2. Jahresrückblick 2010 – Robuster Arbeitsmarkt profitiert von einer starken wirtschaftlichen Er-
holung
Nach dem Krisenjahr 2009 erlebte die sächsische Wirtschaft 2010 eine starke konjunkturelle Erho-
lung. Das Bruttoinlandsprodukt ist nach aktuellen Schätzungen jahresdurchschnittlich um drei Prozent
gewachsen, nach einem Einbruch von -3,8 Prozent in 2009. Die sozialversicherungspflichtige Be-
schäftigung hat sich im Jahr 2010 erhöht, und die Arbeitslosigkeit ist gesunken. Der sächsische Ar-
beitsmarkt hat sich in der Krise als sehr robust erwiesen.
Wirtschaftliche Entwicklung
Nach dem starken Einbruch im Winterhalbjahr 2008/09 hat sich die sächsische Wirtschaft stabilisiert
und ist auf einen Wachstumspfad eingeschwenkt. 2010 nahm die konjunkturelle Dynamik dann deut-
lich an Fahrt auf. Nachdem der Aufschwung zunächst von der Auslandsnachfrage dominiert wurde,
kamen in 2010 die Impulse überwiegend von der Binnennachfrage. Vor allem die Investitionen haben
kräftig zugelegt. So hat sich die Bruttowertschöpfung im verarbeitenden Gewerbe voraussichtlich um
12,2 Prozent erhöht und bleibt weiterhin der Wachstumsmotor in Sachsen. Aber auch die anderen
Wirtschaftsbereiche haben zum positiven Jahresergebnis beigetragen (Bruttowertschöpfung 2010
gegenüber Vorjahr: Bau +1,8 Prozent; Handel, Gastgewerbe und Verkehr +1,0 Prozent; Finanzierung,
Vermietung und Unternehmensdienstleister +2,3 Prozent; öffentliche und private Dienstleister +1,7
Prozent). Die Produktionsverluste von 2009 konnten zwar nicht ganz, aber doch zum größeren Teil
wieder aufgeholt werden.
Entwicklung der Erwerbstätigkeit
Nach Angaben des Statistischen Landesamtes Sachsen hat die Erwerbstätigkeit im Jahresdurch-
schnitt 2010 um 14.300 oder 0,7 Prozent auf 1,95 Mio zugenommen. Im Vergleich zu 2008 hatte sich
die Anzahl der Erwerbstätigen im Jahr 2009 um ca. 15.700 oder 0,8 Prozent verringert. Damit erreicht
voraussichtlich die Erwerbstätigkeit im Jahr 2010 seit 2001 ihren zweithöchsten Stand (höchste Stand
in 2008).
Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung hat 2010 noch stärker zugenommen als die Erwerbs-
tätigkeit. Im Juni waren 1,409 Mio. Arbeitnehmer sozialversicherungspflichtig beschäftigt, 23.279 oder
1,7 Prozent mehr als vor einem Jahr. Auch hier hat der Anstieg im Jahresverlauf angehalten. Im Okto-
ber 2010 waren nach ersten Hochrechnungen 1,436 Arbeitnehmer sozialversicherungspflichtig be-
schäftigt, 23.185 oder 1,6 Prozent mehr als vor einem Jahr. Die sozialversicherungspflichtige Beschäf-
tigung hat damit die Verluste der Krise wieder aufgeholt und liegt in saisonbereinigter Rechnung über
dem Vorkrisenniveau (Oktober 2010: 1,411 Mio).
Der Anstieg der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung beruht sowohl auf mehr Teilzeit als auch
auf mehr Vollzeitbeschäftigung. Die Teilzeitbeschäftigung ist im Juni gegenüber dem Vorjahr um
10.459 oder 3,8 Prozent auf 284.970 und die Vollzeitbeschäftigung um 12.622 oder 1,1 Prozent auf
1,123 Mio gestiegen. Die Vollzeitbeschäftigung hat ihr Vorkrisenniveau noch nicht erreicht.
Gemeldete Arbeitsstellen
Das gesamtwirtschaftliche Stellenangebot und darunter die der Arbeitsagenturen gemeldeten Arbeits-
stellen haben im Vergleich zum Vorjahr deutlich zugenommen. Im Jahr 2010 waren 105.105 Arbeits-
stellen gemeldet, 15.600 oder 17,4 Prozent mehr als vor einem Jahr.
Arbeitskräfteangebot
Das Angebot an Arbeitskräften in Sachsen hat nach Einschätzungen des Instituts für Arbeitsmarkt-
und Berufsforschung leicht abgenommen. Es dominiert der demografische Trend, dass mehr ältere
Menschen aus dem Erwerbsleben ausscheiden als junge nachrücken. Die Komponenten Demografie,
Verhalten sowie Veränderung des Pendlersaldos haben in Sachsen zu einer Verringerung des Er-
werbspersonenpotenzials beigetragen.
Arbeitslosigkeit
Die Arbeitslosenzahl hat sich 2010 deutlich verringert. Rückläufig war die Arbeitslosigkeit in beiden
Rechtskreisen und in fast allen Personengruppen. Maßgeblich für den Rückgang war die konjunkturel-
le Belebung in der sächsischen Wirtschaft, die zu einem deutlichen Zuwachs der sozialversicherungs-
pflichtigen Beschäftigung geführt hat.
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3. Entwicklung nach Rechtskreisen
Von allen Arbeitslosen wurden jahresdurchschnittlich 75.646 oder rund 30 Prozent im Rechtskreis
SGB III von einer Agentur für Arbeit und 177.871 oder etwa 70 Prozent im Rechtskreis SGB II von
einem Träger der Grundsicherung betreut. Gegenüber dem Vorjahr hat sich die Arbeitslosigkeit im
Bereich der Arbeitslosenversicherung um 12.777 oder 14,4 Prozent und in der Grundsicherung um
11.902 oder 6,3 Prozent verringert.
Der Rechtskreis SGB III hat stärker auf den Einbruch der Konjunktur reagiert und profitiert jetzt in grö-
ßerem Maße vom Aufschwung.
Entwicklung nach Personengruppen
Der jahresdurchschnittliche Rückgang der Arbeitslosigkeit fiel bei Frauen geringfügig stärker aus als
bei Männern. Die Arbeitslosigkeit der Frauen hat sich im Jahresdurchschnitt um 9,1 Prozent auf
116.733 und die der Männer um 8,7 Prozent auf 136.785 verringert. Die Anteile der Frauen und Män-
ner an der Arbeitslosenzahl liegt im Jahresdurchschnitt bei 46 und 54 Prozent. Die Arbeitslosenquote
(bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen) der Frauen ist um 0,9 Prozentpunkte auf 11,5 Prozent
gesunken und liegt weiterhin unter der Quote der Männer, die sich um 1,1 Prozentpunkte auf 12,1
Prozent verringert hat. Nachdem Männer von der wirtschaftlichen Krise besonders stark betroffen wa-
ren, profitieren sie jetzt stärker vom Aufschwung.
In der Differenzierung nach Alter war der Rückgang der Arbeitslosigkeit in der Altersgruppe der 15- bis
unter 25-Jährigen relativ am stärksten. Ihre Arbeitslosenzahl ist jahresdurchschnittlich um 17,5 Pro-
zent auf 25.986 und ihre Arbeitslosenquote (bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen) um 1,7 Pro-
zentpunkte auf 10,8 Prozent gesunken. Entsprechend liegt die Quote der Jüngeren unter der Ge-
samtarbeitslosenquote (11,9 Prozent).
Für die Älteren von 50 bis unter 65 Jahren wird eine Abnahme der Arbeitslosenzahl von 3 Prozent auf
87.072 ausgewiesen. Gleichzeitig nahm ihre Arbeitslosenquote um 0,7 Prozentpunkte ab und liegt bei
14,2 Prozent.
Arbeitslosigkeit – Zu- und Abgänge
Arbeitslosigkeit ist kein fester Block, denn gibt es viel Bewegung. So meldeten sich im Jahresverlauf
615.686 Menschen bei einer Arbeitsagentur oder einem Träger der Grundsicherung arbeitslos, wäh-
rend gleichzeitig 632.141 Personen ihre Arbeitslosigkeit beendeten.
Ausschlaggebend für die Bestandsveränderung waren mehr Abgänge in Beschäftigung am ersten
Arbeitsmarkt (+6.657 oder +3,5 Prozent), bei deutlich weniger Zugängen aus dem ersten Arbeitsmarkt
(-30.964 oder -13,8 Prozent).
Zugänge und Abgänge haben sich in beiden Rechtskreisen unterschiedlich entwickelt. So nahmen im
Rechtskreis SGB III die Zugänge um 17,5 Prozent und die Abgänge um 12,7 Prozent ab, während im
Rechtskreis SGB II die Zu- und Abgänge um 5,8 bzw. 5,5 Prozent größer geworden sind als vor einem
Jahr.
Auch der Blick auf die Zu- und Abgänge aus dem 1. Arbeitsmarkt zeigt Unterschiede: Im Rechtskreis
SGB III haben die Zugänge aus dem 1. Arbeitsmarkt um 19,1 Prozent und die Abgänge in den
1. Arbeitsmarkt um 1,6 Prozent abgenommen, während im Rechtskreis SGB II die Zugänge um 4,6
Prozent und die Abgänge in den 1. Arbeitsmarkt noch stärker um 14,1 Prozent gestiegen sind.
Die Langzeitarbeitslosigkeit hat sich jahresdurchschnittlich verringert. Langzeitarbeitslose sind Perso-
nen, die länger als 12 Monate arbeitslos waren. Im Jahresdurchschnitt 2010 gab es 77.950 Langzeit-
arbeitslose, das waren nur 1.554 oder 2 Prozent weniger als vor einem Jahr (nur statistische Daten
basierend auf dem IT-Fachverfahren der Bundesagentur für Arbeit – ohne zkT). Langzeitarbeitslose
werden weit überwiegend im Rechtskreis SGB II betreut, aber nicht alle Arbeitslosen in diesem
Rechtskreis sind länger als ein Jahr arbeitslos. Gleichzeitig gibt es auch im Rechtskreis SGB III Lang-
zeitarbeitslose. Das sind zum größeren Teil Nicht-Leistungsempfänger, die entweder nie einen An-
spruch auf Arbeitslosengeld hatten (z.B. Berufseinsteiger) oder die nach Auslaufen des Arbeitslosen-
geld-Anspruchs wegen mangelnder Bedürftigkeit kein Arbeitslosengeld II erhalten. Außerdem sind hier
ältere Arbeitslosengeld-Empfänger enthalten, die Leistungsansprüche von mehr als 12 Monaten ha-
ben.
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4. Arbeitslosenquoten
Die jahresdurchschnittliche Arbeitslosenquote, auf Basis aller zivilen Erwerbspersonen, belief sich
2010 auf 11,9 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahr nahm sie um 1 Prozentpunkt ab. Die anteilige SGB
III-Arbeitslosenquote belief sich im Jahresdurchschnitt 2010 auf 3,5 Prozent und die anteilige SGB II-
Arbeitslosenquote auf 8,3 Prozent. Die Quoten nahmen gegenüber dem Vorjahr um 0,6 und 0,5 Pro-
zentpunkte ab.
Unterbeschäftigung
In der Unterbeschäftigungsrechnung nach dem Konzept der BA sind neben den Arbeitslosen die Per-
sonen enthalten, die an entlastenden Maßnahmen der Arbeitsmarktpolitik teilnehmen oder zeitweise
arbeitsunfähig erkrankt sind und deshalb nicht als arbeitslos gezählt werden. Damit wird ein umfas-
senderes Bild vom Defizit an regulärer Beschäftigung in einer Volkswirtschaft gegeben. Realwirt-
schaftlich (insbesondere konjunkturell) bedingte Einflüsse können besser erkannt werden, weil der
Einsatz entlastender Arbeitsmarktpolitik zwar die Arbeitslosigkeit, nicht aber die Unterbeschäftigung
verändert.
Im Jahresdurchschnitt 2010 belief sich die Unterbeschäftigung (ohne Kurzarbeit) auf 336.582. Gegen-
über dem Vorjahr hat sie sich um 26.763 oder 7,4 Prozent verringert. Dabei standen Zuwächse zum
Beispiel bei Maßnahmen zur Aktivierung und beruflichen Eingliederung und geförderter Selbständig-
keit. Abnahmen gab es bei Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen und Arbeitsgelegenheiten.
Jahresrückblick Ausbildungsmarkt 2009/2010 – Positive Bilanz zum Ende des Berufsbera-
tungsjahres
Die Bilanz des Berufsberatungsjahres 2009/2010 am 30. September 2010 zeigte, dass sich die Lage
auf dem Ausbildungsmarkt erneut verbessert hatte, wenngleich die Gesamtzahl der gemeldeten Be-
werber (22.849) noch immer die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen (20.840) überstieg.
Demografiebedingt zeigte sich die Bewerberzahl insgesamt rückläufig. Die Zahl der gemeldeten be-
trieblichen Berufsausbildungsstellen stieg, trotz der zu Beginn des Beratungsjahres schwierigen wirt-
schaftlichen Situation. Die Anzahl der noch unbesetzten Berufsausbildungsstellen (668) lag über dem
Vorjahresniveau und überstieg die Zahl der unversorgten Bewerber (607).
Zum Ausbildungsmarkt
Der Ausbildungsmarkt ist auch im so genannten "fünften Quartal" noch in Bewegung. Oberstes Ziel ist
es, jedem ausbildungswilligen und -fähigen Jugendlichen ein Angebot für eine Ausbildung oder Alter-
native zu geben. Bis Mitte Dezember konnte die Zahl der noch unversorgten Bewerber bereits deutlich
reduziert werden (351). Den jungen Menschen, die noch auf der Suche sind, stehen ausreichend Al-
ternativen zur Überbrückung bis zum nächsten Ausbildungsbeginn zur Verfügung, die sofort besetzt
werden können. Dazu gehören Einstiegsqualifizierungen oder auch Maßnahmen zur Berufsvorberei-
tung (BvB).
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