch-französischen Publizisten und Wissenschaftler, der sich ebenfalls in einem
Schreiben an François Hollande gewandt hat, und Pierre Yves Le Borgn‘, dem französischen Abgeordneten der
Franzosen im Ausland.
Die ADEAF-Vorsitzende erläutert, die geplante Schulreform der französischen Erziehungsministerin Najat
Vallaud-Belkacem bedeute in der Realität, dass im „Collège“ (der französischen Klassenstufe 6 bis 9) die
Anzahl der deutschlernenden Schüler und die Unterrichtsstunden für Deutsch drastisch sinken würden. D.h. in
der Praxis hätte außer Englisch keine andere Fremdsprache mehr den Status der 1. Fremdsprache.
„Dadurch“, so Therese Clerc, „ist Deutsch im französischen Schulsystem ab 2016 extrem gefährdet. Denn
Deutschunterricht ab der 6. Klasse existiert heute fast ausschließlich in den sogenannten „bilingualen Klassen“
(classes bilangues), in denen Deutsch und Englisch zweigleisig von der 6. bis zur 9. Klasse vermittelt werden.
Und genau diese Klassen werden mit der Reform abgeschafft. Stattdessen soll nun Deutsch als die 2.
Fremdsprache zwar ab der 7. Klasse unterrichtet werden, aber mit nur 2 ½ Stunden pro Woche statt wie
bisher mit drei Stunden pro Woche. Dies wirkt aus unserer Sicht erstens abschreckend für die Eltern, Deutsch
wird in ihren Augen abgewertet. Zweitens werden die Schülerzahlen im Deutschunterricht sinken und drittens
gleichermaßen das Sprachniveau der französischen Schüler.
Kurzfristig gefährdet dies die meisten existierenden Austauschprogramme in den Klassenstufen 6 bis 9. Denn
letztendlich werden die Deutschlehrer, die weniger Schüler und weniger Stunden zur Verfügung haben, in bis
zu drei Schulen arbeiten müssen, um ihr Deputat erfüllen zu können. Die Zeit und Energie, die ein
Schüleraustausch erfordert, kann aber unmöglich auf mehrere Schulen verteilt werden.
Dadurch wird mittelfristig die gesamte deutsch-französische Kooperationspolitik, die Charles de Gaulle und
Konrad Adenauer 1963 ins Leben gerufen haben, in Frage gestellt. Einzigartige deutsch-französische
Austausch-Programme wie Voltaire, Brigitte Sauzay und auch Institutionen wie die deutsch-französische
Hochschule oder das Deutsch-Französische Jugendwerk, die für ganz Europa Beispielcharakter haben, geraten
in Gefahr, eingestellt zu werden.
Langfristig geht es dabei auch nicht „nur“ um Kultur und Frieden in Europa, obwohl das bereits reichen würde,
sondern auch um Arbeitsplätze für unsere Jugend. „Beide Länder waren, sind und werden jeweils die
wichtigsten Wirtschaftspartner bleiben“, betont die ADEAF-Vorsitzende. Das Argument von
Erziehungsministerin Najat Vallaud-Belkacem, die „bilingualen Klassen“ seien Eliteklassen, weist sie zurück
und reagiert mit Unverständnis darauf, dass sich der derzeitigen französischen Regierung politisch nahe
stehende Elternverband FCPE dieser Haltung anschließt. „Es geht hier nicht darum, Kaderschmiede für junge
ENArchen zu sein, sondern die deutsch-französische Freundschaft als Garant für Frieden und Stabilität in
Europa zu sichern“, so Thérèse Clerc.
Kontakt:
Frau Thérèse Clerc, ADEAF
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