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1 von 9
Helaba Volkswirtschaft/Research



                                                   Devisenreport                                                                               20. Januar 2012




                                                   Im Fokus                                                                                                          1
                                                       1.1          US-Dollar: Entspannung belastet sicheren Hafen                                                   2
                                      Autor:           1.2          Britisches Pfund: Aufwertung vor dem Ende                                                        3
               Christian Apelt, CFA                    1.3          Schweizer Franken: Neuer Kopf, alte Politik                                                      4
       Telefon: 0 69/91 32-47 26                       1.4          Japanischer Yen: Atempause für den Vorjahressieger                                               5
               research@helaba.de                      1.5          Neuseeland-Dollar: Mit wenig Potenzial                                                           6
                                                   2     Kompakt: AUD, CAD und ZAR                                                                                   8
                                                   Helaba Währungsprognosen                                                                                          9
                               Redaktion:

                          Claudia Windt            Im Fokus
                                                   Euro-Performance im Monatsvergleich
                                                   % gg. Euro im Vergleich zum Vormonat (vom 23.12.2011 bis zum 19.01.2012)

                          Herausgeber:

                    Dr. Gertrud Traud
                                                                               0,6                                                              US-Dollar
Chefvolkswirt/Leitung Research
                                                                                             1,9                                                Japanischer Yen
Landesbank Hessen-Thüringen
                                                                   0,0                                                                          Britisches Pfund
                         MAIN TOWER
                                                                                     1,1                                                        Schweizer Franken
         Neue Mainzer Str. 52-58
        60311 Frankfurt am Main                                                            1,6                                                  Kanadischer Dollar
       Telefon: 0 69/91 32-20 24                                                                             3,2                                Australischer Dollar
       Telefax: 0 69/91 32-22 44                                                                                     4,3                        Neuseeland-Dollar
                                                                                                       2,5                                      Schwedische Krone
                                                                                            1,8                                                 Norwegische Krone


                                                                                            1,8                                                 Tschechische Krone
                                                                                                             3,1                                Polnischer Zloty
                                                                                     1,2                                                        Ungarischer Forint
                                                                              0,4                                                               Russischer Rubel
                                                                                                                       4,7                      Türkische Lira
                                                                                                         2,8                                    Koreanischer Won
                                                                                                 2,0                                            Chinesischer Yuan
                                                                                                                                         6,7    Indische Rupie
                                                                                                               3,5                              Südafrikanischer Rand
        Die Publikation ist mit größter Sorgfalt                                                                                   6,2          Brasilianischer Real
bearbeitet worden. Sie enthält jedoch lediglich
                                                                                                                             5,3                Mexikanischer Peso
  unverbindliche Analysen und Prognosen zu

   den gegenwärtigen und zukünftigen Markt-

     verhältnissen. Die Angaben beruhen auf

    Quellen, die wir für zuverlässig halten, für

 deren Richtigkeit, Vollständigkeit oder Aktua-
                                                   ■ Kernwährungen ■ Restliche G10 ■ Schwellenländerwährungen
                                                   Quellen: Bloomberg, Helaba Volkswirtschaft/Research
 lität wir aber keine Gewähr übernehmen kön-

 nen. Sämtliche in dieser Publikation getroffe-

     nen Angaben dienen der Information. Sie

 dürfen nicht als Angebot oder Empfehlung für

  Anlageentscheidungen verstanden werden.
Devisenreport




                                      1.1          US-Dollar: Entspannung belastet sicheren Hafen

                                  Am Devisenmarkt schloss der Japanische Yen das abgelaufene Jahr als Sieger ab, gefolgt vom
                                  Chinesischen Yuan. Unter den Industrieländerwährungen lag der US-Dollar an zweiter Stelle. In
                                  den letzten Wochen dominierte die Euro-Schwäche, der Euro-Dollar-Kurs fiel bis auf 1,26 und
                                  damit auf den tiefsten Stand seit August 2010. Auch werteten einige Währungen aus Schwellen-
                                  ländern sowie der Rohstoffexporteure merklich auf. Der negative Zusammenhang zwischen Euro-
                                  Dollar-Kurs und Risikoneigung an den Finanzmärkten hat zwar nachgelassen, ist jedoch nicht
                                  auseinandergebrochen. Zuletzt erholte sich der Euro jedoch wieder.

                                  Die expansive Geldpolitik trägt erheblich zur Schwäche des Euro bei. Die EZB stellt den Ge-
                                  schäftsbanken sehr großzügig Liquidität bereit, ihre Bilanzsumme bzw. die Geldbasis expandiert
                Positivere
                                  kräftig. Die Frage nach einem neuen Kaufprogramm der Federal Reserve ist in den Hintergrund
          US-Konjunktur
                                  gerückt, selbst wenn einzelne Notenbanker solche Käufe als sinnvoll erachten. Zuletzt überzeugten
                                  die US-Konjunkturdaten insgesamt. Insbesondere der Arbeitsmarkt weist eine Verbesserung auf,
                                  die Arbeitslosenquote fiel auf den niedrigsten Stand seit fast drei Jahren, die Unternehmerstim-
                                  mung verbesserte sich. Damit kann die Fed trotz leicht nachlassender Inflation neue quantitative
                                  Maßnahmen derzeit kaum begründen.

Expansivere EZB-Politik begründete Euro-Schwäche                                 Rekordhohe Verkaufsposition als Kontraindikator
Verhältnis der Geldbasis US-Dollar vs. Euro                              US-$    Kontrakte in Tsd.                                                 US-$

  2,6                                                                    1,50      150                                                             1,50
                                                                                                         EUR-USD (rechte Skala)
  2,5
                       EUR-USD                                                     100                                                             1,45
  2,4                                                                    1,45
                     (rechte Skala)
  2,3                                                                               50                                                             1,40
  2,2                                                                    1,40
  2,1                                                                                0                                                             1,35
                                                                         1,35
  2,0                                                                              -50                                                             1,30
  1,9                                                                    1,30
  1,8                                                                             -100                                                             1,25
                                 USD- vs. EUR-Geldbasis
  1,7                                                                    1,25
                                      (linke Skala)                               -150                            Netto-Kaufsposition (EUR-USD)    1,20
  1,6
                                                                                                                   von Spekulanten (linke Skala)
  1,5                                                                    1,20     -200                                                             1,15
    Apr   Jun   Aug Okt Dez Feb       Apr     Jun Aug   Okt Dez                                 2009             2010               2011
                 2010                           2011              2012
Quellen: EcoWin, Helaba Volkswirtschaft/Research                                 Quellen: EcoWin, Bloomberg, Helaba Volkswirtschaft/Research



                                  Die von der EZB verursachte Euro-Flut kann sich indirekt positiv auf den Wechselkurs auswirken.
                                  Denn so wird das Bankensystem stabilisiert, die Risikoprämien für Banken gingen zuletzt zurück.
   Anzeichen für Krisen-
                                  Aber auch beim Hauptproblem, den Staatsanleihen aus der Euro-Peripherie, zeichnet sich insge-
            entspannung
                                  samt eine Verbesserung ab. Die Risikoaufschläge insbesondere für kürzer laufende Papiere aus
                                  Italien und Spanien sind massiv zurückgegangen – trotz der Ratingabstufungen von S&P. Somit
                                  steigt die Hoffnung, dass die Krisenländer ihren anstehenden erheblichen Refinanzierungsbedarf
                                  aus eigener Kraft decken können. Gleichfalls versuchen die neuen Regierungen in Italien und
                                  Spanien den Haushalt zu konsolidieren und zu reformieren. Wenn hier neue Hiobsbotschaften
                                  ausbleiben, hat die Schuldenkrise ihren Zenit bereits überschritten. Die Umschuldung Griechen-
                                  lands bleibt allerdings ein maßgeblicher Unsicherheitsfaktor. Mit einer abebbenden Krise muss die
                                  EZB ihre Geldpolitik nicht mehr expansiver gestalten. Die Notenbank wird vermutlich nicht unli-
                                  mitiert Staatsanleihen aus der Euro-Peripherie kaufen. Mit einem wachsenden Vertrauen im Fi-
                                  nanzsektor kann die aufgeblähte Geldbasis auch wieder schrumpfen. Die Renditendifferenz zwei-
                                  jähriger Bundesanleihen zu US-Treasuries wird sich wohl wieder zu Gunsten des Euro bewegen,
                                  insbesondere wenn weitere EZB-Zinssenkungen ausbleiben. Außerdem können der in der Öffent-
                                  lichkeit herrschende Euro-Pessimismus wie auch die rekordhohen Verkaufspositionen spekulativer
                                  Investoren als Kontraindikatoren gewertet werden. Die Leerverkäufe müssen irgendwann wieder
                                  eingedeckt werden. Der Euro-Dollar-Kurs dürfte sich daher im Bereich von 1,25 bis 1,30 auspen-
                                  deln und dann eine positive Trendwende vollziehen, die den Kurs in Richtung 1,40 tragen sollte.




                                  Helaba Volkswirtschaft/Research · 20. Januar 2012· © Helaba                                                             2
Devisenreport




                                      1.2           Britisches Pfund: Aufwertung vor dem Ende

                                    Das Britische Pfund konnte sich endlich einmal von den Problemen der Eurozone lösen. Die all-
                                    gemeine Schwäche des Euro in den letzten Wochen führte auch zu einem Rückgang des Euro-
                                    Pfund-Kurses bis auf 0,82, dem tiefsten Stand seit September 2010. Gegenüber dem US-Dollar
                                    wertete das Pfund Sterling dennoch etwas ab.

                                    Konjunkturell sieht die Situation in Großbritannien kaum besser als in der Eurozone aus. Die
                                    Wirtschaft bewegt sich am Rande einer Rezession. Nach einem Zuwachs von 0,6 % in der Vorpe-
           BIP-Rückgang
                                    riode dürfte das Bruttoinlandsprodukt im vierten Quartal 2011 schrumpfen. So fiel im November
              in Q4 droht
                                    die Industrieproduktion erneut. Der Dienstleistungssektor wird diesen Rückgang nicht ausgleichen
                                    können. Eine technische Rezession, also zwei rückläufige Quartale in Folge, ist jedoch nicht unbe-
                                    dingt zu erwarten. Denn im Dezember haben einige Stimmungsindikatoren Erholungssignale an-
                                    gezeigt. Die Einkaufsmanagerindizes legten sowohl im Verarbeitenden Gewerbe als auch bei den
                                    Dienstleistungen zu. Sogar aus dem Einzelhandel gab es positive Daten. Der Arbeitsmarkt befindet
                                    sich nach wie vor in schwierigem Fahrwasser, die Quote stieg zuletzt auf 8,4 %. Der Wohnimmo-
                                    bilienmarkt tritt auf der Stelle. Leicht verbesserte Realeinkommen werden den privaten Konsum
                                    stabilisieren, die Unternehmen bleiben vermutlich vorsichtig, der Staat begrenzt seine Ausgaben.
                                    Insgesamt erweist sich das Wirtschaftswachstum 2012 auch ohne eine Rezession als sehr mäßig.

Euro-Pfund-Kurs sucht den Boden                                                    Notenpressen der BoE folgen der EZB
GBP                                                                   US-$         Mrd. GBP                                                       Bio. Euro

 0,98                                                                   2,1         340                                                                2,8
 0,95
                       EUR-GBP (lhs)                                                                                                                   2,7
                                                                        2,0
                                                                                    320                                        EZB-Bilanzsumme
 0,92                                                                                                                                                  2,6
                                                                        1,9                                                      (rechte Skala)
                                                                                                                                                       2,5
 0,89                                                                               300
                                                                        1,8                                                                            2,4
 0,86
                                                                        1,7         280                                                                2,3
 0,83
                                                                        1,6                                                                            2,2
 0,80                                                                               260                    Bank of England-Bilanzsumme
                                                                                                                    (linke Skala)                      2,1
 0,77                                                                   1,5
                                                                                                                                                       2,0
                             GBP-USD (rhs)                                          240
 0,74                                                                   1,4                                                                            1,9
 0,71                                                                   1,3         220                                                                1,8
            2008             2009            2010          2011                                     2010                          2011


Quellen: EcoWin, Helaba Volkswirtschaft/Research                                   Quellen: EcoWin, Helaba Volkswirtschaft/Research



                                    Die Inflation in Großbritannien kann doch noch sinken. Der Dezember-Wert von 4,2 % gegenüber
                                    Vorjahr wurde zuletzt im März 2011 unterboten. Basiseffekte – die Mehrwertsteuererhöhung so-
   Bank of England bald
                                    wie der Energiepreisanstieg von Anfang 2011 – sprechen für einen weiteren Inflationsrückgang.
        wieder expansiver
                                    Die angestrebte Zielmarke von 2,0 % wird 2012 voraussichtlich dennoch nicht erreicht. Die Bank
                   als EZB
                                    of England (BoE) hatte trotz hoher Teuerung im Oktober ein Kaufprogramm für Staatsanleihen
                                    begonnen, das Anfang Februar ausläuft. Angesichts der schwächeren Konjunktur und der gesun-
                                    kenen Inflation kann die Notenbank ihre Käufe um 50 oder 75 Mrd. Pfund fortsetzen. Zurzeit
                                    rotieren die Notenpressen der EZB noch schneller als die der BoE. Im Jahresverlauf dürfte der
                                    Faktor Geldpolitik wieder eindeutig zu Lasten des Pfunds schwingen. In einem ruhigeren Finanz-
                                    marktumfeld dürfte sich die Renditedifferenz deutscher zu britischen Staatsanleihen zu Gunsten
                                    des Euro bewegen. Gemäß Kaufkraftparitäten ist die Unterbewertung des Pfund Sterling nahezu
                                    verschwunden. Der Euro-Pfund-Kurs dürfte daher seinen Boden ausbilden und im Jahresverlauf in
                                    Richtung 0,88 ansteigen. Im Vergleich zum US-Dollar sieht das Bild anders aus. Der Greenback
                                    hat vor allem als sicherer Anlagehafen profitiert. Mangels Zinserhöhungsperspektive und mit
                                    wachsender Risikoneigung wird die US-Währung weniger gefragt werden und auch gegenüber
                                    dem Pfund abwerten. Der Pfund-Dollar-Kurs könnte dann bis 1,65 ansteigen. Die Renditen zehn-
                                    jähriger Gilts werden sich 2012 im Einklang mit Bunds und Treasuries erhöhen und zum Jahres-
                                    ende näher bei 3 % als bei 2 % liegen.




                                    Helaba Volkswirtschaft/Research · 20. Januar 2012· © Helaba                                                               3
Devisenreport




                                    1.3            Schweizer Franken: Neuer Kopf, alte Politik

                                 Mitte August 2011 war der Schweizer Franken extrem überbewertet, insbesondere gegenüber dem
                                 US-Dollar. Nach der Kaufkraftparität unterstellte der Dollar-Franken-Kurs damals eine um
           Ein guter Deal…
                                 60 Prozentpunkte höhere Inflation in den USA (s. Devisenreport vom 18.08.2011). Tatsächlich hat
                                 der US-Dollar seit dem 15. August, wenige Tage nach dem Tief, gegenüber der Schweizer Wäh-
                                 rung um mehr als 20 % aufgewertet. Zur Franken-Schwäche hatte die Schweizer Notenbank
                                 (SNB) wesentlich beigetragen. Bereits Anfang August senkte die SNB ihren Leitzins und erhöhte
                                 die Liquidität, Anfang September setzte sie einen Mindestkurs gegenüber dem Euro fest. Daher
                                 war es eine gute Idee auf einen steigenden Dollar-Franken-Kurs zu setzen.

                                 Nach dem Rücktritt des SNB-Präsidenten Hildebrand legte der Franken gegenüber dem Euro et-
                                 was zu. Wird unter einem noch zu ernennenden Nachfolger die Notenbank etwa ein Kurswechsel
                                 beim Wechselkursziel vornehmen? Die fundamentale Entwicklung spricht eher dagegen. Die
                                 Preisentwicklung befindet sich weiter im deflatorischen Terrain. Insgesamt fielen die Preise um
                                 0,7 %, die Kernrate um sogar 1,1 % gegenüber Vorjahr. Die konjunkturelle Lage ist schwierig. So
                                 deutet der KOF-Index an, dass sich die Schweizer Wirtschaft am Rande einer Rezession befindet.
                                 Der im Dezember gestiegene Einkaufsmanagerindex hingegen macht Hoffnung, dass die Abwärts-
                                 spirale gestoppt werden kann. Der Export verlangsamt sich, aber trotz der vorherigen massiven
                                 Franken-Aufwertung fällt er nicht in sich zusammen. Insgesamt sprechen aber sowohl Konjunktur-
                                 als auch Preisentwicklung weiter für eine expansive Geldpolitik, d.h. von dieser Seite her wird die
                                 SNB ihr Wechselkursziel nicht aufgeben.

Franken stabil vs. Euro, schwach vs. US-Dollar                                  Anstieg der Devisenreserven hält sich in Grenzen
CHF                                                                   CHF       Mrd. CHF

 1,40                                                                 1,10       300                                                  300
                      EUR-CHF (linke Skala)                                      275                                                  275
 1,35                                                15.08.11         1,05
                                                                                 250                SNB-Devisenreserven               250
 1,30                                                                 1,00       225                                                  225
                                                                                 200                                                  200
 1,25                                                                 0,95
                                                                                 175                                                  175
 1,20                                                                 0,90       150                                                  150
 1,15                                                                 0,85       125                                                  125
                   USD-CHF (rechte Skala)                                        100                                                  100
 1,10                                                                 0,80        75                                                   75
 1,05                                                                 0,75        50                                                   50
                                                                                  25                                                   25
 1,00                                                                 0,70         0                                                    0
     Jul    Sep Nov     Jan   Mrz   Mai      Jul   Sep   Nov    Jan                 Jan Mai Sep Jan Mai Sep Jan Mai Sep Jan Mai Sep
              2010                          2011                                         2008        2009           2010     2011
Quellen: EcoWin, Helaba Volkswirtschaft/Research                                Quellen: EcoWin, Helaba Volkswirtschaft/Research



                                 Bislang war es für die SNB wohl nicht so schwierig, ihr Wechselkursziel zu halten. Zwar sind im
                                 Dezember ihre Devisenreserven gestiegen, lagen aber in etwa auf dem Niveau vom August. Die
Wechselkurs verursacht
                                 SNB erwirtschaftete 2011 überraschend einen Gewinn von 13 Mrd. Franken, was unterstreicht,
    bislang keine Kosten
                                 dass das Interventionsvolumen eher begrenzt war. Das Ergebnis resultiert aus Bewertungsgewin-
                                 nen der Gold- und Devisenreserven, das Geschäftsjahr 2010 schloss die Notenbank noch mit ei-
                                 nem Verlust von 20 Mrd. Franken ab. Der Gewinn reduziert den politischen Druck auf die SNB.
                                 Daher spricht wenig dafür, dass unter einem neuen SNB-Präsidenten die Wechselkurspolitik geän-
                                 dert wird, zumal die Notenbank ihr Kursziel nach dem Hildebrand-Rücktritt noch einmal bestätig-
                                 te. Es ist aber sicherlich nicht auszuschließen, dass der Devisenmarkt in dieser etwas unsicheren
                                 Phase die SNB bzw. die Marke von 1,20 testet. Diesen Test wird die Notenbank wahrscheinlich
                                 bestehen. Da der Franken weiter überbewertet ist, könnte im Jahresverlauf sogar das Kursziel
                                 angehoben werden. Hierfür müsste sich aber die europäische Schuldenkrise noch deutlicher ent-
                                 spannen.




                                 Helaba Volkswirtschaft/Research · 20. Januar 2012· © Helaba                                                4
Devisenreport




                                     1.4             Japanischer Yen: Atempause für den Vorjahressieger

                                   Die stärkste Währung 2011 startet auch positiv ins neue Jahr. Gegenüber dem US-Dollar bewegt
                                   sich der Yen nur begrenzt, der Dollar-Yen-Kurs hat sich in der Mitte des seit fast einem halben
                                   Jahr währenden Seitwärtsbandes von 76 bis 78 Yen platziert. Die Euro-Schwäche spiegelt sich
                                   voll gegenüber dem Yen wider. Der Euro-Yen-Kurs fiel auf ein Elf-Jahres-Tief um 97. Die expan-
                                   siven Maßnahmen der EZB erklären den Kursverlauf, die den Yen häufig stützende Risikoaversion
                                   an den Finanzmärkten hatte sich zuletzt dagegen eher verringert.

                                   Von der japanischen Wirtschaft gehen derzeit kaum Impulse aus. Nach den Turbulenzen im Sog
                                   der Naturkatastrophe hat die Konjunktur nun ein ruhigeres Tempo eingeschlagen. Japan lässt sich
           Schattenseiten
                                   bislang nur marginal von den Problemen der Eurozone infizieren, eine große Eigendynamik ist
           der Yen-Stärke
                                   jedoch auch nicht zu erkennen. Wirklich auffallend ist dagegen die ausbleibende Verbesserung im
                                   Außenhandel, im November lag der Fehlbetrag auf einem Jahreshoch. Das Abschalten vieler
                                   Kernkraftwerke erhöht den Bedarf an Energiegütern. Dadurch wachsen die Importe deutlich. Der
                                   Export hat sich nur begrenzt erholt, möglicherweise hat die Flutkatastrophe in Thailand die japani-
                                   sche Produktion signifikant beeinträchtigt. Jenseits der Sondereffekte stellt sich aber die Frage, ob
                                   der nun seit geraumer Zeit sehr teure Yen nicht doch der Wettbewerbsfähigkeit Japans nachhaltig
                                   schadet. So gibt es Berichte über Produktionsverlagerungen japanischer Unternehmen ins Ausland.
                                   Ohne die einst beharrlichen Exportüberschüsse steht der Yen auf wackligeren Beinen. Dank des
                                   hohen Auslandsvermögens und der damit verbundenen Kapitalerträge (3 % am BIP 2011) bleibt
                                   die Leistungsbilanz zumindest positiv, so dass Japan noch nicht auf ausländisches Kapital ange-
                                   wiesen ist. Deshalb muss das Land zunächst nicht mit den Problemen der Euro-Peripherie rechnen,
                                   obwohl Japan bei der Staatsverschuldung unangefochten an der Weltspitze liegt. Langfristig ber-
                                   gen die Schulden jedoch erhebliche Risiken. Daher versucht Premierminister Noda die Haushalts-
                                   lage durch die Anhebung der Mehrwertsteuer von fünf auf zehn Prozent zu verbessern. Allerdings
                                   benötigt er hierfür die Zustimmung der Opposition. Ob die Umbildung seines Regierungskabinetts
                                   die noch ablehnenden LDP-Kontrahenten gnädig stimmt, bleibt ungewiss.

Japans Außenhandel im Sinkflug                                                    Yen kann keine Impulse mehr von Spreads erhalten
% am BIP                                                                          JPY                                                        %-Punkte

 6                                                                      6           170                                                           4,0
 5              Leistungsbilanz                                         5                                                                         3,5
                                                                                    160
 4                                                                      4           150                                                           3,0
 3                                                                      3                               Euro-Yen-Kurs (linke Skala)               2,5
                                                                                    140
 2                                                                      2                                                                         2,0
                                                                                    130
 1                                                                      1                                                                         1,5
                                                                                    120
 0                                                                      0                                                                         1,0
-1                             Außenhandelsbilanz                       -1          110                                                           0,5
-2                                                                      -2          100    Renditedifferenz 2j. Staatsanleihen                    0,0
                                                                                           Deutschland - Japan (rechte Skala)
-3                                                                      -3           90                                                          -0,5
2000         2002       2004       2006       2008       2010                                    2008        2009           2010      2011


Quellen: EcoWin, Helaba Volkswirtschaft/Research                                  Quellen: EcoWin, Helaba Volkswirtschaft/Research



                                   Die japanische Notenbank sieht auch kurzfristig Risiken für die Konjunktur. Daher bleibt die
                                   Geldpolitik sehr expansiv, das Interesse an einem schwächeren Yen hält an, zumal die Deflation
           Zinsdifferenzen
                                   weiter besteht. Der Yen-Anstieg der letzten Jahre spiegelt insbesondere die Einengung von Rendi-
                    am Tief
                                   tedifferenzen wider. Die Zinsniveaus in der Eurozone und in den USA haben sich den japanischen
                                   Verhältnissen stark angenähert. Dieser Prozess dürfte jedoch vorerst abgeschlossen sein. Daher
                                   fehlt dem Yen weiteres Aufwertungspotenzial, auch die Risikoaversion wird keine großen Impulse
                                   mehr geben. Deshalb wird vermutlich eine Gegenbewegung einsetzen. Der Euro-Yen-Kurs wird
                                   wieder deutlich über 100 steigen, der Dollar-Yen-Kurs wird sich geringfügig erhöhen.




                                   Helaba Volkswirtschaft/Research · 20. Januar 2012· © Helaba                                                          5
Devisenreport




                           1.5           Neuseeland-Dollar: Mit wenig Potenzial

                         In Europa regiert die Krise, auch die USA sind nicht frei von Problemen. Bei all den Sorgen
                         kommt vielleicht der Gedanke auf, ob es wenigstens am Ende der Welt besser aussieht. Tatsäch-
                         lich haben Anleger aus der Eurozone, die Anfang 2011 in den Australischen und Neuseeländi-
                         schen Dollar investierten, einen Gewinn erwirtschaftet. Nur sehr wenige Währungen schnitten
                         besser ab. Jedoch weicht das Plus kaum von dem im US-Dollar ab. Der Australische Dollar gilt
                         zunehmend als Indikator für die chinesische Konjunktur, da Australien quasi als Rohwarenlager
                         für China dient. Führt der Neuseeland-Dollar dagegen wenigstens ein Eigenleben?

                         2011 war für die neuseeländische Währung eher eine Achterbahnfahrt. Nach dem schweren Erd-
                         beben vom Februar geriet der „Kiwi“ zunächst deutlich unter Druck. Bereits im März setzte eine
                         kräftige Erholung ein, die im Juli mit einem Mehr-Dekaden-Hoch gegenüber dem US-Dollar ende-
                         te. Ein Anstieg der Risikoaversion an den globalen Finanzmärkten belastete den Neuseeland-
                         Dollar bis in den November, selbst gegenüber dem Euro. Seitdem wertete der Neuseeländische
                         Dollar wieder merklich auf. Insgesamt hält der seit mehr als zehn Jahre währende Höhenflug des
                         Kiwi an und mündete zuletzt in einem Mehr-Dekaden-Hoch gegenüber dem Euro.

                         Der Neuseeland-Dollar ist wie der Australische Dollar eine Rohstoffwährung. Allerdings gibt es
                         durchaus Unterschiede. Während Australien vor allem Erze und Kohle exportiert, führt Neusee-
Abhängigkeit von Roh-
                         land insbesondere Agrarprodukte aus. Die Nachfrage nach letzteren Gütern hängt in der Regel
          stoffpreisen
                         weniger stark vom Konjunkturzyklus ab. Allerdings wiesen in den letzten Jahren die Preisverände-
                         rungen von Industriemetallen und Agrargütern einen hohen Zusammenhang auf. Dies unter-
                         streicht, dass neben den fundamentalen Kräften Angebot und Nachfrage wohl auch monetäre bzw.
                         spekulative Faktoren die Rohstoffmärkte prägen. Daher entwickeln sich Australischer Dollar und
                         Neuseeland-Dollar häufig ähnlich.

                         Neuseeland-Dollar im Höhenrausch: erst gegenüber US-Dollar, dann gegenüber Euro
                         NZD                                                                                                       USD

                           2,6                                                                                                     0,90
                           2,5                                                        NZD-USD                                      0,85
                           2,4              EUR-NZD                                 (rechte Skala)                                 0,80
                                          (linke Skala)
                           2,3                                                                                                     0,75
                           2,2                                                                                                     0,70
                           2,1                                                                                                     0,65
                           2,0                                                                                                     0,60
                           1,9                                                                                                     0,55
                           1,8                                                                                                     0,50
                           1,7                                                                                                     0,45
                           1,6                                                                                                     0,40
                           1,5                                                                                                     0,35
                                 2000     2001     2002     2003    2004     2005      2006     2007   2008   2009   2010   2011


                         Quellen: EcoWin, Helaba Volkswirtschaft/Research



                         Die neuseeländische Wirtschaft wächst mittlerweile wieder recht solide. Das Land hat den kurzzei-
                         tigen Einbruch nach dem Erdbeben gut verkraftet, vom Wiederaufbau gehen expansive Impulse
  Solides Wirtschafts-
                         aus. 2011 wuchs das Bruttoinlandsprodukt voraussichtlich um 2 %. Der private Konsum fiel zu-
           wachstum
                         letzt stark aus. Der Wohnungsbau hingegen schrumpft seit einigen Jahren. Die Unternehmen zei-
                         gen sich eher vorsichtig, die Stimmung trübte sich ein. Die Probleme in Europa wirken sich in
                         Neuseeland indirekt aus. Als Exportdestination spielt die Eurozone nur eine geringe Rolle. Jedoch
                         verschlechtern sich wegen der Krise die Finanzierungsbedingungen selbst am Ende der Welt, was
                         das Wachstum belastet. Positive Impulse kommen vom Export, da die Haupthandelspartner China
                         und die USA 2012 vermutlich beständig wachsen. Aufgrund der zunehmenden Importnachfrage
                         Neuseelands wird vom Außenhandel wohl insgesamt kein positiver Wachstumsbeitrag ausgehen.
                         Daher dürfte die Wirtschaft in diesem Jahr mit gut 2,5 % nur etwas stärker als 2011 expandieren.




                         Helaba Volkswirtschaft/Research · 20. Januar 2012· © Helaba                                                     6
Devisenreport




                                     Der einst defizitäre Außenhandel Neuseelands weist seit 2009 Überschüsse auf. Aufgrund einer
                                     signifikanten Auslandsverschuldung und damit verbundener negativer Kapitalerträge zeigt aller-
                                     dings die Leistungsbilanz 2011 einen Fehlbetrag von wohl gut 3,5 % am BIP an. Dieses Defizit ist
                                     deutlich niedriger als 2008 (9 % am BIP), unterstreicht aber auch, dass das Land nach wie vor auf
                                     internationales Kapital angewiesen ist. Steigt die Nervosität an den Märkten, stockt der Kapitalzu-
                                     fluss. Dann wertet der Neuseeland-Dollar zumeist ab – wie phasenweise im letzten Jahr. Daher
                                     eignet sich der Kiwi nicht als sicherer Anlagehafen. Da hilft es auch wenig, dass die Staatsver-
                                     schuldung vergleichsweise gering ausfällt.

                                     Traditionell galt der Neuseeland-Dollar als Hochzinswährung. Jedoch reduzierte die Notenbank
                                     bis 2009 ihren Leitzins auf das noch heute gültige Niveau von 2,5 % – eine zwischenzeitliche
  Renditevorsprung ver-
                                     Anhebung wurde nach dem Erdbeben rückgängig gemacht. Zwar befinden sich die neuseeländi-
        gleichsweise gering
                                     schen Zinsen damit über denen der Eurozone oder der USA. Im historischen Vergleich ist der
                                     Renditevorsprung neuseeländischer Staatsanleihen aber gering und passt damit kaum zum starken
                                     Kiwi. Diese Aussage gilt auch für inflationsbereinigte Renditedifferenzen. Mit Blick auf den Jah-
                                     resverlauf birgt die Geldpolitik jedoch Chancen für den Neuseeland-Dollar. Die wegen höheren
                                     Energiepreisen und Umsatzsteuern gestiegene Gesamtinflation wird sich zwar verringern, die
                                     Kernteuerung sollte aber sukzessive einen Boden bilden. Wenn neuerliches Störfeuer aus der Eu-
                                     rozone oder den USA bzw. China ausbleibt, dürfte die Reserve Bank of New Zealand ihren Zin-
                                     serhöhungszyklus wieder aufnehmen. EZB und Federal Reserve werden hingegen an ihrem expan-
                                     siven Kurs festhalten.

Renditevorsprung spricht kaum für den Neuseeland-Dollar                             Kiwi koppelt sich von den Agrarpreisen ab
%-Punkte, invertiert                                                      NZD       Index                                                           USD

 1,25                                                                     1,90       130                                                             0,90
                        Renditedifferenz zweijähriger Staatsanleihen
 1,50                  Neuseeland vs. Deutschland, inv. (linke Skala)     1,85       120         NZD-USD                                             0,85

                                                                                     110       (rechte Skala)                                        0,80
 1,75                                                                     1,80
                                                                                                                                                     0,75
                                                                                     100
 2,00                                                                     1,75                                                                       0,70
                                                                                      90
 2,25                                                                     1,70                                                                       0,65
                                                                                      80
                                                                                                                                                     0,60
 2,50                                                                     1,65                                     HWWI-Agrarrohstoffindex
                                                                                      70                                                             0,55
                                                                                                                       (linke Skala)
 2,75                                      EUR-NZD (rechte Skala)         1,60        60                                                             0,50
 3,00                                                                     1,55        50                                                             0,45
         Apr   Mai     Jun    Jul   Aug    Sep   Okt   Nov   Dez    Jan                        2008             2009         2010            2011
                                    2011                           2012
Quellen: EcoWin, Helaba Volkswirtschaft/Research                                    Quellen: EcoWin, Helaba Volkswirtschaft/Research



                                     Die Rohstoffpreise dürften dank einer im Jahresverlauf höheren globalen Nachfrage wieder etwas
                                     zulegen. Dadurch werden die Exporterlöse Neuseelands steigen. Eigentlich spricht dies für eine
 Kursverluste gegenüber
                                     zumindest auf mittlere Sicht positive Einschätzung des Kiwi. Allerdings muss an dieser Stelle eine
     Euro wahrscheinlich
                                     deutliche Warnung ausgesprochen werden. Der Neuseeland-Dollar ist sowohl gegenüber US-
                                     Dollar als auch Euro sehr hoch bewertet: Weder die Preise für Agrarrohstoffe, die Zinsdifferenzen
                                     noch die Kaufkraftparität rechtfertigen derzeit den starken Kiwi. Eine zu erwartende positive Ent-
                                     wicklung der Einflussgrößen hat der Neuseeland-Dollar bereits vorweggenommen. So besteht
                                     gegenüber dem US-Dollar allenfalls leichtes Kurspotenzial bis 0,82. Gegenüber dem Euro wird
                                     der Kiwi vermutlich sogar abwerten. Schließlich hat sich der Euro insgesamt merklich verbilligt.
                                     Mit einigen Fortschritten in der Krisenbewältigung dürfte sich der Euro-Neuseeland-Dollar-Kurs
                                     von 1,60 auf rund 1,75 erholen. Langfristig mag zwar die positive fundamentale Entwicklung für
                                     die neuseeländische Währung sprechen. Attraktiv wird der Kiwi aber erst wieder nach deutlichen
                                     Kursrückschlägen, die in einem volatilen Umfeld durchaus möglich sind. Eine geeignete Flucht-
                                     währung vor den Problemen der Eurozone ist der Neuseeland-Dollar aufgrund der Abhängigkeit
                                     vom Auslandskapital und Rohstoffexporten jedoch nicht. Im Falle einer Kriseneskalation würde
                                     die Flutwelle auch bis ans andere Ende der Welt reichen.




                                     Helaba Volkswirtschaft/Research · 20. Januar 2012· © Helaba                                                            7
Devisenreport




                                          2 Kompakt: AUD, CAD und ZAR
Australischer Dollar löst sich von fundamentalen Faktoren                                                                                   AUD
AUD                                                        %-Punkte, invertiert     Tendenz: Abwertung gegenüber Euro
                                                                           0,0
  2,1                                                                               Der Australische Dollar ist gegenüber dem US-Dollar deut-
  2,0                 EUR-AUD                                              0,5
                    (linke Skala)                                          1,0
                                                                                    lich über die Parität und gegenüber dem Euro auf ein All-
  1,9
  1,8                                                                      1,5      zeithoch gestiegen. Hoffnung auf neue Wachstumsimpulse
  1,7                                                                      2,0      aus China und leicht höhere Rohstoffpreise halfen dem
  1,6                                                                      2,5      „Aussie“. Die australische Wirtschaft ist aber nicht frei von
  1,5                                                                      3,0
                                                                           3,5
                                                                                    Problemen, so dass die Zentralbank den Leitzins wohl noch
  1,4
  1,3      Zinsdifferenz 2j. Staatsanleihen                                4,0      weiter reduziert. Der sinkende Zinsvorsprung spricht gegen
  1,2       Australien - Deutschland, inv.                                 4,5      den Aussie. Ein freundlicheres globales Konjunkturumfeld
                    (rechte Skala)
  1,1                                                                      5,0      stützt die Währung im Prinzip. Aufgrund der hohen Bewer-
        2006      2007       2008        2009       2010        2011
                                                                                    tung drohen aber Verluste zumindest gegenüber dem Euro.
Quellen: EcoWin, Helaba Volkswirtschaft/Research



„Loonie“-Aufwertung gegenüber Euro fast ausgereizt                                                                                          CAD
CAD                                                                    %-Punkte     Tendenz: leichte Abwertung gegenüber Euro
 1,75                                                                      2,0      Der Kanadische Dollar legte zuletzt leicht gegenüber dem
 1,70
 1,65
                                                EUR-CAD                    1,5      Greenback und deutlicher gegenüber dem Euro zu. Die
                                              (linke Skala)
 1,60                                                                      1,0      Wirtschaft Kanadas wächst solide, ist aber stark von den
 1,55
                                                                           0,5      USA abhängig. Die Inflation ist moderat. Die Notenbank
 1,50
 1,45                                                                               wird bis auf Weiteres ihren Leitzins bei 1,0 % belassen. Ein
                                                                           0,0
 1,40                                                                               fester Rohölpreis stützt den Export und damit auch den
 1,35                                                                      -0,5
 1,30
                                                                                    „Loonie“. So dürfte die kanadische Währung gegenüber
                                                                           -1,0
 1,25
              Zinsdifferenz 2j. Staatsanleihen                                      dem US-Dollar im Jahresverlauf tendenziell aufwerten.
            Deutschland - Kanada (rechte Skala)
 1,20                                                                      -1,5     Allerdings sind gegenüber dem Euro Verluste zu erwarten,
        2006      2007       2008        2009       2010        2011
                                                                                    wenn in Europa die Krise weiter nachlässt.
Quellen: EcoWin, Helaba Volkswirtschaft/Research



Höhere Rohstoffpreise begünstigen den Rand                                                                                                  ZAR
ZAR                                                             Index, invertiert   Tendenz: leichtes Aufwertungspotenzial
   16                                                                       200     Der Südafrikanische Rand erholte sich seit November von
                                                                            300
   15
                                   CRB-Index für
                                                                                    seinen zuvor erlittenen Verlusten. Südafrika weist ein Leis-
                                                                            400
   14                     Industriemetalle (rechte Skala)
                                                                            500
                                                                                    tungsbilanzdefizit auf und ist somit von ausländischem Ka-
   13                                                                       600     pital abhängig. Zudem exportiert es insbesondere Rohstoffe.
   12                                                                       700     Daher litt der Rand unter einer hohen Risikoaversion, profi-
   11                                                                       800     tiert nun aber von deren Rückgang. Die Zentralbank wird
                                                                            900
   10
                                                                           1000
                                                                                    angesichts eines nur moderaten Wachstums bei hoher Infla-
    9             EUR-ZAR (linke Skala)                                    1100     tion den Leitzins vorerst nicht verändern. Mit wachsender
    8                                                                      1200     Risikoneigung gewinnt der Rand nur marginal gegenüber
           2008           2009             2010               2011                  dem Euro und deutlicher gegenüber dem US-Dollar.
Quellen: EcoWin, Helaba Volkswirtschaft/Research




                                    Helaba Volkswirtschaft/Research · 20. Januar 2012· © Helaba                                                 8
Devisenreport




Helaba Währungsprognosen


                            Veränderung seit            aktueller    Prognose Ende
                           30.12.11  23.12.11            Stand*       Q1/2012   Q2/2012   Q3/2012   Q4/2012
gg. Euro                (jeweils gg. Euro, %)

US-Dollar                       -0,1            0,6       1,30         1,30      1,35      1,40      1,45
Japanischer Yen                 -0,3            1,9       100           102       106      112       117
Britisches Pfund                -0,5            0,0       0,84         0,85      0,87      0,88      0,88
Schweizer Franken                0,7            1,1       1,21         1,20      1,25      1,25      1,25
Kanadischer Dollar               1,0            1,6       1,31         1,33      1,35      1,37      1,38
Australischer Dollar             2,0            3,2       1,24         1,30      1,34      1,37      1,38
Neuseeland-Dollar                3,2            4,3       1,62         1,69      1,73      1,75      1,77
Schwedische Krone                1,9            2,5       8,75         8,80      8,90      9,00      9,00
Norwegische Krone                1,1            1,8       7,66         7,70      7,60      7,50      7,50

gg. US-Dollar           (jeweils gg. USD, %)

Japanischer Yen                 -0,3            1,3        77           78        79        80        81
Schweizer Franken                0,6            0,5       0,93         0,92      0,93      0,89      0,86
Kanadischer Dollar               1,0            1,0       1,01         1,02      1,00      0,98      0,95
Schwedische Krone                2,0            1,9       6,75         6,77      6,59      6,43      6,21
Norwegische Krone                1,2            1,1       5,91         5,92      5,63      5,36      5,17
                                                                 ,
US-Dollar gg. …         (jeweils gg. USD, %)

Britisches Pfund                -0,4            -0,6      1,55         1,53      1,55      1,59      1,65
Australischer Dollar             2,1            2,6       1,04         1,00      1,01      1,02      1,05
Neuseeland-Dollar                3,3            3,7       0,80         0,77      0,78      0,80      0,82
*19.01.2012

Quellen: Bloomberg, Helaba Volkswirtschaft/Research 




Helaba Volkswirtschaft/Research · 20. Januar 2012· © Helaba                                                   9

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  • 1. Helaba Volkswirtschaft/Research Devisenreport 20. Januar 2012 Im Fokus 1 1.1 US-Dollar: Entspannung belastet sicheren Hafen 2 Autor: 1.2 Britisches Pfund: Aufwertung vor dem Ende 3 Christian Apelt, CFA 1.3 Schweizer Franken: Neuer Kopf, alte Politik 4 Telefon: 0 69/91 32-47 26 1.4 Japanischer Yen: Atempause für den Vorjahressieger 5 research@helaba.de 1.5 Neuseeland-Dollar: Mit wenig Potenzial 6 2 Kompakt: AUD, CAD und ZAR 8 Helaba Währungsprognosen 9 Redaktion: Claudia Windt Im Fokus Euro-Performance im Monatsvergleich % gg. Euro im Vergleich zum Vormonat (vom 23.12.2011 bis zum 19.01.2012) Herausgeber: Dr. Gertrud Traud 0,6 US-Dollar Chefvolkswirt/Leitung Research 1,9 Japanischer Yen Landesbank Hessen-Thüringen 0,0 Britisches Pfund MAIN TOWER 1,1 Schweizer Franken Neue Mainzer Str. 52-58 60311 Frankfurt am Main 1,6 Kanadischer Dollar Telefon: 0 69/91 32-20 24 3,2 Australischer Dollar Telefax: 0 69/91 32-22 44 4,3 Neuseeland-Dollar 2,5 Schwedische Krone 1,8 Norwegische Krone 1,8 Tschechische Krone 3,1 Polnischer Zloty 1,2 Ungarischer Forint 0,4 Russischer Rubel 4,7 Türkische Lira 2,8 Koreanischer Won 2,0 Chinesischer Yuan 6,7 Indische Rupie 3,5 Südafrikanischer Rand Die Publikation ist mit größter Sorgfalt 6,2 Brasilianischer Real bearbeitet worden. Sie enthält jedoch lediglich 5,3 Mexikanischer Peso unverbindliche Analysen und Prognosen zu den gegenwärtigen und zukünftigen Markt- verhältnissen. Die Angaben beruhen auf Quellen, die wir für zuverlässig halten, für deren Richtigkeit, Vollständigkeit oder Aktua- ■ Kernwährungen ■ Restliche G10 ■ Schwellenländerwährungen Quellen: Bloomberg, Helaba Volkswirtschaft/Research lität wir aber keine Gewähr übernehmen kön- nen. Sämtliche in dieser Publikation getroffe- nen Angaben dienen der Information. Sie dürfen nicht als Angebot oder Empfehlung für Anlageentscheidungen verstanden werden.
  • 2. Devisenreport 1.1 US-Dollar: Entspannung belastet sicheren Hafen Am Devisenmarkt schloss der Japanische Yen das abgelaufene Jahr als Sieger ab, gefolgt vom Chinesischen Yuan. Unter den Industrieländerwährungen lag der US-Dollar an zweiter Stelle. In den letzten Wochen dominierte die Euro-Schwäche, der Euro-Dollar-Kurs fiel bis auf 1,26 und damit auf den tiefsten Stand seit August 2010. Auch werteten einige Währungen aus Schwellen- ländern sowie der Rohstoffexporteure merklich auf. Der negative Zusammenhang zwischen Euro- Dollar-Kurs und Risikoneigung an den Finanzmärkten hat zwar nachgelassen, ist jedoch nicht auseinandergebrochen. Zuletzt erholte sich der Euro jedoch wieder. Die expansive Geldpolitik trägt erheblich zur Schwäche des Euro bei. Die EZB stellt den Ge- schäftsbanken sehr großzügig Liquidität bereit, ihre Bilanzsumme bzw. die Geldbasis expandiert Positivere kräftig. Die Frage nach einem neuen Kaufprogramm der Federal Reserve ist in den Hintergrund US-Konjunktur gerückt, selbst wenn einzelne Notenbanker solche Käufe als sinnvoll erachten. Zuletzt überzeugten die US-Konjunkturdaten insgesamt. Insbesondere der Arbeitsmarkt weist eine Verbesserung auf, die Arbeitslosenquote fiel auf den niedrigsten Stand seit fast drei Jahren, die Unternehmerstim- mung verbesserte sich. Damit kann die Fed trotz leicht nachlassender Inflation neue quantitative Maßnahmen derzeit kaum begründen. Expansivere EZB-Politik begründete Euro-Schwäche Rekordhohe Verkaufsposition als Kontraindikator Verhältnis der Geldbasis US-Dollar vs. Euro US-$ Kontrakte in Tsd. US-$ 2,6 1,50 150 1,50 EUR-USD (rechte Skala) 2,5 EUR-USD 100 1,45 2,4 1,45 (rechte Skala) 2,3 50 1,40 2,2 1,40 2,1 0 1,35 1,35 2,0 -50 1,30 1,9 1,30 1,8 -100 1,25 USD- vs. EUR-Geldbasis 1,7 1,25 (linke Skala) -150 Netto-Kaufsposition (EUR-USD) 1,20 1,6 von Spekulanten (linke Skala) 1,5 1,20 -200 1,15 Apr Jun Aug Okt Dez Feb Apr Jun Aug Okt Dez 2009 2010 2011 2010 2011 2012 Quellen: EcoWin, Helaba Volkswirtschaft/Research Quellen: EcoWin, Bloomberg, Helaba Volkswirtschaft/Research Die von der EZB verursachte Euro-Flut kann sich indirekt positiv auf den Wechselkurs auswirken. Denn so wird das Bankensystem stabilisiert, die Risikoprämien für Banken gingen zuletzt zurück. Anzeichen für Krisen- Aber auch beim Hauptproblem, den Staatsanleihen aus der Euro-Peripherie, zeichnet sich insge- entspannung samt eine Verbesserung ab. Die Risikoaufschläge insbesondere für kürzer laufende Papiere aus Italien und Spanien sind massiv zurückgegangen – trotz der Ratingabstufungen von S&P. Somit steigt die Hoffnung, dass die Krisenländer ihren anstehenden erheblichen Refinanzierungsbedarf aus eigener Kraft decken können. Gleichfalls versuchen die neuen Regierungen in Italien und Spanien den Haushalt zu konsolidieren und zu reformieren. Wenn hier neue Hiobsbotschaften ausbleiben, hat die Schuldenkrise ihren Zenit bereits überschritten. Die Umschuldung Griechen- lands bleibt allerdings ein maßgeblicher Unsicherheitsfaktor. Mit einer abebbenden Krise muss die EZB ihre Geldpolitik nicht mehr expansiver gestalten. Die Notenbank wird vermutlich nicht unli- mitiert Staatsanleihen aus der Euro-Peripherie kaufen. Mit einem wachsenden Vertrauen im Fi- nanzsektor kann die aufgeblähte Geldbasis auch wieder schrumpfen. Die Renditendifferenz zwei- jähriger Bundesanleihen zu US-Treasuries wird sich wohl wieder zu Gunsten des Euro bewegen, insbesondere wenn weitere EZB-Zinssenkungen ausbleiben. Außerdem können der in der Öffent- lichkeit herrschende Euro-Pessimismus wie auch die rekordhohen Verkaufspositionen spekulativer Investoren als Kontraindikatoren gewertet werden. Die Leerverkäufe müssen irgendwann wieder eingedeckt werden. Der Euro-Dollar-Kurs dürfte sich daher im Bereich von 1,25 bis 1,30 auspen- deln und dann eine positive Trendwende vollziehen, die den Kurs in Richtung 1,40 tragen sollte. Helaba Volkswirtschaft/Research · 20. Januar 2012· © Helaba 2
  • 3. Devisenreport 1.2 Britisches Pfund: Aufwertung vor dem Ende Das Britische Pfund konnte sich endlich einmal von den Problemen der Eurozone lösen. Die all- gemeine Schwäche des Euro in den letzten Wochen führte auch zu einem Rückgang des Euro- Pfund-Kurses bis auf 0,82, dem tiefsten Stand seit September 2010. Gegenüber dem US-Dollar wertete das Pfund Sterling dennoch etwas ab. Konjunkturell sieht die Situation in Großbritannien kaum besser als in der Eurozone aus. Die Wirtschaft bewegt sich am Rande einer Rezession. Nach einem Zuwachs von 0,6 % in der Vorpe- BIP-Rückgang riode dürfte das Bruttoinlandsprodukt im vierten Quartal 2011 schrumpfen. So fiel im November in Q4 droht die Industrieproduktion erneut. Der Dienstleistungssektor wird diesen Rückgang nicht ausgleichen können. Eine technische Rezession, also zwei rückläufige Quartale in Folge, ist jedoch nicht unbe- dingt zu erwarten. Denn im Dezember haben einige Stimmungsindikatoren Erholungssignale an- gezeigt. Die Einkaufsmanagerindizes legten sowohl im Verarbeitenden Gewerbe als auch bei den Dienstleistungen zu. Sogar aus dem Einzelhandel gab es positive Daten. Der Arbeitsmarkt befindet sich nach wie vor in schwierigem Fahrwasser, die Quote stieg zuletzt auf 8,4 %. Der Wohnimmo- bilienmarkt tritt auf der Stelle. Leicht verbesserte Realeinkommen werden den privaten Konsum stabilisieren, die Unternehmen bleiben vermutlich vorsichtig, der Staat begrenzt seine Ausgaben. Insgesamt erweist sich das Wirtschaftswachstum 2012 auch ohne eine Rezession als sehr mäßig. Euro-Pfund-Kurs sucht den Boden Notenpressen der BoE folgen der EZB GBP US-$ Mrd. GBP Bio. Euro 0,98 2,1 340 2,8 0,95 EUR-GBP (lhs) 2,7 2,0 320 EZB-Bilanzsumme 0,92 2,6 1,9 (rechte Skala) 2,5 0,89 300 1,8 2,4 0,86 1,7 280 2,3 0,83 1,6 2,2 0,80 260 Bank of England-Bilanzsumme (linke Skala) 2,1 0,77 1,5 2,0 GBP-USD (rhs) 240 0,74 1,4 1,9 0,71 1,3 220 1,8 2008 2009 2010 2011 2010 2011 Quellen: EcoWin, Helaba Volkswirtschaft/Research Quellen: EcoWin, Helaba Volkswirtschaft/Research Die Inflation in Großbritannien kann doch noch sinken. Der Dezember-Wert von 4,2 % gegenüber Vorjahr wurde zuletzt im März 2011 unterboten. Basiseffekte – die Mehrwertsteuererhöhung so- Bank of England bald wie der Energiepreisanstieg von Anfang 2011 – sprechen für einen weiteren Inflationsrückgang. wieder expansiver Die angestrebte Zielmarke von 2,0 % wird 2012 voraussichtlich dennoch nicht erreicht. Die Bank als EZB of England (BoE) hatte trotz hoher Teuerung im Oktober ein Kaufprogramm für Staatsanleihen begonnen, das Anfang Februar ausläuft. Angesichts der schwächeren Konjunktur und der gesun- kenen Inflation kann die Notenbank ihre Käufe um 50 oder 75 Mrd. Pfund fortsetzen. Zurzeit rotieren die Notenpressen der EZB noch schneller als die der BoE. Im Jahresverlauf dürfte der Faktor Geldpolitik wieder eindeutig zu Lasten des Pfunds schwingen. In einem ruhigeren Finanz- marktumfeld dürfte sich die Renditedifferenz deutscher zu britischen Staatsanleihen zu Gunsten des Euro bewegen. Gemäß Kaufkraftparitäten ist die Unterbewertung des Pfund Sterling nahezu verschwunden. Der Euro-Pfund-Kurs dürfte daher seinen Boden ausbilden und im Jahresverlauf in Richtung 0,88 ansteigen. Im Vergleich zum US-Dollar sieht das Bild anders aus. Der Greenback hat vor allem als sicherer Anlagehafen profitiert. Mangels Zinserhöhungsperspektive und mit wachsender Risikoneigung wird die US-Währung weniger gefragt werden und auch gegenüber dem Pfund abwerten. Der Pfund-Dollar-Kurs könnte dann bis 1,65 ansteigen. Die Renditen zehn- jähriger Gilts werden sich 2012 im Einklang mit Bunds und Treasuries erhöhen und zum Jahres- ende näher bei 3 % als bei 2 % liegen. Helaba Volkswirtschaft/Research · 20. Januar 2012· © Helaba 3
  • 4. Devisenreport 1.3 Schweizer Franken: Neuer Kopf, alte Politik Mitte August 2011 war der Schweizer Franken extrem überbewertet, insbesondere gegenüber dem US-Dollar. Nach der Kaufkraftparität unterstellte der Dollar-Franken-Kurs damals eine um Ein guter Deal… 60 Prozentpunkte höhere Inflation in den USA (s. Devisenreport vom 18.08.2011). Tatsächlich hat der US-Dollar seit dem 15. August, wenige Tage nach dem Tief, gegenüber der Schweizer Wäh- rung um mehr als 20 % aufgewertet. Zur Franken-Schwäche hatte die Schweizer Notenbank (SNB) wesentlich beigetragen. Bereits Anfang August senkte die SNB ihren Leitzins und erhöhte die Liquidität, Anfang September setzte sie einen Mindestkurs gegenüber dem Euro fest. Daher war es eine gute Idee auf einen steigenden Dollar-Franken-Kurs zu setzen. Nach dem Rücktritt des SNB-Präsidenten Hildebrand legte der Franken gegenüber dem Euro et- was zu. Wird unter einem noch zu ernennenden Nachfolger die Notenbank etwa ein Kurswechsel beim Wechselkursziel vornehmen? Die fundamentale Entwicklung spricht eher dagegen. Die Preisentwicklung befindet sich weiter im deflatorischen Terrain. Insgesamt fielen die Preise um 0,7 %, die Kernrate um sogar 1,1 % gegenüber Vorjahr. Die konjunkturelle Lage ist schwierig. So deutet der KOF-Index an, dass sich die Schweizer Wirtschaft am Rande einer Rezession befindet. Der im Dezember gestiegene Einkaufsmanagerindex hingegen macht Hoffnung, dass die Abwärts- spirale gestoppt werden kann. Der Export verlangsamt sich, aber trotz der vorherigen massiven Franken-Aufwertung fällt er nicht in sich zusammen. Insgesamt sprechen aber sowohl Konjunktur- als auch Preisentwicklung weiter für eine expansive Geldpolitik, d.h. von dieser Seite her wird die SNB ihr Wechselkursziel nicht aufgeben. Franken stabil vs. Euro, schwach vs. US-Dollar Anstieg der Devisenreserven hält sich in Grenzen CHF CHF Mrd. CHF 1,40 1,10 300 300 EUR-CHF (linke Skala) 275 275 1,35 15.08.11 1,05 250 SNB-Devisenreserven 250 1,30 1,00 225 225 200 200 1,25 0,95 175 175 1,20 0,90 150 150 1,15 0,85 125 125 USD-CHF (rechte Skala) 100 100 1,10 0,80 75 75 1,05 0,75 50 50 25 25 1,00 0,70 0 0 Jul Sep Nov Jan Mrz Mai Jul Sep Nov Jan Jan Mai Sep Jan Mai Sep Jan Mai Sep Jan Mai Sep 2010 2011 2008 2009 2010 2011 Quellen: EcoWin, Helaba Volkswirtschaft/Research Quellen: EcoWin, Helaba Volkswirtschaft/Research Bislang war es für die SNB wohl nicht so schwierig, ihr Wechselkursziel zu halten. Zwar sind im Dezember ihre Devisenreserven gestiegen, lagen aber in etwa auf dem Niveau vom August. Die Wechselkurs verursacht SNB erwirtschaftete 2011 überraschend einen Gewinn von 13 Mrd. Franken, was unterstreicht, bislang keine Kosten dass das Interventionsvolumen eher begrenzt war. Das Ergebnis resultiert aus Bewertungsgewin- nen der Gold- und Devisenreserven, das Geschäftsjahr 2010 schloss die Notenbank noch mit ei- nem Verlust von 20 Mrd. Franken ab. Der Gewinn reduziert den politischen Druck auf die SNB. Daher spricht wenig dafür, dass unter einem neuen SNB-Präsidenten die Wechselkurspolitik geän- dert wird, zumal die Notenbank ihr Kursziel nach dem Hildebrand-Rücktritt noch einmal bestätig- te. Es ist aber sicherlich nicht auszuschließen, dass der Devisenmarkt in dieser etwas unsicheren Phase die SNB bzw. die Marke von 1,20 testet. Diesen Test wird die Notenbank wahrscheinlich bestehen. Da der Franken weiter überbewertet ist, könnte im Jahresverlauf sogar das Kursziel angehoben werden. Hierfür müsste sich aber die europäische Schuldenkrise noch deutlicher ent- spannen. Helaba Volkswirtschaft/Research · 20. Januar 2012· © Helaba 4
  • 5. Devisenreport 1.4 Japanischer Yen: Atempause für den Vorjahressieger Die stärkste Währung 2011 startet auch positiv ins neue Jahr. Gegenüber dem US-Dollar bewegt sich der Yen nur begrenzt, der Dollar-Yen-Kurs hat sich in der Mitte des seit fast einem halben Jahr währenden Seitwärtsbandes von 76 bis 78 Yen platziert. Die Euro-Schwäche spiegelt sich voll gegenüber dem Yen wider. Der Euro-Yen-Kurs fiel auf ein Elf-Jahres-Tief um 97. Die expan- siven Maßnahmen der EZB erklären den Kursverlauf, die den Yen häufig stützende Risikoaversion an den Finanzmärkten hatte sich zuletzt dagegen eher verringert. Von der japanischen Wirtschaft gehen derzeit kaum Impulse aus. Nach den Turbulenzen im Sog der Naturkatastrophe hat die Konjunktur nun ein ruhigeres Tempo eingeschlagen. Japan lässt sich Schattenseiten bislang nur marginal von den Problemen der Eurozone infizieren, eine große Eigendynamik ist der Yen-Stärke jedoch auch nicht zu erkennen. Wirklich auffallend ist dagegen die ausbleibende Verbesserung im Außenhandel, im November lag der Fehlbetrag auf einem Jahreshoch. Das Abschalten vieler Kernkraftwerke erhöht den Bedarf an Energiegütern. Dadurch wachsen die Importe deutlich. Der Export hat sich nur begrenzt erholt, möglicherweise hat die Flutkatastrophe in Thailand die japani- sche Produktion signifikant beeinträchtigt. Jenseits der Sondereffekte stellt sich aber die Frage, ob der nun seit geraumer Zeit sehr teure Yen nicht doch der Wettbewerbsfähigkeit Japans nachhaltig schadet. So gibt es Berichte über Produktionsverlagerungen japanischer Unternehmen ins Ausland. Ohne die einst beharrlichen Exportüberschüsse steht der Yen auf wackligeren Beinen. Dank des hohen Auslandsvermögens und der damit verbundenen Kapitalerträge (3 % am BIP 2011) bleibt die Leistungsbilanz zumindest positiv, so dass Japan noch nicht auf ausländisches Kapital ange- wiesen ist. Deshalb muss das Land zunächst nicht mit den Problemen der Euro-Peripherie rechnen, obwohl Japan bei der Staatsverschuldung unangefochten an der Weltspitze liegt. Langfristig ber- gen die Schulden jedoch erhebliche Risiken. Daher versucht Premierminister Noda die Haushalts- lage durch die Anhebung der Mehrwertsteuer von fünf auf zehn Prozent zu verbessern. Allerdings benötigt er hierfür die Zustimmung der Opposition. Ob die Umbildung seines Regierungskabinetts die noch ablehnenden LDP-Kontrahenten gnädig stimmt, bleibt ungewiss. Japans Außenhandel im Sinkflug Yen kann keine Impulse mehr von Spreads erhalten % am BIP JPY %-Punkte 6 6 170 4,0 5 Leistungsbilanz 5 3,5 160 4 4 150 3,0 3 3 Euro-Yen-Kurs (linke Skala) 2,5 140 2 2 2,0 130 1 1 1,5 120 0 0 1,0 -1 Außenhandelsbilanz -1 110 0,5 -2 -2 100 Renditedifferenz 2j. Staatsanleihen 0,0 Deutschland - Japan (rechte Skala) -3 -3 90 -0,5 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2008 2009 2010 2011 Quellen: EcoWin, Helaba Volkswirtschaft/Research Quellen: EcoWin, Helaba Volkswirtschaft/Research Die japanische Notenbank sieht auch kurzfristig Risiken für die Konjunktur. Daher bleibt die Geldpolitik sehr expansiv, das Interesse an einem schwächeren Yen hält an, zumal die Deflation Zinsdifferenzen weiter besteht. Der Yen-Anstieg der letzten Jahre spiegelt insbesondere die Einengung von Rendi- am Tief tedifferenzen wider. Die Zinsniveaus in der Eurozone und in den USA haben sich den japanischen Verhältnissen stark angenähert. Dieser Prozess dürfte jedoch vorerst abgeschlossen sein. Daher fehlt dem Yen weiteres Aufwertungspotenzial, auch die Risikoaversion wird keine großen Impulse mehr geben. Deshalb wird vermutlich eine Gegenbewegung einsetzen. Der Euro-Yen-Kurs wird wieder deutlich über 100 steigen, der Dollar-Yen-Kurs wird sich geringfügig erhöhen. Helaba Volkswirtschaft/Research · 20. Januar 2012· © Helaba 5
  • 6. Devisenreport 1.5 Neuseeland-Dollar: Mit wenig Potenzial In Europa regiert die Krise, auch die USA sind nicht frei von Problemen. Bei all den Sorgen kommt vielleicht der Gedanke auf, ob es wenigstens am Ende der Welt besser aussieht. Tatsäch- lich haben Anleger aus der Eurozone, die Anfang 2011 in den Australischen und Neuseeländi- schen Dollar investierten, einen Gewinn erwirtschaftet. Nur sehr wenige Währungen schnitten besser ab. Jedoch weicht das Plus kaum von dem im US-Dollar ab. Der Australische Dollar gilt zunehmend als Indikator für die chinesische Konjunktur, da Australien quasi als Rohwarenlager für China dient. Führt der Neuseeland-Dollar dagegen wenigstens ein Eigenleben? 2011 war für die neuseeländische Währung eher eine Achterbahnfahrt. Nach dem schweren Erd- beben vom Februar geriet der „Kiwi“ zunächst deutlich unter Druck. Bereits im März setzte eine kräftige Erholung ein, die im Juli mit einem Mehr-Dekaden-Hoch gegenüber dem US-Dollar ende- te. Ein Anstieg der Risikoaversion an den globalen Finanzmärkten belastete den Neuseeland- Dollar bis in den November, selbst gegenüber dem Euro. Seitdem wertete der Neuseeländische Dollar wieder merklich auf. Insgesamt hält der seit mehr als zehn Jahre währende Höhenflug des Kiwi an und mündete zuletzt in einem Mehr-Dekaden-Hoch gegenüber dem Euro. Der Neuseeland-Dollar ist wie der Australische Dollar eine Rohstoffwährung. Allerdings gibt es durchaus Unterschiede. Während Australien vor allem Erze und Kohle exportiert, führt Neusee- Abhängigkeit von Roh- land insbesondere Agrarprodukte aus. Die Nachfrage nach letzteren Gütern hängt in der Regel stoffpreisen weniger stark vom Konjunkturzyklus ab. Allerdings wiesen in den letzten Jahren die Preisverände- rungen von Industriemetallen und Agrargütern einen hohen Zusammenhang auf. Dies unter- streicht, dass neben den fundamentalen Kräften Angebot und Nachfrage wohl auch monetäre bzw. spekulative Faktoren die Rohstoffmärkte prägen. Daher entwickeln sich Australischer Dollar und Neuseeland-Dollar häufig ähnlich. Neuseeland-Dollar im Höhenrausch: erst gegenüber US-Dollar, dann gegenüber Euro NZD USD 2,6 0,90 2,5 NZD-USD 0,85 2,4 EUR-NZD (rechte Skala) 0,80 (linke Skala) 2,3 0,75 2,2 0,70 2,1 0,65 2,0 0,60 1,9 0,55 1,8 0,50 1,7 0,45 1,6 0,40 1,5 0,35 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 Quellen: EcoWin, Helaba Volkswirtschaft/Research Die neuseeländische Wirtschaft wächst mittlerweile wieder recht solide. Das Land hat den kurzzei- tigen Einbruch nach dem Erdbeben gut verkraftet, vom Wiederaufbau gehen expansive Impulse Solides Wirtschafts- aus. 2011 wuchs das Bruttoinlandsprodukt voraussichtlich um 2 %. Der private Konsum fiel zu- wachstum letzt stark aus. Der Wohnungsbau hingegen schrumpft seit einigen Jahren. Die Unternehmen zei- gen sich eher vorsichtig, die Stimmung trübte sich ein. Die Probleme in Europa wirken sich in Neuseeland indirekt aus. Als Exportdestination spielt die Eurozone nur eine geringe Rolle. Jedoch verschlechtern sich wegen der Krise die Finanzierungsbedingungen selbst am Ende der Welt, was das Wachstum belastet. Positive Impulse kommen vom Export, da die Haupthandelspartner China und die USA 2012 vermutlich beständig wachsen. Aufgrund der zunehmenden Importnachfrage Neuseelands wird vom Außenhandel wohl insgesamt kein positiver Wachstumsbeitrag ausgehen. Daher dürfte die Wirtschaft in diesem Jahr mit gut 2,5 % nur etwas stärker als 2011 expandieren. Helaba Volkswirtschaft/Research · 20. Januar 2012· © Helaba 6
  • 7. Devisenreport Der einst defizitäre Außenhandel Neuseelands weist seit 2009 Überschüsse auf. Aufgrund einer signifikanten Auslandsverschuldung und damit verbundener negativer Kapitalerträge zeigt aller- dings die Leistungsbilanz 2011 einen Fehlbetrag von wohl gut 3,5 % am BIP an. Dieses Defizit ist deutlich niedriger als 2008 (9 % am BIP), unterstreicht aber auch, dass das Land nach wie vor auf internationales Kapital angewiesen ist. Steigt die Nervosität an den Märkten, stockt der Kapitalzu- fluss. Dann wertet der Neuseeland-Dollar zumeist ab – wie phasenweise im letzten Jahr. Daher eignet sich der Kiwi nicht als sicherer Anlagehafen. Da hilft es auch wenig, dass die Staatsver- schuldung vergleichsweise gering ausfällt. Traditionell galt der Neuseeland-Dollar als Hochzinswährung. Jedoch reduzierte die Notenbank bis 2009 ihren Leitzins auf das noch heute gültige Niveau von 2,5 % – eine zwischenzeitliche Renditevorsprung ver- Anhebung wurde nach dem Erdbeben rückgängig gemacht. Zwar befinden sich die neuseeländi- gleichsweise gering schen Zinsen damit über denen der Eurozone oder der USA. Im historischen Vergleich ist der Renditevorsprung neuseeländischer Staatsanleihen aber gering und passt damit kaum zum starken Kiwi. Diese Aussage gilt auch für inflationsbereinigte Renditedifferenzen. Mit Blick auf den Jah- resverlauf birgt die Geldpolitik jedoch Chancen für den Neuseeland-Dollar. Die wegen höheren Energiepreisen und Umsatzsteuern gestiegene Gesamtinflation wird sich zwar verringern, die Kernteuerung sollte aber sukzessive einen Boden bilden. Wenn neuerliches Störfeuer aus der Eu- rozone oder den USA bzw. China ausbleibt, dürfte die Reserve Bank of New Zealand ihren Zin- serhöhungszyklus wieder aufnehmen. EZB und Federal Reserve werden hingegen an ihrem expan- siven Kurs festhalten. Renditevorsprung spricht kaum für den Neuseeland-Dollar Kiwi koppelt sich von den Agrarpreisen ab %-Punkte, invertiert NZD Index USD 1,25 1,90 130 0,90 Renditedifferenz zweijähriger Staatsanleihen 1,50 Neuseeland vs. Deutschland, inv. (linke Skala) 1,85 120 NZD-USD 0,85 110 (rechte Skala) 0,80 1,75 1,80 0,75 100 2,00 1,75 0,70 90 2,25 1,70 0,65 80 0,60 2,50 1,65 HWWI-Agrarrohstoffindex 70 0,55 (linke Skala) 2,75 EUR-NZD (rechte Skala) 1,60 60 0,50 3,00 1,55 50 0,45 Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Jan 2008 2009 2010 2011 2011 2012 Quellen: EcoWin, Helaba Volkswirtschaft/Research Quellen: EcoWin, Helaba Volkswirtschaft/Research Die Rohstoffpreise dürften dank einer im Jahresverlauf höheren globalen Nachfrage wieder etwas zulegen. Dadurch werden die Exporterlöse Neuseelands steigen. Eigentlich spricht dies für eine Kursverluste gegenüber zumindest auf mittlere Sicht positive Einschätzung des Kiwi. Allerdings muss an dieser Stelle eine Euro wahrscheinlich deutliche Warnung ausgesprochen werden. Der Neuseeland-Dollar ist sowohl gegenüber US- Dollar als auch Euro sehr hoch bewertet: Weder die Preise für Agrarrohstoffe, die Zinsdifferenzen noch die Kaufkraftparität rechtfertigen derzeit den starken Kiwi. Eine zu erwartende positive Ent- wicklung der Einflussgrößen hat der Neuseeland-Dollar bereits vorweggenommen. So besteht gegenüber dem US-Dollar allenfalls leichtes Kurspotenzial bis 0,82. Gegenüber dem Euro wird der Kiwi vermutlich sogar abwerten. Schließlich hat sich der Euro insgesamt merklich verbilligt. Mit einigen Fortschritten in der Krisenbewältigung dürfte sich der Euro-Neuseeland-Dollar-Kurs von 1,60 auf rund 1,75 erholen. Langfristig mag zwar die positive fundamentale Entwicklung für die neuseeländische Währung sprechen. Attraktiv wird der Kiwi aber erst wieder nach deutlichen Kursrückschlägen, die in einem volatilen Umfeld durchaus möglich sind. Eine geeignete Flucht- währung vor den Problemen der Eurozone ist der Neuseeland-Dollar aufgrund der Abhängigkeit vom Auslandskapital und Rohstoffexporten jedoch nicht. Im Falle einer Kriseneskalation würde die Flutwelle auch bis ans andere Ende der Welt reichen. Helaba Volkswirtschaft/Research · 20. Januar 2012· © Helaba 7
  • 8. Devisenreport 2 Kompakt: AUD, CAD und ZAR Australischer Dollar löst sich von fundamentalen Faktoren AUD AUD %-Punkte, invertiert Tendenz: Abwertung gegenüber Euro 0,0 2,1 Der Australische Dollar ist gegenüber dem US-Dollar deut- 2,0 EUR-AUD 0,5 (linke Skala) 1,0 lich über die Parität und gegenüber dem Euro auf ein All- 1,9 1,8 1,5 zeithoch gestiegen. Hoffnung auf neue Wachstumsimpulse 1,7 2,0 aus China und leicht höhere Rohstoffpreise halfen dem 1,6 2,5 „Aussie“. Die australische Wirtschaft ist aber nicht frei von 1,5 3,0 3,5 Problemen, so dass die Zentralbank den Leitzins wohl noch 1,4 1,3 Zinsdifferenz 2j. Staatsanleihen 4,0 weiter reduziert. Der sinkende Zinsvorsprung spricht gegen 1,2 Australien - Deutschland, inv. 4,5 den Aussie. Ein freundlicheres globales Konjunkturumfeld (rechte Skala) 1,1 5,0 stützt die Währung im Prinzip. Aufgrund der hohen Bewer- 2006 2007 2008 2009 2010 2011 tung drohen aber Verluste zumindest gegenüber dem Euro. Quellen: EcoWin, Helaba Volkswirtschaft/Research „Loonie“-Aufwertung gegenüber Euro fast ausgereizt CAD CAD %-Punkte Tendenz: leichte Abwertung gegenüber Euro 1,75 2,0 Der Kanadische Dollar legte zuletzt leicht gegenüber dem 1,70 1,65 EUR-CAD 1,5 Greenback und deutlicher gegenüber dem Euro zu. Die (linke Skala) 1,60 1,0 Wirtschaft Kanadas wächst solide, ist aber stark von den 1,55 0,5 USA abhängig. Die Inflation ist moderat. Die Notenbank 1,50 1,45 wird bis auf Weiteres ihren Leitzins bei 1,0 % belassen. Ein 0,0 1,40 fester Rohölpreis stützt den Export und damit auch den 1,35 -0,5 1,30 „Loonie“. So dürfte die kanadische Währung gegenüber -1,0 1,25 Zinsdifferenz 2j. Staatsanleihen dem US-Dollar im Jahresverlauf tendenziell aufwerten. Deutschland - Kanada (rechte Skala) 1,20 -1,5 Allerdings sind gegenüber dem Euro Verluste zu erwarten, 2006 2007 2008 2009 2010 2011 wenn in Europa die Krise weiter nachlässt. Quellen: EcoWin, Helaba Volkswirtschaft/Research Höhere Rohstoffpreise begünstigen den Rand ZAR ZAR Index, invertiert Tendenz: leichtes Aufwertungspotenzial 16 200 Der Südafrikanische Rand erholte sich seit November von 300 15 CRB-Index für seinen zuvor erlittenen Verlusten. Südafrika weist ein Leis- 400 14 Industriemetalle (rechte Skala) 500 tungsbilanzdefizit auf und ist somit von ausländischem Ka- 13 600 pital abhängig. Zudem exportiert es insbesondere Rohstoffe. 12 700 Daher litt der Rand unter einer hohen Risikoaversion, profi- 11 800 tiert nun aber von deren Rückgang. Die Zentralbank wird 900 10 1000 angesichts eines nur moderaten Wachstums bei hoher Infla- 9 EUR-ZAR (linke Skala) 1100 tion den Leitzins vorerst nicht verändern. Mit wachsender 8 1200 Risikoneigung gewinnt der Rand nur marginal gegenüber 2008 2009 2010 2011 dem Euro und deutlicher gegenüber dem US-Dollar. Quellen: EcoWin, Helaba Volkswirtschaft/Research Helaba Volkswirtschaft/Research · 20. Januar 2012· © Helaba 8
  • 9. Devisenreport Helaba Währungsprognosen Veränderung seit aktueller Prognose Ende 30.12.11 23.12.11 Stand* Q1/2012 Q2/2012 Q3/2012 Q4/2012 gg. Euro (jeweils gg. Euro, %) US-Dollar -0,1 0,6 1,30 1,30 1,35 1,40 1,45 Japanischer Yen -0,3 1,9 100 102 106 112 117 Britisches Pfund -0,5 0,0 0,84 0,85 0,87 0,88 0,88 Schweizer Franken 0,7 1,1 1,21 1,20 1,25 1,25 1,25 Kanadischer Dollar 1,0 1,6 1,31 1,33 1,35 1,37 1,38 Australischer Dollar 2,0 3,2 1,24 1,30 1,34 1,37 1,38 Neuseeland-Dollar 3,2 4,3 1,62 1,69 1,73 1,75 1,77 Schwedische Krone 1,9 2,5 8,75 8,80 8,90 9,00 9,00 Norwegische Krone 1,1 1,8 7,66 7,70 7,60 7,50 7,50 gg. US-Dollar (jeweils gg. USD, %) Japanischer Yen -0,3 1,3 77 78 79 80 81 Schweizer Franken 0,6 0,5 0,93 0,92 0,93 0,89 0,86 Kanadischer Dollar 1,0 1,0 1,01 1,02 1,00 0,98 0,95 Schwedische Krone 2,0 1,9 6,75 6,77 6,59 6,43 6,21 Norwegische Krone 1,2 1,1 5,91 5,92 5,63 5,36 5,17 , US-Dollar gg. … (jeweils gg. USD, %) Britisches Pfund -0,4 -0,6 1,55 1,53 1,55 1,59 1,65 Australischer Dollar 2,1 2,6 1,04 1,00 1,01 1,02 1,05 Neuseeland-Dollar 3,3 3,7 0,80 0,77 0,78 0,80 0,82 *19.01.2012 Quellen: Bloomberg, Helaba Volkswirtschaft/Research  Helaba Volkswirtschaft/Research · 20. Januar 2012· © Helaba 9