1. Pressemitteilung
Nr. 37/ 2010 Chemnitz, 26. Oktober 2010
Positive Bilanz für den
sächsischen Ausbildungsmarkt
Am Ende des Berichtsjahres 2009/2010 sind nur noch knapp 600 von 22.849
Bewerbern ohne Ausbildungsplatz. Diesen Bewerbern stehen noch rund 700
unbesetzte Ausbildungsplätze gegenüber.
„In den vergangenen zwölf Monaten gelang eine erfolgreiche Vermittlung von Ju- Überblick
gendlichen in Ausbildung. Am aktuellen Rand gibt es mehr unbesetzte Berufsausbil-
dungsstellen als unversorgte Bewerber. Das starke Engagement der Berufsberater
und Ausbildungsvermittler zahlt sich auch in diesem Jahr wieder aus. Trotzdem war-
ne ich vor zu großer Euphorie, denn es gibt immer noch 607 Jugendliche, die nach
einem Ausbildungsplatz suchen“, erklärt Jutta Cordt, Vorsitzende der Geschäftsfüh-
rung der Regionaldirektion Sachsen der Bundesagentur für Arbeit (BA).
Bis Ende September haben insgesamt 22.849 Mädchen und Jungen mit Hilfe der
Arbeitsagenturen und Grundsicherungsträger einen Ausbildungsplatz gesucht. Das
ist im Vergleich zum Vorjahr ein Rückgang um 16,4 Prozent (minus 4.467). Aktuell
sind noch 607 Bewerber auf der Suche nach einem betrieblichen Ausbildungsplatz
oder einer Alternative zur betrieblichen Ausbildung. Vor einem Jahr waren es noch
693 Jugendliche.
Noch vor wenigen Jahren haben doppelt so viele Jugendliche mit Hilfe der Bundesa- Bewerbernachfrage
gentur für Arbeit eine Ausbildung oder eine Alternative zur betrieblichen Lehre ge-
sucht (Jahr 2007: 47.741).
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2. Für diesen enormen Bewerberrückgang gibt es vor allem einen Grund:
Die demografische Entwicklung hinterlässt Spuren in der Zahl der Schulabgänger. In
2005 waren noch rund 53.200 Schulabgänger zu verzeichnen und in diesem Jahr
waren es nur noch rund 25.000. Besonders starke Rückgänge verzeichnen in Sach-
sen die Schulabgänger mit Realschulabschluss. „Im nächsten Jahr werden wir in
Sachsen die Talsohle bei den Abgängerzahlen erreichen. Ich rechne 2011 mit weni-
ger als 23.000 Schulabgängern und aus diesem Grund müssen sich die Betriebe auf
weiter rückläufige Bewerberzahlen einrichten“, so Cordt.
Im vergangenen Ausbildungsjahr haben die sächsischen Unternehmen insgesamt Ausbildungsange-
16.400 betriebliche Ausbildungsstellen gemeldet. Das sind 1,5 Prozent mehr als bot
September 2009 (plus 247). Den noch nicht vermittelten Bewerbern stehen 688 un-
besetzte Ausbildungsplätze gegenüber. Im Vorjahr waren zur selben Zeit 434 betrieb-
liche Ausbildungsstellen unbesetzt.
Gründe für den Anstieg der betrieblichen Ausbildungsangebote liegen vor allem im
anhaltenden Fachkräftebedarf. Hinzu kommt, dass im letzten Jahr viele Unternehmen
auf Grund der Wirtschaftskrise in puncto Ausbildung eher zögerlich waren. „Durch die
Wirtschaftskrise ist der Bedarf im Vorjahr leicht zurückgegangen, da Betriebe vorerst
auf Ausbildung verzichtet haben und die wirtschaftliche Entwicklung abwarteten.
Aktuell zieht die Wirtschaft wieder an und Betriebe bei denen sich die Nachwuchsge-
winnung in den letzten Jahren als schwierig dargestellt hat, setzen verstärkt auf Aus-
bildung. Denn die strategische Sicherung der Fachkräfte ist ein wesentlicher Be-
standteil um wettbewerbsfähig zu bleiben und die Produktivität des Unternehmens zu
erhalten.“, erklärt die Arbeitsmarktexpertin weiter.
Aus Sicht der Schülerinnen und Schüler stand im vergangenen Berichtsjahr der Beruf TOP Ten
Verkäufer (1.579) ganz oben auf der Rangliste der Wunschberufe, gefolgt von Kauf-
mann im Einzelhandel (1.479), Bürokaufmann (1.087) und Koch (937). Die meisten
Ausbildungsstellen wurden für Einzelhandelskaufleute (971) gemeldet, gefolgt vom
Ausbildungsberuf Koch (954), Verkäufer (891) und Bürokaufmann (695).
Unter den Top Ten auf der Angebots- und Nachfrageseite befinden sich unter den
oberen vier Rängen die gleichen Berufe. Ein ähnliches Bild findet sich aber auch bei
den unversorgten Bewerbern und unbesetzten Ausbildungsstellen. Hier zeigt sich,
dass die fachlichen oder sozialen Kompetenzen der Schüler nicht mit dem Anforde-
rungsprofil der Betriebe übereinstimmen oder es an Mobilität auf der Bewerberseite
mangelt. Genau hier müssen wir, gemeinsam mit Schulen, Betrieben und Partnern,
künftig ansetzen.
Die Arbeitsmarktexpertin rechnet für das kommende Ausbildungsjahr mit einem kon- Berufsorientierung
stanten Ausbildungsangebot. „Bei weniger Schulabgängern können wir es uns nicht
mehr leisten, Potenziale unter den Ausbildungsbewerbern brach liegen zu lassen. Wir
müssen gemeinsam die Schüler dazu bringen, sich frühzeitig und intensiv mit dem
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3. Thema Berufswahl auseinanderzusetzen“ appelliert Cordt.
Berufsorientierung durch die BA beginnt zumeist in den Vorabgangsklassen. Berufs-
berater stellen sich in den Schulen vor und bieten Unterstützung an. Regelmäßig
finden in den Berufsinformationszentren interessante und nützliche Veranstaltungen
rund um die Themen: Berufswahl, Eignungstest, Vorstellungsgespräch statt.
Bei Absolventen mit schlechteren Noten und Jugendlichen ohne Schulabschluss stellt Alternativen zur
sich die Vermittlung nicht leicht dar. Für Mädchen und Jungen mit Defiziten finanziert betrieblichen Aus-
die Bundesagentur eine besondere Unterstützung. Um die Aufnahme, Fortsetzung bildung
oder den erfolgreichen Abschluss sicherzustellen, bieten die Arbeitsagenturen soge-
nannte ausbildungsbegleitenden Hilfen an. „Dieser Stützunterricht soll theoretische
oder praktische Schwächen außerhalb der Arbeits- oder Schulzeit ausgleichen, die
den Abschluss der Ausbildung gefährden. Der Vorzug ist: Den Betrieb und auch den
Jugendlichen kostet das keinen Cent – die Kosten übernehmen wir“, appelliert Cordt
zur Nutzung dieses Instrumentes.
Auch in diesem Jahr hält die Chefin der sächsischen Arbeitsagenturen ihr Wort, je-
dem Jugendlichen mindestens ein Angebot oder eine geeignete Alternative zur be-
trieblichen Ausbildung bereitzustellen. Das Angebot ist groß: Schülerinnen und Schü-
ler können an einer Einstiegsqualifizierung, berufvorbereitenden Bildungsmaßnahme
teilnehmen oder eine außerbetriebliche Ausbildung aufnehmen. Außerdem sind noch
zahlreiche betriebliche Einmündungsmöglichkeiten gegeben.
Die Zahl der gemeldeten Bewerber ging im Vorjahresvergleich in allen Agenturbezir- Entwicklung in den
Agenturbezirken
ken zurück. Den stärksten Rückgang gab es im Agenturbezirk Zwickau (minus 24
Prozent), gefolgt von Plauen (minus 22,6 Prozent) und Leipzig (minus 19,9 Prozent).
Das betriebliche Ausbildungsangebot hat sich in den Agenturbezirken unterschiedlich
entwickelt. In Pirna (minus 8,6 Prozent), Zwickau (minus 8,3 Prozent), Bautzen (mi-
nus 5,7 Prozent), Plauen (minus 5,3 Prozent) und Riesa (minus vier Prozent) ging die
Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen zurück. In allen übrigen Agenturbezirken
liegt ein Zuwachs an gemeldeten Ausbildungsstellen vor (plus 13,1 Prozent in
Annaberg-Buchholz und 9,2 Prozent in Oschatz). „Auffällig ist, dass in einigen Regio-
nen die Zahl der Ausbildungsstellen deutlich zurückgegangen ist. Der Ausgleich zwi-
schen Angebot und Nachfrage bleibt eine der Herausforderungen für die Zukunft.
Bewerber die regional und auch hinsichtlich des angestrebten Berufs flexibel sind,
erhöhen ihre Chancen“, erklärt Cordt abschließend.
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