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Kapitalmarkt kompakt 9. November 2012
Warten auf die Konjunkturwende
Autoren:
Christian Apelt, CFA
Der Euro-Dollar-Kurs tut sich mit weiteren Anstiegen schwer. Kurzfristig bestehen
Telefon: 0 69/91 32-47 26
Risiken für den Euro, wenngleich strukturelle Fortschritte in der Eurozone und Probleme
in den USA inklusive der expansiven Geldpolitik der Federal Reserve grundsätzlich für
einen Anstieg des Euro-Dollar-Kurses sprechen.
Ulf Krauss
Telefon: 0 69/91 32-47 28
Derzeit überwiegt die Konjunkturskepsis im Euroraum. Sollten sich die Wachstumsper-
spektiven jedoch tendenziell verbessern, wovon wir ausgehen, drohen deutschen Ren-
Markus Reinwand, CFA
tenpapieren spürbare Kursverluste.
Telefon: 0 69/91 32-47 23
Den international führenden Aktienindizes schien zuletzt etwas die Puste auszugehen.
Schließlich lässt die erhoffte Konjunkturwende weiter auf sich warten. Die moderate Be-
research@helaba.de
wertung sowie eine vergleichsweise vorsichtige Positionierung sprechen mittelfristig für
weiter steigende Notierungen.
Redaktion:
Dr. Stefan Mitropoulos
Finanzmarktrückblick und -prognosen
Herausgeber: Veränderung seit ... aktueller
Dr. Gertrud R. Traud Jahresultimo Vormonat Stand* Q4/2012 Q1/2013 Q2/2013
(jeweils gg. Euro, %) (jeweils gg. Euro)
Chefvolkswirt/Leitung Research
US-Dollar 1,7 1,4 1,27 1,35 1,40 1,35
Landesbank Hessen-Thüringen
Japanischer Yen -1,6 0,0 101 105 110 109
MAIN TOWER
Neue Mainzer Str. 52-58 Britisches Pfund 4,5 1,0 0,80 0,84 0,87 0,87
60311 Frankfurt am Main Schweizer Franken 0,9 0,3 1,21 1,20 1,25 1,25
Telefon: 0 69/91 32-20 24 (in Landeswährung, %) (Index)
Telefax: 0 69/91 32-22 44 DAX 22,2 -1,1 7.205 7.500 7.300 7.600
Euro Stoxx 50 7,0 -0,3 2.479 2.650 2.550 2.700
Dow Jones 4,9 -3,9 12.811 13.700 13.300 13.900
Nikkei 225 4,5 3,4 8.837 9.400 9.000 9.500
(in Bp) (in %)
Die Publikation ist mit größter Sorgfalt
3M Euribor -116 -2 0,19 0,30 0,40 0,50
bearbeitet worden. Sie enthält jedoch lediglich
3M USD Libor -27 -3 0,31 0,40 0,40 0,40
unverbindliche Analysen und Prognosen zu
den gegenwärtigen und zukünftigen Markt- 10j. Bundesanleihen -47 -14 1,36 1,90 2,00 2,10
verhältnissen. Die Angaben beruhen auf
Quellen, die wir für zuverlässig halten, für
10j. Pfandbriefe -69 -5 1,90 2,30 2,40 2,50
deren Richtigkeit, Vollständigkeit oder Aktua- 10j. US-Treasuries -26 -6 1,61 2,10 2,10 2,20
lität wir aber keine Gewähr übernehmen kön-
nen. Sämtliche in dieser Publikation getroffe-
* 08.11.2012 Quellen: Bloomberg, Helaba Volkswirtschaft/Research
nen Angaben dienen der Information. Sie
dürfen nicht als Angebot oder Empfehlung für
Anlageentscheidungen verstanden werden.
2. Kapitalmarkt kompakt
Christian Apelt, CFA Devisen: Belastungsfaktoren für US-Dollar noch ignoriert
Die Erholung des Euro ist ins Wanken geraten. Knapp acht Wochen pendelte der Euro-Dollar-
Kurs in einer Bandbreite von 1,28 bis 1,32. Nun wackelt die untere Grenze dieses Seitwärtsbands.
Einmal mehr bereiten die Griechen Sorgen. Die Regierung tut sich schwer mit den Sparmaßnah-
men, die Genehmigung neuer Hilfsgelder steht noch aus. Auch die Konjunkturdaten aus der Euro-
zone enttäuschten zuletzt, sogar aus Deutschland. Ohne ein weniger negatives Wachstumsumfeld
ist der Spar- und Reformkurs in den Krisenländern schwieriger durchzuführen.
Neben den anhaltenden Problemen in der Währungsunion dämpften positivere Konjunkturdaten
aus den USA den Euro-Dollar-Kurs. So fiel der Arbeitsmarktbericht erneut recht positiv aus, die
Haushalts- und Geld-
Stimmung in der Industrie verbesserte sich. Aus den Präsidentschaftswahlen ging der Amtsinhaber
politik als potenzielle
Obama als Sieger hervor. Seine Demokraten verteidigten die Mehrheit im Senat, während die
Dollar-Belastung
oppositionellen Republikaner im Repräsentantenhaus die Oberhand behielten. Die geteilte Macht
erschwert die Lösung politischer Probleme. Zum Jahresende droht die „fiskalische Klippe“ (Aus-
laufen von Steuersenkungen und automatische Ausgabenkürzungen). Nach den Erfahrungen der
letzten Jahre dürfte eine Einigung im Kongress kompliziert werden. Die Unsicherheit über diesen
politischen Streit kann den US-Dollar zumindest phasenweise belasten. Auch das hohe Haushalts-
defizit könnte am Devisenmarkt als Nachteil für den Greenback thematisiert werden, da bislang
glaubwürdige Pläne zu dessen Reduktion Mangelware sind. Die sehr expansive Geldpolitik der
Federal Reserve sollte den Wert des US-Dollar beeinträchtigen, zumal selbst eine gewisse kon-
junkturelle Verbesserung den Kurs der Notenbank nicht verändern würde. Bislang reagierte die
US-Währung kaum, allerdings hält sich die Fed gemäß ihrer Bilanz anscheinend noch zurück.
Negative Impulse für den US-Dollar dürften dann spätestens 2013 auftreten.
Einengung der Risikoprämien in der Peripherie stockt Konjunkturelle Probleme für den Euro
USD Prozentpunkte, invertiert USD Differenz der Indizes
Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research
Das für die US-Währung an sich belastende Umfeld könnte aber vom Devisenmarkt vorerst weiter
ignoriert werden, wenn die Probleme in der Eurozone akuter erscheinen. In Griechenland fehlt das
Kurzfristige Risiken für
grüne Licht für neue Hilfsgelder seitens der Troika. In Spanien gibt es politische Unsicherheiten
Euro-Erholung
auch wegen der Wahl in Katalonien. Die konjunkturelle Entwicklung in der Eurozone spricht am
aktuellen Rand ebenfalls gegen den Euro, da in den USA die positiven Überraschungen überwie-
gen. Trotzdem gibt es in den europäischen Krisenländern auch Grund für Optimismus: Neben den
dank der EZB-Ankündigung gesenkten Risikoaufschlägen auf Staatsanleihen überzeugen hier die
Rückgänge bei den Leistungsbilanzdefiziten, z.T. auch die Verringerung der Haushaltsfehlbeträge.
Ob dies an den Märkten jedoch noch in diesem Jahr honoriert wird, ist offen. Es besteht das Risi-
ko, dass sich die erwartete Erholung des Euro-Dollar-Kurses auf 1,35 auf 2013 verschiebt. Ähnli-
ches gilt für den Euro-Pfund-Kurs, während der Japanische Yen zuletzt etwas schwächelte. Der
Euro-Franken-Kurs notiert stabil.
Helaba Volkswirtschaft/Research · 9. November 2012· © Helaba 2
3. Kapitalmarkt kompakt
Ulf Krauss Renten: Luft für Bundesanleihen sehr dünn
Es gibt berechtigte Hoffnung, dass die Euro-Schuldenkrise ihren Zenit überschritten hat. Mit
Rückschlägen ist gleichwohl immer zu rechnen, wie die aktuelle Situation zeigt. Anhaltende Kon-
junktursorgen und erneut aufkommende Ängste im Zusammenhang mit Griechenland haben die
deutschen Renditen wieder in Richtung historischer Tiefstände gedrückt. Zweijährige Bundesan-
leihen notieren erneut im negativen Terrain. Die Risikoaufschläge der Krisenländer sind allerdings
per Saldo relativ stabil. Das Vertrauen in das Überleben der Währungsunion ist mit der Aktivie-
rung des ESM-Rettungsschirms sowie dem angekündigten EZB-Programm zum Ankauf von
Staatsanleihen offenbar auf eine stabile Grundlage gestellt worden.
Deutschland befindet sich in einem leichten zyklischen Abschwung. Die aktuelle Lage wird von
den Unternehmen nicht mehr ganz so positiv beurteilt. Die ifo-Geschäftserwartungen hingegen
Konjunkturerwartungen waren zuletzt stabil. Sollte die Abwärtsdynamik in der Eurozone im kommenden Jahr gestoppt
loten Tiefpunkt aus werden, wovon wir ausgehen, wird Deutschland seinen positiven Wachstumstrend aufrechterhal-
ten. Die jüngste kräftige Verbesserung des GfK-Konsumklimaindex deutet darauf hin, dass der
private Verbrauch seine konjunkturstützende Funktion zumindest behält. Die Ausgangslage für das
anstehende Weihnachtsgeschäft ist trotz europäischer Schuldenkrise günstig. Die Kreditvergabe
im Euroraum dürfte 2012 ihr Tief bilden. 2013 kann sich Europa auch infolge der lockeren Geld-
politik allmählich aus der Konjunkturkrise lösen.
Der Inflationsanstieg wurde im Oktober etwas gebremst. Die Jahresrate für den Euroraum sank
nach erster Schätzung von 2,6 % auf 2,5 %. Neben dem Aprilwert war dies jedoch erst der zweite
Rückgang in diesem Jahr. Entlastende Effekte kamen insbesondere von der Energieseite, wo sich
die Teuerung von 9,1 % auf 7,8 % abgeschwächt hat. Dies gibt EZB-Chef Mario Draghi kurzfris-
tig Rückendeckung, nachdem dieser vor Vertretern des Deutschen Bundestages nochmals beteuert
hat, dass durch den geplanten Kauf von Staatsanleihen keine Inflationsgefahren entstehen. Die
Inflationserwartungen an den Finanzmärkten haben sich im Zuge reduzierter Erdölnotierungen
zuletzt ebenfalls etwas entspannt, liegen aber immer noch deutlich über dem Niveau zur Jahresmit-
te.
Renditen auf Seitwärtskurs Noch dominieren Konjunkturängste
Rendite 3-jähriger Staatsanleihen, % EU-Konjunkturindex
10 10 120 120
115 115
8 8 110 110
105 105
6 6 100 100
95 Deutschland 95
4 4 90 90
Spanien Frankreich
Italien 85 Spanien 85
2 Irland 2
80 Italien 80
Belgien 75 75
Frankreich Portugal
0 Deutschland 0
70 70
-1 -1 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013
N D J F M A M J J A S O N D J
Quellen: Datastream, Helaba Volkswirtschaft/Research Quellen: Datastream, Helaba Volkswirtschaft/Research
Angesichts der wirtschaftlichen Unsicherheiten sind viele Investoren in Wartestellung gegangen.
Möglicherweise wird in diesem Jahr keine Richtungsentscheidung mehr beim wichtigsten Markt-
Anlagenotstand hält an barometer, dem Bund-Future, fallen. Mit abklingendem Wachstumpessimismus im Euroraum
dürfte die Zinsstruktur jedoch in den kommenden Monaten steiler werden. Das Chance-Risiko-
Verhältnis insbesondere von deutschen Staatsanleihen ist auch infolge des jüngsten Renditerück-
gangs als ungünstig zu bezeichnen. Lange Laufzeiten sollten daher bei Neuengagements nicht
erste Wahl sein.
Helaba Volkswirtschaft/Research · 9. November 2012· © Helaba 3
4. Kapitalmarkt kompakt
Markus Reinwand, CFA Aktien: Potenzial nach Konsolidierungsphase
Den international führenden Aktienindizes schien zuletzt etwas die Puste auszugehen. Während
die Kursentwicklung im dritten Quartal – der saisonal traditionell schwächsten Phase des Jahres –
US-Aktien technisch
noch erfreulich gut verlief, tun sich Aktien inzwischen sichtlich schwer. Zwar schlagen sich DAX
angeschlagen
und EURO STOXX 50 im vierten Quartal bislang wacker. Die Zwischenbilanz für die US-
Pendants fällt jedoch negativ aus. Dow Jones Industrials und S&P 500 testen gegenwärtig sogar
die 200-Tage-Linie sowie den seit Herbst 2011 bestehenden Aufwärtstrend. Die von manchen
Anlegern erhoffte Wahlrally scheint somit ins Wasser zu fallen.
Auch nach den Kongress- und Präsidentschaftswahlen bremst in den USA die Unsicherheit über
den künftigen fiskalpolitischen Kurs. Immerhin drohen zum Jahresbeginn 2013 automatische
Steuererhöhungen und Ausgabenkürzungen in einer Größenordnung von rund 4 % des Bruttoin-
landsproduktes, sollten sich die Parteien in den kommenden Wochen nicht auf einen Kompromiss
verständigen können. Im Euroraum lässt indessen die erhoffte Konjunkturwende weiter auf sich
warten. Überraschend schwache Daten zu den deutschen Auftragseingängen und zur Industriepro-
duktion haben vielmehr die Wachstumsängste zuletzt wieder verstärkt und Anleger zu Gewinn-
mitnahmen veranlasst. Immerhin hatte der DAX gegenüber dem Tief im Juni zwischenzeitlich
beachtliche 25 % zugelegt, obwohl wichtige Frühindikatoren wie das ifo-Geschäftsklima weiter
sanken. In früheren Zyklen markierte der DAX im Durchschnitt vier Monate vor dem ifo-Index
sein Tief. Es ist somit an der Zeit, dass sich die Konjunkturstimmung in Deutschland, aber auch in
der Eurozone, wieder verbessert. Erste Lichtblicke liefern Indikatoren wie die sentix-
Konjunkturerwartungen, die bereits nach oben drehen. In der Vergangenheit zeigten sie häufig
frühzeitig konjunkturelle Wendepunkte an.
„fiscal cliff“-Debatte verunsichert Anleger Moderate Aktienquoten bergen Nachholpotenzial
% Anzahl der Artikel Abweichung vom Mittelwert in Standardabweichungen Index
30 160 2,5 9000
28 Implizite Aktienmarkt- DAX (rechte Skala)
140 2,0 8000
volatilität VIX (linke Skala) "f iscal clif f"
26 1,5
(rechte Skala) 120 7000
24 1,0
100 6000
22 0,5
5000
20 80 0,0
4000
18 60 -0,5
16 3000
-1,0
40 Aktienquote
14 -1,5 2000
(linke Skala)
12 20 -2,0 1000
10 0 -2,5 0
J F M A M J J A S O N 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12
Quellen: Bloomberg, Helaba Volkswirtschaft/Research Quellen: Bloomberg, Helaba Volkswirtschaft/Research
Für steigende Aktienkurse in den kommenden Monaten spricht zudem die insgesamt moderate
Bewertung. So erscheinen gerade deutsche und europäische Dividendentitel gemessen an der eige-
Schwächephasen zum
nen Historie wie auch im Vergleich zu den gängigen Anlagealternativen gegenwärtig günstig.
Positionsausbau nutzen
Zudem dürften die negativen Gewinnrevisionen weltweit ihren Höhepunkt erreicht haben. Sollten
sich die Wachstumszweifel wie von uns erwartet in den kommenden Monaten allmählich legen,
besteht bei Aktien weiteres Aufwärtspotenzial. So zeigen Daten zur Positionierung sowohl privater
als auch institutioneller Anleger, dass sich die Aktienquoten in den Portfolios lediglich auf dem
Durchschnittsniveau der letzten zehn Jahre eingependelt haben. Von Euphorie, die im Sinne der
Kontraindikation zur Vorsicht mahnen würde, kann somit keine Rede sein. Gerade angesichts
ausgesprochen unattraktiver Ertragsaussichten bei anderen Anlageklassen ist mittelfristig mit wei-
teren Umschichtungen zugunsten von Aktien zu rechnen. Somit bietet die gegenwärtige Konsoli-
dierung durchaus interessante Einstiegsgelegenheiten.
Helaba Volkswirtschaft/Research · 9. November 2012· © Helaba 4