2. Epidemiologie
Globale Situation
1/3 der Weltbevölkerung, d.h.
1,7 Milliarden Menschen infiziert
davon 95 % in den
Entwicklungsländern (WHO 1992)
Inzidenz: Ca. 9 Millionen Neuerkrankungen /Jahr
Tendenz steigend (WHO 2000)
Mortalität: Ca.3 Millionen Menschen /Jahr
sterben
Infiziert
Nicht
Infiziert
0
10
20
30
40
50
60
70
80
2000 2005 2010 2020
Jahr
MillionenMenschen
Sterberate/Jahr
6. Epidemiologie
Deutschland
Erkrankungsrate ab 2009
stagnierend bei ca. 4000/ Jahr
Risikogruppen: Sozial schwache
Bevölkerungsanteile und
Randgruppen
HIV: Meist jüngere Menschen mit
geringer Tuberkulose-Prävalenz
TNF-alpha Inhibitoren:
rheumatologische Erkrankungen
⇒Kein Einfluß auf Tuberkulose
Inzidenz
Inzidenz: 5 Ausland : 1Deutsch
0
2000
4000
6000
8000
10000
12000
14000
1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 XX 2009 2010
Jahr
TB-Fälle gesamt
7. Epidemiologie
Deutschland – Problem Resistente TB
Zunahme resistenter
Tuberkulosen in den letzten
Jahren INH
RMP PZA
EMB
SM
INH + RMP
jegl. Resistenz
0
4
8
12
Anteil resistenter Tuberkulosen in %, Jahr 2003
8. Epidemiologie
Deutschland – Problem Resistente TB
0
2
4
6
8
10
12
14
16
18
Estland
Kasachstan
Lettland
Litauen
Norwegen
Belgien
Deutschland
Anteil multiresistente Tb in %, 2002 Anteil multiresistente Tb in % in Deutschland nach
Geburtsland, 2002
0
1
2
3
4
5
6
Deutschland
Zentral-undOsteuropa
andereLänder
9. Tuberkulose
Infektionsweg
Übertragung durch Aerosolpartikel (Keimlast 1-
10, Größe < 5 µm)
Deposition im Alveolarraum
Phagozytose durch nicht aktivierte
Alveolarmakrophagen
Keimvermehrung intrazellulär
Übertragung durch nicht pasteurisierte Milch
infizierter Rinder in Mitteleuropa heute ohne
Bedeutung
16. Tuberkulose
Diagnostik - IGRA
Interferon-Gamma-Tests (Interferon Gamma Release Assay = IGRA)
Seit 2005 verfügbar
Patientenblut + Tb-Antigene
Interferon Gamma Freisetzung, falls T- Lymphoz. (Gedächtniszellen) früher Kontakt hatten
Sensitivität wie THT
Spezifität besser
(BCG-Impfung ohne Interaktion)
Kinder < 5 Jahre
Nicht empfohlen
17. Tuberkulose
Diagnostik
Bakteriologie
Mikroskopischer Nachweis (Ziehl-Neelsen,
Fluoreszenzmikroskopie)
10 000 – 15 000 Keime /ml Material notwendig
Kultur (Fest-, Flüssigkultur)
100 Keime /ml Material notwendig
Ergebnis: Flüssig nach ca. 2 Wochen, Fest nach
ca. 4 Wochen
Nukleinsäureamplifikationstechniken
(PCR)
Indikationsuntersuchung (begündeter Verdacht,
Sputum mikroskopisch negativ, rasche
Notwendigkeit Therapieeinleitung [Meningitis,
HIV,…]
Mindestens 2 unabhängige Proben untersuchen
Kein Therapiekontroll-Instrument
18. Tuberkulose
Infektiösität
Kinder < 10 Jahre
generell nicht infektiös
Erwachsene
offene Lungentuberkulose
mikroskopisch
kulturell
andere Organe nicht infektös
Therapieeffekt
3 Wochen nach Therapiebeginn
Ansteckungsgefahr ↓↓↓
Mikroskopisch offene TB: 3 mikroskopisch
negative Sputa abwarten
infektiös!
19. Tuberkulose
Therapie - Historischer Rückblick
Streptomycin Monotherapie (Br Med J, 1948)
Isoniacid Monotherapie (Lancet 1953)
Streptomycin, Para-Aminosalizylsäure, Isoniazid
über 18-24 Monate (Br Med J, 1958)
20. Tuberkulose
Therapie - Natürliche Resistenz
Resistenz
gegen:
Streptomycin (SM),
Isoniazid (INH), Ethambutol
(EMB) in
1 von 105 - 106 Keimen
Rifampicin (RMP) in
1 von 107 Keimen
Populationsdichte von
Tb-Keimen:
ca. 105 Keime in
verkäsenden Granulomen,
Makrophagen
ca. 107 - 109 Keime in
Kavernen
21. Tuberkulose
Zielstellung moderne Therapie
kurzdauernde Therapie mit gut verträglichen Medikamenten
→ Optimierung der Patienten-Compliance
Kombinationstherapie und rasche Reduktion der Keimzahl
→ Vermeidung der Entstehung und Selektion von Resistenzen
Effektive Sterilisation mit Abtötung auch der metabolisch gering
aktiven Keime (Persister)
→ Vermeidung eines Rezidivs
24. Tuberkulose
Resistenz
Monoresistenz
Resistenz gegen ein Standardmedikament
Polyresistenz
Resistenz gegen mindestens 2
Standardmedikamente aber nicht INH und RMP
zusammen
Multiresistenz
Resistenz mindestens gegen INH und RMP
25. Tuberkulose
Resistenz - XDR
Extensive Resistenz (XDR-Tb) – 2006 erstmals
Resistenz gegen INH und RMP
Resistenz gegen Fluorochinolone
Resistenz gegen mindestens ein injizierbares
Zweitlinienmittel
(Amikacin, Capreomycin, Kanamycin)
Ca. 5-10% der Patienten mit Multiresistenz
MDR-Tb weltweit 5,4% (650.000 Patienten)
Deutschland 2004-2006: 7 Fälle
26. Tuberkulose
Resistenz - Therapie
Monoresistenz
Initialphase: Immer 2 Monate mit den 4 verbleibenden
Standardmedikamenten
Kontinuität: Für INH oder RMP→EMB
Therapiedauer Kontinuität:
INH oder RMP fehlt → 10 Monate
PZA fehlt → 7 Monate
EMB oder SM fehlt → 4 Monate
Multi- / Polyresistenz
Mindestens 5 verschiedene effektive Medikamente über
mindestens 2 Jahre
Heilungsrate ca. 50%
27. Tuberkulose
Therapieüberwachung
Tägliche Selbstmedikation,
monatlicher Arztbesuch
Ambulante Überwachung der täglichen oder intermittierenden
Medikamenteneinnahme (DOT = directly observed treatment)
Freiwillige Therapie im Krankenhaus
Zwangseinweisung nach §30, Absatz 2,
Infektionsschutzgesetz in abgeschlossenes Krankenhaus
Peru: Tuberkulose-Inzidenz Verlauf unter
DOTS-Strategie
28. Tuberkulose
Arbeitsfähigkeit
Guter Allgemeinzustand
Keine wesentlichen funktionellen Einbußen
Gute Therapieverträglichkeit
⇒nach Sistieren der Infektiosität
Cave
Isoniazid und auch Ethambutol können
Reaktionsvermögen beeinträchtigen
Berufe mit möglicher Eigen- oder Fremdgefährdung