1. Pressemitteilung
Nr. 28/2012–31.07.2012
Der Arbeitsmarkt im Juli
Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt schwächt
sich weiter ab
Arbeitsmarkt weiterhin intakt
Arbeitslosigkeit saisonbereinigt leicht gestiegen
Ausbildungsmarkt mit Risiken
Die Arbeitslosigkeit in Hessen ist wie für einen Juli saisontypisch gestiegen. 182.465
Frauen und Männer waren in diesem Monat ohne Arbeit. Das sind rund 7.300 oder
4,2 Prozent mehr als noch im Juni. Verglichen mit dem Vorjahr sank die Zahl
nochmals um 2,0 Prozent (3.730). Saisonbereinigt bedeutet dies einen Anstieg von
1.000.
Die Arbeitslosenquote stieg zum Vormonat um 0,2 Prozentpunkte auf 5,8 Prozent im
letzten Jahr lag die Quote noch bei 6,0 Prozent.
Der Anstieg betrifft in erster Linie den Rechtkreis SGB III (Arbeitslosenversicherung)
mit 11,5 Prozent (Rechtskreis SGB II: +0,9 Prozent). Speziell der Anstieg der
Arbeitslosen im Rechtskreis SGB zum Vorjahr um 4,2 Prozent ist als Frühindikator für
eine sich sukzessive abschwächende Konjunktur zu interpretieren.
Jugendarbeitslosigkeit steigt wie jeden Sommer
„Die Entwicklung auf dem hessischen Arbeitsmarkt bleibt leicht hinter unseren
Erwartungen zurück. Der Anstieg der Arbeitslosenzahl liegt höher als im Schnitt der
letzten fünf bzw. zehn Jahre. Besonders die Zahl junger Menschen unter 25 Jahren
hat sich nach oben entwickelt. Wie in jedem Jahr sind viele noch auf der Suche nach
einem Ausbildungsplatz oder warten auf den Studienbeginn. Gleichzeitig wurden
Azubis nach ihrem Ausbildungsende nicht übernommen und suchen jetzt nach einer
Festanstellung. Erfahrungsgemäß wird es aber in den nächsten Monaten mit Beginn
von Schule und Studium wieder zu einem Rückgang der Jugendarbeitslosigkeit
kommen“, so Frank Martin, Leiter der Regionaldirektion Hessen.
Etwa 21.000 junge Frauen und Männer sind derzeit arbeitslos gemeldet, rund 24,0
Prozent mehr als noch im Juni und 0,7 Prozent weniger als im Vorjahr.
Kaum Bewegung gibt es in diesem Monat bei den Über-50-Jährigen. Ihre Zahl bleibt
mit 53.473 im Vergleich zum Vormonat und zum Vorjahr weitgehend stabil.
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Regionaldirektion Hessen Pressesprecherin: Angela Köth Tel: 069 6670 418
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2. -2 -
Regierungsbezirk Kassel behält niedrigste Arbeitslosenquote
Auch im Juli 2012 bleibt der Regierungsbezirk Kassel an der Spitze. Die
Arbeitslosenquote liegt jetzt bei 5,6 Prozent (Regierungsbezirk Darmstadt: 5,8
Prozent, Regierungsbezirk Gießen: 5,9 Prozent).
Die höchste Arbeitslosenquote weist unverändert die Stadt Offenbach aus (10,6
Prozent.) Die niedrigste Arbeitslosenquote hat auch in diesem Monat Fulda (3,7
Prozent) gefolgt vom Hochtaunuskreis (3,9 Prozent).
Im Vergleich der 26 Kreise und kreisfreien Städte weisen erneut der Kreis Groß-
Gerau (+9,0 Prozent) sowie der Kreis Hersfeld-Rotenburg (+8,3 Prozent) im Vergleich
zum Vorjahr auffällig negative Entwicklungen auf.
Sozialversicherungspflichtige Beschäftigung wächst
Mit einem Anstieg der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung um 1,9 Prozent
im Mai 2012 im Vergleich zum Vorjahr liegt Hessen hinter dem Bund (2,1 Prozent)
und Westdeutschland (2,2 Prozent). Der hochgerechnete, vorläufige Wert beläuft sich
auf 2.278.300.
Mit dem größten Aufwuchs an Beschäftigung können die Branchen Erziehung und
Unterricht, Information und Kommunikation sowie das Gastgewerbe aufwarten.
Stellenmeldungen weiter rückläufig
Seit Jahresbeginn ging der Zugang an offenen Stellen im Vergleich zum Vorjahr um
12,2 Prozent zurück; der aktuelle Monat Juli weist mit -16,7 Prozent immer noch auf
eine deutliche und steigende Zurückhaltung der Arbeitgeber bei Neueinstellungen
hin, was nicht zuletzt auf die gesamtwirtschaftlichen Unsicherheiten zurückzuführen
ist. Der Bestand an Stellen konnte in diesem Monat mit etwa 36.700 leicht gesteigert
werden.
Ausbildungsmarkt: Immer noch mehr Bewerber als freie Stellen
Die Zahl der Bewerber/innen für das Ausbildungsjahr 2011/2012 ist im Monat Juli auf
41.218 angewachsen, das sind 5,6 Prozent mehr als im Vorjahr. Bisher wurden den
Agenturen für Arbeit in Hessen 34.159 Ausbildungsstellen gemeldet, und somit 0,8
Prozent weniger als noch im Juli 2011. Derzeit sind noch 11.280 junge Menschen als
unversorgt gemeldet, ihnen stehen 9.303 Stellen gegenüber. Auf jede offene
Lehrstelle kommen somit gut 1,2 unversorgte Bewerber/innen.
Die Zahl der unversorgten Bewerber/innen wird in diesem Jahr möglichweise höher
ausfallen als noch 2011, meint Frank Martin: „Es sieht derzeit danach aus, als ob die
Generalprobe für die G8 bedingten Doppeljahrgänge in den Jahren 2013 und 2014
durch die wirtschaftlichen Unsicherheiten überschattet wird. Wir gehen davon aus,
dass hierdurch die Anzahl der unversorgten Bewerberinnen und Bewerber leicht
ansteigt. Die deutliche Zurückhaltung der Betriebe bei den Neueinstellungen scheint
sich auch auf dem Ausbildungsmarkt niederzuschlagen. Ich appelliere im Hinblick auf
den Fachkräftebedarf an die Betriebe antizyklisch zu agieren und sich rechtzeitig
eigene Nachwuchskräfte zu sichern“.
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3. -3 -
Der Arbeitsmarkt in Hessen 2012 – Eine Halbjahres-Bilanz
Prognose für den hessischen Arbeitsmarkt 2012
Die RD Hessen erwartete in ihrer Prognose für das Jahr 2011 bei einem Wachstum
des BIP von plus 1,0 Prozent im Jahresdurchschnitt etwa 174. 000 Arbeitslose in
Hessen. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten sollte auf rund 2.251
Millionen steigen (Rückgang der Arbeitslosigkeit: 4,1 Prozent; Anstieg der
Beschäftigung: 0,5 Prozent). Im bundesdeutschen Vergleich wurde für Hessen wie
zuletzt eine leicht unterdurchschnittliche Entwicklung bei der
sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung erwartet.
Dazu Dr. Frank Martin, Leiter der Regionaldirektion Hessen:
„Der Rückgang der hessischen Arbeitslosenzahlen hat sich in den ersten sechs
Monaten diesen Jahres, wenn auch mit einer deutlich abschwächenden Dynamik, wie
erwartet entwickelt. Erste deutliche Eintrübungen zeigt die Entwicklung im zweiten
Quartal 2012. Mit den guten Rückgangszahlen zum Jahresbeginn kann der
Arbeitsmarkt nicht mehr mithalten. Wie sich das schwächere globale Wachstum auf
die deutschen Exporte auswirken wird und ob die ersten Anzeichen einer
Abschwächung der Binnenwirtschaft die Arbeitslosenzahlen im Jahresverlauf steigen
lassen, lässt sich erst in den nächsten Monaten seriös beurteilen. Die aktuellen
Entlassungen bei großen Unternehmen betreffen ebenfalls Hessen, sie sind
allerdings nicht primär auf negative konjunkturelle Entwicklungen zurückzuführen,
sondern Auswirkungen interner Probleme. Auf die Gesamtzahl der Arbeitslosen wirkt
sich dies allerdings nur wenig aus und bewegt sich im Bereich der üblichen
Fluktuation auf dem Arbeitsmarkt “.
Entwicklung der Arbeitslosigkeit von Januar bis Juni 2012
Die Entwicklung in den ersten sechs Monaten des Jahres 2012 entspricht bisher den
Prognose-Erwartungen. Im Vergleich zum Vorjahr (Januar bis Juni 2011) sank der
Bestand der Arbeitslosen um 4,9 Prozent (190.457 auf 181.179). Hessen liegt damit
über dem Wert der westdeutschen Bundesländer mit einem Rückgang von 4,5
Prozent und leicht unter dem gesamtdeutschen Wert von 5,1 Prozent.
Den stärkeren Rückgang kann der Rechtskreis SGB II (Arbeitslosengeld II) mit -5,7
Prozent verzeichnen; im Vergleich zu 3,1 Prozent weniger im Rechtskreis SGB III
(Arbeitslosenversicherung).
Bei den Personengruppen, die im besonderen Fokus stehen, zeigt sich im Vergleich
zum Bund und den westdeutschen Ländern eine ebenfalls rückläufige Entwicklung.
Die Zahl junger Menschen unter 25 Jahren ging um 3,6 Prozent (Bund: -4,7
Prozent; West: -2,8 Prozent) zurück. Ebenfalls rückläufig ist die Zahl der Arbeitslosen
über 50 Jahren: 3,2 Prozent weniger als im Vorjahr (Bund: -2,6 Prozent; West: -2,4
Prozent.). 5,5 Prozent der Schwerbehinderten konnten ihre Arbeitslosigkeit beenden
(Bund/West: -3,4 Prozent. Mit einem Rückgang von 10,0 Prozent bei den
Langzeitarbeitslosen überholt Hessen den Bund mit -5,3 Prozent und
Westdeutschland mit -7,8 Prozent.
Die Unterbeschäftigung (ohne Kurzarbeit) liegt mit -7,7 Prozent (Bund/West: -8,3
Prozent) unter dem Wert des Vorjahres. Zur Unterbeschäftigung zählen auch
Personen, die zum Beispiel an entlastenden Maßnahmen der Arbeitsmarktpolitik
teilnehmen oder aus anderen Gründen nicht als arbeitslos gelten.
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4. -4 -
Entwicklung der gemeldeten offenen Stellen
Der Bestand der gemeldeten Stellen ist im Vergleich zum Vorjahr leicht gestiegen:
1,3 Prozent. Im Durchschnitt wurden im ersten Halbjahr 2012 somit rund 36.300
Stellen erfasst. Die meisten Stellen - rund 10.330 - können dem Bereich Produktion
und Fertigung zugerechnet werden. Einen hohen Anteil haben ebenfalls der
Gesundheitsbereich mit rund 5.430 Stellen sowie Handel (rund 5.410) und Logistik
(rund 5.580). Bei der Analyse der Zugangs- und Abgangsdaten zeigt sich jedoch,
dass auch hier die Dynamik weiter nachlässt. Im Vorjahresvergleich ging die Zahl der
gemeldeten Stellen deutlich um rund 10.000 (11,0 Prozent) zurück.
Entwicklung der Sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung
Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten betrug zum Stichtag
31.12.2011 2.272.500. Das sind 2,5 Prozent mehr als zum Vorjahresquartal. Die
hochgerechneten Werte für Mai 2012 lassen nochmals einen Anstieg um rund 6.000
Beschäftigte erkennen; jedoch bleibt die Entwicklung hinter den bundesdeutschen
Zahlen zurück.
Die Beschäftigungsquote lag 2011 in Hessen bei 52,0 Prozent, dabei konnte die
Beschäftigungsquote Älterer einen stetigen Anstieg verzeichnen.
Die Zahl der beschäftigten Ausländer lässt keine Aussagen zu Wanderbewegungen
aus den von hoher Arbeitslosigkeit betroffenen Ländern wie Spanien, Italien oder
Griechenland zu. Lediglich für polnische Staatsbürger lassen sich im
Vorjahresvergleich mit Beginn der Freizügigkeitsregelung signifikante Zuwächse in
Höhe von rund 5.000 Beschäftigten beobachten.
Grafik: Beschäftigungsquoten für Hessen in Prozent (2011)
15 bis unter 65 Jahre 50 bis unter 65 Jahre 55 bis unter 65 Jahre 60 bis unter 65 Jahre
60,0
52,0
50,0 48,3
45,9
40,0
38,0 38,6
30,0 30,2
26,3
20,0
17,1
10,0
0,0
2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011