1. ds-press . Inhaber Dr. Dieter Simon · Am Feldschlössel 26 . D - 77855 Achern
Tel. 07841 / 2 68 89 . Fax 29 660 . www.ds-press.de . info@ds-press.de
Terroir – was den Weinen Prägung gibt
Blick in einen Weinberg in Waldulm, sowie in einen Steinbruch ganz in der Nähe.
Was macht eigentlich die Qualität eines Weines aus? Sicherlich nicht nur die Öchslegrade, die
dem deutschen Weingesetz als Maßstab dienen, sowie die Qualitätsweinprüfung, die
ungenügende und fehlerhafte Weine aussortiert. Denn es gibt mehr, viel mehr, was einen Wein
ausmacht, was ihm die natürliche Geschmacksausprägung gibt, was ihn sprechen lässt, was
seine Seele offenbart. Gemeint ist: das Terroir!
Der Begriff kommt aus dem Französischen und bedeutet wörtlich der (Acker)Boden, im
übertragenen Sinn auch die Herkunft oder Heimat. Beim Wein ist Terroir die emotionale
Wahrnehmung der Natur auf der
Zunge: die Geologie, Topographie,
Klima, Boden, sowie dessen
Tiefgründigkeit und Feuchtigkeit,
kurz das Zusammenspiel aller
natürlichen Faktoren, die seinen
Charakter geprägt haben, alles, was
ihn zu einem eigenständigen
Produkt eines einzigartigen Ortes
gemacht hat. Oder, wie der bekannte
Martin Schmidt, Weingut Friedrich Kiefer (links): Es
Weinautor Stuart Pigott es kommt darauf an, was der Winzer aus den
ausdrückt: Terroir ist der Faktor X. Gegebenheiten macht. Leopold Schätzle (rechts):
Richtig mit dem umgehen, was die Natur uns schenkt.
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Terroir – was den Weinen Prägung gibt -2-
Hinzu kommen Rebsorte und Alter des Weinstocks, wie tief er wurzelt, was er aus der Tiefe
hervorbringt, und auf jeden Fall die Hand des Winzers, wie er es versteht, aus allen diesen
Gegebenheiten eine Prägung zu formen, seine Erfahrung, sein Wissen und Können, seine
Leidenschaft und sein Fingerspitzengefühl.
Wir haben uns in Baden umgesehen, nach solchen Tropfen, die nach dem schmecken, wo sie
gewachsen sind. Sehr überzeugt hat ein 2007 Malcher Ölbaum Grauburgunder Kabinett vom
Weingut Bös in Malsch (1):
gehaltvoll, fruchtig, schmelzig,
voller Ausdruckskraft der
kalkhaltigen Tonböden. Auch der
2007 Weißburgunder vom Weingut
Jägle in Kenzingen (2) zeigt sehr
feine Terroir-Eigenschaften: eine
sehr schön ausgeprägte Mineralität
mit gut austariertem Süße-Säure-
Spiel, kraftvoll und doch von feiner
Eleganz. Man spürt die Bernhard Jägle (links): Unser Geheimnis sind fast 40-
tiefgründigen Muschelkalk-Lehm- jährige Reben auf tiefgründigen Muschelkalk-Lehm-
Böden. Thomas Männle, Weingut Andreas Männle
Lössböden. Ebenso überzeugt hat (rechts): Die Qualität wächst im Weinberg. Im Keller
ein eleganter, feinnerviger 2007 kann man sie nur erhalten.
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Terroir – was den Weinen Prägung gibt -3-
Riesling Kabinett aus der Lage Eichstetter Herrenbuck vom Weingut Friedrich Kiefer in
Eichstetten (3), der mit schöner Frucht und ausgeprägter Mineralität die leichten, kalkhaltigen
Lössböden am Ostrand des Kaiserstuhls widerspiegelt. In gleicher Weise individuell, aber auf
ganz andere Art, von den Granitverwitterungsböden, zeigt sich der 2006 Spätburgunder
Rotwein vom Weingut Andreas Männle in Durbach (4): ein Obstkorb voller Früchte mit zarter
Schokolade- und Kakaonote. Verführung pur! Mit feinen Kirscharomen und zarten Tanninen
umspielt der 2007 Spätburgunder Rotwein vom Weingut Leopold Schätzle in Endingen (5)
Zunge und Gaumen und lässt dennoch etwas spüren von seiner Herkunft, den Vulkanböden der
Kaiserstühler Toplage Endinger Steingrube. Ein Tropfen, der Lust macht auf mehr!
„Im Grunde besitzt jeder Winzer einen Wettbewerbsvorteil, weil wohl jeder Rebstücke hat, die
ganz individuelle Weine hervorbringen. Es kommt nur darauf an, dass der Winzer dies erkennt
und etwas Unverwechselbares daraus macht“, meint Martin Schmidt, Inhaber der Weinguts
Friedrich Kiefer in Eichstetten. „Wichtig ist, dass der Winzer richtig mit dem umgeht, was die
Natur ihm schenkt. Das fängt schon im Weinberg an. Es sind Boden, Klima und das Händchen
des Winzers, welche alle zusammen die Eigenheit des Weines ausmachen“, betont Leopold
Schätzle aus Endingen.
Schön ist, dass engagierte Winzer Terroir-Prägungen mehr und mehr herausarbeiten, und wir
als Weinfreunde unter sehr individuellen Tropfen wählen können, um bewusst das zu
genießen, was die Natur uns bietet, und was einem persönlich schmeckt. Adressen der
genannten Winzer unter www.best-of-baden.de. Von der EU kommt übrigens der Anstoß,
den typischen Herkunftseigenschaften auch in der Weinbezeichnung mehr Gewicht zu
geben. Wie das in deutsches Recht umgesetzt werden soll, ist allerdings noch offen. Man
kann sich sogar an der Diskussion beteiligen. Text und Bilder: Dieter Simon