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1  sur  4
Helaba Volkswirtschaft/Research



                                                    Immobilienreport                                                                             4. Oktober 2012




                                                    Vielfältige Effekte der Schuldenkrise
                                       Autor:

             Dr. Stefan Mitropoulos
                                                        Die Staatsschuldenkrise hat vielfältige Auswirkungen auf die Immobilienmärkte. Kaum haben
        Telefon: 0 69/91 32-46 19
                                                        Inflationsängste und historisch niedrige Zinsen den deutschen Wohnungsmarkt beflügelt,
               research@helaba.de
                                                        werden schon Gefahren einer Blasenbildung beschworen (S. 2). Die deutschen Versicherun-
                                                        gen werfen einen gründlicheren Blick auf Immobilien einschließlich deren Finanzierung
                                                        (S. 3). Offene Immobilienfonds bleiben trotz der jüngsten Probleme und des regulatorischen
                               Redaktion:               Gegenwinds ein wichtiger Vermögensbaustein für private Anleger (S. 4).
                Dr. Gertrud R. Traud

                                                    1         Auf einen Blick                                                                                           1
                           Herausgeber:             2         Ausgewählte Immobilienanalysen                                                                            2
                Dr. Gertrud R. Traud                          2.1     (Noch) Keine Blase am deutschen Wohnungsmarkt                                                     2

Chefvolkswirt/Leitung Research
                                                              2.2     Versicherungen: Konkurrenz am Finanzierungsmarkt?                                                 3
                                                              2.3     Offene Immobilienfonds behaupten sich                                                             4
Landesbank Hessen-Thüringen
                         MAIN TOWER
          Neue Mainzer Str. 52-58
         60311 Frankfurt am Main                    1 Auf einen Blick
        Telefon: 0 69/91 32-20 24
        Telefax: 0 69/91 32-22 44                   Große Bandbreite europäischer Immobilienaktien
                                                    FTSE EPRA NAREIT Immobilienaktienindizes, Gesamtrendite in Euro, 1. Januar 2012 = 100

                                                        135                                                                                                       135

                                                        130                                                                                                 D     130
                                                                                                                                                           UK
                                                        125                                                                                                       125
                                                                                                                                                           FR
                                                        120                                                                                               DAX     120

                                                        115                                                                                                       115

                                                        110                                                                                                       110

                                                        105                                                                                                NL     105

                                                        100                                                                                                       100

                                                        95                                                                                                        95

                                                        90                                                                                                        90
                                                         2. Jan.        15. Feb.        30. Mrz.           15. Mai.   28. Jun.        13. Aug.      26. Sep.

         Die Publikation ist mit größter Sorgfalt   Quellen: Datastream, Helaba Volkswirtschaft/Research                                           Stand: 27. Sep. 2012
 bearbeitet worden. Sie enthält jedoch lediglich
   unverbindliche Analysen und Prognosen zu
    den gegenwärtigen und zukünftigen Markt-        Deutsche Immobilienaktien haben sich im bisherigen Jahresverlauf gut entwickelt. Dies gilt im
      verhältnissen. Die Angaben beruhen auf
                                                    europäischen Vergleich, in dem sie zusammen mit den britischen Werten an der Spitze liegen.
     Quellen, die wir für zuverlässig halten, für
  deren Richtigkeit, Vollständigkeit oder Aktua-
                                                    Deutlich abgehängt wurden dagegen Immobilienaktien aus den Niederlanden. Aber auch im Ver-
  lität wir aber keine Gewähr übernehmen kön-       gleich zum deutschen Aktienmarkt insgesamt können sich deutsche Immobilientitel sehen lassen.
  nen. Sämtliche in dieser Publikation getroffe-    Die Outperformance gegenüber dem DAX geht vor allem auf die überdurchschnittliche Entwick-
      nen Angaben dienen der Information. Sie
                                                    lung der Wohnungsunternehmen zurück, die im deutschen Immobilienaktienindex eine hohe Ge-
 dürfen nicht als Angebot oder Empfehlung für
   Anlageentscheidungen verstanden werden.
                                                    wichtung einnehmen. Dies spiegelt die gute Lage am deutschen Wohnungsmarkt wider (vgl. S. 2).
Immobilienreport




                                       2 Ausgewählte Immobilienanalysen
                                       2.1          (Noch) Keine Blase am deutschen Wohnungsmarkt


                                          Inflationsangst, Anlage-Notstand und historisch niedrige Finanzierungszinsen: Dies sind die
                                          Zutaten für eine Flucht der deutschen Anleger in das „Betongold“. Nach vielen Jahren sind
                                          die Kaufpreise für Wohnimmobilien in Deutschland wieder spürbar gestiegen. Droht nun als
                                          nächstes eine Hauspreisblase ausgerechnet in Deutschland?

                                       Inflationsängste sind in der deutschen Bevölkerung weit verbreitet, obwohl der Verbraucherpreis-
                                       anstieg mit gut 2 % derzeit moderat ausfällt. Angesichts der extrem expansiven Geldpolitik der
                                       europäischen Zentralbank wird aber vielfach befürchtet, die europäische Staatsschuldenkrise könn-
                                       te mittelfristig über eine deutlich höhere Inflation gelöst werden. Die Flucht in vermeintlich siche-
                                       re Sachwerte wie Immobilien wird durch den Mangel an Anlagealternativen verstärkt. Für sicher-
                                       heitsorientierte Anleger sind Festgelder wie auch Staatsanleihen mit historisch niedriger Verzin-
                                       sung derzeit wenig attraktiv. Da auch die Hypothekenzinsen drastisch gesunken sind, ist der Er-
                                       werb von Wohneigentum für viele private Haushalte erschwinglich geworden.
                                       Die verstärkte Nachfrage nach Wohnimmobilien hat insbesondere in den deutschen Ballungszen-
                                       ten die Kaufpreise zuletzt deutlich steigen lassen. Befürchtungen, hier könnte sich eine neue Blase
       Preisanstieg bislang            bilden, wird üblicherweise entgegnet, der Preisanstieg sei bislang fundamental gerechtfertigt. Tat-
                 fundamental           sächlich ist in vielen Großstädten, in denen weiterhin die Bevölkerungszahl zunimmt, bei nach wie
             gerechtfertigt            vor sehr geringer Neubauaktivität Wohnraum knapp. Auch gilt der deutsche Wohnungsmarkt im
                                       internationalen Vergleich als stabil. Dieser Einschätzung liegt die schwache Entwicklung der
                                       Wohnimmobilienpreise in den Jahren vor der Finanzkrise zugrunde, als die Hauspreise in den
                                       USA und auch in vielen europäischen Ländern kräftig zugelegt hatten. Der bemerkenswerte An-
                                       stieg 1987 bis 1994 widerspricht jedoch der Stabilitätsthese und hatte den deutschen Wohnungs-
                                       markt in der Folge um mehr als ein Jahrzehnt gelähmt.

Deutsche Hauspreise kommen in Fahrt                                                   Weiterhin geringe Wohnungsbautätigkeit
Deutscher Hauspreisindex, % gg. Vj.                                                   Wohnungsfertigstellungen in Tausend, vor 1993 Westdeutschland

 120                                                                           120     700                                                                                       700

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                                                               Neubau
 112                                                                           112     500                                                                                       500

 108                                                                           108     400                                                                                       400
                                                                    gesamt
 104                                                                           104     300                                                                                       300

 100                                                                           100     200                                                                                       200

  96                                                                Bestand    96      100                                                                                       100

  92                                                                           92        0                                                                                       0
       00   01     02   03   04   05     06   07   08     09   10    11   12                 80   82   84   86   88   90   92   94   96   98   00   02   04   06   08   10 12e

Quellen: Statistisches Bundesamt, Helaba Volkswirtschaft/Research                     Quellen: Statistisches Bundesamt, Helaba Volkswirtschaft/Research


                                       Leider zeigt die Historie von Finanzmarktblasen, dass vorab nicht feststellbar ist, wann genau ein
                                       Preisanstieg noch fundamental gerechtfertigt ist und wann die spekulative Preisbildung beginnt.
                  Steigende
                                       Bei fortgesetzt kräftigem Preisanstieg deutscher Wohnimmobilien ist daher auf mittlere Frist eine
  Refinanzierungsrisiken
                                       Überhitzung in Teilmärkten nicht auszuschließen. Darüber hinaus dürften trotz der im internatio-
                                       nalen Vergleich eher konservativen Finanzierungspraxis langfristig die Refinanzierungsrisiken
                                       zunehmen. Vielen Haushalten, die derzeit Wohneigentum mit hohem Fremdkapitalanteil zu rund
                                       3 % erwerben, könnte in 10 oder 15 Jahren die Refinanzierung schwer fallen, wenn sich das Zins-
                                       niveau normalisiert hat. Zur Erinnerung: Die Hypothekenzinsen mit 10-jähriger Bindung lagen in
                                       Deutschland im Zeitraum 1990 bis 2000 bei durchschnittlich 7,7 %.




                                       Helaba Volkswirtschaft/Research · 4. Oktober 2012· © Helaba                                                                                   2
Immobilienreport




                                  2.2           Versicherungen: Konkurrenz am Finanzierungsmarkt?


                                      Versicherungen erhöhen im Niedrigzinsumfeld ihren Immobilienbestand und interessieren
                                      sich zunehmend für Immobilienfinanzierungen. Letzteres sollte weniger als Konkurrenz für
                                      die Banken denn als Beitrag zur Vermeidung einer Kreditklemme gesehen werden.


                                  Die seit Jahren andauernde Finanzkrise wirkt sich auf das Anlageverhalten der Versicherungen
                                  aus. Sie legen traditionell ihre Gelder überwiegend in festverzinsliche Anlagen an, deren Verzin-
       Immobilienquote nur
                                  sung nun historische Tiefstände erreicht. Auf Dauer ist damit die Garantieverzinsung der Lebens-
      geringfügig gestiegen
                                  versicherungen nicht gesichert, die im Durchschnitt aller Verträge noch bei knapp 3 ½ % liegt.
                                  Damit werden Immobilienanlagen für die Versicherer zunehmend interessant. Dem in Umfragen
                                  regelmäßig geäußerten Ziel verstärkter Immobilieninvestitionen steht aber bislang nur ein modera-
                                  ter Anstieg gegenüber. So ist die Immobilienquote bei Lebensversicherern nach Verbandsangaben
                                  seit 2009 von 3,4 % auf 3,7 % 2011 gestiegen, bei Erstversicherungen von 3,3 % auf 3,5 %. Dies
                                  ist in erster Linie auf die hohen Ansprüche der Versicherungen zurückzuführen. Ihr Fokus liegt auf
                                  hochwertigen, möglichst neuwertigen Immobilien in besten Standorten, die im unsicheren Umfeld
                                  der Finanzkrise stark gesucht, aber schwer zu finden sind.

Deutsche Versicherungen erhöhen Immobilienbestände…                              … sind aber zurückhaltender bei Hypotheken
Kapitalanlagen deutscher Erstversicherungen, Mrd. Euro                           Kapitalanlagen deutscher Lebensversicherungen, Mrd. Euro
 65                                                                     65         65                                                                 65

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                                                                                                                                     Hypotheken
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                                                         Immobilien                                                                      Immobilien
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 25                                                                     25         25                                                                 25

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          2006      2007       2008      2009        2010        2011                     2006     2007      2008       2009      2010         2011

Quellen: GDV, Helaba Volkswirtschaft/Research                                    Quellen: GDV, Helaba Volkswirtschaft/Research



                                  Als Anlagealternative für Versicherungen wird derzeit verstärkt die Finanzierung von Immobilien
                                  diskutiert, zumal einzelne gewerbliche Großfinanzierungen zuletzt für Aufsehen sorgten. In der
 Immobilienfinanzierung
                                  Kapitalstruktur der Versicherungen hat sich dies jedoch noch nicht niedergeschlagen, der Hypo-
             als Alternative
                                  thekenbestand ist sogar spürbar zurückgegangen. So betrug der Anteil an den gesamten Kapitalan-
                                  lagen 2011 bei Erstversicherern 5,1 % (2007: 6,2 %) und bei Lebensversicherern 6,7 % (8,1 %).
                                  Als wichtiges Argument für das verstärkte Engagement von Versicherungen in der Immobilienfi-
                                  nanzierung wird die Reform der europäischen Versicherungsaufsicht durch die „Solvency II“-
                                  Richtlinie genannt, die bis 2015 eingeführt werden soll. Danach soll die Eigenkapitalunterlegung
                                  von direkten Immobilieninvestitionen unter bestimmten Bedingungen deutlich höher ausfallen als
                                  die Bereitstellung von Fremdkapital. Die gewerbliche Immobilienfinanzierung kommt vor allem
                                  für große Versicherungen in Frage, für die sich der Aufbau entsprechender Expertise lohnt. Ange-
                                  sichts des Rückzugs einer Reihe von Banken stehen den verbliebenen Akteuren für die Finanzie-
                                  rung großer Immobilienvorhaben im Rahmen eines Konsortiums weniger Partner zur Verfügung.
                                  Der Markteintritt einzelner Versicherungen sollte daher für die finanzierenden Banken nicht als
                                  unliebsame Konkurrenz gesehen werden, sondern vielmehr als Chance für die gemeinsame Aus-
                                  weitung des Finanzierungsgeschäfts und damit als Beitrag zur Sicherung der Kreditversorgung.
                                  Welche Rolle die Versicherungen langfristig in der gewerblichen Immobilienfinanzierung ein-
                                  nehmen werden, wird sich allerdings erst nach einer Normalisierung an den Finanzmärkten zeigen.




                                  Helaba Volkswirtschaft/Research · 4. Oktober 2012· © Helaba                                                              3
Immobilienreport




                                   2.3          Offene Immobilienfonds behaupten sich


                                      Offene Immobilienfonds haben in den letzten Jahren immer wieder für negative Schlagzeilen
                                      gesorgt. Die Schließung und Abwicklung einer Reihe von Fonds hat eine Konsolidierung
                                      eingeleitet. Die Entwicklung der Mittelzuflüsse und die Performance der verbleibenden Fonds
                                      zeigen aber, dass diese ein wichtiger Baustein der Vermögensanlage privater Anleger bleiben.


                                   Offene Immobilienfonds verbuchten in den ersten sieben Monaten dieses Jahres Nettomittelzuflüs-
                                   se in Höhe von fast 2,4 Mrd. Euro. Diese Zuflüsse erzielten drei der vier führenden Anbieter, de-
Deutliche Mittelzuflüsse;
                                   ren Fonds primär auf Privatanleger ausgerichtet sind und auf einen leistungsstarken Bankvertrieb
  Performanceerwartung
                                   zurückgreifen können. Die Performance dieser Anlagen kann sich im aktuellen Niedrigzinsumfeld
                    rund 3 %
                                   sehen lassen: Der „Helaba OIF-Index“ weist aktuell eine Jahresperformance von 2,7 % auf. Der
                                   Index bildet die gleichgewichtete Wertentwicklung von neun offenen Immobilienfonds der füh-
                                   renden vier Anbieter ab, die sich nicht in der Abwicklung befinden und die Anteilsrücknahme
                                   nicht ausgesetzt haben. Mit ihrem aktuellen Fondsvolumen von insgesamt rund 53 Mrd. Euro
                                   decken sie weitgehend das für Privatanleger derzeit investierbare Universum dieser Fondskatego-
                                   rie ab. Viele Immobilienmärkte, in denen diese Fonds investiert sind, haben sich inzwischen erholt
                                   oder zumindest stabilisiert, so dass das Ausmaß der Abwertungen zurückgehen dürfte. Dies wird
                                   sich positiv auf die Rendite auswirken. Da jedoch die weiterhin sehr niedrige Verzinsung der li-
                                   quiden Mittel die Wertentwicklung belastet, rechnen wir auch auf mittlere Frist nicht mit einer
                                   Performance des Helaba OIF-Index von spürbar über 3 %.

Deutliche Zuflüsse bei den „Überlebenden“                                         Akzeptable Performance im Niedrigzinsumfeld
Monatliche Nettomittelzuflüsse in Mrd. Euro                                       Helaba OIF Index, Jahresperformance in %
 2,0                                                                    2,0
                                                                                   8,0                                                        8,0
 1,5                                                                    1,5
                                                                                   7,0                                                        7,0
 1,0                                                                    1,0
                                                                                   6,0                                                        6,0
 0,5                                                                    0,5
                                                                                   5,0                                                        5,0
 0,0                                                                    0,0
                                                                                   4,0                                                        4,0
-0,5                                                                    -0,5       3,0                                                        3,0
-1,0                                                                    -1,0       2,0                                                        2,0
-1,5                                                                    -1,5       1,0                                                        1,0
-2,0                                                                    -2,0       0,0                                                        0,0
       2010                 2011                2012                                     06      07     08       09       10       11    12

Quellen: Datastream, BVI, Helaba Volkswirtschaft/Research                         Quellen: Datastream, Helaba Volkswirtschaft/Research



                                   Im Zuge der Änderung des Investmentgesetzes wurden bei den offenen Immobilienfonds als Lehre
                                   aus der Krise Mindesthalte- und Kündigungsfristen eingeführt. Sie sollen das Anlagevehikel künf-
              Regulatorischer
                                   tig weniger attraktiv für institutionelle Anleger machen und damit deren Liquiditätssteuerung
         Gegenwind hält an
                                   erleichtern. Trotz dieser Neuregelung, die offene Immobilienfonds als langfristig orientierte Im-
                                   mobilienanlage für private Anleger stärkt, sehen sich diese einem anhaltenden regulatorischen
                                   Druck ausgesetzt: So sorgte das Bundesfinanzministerium im Juli 2012 mit der Vorlage eines
                                   Gesetzentwurfes zu Umsetzung der EU-Richtlinie für Verwalter alternativer Investmentfonds
                                   (AIFM) für eine Überraschung. Die Richtlinie muss bis Juli 2013 in nationales Recht umgesetzt
                                   werden. Der Entwurf sieht vor, dass Immobilienfonds künftig nur noch in Form von geschlossenen
                                   Fonds aufgelegt werden können. Allerdings sollen die bestehenden offenen Immobilienfonds Be-
                                   standsschutz erhalten, so dass diese weiterhin für die Vermögensanlage privaten Anlegern zur
                                   Verfügung stehen würden. Die deutliche Kritik an diesen Vorschlägen – auch aus den Reihen der
                                   Koalitionsparteien – und die Erfahrung früherer Gesetzgebungsverfahren deuten darauf hin, dass
                                   es hier noch zu substanziellen inhaltlichen Änderungen kommen dürfte. 




                                   Helaba Volkswirtschaft/Research · 4. Oktober 2012· © Helaba                                                  4

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  • 1. Helaba Volkswirtschaft/Research Immobilienreport 4. Oktober 2012 Vielfältige Effekte der Schuldenkrise Autor: Dr. Stefan Mitropoulos Die Staatsschuldenkrise hat vielfältige Auswirkungen auf die Immobilienmärkte. Kaum haben Telefon: 0 69/91 32-46 19 Inflationsängste und historisch niedrige Zinsen den deutschen Wohnungsmarkt beflügelt, research@helaba.de werden schon Gefahren einer Blasenbildung beschworen (S. 2). Die deutschen Versicherun- gen werfen einen gründlicheren Blick auf Immobilien einschließlich deren Finanzierung (S. 3). Offene Immobilienfonds bleiben trotz der jüngsten Probleme und des regulatorischen Redaktion: Gegenwinds ein wichtiger Vermögensbaustein für private Anleger (S. 4). Dr. Gertrud R. Traud 1 Auf einen Blick 1 Herausgeber: 2 Ausgewählte Immobilienanalysen 2 Dr. Gertrud R. Traud 2.1 (Noch) Keine Blase am deutschen Wohnungsmarkt 2 Chefvolkswirt/Leitung Research 2.2 Versicherungen: Konkurrenz am Finanzierungsmarkt? 3 2.3 Offene Immobilienfonds behaupten sich 4 Landesbank Hessen-Thüringen MAIN TOWER Neue Mainzer Str. 52-58 60311 Frankfurt am Main 1 Auf einen Blick Telefon: 0 69/91 32-20 24 Telefax: 0 69/91 32-22 44 Große Bandbreite europäischer Immobilienaktien FTSE EPRA NAREIT Immobilienaktienindizes, Gesamtrendite in Euro, 1. Januar 2012 = 100 135 135 130 D 130 UK 125 125 FR 120 DAX 120 115 115 110 110 105 NL 105 100 100 95 95 90 90 2. Jan. 15. Feb. 30. Mrz. 15. Mai. 28. Jun. 13. Aug. 26. Sep. Die Publikation ist mit größter Sorgfalt Quellen: Datastream, Helaba Volkswirtschaft/Research Stand: 27. Sep. 2012 bearbeitet worden. Sie enthält jedoch lediglich unverbindliche Analysen und Prognosen zu den gegenwärtigen und zukünftigen Markt- Deutsche Immobilienaktien haben sich im bisherigen Jahresverlauf gut entwickelt. Dies gilt im verhältnissen. Die Angaben beruhen auf europäischen Vergleich, in dem sie zusammen mit den britischen Werten an der Spitze liegen. Quellen, die wir für zuverlässig halten, für deren Richtigkeit, Vollständigkeit oder Aktua- Deutlich abgehängt wurden dagegen Immobilienaktien aus den Niederlanden. Aber auch im Ver- lität wir aber keine Gewähr übernehmen kön- gleich zum deutschen Aktienmarkt insgesamt können sich deutsche Immobilientitel sehen lassen. nen. Sämtliche in dieser Publikation getroffe- Die Outperformance gegenüber dem DAX geht vor allem auf die überdurchschnittliche Entwick- nen Angaben dienen der Information. Sie lung der Wohnungsunternehmen zurück, die im deutschen Immobilienaktienindex eine hohe Ge- dürfen nicht als Angebot oder Empfehlung für Anlageentscheidungen verstanden werden. wichtung einnehmen. Dies spiegelt die gute Lage am deutschen Wohnungsmarkt wider (vgl. S. 2).
  • 2. Immobilienreport 2 Ausgewählte Immobilienanalysen 2.1 (Noch) Keine Blase am deutschen Wohnungsmarkt Inflationsangst, Anlage-Notstand und historisch niedrige Finanzierungszinsen: Dies sind die Zutaten für eine Flucht der deutschen Anleger in das „Betongold“. Nach vielen Jahren sind die Kaufpreise für Wohnimmobilien in Deutschland wieder spürbar gestiegen. Droht nun als nächstes eine Hauspreisblase ausgerechnet in Deutschland? Inflationsängste sind in der deutschen Bevölkerung weit verbreitet, obwohl der Verbraucherpreis- anstieg mit gut 2 % derzeit moderat ausfällt. Angesichts der extrem expansiven Geldpolitik der europäischen Zentralbank wird aber vielfach befürchtet, die europäische Staatsschuldenkrise könn- te mittelfristig über eine deutlich höhere Inflation gelöst werden. Die Flucht in vermeintlich siche- re Sachwerte wie Immobilien wird durch den Mangel an Anlagealternativen verstärkt. Für sicher- heitsorientierte Anleger sind Festgelder wie auch Staatsanleihen mit historisch niedriger Verzin- sung derzeit wenig attraktiv. Da auch die Hypothekenzinsen drastisch gesunken sind, ist der Er- werb von Wohneigentum für viele private Haushalte erschwinglich geworden. Die verstärkte Nachfrage nach Wohnimmobilien hat insbesondere in den deutschen Ballungszen- ten die Kaufpreise zuletzt deutlich steigen lassen. Befürchtungen, hier könnte sich eine neue Blase Preisanstieg bislang bilden, wird üblicherweise entgegnet, der Preisanstieg sei bislang fundamental gerechtfertigt. Tat- fundamental sächlich ist in vielen Großstädten, in denen weiterhin die Bevölkerungszahl zunimmt, bei nach wie gerechtfertigt vor sehr geringer Neubauaktivität Wohnraum knapp. Auch gilt der deutsche Wohnungsmarkt im internationalen Vergleich als stabil. Dieser Einschätzung liegt die schwache Entwicklung der Wohnimmobilienpreise in den Jahren vor der Finanzkrise zugrunde, als die Hauspreise in den USA und auch in vielen europäischen Ländern kräftig zugelegt hatten. Der bemerkenswerte An- stieg 1987 bis 1994 widerspricht jedoch der Stabilitätsthese und hatte den deutschen Wohnungs- markt in der Folge um mehr als ein Jahrzehnt gelähmt. Deutsche Hauspreise kommen in Fahrt Weiterhin geringe Wohnungsbautätigkeit Deutscher Hauspreisindex, % gg. Vj. Wohnungsfertigstellungen in Tausend, vor 1993 Westdeutschland 120 120 700 700 116 116 600 600 Neubau 112 112 500 500 108 108 400 400 gesamt 104 104 300 300 100 100 200 200 96 Bestand 96 100 100 92 92 0 0 00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 80 82 84 86 88 90 92 94 96 98 00 02 04 06 08 10 12e Quellen: Statistisches Bundesamt, Helaba Volkswirtschaft/Research Quellen: Statistisches Bundesamt, Helaba Volkswirtschaft/Research Leider zeigt die Historie von Finanzmarktblasen, dass vorab nicht feststellbar ist, wann genau ein Preisanstieg noch fundamental gerechtfertigt ist und wann die spekulative Preisbildung beginnt. Steigende Bei fortgesetzt kräftigem Preisanstieg deutscher Wohnimmobilien ist daher auf mittlere Frist eine Refinanzierungsrisiken Überhitzung in Teilmärkten nicht auszuschließen. Darüber hinaus dürften trotz der im internatio- nalen Vergleich eher konservativen Finanzierungspraxis langfristig die Refinanzierungsrisiken zunehmen. Vielen Haushalten, die derzeit Wohneigentum mit hohem Fremdkapitalanteil zu rund 3 % erwerben, könnte in 10 oder 15 Jahren die Refinanzierung schwer fallen, wenn sich das Zins- niveau normalisiert hat. Zur Erinnerung: Die Hypothekenzinsen mit 10-jähriger Bindung lagen in Deutschland im Zeitraum 1990 bis 2000 bei durchschnittlich 7,7 %. Helaba Volkswirtschaft/Research · 4. Oktober 2012· © Helaba 2
  • 3. Immobilienreport 2.2 Versicherungen: Konkurrenz am Finanzierungsmarkt? Versicherungen erhöhen im Niedrigzinsumfeld ihren Immobilienbestand und interessieren sich zunehmend für Immobilienfinanzierungen. Letzteres sollte weniger als Konkurrenz für die Banken denn als Beitrag zur Vermeidung einer Kreditklemme gesehen werden. Die seit Jahren andauernde Finanzkrise wirkt sich auf das Anlageverhalten der Versicherungen aus. Sie legen traditionell ihre Gelder überwiegend in festverzinsliche Anlagen an, deren Verzin- Immobilienquote nur sung nun historische Tiefstände erreicht. Auf Dauer ist damit die Garantieverzinsung der Lebens- geringfügig gestiegen versicherungen nicht gesichert, die im Durchschnitt aller Verträge noch bei knapp 3 ½ % liegt. Damit werden Immobilienanlagen für die Versicherer zunehmend interessant. Dem in Umfragen regelmäßig geäußerten Ziel verstärkter Immobilieninvestitionen steht aber bislang nur ein modera- ter Anstieg gegenüber. So ist die Immobilienquote bei Lebensversicherern nach Verbandsangaben seit 2009 von 3,4 % auf 3,7 % 2011 gestiegen, bei Erstversicherungen von 3,3 % auf 3,5 %. Dies ist in erster Linie auf die hohen Ansprüche der Versicherungen zurückzuführen. Ihr Fokus liegt auf hochwertigen, möglichst neuwertigen Immobilien in besten Standorten, die im unsicheren Umfeld der Finanzkrise stark gesucht, aber schwer zu finden sind. Deutsche Versicherungen erhöhen Immobilienbestände… … sind aber zurückhaltender bei Hypotheken Kapitalanlagen deutscher Erstversicherungen, Mrd. Euro Kapitalanlagen deutscher Lebensversicherungen, Mrd. Euro 65 65 65 65 60 60 60 60 55 55 55 55 Hypotheken 50 Hypotheken 50 50 50 45 45 45 45 40 40 40 40 35 35 35 35 Immobilien Immobilien 30 30 30 30 25 25 25 25 20 20 20 20 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2006 2007 2008 2009 2010 2011 Quellen: GDV, Helaba Volkswirtschaft/Research Quellen: GDV, Helaba Volkswirtschaft/Research Als Anlagealternative für Versicherungen wird derzeit verstärkt die Finanzierung von Immobilien diskutiert, zumal einzelne gewerbliche Großfinanzierungen zuletzt für Aufsehen sorgten. In der Immobilienfinanzierung Kapitalstruktur der Versicherungen hat sich dies jedoch noch nicht niedergeschlagen, der Hypo- als Alternative thekenbestand ist sogar spürbar zurückgegangen. So betrug der Anteil an den gesamten Kapitalan- lagen 2011 bei Erstversicherern 5,1 % (2007: 6,2 %) und bei Lebensversicherern 6,7 % (8,1 %). Als wichtiges Argument für das verstärkte Engagement von Versicherungen in der Immobilienfi- nanzierung wird die Reform der europäischen Versicherungsaufsicht durch die „Solvency II“- Richtlinie genannt, die bis 2015 eingeführt werden soll. Danach soll die Eigenkapitalunterlegung von direkten Immobilieninvestitionen unter bestimmten Bedingungen deutlich höher ausfallen als die Bereitstellung von Fremdkapital. Die gewerbliche Immobilienfinanzierung kommt vor allem für große Versicherungen in Frage, für die sich der Aufbau entsprechender Expertise lohnt. Ange- sichts des Rückzugs einer Reihe von Banken stehen den verbliebenen Akteuren für die Finanzie- rung großer Immobilienvorhaben im Rahmen eines Konsortiums weniger Partner zur Verfügung. Der Markteintritt einzelner Versicherungen sollte daher für die finanzierenden Banken nicht als unliebsame Konkurrenz gesehen werden, sondern vielmehr als Chance für die gemeinsame Aus- weitung des Finanzierungsgeschäfts und damit als Beitrag zur Sicherung der Kreditversorgung. Welche Rolle die Versicherungen langfristig in der gewerblichen Immobilienfinanzierung ein- nehmen werden, wird sich allerdings erst nach einer Normalisierung an den Finanzmärkten zeigen. Helaba Volkswirtschaft/Research · 4. Oktober 2012· © Helaba 3
  • 4. Immobilienreport 2.3 Offene Immobilienfonds behaupten sich Offene Immobilienfonds haben in den letzten Jahren immer wieder für negative Schlagzeilen gesorgt. Die Schließung und Abwicklung einer Reihe von Fonds hat eine Konsolidierung eingeleitet. Die Entwicklung der Mittelzuflüsse und die Performance der verbleibenden Fonds zeigen aber, dass diese ein wichtiger Baustein der Vermögensanlage privater Anleger bleiben. Offene Immobilienfonds verbuchten in den ersten sieben Monaten dieses Jahres Nettomittelzuflüs- se in Höhe von fast 2,4 Mrd. Euro. Diese Zuflüsse erzielten drei der vier führenden Anbieter, de- Deutliche Mittelzuflüsse; ren Fonds primär auf Privatanleger ausgerichtet sind und auf einen leistungsstarken Bankvertrieb Performanceerwartung zurückgreifen können. Die Performance dieser Anlagen kann sich im aktuellen Niedrigzinsumfeld rund 3 % sehen lassen: Der „Helaba OIF-Index“ weist aktuell eine Jahresperformance von 2,7 % auf. Der Index bildet die gleichgewichtete Wertentwicklung von neun offenen Immobilienfonds der füh- renden vier Anbieter ab, die sich nicht in der Abwicklung befinden und die Anteilsrücknahme nicht ausgesetzt haben. Mit ihrem aktuellen Fondsvolumen von insgesamt rund 53 Mrd. Euro decken sie weitgehend das für Privatanleger derzeit investierbare Universum dieser Fondskatego- rie ab. Viele Immobilienmärkte, in denen diese Fonds investiert sind, haben sich inzwischen erholt oder zumindest stabilisiert, so dass das Ausmaß der Abwertungen zurückgehen dürfte. Dies wird sich positiv auf die Rendite auswirken. Da jedoch die weiterhin sehr niedrige Verzinsung der li- quiden Mittel die Wertentwicklung belastet, rechnen wir auch auf mittlere Frist nicht mit einer Performance des Helaba OIF-Index von spürbar über 3 %. Deutliche Zuflüsse bei den „Überlebenden“ Akzeptable Performance im Niedrigzinsumfeld Monatliche Nettomittelzuflüsse in Mrd. Euro Helaba OIF Index, Jahresperformance in % 2,0 2,0 8,0 8,0 1,5 1,5 7,0 7,0 1,0 1,0 6,0 6,0 0,5 0,5 5,0 5,0 0,0 0,0 4,0 4,0 -0,5 -0,5 3,0 3,0 -1,0 -1,0 2,0 2,0 -1,5 -1,5 1,0 1,0 -2,0 -2,0 0,0 0,0 2010 2011 2012 06 07 08 09 10 11 12 Quellen: Datastream, BVI, Helaba Volkswirtschaft/Research Quellen: Datastream, Helaba Volkswirtschaft/Research Im Zuge der Änderung des Investmentgesetzes wurden bei den offenen Immobilienfonds als Lehre aus der Krise Mindesthalte- und Kündigungsfristen eingeführt. Sie sollen das Anlagevehikel künf- Regulatorischer tig weniger attraktiv für institutionelle Anleger machen und damit deren Liquiditätssteuerung Gegenwind hält an erleichtern. Trotz dieser Neuregelung, die offene Immobilienfonds als langfristig orientierte Im- mobilienanlage für private Anleger stärkt, sehen sich diese einem anhaltenden regulatorischen Druck ausgesetzt: So sorgte das Bundesfinanzministerium im Juli 2012 mit der Vorlage eines Gesetzentwurfes zu Umsetzung der EU-Richtlinie für Verwalter alternativer Investmentfonds (AIFM) für eine Überraschung. Die Richtlinie muss bis Juli 2013 in nationales Recht umgesetzt werden. Der Entwurf sieht vor, dass Immobilienfonds künftig nur noch in Form von geschlossenen Fonds aufgelegt werden können. Allerdings sollen die bestehenden offenen Immobilienfonds Be- standsschutz erhalten, so dass diese weiterhin für die Vermögensanlage privaten Anlegern zur Verfügung stehen würden. Die deutliche Kritik an diesen Vorschlägen – auch aus den Reihen der Koalitionsparteien – und die Erfahrung früherer Gesetzgebungsverfahren deuten darauf hin, dass es hier noch zu substanziellen inhaltlichen Änderungen kommen dürfte.  Helaba Volkswirtschaft/Research · 4. Oktober 2012· © Helaba 4