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1. QUARTALSBERICHT ECUADOR UND ICH – TEAM FÜR EIN JAHR EINDRÜCKE VON MEINEM WELTWÄRTS-FREIWILLIGENDIENST IN CUENCA 
Nach den ersten drei Monaten meines einjährigen weltwärts-Aufenthalts in Cuenca, Ecuador ist es an der Zeit ein erstes Zwischenfazit zu fällen. Daher möchte ich in diesem ersten Quartalsbericht auf meine Eingewöhnungsphase, also meine ersten Eindrücke von meiner Arbeit und meinem Leben hier in Ecuador im Zeitraum von August bis November 2014, eingehen. 
MEINE ARBEIT IN DER FUNDACIÓN „EL ARENAL“ 
Seit dem 9. September arbeite ich in der Fundación „El Arenal“ nur fünf Gehminuten vom gleichnamigen Markt entfernt als „Voluntaria“ mit Kathrin, einer weiteren deutschen weltwärts-Freiwilligen. Die Einrichtung betreut fast ausschließlich arbeitende Kinder dieses Marktes - oft mit traumatischen Erlebnissen in der Vergangenheit wie sexueller Missbrauch, Gewalt in der Familie, alkoholisierte Väter etc.- um ihnen durch Hausaufgaben- betreuung und weitere pädagogische Angebote eine Zukunftsperspektive zu ermöglichen. Zu diesem Zweck besteht das Team neben den „Educadoren“ (=Erziehern), welche die Hausaufgaben begleiten, auch aus einer Sozialarbeiterin, einer Psychologin, einer Buchhalterin und der Direktorin. Mein Arbeitsbeginn hatte sich etwas verzögert, da die Direktorin aus familiären Gründen erst verspätet die Arbeit wieder aufnahm. Um diese Zeit zu überbrücken trafen wir uns mit unserer Mentorin Patricia, welche auch gleichzeitig unsere Spanischlehrerin ist. Dadurch konnte sie uns schon etwas auf unserer Arbeit vorbereiten und uns unsere Eingewöhnungsphase durch ihren großen Erfahrungsschatz mit Freiwilligen erleichtern, wobei die Sprache Spanisch für mich kein Problem darstellte. 
Wir begannen dann schon bereits vor der Rückkehr unserer Chefin die Arbeit in der Fundación aufzunehmen, da bei der mittäglichen Essensausgabe im „Comedor“ dringend unsere Hilfe benötigt wurde. Danach konnten wir uns gleich die von den „Educadoren“ geleitete Hausaufgabenbetreuung mit anschließenden Workshops ansehen und fanden so den ersten Einstieg. 
Seit dem 29. September gilt nun ein richtiger Arbeitsplan, nach dem wir entweder 37 oder 39 Stunden pro Woche arbeiten, da sich unser Dienst wöchentlich abwechselt. Der Unterschied der zwei Pläne besteht darin, dass der eine Dienst von Montag bis Freitag ganztags ist, während der weitere Dienst nur nachmittags aber dafür ebenso am Samstag ist.
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Die Arbeit in der Fundación gestaltet sich dadurch sehr interessant und abwechslungsreich. Dienstags, donnerstags und freitags morgens um 8 Uhr kommen die Jugendlichen im Alter von 12 bis 18 Jahren zum Erledigen ihrer Hausaufgaben in die Fundación und haben bis 9 Uhr die Möglichkeit dazu den Computerraum zu nutzen. Dabei unterstütze und beaufsichtige ich die ordnungsgemäße Bedienung der PCs und ordentliche Erledigung der Hausaufgaben. Anschließend werden die restlichen schriftlichen Aufgaben erledigt, wobei meine Tätigkeit größtenteils die Unterstützung im Fach Englisch darstellt. Um 10 Uhr wird dann ein „Refrigerio“ (=Snack, abwechseln süß oder deftig, dann meistens mit Reis) gereicht. In der verbleibenden Zeit bis zum Mittagessen werden entweder noch weitere Hausaufgaben erledigt, spezielle Hilfe in bestimmten Fächern angeboten oder die Samstagsaktivitäten der Jugendlichen gemeinsam geplant. Gegen 11:30 Uhr wird dann das warme Mittagessen bestehend aus Suppe, einer Hauptmahlzeit meistens mit Reisbeilage und Saft angeliefert und ich bereite den „Comedor“ vor. Gemeinsam mit dem „Educador“ teile ich das Essen aus und kontrolliere die Anwesenheit. Nachdem die Jugendlichen sich dann auf den Schulweg gemacht haben gibt es bis etwa kurz nach 13 Uhr eine einstündige Pause, währenddessen keine Kinder in der Fundación sind. Manchmal bekommen wir für diese Zeit Aufgaben, z.B. unterschiedliche Datensätze zu digitalisieren. 
Während der Halbtagswoche beginnt der Arbeitstag erst um 13 Uhr, wenn auch die jüngeren Kinder im Alter von 5 bis 15 Jahre ankommen. Da kann es dann im „Comedor“ schon mal richtig rund gehen, denn die 65 Kinder kommen fast alle zum selben Zeitpunkt und möchten verköstigt werden. Gleichzeitig muss aber auch die Anwesenheit kontrolliert werden und, ob sie sich auch die Hände gewaschen haben. Dadurch dass aber zwei Freiwillige, eine weitere wechselnde Person des Teams und zwei Mütter von betreuten Kindern Vorort sind, können die Aufgaben gut aufgeteilt werden. So bin ich also die meiste Zeit mit der Essensausgabe beschäftigt und kümmere mich gegen Ende der Mittagszeit um 14 Uhr darum, die Kinder, vor allem die kleineren zum Essen zu animieren. 
Um 14 Uhr wird je nach Wetterlage eine Inklusion durchgeführt, d.h. alle Kinder versammeln sich im Innenhof und machen kleine Bewegungs- und Koordinationsaufgaben mit den „Educadoren“. Ich schaue währenddessen darauf, dass alle mitmachen und ich denjenigen helfe, die Probleme mit den Übungen haben. Nachdem die Kinder sich die Seele aus dem Leib geschrien und sich ausgiebig ausgetobt haben, geht es an ihre Hausaufgaben. Ich arbeite mit der „Educadorin“ Monica zusammen und betreue die 1. bis 3. Klässler. Bis 16 Uhr wird dann also Lesen, Schreiben und Rechnen geübt, da die meisten Kinder ihre Hausaufgaben nicht selbstständig erledigen. 
Anschließend steht der „Refrigerio“ an, den alle Kinder gemeinsam in der großen Aula einnehmen. Montags bis mittwochs geht es danach in die verschiedenen Workshops. Dabei betreue ich mit dem „Educador“ Marco den mathematisch-logischen Workshop. Zu Beginn werden oft Arbeitsblätter mit spielerischen Matheübungen bearbeitet und daraufhin können die Kinder zwischen vielen Spielen wählen, die einen Bezug zum Workshop haben, so z.B. Puzzles, Kartenspiele oder auch einen Spielzeugladen. 
Um kurz vor 18 Uhr dürfen die Kinder dann nach Hause gehen und wir beenden unseren Arbeitstag in der Fundación.
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Nun möchte ich noch auf manche Besonderheiten während der Arbeitswoche eingehen. Da montags morgens keine Hausaufgabenbetreuung der Jugendlichen stattfindet, trifft sich das gesamte Team, um die unterschiedlichsten Angelegenheiten zu besprechen. Ich finde dabei besonders die PGFs interessant. Beim PGF (=Programa Global de Familias) werden alle Informationen der verschiedenen Abteilungen (Psychologie, Soziale Arbeit und Erziehung) der Fundación zu einer Familie zusammengefügt, damit beim nächsten Treffen mit der Familienmutter die Situation besprochen werden kann und Ziele für die Zukunft erarbeitet werden können. 
Donnerstags begleite ich wöchentlich drei Kinder anstelle der Hausaufgabenbetreuung zum Zahnarzt, wo ich wie eine Zahnarzthelferin eingesetzt werde. Nach dem Refrigerio halten die Kinder dann ihre „Asamblea“ (=Versammlung) ab. Dabei wird die Sorgfalt bei der Aufgabenerledigung der gebildeten Arbeitsgruppen in der vergangenen Woche besprochen, die Freitagsausflüge geplant und Differenzen zwischen den Kindern geklärt. Auch wenn die „Educadoren“ die „Asamblea“ leiten, ist es dennoch erstaunlich, wie stark sich die Kinder einbringen. 
Freitags findet dann aufgrund des bevorstehenden Wochenendes keine Hausaufgabenbetreuung statt, daher werden „Salidas“ durchgeführt. Über den Monat verteilt sieht das dann etwa so aus: Besuch eines etwas entfernteren Parks mit einem gecharterten Bus, Besuch eines Parks in der Nähe zu Fuß, kultureller Ausflug, z.B. ins Planetarium oder Freibad und ein Film- und Spielenachmittag. Ein ähnliches Programm erwartet die Jugendlichen am Samstagmorgen. Den Abschluss der Aktivitäten und Abschied ins Wochenende bildet dann wieder der gemeinsam eingenommene „Refrigerio“. 
Bei meiner Arbeit fühle ich mich sehr wohl, da ich merke, dass meine Mitarbeit gebraucht wird. Während eines weltwärts-Freiwilligentreffens in Quito haben wir nämlich auch Freiwillige getroffen, die kaum in ihren Projekten eingebunden sind und sich daher häufig langweilen, was ich von meiner Arbeit zum Glück nicht behaupten kann. Auch im Team der Fundación gefällt es mir gut, da ich mit allen Mitgliedern sehr gut zurechtkomme und bei Problemen Rat und Unterstützung erhalte. Außerdem finde ich es sehr schön nur über meine Gasttante, welche die Psychologin der Fundación ist, eine Verbindung zwischen Arbeit und Familie zu haben, sodass ich eine angenehme Trennung der zwei Bereiche erfahre. 
Damit möchte ich zu meinem Leben in Cuenca und im speziellen in meiner Gastfamilie kommen. 
MEIN LEBEN IN CUENCA UND IN DER GASTFAMILIE 
Hier in Cuenca lebe ich im historischen Zentrum mit meiner Gastfamilie, die mich gleich als neues Mitglied der Familie „ECUAL“ (ECUador – ALemania) aufgenommen hat. Ich teile die Wohnung mit meiner liebenswürdigen Gastmutter Soraya und am Wochenende bekommen wir meistens Besuch von der 15-jährigen Tochter Karin, die seit einem halben Jahr beim Vater lebt. Nebenan wohnt eine meiner zwei Gasttanten Tanya mit ihrem neunjährigen Sohn Juan, der aber meist bei uns zum Mittagessen und Hausaufgabenerledigen ist, sodass er für
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mich eher wie ein Gastbruder ist. Sonntags trifft sich oft die ganze Familie im Haus der Gastoma, wo ich dann auch neben der Arbeit meine andere Gasttante Maribel sehe. Dieser Zusammenhalt innerhalb der Familie im Besonderen zwischen den Generationen gefällt mir sehr gut, sodass ich mich hier richtig wohl fühle. 
Auch Ecuador als Land gefällt mir außerordentlich. Obwohl dies mein erster Aufenthalt in Lateinamerika ist, hatte ich keinerlei Probleme mich in der anderen Kultur zurecht zu finden. Zurzeit befinde ich mich in einer spannenden Phase, da ich mit den bereits festgestellten Unterschieden der zwei Kulturen anfange, meine eigene Kultur zu hinterfragen. Dabei ist der ergänzende Spanischunterricht eine große Hilfe, auch die kulturellen Unterschiede in der Sprache zu erkennen. 
Natürlich gab es auch schon negative Erfahrungen. So kam ich z.B. schon mit ein paar Krankheiten (Durchfall, Erysipel) und Parasiten (Flöhe, Haarläuse) in Berührung und vor einer Woche wurde mir mein Handy im Bus geklaut, zum Glück ohne Gewaltanwendung. Diese Erfahrungen gehören aber zu einem Freiwilligendienst dazu und werfen mich nicht aus der Bahn. 
ALL IN ALL 
Ich bin ehrlich gesagt sehr überrascht, dass ich jetzt schon diesen Bericht schreibe, also dass das erste Vierteljahr so schnell vorbeiging. 
Zusammengefasst kann ich aber sagen, dass ich auf wunderbare drei Monate mit einer interessanten und erfüllenden Arbeit in einer liebevollen Gastfamilie zurückblicken kann, die viel Lust auf die noch kommenden neun Monate in Ecuador machen.

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1. Quartalsbericht

  • 1. 1 1. QUARTALSBERICHT ECUADOR UND ICH – TEAM FÜR EIN JAHR EINDRÜCKE VON MEINEM WELTWÄRTS-FREIWILLIGENDIENST IN CUENCA Nach den ersten drei Monaten meines einjährigen weltwärts-Aufenthalts in Cuenca, Ecuador ist es an der Zeit ein erstes Zwischenfazit zu fällen. Daher möchte ich in diesem ersten Quartalsbericht auf meine Eingewöhnungsphase, also meine ersten Eindrücke von meiner Arbeit und meinem Leben hier in Ecuador im Zeitraum von August bis November 2014, eingehen. MEINE ARBEIT IN DER FUNDACIÓN „EL ARENAL“ Seit dem 9. September arbeite ich in der Fundación „El Arenal“ nur fünf Gehminuten vom gleichnamigen Markt entfernt als „Voluntaria“ mit Kathrin, einer weiteren deutschen weltwärts-Freiwilligen. Die Einrichtung betreut fast ausschließlich arbeitende Kinder dieses Marktes - oft mit traumatischen Erlebnissen in der Vergangenheit wie sexueller Missbrauch, Gewalt in der Familie, alkoholisierte Väter etc.- um ihnen durch Hausaufgaben- betreuung und weitere pädagogische Angebote eine Zukunftsperspektive zu ermöglichen. Zu diesem Zweck besteht das Team neben den „Educadoren“ (=Erziehern), welche die Hausaufgaben begleiten, auch aus einer Sozialarbeiterin, einer Psychologin, einer Buchhalterin und der Direktorin. Mein Arbeitsbeginn hatte sich etwas verzögert, da die Direktorin aus familiären Gründen erst verspätet die Arbeit wieder aufnahm. Um diese Zeit zu überbrücken trafen wir uns mit unserer Mentorin Patricia, welche auch gleichzeitig unsere Spanischlehrerin ist. Dadurch konnte sie uns schon etwas auf unserer Arbeit vorbereiten und uns unsere Eingewöhnungsphase durch ihren großen Erfahrungsschatz mit Freiwilligen erleichtern, wobei die Sprache Spanisch für mich kein Problem darstellte. Wir begannen dann schon bereits vor der Rückkehr unserer Chefin die Arbeit in der Fundación aufzunehmen, da bei der mittäglichen Essensausgabe im „Comedor“ dringend unsere Hilfe benötigt wurde. Danach konnten wir uns gleich die von den „Educadoren“ geleitete Hausaufgabenbetreuung mit anschließenden Workshops ansehen und fanden so den ersten Einstieg. Seit dem 29. September gilt nun ein richtiger Arbeitsplan, nach dem wir entweder 37 oder 39 Stunden pro Woche arbeiten, da sich unser Dienst wöchentlich abwechselt. Der Unterschied der zwei Pläne besteht darin, dass der eine Dienst von Montag bis Freitag ganztags ist, während der weitere Dienst nur nachmittags aber dafür ebenso am Samstag ist.
  • 2. 2 Die Arbeit in der Fundación gestaltet sich dadurch sehr interessant und abwechslungsreich. Dienstags, donnerstags und freitags morgens um 8 Uhr kommen die Jugendlichen im Alter von 12 bis 18 Jahren zum Erledigen ihrer Hausaufgaben in die Fundación und haben bis 9 Uhr die Möglichkeit dazu den Computerraum zu nutzen. Dabei unterstütze und beaufsichtige ich die ordnungsgemäße Bedienung der PCs und ordentliche Erledigung der Hausaufgaben. Anschließend werden die restlichen schriftlichen Aufgaben erledigt, wobei meine Tätigkeit größtenteils die Unterstützung im Fach Englisch darstellt. Um 10 Uhr wird dann ein „Refrigerio“ (=Snack, abwechseln süß oder deftig, dann meistens mit Reis) gereicht. In der verbleibenden Zeit bis zum Mittagessen werden entweder noch weitere Hausaufgaben erledigt, spezielle Hilfe in bestimmten Fächern angeboten oder die Samstagsaktivitäten der Jugendlichen gemeinsam geplant. Gegen 11:30 Uhr wird dann das warme Mittagessen bestehend aus Suppe, einer Hauptmahlzeit meistens mit Reisbeilage und Saft angeliefert und ich bereite den „Comedor“ vor. Gemeinsam mit dem „Educador“ teile ich das Essen aus und kontrolliere die Anwesenheit. Nachdem die Jugendlichen sich dann auf den Schulweg gemacht haben gibt es bis etwa kurz nach 13 Uhr eine einstündige Pause, währenddessen keine Kinder in der Fundación sind. Manchmal bekommen wir für diese Zeit Aufgaben, z.B. unterschiedliche Datensätze zu digitalisieren. Während der Halbtagswoche beginnt der Arbeitstag erst um 13 Uhr, wenn auch die jüngeren Kinder im Alter von 5 bis 15 Jahre ankommen. Da kann es dann im „Comedor“ schon mal richtig rund gehen, denn die 65 Kinder kommen fast alle zum selben Zeitpunkt und möchten verköstigt werden. Gleichzeitig muss aber auch die Anwesenheit kontrolliert werden und, ob sie sich auch die Hände gewaschen haben. Dadurch dass aber zwei Freiwillige, eine weitere wechselnde Person des Teams und zwei Mütter von betreuten Kindern Vorort sind, können die Aufgaben gut aufgeteilt werden. So bin ich also die meiste Zeit mit der Essensausgabe beschäftigt und kümmere mich gegen Ende der Mittagszeit um 14 Uhr darum, die Kinder, vor allem die kleineren zum Essen zu animieren. Um 14 Uhr wird je nach Wetterlage eine Inklusion durchgeführt, d.h. alle Kinder versammeln sich im Innenhof und machen kleine Bewegungs- und Koordinationsaufgaben mit den „Educadoren“. Ich schaue währenddessen darauf, dass alle mitmachen und ich denjenigen helfe, die Probleme mit den Übungen haben. Nachdem die Kinder sich die Seele aus dem Leib geschrien und sich ausgiebig ausgetobt haben, geht es an ihre Hausaufgaben. Ich arbeite mit der „Educadorin“ Monica zusammen und betreue die 1. bis 3. Klässler. Bis 16 Uhr wird dann also Lesen, Schreiben und Rechnen geübt, da die meisten Kinder ihre Hausaufgaben nicht selbstständig erledigen. Anschließend steht der „Refrigerio“ an, den alle Kinder gemeinsam in der großen Aula einnehmen. Montags bis mittwochs geht es danach in die verschiedenen Workshops. Dabei betreue ich mit dem „Educador“ Marco den mathematisch-logischen Workshop. Zu Beginn werden oft Arbeitsblätter mit spielerischen Matheübungen bearbeitet und daraufhin können die Kinder zwischen vielen Spielen wählen, die einen Bezug zum Workshop haben, so z.B. Puzzles, Kartenspiele oder auch einen Spielzeugladen. Um kurz vor 18 Uhr dürfen die Kinder dann nach Hause gehen und wir beenden unseren Arbeitstag in der Fundación.
  • 3. 3 Nun möchte ich noch auf manche Besonderheiten während der Arbeitswoche eingehen. Da montags morgens keine Hausaufgabenbetreuung der Jugendlichen stattfindet, trifft sich das gesamte Team, um die unterschiedlichsten Angelegenheiten zu besprechen. Ich finde dabei besonders die PGFs interessant. Beim PGF (=Programa Global de Familias) werden alle Informationen der verschiedenen Abteilungen (Psychologie, Soziale Arbeit und Erziehung) der Fundación zu einer Familie zusammengefügt, damit beim nächsten Treffen mit der Familienmutter die Situation besprochen werden kann und Ziele für die Zukunft erarbeitet werden können. Donnerstags begleite ich wöchentlich drei Kinder anstelle der Hausaufgabenbetreuung zum Zahnarzt, wo ich wie eine Zahnarzthelferin eingesetzt werde. Nach dem Refrigerio halten die Kinder dann ihre „Asamblea“ (=Versammlung) ab. Dabei wird die Sorgfalt bei der Aufgabenerledigung der gebildeten Arbeitsgruppen in der vergangenen Woche besprochen, die Freitagsausflüge geplant und Differenzen zwischen den Kindern geklärt. Auch wenn die „Educadoren“ die „Asamblea“ leiten, ist es dennoch erstaunlich, wie stark sich die Kinder einbringen. Freitags findet dann aufgrund des bevorstehenden Wochenendes keine Hausaufgabenbetreuung statt, daher werden „Salidas“ durchgeführt. Über den Monat verteilt sieht das dann etwa so aus: Besuch eines etwas entfernteren Parks mit einem gecharterten Bus, Besuch eines Parks in der Nähe zu Fuß, kultureller Ausflug, z.B. ins Planetarium oder Freibad und ein Film- und Spielenachmittag. Ein ähnliches Programm erwartet die Jugendlichen am Samstagmorgen. Den Abschluss der Aktivitäten und Abschied ins Wochenende bildet dann wieder der gemeinsam eingenommene „Refrigerio“. Bei meiner Arbeit fühle ich mich sehr wohl, da ich merke, dass meine Mitarbeit gebraucht wird. Während eines weltwärts-Freiwilligentreffens in Quito haben wir nämlich auch Freiwillige getroffen, die kaum in ihren Projekten eingebunden sind und sich daher häufig langweilen, was ich von meiner Arbeit zum Glück nicht behaupten kann. Auch im Team der Fundación gefällt es mir gut, da ich mit allen Mitgliedern sehr gut zurechtkomme und bei Problemen Rat und Unterstützung erhalte. Außerdem finde ich es sehr schön nur über meine Gasttante, welche die Psychologin der Fundación ist, eine Verbindung zwischen Arbeit und Familie zu haben, sodass ich eine angenehme Trennung der zwei Bereiche erfahre. Damit möchte ich zu meinem Leben in Cuenca und im speziellen in meiner Gastfamilie kommen. MEIN LEBEN IN CUENCA UND IN DER GASTFAMILIE Hier in Cuenca lebe ich im historischen Zentrum mit meiner Gastfamilie, die mich gleich als neues Mitglied der Familie „ECUAL“ (ECUador – ALemania) aufgenommen hat. Ich teile die Wohnung mit meiner liebenswürdigen Gastmutter Soraya und am Wochenende bekommen wir meistens Besuch von der 15-jährigen Tochter Karin, die seit einem halben Jahr beim Vater lebt. Nebenan wohnt eine meiner zwei Gasttanten Tanya mit ihrem neunjährigen Sohn Juan, der aber meist bei uns zum Mittagessen und Hausaufgabenerledigen ist, sodass er für
  • 4. 4 mich eher wie ein Gastbruder ist. Sonntags trifft sich oft die ganze Familie im Haus der Gastoma, wo ich dann auch neben der Arbeit meine andere Gasttante Maribel sehe. Dieser Zusammenhalt innerhalb der Familie im Besonderen zwischen den Generationen gefällt mir sehr gut, sodass ich mich hier richtig wohl fühle. Auch Ecuador als Land gefällt mir außerordentlich. Obwohl dies mein erster Aufenthalt in Lateinamerika ist, hatte ich keinerlei Probleme mich in der anderen Kultur zurecht zu finden. Zurzeit befinde ich mich in einer spannenden Phase, da ich mit den bereits festgestellten Unterschieden der zwei Kulturen anfange, meine eigene Kultur zu hinterfragen. Dabei ist der ergänzende Spanischunterricht eine große Hilfe, auch die kulturellen Unterschiede in der Sprache zu erkennen. Natürlich gab es auch schon negative Erfahrungen. So kam ich z.B. schon mit ein paar Krankheiten (Durchfall, Erysipel) und Parasiten (Flöhe, Haarläuse) in Berührung und vor einer Woche wurde mir mein Handy im Bus geklaut, zum Glück ohne Gewaltanwendung. Diese Erfahrungen gehören aber zu einem Freiwilligendienst dazu und werfen mich nicht aus der Bahn. ALL IN ALL Ich bin ehrlich gesagt sehr überrascht, dass ich jetzt schon diesen Bericht schreibe, also dass das erste Vierteljahr so schnell vorbeiging. Zusammengefasst kann ich aber sagen, dass ich auf wunderbare drei Monate mit einer interessanten und erfüllenden Arbeit in einer liebevollen Gastfamilie zurückblicken kann, die viel Lust auf die noch kommenden neun Monate in Ecuador machen.