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1  sur  24
Fortschrittsbericht der Bundesregierung
      zur Entwicklung ländlicher Räume
„Ich möchte zu Beginn noch einmal daran erinnern, dass auch in Deutschland
rund 50 Prozent der Menschen in ländlichen Räumen wohnen und diese länd-
lichen Räume ihren Charakter nur dann erhalten können, wenn sie eine wirt-
schaftliche Bedeutung haben. Diese wirtschaftliche Bedeutung ist wiederum
die Voraussetzung dafür, dass die kulturelle und die gesamtgesellschaftliche
Bedeutung gestärkt wird.“


                                        Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel anlässlich der
                                        Eröffnung der 72. Internationalen Grünen Woche




                                                                                           2
Inhalt
A. Ausgangslage                                                             4

B. Ziele                                                                    5

C. Bisherige Initiativen und Erfolge der IMAG „Ländliche Räume“             5

D. Handlungsschwerpunkte der IMAG „Ländliche Räume“                          7
   Handlungsfeld 1: Wirtschaft und Arbeit                                    7
   Situation                                                                 7
   Ziele                                                                    8
   Maßnahmen                                                                8
         1.1 Fachkräftesicherung                                            8
         1.2 Kommunales Bildungsmanagement                                  9
         1.3 Anpassung der Gemeinschaftsaufgaben GRW und GAK               10
         1.4 Umsetzung der Breitbandstrategie der Bundesregierung          10
         1.5 Modellregionen „Land.Zukunft“                                 10
         1.6 Gemeindefinanzreform                                           11
         1.7 Mikrokredite                                                   11
         1.8 Modellvorhaben der Raumordnung „Stadt-Land-Partnerschaften:
             großräumig – innovativ – vielfältig“                           12
         1.9 Tourismuspotenziale nutzen und ausbauen                        12
   Handlungsfeld 2: Daseinsvorsorge und ländliche Infrastrukturen           12
   Situation                                                                12
   Ziele                                                                   14
   Maßnahmen                                                               14
         2.1 Ärzteversorgung                                               14
         2.2 Bürgerschaftliches Engagement                                 15
         2.3 Mobilitätsverbesserung                                        16
         2.4 Nichtpolizeiliche Gefahrenabwehr                              16
         2.5 Initiative Ländliche Infrastruktur                             17
         2.6 Forschung und Innovation                                       17
   Handlungsfeld 3: Natur und Umwelt                                       18
   Situation                                                               18
   Ziele                                                                   19
   Maßnahmen                                                               19
         3.1 Bundeswettbewerb „Idee.Natur“                                 19
         3.2 Bundesprogramm Biologische Vielfalt                           19
         3.3 Tourismuspotenziale nutzen                                    20
         3.4 Erneuerbare Energien und nachwachsende Rohstoffe              20
         3.5 Flächenneuinanspruchnahme für Siedlungs- und Verkehrszwecke    21

E. Ausblick                                                                22




3
A. Ausgangslage
Ländliche Räume in Deutschland sind vielfältig:      Die von der Bundesregierung eingesetzte Intermi-
Sie sind Lebensraum und Wirtschaftsstandort, sie     nisterielle Arbeitsgruppe „Ländliche Räume“ (IMAG
umfassen land- und forstwirtschaftliche Nutzräume    „Ländliche Räume“) hat im April 2009 ein Hand-
ebenso, wie Natur- und Erholungsräume. Viele         lungskonzept der Bundesregierung zur Weiter-
„harte“ und „weiche“ Einflussfaktoren wirken auf     entwicklung der ländlichen Räume vorgelegt.
deren Entwicklung. Insofern unterscheiden sie sich   Das Bundeskabinett hat den Auftrag erteilt, die rele-
in sozialer, ökonomischer, demografischer und        vanten Politikbereiche besser zu koordinieren und
naturräumlicher Sicht. Dabei verlaufen Wachstums-    die Vorhaben des Handlungskonzeptes umzusetzen.
und Schrumpfungsprozesse oft parallel.
                                                     Mit dem vorliegenden Fortschrittsbericht werden –
Angesichts veränderter Rahmenbedingungen – ins-      in drei thematisch übergeordneten Handlungs-
besondere des demografischen Wandels – stehen        feldern – jeweils die „Ist-Situation“ dargestellt und
die ländlichen Räume vor besonderen Herausforde-     zentrale Ziele abgeleitet. Zudem sind die aktuellen
rungen, denen sich die Politik stellen muss. Dabei   Maßnahmen der jeweiligen Bundesressorts zusam-
ist ein an der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie   mengeführt.
der Bundesregierung orientierter, integrierter und
ressortübergreifender Ansatz zu verwirklichen.       Der Fortschrittsbericht dokumentiert den integrier-
Wichtige Bezüge bestehen auch zur Demografie-        ten Politikansatz der Bundesregierung zur Entwick-
strategie, zur Engagementstrategie und zur Natio-    lung der ländlichen Räume. Durch eine flexible
nalen Strategie zur biologischen Vielfalt.           Ausgestaltung wird die IMAG „Ländliche Räume“
                                                     auf neue Erkenntnisse und aktuelle Herausforde-
Nachhaltige ländliche Entwicklung erfordert die      rungen reagieren sowie an der Weiterentwicklung
enge Zusammenarbeit von Bund, Ländern, Land-         der Maßnahmen arbeiten.
kreisen, Städten und Gemeinden sowie die Kompe-
tenz und das Engagement der Entscheidungsträger
und der Menschen vor Ort.




                                                                                                             4
B. Ziele
Vorrangiges Ziel der Bundesregierung ist es, die        Beitrag zur Erhaltung gleichwertiger Lebensverhält-
ländlichen Räume unter Berücksichtigung ihrer           nisse in Deutschland geleistet.
unterschiedlichen Entwicklungspotenziale als
eigenständige Lebens- und Wirtschaftsräume zu           Die Aktivitäten der Bundesregierung zur Weiter-
stärken, nachhaltig zu gestalten, zukunftsfähig zu      entwicklung ländlicher Räume werden mit diesem
machen und ihre Attraktivität zu erhalten. Sie sollen   Fortschrittsbericht im Sinne eines integrierten
zu vitalen, multifunktionalen, wettbewerbsfähigen       Politikansatzes besser aufeinander abgestimmt,
und lebenswerten Räumen weiterentwickelt wer-           regelmäßig bewertet und fortgeschrieben. Hierzu
den. Dabei sind die ökonomischen, sozialen und          wird auch der von der Europäischen Kommission
ökologischen Aspekte mehr als bisher auf die spezi-     für alle EU-Förderinstrumente (EFRE, ESF, Kohäsions-
fischen regionalen Erfordernisse zu konzentrieren       fonds, ELER und EMFF) ab 2014 vorgeschlagene
und die Eigenverantwortung der Regionen für ihre        Gemeinsame Strategische Rahmen zur Entwicklung
Entwicklung zu stärken. Damit wird ein wichtiger        des ländlichen Raumes beitragen.




C. Bisherige Initiativen und Erfolge der IMAG
   „Ländliche Räume“
Ungeachtet schwieriger wirtschafts- und finanzpo-         wicklungsstrategien verstärkt und die Breitband-
litischer Rahmenbedingungen konnte nach Ver-              förderung aufgenommen. Für kleine und mittlere
abschiedung des Handlungskonzeptes durch das              Unternehmen (KMU) wurden die Fördersätze in
Bundeskabinett im Mai 2009 von den beteiligten            D-Fördergebieten erhöht. Zur Stärkung des Tech-
Bundesressorts eine Vielzahl von Maßnahmen um-            nologietransfers in ländliche Räume wurde die
gesetzt bzw. initiiert werden.                            Förderung von gemeinnützigen, außeruniversi-
                                                          tären Forschungseinrichtungen in den regulären
Zur kurzfristigen konjunkturellen Stabilisierung          Förderkatalog forciert.
der Wirtschaft und zur Verbesserung der regionalen
Infrastrukturausstattung wurden mit dem Konjunk-        ó Im Rahmen der GAK wurden mit der Förderung
turpaket II zusätzliche Finanzhilfen des Bundes zur       der Einspeisung von Bioenergie in Nahwärme-
Förderung von Investitionen der Kommunen und              netze und der Unterstützung des Breitbandaus-
der Länder                                                baus zwei neue Fördermöglichkeiten geschaffen.
(u. a. in ländliche Infrastruktur) bereitgestellt.        Der Fördersatz für den Breitbandausbau der
                                                          Kommunen wurde auf 90 % erhöht. Auch die
Zur längerfristigen Verbesserung der Wirtschafts-         Begleitung und Koordinierung der sektorüber-
struktur in strukturschwachen ländlichen Räumen           greifenden Abstimmung zwischen regionalen
wurden die Gemeinschaftsaufgaben „Verbesserung            Akteuren (Gemeinden, Unternehmen, Verbän-
der regionalen Wirtschaftsstruktur“ (GRW) und             den) durch ein Regionalmanagement wurde
„Verbesserung der Agrarstruktur und des Küsten-           hinsichtlich der Fördersätze, -höchstbeträge und
schutzes“ (GAK) inhaltlich ausgebaut.                     -dauer ausgeweitet. Zudem sind die Fördersätze
                                                          für die dem ländlichen Charakter angepassten
ó In die GRW ist eine zweite Fördergebietskulisse         Infrastrukturmaßnahmen erhöht worden. Einen
  mit dem Schwerpunkt „ländliche Räume“ aufge-            Bonus erhalten insbesondere Maßnahmen auf
  nommen worden. Es wurden neue Fördermög-                Basis sektorübergreifend abgestimmter integ-
  lichkeiten geschaffen (z. B. „Regionalbudget“           rierter ländlicher Entwicklungskonzepte (ILEK)
  und „Experimentierklausel“) und bestehende ver-         zur Einbindung einer nachhaltigen Land- und
  längert (z. B. „Regionalmanagement“). Im Infra-         Forstwirtschaft in den Prozess zur Stärkung der
  strukturbereich wurde die Unterstützung inter-          regionalen Wirtschaft.
  kommunaler Kooperationen und regionaler Ent-




5
Zur Sicherstellung einer wohnortnahen medizinischen
                                                       Versorgung wurden mit dem Gesetz zur Weiterent-
                                                       wicklung der Organisationsstrukturen in der gesetz-
                                                       lichen Krankenversicherung die Voraussetzungen
                                                       für eine stärkere Flexibilisierung der vertragsärzt-
                                                       lichen Berufsausübung (Abschaffung der Altersgren-
                                                       zen, Verbesserung der Anstellungsmöglichkeiten
                                                       in Arztpraxen) geschaffen. Mit dem Modellprojekt
                                                       Schwester AGnES wurde die Entlastung des Arztes
                                                       durch die Übertragung von Tätigkeiten auf nicht-
                                                       ärztliche Berufe verfolgt. Zur Steuerung des ärzt-
                                                       lichen Niederlassungsverhaltens über Preisanreize
                                                       wurden vom GKV-Spitzenverband Vorschläge ent-
                                                       wickelt und durch eine Arbeitsgruppe evaluiert.

                                                       Zur Bewahrung und nachhaltigen Nutzung des Natur-
                                                       kapitals wurden vorhandene Förderinstrumente
                                                       für den Aufbau regionaler Wertschöpfungsketten
                                                       genutzt. Mit dem Erprobungs- und Entwicklungs-
                                                       vorhaben „Erlebnis Grünes Band“ wurde in drei
                                                       Modellregionen neben landschaftspflegerischen
                                                       Maßnahmen der Aufbau einer spezifischen touris-
                                                       tischen Infrastruktur sowie die Entwicklung buch-
Die Versorgung mit Breitbandanschlüssen wurde in       barer touristischer Pauschalangebote initiiert. Die
Umsetzung der Breitbandstrategie der Bundesregie-      begonnene Umsetzung der Nationalen Strategie zur
rung – bestätigt durch die Meseberger Beschlüsse im    Biologischen Vielfalt und die Umsetzung von inte-
November 2009 – forciert. Die Novelle zur Änderung     grierten Naturschutz- und Regionalprojekten liefern
des Telekommunikationsgesetzes (TKG) berücksich-       ebenfalls Anhaltspunkte für den weiteren nachhal-
tigt in besonderer Weise Anreize zu Investitionen in   tigen und qualitativen Aus- und Aufbau regionaler
Breitbandnetze, die Möglichkeit von Unternehmens-      Wertschöpfungsketten.
kooperationen und die Nutzung von Synergien beim
Ausbau neuer Netze. Der Infrastrukturatlas wurde       Das Erneuerbare-Energien-Gesetz trägt zur Verbesse-
weiterentwickelt und die Vernetzung zwischen           rung der Wirtschaftsstruktur in ländlichen Räumen
Bund, Ländern, Verbänden und Unternehmen inten-        bei. Ein Großteil der erneuerbaren Energien, ins-
siviert. Durch die Einrichtung des Breitbandbüros      besondere der Bioenergie, wird dezentral im länd-
der Bundesregierung und von Kompetenzzentren           lichen Raum erzeugt. Insbesondere bei der Bioener-
in den Ländern konnten die Kommunen zusätz-            gie entstehen dabei neue regionale Wertschöp-
lich mobilisiert werden. Der Breitbandatlas stellt     fungsketten. Es werden Arbeitsplätze geschaffen
die Verfügbarkeit von Breitbandanschlüssen auf         und gleichzeitig ein wichtiger Beitrag zum Klima-
kleinräumlicher Basis dar. Die Breitbandförderung      schutz geleistet.
im Rahmen der GAK und der GRW wurde 2008 bzw.
2009 ermöglicht und seitdem mehrfach bedarfs-          Zur Stärkung regionaler Kooperationen wurde das
gerecht angepasst. Neben der Förderung der Wirt-       Modellvorhaben der Raumordnung „Überregionale
schaftlichkeitslücke ist jetzt auch die Verlegung      Partnerschaften“ durchgeführt. In sieben Modell-
von Leerrohren förderfähig. Ab Januar 2011 ist im      regionen wurden in über 40 Einzelprojekten u. a.
Rahmen der GRW auch die Förderung hochleis-            in den Handlungsfeldern Clusterentwicklung, regio-
tungsfähiger Breitbandanschlüsse und Netze der         nale Wirtschaftskreisläufe, Fachkräftesicherung,
nächsten Generation möglich.                           Wissenschaftskooperation, Familienfreundlichkeit,
                                                       regionale Entwicklungskonzepte und Governance-
Die Bundesrahmenregelung Leerrohre erleichtert         fragen erfolgreich großräumige Partnerschaftsan-
Ländern und Kommunen den beihilfekonformen             sätze erprobt. Kern des hier verfolgten Strategiean-
Ausbau passiver Infrastrukturen. In Modellprojekten    satzes ist eine partnerschaftliche Zusammenarbeit
wurde beispielhaft gezeigt, wie der Ausbau von         zwischen unterschiedlich strukturierten Räumen,
Hochleistungsnetzen unter Synergienutzung auch         d. h. zwischen Städten, Metropolen und ländlichen
in kleinen Gemeinden erfolgen kann.                    Wachstumsregionen sowie peripheren und struktur-
                                                       schwachen Regionen.




                                                                                                          6
D. Handlungsschwerpunkte der IMAG
   „Ländliche Räume“
Die IMAG „Ländliche Räume“ setzt in den folgenden       ó die fehlende Qualifikation der Arbeitnehmer,
Handlungsfeldern, in denen die Bundesregierung in
Verantwortung steht, besondere Akzente:                 ó die Abwanderung gut ausgebildeter Menschen,

1. Wirtschaft und Arbeit                                ó die geringer werdende Auslastung der Infrastruk-
2. Daseinsvorsorge und ländliche Infrastrukturen          tur und der Daseinsvorsorge.
3. Natur und Umwelt.
                                                        Andererseits profitieren ländliche Räume mit hoher
Die Maßnahmen zeigen exemplarisch Handlungs-            Beschäftigung z. B. am Rande größerer Ballungsräu-
möglichkeiten auf und sollen Entwicklungen auf          me von deren Anziehungskraft bei der Ansiedlung
den relevanten Feldern für eine nachhaltige Ent-        von Unternehmen und als Wohnort. Insbesondere
wicklung der ländlichen Räume in der Politik der        im Süden Deutschlands sind wirtschaftlich starke
Bundesregierung anstoßen.                               ländliche Regionen mit einem hohen Anteil an klei-
                                                        nen und mittelständischen teilweise hoch innovati-
                                                        ven Unternehmen zu finden. In anderen ländlichen
                                                        Regionen bestehen clusterähnliche Strukturen, in
Handlungsfeld 1:                                        denen Betriebe entlang einer Wertschöpfungskette
Wirtschaft und Arbeit                                   regional und überregional verzahnt sind und für
                                                        eine selbst tragende Entwicklung sorgen. Landwirt-
Situation                                               schaftliche Produktion und Verarbeitung/Vermark-
                                                        tung, Forstwirtschaft, Handwerk, Dienstleistungen
Die wirtschaftliche Stabilität ländlicher Regionen      und Gewerbe sind hier in lokale Wirtschaftskreis-
ist die Grundlage für deren Entwicklung und die         läufe eingebunden.
Handlungsspielräume der Akteure vor Ort. Gleich-
zeitig sind sie Voraussetzung für deren Attraktivität   Qualitativ hochwertige Bildungsangebote tragen
als Lebens-, Arbeits-, Erholungs- und Naturraum.        wesentlich dazu bei, dass die Potenziale einer Regi-
Strukturwandel und demografische Entwicklung            on genutzt werden können, eine wettbewerbsfähige
verstärken sich oft gegenseitig und führen dazu,        Wirtschaft erhalten bleibt, das gesellschaftliche und
dass sich ländliche Regionen unterschiedlich            kulturelle Leben bereichert wird und Lebensqualität
entwickeln.                                             entsteht. Bildungsangebote beeinflussen immer
                                                        auch Standortentscheidungen mit. Die Sicherstel-
Ländliche Regionen mit hoher Arbeitslosigkeit           lung eines differenzierten und nachfragegerechten
befinden sich häufig in peripherer Lage und haben       Bildungsangebots bildet deshalb die zentrale bil-
kaum wirtschaftliche Verflechtungen mit Wirt-           dungspolitische Herausforderung für die ländlichen
schaftszentren. Es besteht die Gefahr einer Abwärts-    Räume.
spirale aus sinkender Attraktivität, Abwanderung
und Einschränkung/Niedergang der Infrastruktur.         Den digitalen Medien kommt in diesem Zusammen-
Zu den Problemen zählen u. a.                           hang eine besondere Bedeutung zu. Der allgemeine
                                                        Zugang zu Bildungsangeboten, die Umsetzung me-
ó der Mangel an wettbewerbsfähigen Arbeits-             diengestützter Lernortkooperationen, die Bildung
  plätzen,                                              berufsbezogener, aber auch freizeitorientierter
                                                        Online-Communities eröffnen neue Chancen, den
ó ein niedriges Einkommensniveau und dadurch            ländlichen Bildungs- und Kulturraum zu beleben
  eine geringe Kaufkraft,                               und zu integrieren.




7
Der Tourismus hat sich in den ländlichen Regionen      potenzials auszugehen. Die Auswirkungen dieser
Deutschlands zu einem wesentlichen Wirtschafts-        Trends zeigen sich frühzeitig insbesondere in peri-
faktor entwickelt und ist ein Markt der Zukunft.       pheren ländlichen Räumen. Die Bundesregierung
Der touristische Entwicklungsgrad der Regionen ist     erarbeitet vor diesem Hintergrund entsprechende
sehr unterschiedlich. Im Vergleich zu städtischen      Konzepte bzw. Strategien:
Strukturen ist die Anbieterlandschaft kleinteiliger
und heterogener. So fehlen oft attraktive regionale    ó Im Rahmen des Zukunftsgesprächs am 18. Juni
Erlebnisräume mit vernetzten Angeboten. Notwen-          2010 in Meseberg wurde eine gemeinsame
dig für eine bessere Nutzung des touristischen           Arbeitsgruppe „Fachkräfte der Zukunft“ einbe-
Potenzials ist eine hinreichende Anbindung durch         rufen, in der die Sozialpartner mitwirken. Mit der
öffentliche Verkehrsmittel und regional aufeinander      Gemeinsamen Erklärung beim zweiten Zukunfts-
abgestimmte Mobilitätsketten.                            gespräch am 22. Juni 2011 (Meseberg II) haben
                                                         Bundesregierung und Sozialpartner bekräftigt,
Ländliche Räume werden dann erfolgreich sein,            dass sie im Rahmen ihrer jeweiligen Verantwort-
wenn es gelingt, eine nachhaltige regionale Wirt-        lichkeiten zur Sicherung der Fachkräftebasis
schaft aufzubauen und die Stärken für ihre Zukunfts-     beitragen werden.
entwicklung zu nutzen sowie selbstbewusst mit
städtisch geprägten Räumen zusammenzuarbeiten.         ó Unter Federführung des BMAS hat darüber
                                                         hinaus die Interministerielle Arbeitsgruppe
                                                         „Fachkräfte der Zukunft“ ein innerhalb der
                                                         Bundesregierung abgestimmtes Fachkräfte-
                                                         konzept entlang der Sicherungspfade
   Ziele                                                 • Aktivierung und Beschäftigungssicherung,
   ó Stärkung der Wirtschaftskraft und Aktivie-          • bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf,
      rung des wirtschaftlichen Potenzials               • Bildungschancen für alle von Anfang an,
   ó Sicherung und Schaffung neuer Arbeitsplätze         • Qualifizierung, Aus- und Weiterbildung sowie
   ó Standortverbesserung durch integriertes             • Integration und qualifizierte Zuwanderung
      Vorgehen zur
      • Sicherung der Fachkräftebasis                    erarbeitet, welches am 22. Juni 2011 im Kabinett
      • Sicherung der kommunalen Handlungs-              beschlossen und beim o. g. Zukunftsgespräch der
        spielräume                                       Kanzlerin vorgestellt wurde.
      • Anpassung der verkehrlichen Infrastruktur
        und der Daseinsvorsorge                        ó Auf regionaler Ebene gibt es bereits eine Vielzahl
   ó Etablierung und Ausbau regionaler Wert-             lokaler Akteure, Initiativen und Projekte, die viel-
      schöpfungsketten                                   fältige Aktivitäten im Bereich Fachkräftesiche-
   ó Stärkung der regionalen Kooperation                 rung ausüben. Ziel der Initiative „Fachkräfte
   ó Verbesserung der Rahmenbedingungen für              für die Region“ ist es, darüber hinaus regionale
      den Tourismus in ländlichen Räumen                 Kooperationsstrukturen auf- bzw. auszubauen
                                                         und zu unterstützen, die sich im Bereich Fach-
                                                         kräftesicherung engagieren. Auf Bundesebene
                                                         wurde im Rahmen der Initiative eine strategische
                                                         Partnerschaft des BMAS mit den wirtschafts- und
Maßnahmen                                                arbeitsmarktnahen sowie regional verankerten
                                                         Institutionen DIHK, ZDH, BDA, DGB, der Bundes-
1.1 Fachkräftesicherung                                  agentur für Arbeit sowie der Deutschen Renten-
                                                         versicherung aufgebaut – die so genannte
Fachkräfte sichern Produktivität, Wachstum, In-          Arbeitskräfteallianz. Zudem wurde im März 2011
novationsfähigkeit und Beschäftigung. Infolge des        ein Innovationsbüro „Fachkräfte für die Region“
wirtschaftlichen Strukturwandels und einer steigen-      eingerichtet, das regionale Netzwerke und
den Nachfrage nach wissensintensiven Produkten           Projekte berät und tatkräftig vor Ort unterstützt
und Dienstleistungen wird sich der Fachkräftebe-         sowie Wissen und Best-Practice-Beispiele bündelt
darf erhöhen. Durch den demografischen Wandel ist        und bereitstellt.
zudem von einem Rückgang des Erwerbspersonen-




                                                                                                             8
ó Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) stehen         fen. Ziel ist es, die Wettbewerbsfähigkeit gerade
  gerade im ländlichen Raum vor besonderen             von KMU und das wirtschaftliche Wachstum in
  Herausforderungen im Fachkräftewettbewerb            Ostdeutschland zu unterstützen. So wird u. a.
  mit Großunternehmen, die in Ballungszentren          im Projekt „Generation Energie“ ein Berufsbil-
  angesiedelt sind. Darüber hinaus verfügen KMU        dungs- und Qualifizierungspool gebildet, der den
  oft nicht über die Ressourcen, um sich intensiv      Fachkräftebedarf des Programms „500 Bioener-
  um die Rekrutierung der notwendigen Fachkräfte       giedörfer in MV“ bis 2020 absichert. In der Region
  kümmern zu können. Zu ihrer Unterstützung            Usedom erarbeiten vier Arbeitskreise Lösungs-
  hat BMWi ein Kompetenzzentrum für Fach-              strategien für den Fachkräftebedarf in der Touris-
  kräftesicherung eingerichtet. Dort werden            musbranche der Region Usedom.
  Best-Practice-Beispiele und relevante Studien
  und Strategien gegen den Fachkräftemangel
  aufbereitet und zur Verfügung gestellt.            1.2 Kommunales Bildungsmanagement

ó Seit 2007 ist die Zahl der bei der Bundesagentur   Bildung hat eine Kernfunktion für die ökonomische
  für Arbeit gemeldeten Ausbildungsplatzbewerber     und innovative Stabilität unserer Volkswirtschaft.
  und -bewerberinnen um gut ein Viertel zurück-      Die Sicherstellung eines differenzierten und nach-
  gegangen, in den neuen Bundesländern hat sie       fragegerechten Bildungsangebots bildet deshalb
  sich halbiert. Um dieser Entwicklung Rechnung      eine zentrale bildungspolitische Herausforderung
  zu tragen und alle Arbeitskräftepotenziale best-   für die ländlichen Räume. Bildungseinrichtungen in
  möglich auszuschöpfen, hat der bis 2014 verlän-    ländlichen Räumen sind allerdings weit stärker als
  gerte Nationale Pakt für Ausbildung und Fach-      städtische Einrichtungen darauf angewiesen, sich
  kräftesicherung von Bundesregierung, Spitzen-      untereinander zu vernetzen, um so Ressourcen zur
  verbänden der Wirtschaft und Kultusminister-       Erhaltung oder zum Ausbau eines differenzierten
  konferenz neue Schwerpunkte gesetzt. Er will       und damit bedarfsorientierten Bildungs- und Bera-
  insbesondere diejenigen jungen Menschen in         tungsangebots bündeln zu können.
  Ausbildung bringen, die Schwierigkeiten beim
  Übergang in die Berufsausbildung haben, vor        ó Eine gemeinsame Initiative des BMBF „Lernen
  allem Altbewerber, Migranten, sozial Benachtei-      vor Ort“ mit Stiftungen unterstützt modellhaft
  ligte und Lernbeeinträchtigte sowie behinderte       insgesamt 40 Kommunen bundesweit drei Jahre
  Jugendliche.                                         bei der Entwicklung eines kohärenten kommu-
                                                       nalen Bildungsmanagements vor Ort. Ziel ist die
ó Mit der „Fachkräfteinitiative Ostdeutschland“        Erarbeitung übertragbarer Lösungsansätze auf
  fördert das BMI gemeinsam mit den ostdeutschen       andere Kommunen.
  Ländern und den Sozialpartnern regionale Ansät-
  ze. Gefördert werden zehn innovative Projekte,     ó Der Bund unterstützt Länder und Kommunen
  die geeignet sind, das Beschäftigungspotenzial       im Rahmen seiner Zuständigkeit u. a. bei der
  der eigenen Region bestmöglich auszuschöp-           Sicherstellung eines ausreichenden Ausbildungs-
                                                       platzangebotes.




9
1.3 Anpassung der Gemeinschafts-
    aufgaben GRW und GAK

Die Gemeinschaftsaufgaben „Verbesserung der regi-
onalen Wirtschaftsstruktur“ (GRW) und „Verbesse-
rung der Agrarstruktur und des Küstenschutz“ (GAK)
geben als zentrale Instrumente der regionalen Wirt-
schafts- und der Agrarpolitik wichtige Wachstum-
simpulse für die ländlichen Räume. Bedingt durch
die jeweilige Schwerpunktsetzung und unabhängig
von unterschiedlichen Zielen und Fördermodali-
täten der korrespondierenden EU-Fonds zeichnen
sich die Gemeinschaftsaufgaben durch eine arbeits-
teilige Förderung aus. Gegenwärtig werden – auch
in Erfüllung des Prüfauftrages aus dem Koalitions-
vertrag – Gemeinsamkeiten und Unterschiede der
zwei Systeme stärker herausgearbeitet, um weitere
Synergieeffekte zu erzielen. Damit sollen die beiden
Gemeinschaftsaufgaben zur Stärkung ländlicher
Räume noch koordinierter und gezielter eingesetzt
werden.



1.4 Umsetzung der Breitbandstrategie
    der Bundesregierung

Die flächendeckende Versorgung mit leistungsfä-        1.5 Modellregionen „LandZukunft“
higen Breitbandanschlüssen und der Aufbau von
Netzen der nächsten Generation sind wichtige           Mit diesem Modellvorhaben werden neue Wege in
Voraussetzungen für ökonomische Stabilität und         der integrierten ländlichen Entwicklung erprobt,
wirtschaftliches Wachstum. Zur Unterstützung des       um regionale Wertschöpfung und die Sicherung von
Aufbaus von Hochleistungsnetzen werden folgende        Arbeitsplätzen in peripheren strukturschwachen
Maßnahmen vorrangig vorangetrieben:                    ländlichen Räumen zu unterstützen.

ó Nutzung von Synergien beim Infrastrukturausbau       Die Akteure vor Ort sollen bei der Vorbereitung
  (u. a. Aufbau Infrastrukturatlas, Studie);           und Durchführung innovativer Projekte begleitet
                                                       werden, um die wirtschaftliche Entwicklung dieser
ó Optimierung einer investitions- und wachstums-       Regionen im demografischen Wandel voranzu-
  orientierten Regulierung im Rahmen der Novel-        bringen. Menschen mit Unternehmergeist für die
  lierung des Telekommunikationsgesetzes;              ländliche Entwicklung sollen so mobilisiert werden,
                                                       z. B. in Handwerksbetrieben, land- und forstwirt-
ó Optimierung von Fördermaßnahmen (u. a. GRW,          schaftlichen Unternehmen und im produzierenden
  GAK), um den Aufbau passiver Infrastrukturen zu      Gewerbe. Aber auch Menschen mit Unternehmer-
  unterstützen, wo dies auch unter weitgehender        geist in Verwaltung, Politik, Vereinen und Verbän-
  Hebung von Synergien und Ausschöpfung markt-         den sowie Bürgerinnen und Bürger, die sich in
  konformer Finanzierungsmöglichkeiten nicht           besonderer Weise für die Entwicklung ihrer Region
  über den Markt erfolgt.                              engagieren, sind angesprochen. Der Fokus liegt
                                                       dabei auf Lösungen für periphere, strukturschwache
                                                       Regionen. Im Ergebnis sollen übertragbare Ansätze
                                                       zur Bewältigung des demografischen Wandels
                                                       entwickelt werden.




                                                                                                        10
1.6 Gemeindefinanzreform                               1.7 Mikrokredite

Zukunftssichernde Investitionen sind auch in struk-    Die Bundesregierung hat mit dem Mikrokreditfonds
turschwachen ländlichen Gebieten erforderlich. Für     Deutschland den Zugang von Kleinunternehmen
die Zukunftsperspektiven dieser Regionen – etwa        sowie Existenzgründerinnen und Existenzgründern
bei der Anpassung an den demografischen Wandel         zu Kleinkrediten verbessert. Hierfür wurden Mittel
– ist eine entsprechende Mittelausstattung notwen-     aus dem BMAS und dem Europäischen Sozialfonds in
dig. Der ohnehin schwierige Strukturwandel in den      Höhe von insgesamt 100 Mio. € bereitgestellt.
Kommunen kann sonst nicht gemeistert werden
und belastet die Allgemeinheit letztlich mit hohen     Der Fonds sichert im Rahmen eines kooperativen
Ausgaben für kommende Jahrzehnte. Es ist Aufgabe       Modells die Vergabe von Mikrokrediten ab. Damit
der Länder, diese Aspekte bei ihrem jeweiligen kom-    wird für Unternehmen, die von Banken keine
munalen Finanzausgleich zu berücksichtigen. Der        Kredite erhalten, der Zugang zu Krediten bis zu
Bund leistet über den bundesstaatlichen Finanzaus-     20.000 € verbessert. Kleinunternehmen, die einen
gleich, aber auch durch die Wirkungen der sozialen     Kredit benötigen, können sich an Mikrofinanzins-
Sicherungssysteme, die maßgeblich vom Bund mit-        titute (MFI) wenden. Die Kredite werden dann von
finanziert werden, bereits jetzt einen wesentlichen    der GLS Bank vergeben.
Beitrag zur Stabilisierung auch von strukturschwa-
chen ländlichen Gebieten.                              Bereits jetzt zeigt sich eine breite Nutzung des
                                                       Mikrokreditfonds von Kleinunternehmen im länd-
Als ein Ergebnis der Beratungen der Gemeinde-          lichen Raum. Die systematische Erschließung der
finanzkommission wird der Bund schrittweise die        Potenziale des ländlichen Raums steht jedoch noch
Erstattung der kommunalen Aufwendungen für die         aus. Im Rahmen einer Kampagne soll der Fonds
Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminde-          Anfang 2012 einer breiteren Öffentlichkeit bekannt
rung des Vorvorjahres erhöhen; ab dem Jahr 2014        gemacht werden. Zudem ist vorgesehen, gezielt
mit vollständiger Erstattung. Diese Entlastung durch   auf die Chancen des Fonds für Kleinunternehmen
den Bund ist substanziell und wegen der voraus-        im ländlichen Raum hinzuweisen. Dass es einen
sehbar zukünftig stark zunehmenden Zahlungen           erheblichen Bedarf an Kleinkrediten gibt, zeigen die
an Grundsicherungsempfänger auch nachhaltig.           Zahlen aus den ersten 20 Monaten: Die GLS Bank hat
Sie entlastet alle Kommunen, und damit auch die        bereits mehr als 35,4 Mio. € an Kleinkrediten ausge-
im ländlichen Raum. Zudem werden nach Unter-           reicht (durchschnittliche Kredithöhe 6.100 €).
suchungen der Gemeindefinanzkommission Kom-
munen in schwieriger Finanzsituation überdurch-
schnittlich von dieser Entlastung profitieren.




11
1.8 Modellvorhaben der Raumordnung                      erarbeitet werden. Darüber hinaus fördert das
    „Stadt-Land-Partnerschaften:                        BMWi konkrete und praxisnahe Hilfsangebote zur
    großräumig – innovativ – vielfältig“                Stärkung des Fahrrad-, Wander-, Camping- und
                                                        Wassertourismus, um die Wertschöpfung in den
Angesichts der weiteren Ausdehnung der Verflech-        ländlichen Regionen zielgenau und den regionalen
tungsbereiche zwischen Städten und Gemeinden            Gegebenheiten angepasst weiter zu erhöhen.
bis in die ländlich-peripheren Räume hinein unter-
stützt die Bundesregierung die Herausbildung und
Weiterentwicklung großräumiger Stadt-Land-Part-
nerschaften im Rahmen von Modellvorhaben der
                                                        Handlungsfeld 2:
Raumordnung. Gefördert wird das partnerschaft-          Daseinsvorsorge und länd-
liche Miteinander unterschiedlich strukturierter,       liche Infrastrukturen
d. h. städtischer und ländlicher Teilräume mit dem
Ziel, die Wettbewerbsfähigkeit der Gesamtregion zu
fördern und gleichwertige Lebensbedingungen in          Situation
allen Teilen des Kooperationsgebietes zu schaffen.
Von zentraler Bedeutung sind dabei die regionalen       Die Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse bleibt
Steuerungsmechanismen, die im Sinne verbesserter,       die politische Leitvorstellung der Bundesregierung.
gemeinsam abgestimmter Kommunikations- und              Ziel ist es, den Menschen in allen Regionen eine an-
Entscheidungsstrategien zwischen öffentlichen und       gemessene Grundversorgung zu bieten. Öffentliche
privaten Akteuren dazu beitragen sollen, sowohl         Daseinsvorsorge schafft die Basis für Lebensqualität
die Potenziale der Städte als auch die der ländlichen   und ökonomische Leistungs- und Entwicklungs-
Regionen in die Kooperation einbringen und zu-          fähigkeit einer Region. Die veränderten Rahmen-
gunsten einer regionalen Gesamtentwicklung in           bedingungen stellen die flächendeckende Gewähr-
Wert setzen zu können.                                  leistung der öffentlichen Daseinsvorsorge vor große
                                                        Herausforderungen. Dabei steigt die Gefahr eines
                                                        sich selbst verstärkenden Kreislaufs, an dessen Ende
1.9 Tourismuspotenziale nutzen und                      die räumlichen Disparitäten zunehmen. Besondere
    ausbauen                                            Probleme bestehen in dünn besiedelten peripheren
                                                        Räumen hinsichtlich der Tragfähigkeit bzw. finan-
Das im ländlichen Tourismus vorhandene Potenzial        zierbaren Aufrechterhaltung von Angeboten der
ist noch nicht ausgeschöpft. Um regionale Wert-         öffentlichen Daseinsvorsorge.
schöpfungsketten zu erschließen und die Wirt-
schaftskraft des ländlichen Tourismus zu verbessern,
werden u. a. durch die beiden Bund-Länder-Gemein-       Medizinische Versorgung
schaftsaufgaben zentrale Tourismusprojekte im
ländlichen Raum gefördert. Eine erfolgreiche tou-       Die Sicherung der medizinischen Versorgung
ristische Erschließung steht im engen Zusammen-         (ambulante Versorgung mit Haus- und Fachärzten,
hang mit Maßnahmen zum Erhalt der Infrastruktur         stationäre Versorgung und Rettungswesen) auch in
und der Daseinsvorsorge. Tourismus ist ebenso von       dünn besiedelten und schrumpfenden Gebieten
den ländlichen Strukturen abhängig, wie er unter         ist zentraler Gegenstand der Daseinsvorsorge.
Nutzung der naturräumlichen Voraussetzungen zu          Insbesondere in den peripher gelegenen ländlichen
deren Erhalt beitragen kann.                            Räumen der neuen Länder werden Versorgungspro-
                                                        bleme erwartet.
Derzeit lässt das BMWi Handlungsempfehlungen
zur Entwicklung des Tourismus in ländlichen Räu-        Die Gesundheitsversorgung nimmt einen bedeutsa-
men erstellen. Die Handlungsfelder und Perspekti-       men Anteil an der Wirtschaft ein, die zugleich eine
ven des Tourismus sollen hierdurch näher bestimmt       Reihe von Besonderheiten aufweist:
und praxisorientiert aufbereitet werden. Dies soll
zur Steigerung der Attraktivität ländlicher Räume       ó Der Bedarf nimmt mit steigendem Alter zu und
für den Tourismus beitragen und entsprechende             Krankheitskosten sind altersabhängig.
Marketingaktivitäten unterstützen. Dazu sollen
Leitfäden, Best-Practice-Beispiele und Checklisten      ó Einem Mindestmaß an guter Erreichbarkeit
                                                          kommt wachsende Bedeutung zu.




                                                                                                           12
Infolge dessen sind je nach Ausprägung der Alters-     Daseinsvorsorge und Infrastruktur
struktur in der Region und Erreichbarkeit von Ver-
sorgungseinrichtungen die Kosten, Wertschöpfung        Kleinere Städte und Gemeinden im ländlichen Raum
und Arbeitsmarktwirkungen unterschiedlich.             sind wichtige Versorgungszentren öffentlicher
                                                       Dienstleistungen und wirtschaftliche, soziale und
Die demografischen Veränderungen bewirken              kulturelle Mittelpunkte einer Region. Insbeson-
wenig finanzielle Entlastungen, könnten aber die       dere Städte und Gemeinden in ländlich geprägten
Einnahmebasis schwächen. Daraus ergibt sich ein        Regionen, die von starkem Bevölkerungsrückgang
Handlungsdruck für einen effizienten Mitteleinsatz     und Veränderungen in der Bevölkerungsstruktur
und eine Anpassung der medizinischen Infrastruk-       betroffen sind, können die Tragfähigkeit der Infra-
tur an die veränderten Erfordernisse.                  struktur öffentlicher Daseinsvorsorge in bisheriger
                                                       Form nicht mehr gewährleisten. Immer häufiger
                                                       müssen Einrichtungen infolge veränderter Auslas-
Mobilität                                              tung geschlossen, aus- oder umgebaut werden, um
                                                       die steigende Kostenbelastung zu begrenzen.
Ein leistungsfähiges Verkehrssystem ist Voraus-
setzung für die wirtschaftliche Entwicklung. Die       Die Kosten zur Sicherstellung der Trinkwasserver-
Sicherung von Mobilität durch eine effiziente          sorgung und der Abwasserentsorgung sowie der
und sichere Verkehrsinfrastruktur und ein bedarfs-     Investitionsaufwand zur Erhaltung der Anlagen sind
gerechtes Verkehrsangebot gehört daher zu den          von der Besiedlungsdichte abhängig. Eine Anpas-
Kernaufgaben der Daseinsvorsorge.                      sung der Systeme an die demografische Entwick-
                                                       lung ist in ländlichen Räumen mit ihren kleinen
Die Verkehrspolitik muss insbesondere auf die gro-     Siedlungseinheiten noch weit schwieriger als in
ßen regionalen Unterschiede infolge des demogra-       größeren Städten, in denen partiell ein Rückbau im
fischen Wandels und das Anwachsen des Verkehrs         Zuge des Stadtumbaus möglich ist. Viele Kommunen
auf den Hauptachsen reagieren. Es gilt, ein bedarfs-   können diesen Anpassungsbedarf nicht mehr alleine
orientiertes Mobilitätsangebot in wachsenden und       bewältigen.
schrumpfenden Regionen sicherzustellen. Gerade
in ländlichen Räumen ergeben sich für Verkehrsin-      Besondere Bedeutung kommt deshalb der Bünde-
frastruktur und Öffentlichen Personennahverkehr        lung der Kräfte und Ressourcen der Kommunen,
(ÖPNV) besondere Herausforderungen: In vielen          einer Ausweitung interkommunaler Kooperation
Infrastrukturbereichen verändert sich infolge des      bei städtebaulichen Infrastrukturangeboten und der
demografischen Wandels und der damit verbun-           Zusammenarbeit in Netzwerken zu.
denen Abnahme und Alterung der Bevölkerung die
Nachfrage. Die Erhaltung des ländlichen Straßen-
netzes wird damit zunehmend schwieriger.               Sicherheit/Gefahrenabwehr

Die Kosten für Ausbau und Erhaltung der Verkehrs-      Die nichtpolizeiliche Gefahrenabwehr ist primär
infrastruktur je Bewohner steigen insbesondere         Aufgabe der Länder und Kommunen. Neben den
bei aufgelockerter Siedlungsweise (kleine Dörfer,      Berufsfeuerwehren sind vor allem in den ländlichen
Streusiedlungen) und abnehmender Bevölkerung           Gebieten die Freiwilligen Feuerwehren das Rückgrat
merkbar an. Zurückgehende Nutzerzahlen lassen          der nichtpolizeilichen Gefahrenabwehr. Die ehren-
daher in dünn besiedelten, ländlichen Räumen           amtlichen Helfer und Helferinnen des Technischen
kommunale oder regionale Infrastrukturen vielfach      Hilfswerks, das flächendeckend aufgestellt ist, unter-
an wirtschaftliche Tragfähigkeitsgrenzen geraten.      stützen den Katastrophenschutz vor Ort. Vielerorts
                                                       ist in ländlichen Regionen eine ausreichende
                                                       quantitative und qualitative Einsatzbereitschaft –
                                                       vor allem an Werktagen – immer schwieriger zu
                                                       gewährleisten. Die Gründe hierfür sind vielfältig, sei
                                                       es, dass die Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr
                                                       nicht am Ort arbeiten, dass junge Menschen die Re-
                                                       gionen verlassen oder dass der Nachwuchs fehlt.




13
Ziele
   ó Prüfung bzw. Überprüfung neuer Ansätze der Versorgung (integrierte Versorgung, medizinische Fach-
      zentren, Gemeindeschwestern, Telemedizin) auf ihre Eignung speziell für die Situation in peripheren
      ländlichen Räumen
   ó Berücksichtigung der Versorgungssituation im ambulanten Bereich, auch innerhalb der regionalen
      Planungsbereiche in den potenziell von Unterversorgung betroffenen ländlichen Regionen (Regionali-
      sierung der Versorgungssteuerung)
   ó Nachhaltige Absicherung von Mobilität durch eine hinreichende Verkehrsinfrastruktur und ein bedarfs-
      orientiertes Verkehrsangebot
   ó Flächendeckende Gewährleistung einer nachhaltigen und finanzierbaren technischen und städtebau-
      lichen Infrastruktur
   ó Gewährleistung der Gefahrenabwehr im ländlichen Raum




Maßnahmen                                                Neben der regionalen Besonderheiten Rechnung
                                                         tragenden, flexibleren Ausgestaltung der Bedarfs-
                                                         planung mit den erweiterten Einwirkungsmöglich-
2.1 Ärzteversorgung                                      keiten der Länder werden insbesondere folgende
                                                         Instrumente ausgebaut:
Zur Verbesserung der medizinischen Versorgung
in Deutschland ist das Versorgungsstrukturgesetz         ó Der Ausbau „mobiler“ Versorgungskonzepte
am 1. Januar 2012 in Kraft getreten. Hierdurch             (z. B. Tätigkeit an weiteren Orten, Zweigpraxen)
werden Maßnahmen angestoßen, die zum einen                 wird weiter unterstützt.
die ländlichen Gebiete für Mediziner attraktiver
machen und zum anderen die Belange der Patien-           ó Zur besseren Nutzung von Delegationsmöglich-
tinnen und Patienten in ländlichen Regionen                keiten von Leistungen zur Entlastung von Ärztin-
berücksichtigen. Insgesamt dienen die Maßnahmen            nen und Ärzten sollen die Bundesmantelvertrags-
dazu, Versorgungslücken im ambulanten Bereich              partner eine entsprechende Vorschlagsliste
zu schließen und damit auch die Inanspruchnahme            erarbeiten.
aufwändigerer Versorgungen, etwa im Bereich der
Versorgung mit Notfall- und Rettungsdiensten, zu         ó Telemedizin soll durch die stärkere Berücksich-
optimieren.                                                tigung telemedizinischer Leistungen im ver-
                                                           tragsärztlichen Vergütungssystem vor allem für
                                                           den ländlichen Raum wichtiger Bestandteil der
                                                           medizinischen Versorgung werden.

                                                         ó Alle Leistungen von Ärztinnen und Ärzten,
                                                           die in strukturschwachen Gebieten tätig sind,
                                                           werden grundsätzlich von der Abstaffelung
                                                           der Vergütung bei Leistungsüberschreitungen
                                                           ausgenommen.

                                                         ó Die regionalen Vertragspartner erhalten die
                                                           Option, Preiszuschläge für Leistungen von beson-
                                                           ders förderungswürdigen Leistungserbringern,
                                                           die in strukturschwachen Gebieten tätig sind
                                                           (z. B. mit höherer Versorgungsqualität), zu ver-
                                                           einbaren.




                                                                                                              14
ó Die Kassenärztlichen Vereinigungen erhalten die
  Möglichkeit zur Einrichtung eines Strukturfonds,
  um flexibel finanzielle Anreize für die Niederlas-
  sung in unterversorgten oder drohend unterver-
  sorgten Gebieten und bei besonderem Versor-
  gungsbedarf zu geben.

ó Kommunale Träger (Städte, Gemeinden, Land-
  kreise) erhalten die Möglichkeit, mit Zustimmung
  der Kassenärztlichen Vereinigung in begründe-
  ten Ausnahmefällen zur unmittelbaren medi-
  zinischen Versorgung Eigeneinrichtungen zu
  betreiben.




2.2 Bürgerschaftliches Engagement                      gefördertes Mehrgenerationenhaus. Mehr als die
                                                       Hälfte ist im ländlichen und kleinstädtischen Raum
Im Oktober 2010 hat die Bundesregierung eine           angesiedelt.
Nationale Engagementstrategie auf den Weg
gebracht. Grundsätzliches Ziel ist eine Bündelung      Die Mehrgenerationenhäuser in ländlichen Gebie-
bisheriger Aktivitäten und die Unterstützung, Fort-    ten haben sich mit ihren vielfältigen sozialen und
führung, und der Ausbau des bürgerschaftlichen         kulturellen Angeboten zu einer wichtigen Anlauf-
Engagements durch politische Rahmensetzung             stelle für alle Bürgerinnen und Bürger entwickelt.
materieller (Vorhaben, Projekte, Gesetze) wie imma-    Um die mit dem Programm angestoßenen Prozesse
terieller (z. B. Anerkennungskultur) Ausrichtung.      gezielt weiter zu entwickeln, wurde in Abstimmung
Die Strategie soll dabei den Grundstein für eine       mit den Ländern als Folgeprogramm das auf drei
gemeinsame und aufeinander abgestimmte Enga-           Jahre (2012 – 2014) angelegte Aktionsprogramm
gementförderung aller Bundesressorts legen. Ziele      Mehrgenerationenhäuser II konzipiert. Damit wer-
sind u. a. die Förderung einer engen Kooperation       den Mehrgenerationenhäuser mit bereits vorhan-
von staatlicher Verwaltung, Wirtschaft/Unterneh-       denen Initiativen und Organisationen kooperieren
men und den vielfältigen Gruppierungen der Bür-        und Vernetzungsstrukturen mit anderen lokalen
gergesellschaft in Stadt und Land, der Ausbau einer    Engagementakteuren auf- und ausbauen. Dies
Engagementpolitik und Engagementinfrastruktur          gilt insbesondere für die „Freiwilligendienste
in Kooperation aller föderalen Ebenen, die Unter-      aller Generationen“, deren Weiterentwicklung
stützung eines breiten bürgerschaftlichen Engage-      und Etablierung sie unter Berücksichtigung der
ments als Motor für die Entwicklung sozial innova-     jeweiligen regionalen Situation unterstützt. Die
tiver Lösungen und eine bessere Koordinierung und      Freiwilligendienste aller Generationen haben sich
Abstimmung der Projekte und Maßnahmen.                 für verschiedene Einsatzfelder, z. B. in den Berei-
                                                       chen Hilfs- und Unterstützungsangebote für ältere
Mit dem Aktionsprogramm Mehrgenerationen-              Menschen, Quartierentwicklung, Familien- und
häuser ist flächendeckend eine soziale Infrastruktur   Bildungspatenschaften als verlässliches Engage-
entstanden, die vor Ort einen nachhaltigen Beitrag     ment besonders bewährt und kommen mit ihrem
zum Zusammenhalt in der Gesellschaft leistet.          Zuschnitt den Erwartungen und dem Zeitbudget
Bundesweit verfügen fast alle Landkreise und           potenzieller Freiwilliger entgegen.
kreisfreien Städte derzeit über mindestens ein




15
2.3 Mobilitätsverbesserung                             Die Verkehrsunternehmen sollten sich zudem zu
                                                       umfassenden Mobilitätsdienstleistern weiterent-
Insbesondere in nachfrageschwachen Räumen wird         wickeln und damit zu einer besseren Verknüpfung
dem Individualverkehr mit PKW weiterhin eine           der einzelnen Verkehrsmittel beitragen. Eine opti-
große Bedeutung zukommen. Darüber hinaus gilt          mierte Ausschöpfung der rechtlichen Möglichkeiten
es, mit innovativen Lösungen eine bedarfsgerechte      des bestehenden Ordnungsrahmens (z. B. Personen-
und gleichzeitig effiziente Mobilitätsinfrastruktur    beförderungsgesetz) bzw. der Finanzierungsgrund-
wohnortnah sicherzustellen. Bundeseinheitliche         lagen (insbesondere Entflechtungs- und Regionali-
Rezepte gibt es dabei nicht. Der Schlüssel liegt in    sierungsgesetz) werden im Rahmen konkreter
örtlich angepassten Lösungen, die die jeweiligen       Modellvorhaben getestet.
regionalen und wirtschaftlichen Gegebenheiten
berücksichtigen. Hier sind in erster Linie Länder      In Modellregionen sollen unter Einbeziehung ländli-
und Kommunen gefordert. Die Bundesregierung            cher Räume u. a. durch die Ein-führung der Elekt-
unterstützt und begleitet dies im Rahmen der ver-      romobilität neue Mobilitätskonzepte entwickelt
fassungsrechtlichen Zuständigkeiten.                   werden. In diesem Zusammenhang sollen Mög-
                                                       lichkeiten zur Ausweitung von Aufladestationen
Auch bei der Sicherstellung der Mobilität sind inno-   für Elektromobilität im öffentlichen Straßenraum
vative, örtlich angepasste Lösungen gefragt. Dabei     geprüft und Kooperationen mit Car-Sharing-Ange-
kommt dem ÖPNV auch in der Fläche eine wichtige        boten, anderen Fahrzeugnutzungskonzepten und
Rolle zu. Aber insbesondere in nachfrageschwachen      Abholdiensten sowie neue Betreibermodelle für den
ländlichen Räumen wird die ergänzende Entwick-         Betrieb regionaler Schieneninfrastruktur erprobt
lung flexiblerer Bedienformen wie Anruf-Bus, Anruf-    werden.
Sammeltaxi oder Taxi-Bus an Bedeutung gewinnen.
                                                       Die Weiterentwicklung des Nationalen Radverkehrs-
                                                       plans (NRVP) soll dazu beitragen, die Bedingungen
                                                       für den Radverkehr in ländlichen Räumen zu ver-
                                                       bessern. Neben Investitionen in die Radverkehrsinf-
                                                       rastruktur (Bau von Radwegen und Abstellanlagen)
                                                       sind auch nicht-investive Maßnahmen erforderlich,
                                                       um die Attraktivität des Fahrrades im Alltags- und
                                                       Freizeitverkehr zu steigern.



                                                       2.4 Nichtpolizeiliche Gefahrenabwehr

                                                       Um eine „Kultur des Ehrenamtes“ im Bereich des
                                                       Bevölkerungsschutzes weiter zu fördern, wird seit
                                                       2009 in jedem Jahr öffentlichkeitswirksam der
                                                       Ehrenamtspreis „Helfende Hand“ vergeben. Neben
                                                       einer Intensivierung der Jugendarbeit sollen durch
                                                       besondere Imagemaßnahmen verstärkt Personen-
                                                       gruppen wie Frauen, ältere Mitbürger und Men-
                                                       schen mit Migrationshintergrund angesprochen
                                                       werden, die in der ehrenamtlichen Tätigkeit bislang
                                                       noch unterrepräsentiert sind.

                                                       Mit der Änderung des Straßenverkehrsgesetzes
                                                       werden Erleichterungen bezüglich der Führung
                                                       der Einsatzfahrzeuge bis zu 7,5 t für die Freiwilligen
                                                       Feuerwehren geschaffen, die kostengünstig und
                                                       unbürokratisch zu handhaben sind und damit einen
                                                       wichtigen Beitrag zur Förderung des Ehrenamtes
                                                       leisten.




                                                                                                           16
2.5 Initiative Ländliche Infrastruktur                   hafte Lösungen für ein bedarfsgerechtes und nach-
                                                         haltiges Infrastrukturangebot vor Ort in ländlichen
Mit der „Initiative Ländliche Infrastruktur“ wird        Räumen öffentlich bekannt gemacht und ausge-
eine Vielzahl von Maßnahmen zur Stärkung des             zeichnet. Gewürdigt wird vor allem die Eigeninitia-
ländlichen Raums unter einem Dach zusammenge-            tive und Kreativität der Bürgerinnen und Bürger.
fasst. Die Initiative setzt auf die regionalen Stärken   Ein besonderer Fokus wird hierbei auf integrierte
und auf die Ideen und Mitwirkung der Bürgerinnen         Ansätze gelegt, um die verschiedenen Aufgaben
und Bürger, um in den Regionen neue Perspektiven         überörtlich und über Gemeindegrenzen hinweg
aufzuzeigen und die Lebensqualität zu sichern. Das       miteinander zu verknüpfen.
Städtebauförderungsprogramm „Kleinere Städte
und Gemeinden – überörtliche Zusammenarbeit
und Netzwerke“ zielt auf die Unterstützung vor           2.6 Forschung und Innovation
allem kleinerer Städte und Gemeinden in dünn
besiedelten und ländlich geprägten Gebieten. Ziel        Die Gesundheitsforschung trägt mit ihren innova-
ist, die Versorgungsfunktionen öffentlicher Daseins-     tiven Konzepten wesentlich zu Sicherung der
vorsorge dauerhaft und bedarfsgerecht für die Be-        medizinischen Versorgung in ländlichen Regionen
völkerung der gesamten Region für die Zukunft zu         bei. Den Patienten sollen möglichst schnell deren
sichern und zu stärken. Handlungsschwerpunkt des         Ergebnisse zugute kommen. Gerade hierfür ist
Programms ist die Unterstützung aktiver interkom-        eine optimale Abstimmung und Vernetzung aller
munaler bzw. überörtlicher Zusammenarbeit bei            Akteure der Schlüssel zum Erfolg. Der Wettbewerb
der Anpassung und arbeitsteiligen Erbringung der         „Gesundheitsregionen der Zukunft – Fortschritt
baulichen Infrastruktur für die Daseinsvorsorge.         durch Forschung und Innovation“ soll die Inno-
                                                         vationspotentiale erschließen, die regionalen Wert-
Das Aktionsprogramm regionale Daseinsvor-                schöpfungsketten in der Gesundheitswirtschaft
sorge richtet sich als Modellvorhaben an Regio-          nachhaltig stärken und die Gesundheitsversorgung
nalplanungsträger, Landkreise oder Gemeinde-             durch mehr Qualität und Effizienz verbessern.
verbünde. Diese überörtlichen Planungsträger in          Akteure aus medizinischer Forschung, Entwicklung
ländlichen Räumen sollen gewonnen und darin              und Gesundheitsversorgung einer Region sollen
unterstützt werden, die „Regionalstrategie Daseins-      zusammengebracht werden. Zur Umsetzung der
vorsorge“ als ein Instrument zur Sicherung der           besten Konzepte werden bis 2014 insgesamt 22 Mil-
Daseinsvorsorge anzuwenden. Die „Regionalstrate-         lionen Euro bereitgestellt.
gie Daseinsvorsorge“ wurde im Rahmen eines frühe-
ren Modellvorhabens für jene ländlich strukturier-       So zeigt z. B. eines dieser Konzepte – FONTANE in
ten Regionen entwickelt und erfolgreich erprobt,         Nordbrandenburg – wie technische Neuentwick-
in denen die Grundversorgung mit kommunalen              lungen innovative Versorgungsansätze begleiten
Leistungsangeboten wie Schulen, Kindergärten,            und unterstützen. Hier entsteht aus dem klassischen
Gesundheits- und Beratungseinrichtungen, ÖPNV,           Konzept „Patient-Hausarzt-Facharzt“ eine neue
Straßen und technischer Ver- und Entsorgung ge-          Versorgungsstruktur für den ländlichen Raum, die
fährdet ist, weil die Bevölkerung stark abnimmt oder     aus dem aktiven Patienten und Hausarzt, einem
altert und dadurch wichtige Auslastungsschwellen         Zentrum für Telemedizin und einer ambulanten
unterschritten werden.                                   Kardiologiepraxis außerhalb des Patientenwohnorts
                                                         besteht.
Bis 2014 sollen 21 in besonderem Maße vom demo-
grafischen Wandel betroffene Regionen, Landkreise        Begleitet werden die Gesundheitsregionen von
oder Gemeindeverbände bei der Erarbeitung und            einem Forschungsvorhaben, das nicht nur die
Umsetzung integrierter Regionalkonzepte zur Siche-       unterschiedlichen Entwicklungen von Gesundheits-
rung der Daseinsvorsorge in besonders kritischen         regionen beschreibt und analysiert, sondern auch
Bereichen – wie z. B. der ärztlichen Versorgung und      grundlegende Fragen zum Übergang von Innovati-
dem Öffentlichen Nahverkehr – fachlich und finanzi-      onen in die Versorgung beantwortet. Diese Erkennt-
ell unterstützt werden.                                  nisse sollen in die Weiterentwicklung zukünftiger
                                                         Forschungs- und Fördermaßnahmen zur Verbesse-
Mit dem Wettbewerb „Menschen und Erfolge –               rung regionaler Wertschöpfungs- und Versorgungs-
Aktiv für ländliche Infrastruktur“ werden beispiel-      ketten einfließen.




17
de Nutzungsaufgabe eine Hauptursache für einen
Handlungsfeld 3:                                       schlechten Umweltzustand und den Verlust von
Natur und Umwelt                                       Arten und Lebensräumen dar. Zur Erhaltung der
                                                       biologische Vielfalt spielen die ländlichen Räume
                                                       daher eine herausgehobene Rolle.
Situation
                                                       Angesichts des prognostizierten Klimawandels gilt
                                                       es, die Emissionen von klimarelevanten Gasen aus
Die natürlichen Ressourcen Boden, Wasser, Luft         der Landnutzung zu verringern und gleichzeitig
sowie die biologische Vielfalt sind natürliches        Anpassungsmaßnahmen zur Vorsorge umzusetzen,
Erbe, Grundlage der wirtschaftlichen Tätigkeit und     um so weit wie möglich die Produktivität und
Lebensgrundlage zukünftiger Generationen. Ihre         Ertragssicherheit einer nachhaltigen Landbewirt-
Erhaltung und nachhaltige Nutzung sind sowohl          schaftung aufrecht zu erhalten. Auch im Bereich
ökonomisch, als auch sozial und ökologisch von         integrierter Regionalentwicklung und kommunaler
zentraler Bedeutung.                                   Investitionen z. B. in die Energieversorgung beste-
                                                       hen noch ungenutzte Potenziale in Bezug auf eine
Geschützte Landschaften können einen wichtigen         Reduzierung von Treibhausgasemissionen.
Beitrag zur regionalen Entwicklung leisten. So lässt
sich das Image von Regionen verbessern und Wert-       Mit dem Ausstieg aus der Kernenergie wird die Bio-
schöpfungsketten etablieren (z. B. durch Tourismus     energie mit ihrem umfangreichen Einsatzspektrum
und regionale Produkte). Es ist deshalb auch für       und ihrer guten Speicherbarkeit in der künftigen
die Entwicklung ländlicher Regionen von großer         Energieversorgung eine noch bedeutendere Rolle
Bedeutung, die natürlichen Ressourcen zu schützen      spielen und insbesondere in den Nutzungsbereichen
und damit zur Erreichung der nationalen und euro-      Wärme und Strom weiter ausgebaut werden. Um
päischen Umweltziele beizutragen.                      zunehmenden Flächennutzungskonkurrenzen und
                                                       möglichen negativen Auswirkungen auf die biologi-
Die Landnutzung hat eine große Vielzahl an Arten       sche Vielfalt und Umwelt entgegen zu wirken, sind
und Lebensräumen hervorgebracht. Andererseits          Nachhaltigkeitskriterien für die Biomasseerzeugung
stellt eine nicht nachhaltige und naturverträgliche    und -nutzung erforderlich.
Nutzung sowie eine in einigen Regionen zunehmen-




                                                                                                           18
ó Arten in besonderer Verantwortung Deutsch-
     Ziele                                                 lands,
     ó Das Naturkapital sichern – Erhalt und nach-
        haltiger Umgang und Nutzung                      ó Hotspots (Brennpunkte) der biologischen Vielfalt
        von Biodiversivität sowie von Natur- und           in Deutschland,
        Kulturlandschaften
     ó Modellregionen für nachhaltiges Wachstum          ó Sichern von Ökosystemdienstleistungen sowie
        entwickeln
     ó Nachhaltigen Tourismus fördern – Beschäf-         ó weitere Maßnahmen von besonderer repräsen-
        tigung im ländlichen Raum schaffen                 tativer Bedeutung für die Strategie.
     ó Flächen für erneuerbare Energien bereit-
        stellen; Nutzungskonflikte lösen                 Das Programm soll Multiplikatorwirkung entfalten
     ó Flächenneuinanspruchnahme für Siedlungs-          und die Kooperation unterschiedlicher Akteure bei
        und Verkehrszwecke verringern                    der Umsetzung der Ziele der Nationalen Strategie
                                                         zur biologischen Vielfalt fördern. So lässt sich z. B.
                                                         im Rahmen des Programms modellhaft aufzeigen,
                                                         wie von Akteuren der Landwirtschaft und des Natur-
                                                         schutzes gemeinsam die Biodiversität in ausgewähl-
Maßnahmen                                                ten ländlichen Regionen erhalten bzw. nachhaltig
                                                         verbessert werden kann und wie die Landwirtschaft
                                                         zur Sicherung und Förderung von Ökosystemdienst-
3.1 Bundeswettbewerb „Idee.Natur“                        leistungen in ländlichen Räumen und deren In-
                                                         wertsetzung beitragen kann. Dabei handelt es
Im Rahmen der Gewinnerprojekte des Bundeswett-           sich überwiegend um Projekte zur Erhaltung und
bewerbs „Idee.Natur – Naturschutzgroßprojekte            Förderung bestimmter Tier- und Pflanzenarten.
und ländliche Entwicklung“ werden in den nächs-          Weitere Projekte widmen sich z. B. der Sicherung
ten Jahren neue, innovative und zukunftsweisende         und Förderung von Ökosystemdienstleistungen in
Konzepte für Naturschutzgroßprojekte in Deutsch-         Auenbereichen oder anderweitigen landwirtschaft-
land umgesetzt, die beispielhaft Naturschutz und         lich genutzten Bereichen.
ländliche Entwicklung miteinander verknüpfen.
Die Schwerpunktthemen der Umsetzung liegen in
den Bereichen „Wälder“ und „Moore“.



3.2 Bundesprogramm Biologische
    Vielfalt

Das Bundesprogramm Biologische Vielfalt soll
wesentliche Impulse zur Umsetzung der Nationalen
Strategie zur biologischen Vielfalt liefern. Gefördert
werden Vorhaben mit erheblichem Bundesinteres-
se, denen im Rahmen der Nationalen Strategie zur
Biologischen Vielfalt eine gesamtstaatlich repräsen-
tative Bedeutung zukommt oder die diese Strategie
in besonders beispielhafter Weise umsetzen.

Als Ergebnis eines breit angelegten gesellschaftli-
chen Dialogprozesses mit Ländern und Kommunen,
Waldbesitzern, Landnutzern und Naturschutzver-
bänden wurden die folgenden Förderschwerpunkte
festgelegt:




19
3.3 Tourismuspotenziale nutzen                         und Wärme aus Biomasse kann derzeit als einziger
                                                       erneuerbarer Energieträger zugleich bedarfsge-
Tourismus in ländlichen Regionen kann von den          recht aber auch rund um die Uhr abgerufen werden.
naturräumlichen Voraussetzungen profitieren            Diese Flexibilität kann wichtige Beiträge zur System-
und gleichzeitig zu deren Erhaltung beitragen.         stabilität leisten.
Die Mehrzahl der über 130 Schutzgebiete in Deutsch-
land – Nationalparke, Biosphärenreservate und          Mit dem Modellvorhaben Bioenergieregion des
Naturparke – tritt gemeinsam unter der Dachmarke       BMELV wird ab 2012 die Energiewende auf regiona-
„Nationale Naturlandschaften“ auf. Diese Dach-         ler Ebene umgesetzt. Unter Anwendung und dem
marke wurde entwickelt, um nachhaltige touristi-       intelligentem Einsatz vorhandener Energieformen
sche Entwicklung dieser Regionen voranzubringen,       wird in Form eines Energiemixes auf regenerativer
den Bekanntheitsgrad dieser Gebiete zu erhöhen         Basis eine Region nachhaltig und möglichst autark
und die Entwicklung von Angeboten und deren            ihre Energieversorgung organisieren.
Vermarktung zu unterstützen. Vernetzungen und
Kooperationen zwischen den Schutzgebieten,             Zur Erreichung der Ziele des Energiekonzeptes 2050
Naturschutzverbänden, touristischen Partnern und       wird die Bundesregierung eng mit den Ländern
weiteren Wirtschafts- und Dienstleistungsunter-        zusammenarbeiten, um die Ausweisung von Flächen
nehmen der jeweiligen Region auch im Rahmen            für die Produktion, Speicherung und Übertragung
von Partnerschaften (z. B. „Partner der Nationalen     erneuerbarer Energien zu erhöhen und auftretende
Naturlandschaften“) sollen weiter gefördert und        Nutzungskonflikte zu lösen. Darüber hinaus setzt
ausgebaut werden.                                      sich die Bundes-regierung auf europäischer Ebene
                                                       für die Ausweitung der Nachhaltigkeitsanforde-
                                                       rungen auf alle Formen der Bioenergie, das heißt,
3.4 Erneuerbare Energien und                           insbesondere auch für feste und gasförmige Bio-
    nachwachsende Rohstoffe                            masse im Strom- und Wärmesektor sowie für die Ein-
                                                       führung geeigneter Maßnahmen zur Vermeidung
Mit dem Energiekonzept 2010 hat die Bundesre-          von indirekten Landnutzungsänderungen ein.
gierung den Grundstein für den Umbau der Ener-
gieversorgung gelegt. Ziel ist es, den Klimaschutz
entscheidend voranzubringen und unsere Treib-
hausgasemissionen bis 2050 um 80 – 95 % zu min-
dern. Zentraler Baustein für die Energieversorgung
der Zukunft ist der weitere zügige Ausbau der erneu-
erbaren Energien. Diese sollen zukünftig den Haupt-
teil unserer Energie erzeugen. Um eine zugleich
umweltschonende, zuverlässige und bezahlbare
Energieversorgung zu erreichen, muss der Ausbau
der erneuerbaren Energien nachhaltig und effizient
erfolgen. Auch der Akzeptanz in der Bevölkerung
sowie den Umwelt- und Naturschutzzielen ist Rech-
nung zu tragen.

Vor dem Hintergrund des Ausstiegs aus der Kern-
energie leistet die Bioenergie einen wichtigen
Beitrag beim Umstieg auf erneuerbare Energien.
Hier kommen vor allem die Stärken der Bioenergie
zum Tragen, wie z. B. die Speicherfähigkeit und die
dezentrale Erzeugung und Energieversorgung im
ländlichen Raum u. a. mittels Reststoffen. Darüber
hinaus hat die Biogaserzeugung einen hohen Stel-
lenwert für die Stärkung ländlicher Räume. Strom




                                                                                                          20
3.5 Flächenneuinanspruchnahme für                       ó Erfassung der Potenziale für die Innenentwick-
    Siedlungs- und Verkehrszwecke                         lung (z. B. Baulücken, Leerstände) sowie für die
                                                          Entsiegelung und Renaturierung;
Die Bundesregierung misst dem Thema „Flächen-
verbrauch“ eine große Bedeutung bei, denn die           ó Darauf aufbauende Entwicklung von Konzepten
unbebaute, unzerschnittene und unzersiedelte              zur Aktivierung der Entwicklungspotenziale
Fläche ist eine begrenzte Ressource.                      zusammen mit den betroffenen Eigentümern;

Seit der Nationalen Nachhaltigkeitsstrategie im         ó Intensivierung der interkommunalen Zusam-
April 2002 gibt es ein klares Ziel: Im Jahr 2020 soll     menarbeit: Die dazu notwendigen Flächen-
die tägliche Neuinanspruchnahme von Flächen für           managementprozesse bedürfen vielfältiger
Siedlungs- und Verkehrszwecke höchstens 30 ha             Abstimmungen, intensiver Öffentlichkeitsarbeit
betragen. Der fortschreitenden Zersiedelung und           und aktiver Vermarktung von Innenentwick-
Landschaftszerschneidung wird im Rahmen der               lungspotenzialen;
nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt von
2007 entgegengewirkt.                                   ó Installation eines Flächenmanagers als sog.
                                                          „Kümmerer“ (d. h. Ansprechpartner für Bürger-
Auch der Boden ist eine unserer wichtigsten Res-          meister, Verwaltungsmitarbeiter und Interessen-
sourcen. Vor allem der Verlust von wertvollem             ten/Bauwillige) zur Unterstützung und Intensi-
Ackerland muss wirkungsvoll eingedämmt werden.            vierung des Flächenmanagements vor Ort;
Die mit dem Flächenverbrauch häufig einhergehen-
de Bodenversiegelung und -verdichtung gefährdet         ó Strategische Ausrichtung der Instrumente der
nicht nur die Böden als Lebensraum, sondern auch          Landentwicklung auf die Innenentwicklung;
deren Funktion als Filter und Puffer für das Grund-
wasser. Diese Böden stehen dauerhaft nicht mehr         ó Überprüfung, inwieweit für die Dorfinnenent-
für den Anbau von Nahrungs- und Futtermittel und          wicklung das Instrument der städtebaulichen
nachwachsenden Rohstoffen sowie für die Erhaltung         Sanierung nutzbar gemacht werden kann.
der Biodiversität zur Verfügung. Mit Blick auf die
Begrenzung der Flächenneuinanspruchnahme in             Um Innovationen zu entwickeln und praxisgerechte
ländlichen Räumen werden derzeit insbesondere           Lösungen voranzubringen, hat die Bundesregierung
folgende Empfehlungen diskutiert:                       das Forschungsprogramm REFINA ins Leben geru-
                                                        fen und bisher in 45 Forschungsprojekten kommu-
                                                        nale und regionale Modellkonzepte für ein innova-
                                                        tives Flächenmanagement erprobt.




21
E. Ausblick
Der Fortschrittsbericht konzentriert sich auf die im   Für eine stärkere politische Beachtung der Raum-
Rahmen der IMAG „Ländliche Räume“ definierten          wirksamkeit von Politik und damit auch deren
Handlungsfelder und der dargestellten Maßnah-          Auswirkungen auf ländliche Räume, Städte oder
men. Der Fortschrittsbericht ist nicht statisch und    strukturschwache Regionen sollte geprüft werden,
soll – wo möglich und sinnvoll – in Zusammenarbeit     wie im Rahmen der Rechtssetzung die „raumwirk-
mit den Ländern, der Wissenschaft, den Verbänden       samen Auswirkungen“ von Gesetzentwürfen stärker
und den Menschen vor Ort umgesetzt und stetig          berücksichtigt werden können.
weiterentwickelt werden.
                                                       Alle an der IMAG „Ländliche Räume“ beteiligte Res-
Voraussetzung einer effektiven Politik für die länd-   sorts entscheiden unter Beachtung der gemeinsam
lichen Räume ist auch eine intensive Bürgerbetei-      erarbeiteten Strategie eigenständig über Art und
ligung, durch die viele innovative Ideen und Initia-   Umfang der öffentlichen Kommunikation. Dabei
tiven gefördert und unterstützt werden können.         werden die Chancen ressortübergreifender Kommu-
Das erfordert einen permanenten Dialog mit den         nikation genutzt, z. B. durch gemeinsame Termine
Akteuren, eine breite Bewusstseinsbildung und die      der Leitungen. Imagekampagnen werden gemein-
Kommunikation beispielhafter Lösungsansätze.           sam mit dem Bundespresseamt geprüft.

Dabei sollen alle Handlungsschwerpunkte durch          In diesem Sinne soll die Arbeit der IMAG verstetigt
moderne und möglichst barrierefreie Kommunika-         werden. Im Zuge der weiteren Arbeiten der IMAG
tionsformen (z. B. Regionalkonferenzen, Internet-      wird auch entschieden werden, in welcher Form
foren), Informationsveranstaltungen mit Verant-        künftige Ergebnisse veröffentlicht werden.
wortlichen und Akteuren aus Wissenschaft, Wirt-
schaft, Politik und Verwaltungen begleitet werden.




                                                                                                             22
Herausgeber
Bundesministerium für Ernährung,
Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV)

11055 Berlin




Text
Referat 416 – Entwicklung ländlicher Räume

Stand
November 2011

Gestaltung
design.idee, büro_für_gestaltung, Erfurt

Druck
BMELV

Foto/Bildnachweis:
Siegmar, cmfotoworks, montebelli, Bergfee, Jürgen Fälchle, ccfranken, contrastwerkstatt, otisthewolf, Rene Schubert,
Yuri Arcurs, Bernd Leitner, Bianka Hagge, felinda, Jose Ignacio Soto, Kerstin Selle, mahey, Gina Sanders, Svenni, Jonas
Glaubitz (alle Fotolia.com);
Soeren Bronsert

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  • 1. Fortschrittsbericht der Bundesregierung zur Entwicklung ländlicher Räume
  • 2. „Ich möchte zu Beginn noch einmal daran erinnern, dass auch in Deutschland rund 50 Prozent der Menschen in ländlichen Räumen wohnen und diese länd- lichen Räume ihren Charakter nur dann erhalten können, wenn sie eine wirt- schaftliche Bedeutung haben. Diese wirtschaftliche Bedeutung ist wiederum die Voraussetzung dafür, dass die kulturelle und die gesamtgesellschaftliche Bedeutung gestärkt wird.“ Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel anlässlich der Eröffnung der 72. Internationalen Grünen Woche 2
  • 3. Inhalt A. Ausgangslage 4 B. Ziele 5 C. Bisherige Initiativen und Erfolge der IMAG „Ländliche Räume“ 5 D. Handlungsschwerpunkte der IMAG „Ländliche Räume“ 7 Handlungsfeld 1: Wirtschaft und Arbeit 7 Situation 7 Ziele 8 Maßnahmen 8 1.1 Fachkräftesicherung 8 1.2 Kommunales Bildungsmanagement 9 1.3 Anpassung der Gemeinschaftsaufgaben GRW und GAK 10 1.4 Umsetzung der Breitbandstrategie der Bundesregierung 10 1.5 Modellregionen „Land.Zukunft“ 10 1.6 Gemeindefinanzreform 11 1.7 Mikrokredite 11 1.8 Modellvorhaben der Raumordnung „Stadt-Land-Partnerschaften: großräumig – innovativ – vielfältig“ 12 1.9 Tourismuspotenziale nutzen und ausbauen 12 Handlungsfeld 2: Daseinsvorsorge und ländliche Infrastrukturen 12 Situation 12 Ziele 14 Maßnahmen 14 2.1 Ärzteversorgung 14 2.2 Bürgerschaftliches Engagement 15 2.3 Mobilitätsverbesserung 16 2.4 Nichtpolizeiliche Gefahrenabwehr 16 2.5 Initiative Ländliche Infrastruktur 17 2.6 Forschung und Innovation 17 Handlungsfeld 3: Natur und Umwelt 18 Situation 18 Ziele 19 Maßnahmen 19 3.1 Bundeswettbewerb „Idee.Natur“ 19 3.2 Bundesprogramm Biologische Vielfalt 19 3.3 Tourismuspotenziale nutzen 20 3.4 Erneuerbare Energien und nachwachsende Rohstoffe 20 3.5 Flächenneuinanspruchnahme für Siedlungs- und Verkehrszwecke 21 E. Ausblick 22 3
  • 4. A. Ausgangslage Ländliche Räume in Deutschland sind vielfältig: Die von der Bundesregierung eingesetzte Intermi- Sie sind Lebensraum und Wirtschaftsstandort, sie nisterielle Arbeitsgruppe „Ländliche Räume“ (IMAG umfassen land- und forstwirtschaftliche Nutzräume „Ländliche Räume“) hat im April 2009 ein Hand- ebenso, wie Natur- und Erholungsräume. Viele lungskonzept der Bundesregierung zur Weiter- „harte“ und „weiche“ Einflussfaktoren wirken auf entwicklung der ländlichen Räume vorgelegt. deren Entwicklung. Insofern unterscheiden sie sich Das Bundeskabinett hat den Auftrag erteilt, die rele- in sozialer, ökonomischer, demografischer und vanten Politikbereiche besser zu koordinieren und naturräumlicher Sicht. Dabei verlaufen Wachstums- die Vorhaben des Handlungskonzeptes umzusetzen. und Schrumpfungsprozesse oft parallel. Mit dem vorliegenden Fortschrittsbericht werden – Angesichts veränderter Rahmenbedingungen – ins- in drei thematisch übergeordneten Handlungs- besondere des demografischen Wandels – stehen feldern – jeweils die „Ist-Situation“ dargestellt und die ländlichen Räume vor besonderen Herausforde- zentrale Ziele abgeleitet. Zudem sind die aktuellen rungen, denen sich die Politik stellen muss. Dabei Maßnahmen der jeweiligen Bundesressorts zusam- ist ein an der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie mengeführt. der Bundesregierung orientierter, integrierter und ressortübergreifender Ansatz zu verwirklichen. Der Fortschrittsbericht dokumentiert den integrier- Wichtige Bezüge bestehen auch zur Demografie- ten Politikansatz der Bundesregierung zur Entwick- strategie, zur Engagementstrategie und zur Natio- lung der ländlichen Räume. Durch eine flexible nalen Strategie zur biologischen Vielfalt. Ausgestaltung wird die IMAG „Ländliche Räume“ auf neue Erkenntnisse und aktuelle Herausforde- Nachhaltige ländliche Entwicklung erfordert die rungen reagieren sowie an der Weiterentwicklung enge Zusammenarbeit von Bund, Ländern, Land- der Maßnahmen arbeiten. kreisen, Städten und Gemeinden sowie die Kompe- tenz und das Engagement der Entscheidungsträger und der Menschen vor Ort. 4
  • 5. B. Ziele Vorrangiges Ziel der Bundesregierung ist es, die Beitrag zur Erhaltung gleichwertiger Lebensverhält- ländlichen Räume unter Berücksichtigung ihrer nisse in Deutschland geleistet. unterschiedlichen Entwicklungspotenziale als eigenständige Lebens- und Wirtschaftsräume zu Die Aktivitäten der Bundesregierung zur Weiter- stärken, nachhaltig zu gestalten, zukunftsfähig zu entwicklung ländlicher Räume werden mit diesem machen und ihre Attraktivität zu erhalten. Sie sollen Fortschrittsbericht im Sinne eines integrierten zu vitalen, multifunktionalen, wettbewerbsfähigen Politikansatzes besser aufeinander abgestimmt, und lebenswerten Räumen weiterentwickelt wer- regelmäßig bewertet und fortgeschrieben. Hierzu den. Dabei sind die ökonomischen, sozialen und wird auch der von der Europäischen Kommission ökologischen Aspekte mehr als bisher auf die spezi- für alle EU-Förderinstrumente (EFRE, ESF, Kohäsions- fischen regionalen Erfordernisse zu konzentrieren fonds, ELER und EMFF) ab 2014 vorgeschlagene und die Eigenverantwortung der Regionen für ihre Gemeinsame Strategische Rahmen zur Entwicklung Entwicklung zu stärken. Damit wird ein wichtiger des ländlichen Raumes beitragen. C. Bisherige Initiativen und Erfolge der IMAG „Ländliche Räume“ Ungeachtet schwieriger wirtschafts- und finanzpo- wicklungsstrategien verstärkt und die Breitband- litischer Rahmenbedingungen konnte nach Ver- förderung aufgenommen. Für kleine und mittlere abschiedung des Handlungskonzeptes durch das Unternehmen (KMU) wurden die Fördersätze in Bundeskabinett im Mai 2009 von den beteiligten D-Fördergebieten erhöht. Zur Stärkung des Tech- Bundesressorts eine Vielzahl von Maßnahmen um- nologietransfers in ländliche Räume wurde die gesetzt bzw. initiiert werden. Förderung von gemeinnützigen, außeruniversi- tären Forschungseinrichtungen in den regulären Zur kurzfristigen konjunkturellen Stabilisierung Förderkatalog forciert. der Wirtschaft und zur Verbesserung der regionalen Infrastrukturausstattung wurden mit dem Konjunk- ó Im Rahmen der GAK wurden mit der Förderung turpaket II zusätzliche Finanzhilfen des Bundes zur der Einspeisung von Bioenergie in Nahwärme- Förderung von Investitionen der Kommunen und netze und der Unterstützung des Breitbandaus- der Länder baus zwei neue Fördermöglichkeiten geschaffen. (u. a. in ländliche Infrastruktur) bereitgestellt. Der Fördersatz für den Breitbandausbau der Kommunen wurde auf 90 % erhöht. Auch die Zur längerfristigen Verbesserung der Wirtschafts- Begleitung und Koordinierung der sektorüber- struktur in strukturschwachen ländlichen Räumen greifenden Abstimmung zwischen regionalen wurden die Gemeinschaftsaufgaben „Verbesserung Akteuren (Gemeinden, Unternehmen, Verbän- der regionalen Wirtschaftsstruktur“ (GRW) und den) durch ein Regionalmanagement wurde „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küsten- hinsichtlich der Fördersätze, -höchstbeträge und schutzes“ (GAK) inhaltlich ausgebaut. -dauer ausgeweitet. Zudem sind die Fördersätze für die dem ländlichen Charakter angepassten ó In die GRW ist eine zweite Fördergebietskulisse Infrastrukturmaßnahmen erhöht worden. Einen mit dem Schwerpunkt „ländliche Räume“ aufge- Bonus erhalten insbesondere Maßnahmen auf nommen worden. Es wurden neue Fördermög- Basis sektorübergreifend abgestimmter integ- lichkeiten geschaffen (z. B. „Regionalbudget“ rierter ländlicher Entwicklungskonzepte (ILEK) und „Experimentierklausel“) und bestehende ver- zur Einbindung einer nachhaltigen Land- und längert (z. B. „Regionalmanagement“). Im Infra- Forstwirtschaft in den Prozess zur Stärkung der strukturbereich wurde die Unterstützung inter- regionalen Wirtschaft. kommunaler Kooperationen und regionaler Ent- 5
  • 6. Zur Sicherstellung einer wohnortnahen medizinischen Versorgung wurden mit dem Gesetz zur Weiterent- wicklung der Organisationsstrukturen in der gesetz- lichen Krankenversicherung die Voraussetzungen für eine stärkere Flexibilisierung der vertragsärzt- lichen Berufsausübung (Abschaffung der Altersgren- zen, Verbesserung der Anstellungsmöglichkeiten in Arztpraxen) geschaffen. Mit dem Modellprojekt Schwester AGnES wurde die Entlastung des Arztes durch die Übertragung von Tätigkeiten auf nicht- ärztliche Berufe verfolgt. Zur Steuerung des ärzt- lichen Niederlassungsverhaltens über Preisanreize wurden vom GKV-Spitzenverband Vorschläge ent- wickelt und durch eine Arbeitsgruppe evaluiert. Zur Bewahrung und nachhaltigen Nutzung des Natur- kapitals wurden vorhandene Förderinstrumente für den Aufbau regionaler Wertschöpfungsketten genutzt. Mit dem Erprobungs- und Entwicklungs- vorhaben „Erlebnis Grünes Band“ wurde in drei Modellregionen neben landschaftspflegerischen Maßnahmen der Aufbau einer spezifischen touris- tischen Infrastruktur sowie die Entwicklung buch- Die Versorgung mit Breitbandanschlüssen wurde in barer touristischer Pauschalangebote initiiert. Die Umsetzung der Breitbandstrategie der Bundesregie- begonnene Umsetzung der Nationalen Strategie zur rung – bestätigt durch die Meseberger Beschlüsse im Biologischen Vielfalt und die Umsetzung von inte- November 2009 – forciert. Die Novelle zur Änderung grierten Naturschutz- und Regionalprojekten liefern des Telekommunikationsgesetzes (TKG) berücksich- ebenfalls Anhaltspunkte für den weiteren nachhal- tigt in besonderer Weise Anreize zu Investitionen in tigen und qualitativen Aus- und Aufbau regionaler Breitbandnetze, die Möglichkeit von Unternehmens- Wertschöpfungsketten. kooperationen und die Nutzung von Synergien beim Ausbau neuer Netze. Der Infrastrukturatlas wurde Das Erneuerbare-Energien-Gesetz trägt zur Verbesse- weiterentwickelt und die Vernetzung zwischen rung der Wirtschaftsstruktur in ländlichen Räumen Bund, Ländern, Verbänden und Unternehmen inten- bei. Ein Großteil der erneuerbaren Energien, ins- siviert. Durch die Einrichtung des Breitbandbüros besondere der Bioenergie, wird dezentral im länd- der Bundesregierung und von Kompetenzzentren lichen Raum erzeugt. Insbesondere bei der Bioener- in den Ländern konnten die Kommunen zusätz- gie entstehen dabei neue regionale Wertschöp- lich mobilisiert werden. Der Breitbandatlas stellt fungsketten. Es werden Arbeitsplätze geschaffen die Verfügbarkeit von Breitbandanschlüssen auf und gleichzeitig ein wichtiger Beitrag zum Klima- kleinräumlicher Basis dar. Die Breitbandförderung schutz geleistet. im Rahmen der GAK und der GRW wurde 2008 bzw. 2009 ermöglicht und seitdem mehrfach bedarfs- Zur Stärkung regionaler Kooperationen wurde das gerecht angepasst. Neben der Förderung der Wirt- Modellvorhaben der Raumordnung „Überregionale schaftlichkeitslücke ist jetzt auch die Verlegung Partnerschaften“ durchgeführt. In sieben Modell- von Leerrohren förderfähig. Ab Januar 2011 ist im regionen wurden in über 40 Einzelprojekten u. a. Rahmen der GRW auch die Förderung hochleis- in den Handlungsfeldern Clusterentwicklung, regio- tungsfähiger Breitbandanschlüsse und Netze der nale Wirtschaftskreisläufe, Fachkräftesicherung, nächsten Generation möglich. Wissenschaftskooperation, Familienfreundlichkeit, regionale Entwicklungskonzepte und Governance- Die Bundesrahmenregelung Leerrohre erleichtert fragen erfolgreich großräumige Partnerschaftsan- Ländern und Kommunen den beihilfekonformen sätze erprobt. Kern des hier verfolgten Strategiean- Ausbau passiver Infrastrukturen. In Modellprojekten satzes ist eine partnerschaftliche Zusammenarbeit wurde beispielhaft gezeigt, wie der Ausbau von zwischen unterschiedlich strukturierten Räumen, Hochleistungsnetzen unter Synergienutzung auch d. h. zwischen Städten, Metropolen und ländlichen in kleinen Gemeinden erfolgen kann. Wachstumsregionen sowie peripheren und struktur- schwachen Regionen. 6
  • 7. D. Handlungsschwerpunkte der IMAG „Ländliche Räume“ Die IMAG „Ländliche Räume“ setzt in den folgenden ó die fehlende Qualifikation der Arbeitnehmer, Handlungsfeldern, in denen die Bundesregierung in Verantwortung steht, besondere Akzente: ó die Abwanderung gut ausgebildeter Menschen, 1. Wirtschaft und Arbeit ó die geringer werdende Auslastung der Infrastruk- 2. Daseinsvorsorge und ländliche Infrastrukturen tur und der Daseinsvorsorge. 3. Natur und Umwelt. Andererseits profitieren ländliche Räume mit hoher Die Maßnahmen zeigen exemplarisch Handlungs- Beschäftigung z. B. am Rande größerer Ballungsräu- möglichkeiten auf und sollen Entwicklungen auf me von deren Anziehungskraft bei der Ansiedlung den relevanten Feldern für eine nachhaltige Ent- von Unternehmen und als Wohnort. Insbesondere wicklung der ländlichen Räume in der Politik der im Süden Deutschlands sind wirtschaftlich starke Bundesregierung anstoßen. ländliche Regionen mit einem hohen Anteil an klei- nen und mittelständischen teilweise hoch innovati- ven Unternehmen zu finden. In anderen ländlichen Regionen bestehen clusterähnliche Strukturen, in Handlungsfeld 1: denen Betriebe entlang einer Wertschöpfungskette Wirtschaft und Arbeit regional und überregional verzahnt sind und für eine selbst tragende Entwicklung sorgen. Landwirt- Situation schaftliche Produktion und Verarbeitung/Vermark- tung, Forstwirtschaft, Handwerk, Dienstleistungen Die wirtschaftliche Stabilität ländlicher Regionen und Gewerbe sind hier in lokale Wirtschaftskreis- ist die Grundlage für deren Entwicklung und die läufe eingebunden. Handlungsspielräume der Akteure vor Ort. Gleich- zeitig sind sie Voraussetzung für deren Attraktivität Qualitativ hochwertige Bildungsangebote tragen als Lebens-, Arbeits-, Erholungs- und Naturraum. wesentlich dazu bei, dass die Potenziale einer Regi- Strukturwandel und demografische Entwicklung on genutzt werden können, eine wettbewerbsfähige verstärken sich oft gegenseitig und führen dazu, Wirtschaft erhalten bleibt, das gesellschaftliche und dass sich ländliche Regionen unterschiedlich kulturelle Leben bereichert wird und Lebensqualität entwickeln. entsteht. Bildungsangebote beeinflussen immer auch Standortentscheidungen mit. Die Sicherstel- Ländliche Regionen mit hoher Arbeitslosigkeit lung eines differenzierten und nachfragegerechten befinden sich häufig in peripherer Lage und haben Bildungsangebots bildet deshalb die zentrale bil- kaum wirtschaftliche Verflechtungen mit Wirt- dungspolitische Herausforderung für die ländlichen schaftszentren. Es besteht die Gefahr einer Abwärts- Räume. spirale aus sinkender Attraktivität, Abwanderung und Einschränkung/Niedergang der Infrastruktur. Den digitalen Medien kommt in diesem Zusammen- Zu den Problemen zählen u. a. hang eine besondere Bedeutung zu. Der allgemeine Zugang zu Bildungsangeboten, die Umsetzung me- ó der Mangel an wettbewerbsfähigen Arbeits- diengestützter Lernortkooperationen, die Bildung plätzen, berufsbezogener, aber auch freizeitorientierter Online-Communities eröffnen neue Chancen, den ó ein niedriges Einkommensniveau und dadurch ländlichen Bildungs- und Kulturraum zu beleben eine geringe Kaufkraft, und zu integrieren. 7
  • 8. Der Tourismus hat sich in den ländlichen Regionen potenzials auszugehen. Die Auswirkungen dieser Deutschlands zu einem wesentlichen Wirtschafts- Trends zeigen sich frühzeitig insbesondere in peri- faktor entwickelt und ist ein Markt der Zukunft. pheren ländlichen Räumen. Die Bundesregierung Der touristische Entwicklungsgrad der Regionen ist erarbeitet vor diesem Hintergrund entsprechende sehr unterschiedlich. Im Vergleich zu städtischen Konzepte bzw. Strategien: Strukturen ist die Anbieterlandschaft kleinteiliger und heterogener. So fehlen oft attraktive regionale ó Im Rahmen des Zukunftsgesprächs am 18. Juni Erlebnisräume mit vernetzten Angeboten. Notwen- 2010 in Meseberg wurde eine gemeinsame dig für eine bessere Nutzung des touristischen Arbeitsgruppe „Fachkräfte der Zukunft“ einbe- Potenzials ist eine hinreichende Anbindung durch rufen, in der die Sozialpartner mitwirken. Mit der öffentliche Verkehrsmittel und regional aufeinander Gemeinsamen Erklärung beim zweiten Zukunfts- abgestimmte Mobilitätsketten. gespräch am 22. Juni 2011 (Meseberg II) haben Bundesregierung und Sozialpartner bekräftigt, Ländliche Räume werden dann erfolgreich sein, dass sie im Rahmen ihrer jeweiligen Verantwort- wenn es gelingt, eine nachhaltige regionale Wirt- lichkeiten zur Sicherung der Fachkräftebasis schaft aufzubauen und die Stärken für ihre Zukunfts- beitragen werden. entwicklung zu nutzen sowie selbstbewusst mit städtisch geprägten Räumen zusammenzuarbeiten. ó Unter Federführung des BMAS hat darüber hinaus die Interministerielle Arbeitsgruppe „Fachkräfte der Zukunft“ ein innerhalb der Bundesregierung abgestimmtes Fachkräfte- konzept entlang der Sicherungspfade Ziele • Aktivierung und Beschäftigungssicherung, ó Stärkung der Wirtschaftskraft und Aktivie- • bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf, rung des wirtschaftlichen Potenzials • Bildungschancen für alle von Anfang an, ó Sicherung und Schaffung neuer Arbeitsplätze • Qualifizierung, Aus- und Weiterbildung sowie ó Standortverbesserung durch integriertes • Integration und qualifizierte Zuwanderung Vorgehen zur • Sicherung der Fachkräftebasis erarbeitet, welches am 22. Juni 2011 im Kabinett • Sicherung der kommunalen Handlungs- beschlossen und beim o. g. Zukunftsgespräch der spielräume Kanzlerin vorgestellt wurde. • Anpassung der verkehrlichen Infrastruktur und der Daseinsvorsorge ó Auf regionaler Ebene gibt es bereits eine Vielzahl ó Etablierung und Ausbau regionaler Wert- lokaler Akteure, Initiativen und Projekte, die viel- schöpfungsketten fältige Aktivitäten im Bereich Fachkräftesiche- ó Stärkung der regionalen Kooperation rung ausüben. Ziel der Initiative „Fachkräfte ó Verbesserung der Rahmenbedingungen für für die Region“ ist es, darüber hinaus regionale den Tourismus in ländlichen Räumen Kooperationsstrukturen auf- bzw. auszubauen und zu unterstützen, die sich im Bereich Fach- kräftesicherung engagieren. Auf Bundesebene wurde im Rahmen der Initiative eine strategische Partnerschaft des BMAS mit den wirtschafts- und Maßnahmen arbeitsmarktnahen sowie regional verankerten Institutionen DIHK, ZDH, BDA, DGB, der Bundes- 1.1 Fachkräftesicherung agentur für Arbeit sowie der Deutschen Renten- versicherung aufgebaut – die so genannte Fachkräfte sichern Produktivität, Wachstum, In- Arbeitskräfteallianz. Zudem wurde im März 2011 novationsfähigkeit und Beschäftigung. Infolge des ein Innovationsbüro „Fachkräfte für die Region“ wirtschaftlichen Strukturwandels und einer steigen- eingerichtet, das regionale Netzwerke und den Nachfrage nach wissensintensiven Produkten Projekte berät und tatkräftig vor Ort unterstützt und Dienstleistungen wird sich der Fachkräftebe- sowie Wissen und Best-Practice-Beispiele bündelt darf erhöhen. Durch den demografischen Wandel ist und bereitstellt. zudem von einem Rückgang des Erwerbspersonen- 8
  • 9. ó Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) stehen fen. Ziel ist es, die Wettbewerbsfähigkeit gerade gerade im ländlichen Raum vor besonderen von KMU und das wirtschaftliche Wachstum in Herausforderungen im Fachkräftewettbewerb Ostdeutschland zu unterstützen. So wird u. a. mit Großunternehmen, die in Ballungszentren im Projekt „Generation Energie“ ein Berufsbil- angesiedelt sind. Darüber hinaus verfügen KMU dungs- und Qualifizierungspool gebildet, der den oft nicht über die Ressourcen, um sich intensiv Fachkräftebedarf des Programms „500 Bioener- um die Rekrutierung der notwendigen Fachkräfte giedörfer in MV“ bis 2020 absichert. In der Region kümmern zu können. Zu ihrer Unterstützung Usedom erarbeiten vier Arbeitskreise Lösungs- hat BMWi ein Kompetenzzentrum für Fach- strategien für den Fachkräftebedarf in der Touris- kräftesicherung eingerichtet. Dort werden musbranche der Region Usedom. Best-Practice-Beispiele und relevante Studien und Strategien gegen den Fachkräftemangel aufbereitet und zur Verfügung gestellt. 1.2 Kommunales Bildungsmanagement ó Seit 2007 ist die Zahl der bei der Bundesagentur Bildung hat eine Kernfunktion für die ökonomische für Arbeit gemeldeten Ausbildungsplatzbewerber und innovative Stabilität unserer Volkswirtschaft. und -bewerberinnen um gut ein Viertel zurück- Die Sicherstellung eines differenzierten und nach- gegangen, in den neuen Bundesländern hat sie fragegerechten Bildungsangebots bildet deshalb sich halbiert. Um dieser Entwicklung Rechnung eine zentrale bildungspolitische Herausforderung zu tragen und alle Arbeitskräftepotenziale best- für die ländlichen Räume. Bildungseinrichtungen in möglich auszuschöpfen, hat der bis 2014 verlän- ländlichen Räumen sind allerdings weit stärker als gerte Nationale Pakt für Ausbildung und Fach- städtische Einrichtungen darauf angewiesen, sich kräftesicherung von Bundesregierung, Spitzen- untereinander zu vernetzen, um so Ressourcen zur verbänden der Wirtschaft und Kultusminister- Erhaltung oder zum Ausbau eines differenzierten konferenz neue Schwerpunkte gesetzt. Er will und damit bedarfsorientierten Bildungs- und Bera- insbesondere diejenigen jungen Menschen in tungsangebots bündeln zu können. Ausbildung bringen, die Schwierigkeiten beim Übergang in die Berufsausbildung haben, vor ó Eine gemeinsame Initiative des BMBF „Lernen allem Altbewerber, Migranten, sozial Benachtei- vor Ort“ mit Stiftungen unterstützt modellhaft ligte und Lernbeeinträchtigte sowie behinderte insgesamt 40 Kommunen bundesweit drei Jahre Jugendliche. bei der Entwicklung eines kohärenten kommu- nalen Bildungsmanagements vor Ort. Ziel ist die ó Mit der „Fachkräfteinitiative Ostdeutschland“ Erarbeitung übertragbarer Lösungsansätze auf fördert das BMI gemeinsam mit den ostdeutschen andere Kommunen. Ländern und den Sozialpartnern regionale Ansät- ze. Gefördert werden zehn innovative Projekte, ó Der Bund unterstützt Länder und Kommunen die geeignet sind, das Beschäftigungspotenzial im Rahmen seiner Zuständigkeit u. a. bei der der eigenen Region bestmöglich auszuschöp- Sicherstellung eines ausreichenden Ausbildungs- platzangebotes. 9
  • 10. 1.3 Anpassung der Gemeinschafts- aufgaben GRW und GAK Die Gemeinschaftsaufgaben „Verbesserung der regi- onalen Wirtschaftsstruktur“ (GRW) und „Verbesse- rung der Agrarstruktur und des Küstenschutz“ (GAK) geben als zentrale Instrumente der regionalen Wirt- schafts- und der Agrarpolitik wichtige Wachstum- simpulse für die ländlichen Räume. Bedingt durch die jeweilige Schwerpunktsetzung und unabhängig von unterschiedlichen Zielen und Fördermodali- täten der korrespondierenden EU-Fonds zeichnen sich die Gemeinschaftsaufgaben durch eine arbeits- teilige Förderung aus. Gegenwärtig werden – auch in Erfüllung des Prüfauftrages aus dem Koalitions- vertrag – Gemeinsamkeiten und Unterschiede der zwei Systeme stärker herausgearbeitet, um weitere Synergieeffekte zu erzielen. Damit sollen die beiden Gemeinschaftsaufgaben zur Stärkung ländlicher Räume noch koordinierter und gezielter eingesetzt werden. 1.4 Umsetzung der Breitbandstrategie der Bundesregierung Die flächendeckende Versorgung mit leistungsfä- 1.5 Modellregionen „LandZukunft“ higen Breitbandanschlüssen und der Aufbau von Netzen der nächsten Generation sind wichtige Mit diesem Modellvorhaben werden neue Wege in Voraussetzungen für ökonomische Stabilität und der integrierten ländlichen Entwicklung erprobt, wirtschaftliches Wachstum. Zur Unterstützung des um regionale Wertschöpfung und die Sicherung von Aufbaus von Hochleistungsnetzen werden folgende Arbeitsplätzen in peripheren strukturschwachen Maßnahmen vorrangig vorangetrieben: ländlichen Räumen zu unterstützen. ó Nutzung von Synergien beim Infrastrukturausbau Die Akteure vor Ort sollen bei der Vorbereitung (u. a. Aufbau Infrastrukturatlas, Studie); und Durchführung innovativer Projekte begleitet werden, um die wirtschaftliche Entwicklung dieser ó Optimierung einer investitions- und wachstums- Regionen im demografischen Wandel voranzu- orientierten Regulierung im Rahmen der Novel- bringen. Menschen mit Unternehmergeist für die lierung des Telekommunikationsgesetzes; ländliche Entwicklung sollen so mobilisiert werden, z. B. in Handwerksbetrieben, land- und forstwirt- ó Optimierung von Fördermaßnahmen (u. a. GRW, schaftlichen Unternehmen und im produzierenden GAK), um den Aufbau passiver Infrastrukturen zu Gewerbe. Aber auch Menschen mit Unternehmer- unterstützen, wo dies auch unter weitgehender geist in Verwaltung, Politik, Vereinen und Verbän- Hebung von Synergien und Ausschöpfung markt- den sowie Bürgerinnen und Bürger, die sich in konformer Finanzierungsmöglichkeiten nicht besonderer Weise für die Entwicklung ihrer Region über den Markt erfolgt. engagieren, sind angesprochen. Der Fokus liegt dabei auf Lösungen für periphere, strukturschwache Regionen. Im Ergebnis sollen übertragbare Ansätze zur Bewältigung des demografischen Wandels entwickelt werden. 10
  • 11. 1.6 Gemeindefinanzreform 1.7 Mikrokredite Zukunftssichernde Investitionen sind auch in struk- Die Bundesregierung hat mit dem Mikrokreditfonds turschwachen ländlichen Gebieten erforderlich. Für Deutschland den Zugang von Kleinunternehmen die Zukunftsperspektiven dieser Regionen – etwa sowie Existenzgründerinnen und Existenzgründern bei der Anpassung an den demografischen Wandel zu Kleinkrediten verbessert. Hierfür wurden Mittel – ist eine entsprechende Mittelausstattung notwen- aus dem BMAS und dem Europäischen Sozialfonds in dig. Der ohnehin schwierige Strukturwandel in den Höhe von insgesamt 100 Mio. € bereitgestellt. Kommunen kann sonst nicht gemeistert werden und belastet die Allgemeinheit letztlich mit hohen Der Fonds sichert im Rahmen eines kooperativen Ausgaben für kommende Jahrzehnte. Es ist Aufgabe Modells die Vergabe von Mikrokrediten ab. Damit der Länder, diese Aspekte bei ihrem jeweiligen kom- wird für Unternehmen, die von Banken keine munalen Finanzausgleich zu berücksichtigen. Der Kredite erhalten, der Zugang zu Krediten bis zu Bund leistet über den bundesstaatlichen Finanzaus- 20.000 € verbessert. Kleinunternehmen, die einen gleich, aber auch durch die Wirkungen der sozialen Kredit benötigen, können sich an Mikrofinanzins- Sicherungssysteme, die maßgeblich vom Bund mit- titute (MFI) wenden. Die Kredite werden dann von finanziert werden, bereits jetzt einen wesentlichen der GLS Bank vergeben. Beitrag zur Stabilisierung auch von strukturschwa- chen ländlichen Gebieten. Bereits jetzt zeigt sich eine breite Nutzung des Mikrokreditfonds von Kleinunternehmen im länd- Als ein Ergebnis der Beratungen der Gemeinde- lichen Raum. Die systematische Erschließung der finanzkommission wird der Bund schrittweise die Potenziale des ländlichen Raums steht jedoch noch Erstattung der kommunalen Aufwendungen für die aus. Im Rahmen einer Kampagne soll der Fonds Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminde- Anfang 2012 einer breiteren Öffentlichkeit bekannt rung des Vorvorjahres erhöhen; ab dem Jahr 2014 gemacht werden. Zudem ist vorgesehen, gezielt mit vollständiger Erstattung. Diese Entlastung durch auf die Chancen des Fonds für Kleinunternehmen den Bund ist substanziell und wegen der voraus- im ländlichen Raum hinzuweisen. Dass es einen sehbar zukünftig stark zunehmenden Zahlungen erheblichen Bedarf an Kleinkrediten gibt, zeigen die an Grundsicherungsempfänger auch nachhaltig. Zahlen aus den ersten 20 Monaten: Die GLS Bank hat Sie entlastet alle Kommunen, und damit auch die bereits mehr als 35,4 Mio. € an Kleinkrediten ausge- im ländlichen Raum. Zudem werden nach Unter- reicht (durchschnittliche Kredithöhe 6.100 €). suchungen der Gemeindefinanzkommission Kom- munen in schwieriger Finanzsituation überdurch- schnittlich von dieser Entlastung profitieren. 11
  • 12. 1.8 Modellvorhaben der Raumordnung erarbeitet werden. Darüber hinaus fördert das „Stadt-Land-Partnerschaften: BMWi konkrete und praxisnahe Hilfsangebote zur großräumig – innovativ – vielfältig“ Stärkung des Fahrrad-, Wander-, Camping- und Wassertourismus, um die Wertschöpfung in den Angesichts der weiteren Ausdehnung der Verflech- ländlichen Regionen zielgenau und den regionalen tungsbereiche zwischen Städten und Gemeinden Gegebenheiten angepasst weiter zu erhöhen. bis in die ländlich-peripheren Räume hinein unter- stützt die Bundesregierung die Herausbildung und Weiterentwicklung großräumiger Stadt-Land-Part- nerschaften im Rahmen von Modellvorhaben der Handlungsfeld 2: Raumordnung. Gefördert wird das partnerschaft- Daseinsvorsorge und länd- liche Miteinander unterschiedlich strukturierter, liche Infrastrukturen d. h. städtischer und ländlicher Teilräume mit dem Ziel, die Wettbewerbsfähigkeit der Gesamtregion zu fördern und gleichwertige Lebensbedingungen in Situation allen Teilen des Kooperationsgebietes zu schaffen. Von zentraler Bedeutung sind dabei die regionalen Die Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse bleibt Steuerungsmechanismen, die im Sinne verbesserter, die politische Leitvorstellung der Bundesregierung. gemeinsam abgestimmter Kommunikations- und Ziel ist es, den Menschen in allen Regionen eine an- Entscheidungsstrategien zwischen öffentlichen und gemessene Grundversorgung zu bieten. Öffentliche privaten Akteuren dazu beitragen sollen, sowohl Daseinsvorsorge schafft die Basis für Lebensqualität die Potenziale der Städte als auch die der ländlichen und ökonomische Leistungs- und Entwicklungs- Regionen in die Kooperation einbringen und zu- fähigkeit einer Region. Die veränderten Rahmen- gunsten einer regionalen Gesamtentwicklung in bedingungen stellen die flächendeckende Gewähr- Wert setzen zu können. leistung der öffentlichen Daseinsvorsorge vor große Herausforderungen. Dabei steigt die Gefahr eines sich selbst verstärkenden Kreislaufs, an dessen Ende 1.9 Tourismuspotenziale nutzen und die räumlichen Disparitäten zunehmen. Besondere ausbauen Probleme bestehen in dünn besiedelten peripheren Räumen hinsichtlich der Tragfähigkeit bzw. finan- Das im ländlichen Tourismus vorhandene Potenzial zierbaren Aufrechterhaltung von Angeboten der ist noch nicht ausgeschöpft. Um regionale Wert- öffentlichen Daseinsvorsorge. schöpfungsketten zu erschließen und die Wirt- schaftskraft des ländlichen Tourismus zu verbessern, werden u. a. durch die beiden Bund-Länder-Gemein- Medizinische Versorgung schaftsaufgaben zentrale Tourismusprojekte im ländlichen Raum gefördert. Eine erfolgreiche tou- Die Sicherung der medizinischen Versorgung ristische Erschließung steht im engen Zusammen- (ambulante Versorgung mit Haus- und Fachärzten, hang mit Maßnahmen zum Erhalt der Infrastruktur stationäre Versorgung und Rettungswesen) auch in und der Daseinsvorsorge. Tourismus ist ebenso von dünn besiedelten und schrumpfenden Gebieten den ländlichen Strukturen abhängig, wie er unter ist zentraler Gegenstand der Daseinsvorsorge. Nutzung der naturräumlichen Voraussetzungen zu Insbesondere in den peripher gelegenen ländlichen deren Erhalt beitragen kann. Räumen der neuen Länder werden Versorgungspro- bleme erwartet. Derzeit lässt das BMWi Handlungsempfehlungen zur Entwicklung des Tourismus in ländlichen Räu- Die Gesundheitsversorgung nimmt einen bedeutsa- men erstellen. Die Handlungsfelder und Perspekti- men Anteil an der Wirtschaft ein, die zugleich eine ven des Tourismus sollen hierdurch näher bestimmt Reihe von Besonderheiten aufweist: und praxisorientiert aufbereitet werden. Dies soll zur Steigerung der Attraktivität ländlicher Räume ó Der Bedarf nimmt mit steigendem Alter zu und für den Tourismus beitragen und entsprechende Krankheitskosten sind altersabhängig. Marketingaktivitäten unterstützen. Dazu sollen Leitfäden, Best-Practice-Beispiele und Checklisten ó Einem Mindestmaß an guter Erreichbarkeit kommt wachsende Bedeutung zu. 12
  • 13. Infolge dessen sind je nach Ausprägung der Alters- Daseinsvorsorge und Infrastruktur struktur in der Region und Erreichbarkeit von Ver- sorgungseinrichtungen die Kosten, Wertschöpfung Kleinere Städte und Gemeinden im ländlichen Raum und Arbeitsmarktwirkungen unterschiedlich. sind wichtige Versorgungszentren öffentlicher Dienstleistungen und wirtschaftliche, soziale und Die demografischen Veränderungen bewirken kulturelle Mittelpunkte einer Region. Insbeson- wenig finanzielle Entlastungen, könnten aber die dere Städte und Gemeinden in ländlich geprägten Einnahmebasis schwächen. Daraus ergibt sich ein Regionen, die von starkem Bevölkerungsrückgang Handlungsdruck für einen effizienten Mitteleinsatz und Veränderungen in der Bevölkerungsstruktur und eine Anpassung der medizinischen Infrastruk- betroffen sind, können die Tragfähigkeit der Infra- tur an die veränderten Erfordernisse. struktur öffentlicher Daseinsvorsorge in bisheriger Form nicht mehr gewährleisten. Immer häufiger müssen Einrichtungen infolge veränderter Auslas- Mobilität tung geschlossen, aus- oder umgebaut werden, um die steigende Kostenbelastung zu begrenzen. Ein leistungsfähiges Verkehrssystem ist Voraus- setzung für die wirtschaftliche Entwicklung. Die Die Kosten zur Sicherstellung der Trinkwasserver- Sicherung von Mobilität durch eine effiziente sorgung und der Abwasserentsorgung sowie der und sichere Verkehrsinfrastruktur und ein bedarfs- Investitionsaufwand zur Erhaltung der Anlagen sind gerechtes Verkehrsangebot gehört daher zu den von der Besiedlungsdichte abhängig. Eine Anpas- Kernaufgaben der Daseinsvorsorge. sung der Systeme an die demografische Entwick- lung ist in ländlichen Räumen mit ihren kleinen Die Verkehrspolitik muss insbesondere auf die gro- Siedlungseinheiten noch weit schwieriger als in ßen regionalen Unterschiede infolge des demogra- größeren Städten, in denen partiell ein Rückbau im fischen Wandels und das Anwachsen des Verkehrs Zuge des Stadtumbaus möglich ist. Viele Kommunen auf den Hauptachsen reagieren. Es gilt, ein bedarfs- können diesen Anpassungsbedarf nicht mehr alleine orientiertes Mobilitätsangebot in wachsenden und bewältigen. schrumpfenden Regionen sicherzustellen. Gerade in ländlichen Räumen ergeben sich für Verkehrsin- Besondere Bedeutung kommt deshalb der Bünde- frastruktur und Öffentlichen Personennahverkehr lung der Kräfte und Ressourcen der Kommunen, (ÖPNV) besondere Herausforderungen: In vielen einer Ausweitung interkommunaler Kooperation Infrastrukturbereichen verändert sich infolge des bei städtebaulichen Infrastrukturangeboten und der demografischen Wandels und der damit verbun- Zusammenarbeit in Netzwerken zu. denen Abnahme und Alterung der Bevölkerung die Nachfrage. Die Erhaltung des ländlichen Straßen- netzes wird damit zunehmend schwieriger. Sicherheit/Gefahrenabwehr Die Kosten für Ausbau und Erhaltung der Verkehrs- Die nichtpolizeiliche Gefahrenabwehr ist primär infrastruktur je Bewohner steigen insbesondere Aufgabe der Länder und Kommunen. Neben den bei aufgelockerter Siedlungsweise (kleine Dörfer, Berufsfeuerwehren sind vor allem in den ländlichen Streusiedlungen) und abnehmender Bevölkerung Gebieten die Freiwilligen Feuerwehren das Rückgrat merkbar an. Zurückgehende Nutzerzahlen lassen der nichtpolizeilichen Gefahrenabwehr. Die ehren- daher in dünn besiedelten, ländlichen Räumen amtlichen Helfer und Helferinnen des Technischen kommunale oder regionale Infrastrukturen vielfach Hilfswerks, das flächendeckend aufgestellt ist, unter- an wirtschaftliche Tragfähigkeitsgrenzen geraten. stützen den Katastrophenschutz vor Ort. Vielerorts ist in ländlichen Regionen eine ausreichende quantitative und qualitative Einsatzbereitschaft – vor allem an Werktagen – immer schwieriger zu gewährleisten. Die Gründe hierfür sind vielfältig, sei es, dass die Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr nicht am Ort arbeiten, dass junge Menschen die Re- gionen verlassen oder dass der Nachwuchs fehlt. 13
  • 14. Ziele ó Prüfung bzw. Überprüfung neuer Ansätze der Versorgung (integrierte Versorgung, medizinische Fach- zentren, Gemeindeschwestern, Telemedizin) auf ihre Eignung speziell für die Situation in peripheren ländlichen Räumen ó Berücksichtigung der Versorgungssituation im ambulanten Bereich, auch innerhalb der regionalen Planungsbereiche in den potenziell von Unterversorgung betroffenen ländlichen Regionen (Regionali- sierung der Versorgungssteuerung) ó Nachhaltige Absicherung von Mobilität durch eine hinreichende Verkehrsinfrastruktur und ein bedarfs- orientiertes Verkehrsangebot ó Flächendeckende Gewährleistung einer nachhaltigen und finanzierbaren technischen und städtebau- lichen Infrastruktur ó Gewährleistung der Gefahrenabwehr im ländlichen Raum Maßnahmen Neben der regionalen Besonderheiten Rechnung tragenden, flexibleren Ausgestaltung der Bedarfs- planung mit den erweiterten Einwirkungsmöglich- 2.1 Ärzteversorgung keiten der Länder werden insbesondere folgende Instrumente ausgebaut: Zur Verbesserung der medizinischen Versorgung in Deutschland ist das Versorgungsstrukturgesetz ó Der Ausbau „mobiler“ Versorgungskonzepte am 1. Januar 2012 in Kraft getreten. Hierdurch (z. B. Tätigkeit an weiteren Orten, Zweigpraxen) werden Maßnahmen angestoßen, die zum einen wird weiter unterstützt. die ländlichen Gebiete für Mediziner attraktiver machen und zum anderen die Belange der Patien- ó Zur besseren Nutzung von Delegationsmöglich- tinnen und Patienten in ländlichen Regionen keiten von Leistungen zur Entlastung von Ärztin- berücksichtigen. Insgesamt dienen die Maßnahmen nen und Ärzten sollen die Bundesmantelvertrags- dazu, Versorgungslücken im ambulanten Bereich partner eine entsprechende Vorschlagsliste zu schließen und damit auch die Inanspruchnahme erarbeiten. aufwändigerer Versorgungen, etwa im Bereich der Versorgung mit Notfall- und Rettungsdiensten, zu ó Telemedizin soll durch die stärkere Berücksich- optimieren. tigung telemedizinischer Leistungen im ver- tragsärztlichen Vergütungssystem vor allem für den ländlichen Raum wichtiger Bestandteil der medizinischen Versorgung werden. ó Alle Leistungen von Ärztinnen und Ärzten, die in strukturschwachen Gebieten tätig sind, werden grundsätzlich von der Abstaffelung der Vergütung bei Leistungsüberschreitungen ausgenommen. ó Die regionalen Vertragspartner erhalten die Option, Preiszuschläge für Leistungen von beson- ders förderungswürdigen Leistungserbringern, die in strukturschwachen Gebieten tätig sind (z. B. mit höherer Versorgungsqualität), zu ver- einbaren. 14
  • 15. ó Die Kassenärztlichen Vereinigungen erhalten die Möglichkeit zur Einrichtung eines Strukturfonds, um flexibel finanzielle Anreize für die Niederlas- sung in unterversorgten oder drohend unterver- sorgten Gebieten und bei besonderem Versor- gungsbedarf zu geben. ó Kommunale Träger (Städte, Gemeinden, Land- kreise) erhalten die Möglichkeit, mit Zustimmung der Kassenärztlichen Vereinigung in begründe- ten Ausnahmefällen zur unmittelbaren medi- zinischen Versorgung Eigeneinrichtungen zu betreiben. 2.2 Bürgerschaftliches Engagement gefördertes Mehrgenerationenhaus. Mehr als die Hälfte ist im ländlichen und kleinstädtischen Raum Im Oktober 2010 hat die Bundesregierung eine angesiedelt. Nationale Engagementstrategie auf den Weg gebracht. Grundsätzliches Ziel ist eine Bündelung Die Mehrgenerationenhäuser in ländlichen Gebie- bisheriger Aktivitäten und die Unterstützung, Fort- ten haben sich mit ihren vielfältigen sozialen und führung, und der Ausbau des bürgerschaftlichen kulturellen Angeboten zu einer wichtigen Anlauf- Engagements durch politische Rahmensetzung stelle für alle Bürgerinnen und Bürger entwickelt. materieller (Vorhaben, Projekte, Gesetze) wie imma- Um die mit dem Programm angestoßenen Prozesse terieller (z. B. Anerkennungskultur) Ausrichtung. gezielt weiter zu entwickeln, wurde in Abstimmung Die Strategie soll dabei den Grundstein für eine mit den Ländern als Folgeprogramm das auf drei gemeinsame und aufeinander abgestimmte Enga- Jahre (2012 – 2014) angelegte Aktionsprogramm gementförderung aller Bundesressorts legen. Ziele Mehrgenerationenhäuser II konzipiert. Damit wer- sind u. a. die Förderung einer engen Kooperation den Mehrgenerationenhäuser mit bereits vorhan- von staatlicher Verwaltung, Wirtschaft/Unterneh- denen Initiativen und Organisationen kooperieren men und den vielfältigen Gruppierungen der Bür- und Vernetzungsstrukturen mit anderen lokalen gergesellschaft in Stadt und Land, der Ausbau einer Engagementakteuren auf- und ausbauen. Dies Engagementpolitik und Engagementinfrastruktur gilt insbesondere für die „Freiwilligendienste in Kooperation aller föderalen Ebenen, die Unter- aller Generationen“, deren Weiterentwicklung stützung eines breiten bürgerschaftlichen Engage- und Etablierung sie unter Berücksichtigung der ments als Motor für die Entwicklung sozial innova- jeweiligen regionalen Situation unterstützt. Die tiver Lösungen und eine bessere Koordinierung und Freiwilligendienste aller Generationen haben sich Abstimmung der Projekte und Maßnahmen. für verschiedene Einsatzfelder, z. B. in den Berei- chen Hilfs- und Unterstützungsangebote für ältere Mit dem Aktionsprogramm Mehrgenerationen- Menschen, Quartierentwicklung, Familien- und häuser ist flächendeckend eine soziale Infrastruktur Bildungspatenschaften als verlässliches Engage- entstanden, die vor Ort einen nachhaltigen Beitrag ment besonders bewährt und kommen mit ihrem zum Zusammenhalt in der Gesellschaft leistet. Zuschnitt den Erwartungen und dem Zeitbudget Bundesweit verfügen fast alle Landkreise und potenzieller Freiwilliger entgegen. kreisfreien Städte derzeit über mindestens ein 15
  • 16. 2.3 Mobilitätsverbesserung Die Verkehrsunternehmen sollten sich zudem zu umfassenden Mobilitätsdienstleistern weiterent- Insbesondere in nachfrageschwachen Räumen wird wickeln und damit zu einer besseren Verknüpfung dem Individualverkehr mit PKW weiterhin eine der einzelnen Verkehrsmittel beitragen. Eine opti- große Bedeutung zukommen. Darüber hinaus gilt mierte Ausschöpfung der rechtlichen Möglichkeiten es, mit innovativen Lösungen eine bedarfsgerechte des bestehenden Ordnungsrahmens (z. B. Personen- und gleichzeitig effiziente Mobilitätsinfrastruktur beförderungsgesetz) bzw. der Finanzierungsgrund- wohnortnah sicherzustellen. Bundeseinheitliche lagen (insbesondere Entflechtungs- und Regionali- Rezepte gibt es dabei nicht. Der Schlüssel liegt in sierungsgesetz) werden im Rahmen konkreter örtlich angepassten Lösungen, die die jeweiligen Modellvorhaben getestet. regionalen und wirtschaftlichen Gegebenheiten berücksichtigen. Hier sind in erster Linie Länder In Modellregionen sollen unter Einbeziehung ländli- und Kommunen gefordert. Die Bundesregierung cher Räume u. a. durch die Ein-führung der Elekt- unterstützt und begleitet dies im Rahmen der ver- romobilität neue Mobilitätskonzepte entwickelt fassungsrechtlichen Zuständigkeiten. werden. In diesem Zusammenhang sollen Mög- lichkeiten zur Ausweitung von Aufladestationen Auch bei der Sicherstellung der Mobilität sind inno- für Elektromobilität im öffentlichen Straßenraum vative, örtlich angepasste Lösungen gefragt. Dabei geprüft und Kooperationen mit Car-Sharing-Ange- kommt dem ÖPNV auch in der Fläche eine wichtige boten, anderen Fahrzeugnutzungskonzepten und Rolle zu. Aber insbesondere in nachfrageschwachen Abholdiensten sowie neue Betreibermodelle für den ländlichen Räumen wird die ergänzende Entwick- Betrieb regionaler Schieneninfrastruktur erprobt lung flexiblerer Bedienformen wie Anruf-Bus, Anruf- werden. Sammeltaxi oder Taxi-Bus an Bedeutung gewinnen. Die Weiterentwicklung des Nationalen Radverkehrs- plans (NRVP) soll dazu beitragen, die Bedingungen für den Radverkehr in ländlichen Räumen zu ver- bessern. Neben Investitionen in die Radverkehrsinf- rastruktur (Bau von Radwegen und Abstellanlagen) sind auch nicht-investive Maßnahmen erforderlich, um die Attraktivität des Fahrrades im Alltags- und Freizeitverkehr zu steigern. 2.4 Nichtpolizeiliche Gefahrenabwehr Um eine „Kultur des Ehrenamtes“ im Bereich des Bevölkerungsschutzes weiter zu fördern, wird seit 2009 in jedem Jahr öffentlichkeitswirksam der Ehrenamtspreis „Helfende Hand“ vergeben. Neben einer Intensivierung der Jugendarbeit sollen durch besondere Imagemaßnahmen verstärkt Personen- gruppen wie Frauen, ältere Mitbürger und Men- schen mit Migrationshintergrund angesprochen werden, die in der ehrenamtlichen Tätigkeit bislang noch unterrepräsentiert sind. Mit der Änderung des Straßenverkehrsgesetzes werden Erleichterungen bezüglich der Führung der Einsatzfahrzeuge bis zu 7,5 t für die Freiwilligen Feuerwehren geschaffen, die kostengünstig und unbürokratisch zu handhaben sind und damit einen wichtigen Beitrag zur Förderung des Ehrenamtes leisten. 16
  • 17. 2.5 Initiative Ländliche Infrastruktur hafte Lösungen für ein bedarfsgerechtes und nach- haltiges Infrastrukturangebot vor Ort in ländlichen Mit der „Initiative Ländliche Infrastruktur“ wird Räumen öffentlich bekannt gemacht und ausge- eine Vielzahl von Maßnahmen zur Stärkung des zeichnet. Gewürdigt wird vor allem die Eigeninitia- ländlichen Raums unter einem Dach zusammenge- tive und Kreativität der Bürgerinnen und Bürger. fasst. Die Initiative setzt auf die regionalen Stärken Ein besonderer Fokus wird hierbei auf integrierte und auf die Ideen und Mitwirkung der Bürgerinnen Ansätze gelegt, um die verschiedenen Aufgaben und Bürger, um in den Regionen neue Perspektiven überörtlich und über Gemeindegrenzen hinweg aufzuzeigen und die Lebensqualität zu sichern. Das miteinander zu verknüpfen. Städtebauförderungsprogramm „Kleinere Städte und Gemeinden – überörtliche Zusammenarbeit und Netzwerke“ zielt auf die Unterstützung vor 2.6 Forschung und Innovation allem kleinerer Städte und Gemeinden in dünn besiedelten und ländlich geprägten Gebieten. Ziel Die Gesundheitsforschung trägt mit ihren innova- ist, die Versorgungsfunktionen öffentlicher Daseins- tiven Konzepten wesentlich zu Sicherung der vorsorge dauerhaft und bedarfsgerecht für die Be- medizinischen Versorgung in ländlichen Regionen völkerung der gesamten Region für die Zukunft zu bei. Den Patienten sollen möglichst schnell deren sichern und zu stärken. Handlungsschwerpunkt des Ergebnisse zugute kommen. Gerade hierfür ist Programms ist die Unterstützung aktiver interkom- eine optimale Abstimmung und Vernetzung aller munaler bzw. überörtlicher Zusammenarbeit bei Akteure der Schlüssel zum Erfolg. Der Wettbewerb der Anpassung und arbeitsteiligen Erbringung der „Gesundheitsregionen der Zukunft – Fortschritt baulichen Infrastruktur für die Daseinsvorsorge. durch Forschung und Innovation“ soll die Inno- vationspotentiale erschließen, die regionalen Wert- Das Aktionsprogramm regionale Daseinsvor- schöpfungsketten in der Gesundheitswirtschaft sorge richtet sich als Modellvorhaben an Regio- nachhaltig stärken und die Gesundheitsversorgung nalplanungsträger, Landkreise oder Gemeinde- durch mehr Qualität und Effizienz verbessern. verbünde. Diese überörtlichen Planungsträger in Akteure aus medizinischer Forschung, Entwicklung ländlichen Räumen sollen gewonnen und darin und Gesundheitsversorgung einer Region sollen unterstützt werden, die „Regionalstrategie Daseins- zusammengebracht werden. Zur Umsetzung der vorsorge“ als ein Instrument zur Sicherung der besten Konzepte werden bis 2014 insgesamt 22 Mil- Daseinsvorsorge anzuwenden. Die „Regionalstrate- lionen Euro bereitgestellt. gie Daseinsvorsorge“ wurde im Rahmen eines frühe- ren Modellvorhabens für jene ländlich strukturier- So zeigt z. B. eines dieser Konzepte – FONTANE in ten Regionen entwickelt und erfolgreich erprobt, Nordbrandenburg – wie technische Neuentwick- in denen die Grundversorgung mit kommunalen lungen innovative Versorgungsansätze begleiten Leistungsangeboten wie Schulen, Kindergärten, und unterstützen. Hier entsteht aus dem klassischen Gesundheits- und Beratungseinrichtungen, ÖPNV, Konzept „Patient-Hausarzt-Facharzt“ eine neue Straßen und technischer Ver- und Entsorgung ge- Versorgungsstruktur für den ländlichen Raum, die fährdet ist, weil die Bevölkerung stark abnimmt oder aus dem aktiven Patienten und Hausarzt, einem altert und dadurch wichtige Auslastungsschwellen Zentrum für Telemedizin und einer ambulanten unterschritten werden. Kardiologiepraxis außerhalb des Patientenwohnorts besteht. Bis 2014 sollen 21 in besonderem Maße vom demo- grafischen Wandel betroffene Regionen, Landkreise Begleitet werden die Gesundheitsregionen von oder Gemeindeverbände bei der Erarbeitung und einem Forschungsvorhaben, das nicht nur die Umsetzung integrierter Regionalkonzepte zur Siche- unterschiedlichen Entwicklungen von Gesundheits- rung der Daseinsvorsorge in besonders kritischen regionen beschreibt und analysiert, sondern auch Bereichen – wie z. B. der ärztlichen Versorgung und grundlegende Fragen zum Übergang von Innovati- dem Öffentlichen Nahverkehr – fachlich und finanzi- onen in die Versorgung beantwortet. Diese Erkennt- ell unterstützt werden. nisse sollen in die Weiterentwicklung zukünftiger Forschungs- und Fördermaßnahmen zur Verbesse- Mit dem Wettbewerb „Menschen und Erfolge – rung regionaler Wertschöpfungs- und Versorgungs- Aktiv für ländliche Infrastruktur“ werden beispiel- ketten einfließen. 17
  • 18. de Nutzungsaufgabe eine Hauptursache für einen Handlungsfeld 3: schlechten Umweltzustand und den Verlust von Natur und Umwelt Arten und Lebensräumen dar. Zur Erhaltung der biologische Vielfalt spielen die ländlichen Räume daher eine herausgehobene Rolle. Situation Angesichts des prognostizierten Klimawandels gilt es, die Emissionen von klimarelevanten Gasen aus Die natürlichen Ressourcen Boden, Wasser, Luft der Landnutzung zu verringern und gleichzeitig sowie die biologische Vielfalt sind natürliches Anpassungsmaßnahmen zur Vorsorge umzusetzen, Erbe, Grundlage der wirtschaftlichen Tätigkeit und um so weit wie möglich die Produktivität und Lebensgrundlage zukünftiger Generationen. Ihre Ertragssicherheit einer nachhaltigen Landbewirt- Erhaltung und nachhaltige Nutzung sind sowohl schaftung aufrecht zu erhalten. Auch im Bereich ökonomisch, als auch sozial und ökologisch von integrierter Regionalentwicklung und kommunaler zentraler Bedeutung. Investitionen z. B. in die Energieversorgung beste- hen noch ungenutzte Potenziale in Bezug auf eine Geschützte Landschaften können einen wichtigen Reduzierung von Treibhausgasemissionen. Beitrag zur regionalen Entwicklung leisten. So lässt sich das Image von Regionen verbessern und Wert- Mit dem Ausstieg aus der Kernenergie wird die Bio- schöpfungsketten etablieren (z. B. durch Tourismus energie mit ihrem umfangreichen Einsatzspektrum und regionale Produkte). Es ist deshalb auch für und ihrer guten Speicherbarkeit in der künftigen die Entwicklung ländlicher Regionen von großer Energieversorgung eine noch bedeutendere Rolle Bedeutung, die natürlichen Ressourcen zu schützen spielen und insbesondere in den Nutzungsbereichen und damit zur Erreichung der nationalen und euro- Wärme und Strom weiter ausgebaut werden. Um päischen Umweltziele beizutragen. zunehmenden Flächennutzungskonkurrenzen und möglichen negativen Auswirkungen auf die biologi- Die Landnutzung hat eine große Vielzahl an Arten sche Vielfalt und Umwelt entgegen zu wirken, sind und Lebensräumen hervorgebracht. Andererseits Nachhaltigkeitskriterien für die Biomasseerzeugung stellt eine nicht nachhaltige und naturverträgliche und -nutzung erforderlich. Nutzung sowie eine in einigen Regionen zunehmen- 18
  • 19. ó Arten in besonderer Verantwortung Deutsch- Ziele lands, ó Das Naturkapital sichern – Erhalt und nach- haltiger Umgang und Nutzung ó Hotspots (Brennpunkte) der biologischen Vielfalt von Biodiversivität sowie von Natur- und in Deutschland, Kulturlandschaften ó Modellregionen für nachhaltiges Wachstum ó Sichern von Ökosystemdienstleistungen sowie entwickeln ó Nachhaltigen Tourismus fördern – Beschäf- ó weitere Maßnahmen von besonderer repräsen- tigung im ländlichen Raum schaffen tativer Bedeutung für die Strategie. ó Flächen für erneuerbare Energien bereit- stellen; Nutzungskonflikte lösen Das Programm soll Multiplikatorwirkung entfalten ó Flächenneuinanspruchnahme für Siedlungs- und die Kooperation unterschiedlicher Akteure bei und Verkehrszwecke verringern der Umsetzung der Ziele der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt fördern. So lässt sich z. B. im Rahmen des Programms modellhaft aufzeigen, wie von Akteuren der Landwirtschaft und des Natur- schutzes gemeinsam die Biodiversität in ausgewähl- Maßnahmen ten ländlichen Regionen erhalten bzw. nachhaltig verbessert werden kann und wie die Landwirtschaft zur Sicherung und Förderung von Ökosystemdienst- 3.1 Bundeswettbewerb „Idee.Natur“ leistungen in ländlichen Räumen und deren In- wertsetzung beitragen kann. Dabei handelt es Im Rahmen der Gewinnerprojekte des Bundeswett- sich überwiegend um Projekte zur Erhaltung und bewerbs „Idee.Natur – Naturschutzgroßprojekte Förderung bestimmter Tier- und Pflanzenarten. und ländliche Entwicklung“ werden in den nächs- Weitere Projekte widmen sich z. B. der Sicherung ten Jahren neue, innovative und zukunftsweisende und Förderung von Ökosystemdienstleistungen in Konzepte für Naturschutzgroßprojekte in Deutsch- Auenbereichen oder anderweitigen landwirtschaft- land umgesetzt, die beispielhaft Naturschutz und lich genutzten Bereichen. ländliche Entwicklung miteinander verknüpfen. Die Schwerpunktthemen der Umsetzung liegen in den Bereichen „Wälder“ und „Moore“. 3.2 Bundesprogramm Biologische Vielfalt Das Bundesprogramm Biologische Vielfalt soll wesentliche Impulse zur Umsetzung der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt liefern. Gefördert werden Vorhaben mit erheblichem Bundesinteres- se, denen im Rahmen der Nationalen Strategie zur Biologischen Vielfalt eine gesamtstaatlich repräsen- tative Bedeutung zukommt oder die diese Strategie in besonders beispielhafter Weise umsetzen. Als Ergebnis eines breit angelegten gesellschaftli- chen Dialogprozesses mit Ländern und Kommunen, Waldbesitzern, Landnutzern und Naturschutzver- bänden wurden die folgenden Förderschwerpunkte festgelegt: 19
  • 20. 3.3 Tourismuspotenziale nutzen und Wärme aus Biomasse kann derzeit als einziger erneuerbarer Energieträger zugleich bedarfsge- Tourismus in ländlichen Regionen kann von den recht aber auch rund um die Uhr abgerufen werden. naturräumlichen Voraussetzungen profitieren Diese Flexibilität kann wichtige Beiträge zur System- und gleichzeitig zu deren Erhaltung beitragen. stabilität leisten. Die Mehrzahl der über 130 Schutzgebiete in Deutsch- land – Nationalparke, Biosphärenreservate und Mit dem Modellvorhaben Bioenergieregion des Naturparke – tritt gemeinsam unter der Dachmarke BMELV wird ab 2012 die Energiewende auf regiona- „Nationale Naturlandschaften“ auf. Diese Dach- ler Ebene umgesetzt. Unter Anwendung und dem marke wurde entwickelt, um nachhaltige touristi- intelligentem Einsatz vorhandener Energieformen sche Entwicklung dieser Regionen voranzubringen, wird in Form eines Energiemixes auf regenerativer den Bekanntheitsgrad dieser Gebiete zu erhöhen Basis eine Region nachhaltig und möglichst autark und die Entwicklung von Angeboten und deren ihre Energieversorgung organisieren. Vermarktung zu unterstützen. Vernetzungen und Kooperationen zwischen den Schutzgebieten, Zur Erreichung der Ziele des Energiekonzeptes 2050 Naturschutzverbänden, touristischen Partnern und wird die Bundesregierung eng mit den Ländern weiteren Wirtschafts- und Dienstleistungsunter- zusammenarbeiten, um die Ausweisung von Flächen nehmen der jeweiligen Region auch im Rahmen für die Produktion, Speicherung und Übertragung von Partnerschaften (z. B. „Partner der Nationalen erneuerbarer Energien zu erhöhen und auftretende Naturlandschaften“) sollen weiter gefördert und Nutzungskonflikte zu lösen. Darüber hinaus setzt ausgebaut werden. sich die Bundes-regierung auf europäischer Ebene für die Ausweitung der Nachhaltigkeitsanforde- rungen auf alle Formen der Bioenergie, das heißt, 3.4 Erneuerbare Energien und insbesondere auch für feste und gasförmige Bio- nachwachsende Rohstoffe masse im Strom- und Wärmesektor sowie für die Ein- führung geeigneter Maßnahmen zur Vermeidung Mit dem Energiekonzept 2010 hat die Bundesre- von indirekten Landnutzungsänderungen ein. gierung den Grundstein für den Umbau der Ener- gieversorgung gelegt. Ziel ist es, den Klimaschutz entscheidend voranzubringen und unsere Treib- hausgasemissionen bis 2050 um 80 – 95 % zu min- dern. Zentraler Baustein für die Energieversorgung der Zukunft ist der weitere zügige Ausbau der erneu- erbaren Energien. Diese sollen zukünftig den Haupt- teil unserer Energie erzeugen. Um eine zugleich umweltschonende, zuverlässige und bezahlbare Energieversorgung zu erreichen, muss der Ausbau der erneuerbaren Energien nachhaltig und effizient erfolgen. Auch der Akzeptanz in der Bevölkerung sowie den Umwelt- und Naturschutzzielen ist Rech- nung zu tragen. Vor dem Hintergrund des Ausstiegs aus der Kern- energie leistet die Bioenergie einen wichtigen Beitrag beim Umstieg auf erneuerbare Energien. Hier kommen vor allem die Stärken der Bioenergie zum Tragen, wie z. B. die Speicherfähigkeit und die dezentrale Erzeugung und Energieversorgung im ländlichen Raum u. a. mittels Reststoffen. Darüber hinaus hat die Biogaserzeugung einen hohen Stel- lenwert für die Stärkung ländlicher Räume. Strom 20
  • 21. 3.5 Flächenneuinanspruchnahme für ó Erfassung der Potenziale für die Innenentwick- Siedlungs- und Verkehrszwecke lung (z. B. Baulücken, Leerstände) sowie für die Entsiegelung und Renaturierung; Die Bundesregierung misst dem Thema „Flächen- verbrauch“ eine große Bedeutung bei, denn die ó Darauf aufbauende Entwicklung von Konzepten unbebaute, unzerschnittene und unzersiedelte zur Aktivierung der Entwicklungspotenziale Fläche ist eine begrenzte Ressource. zusammen mit den betroffenen Eigentümern; Seit der Nationalen Nachhaltigkeitsstrategie im ó Intensivierung der interkommunalen Zusam- April 2002 gibt es ein klares Ziel: Im Jahr 2020 soll menarbeit: Die dazu notwendigen Flächen- die tägliche Neuinanspruchnahme von Flächen für managementprozesse bedürfen vielfältiger Siedlungs- und Verkehrszwecke höchstens 30 ha Abstimmungen, intensiver Öffentlichkeitsarbeit betragen. Der fortschreitenden Zersiedelung und und aktiver Vermarktung von Innenentwick- Landschaftszerschneidung wird im Rahmen der lungspotenzialen; nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt von 2007 entgegengewirkt. ó Installation eines Flächenmanagers als sog. „Kümmerer“ (d. h. Ansprechpartner für Bürger- Auch der Boden ist eine unserer wichtigsten Res- meister, Verwaltungsmitarbeiter und Interessen- sourcen. Vor allem der Verlust von wertvollem ten/Bauwillige) zur Unterstützung und Intensi- Ackerland muss wirkungsvoll eingedämmt werden. vierung des Flächenmanagements vor Ort; Die mit dem Flächenverbrauch häufig einhergehen- de Bodenversiegelung und -verdichtung gefährdet ó Strategische Ausrichtung der Instrumente der nicht nur die Böden als Lebensraum, sondern auch Landentwicklung auf die Innenentwicklung; deren Funktion als Filter und Puffer für das Grund- wasser. Diese Böden stehen dauerhaft nicht mehr ó Überprüfung, inwieweit für die Dorfinnenent- für den Anbau von Nahrungs- und Futtermittel und wicklung das Instrument der städtebaulichen nachwachsenden Rohstoffen sowie für die Erhaltung Sanierung nutzbar gemacht werden kann. der Biodiversität zur Verfügung. Mit Blick auf die Begrenzung der Flächenneuinanspruchnahme in Um Innovationen zu entwickeln und praxisgerechte ländlichen Räumen werden derzeit insbesondere Lösungen voranzubringen, hat die Bundesregierung folgende Empfehlungen diskutiert: das Forschungsprogramm REFINA ins Leben geru- fen und bisher in 45 Forschungsprojekten kommu- nale und regionale Modellkonzepte für ein innova- tives Flächenmanagement erprobt. 21
  • 22. E. Ausblick Der Fortschrittsbericht konzentriert sich auf die im Für eine stärkere politische Beachtung der Raum- Rahmen der IMAG „Ländliche Räume“ definierten wirksamkeit von Politik und damit auch deren Handlungsfelder und der dargestellten Maßnah- Auswirkungen auf ländliche Räume, Städte oder men. Der Fortschrittsbericht ist nicht statisch und strukturschwache Regionen sollte geprüft werden, soll – wo möglich und sinnvoll – in Zusammenarbeit wie im Rahmen der Rechtssetzung die „raumwirk- mit den Ländern, der Wissenschaft, den Verbänden samen Auswirkungen“ von Gesetzentwürfen stärker und den Menschen vor Ort umgesetzt und stetig berücksichtigt werden können. weiterentwickelt werden. Alle an der IMAG „Ländliche Räume“ beteiligte Res- Voraussetzung einer effektiven Politik für die länd- sorts entscheiden unter Beachtung der gemeinsam lichen Räume ist auch eine intensive Bürgerbetei- erarbeiteten Strategie eigenständig über Art und ligung, durch die viele innovative Ideen und Initia- Umfang der öffentlichen Kommunikation. Dabei tiven gefördert und unterstützt werden können. werden die Chancen ressortübergreifender Kommu- Das erfordert einen permanenten Dialog mit den nikation genutzt, z. B. durch gemeinsame Termine Akteuren, eine breite Bewusstseinsbildung und die der Leitungen. Imagekampagnen werden gemein- Kommunikation beispielhafter Lösungsansätze. sam mit dem Bundespresseamt geprüft. Dabei sollen alle Handlungsschwerpunkte durch In diesem Sinne soll die Arbeit der IMAG verstetigt moderne und möglichst barrierefreie Kommunika- werden. Im Zuge der weiteren Arbeiten der IMAG tionsformen (z. B. Regionalkonferenzen, Internet- wird auch entschieden werden, in welcher Form foren), Informationsveranstaltungen mit Verant- künftige Ergebnisse veröffentlicht werden. wortlichen und Akteuren aus Wissenschaft, Wirt- schaft, Politik und Verwaltungen begleitet werden. 22
  • 23.
  • 24. Herausgeber Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) 11055 Berlin Text Referat 416 – Entwicklung ländlicher Räume Stand November 2011 Gestaltung design.idee, büro_für_gestaltung, Erfurt Druck BMELV Foto/Bildnachweis: Siegmar, cmfotoworks, montebelli, Bergfee, Jürgen Fälchle, ccfranken, contrastwerkstatt, otisthewolf, Rene Schubert, Yuri Arcurs, Bernd Leitner, Bianka Hagge, felinda, Jose Ignacio Soto, Kerstin Selle, mahey, Gina Sanders, Svenni, Jonas Glaubitz (alle Fotolia.com); Soeren Bronsert Diese und weitere Publikationen des BMELV können Sie kostenlos bestellen: Internet: www.bmelv.de Y Service Y Publikationen E-Mail: publikationen@bundesregierung.de Fax: 01805-77 80 94 (Festpreis 14 Ct/Min, abweichende Preise a. d. Mobilfunknetzen möglich) Tel.: 01805-77 80 90 (Festpreis 14 Ct/Min, abweichende Preise a. d. Mobilfunknetzen möglich) Schriftlich: Publikationsversand der Bundesregierung Postfach 48 10 09 18132 Rostock Weitere Informationen finden Sie im Internet unter www.bmelv.de Diese Broschüre wird im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung kostenlos herausgegeben. Sie darf weder von Parteien noch von Wahlbewerbern oder Wahlhelfern während eines Wahlkampfes zum Zwecke der Wahlwerbung verwendet werden. Dies gilt für Europa-, Bundestags-, Landtags- und Kommunalwahlen. Missbräuchlich ist insbesonde- re die Verteilung auf Wahlveranstaltungen, an Informationsständen der Parteien sowie das Einlegen, Aufdrucken oder Aufkleben parteipolitischer Informationen oder Werbemittel. Untersagt ist gleichfalls die Weitergabe an Dritte zum Zwe- cke der Wahlwerbung. Unabhängig davon, wann, auf welchem Weg und in welcher Anzahl diese Schrift dem Empfän- ger zugegangen ist, darf sie auch ohne zeitlichen Bezug zu einer bevorstehenden Wahl nicht in einer Weise verwendet werden, die als Parteinahme der Bundesregierung zu Gunsten einzelner politischer Gruppen verstanden werden könnte.